2012 06 de

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Das Feuer des Herrn Teil 2

v m da fuhr das Feuer vom Himmel herab und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer. 2. Chronik 7,1 Das Feuer Gottes wird nie verlöschen. Das war das Erste, was Mose entdeckte, als er den brennenden Dornbusch beobachtete – der Busch verbrannte ebenso wenig wie die Flammen verloschen. Im Tempel durfte später das Feuer auf dem großen äußeren Brandopferaltar und dem Weihrauchaltar innerhalb des Heiligtums niemals ausgehen, denn es war heiliges Feuer. Das Pfingstereignis in Jerusalem war nicht etwas, worauf die Jünger mit nostalgischen Gefühlen und Wehmut zurückblickten. Denn es war ein Ereignis, das ihr ganzes Leben lang anhielt. Wir lesen kaum etwas von ihren Emotionen an jenem Pfingsttag, doch die ganze Apostelgeschichte berichtet uns von den Auswirkungen dieses Tages – und es geht immer noch weiter, auch heute. Gottes Feuer wird, auch wenn die Zeit verstreicht, niemals schwächer werden. Denn die Quellen dieses Feuers sind ewig und unauslöschlich. Wie wir in Sacharjas fünfter Vision lesen, besitzen die sieben Lampen auf dem goldenen Leuchter einen endlosen Ölvorrat, der direkt aus den himmlischen Ölbäumen in sie hineinfließt (Sacharja 4). In der Metropole Rom wurde zur Zeit des biblischen Pfingstereignisses in Jerusalem das Wasser aus den Bergen durch gewaltige Aquädukte in die Stadt geleitet. Doch alles, was heute noch an die bemerkenswerte Ingenieurkunst von damals erinnert, sind Ruinen. Die Bögen sind zerbrochen und die Wasserkanäle längst ausgetrocknet. Gilt das auch für das Pfingstereignis? Gehört Pfingsten auch zu einem längst vergangenen Zeitalter, zwanzig Jahrhunderte vor unserer modernen Zeit? Gibt es inzwischen keinen Obersaal mehr, keinen Wind und kein Feuer? Ist eine idealisierte, kalte Darstellung in bunten Kirchenfenstern alles, was uns von dem geblieben ist, was einst so heiß und lebendig war?


Unauslöschliches Feuer Achte einmal darauf, was Jesus dazu sagt: „Welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird?“ und „Wen von euch wird der Sohn um einen Fisch bitten – und wird er ihm statt des Fisches etwa eine Schlange geben? Oder auch, wenn er um ein Ei bäte – er wird ihm doch nicht einen Skorpion geben? Wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel gibt, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ (Matthäus 7,9; Lukas 11,11-13). Es ist interessant, was Jesus hier deutlich macht. Der Sohn bittet um Brot, Fisch und ein Ei. Das sind ganz grundlegende Nahrungsmittel für unser alltägliches Leben. Jesus sprach nicht von Kaviar, wertvollem Wein, seidenen Gewändern, Gold, Diamanten oder anderen Luxusgegenständen, sondern von Alltäglichem. Er sagte das, um uns deutlich zu machen, dass die Gabe des Heiligen Geistes eine lebensnotwendige Grundlage ist. Gott gibt uns jederzeit Brot, Fisch und Eier und zwar seit Tausenden von Jahren. Und genauso will er uns den Heiligen Geist geben. Man kann im Prinzip ohne Brot, Fisch und Eier leben, aber warum sollte man das tun? Ich möchte es nicht probieren. Noch viel weniger sollte man ohne den Heiligen Geist leben. Unser persönliches Pfingstereignis ist mehr als ein wunderschönes Erlebnis, auf das man zurückschaut, etwas, was in der Vergangenheit geschehen ist und in unserer Erinnerung weiterlebt. Nicht die Erinnerung treibt uns voran, sondern dass es von anhaltender und unauslöschlicher Dauer ist. Wir müssen uns nicht daran erinnern, dass wir leben. Wir müssen uns nicht daran erinnern zu atmen. Wir beschließen nicht beim Aufwachen zu leben und nehmen uns auch nicht vor, den ganzen Tag über zu atmen. Das kommt uns gar nicht in den Sinn. Wir leben und atmen ganz einfach und selbstverständlich. Genauso leben wir auch in der immer währenden Erneuerung des Heiligen Geistes. Unser natürlicher Körper wird immer wieder erneuert, denn wir gebrauchen unsere Stärke und unsere Muskeln. Unsere Körpertemperatur bleibt immer die gleiche, selbst wenn wir uns heiß oder kalt fühlen. Eine reale Veränderung unserer Temperatur ist immer ein Zeichen von Krankheit. Doch in Christus gibt es keine Temperaturunterschiede. Sein Feuer brennt immer!

Pfingsten verpassen Paulus berichtete, dass Jesus „mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal“ erschien (1. Korinther 15,6). Das geschah vor dem Pfingsttag. Ich frage mich, wo sie zu Pfingsten alle waren. Sie haben es verpasst. Pfingsten – das Wochenfest – war ein Wallfahrtsfest, an dem alle Juden verpflichtet waren, anwesend zu sein. Eigentlich hätten sie also da sein sollen. Auch heute verpassen Leute ihr persönliches Pfingsten, zum Beispiel, weil sie mit anderen Angelegenheiten zu beschäftigt sind.


