TRAFFIC News to-go #27

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S.10 feuilleton

50 Jahre James Bond Exklusives Interview mit

SIR Sean Connery S.17 8-page editorial

Chapter XX

jerry berndt SACRED PROFANE S.25 FILM

OH BOY!

ein tag im leben von niko fischer und matze S.30 mode

Tom Ford

Wie im neuen Bond die 60er Jahre aufleben lässt S.32 mode

Herbstguide durch

Berliner Fashionstores S.34 kultur

Lesen im Herbst:

Frankfurter Buchmesse S.36 city guide

Europäischer Monat der Fotografie: 500 Fotografen, 10.000 Bilder S.38 english appendix

Arrogant Bastard The Story of Searching

Andy warhol Part I

FREE PRESS!

NEWS TO–GO

TRAFFIC Ausgabe N°27 • Oktober / November 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de




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Contributors

Ausgabe N°27 • Oktober / November 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

© Sylvio Schwanitz

© Anton Straulino

© Jerry Berndt 1987

Contributors

Jerry Berndt

Alexander Straulino

Marc Hairapetian

Jerry Berndt wurde 1943 in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Er fotografiert seit er 21 Jahre alt ist. Auf den Seiten 17 bis 24 zeigen wir seine sensiblen Aufnahmen aus dem Rotlichtmilieu der Sechziger Jahre. Berndts Arbeiten erschienen in den bekanntesten Publikationen der USA, manche auch in Europa. Seine Bilder sind ausserdem zu finden: Bibliothèque Nationale, Paris, France, Museum of Modern Art, N.Y.C, NY, Museum of Fine Arts, Boston, MA, FNAC Galeries Photo, Paris, France, International Center of Photography, N.Y.C, NY, Museum of Fine Arts, Houston, TX, Fine Arts Museum, Milwaukee, Wisconsin, Private collections of Elton John, Barbara Warner, u.v.m.

Alexander Straulinos Bilder sind einzigartig. Mit seinem Eifer zu experimentieren und dem Mut neue Dinge auszuprobieren, verfremdet er teilweise Bilder, die daraufhin einen fast abstrakten Charakter annehmen. Models werden zu Skulpturen – bunt, schillernd und exotisch. Ein Hauch Erotik berührt Bewusstsein und Unterbewusstsein zur selben Zeit. So beantwortet Alexander Straulino die Frage nach der Schönheit eines Menschen auf seine ganz eigene Art und Weise. Er pendelt regelmäßig zwischen Berlin und New York, um folgende seiner Kunden zu treffen: Another Magazine, Harpers Bazaar, L'Officiel, Vogue, Traffic News to-go, Le Monde, Douglas, Thierry Mugler, u.v.m.

Marc Hairapetian ist der SPIRIT. Seit seinem 16. Lebensjahr Herausgeber des von ihm 1984 begründeten Kulturmagazins SPIRIT - EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-fanzine.de. Texte für NZZ, FAZ, SZ, Spiegel-Online oder Cinema. Auch Film- und TV-Schauspieler („Tatort“). 2002 Ko-Autor von „Oskar Werner - Das Filmbuch“. Zeigt Filmklassiker mit Einführung - so am 18. November um 11 Uhr in Berlins schönstem Kino Astor Filmlounge „Fahrenheit 451“. Exklusivinterviews mit Jack Nicholson, Henry Kissinger, Christiane Kubrick, Elia Kazan, Peter Ustinov, Debbie Harry oder in dieser Ausgabe mit Sean Connery, Tom Schilling und Marc Hosemann.

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Zeitgeschehen

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Der Wahlkampf 2013 wird ein Duell der Systeme. Steinbrück gegen Merkel, das ist Testosteron gegen gnadenlosen Pragmatismus. Eine gefährliche Mischung – werden doch Union und SPD danach sehr wahrscheinlich miteinander regieren müssen.

