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Noch eine Hotelbar, mit reichlich Attitüde und Ausblick

Mehr davon: City von oben

Wienerinnen und Wiener hatten Höhenangst. Einmal im Leben Türmerstube oder Riesenrad, das reichte. Gegessen oder getrunken wurde lieber zu ebener Erde. Versuche gab es, etwa das Café im obersten Stock des Herrengassen-Hochhauses bis in die 1960er-Jahre. Hier kann man auf die Innenstadt runterschauen:

Do & Co Mit dem Do & Co wurde 1989 der Wiener DachterrassenBann gebrochen. Nun wollten alle da rauf. Dass nicht alle raufgelassen wurden, war das Erfolgskonzept des Lokals. Die austro-asiatisch-mediterrane Linie hat sich übrigens seit damals kaum geändert.

1., Stephansplatz 12/Haas-Haus, Tel. 01/535 39 69, tägl. 12–15, 18–24 Uhr, www.docohotel.com

Sky Nächster Versuch: Beim Umbau des Steffl-Kaufhauses in den 1990ern wurde auch eine Bar und ein Terrassen-Restaurant im obersten Stock installiert. Trotz mehrfacher Versuche, hier eine attraktive Küche zu lancieren, blieb die große Zustimmung aus. Mittlerweile kocht man für Touristen ein Programm, das dem von Do & Co ähnelt.

1., Kärntner Str. 19/Steffl, Tel. 01/513 17 12-735, Mo–Sa 10–24, So, Fei 12–22 Uhr, www.skybox.at

Lamee Rooftop Das eigene (und damals irrsinnig aufwändig gestaltete) Restaurant wurde aufgegeben und ist heute ein Burger-Lokal. Die kleine, sehr bunte Dachterrassenbar behielt das Boutique-Hotel aber. Nett.

1., Lichtensteg 4, Tel. 01/532 22 40, täglich 16–1 Uhr, www.lameerooftop.com

Organics Sky Garden Seit einiger Zeit findet am Dach der niederösterreichischen Landesbank ein sommerliches Bar-Pop-up statt. Das regelmäßig die Dachterrassen-Rankings anführt, was aber natürlich auch daran liegen kann, dass es sich hier um eine Red-Bull-Promotion handelt.

1., Wipplinger Straße 2, Mo–Sa 17–24 Uhr, www.organicsskygarden.com

Das Schick Ein Ausflug in die 1960er: Das kleine Restaurant des Hotels am Parkring hat zwar keine Terrasse, vermittelt vom zwölften Stock aber trotzdem die Faszination, die der Ausblick auf Wien von oben damals vermittelt haben muss.

1., Parkring 12, Tel. 01/514 80-417, Mi–Sa, Fei 18–23 Uhr, www.das-schick.at

4000 weitere Lokale finden Sie im Lokalführer „Wien, wie es isst“. www.falter.at

„Eine Person, Bar!“ Anzugträger mit Funkgeräten begleiten einen auf diese Terrasse

FOTO: HERIBERT CORN

Von oben herab

Wieder ein neues Luxushotel, mit einer Bar, die ungewöhnliche Ausblicke ermöglicht

LOKALKRITIK: FLORIAN HOLZER

Im Jahr 1979 dachte sich die Milliardenerbin Caroline Rose Hunt, dass es eine neue Luxushotel-Kette bräuchte, und fing in Dallas an zu planen. Ein paar Häuser kamen im Laufe der Jahre noch dazu, 2011 erwarb dann der Hongkonger Milliardär Henry Cheng die Kette und ging gleich einmal groß einkaufen: The Carlyle in New York, Chancery Court in London, Hôtel de Crillon in Paris, gerade wurde auch das Schloss Fuschl im Salzkammergut gekauft.

Die ehemalige Zentrale der Erste Bank am Graben erwarb er schon vor ein paar Jahren, seit Anfang August ist das Luxushotel fertig. Und es hat auch ein Restaurant im Dachgeschoß, mit eigenem Eingang, tollem Ausblick, guter Küche, reichlich Brimborium und ziemlich blödem Namen, nämlich Neue Hoheit.

Die Preisspanne des Restaurants liegt jenseits dessen, was ich hier guten Gewissens empfehlen mag, allerdings gibt’s auch eine Bar, in der sich der Duft des Reichtums ebenfalls atmen lässt, aber halt um sehr viel weniger Geld.

Okay, als niederschwellig kann man auch die Bar nicht wirklich bezeichnen: Beim Eingang wirst du abgecheckt, bevor du in den Aufzug darfst, ein Funkspruch „eine Person, Bar“ geht nach oben. Dort erwarten dich dann drei ernste Menschen in schwarzen Anzügen, die dich auch nur in Begleitung die schmale Treppe zur Bar raufgehen lassen … Bitte, entspannt euch!

Wem bis dahin nicht die Lust vergangen ist, kommt nun allerdings auf seine Kosten: Denn erstens ist die Bar lässig, klein, dezent, klassisch, geschmackvoll, aus Holz, Leder und Marmor, so wie Hotelbars aussehen müssen. Und sie hat eine Terrasse: auch klein, nur vier Pulte und vier Tischchen, aber mit Blick in die

Neue Hoheit Bar 1., Tuchlauben 4, Mi, Do, So 17–24, Fr, Sa 17–1 Uhr, www.rosewoodhotels.com/en/vienna/dining/neue-hoheit-bar Bognergasse, über den Kohlmarkt, rüber zum Hochhaus, an der Peterskuppel vorbei zum Stephansdom, in die Dachterrassen-Apartments des Goldenen Quartiers, die man von unten gar nicht sieht.

Hinter der Bar steht Daniel, der zuvor im Hotel Fontenay an der Hamburger Außenalster mixte. Er arbeitet ruhig und konzentriert, verzichtet angenehmerweise auf Pirouetten und Attitüden. Seine Empfehlung für diesen heißen, schwülen Tag ist der Old Cuban: dunkler Rum mit Angostura, Limette und Zuckersirup auf Eis, abgeseiht und mit Champagner aufgegossen. Liegt hier gewissermaßen auf der Hand – und ist ziemlich gut. Die Pecannüsse mit Teriyaki-Kruste übrigens auch. Den Dirty Martini rührt er vorsichtig auf Eis, der Wermut-Anteil ist hoch, jener der Olivenlake auch, sehr gut. Wieder Nüsschen.

Die Drinks sind nicht billig, mit 20 Euro pro Stück muss man rechnen. Bekommt dafür aber einen tollen Cocktail und das sehr verführerische Gefühl von Luxus.

Resümee:

Eine kleine Hotelbar, der es zwar völlig an Entspanntheit fehlt, aber nicht an Atmosphäre, guten Cocktails und tollem Ausblick.