BIORAMA 82 Deutschlandausgabe

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.82 P.B.B. — 11Z038861 M — 1060 WIEN KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR AUSGABE 82 — DEZEMBER 2022/JÄNNER 2023. WWW.BIORAMA.EU –DEUTSCHLANDAUSGABE
OBEN An der Spitze der Nahrungskette wird das Eis dünn. Eisriesen: Die schwindende Kryosphäre der Polarregionen verändert alles. — 12 Trophäenhüter: Wie weit ist es von der Großwildjagd zum Biodiversitätsmanagement? — 26 Keimkraft: Milieustudien zu Risiken und Geschmacksvarianten von Microgreens. — 46
GANZ

Die Menschen in Leipzig und der Region Leipzig sind kreativ und voller Inspiration. Lernen Sie einzigartige Kunst- und Lebensmittelhandwerke kennen und entdecken Sie überraschende Manufakturen und ihre Produkte. Alles „made in Leipzig“ – schöne Souvenirs und nachhaltige Geschenke, nicht nur zum Weihnachtsfest. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor: 1 2 3

Erlebnisse für alle Sinne Leipzig

liebt

Porzellanatelier Claudia Biehne – Weißes Gold trifft zarte Blumen: Claudia Biehne erschafft in ihrem Atelier außergewöhnliche Porzellanunikate. Neben kleinen und großen Meister werken für das eigene Zuhause bietet die Künstlerin auch Führungen und Einblicke in ihr kreatives Schaffen an. Schmiede Widdermann – Mit Feuer, Flamme und viel Herz kreieren Roger und Marika Widdermann von Hand gefertigte Schmiedeprodukte. Bestaunen Sie das traditionsreiche Handwerk und entdecken Sie einzigartige Deko ­ und Kunstobjekte, filigrane Schmuckstücke und hochwertige Messer, welche man auch in einem Schmiedekurs selbst anfertigen kann. Feintäschnerei Rothöll – Hier entstehen Taschen und Accessoires aus einem besonderen Material: Inspiriert von einer Reise nach Island, wo das Gerben von Fischhaut Tradition hat, nutzt Designerin Annekatrin Döll seither die Häute nicht bedrohter Fischarten, um damit „Luxus für den Alltag“ herzustellen. Ihr Atelier kann nach Vereinbarung besucht werden.

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Regionale Produkte aus Leipzig und Region

Chocolatier Olav Praetsch – In dieser Manufaktur werden Pralinen, Trüffeln und Schokoladentafeln gefertigt und auch ein besonderes Produkt: die „Wermsdorfer Nusskrem“ aus regionalen Bio ­Haselnüssen. Ein Blick in die Chocolaterie lohnt sich übrigens auch, denn neben Schauwerkstatt, Werksverkauf mit Verkostungsmöglichkeiten sowie einem charmanten Café können Sie auch zahlreiche Workshops rund um das Thema Schokolade besuchen.

www.leipzig.travel/regionale-produkte 1 3 1 © Stefan Passig 4 © Chocolatier Olav Praetsch © Marika Widdermann © Felix Adler 3

EIN BILD VON EINEM BÄREN

Der Eisbär und der Klimawandel, das ist so eine Geschichte. Ohnmächtig, vielleicht noch mit einem Bärenkind daneben, auf einer kleinen Eisscholle schwimmend hat er sich zum Symbol der Klimakatastrophe gemausert – und hat selbst ziemlich wenig davon.

Das Bild des Eisbären und seine Bedrohung sind inzwischen zu einem verknüpft. Nun ist es nicht sinnvoll, den Klimawandel nur mit negativen Bildern zu erzählen, schon gar nicht, wenn es immer dasselbe ist. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig wie seine Ursachen – und Lösungen. Außerdem ist der Eisbär – ob nun tot oder lebendig – weit weg von uns, irgendwo zwischen Nordpol und Grönland oder so, aber der Klimawandel ist längst auch ganz nah spürbar.

Ein alarmierendes Bild von unlösbar scheinenden Problemen, für die man schon einen Pfad zum Wegschieben breitgetreten hat, wird tendenziell: weggeschoben. Änderungen unseres Verhaltens hin zum Klima- und Artenschutz werden so eher nicht in Bewegung gesetzt, so recht einhellig die Empfehlungen, die auf wissenschaftlicher Erkenntnis zur Wirkung der medialen Bebilderung der Klimakatastrophe beruhen.

Wie wir über die Klimakrise denken und die damit verknüpfte Biodiversitätskrise, beeinflusst, was wir tun und – mitunter noch wichtiger – was wir für möglich halten und wem wir vertrauen. Wir kennen alle Menschen, die das Ausmaß der ökologischen Krise nicht so recht ernst nehmen und bezweifeln, dass die uns wirklich was anhaben kann. Und einige eilen im nächsten Atemzug zynisch voraus und erklären den Eisbären, die Bienen und die Welt, wie wir sie kennen, als ohnehin dem Untergang geweiht. Zwei surreale Perspektiven.

Der Eisbär ist real. Und bedroht durch den menschengemachten Klimawandel. So wie wir. Aber für uns gibt es Spielraum. Wir werfen also einen kurzen Blick in die Polarregion, über die wir (die Redaktion, aber auch wir, die Menschheit) noch viel zu wenig wissen, um dann gleich wieder zum Punkt zu kommen: was es alles an schönen Veränderungsmöglichkeiten gibt.

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Sebastian Brändle, Florian Jauk, Martin Mühl, Barbara Ottawa, Jürgen Schmücking, Thomas Stollenwerk, Thomas Weber GESTALTUNG Flö Rastbichler, Stefan Staller LEKTORAT Matthias Feldner COVERBILD istock.com/Vladone ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Tanja Grossauer-Ristl, Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Windmühlgasse 9 / 14, 1060 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE BIORAMA 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSWEISE BIORAMA NIEDERÖSTERREICH 2 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. biorama erscheint sechs Mal im Jahr. Zusätzlich erscheinen wechselnde BIORAMA-Line-Extentions.

BILD BIORAMA/MICHAEL MICKL 3 BIORAMA 82 EDITORIAL, IMPRESSUM
Gute Lektüre! Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Auftakt

06 Wir müssen reden … LeserInnenmeinung – und unsere Antworten. 09 Street Talk 12 Einmalig

Eine Expeditionen zum Südpol 14 Bild der Ausgabe 16 Eisbär voraus

Die Arktis ist in Bewegung 20 Der Whale Watcher

Oliver Dirr im Gespräch über seine Leidenschaft, Wale zu bebachten.

26 Der Überläufer

Ein pensionierter Amtstierarzt und einstiger Großwildjäger im Portrait. 28 Gut für Uns Planetaren Gesundheit – aus der ökologischen Perspektive 30 Wo endet die Fairness? Bei den meisten Produktgruppen gibt es noch gar keine Fair-Trade-Standards. 32 Sauber, fair und gut Bio & Fairness, Seite an Seite. 38 Fair Play Es gibt Fußbälle aus fairer Produktion. 49 Keime

Warum Sprossen ein idealer Nährboden für Krankheitserreger sind.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Ausmistens Schwere Gedanken beim Aufräumen.

Mmh, Tannenbaum Die Kochbuchempfehlung zur Saison

03 Editorial 04
56
58
63 Rezensionen
MARKTPLATZ 46 Marktplatz Food Sprossenwand 60 Marktplatz Kosmetik Cremen
Rosen KOLUMNEN 64 Aus dem Verlag 66 Elternalltag 82 INHALT 32 SAUBER, FAIR UND GUT
Kakao aus der Dominikanischen Republik wir deutlich, wie es in vielen Bereichen laufen könnte, wenn bio und fair Hand in Hand gehen.
51 Eigenkeim Sprossen DYI
Empfehlungen, Warnungen
mit
Bei
BIORAMA 82 AUFTAKT
BILD BAD BOYZ BALLFABRIK, OLIVER DIRR, JÜRGEN SCHMUECKING, THOMAS WEBER

DER ÜBERLÄUFER

Ein pensionierter Amtstierarzt und einstiger Großwildjäger kämpft gegen ein 2000 Jahre altes Weltbild an – für Tierrechte und gegen gängige Jagdpraktiken.

Einfach ein gutes Leben

MARKTPLATZ FOOD

Sprossen sind einfach zu kultivieren, schnell verfügbar und darüber hinaus ausgesprochen köstlich und vielfältig.

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WIR MÜSSEN REDEN …

LeserInnen an und über uns – Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten.

BETRIFFT: »DIE FOLGEN DER MASSENTIGERHLATUNG«

In BIORAMA Ausgabe #52, (Dezember 2017/Jänner 2018), auf die LeserInnen wohl durch eine Wiederholung einer Ö1-Radiosendung wieder aufmerksam wurden.

Ihre Behauptung, dass ein Katzenpaar innerhalb von vier Jahren 20.000 Katzen zeugt! Muss wohl ein Irrtum sein! Selbst wenn die Kätzin vier Mal im Jahr circa sechs oder sieben Junge wirft, kommt man nach Adam Riese auf circa 100 Katzen !!!! In vier Jahren !!!! Miau von – TRAUDE FELDSCHUH, per Mail

Vielen Dank für Ihren Hinweis, wir möchten allerdings trotz Ihres Nachdrucks darauf bestehen, und zwar mit folgender Begründung: Bei der – natürlich eher hypothetischen – Zahl handelt es sich um eine Beispielrechnung, wie im Beitrag erwähnt wird, der Nachwuchs des Nachwuchses und so weiter und so fort wird mitgerechnet.

Die Infografik dazu, die in unserer Dezemberausgabe des Jahres 2017 exponentielles (Katzenpopulations-)Wachstum illustriert hat und einigen Kontext findet sich online

Digitalausgabe BIORAMA #52: BIORAMA.EU/52

Bitte mehr davon an redaktion@biorama.eu!

BETRIFFT: »DIESES

AFFEKTIERTE SPRECH«

Liebes Biorama-Kollegium! Ihre Zeitschrift war neu für mich. Danke zuerst einmal für Ihre anregenden, interessanten Artikel! Wie ein Kloß im Magen empfinde ich allerdings beim Lesen dieses unsägliche, ständige ›Innen‹ ... Geht’s bitte-bitte-bitteschön nicht auch ohne dieses affektierte Sprech?! Fast 100 Jahre Emanzipation werden mit einem Male dermaßen durch den Kakao gezogen – es ist nicht nur peinlich, es tut mir weh! Nun denn – dies wollte ich einmal loswerden.

Es grüßt Sie

– ULRIKE ZOTT, per Mail

Liebe Frau Zott!

Entschuldigen Sie unsere späte Antwort, wir haben uns fest vorgenommen, uns mindestens einmal jährlich für den Gebrauch geschlechtergerechter Sprache zu rechtfertigen. Vielen Dank für Ihr Schreiben, es ist das mit Abstand ruhigste und freundlichste zum Thema Gendern, das uns in diesem Jahr erreicht hat. Weil Sie es wünschen und weil es eben notwendig scheint, wollen wir noch schnell die Antwort auf Ihre Frage loswerden:

Falls Sie durch Ihre Frage kritisieren, dass wir uns mit dem Binnen-I nicht für die gerechteste Art zu gendern entschieden haben: Wir schließen nicht aus, auf eine andere Form der geschlechtergerechten/inklusiven Sprache umzusteigen, das ist für eine Redaktion allerdings durchaus ein Schritt, der Vorbereitung und Zeit braucht, damit alle gut mitkommen.

Sollten Sie uns fragen, ob wir nicht einfach zum generischen Maskulinum zurückkehren werden: Nein, wir werden nicht auf absehbare Zeit aufs Gendern verzichten. Ja, wir können gut nachempfinden, dass es den Lesefluss teilweise stört. Das ist keineswegs ein ausreichender Grund für uns, die normative Kraft der Sprache zu negieren. Diese ist übrigens seit jeher stets in Bewegung und man gewöhnt sich an neue Regeln oft schneller, als man meinen würde. So ist es zumindest uns gegangen.

Auf weitere viele Jahre menschlicher Emanzipation! Sprachregelungen werden von uns übrigens keinesfalls als ausreichender Beitrag dazu angesehen.

BIORAMA 82 LESER i NNENMEINUNG
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– Sprache im Biorama

FORSA-STUDIE: ABHOLZUNG IST EINES DER GRÖSSTEN PROBLEME

Die mediale Berichterstattung beschäftigt sich gerade wieder intensiv mit Klima und Artenvielfalt. Doch wie viele Deutsche sind der Meinung, zu den Themen wirklich gut informiert zu sein? Und was erachten sie als die dringendsten Probleme, die es zu lösen gilt? Das hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa in einer Umfrage ermittelt, die von der Klimaschutzgenossenschaft The Generation Forest initiiert wurde und für die 2.019 Deutsche ab 18 Jahren befragt wurden.

Rund drei Viertel der Deutschen (76%) fühlen sich sehr gut oder gut über den Klimawandel und seine Folgen informiert. Etwas geringer ausgeprägt (51%) ist der Informationsstand über das Aussterben und den Schutz bedrohter Tiere. „Die Erhitzung des Planeten und der voranschreitende Verlust der Arten hängen eng zusammen und verstärken sich wechselseitig“, betont Oliver Jacobs, Geschäftsleiter von The Generation Forest. „Sie haben ähnlich negative Auswirkungen auf das menschliche Wohlergehen und müssen dringend gemeinsam angegangen werden.“ Höhere Temperaturen oder stärker und häufiger auftretende Wetterextreme infolge der Klimakrise zerstören Ökosysteme und Lebensräume. „Beschädigte oder zerstörte Ökosysteme wiederum sind weniger gut in der Lage, CO2 aufzunehmen – wie das bei Wäldern in stabilen Ökosystemen der Fall ist“, erklärt Jacobs. „Der Schutz und Aufbau naturnaher Wälder, wie es die Initiative The Generation Forest in Panama seit 2016 betreibt, nützt

also der Artenvielfalt und wirkt dem Klimawandel entgegen.“ Dieser wirkungsvolle Hebel ist als solcher auch der großen Mehrheit der Deutschen bewusst: 76 Prozent halten die Abholzung und Rodung von Wäldern als eines der größten Probleme, das sehr dringend angegangen werden müsse, um die Klimakrise zu bewältigen. Als genauso dringend (ebenfalls 76%) wird die Bekämpfung des Plastikmülls in den Meeren erachtet. Etwa die Hälfte der Befragten empfindet weiterhin das Aussterben von Tier- (55%) und Pflanzenarten (49%) als besonders gravierend und 46 Prozent die Luftverschmutzung.

THE GENERATION FOREST ALS NATURBASIERTE LÖSUNG

Die Genossenschaft The Generation Forest pflanzt Mischwälder in den Tropen. Es entstehen widerstandsfähige Ökosysteme, denen nur vereinzelt FSC-zertifiziertes Holz entnommen wird, sodass sie über Generationen erhalten bleiben. Erwirtschaftete Gewinne werden langfristig als grüne Rendite an die mittlerweile 6.000 Mitglieder ausgezahlt. Oliver Jacobs: „So vereinen die Generationenwälder Ökonomie und Ökologie, und das dauerhaft.“

Mehr: thegenerationforest.com/biorama

EINSCHALTUNG VON THE GENERATION FOREST BILD THE GENERATION FOREST
ENTGELTLICHE

DER BIO-HAFERDRINK, DER DAS KLIMA SCHÜTZT

GUT FÜR UNS

Vegan und ungesüßt bietet unser Bio-Haferdrink eine tolle Alternative zu Milch. Man genießt ihn zum Frühstückskaffee oder als Erfrischung zwischendurch.

Gibt’s nur bei:

Weite Fruchtfolgen und schonende Bodenbearbeitung garantieren eine nachhaltige Bodennutzung. Auch die Mehrwegflasche ist gut zur Natur. Ein weiterer Grund, warum uns der Bio-Haferdrink so gut schmeckt.

UND

DIE

NATUR NATÜRLICH.

janatuerlich.at

»WAS UNTERSCHEIDET DAS TIER VOM MENSCHEN?«

BEATRIX

42, Fotografin

Bis auf das Aussehen nicht viel. Tiere handeln jedoch viel instinktiver, Gefühle wie Schmerz und Freude existieren wie bei Menschen. Insgesamt würde ich sagen: Tiere sind mit vielem ausgestattet, das Menschen auch haben.

EMMA

23, studiert

Politikwissenschaften

Die Fähigkeit zu Grausamkeit. Menschen sind absichtlich grausam, Tiere nicht, würde ich sagen. Dass Tiere nur instinktiv handeln, glaube ich nicht. Bei meinen Haustieren merke ich, dass sie gezielt und überlegt Dinge machen.

GERHARD

64, Landschaftsarchitekt

Tiere handeln rein instinktiv, bei Menschen ist es eine Mischung aus Instinkt und Intellekt, wodurch häufig ein ziemliches Durcheinander entsteht. Beim Tier ist das klipp und klar.

BIORAMA 82 STREET TALK STREET TALK WIR FRAGEN, NEUN MENSCHLICHE ANTWORTEN 9
TEXT UND BILD FLORIAN JAUK

PASCAL

60, ehemaliger Polizist

Das Zusammenleben und das Denken. Tiere denken nicht so komplex wie Menschen – ob ihr Handeln rein instinktiv bestimmt ist, wissen wir allerdings nicht. Wir können ja nicht in den Kopf von Tieren hineinschauen.

TIZIAN

27,

Tischler

Zurzeit nicht viel. Das Sozialleben vieler Tiere läuft besser ab als bei uns, Menschen und Tiere agieren beide nach Instinkt, auch wenn die Prioritäten dabei unterschiedlich sind. Bei Menschen steht an erster Stelle Arbeiten und Geldverdienen, bis man tot umfällt.

