BIORAMA 76

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AUSGABE 76 — NOVEMBER / DEZEMBER 2021. WWW.BIORAMA.EU

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MEHR ALS DIE SUMME DER BÄUME

Der boomende Werkstoff Holz darf uns nicht den Blick auf den Wald verstellen. Mit Perspektive: Der Traum vom Eigenbaum ist einer für die Kinder. Ohne Erdöl: Strapazierfähige vegane Lederalternativen werden langsam biobasiert. Kaum Alkohol: Drinks gibt es nüchtern betrachtet längst rauschfrei.

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Wildnis Ausstellung

museumnoe.at Sujet: Perndl+Co, Fotos: Amelameli, S. Goruppa, E. Isselee, M. Paolino, B. Queenborough, Red Tiger; shutterstock.com Bezahlte Anzeige

Stadt


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E D I T O R IA L , IM P R E SSU M

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KOMPENSATIONS­ FANTASIEN

D

as deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gibt die Pro-Kopf-CO2-Emissionen im globalen Durchschnitt mit 4,9 Tonnen an. Jene in Deutschland und Österreich liegen mit rund 8,5 beziehungsweise 8,3 Tonnen pro Jahr noch einmal deutlich darüber. Die globalen CO2-Emissionen betragen rund 35 Milliarden Tonnen jährlich.

Die EU will bis zum Jahr 2030 in Europa 3 ­Milliarden Bäume pflanzen. Welche Wälder hier wie gepflanzt werden müssen, wird auch noch erforscht. Denn auch deren größte Bedrohung werden Klimawandel und Waldbrände sein. Nachhaltige Waldbewirtschaftung – ob Forst oder Agroforst – ist dort eine der vielversprechendsten Strategien zu seinem Schutz.

Im Durchschnitt kann ein Baum pro Jahr rund 10 Kilogramm CO2 binden. Es bräuchte also – nur mal theoretisch – 3500 Milliarden Durchschnittsbäume, damit diese unsere Emissionen binden. Aktuell gibt es etwas über 3000 ­Milliarden Bäume, wobei es jährlich um 15 Milliarden weniger werden.

Wir wünschen gute Lektüre!

BILD  BIORA MA / MI CHAEL MICKL, NANNA PRIELE R, ISTOC K.C OM/LUWI S INDRIYAWATI

In Brasilien wurde 2021 erstmals wieder so viel Wald zerstört wie im Abholzungsrekordjahr 2004. Die Abholzungsrate im brasilianischen Regenwaldgebiet ist laut Umweltschutzorganisation Allrise um 88 Prozent gestiegen, seit dort Präsident Jair Bolsonaro im Amt ist. Das kann man sich genau ansehen – zum Beispiel auf globalforestwatch.org. Allrise ist übrigens jene Organisation, die ­gegen Bolsonaro dafür beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Klage eingebracht hat. Das kann man unterstützen. theplanetvs.org Ein neu gepflanzter Wald kann einen bestehenden lange nicht ersetzen, nicht als Ökosystem und nicht in seiner Fähigkeit, CO2 zu ­binden. Und geben wir es zu: Baumpflanzaktionen klingen inzwischen mittelspannend, das viele Greenwashing eigentlich unökologischer Angebote macht skeptisch. Wiederaufforstung ist – nach dem Schutz bestehender Wälder – trotzdem das Gebot des Jahrzehnts. Inspiration dazu, sich fürs Detail zu begeistern, findet sich zum Beispiel hier restor.eco.

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

IMPRESSUM HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Jessica Benjatschek, Samantha Breitler, Anita Dick, ­Alena Flatz, Andrea Heistinger, Florian Jauk, Ursel Nendzig, Jürgen ­Schmücking GESTALTUNG Nanna Prieler, Selina Schobel L­ ektorat Matthias Feldner COVER­BILD Nanna Prieler ANZEIGENVERKAUF ­Herwig Bauer, Tanja Grossauer-Ristl. Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Windmühlgasse 9 / 14, 1060 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, ­Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien; www.biorama.eu, redaktion@­ biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe ­Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ­ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. biorama erscheint sechs Mal im Jahr.


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AU F TAK T

76 INHALT

03 Editorial 07 LeserInnenmeinung 10 Bild der Ausgabe 13

Global Village

14 Street Talk 16 Feigenbäume Bäume zu pflanzen ist zu einer Währung im Marketing geworden. 18 Wald weltweit Infografik zum Status der Wälder. 20 O Totholzbaum! Wissen, wie Kleinwald nachhaltig bewirtschaftet wird. 26 Quadratur der Waldgipfel Zwei Konferenzen- ein Thema? 32 Slow Investment Einen Wald kauft man nicht für sich. 34 Raus für die Natur! Mitmachmöglichkeiten im Naturschutz in der kalten Jahreszeit. 41 Mischkultur Selbst kleine Bäume pflanzen. 45 Functional Food Not Frequently Enough Asked Questions. 49 E wie Eisradeln Tipps für die Winterausfahrt – sicher durch den Winter auf dem Zweirad. 52 Leise stapfen im Schnee Es gibt viele gute Gründe für Wanderungen mit Schneeschuhen.

60 Nuss aus dem Agroforst In der Sahelzone wächst eine Nuss, die in wenigen Jahren zum FairtradeSymbol geworden ist. Zu Recht?

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O TOTHOLZBAUM! Wer einen Wald erbt, weiß oft nicht, wie dieser nachhaltig zu bewirtschaften wäre. Ein EU-Projekt möchte diese Wissenslücke füllen – auch mit Begeisterung für das, was dort wächst, kreucht und fleucht.

64 Jahreszeitlos vegan backen Einfache Rezepte, keine Raketenwissenschaft. 66 Buchtipps Empfehlugen, Warnungen.

MARKTPLATZ 68 Marktplatz Drinks Nüchtern betrachtet.

KOLUMNEN 72 Aus dem Verlag 74 Elternalltag

BILDER  ISTO CK. COM/, PIÑAT EX, MA RI A HOERMANDINGE R, JÜRG EN SCHMÜCKIN G

56 Ohne Leder, ohne Plastik? Vegane Winterschuhe.


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Die neuen BioGemüsesuppen mit Getreide im Fertiggerichte Regal!

56 OHNE LEDER OHNE PLASTIK

Sind unter den Lederalternativen, die in Schuhen zum Einsatz kommen welche, die ohne Erdöl auskommen?

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L E SE R I NNEN M E IN U N G

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WIR MÜSSEN REDEN …

LeserInnen an und über uns – Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten. BETRIFFT:

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Sie K ­ onsumentInnen wieder zurück zu Aldi und Co., und die freuen sich natürlich. Eier von Höfen, die Sie vor Ort kennen, ja, ­alles andere ist definitiv Betrug, für den es keine Worte mehr gibt.

DIE GELDANLAGE MIT DEM EXTRA

MEINE DIGITALE VERMÖGENSVERWALTUNG

Impressum: Medieninhaber: Raiffeisen-Landeswerbung Niederösterreich-Wien, F.-W.-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien. Stand: Oktober 2020

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ausgabe 72 — april 2021 / Mai 2021 . www.bioraMa.eu

LiebLingsfLeischtier

Ein Schweinesystem an seinen Grenzen. Privilegiert: Was hat das Bioschwein, das andere nicht haben? Kultiviert: Wann werden wir Cultured Pork aus dem Biolabor essen? Gebräunt: Mit regulierter Chemie aus der Tube zum Sommerteint.

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– ANGÉLIQUE CROISILLE AUS LÜBECK, per Mail

25.03.21 10:21

Wie ein Leser Ihnen in der oben genannten Ausgabe schreibt, sind aufklärende und auch kritische Artikel wichtig und Sie erreichen damit ja offenbar Menschen, die dankbar sind um jede Information, auf die sie sonst nicht so stoßen würden. Für KonsumentInnen können Infoquellen wie auch Ihre Zeitschrift einen immensen Beitrag leisten, wenn es um fundierte und vor allem gut recherchierte Hintergrundinformationen geht, die sich sonst nur schwer finden lassen – und die eine nur von eigenen profitorientierten Interessen getriebene Lebensmittelindustrie garantiert nicht liefert. Ja, Herr Schmücking, Alnatura, Rewe und Co. haben erkannt, dass die Menschen kritischer werden und bereit sind, für Bio und vor allem Tierwohl mehr Geld auszugeben, das war’s dann aber auch schon. Ihr Artikel in so einer Zeitschrift enttäuscht im Jahre doch 2021 sehr. Ihren Wissensstand hätte ich Ihnen vor 20 Jahren noch durchgehen lassen, weiß man doch heute nur zu gut, dass eben der Großteil der angeblichen biologisch kontrollierten Landwirtschaft Tierwohl noch immer nicht achtet und mit den eigenen Auflistungen lediglich blendet. Lesen Sie gerne die »Wahrheit über Bio-Eier« von Clemens G. Arvay, lesen Sie auf freiheit-­ fuer.tiere.de nach, holen Sie sich Infos bei Peta etc. Dass solche Skandale noch Platz haben, liegt schlicht daran, dass es eben nicht ausreichend Kontrollen gibt. Wenn Sie ernsthaft Ihre LeserInnenschaft aufklären wollen und selbst ein echtes Interesse an nachhaltigem (und ethisch vertretbarem) Konsum haben und auch verstanden ­haben, ­worum es hier geht, dann darf Ihnen so ein ­Artikel nicht herausrutschen. Damit treiben

Sehr geehrte Frau Croisille! Danke für Ihr Feedback! Wir haben uns als ­Magazin dafür entschieden, den Biostandard als Basis unserer Arbeit anzusehen. Dieser ist transparent und wird streng kontrolliert. ­Genau ­diese Kontrolle macht den ­Unterschied zu ­einem mitunter auch nachhaltiger oder tier- und ­ ­mweltfreundlicher produzierenden, aber nicht kontrollierten Betrieb. Das Biosiegel ist aus­ sagekräftig und die Kennzeichnung bei wenigen ­Produkten so stringent wie bei Eiern. Darüber hinaus ist es wichtig, dass möglichst viele von uns für sich selbst höhere Ansprüche einfordern, strengere Kriterien anzulegen, und entsprechende Produkte kaufen. Das ist nur wünschenswert – im Alltag ist das für viele Menschen unserer Ansicht nach allerdings einfach schwer umsetzbar. Was wir gerne vermeiden wollen, sind vage Vorwürfe, die in den Raum stellen, dass den KonsumentInnen mit dem Biosiegel etwas vorgegaukelt würde oder sie betrogen würden. Wir haben in der Vergangenheit d ­iverse D ebatten, Diskussionen und Entwicklun­ gen r­edaktionell begleitet (von der Bruderhahn- und Eintagsküken-Thematik über ­Hybrid-Hühner, alte Rassen und die ökologische Tierzucht von ö­ konomisch wettbewerbsfähigen Mehr zum Thema Hahn, Henne und Ei ­Zweinutzungsrassen bis zu Soja als Futterbasis und zur F ­ eed-no-Food-Bewegung) und werden BIORAMA.EU/67 das auch weiterhin tun. Denn natürlich ist es nötig, sich mit ­dem ­Biosiegel und seinen Kriterien zu beschäftigen, dieses auch zu hinterfragen und dazu b eizutragen, diesen Standard weiterzuent­ wickeln, um den heutigen Biostandard zum ­Standard zu ­machen. Bitte mehr davon an redaktion@biorama.eu! .67

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Wichtige Hinweise: Marketingmitteilung gemäß Wertpapieraufsichtsgesetz. Diese Information ist keine Finanzanalyse und stellt weder eine Anlageberatung noch ein Angebot oder eine Empfehlung beziehungsweise eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Veranlagungen dar. Diese Information ersetzt nicht die persönliche Beratung und Risikoaufklärung durch die Kundenbetreuerin oder den Kundenbetreuer im Rahmen eines Beratungsgesprächs. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen teilweise erhebliche Risiken bergen, bis hin zum Verlust oder Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

ausgabe 67 — juni 2020 / juli 2020. www.biorama.eu

in biorama #72 (April/Mai 2021)

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Freie Körper: Warum der »neue Mensch« nackt war. Feine Klingen: Welche Küchenmesser ergeben eine Grundausstattung? Fatalistische Einsichten: Die ersten zehn Jahre Elternalltag entscheiden.

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Ausstieg in Fahrtrichtung Linz! Der Kulinarikjournalist und Fotograf Jürgen Schmücking isst nicht nur beruflich, er ist auch gebürtiger Linzer.

Kulinarische Streifzüge durch Linz sind eine spannende Sache. Das war auch früher schon so. Richtig bewusst wurde mir das allerdings erst, seit ich nicht mehr in Linz wohne. Mittlerweile pendle ich oft zwischen Westen und Osten, Linz ist kulinarisch mein sicherer Hafen. Da bin ich her, hier finde ich die Geschmäcker meiner Jugend. Großartige Bäckereien, Würstelstände, einen herrlichen Markt und gute Restaurants und Cafés. Darunter auch solche, bei denen Bio mehr als ein Lippenbekenntnis ist.

GENUZLICHER START IN DEN TAG Starten wir den Tag und die Tour im Hessenpark. Laura Nußbaumer, eine junge Linzerin, die selbst im Grätzl wohnt, liebäugelte schon länger mit einem leerstehenden Pavillon am Park. Er passte gut zu ihrem Traum vom eigenen Café in der Nachbarschaft. Im Juni 2020 eröffnete sie mit dem Nuz das erste vegane Café der Stadt. Es ist ein heller, moderner und entspannter Ort mit hohem Wohlfühlfaktor. Den Tag im Nuz zu beginnen ist jedenfalls sehr zu empfehlen. Vor allem, weil die Kuchen und Torten, die Laura Nußbaumer zaubert, unglaublich gut sind. Der Guglhupf ist sowieso eine Zierde seiner Art. Auch

der Cheesecake kann sich sehen lassen. Laura verwendet dafür Graumohn und verfeinert mit rosa Pfeffer. Das sieht nicht nur gut aus, das ist auch geschmacklich großes Kino. Fürs Mittagessen wechseln wir die Donauseite und begeben uns nach Urfahr. 10 Jahre ist es her, dass zwei Wirtinnen einem alten Wirtshaus in Alt-Urfahr neues Leben einhauchten. Sie nannten sich und das Wirtshaus »Die Donauwirtinnen«. Es gab herrliche Flammkuchen, Gemüse und jede Menge regionaler Bioprodukte. Nach erfolgreicher Wiederbelebung verkauften sie das Lokal an vier junge Männer, die auf Kurs blieben. Seither sind Fabian Mayr, Philipp Zauner, Dominik Schütz und Lukas Zauner die Donauwirtinnen. Die Liste der Partner liest sich wie das Who´s who der oberösterreichischen Biolandwirtschaft. Zu Mittag gibt es fair bepreiste Menüs mit bodenständigen Gerichten und immer noch sagenhaft gute Flammkuchen. Bei den Menüs selbst regiert die Vielfalt – ­­ die reicht von grandiosem gebackenen Karpfen über gefüllte Paprika und Krautfleckerl bis zu Erdäpfelgulasch mit Lammbratwürstel. Hier zeigen die »Donauwirtinnen«, dass sie richtig gut kochen können und auch Spaß daran haben.

BILD  JÜRGEN S CHMÜ CKI NG, ME SIC , DO NAU WIRTI NNEN

Links ein Göttfried-Teller, der sich sehen lassen kann: glaciertes Bries, Spargel, Stunden-Ei und Erdäpfelstampf. Rechts Marco Barth vom Rossbarth beim Anrichten. Bei dem er mit dem Schöpflöffel ebenso gut ist wie mit der Pinzette.


Die Donauwirtinnen können Schweinsbraten. Aber sie können auch veganes Pilztatar mit eingelegten Radieschen und selbst gemachtem Brot. Rechts Cheesecake anders. Von Graumohn umschlossen und mit rosa Pfeffer vollendet im Nuz.

speisen die Blunz‘n Maki. Die sind im Göttfried längst ein signature dish und kommen elegant mit Kraut und Rüben auf den Teller. Hochfein, aromatisch und überraschend. Bei den Hauptgerichten ist der Branzino eigentlich immer eine sichere Bank. Einfach deshalb, weil Christian Göttfried eine geschulte Hand für Fisch hat. So kommt der Branzino zart

Der langen Rede kurzer Sinn: Es lohnt, eine Zugfahrt in Linz zu unterbrechen. Oder überhaupt hinzufahren. Ob wegen ein paar Grammelknödel bei den Donauwirtinnen, für ein mehrgängiges Menü beim Göttfried oder im Rossbarth oder die veganen Cupcakes im Nuz. Ich werde das jedenfalls wieder öfter machen.

Der Kulinarikjournalist und Fotograf Jürgen Schmücking isst nicht nur beruflich, er ist auch gebürtiger Linzer. Sein Streifzug durch seine Heimatstadt ist einer durch Lokale, die alle, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, angeben, biologische Zutaten zu verwenden. Als Betrieb biozertifiziert sind sie sämtlich nicht.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON LINZ TOURISMUS

Wer in Linz Lust auf saftige Burger, eine knusprige Schnitglasig und gleichzeitig mit festem Biss aus der Küche. Heuer zelsemmel oder Döner hat und dabei zwar auf Fleisch, nicht zeichnete der renommierte Gastro-Guide Gault&Millau das aber auf Geschmack verzichten will: Front Food bietet das »Göttfried« mit 3 Hauben aus. in der Pfarrgasse. Gleich hinterm Hauptplatz werden vegaAllerdings ist das nicht das einzige Restaurant mit so einer ne Burger gebraten, die sich sehen lassen können. Und auch hohen Auszeichnung. Unweit der Altstadt ist das Rossbarth. keinen Vergleich zum – vermeintlichen – Original zu scheuEbenfalls – und zu Recht – mit 3 Hauben prämiert. Der en brauchen. Am besten sind die groName setzt sich zusammen aus ßen. »Giant« oder »Big Chiiesy» sind Sebastian Rossbach und Marsolide Alternativen zu konventionel- »Ob für Grammelknödel zu co Barth. Die beiden haben das lem Kettenfastfood. Lokal in Linz zu einem Hotspot Mittag oder für ein mehrfür GenießerInnen gepusht. Ein HAUBENSACHE ALTSTADT Hauptgang hieß neulich »Lamm, gängiges Menü. Es lohnt.« Am Rande der Altstadt, genau Joghurt, Gurke«. Der Gang über­gegenüber dem legendären Vanilli, rascht. Barth hat kurz davor Böbefindet sich das Göttfried von Simone und Christian Göttrek gegessen. Also gab es das Lamm als Börek. Das beste Böfried. Christian hat als Koch bereits Stationen hinter sich, rek, das man sich vorstellen kann. Aber auch der Fisch – mabei denen Gourmets hellhörig werden: Seevilla in Altaussee, rinierte Reinanke –, versteckt unter einem grünen Teppich danach Jörg Müller auf Sylt, Hans Haas im Tantris, Heinz aus frischer Kapuzinerkresse mit Leindotteröl: ein Gericht, Winkler in Aschau. Das macht sich bemerkbar. In diesem das sich aufgrund seiner Finesse und Eleganz einen DauerFall in Form einer großartigen Karte. Da wären bei den Vorplatz im kulinarischen Langzeitgedächtnis sichert.


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BI L D D ER AU SGA B E


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META

BILD: NASA/USGS

Ein Holzteppich breitet sich hier über die 32 Kilometer lange und 16 Kilometer breite Rupert Bay in Kanada aus. Pflanzenstoffe aus den Wurzeln, Blättern und Rinden der riesigen Wälder Québecs werden hier von ebenso mächtigen Flüssen in die Bucht gespült und mischen sich mit dem hellbraunen Sediment am Grund der Rupert Bay, wie ­Herausgeber Christoph Seidler im Text »Braune Brühe in Québec« zum 2016 vom Satelliten »Landsat 8« aufgenommenen Bild erläutert. Es ist eine von vielen faszinierenden Aufnahmen im lehrreichen Buch »Von oben. Die schönsten Geschichten, die Satellitenbilder über die Erde und uns Menschen erzählen«, das, wie die Einleitung verrät, eigentlich eines der Wissenschaftsredaktion des »Spiegels« ist. Nämlich eine Sammlung von ­deren montäglich erscheinendem »Satellitenbild der Woche«. IRINA ZELEWITZ

Jörg Römer und Christoph Seidler (Hg.), »Von oben. Die schönsten Geschichten, die Satellitenbilder über die Erde und uns Menschen erzählen.«, DVA, 2021.


