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das soziale Lebewesen

Jeden Tag gespannt sein – die Bar Zoo wünscht das Zusammenund Aufeinandertreffen von Menschen unterschiedlicher Couleur. So ist man gespannt, wer morgen kommt. Interview: Matthias Knopp, Prasanna Oommen Text: Matthias Knopp Fotos: Stefan Ditner

Anfang: Die Idee war anfangs sofort, keine normale, sondern vielmehr eine aktive Bar zu sein. Ein Ort für Leute, die an Kunst und Kultur interessiert sind. Egal wie, egal ob zu wissen: Das klappt/das klappt nicht. Das war die große wichtige Sache. Keine kalte Bar. Eine warme Bar, wo die Leute bleiben wollen. Zufrieden werden und bleiben. Weg: Das Zoo wurde uns in die Passage gelegt, zufällig oder schicksalhaft, wenn man so will. Alles war gut gemacht für diese Bar damals. Sie ist nicht extra für oder extra in Ehrenfeld gemacht. Der erste Fußtritt hier hinein war sofort positiv belegt, der Ort, die Farbe... – das musst du machen, weißt du dann. Sofort. Schön: Dass es Ehrenfeld ist, war und ist wichtig. So sehr Ehrenfeld auch an schlechtem Geschmack leidet und so sehr wir ebenso andere Stadtteile mögen. In Ehrenfeld entsteht unsere Musik. In Ehrenfeld kannst du dich verstecken. Kannst du flanieren. Ehrenfeld ist vom Flair her, von den Leuten, von deren Mentalität, anders – man kann das nicht mit der Kölner Südstadt zum Beispiel vergleichen. Ehrenfeld ist underground, es ist schön, aber nicht hübsch.

Zoo: Der Name war schon da, genauso wie die Fassade. Jemand anders hat die Bar einige Zeit vor uns eröffnet; etwas kneipenartiges war schon immer dort. Zoo bedeutet Verschiedenheit: Wie der Zoo eine große Artenvielfalt beheimatet, beherbergt das Zoo temporär jeweils eine große Leutevielfalt. Früher war die Bar eher verrufen; natürlich kommen auch heute noch manchmal komische Typen rein (das Vorhaben anderer, eine Tabledance-Bar zu eröffnen, wurde nie verwirklicht). Meistens sind die Leute zwischen 20 und 50 Jahre alt und jeglicher Herkunft. Helmut aus der Ponderosa-Bar zum Beispiel kommt manchmal rüber; seinem Wunsch, im Zoo als Discjockey Helmut aufzulegen, konnten wir aber nicht entsprechen. Eigentlich kommen jeden Tag andere Leute in die Bar; und so ist auch das Umfeld: Die unterschiedlichen Bars in der Gegend ergänzen sich durch ihre Heterogenität, vielmehr, als dass sie miteinander konkurrierten.

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Artenvielfalt Eine wachsende Anzahl von Arten findet sich auch auf der Brache. Seite 52

Arten: Insgesamt ist es regelrecht durchwachsen hier (im positiven Sinn): das Publikum, die Berufe, die Nationalitäten, die Ethnien... die Menschen an sich. Ehrenfeld spielt insofern seine Rolle gut, als dass es vermeintlich all diese Unterschiedlichen in ihrer Verschiedenheit akzeptiert und toleriert. Die Verschiedenheit der Leute ergibt sich auch aus den unterschiedlichen Gründen, in Ehrenfeld zu sein: Manche sind hier, weil es billig ist, manche wegen des Hypes, manche sind schon immer hier; manche einfach nur durch Zufall. Danach: So, wie uns der Zufall hierher führte, ist das Zoo für uns eine Station. Alt werden wollen wir hier nicht, wenn wir uns auch zuhause fühlen. Und so ungesund dieses (Nacht-) Leben ist: Eine Zeit lang werden wir mit dem Zoo verweilen und unterschiedliche Leute dort zusammen bringen.

Wir befinden uns im rauhen Teil Ehrenfelds, außerhalb des Gürtels und hinter der schneidenden Bahntrasse.

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