Manche Leute mögen Zungenreden so wenig wie Lebertran. Ich denke jedoch, dass niemand das Recht hat, darüber zu entscheiden, ob er die Gaben des Heiligen Geistes mag oder nicht. Gottes Gaben entsprechen seinem göttlichen Willen, nicht unseren Präferenzen. Vielleicht hatten einige dieser frühen Brüder eine leise Vorahnung davon, dass es in dem Obersaal eine heiße, feurige Angelegenheit werden würde und sie beschlossen, lieber in den Tempel zu gehen, mit seinem gewohnten Ritual. Vielleicht passte dieser Gott des Feuers schon damals nicht in die Vorstellung von jedermann. Doch es gibt keine andere Art Gott, ob wir es mögen oder nicht. Ein Freund von mir kommt aus England. Vor vielen Jahren besuchte er eine Veranstaltung in New York. Sein Begleiter fragte ihn, ob er etwas trinken wolle, ging mit ihm zu einem Erfrischungsstand und bestellte Tee. Zu jener Zeit war Eistee in England noch unbekannt und selbst heute ist er für echte Engländer ein Sakrileg. Man gab George eine Tasse gekühlten Tees und er nippte daran. Mit einem Blick verblüfften Unglaubens stellte er die Tasse empört auf den Tresen zurück und sagte fast geschockt: „Das Zeug ist kalt wie Stein!“ Sein Begleiter konnte sich vor Lachen kaum halten. Der Engländer hatte Eistee entdeckt. Ich dachte darüber nach. Genauso reagiere ich auf Christentum ohne Feuer. Eine kalte Religion ist für mich so anziehend wie ein kalter Planet. Ein unterkühlter Gottesdienst ist für mich so unappetitlich, wie die kalten Kartoffeln von gestern Mittag. Wahres Feuer ist Feuer, das vom Herrn entzündet wurde, genauso wie er auf Israels Altären das Feuer anzündete, beispielsweise bei dem Altar des Mose in 3. Mose 9,24. Das Feuer wurde nicht, wie in jenen Tagen üblich, dadurch entzündet, dass man Holz an Holz rieb. Wir lesen: „Und Feuer ging vom HERRN aus und verzehrte auf dem Altar das Brandopfer und die Fettstücke. Als das ganze Volk es sah, da jauchzten sie und fielen auf ihr Angesicht.“ Als viele Jahrhunderte später Salomo den ersten Tempel in Jerusalem weihte, betete er, dass das Feuer fallen möge: „Und als Salomo zu Ende gebetet hatte, da fuhr das Feuer vom Himmel herab und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer. Und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus. Und die Priester konnten nicht in das Haus des HERRN hineingehen, denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus des HERRN. Und alle Söhne Israel sahen das Feuer herabfahren und die Herrlichkeit des HERRN über dem Haus. Da knieten sie mit dem Gesicht zur Erde auf das Pflaster nieder und beteten an, und sie priesen den HERRN“ (2. Chronik 7,1-3). Die Religion Israels hatte Feuer und Herrlichkeit. Die Priester hatten dafür Sorge zu tragen, dass das wahre Feuer nie ausging. Feuer war das Herzstück der Anbetung im Tempel. Als Salomo betete und das Feuer fiel, konnte sich niemand dagegenstellen. Die versammelte Menschenmenge reagierte mit Erstaunen und ihr


Lobpreis zu Gott verursachte ein gewaltiges Tosen. Niemand sagte: „In den Treffen ist mir zu viel Begeisterung, ich gehe lieber dorthin, wo es ruhig und gesittet ist.“ In dem Fall wäre damals der Friedhof der passende Ort gewesen. Tatsache ist: Ein Glaube ohne Feuer ist ein irriger Glaube. Er entspricht nicht dem Wesen Gottes. Gott ist ein verzehrendes Feuer und ich kann keinen Glauben in Erwägung ziehen, der Gott nicht so nimmt, wie er ist. Ich kann mir keinen Gott mit 0° Celsius vorstellen. Er ist immer wie die Mittagssonne, voll im Zenit. Wenn unsere religiöse Einstellung kein Gefühl besitzt, keine Leidenschaft, kein inneres Brennen und keine uns vorantreibende Energie, dann entspricht sie der klammen Kälte eines Grabes. Allein der Gedanke lässt mich frösteln. Wenn du das Feuer dämpfst, dann dämpfst du Gott – und du löschst den Geist aus. Manche sagen, Gott hat Erbarmen, aber keine Leidenschaft – oder wie es im Englischen heißt: „Compassion but no passion“. Ich stimme dem nicht zu. Er ist eine ewige Quelle der Leidenschaft. Natürlich ist seine Leidenschaft anders, als das, was sich ab und zu bei uns zeigt. Er ist unveränderlich. Und schon Maleachi wies darauf hin, dass das Feuer seiner Leidenschaft uns verzehren würde: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr herbeiwünscht, siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen. Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen bei seinem Erscheinen? Denn er wird wie das Feuer eines Schmelzers und wie das Laugensalz von Wäschern sein“ (Maleachi 3,1f).

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Deutsch Juli 2012

Reinhard Bonnke


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