RADKA

47, Steuerfachangestellte

Ein Tier ist im Vergleich zu Menschen nicht nachtragend. Unser Hund ist wie unser drittes Kind, sein Verhalten stelle ich mich nicht nur instinktgesteuert vor.

INES

28, Lehrerin

Tiere sind vom Instinkt beherrscht, Menschen können abseits dessen Entscheidungen treffen und nach einer Moral agieren. Ein Konzept von Moral haben Tiere nicht, aber trotzdem haben sie natürlich auch Gefühle.

KARLHEINZ

53, Produktmanager

Nicht viel. Tiere brauchen wie wir Routine. Mein Haustier ist sehr intelligent und hat die gleiche Routine wie ich, kennt meine Schritte und macht die auch mit. Es spürt auch, wenn ich wegfahre oder sich etwas verändert.

LAURE

20, studiert Politikwissenschaft

Der größte Unterschied ist meiner Meinung nach, wie Menschen über sich selbst denken. Ihr Denken ist sehr egozentriert, das von Tieren nicht. Tiere denken auch in Gruppen.

10 BIORAMA 82 STREET TALK
MuseumsQuartier Museumsplatz 1, A-1070 Wien www.mumok.at Herman Prigann, Begegnung, 1979 (Detail), Erworben 1982, Foto: Lena Deinhardstein / mumok, © Bildrecht, Wien 2022 DASTIERINDIR 22.9.2022–26.2.2023

EINMALIG

Der erste Mensch, der in der Antarktis geboren wurde, erblickte 1978 auf der Forschungsstation Esperanza das Licht der Welt. Er ist argentinischer Staatsbürger.

Einmal in die Antarktis – Ende 2019 konnte ich mir diesen Traum erfüllen und während einer 14-tägigen Schiffsreise, begleitet von ForscherInnen, die Schönheit dieses einzigartigen Kontinents aus nächster Nähe erleben. Noch heute, drei Jahre später, denke ich sehnsüchtig daran zurück – an die Sichtung des ersten Eisberges und Eismassive so gigantisch, dass sie sich über den gesamten Horizont erstrecken; an tiefstblaues Wasser voller Pinguine, Robben und manch Buckelwal, die allesamt keinerlei Scheu vor uns Menschen kannten; und natürlich an die unglaubliche Stille und schiere Weite dieser – zumindest für

uns MitteleuropäerInnen – so fremdartigen Landschaft.

Was ich aus einer für mich magischen Begegnung mit einem Eselspinguin am Morgen des 25. Dezember 2019 gelernt habe: noch mehr Demut vor der Natur zu haben. Denn wohl an keinem anderen Ort auf dieser Welt wurde für mich deutlicher als in der Antarktis, dass wir Menschen auf dem Planeten bloß zu Gast sind.

Im Juni dieses Jahres haben Forscher zudem erstmals Mikroplastik im antarktischen Schnee nachgwiesen. Der Klimawandel und der Plastikmüll in der Umwelt kennen eben

BILD SEBASTIAN RÄUCHLE/TIEFENSCHARF.AT 12 BIORAMA 82 ANTARKTISEXPEDITION
TEXT UND BILD: Sebastian Räuchle
Es braucht keine sichtbaren Grenzen, um zu lernen, welche einzuhalten.

keine Grenzen innerhalb unseres Planeten. Dazu muss ich nicht vor Ort sein und Gummiabrieb im von menschlichem Einfluss lange Zeit völlig verschonten Eis hinterlassen.

Und doch hinterlässt auch meine und unsere Anwesenheit hier Spuren – auch meine vor jedem Landgang vorsorglich desinfizierten Schuhe, um keine fremden Keime und Mikroorganismen einzuschleppen.

Würde ich wieder dorthin, ans andere Ende der Welt, wollen? Jederzeit. Werde ich auch? Wohl besser nicht. Keine fünf Wochen nach meinem Besuch der einzigen ganzjährig betriebenen Forschungsstation Esperanza wurde dort mit 18,3 Grad Celsius die höchste jemals gemessene Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1961 in der argentinischen Antarktis gemessen.

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AGED ICE

BILD: OEKOM VERLAG

Ein ganzes Buch der Kryosphäre: Die umfasst alle gefrorenen Teile der Hydrosphäre und zwar Schnee, Meereis, Gletscher, Eisschilde, Schelfeis, Permafrost, zugefrorene Flüsse und Seen. Zu all diesen Formen von Eis gibt es in Esther Gonstallas

14 BIORAMA 82 BILD DER AUSGABE

»Eisbuch« (im BIORAMA wurde bereits das ebenso praktische »Waldbuch« vorgestellt) Zahlen und Infografiken, sehr informativ, aber immer überschaubar komplex.

IRINA ZELEWITZ

»Das Eis Buch — Alles was man wissen muss, in 50 Grafiken« von Esther Gonstalla. Erschienen 2021 im Münchner OEKOM Verlag.

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BÄRENHUNGER

Die eisfreien Sommer der Arktis könnten uns zeigen, wie es einem großen Jäger ohne Lebensgrundlage geht.

Es steht schlecht um das Eis, das bisher noch das ganze Jahr über den Nordpol bedeckt. Im April 2020 hat eine internationale Studie zum klingenden Titel »Arctic Sea Ice in CMIP6« berechnet, was die Berechnungen aus den jüngsten Sachstandberichten des IPCC (Weltklimarates) für die Artktis bedeuten. Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg, der Koordinator der Studie, für

die 21 Forschungseinrichtungen zusammengearbeitet haben, wurde mit seiner Zusammenfassung viel zitiert: »Wenn wir die Emissionen weltweit schnell und deutlich reduzieren und so das Zwei-Grad-Ziel erreichen, wird das Arktiseis trotzdem noch vor 2050 im Sommer immer mal wieder weitestgehend abschmelzen«, sagte der Leitautor der Studie damals, von seinen Ergebnissen überrascht. Konkreter: Irgendwann zwischen 2025 und 2030 könnte es

TEXT
16 BIORAMA 82 EISFREIE SOMMER BILD CHRISTYS66
Irina Zelewitz

dem ForscherInnenteam zufolge zum ersten Mal zu einem solchen Sommer kommen. Im Winter wird der arktische Ozean zwar auch dann noch wieder teilweise zufrieren –die Tag-und-Nacht-Gleiche läutet im Herbst die Trendwende ein – wie lange noch, ist aber unklar. Die Folgen für Natur und Klima sind jetzt schon schwerwiegend. Sowohl von der Versauerung der Meere durch die Bindung von aus der Atmosphäre aufgenommenem CO2 als auch von schwindender Eisfläche sind vor allem das Nordpolarmeer und der Nordatlantik betroffen. Dadurch wachsen beispielsweise Meeresorganismen bis hin zu Korallen und Phytoplankton langsamer, die reduzierten Fischbestände ziehen in kühlere Gewässer, weniger Eisfläche reflektiert weniger Sonnenlicht und mehr Wärme wird vom arktischen Meer aufgenommen. Und: Der Eisbär verliert seinen Zugang zu seinem Jagdrevier. Wie gravierend das Verschwinden der arktischen Meeresdecke für ihn wirkt, erklärt Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF Österreich: »Die Hauptbeute der Eisbären sind Robben, denen sie am Atemloch im Eis auflauern. Diese Robben sind ein hochkalorisches Futter, das die Eisbären brauchen, um in den extremen Bedingungen der Arktis zu überleben.« Diese werden indes nicht nur bezüglich des Zugangs zu Nahrung extremer für die Bären, sondern hörere Packeisdriftgeschwindigkeiten verlangen den Tieren auch mehr Bewegung ab, um in ihrem Lebensraum zu bleiben.

Dementsprechend klar ist daher die Abhängigkeit des Eisbären vom arktischen Eis: Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) führe den Eisbären als ›gefährdet‹, doch das Schlimmste stehe ihm noch bevor: »Die Weltnaturschutzunion (IUCN) erwartet in ihrer Prognose bis Mitte des Jahrhunderts einen Rückgang von 30 Prozent bei den Eisbären-Beständen.« Darüber hinausgehende Prognosen gibt es nicht, fügt Scattolin hinzu. »Die Eisbären sind so auf das Leben im Packeis spezialisiert, dass das Verschwinden dieses Eises das Ende der Eisbären sein wird.«

IST DER EISBÄR NOCH ZU RETTEN?

In letzter Zeit war immer wieder von Hoffnungsschimmern fürs Überleben der Eisbären aus eigener Kraft, durch Anpassung, die Rede. Unter anderem im Magazin »National Geographic« wurde dabei auf eine im Juni 2022 im Magazin Science veröffentliche Studie verwiesen, die Anpassungsstrategien bei einer Eisbärpopulation in Südostgrönland identifiziert hat. Die dort lebenden Bären nützen das Eis eines Gletschers zum Jagen und die StudienautorInnen sehen hierin ein Indiz, dass »solche Umgebungen« als Zufluchtsstätte für die Bären angesichts des sich abzeichnenden Verlusts ihres bisherigen Lebensraumes dienen könnten. Der Schutz besonders dieser Population, die gelernt hat, ihr Verhalten anzupassen, sei daher essenziell.

Weniger optimistisch ordnet Georg Scattolin unterschiedliche Anpassungsstrategien der Bären ein: »Die Erderhitzung,

EINLADUNG ZUR KOOPERATIVEN ENERGIEWENDE

»Bürger sind nicht jene, die nur in der Gesellschaft leben, sondern jene, die sie verändern.« (Augusto Boal) So lautet das Motto, mit dem wir die OurPower Energiegenossenschaft 2018 gestartet haben. Und jetzt wird täglich klarer, wie wichtig es gerade bei der Energie ist, dass wir, Bürger:innen, es selbst in die Hand nehmen. Horrende Energiepreise, getrieben von Börsenlogik und Energiehändlern, erschüttern derzeit unsere Gesellschaft zutiefst, wirtschaftlich und sozial. Der Weg der OurPower, als Selbsthilfe gegen niedrige Einspeisepreise konstruiert, erweist sich auch bei hohen Preisen als robust: Der Stromkauf direkt von Erzeugerinnen zu Verbrauchern bei fairer, genossenschaftlicher Kostenteilung sichert beide Seiten gegen das Auf und Ab ‚des Marktes‘. Und stärkt Region und Sicherheit. Das wollen wir ausbauen.

Über ourpower.coop verkaufen bereits 230 Kraftwerke ihren Strom an 1300 Nutzer:innen. Bald 700 Mitglieder und ein junges Team bauen tatkräftig an der neuen Energiewirtschaft: Energy-Sharing, Energiegemeinschaften und bald sorgen gemeinsam finanzierte PV-Anlage für Strom zum Selbstkostenpreis. Heut ist OurPower nur in Österreich aktiv, aber von Beginn an als Europäische Genossenschaft SCE gegründet, denn die EU setzt stark auf Bürger:innen-Energie. Die Zeit ist reif, reif, reif. Drum wollen wir schneller und kraftvoller vorankommen und laden jetzt viele ein, sich als Mitglied der OurPower anzuschließen. Du, liebe:r Leser:in, sei angesprochen!

Ulfert Höhne, Mitgründer und Vorstand der OurPower Energiegenossenschaft SCE mbH

Info: www.ourpower.coop

Die Studie »Glacial ice supports a distinct and undocumented polar bear subpopulation persisting in late 21st-century sea-ice conditions«, ist im Juni 2022 in Science erschienen. science.org

aber auch andere menschliche Einflüsse, verändern unseren Planeten in einer derart hohen Geschwindigkeit, dass sich langlebige Arten evolutiv daran nicht schnell genug anpassen können. Was wir hier beobachten, sind lediglich Ausweichbewegungen und Verhaltensänderungen.«

Es gebe auch Hinweise, dass Eisbären Vogeleier oder Beeren fressen würden, wenn ihnen das Eis wegschmilzt. »Die so beobachteten Po-

wortlich wären, sondern weil nicht klar ist, ob es schon zu spät für seine Rettung ist. Zusätzlich zur Erderwärmung kommt »auch der Druck auf die Lebensräume durch die immer rücksichtslosere wirtschaftliche Nutzung der Gebiete um den Nordpol – etwa für die Schifffahrt, für nicht nachhaltigen Tourismus oder für die Förderung von Rohstoffen wie Erdöl«, betont Scattolin. Es gibt neben Emissionsreduktionen also durchaus noch weitere Möglichkeiten, den Beitrag zum Aussterben des Bären zu reduzieren. 1973 wurde das erste internationale Abkommen zum Schutz des Eisbären beschlossen, damals war die Hauptgefahr seine Bejagung. Heute liegt die Hoffnung neben den Klimaschutzkonferenzen nun vor allem auf den analogen Weltbiodiversitätskonferenzen: Umwelt- und Naturschutzorgansiationen fordern unisono: Es braucht ein Biodiversiätsregime nach dem Vorbild des Pariser Klimavertrages.

pulationen haben aber eine höhere Sterblichkeitsrate als jene Eisbären, die noch von Robben leben können. Sie sind also erst recht von den Rückgängen der Bestände betroffen.«

IST DAS PACKEIS NOCH ZU RETTEN?

Das Leben des Eisbären hängt womöglich von unserem Verhalten ab. Womöglich nicht deshalb, weil wir nicht für seine Misere verant-

Mittelfristig wird das schmelzende Packeis nicht nur beide Enden der Nahrungskette des Polarmeeres gefährden. Das Dünne Eis auf dem Nordpol ist wie der Bär einerseits mächtiges Symbol, andererseits aber zentraler Indikator für das größere Ganze: Eine Klima- und Biodiversitätskrise, die auch der Krone der Schöpfung die Lebensgrundlage entziehen kann. Doch wenn wir die Klimawende schaffen, wird zumindest das Eis zurückkehren.

»Die Eisbären sind so auf das Leben im Packeis spezialisiert, dass das Verschwinden dieses Eises das Ende der Eisbären sein wird.«
18 BILD RICHARD BARRETT WWF-UK BIORAMA 82 EISFREIE SOMMER
Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF

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–vom Feld bis zum Teller.

Mehr Infos #3 FAIRWERT | Fairer Handel verbessert Lebensbedingungen

Es reicht schon eine Tasse HELDENKAFFEE am Morgen, um Gutes zu tun – damit unterstützen Sie ganz direkt die Kaffeehelden im Ursprungsland. Unser Beitrag: Die langfristige Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Bäuerinnen und Bauern, faire Preise sowie öko-soziale Projekte vor Ort schaffen echte Zukunftsperspektiven. Denn nur durch Wertschätzung entsteht ein 100 % fairer Genuss. Seien auch Sie ein Held und machen Sie jeden Morgen zu einem fairen Morgen.

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Wir machen Bio aus Liebe.

INTERVIEW

BILD OLIVER DIRR, FRANK STOLLE
»WENN DU AN BORD GEHST, ÄNDERT SICH IM IDEALFALL DEIN BLICK AUF DIE WELT«
Thomas Stollenwerk
Kanada-Reise
10 Jahren
Mal
Whale-Watching-Boot
Daraus
20 BIORAMA 82 WHALE WATCHING
Während einer
vor
checkte sich Oliver Dirr zum ersten
auf einem
ein.
wurde eine Leidenschaft.

Wie Kameras auf Island die Harpunen ersetzten, wo man Wale von Land aus beobachten kann und wie ein Gartenhaus in den Magen eines Pottwals gelangt – das alles kann man darin nachlesen. Doch einige Fragen rund um die Meeressäuger müssen auch im Buch des Münchners unbeantwortet bleiben. Denn viele faszinierende Rätsel rund um den Wal sind noch ungelöst.

BIORAMA: Seit 10 Jahren machen Sie Whale Watching. In Ihrem Buch beschreiben Sie, dass Sie dabei immer wieder Leute treffen, die ebenfalls schon verdammt oft Wale beobachtet haben. Macht das süchtig?

OLIVER DIRR: Ja, offensichtlich. Dabei hat sich mein erstes Whale Watching während einer Kanada-Reise einfach ergeben. Es hieß dort, die Pazifikküste sei der beste Ort, um Orcas zu sehen. Also buchten meine Frau und ich eine Tour. Ich wusste wenig über Wale und dachte mir: Danach kann ich den Punkt Whale Watching von meiner Bucket List streichen. Danach hat sich die Sache dann schleichend entwickelt. Wir waren immer wieder Wale beobachten – erst eher, weil es sich auf Reisen ergab. Irgendwann sind wir zum Whale Watching gereist.

Gibt’s EinsteigerInnentouren und Whale Watching für Fortgeschrittene?

Man kann so eine Tour nicht planen, jede ist anders. Als wir gerne Pottwale sehen wollten, fanden wir einen Anbieter, der schrieb von einer Sichtungswahrscheinlichkeit von 17 Prozent. Ich dachte mir: Dann fahren wir halt sechs Mal raus, dann sehen wir sicher einen Wal. Aber man muss auch in Kauf nehmen, keinen Wal zu sehen. Aber natürlich werden die Touren interessanter, je mehr man sich einliest.

Gibt es Orte, an denen die Wahrscheinlichkeit, Wale zu sehen, besonders hoch ist?

Ja klar. Es gibt Orte mit einer Wahrscheinlichkeit von annähernd 100 Prozent – je nach Jahreszeit. Da geht es dann eher darum, ob das Wetter gut genug ist, um rausfahren zu können.

Wo kann ich als MitteleuropäerIn hinreisen, um möglichst einfach Wale zu sehen?

An die Nordsee. Da kann man vom Strand aus Schweinswale sehen, zum Beispiel auf Sylt. Man

braucht nur Glück und Geduld. Man kann auch wunderbar klimaschonend, ohne zu fliegen, nach Norwegen fahren – auch ein guter Ort, um Wale zu sehen.

Gibt es gutes und schlechtes Whale Watching?