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G L O BAL VIL L AG E

13 Rückreise aus der Region Mailand wichtig, darauf zu achten, ob sich im ­Gepäck, am Fahrzeug oder am Fell von Haustieren ­grünschimmernde, fingernagelgroße Käfer festklammern. Der Japankäfer gehört aus der Perspektive der Landwirtschaft zu den »prioritären Schadorganismen« und hat unter seinem lateinischen Namen sogar eine eigene EU-finanzierte Website: popillia.eu FLORIAN JAUK

NEOZOEN UND NEOPHYTEN:

NEWCOMER DER AUSGABE

BILD  UNSPLA SH.CO M/ L ES LIE S AUNDERS, FONI KUM, THE IA INTE RNATIO NAL

Der Japankäfer ist nun auch in Deutschland angekommen. Das Ziel des blinden Passagiers: vor allem Kulturpflanzen. Die . bis zu 12 Millimeter großen Japankäfer gehören zur ­Familie der Blatthornkäfer, sehen Rosenkäfern sehr ähnlich, sind ausgewachsen allerdings nur etwa halb so groß und ­haben weiße Haarbüschel an den Hinterleibsseiten und am Ende des Körpers. Schon in den 1970er-Jahren wurden Japankäfer erstmals in Europa auf den Azoren gefunden. In der Folge tauchten sie 2014 in Mailand und 2017 in ­Basel auf, ehe im November 2021 der erste amtlich bestätigte Fund eines lebenden Japankäfers in Deutschland in einer Pheromon­ falle in Freiburg im Breisgau bestätigt wurde. Sein Fundort in der Nähe des Güterbahnhofs ist kein Zufall: Der Schädling geht in Europa als »blinder Passagier« auf Reisen und nutzt den Warenverkehr, um sich weiter zu verbreiten. Auf seinem Speiseplan stehen Blätter, Blüten und Früchte von mehr als 300 verschiedenen Wirtspflanzen, darunter auch Apfelbäume und Weinreben. Schon die L ­ arven des J ­apankäfers, die sich von Graswurzeln ernähren, ­können für enorme Fraßschäden sorgen und ganze Wiesen, ­Weideflächen und Obstbaumkulturen zerstören, allerdings mit Fadenwürmern bekämpft werden. Einfuhrkontrollen und ­natürliche Feinde wie Laufkäfer und Maulwürfe ­können die Ausbreitung des Japankäfers zwar verlangsamen, bei großflächigem Auftreten aber nicht stoppen. Bemerkt man J ­ apankäfer auf Rosenblüten, auf denen sich die Schädlinge ab Mai besonders gerne aufhalten, solle man ein Foto von ihnen machen und dem lokalen Pflanzenschutzdienst senden, so das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (ltz) Augustenberg in Karlsruhe. Außerdem ist es vor der

DEUTSCHLAND:

GEMEINSAM IM KREIS »Youth 4 Circular Future« unterstützt junge Menschen dabei, für mehr Kreislaufwirtschaft aktiv werden. Die EU hat im Mai 2020 ihren »Circular Economy Action Plan« veröffentlicht. Darin wird auch das Ziel festgelegt, bis ins Jahr 2030 700.000 neue Jobs in der Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Der deutsche Verein »Theia International« hat es sich zum Ziel gesetzt junge Menschen zu ­vernetzen und sie dabei zu unterstützen im Sinne der Nachhaltigkeit gestaltend aktiv zu werden. Dessen jüngstes Projekt »Youth 4 Circular Future« bietet SchülerInnen eine Plattform, um ­gemeinsam mehr über Kreislaufwirtschaft lernen, sich auszutauschen und gemeinsam Aktionen starten zu können. Auch weil die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und ihre Funktionsweise in Schulen bisher wenig Platz b ­ ekommen. SchülerInnen zwischen 14 und 18 Jahren werden mit Unternehmen und Social EntrepreneurInnen aus der Kreislaufwirtschaft zusammengebracht, um aus der Praxis zu lernen. In wöchentlichen Workshops entwickeln sie gemeinsam Aufklärungskampagnen und Projekte zu den Schwerpunktthemen: nachhaltige Mode, Smart Cities, Zero Waste, nachhaltiges Lebensmittelsystem und sozial-­ökologische ­Resilienz. theia-international.org MARTIN MÜHL


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ST R E E T TA L K

STREET TALK WIR FRAGEN, 9 SCHARFKANTIGE ANTWORTEN.

» WELCHES PRODUKT SOLLTE ES ›AUS PAPIER‹ GEBEN?« INTERVIEW UND BILD FLORIAN JAUK

SHU WEI CAFER

20, Paketzusteller Bei Chipsverpackungen könnte man Papier verwenden, das wäre bestimmt auch besser für die Umwelt als Plastik. Auch bei Paketen, mit denen ich tagtäglich in Berührung komme, könnte man häufiger auf Papier setzen.

URSULA

30, Consultant Am besten sollte es alles verpackungsfrei oder in einer Verpackung aus Papier geben, bei Lebensmitteln wirkt Plastik für mich allerdings hygienischer und weniger durchlässig. Vielleicht ist es aber einfach nur Gewöhnungssache.

ISABELLA

WHITNEY

37, Lehrerin Shampoos, Conditioner, Seifen,­Geschirrspültabs und auch Joghurts könnten in Papier oder Karton verpackt sein. Das wäre auch nicht unhygienischer für mich und würde mich nicht stören, vielleicht aber andere Leute schon.

30, Krankenpflegeschüler Da ich häufig online einkaufe, würde ich mir wünschen, dass die Kleidungsstücke in Papier statt in Plastik verpackt sind und nicht einzeln von Plastik umhüllt sind. Es wäre sicher auch möglich, die bestellte Ware in Papiersackerln zu verschicken, auch wenn es wohl teurer ist.

SIMONA

25, Musicaldarstellerin Die Verpackung bei Hundefutter. Sowohl das Trockenfutter als auch die günstigeren Leckerlis sind immer in Plastik verpackt.

21, Krankenpflegeschülerin Kaugummis sollten in Papier und nicht einzeln verpackt sein. Auch die Deckel von Kaffeebechern könnten aus Papier sein. Zudem sind bei vielen Unternehmen die Kaltgetränke in Plastik statt in Karton verpackt, das könnte man ändern.


JOEL

24, Dekorateur Müllsackerl sind fast immer aus Plastik. Es wäre cool, ­beim Einkauf ein Papiersackerl nehmen zu können, das man auch für Gemüse verwenden und nachher als Müllsack verwenden kann, das also feucht werden kann.

JASMIN

25, Wirtschaftsrechtsstudentin Schokolade. Obwohl ich nicht weiß, wie gut das funktioniert, wenn man sie unterwegs zu warm aufbewahrt und sie schmilzt. (lacht) Ich habe auch mal gehört, dass ­Cornflakes im Karton innen nochmals in Plastik verpackt sind, weil das recycelte Papier im Karton voller Giftstoffe ist. Ich hoffe nicht, dass das stimmt.

ATTILA

33, IT-Fachmann Ich komme aus Ungarn, dort gibt es noch viel weniger Produkte aus Papier, dafür mehr aus Plastik. Das war eine große Umstellung für mich, als ich nach Österreich kam, aber ich finde es sehr gut, vor allem die Papierverpackungen bei Obst und Gemüse. Komisch finde ich hier nur, dass Fleisch, wenn ich es kaufe, oftmals doppelt verpackt ist.


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BAU MMA R KE TIN G

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FEIGENBÄUME Bäume zu pflanzen ist in den vergangenen Jahren zu einer Währung in Marketing und Corporate Social Responsibility geworden.

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ie Formel 1 ist nicht nur langweilig, sondern auch als zivilisatorische Errungenschaft generell nicht mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Das hat die fia, den Verband hinter dem Motorsport, aber nicht daran gehindert, eine »Kommission für Umwelt und Nachhaltigkeit in der fia« zu gründen, die nun den Passus 3.2.8 in das sportliche Reglement der Formel 1 schreiben ließ. Dieser besagt, dass die 2018 soll der gesamte F1fia für jeden von Zirkus über 255.000 Tonnen einem Team erkämpften Punkt CO2 ausgestoßen haben. Um in der Konstrukdiese Menge CO2 zu binden, teurInnenmeisterbräuchte es eher 25 Millionen schaft zehn Bäume im Rahmen Bäume, nicht 17.190. des Projekts #score4trees pflanzen

lässt. Auf Kosten des jeweiligen Teams. Hätte dies 2020 schon gegolten, wären dies rund 17.190 Bäume gewesen – 5730 davon hätte Mercedes gezahlt, 3190 Red Bull. 2018 soll der gesamte F1-Zirkus über 255.000 Tonnen CO2 ausgestoßen haben. Um diese Menge CO2 zu binden, bräuchte es mindestens 25 Millionen Bäume, nicht 17.190.

PFLANZ MICH! Bei der Formel 1 ist der Einfluss von ZuseherInnen und KonsumentInnen auf die Anzahl der Bäume und wer deren Pflanzung bezahlt, gering. Aber immer mehr Unternehmen nutzen das Pflanzen von Bäumen als Weg, um KundInnen für ihren Einkauf ein besseres Gefühl mit auf den Weg zu geben. So pflanzt etwa der österreichische Anbieter von gebrauchten, servicierten Elektrogeräten Refurbed seit Jahren für jedes verkaufte Gerät

BILD UBIS OFT

TEXT Martin Mühl


BAUMBEDARF einen Baum – und war damit in diesem Feld ein Vorreiter. Das weiterhin wachsende Unternehmen hilft damit nicht nur, Elektroschrott zu verringern und CO2 in der Produktion einzusparen. Gepflanzt werden die Bäume von den weltweit tätigen Organisationen One Tree Planted und The Eden Projects. Die Suchmaschine Ecosia wirbt nicht nur mit Datenschutz, sondern hat bisher durch Werbeeinnahmen finanziert mehr als 140 Millionen Bäume in 30 Ländern pflanzen lassen. A1 und Mastercard haben gemeinsam die A1 Priceless Planet Mastercard entwickelt. Pro 1000 Euro Umsatz eines oder einer KundIn mit der Kreditkarte pflanzt die Priceless Planet Coalition einen Baum. Das Ziel ist es, bis 2025 eine Million Bäume zu pflanzen. Dazu kooperiert Mastercard mit den globalen Umweltorganisationen Conservation International und World Resources Institute, die für die Koordination der Aufforstungsmaßnahmen verantwortlich sind und global mit lokalen Communitys auf eine langfristige nachhaltige Forstwirtschaft hinarbeiten.

VIRTUELLE BÄUME FÜR ECHTE BÄUME Spieleentwickler Ubisoft arbeitet für das Spiel »Anno 1800« mit Ecologi zusammen, einem sozialen Unternehmen, das Aufforstungs- und andere Projekte zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes finanziert. Ab Mitte Dezember können SpielerInnen den Zusatzinhalt »Pflanz einen Baum« im Spiel kaufen, um einen virtuellen Zierbaum zu erhalten, den sie in ihrer Stadt pflanzen können. Mindestens ein Euro von jedem Kauf wird von Ubisoft an Ecologi gespendet. Auch für Modemarken wird das Bäumepflanzen zur eigenen Währung. Dedicated hat statt einer Black-Friday-Aktion einige Tage lang pro Bestellung einen Baum von der Organisation »One Tree Planted« pflanzen lassen und so für 20.000 Bäume mehr – in dem Fall Obstbäume – gesorgt. One Choice Apparel aus Großbritannien hat so 6532 Bäume pflanzen lassen, einen pro verkauftes Kleidungsstück. Das deutsche Unternehmen United Kiosk bietet Verlagen Distributionslösungen in Print und Digital an und hat mit der Aktion »Magazines for Future« mittlerweile 150.000 Bäume in einer Kooperation mit Eden Reforestation

Das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gibt die CO2-Emissionen pro Kopf im globalen Durchschnitt 2021 mit 4,9 Tonnen an. Jene in Deutschland und Österreich sind mit rund 8,5 und 8,3 Tonnen pro Jahr nochmal deutlich höher. Die globalen CO2-Emissionen liegen damit bei rund 35 Milliarden Tonnen pro Jahr. Im Durchschnitt kann ein Baum pro Jahr rund 10 Kilogramm CO2 binden – es bräuchte also 3500 Milliarden Bäume. Aktuell gibt es global schon – oder noch – etwas mehr als 3000 Milliarden Bäume, wobei es jährlich um 15 Milliarden weniger werden. Im Jahr 2020 erstreckte sich der Wald über rund vier Milliarden Hektar – das entspricht etwas weniger als einem Drittel der weltweiten Landfläche. Mehr als die Hälfte der globalen Waldfläche liegt dabei auf dem Gebiet von nur fünf Staaten: Russland, Brasilien, Kanada, USA und China.

Projects pflanzen lassen – 10 Bäume für jedes verkaufte Abo. Treellionaire hat die 1-Million-Bäume-Challenge gestartet und bietet Unternehmen an, Bäume pflanzen zu lassen – wobei das Pflanzen dann wieder von verschiedenen Stiftungen umgesetzt wird. So hat etwa das FM4 Frequency Festival mit der Aktion »1 Zelt = 1 Baum« für jedes Zelt, das nicht hinterlassen, sondern wieder mit heimgenommen wird, einen Baum pflanzen lassen. 2019 waren dies 2000 Bäume – Veranstalter Harry Jenner geht davon aus, dass sich diese Zahl in Zukunft auf rund 10.000 steigern lassen sollte. Jeder Baum mehr hilft. Dass diese Art von Motivation, seinen Mist nicht einfach liegen zu lassen oder mehr zu konsumieren, als Umweltschutz verkauft wird, kann als Missverständnis eingeordnet werden.

Wer im Spiel »Anno 1800« einen virtuellen Baum kauft, sorgt dafür, dass Entwickler Ubisoft 1 Euro pro Kauf für die Aufforstung von Bäumen spendet.

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App mit täglich aktualisierten Satellitendaten zu B IO R A M A 7 6     I NF O G R A F IK Entwaldung und Aufforstung weltweit: globalforestwatch.org

(ca. vor 1500)

bietet seit 2014 eine interaktive Onlinekarte und App mit täglich aktualisierten Satellitendaten zu Forest Watch« Entwaldung und»Global Aufforstung weltweit: bietet seit 2014 eine interaktive Onlinekarte und globalforestwatch.org App mit täglich aktualisierten Satellitendaten zu Entwaldung und Aufforstung weltweit: globalforestwatch.org

»Global Forest Watch« bietet seit 2014 eine interaktive Onlinekarte und App mit täglich aktualisierten Satellitendaten zu Entwaldung und Aufforstung weltweit: globalforestwatch.org

1

Dem. Rep. Kongo –1,1 Mio. ha

420 Mio. ha Geschätzte

–1,5 Mio. ha

1

pro Jahr

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Seit Beginn der industriellen landNettowaldverlust seit 1990 durch wirtschaftlichen Nutzung werden geänderte Landnutzungsformen Geschätzte Wälder in großem Stil zerstört, besonders im globalen Süden. Es gibt Chile jedoch auch Teile der Erde, in denen +150.000 ha innerhalb der letzten 20 Jahre mehr Bäume gepflanzt als gefällt wurden: Seit Beginn der industriellen landNettowaldverlust seit 1990 durch China kann mit der größten aufgewirtschaftlichen Nutzung werden forsteten Fläche aufwarten (allerdings geänderte Landnutzungsformen inhäufig großem Stil zerstört, bevor allemWälder Plantagen, mit ökosystemfremden Baumarten) gefolgt sonders im globalen Süden. Es gibt von Australien und Chile. jedochSelbst auchAufforstunTeile der Erde, in denen Das Problem: gen, die innerhalb Ökosysteme erzeugen, die Beginn Seit der mehr industriellen landder letzten 20 Jahre den natürlichen ähnlich sind, können wirtschaftlichen Nutzung werden Bäume gepflanzt als gefällt wurden: einen Primärwald mit intaktem, teils in großem China kann mit Wälder der größten aufge-Stil zerstört, bejahrtausendealtem Ökosystem nicht ersetzen. Diese Wälder sind besonim globalen Süden. Es gibt forsteten Flächesonders aufwarten (allerdings ders wertvoll, und es müssten weitjedochhäufig auch Teile der Erde, in denen allem Plantagen, mit ökoaus mehrvor als die zurzeit 22 % unter Schutz gestellt werden. innerhalb dergefolgt letzten 20 Jahre mehr systemfremden Baumarten)

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Indien

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4

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Quellen: FAO (2020), GFW (2021), Mackey et al. (2015), UNEP-WCMC (2014), Watson et al. (2018)

*Ohne Baumplantagen

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Brasilien

*Ohne Baumplantagen

Geschätzte

Dem. Rep. Kongo

*Ohne Baumplantagen

WALD WELTWEIT In China und in der Sahara wird massiv aufgeforstet. Die Anzahl der Waldbrände in Brasilien hat sich zwischen 2013 und 2019 mehr als verdoppelt. 1 Milliarde US-Dollar erhält Indonesien von Norwegen im Rahmen des REED+ Abkommens – »Reduzierte Emissionen durch Entwaldung und Degradierung«. Viele dieser Informationen begegnen uns einzeln in den Medien, selten wo sind sie so anschaulich aufbereitet wie im 2019 erschienenen, aber nach wie vor mehr als aktuellen Buch der Grafikerin Esther Gonstalla.

BILD  OEKOM VERLAG

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der Wälder Status Status der Wälder der Wälder


029 Ursprüngliche Waldausdehnung (ca. vor 1500)

Waldausdehnung, Stand 2020

Netto-Vergrößerung der Waldflächen, 2010-2020

Netto-Verlust von Waldflächen, 2010-2020

China

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+1,9 Mio. ha pro Jahr

Dem. Rep. Kongo –1,1 Mio. ha

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3

2

Vietnam +126.000 ha

Indien +266.000 ha

4

5

Tansania –421.000 ha

3 Indonesien –753.000 ha

2

Australien +446.000 ha

Angola –555.000 ha

Ca.

5% Weitere / unbekannt

73 %

der Wälder weltweit sind öffentliches Eigentum.

22 % Privatbesitz

Quellen: FAO (2020), GFW (2021), Mackey et al. (2015), UNEP-WCMC (2014), Watson et al. (2018)

»Das Waldbuch« erklärt, wie das Ökosystem Baum sich in das des Waldes fügt und dieses wiederum in das von Erde und Atmosphäre, wo überall wir den Wald brauchen und durch welche Verhaltensweisen er besonders bedroht wird. Gut portioniert, entlang übersichtlicher Infografiken. Zahlen und Fakten zu einem größeren Bild zusammengefügt, wie oben zum Zustand der Wälder. Irina Zelewitz

» DAS WALDBUCH. ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS, IN 50 GRAFIKEN.«, Esther Gonstalla, OEKOM, 2021.

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WAL D BE SITZ

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O TOTHOLZBAUM! TEXT Thomas Weber

G

ar nicht so selten ist nicht einmal klar, wo der geerbte Wald genau liegt. Die Zielgruppe der sogenannten »hoffernen« WaldbesitzerInnen wohnt fernab des Grund und Bodens, den ihre bäuerlichen VorfahrInnen einst bestellten; sie ­orientiert sich in die Städte, lebt vielleicht längst dort oder hat selbst die Landwirtschaft schon vor Jahren aufgegeben, Felder und Wiesen v­ erpachtet, möchte den Wald aber – aus emotionalen Gründen oder als Geldanlage – nicht verkaufen. Dieser Zielgruppe will Nicole S ­ ilhengst ver-

mitteln, dass ihr Besitz mehr ist als bloß eine Ansammlung von Bäumen; und im ­Idealfall vor allem: mehr als ein Fichtenforst, in dem sich die Stämme in Reih und Monokultur in die Höhe strecken. Denn die Gruppe der KleinwaldbesitzerInnen ist groß. Unüberschaubar groß sogar, wie Nicole Silhengst weiß.

WAS FEHLT: WALDWISSEN Die Niederösterreicherin betreut das von der EU geförderte Projekt »Ökologische Kleinwaldbewirtschaftung« der leader-Region

BILD  MARIA HÖ RMA NDINGE R / RE GIO N E LS BEER E WIE NE RWA LD

Entscheidend für gesunde Wälder ist nicht allein, was in den großen teils öffentlichen Waldgebieten geschieht, sondern auch, dass es gelingt, die unzähligen KleinwaldbesitzerInnen vom persönlichen Mehrwert der Vielfalt zu begeistern.


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Kleinwald Elsbeere Wienerwald. Dafür haben sich 13 ­Gemeinden zwischen den Ballungsräumen Wien und St. Pölten zusammengetan, weil ­viele Waldstücke zu verwahrlosen drohten, gleichzeitig aber bewusste Maßnahmen getroffen werden müssen. Andernfalls drohen die häufiger werdenden »Windwürfe infolge extremer Wetterereignisse wie Stürme sowie Borkenkäferkalamitäten nach ausgedehnten Trockenperioden«, die der aktuelle »Grüne Bericht« des zuständigen Landwirtschaftsministeriums für ganz Österreich ausweist, ganze Landstriche zu entwalden. Das heißt: Der Wald muss aktiv an den Klimawandel angepasst werden. Auch in Silhengsts leader-­ Region heißt es, waldbauliche Versäumnisse und Fehler von früher – vor allem weitflächige Monokulturen von schnellwachsenden, für Standorte in tiefen Lagen aber ungeeigneten Fichten – zu korrigieren. Allzu große »Hof-

ferne« sowie fehlendes Wissen um die komplexen Zusammenhänge im Ökosystem Wald sind solchen Maß­nahmen nicht gerade förderlich. Erfolgversprechende Aufklärungsarbeit lässt sich aber nur leisten, wenn bekannt ist, wer erreicht werden soll. Das Problem: »Die Gemeinden haben zwar Grund­stücks­ kataster, aber fast jedeR BesitzerIn hat mehrere ­Parzellen, ­weshalb nicht ­genau zu sagen ist, wie viele BesitzerInnen es ­eigentlich gibt«, erzählt Nicole Silhengst. »Die Gruppe der neuen waldfernen ­Wald­besitzerInnen wird durch die traditionellen Informationsanbieter wie Berufsund I­ nteressensverbände leider auch nicht ­erreicht«, bedauert auch das österreichische Bundesforschungszentrum Wald auf seiner Website – und dass diesen »häufig auch die erforderliche technische Ausrüstung und die Kenntnis ihrer Handhabung« fehlen.

