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EINE REISE MIT DEM WIND - mit dem Norderneyer Windsurfprofi Dennis Müller

Der Kontakt zum Leistungssport beschränkt sich für die meisten von uns größtenteils auf Fußball gucken. Nur alle vier Jahre während der Olympischen Spiele bricht auf breiter Ebene Begeisterung aus für die zahlreichen faszinierenden Randsportarten. Wie dort ein solch spektakuläres Leistungsniveau erreicht werden kann, darüber macht sich kaum ein Zuschauer Gedanken. Denn um sich im erforderlichen Maß auf den Sport zu konzentrieren, müssen Athleten und Athletinnen ihren Alltag finanzieren - von den Kosten für Wettkampfreisen, Material und Training ganz abgesehen. Leistungssport auf höchstem Niveau funktioniert in vielen Sportarten nur mit Unterstützung von Sponsoren. Dennis Müller lebt seit sechs Jahren auf Norderney und zählt zur Elite der deutschen Windsurfer. 2018 hat er den Schritt in den Profisport gewagt mit einem innovativen Konzept. Zwei Jahre lang unternimmt er mit seiner Freundin Katrin Backer eine ‚Reise mit dem Wind‘, bei der er neben einem anspruchsvollen Wettkampfprogramm weniger bekannte Surfspots rund um den Globus erkundet und seine Erfahrung in einer Mischung aus Sport und Lifestyle weitergibt. Dabei unterstützen ihn neben seinen Materialsponsoren Gunsails, Patrik und Brunotti auch Partner von der Insel wie die Sparkasse Aurich-Norden, Freiraum Individualtraining, Inselhotel König und das Elefantenhaus - sowie allen voran die Reederei Norden-Frisia und Frieseneis.

Foto. Martin Pohl

Dennis Müller stammt aus Wesel am Niederrhein - nicht gerade eine ausgewiesene Hochburg des Surfsports. Mit sechs Jahren führt ihn sein Vater im Urlaub auf Fehmarn ans Windsurfen heran, mit seinem älteren Bruder fährt er an den Wochenenden regelmäßig zum Surfen an die holländische Küste. Mit zwölf Jahren nimmt er zum ersten Mal an einer Jugendregatta teil und surft seit 2004 beim Deutschen Windsurf-Cup (www.windsurfcup.de), der ranghöchsten Regattaserie in Deutschland. Als erste Berührung mit Norderney erinnert sich Dennis an eine Klassenfahrt im 4. Schuljahr. Später leistet er seinen Zivildienst in der Norderneyer Seeklinik. Dabei reift die Idee, komplett auf die Insel zu ziehen, um den Sport noch intensiver ausüben zu können. Seit 2013 arbeitet der gelernte Bankkaufmann bei der Sparkasse auf Norderney, leitet dort zuletzt das Privatkundengeschäft. Nachdem er 2017 mit einem Podestplatz in die vorderste Spitze des deutschen Windsurfsports vordringt, entschließt sich der heute 30-Jährige, den letzten Schritt zu wagen - und Vollprofi zu werden. Sein Arbeitgeber stellt ihn für zunächst zwei Jahre frei. Auch seiner Freundin, die auf der Insel bei Engel & Völkers arbeitet, bietet sich die Chance auf eine Auszeit. „Das hat mir die Entscheidung sehr erleichtert und ich bin dankbar dafür“, betont der sympathische Sportler. Im November 2018 haben Dennis und Katrin ihre abenteuerliche Tour begonnen - und die ‚Reise mit dem Wind‘ soll noch lange nicht enden.

„Die Sommermonate sind für die Wettkämpfe verplant - aber wir mussten überlegen, wie wir das Training im Winter gestalten“, erklärt Dennis. „Ich habe nach einem Weg gesucht, wie ich mich intensiv weiterentwickeln und dabei etwas von der Faszination des Surfens vermitteln kann - auch über den reinen Sport hinaus.“ So entstand die Idee für die Reise, deren Titel übrigens an ein Kinderbuch der Illustratorin Miriam Koch angelehnt ist. Die ersten Etappen im Winter 2018/2019 führen an die chilenische Pazifikküste, nach Südafrika sowie mit dem Bulli an die Küsten Frankreichs und Spaniens. Dennis trainiert, verfasst Revierberichte für Surfmagazine und dokumentiert seine Erfahrungen und Erlebnisse online bei Facebook und Instagram. Um die Fotos und Videos kümmert sich Katrin. In Chile begeistert die beiden die wilde Natur. „Ich bin dort einmal mit Delphinen gesurft, das werde ich nie vergessen“, sagt Dennis. Südafrika dagegen hinterlässt ein zwiespältiges Bild. „Wir haben dort zum Beispiel eine tolle Safari gemacht, aber auch das Elend in den Townships gesehen. In Deutschland wird oft viel gemeckert, dabei vergessen wir, wie unglaublich gut es uns hier geht.“ In Tarifa am südlichsten Zipfel Spaniens leben Katrin und Dennis mit ihrem Bulli wochenlang direkt am Strand. Später fahren sie entlang der Mittelmeerküste bis ins mondäne Monacco. „Es war ein ständiges Auf und Ab - eine Reise voller Kontraste.“

Seit Juni 2019 läuft für Dennis Müller die erste Wettkampfsaison als Vollprofi. Bei Redaktionsschluss ist gerade der Multivan Windsurf Cup in St. Peter-Ording zu Ende gegangen, bei der der Norderneyer in der Gesamtwertung den zweiten Platz belegt hat. Das Training auf der ‚Reise mit dem Wind‘ scheint sich auszuzahlen. International hat der Windsurfsport in den vergangenen Jahren eine spannende Innovation erfahren. Bei der neuen Trenddisziplin Foilen hebt eine speziell geformte Finne bereits bei vergleichsweise schwachen Winden das komplette Board mit hoher Geschwindigkeit aus dem Wasser. Ein futuristischer Anblick - als würden die Surfer über den Schaumkronen schweben. Dennis Müller hat sich das sportliche Ziel gesetzt bis 2020 konstant in der deutschen Spitze mitzufahren. „Wie es dann weitergeht, wird man sehen.“ Bei den Olympischen Spielen 2024 in Frankreich wird das neue Foil-Surfen möglicherweise ins Programm genommen. Allerdings qualifiziert sich immer nur ein einziger deutscher Windsurfer für Olympia. „Realistisch gesehen sind die Chancen bei der aktuellen Leistungsdichte daher gering - aber natürlich träumt man als Sportler davon, einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein.“ Den kommenden Winter verbringen Katrin und Dennis erneut in Übersee, zunächst in Brasilien, danach in Australien, Neuseeland und Bali. Wer die Reise der beiden mitverfolgen möchte, kann ihnen bei Facebook unter www.facebook. com/dennis.muller.1671 oder bei Instagram unter @einereisemitdemwind folgen.