Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

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AKTIONSPLAN BIODIVERSITÄT

71 Massnahmen für eine biologisch reiche Schweiz Die biologische Vielfalt unseres Landes ist durch den stetigen Verlust an Lebensräumen und Arten stark gefährdet. Ein Aktionsplan soll diese Entwicklung aufhalten. Er formuliert 70 aufeinander abgestimmte Massnahmen mit dem Ziel, die Biodiversität und die vielfältigen Ökosystemleistungen zu bewahren und zu fördern. Text: Claudio Looser und Beat Jordi

«Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hat die Biodiversität in der Schweiz dras­ tisch abgenommen», konstatiert Sarah Pearson Perret, die Chefin der Sektion Arten und Lebensräume beim BAFU. «Ihr Zustand ist alarmierend, wie das Forum Biodiversität als wissenschaft­ l iches Kompetenzzen­trum bestätigt, denn bei vielen einst h ­ äufigen Organismen sinken die Bestände und von den rund 46 000 einheimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind heute rund ein Drittel bedroht.» Als Hauptgründe dieser Entwicklung gelten der Verlust an wertvollen Lebens­ räumen durch die intensive Landnut­ zung und eine zunehmende Zerschnei­

18 Prozent der früheren Flächen erhal­ ten. Pflanzen, Tiere und Pilze sterben zwar nicht direkt sichtbar, aber kon­ tinuierlich aus. Weil der Artenverlust mehrheitlich unbeachtet erfolgt, ist es um die Biodiversität deutlich schlechter bestellt, als viele Leute meinen. Es braucht eine Trendumkehr «Leider genügen die seit Mitte der 1990er-Jahre unternommenen Anstren­ gungen zur Verbesserung der Situation nicht, um den Verlust an Biodiversität zu stoppen», sagt Sarah Pearson Perret. «Nötig ist vielmehr ein Massnahmen­ paket, das unter anderem den Ausbau einer funktionsfähigen ökologischen

In der Schweiz wird jeden Tag eine Fläche von 10 Fussballfeldern für den Bau von Häusern und Strassen versiegelt. dung von Flächen – insbesondere durch den Bau von Verkehrsinfrastrukturen und Siedlungen. So wird bei uns jeden Tag eine Fläche von 10 Fussballfeldern für den Bau von Häusern und Strassen versiegelt. Dieser permanente Nutzungs­ druck liess zum Beispiel die Trockenwie­ sen und -weiden auf 5 Prozent der ur­ sprünglichen Ausdehnung schrumpfen, und von den Mooren blieben nur noch­

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Infrastruktur mit den dafür erforderli­ chen Schutz- und Vernetzungsgebieten umfasst.» Im Auftrag des Bundesrates ist ein Aktionsplan mit 71 aufeinander abgestimmten Massnahmen entstanden, der im Frühjahr 2015 den Kantonen in Vorkonsultation vorgelegt wird. Mit dem Ziel, eine Trendumkehr einzuleiten, verabschiedete die Regierung im April 2012 die Strategie Biodiversität Schweiz

(SBS). Gleichzeitig erteilte sie dem BAFU das Mandat, einen entsprechenden ­Ak­­tionsplan mit konkreten Vorschlägen zu realisieren. Dessen Erarbeitung fand in einem breit angelegten partizipativen Prozess mit 650 beteiligten Fachleuten von 250 eingeladenen Verbänden und Organisationen statt. Wichtige Schutz- und Vernetzungsgebiete Im Laufe der Arbeiten am Aktionsplan hat das BAFU die 110 Massnahmen aus dem partizipativen Prozess zu einem Bündel mit 71 Massnahmen zur langfris­ tigen Erhaltung und Sicherung der Bio­ diversität konsolidiert. Sie decken einer­ seits den dringenden Handlungsbedarf ab, berücksichtigen andererseits aber auch die Ansprüche von Betrof­fenen. Ein Teil der Massnahmen fokussiert auf den Ausbau und Unterhalt der öko­logischen Infrastruktur mit Schutz- und Vernet­ zungsgebieten sowie auf die Sicherung des dazu notwendigen Flächenbedarfs mit raumplanerischen Mitteln. Bestehende Schutzgebiete – wie etwa die Biotope von nationaler Bedeutung –­ sollen mit neuen Flächen ergänzt werden. Damit diese Lebensräume mit einer hohen Artenvielfalt nicht isoliert bleiben, müssen sie künftig besser miteinander vernetzt sein, um so den


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