Magazin «umwelt» 2/2015 - Leben mit Naturgefahren

Page 49

ARTENSCHUTZ < umwelt 2/2015

Die Schweiz ist ein Absatzmarkt für Schals aus Königswolle (Bild oben und Mitte). Lieferantin dafür ist die bedrohte Tibetantilope (unten). Für einen einzigen Schal müssen 2 bis 5 Tiere getötet werden.

namentlich Meerkatzen, sowie von Landschildkröten. Tengwood schätzt, dass jährlich mindestens 40 Tonnen Buschfleisch über die hiesige Grenze geschmuggelt werden. Darin steckt auch ein gesundheitliches Problem. Verschiedene Krankheiten werden durch das Fleisch wild lebender Arten übertragen. Um die Einfuhr und damit auch die Einschleppung von ge­ fährlichen Keimen zu verhindern, sind am Zoll der internationalen Flughäfen der Schweiz neuerdings auch spezifisch trainierte Spürhunde im Einsatz. Königswolle von Antilopen Shahtoosh, die Königswolle, gehört zu den edelsten Textilfasern. Deren Lieferan­ tin, die Tibetantilope, ist stark gefährdet. 2 bis 5 Tiere müssen für die Herstellung eines einzigen Schals ihr Leben lassen. Die Wilderei führte in den 1990er-Jahren zu einem Rückgang der chinesischen ­Population dieser Art um 80 bis 90 Pro­ zent. Seit die Behörden Chinas strikte Schutzmassnahmen ergriffen haben, ­erholen sich die Bestände langsam wie­ der. Sie bleiben aber verletzlich. Darum ist es wichtig, dass auch der weltweite Absatz der Königswolle un­ terbunden wird. Hier gehört die Schweiz durchaus zu den Absatzmärkten. Käufe­ rinnen und Käufer, die mehrere Tausend Franken für einen Schal locker machen können, fänden sich vorab in den teuer­sten Tourismusorten, sagt Mathias Lörtscher vom Bundesamt für Lebens­ mittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), das hierzulande für die Umsetzung des CITES-Übereinkommens zuständig ist. Die Schals würden in Indien und Pakistan produziert und – teils von bezahlten Kurieren – im Fluggepäck in die Schweiz geschmuggelt. 2005 flog ein Boutiquebesitzer eines bekannten Kurorts auf. Unter dem Ladentisch wur­

Bilder: tesoraniram fashion; Tibet Online

CITES in der internationalen Umweltpolitik Obschon die Umsetzung von CITES in die Zuständigkeit des BLV fällt, befasst sich auch die Abteilung Internationa­ les im BAFU immer wieder mit diesem Übereinkommen. «Wir setzen uns dafür ein, dass dessen Ziele in alle relevanten Bereiche der internationalen Umwelt­ politik einfliessen und umgekehrt», sagt Andreas Obrecht von der Sektion RioKonventionen. Ein konkretes Ziel sei, dass der Globale Umweltfonds (GEF), der Projekte der nachhaltigen Entwicklung und der Umsetzung internationaler Um­ weltabkommen in Entwicklungsländern unterstützt, im Kontext seiner Tätigkeit zum Schutz der globalen Biodiversität mehr Geld für CITES-Anliegen zur Ver­ fügung stelle. Weiterführende Links zum Artikel: www.bafu.admin.ch/magazin2015-2-11

den Shahtoosh-Schals gefunden. «Eine Kontrolle der Buchhaltung ergab, dass der Besitzer damit um die 3 Millionen Franken umgesetzt hatte», erinnert sich Mathias Lörtscher. Die Ware wurde konfisziert, der Täter musste 800 000 Franken Busse zahlen. Dennoch fand er Nachahmer. Im Februar 2015 wurden im Kanton Grau­ bünden im Bergell, im Unterengadin und am Flughafen von Samedan erneut­ 22 Shahtoosh-Schals beschlagnahmt.

KONTAKTE Mathias Lörtscher Leiter Artenschutz, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) 058 463 81 59 mathias.loertscher@blv.admin.ch Andreas Obrecht Sektion Rio-Konventionen BAFU 058 462 11 63 andreas.obrecht@bafu.admin.ch

49


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.