Sie oder Er von Thorsten Denkler Sie waren mal das Traumpaar der Politik. Mitten im Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 stellten sich Kanzlerin Angela Merkel und ihr Finanzminister Peer Steinbrück vor die Presse und erklärten die Spareinlagen der Deutschen für sicher. Der Staat werde das garantieren. Es war ein großer Bluff – niemals hätte der Staat das hinbekommen. Aber er hat gewirkt. Die Deutschen waren beruhigt und verzichteten vielleicht deshalb darauf, ihre Konten zu plündern, aus Angst vor einem Zusammenbruch des Bankensystems. Das ist nur vier Jahre her. Die Krise tobt immer noch. Heftiger als zuvor. Nur das Gespann Merkel/Steinbrück gibt es nicht mehr. Die Deutschen wollten 2009 das Ende der großen Koalition; mit der SPD musste auch Steinbrück in die Opposition gehen. Jetzt stehen sie sich diametral gegenüber: Hier die Kanzlerin, die ihr Amt auch nach 2013 behalten will. Dort der Herausforderer, der ihr genau dieses streitig machen will. In der großen Koalition haben sie sich schätzen gelernt. Jetzt wollen sie sich das fürchten lehren. Die SPD geht mit Steinbrück volles Risiko. Er ist unberechenbar. Seine Parteigenossen müssen sich von ihm schon mal als „Heulsusen“

beschimpfen lassen. Die Linke in der SPD ist ihm fremd und umgekehrt wird er gehasst. Er nimmt keine Rücksicht, weder auf die Partei noch auf diplomatische Gepflogenheiten. Legendär, wie er als Finanzminister den Schweizern mit der „siebten Kavallerie vor Yuma“ drohte, wenn die nicht ihren Status als Steueroase überprüfe. Die Schweizer Bundesregierung bestellte danach mehrfach den deutschen Botschafter zum Rapport ein. Er ist stolz auf sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Er ist der Bankenretter, er kennt die Lösung in der Finanz-, der Euro-, der Staatsschuldenkrise. Wenn es nach ihm ginge „würde ich mich für systemrelevant erklären lassen“, sagte er kürzlich, als er sein neuestes Bankenpaper vorstellte. Darin fordert er unter anderem die Zerschlagung der Deutschen Bank. Wer, wenn nicht Peer, könnte das glaubhaft fordern. Manche würden ihn als Testosteron gesteuerten Stier bezeichnen, der einer Walze gleich durch die politische Steppe rast. Ein „political animal“, das nur eine Agenda kennt: seine eigene. Immerhin: Für die Agenda 2010, die mit ihren Hartz-Gesetzen in der SPD noch immer wie ein Trauma wirkt, kann er wenig. Damals, 2003, war er noch Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Nicht unwichtig, aber

weit weg von der Berliner Bundespolitik. Zwei Jahre später verliert er dort die Wahl im Herzkammerland der SPD. Heute darauf angesprochen, fletscht er die Zähne und poltert zurück, er habe damals nominal mehr Stimmen gehabt als die gefeierte Hannelore Kraft bei ihrem gefeierten Wahlsieg 2010. Geht es um seine Ehre, beißt er auch gegen Parteifreunde. Ganz anders Angela Merkel. Hätte sie die Eurokrise nicht, sie müsste sie erfinden. Auf der europäischen Bühne gibt sie die Managerin und Macherin. Mal ist sie die mächtigste Frau der Welt, mal die Terminatorin, die mit allen Mitteln deutsche Interessen durchsetzt. Innenpolitisch ist sie lediglich Verwalterin der Macht, mischt sich wenig ein und versucht, so wenig Kante wie möglich zu zeigen. Sie regiert ohne erkennbaren Standpunkt. Und wenn sie einen hat, dann kann sie den eine Woche später ohne mit der Wimper zu zucken revidieren. Abschaffung der Wehrpflicht? Och ja. Erst Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Atomkraft, dann Wiedereinstieg in den Ausstieg? Kein Problem! CDU für Mindestlohn? Warum nicht! Kaum ein Kanzler zuvor hat sich so biegsam und flexibel gezeigt. Merkel regiert mit gnadenlosem Pragmatismus. Was ihr Spitzenwerte in den Beliebtheitsskalen einbringt.