Es gibt Hotspots, an denen es viel zu voll ist. Dort sieht man mehr Boote als Wale. Man sollte zunächst einmal überlegen, ob es nötig ist, sich den Tieren mit einem Boot zu nähern. Es gibt mittlerweile gute Whale Trails, auf denen man wandernd Wale sehen kann.

Zum Beispiel auf den schottischen Hebriden. Oft braucht man natürlich ein Boot. Gute Anbieter haben oft ein Museum an Land, in dem man sich über die Tiere informieren kann, bevor man ins Boot steigt. Ich finde es wichtig, dass es an Bord jemanden gibt, der erklären kann, was man sieht. Das Ziel sollte sein, den Menschen die Wale zu erklären, die sie gerade sehen, das Meer, in dem die Tiere leben, welche Probleme das Meer gerade hat und was die Menschen tun können, damit es nicht schlechter wird. Wenn das passiert, ist es eine gute Tour.

Kann man als Whale Watcher auch etwas falsch machen?

Man darf das nicht als Zoobesuch betrachten und auch nicht als bloßes Sightseeing. Es gibt ein Instagram-Video von einem kleinen Jungen, der ein Selfie macht, während hinter ihm ein Buckelwal springt. Man will ihm zurufen: »Dreh dich um und guck dir den Wal an! Hör auf, dich zu fotografieren, während hinter dir ein Wal springt! Das ist auf allen Ebenen falsch!« Wenn du an Bord gehst, weil du etwas lernen willst, dann ändert sich im Idealfall dein Blick auf die Welt.

Man liest immer wieder auch von Citizen-Science-Projekten, bei denen man Wale im Dienste der Wissenschaft beobachten kann.

Ja. Das gibt es zum Beispiel auf den Shetlands. Dabei geht’s meistens darum, Fotos zu machen,

Oliver Dirr

gibt auf whaletrips.org Wal-Fans Tipps und hat mit »Walfahrt« sein erstes Buch veröffentlicht. Er lebt mit seiner Familie in München und im Allgäu.

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»Hör auf, dich zu fotografieren, während hinter dir ein Wal springt! Das ist auf allen Ebenen falsch!«
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um Wale anhand ihrer Fluken und Finnen zu identifizieren. Anhand der Fotos lässt sich sehr gut feststellen, wie groß eine Population ist, wie sie sich verändert, wie sie sich bewegt und so weiter. Mittlerweile machen allerdings so viele Menschen Fotos von Walen, dass die Forschenden Probleme haben, mit den Mengen umzugehen.

Die Fotosafari ersetzt in manchen Gegenden inzwischen die Großwildjagd. Sind WalbeobachterInnen die WalfängerInnen von heute?

Ich denke schon. Und das ging relativ schnell. Es ist noch keine zwei Generationen her, dass man überall auf den Meeren Wale gejagt hat. Island ist heute so ziemlich der beste Ort, um Wale zu sehen. Es gibt viele Anbieter und einige davon sind richtig gut. Die geben sich Mühe, den Leuten mehr als einen kommerziellen Zoobesuch auf dem Meer zu bieten. Das ist wirklich toll. Natürlich gibt es dort seit langer Zeit die Forderung, den Walfang zu verbieten. Allerdings wollten sich die IsländerInnen da nicht hineinreden lassen – genau so wenig wie die JapanerInnen oder die Leute auf den Färöer-Inseln.

Es heißt, die Menschen dort würden Walfang als Teil ihrer Kultur betrachten. Ist da etwas dran?

Je mehr du die Menschen dort aufforderst, keine Wale zu töten, desto mehr übersteigern sie aus Trotz den Walfang als Kulturerbe. Das war in Island auch so. Als die Organisation Sea Shepherd 1986 im Hafen von Reykjavík Walfang-Trawler versenkt hat, sorgte das in der Bevölkerung für eine Stimmung pro Walfang. Die wollten sich einfach nicht von außen reinreden lassen. Doch dann ist etwas Spannendes passiert. Erich Hoyt, ein Walforscher, ist nach Island gefahren und hat einen Workshop gemacht. Der hat den isländischen Fischern erklärt: Ihr habt die besten Wale, die tollsten Fjorde, stabiles Wetter. Ihr könntet jeden Tag mit zahlenden Gästen raus-

fahren, die Wale sehen wollen. Einige fanden das damals völlig absurd. Aber am nächsten Tag ist schon das erste Boot rausgefahren. Daraus sind bis heute zig Whale Watching Companies entstanden, weil die Leute verstanden haben, dass man von lebendigen Walen besser leben kann als von toten. Es gibt in Island heute noch einen Walfänger, der aus Prinzip weitermacht. Aber das wird enden. Dass Menschen Geld zahlen, um Arten zu sehen, ist der beste Weg, sie zu erhalten.

Welche Walgattung fasziniert Sie besonders?

Pottwale. Das sind die, die man aus Moby Dick kennt. Das größte Raubtier, das es je gab. Auch ein Tyrannosaurus rex war kleiner. Früher hatten Seefahrer Angst vor ihnen. Pottwale haben Walfangboote versenkt, können Kilometer tief tauchen und mehrere Stunden die Luft anhalten. Wahnsinn. Aber wirklich genau weiß man wenig, denn es war ja in der Tiefe noch kein Mensch dabei. Was man weiß: Pottwale jagen Riesenkalmare. Wer früher Angst vor Pottwalen hatte, hatte noch mehr Angst vor Riesenkalmaren. Man stellt sich diese Jagd in der Tiefe als das epischste Duell überhaupt vor. Aber es ist sehr gut möglich, dass die gar nicht wirklich kämpfen. Denn Pottwale haben in ihrem Kopf ein Sonar, das so groß ist wie ein Kleinwagen. Damit können sie irre Schallwellen aussenden. Taucher, die von Pottwalen mit dem Sonar geortet wurden, berichten von mehreren lauten Klicks, bei denen ihr ganzer Körper vibrierte. Und die Taucher wurden nicht einmal angegriffen. Es ist also möglich, dass Pottwale dieses Sonar nutzen, um damit in 3000 Metern Tiefe Riesenkalmare zu betäuben, um sie dann am Meeresgrund aufzufressen.

Pottwale jagen durch ohrenbetäubenden Lärm?

Für diese Theorie sprechen viele Indizien. Zum Beispiel haben Pottwale nur im Unterkiefer Zähne, und das erst, wenn sie sieben oder acht Jahre alt sind. In den Mägen von Pottwalen findet man immer wieder lauter Müll, der zum Meeresgrund sinkt. Einmal sogar ein ganzes Gartenhaus. Und es verheddern sich immer wieder Pottwale in Tiefseekabeln am Meeresgrund. Es deutet also einiges darauf hin, dass der Pottwal mit seinem Unterkiefer am Meeresgrund

»WALFAHRT
– ÜBER DEN WAL, DIE WELT UND DAS STAUNEN« von Oliver Dirr; Ullstein, 2022.
»Was das mit mir und meinem Leben macht, ist für mich nicht relevant«
22 BIORAMA 82 WHALE WATCHING
Oliver Dirr

Sicherer und nachhaltiger, als viele denken:

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Recyceltes PET verursacht bis zu weniger CO2

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wie mit einem Rechen aufsammelt, was er vorher mit seinem Sonar betäubt hat. Das ist in der Literatur eine weitverbreitete Theorie. Allerdings hat mir Hal Whitehead, eine Koryphäe der Pottwalforschung, während der Recherchen zu meinem Buch erklärt, dass er selbst nicht mehr so recht davon überzeugt ist. Man weiß es einfach noch nicht.

Letztlich weiß man überraschend wenig über Wale. Ist das ernüchternd oder spannend?

Ich finde es immer wieder interessant, wie wenig selbst die profiliertesten Forscher mit Sicherheit sagen können. Ich war einmal mit Richard Sears, dem Begründer der Blauwalforschung, eine Woche lang vor den Azoren im Boot unterwegs. Er hat auf meine Fragen immer wieder geantwortet: We just don’t know. Und er hat das immer mit Freude gesagt, weil die offenen Fragen ihn angetrieben haben.

Wo es an Wissen mangelt, ist Spiritualität oft nicht fern.

Für viele Menschen ist das so. Für mich nicht. Mit dieser spirituellen Ebene tu ich mir schwer. Man hört immer wieder von Leuten, die Wale gesehen haben, dass ihnen der Wal durchs Auge direkt in die Seele geblickt und dass sich dadurch ihr Leben verändert habe. In diesen Geschichten geht es aber meistens um Menschen, nicht um Wale. Ich bin fürs Rausgehen, Angucken, Staunen. Fertig. Es hat etwas Esoterisches, sich über Delfine zu freuen, die auf einer Bugwelle reiten. Man freut sich am Ende über die eigene Bugwelle. Am liebsten mag ich es, Wale zu sehen, denen ich als Mensch völlig egal bin. Wenn zwei Blauwale miteinander unterwegs sind, kann es sein, dass zwischen ihnen 400 Meter Wasser liegen. Als Mensch würde man sie nicht einmal als Paar wahrnehmen. Sich da hineinzudenken, finde ich spannend. Was das mit mir und meinem Leben macht, ist für mich nicht relevant.

Fehlt noch eine bestimmte Walbegegnung auf Ihrer persönlichen Bucket List?

Nicht direkt. Inzwischen finde ich es auch nicht mehr passend, dauernd Fernreisen zu machen. Ich wollte immer in die kanadische Arktis, um Narwale von einer Eisscholle aus zu beobachten. Heute frage ich mich, ob das wirklich sein muss. Vor zehn Jahren, als wir begonnen haben, Wale zu beobachten, war die Klimakrise als Thema noch nicht ganz so präsent. Natürlich wusste man Bescheid. Aber die Dringlichkeit war noch eine andere. Heute kann man nicht mehr sagen, man habe davon nichts mitbekommen.

BILD OLIVER DIRR 24 BIORAMA 82 WHALE WATCHING

DIES IST KEIN BAGUETTE.

Sondern ein Bio-Bagett, aus österreichischem Bio-Weizen und Bio-Roggen. Und weil das Bagett sowieso aus Wien stammt, schreiben wir es gleich richtig.

DER ÜBERLÄUFER

Ein pensionierter Amtstierarzt und einstiger Großwildjäger kämpft gegen ein 2000 Jahre altes Weltbild an – für Tierrechte und gegen gängige Jagdpraktiken.

Eine gültige Jagdkarte hat er noch immer. Jedes Jahr zahlt er den Beitrag an den Niederösterreichischen Jagdverband ein. Auch einschlägige Zeitschriften, für die der Tierarzt und passionierte Großwildjäger früher selbst geschrieben hat, blättert er immer noch durch. »Mit wachsender Distanz«, wie Rudolf Winkelmayer sagt. Denn als Amtstierarzt mit seiner Spezialisierung auf Wildbrethygiene ist er pensioniert. Und seine Flinten hat er vor ein paar Jahren an den Nagel gehängt, aus Überzeugung. Die Jagdkarte löst Winkelmayer nicht aus Nostalgie, sondern aus waffenrechtlichen Gründen. Sie erlaubt ihm weiterhin den Besitz von Langwaffen, mit denen er früher Feldhasen und Rehböcke, Antilopen und Löwen erlegte.

Rudolf Winkelmayer und die Jagd – was lange Jahre eine leidenschaftliche Liaison war, liest sich rückblickend als wendungsreiche Geschichte einer Entfremdung, oder besser: als Geschichte einer Emanzipation. Und wie im klassischen Bildungsroman spielten dabei Bücher eine große Rolle und das Überwinden

der eigenen Sozialisation. Sein Vater nahm den kleinen Rudolf schon in den 60er-Jahren mit auf die Pirsch. »Das Wildbret war damals eine wesentliche Bereicherung des Speisezettels«, erinnert er sich. Fleisch kam trotzdem nur einmal die Woche auf den Tisch; weshalb es ihm und seiner Frau heute leichtfalle, sich vegan zu ernähren. »Die Vielfalt und die Vorzüge von Gemüse kenne ich von klein auf«, sagt er. Die Jagd weckte Rudolfs Interesse fürs Tierreich. Er studierte Veterinärmedizin, wurde Amtstierarzt. Zu seinen Aufgaben gehörte die Kontrolle auf Schlachthöfen – die zweite wesentliche Konfrontation mit dem Töten von Tieren, denn: »Was auf Schlachthöfen mit sogenannten Nutztieren passiert, kann einen empathischen Menschen nicht kaltlassen.« Auch in seiner privaten Kleintierpraxis war der Tod allgegenwärtig: in Form der Euthanasie, wenn es ums Einschläfern von schwer kranken Katzen oder Hunden ging. Damit hadernd, sei er »in die Ethik hineingekippt. Das ist, wie wenn man in Treibsand gerät. Da kommst du nicht mehr heraus.« Vom Fleisch von Nutztieren ver-

BILD THOMAS WEBER
TEXT Thomas Weber
26 BIORAMA 82 WILDTIERE
Der pensionierte Amtstierarzt und einstige Jäger Rudolf Winkelmayer berät den Verein gegen Tierfabriken (VGT) und die Tierschutzombudsstelle der Stadt Wien.

abschiedete er sich früh. »Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu Schweinen und Kälbern. Ich wollte meine Patienten nie aufessen.« Der Jagd aber blieb er treu – auch weil er einen bedeutsamen Unterschied darin sah, nicht in Gefangenschaft gehaltene Nutztiere, sondern ein frei lebendes Tier schnell, präzise und stressfrei zu töten. »Ich habe scheibtruhenweise Bücher gelesen. Irgendwann bin ich aber zur Überzeugung gelangt, dass man sich bemühen sollte, selbst für so wenig Tod wie möglich verantwortlich zu sein.«

Vieles an der Jagd hält Winkelmayer heute grundsätzlich für überholt, wie er in seinem »Beitrag zur Jagd- und Wildtier-Ethik« herleitet, die im Sommer im kleinen Sternath-Verlag erschienen sind. Das Buch fasst den Stand der Tierethik zusammen – und was man aus den aktuellen Diskursen für den Umgang mit Wildtieren ableiten könnte.

Winkelmayer sieht das Grundübel mittlerweile im abendländischen Anthropozentrismus: »Wir sind sozialisiert in ein System, wo die Ausbeutung von Natur und Tier selbstverständlich ist und keine extra Rechtfertigung braucht. Die meisten Menschen sagen: ›Das sind ja nur Tiere.‹ Und ich leugne auch nicht, dass es einen riesengroßen kognitiven Unterschied zwischen Mensch und Tier gibt. Aber es gibt auch bei uns Menschen riesige kognitive Unterschiede, etwa zwischen einem Baby und einem Nobelpreisträger, zwischen Anton Zeilinger und einem bedauernswerten Alzheimerpatienten. Wir haben es als Zivilisation aber so weit gebracht, dass dieser Unterschied moralisch nicht relevant ist. Moralisch relevant ist nur das Leid. Und mittlerweile ist wissenschaftlich gesichert, dass zumindest alle Wirbeltiere leidensfähig sind.« Seinem Buch ist eine grundsätzliche Klarstellung vorangestellt: »Wenn in diesem Buch von Tieren die Rede ist, dann sind immer nichtmenschliche, empfindungsfähige Tiere gemeint. Das sind genau genommen alle Wirbeltiere sowie Kopffüßler (wie z. B. Tintenfische) und Zehnfußkrebse (wie z. B. Flusskrebse und Hummer).«

Dass man das als Pedanterie belächeln könnte, weiß Winkelmayer. Beschäftigung mit Ethik brauche halt eine gewisse Grundbildung. Geschrieben hat er sein Buch nichtsdestotrotz für die Allgemeinheit – um das Thema Wildtiere nicht allein den JägerInnen zu überlassen.

Wildtiere gingen alle an. Denn: »Wir brauchen behutsames Biodiversitätsmanagement, gerade auch in den Städten. Wie früher alle Tiere einfach aus Bequemlichkeit abzuschießen ist nicht mehr vertretbar.« Dass man sich mit solchen Überzeugungen in Jagdkreisen keine FreundInnen macht, ist klar. Zwar gebe es auch dort Zuspruch »und viele vernünftige JägerInnen, aber die offizielle Jagd – also die Verbände und FunktionärInnen –, die meidet mich total«.

brauchen behutsames Biodiversitätsmanagement « Rudolf Winkelmayer

JAGD ALS ULTIMA RATIO

Dort wird seine Wandlung vom intensiv trophäenjagenden Saulus zum Paulus mit Befremden wahrgenommen; oder als Verrat empfunden (»Der ist kein Ethiker, sondern ein Moralapostel«). Junge JägerInnen werden in Whatsapp-Gruppen sogar vor dem Überläufer gewarnt: »Achtung, dieser Autor hat sich im Lauf der Jahre komplett wahnsinnig gegen die Jagd gestellt.« Zwar berät Winkelmayer auch den radikal jagdgegnerischen Verein gegen Tierfabriken (VGT) – »als unabhängiger Berater, nicht als Mitglied«, wie der Veterinär betont – und begleitet diesen mitunter sogar bei Ministerterminen. Absoluter Jagdgegner ist Winkelmayer trotzdem keiner. Er plädiert für eine Ultima-Ratio-Jagd: »Wir haben in unserer Kulturlandschaft Rotwild, Rehwild und Schwarzwild (Wildschweine, Anm.), das sich durch die Klimaerwärmung und durch die Landwirtschaft begünstigt sehr stark vermehrt und das man bejagen muss, weil es sonst auf Feldern oder im Schutzwald Schäden verursacht. Da sage ich klar: Wenn schon Fleisch, dann ist das das ethisch vertretbarste!« Aber einen Feldhasen, eine Wildgans oder einen Fuchs zu erschießen, dafür gebe es keinen vernünftigen Grund mehr. Das stellt einen Gutteil des jagdlichen Brauchtums infrage.