Im Rahmen des »Waldberichts« der Statistik Austria ausgewiesene Kategorie von Waldflächen < 200 Hektar. In Deutschland ist die Kategorie Kleinprivatwald gängig; dieser ist in Privatbesitz und ebenfalls < 200 Hektar.

Was bedeutet LEADER? LEADER ist ein Akronym aus Liaison entre actions de ­développement de l’économie rurale. Das Maß­ nahmenprogramm der EU fördert seit 1991 modellhafte Projekte für die Entwicklung des ländlichen Raums. I­n Deutschland gibt es aktuell 321 LEADER-Regionen, i­n Österreich 77.


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WAL W E I ND BESITZ

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INFOTAFELN FÜR DEN KOHLENSTOFFSPEICHER Professionelle individuelle Beratung über einen Zeitraum mehrerer Jahre für »hofferne« WaldbesitzerInnen: ­ermöglicht durch eine Unterstützung von Blühendes Österreich, die Stiftung von Rewe Österreich.

Waldwissen Umfassende gemeinsame Plattform von vier Forschungsanstalten aus Süddeutschland, der Schweiz und Österreich, die Wissen in den Bereichen Waldwirtschaft, Lebensraum Wald, Bildung, Technik & Planung aufbereitet sowie Dossiers erstellt. waldwissen.net

Im Wienerwald ging man deshalb pragmatisch vor und wandte sich in einer ersten Pilotphase vorerst an vier WaldbesitzerInnen – man ­betreut mittlerweile 25 WaldbesitzerInnen mit einer Gesamtfläche von 60 Hektar Projektwald. Diese sollen vorbildlich wirken. ­Liegen die ­betreuten Waldgebiete entlang von Rad- oder Wanderwegen, wurden in den G ­ emeinden Infotafeln aufgestellt, die Vorbeikommenden vermitteln sollen, dass die vor ihnen liegenden Waldstücke ökologisch bewirtschaftet werden. Denn in einem umsichtig genutzten Wald geht zusammen, was mitunter auch in Konflikt miteinander gerät: der Erhalt, die Förderung und der Schutz vielfältiger Arten und aktiver ­Klimaschutz. Werden nur einzelne erntereife Bäume entfernt und Kahlschläge verhindert, dann bleibt der Wald ein wichtiger Kohlenstoffspeicher und verhindert, dass Treibhausgase freigesetzt werden. Weil mächtige alte, eben »erntereife« Bäume aber auch besonders wichtig für die Artenvielfalt sind, gehört rechtzeitig entschieden, welche Riesen am besten ganz ­bewusst geschont werden.

»Wir haben den Leuten gezeigt, was in ihrem Wald bereits an Biodiversität vorhanden ist.« — Stephanie Wohlfahrt, Trainerin beim Projekt »Ökologische Waldbewirtschaftung« WAS IST DA? WAS KÖNNTE DA SEIN? »In den ersten waldökologischen Begehungen mit den BesitzerInnen haben wir uns jeweils zwei bis drei Stunden Zeit genommen«, sagt die Biologin Stephanie Wohlfahrt, die das Projekt als Trainerin begleitet. »Dabei haben wir den Leuten gezeigt, was in ihrem Wald bereits an Biodiversität vorhanden ist – Waldameisen, Spechte, seltene Orchideen, Moose, Flechten, Seidelbast, junge Tannen oder Tierspuren.« War der Blick für den Wald und seine Besonderheiten erst einmal geschärft, zeigte Wohl-

BILD  MARI A HÖ RMA NDINGE R / RE GIO N E LS BEER E WIE NE RWA LD

Bäume, die als artenreiches Totholz erhalten bleiben sollen, werden mit einem »T« markiert. Der grellrote Buchstabe verhindert, dass er versehentlich gefällt wird.


Genussvoll durch das ganze Jahr

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WAL D BESITZ

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Biodiversitätsberatung gibt es kostenlos im Rahmen der Initiative »Wir schauen auf unsere Wälder«; Voraussetzung: eine landwirtschaftliche Betriebsnummer in Österreich. waldarchiv.biodiversitaetsmonitoring.at

Ausbildung

fastort.at fastossiach.at waldbauernschule.bayern.de waldbauerschule-brandenburg.de

» Mein erstes Waldstück. Naturnah und nachhaltig bewirtschaften« Peter Wohlleben, 2018, Ulmer Verlag.

T wie Totholz. Bäume, die mit einem T markiert werden, dürfen alt werden und absterben – als Hort des Lebens und der Artenvielfalt. Auch Fichtenmonokulturen lassen sich durch Tannen, Eichen und seltene Gehölze (wie zum Beispiel die in der Region verbreitete Elsbeere) verhältnismäßig schnell ökologischer gestalten.

fahrt vor Ort, was möglich und nötig wäre, um diese Vielfalt noch einmal zu erhöhen. »Wir haben uns angesehen, welche großen Samenbäume in der Umgebung vorhanden sind und wie stark der Wilddruck ist – also ob im Wald überhaupt eine Naturverjüngung ­zustande kommt oder ob das Wild alles, was hochzukommen versucht, verbeißt und die kleinen Bäume ­deshalb eingezäunt gehören.« Schließlich wurden individuelle ökologische Bewirtschaftungskonzepte erstellt, die weit über den Projektzeitraum hinausreichen. Dafür wäre, so Nicole Silhengst, nicht nur eine »engmaschige, intensive Betreuung der WaldbesitzerInnen« nötig, sondern auch der Aufbau von Vertrauen. Denn vielfach gebe es ­Sorgen und Befürchtungen, »etwa wenn sich Leute fragen: Werde ich beim Schlägern über den Tisch gezogen? Bekomme ich beim Verkauf des ­Holzes einen fairen Preis? Vielen fehlt allein das Bewusstsein, was eine Arbeitsstunde im Wald wert ist, warum welcher Baum gefällt wird, gerade dieser dort aber stehen bleibt. Wir schaffen Transparenz. All das hat bei der normalen Dienstleistung des Schlägerns ja keine Zeit. Da muss alles schnell gehen.«

LEBEN IM TOTHOLZ Komplette Kahlschläge sind in der ökologischen Waldbewirtschaftung jedenfalls

v­ erpönt. Es gibt Bäume, die ihren gesamten ­natürlichen Lebenszyklus über im Wald wachsen dürfen, ohne genutzt zu werden. Manchmal sind das alte Eichen, auf denen bis zu 500 teils seltene Käferarten leben. Und nicht selten sind das krumm gewachsene Bäume, d ­ eren Holz ohnehin schlecht verwertbar wäre. Sie werden beim gemeinsamen Durchforsten mit einem T markiert. T für Totholz. Künftiges ­Totholz, g­ enau genommen. Denn absterbende oder ­abgestorbene Bäume sind der Hort des Waldlebens schlechthin. N ­ irgendwo sonst leben so viele A ­ rten. Das hätten – durchaus eine Überraschung – alle TeilnehmerInnen am Projekt »Ökologische Kleinwaldbewirtschaftung« v­ erinnerlicht. »Wir waren uns da anfangs ehrlich gesagt nicht so sicher«, g­ esteht Nicole ­Silhengst, »aber es ist eine Freude zu sehen, wie sehr alle diesen ö ­ kologischen Schwerpunkt schätzen.« Viele hätten auch den Mehrwert ­erkannt, ­empfinden ­ihren ­B esitz nicht mehr als Belastung, ­sondern als ­Bereicherung. »Ich denke«, sagt die Projektleiterin hörbar zufrieden, »die Leute haben erkannt, dass das nichts Kurzfristiges ist, sondern etwas für künftige Generationen, ein Ort, wo sie etwas für den Umwelt- und ­Klimaschutz tun können.« Ihren Wald finden alle am Projekt Beteiligten mittlerweile jedenfalls ohne Umschweife.

BILD  MARI A HÖ RMA NDINGE R / RE GIO N E LS BEER E WIE NE RWA LD

In Österreich vermitteln die Forstlichen Ausbildungsstätten (FAST) auch Basiswissen. In Deutschland sind die diversen Waldbauernschulen Ländersache.


E I N A RTG E M Ä S S E S L E B E N I M

ST E H T F Ü R HÖC H ST E S T I E RWOH L Unsere Ja! Natürlich Bio-Produkte stehen immer schon für höchstes Tierwohl. Natürlich muss man wissen, was es braucht, damit ein Schwein sich sauwohl fühlen darf in seinem Leben. Unsere Bio-Freilandschweine leben unter freiem Himmel auf dem Feld, wo sie mit ihren Artgenossen nach Herzenslust mit der Schnauze den Boden umpflügen dürfen, um sich dann darin zu suhlen. Neben Bio-Getreide gibt es frische Gräser und Klee zu futtern. Und dann ab ins Strohbett, wo sie in der Gruppe ruhen und sich vor Regen wie auch Sonnenstrahlen schützen können. Von Bio-Kaiserspeck vom Freilandschwein bis zum Bio-Schnitzel vom Strohschwein, solch vorbildliche Haltung ist natürlich auch für das Gewissen ein Genuss.

Gut für uns. Und die Tiere, natürlich!

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WAL D G I P F ELTR E F F EN

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QUADRATUR DER WALDGIPFEL Veranstaltung und Gegenveranstaltung prägten zuletzt die forstliche Diskussion in Deutschland

Wohllebens Waldakademie Wohllebens Waldakademie bietet Seminare, Ausbildungen und Erlebnisse zum Ökosystem Wald an, durchgeführt von WaldexpertInnen sowie Peter Wohlleben selbst. wohllebens-waldakademie.de

I

m Grunde genommen scheinen sich ja alle einig zu sein, dass der Wald einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten kann, sogar muss. Über das Wie wird aber jedenfalls in Deutschland heftig gestritten, auch angesichts der massiven Waldschäden der vergangenen Jahre. Dies zeigte auch so manche Diskussion am Nationalen Waldgipfel 2021 sowie umso mehr auf dessen »Gegenveranstaltung«, dem Nationalen Waldgipfel 2021. Dass es sich um zwei verschiedene Events von verschiedenen Veranstaltern handelt, die aber eins zu eins den gleichen Titel verwenden, spricht schon für sich. Der erste genannte Waldgipfel wurde im Juni primär digital vom forstwirtschaftlich zuständigen deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (bmel) und dessen Ministerin Julia Klöckner (cdu) ausgetragen. Zu Zweiterem hatten die beiden Geschäftsführer von Wohllebens Waldakademie und Öko-Förster Peter Wohlle-

ben selbst für Anfang August mit weitgehend persönlicher Teilnahme der Diskutierenden und Vortragenden eingeladen, durchaus bewusst als Gegenveranstaltung, weil aus ihrer Sicht die bmel-Veranstaltung nicht der Brisanz des Themas und der akuten Situation gerecht wurde. Schauen wir uns dies also mal an.

FORSTPOLITIKGIPFEL Den ersten offiziellen Waldgipfel könnte man im Nachhinein auch präziser als Forstpolitik- und/oder Forstwirtschaftsgipfel bezeichnen, bei dem das Geldverdienen respektive das Verteilen und Empfangen im Vordergrund stand. Die Veranstaltung wurde politikgerecht ein paar Tage vor der dortigen Landtagswahl in dem von der cdu regierten Sachsen-Anhalt durchgeführt und bot dem sich zur Wiederwahl stellenden cdu-Ministerpräsidenten somit auch eine Bühne. Strukturiert war der Tag entlang der verschiedenen Interessensgrup-

BILD ISTOCK.CO M/SCHMITZO LAF

TEXT Florian Grassl


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Da eine fsc- oder pefc-Zertifizierung ausreicht, um die Förderung zu erhalten, hat sogar der Bundesrat bemängelt, dass dies keine Lenkungswirkung entfaltet.

pen zu Forstpolitik und Forstwirtschaft (Holzanbau). InteressensvertreterInnen in Sachen Wald im eigentlichen Sinne, Klimaschutz, Umweltschutz oder Biodiversität haben hier keine prominente Rolle gespielt. Man hörte also neben der Ministerin und dem Ministerpräsidenten unter anderem die forstrelevanten SprecherInnen der Bundestagsfraktion, die forstrelevanten MinisterInnen oder StaatssekretärInnen aus verschiedenen Bundesländern oder Vertreter der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Forst (letzteres durchwegs Männer, die in Landesministerien arbeiten). Man hörte auch drei ausgewählten WissenschaftlerInnen zu, diese waren klar handverlesen, zum vorherrschenden Meinungsbild passend. Großteils ging es um (Eigen-)Lob für die Bundesministerin für das Verteilen von Fördergeldern infolge der massiven Waldschäden der vergangenen Jahre und ums Vorstellen eines neuen Fördermodells, das zusätzlich die CO2-Speicherung bei Nichtnutzung des Waldes oder die Nutzung von langlebigen Holzprodukten abgelten soll. Insgesamt also eine sehr geräuschlose, politisch meinungskonforme Ver-

anstaltung. Dabei ist natürlich unbenommen, dass das Thema der Förderungen für den Wald grundsätzlich wichtig ist. Einzig in der Runde der Waldsprecher der Bundestagsfraktionen kam es zu einer echten Diskussion – und Widerspruch. Der Vertreter der Grünen hat hierbei das eben erwähnte Prinzip der (zu) leicht zugänglichen Förderungen scharf kritisiert, aus seiner Sicht im Wesentlichen eine reine »Flächenprämie«. Da eine fsc- oder pefc-Zertifizierung ausreicht, um die Förderung zu erhalten, hat sogar der Bundesrat bemängelt, dass dies keine Lenkungswirkung entfaltet. Dazu muss man wissen, dass auch trotz pefc-Zertifizierung ein flächendeckender Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Bioziden) möglich und eine Polterbegiftung zur Borkenkäferabwehr gar nicht reglementiert ist. Auch das Pflanzen fremdländischer Baumarten ist möglich. Die zugehörige Reglementierung verlangt nur, dass es »… nicht zu einer Beeinträchtigung der Regenerationsfähigkeit anderer Baumarten … kommt« (pefc-Standards). Da die VertreterInnen der damals noch regierenden Großen Koalition im Bundestag die Regierungspolitik unisono unterstützten, kam bei den Oppositionsmeldungen das Gefühl auf: die müssen ja dagegen sein. Beiträge mancher Oppositioneller blieben in der Qualität und Undifferenziertheit des fdp-Vertreters (»der Wolf hat seinen Lebensraum in Osteuropa und macht bei uns nur Probleme«). Insofern passte auch das offensichtlich bereits vorverfasste und durch die Staatssekretärin im bmel nur vorgelesene Schlusswort zu dem Tag, an dem sehr offensichtlich kein Diskurs erwünscht war.

Der Starförster Peter Wohl­ leben ist unter anderem Autor des international erfolgreichen Buches »Der lange Atem der Bäu­ me«. Während die Relevanz seines Schaffens für mehr öffentliches Bewusstsein für das Ökosystem Wald schwer in Abrede zu stellen ist, ist das wissenschaftliche Fundament vieler von Wohllebens Aussagen regelmäßiger Kritik von Forstwirtschafts-, aber auch WissenschaftsvertreterInnen ausgesetzt.

Naturwald Akademie Die Naturwald Akademie mit einem Team rund um den Oberförster des Stadtwalds Lübecks, Knut Sturm, berät und unterstützt bei ökologischer Waldbewirtschaftung, neben eigener Forschung und Bereitstellung von Waldwissen. naturwald-akademie.org


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WAL D G I P F ELTR E F F EN

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BREITES MEINUNGSSPEKTRUM – ECHTER DISKURS Das ökohumanistische Manifest Pierre Leonhard Ibisch analysiert gemeinsam mit Jörg Sommer in seinem neuen Buch die aktuellen globalen Probleme und hebt damit die Diskussion auf eine Ebene darüber, indem er der traditionellen menschenzentrierten Gedankenwelt die von der Natur ausgehende Phi­ losophie des Ökohumanis­ mus entgegensetzt.

Der Waldgipfel seitens der auch sogenannten »Waldrebellen« rund um Peter Wohlleben fand in Wohllebens Waldakademie und damit unter erschwerten Bedingungen statt. Die Waldakademie liegt in Wershofen, ganz in der Nähe des Ahrtals, das kurz vor der Veranstaltung von den heftigen Fluten betroffen war. Die Hochwasser in dieser und anderen Regionen Deutschlands haben aber auch wieder mal waldbauliche Fehler aufgezeigt, wenn es um die Wasserspeicherfähigkeit des Waldes geht; sie boten somit direkt eine Vorlage für den Gipfel. Das Event war anhand von Themen strukturiert – so ging es zum Beispiel um Nachhaltigkeit, Waldumbau, Holznutzung, Holzeinschlag in Schutzgebieten, Jagd und Artenvielfalt. Die VeranstalterInnen haben wohl versucht, zu den meisten Themen das Meinungsspektrum abzubilden. Das ist leider nicht zu allen Themen gelungen, aber doch zu einigen, vor allem dank jener, die dediziert anderer Meinung als Peter Wohlleben sind und

trotzdem in die Waldakademie gekommen waren, um sich einem Gespräch nicht zu verschließen. So kam es in zumindest fünf der Diskussionsrunden zu heftigem Schlagabtausch und Widerspruch, es kam zur Erarbeitung von Konsens und Dissens und man hat zumindest beim Thema des neuen, im Vorfeld heftig diskutierten Studiengangs »Ökologische Waldbewirtschaftung« festgestellt, dass es im bisherigen »Streit« gar nicht um Inhalte ging, sondern nur um den Umgang miteinander. Nicht nur bei ZuhörerInnen entsteht das Gefühl: Endlich reden da die Leute miteinander und nicht nur übereinander! Einer der Diskutanten hat dies sogar genau so ausgesprochen. Natürlich durfte die Politik auch hier nicht fehlen. Vertreten war die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (spd) sowie der grüne Co-Parteivorsitzende Robert Habeck (Peter Wohlleben zufolge hätte es keinen Sinn gehabt, Julia Klöckner einzuladen, da sie sich einer Diskussion mit Wohlleben & Co. grundsätzlich verweigern würde). Unabhängig von der Politik diskutierten hier im Kern

BILD  SC RE ENS HO T( W OHLLEBNS WAL DAKADEMIE , BMEL/FLORIA NGA ERTNER/PH OTOTH EK .N ET

Bundesministerin a. D. Julia Klöckner bei einer Waldbegehung vor dem digitalen Waldgipfel


UniversitätsprofessorInnen, Förster, VertreterInnen vom Deutschen Jagdverband sowie von Peta jeweils aus verschiedenen Meinungslagern – um nur ein paar Beispiele zu nennen. So war mit Christian Ammer, Professor an der Georg-August-Universität Göttingen, auch einer der Wissenschaftler dabei, die beim bmelEvent vorgetragen hatten. Leider gab es keineN VertreterIn der privaten WaldbesitzerInnen vor Ort; das hätte die eine oder andere Diskussion sicherlich noch bereichert. Interessant wurde es zum Beispiel beim Thema Waldumbau: Ulrich Schraml von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg vertritt als einer von vielen der deutschen Forstzunft die Meinung, man müsse auf Schadflächen aktiv pflanzen, wenn man mit dem Wald wieder Geld verdienen möchte, denn sonst kämen von selbst wieder nur vom Borkenkäfer und der Trockenheit gefährdete Fichten nach. Dagegen kann Pierre Leonhard Ibisch, Biologe und Professor für Naturschutz an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, belegen, dass auch auf ehemaligen Fichtenplantagen durch Naturverjüngung Laubmischwälder entstehen können (nicht zwingend immer und überall, aber es funktioniert). Insofern hält er es für sinnvoll, die Natur erst mal »machen zu lassen« und erst, wenn man merkt, dass sich die Natur auf dem betreffenden Gebiet nicht selbst regulieren kann, einzugreifen. Diskursiv wird es auch, wenn von den einen Totholz als gefährliches Zeug verteufelt wird, trotz Konsens, dass es der schnellen Wiederbestockung der Flächen dienlich ist. Dann erzählt etwa Knut Sturm, Oberförster im Stadtwald Lübeck, von seiner überdurchschnittlich guten Unfallstatistik – obwohl er mehr als das Dreifache des deutschen Durchschnitts an Totholz in »seinen« Wäldern stehen hat – und kann somit belegen, dass sich das in der Praxis bewährt hat. Auch beim Thema Jagd hinterfragt Knut Sturm grundsätzlich und schlägt vor, als ersten Schritt einmal von »Wildtiermanagement« statt von Jagd zu sprechen. Und dann die Themen Wildtiermanagement sowie Wald und Forst in einem gemeinsamen Ökosystemansatz und diesem entsprechenden Gesetz abzubilden, statt ständig separat die FörsterInnen auf Basis

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»Letztendlich wissen wir über den Wald sehr vieles nicht, weil es nicht erforscht ist und die Zusammenhänge im Ökosystem Wald zu komplex sind.« —  Pierre Leonhard Ibisch des Forstgesetzes gegen die JägerInnen auf Basis des Jagdgesetzes »kämpfen« zu lassen. Zwei interessante Tage, an denen man als ZuhörerIn auch Neues über den Wald lernen

Beide Waldgipfel wurden auf Video aufgezeichnet und sind öffentlich zugänglich: Nationaler Waldgipfel des BMEL: Jeweils ein Video pro Programmpunkt hier aufrufbar waldgipfel.de

konnte, mündeten in einem Vortrag von Professor Ibisch über das Nichtwissen und den Umgang damit. Denn letztendlich wissen wir über den Wald sehr vieles nicht, weil es nicht erforscht ist und die Zusammenhänge im Ökosystem zu komplex sind. Wie berücksichtigen aber die PraktikerInnen im Wald diesen Umstand? Es scheint: primär zu wenig bis gar nicht. Es bleibt abzuwarten, ob sich die neue Regierung zusammenrauft, eine Politik für Wald und Forst sowie Umwelt- und Klimaschutz aus einem Guss zu machen, wie das Robert Habeck in seiner Keynote Speech in der Waldakademie gefordert hat. Einer insgesamt gemeinsamen Diskussion, dem Miteinander- anstatt nur Übereinander-Reden auf noch breiterer Basis wäre das durchaus dienlich. Und dem Wald wäre es jedenfalls zu wünschen. .