Merkel ist heute mehr Kohl als Kohl es je war. Der Kanzler der Einheit hatte die Einheit und Europa – und das hat ihm auch gereicht. Unangefochten war er in der eigenen Partei nie. Immer wieder musste er sich Putschversuchen und Angriffen aus der zweiten Reihe erwehren. Merkel dagegen wird so schnell niemand mehr gefährlich. Alle, die ihr je hätten zu Nahe treten können, hat sie hinter den Kulissen weggebissen oder sind über sich selbst gestolpert. Die Übriggebliebenen kennen den Preis, den sie zahlen müssten. Ihnen bleibt nur, auf ihre Chance zu warten, in einer Zeit nach Merkel. Die wird erst kommen, wenn Merkel nicht mehr Kanzlerin ist. Steinbrücks Chancen stehen schlecht, Kanzler zu werden. Den Menschen gefällt, wie Merkel regiert. Eine Wechselstimmung ist nicht auszumachen. Er muss im Grunde den Boden bereiten für eine große Koalition. Die Frage aber ist, ob er nicht eher verbrannte Erde hinterlässt. Sicher ist nur: Es kann nur ihn oder sie geben. Unter ihr will er nichts werden. Das hat er mehr als deutlich gemacht. Das Schöne für Merkel: Ihr kann das am Ende wohl herzlich egal sein.

zeitgeschehen@trafficnewstogo.de


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Zeitgeschehen

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presse. „ Jeden Tag wenn wir kommen, fragt sie, wo wir als nächstes anlegen.“ Hauptsache nicht in Griechenland – noch eine dauerpositive ostdeutsche „Freundin“ könnte die Menge dort unkontrollierbar aufpeitschen. Schotten dicht III

1,2,3

Ähnliche Nahtodeserfahrungen scheint auch gerade Johanna Jacob zu machen. Für alle, bei denen nicht sofort der Groschen fällt: Die 73-Jährige ist ein Blatt des überblondierten, dauergewellten, bepudelten, drallen JacobSisters-Kleeblattes, das mit Smashhits wie „Klatsch klatsch Schenkelchen“, „Ticke Ticke Tacke – jeder hat ne Macke“ oder dem „Gartenzwergmarsch“ bekannt geworden ist. Johanna jedenfalls musste von ihren Schwestern Rosi und Eva in der Psychiatrie abgegeben werden. Diagnose: Demenz. Wie lange das grausame Gehirnzellenfressen schon geht (ticke ticke tacke) ist nicht bekannt. Wohl aber, dass die gebürtige Sächsin in einem kärglichen Krankenzimmer mit abgeschlossenen Türen sitzt – und sie zu ganz großer Fahrt aufbricht. „Sie denkt, sie lebt auf einem Kreuzfahrtschiff“, offenbarte eine der ununterscheidbaren Jacob-Sisters der Boulevard-

Wie gefährlich aufgepeitschte Menschenmengen werden können, weiß man ja nirgends besser als: nein, nicht Ägypten. Nein, auch nicht Irak. Genau: in Baden-Württemberg. Gerade hat sich der Bahnhofstumult in Stuttgart etwas gelegt, da geht schon wieder ein neues Gespenst um im Ländle: die „Borkenkäferapokalypse“! Wie konnte es dazu kommen? Einhundert Greenpeace-Jugendliche mit hellgrünen Kapuzenpullovern und pressefotokompatiblem Eingeborenenkopfschmuck zogen Anfang Oktober mit Schildern bewaffnet erst durch die Fußgängerzone von Baden-Baden, später dann mit einem aggressiv großen Holzschild von zwei mal zwei Metern in einer Sieben-Tage-Wanderung von Stuttgart bis in den Schwarzwald. Ihre skandalöse Forderung: aus dem Nordschwarzwald einen Nationalpark machen. Wegen Artenschutz, Tourismus und Arbeitsplätzen. Und weil Baden-Württemberg neben den Losern in Rheinland-Pfalz das einzige Bundesland ohne Nationalpark ist. 65 Prozent der Bewohner des Bundeslandes unterstützen das zwar, es gibt aber eine renitente kritische Gegenpartei, den Verein „Unser Nordschwarzwald“. Dort will man keine Urwaldfestung wegen Borkenkäfern, Wölfen und Arbeitsplätzen. Bevor der Konflikt eskaliert und wieder irgendein Rentner sein Augenlicht verliert, könnten doch als Kompromiss zur Güte statt Heiner Geißler diesmal eine Schweizer Garde anrücken und die Borkenkäfer bewachen. Die haben es nicht so weit und offensichtlich noch Kapazitäten.

