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WattWelten Biodiversität

Ich schreibe aus dem Land der Hässlichen und für die Hässlichen, die Alten, (...) die Hysterischen, die Durchgeknallten. (...) Ich sage gleich, damit das klar ist: Ich entschuldige mich für nichts und ich werde nicht jammern. Ich würde meinen Platz gegen keinen anderen tauschen.

(Virgine Despentes, King Kong Theorie)

DEN MEISTEN VON UNS bleibt die bunte Vielfalt der Lebensformen, die uns umgeben, weitgehend fremd oder völlig unbekannt. Kein Wunder - häufig fehlen Berührungspunkte. Auf Norderney wirkt die Biodiversität der Meere und deren Bedeutung allgegenwärtig - wenn man genau hinschauen mag. Das Watt Welten UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum am Hafen leistet dabei wertvolle Unterstützung.

Foto. Uli Kunz

DER BLICK UNTER DIE OBERFLÄCHE offenbart auch in der Nordsee eine atemberaubende Artenvielfalt. Übersehen werden meist die eher kleineren Tiere, die jedoch in Bezug auf die Nahrungsketten und die Freisetzung von Nährstoffen eine enorme Bedeutung haben. Zudem überraschen diese Lebewesen oft mit kuriosem Aussehen und ungewöhnlichen Fähigkeiten. Die Meeresbiologin Dr. Valeria Bers, die 2019 die Leitung der Norderneyer Watt Welten übernommen hat, lüftet für uns einige Geheimnisse der faszinierenden Unterwasserwelt der Nordsee.

Foto. Uli Kunz

Der Schillernde Seeringelwurm [E] zum Beispiel gilt als ein Multitalent bei der Nahrungsaufnahme. Durch ein Schleimnetz in seiner Röhre fängt er Plankton. Zwei Kiefernzangen ermöglichen ihm zudem, auch kleinere Wattiere zu fressen. Wenn er zum Beutefang die Meeresbodenoberfläche abweidet, hinterlässt er geweihförmige Kriechspuren. Fadenschnecken [A] zählen zu den farbenprächtigsten Tieren der Nordsee. Sie sind Hermaphroditen - also Individuen mit weiblicher und männlicher Geschlechtsausprägung. Die fadenartigen Anhänge an ihrem Rücken dienen ihnen zur Verteidigung, indem sie die Nesselzellen der Polypen [B], die sie als Nahrung aufnehmen, darin einbauen und wie ein Schutzschild zur Feindabwehr nutzen. Seeanemonen [D] sind keine Blumen, sondern gehören zu den Blumentieren. An ihrem oberen Ende haben sie eine Tentakelkrone mit einer Vielzahl von Fangarmen mit Klebe- oder Nesselzellen. Als eine Art „Wegelagerer“ fangen sie zufällig vorbeikommende Tiere und transportieren sie in die Mitte der Tentakelscheibe, wo die Mundöffnung liegt. Die besonders hübschen Stilquallen [C] leben fest angeheftet an Felsen auf Algen oder Seegras. Sie erreichen bis zu fünf Zentimeter Größe und fangen mit ihren Tentakeln sogar kleine Krebstiere.

Foto. Uli Kunz

Vom unheimlich wirkenden Seeskorpion über Rote Bohnen, bei denen es sich nicht um Gemüse, sondern um Muscheln handelt, bis zum Grünen Meerringelwurm ließen sich viele weitere Beispiele nennen. Letztgenannter ist mit 20 bis 40 Zentimeter Länge der größte Wurm des Wattenmeeres. Er vermehrt sich im Frühjahr ab einer Wassertemperatur von sechs Grad. In der nächsten Voll- oder Neumondnacht gibt das mondfühlige Männchen massenhaft Sperma ab, das zum Boden absinkt und die von den Weibchen gelegten Eier befruchtet. Die Männchen sterben dann und werden im Spülsaum angespült. Faszinierende Welt der Natur. Die Norderneyer Watt Welten bieten jede Menge weitere Informationen zum Thema Biodiversität.

Foto. Uli Kunz

Die beeindruckenden Naturaufnahmen stammen übrigens von dem Meeresbiologen, Forschungstaucher und Fotografen Uli Kunz (www.uli-kunz. com). Seine Leidenschaft für die Ozeane teilt der Unterwasserabenteurer in Live-Shows, TV-Sendungen und Büchern. Auf seiner Homepage und bei YouTube sind zahlreiche Videos zu finden, die einen Eindruck von seiner spannenden Arbeit vermitteln.

WATT WELTEN - UNESCO-WELTNATURERBE WATTENMEER BESUCHERZENTRUM - Am Hafen 2 - 26548 Norderney - (04932) 2001 - www.wattwelten.de