Die HSH-Haustechnikbetriebe sind mit über 100 Standorten in ganz ­Österreich wichtige Motoren der Energiewende. Gesucht werden zahlreiche zusätzliche Kräfte, die die Zukunft mitgestalten möchten. Der berufliche Alltag einer Installateurin oder eines Installateurs gestaltet sich vielseitig und innovativ. Gerade im Bereich der modernen, nachhaltigen Energieversorgung von Gebäuden und deren Sanierung leisten Installateurinnen und Installateure technologische und zukunftsweisende Arbeit. Jedoch: Es fehlt an Fachkräften und Lehrlingen. Allein bei hsh, einem Zusammenschluss von 89 Haustechnik-Betrieben aus ganz Österreich, fehlen 250 MitarbeiterInnen – Tendenz steigend. Nun startet das österreichweite Netzwerk die Offensive „Jobs der Zukunft“, um über das Berufsbild aufzuklären und die Zukunftsperspektiven bei jungen Menschen und QuereinsteigerInnen bekannter zu machen.

EIN ECHTER ZUKUNFTSJOB Der Installateursberuf leidet unter seinem verstaubten Image: harte, schmutzige Arbeit, für die man nicht mehr als eine Rohrzange benötigt. Doch dies hat sich stark verändert: »Es gibt wenig handwerkliche Berufe, die mehr Vielseitigkeit in der Ausbildung und Vielfältigkeit in der Ausübung bieten«, ist Rudolf M. Rattenberger, Geschäftsführer der österreichweiten Kooperation Holz die Sonne ins Haus – kurz hsh, überzeugt. »Neben der Freude an der Arbeit mit

Werkzeugen und innovativen Technologien hat die Aufgabe vor allem einen tieferen Sinn: aktiv zur dringend benötigten Energiewende beizutragen.« Aber nicht nur der Umgang mit digitalen Technologien der Haus- und Gebäudetechnik sowie nachhaltiger Energieversorgungssysteme, sondern auch der tägliche Kontakt mit Menschen macht den Beruf aus: »Keine Baustelle und kein Kunde ist gleich und es bedarf stets individueller und kundenorientierter Lösungen, die innovative Technik und handwerkliches Können verbinden «, so der Impuls des Energiepioniers und Unternehmers.

250 OFFENE STELLEN »Unsere Betriebe können den hohen Anforderungen des Marktes und der KundenInnen nur dann erfolgreich begegnen, wenn wir die richtigen Menschen und gut ausgebildete MitarbeiterInnen finden«, betont Rattenberger. »Im Moment suchen wir rund 250 MitarbeiterInnen für unsere Partner. Besonderes Augenmerk richten wir auf den Nachwuchs und QuereinsteigerInnen. Lehrlinge finden bei uns ausgezeichnete Betriebe in ganz Österreich, ein tolles Ausbildungsangebot und eine faire Bezahlung.« Gemäß einer kürzlich erfolgten Umfrage sind über 95 Prozent der Lehr-

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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON HSH-HAUSTECHNIKBETRIEBE

Jobs der Zukunft: HSH-Installatör-Betriebe suchen 250 MitarbeiterInnen


linge bei hsh sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, ihren Vorgesetzten und ihrer Bezahlung. »Wir suchen aber auch Fachkräfte aus der Branche sowie QuereinsteigerInnen, die Lust haben, etwas Neues und Zukunftsweisendes zu machen. Egal ob HTL-AbsolventInnen oder HandwerkerInnen, die offen sind für Neues – bei uns ist jeder willkommen, der gerne lernt und mit anpackt«, ermutigt Rattenberger alle, die sich beruflich verändern wollen.

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OHNE INSTALLATEURE KEINE ENERGIEWENDE Durch ein verstärktes Umdenken in der Energieversorgung, die zunehmende Digitalisierung in den Eigenheimen und eine boomende Baubranche wird der personelle Bedarf an InstallateurInnen immer größer. Die ambitionierten Klimaziele auf europäischer Ebene – und die dadurch drohenden CO2-Strafzahlungen – haben zudem frischen Wind in die Förderlandschaft der thermischen Sanierung gebracht. So entsteht derzeit besonders im Bereich der erneuerbaren Energieformen wie Solaranlagen, Photovoltaik, Biomasse und Wärmepumpen sowie der Wohnraumlüftung eine sehr hohe Nachfrage.

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HOLZ DIE SONNE INS HAUS Lange bevor die Energiewende in aller Munde war, gründete Rudolf Rattenberger das Netzwerk »Holz die Sonne ins Haus«. Was mit neun Kärntner Installations-Unternehmen begann, ist heute eine dynamische Kooperation, die an 100 Standorten in Österreich mit 2000 Beschäftigten tätig ist. »Unsere Vision ist es, dass wir möglichst viele Menschen im deutschsprachigen Raum von der Energiewende begeistern. Als Lehrling beim hsh-Installatör in deiner Region arbeitest du von Anfang an mit deinen eigenen Händen für eine nachhaltige Zukunft – und verdienst dabei gutes Geld«, ist Rattenberger überzeugt. Die Vorteile des Berufs finden sich auf der Plattform jobsderzukunft.at genauso wie alle verfügbaren Jobs.

NACHHALTIG, VIELSEITIG, SICHER „Wir laden alle jungen Menschen, Fachkräfte und mutige QuereinsteigerInnen ein, sich bei uns zu melden. Es gibt keinen Beruf, der derzeit mehr Zukunftsperspektive, mehr Sicherheit und mehr Nachhaltigkeit bietet“, schließt Oliver Zobernig, ebenfalls Geschäftsführer von hsh positiv. Mehr Infos: www.jobsderzukunft.at

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I N WAL D IN VE STIER E N

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SLOW INVESTMENT Einen Wald kauft man nicht für sich.

Baumsparen Unter diesem Schlagwort bieten Organisationen wie Forest Finance, Miller Forest, The Tree Partner Company oder auch Precious Woods die Möglichkeit, auch mit kleinen Summen in Wald zu investieren.

W

älder sind wirtschaftlich nur über mehrere Generationen hinweg nutzbar. Das ist nicht nur ein Stehsatz, den WaldbesitzerInnen und FörsterInnen gerne vor sich hertragen – denn im Durchschnitt dauert es 80 bis 130 Jahre, bis ein Baum gefällt und damit wirtschaftlich genutzt werden kann. Und dazu muss es gelingen, diesen gesund zu halten und ihn etwa vor Schädlingen zu schützen. Diese großen Zeiträume haben Einfluss darauf, was InvestorInnen von einem Wald oder Baum erwarten können. Bei Windparks oder Kunststoffrecyclingunternehmen ist klar: Die Möglichkeit, zu investieren, legt prinzipiell keine weitere direkte Beschäftigung mit dem Thema nahe. Beim Waldbesitz scheint die Beziehung zum Besitzobjekt mitunter mehr im Vordergrund zu stehen. Es wird trotzdem vor allem in Wirtschaftswälder und somit auch in die Holzproduktion investiert, also nicht in Wälder, bei denen nur entnommen wird, was den gesunden Wald als Ökosystem gefährdet.

besitzt und bewirtschaftet. In beiden Fällen geht es dabei meist nicht um einen numerischen Anteil einer global verstreuten Gesamtmenge Waldgrund, sondern um ein konkretes Stück Wald oder sogar einzelne Bäume. Dabei ist neben Geld in erster Linie Geduld gefragt: Im Durchschnitt wird von mehr als 20 Jahren ausgegangen, bis das Holz genutzt werden kann und es damit auch Ausschüttungen und Rendite gibt. Hinzu kommt: Das Geld ist prinzipiell gebunden und der Besitz oder Anteil kann nicht jederzeit verkauft werden. AnbieterInnen – wie etwa Forest Finance oder auch Miller Forest – ermöglichen einen leichteren Einstieg mit Kauf oder Pacht und organisieren auch die Bewirtschaftung. Ausgezahlt wird aber auch hier erst, wenn mit dem Holz Ertrag erzielt werden konnte. Und: Die verschiedenen AnbieterInnen haben unterschiedliche, nicht immer

BESITZ VERPFLICHTET Besitz großer Wälder bedeute große Verantwortung und Leistungen für Umwelt und Gesellschaft, werden ihre BesitzerInnen manchmal nicht müde zu betonen. Und sogar kleiner Waldbesitz bedeutet eine Menge Arbeit. Auch wenn diese von Profis erledigt werden kann, damit unzureichendes Wissen nicht dazu führt, dass am Ende weder finanzieller Profit noch ein Gewinn für die Umwelt herausschauen.

GEFRAGT IST GEDULD Die direkteste Möglichkeit, in Wald zu investieren, ist entweder der – mitunter auch gemeinsame – Besitz von Wald oder das Investment in eine Organisation oder ein Unternehmen, die oder das nach teilweise transparenten Richtlinien aufforstet, Wald

BILD  ISTOCK/ IWAT1929

TEXT Martin Mühl


DIREKTE VERBINDUNG ZUM BAUM Das direkte Investment in einen Wald hat einen klarer nachvollziehbaren Einfluss auf die Umwelt und mag sich deswegen auch besser anfühlen als eines in ein beliebiges Technologieunternehmen. Es unterliegt den Gesetzmäßigkeiten des Waldes – der eben lange braucht, bis er Ertrag abwirft. In diesem Sinne ist ein Baum oder Wald eher ein Geschenk an kommende Generationen als ein nutzbarer Baustein im persönlichen Vermögensaufbau. Die Gewissheit, dass der Baum in der Zwischenzeit auf jeden Fall CO2 bindet, kann diese Nachteile aber vielleicht ausgleichen.

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© Melissa/Fotolia

leicht zu durchschauende Nachhaltigkeitskriterien und Wald und Bäume stehen oft nicht in Österreich, Deutschland oder Europa. Der zweite übliche Weg, in Wald zu investieren, sind geschlossene Fonds. Hier wird von den einzelnen InvestorInnen über den Fonds nicht in konkrete Flächen und Bäume investiert, sondern in Unternehmen, die wiederum in Wald investieren. Je nach AnbieterIn wird dabei auch in Monokulturen angelegt, die schneller mehr Holz produzieren können, aber ökologische Nachteile für den Wald haben und insofern auch ökonomische Risiken bergen, da sie weniger widerstandsfähig sind. Und auch hier dauert es, bis es zu einer Auszahlung kommt. Sowohl direkte Investments als auch geschlossene Fonds unterliegen offensichtlichen Risiken wie Waldbränden, Schädlingsbefall und anderen Gefahren für einen Wald (international wohl auch schlicht Umwidmungen), dafür werden die Renditechancen als relativ hoch, teilweise über 10 Prozent, eingeschätzt. Offene Fonds hingegen bieten die Möglichkeit, laufend ein- und auszusteigen und Ausschüttungen, außerdem unterliegen sie Kursschwankungen. Entsprechend geringer sind in den meisten Fällen mögliche Renditen – Risiko und Renditechance hängen auch beim Investieren in Wald zusammen. Darüber hinaus gibt es natürlich klassische Aktien oder auch Indizes mit einem Fokus auf Holz und Wald. Die Beurteilbarkeit, ob die eigenen Aktien für oder gegen die eigenen Umweltziele wirken, hängt stark von der Transparenzkultur dieser Unternehmen und der eigenen Bereitschaft, das nachzuverfolgen, ab.

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Energiewende? Klimaklagen? Sauberes Wasser? Nitrat? Pestizide? Müllvermeidung? Meeresschutz? Deutsche Umwelthilfe e.V. | Tel. 07732 9995-0 | Fax: -77 Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell | info@duh.de www.duh.de Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45 3702 0500 0008 1900 02 BIC: BFSWDE33XXX umwelthilfe

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07.12.2021 10:02:24


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Freiwillige entfernen junge Fichten zugunsten standortheimischer Laubgehölze in der Nationalparkregion Sächsische Schweiz.

BILD BERGWALDPROJE KT EV

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NAT E R L EUND R SCH L OURTZ E M IM IP SU WIN M TE R


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RAUS FÜR DIE NATUR! Obwohl das Wetter nicht immer dazu einlädt, ist die kalte Jahreshälfte die Zeit im Jahr, in der es im Natur- und Artenschutz besonders viel zu tun gibt.

BILD  ISTOCK.CO M/LO REMIPS UM, LO RE M I PSU M

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ie Äste und Sträucher sind kahl, die Stauden müssen erst noch austreiben, viele Tier- und Insektenarten haben sich in ihre Winterquartiere zurückgezogen und bis auf wenige Ausnahmen wie Kolkraben und Fichtenkreuzschnabel, die im Winter brüten, beginnt die Paarungszeit der meisten Vögel erst später, im Frühling. Damit ist der Winter die perfekte Zeit im Jahr, um die Störung in sensiblen Ökosystemen durch Arbeitseinsätze möglichst gering zu halten. Der praktische Naturschutz lebt vom Einsatz freiwilliger HelferInnen. An öffentlichen Aktionstagen von Initiativen und Naturschutzorganisationen können sowohl Erwachsene als auch Kinder teilnehmen. Die Einsätze dauern nur ein paar Stunden, werden angeleitet und beinhalten oft mehrere Aufgaben, die sich vom körperlichen Anspruch her unterscheiden – so können sich alle einbringen. Das Einzige, was man braucht, ist arbeitsgeeignete Kleidung und Handschuhe. Typisch für die Winterzeit sind Holzarbeiten, die zum Schutz der Vegetation und Tierwelt nur von Oktober bis Ende Februar stattfinden dürfen. Hecken und Bäume werden von dafür ausgebildeten HelferInnen zurückgeschnitten, wenn ihr Schattenwurf auf offenen Flächen mit lichtliebenden Arten zu groß geworden ist. Mithilfe ist erforderlich, indem das Schnittgut anschließend zu sogenannten Benjeshecken aufgehäuft wird, die künftig von Heckenbrütern wie Zaunkönig und Rotkehlchen als Nist-

TEXT Jessica Benjatschek

Benjeshecken sind aufgeschichtete Totholzstreifen aus dünnem Gehölzschnitt mit Ästen und Zweigen, auf denen sich nach und nach durch Samenflug Pflanzen ansiedeln und die Totholzhecke natürlich begrünen. Wer diesen Vorgang beschleunigen will und sich eine blühende Benjeshecke wünscht, kann Kletterpflanzen wie Kapuzinerkresse und standortheimische Gehölze wie Schlehe und Holunder anpflanzen.


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NAT U R SCH U TZ IM WIN TE R

In Hainburg Fürth liegt die größte zusammenhängende Sandmagerrasenfläche Nordbayerns. Da es in diesem Biotop extreme Temperaturunterschiede gibt, haben sich dort hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten angesiedelt. Sie werden durch die Offenhaltung der Fläche unterstützt.

Infos zu Aktionstagen, Orts- und Fachgruppen zu den Themen Wald, Moor, Gewässer, Streuobstwiesen, Vogelschutz, Fledermausschutz und Amphibien: bund.net nabu.de naturschutzbund.at bluehendesoesterreich.at (eine Stiftung der REWE Österreich AG)

platz genutzt werden können und im darauffolgenden Herbst und Winter Siebenschläfern und Igeln als Lebensraum dienen. Eine andere häufige Maßnahme gegen die Verbuschung von Biotopen mit hochspezialisierten und lichtliebenden Pflanzenarten, auf Heideflächen und Feuchtwiesen ist das Entkusseln. Die sogenannten »Kusseln«, oft sind es die Sprösslinge von Kiefer und Birke, werden mit einer Hacke samt Wurzeln entfernt. Durch die fehlenden Blätter sind die Gehölze allerdings manchmal gar nicht so leicht zu erkennen. Was im Jahr zuvor übersehen wurde, wird dann auch mal mit Astscheren zurückgeschnitten oder die Säge kommt zum Einsatz. Auch in Mooren wird entkusselt, damit die jungen Bäume dem Moor kein Wasser entziehen.

jekt ist außerdem in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Spanien und der Ukraine vertreten. Allein in Deutschland finden dieses Jahr an 76 Orten 160 Einsatzwochen statt. Bei den Einsätzen geht es um den Erhalt und die Pflege des Waldes und die Verbesserung der ökologischen Situation vor Ort. ProjektteilnehmerInnen kümmern sich um Aufgaben wie Waldpflege, Entbuschung, Pflanzung, Zaunbau, Offenlandpflege, Moorwiedervernässung und Gewässerrenaturierung. Im Februar starten die ersten Einsatzwochen. Auf der Ostseeinsel Hiddensee im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und im Naturschutzgebiet Hainberg bei Fürth, der größten zusammenhängenden Sandtrockenrasenfläche Nordbayerns, sind etwa Biotoppflege und Entbuschung geplant, im Spessart eine Frühjahrsbepflanzung. Der Verein hat es sich aber auch zum Ziel gesetzt, zu einem besseren Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur beizutragen. In jeder Einsatzwoche wird eine forstkundliche Exkursion mit den TeilnehmerInnen unternommen, in der es um die Besonderheiten des Einsatzortes geht. Peter Naumann, Diplomforstwirt und Vorstandsmitglied des Vereins Bergwaldprojekt, weiß: »Den TeilnehmerInnen wird die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst gemacht.« Welche Ziele in Bezug auf das Ökosystem mit verschiedenen Pflegemaßnahmen erreicht werden sollen, wird bei Arbeitseinsätzen grundsätzlich erklärt, das eige-

INTENSIVPROGRAMM Die Erfahrung, eine längere Zeit am Stück, jeden Tag draußen in der Natur sinnvolle Arbeit zu leisten, und zwar von morgens bis abends, wird vom gemeinnützigen deutschen Verein Bergwald e. V. ermöglicht. Das Bergwaldpro-

Pflanzung von Weißtannen im Spessart.

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Freiwillige Helfer auf der Umweltbaustelle »Almpflege Zirler Almen 2021«.

ne Handeln wird sichtbar. Im Karwendelgebirge in Tirol, dem größten Naturpark Österreichs, gibt es vergleichbare Aktionswochen und Bergwaldprojekte. Bei den Umweltbaustellen vom Alpenverein können sich Freiwillige jedes Alters bei Aufräum-, Umstrukturierungs- und Renaturierungsarbeiten im Wald oder auch auf der Alm einbringen, im Gegenzug bekommen sie Kost und Logis. Das Symbol für winterliche Romantik Mistel bzw. Mispel wächst als Parasit in meist luftiger Höhe in Baumkronen.