die Anklage so viele Zeugen, Dokumente, Fotos und Videos zusammengetragen, dass „ausreichend Beweise für den dringenden Verdacht vorliegen, dass der Angeschuldigte jedes der ihm zur Last gelegten Verbrechen begangen hat“. Das ist die Voraussetzung für eine Hauptverhandlung. Internationale Strafgerichtsverfahren sind schwierig. Sie sind schwierig, weil sie wahnsinnig lange dauern und sie sind schwierig, weil man sich angesichts der grotesken Verbrechen so verdammt schwer tut mit der Unschuldsvermutung. Charles Taylors Verfahren beispielsweise dauerte neun Jahre. Es begann im April 2003 und endete im März dieses Jahres mit einem Schuldspruch. Das ist nicht nur enervierend für die zuständigen Richter, Beisitzer und Chefankläger, es ist auch nicht im Sinne der Opfer, die oftmals Jahre warten mussten, bis der Täter gefasst war und sie dann Zeuge eines quälend langen Prozesses wurden. Auf diese Weise konnten sie nur schwer mit den Verbrechen abschließen.

Und die Unschuldsvermutung? Ein Angeklagter ist solange unschuldig, bis ihm die vorgeworfenen Taten auch nachgewiesen werden. Es kann bei Karadzic also nur darum gehen, ob er für die ihm vorgeworfenen Taten auch im strafrechtlichen Sinne verantwortlich ist. Hat er es gewollt? Also vorsätzlich gehandelt? Gibt es eventuell Ausschlussgründe? Darunter fallen unter anderem Notwehr oder auch seelische Krankheiten, die den Angeklagten die Rechtswidrigkeit seines Handelns nicht erkennen ließen. Was so theoretisch klingt, ist die humanistische Grundlage, auf die wir uns doch eigentlich gerne geeinigt haben. Es soll fair zugehen. Keiner soll vorverurteilt werden. Und schon gar nicht sollte man, wie die Amerikaner es mit Osama bin Laden gemacht haben, jemanden ohne Gerichtsverfahren einfach erschießen, sobald man ihn aufspürt. Das kann also nur bedeuten: So unerträglich Karadzics Worte auch waren, sie gehören zu einem internationalen Strafgerichtsprozess leider dazu.

Die monatliche Apokalypse in drei Akten von Greta Taubert Schotten dicht I Dass wir kurz vor dem kontinentalen Exitus stehen, wissen mittlerweile nicht nur die Rettungsschirmherren von der EU. Es hat sich auch bis zum ewig neutralen Alpenländchen Schweiz herumgesprochen. Noch hat zwar niemand an die unendlichen Gold- und Banknotenreserven gedacht, die dort schlummern, aber dass diese unersättlichen Hallodris aus dem Süden irgendwann auch danach trachten, kann nur eine Frage der Zeit sein. Deswegen hat das Verteidigungsministerium auch schon mal vier Polizeibataillone mit insgesamt 1600 Mann losgeschickt, um die Landesgrenzen zu sichern. Das Manöver „Stabilo Due“ soll Flüchtlingsströme und Unruhen schön draußen lassen aus der Alpenidylle. Außerdem hält das Verteidigungsministerium fünf Milliarden Schweizer Franken, 100 000 Soldaten und einen Kampfjet parat, falls es tatsächlich zu einer „dramatischen Eskalation der Lage in den EU-Krisenstaaten“ kommt, wie die Schweizer Zeitung „Sonntag“

