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Kulinarischer Rundgang um selbiges Freibad

Wien, wo es isst Sieger im Badebuffet-Duell

Florian Holzer begibt sich auf die Suche nach kulinarischen Mikrokosmen in Wiener Grätzeln – im Sommer in Freibädern

Die Alte Donau ist die Adria Wiens, neun Strandbäder, dazu noch ein paar Kilometer Wildbadeplätze, da braucht’s schon ganz schön was zu essen.

Wobei das Strandbad selbst da wirklich nicht schlecht ausgestattet ist: Bis vor zwei Jahren gurkte das Buffet des Bades ja eher ein bisschen auf Nachkriegsniveau herum, ein bisserl sehr retro. Da war der unmittelbare Badekonkurrent – das Bundesbad Alte Donau mit seinem pittoresken Buffet-Pavillon am Wasser – besser aufgestellt, ein paar Schwimmzüge rüber zum kleinen West-Wasserzugang eine Überlegung wert. 2014 übernahm diesen Pavillon dann auch noch die junge Generation der Gastronomen-Familie Bitzinger, was einen Professionalisierungsschub mit sich brachte. Inzwischen scheint da aber eine gewisse Lässigkeit eingezogen zu sein, das afghanische Joghurt-Zitronen-Hühnchen entschuldigt nicht den panierten Pappendeckel aka „kleines Schnitzel“.

Vor zwei Jahren legte das Strandbad dann jedenfalls nach: Das öde Buffet wurde zur Donaubrise mit ganz schön attraktivem Angebot, freundlichem Personal, angenehmem Erscheinungsbild und erträglichen Preisen. Die Performance hier ist um Dimensionen besser als bei der Donaubrise am Gänsehäufel und die Portionen sind um eine Nuance preiswerter als im Schönbrunner Bad (gleicher Betreiber wie Donaubrise).

Und dass die frittierten Ährenfische vorige Woche in Schönbrunn nicht zu bekommen waren, wundert einen spätestens dann nicht mehr, wenn die Portion „Fisherman’s Frites“ am Strandbad-Tisch steht: ein halbes Kilo knusprig frittierter Fischlein, allein kaum zu schaffen.

Alle Pommes dieser Welt

Apropos allein: Die Donaubrise hat dann auch noch einen Take-awayAbleger ums Eck für typisches Bade-Streetfood, also Pommes in allen hippen Varianten, getrüffelt, aus Süßkartoffeln, mit Guacamole. Ein Cocktail-Standl gibt’s auch noch und eine Espresso-Bar mit dem eher abschreckenden Namen „Kaffeetschi“.

Wir halten fest: Der BundesbadBitzinger kann Lage am Wasser und architektonischen Reiz des Pavillons geltend machen; die Strandbad-Donaubrise kocht allerdings besser.

Angenommen, Essen steht vorher oder nachher auf der Agenda:

Das Brunchhouse am Irissee beeindruckt vor allem architektonisch. Das Seerestaurant von Architekt Kurt Schlauss, 1964 anlässlich der Gartenmesse WIG eröffnet, wurde vor etwas mehr als zehn Jahren vom koreanischen Kulturinstitut erstanden und renoviert. Die kulinarische Komponente übernahm zuerst das kleine koreanische Restaurant Arisu, dann das Brunchhouse, das amerikanisches Frühstück anbietet.

Nach dem Bade Sichuan

Ebenfalls eindrucksvoll, allerdings auch kulinarisch, ist das China Sichuan, schon seit vielen Jahren zuverlässig eines der besten China-Restaurants der Stadt und auch noch mit Koi-Teichen und Tee-Pagoden ausgestattet. Zu seiner Anfangszeit schickte China zahlreiche ausgezeichnete Köche in dieses Restaurant, von denen erfreulicherweise viele blieben und die chinesische Gastronomie Wiens weiterbrachten. Wem der Sinn nach Wurst, Paniertem und Frittiertem steht, wird

beim Buffet Christine glücklich, aber auch das Lokal im riesigen Sportcenter Donaucity ist seit zwei Jahren ganz gut: Das Oide Donau definiert sich als „Wiener Diner“, was sich in einer um Schnitzel und Kaiserschmarren ergänzten Diner-Karte äußert. Wirklich interessant wird’s aber mittags, denn da gibt’s echtes Essen wie gegrillten Lammrücken oder Zitronenhuhn um wenig Geld.

Fischbeuschel gegen die Hitze

Richtung Nordwesten werden die Distanzen etwas größer, aber der Weg lohnt sich: Etwa zum wunderbar schrägen Golfstüberl beim Minigolfplatz, wo man sommerlich-leichte Gerichte wie Zwiebelrostbraten, Blunzengröstel, Surschnitzel in Kürbispanade oder Kässpätzle zu VorKrisen-Preisen bekommt. Der Renner sind hier allerdings die Sachen vom Holzkohlengrill, allesamt garniert und mit Pommes, wie früher.

Der NEUERWirt erhielt vor vier Jahren ein Update, also ein gepflegt modernes Interieur und eine tadellos umgesetzte Wiener Küche, die Terrasse am Wasser war schon vorher super. Von Mittwoch bis Sonntag wird auch hier über Holzkohle gegrillt, Fisch, Fleisch und Geflügel.

Wenn man so weit gehen will, ist der Hupfer über den Birnersteg aber auch schon egal, denn hier ist der Birner, und der Birner ist einzigartig: ein uraltes Gasthaus, seit den 1920ern quasi unverändert, auf der Karte keinerlei Kompromisse an die Modernität, also gebackene Leber, Pusztaschnitzel und vor allem Fischbeuschelsuppe, der obligatorische Birner-Klassiker. Die „hängenden Gastgärten“ des Birner sind legendär, ein Tisch auf der Galerie direkt über dem Wasser heiß begehrt. Sonnenbrand und satt.

Das China Sichuan zwischen Koi-Teichen weiß seit Jahren zu überwältigen

GRAFIK: ARGE KARTO

Donaubrise

22, Arbeiterstrandbadstr. 91, tägl. 9–19.30 Uhr, www.donaubrise.at

Bitzinger im Bundesbad

22., Arbeiterstrandbadstr. 93, Tel. 0660/913 13 93, tägl. 8–19 Uhr, www.schankwirtschaft.at

Brunchhouse am Irissee

22., Arbeiterstrandbadstr. 122a, Tel. 0676/326 67 85, Mi–Fr 9–16, Sa, So 9–18 Uhr, www.brunchhouse.at

China Sichuan

22., Arbeiterstrandbadstr. 122, Tel. 01/263 37 13, Mo–Fr 11–14.30, 17.30–23, Sa, So 11–23 Uhr, www.thesichuan.com

Buffet Christine

22., Arbeiterstrandbadstr. 128, Tel. 0680/126 81 51, bei Sonne tägl. 10–24 Uhr

Oide Donau

22., Arbeiterstrandbadstr. 128, Tel. 01/263 27 38, tägl. 7.30–22.30 Uhr, www.oidedonau.wien

Golfstüberl

21., Arbeiterstrandbadstr., Tel. 01/263 65 65, Mo–Fr 10–21, Sa, So 9–21 Uhr, www.golfstueberl.at

NEUERWirt

21., Ferdinand-Kaufmann-Pl. 2, Tel. 01/263 23 17, Mo–Do 11–22, Fr, Sa 11–23, So 11–21.30 Uhr, www.neuerwirt.at

Strandgasthaus Birner

21., Obere Alte Donau 47, Tel. 01/271 53 36, tägl. 10–22 Uhr, www.gasthausbirner.at