Dass Winkelmayers Überlegungen die Auseinandersetzung wert sind, spricht sich dennoch auch in Jagdkreisen herum. Die steirische Jagdzeitschrift »Anblick« widmete seinem Buch kurz nach Erscheinen ganze 10 Seiten: 10 Seiten Mut.

»EIN BEITRAG ZUR JAGDUND WILDTIER-ETHIK« von Rudolf Winkelmayer, erschienen 2022 im Kärntner Sternath-Verlag.

27 BIORAMA 82 WILDTIERE
»Wir

Mehr zur Planetary Prescription der Stadt Lahti auf greenlahti.fi/en planetary-prescription

GUT FÜR UNS

Das finnische Lahti war 2021 European Green Capital und setzt – ganz im Sinne der Auszeichnung – die Anstrengungen zur nachhaltigeren Gestaltung der Stadt fort: 2025 bereits will es Klimaneutralität erreicht haben. Ein Bestandteil davon ist auch das Konzept der »Planetary Health«, das derzeit in die kommunale Gesundheitspolitik Eingang findet. Im Sommer 2022 wurde dazu eine erste Studie unter der Leitung der Ärztin Hanna Haveri durchgeführt. Fünf BürgerInnen haben sich

an einen personalisierten Gesundheitsplan gehalten, um herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß eine Ökologisierung von Alltagsentscheidungen messbare Auswirkungen auf ihre Gesundheit zeigt. Schon nach zwei Monaten konnten signifikante Verbesserungen sowohl ihres CO²-Fußabdrucks als auch ihres gesundheitlichen Gesamtzustandes festgestellt werden. Für BIORAMA haben die Stadt Lahti und Hanna Haveri die Vorteile der »Planetary Prescription« für die Umwelt zusammengefasst.

Unsere Lebensweise ist nicht nachhaltig, was sich sowohl in gesundheitlichen Problemen als auch in einem übermäßigen Verbrauch natürlicher Ressourcen äußert. Um dieses Problem zu lösen, wollen wir Gesundheits- und Umweltziele miteinander verbinden. Im Hintergrund steht die Erkenntnis, dass die zunehmenden Volkskrankheiten mit den Veränderungen der Umwelt und der Lebensweise zusammenhängen. Die Ziele können durch folgende Maßnahmen erreicht werden:

• Veränderung hin zu einer gesünderen und nachhaltigeren Ernährung

• Steigerung der körperlichen Aktivität

• Verbesserung der Gesundheit und Nachhaltigkeit des Wohnumfeldes

• Förderung der unterschiedlichen Beziehungen der Menschen zur Natur

1. ERNÄHRUNG

Ein Viertel des CO²-Fußabdrucks entfällt auf Lebensmittel, wobei Fleisch- und Milchpro -

dukte besonders viele Emissionen aufweisen. Die Klimabelastung durch Lebensmittel aus Rindfleisch ist etwa viermal so hoch wie die von vegetarischen Lebensmitteln. Das Ersetzen einiger Fleischmahlzeiten pro Woche durch vegetarische Mahlzeiten kann eine große Veränderung bewirken. Durch das Einhalten einer planetarischen Ernährung kann jeder von uns seinen CO²-Fußabdruck deutlich verringern. Lebensmittelverschwendung verursacht eine unnötige Umweltbelastung, weil Ressourcen für die Lebensmittelproduktion verbraucht und die damit verbundenen Emissionen grundlos verursacht wurden. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelverschwendung bis zum Jahr 2030 zu halbieren.

Tipp der Ärztin: Strebe Zero Waste an: Nächste Woche keine Lebensmittel in den Müll werfen!

2. BEWEGUNG

Je weniger wir uns durch unsere eigene Muskelkraft bewegen, desto mehr sind wir auf

Gastbeitrag: Hanna Haveri
DIE VIER THEMEN DER PLANETAREN GESUNDHEIT – aus der ökologischen Perspektive
28 BIORAMA 82 PLANETARY HEALTH BILD CITY OF LAHTI

Kraftfahrzeuge angewiesen. Wir gewöhnen uns daran, selbst kurze Strecken mit dem Auto zu fahren, obwohl wir genauso gut zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren könnten, um auf diese Weise fit zu bleiben und gleichzeitig unseren CO²-Fußabdruck zu verringern. Die Emissionen von Bewegung und Sport entstehen häufig durch die Hin- und Rückfahrten. Die Aktivität an sich verursacht keine Emissionen.

Tipp der Ärztin: Probiere am Ende der Laufrunde das Barfußgehen!

3. WOHNUMFELD

Obwohl wir dank des gestiegenen Lebensstandards und der Fortschritte in der Medizin und Gesundheitsversorgung gesünder leben als je zuvor, nehmen viele Langzeiterkrankungen zu, insbesondere in den dicht bebauten städtischen Gebieten. Das Wohnumfeld ist sowohl für die Gesundheit der Menschen als auch für die biologische Vielfalt wichtig. Das vielfältige Ökosystem eines Stadtviertels kann beispielsweise durch den Bau eines Insektenhotels für Bestäuber oder durch etwas nachlässigere Gartenpflege unterstützt werden.

Tipp der Ärztin: Der Rasen muss nicht jedes Wochenende gemäht werden.

4. BEZIEHUNG ZUR NATUR

Ein urbanisierter, körperlich inaktiver, konsumorientierter und von der Natur entfremdeter Lebensstil belastet sowohl den Menschen als auch die Umwelt. Die Auswirkungen und Kosten von Zivilisationskrankheiten können durch eine stärkere Verbindung zur Natur und eine Verbesserung der Umweltbedingungen verringert werden. Selbst kleine Dinge machen einen Unterschied. Das Ziel der planetaren Gesundheit besteht darin, der eigenen Umwelt und der Natur mehr Aufmerksamkeit zu schenken als beim herkömmlichen Gesundheitskonzept. Eine einfache und naturnahe Lebensweise ist die Grundlage für eine gute Gesundheit. Es lohnt sich, die Nähe zur Natur und ihren Einfluss stärker mit unserer Gesundheit zu verknüpfen.

Tipp der Ärztin: Suche eine neue Grünfläche in der Nachbarschaft oder auf einer bekannten Grünfläche etwas Neues, das du zuvor noch nicht bemerkt hast. Nahe Grünflächen sind für uns ein wichtiger Ort zum Durchatmen!

ZUM SCHLUSS

Du musst deine Lebensweise nicht im großen Stil ändern, sondern nur kleine Entscheidungen im Alltag treffen. Es gibt viele Möglichkeiten, die körperliche Aktivität zu steigern, und jedeR kann das tun, was sie oder er selbst möchte. Wenn du mit dem Fahrrad zur Arbeit fährst oder zu Fuß gehst, musst du nicht zusätzlich noch joggen gehen. Das Gleiche gilt für die Ernährung: Wähle aus einer breiten Palette von guten Möglichkeiten diejenigen aus, die dich besonders interessieren. Wenn sich einer der vier Teilbereiche verbessert, hilft dies auch den anderen Teilbereichen.

Es geht auch anders!

Siegel, Siegel am Produkt: Wer hat sich als vertrauenswürdig entpuppt?

Ein Regal, 100 Produkte und jedes von ihnen hat unterschiedliche Siegel. Die einen stehen für die Herkunft, die anderen für die Art der Bewirtschaftung und dann gibt es wiederum jene, die garantieren, dass man sich auch auf die sozialen Standards verlassen kann. KundInnen sollten sich am besten einen dicken Wälzer als Nachschlagewerk zum Einkaufen mitnehmen – denn hier den Überblick zu behalten ist schwierig.

Bei SONNENTOR haben wir lediglich das europäische Bio-Siegel. Ganz ehrlich, ansonsten möchte ich mich aus dem Siegel-Dschungel lieber raushalten. Der ist mir ein Graus! Statt lediglich einzelne Bereiche herauszupicken, ist es unser Anspruch, dass entlang der gesamten Lieferkette die sozialen, ökologischen und Qualitätsstandards gleichermaßen gesichert sind. Da gibt’s kein Entweder-oder! Festgehalten wird das alles in unserer Gemeinwohlbilanz. Hätten alle Unternehmen so eine – dann könnten wir uns alle anderen Siegel sparen und es wären auch endlich objektive Vergleiche zwischen einzelnen Herstellern möglich. Das wäre echte Transparenz! Es ist begrüßenswert, dass sich gesetzlich in Sachen Lieferkette auch etwas bewegt – aber ob das nachhaltige Veränderungen bringt, wird sich erst weisen. Wir gehen jedenfalls weiterhin gern voran und zeigen: Es geht auch anders!

www.sonnentor.com/esgehtauchanders

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON SONNENTOR
Johannes Gutmann, SONNENTOR Gründer

WO ENDET DIE FAIRNESS?

»Das ist unfair!«, schreit das Kind an der Supermarktkassa. Seine Eltern haben ihm gerade verboten, Schokolade in den Einkaufskorb zu legen – auch nicht die »gesunde« ohne Zucker und aus fairem Handel. »Du weißt doch gar nicht, was ›fair‹ heißt«, entgegnen die Eltern hilflos und sind sich völlig bewusst, dass sie es auch nicht ganz genau wissen …

Für ihre Mitglieder hat sie Prinzipien aufgestellt, denen alle folgen müssen.

NEUE SIEGEL?

Beim nächsten Fair Trade International Symposium von 19. bis 21. Juni 2023 in Leeds, Großbritannien, sollen vor allem Themen wie der gegenseitige Einfluss zwischen dem FairtradeDiskurs und anderen Bewegungen, die ähnliche Ziele haben, diskutiert werden. fair-trade.website/ fair-trade-symposium

Der Duden erklärt, dass das Wort aus dem Englischen entlehnt ist und so viel wie »den Regeln des Zusammenlebens entsprechend; anständig, gerecht im Verhalten gegenüber anderen« bedeutet. Als »Regeln des Zusammenlebens« können Grundrechtskataloge, Gesetze und soziale Normen angesehen werden.

Gerade in Handelsbeziehungen wurden und werden oft wirtschaftliche Machtpositionen genutzt, um finanzielle Vorteile aus unfairen Geschäften zu ziehen. Um auch im großvolumigen globalen Handel in einer postkolonialen Zeit faire Bedingungen herzustellen, wurde 1989 die World Fair Trade Organization (WFTO) gegründet. Sie hat heute mehr als 400 Mitglieder in über 70 Ländern.

Die WFTO definiert fairen Handel als »Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt basiert und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt«.

An diese Standards hält sich auch die GEPA – The Fair Trade Company mit Hauptsitz in Wuppertal, die Gründungsmitglied der WFTO ist. Pressereferentin Brigitte Frommeyer betont, dass das Unternehmen auch nach dem WFTO-Guarantee-System überprüft wird. »Dabei wird das Unternehmen als Ganzes untersucht, nicht nur einzelne Produkte. Es geht also z. B. auch um Arbeitsbedingungen hier vor Ort.« Fairness-Standards und die entsprechenden Gütesiegel gibt es ihrer Ansicht nach bereits genug. Aber aus Sicht der GEPA müsse »Fairness immer wieder neu definiert werden«. Frommeyer meint damit aber nicht, dass neue Gütesiegel etabliert werden sollten. »Ich denke, es gibt genug Standards. Schon vor Jahren klagten VerbraucherInnenorganisationen über den ›Siegeldschungel‹, der die VerbraucherInnen schnell verwirrt.«

Katrin Frank, die beim in Berlin ansässigen Verein Forum Fairer Handel für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, verweist außerdem darauf, dass es Bereiche gibt, auf die die Standards noch gar nicht umgelegt wurden, so etwa die Elektronikbranche. Aber immerhin konn-

Produkte aus fair oder fairer gehandeltem Rohstoff finden sich in allen Supermärkten. Bei den meisten Produktgruppen gibt es noch gar keine Standards.
BILD UNSPLASH/ERIK ODIIN
TEXT Barbara Ottawa
BIORAMA 82 FAIRNESS 30

ten neben den Siegeln für klassische Agrarprodukte aus dem Globalen Süden wie Kaffee oder Baumwolle auch für einige andere Warengruppen und Produkte Standards für fairen Handel definiert und auf dem Markt etabliert werden. Darunter allen voran die Fairtrade-Standards für Textilien, Gold, Produkte aus Wildsammlung, Kunsthandwerk oder sogar digitale Dienstleistungen.

Auch der Globale Norden – damit sind in den Handelsbeziehungen international betrachtet vergleichsweise privilegierte Staaten wie jene in Europa gemeint – ist inzwischen nicht mehr nur Zielregion des Verkaufs von fair gehandelten Produkten, sondern auch Zielregion der Sicherstellung von Standards für fairen Handel, weil deren Einhaltung auch hier nicht überall selbstverständlich ist.

WAS IST NICHT FAIR?

Frank betont zusammenfassend, »insbesondere die starken ökonomischen Kriterien unterscheiden Fair-Handels-Standards von Nachhaltigkeitszertifizierungen, denn Prinzipien wie faire (Mindest-)Preise, langfristige Lieferverträge (…)« stellen die Arbeitsbedingungen für den Menschen in den Fokus. Allerdings gilt leider auch umgekehrt, dass die meisten Zertifikate für fairen Handel keine allzu elaborierte Definition von ökologischer Fairness beinhalten. Frommeyer etwa nennt »Klimaschutz, Klimagerechtigkeit, Anpassung an den Klimawandel« als »weiteren Punkt mit großer Aktualität«.

KETTENREAKTION

»Wichtiger als noch mehr Fairtrade-Standards wäre aus unserer Sicht ein starkes Lieferkettengesetz, das Unternehmenshaftung einschließt«, betont Frommeyer.

Sehr ähnlich beschreibt den Zweck der Fairtrade-Siegel auch Katrin Frank: »Bis Menschen- und Umweltrechte im Welthandel besser geschützt werden, braucht es den fairen Handel und seine Standards bzw. Prinzipien, die erfüllt werden müssen, damit ein Produkt als fair gekennzeichnet werden kann.« Sowohl für GEPA als auch für das Forum Fairer Handel hat daher das Zustandekommen eines starken Lieferkettengesetzes, wie es derzeit in der Europäischen Union diskutiert wird, Priorität. Deutschland hat ein neues Gesetz beschlossen, das 2023 für große Unternehmen in Kraft treten soll und explizit »erstmals klare Anforderungen für die unternehmerische Sorgfaltspflicht« formuliert und eine »Verantwortung für die gesamte Lieferkette« beinhaltet. In der Praxis muss sich dessen Umsetzung jedoch erst beweisen.

Bis dahin bleibt es den VerbraucherInnen überlassen, beim Einkauf die Latte dafür zu legen, was fair ist. Und sich die Lieferketten bei jenen Unternehmen anzusehen, die diese transparent offenlegen, ohne gesetzlich dazu verpflichtet zu sein – oder auf Kontrollsysteme zurückzugreifen, die durch robuste Gütesiegel für Standards bürgen.

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Entspannt
BIORAMA 82 SOZIAL UND ÖKOLOGISCH FAIR 32

SAUBER, FAIR UND GUT

Mit »Gut, sauber und fair« rief Carlo Petrini, der Gründer von Slow Food, eine Parole aus, die die Philosophie seiner Bewegung auf den Punkt bringt. Lebensmittel müssen nicht nur gut schmecken, sondern auch ökologisch enkeltauglich und sozial verträglich produziert werden. Ein Zugang, der die Menschen und ihre Lebenswelt in den Mittelpunkt stellt und dabei nicht ausschließt, dass sich biologisch hergestellte und

fair gehandelte Produkte zu einer stattlichen Marktmacht entwickeln. Während sich für Bio ein gesetzlicher Standard etabliert hat, gibt es mehrere Ansätze und Siegel, die Einhaltung fairer Arbeits- und Handelsbedingungen für KonsumentInnen transparent zu machen. Biolandwirtschaft und der respektvolle Umgang mit LandwirtInnen und ProduzentInnen treten oft gemeinsam in Erscheinung. Manchmal übernimmt der faire Handel die Führung und

Bio & Fairness, Seite an Seite.
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Durch Bioaufpreis und Fairtrade­Prämie werden in der Dominikanischen Republik Schulen und Krankenhäuser finanziert, Häuser von Mitgliedern der Kooperative saniert und Schulstipendien für die Kinder der Familien bereitgestellt.

nimmt Bio an die Hand. Ein anderes Mal ist es umgekehrt. Anhand eines Beispiels aus der Dominikanischen Republik wird sichtbar, wie es gehen kann: der Kakaobohne.

Die Dominikanische Republik ist kein reiches Land. Genauer gesagt ist es das zweitärmste in der Karibik. Ärmer ist nur noch Haiti, der zweite Staat auf der Insel und damit der unmittelbare Nachbar. Die politische Geschichte der Republik ist turbulent. Unabhängigkeit, Diktaturen, freie Wahlen, Putsch, Bürgerkrieg. Erst die Wahlen 1966 brachten Demokratie und ein kleines Maß an Stabilität. Anfang der 70er-Jahre gab es eine Agrarreform, durch die viele kleine LandwirtInnen zu einem eigenen Stück Land kamen. Kleine Äcker und Felder, kaum größer als 4 Hektar und definitiv zu klein, um davon eine Familie zu ernähren. Etwas später, etwa Mitte der 80er-Jahre, entstanden als Reaktion auf diese Entwicklung die Kooperativen im Land. Etwa Banelino, der Zusammenschluss der BananenproduzentInnen, oder Concado

(Coordinadora Nacional de Cacaoteros Dominicanos), die Gemeinschaft dominikanischer KakaoproduzentInnen, oder Cooproagro, eine andere Kooperative, die für den europäischen Markt stark mit der Gepa kooperiert. Die aktuellen Statistiken der Concado sind imposant. Die Kooperative hat mehr als 10.000 Mitglieder, sehr kleine Betriebe mit weniger als drei Hektar Land machen etwa 90 Prozent davon aus. Die Produktionsmenge: 73.000 Tonnen. Das ist ungefähr ein Viertel der gesamten Produktion des Landes. Davon sind bereits 80 Prozent biozertifiziert und etwa die Hälfte Fairtrade-zertifiziert. Der Grund für den hohen Anteil an biologisch zertifiziertem Kakao liegt in der Vergangenheit und in der Armut der ProduzentInnen. Es stand einfach nicht genügend Geld zur Verfügung, um chemisch-synthetischen Pflanzenschutz auf den Plantagen auszubringen. Für die Concado-BeraterInnen war die Umstellung daher eine keine große Herausforderung. Für Isidoro De La Rosa, den Präsi-

Cosme Guerrero leitet die Schokoladefabrik von Conacado und hat stets ein scharfes Auge auf die Qualität von Rohstoffen und Produkten.
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Eine Hand voll Terroir. Der Rohstoff für feine Schokopralinen.
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Kakao ist neben Kaffee, Bananen und Zuckerrohr das wichtigste Produkt der dominikanischen Landwirtschaft.