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN, PROZESSE BEOBACHTEN Streuobstwiesen und Bäche sind zwei Bereiche im Naturschutz, bei denen es die Möglichkeit gibt, sich regelmäßig um einen Abschnitt der Fläche zu kümmern. BaumpatInnen helfen

zum Ende des Winters beim Gehölzrückschnitt und entfernen Mistelbewuchs bei Streuobstbäumen. Viele Städte und Gemeinden vergeben Bachpatenschaften zum Schutz von Gewässern. Regelmäßige Beobachtungsgänge werden gemacht und Missstände der Umweltbehörde gemeldet. Darüber hinaus führen die BachpatInnen Arbeiten im Bach aus, die zur Renaturierung beitragen. In Absprache mit der Organisation, die die Patenschaft verwaltet und zu den Maßnahmen berät, kann das Gewässerbett beispielsweise durch Steine und Totholz strukturiert werden und es werden standortgerechte Stauden und Bäume gepflanzt. Erlen sichern das Ufer gegen Abschwemmungen, da ihre Wurzeln bis tief unter die Bachsole reichen. Wer sich langfristig auf einer bestimmten Naturschutzfläche einbringen möchte, kann in lokalen Ortsgruppen der Naturschutzvereine mitmachen, die über die jeweiligen Landesverbände organisiert sind. Dort trifft man nicht nur auf Gleichgesinnte und hat schöne Naturerfahrungen an Orten, die für die Öffentlichkeit zum Teil nicht zugänglich sind, da das Verlassen der Wege in Naturschutzgebieten verboten ist; das Verantwortungsgefühl wächst mit jeder Aktion, so auch die Naturverbundenheit, und das motiviert, selbst bei Schneeregen rauszugehen. Über das Jahr hinweg werden die ökologischen Prozesse in der Natur greifbar oder überhaupt erst sichtbar, weil man sich im praktischen Naturschutz viel intensiver damit auseinandersetzt. In Deutschland und Österreich gibt es auch Fachgruppen auf lokaler und regionaler Ebene, beispielsweise zum Waldschutz, Fledermausschutz, auch eine Amphibiengruppe. Ein Erlebnis für die ganze Familie kann es sein, die Krötenwanderungen zu unterstützen, die in milden Jahren bereits im Februar in vollem Gange sind. Jedes Jahr zur Paarungszeit wandern sie zum Gewässer ihrer Geburt. Rechtzeitig müssen Schutzzäune aufgebaut und Amphibienleitsysteme von Laub und anderen Hindernissen befreit werden. Den ganzen Tag über wechseln sich freiwillige HelferInnen ab und tragen Kröten in Eimern sicher über vielbefahrene Straßen.

KLEINE MASSNAHMEN, GROSSE WIRKUNG Beim Wandern und Spazieren Müll einsam-

BILD  ALPENVE RE IN/ JE ANNI NE HIE GE R

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Das Verantwortungsgefühl wächst mit jeder Aktion, so auch die Naturverbundenheit – und das motiviert, selbst bei Schneeregen rauszugehen. Früchte für viele Tiere eine wichtige Energiequelle sind. Der Winter ist eine gute Zeit, um Nisthilfen aus Naturmaterialien für Insekten sowie Nistkästen für Vögel und Fledermäuse zu bauen und diese wettergeschützt anzubringen. Das Holz für die Kästen sollte aus FSC-zertifiziertem Anbau kommen und jedenfalls vollkommen unbehandelt sein. Für Schutz gegen Feuchtigkeit reicht es, die Außenflächen mit Leinöl einzureiben. Je nach Vogelart gibt es Unterschiede bei der Größe des Einfluglochs, bei Blau- und Tannenmeisen sollte es einen Durchmesser von 28 Millimetern haben, für Kohlmeisen, Kleiber und Trauerschnäpper 32 Millimeter, für Rotkehlchen hingegen muss die Nisthilfe halb offen sein. Sie werden im Winter als Schlafplatz aufgesucht und die Suche nach einem geeigneten Brutplatz beginnt bei vielen Vogelarten schon im Februar. Auch mit Vogelbeobachtungen kann man zum Naturschutz beitragen, indem die Beobachtungen bei »Ornitho« gemeldet werden. Die über das Citizen-Science-Projekt gesammelten Daten werden von WissenschaftlerInnen ausgewertet.

TERMINE vom Bergwaldprojekt e. V. einzelne Aktionstage und Naturschutz-Projektwochen für Erwachsene: bergwaldprojekt.de alpenverein.at/portal/berg-aktiv -> Bergwaldprojekte karwendel.org/naturpark-karwendel/umweltbaustellen Für Kinder und Jugendliche: naju.de

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Auch in Unternehmen ist Kreislaufwirtschaft möglich Wir Andersmacher wirtschaften im Kreislauf. Das haben wir nicht neu erfunden, sondern von der Natur abgeschaut. Dieses Wissen machen sich die Bio-Bäuerinnen und -Bauern schon immer zunutze. Sie bauen an, geben der Natur Zeit zum Wachsen, ernten und fangen dann wieder von vorne an. Dabei suchen sie immer wieder neue, ökologische Wege und verbrauchen nicht mehr, als da ist. Was die Bio-Bäuerinnen und -Bauern tagtäglich vorleben, haben wir auf unser gesamtes Wirtschaften umgelegt. Die Energie der Sonne wird genutzt, Kräuterabfälle bekommen als Pellets oder Mulch eine neue Aufgabe und alte Kartons werden zerkleinert und als Füllmaterial für den Versand eingesetzt. Das alles spart Ressourcen und ist gut fürs Klima – nicht nur in Bezug auf unsere Umwelt, sondern weil dieser Einsatz sich auch in der täglichen Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden sowie allen Partnerinnen und Partnern lohnt. Alle wissen, dass sie mit ihrer Arbeit einen positiven Beitrag für das Gemeinwohl leisten. Dabei entsteht viel Innovatives, allen voran köstliche und wohltuende Produkte. Unsere Fans freuen sich über diese und tragen durch ihr Mittun mit ihren Ideen zur ständigen Weiterentwicklung bei. Und so schließt sich der Kreislauf und die Freude wächst weiter! www.sonnentor.com/esgehtauchanders

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meln, das ist schnell erledigt. Wer das nicht nebenbei erledigen will, sondern maximale Aufräumleistung erzielen möchte, der findet online inzwischen in fast jeder größeren Stadt Gleichgesinnte und Termine, um gemeinsam das einzusammeln, was andere achtlos in der Natur zurückgelassen haben. Aber auch zuhause kann man einiges zum Naturschutz beitragen. Hecken und Gehölze mit Früchten sollten im Garten erst zum Ende des Winters zurückgeschnitten werden, da die


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Wo ist der nächste Wald? Der nächste Obstgarten? Auf meinem Dach. Auf meinem Balkon. Auf meiner Terrasse.

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äume sind Symbol für das Leben. ­bstbäume für fruchtbares Leben. O ­Gerade in Zeiten, in denen wir unser Leben – ­durch Klimakatastrophen und Coronapandemie – so fragil oder gar bedroht erleben, wächst bei vielen der Wunsch nach immerwährendem Grün vor der Haustür. Sie sind weder Forstwirt noch Landwirtin? Und doch haben Sie Sehnsucht nach Land und Wald? Dann werden Sie zur »Topfwirtin«: Pflanzen Sie Bäume in Töpfe. Und zwar so, dass sie sich hier wohlfühlen. Auch wenn sie ihre Wurzeln nicht in den Mutterboden, sondern nur im räumlich begrenzten Substrat eines Topfes ausstrecken können.

DAS RICHTIGE SUBSTRAT Beginnen wir von unten: bei der Basis. Damit Bäume im Topf gut wachsen und gedeihen können, brauchen sie ein gutes Substrat. Eines, das gut durchlüftet bleibt, auch wenn es viel regnet. Denn die Wurzeln eines Bäumchens müssen atmen können. Daher braucht es eine sogenannte Trogerde. Dieses Substrat hat einen hohen Anteil an Ziegelsplitt, Lava und/oder Bims. Diese mineralischen Komponenten sind über viele Jahre formstabil. Daher sackt die Erde nicht zusammen und kann das, was eine gute Erde ausmacht: Sie hat einen hohen Anteil an luftführenden Poren. Und die können Wasser und Nährstoffe gut speichern.

BILD  ISTOCK/ TIGE RSTRAWBE RRY, ELI NAL EE

WELCHE BÄUME? Ob Nadel- oder Laubbaum: Grundsätzlich wächst jeder Baum auch im Topf. Sie bleiben halt entsprechend kleiner und erreichen nicht die Größe wie an einem Naturstandort. Doch selbst in der freien Natur gibt es ja tiefgründige Böden neben steinigem Gelände, wo Baum auch nur wenige Nährstoffe vorfindet und nur langsam wachsen kann. Auch ein Auswahlkriterium: ein besonders schönes Herbstlaub. Dieses ziert vie-

le Ahornbäume, aber auch Birken oder die fruchttragenden Mispeln.

TEXT Andrea Heistinger

OBST Unter den fruchtragenden Gehölzen eignen sich grundsätzlich alle Obstbäume, die auf schwachwüchsigen Unterlagen gezogen werden. Die Gefäße müssen für diese Bäume schon richtig groß sein und circa 100 Liter Fassungsvermögen haben – damit sie auch gut Früchte tragen können. Besonders gut in Gefäßen und in windigen (Dach-Lagen wachsen Kirschen. Für kleine Gefäße eignet sich Säulenobst – da wachsen die Früchte direkt am Stämmchen. Ein besonderes »Baumerlebnis« bieten diese Obstbäume allerdings nicht. Auch in kleineren Gefäßen ­(ca. 50 Liter) wachsen bereits die robusten und leicht zu vermehrenden Wein­ gartenpfirsiche. Sie werden nicht veredelt: einfach den ­Pfirsich essen und den Kern wieder in die Erde stecken.

Agrarwissenschafterin und Gartenbuchautorin Andrea ­Heistinger weiß, wie Bäume auch im Topf wachsen ­können. andrea-heistinger.at


VIRTUELLES, UNSICHTBARES WASSER Wie kann man virtuelles Wasser sparen? Tipps und spannende Infos zum Thema gibt es nun kompakt und einfach erklärt in der neuen WasserWerkstatt!

Virtuelles Wasser ist jenes Wasser, das bei der Herstellung von Produkten anfällt – es ist für einen nachhaltigen Umgang mit der kostbaren Wasserressource zentral, in unserem täglichen Leben aber gar nicht so leicht zu fassen. 130 Liter Trinkwasser fließen bei allen ÖsterreicherInnen pro Person täglich aus der Leitung: Dieses Wasser brauchen wir zum Trinken, zum Kochen, zum Duschen und für die Klospülung. Doch diese Menge macht nur einen Bruchteil des gesamten Wassergebrauchs aus: Die Herstellung von Lebensmitteln, Kleidung, Maschinen, Computer oder Autos brauchen tausende Liter Wasser. Dieses versteckte Wasser wird als virtuelles Wasser bezeichnet – pro Person und Tag schätzt man diese Menge in Österreich auf rund 4.700 Liter.

Ernährung: Tierische Produkte: 40 % (1890 Liter) Ernährung: Pflanzliche Produkte: 34 % (1630 Liter) Gewerbe- und Industrieprodukte: 13 % (608 Liter)

1) 1 kg Tomaten a. 107 Liter b. 53 Liter c. 16 Liter

3) 1 kg Rindfleisch a. 8.200 Liter b. 5.300 Liter c. 970 Liter

2) 1 Tasse Espresso a. 225 Liter b. 100 Liter c. 23 Liter

4) 1 Baumwoll-T-Shirt a. 4.160 Liter b. 3.250 Liter c. 2.720 Liter

Datenquelle: BMLRT Sonstige: 2 % (108 Liter)

4.738 Liter

Wie hoch ist der virtuelle Fußabdruck von...

Haushalt: 3 % (126 Liter) Nicht essbare Landwirtschaftsprodukte: 8 % (376 Liter)

WASSERWERKSTATT Die WasserWerkstatt VIRTUELLES WASSER enthält Tipps, wie jeder den Wasserverbrauch reduzieren kann und bietet praktische Aufgaben, mit denen die neuen Informationen im Alltag verständlich werden. Die Aufgaben sind als Schulunterlagen konzipiert und bieten Arbeitsunterlagen für die Schule und Daheim. www.generationblue.at/schulservice

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Eine kleine Auswahl der schönsten Einreichungen. Das Siegesbild wurde vom Publikum gekürt und kann online bestaunt werden.

Aussicht genießen von Katrin Hagenauer Spiegelklarer Wasserschatz: An den Schätzen, die beim Fotowettbewerb hochgeladen wurden, kann man sich fast nicht sattsehen.

Traunsee – May Fakhoury Der Wasseraktiv-Fotowettbewerb findet seit 2011 jährlich statt. Was klein begann wurde immer größer und hat sich inzwischen als jährlicher Fixpunkt etabliert.

Bergseenliebe von Almut Karlseder Die Bandbreite der Einreichungen war beeindruckend: Vom malerischen Bergsee über erfrischende Badeteiche bis zu wilden Wasserlandschaften war alles dabei.

Stiller Frieden von Katja Freitag Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden dieses Jahr per Publikumsvoting bestimmt. In der zweiwöchigen Voting-Phase wurde insgesamt über 12.000-mal abgestimmt.

Der Schlesingerteich – Rene Exenberger Alle Gewinnerinnen und Gewinner des Wasseraktiv-­ Fotowettbewerbs 2021 gibt es hier: www.wasseraktiv.at/wasser-news > Wasserfreizeit > Gewinnerinnen und Gewinner Fotowettbewerb 2021

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DES BMLRT

Im August fand auch heuer wieder der wasseraktiv Fotowettbewerb statt – dieses Mal unter dem Motto „Zeig uns deinen Wasserschatz“. Gesucht waren die schönsten Motive, die das wasserreiche Österreich zu bieten hat. Über 1.200 Fotos wurden eingereicht.

Richtige Antworten: 1a / 2b / 3a* / 4c * Rindfleisch aus Weidehaltung hat einen deutlich geringeren Wasserfußabdruck als Rindfleisch aus industrieller Tierhaltung – das hebt den Durchschnittswert stark an.


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FUNCT ONAL FOOD Not Frequently Enough Asked Questions zu Functional Food fürs Immunsystem.

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ebensmittel, die mit Gesundheitsversprechen locken, sind längst keine neue Erscheinung mehr. Doch die Lebensmittelindustrie folgt mit zahlreichen neuen Functional-Food-Produkten dem aufstrebenden Trend an Gesundheits- und Fitnessnahrung.

FUNCTIONAL FOOD – WAS IST DAS?

BILD ISTOCK.CO MVE CTORMINE

Das europäische Lebensmittelrecht definiert bisher nicht, was Functional Food sein kann. Als Functional Food werden in der Regel verarbeitete Lebensmittel bezeichnet, die aufgrund der enthaltenen oder nicht enthaltenen Nährstoffe als gesundheitlich vorteilhaft beworben werden. Häufig werden diese Nährstoffe gezielt zugesetzt oder entfernt.

IST FUNCTIONAL AUCH SUPER? Im Gegensatz zu klassischen Nahrungsergänzungsmitteln, bei denen es sich nach dem europäischen Lebensmittelrecht um Nährstoffkonzentrate in Form von Pulvern, Kapseln oder Brausetabletten handelt, werden Functional

Foods in typischen Lebensmittelformen angeboten. Mit dem Begriff »Superfoods« bezeichnet man im Marketing dagegen unverarbeitete Lebensmittel, wie zum Beispiel Goji-Beeren, die von einem oder mehreren Nähr- oder Wirkstoffen einen besonders hohen Anteil aufweisen. Oft findet man Superfoods im Handel jedoch als Inhaltsstoff von verarbeiteten Lebensmitteln, darunter auch Functional Food, oder Pulvern – wie denen zur Nahrungsergänzung.

WERBUNG MIT GESUNDHEITSBEZOGENEN AUSSAGEN – WAS IST ERLAUBT? Grundsätzlich gibt es eindeutige Regelungen, welche gesundheitsbezogenen Aussagen in der EU laut Health-Claims-Verordnung zugelassen sind. Alle gesundheitsfördernden Aussagen müssen wissenschaftlich nachgewiesen sein. Außerdem dürfen sie keine Heilung von Krankheiten versprechen oder irreführende Angaben beinhalten. Wenn für Claims noch keine finale Bewertung bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit vorliegt, dür-

TEXT Samantha Breitler


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DACH-Referenzwerte Wissenschaftliche Grundlage für die Nährstoffzufuhr, die von der jeweiligen nationalen Gesellschaft für Ernährungsforschung herausgegeben wird. Sie gelten für gesunde Personen in Mitteleuropa. verbraucherzentrale.deberät und unterstützt bei Konsumfragen.

WELCHE VERSPRECHEN FÜRS IMMUNSYSTEM SIND ZULÄSSIG? Unternehmen sind bei der Formulierung der Werbeversprechen an die von der EU definierten Health Claims gebunden, Übertreibungen sind verboten. Die zugelassenen Versprechen fürs Immunsystem beziehen sich auf Vitamine und Mineralstoffe, die Lebensmittel bei normalem Bedarf und einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung in ausreichender Menge liefern. Eine Zufuhr über den Bedarf des Nährstoffs hinaus geht nicht mit einer Steigerung der Abwehrkräfte einher, daher darf eine »Stärkung des Immunsystems« nicht mehr beworben werden. Die Lebensmittel müssen außerdem eine vorgeschriebene Mindestmenge des Nährstoffs enthalten.

KANN FUNCTIONAL FOOD NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL ERSETZEN? Unzählige Faktoren bestimmen mit, wie gut der menschliche Nährstoffbedarf durch eine abwechslungsreiche Ernährung gedeckt werden kann. Entscheidend kann dabei sein, mit welchen anderen Nährstoffen sie gemeinsam aufgenommen werden.

Unter manchen Umständen kann der Körper sie in dosierter Form von Nahrungsergänzungsmitteln besser aufnehmen. Egal ob man während der Schwangerschaft oder bei einem vermuteten Vitamin-D-Mangel im Winter Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchte, empfiehlt das Gesundheitsministerium, sich zunächst ärztlichen Rat einzuholen, da eine übermäßige Nährstoffzufuhr auch gesundheitsschädigend sein kann.

WARUM GIBT ES SO WENIG KLARE EMPFEHLUNGEN UND WORAN ORIENTIEREN SICH ÄRZTE IN IHREM RAT? Im deutschsprachigen Raum werden für die optimale Zufuhr an einzelnen Nährstoffen gruppenbezogene DACH-Referenzwerte angegeben. Der individuelle Energie- und Nährstoffbedarf ist jedoch unterschiedlich und kann je nach Alter, Lebensumständen und anderen Faktoren davon abweichen. Anhand dieser Referenzwerte können sich DiätologInnen und ÄrztInnen bei ihren Handlungsempfehlungen orientieren. Um die persönlichen Werte zu überprüfen, sind allerdings Messungen im Blut, Urin oder von einzelnen Körperfunktionen erforderlich.

WIE ERKENNE ICH UNSERIÖSE PRODUKTE? Generell müssen neue Zusatzstoffe für Lebensmittel immer erst ein Genehmigungsverfahren durchlaufen, in dem ihre Gesundheitsverträglichkeit überprüft wird. Der Handel von Lebensmitteln mit nicht auf diesem Weg geprüften Lebensmitteln ist verboten. Vorsichtig sollte man also bei Einkäufen in unseriösen Onlineshops, auf Social Media wie auf Kaffeefahrten, aber auch bei Direktvermarktungspartys im Bekanntenkreis sein, da sich die VerkäuferInnen hier zum Teil nicht an die rechtlichen Vorschriften halten. LebensmittelherstellerInnen nutzen jedoch diverse Marketingtricks, um Produkten ein gesundes Image zu verleihen. Dazu werden beispielsweise zusätzliche Vitamine eingesetzt, bei denen bestimmte Aussagen zulässig sind.

BILD ISTOCK.CO M/LU PLUPME

fen Hersteller ihre selbst eingereichten Angaben allerdings noch so lange weiterverwenden, bis eine Entscheidung veröffentlicht wurde.


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E WIE EISRADELN

Minusgrade können Akkus von E-Bikes zusetzen und die Reichweite verkürzen. Tipps für eine sichere Winterausfahrt.

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ie Fahrradbranche boomt: Im Jahr 2020 wurden laut dem deutschen Zweirad-Industrie-Verband (ziv) allein in Deutschland mehr als fünf Millionen Fahrräder verkauft, darunter rund zwei Millionen ­E -Bikes. Das ist bei der elektrischen Variante ein Plus von 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der Gesamtumsatz der Fahrradbranche in Deutschland konnte sogar um 60,9 Prozent gesteigert werden. Im Winter nimmt die Zahl der RadfahrerInnen laut einer Erhebung des deutschen Verkehrsministeriums aus dem Jahr 2017 deutlich ab. Im Sommer machen Fahrräder bis zu 14 Prozent des Verkehrsaufkommens aus, in den Wintermonaten halbiert sich dieser Wert. Als Hauptgrund, warum sich Menschen im Winter seltener auf den Sattel schwingen, wird in einer adac-Umfrage aus dem Jahr 2020 die erhöhte Sturzgefahr genannt. Deutlich gesundheitsfördernder, als im Winter nicht Fahr-

rad zu fahren, ist es allerdings, mit den richtigen S ­ icherheitsvorkehrungen in die Pedale zu treten.

TEXT Florian Jauk

WINTERPFLEGE Will man auf der sicheren Seite sein, ist es wichtig, Bremsen und Beleuchtung des Fahrrads zu überprüfen – das gilt besonders in der kaltnassen Jahreszeit: Wichtig sind nicht nur Vorder- und Rücklicht, sondern auch ein weißer Reflektor auf der Vorderseite des Rads, ein roter auf der Hinterseite und gelbe Reflektoren an den Pedalen sowie Katzenaugen oder Reflektorstreifen an den Speichen. Die Kette mitsamt den Kettenblättern und der Kassette sollte vor allem im Winter regelmäßig gereinigt und geölt werden, da Streusalz zu Korrosionsschäden führen kann. Will man, dass das Rad nach der Fahrt durch Matsch und Schnee wieder strahlt, genügt ein Griff zu Bürste, Wasser und milden Seifen – Hochdruckreini-

Umgangssprachlich und auch in diesem Text werden alle Fahrräder mit Elektrounterstützung als E-Bikes bezeichnet, obwohl sich E-Bikes von Pedelecs unterscheiden: Pedelecs werden mit Muskelkraft betrieben und bei Bedarf von einem Motor unterstützt. E-Bikes benötigen keinen Pedalimpuls und können rein elektrisch betrieben werden.


