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Die Kollegen: Wir haben gerade erfahren, dass Du mit Kelsdesign aus Ehrenfeld weggehst. Und das als echter Ehrenfelder. Warum?

Kels: Weil die symbiotischen Zwecke, die hier im Sound of Cologne vorherrschen sollten, dass also ganz viele Menschen ganz viel umtriebiges Zeug zusammen machen, sich hinter abgeschlossenen Türen auf langen Gängen verlieren. Du bist hauptberuflich Designer, aber auch bekannt als DJ & Musiker. Ist Köln noch die richtige Stadt für Musik, muss man nicht eigentlich nach Berlin?

Ganz im Gegenteil. Köln war schon immer eine Musikstadt, ne Innovatorenstadt – und das wird sie auch weiterhin bleiben. Man muss nur einfach richtig hinschauen, um diese Tradition zu finden. Wohin?

Ich glaube, dass viele Leute, eigentlich wie im richtigen Leben, lernen müssen, hinzuhören und hinzuschauen – auch bei Musik. Wenn man natürlich nicht die Zugänge bekommt, sich mit Musik auseinanderzusetzen, oder auch mit Design und Kunst, dann kann man sich nur „verbilden“. Wer ist Dein nicht verbildetes Publikum?

Menschen zwischen 18–58 … Ein Traum für Marktforscher!

Ich mache Musik für alle, die tanz- und soulaffin sind. Musik für das Herz und die Hüfte. Und wenn man nun genau hinschaut, wen findet man in Köln, der Musikstadt?

Ehrenfeld – ein Requiem? Dirk Wilhelm Kels alias DJ Fangkiebassbeton über den Verlust von Wärme in Ehrenfeld. Interview/Text: Prasanna Oommen, Foto: Tanja Steffen

Was wäre Ehrenfeld ohne Leute wie den „Kels“? Ehrenfeld hat einen wie den Kels verdient, einen „Echten“, DEN Ehrenfelder. Doch den Kels hält nichts mehr in Ehrenfeld. Nicht mal mehr das 4711Haus. Wir wollten wissen, warum so einer ein „Emmi“1 ist und sprachen an seinem letzten Tag im Sound of Cologne-Haus2 mit ihm über die Kölner Musikszene, das aufstrebende Ehrenfeld und darüber, welche Legende über den Heliosturm tatsächlich wahr ist. 74

Leute wie Jörg Kühnel, der mit seinem „Brave George Music“ gutes Label Mangement betreibt (hat Sharon Jones & The Dap Kings aus New York unter Exklusiv- Vertrag für Deutschland, die Red.) oder auch Oliver „Olski“ Felbert von „MPM Records“. Das sind Leute, die ganz viel für die zeitgenössische Musiktradition in Köln tun. Wenn man nun speziell nach Ehrenfeld schaut: Gibt es hier eigentlich einen organisierten Zugang zu elektronischer Musik, ausser über Parties, zum Beispiel auch über Orte?

Generell ist Musikkultur in Köln nicht mehr so stark verortet, wie es früher war übers Liquid Sky, zum Beispiel. Zwar wird es im Kleinen in bestimmten Umfeldern noch so gelebt, doch es überträgt sich nicht als Welle. Das trifft für Soul, Funk und elektronische Musik in Köln zu. Diese Musik wird nur über Parties wahrgenommen. Würde es sich denn lohnen, in Ehrenfelds Musikszene zu investieren und einen solchen Ort gegebenenfalls zu schaffen?

Das würde sich in jedem Fall lohnen. Die Leute von „la nuit de Funk“, die ja das Schnittfeld von Funk-Musik zur Elektronik anbieten, versuchen ja seit einiger Zeit in den Bahnbögen einen eige-


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