3 minute read

Falter-Freibad Sommerserie im Strandbad Alte Donau

Strandbad Alte Donau

geöffnet bis 18. September von 9 bis 19.30 Uhr, am Wochenende ab 8 Uhr

Anreise

Am besten mit der U1 zur Station Alte Donau, dann mit dem Bus 20A/B oder ewig zu Fuß

0,6–1,4 Meter

tief sind die Becken

Mit anderen Worten: Man kann stehen

1918

wurde das Bad eröffnet

und 1960/61 umgebaut. Retro!

3,50 Euro

kostet ein Sangria-

Slushy. Wirklich gut ist der aber nicht

3,4 Hektar

groß ist das Areal. Schattenplätze genug

Das bessere Gänsehäufel?

Donauschwimmen und Chlorbaden – im Strandbad Alte Donau geht beides. Und dazwischen genügend Schatten für Tausende. Teil 8 der Falter-Freibad-Sommerserie

MAGDALENA RIEDL

Es sind so lange acht Minuten von der U-Bahn-Station Alte Donau bis zum gleichnamigen Strandbad. Ein verheißungsvolles Freibad reiht sich hier ans andere, der Bus fährt nur alle 20 Minuten, die Sonne brennt, Bäume fehlen.

Manche schwimmnudel- und badetaschenbepackten Familien biegen ermattet ins näher gelegene Bundesbad Alte Donau. Das betreibt nicht die Stadt, sondern die Republik, es ist ungefähr gleich groß, hat aber keine Schwimmbecken. Also stellen wir uns noch den letzten Metern Gehweg. Kurz vorm Kollaps winkt der Eingang ins städtische Paradies.

Und vor einem Kabinenkomplex aus den 60er-Jahren eine radlertrinkende Damenrunde. Eine Frau mit weißen Haaren und flotter Sonnenbrille kenne mittlerweile fast alle Kabinenmieter. Seit 22 Jahren komme sie her. „Heuer schon 65-mal. Es ist einfach gemütlicher und gemeinschaftlicher als das Gänsehäufel. Dort ist es mir zu groß.“ Von den hiesigen Kabinen aus übersieht man den gesamten Badestrand. Eltern ermöglicht das einen entspannteren Badetag.

Die Liegewiese des Strandbads Alte Donau ist nach der beschwerlichen Anreise reizlos, ehestmöglich muss der Schweiß runter. Über den Kiesstrand watet man zur Donaumitte, beim Blick zurück auf den weißen Kies stellen sich Urlaubsgefühle ein, aber Achtung: Badende teilen sich das Wasser mit einer fünfköpfigen Schwanenfamilie, die hier ihre Runden zieht und im Zweifel ihr Revier verteidigt. Wem der fischige Duft des Donauwassers zu naturnah ist, der muss nur dem strengen Chlorgeruch folgen. Hinter dem Kabinenkomplex eröffnet sich die dreiteilige Beckenlandschaft des Bads: links das Kinderbecken mit silberner Babyelefantenrutsche. Mittig das Mehrzweckbecken, in dem Kinder aufeinanderklettern, eins, zwei, drei übereinander, bevor der Turm in sich zusammenfällt. Rechts das Sportbecken, das sich zum Längenschwimmen nicht empfiehlt. Weil sich die wenigsten Gäste an die Bahnenverkehrsordnung halten, schwimmt, wer schwimmen will, im Zickzack. Neun Bademeister sorgen für Sicherheit, zumindest laut Dienstvertrag, Unruhen sind im Strandbad selten. Den Badebetrieb leitet Herr Davidek, wenn er nicht im Büro sitzt, wird er überall gebraucht, teilt Nadel und Pinzette für eingezogene Splitter aus oder beDie Falter-Freibad- antwortet drängende Fragen

Sommerserie. zu Wetter und Kästchen.

Diesmal: „Unser Bad gibt es seit Strandbad Alte Donau 1918, an Hitzetagen kommen bis zu 5000 zum Schwimmen.

Wöchentlich erkunden Manche schon seit 40 Jahwir Wiener Freibäder – als ren.“ Ein Satz, so viel Inhalt, Badegäste und kulinarisch. die nackten Fakten hat sich Nächste Woche: Herr Davidek zur Sicherheit Stadionbad auf einem Zettel notiert. Seinen Vortrag unterbricht eine ältere Dame, sie möchte eine Kabine für die nächste Saison, das Stadionbad sei zu laut geworden. Herr Davidek drückt ihr eine Telefonnummer in die Hand. „Unsere größte Konkurrenz ist aber das Gänsehäufel. Das Bundesbad nebenan hat keine Becken, nur den Flusszugang. Alle, die das nicht mögen, kommen zu uns.“

Spiel-, Volleyball- und Fußballplatz sind im Eintrittspreis enthalten, sieben Minuten im Riesentrampolin kosten 2,50 Euro. An diesem Donnerstagnachmittag ist das Trampolin trotz 32 Grad Außentemperatur voll, das Strandbad ist eben familienfreundlich. Mit Schwimmflügeln und pinken Aufblasflamingos bewaffnet sausen Kniehohe über das 34.000 Quadratmeter große Gelände. „Aber wir haben auch ruhigere Fleckchen“, meint Davidek.

Im geschlechtergetrennten FKK-Bereich lässt sich eine Seniorinnengruppe braten, ums Eck strömt der Duft ätherischer Öle und Meditationsmusik. Eine Massagetherapeutin hat ihren Tisch aufgeschlagen und knetet um 28 Euro à halbe Stunde Verspannungen weg. „Urlaubsgefühl pur“, sagt Davidek. Dem Strandbad Alte Donau mangelt es an weitererzählwürdigen Alleinstellungsmerkmalen, es ist VIGNETTEN: PM HOFFMANNder gute Kompromiss für alle. Auf der in die Jahre gekommenen Damentoilette hält eine junge Frau den Kopf unter den Wasserhahn. Sie hat ihren Bikini vergessen. „Ich kühl’ mich einfach so ab, dann hab ich’s trotzdem fein.“ Nochmal heim, das Badezeug holen, käme für sie nicht infrage. „Den Hitzeschlag vom Hinweg tu ich mir nicht nochmal an.“ F