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50 terstützer und helfen, den Grip zu behalten. Wichtig ist auch der richtige Reifendruck. Idealerweise ist dieser niedriger als im Sommer und kann auf das von den Herstellern empfohlene Mindestmaß – das auf den Mantel geschrieben ist – reduziert werden.

FAHRSTIL: SICHER Feuchte, kalte Fahrbahnen bedeuten nicht nur geringere Haftung, sondern auch einen längeren Bremsweg. Daher ist es wichtig, vorsichtig und vorausschauend zu fahren, den längeren Bremsweg – vor allem bei den schwereren E-Bikes – miteinzuberechnen und in Kurven weder zu bremsen noch in die Pedale zu treten, sondern ruhig auszurollen, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Besondere Vorsicht bei Straßenbahnschienen, Bodenmarkierungen, Kopfsteinpflastern und Brücken: Hier besteht häufig noch größere Rutschgefahr als auf normalen Straßenbelägen.

WENIGER REICHWEITE IM WINTER

ger können vor allem E-Bikes schaden und auf Dauer kaputtmachen, da Wasser in die Motorabdeckung eindringt und den Motor schädigt.

ES KOMMT NICHT NUR AUF DIE BREITE AN Der deutsche Zweirad-­ Industrie-Verband (ZIV) i­st eine Interessenvertretung der deutschen und inter­ nationalen Fahrradin­ dustrie und vertritt rund 100 Mitgliedsunternehmen gegenüber Gesetzgebern, Behörden und Medien. ziv-zweirad.de

Für guten Grip braucht man im Winter einen eher breiteren Reifen mit Profil. Dadurch wird die Auflagefläche vergrößert, die Haftung verbessert und man rutscht nicht so leicht auf nassem Untergrund. Am besten eignen sich daher im Winter Trekking- oder Mountain­ bikes, aber auch Gravelbikes mit breiteren Reifen, sagt David Eisenberger, Pressesprecher beim ziv. Es gibt auch spezielle Fahrradwinterreifen, die durch ihr Profil und die weichere Gummimischung bei winterlichen Fahrbahnverhältnissen mehr Bodenhaftung als herkömmliche Reifen versprechen. Bei Glatteis gelten Spikereifen als verlässliche Un-

Das Herzstück eines jeden elektrischen Fahrrads ist sein Akku. Als Komfort-Features gibt es für das Radeln im Winter neben der Antriebsunterstützung beheizbare Sättel und Lenkergriffe, die akkubetrieben für wärmere Hände und Füße sorgen. Die Wohlfühltemperatur des Akkus liegt zwischen 10 und 25 Grad. Fällt die Temperatur darunter, arbeitet er nicht mehr so effizient und büßt Reichweite ein, außerdem kann es vorkommen, dass der elektrische Antrieb eines E-Bikes bei Schnee und Matsch zeitverzögert und mit einem höheren Drehmoment einsetzt. Für Akkus, die im Rahmen des Bikes integriert sind, sind Temperaturen unter 10 Grad normalerweise kein Problem, abnehmbare Akkus sollte man vor der Kälte schützen – Neoprentaschen können hier Abhilfe schaffen. Nach der Fahrt empfiehlt es sich, das E-Bike regengeschützt abzustellen, den Akku abzunehmen und anwärmen zu lassen, bevor man ihn ans Netz steckt, denn starke Temperaturwechsel begünstigen Kondenswasser, was zu Schäden am Akku führen kann.

NACHHALTIGKEIT FÜR DIE BRANCHE NEULAND So komfortabel ein elektrischer Antrieb beim Fahrradfahren auch ist, so groß ist auch sein


51 ökologischer Fußabdruck. Zur Herstellung der Lithium-Ionen-Akkus werden Lithium und Kobalt benötigt. Der Abbau beider Rohstoffe führt zu sozialen Problemen in den Abbaugebieten, zudem müssen Kobalt und Lithium einen weiten Weg zurücklegen, bevor sie im E-Bike-Akku landen. Das stelle die Industrie erstmals vor eine Nachhaltigkeitsfrage, sagt David Eisenberger. Früher habe man sich seltener Gedanken über die Nachhaltigkeit bei Fahrrädern gemacht, weil das Produkt Fahrrad ja

BILD  ISTOCK.CO M/O LAS ER, NASTCO

Die Wohlfühltemperatur des Akkus liegt zwischen 10 und 25 Grad. Fällt die ­Temperatur darunter, ­arbeitet er nicht mehr so effizient und büßt Reichweite ein. per se für ein nachhaltigeres Fortbewegungsmittel stehe, das habe sich spätestens mit dem Aufkommen des Elektrorads verändert. »Es gibt noch keine Nachhaltigkeitsnormen bei Bikes, denen sich die HerstellerInnen unterwerfen, aber es wird mit Hochdruck dran gearbeitet«, beteuert Eisenberger und rät: »Wenn man wirklich wissen will, wo und wie der Akku oder das Bike produziert wurden, muss man sich die HerstellerInnen schon etwas genauer anschauen.« Oder man hält Ausschau nach dem »Blauen Engel«. Das Umweltzeichen soll umweltverträglichere E-Bikes leichter sichtbar machen. Bisher ohne Erfolg, denn auch sechs Jahre nach Einführung des Siegels für ­Elektro­fahrräder hat sich noch keine Hersteller in Deutschland nach dem Standard zertifizieren lassen. So heißt es weiter, im Fachhandel genau nach­zufragen, bei welchen HerstellerInnen man beispielsweise E ­ rsatzakkus bekommt. Alte E-Bike-Akkus können in Deutschland und Österreich bei den ­HändlerInnen z­ urückgegeben oder bei Altstoffsammelstellen ­abgegeben ­werden. Neben der richtigen Pflege von Fahrrädern ist auch ein umsichtiger Fahrstil notwendig, um sicher durch d ­ en Winter zu radeln. Kleidung, die einem im Verkehr gute Sichtbarkeit auch bei ungünstigen L ­ icht­verhältnissen verschafft, spielt ebenso eine wichtige Rolle wie die richtige Bereifung, gute Beleuchtung und die Einsicht, dass bei extremen Wetter- und Straßenverhältnissen das Fahrrad lieber stehen gelassen werden sollte.

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LEISE STAPFEN IM SCHNEE TEXT Thomas Weber

Material Lange waren Schneeschu­ he meist aus Aluminium. Fürs alpine Gelände werden mittlerweile aber Modelle aus Kunststoff empfohlen – für besseren Grip. Ergonomisch passende Schneeschuhe gibt es auch in Kindergrößen.

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erade im Winter schleicht sich schnell der Schlendrian ein. Auch vielen, die das restliche Jahr über begeistert Berge besteigen, regelmäßig laufen oder in die Pedale treten, liefern Nebel und Eis, Kälte, Wind und Matsch einen willkommenen Grund, besser drin zu bleiben. Und plötzlich ist der Bewegungsmangel latent und Kontakt mit frischer Luft gibt es nur beim Stoßlüften. All das schwächt das Immunsystem, macht anfällig für Verkühlungen, die wiederum – ein Teufelskreis der Behaglichkeit – als Grund durchgehen, es sich doch besser drin bequem zu machen. Dabei gibt es – auch abseits der Pisten und teurer, aufwändiger Skiwochen – im Winter genügend Möglichkeiten für schweißtreibende Aktivitäten im Freien. Besonders beliebt seit einigen Jahren: Schneeschuhwandern. Einzi-

ge Voraussetzung für dieses intensive Naturerlebnis ist naturgemäß, dass genügend Schnee liegt. Sonst braucht es aber nichts als ein Paar Schneeschuhe in Griffweite – und ein Outfit, das sich in mehreren Zwiebelschichten gut an die aufkommende Hitze anpassen lässt. Denn, so Bergführer Josef Essl vom Alpenverein Innsbruck: »Man glaubt gar nicht, wie anstrengend Schneeschuhwandern sein kann.« Wie schnell einer/einem dabei warm wird, hängt von der Gehgeschwindigkeit ab, vom Steigungsgrad, Gegenwind, Wetter und von der Grundkonstitution. Von Vorteil: Schneeschuhwandern braucht keine Vorbereitung, kein Vorwissen, es ist günstig und kann auch im Flachland flexibel praktiziert werden. »Vom Kindesalter bis zum Opa – Schneeschuhwandern ist für jeden sofort erlernbar«, sagt Essl. Er rät, auf Schnee-

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Einsam durch den Schnee zu stapfen ist nicht nur pandemietauglich, auch aus gesundheitlichen Gründen spricht einiges dafür.


schuhen jedenfalls mit Stöcken unterwegs zu sein (»für ein besseres Gleichgewicht«) und es, gerade zu Beginn, besser gemächlich anzugehen, um sich nicht zu überfordern.

GESUND UND WEITGEHEND UNGEFÄHRLICH »Die Sportart ist einfach zu erlernen und macht viel Spaß, da die Lernkurve steil ist und man sich in der Natur befindet. Das Verkanten im patzigen Schnee ist eigentlich die einzige Gefahr«, sagt Patrick Weninger, der als Orthopäde und Traumatologe auf Knie- und Sportverletzungen spezialisiert ist. Zwar könne es auch auf Schneeschuhen zu Verletzungen des Kniegelenkes kommen (speziell Meniskus- oder Bänderverletzungen sind dabei möglich). Diese seien allerdings selten und ließen sich durch ein wenig Training vermeiden. Aus orthopädischer Sicht sei deshalb die Schonung der Gelenke beim Schneeschuhwandern besonders hervorzuheben, betont der Sportmediziner. Denn massive Drehbewegungen werden dabei vermieden, die Belastung erfolgt eher in der Bewegungsachse des Kniegelenkes und nicht in Form von Rotationsbewegungen. Wer öfters auf Schneeschuhen steht, trainiert dabei die Muskelgruppen am vorderen Oberschenkel (Quadrizepsmuskel), beim Verwenden von Stöcken außerdem die Oberarmmuskulatur. »Da der Untergrund uneben ist, trainiert man beim Schneeschuhwandern auch die Koordinationsfähigkeit«, sagt Weninger, »dementsprechend auch die sogenannte Core-Muskulatur, somit handelt es sich um ein ganzheitliches Muskeltraining.« Insgesamt erachtet er die Sportart als ideal, um die Kondition und das Herz-Kreislauf-System zu trainieren. Darüber hinaus gehöre auch im Winter »unbedingt darauf geachtet, Flüssigkeit mitzunehmen – und die Finger und das Gesicht vorm Auskühlen zu bewahren«. Wer sich vorher außerdem aufwärmt und nach dem Abschnallen der Schneeschuhe Dehnungsübungen macht, reduziert das Verletzungsrisiko abermals. Gedankenlosigkeit kann allerdings fatale Folgen haben, wie Bergführer Josef Essl betont: »Sobald ich mich ins alpine Gelände bewege, habe ich Sonde, Schaufel und lvs-Gerät mitzuführen. Viele unterschätzen die Lawinengefahr, weil sie denken, mit Schneeschuhen kann eh nichts passieren.« Auf diese Gefahr weist auch Stephan Jaroschek hin, Sprecher der aok Baden-Württemberg. Er empfiehlt EinsteigerInnen, die Route im Vorfeld sorgfältig zu planen und sich anfangs, um Erfahrung zu sammeln, einem/einer FührerIn oder einer Gruppe anzu-


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Rücksicht auf Wildtiere Wenn wir beim Schnee­ schuhwandern in die winterlichen Rückzugsräume von Wildtieren eindringen, flüchten diese oft, bevor wir sie wahrnehmen. Dabei verbrauchen sie viel Energie und verenden im schlimmsten Fall geschwächt. Daher niemals Tierspuren verfolgen!

schließen. Den gesundheitlichen Nutzen des Durch-den-Schnee»Schneeschuhwandern ist eine Stapfens sieht jedenfalls auch die in Stuttgart ansässige Krankenkassehr gelenkschonende Sportart. se. Weil die SportlerInnen durch Zudem ist sie ideal geeignet, den Schnee und die Art der Bewegung deutlich mehr Kraft und um die Kondition und das HerzAusdauer anwenden müssen als Kreislauf-System zu trainieren.« beim herkömmlichen Wandern auf befestigten Wegen, sei, sagt — Patrick Weninger, Sprecher Jaroschek, »unter UmFacharzt für Orthopädie und ständen beim SchneeschuhwanSportverletzungen dern sogar von einem größeren Effekt auf den gesamten Organismus auszugehen«. Wohl ein Grund dafür, warum in Deutschland im Rahgilt das beispielsweise in den Bergsteigerdörmen einer »Aktivwoche« mittlerweile neben fern im Tiroler Wipptal. Es ist aber vermutder aok Baden-Württemberg auch viele andere lich nur eine Frage der Zeit, bis sich die Idee Krankenkassen Zuschüsse für Aktivaufenthalauch im Flachland verbreitet. Denn wie gesagt: te gewähren, bei denen auch geführte SchneeSteigung braucht es zum Schneeschuhwandern schuhwanderungen angeboten werden. Vorerst keine. Nur Schnee.

BILD  A LPENVERE IN/NORBE RT FREU DENTHALER

Kein Fehler, es auch beim Schneeschuhwandern anfangs mit geführten Touren zu versuchen, z. B. am Sonnblick, wo das Salzburger Raurisertal am Rande des Nationalparks Hohe Tauern auch einen kostenlosen Tälerbus anbietet.


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SC H U H E

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OHNE LEDER, OHNE PLASTIK? Es gibt bereits einige Lederalternativen, die in Schuhen zum Einsatz kommen. Sind darunter welche, die ohne Erdöl auskommen? Lederersatzmaterialien wie Piñatex, Kautschuk oder Kork sind nicht mehr neu, inzwischen werden sie auch von einigen Fashionlabels zur Produktion vor allem von Schuhen, Taschen und anderen Accessoires eingesetzt. Bei der Herstellung von Schuhen benötigt man allerdings – besonders für die nasskalten Jahreszeiten – besonders strapazierfähige Materialien. Leider setzen hierzu viele ProduzentInnen immer noch verstärkt die klassischen Kunststoffe wie pvc und pu ein, die jetzt allerdings als vegane Lederalternativen gehandelt werden. Dabei wird laufend an neuen Werkstoffen gearbeitet, um den Anteil an erdölbasierten Kunstoffen zu reduzieren.

EIN PAAR ANANAS Piñatex, das wohl bekannteste Material unter den Lederalternativen, wird aus Ananasblattfasern (palf) hergestellt, die mit einer auf Mais ba-

sierenden Polymilchsäure (pla) gemischt und in einem mechanischen Verfahren zu Piñafelt gewalkt werden. Dieser Vliesstoff bildet dann die Grundlage für alle Piñatex-Stoffe. Bisher wird das Produkt zwar noch mit einem erdölbasierten Harz beschichtet, das es besonders robust und wasserfest macht. Das Unternehmen Ananas Anam, Hersteller von Piñatex, arbeitet aber bereits an einer biologisch abbaubaren Alternative.

WÜSTENSCHUH Das vielseitige Material mit dem Namen ­ esserto wird aus dem Nopal-Kaktus gewonnen. D Es gilt als atmungsaktiv und widerstandsfähig. Der in Mexiko angebaute Grundstoff benötigt zum Wachsen nur sehr wenig Wasser. Bei der Herstellung wird die Pflanzenzellulose des Kaktus mit Epoxidharz zu einem Verbundstoff, der auf ein Trägermaterial aus Biobaumwolle aufge-

BILD  BEGO 5, ANANAS ANAM

TEXT Samantha Breitler


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Leider setzen hierzu viele ProduzentInnen immer noch verstärkt die klassischen Kunststoffe wie pvc und pu ein, die jetzt allerdings als vegane Lederalternativen gehandelt werden.

Es gibt sie, die Winterboots aus Lederalternativen, die uns trocken durch den Winter bringen.

tragen wird. Dieses Epoxidharz, manchmal auch mit dem englischen Begriff »Epoxy Resin« versehen, ist ein erdölbasiertes Kunstharz, das wie bei der Herstellung von Piñatex zur Beschichtung eingesetzt wird.

KOFFEIN FÜR DIE FÜSSE Das Sneakerlabel Nat-2, das bereits für seinen Einsatz von ungewöhnlichen Rohstoffen bekannt ist, hat 2018 einen Sneaker aus »Kaffeeleder« auf den Markt gebracht. Das patentierte Material besteht dem Label zufolge aus recyceltem Kaffee, Kaffeebohnen und Kaffeeblättern, dieses wird durch wasserbasierten Klebstoff mit einem Trägermaterial aus Flachs verpresst und so verbunden. Auch Re-Coffee, ein junges portugiesisches Unternehmen, verkauft Schuhe mit einem Obermaterial aus Kaffee als Grundstoff. Das Kaffeeleder besteht zu 50% aus Kaffeesatz und zu 50% aus recyceltem Naturkaut-

Die extrahierten Ananasfasern werden für die Herstellung von Piñatex getrocknet und gereinigt.


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Lederimitat aus einer bakteriellen Zellulose her, die aus dem Wasser reifer Kokosnüsse gewonnen wird. Die aus der Fermentation entstandenen Platten sind nach 12–14 Tagen fertig und werden dann einem Veredelungsprozess unterzogen. Durch die Zugabe von Naturfasern, Gummi und natürlichen Harzen entsteht ein haltbareres und flexibleres Material. Das gleichnamige Material Malai kann zu flachen Platten in verschiedenen Stärken und Texturen oder nahtlos zu 3D-Strukturen geformt werden. Bisher hat der Stoff allerdings eine geringere Zugfestigkeit und ist daher noch nicht für alle Arten von Schuhen geeignet.

TIERISCH, ABER OHNE LEDER

schuk. In jedem Paar Schuhe wird der Satz von etwa 33 Espressos verarbeitet. Durch die raue Eigenschaft des Materials erhalten die Schuhe einen natürlichen Wildlederlook.

SCHUHPILZ

Kakteen statt Avocados Seit Jahren führt die Avocado zu massivem Umweltproblemen in den Hauptanbauländern wie Mexico. Kakteen beispielsweise lassen sich bei niedrigem Wasserverbrauch kultivieren.

Während die meisten hier vorgestellten Rohstoffe bisher hauptsächlich von nur einem Hersteller zur oft auch patentierten Produktion von Lederalternative eingesetzt werden, gibt es bereits einige Start-ups, die Materialien aus Pilzen entwickeln. Mylo wurde von Bolt Threads entwickelt, einem Hersteller für innovative Materiallösungen. Hierfür werden Myzelien, dichte Wurzelfasern von Pilzen, die unter der Erde wachsen, mit Sägemehl und organischem Material unter kontrollierter Einhaltung der Luftfeuchtigkeit und Temperatur in einem Labor gezüchtet. Die schaumige Schicht des Myzels wird dann geerntet und zu Mylo weiterverarbeitet.

SNEAKER AUS KOKOSWASSER Das Unternehmen Malai Eco (meist kurz »Malai«) aus Indien stellt den Hauptrohstoff für sein

VIELVERSPRECHENDE ZUKUNFT FÜR LEDERALTERNATIVEN Neben den hier vorgestellten Materialien gibt es noch einige weitere Rohstoffe und Materialentwicklungen, aus denen in den nächsten Jahren spannende Alltagsprodukte aus Lederalternativen hergestellt werden könnten. Das amerikanische Biotechnologieunternehmen Modern Meadow arbeitet beispielsweise mit Bio-Alloy und dem vorherigen Prototyp Zoa seit einigen Jahren an einem Lederersatz aus dem Labor, der durch die Kombination von ausgewählten Proteinen mit biobasierten Polymeren entsteht. Einzelne Schuh- und Bekleidungshersteller wie Veja arbeiten auch daran, den Anteil erdölbasierter Kunststoffe in ihren Schuhen durch Rohstoffe wie zum Beispiel Mais zu verringern. Es wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis wir mit kunststofffreien Stiefeln und trockenen Füßen durch das nasskalte Wetter stampfen können.

BILD  DE SS ERTO ,ANANA S A NAM

Die Kaktusblätter können alle 6-8 Monate geerntet werden, ohne den Kaktus zu beschädigen.

Dieser neue Werkstoff ist zwar nicht vegan, unterscheidet sich aber deutlich von herkömmlichem Leder. Das innovative Material wird aus Abfällen von Meeresfrüchten wie Krabben-, Garnelen- und Hummerschalen sowie Kaffeepulver hergestellt. Die Meeresfrüchteabfälle wirken laut Hersteller antimikrobiell und antioxidativ. Mit diesem Stoff können beliebige Oberflächenstrukturen oder Designmuster nachgebildet werden. Der Hersteller empfiehlt für eine Verbesserung der Wasserbeständigkeit eine Beschichtung mit Bienenwachs. Bisher gibt es noch keine der Redaktion bekannten Schuhe aus dem neuartigen Material, das Potenzial dafür scheint aber vorhanden zu sein.