Die dominierende Kakaosorte der Insel heißt, wie die Insel selbst früher hieß: Hispaniola.

denten der Kooperative, ist die Verbindung von Fairtrade und Biolandwirtschaft eine Selbstverständlichkeit: »Synthetische Spritzmittel schaden dem Boden und der Artenvielfalt. Sie beschädigen die Lebensgrundlage künftiger Generationen. Und auch die Gesundheit der Bäuerinnen und Bauern. Sie sind in hohem Maß armutsfördernd. Der biologische Anbau ist das Gegenteil davon.« Beim biologischen Anbau wird auf diese Chemikalien und Insektizide verzichtet. Fruchtschalen und Äste werden als natürlicher Dünger genutzt. Die Felder sind großteils Mischkulturen, auf denen auch noch Bananenstauden, Kokospalmen, Zitrusfrüchte, Süßkartoffeln, Gemüse und andere Pflanzen angebaut werden. Hauptsächlich für den Eigenbedarf.

In der Mitte der Insel betreibt Concado eine Schokoladenfabrik. Die Anlage überrascht. Allein die Größe ist beeindruckend. Neue Ma-

schinen, moderne Technik. Ausgelegt ist sie für die Verarbeitung von 26.000 Tonnen Kakao pro Jahr. Das ist ein guter Teil dessen, was in der Dominikanischen Republik angebaut wird. Produziert werden hier (die Fabrik trägt den unsäglichen Namen »Agroindustrial«) Produkte, die für die gewerbliche Nutzung gedacht sind. Also Bohnen, Nibs, Kakaobutter oder Pulver. Verwertet wird, was von den Erntesammelstellen in Hato Mayor, Yámasa oder Bonao angeliefert wird. Die Fabrik selbst steht in San Francisco de Macorís. Die Produkte, die in diesem Werk entstehen, finden auch den Weg in vertraute Regale. Nur in anderer Form. Etwa als Schokolade zum Kochen und Backen der österreichischen Bio-Lebensmittelhandelseigenmarke »Spar Natur*pur«. Oder auch als Orangen-Vollmilchschokolade mit Krokant bei Julius Meinl. Womit der Kreis sich schließt. Sauber, fair und unglaublich gut.

36 BIORAMA 82 SOZIAL UND ÖKOLOGISCH FAIR
Ein Blick über die Hecke. Im Garten der NachbarInnen werden Biokaffeebohnen sortiert.

Wir arbeiten mit all unserer Kraft daran, Österreich mit erneuerbarem Strom aus Wasser, Wind und Sonne in eine sichere Energiezukunft zu führen.

Doch die Energiewende gelingt uns nur gemeinsam. Und jeder Beitrag, ob groß oder klein, bringt uns der Energiewende näher. Denn gemeinsam sind wir die Kraft der Wende.

Die Energiewende benötigt die Kraft der Natur.
Und die Kraft der Menschen.

FAIR PLAY

Drei Viertel aller weltweit verkauften Fußbälle kommen aus Pakistan, ihre Produktion ist meistens weder sozial noch ökologisch nachhaltig. Es gibt Alternativen.

Badboyzballfabrik

wurde 2014 von Robert Weber mit dem Ziel, faire und ökologische Sportbälle zu verkaufen, gegründet. Mittlerweile ist das Familienunternehmen in zweiter Generation, Tochter Alena Weber ist Geschäftsführerin, Robert Weber ist verantwortlich für das Marketing und den Vertrieb. badboyzballfabrik.com

Die 700.000-EinwohnerInnen-Stadt Sialkot im Nordosten Pakistans gilt als die Hauptstadt des Fußballs. Zumindest was die Produktion des für den Sport notwendigen runden Leders betrifft. Auch wenn Leder hier ein wenig irreführend ist –der Großteil der jährlich rund 40 Millionen handgefertigten Fußbälle besteht aus Kunstleder. Jedes zweite Jahr, zu Fußballgroßveranstaltungen wie Welt- oder Europameisterschaften, klettern die Produktionszahlen sogar auf 60 Millionen Stück. Diesen Boom spüren zwar die großen Sportartikelhersteller in ihren Verkaufszahlen, die NäherInnen, die mehr als zehn Prozent der Sialkoter Bevölkerung ausmachen und die Fußbälle herstellen, verdienen dennoch nur einen geringen Lohn, häufig unter dem nationalen Mindestlohn. Bezahlt werden sie in den meisten Fällen nicht pro Stunde, sondern pro genähtem Ball.

VIEL HANDARBEIT, WENIG GELD

Für die Fertigung von Fußbällen gibt es mehrere Methoden. Jeder Ball besteht aus einem

Innenleben – auch Blase genannt –, einem Grundgerüst um die Blase, das dafür sorgt, dass das Innenleben bei hohem Druck nicht platzt, sowie der sichtbaren Oberschicht des Balls.

Wie ein Fußball aussehen muss, ist genormt: 20 sechseckige Panels und 12 fünfeckige Panels werden benötigt, um aus dem Eckigen das Runde zu machen. In der Produktion werden zuerst laminierte und getrocknete Kunstlederstücke per Hand zu fünf- und sechseckigen Formen gestanzt und mit Schlitzen für die Naht versehen. Ein solches fünfeckiges Panel enthält ein Loch für die Blase und das Ventil, die meistens beide aus Latex bestehen. Nach dem Stanzen werden die Panels bedruckt und anschließend meist in Handarbeit zusammengenäht, insgesamt sind dafür mehr als 600 Nadelstiche notwendig. Der schwierigste Teil ist die Schlussnaht, die man von außen nicht sehen darf. Durchschnittlich brauchen ArbeiterInnen drei Stunden Nähzeit für einen Ball, laut Fairtrade Deutschland arbeiten die NäherInnen bis zu zwölf Stunden pro Tag, wo -

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mit einE ArbeiterIn täglich durchschnittlich vier Fußbälle herstellt. Mittlerweile wird aber nicht mehr jeder Ball komplett per Hand genäht, es gibt maschinelle Fertigungstechniken und thermogeklebte Bälle. Die Schlussnaht muss jedoch immer per Hand erfolgen. Sind die Bälle fertig genäht, werden sie nachgerundet, gereinigt und genauestens inspiziert, bevor sie verpackt und aus Sialkot in die ganze Welt versendet werden.

BESSERE ARBEITSBEDINGUNGEN

Der Lohn für die aufwendige Fußballproduktion ist gering, die Tageslöhne betragen häufig nicht mehr als einen Euro. Eine Möglichkeit, die bessere Arbeitsbedingungen garantiert und diese auch für KonsumentInnen sichtbar macht, ist das Fairtrade-Siegel. Die Fairtrade-Zertifizierung soll unter anderem si -

cherstellen, dass zumindest die jeweiligen nationalen Mindestlöhne bezahlt werden, dass die Bälle ohne Kinderarbeit produziert werden und dass die ArbeiterInnen Prämien erhalten, die es ihnen ermöglichen, in gemeinsame Projekte zur Verbesserung ihrer Lebensund Arbeitsbedingungen zu investieren. Die 2003 gegründete Flocert GmbH sorgt für regelmäßige Überprüfungen in den Produktionsstätten. Nach der Erstzertifizierung gibt es laut Fairtrade Deutschland innerhalb eines dreijährigen Zertifizierungszyklus mindestens zwei weitere Kontrollen sowie unangekündigte Überprüfungen.

Auch wenn bisher nur ein Bruchteil der Die sogenannten technischen Schichten eines Fußballs werden laminiert, um den Materialien mehr Stabilität zu verleihen. Die verschiedenen Schichten sorgen

BILD ISTOCK.COM/PICT RIDER, BADBOYZBALLFABRIK
unter anderem für bessere Ballbehandlung und gute Flugeigenschaften.
»Fairtrade ist ein rein soziales Siegel, weshalb wir unsere meistverkauften Modelle in einem deutschen Lebensmittellabor zusätzlich auf Schadstofffreiheit prüfen.«
39
— Robert Weber, Sportartikelhersteller

Ein

FAIR

ist keine rechtlich geschützte Produktbezeichnung. Die bekanntesten Dachorganisationen im Bereich fairen Handels sind die Fairtrade Labelling Organizations International (FLO), kurz Fairtrade International.

Ihr Gütesiegel, für das von Fairtrade definierte Standards aufgestellt wurden, die von der Zertifizierungsgesellschaft Flocert überprüft werden, findet man weltweit auf über 30.000 Produkten, es soll zu besseren Arbeitsbedingungen in der Produktion und im Handel von Waren beitragen. fairtrade.net

weltweit verkauften Fußbälle Fairtrade-zertifiziert ist, ziehen immer mehr große Anbieter nach. Laut dem Pressesprecher von Fairtrade Österreich, Bernhard Moser, gibt es in Österreich zurzeit drei Unternehmen, die Fairtrade-Bälle herstellen lassen. Vermutlich bei einer der derzeit sieben zertifizierten Produzentenorganisationen, die faire Sportbälle herstellen. Sechs davon befinden sich in Pakistan, eine in Indien.

GAR NICHT SO BÖSE JUNGS

vernäht oder verklebt.

Auch Robert Weber setzt auf Fairtrade. Seit 1975 arbeitet er in der Sportballbranche, bei seinem ersten Arbeitgeber wurden die Bälle zu Beginn noch in Deutschland produziert, 1982 wurde die Produktion nach Pakistan verlegt. Von fairen Bällen war damals noch keine Rede, doch das sollte sich ändern. 2014 gründete Weber in Nürnberg das Unternehmen »Bad Boyz Ballfabrik«, mit dem er in Sialkot Sportbälle unter Fairtrade-Bedingungen produziert und in seinem Onlineshop, in Weltläden und direkt an Vereine verkauft. Dafür zahlt das Unternehmen zwar insgesamt 22 bis 25 Prozent im Vergleich zur Nicht-Fairtrade-Produktion mehr, dieser höhere Einkaufspreis schlägt sich aber nicht im Verkaufspreis nieder, sagt Weber, der sich in seinem Sortiment auf Fußbälle konzentriert. Die Preise für die ab 30 Stück individuell gestaltbaren Kunstlederbälle liegen zwischen 30 Euro für einen Trainingsball und 150 Euro für einen thermogeklebten Matchball für Vereine, der aufgrund seiner Materialeigenschaften für noch mehr Ballkontrolle sorgen soll. Auch Hand- und Volleybälle finden sich im Katalog von Bad Boyz, Basketbälle sollen folgen. Alle Bälle sind nicht nur Fairtrade-zertifiziert, sondern auch frei Polyvinylchlorid (PVC),

BILD BADBOYZBALLFABRIK
Großteil der Fußballproduktion ist Handarbeit. So auch der Siebdruck der einzelnen Panels. Sie werden in den meisten Produktionsfirmen später allerdings maschinell
40 BIORAMA 82 BALLPRODUKTION

Tiroler Bio-Vinschgerlaib

Bio-Vinschgerlaib

Prämiert zum BIO AUSTRIA Produkt des Jahres 2023

Der Bio-Vinschgerlaib wird aus dem Getreide von über 30 Tiroler Bio-Bauern in der Bäckerei Therese Mölk hergestellt. Alle produzieren nach den strengen Richtlinien von BIO AUSTRIA. Das Brot wird mit Natursauerteig gebacken und mit Südtiroler Bio-Brotklee verfeinert. Für den Tiroler Ursprung bürgt das Gütesiegel „Qualität Tirol“.

biovomberg.at

Fair Rubber e.V

ist ein Verein aus Bonn, der es sich seit 2012 zum Ziel setzt, einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen für Primärerzeuger von Naturkautschuk, einem Rohstoff, der nicht von Fairtrade erfasst wird, zu leisten. fairrubber.org

einem Kunststoff, bei dessen Produktion giftiges Chlor eingesetzt wird.

IT’S A BUBBLE

Ein wichtiger Bestandteil jedes Balls ist die Blase, die für den Luftdruck, das Gewicht und in weiterer Folge für die Flugeigenschaften des Balls verantwortlich ist. In den meisten Fällen besteht sie aus Latex, also flüssigem Naturkautschuk, oder Butyl, einem synthetischen Gummi. Butylblasen verlieren deutlich weniger Luft als Latexblasen und werden daher häufiger im Profibetrieb eingesetzt. Um Latex zu gewinnen, wird die Rinde des Kautschukbaums angeritzt, aus der der Milchsaft Latex fließt. Naturkautschuk ist einer der Rohstoffe, die nicht von der mit Fairtrade zusammenarbeitenden Zertifizierungsgesellschaft Flocert erfasst sind und deren fairer Handel nicht mit dem Fairtrade-Siegel bescheinigt werden kann. Der Verein Fair Rubber setzt sich für faire Arbeitsbedingungen im Handel von Naturkautschuk ein und vergibt ein Fair-Rubber-Siegel. Es ziert inzwischen einige Produkte, in denen dieser Rohstoff verarbeitet wurde, wie Kondome, aber auch Fußbälle. Die »Bad Boyz Ballfabrik« setzt seit 2021 in ihrer Produktion auf von Fair Rubber zertifiziertes Latex.

Das hat zum Beispiel auch das Unternehmen Fairsquared mit Sitz in Köln 2017 für Werbeartikel für den Investmentfonds Ökovision der Ökoworld AG so gemacht und hat Fußbälle in Sialkot herstellen lassen, die ein Fairtrade-Siegel trugen und für die Blase zusätz -

lich das Fair-Rubber-Siegel erhielten. Ins Standardsortiment von Fairsquared wurden Fußbälle allerdings nicht aufgenommen, wie Fairsquared-Geschäftsführer Oliver Gothe erklärt. »Wir haben uns auf Kosmetik- und Hygieneartikel spezialisiert. Wir bieten zwar Garten- und auch Freizeitprodukte an, bei Bällen gibt es aber schon sehr viele Anbieter«, sagt Gothe. Fair Rubber zieht sich durch das Produktsortiment von Fairsquared. So sind die von Fairsquared angebotenen Kondome und Menstruationstassen aus Latex, das von Fair Rubber zertifiziert ist.

FUSSBÄLLE AUS KOKOSFASERN?

Auch wenn Fairtrade- und Fair-Rubber-zertifizierte Bälle für bessere Arbeitsbedingungen bei der Rohstoffgewinnung und der Produktion von Fußbällen stehen, so besteht das Obermaterial so gut wie immer aus erdölbasiertem Kunstleder, selten kommt Echtleder zum Einsatz. Und wo mit Leder gearbeitet wird, liegen Herkunft und Verarbeitung des Rohstoffs meist erst recht im Dunkeln.

Einen veganen Ball aus nachwachsenden Rohstoffen sucht man derzeit noch vergeblich. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Die Materialeigenschaften seien mit denen von Kunstleder nicht zu vergleichen und für die Fußballproduktion nicht brauchbar, erklärt Robert Weber. »Wir und unser Entwicklungslabor in Pakistan haben bisher noch kein Material aus nachwachsenden Rohstoffen gefunden, das auch nur annähernd den hohen Ansprüchen an die Eigenschaften eines Fußballs gerecht wird.«

Vielleicht geht der Sportsgeist demnächst ja so weit, dass die Produktionsbedingungen der Bälle im Zentrum des großen Sports nicht mehr Nebensache sind.

»Wir und unser Entwicklungslabor in Pakistan haben bisher noch kein Material aus nachwachsenden Rohstoffen gefunden, das auch nur annähernd den hohen Ansprüchen an die Eigenschaften eines Fußballs gerecht wird.«
— Robert Weber, Sportartikelhersteller
42 BIORAMA 82 BALLPRODUKTION

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09.2022
Nachhaltig

GRÜNE ENERGIE AUS DER WASSERWIRTSCHAFT

Die Siedlungswasserwirtschaft könnte sich in fünf Jahren selbst mit Strom versorgen oder zum Produzent thermischer Energie werden.

Um den Klimawandel einzudämmen, sind Anstrengungen und Optimierungen in sämtlichen Bereichen erforderlich. Schon heute erzeugt die Siedlungswasserwirtschaft einen beachtlichen Teil jener Energie selbst, die für die Versorgung mit Trinkwasser und die Entsorgung von Abwasser im Umfeld von Siedlungen notwendig ist. Optimierungspotenziale gibt es noch: Der Austausch von Pumpen in der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung würden den Energieverbrauch ebenso senken, wie die Dämmung von Faultürmen oder die Optimierung der Abwasserbelüftung in den Kläranlagen. In den Anlagen der Siedlungswasserwirtschaft ließe sich zudem noch mehr Strom aus Klärgas und Sonnenenergie und Wärme aus dem Abwasser erzeugen.