schreibt. „Ich schließe nicht aus, dass wir in den nächsten Jahren die Armee brauchen“, erklärte Verteidigungsminister Ueli Maurer. Es ist natürlich auch ziemlich erschreckend, wie die „irren Nazigriechen“ (BILD) allein auf den „Besuch der kalten Dame“ (Die Zeit) Angela Merkel reagieren und einfach Plakate von ihr in Hitleruniform in zum Beispiel ein Bäckereischaufenster hängen. Oder wie ein militanter Rentnermob in Gesundheitsschuhen eine EU-Fahne versucht abzufackeln. Oder ein Vermummter mit einer Wasserspritzpistole vor dem Schutzschild eines Polizisten-Turtles herumfuchtelt. Die Kanzlerin bekam davon bei ihrem ach-so-mutigen Griechenland-Besuch allerdings nichts mit. Ihr wurde am Flughafen die deutsche Hymne als Ständchen geblasen, Premier Antonis Samaras begrüßte sie als „Freundin“ und eine gepanzerte Limousine eskortierte sie durch menschenleer geräumte Viertel. Die Presse sprach von der „Festung Athen“. Nur ein paar Journalisten durften mal kurz mit hineinschlüpfen, die dann Festungsfräulein Merkel auch gleich nach ihren Prognosen für die Zukunft Griechenlands befragten – was ja auch die

J'accuse von Uta Schwarz „Eigentlich hätte ich Anerkennung verdient“, so beginnt Radovan Karadzic am 15. Oktober dieses Jahres mit leiser Stimme seine Verteidigung. Karadzic, dem unter anderem die Planung des Massakers von Srebrenica, bei dem 1995 über 7000 Jungen und Männer ermordet wurden und die Belagerung Sarajevos, bei der 12000 Menschen starben, vorgeworfen wird. Radovan Karadzic war einer der meist gesuchten Männer der Welt, bis er im Sommer 2008, nach fast 13 Jahren der erfolglosen Jagd, gefangen genommen wurde.

In den vergangenen zwei Jahren hat die Anklage des Jugoslawien-Tribunals ihre Punkte vorgebracht. Karadzic werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Das Gericht hat diesen Anklagepunkten stattgegeben. Seit Mitte Oktober ist nun die Verteidigung am Zug, in diesem Fall Karadzic selbst, da er auf einen Verteidiger verzichtet hat. Und als allererstes erklärt er sich quasi zum Pazifisten, sagt, er sei ein toleranter Mann, der Frieden suchte und menschliches Leiden verringern wollte. Was er nicht sagt: Ich bin es nicht gewesen. Er kann das auch gar nicht sagen. Denn in den 13 Jahren seiner Flucht hat

Schweiz interessieren dürfte: „Ich sehe Licht am Ende des Tunnels“ antwortete Merkel. Schotten dicht II

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Medizin / Feuilleton

von Dr. Inge Schwenger-Holst, Medizinerin, Unternehmerin und Vorsitzende des Vereins call a doc.