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Halt! Zu mir! Hinschauen. Handeln. Helfen. Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen.

Wenn du Belästigung oder Gewalt an Frauen mitbekommst: Sprich das Opfer an und nicht den Täter. Und gib vor, das Opfer zu kennen. Aber pass gut auf dich auf. Oder hole Hilfe. Schauen wir hin! Wie du richtig handelst, wenn du mitbekommst, dass jemandem Gewalt angetan wird, erfährst du unter wien.gv.at/gewaltschutz oder wähle den 24h-Frauennotruf 01 71 71 9. Bei Gefahr ruf die Polizei unter 133.

wien.gv.at/gewaltschutz


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FETTE NÜSSE

In der Sahelzone wächst eine Nuss, die in wenigen Jahren zum Fairtrade-Symbol geworden ist. Zu Recht? TEXT Anita Dick

Die in Großbritannien angesiedelte NGO Bees for Development betreibt Projektarbeit in Uganda, Sansibar, Äthiopien und Kirgisistan – unter anderem in Shea-Anbaugebieten. beesfordevelopment.org

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ine weite Reise legt sie zurück, die Sheanuss, die den globalen Lebensmittel- und Kosmetikmarkt erobert hat. Denn der nusstragende Sheabaum, Villetaria paradoxa, wächst ausschließlich in der afrikanischen Sahelzone, im sogenannten Shea Belt, der sich auf einer Fläche von etwa 16 Millionen Quadratkilometern von Westafrika bis nach Ostafrika erstreckt. Mit einem Fettgehalt von rund 55 Prozent liefert die Nuss ein essbares Fett namens Sheabutter, das regional seit Jahrhunderten von Frauen hergestellt und als Nahrung sowie zur Körperpflege verwendet wird. Seit jeher trägt die Butter auch den Namen »Gold der Frauen«, nicht nur wegen ihrer zart- bis tiefgoldenen Farbe, sondern auch, weil sie für Millionen von Frauen in Afrika eine der wenigen Einkommensquellen darstellt.

VOM SAMEN ZUR BUTTER Der Sheabaum ist ein halbdomestizierter Baum, der einer natürlichen zyklischen Auslese unterworfen ist und von den Bauern auf ihren Feldern gepflegt wird. Während die Wälder Westafrikas allmählich gerodet werden, um Platz für die Landwirtschaft zu schaffen, ist Shea einer der wenigen Bäume, die als Schutz für andere Nutzpflanzen noch stehen bleiben dürfen. Er ist eine wichtige Ernährungsquelle für die ländliche Bevölkerung und dient vielen Tieren wie Vögeln und Fledermäusen als Habitat und Nahrungsquelle. Die Kultivierungsversuche von Sheabäumen brachten bisher nur begrenzten Erfolg. Bis der langlebige Baum, er wird 200 bis 300 Jahre alt, die ersten Früchte trägt, dauert es 15–20 Jahre. Er blüht im November und wird


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BILD  ISTOCK/ MA RTA C ONTI, AFRICA 924

Burkina Faso ist eines der Hauptproduktionsländer von Sheanüssen. Die Nüsse für die »Beurre de Karité« sind das drittwichtigste Exportgut des westafrikanischen Staates. Nüsse und Butter gehören traditionell zu den in manchen Regionen besonders eingeschränkten Einkommensmöglichkeiten für Frauen.

von April bis Juni geerntet. Wenn die reifen Beeren unter ihrem eigenen Gewicht zu Boden fallen, beginnt traditionell die Arbeit der Frauen. Die Beeren werden aufgesammelt, das grüne Fruchtfleisch wird entfernt und die begehrte Nuss freigelegt. Anschließend wird sie gekocht und in der Sonne getrocknet. Wenn die Nüsse vollständig ausgedörrt sind, wird die äußere Schale entfernt und die so freigelegten Kerne geröstet. In einem Mörser aus Holz werden die Nüsse zu Pulver zerstoßen und mit Wasser vermischt. Die Frauen kneten und reinigen den Brei durch wiederholtes Waschen mit warmem Wasser, um die Butteröle von den ölfreien Bestandteilen zu trennen. Die Fette werden abgeschöpft, erhitzt, gefiltert und abgekühlt, sodass eine cremige, dicke Butter entsteht. Die Verarbeitung der Früchte ist zeit- und arbeitsintensiv und erfordert große Mengen an Wasser und Holz, die oft über weite Strecken ins Dorf transportiert und dort verarbeitet werden. Es braucht etwa 8 Kilogramm

Brennholz und mehrere Tage mühevoller Arbeit, um 1 Kilogramm des begehrten Fettes herzustellen. Europäische Unternehmen haben die Produktion von Sheabutter nach Europa verlagert, wo sie mithilfe neuer Verarbeitungsmethoden und technischer Ausrüstung den Faktor Arbeit reduzieren konnten. Der Anteil der Nüsse, die als Butter exportiert werden, liegt daher nur bei 5–10 Prozent, der Rest wird unverarbeitet ausgeführt. Die Datenlage dazu, wie viel davon aus fairem oder ökologischem Anbau stammt, sowie nationale und internationale

Das Gesamtproduktionspotenzial liegt bei 2,5 Milli­ onen Tonnen Kernen pro Jahr und stellt damit ein wichtiges Exportprodukt für den afrikanischen Markt dar.


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DAS GOLD DER FRAUEN

Biofaire Sheabutter bietet zum Beispiel das Kölner Unternehmen Fair Squared im Mehrwegglas. fairsquared.com

Während in Afrika seit Jahrhunderten die Früchte von den Frauen geerntet, verarbeitet und vermarktet werden, wurde erst in den 1970er-Jahren ihr Potenzial für den globalen Markt erkannt. Damals sollten die recht teuren Kakaoprodukte ersetzt werden. Shea war damals wie heute eines der wenigen Wirtschaftsgüter, die vielen Frauen im Sahelraum die Gelegenheit bieten, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Geschätzt 16 Millionen Frauen sichern damit ihren und den Lebensunterhalt ihrer Familien. Organisiert in Kooperationen können sie die Produktionsabläufe optimieren und so wettbewerbs-

fähige Mengen und Preise anbieten. Die Frauen nutzen zwei Arten der Sheaproduktion für ihren Lebensunterhalt: als Sammlerinnen von Nüssen, die sie aufbereitet an lokale VerbraucherInnen, ZwischenhändlerInnen und direkt an ExportkundInnen verkaufen; und durch die Verarbeitung der Nüsse zu Sheabutter für den Verkauf an VerbraucherInnen auf lokalen Märkten oder an Butterhändle Innen und ExporteurInnen. Mit der neuen Popularität von Shea am europäischen Naturkosmetiksektor sowie in der Schokoladenproduktion der vergangenen Jahre entstanden auch zahlreiche regionale ErzeugerInnengenossenschaften, um wettbewerbsfähige Mengen und Preise anbieten zu können, sowie internationale PartnerInnenschaften. Wie beispielsweise die Global Shea Alliance, die es sich seit 2010 zur Aufgabe gemacht hat, Strategien zu entwickeln, um eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Sheaindustrie zu etablieren. Neben einer besseren Bezahlung setzt sie sich auch für die Vermittlung von Finanzmitteln ein. Durch diese Kooperationen konnten die Sheabäuerinnen endlich finanziell unabhängig werden und somit ihren Status im Haus und in der Gemeinschaft verbessern. Die Bedeutung von Nachhaltigkeitsstandards und ethischer Normen steigt und lässt europäische KonsumentInnen vermehrt darauf achten, dass die Sheabutter aus Fairtrade- und biozertifizierten Quellen stammt.

SHEABUTTER: DIE IDEALE KANDIDATIN FÜR DEN FAIREN BIOHANDEL Durch die Forderungen der KonsumentInnen stehen den Frauenkooperationen Fairtrade-Organisationen und sozial sowie ökologisch verantwortungsbewusste Unternehmen gegenüber, die angemessene Preise für Shea und ihre Erzeugnisse zahlen. Die fair gehandelten Bio-Sheaprodukte garantieren den ProduzentInnen einen Mindestpreis, der den gefährlich schwankenden Marktpreisen, von denen vor allem der Nussmarkt betroffen ist, entgegengewirkt und eine finanzielle Sicherheit bietet.

B ILD  UISTOCK/ ANNA ZAKHARCHE NKO, FAI RSQUARE D

Statistiken über die Produktion und den Export von Shea sind ungenau und nicht transparent.


B ILD  UNSPLAS H/ RAC HE L CHENG

63 Aufgrund des zuverlässigen Marktwerts wird Sheabutter in der Sahelzone in großem Umfang von Staaten und NGOs als Maßnahme zur Entwicklung des ländlichen Raums gefördert. Hier spielt die Global Share Alliance eine wichtige Rolle, die in ihrem Nachhaltigkeitsprogramm den Umwelt- wie den Sozialaspekt gleichermaßen anführt und mit den StakeholderInnen Richtlinien erarbeitet. Die Ausschüttung einer zusätzlichen Prämie bietet den demokratisch organisierten Kooperativen zudem die Möglichkeit, soziale, ökologische oder ökonomische Projekte umzusetzen. Die Biozertifizierung der Früchte des wildwachsenden Baumes setzt neben der Anwendung ökologischer Bewirtschaftungsverfahren auch noch Maßnahmen voraus, die zur Verringerung der Abholzung und zum Schutz der Biodiversität beitragen können. Zum Erhalt der Biodiversität werden sogenannte Sheaparks, Agrarforstsysteme, errichtet, ein nachhaltiges Management der Nussernte gefördert – je nach Region werden, wie es auch der traditionellen Nutzung entspricht, bis zu 30 Prozent der Früchte am Boden belassen –sowie ein umweltfreundlicher Verarbeitungsprozess gefordert. Für die langfristige Wahrung der Erträge und Ökosystemdienstleistungen wird in Bienenprojekte investiert, die die Bestäubung gewährleisten sollen. Die fairen Preise schützen die Sheabäume zudem vor Rodungen für Brennholz, denn deren Erhalt ist weit lukrativer. So können die Frauen weiterhin auf die traditionelle Gewinnung von Sheabutter setzen und mit ihren biologisch zertifizierten Produkten neben denen der ertragreicheren chemisch-synthetisch behandelten Bäume bestehen. Die Bioqualität der von Hand gewonnenen Butter sichert den Absatzmarkt der Frauen. Die wirtschaftliche Absicherung erleichtert zudem den Gewinnungsprozess. Durch den Zugang zu Schulungen und den Einsatz von verbesserten Werkzeugen und Maschinen werden die Arbeitsschritte verkürzt und die Qualität der Sheabutter wird weiter verbessert, wodurch wiederum höhere Marktpreise erzielt werden. Die Herstellung von Sheabutter hat die Frauen statt nur zu Teilnehmerinnen am lokalen Markt zu solchen auf dem globalen Markt gemacht. Zertifizierungsinitiativen sollen sicherstellen, dass der Sektor eine nachhaltige Einkommensquelle für Millionen von Menschen bleibt und die Sheabäume und die sie umgebende Biodiversität erhalten bleiben.

DIE DIY-KOSMETIKMACHERIN Sheawhip – vegane Bodycreme.

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TEXT Alena Flatz

ür einen Sheawhip schlägt man erweichte Sheabutter auf wie Schlagsahne. Mit Zugabe von Pflanzenöl wird die Konsistenz unglaublich cremig und pflegend. Der Sheawhip kann vielfältig angewendet werden und ist ein wunderbares Weihnachtsgeschenk. Mit ein paar Tropfen ätherischem Öl ist er eine duftende Körperpflegecreme. Gibt man ein Tensid, zum Beispiel Scipulver, hinzu, kann der ­Sheawhip als Dusch- oder Rasiercreme verwendet werden. So einfach geht’s: ZUTATEN Sheabutter über dem Wasser• 100 g Sheabutter bad sanft aufschmelzen, bis sie (oder Kakao-/Mangobutter) sehr weich, aber noch nicht • 80 g Mandelöl und/oder flüssig ist. Mandel- oder OliOlivenöl venöl sowie die Maisstärke • 1 TL Maisstärke hinzugeben und für ein paar (reduziert die Fettigkeit) Minuten mit einem Handmi• optional: ätherisches Öl und/oder Scipulver xer aufschlagen, bis die Kon(Sodium Cocoyl Isethionate) sistenz an steif geschlagene Sahne erinnert. Ist der Whip zu fest, noch mehr flüssiges Öl hinzufügen. Optional noch ein ätherisches Öl und/oder das Scipulver unterrühren. Fertig!

Alena Flatz lebt im Bregenzerwald und hat sich der Mission verschrieben, die Vorteile von Kosmetik, deren Inhaltsstoffe man ganz genau kennt, bekannter zu machen. Im Buch »Eine Prise Natur« hat sie ihre Liebingsrezepte zusammengetragen.


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JAHRESZEITLOS VEGAN BACKEN

Veganes Backen kann, muss aber nicht als Raketenwissenschaft betrieben werden. TEXT Irina Zelewitz

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in Jahr hat »Vegan Backen von A bis Z« erst auf dem Buckel und hat sich irgendwie schon als eines der Standardwerke zum Thema etabliert. Die Fernsehköchin Stina Spiegelberg liefert in ihrem achten Kochbuch nach Warenkunde und Einkaufsratgeber sowohl die unkomplizierten Veganvarianten der Backklassiker, aber auch Anleitungen für Patisserie mit überschaubarem Aufwand.

PETIT FOURS – FÜR GANZ BESONDERE MOMENTE ERGIBT 36 STÜCK IN EINER BACKFORM VON 20 × 20 CM ZUBEREITUNG

BACKZEIT

2 Stunden

30 Minuten

ZUTATEN FÜR DEN BISKUIT • 250 g Weizenmehl Type 405 • 120 g Feinzucker • 1 gehäufter EL Tapiokastärke • 2 EL Mandeln, blanchiert und gemahlen • 1/2 Pck. Backpulver • Abrieb einer Bioorange • 1 Msp. Salz » Vegan Backen von A bis Z« von STINA SPIEGELBERG, VENTIL, 2020.

• 1 Msp. Vanille, gemahlen • 100 g Pflanzenöl • 120 ml Haferdrink oder anderer Pflanzendrink • 120 ml kohlensäurehaltiges Mineralwasser • 150 g rote Marmelade nach Wahl Fett für die Form

ZUTATEN FÜR DIE GLÄNZENDE FONDANTGLASUR • 500 g Feinzucker • 110 ml Wasser • 60 g (2 EL) Glucosesirup • 1 Msp. Xanthan (optional)

• Nach Wunsch: Fruchtpulver oder Lebensmittelfarbe

HINWEIS: Die Tapiokastärke dient der Bindung im Teig und sollte nicht durch Maisstärke oder Kartoffelstärke ersetzt werden.

TIPP:

Dies ist ein Rezept für flüssigen, glänzenden Fondant. Für eine schnellere Variante kannst du die Petit Fours mit Zuckerguss oder Schokoladenganache überziehen..

ZUBEREITUNG: Den Backofen auf 180 Grad Celsios Ober-/Unterhitze vorheizen. In einer Rührschüssel Mehr, Zucker, Tapiokastärke, Mandeln, Backpulver, Orangenschale, Salz und Vanille mischen. Öl, Haferdrink sowie Mineralwasser zugeben und mit dem Schneebesen von Hand rasch glattrühren. Den Teig in eine gefettete, quadratsiche Backform von 20 x 20 cm füllen und 25–30 Minuten auf der mittleren Schiene backen. Stäbchenprobe machen, dann mit Wasser besprühen und in der Form vollständig abkühlen lassen. Sollte eine Kuppe auf dem Biskuit entstanden sein, kann diese mit einem Konditormesser abgeschnitten werden. Anschließend den Biskuit in zwei Böden teilen. Die Marmeladen passieren und eine Hälfte davon auf den

B ILD  STI NA S PIE GEL BERG.

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KO C H BUCH EM P F E H L U N G


MIT NUR EINEM

TROPFEN DEN KUCHEN ROCKEN unteren Biskuit streichen. Den oberen Biskuit darauflegen und mit der verbleibenden Marmelade bestreichen. Die Kuchenschichten an den äußeren Rändern begradigen und in 3 x 3 cm große Tücke schneiden. Dann auf ein Praliniengitter setzen. Zucker, Wasser und Glukose im Topf aufkochen, damit sich die Zuckerkristalle auflösen. Dabei darauf achten, dass der Zucker nicht karamellisiert. Vom Herd nehmen und das Xanthan einrühren. Die Glasur auf etwa 40 Grad Celsius abkühlen lassen, dann Fruchtpulver oder Farbe einrühren und die Petit Fours damit überziehen.

TIPP: Wenn du keinen Food Processor hast, kannst du anstelle von Mandeln, Puderzucker, Mandelmus und 2 EL Haferdrink auch 300 g Marzipanrohmasse verwenden.

Verwende unsere ÄTHERISCHEN GEWÜRZÖLE als deine neue Geheimzutat zum Kochen & Backen und tauch ein in eine neue Geschmackswelt.


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R E ZE NSI O N E N

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NEU ODER NOCH GUT

Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns Weghören und -sehen vergeht.

THOMAS D. SEELEY  / »DAS LEBEN WILDER BIENEN«/ ULMER, 2021.

rei? – schadet nicht, ist aber nicht Voraussetzung, um sich bei der Lektüre mitreißen zu lassen. Konkrete Praxisbezüge stellt das Abschlusskapitel »Darwinistische Bienenhaltung« her. Darin führt Seeley 21 Unterschiede, was das heutige Lebensumfeld und das gewissermaßen natürliche »Lebensumfeld der evolutionären Anpassung« angeht, aus und macht Vorschläge, wie sich dieses Wissen auch in einer modernen Imkerei zugunsten der Gesundheit des Superorganismus Bien nutzen lässt. THOMAS WEBER

MARC ENGELHARDT / »ICH BIN DANN MAL NACKT«/  GOLDMANN, 2021. Vorgelesen für alle, die wissen wollen, wie wilde und verwilderte Honigbienen überleben, wenn sie nicht vom Menschen »genutzt« werden. Und natürlich für alle ImkerInnen.

Vorgelesen für alle begeistert Licht- und Luftbadenden sowie von der Freikörperkultur (fkk) Faszinierten. Manche Beobachtungen, die Marc Engelhardt mit uns teilt, sind vielleicht ein bisschen banal. Etwa: »Der Nacktbadende braucht nicht viel und ist entsprechend ökonomisch uninteressant.« Oder halblustig, wie die T-Shirt-Sprüche, die dem freien Journalisten an Bord eines NudistInnenkreuzfahrtschiffs begegnen: »Dieses T-Shirt ist das einzige, das ich eingepackt habe.« Wirklich Aufschlussreiches stöbert er auf seiner Barfuß-bis-zum-Hals-Recherchereise zu den unverhüllten Kulturen unserer Welt aber doch auch auf; etwa auf den Nacktbadestränden der einstigen ddr. Dort

BILD  ULMER, G OLDMANN, G OLDEGG , SE RVU S

Die Zucht ist bei Bienen zwar weit weniger fortgeschritten als bei anderen Nutztieren. Das Pendant zur Turbokuh, zum Mastschwein mit seinem zusätzlich gezüchteten Rippenpaar oder Hochleistungshybridhühnern gibt es in der Bienenhaltung nicht. Dennoch unterscheiden sich die Bienenvölker von BerufsimkerInnen, die mit der Genetik von Reinzuchtköniginnen arbeiten, durchaus von wild lebenden Völkern. Wobei es bei den frei lebenden Tieren natürlich zu einem ständigen Genfluss zwischen Nutz- und Wildtier kommt. Wie Honigbienen leben, wenn sie nicht zur Gewinnung von Honig und als Bestäubungsdienstleisterinnen in Kunstbeuten gehalten werden, beschreibt der US-amerikanische Verhaltensbiologe, Imker, Hochschullehrer und Bestsellerautor Thomas D. Seeley in seinem neuen Buch. Genau genommen widmet er sich vor allem verwilderten Honigbienen. Denn in den Norden der usa kamen beziehungsweise entkamen die mitgebrachten Honigbienen der europäischen SiedlerInnen erst vor rund 400 Jahren. Ein bisschen Vorwissen – Wie ist ein Volk aufgebaut? Wie schwärmen Bienen? Wie funktioniert Imke-


67 erfahren wir, warum die Freikörperkultur im Osten derart beliebt war: Nachdem fkk vom Regime erst verboten worden war, ward das Nacktbaden plötzlich als friedliche Protestform entdeckt und freute sich über großen Zulauf – weshalb es die sed kurzerhand zum ddr-Kulturgut erklärte. Und ein neues Wort habe ich bei der insgesamt kurzweiligen Lektüre auch gelernt: Nakation – das als Kofferwort aus Naked und Vacation den Nackturlaub bezeichnet. THOMAS WEBER

bei den Kapiteln offenbar abwechseln – ohne dass klar gemacht wird, wer gerade schreibt. Spätestens wenn es um Themen wie den Wechsel geht, die aus der Ich-Perspektive geschrieben werden, wirkt das eigen. Und drittens lassen sich die beiden wiederholt zu sehr banalen Grundaussagen hinreißen. Etwas mehr Redigieren und mehr Eingriffe hätten hier gutgetan. Das ändert aber nichts an der Tatsache: Mehr Bewegung ist mehr Bewegung. Und die ist gesund und tut gut. MARTIN MÜHL

THOMAS SCHACHNER, CLAUDIA ­ANGERER  / »DAS BEWEGTE HERZ – BEWEGUNG STATT MEDIKAMENTE«/  GOLDEGG, 2021.