Energieüberschuss möglich

Eine Studie, die das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaftwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft bei der Österreichischen Energieagentur in Auftrag gab, untersuchte, wie sich das Ausschöpfen der ungenützten Potenziale auf die Energie- und Treibhausgasemissionen der Siedlungswasserwirtschaft konkret auswirken würde. Dabei entwarfen die Autoren zwei Szenarien. Ohne thermische Nutzung des Abwassers könnte bis 2027 der Strombedarf der Siedlungswasserwirtschaft auf Null gesenkt werden. Beim Ausschöpfen sämtlicher Potenziale inklusi-

ve Abwasserwärmenutzung reduziert sich der elektrische Nettoverbrauch von derzeit 282 Gigawattstunden (GWh) auf 221 GWh pro Jahr. Denn die Wärmepumpen, die in diesem Szenario notwendig sind, benötigen Strom. Die positiven Auswirkungen auf Treibhausgas- und Wärmebilanz sprechen für die Maximalvariante: Die Anlagen der Siedlungswasserwirtschaft können dabei bis zum Jahr 2027 einen Überschuss von bis zu 883 GWh pro Jahr thermische Energie erzeugen. Diese Menge reicht aus, um das Warmwasser für etwa 725.000 Personen ein Jahr lang aufzubereiten. Die Autoren der Studie rechnen damit, dass längerfristig über 3.000 GWh pro Jahr Abwasserwärme aus dem Ablauf von Kläranlagen zu wirtschaftlichen Preisen gewonnen werden können.

Treibhausgassenke

Der Treibhausgasausstoß in der Siedlungswasserwirtschaft beträgt derzeit 277.714 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Werden alle Maßnahmen umgesetzt, dann wird die Siedlungswasserwirtschaft nicht nur zum Energieproduzenten, sondern auch zu einer Treibhausgassenke. Die Studienautoren rechnen in diesem Fall mit einer Bilanz von minus 31.662 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich. Die Umsetzung aller Maßnahmen sorgt zudem für einen massiven Beschäftigungseffekt von 4000 Arbeitsplätzen.

BILD BML ALEXANDER HAIDEN

MEHR GEWÄSSERRAUM SCHÜTZT VOR HOCHWASSER

Starkregen und Überflutungen häufen sich als Folge des Klimawandels. Die negativen Auswirkungen von Hochwasserereignissen können mit ganzheitlichen Schutzkonzepten und ökologischer Sanierung von Gewässern jedoch deutlich reduziert werden.

Ein verheerendes Unwetter im Gegendtal in Oberkärnten löste Ende Juni 2022 in wenigen Stunden eine Hochwasser-Katastrophe aus: Bäche traten über ihre Ufer und die Wassermassen, Steine, Schlamm sowie Wildholz schädigten 130 Gebäude sowie Straßen und Brücken. Die Wasserversorgung sowie das Kanal- und Stromnetz fiel für etwa 1500 Haushalte in der Region längere Zeit aus. BestehendeSchutzbauten verhinderten Schlimmeres, wie etwa Überflutungen im nahen Villach.

Stadt an der Drau ein solches benötigte, zeigte sich während der beiden Hochwasserereignisse im Herbst 2018 und 2019. Temporäre Schutzmaßnahmen verhinderten eine neuerliche Überflutung. Seit kurzem ist das neue Hochwasserschutzsystem voll funktionsfähig und wird bald ganz fertig gestellt sein.

An der Enns werden zwei Mäander-Bögen wieder hergestellt.

Diese Katastrophe zeigt einmal mehr: Die Klimaerwärmung begünstigt Unwetter und wir müssen uns darauf besser vorbereiten. In Gegendtal geschieht das gerade: Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), das Land Kärnten und die Gemeinde beziehungsweise der Wasserverband stellen wieder ein geregeltes Abflussprofil her. Sie lösen zudem Grundstücke und Liegenschaften ab, um Retentionsräume zu schaffen, die Bächen und Flüssen den nötigen Raum zum Ausufern geben. Ein gesamtheitliches Schutzkonzept soll die Region resilienter machen. Es sieht mehrere Rückhaltebecken vor und wird etwa 20 Millionen Euro kosten.

Schutzsysteme

In Lavamünd zerstörte ein Jahrhundert-Hochwasser vor zehn Jahren die Lebensgrundlage vieler Menschen. Sofort danach entwickelte die Bundeswasserbauverwaltung ein nachhaltiges Hochwasserschutzsystem. Wie dringend die

Koordinierte Maßnahmen Gewässer ökologisch zu sanieren und damit den Hochwasserschutz zu verbessern, ist auch Ziel des von der EU geförderten Projekt LIFE IP IRIS Austria (www.life-iris.at). Dieses umfasst österreichweit Gewässerentwicklungs- und Risikomanagementkonzepte und ermöglicht eine koordinierte Planung von Maßnahmen und begünstigt die Nutzung von Synergien aus allen Bereichen. An sieben österreichischen Flüssen auf einer Gesamtlänge von fast 600 Kilometer finden Planungen und Verbesserungsmaßnahmen auf dieser Basis statt. Am weitesten ist das Projekt am Enns-Abschnitt östlich von Mandling gediehen. Der Fluss ist hier, im Grenzgebiet von Salzburg und der Steiermark, wegen Regulierungen besonders strukturarm und ökologisch nur bedingt funktionsfähig. Bis April 2023 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen und die natürlichen Prozesse auf diesem Abschnitt der Enns wiederhergestellt sein. Im Burgenland werden im Rahmen von zwölf Renaturierungsmaßnahmen an der Leitha unter anderem Neben- und Altarme wieder nutzbar gemacht.

Info: www.bml.gv.at/wasser

In diesem Altarm der Leitha fließt zukünftig wieder Wasser.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
BML
DES
BILD BML, LAND BURGENLAND

SPROSSENWAND

Kleine Pflänzchen, großer Wert.

Samen zum Keimen in Bioqualität bekommt man zum Beispiel im Naturkostfachhandel, im Supermarkt, sofern er super sortiert ist, in den Filialen von Sonnentor und folgenden Webshops: microgreen-shop.com sprossen.at sprossengarten.at sonnentor.com pepuplife.com koro-shop.de

Am Anfang der Sprosse steht immer der Samen. Dieser Samen trägt den Keim in sich. Dann braucht es (eigentlich er, der Samen) nur noch Wasser und Licht, und sobald der Keim sich durch die Schale des Samens drückt, wird die Pflanze zum Keimling. Der Stängel wächst und sie bleibt ein Keimling, bis sich die ersten kleinen Blätter bilden. Dann ist sie ein Spross. Keim, Keimling, Spross bezeichnen also die gleiche Sache in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens. Man findet sie aber auch unter der modernen Bezeichnung Microgreens. Fürs Auge sind die kleinen Racker nur wenige Zentimeter Stängel mit winzigen Blättchen drauf. Aber es sind Bomben. Und zwar sowohl Vitamin- als auch Geschmacksbomben. In China weiß man das seit über 5000 Jahren. Für die Seeleute des Wes-

tens waren Sprossen ein wesentlicher Faktor im Kampf gegen Skorbut, eine heimtückische Seefahrerkrankheit, die auf den Mangel von Vitamin C zurückzuführen war. Frisches Obst war auf langen Fahrten an Bord nicht verfügbar, weil viel zu schwer. Getreidesamen waren leichter, und auf feuchten Tüchern keimten diverse Sprossen. Nach wenigen Tagen stand dann Vitamin C in reichlicher Fülle zur Verfügung. Andere gesundheitsfördernde Wirkungen von Sprossen wurden erst deutlich später beforscht. Auf den Punkt gebracht: Sprossen haben einen hohen Vitamingehalt und sind Träger einer Menge von Nährstoffen (Ballastund Mineralstoffe, Aminosäuren). Im Marktplatz diesmal ausgewählte Sorten und ihre Eigenschaften – und Empfehlungen für Bezugsquellen für Sprossen in Bioqualität.

TEXT UND BILD Jürgen
Schmücking
46 BIORAMA 82 MARKTPLATZ FOOD

KRESSE

Die Kresse ist – von Verbreitung und Beliebtheit her gesehen – der Superstar unter den Sprossen. Oft stehen die kleinen Schachterln und Kisterln in Kindergärten herum, damit die Kinder die grüne Kresse beim Wachsen beobachten können. Mit der Bastelschere werden sie dann fachgerecht geerntet und aufs Butterbrot gelegt. Geschmacklich ist sie eher mild, im günstigen Fall leicht nussig. Ein guter Einstieg also.

FENCHEL

Will man den mediterranen Duft von Anis in einen Salat bringen, kommt man am Fenchelsamen nicht vorbei.

Die frischen Keimlinge und Sprossen vom Fenchelsamen haben nicht nur eine satte, strahlend grüne Farbe, sie sind auch hocharomatisch und haben eine dezente Süße. Ergo sind sie eine gute Deko (Farbe!) ebenso wie eine sensorische Aufwertung für Salate, Smoothies oder Aufstriche.

MUNGOBOHNEN

Sie sind die am meisten verbreiteten Bohnen der Welt. So verbreitet, dass viele der am Markt verfügbaren Sojasprossen eigentlich Mungobohnensprossen sind. Aber sei’s drum. Nach dem Keimen bleibt viel vom Kern und der Trieb ist dick, saftig und weiß. Gedünstet oder im Wok gebraten geben sie asiatischen Gerichten eine leicht bittere Note.

RADIESCHEN

Radieschensprossen bringen Schärfe aufs Brot oder auf den Teller. Keine intensive Chilischärfe. Auch keine derbe Pfefferschärfe. Eher die feine Klinge. Außerdem sind sie ausgesprochen schön anzusehen. Die Stängel sind lang, schlank und strahlen in sattem Violett. Sie verfügen über einen hohen Proteingehalt, jede Menge Magnesium und etliche andere Mineralstoffe.

GRÜNKOHL

Über Kohl kann man diskutieren. Darüber, ob man ihn mag oder nicht. Außer Frage steht der Ruf von Grünkohl als Superfood: Der Kalzium- und Eisenanteil geht durch die Decke, der Vitamingehalt (A, C und K) ebenso und aufgrund des hohen Anteils an Senfölen ist die Grünkohlsprosse (das ist jetzt leicht missverständlich, wir reden immer noch vom jungen Grün der ersten Tage, nicht von der Kohlsprosse als fertigem Gemüse, in Deutschland auch als Rosenkohl bekannt) hocharomatisch.

ZWIEBEL

Die Samen täuschen. Sie sind tiefschwarz und erwecken optisch nicht den Eindruck von Frische. Genau das ist es aber. Das Grün aufgekeimter Zwiebelsamen riecht und schmeckt nach frischem Frühlingszwiebel und zaubert damit – bei Bedarf ganzjährig – den Frühling aufs Fensterbrett. Abgesehen davon werden dem Zwiebelspross durchaus heilende Wirkungen nachgesagt. Wenn zum Beispiel die Immunabwehr Schützenhilfe braucht oder der Cholesterinspiegel nach Ausgleich sucht.

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KEIMFÄHIG UND KEIMANFÄLLIG

Warum Sprossen ein idealer Nährboden für Krankheitserreger sind und wie sie im Handel überprüft werden.

Sprossen haben längst den Weg in Haushalte, Gastronomie und in den Handel gefunden. Die gekeimten Pflanzensamen sind von einer Keimflora umgeben, die den Samen einerseits schützt, andererseits aber auch Krankheitserreger einschleusen kann. Wie gut diese sich während der Sprossenaufzucht vermehren können, zeigt der Ehec-Ausbruch des Jahres 2011. Zwischen Mai und Juli kam es in Norddeutschland zu einer vermehrten Anzahl von Krankheitsfällen mit dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) und zu blutigen Durchfallerkrankungen, erklärt das Robert-Koch-Institut. Ausgelöst worden sind die Erkrankungen durch enterohämorrhagische Escherichia-coli-Bakterien, kurz Ehec.

Die krankheitsauslösenden Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli befanden sich auf handelsüblichen Bockshornkleesprossen, wie die Krankheitserreger auf die Samen kamen, ist weiterhin ungeklärt. Sicher ist jedoch, dass Sprossen aufgrund ihrer Produktionsbedingungen, nämlich in einem feuchten und warmen Milieu, einen idealen Nährboden für Krankheitserreger darstellen.

NÄHRBODEN

»Die Produktionsbedingungen von Sprossen sind ideal für bakterielle Lebensmittelerreger, sodass diese sich explosionsartig vermehren können. Selbst wenn sich nur einzelne Keime auf den Sprossensamen befinden, wächst sich

BILD ISTOCK.COM/INNA DODOR BIORAMA 82 SPROSSENHANDEL
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TEXT Florian Jauk

Die EU­Verordnung 2073/2005 setzt mikrobiologische Richtlinien für Lebensmittel. Sie legt auch Hygienestandards fest, die Sprossen und Keimlinge erfüllen müssen.

das schnell zum Problem aus«, erklärt Matthias Fischer, Leiter der Fachgruppe Lebensmittelmikrobiologie beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Seit dem Ehec-Ausbruch hat sich laut Fischer einiges getan. In Herstellungsbetrieben herrsche seither eine noch striktere Qualitätsüberprüfung: »Sprossen haben Eingang in die mikrobiologischen Grenzwerte gefunden, was einen höheren Produktionsstandard setzt. Dadurch sind die Betriebe angehalten, hohe Hygienestandards einzuhalten, damit es nicht zu erhöhten Keimbelastungen während der Keimung kommt.«

KRANK DURCH SUPERFOOD

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) führte zwischen 2016 und 2022 an insgesamt 89 Sprossenproben aus Handel und Gastronomie mikrobiologische Untersuchungen durch. Der Großteil, nämlich 80 Proben, wurde im Zeitraum zwischen 2016 und 2020 analysiert. In neun Proben wurden Krankheitserreger wie Ehec, Salmonellen und Listerien nachgewiesen. »Letztere können starke grippeähnliche Symptome auslösen und bei Schwangeren sogar zu Fehlgeburten führen«, erklärt Hiltrud Schrandt, Pressesprecherin beim Laves. Ein besonderes Risiko können rohe Sprossen vor allem für immungeschwächte Personen, Kinder, Senioren und Schwangere darstellen. In den neuesten Untersuchungen konnten 2022 in acht Sprossenproben aus Gastronomie und Handel keine Krankheitserreger festgestellt werden, in einer Probe wurde zwar ein erhöh-

ter Gehalt an Bacillus cereus, einem potenziellen Krankheitserreger, der Durchfall und Erbrechen auslösen kann, nachgewiesen. Die Menge der Bakterien überschritt allerdings nicht den Grenzwert, ab dem angenommen wird, dass eine erhöhte Chance für Erkrankungen besteht.

WER KEINE ROHEN SPROSSEN ESSEN SOLLTE

»Sprossen sind zwar kein großes Problem, aber ein Risiko besteht auf jeden Fall. Yopis, also jungen, alten, schwangerem und immungeschwächten Personen, empfehle ich, keine rohen Sprossen zu essen«, sagt Matthias Fischer. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Keimlinge erhitzen, denn dadurch werden zwar hitzeunbeständige Nährstoffe wie Vitamin C, aber eben auch Krankheitserreger abgetötet. »Angebratene Sprossen sind die traditionelle und auch sichere Zubereitung, als Vitamin-C-Quelle gibt es auch andere gute Alternativen«, so Fischer.

Auch wenn Sprossen mittlerweile im Handel strengen Qualitätskontrollen unterzogen werden, sind sie weiterhin ein mit Risiken behaftetes Lebensmittel. Nicht weil die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheitserreger auf Sprossen gelangen können, höher als bei anderen Lebensmitteln ist. Gesundheitsrisiken bestehen vielmehr aufgrund der Produktionsbedingungen der Sprossen, unter denen sich Krankheitserreger besonders gut vermehren und beim rohen Verzehr einfach mitgegessen werden können.

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FRISCHE KEIME

Durch feuchtwarme Produktionsbedingungen können sich Krankheitserreger auf Keimlingen besonders gut vermehren. Kein Grund, auf Sprossen zu verzichten.

Keimling – das ist laut dem deutschen Bundeszentrum für Ernährung ein botanischer Begriff für junge Pflänzchen, die die Samenschale durchbrechen und noch vom Nährgewebe des Samens zehren. Keimlinge benötigen dafür weder Erde noch ein anderes Substrat. Als Spross bezeichnet man hingegen den mit Blättern besetzten Stängel einer Jungpflanze. Die umgangssprachlich Sprossen genannten Gewächse sind – botanisch gesehen – also eigentlich Keimlinge. Sie zuhause anzubauen ist einfach. Alles, was es dazu braucht, sind Feuchtigkeit, Luft und Zeit.

AUSWAHL DER SAMEN

Eine einfache Möglichkeit, zuhause Keimlinge zu produzieren, sind Sprossengläser, sie bestehen meistens aus Plastik oder aus Glas und haben ein Sieb, damit die Sprossen beim Spülen im Glas bleiben und ausreichend belüftet werden, sodass sie nicht schimmeln. Wichtig

ist auch die Auswahl der Samen, diese besitzen immer eine natürliche Keimflora, in einem Sprossenglas können sich darin enthaltene potenzielle Krankheitserreger besser vermehren als beim Anbau in Erde. Samenmischungen für die Sprossenzucht im Glas müssen daher andere Qualitätskriterien erfüllen als solche für den Garten.

NÄHRSTOFFE UND POTENZIELLE KRANKHEITSERREGER

Frische Sprossen haben eine hohe Nährstoffdichte, sind aber nicht immer so harmlos, wie sie aussehen. »Sprossen sind immer ein mit Risiko behaftetes Lebensmittel«, sagt Matthias Fischer, Leiter der Fachgruppe Lebensmittelmikrobiologie beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Der Grund dafür ist, dass das feuchte Milieu, das für die Sprossenzucht benötigt wird, auch ideale Bedingungen für Bakterien und Keime darstellt. Bei

Matthias Fischer

hat immer nur zwei Sachen im Kühlschrank: Sprossen und Kohlrabi.

