LIFESTYLE clean energy (2013-1)

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Studenten des Instituts für Energiesysteme und Energiewirtschaft der TU Dortmund Ich warne vor speziellen Studiengängen, bei denen ein gerade aktuelles Thema direkt in einen Studiengang umgesetzt wird. Elektromobilität oder Solarenergie als Studiengang sind dafür Beispiele, die bei einer nicht wunschgemäßen Entwicklung der Elektromobilität oder dem Rückgang der Solarbranche, wie gerade in Deutschland, schnell in eine Sackgasse führen können. Wer sich jedoch als Elektrotechniker für die Fahrzeugindustrie oder die Energiebranche aufstellt, hat sehr gute Beschäftigungsperspektiven. Bieten Ihrer Meinung nach auch Unternehmensbereiche wie Logistik, Vertrieb, Buchhaltung und Kommunikation zukünftig Perspektiven im Bereich der Erneuerbaren? Die Energiewende schließt ja Themen wie die Umwandlung des europäischen Energiesystems oder Energieeffizienz mit ein. Somit sind alle Bereiche betroffen. Logistische Systeme basierend auf erneuerbaren Energien und unter Berücksichtigung der Energieeffizienz sind eine sehr große Herausforderung für die Zukunft. Zukünftige Energiesysteme müssen über Informations- und Kommunikationstechnologien gesteuert werden. Entsprechend müssen Wirtschafts- und Marktprozesse

neu gestaltet werden. Hier arbeiten Ingenieure, Wirtschaftsingenieure, Kaufleute und Informatiker Hand in Hand. Daher benötigt die Erneuerbaren-Branche Menschen, die über breite Kompetenzen in mehreren Disziplinen verfügen. Im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es in Deutschland inzwischen über 300 Studiengänge, Tendenz steigend. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? In der Anzahl dieser Studiengänge sind die grundlegenden Studiengänge der Elektrotechnik und des Wirtschaftsingenieurwesens enthalten, die breit ausgebildete und flexibel einsetzbare Absolventen hervorbringen. Insgesamt sind Studiengänge im Bereich der Erneuerbaren einem permanenten Wandel unterlegen, so dass bei dem derzeitigen Ingenieurs- und Fachkräftemangel Absolventen aus all diesen Studiengängen sicherlich auch gute Chancen am Arbeitsmarkt haben. Würden Sie eher zu einem berufsbegleitenden oder vollwertigen Studium im Bereich der Erneuerbaren raten? Beide Studienmöglichkeiten haben ihre Berechtigung. Wer lieber den neuesten wissenschaftlichen Trends folgen und auch mal selber forschen

möchte, für den ist ein universitäres Studium unerlässlich. Wer stärker praktisch begabt ist und direkt in der Wirtschaft verankert sein möchte, für den ist ein berufsbegleitendes Studium sicherlich eine attraktive Alternative. Aber auch in einem Vollzeitstudium kann man viel praktische Erfahrung sammeln, indem man an Lehrstühlen und Forschungsinstituten als studentische Hilfskraft arbeitet. Da lässt sich das Lernen mit der Forschung und dem Geldverdienen verbinden. Wie beurteilen Sie die Berufsperspektiven von Frauen, die ein Studium im Bereich der Erneuerbaren aufnehmen wollen? Leider ist es häufig noch so, dass Frauen eher zögerlich ein technisches Studium aufnehmen. Im Bereich der Energietechnik und besonders der Erneuerbaren ist der Frauenanteil zwar überdurchschnittlich, leider jedoch immer noch auf geringem Niveau. Die Erfolgsquote der weiblichen Studierenden liegt jedoch höher als bei den männlichen Kommilitonen. Frauen, die die Zukunft unserer Gesellschaft im Energiesektor gestalten wollen, sollten nicht zurückhaltend sein, sich für ein derartiges Studium zu entscheiden. Herr Professor Rehtanz, herzlichen Dank für das Gespräch. www.studium-erneuerbareenergien.de www.tu-dortmund.de www.iwr.de/studium

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