KARIN BUCHART / »HARZ- UND ­PECHSALBEN«/ SERVUS, 2021.

Vorgelesen für alle, die noch einmal lesen w ­ ollen, dass Sport gesund für den Körper ist.

Vorgelesen für ­Waldspaziergangstrophäenjägerinnen, Klebstoffschnüffler und Baumfreundinnen.

Die Basics sind klar, wenn auch im Alltag nicht immer beachtet: Bewegung ist gesund. Den Herz-Kreislauf-Apparat unterstützendes Training hat große Auswirkungen auf die allgemeine Belastbarkeit, die Psyche, viele vor allem mit zunehmendem Alter aufkommende Beschwerden und einen Zusammenhang mit diversen Krankheiten. Die Bewegungsempfehlungen der who und die Tracker in unseren Smartphones helfen dabei, etwas Übersicht über das Ausmaß der eigenen Bewegung zu behalten. Mehr Detailwissen könnte dabei durchaus motivieren, mehr zu tun, und am Ende ist die Gesundheit ja nicht nur eine Individuelle Frage, sondern es geht auch um die Gesundheit einer Gesellschaft und volkswirtschaftliche Folgen. Herzchirurg Thomas Schachner und Gesundheitsberaterin Claudia Angerer haben ein Buch zum Thema verfasst, das bei aller Leidenschaft leider die Erwartungen nicht trifft. Das liegt am Aufbau und an formal markanten Schwachstellen. Dazu gehört, dass sich die Kernaussagen wiederholen, ohne an Details oder anderem Mehrwert hinzuzugewinnen. Eine andere Eigenart ist, dass sich Thomas Schachner und Claudia Angerer

Die andauernde Beliebtheit von allem mit Waldduft trägt wohl dazu bei, dass auch den Baumharzen im Speziellen wieder mehr Aufmerksamkeit zuteilwird, als deren traditionelle Einsatzgebiete es unbedingt nahelegen würden. Stichwort Terpentin – das Harz der Koniferen, aus dem das Lösungsmittel Terpentinöl gewonnen wurde und wird. Terpene sind es zum Beispiel auch, die Wald-(und auch klassische Weihnachts-)duftmischungen mitbestimmen. Karin Buchart schlägt in knappen Worten den großen Bogen von Rohstoffgeschichte zu Naturheilkunde und oft auch deren chemischen Grundlagen, manchmal zu knapp. Wie vielseitig und von Art zu Art unterschiedlich die Zusammensetzung dieses Wundverschlusssekrets der Nadelbäume und daher auch ihr Geruch und ihre traditionellen Einsatzzwecke sind, macht den Blick in Karin Bucharts Büchlein und in die Harzkanäle der Bäume besonders lohnend. Und wer das klebrige Konservierungsmittel selbst sammeln und verarbeiten möchte – das Frühjahr ist generell der ideale Zeitpunkt zum Harzen –, findet auch hierzu Tipps und Rezepte. IRINA ZELEWITZ


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MAR K T PL ATZ DR IN KS

NÜCHTERN BETRACHTET Alkoholfreier Genuss im Weinund Cocktailglas.

TEXT UND BILD Jürgen Schmücking

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s ist keine einfache Kiste, die wir da aufmachen. Nach der alkoholfreien Erfolgsgeschichte beim Bier lagen die nächsten Schritte praktisch auf der Hand. Alkoholfreie Weine und Spirituosen hätten das nächste große Ding werden sollen. Hätten sollen. Geschmacklich liegen Wein und alkoholfreier Wein nämlich viel weiter auseinander als Bier und alkoholfreies Bier. So gesehen hat das eine (Bier) mit dem anderen (Wein) nichts zu tun. Null Komma Josef. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, alkoholfreier Wein sei nichts anderes als die Stufe davor. Also Traubensaft. Dem ist aber nicht so. Alkoholfreier Wein ist fertiger Wein, dem Alkohol entzogen wird. Die Gärung darf der Wein durchlaufen, weil bei diesem Prozess der Fermentation komplexe Aromen entstehen, die den Wein erst zum Wein machen. Dann, und diese Technologie ist mittlerweile über 100 Jahre alt, wird der Wein in einer Entalkoholisierungsanlage einem niedrigen Druck ausgesetzt. Bei sehr geringem Druck, also im Vakuum, verflüchtigt sich der Alkohol im Wein schon bei 30 Grad Celsius. Mit ihm allerdings auch seine besten Aromen. Um dem entgegenzuwirken und um wieder ein wenig Frucht in die Sache zu bringen, setzen einige ProduzentInnen Traubensaftkonzentrat ein. Wir haben ein paar Produkte genauer unter die Lupe genommen und stellen hier recht passable Tropfen vor. Auch ein paar Brüder der sober Gin- und Bitter-Front.


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HOLUNDER SECCO ALKOHOLFREI, GUSTAVSHOFI

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NON ALCOHOLIC SPARKLING ORGANIC, NOA

Der Gustavshof ist ein biodynamischer Weinbaubetrieb in Gau-Heppenheim. Der Holunder Secco ein erfrischendes, floral-fruchtiges Getränk mit spritzigem Kohlensäure-Pfiff und hohem Spaßfaktor. Gefällt vor allem, weil die Süße bei diesem Rosé-Prickler nicht im Vordergrund steht. Jedenfalls ist das Rücketikett sehr aufschlussreich: enthält Wasser, Demeter-Traubensaft, Demeter-Essig, Kohlensäure und einen Auszug aus Demeter-Holunderblüten. Also keinen Wein. Gut so.

Mit 33 Gramm Restzucker ist der Schaumwein zwar weit entfernt von »trocken«. Aber – zugegeben – er mutet trocken an. Überhaupt verblüfft der Schäumer, weil er dem klassischen Bild vom Sekt überraschend nahe kommt. Klar kann man bei genauem Kosten erkennen, dass es entalkoholisierter Wein mit zugesetztem Biozucker und ebenso zugesetzter Kohlensäure ist. Wäre anders technisch auch gar nicht möglich. Aber das Ergebnis ist richtig gut. Deutliche Steinobstnoten, gelbfruchtig. Sogar ein Hauch von zarter Exotik ist wahrnehmbar.

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CHARDONNAY SANS ALCOOL, ÔPIA

Wumms. Der Chardonnay ist eine Fruchtbombe. Intensiver Duft nach reifer Birne, grüner Banane, etwas Ananas und die Essenz weißer Blüten. Dazu am Gaumen eine erstaunliche Zitrusfrische und stattliche Süße. Der Blick aufs Etikett gibt Aufschluss: Aromastoffe, Zitronensäure als Säuerungsmittel, Traubenkern- und Hefeextrakt. Pasteurisiert und für die Frische mit etwas CO2 versetzt. Der Wein ist eine Komposition. Keine schlechte Komposition. Aber eine Komposition. Kann man mögen. Muss man aber nicht.

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MAR K T PL ATZ DR IN KS

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TEMPRANILLO ROSÉ ORGANIC, NON ­ALCOHOLIC, NOA

Helles Lachsrosa. Verspielte Süße und locker-flockige Beerenfruchtnoten. Vor allem Erdbeere und Weichsel. Blütenhonig ist auch dabei. Am Gaumen geht die Frucht dann in Richtung Steinobst. Vor allem Pfirsich. Obwohl Tempranillo (eigentlich Spanien), erinnert der Wein an das Kernland aller Rosés: Südfrankreich. Zwar sind 35 Gramm Restzucker eine ziemliche Ansage, wirklich spüren kann man sie nicht. Der Tempranillo wirkt trocken und macht Spaß. Außerdem ist er vegan. Und ziemlich gut.

CABERNET SAUVIGNON SANS ALCOHOL, ÔPIA

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Da macht das Schreiben Freude. Brillantes, sattes und strahlend funkelndes Dunkelrot. Schon der Duft weckt Esprit und Lebensfreude. Feinste Zitrusnoten (die Orangen dafür kommen aus Spanien und von der Amalfiküste), leicht säuerliche Töne (vom reifen Rhabarber), dezente alpine Würze vom Gelben Enzian. Eine durch und durch durchdachte Komposition. Entweder »on the rocks«, also mit nichts als Eis. Oder für diverse Cocktails, wie Negronis oder Mules.

APERITIVO SENZA, MONDINO

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Da macht das Schreiben Freude. Brillantes, sattes und strahlend funkelndes Dunkelrot. Schon der Duft weckt Esprit und Lebensfreude. Feinste Zitrusnoten (die Orangen dafür kommen aus Spanien und von der Amalfiküste), leicht säuerliche Töne (vom reifen Rhabarber), dezente alpine Würze vom Gelben Enzian. Eine durch und durch durchdachte Komposition. Entweder »on the rocks«, also mit nichts als Eis. Oder für diverse Cocktails, wie Negronis oder Mules

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APERINO – ALKOHOLFREIER BIO-APERITIF, SALUS

Eine Spur süßer als der Mondino, aber auch eine Spur fruchtiger. Den Aperino gibt es in den Geschmacksrichtungen Curcuma-Ingwer (gelb) und Johannisbeer-Acerola (rot). Für letzteren haben wir uns hier entschieden. Das Aroma ist klar von Cassis getragen, die Acerola-Kirsche spielt natürlich auch eine Rolle, die 17 Kräuter sind dezente Begleitmusik. Fast Hintergrundrauschen. Auch die Bitternote am Gaumen. Spürbar, aber niederschwellig. Jedenfalls ist der Aperino eine vielfältig einsetzbare Zutat für Cocktails aller Art. Vom einfachen »Spritz« bis zum »spiced tea«. Gern auch hot.

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WAS MACHT DIE

CLARO 100% PRODUKTE SO BESONDERS?

GNZERO ALKOHOLFREIES DESTILLAT, BOAR

Für GinfreundInnen ist Boar nichts Unbekanntes. Die Destillerie im Schwarzwald brennt passablen Gin und ist für die eine oder andere Innovation bekannt. Stichwort Schwarzwälder Burgundertrüffel, Black Edition oder Gin-Likör. Und jetzt auch Gnzero. Auf seiner Website schreibt das Unternehmen recht prominent: Gnzero ist KEIN GIN. Es ist eine Alternative. Frei von Konservierungsstoffen und künstlichen Zusätzen. Also hat das Destillat keinen Jahrgang, sondern ein Ablaufdatum. Handgeschrieben auf dem Rücketikett. Ein hypothetisches Problem. Denn ein Jahr, so die Mindesthaltbarkeit, überlebt der ohnehin nicht. Zu gut das Gnzero & Tonic mit seinem waldbodenartigen Wacholderton und den aromatischen Korianderund Thymiannoten.

strengste ECOCERTZertifizierung frei von Farb- und Duftstoffen kompostierbarer Graskarton spart CO2 und Wasser vollständig biologisch abbaubar

claro.at


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AU S D E M VE R L AG

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UND SONST SO, IM BIORAMAUNIVERSUM ...

VETTERHOF RANDIG-INGWER-SIRUP Die Essenz Roter Rüben (Vorarlbergerisch: ­Randig) als sachte scharfer, wohlig wärmender Randig-Ingwer-Sirup aus Lustenau – die Urkraft der Erde.

KOOPERATION

AUSGEZEICHNET Bioprodukt des Jahres 2022

Bereits eine Institution sind der Award und die Auszeichnung der österreichischen Bioprodukte des Jahres. Seit 2018 küren die Messe Wieselburg und BIORAMA gemeinsam Herausragendes auf dem wachsenden Biomarkt. Die Entscheidung, welche Produkte ausgezeichnet werden, hat eine 6-köpfige Fachjury getroffen. biorama.eu/bioprodukt-des-jahres

zusammen – durch den Wettbewerb ums Bioprodukt des Jahres entdecke ich trotzdem regelmäßig noch neue, mit denen ich mich besonders freue, wenn sie und ihre Produkte mehr verdiente Aufmerksamkeit bekommen.« —  Werner Roher, Geschäftsführer der Messe Wieselburg

BRAUEREI STIEGL WILDSHUTERBIO-HOPFEN-GIN Aromatisches vom Stiegl-Gut Wildshut: Dieser feine Gin mit seiner sanften Hopfen- und Latschenkiefernote lässt sich auch pur trinken.

ROMAN & STEFAN ROMSTORFER BIO-ERDNUSSBUTTER »100% bio, 100% Erdnüsse und ein bissl Salz, 0% Klumpat«, sagt der Raggendorfer Biobauer Stefan Romstorfer. Fein geröstet eine Weinviertler Delikatesse.

NATÜRLICH FÜR UNS SAATGUT Konsequent: Dieses Biosaatgut (mit 100 verfügbaren Sorten) genügt sich nicht mit ökologisch vorbildlicher Gewinnung, es packt das künftige Gemüse auch in Graspapier.

BILDER  JA !NATÜ RLICH, STIE GL BRAUE REI, NEU LAND, SO NNB ERG, RE BEL ME AT, ROBE RT WEI SSEN GRUBER, GENUSSKOARL, MESSE WIESELBURG

»Wir arbeiten mit sehr vielen leidenschaftlichen ProduzentInnen


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SONNBERG BIO-KALBFLEISCH »Ich bleib am Hof«: Derart gekennzeichnetes Fleisch stammt von Betrieben, die ihre Kälber mit hofeigener Biomilch aufziehen. Erspart Transportstrapazen, bietet besondere Qualität.

Tal der Vielfalt.

Nationalpark Thayatal GmbH A-2082 Hardegg T +43(2949)7005-0 | F +43(2949)7005-50 office@np-thayatal.at

www.np-thayatal.at

IMPRESSUM Produktion & Medieninhaber: Nationalpark Thayatal GmbH (2082 Merkersdof 90) UWZ_Vermerk_GmbH_4C_Umweltzeichen_Vermerk.qxd Produkce a majitel média Geschäftsführer (jednatel): Christian Übl, BSc Projektleitung (cí projektu): David Freudl, MA

31.05.13 08:02 Seite 1

Konzept & Redaktion: Thomas Weber / Biorama GmbH (www.biorama.media) gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ Koncept a redakce des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

Tschechien NP Thayatal

Übersetzungen ins Tschechische: Iva Kratochvílá Překlad do češtiny

Slowakei gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Wien GmbH · UW-Nr. 637 Druckerei Janetschek

Grafik: Melanie Klaffl Grafika

Ungarn

Druck: Druckerei Janetschek GmbH, 3860 Heidenreichstein Tlak Kontakt: Tel. +43 (0) 2949 / 7005 - 0 Mail: office@np-thayatal.at www.np-thayatal.at

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens · Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

Botschafterin der Wildnis Velvyslankyně divočiny

HINWEIS Im Sinne der Lesbarkeit und in Anbetracht des verfügbaren Platzes wird ingedruckt diesernach Publikation im geneder Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des rischen Maskulin formuliert. Beim Konzipieren vorliegender Publikation wurde darauf geachtet, dass Männer und Österreichischen Umweltzeichens Frauen gleichberechtigt zu Wort kommen. Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637 POZNÁMKA Kvůli čitelnosti a délce textu se v této publikaci používá generické maskulinum. Při přípravě této publikace jsme dbali na to, aby se muži a ženy dostali rovnoprávně ke slovu.

REBEL MEAT KÄSEKRAINER MIT GEMÜSE Zart, saftig und wirklich würzig: Die Käsekrainer von Rebel Meat garantieren mit ihrem 60% Veggieanteil (Karfiol, Hirse und Emmentaler) vollen Wurstgenuss.

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B ILDER  NATIONALPA RK THAYATAL

Klingt paradox, aber das Mühlviertler »Speckup« hilft als hochkonzentrierte Würze weniger Fleisch zu essen. 97 Prozent geräucherter Ochsenspeck, der Rest: hochwertige Gewürze.

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KOOPERATION

ERFORSCHUNG DER WILDKATZE

Umfassende Fachpublikation zum Forschungsstand der Wildkatze auf Deutsch und Tschechisch. Seit Langem widmet man sich im Nationalpark Thayatal an der niederösterreichisch-tschechischen Grenze der Erforschung der Europäischen Wildkatze. Fotofallen und DNA-Analysen haben das Wissen über dieses heimliche Raubtier zuletzt gemehrt. Jüngste Forschungsergebnisse hat ­BIORAMA (Konzept/Redaktion) für den Nationalpark in eine zweisprachige Forschungspublikation gepackt, die an ein Fachpublikum und die Lokalpolitik verschenkt wird. Unter dem Titel »Was wir noch nicht wissen« ist auch schon die Vorschau auf die Fragen enthalten, denen sich die ForscherInnen demnächst widmen. Die Publikation ist in Kürze auch online verfügbar. np-thayatal.at

6 AUSGABEN

29,–


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E LT E R NAL LTAG

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CHRISTBAUM Was freie Religionswahl gebracht hat: AtheistInnen das ganze Jahr, aber Weihnachten feiern.

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

D

ie Söhne sind überzeugte Atheisten. Sie gehen durch ihr Leben, ganz ohne Zweifel daran, dass es keinen Gott gibt. Ich bin völlig d’accord mit ihnen, aber doch verwundert, wie sicher sie sich sind. In meiner Kindheit – süddeutsche, evangelische Dorfkindheit – war das anders. Meine Eltern waren keine großen KirchgängerInnen, aber dass man gegedacht!« Wieder langatmige Erklärung tauft wurde, war gottgegeben. Auch Konfirmation darüber, dass es ja trotzdem spannend ist, gab es mit 14 noch, eigentlich ganz eindeutig. Es zu erfahren, was andere Menschen glauhat viele Jahre, Begegnungen und Erlebnisse geben. »Mama. Aber mich interessiert das braucht, um bei mir überhaupt das Hinterfragen nicht.« anzuregen. Und es dauerte bis zur ersten KirchenIn beider Söhne Schulklassen gibt es mehr beitragsrechnung, die ich aus meinem ersten eiunterschiedliche Glaubensrichtungen als genen Briefkasten fischte, um die Gretchenfrage im ganzen schwäbischen Landkreis, in dem eindeutig mit »gar nicht« zu beantworten und ich meine Kindheit verbrachte: ChristIndie logische Konsequenz draus zu ziehen. Das nen, MuslimInnen, ZeugInnen Jehovas. Und, Austreten war reine Bürokratie, es brauchte auch spannend: Sie tauschen sich darüber aus, dazu weder ein Vorsprechen bei der zustänvolksschulkinderstyle, aber doch. »Ich hab den digen Pfarrerin noch eine AbschiedszeremoH. gefragt, ob er wirklich an Gott glaubt.« H. nie, nicht einmal einen Anruf. Man tritt einteilte dem Sohn mit, dass er das durchaus tue, fach per Formular aus der Kirche aus. (Es geht in vielen Gemeinden sogar online.) Es könnte auch die Ankunft des Kirche samt Religion habe ich rosa Luftballons gefeiert werden. keinen Tag lang vermisst. Bei den Söhnen war ich aber schon gespannt, wie sich das entwickelt. Sie sind beide ungetauft. Ich habe sie und der Sohn tat wiederum kund, dass er nicht gläuaber in der Volksschule für (evangelibig sei. Dann hätten sie weiter gejausnet. Mir geht schen) Religionsunterricht angemeldet, das Herzerl auf. einfach weil ich meine: interessant, BeAlles könnte also ganz einfach sein. Vielleicht auch reicherung, Allgemeinwissen, Hilftsfür mich. Wenn da nicht Weihnachten wäre. Ich feienix-schadets-nix-Unterricht. Sie ware es, als wär ich die erste und oberste Christin, ohne ren medium begeistert. »Mama. WieKirchgang und Gebet, aber doch mit Adventkranz, dem so muss ich Religion gehen, wenn du Schmettern von Weihnachtsliedern und andächtigem nicht an Gott glaubst?« Langatmige Benehmen an den Feiertagen. Die Söhne machen natürErklärung darüber, dass sie ja eigenlich mit, wie alle Kinder lieben sie Rituale, es könnte auch ständige Menschen sind, die selbst die Ankunft des rosa Luftballons gefeiert werden. Doch für entscheiden sollten, ob sie gläubig mich müssen es Adventkalender und Geschenke unterm sind oder nicht. »Mama. Den Gott Christbaum sein. Für Dezember sind wir Angehörige der haben sich die Menschen nur ausgroßen Gemeinde der Scheinheiligen.

ILLUSTRAT ION NANA MANDL

TEXT Ursel Nendzig


RAIFFEISEN WÜNSCHT FROHE FESTTAGE UND EIN GLÜCKLICHES NEUES JAHR.

Impressum: Medieninhaber: Raiffeisen-Landeswerbung Niederösterreich-Wien, F.-W.-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien.

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Höchstes Tierwohl, höchste Qualität


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