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BIORAMA 82 SPROSSENZUCHT

Was kommt ins Sprossenglas?

Zum Sprossenanbau eignen sich Samen von vielen Gemüsepflanzen, Hülsenfrüchten sowie Getreidekörner. Sie sollten nicht roh verzehrt werden, da sich in ihren Schalen zum Teil gesundheitsschädliche Stoffe befinden.

Sprossenproduzenten werden Hygienestandards seit dem Ehec-Ausbruch 2011 noch strenger kontrolliert.

Als Auslöser für den Ehec-Ausbruch 2011 gelten kontaminierte Bockshornkleesprossen. Wie Krankheitserreger auf die Sprossensamen kommen, ist noch nicht restlos geklärt. Sicher ist aber: Sind Samen kontaminiert, breiten sich Erreger während des Keimvorgangs aus.

TIPPS FÜR DIY­SPROSSEN

Verdaulichkeit durch Keimung steigern

Durch die Keimung von Samen werden in ihnen enthaltene gesundheitsschädliche Stoffe inaktiviert oder abgebaut. Ausnahmen sind Kichererbsen und Samen von Nachtschattengewächsen, bei ihnen steigt während der Keimung der Gehalt an unverdaulichen Stoffen.

Das Risiko, dass sich Krankheitserreger auf Sprossen in professionellen Sprossenbetrieben vermehren, ist aufgrund höherer Hygienestandards geringer als in Heimproduktion. Diese beginnt mit dem mehrstündigen Einweichen der Samen in Wasser, für das laut Fischer gekochtes und wieder abgekühltes Wasser verwendet wird, da sonst auch der Keimeintrag des Wassers die Bildung eines Biofilms stark unterstützen kann. Ein Biofilm ist ein Schleim, der von Mikroorganismen gebildet wird und diese auch schützt. »Ist ein Biofilm erkennbar, sollte man die Sprossen entsorgen«, sagt der Mitarbeiter des BfR und ergänzt, dass sich ein Biofilm in Sprossengläsern aus Plastik leichter als auf Modellen aus Glas bilden kann. Je nach

Sorte werden die Sprossen zwischen vier und sieben Tage zwei- bis dreimal täglich mit Wasser durchgespült, sind sie nach einigen Tagen ausreichend gekeimt, kommen sie oft aufs Brot oder als Topping auf Salaten oder Suppen zum Einsatz.

Einzelne Krankheitserreger sind natürlich nicht mit freiem Auge erkennbar. Werden Sprossen aus dem Handel oder aus Eigenproduktion erhitzt, werden zwar hitzeunbeständige Nährstoffe wie Vitamin C, aber auch potenzielle Krankheitserreger abgetötet. Wer zuhause Sprossen ziehen möchte, sollte von Beginn an möglichst hygienisch arbeiten, also saubere Gläser verwenden. Und dann die Sprossen mindestens einmal täglich durchspülen und das Sprossenglas danach zum Durchlüften auf einem Abtropfgestell platzieren. Die frischen Keimlinge werden im Kühlschrank idealerweise bei 2 bis 7 Grad gelagert und rasch verbraucht. Wird das Sprossenglas nach der »Ernte« im Geschirrspüler bei über 60 Grad gereinigt oder mit heißem Wasser sterilisiert, können sich noch im Glas befindliche Bakterien und Keime nicht weiterverbreiten.

WER AUF SPROSSEN VERZICHTEN SOLLTE

Bei rohen Sprossen aus dem Supermarkt besteht genauso wie bei Keimlingen aus dem eigenen Sprossenglas ein erhöhtes Risiko für die Verbreitung von Krankheitserregern. Diese sollten gründlich gewaschen und schnell verbraucht werden, so die Empfehlung des BfR. Immungeschwächte Personen, Kinder und SeniorInnen sollten prinzipiell auf rohe Sprossen verzichten und sie vor dem Verzehr erhitzen.

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Fernbeziehungen brauchen Transparenz

Nachhaltigkeit ist nicht nur in der eigenen Region eine Herausfor derung, sondern eine für die ganze Welt. Je weiter der Weg, den ein Produkt zurücklegt, desto geringer ist oft das Vertrauen, dass es bei der Produktion auch anständig zugeht. Grundsätzlich sind die Arbeitsbedingungen nirgends so fair wie in Europa – aber auch hier gibt es noch mehr als genug zu tun bis zum Ziel Gemeinwohl. Weil wir alle wissen wollen, welche Wirtschaftsweise wir durch unseren Einkauf im Nachbardorf oder am anderen Ende der Welt fördern, hilft nur Transparenz. Sie sorgt, wenn man es richtig macht, für Vertrauen, das man als Unternehmen auch den Partnerbetrie ben weitergeben kann.

KAFFEE

Der Kaffee von SON NENTOR wird wann immer möglich nicht von Zwischenhänd lern gekauft, son dern von denen, die ihn herstellen –und zwar in Nicaragua, Kolumbien und Peru. In Peru beispielsweise ist das eine Kooperative von rund 60 Biobäuerinnen und -bauern, die auf 250 Hektar rund um die Provinz stadt Jaén in den Urwäldern auf 1600 bis 1800 m Seehöhe zwischen Bananen- und Papayabäumen Biokaffee anbauen. Die Handelspartnerschaft entstand durch die Zwettler Ordensschwester Karina, die sich seit vielen Jahren in Peru engagiert und dem Einkaufsteam von SONNENTOR den Kontakt vermittelte. Der direk te Handel macht es möglich, dass ein größerer Teil der Wertschöpfung bei den LandwirtInnen bleibt. Die Prei spolitik bietet darüber hinaus Pla nungssicherheit. Denn die Preise für ein Kilo Rohkaffee schwanken an den Börsen stets, SONNENTOR garantiert seinen PartnerInnen allerdings langfristig stabile Preise.

Usambara-Bergen organisieren daher der Baumschulbetreiber Cleopa Ayo und seine Frau Agnes die Bioberatung und den Transport der Gewürze der über 600 SONNENTOR Anbaupartnerfamilien in der Region. Cleopa will seinen Mitar-

Die Kunst, eine gute Fernbeziehung zu führen: vertrauen und Grund zum Vertrauen liefern.

»Es bringt mich zum Lächeln, den Menschen in unserer Region nicht nur Arbeit, sondern Perspektiven durch verlässlichen und fairen Handel bieten zu können.«

Cleopa Ayo, Baumschulbetreiber

EINSCHALTUNG VON SONNENTOR
MANUKA ENTGELTLICHE

DIE UNERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DES AUSMISTENS

Ich werde die Frage nicht los: Wem nützen, wem schaden die Tonnen an nicht mehr Gewolltem? – Potenziell jedenfalls: mir.

In Wien gibt es beispielsweise das Reparatur- und Servicezentrum, das alles Elektronische weiterverwertet oder entsorgt.

In der Region Aachen hat die AWA Entsorgung GmbH einen Online-Reparaturführer erstellt, wo auch Dinge verkauft bzw. vermietet werden können. reparaturfuehrer.awa-gmbh. de/reparaturfuehrer-second-hand

Eine Liste an Reparaturinitiativen in Deutschland und Österreich gibt es auf reparatur-initiativen.de

Es klingt so simpel: alles, was nicht gebraucht wird, einfach wegwerfen. In meinem Kopf dreht sich alles um die Frage: Wenn ich alle Dinge wegwerfe, die ich nicht mehr brauche, bin ich dann die Last des Zu-viel-Besitzens wirklich losgeworden oder lebe ich dann mit der Last, ein Stück zu den Müllbergen der Welt beigetragen und den Kreislaufgedanken mit Füßen getreten zu haben?

1. SZENE: VOR DEM BÜCHERREGAL

Ja. Das sind eindeutig zu viele. Ich war immer diejenige, der man Bücher schenken konnte. Nicht unbedingt Romane und andere Belletristik. Eher Nachschlagewerke und historische Referenzbücher. Aber irgendwann ist es einfach zu viel des Guten: Zwei Wände voll mit Wälzern brauche ich nicht, will ich nicht. Und genau da liegt das Problem. Zumindest meines: Die wenigsten Leute wollen sich heutzutage noch eine große Bibliothek zulegen. Bücher werden noch immer als wertvolles Gut angesehen, aber selbst Platz dafür schaffen will bzw. kann kaum wer. Die Antwort von Freundin 1 auf die Frage, ob sie ein paar Bände

haben will: »Eigentlich gerne, aber der Platz!« Freundin 2: »…, aber ich hab die Zeit nicht, die alle zu lesen!« Auch auf Secondhand-Plattformen finden nur wenige meiner Bücher neue BesitzerInnen. Nicht einmal geschenkt will irgendwer die sorgfältig zusammengestellten und versandfertigen thematischen Bücherpakete. Hmpf.

Einzelne Personen werden mit bestimmten Genres zwangsbeglückt, Institutionen wie der Wiener Bücherschmaus nehmen mir – nach genau definierten Kriterien – auch drei Bananenkartons ab.

Aber was wird aus dem Rest, nachdem alle offenen Bücherschränke in und um meine Heimatstadt angefüllt wurden und auch alle befreundeten KünstlerInnen mit collagefähigem Material versorgt wurden: Vielleicht doch ein etwas zerfleddertes Buch einfach wegschmeißen? Welch Sakrileg! Andererseits ist Altpapier ein rares Gut.

2. SZENE: IM KLEIDERKASTEN

Wohin mit den Altkleidern, die niemand im Freundeskreis will und die nicht alt oder stil-

BILD ISTOCK.COM/OLGA UBIRAILO 56 BIORAMA 82 MINIMALISTINNENECKE

voll genug sind, um als Vintage verkauft werden zu können?

Dass bei einigen Textilsammlungen Vorsicht geboten ist, weiß ich. Probleme in andere Länder zu verschiffen ist für mich keine Lösung, sondern die Schaffung neuer Probleme.

Zuerst sortiere ich aus dem Zieh-ich-sicher-nie-wieder-an-Haufen alle Wintersachen aus. Die gehen an karitative Einrichtungen, die gerade für diverse Kältehilfen sammeln. Da kommt das vierte Paar dicke Socken, das ich eigentlich zur Sicherheit noch aufheben wollte, auch mit dazu.

Dann wird das putzfetzenfähige Material aussortiert. Gerade alte T-Shirts und Ähnliches eignen sich wunderbar für eine gründliche Fahrradreinigung und anschließende Entsorgung im Restmüll. Dort dürfen ölverschmierte Textilien hinein. Aber bei der Menge an Putzfetzen geht sich auch noch ein ganzer Wohnungsputz aus …

Der Rest geht an eine der sozial-karitativen Einrichtungen, die das Gewand entweder an Bedürftige weitergeben oder in ihren eigenen Secondhandläden verkaufen.

3. SZENE: ÜBERALL SONST

Da ist sie ja, die obligatorische Kabelsalat-Kiste, die ich irgendwann in ein Eck verräumt hatte! Bisher habe ich immer nur elektronisches Zubehör in die Kiste gegeben – gebraucht und deswegen herausgenommen: Noch nie! Also weg damit. Am besten an Reparatureinrichtungen, die zu solchen Spenden aufrufen oder auf telefonische Nachfrage bestätigen, dass sie etwas damit anfangen können.

Und dann steht da noch die x-te Schüssel in der Küche herum. Aber die kann vielleicht noch wer brauchen … nein, niemand braucht deine eh nicht mehr so schöne feuerfeste Glasschüssel, die seit drei Jahren herumsteht. Also ab damit in den Restmüll! Nein, nicht in den Altglascontainer – sagt mir mein MülltrennungsGuide –, weil anderer Schmelzpunkt als Glasflaschen & Co. Wieder was gelernt. Insgesamt war für mich die Recherche und Suche nach Verwertungsmöglichkeiten meines überflüssigen »Zeugs« heilsamer als der Prozess des Ausmistens allein. Denn es nur wegzuwerfen, ohne zu wissen, ob ich damit das Müllproblem meiner Wohnung auf Kosten des weltweiten Müllproblems löse, wäre unbefriedigend gewesen. Es hat aber auch deutlich mehr Lebenszeit in Anspruch genommen. Weniger aufwendig wäre es vermutlich gewesen, manches davon nie so lange aufzuheben bzw. als Geschenk anzunehmen. Und was mach ich jetzt mit dem ganzen neu gewonnenen Platz?

MMH, TANNENBAUM!

Die kulinarische Ausrichtung der Rezepte ist so europäisch wie auch die Baumkunde, die sinnvollerweise das Buch eröffnet. Da wird gewarnt vor allerlei Giften, die natürlich in manchen Nadelbäumen enthalten sind oder diesen im Forst zugeführt werden. Die hierzulande klassischen Weihnachtsbäume – Tannen und Fichten – sind (wenn aus nachhaltiger Holzwirtschaft) praktischerwei-

se erstens ungiftig und zweitens laut Autorin Julia Georgallis für alle Rezepte im Buch einsetzbar. Das Buch bietet ungeahnte Inspiration, wenngleich ein wenig oft Pinienkerne im Gericht der einzige Zusammenhang zwischen Weihnachtsbaum und vorgestelltem Rezept sind, man darf das mit der Baumverarbeitung also nicht das ganze Buch hindurch allzu wörtlich nehmen.

REZEPTE AUS:

VORBEREITUNG

BAUMNADELN VORBEREITEN

»How to

Your Christmas Tree. Die besten Rezepte mit Kiefer, Tanne & Co.«, von Julia Georgallis, 2021.

Die Nadeln von Tannen, Fichten und Pinien sind unter Umständen sehr scharf, also muss man beim Kochen aufpassen, sich die Finger nicht daran zu verletzen. Man braucht eine große, scharfe Schere und eine große Schüssel: Ein paar der längeren Zweige vom Baum schneiden. Diese unter fließendem kalten Wasser abspülen, um Reste von Schlamm und Dreck zu entfernen. Eventuell sind ein paar Tropfen getrocknetes Harz zu sehen, dieses ist jedoch genießbar, ebenso wie die getrockneten Knospen, die man manchmal an den Zweigspitzen findet. Dann nacheinander jeden Zweig kopfüber in die Schüssel halten, sodass die Nadeln ein Chevron-Muster ergeben. Diese dann mit der Schere von unten her abschneiden, sodass sie direkt in die Schüssel fallen. Ich wasche die abgeschnittenen Nadeln vor der Verwendung dann in der Regel noch einmal.

WIRD ES MICH UMBRINGEN?

Wenn ihr euch an Pinien, Fichten und Tannen haltet, nein. Allerdings gibt es auch andere Nadelbäume, die als Weihnachtsbäume verwendet werden, z. B. Zeder und Zypresse, die beide ungenießbar sind. Eiben werden manchmal

mit Weihnachtsbäumen verwechselt, sind aber unheimlich giftig und dürfen auf keinen Fall gegessen werden. Wie auch beim Pilzesuchen gilt, dass ihr eine Pflanze eindeutig identifiziert haben müsst, bevor ihr sie kostet. Außerdem muss erwähnt werden, dass alle Weihnachtsbaumnadeln scharf sind und dass man sie weder roh noch im Ganzen essen sollte – sie sind ein bisschen so wie Fischgräten und genauso gefährlich. Darüber hinaus möchte ich noch darauf hinweisen, dass aus Tanne, Fichte oder Pinie gewonnenes ätherisches Öl nicht zum Verzehr empfohlen wird – verwendet es als Duft oder für eine gute Massage.

GLÄSER STERILISIEREN

Für einige Rezepte müssen Einmachgläser (z. B. Weckgläser) keimfrei gemacht werden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man spült das (am besten recycelte) Glas in heißem Wasser mit Spülmittel und lässt es dann mindestens 20 Minuten im 100 °C heißen Ofen trocknen. Oder man wäscht die Einmachgläser einfach mit einem heißen Programm in der Spülmaschine. So simpel ist das, und es wird verhindert, dass Fermente oder Eingemachtes schimmelig werden.

BILD UNSPLASH.COM/ANNIE SPRATT, LIZZIE MAYSON
Less Treewaste: Weggeschmissen wird nichts! Eat
58 BIORAMA 82 KOCHBUCHEMPFEHLUNG

WEIHNACHTSBAUM­SIRUP

Der Weihnachtsbaum-Sirup schmeckt so ähnlich wie Grapefruit – vor allem, wenn man Fichte verwendet. Statt der grünen Farbe, die man erwarten würde, hat er einen orangenen oder hellrosa Ton. Für dieses Rezept können Tannen- oder Fichtennadeln verwendet werden – oder eine Mischung. Pinie kann ich hier nicht empfehlen, da sie einen sehr delikaten Geschmack hat, der von Zucker und Zitronen in den Schatten gestellt werden würde. Das Geschmacksprofil dieses Getränkesirups ist ziemlich umfangreich und peppig.

ZUTATEN FÜR 2 L 2,5 h

• Glasflasche mit Deckel (2 l Fassungsvermögen)

• feines Küchensieb

• Küchentrichter

• Abrieb von 4 Biozitronen und Saft von 10

• 700 g Zucker

ZUBEREITUNG:

• 400 g Tannen- und/ oder Fichtennadeln (für einen intensiveren Geschmack könnt ihr auch ein paar Zweige verwenden)

Die Glasflasche sterilisieren Zitronenabrieb und -saft, 2 l Wasser, den Zucker und die Weihnachtsbaumnadeln in einem großen Topf auf mäßig hoher Stufe zum Kochen bringen. Die Temperatur auf schwache Stufe reduzieren und die Mischung 2 Stunden sanft köcheln lassen.

Den Topf vom Herd nehmen und den Sirup durch ein feines Sieb filtern, um die Nadeln zu entfernen. Ein paar Mal wiederholen, damit auch wirklich keine Nadeln zurückbleiben. Den fertigen Sirup durch einen Trichter in die Glasflasche füllen.

Abkühlen lassen und dann im Kühlschrank aufbewahren. Der Sirup ist einige Wochen haltbar.

WEIHNACHTSBAUM­SOUR

AUSREICHEND FÜR 2 COCKTAILS

Dauerausstattung: Cocktail-Shaker oder Einmachglas mit Deckel

• 50 ml Weihnachtsbaum-Sirup

• 100 ml Mineralwasser mit Kohlensäure

• 100 ml Bourbon oder eine alkoholfreie

ZUBEREITUNG:

15 MINUTEN

Spirituose (mehr dazu im Buch)

• 3 Tropfen Angosturabitter

• 1 großer Eiswürfel

• Saft von 2 Limetten

alle Zutaten (Eis inklusive) in einen Cocktail-Shaker geben und 1 Minute kräftig schütteln. In gekühlten Gläsern servieren.

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BALSAM

für Haut und Gemüt –und gegen winterliche Durststrecken.

Haut Sinn La vie en Rose

Handmade Natural Organic Soap

Leicht auf nassem Haar anwendbar, behält trotzdem in der Seifenschale die Form. Für normales bis trockenes Haar. Besonders für jene einen Versuch wert, die den Conditioner gern weglassen. Ecogea-zertifizierte Biokosmetik. weleda.com

Weleda Harmonisierendes Pflege-Öl Wildrose

Das ist das Material, das die Pflegeroutine zum Wellnesserlebnis macht. Mandelöl, Jojobaöl, Wildrosenöl der Rosa Mosqueta und das ätherische Öl türkischer Damaszener Rosen verwöhnen die Haut. Harmonisierend indeed. Natrue-zertifizierte Naturkosmetik aus der Schweiz. weleda.com

I+m

Rosehip Feuchtigkeits-

creme

Reizarme Pflege

Hier wird auf die Kraft der Rosen(kerne) gesetzt, nicht auf den Rosenduft. Hagebuttenkernöl, pflanzliches Squalan und Fairtrade-zertifizierte Aloe vera ergeben reichhaltige Pflege, ohne Duftstoffe – und sie duftet nach: nichts. Im Pumpspender aus Glas. Cosmos-Natural-zertifiziert. Made in Germany. iplusm.berlin

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BIORAMA 82 MARKTPLATZ KOSMETIK

Dr. Hauschka Rose Day Cream Light

Die Creme für alle Hauttypen. Einmal alles von der Damaszener Rose: Rosenblütenexktrakt,Rosenwasser, Rosenblütenwachs. Nur Rosenöl ist keines enthalten, da springen andere Öle in der ausgeklügelten Formulierung von Hauschka ein. Eibisch, Wundklee beruhigen und unterstützen zusätzlich die Hautregeneration. Natrue-zertifiziert. Made in Germany. hauschka.de

Bioemsan

Kao:tsuki

Feuchtigkeitscreme

Die Feuchtigkeitscreme für normale und fettige Haut ist vor allem als Pflege für junge Gesichtshaut gedacht. Cremige (Shea und Sonnenblumenöl), aber leichte (Aloe) Formulierung aus einer langen Liste an Kräuterextrakten und Pflanzenölen. Biozertifiziert nach Bio-Austria-Garantie und auf dem Verpackungskarton ist sich auch noch eine Erläuterung ausgegangen, was dabei geprüft wurde: »Hergestellt gemäß der österreichischen Richtlinie für biologische Produktion – Abschnitt Biokosmetika«. Made in Austria. multikraft.at

Erui Night Goddess

Bio Augenbalsam

Reichhaltige Augenpflege von der Wiener Biokosmetikmanufaktur Erui (die es uns schon in früheren Ausgaben angetan hat). Wie immer im Holztiegel, aus 100% Biozutaten. Luxuriöse Öle, Kakaobutter, Bienenwachs und Vitamin E, sonst nichts. Biozertifiziert nach Austria Bio Garantie & hergestellt in Österreich. erui-cosmetics.com

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Menschen. Geschichten. Perspektiven. DiePresse.com/amSonntag Sehen Sie die Welt aus verschiedenen Blickrichtungen. 6 Monate lesen. Nur zwei Monate bezahlen

NEU ODER NOCH GUT

Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns Weghören und -sehen vergeht.

DITA ZIPFEL, FINN­OLE HEINRICH UND TINE SCHULZ / »BOSCO RÜBE RAST DURCHS

JAHR«/ EDITION HUCKEPACK IM MAIRISCH VERLAG, 2022.

Vorgelesen für alle, die sich beim Vorlesen durchs eigene Lachen selbst unterbrechen wollen.

»Bosco Rübe rast durchs Jahr«, das zwischen seinem dritten und vierten Geburtstag liegt. Weitere wichtige HauptdarstellerInnen im Leben von Bosco sind: Mama, Papa, Alva und Rosa; außerdem: Oma Tiktak; und im Kindergarten: Jonte, Linne und Baba. Damit ist das Koordinatensystem aufgezogen, innerhalb dessen Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich ihre »Vorlesegeschichten für alle ab 3« erzählen. Der Rest ist Fantasie, die von Tine Schulz’ andeutungsreichen Illustrationen noch einmal beflügelt wird. Die Geschichten sind kurz, mitunter sehr kurz. Alle zelebrieren sie den Alltag mit seinen Strapazen, abenteuerlichen Wendungen und Missverständnisse zwischen Erwachsenenwelt und kindlicher Logik: lebensnah launenhaft, ungeschönt, aber grundpositiv und liebevoll. Erzählt wird assoziativ, formal abwechslungsreich und mit einer großen, unverbildeten Lust an der Sprache. Gut vorstellbar, dass Wortschöpfungen wie der köstlich-süße »Kletterbrokant« auch im Sprachgebrauch der Vorlesenden hängen bleiben. Denn eines ist »Bosco Rübe rast durchs Jahr« jedenfalls: ein Buch, das immer wieder zur Hand genommen wird. Und ein großes Vergnügen. THOMAS WEBER

DREHLI

ROBNIK, JOACHIM SCHÄTZ (HG.) / »GEWOHNTE GEWALT – HÄUSLICHE BRUTALITÄT UND HEIMLICHE BEDROHUNG IM SPANNUNGSKINO«/ SONDERZAHL, 2021.

Vorgelesen für … alle, die Freude daran finden, dass sich Kultur und Gesellschaft gegenseitig reflektieren und verändern.

Es ist mehr als 80 Jahre her, dass Filme wie »Gaslight« begonnen haben, häusliche Gewalt zu thematisieren und zu zeigen, wie eine patriarchale Gesellschaft nicht nur strukturell Frauen benachteiligt, sondern wie in ihr psychische und physische Gewalt auch in den eigenen vier Wänden genutzt werden, um Vorteile für Männer zu erzwingen. Die beiden popkulturell allgemein äußerst bewanderten Filmwissenschaftler Drehli Robnik und Joachim Schätz veröffentlichen mit »Gewohnte Gewalt« einen kompakten Reader, reich an Inhalt, der sich der unterschiedlichsten Phänomene dieser jahrzehntelangen Filmgeschichte annimmt. Und der nicht zufällig nach zwei Jahren Pandemie und Lockdowns erscheint. Robnik selbst schreibt über Hitchcock und Faschismus im Thriller (»Wenn weiße Männer alles wollen«), andere etwa über weibliche Hauptfiguren, die so angelegt sind, dass ihnen als Erzählerinnen misstraut werden muss. »Gewohnte Gewalt« ist eine Sammlung von 50 klugen Essays von unterschiedlichsten AutorInnen – »Filmkritik und -geschichte verbindet sich mit Gegenwarts-Sozialkritik« steht auf dem Klappentext. Und natürlich wird immer wieder hinterfragt, wo das Spannungskino gesellschaftliche Phänomene kritisiert, wo diese aber auch unreflektiert oder beabsichtigt tradiert und fortgeschrieben werden. Ein großartiges Buch, das anregt und immer relevante Themen und deren kulturelle Reflexion intelligent und unterhaltsam zusammenführt.

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UND SONST SO, IM BIORAMAUNIVERSUM ...

AUSGEZEICHNET!

Das sind die »Bio-Produkte des Jahres« 2023

Jeden Herbst zeichnen BIORAMA und die Messe Wieselburg die »Bio-Produkte des Jahres« aus. 2022 fand die Verleihung der begehrten Trophäen wieder auf der »Bio Österreich« statt. biorama.eu/bioprodukt-des-jahres

KÜRBISKERN SHOYU

VON LUVI

Eine »Sojasauce ohne Soja«, nur geschmacklich komplexer und mit leichtem, aber unverkennbarem Kürbisaroma: Das ist das Kürbiskern-Shoyu von Luvi Fermente aus Lenzing. luvifermente.eu

Kategorie Retail & Big Brand

KICHERERBSEN IM GLAS

VON ZURÜCK ZUM URSPRUNG

Kichererbsen aus heimischem Bioanbau –aus der Region Neusiedlersee. Nachhaltig auch weil vorgekocht. zurueckzumursprung.at

Kategorie Beverages

TONIC WATER LAVENDEL

VON ECHT VOM LAND

Ein Tonic Water von der MostviertlerBiobäuerin Diana Umgeher: Als Tonikum kommt die Wurzel des Gelben Enzians zum Einsatz. echtvomland.at

Kategorie Bio Austria

VINSCHGERLAIB

VON BIO VOM BERG

Ein rustikales Roggenmischbrot der Genossenschaft Bioalpin von Tiroler Biobäuerinnen und Biobauern. biovomberg.at

Kategorie Bio Austria

DA’BIOLUPI

VOM DUNKELSTEINER RÖSTHAUS

Lupinenkaffee ist eiweißhaltig und von Natur aus koffeinfrei – und dieser geschmacklich beachtlich nah an Bohnenkaffee. dunkelsteiner.at

Kategorie Farm & Craft NÖ

URKORN PIZZATEIG

VON KORNELIA

»Vergessene Schätze aus der Jungsteinzeit« verheißt Kornelia aus Leidenschaft für alte Getreidesorten. Auf ihr basiert dieser frische Fertigpizzateig. kornelia-urkorn.at

Kategorie Farm & Craft Wien

OXYMEL VERKOSTUNGSBOX

VON WIENER

BEZIRKSIMKERE

Die Mischung aus Essig (oxy) und Honig (meli), in dieser Auführung unglaublich vielfältig und eine kulinarische Horizontwerweiterung. wiener-bezirksimkerei.at/oxymel

BILD BIO VOM BERG, DUNKELSTEINER KG, ECHT VOM LAND, HERBIOS, HANNAH LUEGMEYER, KORNELIA URKORN, LUVI, ZURÜCK ZUM URSPRUNG, WIENER BEZIRKSIMKEREI Kategorie Farm & Craft
64 BIORAMA 82 AUS DEM VERLAG
ENTGELTLICHE KOOPERATION MIT DER MESSE WIESELBURG

VERTIKALBEET

VON HERBIOS

Ganzjährig Gemüsegärtnern in der Stadt: Endlich ein Vertikalbeet mit zusammenhängendem Erdkörper und großem Wurzelraum. herbios.at

BRANDNEU

Flö

Ich denke … ohne Nachhaltigkeit gibt es keine Zukunft für uns. Ich bin … ein großer Musikliebhaber, begeistert von zeitloser Gestaltung, Typografie und dem Do-it-yourself-Gedanken.

– Florian Rastbichler, Grafik

OUT SOON!

Im März 2023 erscheint wieder BIORAMA Wien–Berlin. Das Heft, in dem wir uns die unterschiedlichen Antworten dieser beiden Städte auf ihre Bedürfnisse ansehen. Denn: Wir lieben unsere Hauptstädte, wollen sie aber stets noch liebenswerter gestaltet wissen und dazu immer wieder neue gute Vorbilder suchen.

Kategorie
TEAM
MAGAZIN
Die dritte Hauptstadtausgabe kommt!
03 IN DER STADT IST FÜR ALLE PLATZ Lorem ipsum dolor sit amet servis Lorem Ipsum: Lorem lorem lorem 08 Lorem Ipsum: Lorem lorem lorem 15 Lorem Ipsum: Lorem lorem lorem 37 AUSGABE XXXXXXX XXXXXX 2020. WWW.BIORAMA.EU ÖSTERREICHAUSGABE P.B.B. 11Z038861 1040 KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR SPEZIALAUSGABE: WIEN–BERLIN © Rolf/stock.adobe.com Schnell und praktisch: Sie verschenken eine Spende und drucken die Urkunde selbst aus! Wir machen uns für die Tierwelt von Flüssen und Auen stark. Deutsche Umwelthilfe e.V. | Tel. 07732 9995-0 | Fax: -77 Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell | info@duh.de www.duh.de Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45 3702 0500 0008 1900 02 BIC: BFSWDE33XXX Hans-Jürgen Tante Christa unterstützt unsere Arbeit eine insektenfreundliche Landwirtschaft mit einer Spende für den Bienenschutz Radolfzell, April 2022 Copyright:AggiSchmid/Fotolia Onkel Matthias unterstützt unsere Arbeit für lebendige Flüsse mit einer Spende für den Fischotter-Schutz Radolfzell, April 2022 Lebendige Flüsse für den Fischotter! www.duh.de/spenden/geschenk umwelthilfe biorama_79x228.indd 5 17.11.2022 16:58:21

Autorin

WO IS MEIN BURLI?

TEXT Ursel Nendzig

Whatsapp-Gruppen sind erdacht worden, um mir ein Geschenk zu machen. Nämlich: die Essenz des Elternwahnsinns.

Bei uns ist es so: Der Mann hat auf seinem Handy die App Whatsapp gelöscht, damals, als der mangelhafte Datenschutz unsere größte Sorge war. Ihr erinnert euch vielleicht. Jedenfalls hat er damit große Kaltschnäuzigkeit bewiesen, denn ich bin in – gerade gezählt – neun Gruppen, die Söhne betreffend. Dies sind nur die permanenten Gruppen, also von Elterngruppen der jeweiligen Schulklassen (darunter beide Volksschulklassengruppen, die nach wie vor aktiv sind) und Handballvereinsgruppen (»Info«, »Eltern«, »U10«, »U11«, »Nachwuchs Feier«). Dazu kommen vorübergehende Gruppen zu jedem Kindergeburtstag, anlassbezogene Orga-Gruppen (Trainingslager, Klassentreffen usw.), Chats mit Gitarrenlehrern und einzelnen Eltern von Schulfreunden und pro Kind drei Kanäle auf SchoolFox – einer App, die der Mann erst gar nicht installiert hat.

Was in diesen Gruppen zutage kommt, sind pure Elternalltag-Goldnuggets. Besonders unterhaltsam war es, während die Klasse des kleinen Sohnes auf »Kennenlernwoche« war, also Montag bis Freitag in einer Jugendherberge, far far away in der Steiermark. Tatsächlich konnte durchgesetzt werden, dass alle Kinder ihr Handy zuhause lassen. Für manche Eltern war das eine echte Herausforderung. Montag um 9:00 wurden die Kinder beim Treffpunkt abgeliefert und dem Bus nachgewunken, um 11:45 kam schon die erste besorgte Whatsapp-Nachricht: »Hat jemand schon etwas gehört (sorgenvolles Smiley)?« Es rattern circa fünf »Leider nein (trauriges Smiley)« herein. Dann, endlich, um 12:00, die erlösende Nachricht: »Habe gerade von der Begleitlehrerin einen Anruf bekommen: Sie sind gut angekommen. Jetzt haben sie feste Schuhe angezogen und machen einen kleinen Spaziergang. Es hat

leicht geregnet, aber jetzt scheint dann die Sonne herauszukommen (lachendes Smiley, Sonnen-Emoji, Herz-Emoji, Wanderschuh-Emoji, Regenbogen-Emoji, Smiley mit Herzaugen).« Sehr viele Herzen als Antworten.

24 Stunden später kamen dann »endlich« die ersten Fotos, circa zwölf, von fröhlichen Kindern, die aus Ästen Flöße basteln. Von den 25 Kindern der Klasse waren insgesamt etwa 16 auf den Bildern zu sehen. Sehr viele Emojis und dann: »Wo is mein Burli (weinendes Smiley)?« Ich muss sagen, dass der Mann Whatsapp gelöscht hat, ist einerseits ein echt fieser Move. Andererseits: Ich hätte es ihm ja gleichtun können. Dann würden wir viel -

leicht den einen oder anderen Termin verpassen oder nicht wissen, wer nicht weiß, was Hausübung ist. Aber klar, wäre machbar. Ich könnte es aber selbstverständlich nicht aushalten, nicht in diesen Gruppen zu sein. Wo sonst könnte ich so tief in die Psyche der anderen Eltern hineinkriechen? Wo sonst bekommt man diese konzentrierte Essenz des Wahnsinns namens Elternsein derartig auf dem Silbertablett serviert? Schriftlich sogar, zum Immer-wieder-Nachlesen (Herz-Emoji, fies lachendes Smiley, Smiley mit Heiligenschein)? Außerdem bekomme ich die Gewissheit mit dazu, dass ich scheinbar ein überdurchschnittlich normales Elternteil bin (Einhorn-Emoji).

ILLUSTRATION NANA MANDL
»Wo sonst bekommt man diese konzentrierte Essenz des Wahnsinns namens Elternsein derartig auf dem Silbertablett serviert? «
Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.
66 BIORAMA 82 ELTERNALLTAG

AUF GELB

Fotocredits: George Miltonpexels.com
PODCAST DER AMNESTY
Der Podcast zu aktuellen Menschenrechtsthemen, mit Sophie, Valerie, Katja, Hannah und Anna. Erhältlich auf Apple Podcasts, Spotify, Google Podcasts und vielen mehr.
SCHWARZ
FOLGE 1 – AMNESTY & WIR
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