Keine Gleichberechtigung beim Herzinfarkt Weit gefehlt, denn seit 2002 steigt die Herzinfarktrate bei Frauen stetig an und inzwischen sind sie es, bei denen der Infarkt oft tödlich endet, und zwar in fast 56% der Fälle. Während es auf der Leinwand immer die Manager-Machos sind, die sich an die Brust greifen und atemlos auf der Strecke bleiben, schienen Herzschmerzen bei Frauen nur dann obligat, wenn James Bond persönlich sich auf ihre Schreibtischplatte hockte. Doch das Organ, das Sean Connery durcheinanderbrachte, macht in der öden Realität wirklichen Ärger. So wird die weibliche Infarktversion von Ärzten nicht nur unterschätzt, sondern oft gar nicht erkannt. Nahezu jedermann kennt die Symptome des (männlichen) Infarktes: krampfartige linksseitige Schmerzen, die in den Arm ziehen. Genau die aber sind beim Weibe so gar nicht typisch: Eva klagt eher über Rücken- und Oberbauchschmerzen oder Übelkeit. Hinzu kommen ungewohnte Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Nackenschmerzen. Es ist allgemein anerkannt, dass das Östrogen im weiblichen Blut vor Herzinfarkt schützt, doch es sind lange nicht mehr nur Frauen jenseits des Klimakteriums, die sich um ihre Kranzgefäße sorgen müssen. Gerade der Stress zwischen Familie und Beruf, psychische Belastungen und Hektik sind es, die auch junge Frauen ab 20 gefährdet sein lassen. In diesem Zusammenhang erscheint es fast als Groteske, dass Frauenheilkundler sich zwischen Brüsten und Unterleibsorganen bewegen und kaum eine Idee davon haben, was es denn sonst an weiblichen Extras gibt. Wohltuend, dass sich immer mehr innere Abteilungen, so die Abteilung für Frauengesundheit der Klinik für Kardiologie der Charité in Berlin, mit diesem Thema beschäftigen. Hier forscht und kümmert sich nicht 007, sondern Professor Verena Stangel um die Besonderheiten von Frauenherzen. Unbedingt ansprechbar ist auch das Deutsche Herzzentrum und die anderen medizinischen Centren und Ärzte von calladoc.

CALL A DOC die 24-7 Hotline für Ihr medizinisches Problem 01805 - 32 13 03 (0,14 EUR/min aus dem Festnetz)

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Bo nd we i n –B tn löd ich sinn t. !

Sein Name ist Connery. (Thomas) Sean Connery, doch die ganze Welt kennt und verehrt ihn als Bond. James Bond. Zum 50-jährigen Jubiläum der Agentenserie gab der am 25. August 1930 in Edinburgh geborene Schauspieler und Oscar-Preisträger (1988 für „Die Unbestechlichen“) Marc Hairapetian bei einem privaten Kurzbesuch in Berlin ein exklusives Interview. Inzwischen zum Sir geadelt, präsentiert sich der immer noch blendend aussehende „Sexiest Man of the Century“ (1999) unprätentiös und offen.

Korrektur In unserem Interview mit Prof. Dr. Wolfgang Welsch, Ausgabe Nr.26, S.9, ist uns ein Fehler unterlaufen: Leider haben wir eine Potenz nicht richtig dargestellt. Das menschliche Gehirn weist natürlich nicht bloß 1014, sondern ca. 100 Billionen Verbindungen, also 1014, auf. Dabei überwiegen die Bahnen innerer Kommunikation gegenüber denen äußerer Interaktion im gigantischen Verhältnis von 10 Millionen zu 1, also 107 : 1.


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Daniel Craig hat eine neue Härte in die Reihe gebracht, die ich damals angedeutet hatte und die meinen Vorgängern abhanden kam oder nicht so wichtig war. gemacht - er war mehr Dandy als ich, wie schon zuvor in „Die Zwei“, wo er mit Tony Curtis ein hinreißendes Team gebildet hatte. Ich war aber der bessere Kämpfer in den Bond-Filmen. Das glaube ich, kann ich mit Fug und Recht behaupten.

ner Ansicht nach nicht so überzeugend aus, wie wirklich gedrehte Action-Szenen. Auch wenn wir damals nur mit Platzpatronen geschossen haben. Geblieben ist, dass es fast immer bei den Gegenspielern um die Weltherrschaft geht. Waren Sie früher allerdings größenwahnsinnige Tyrannen und Militaristen, können es heute Wirtschaftsbosse und Medienmogule sein. Da ist die Reihe sehr am Puls der Zeit - und das finde ich gut. Was ist ihr Lieblings-James-Bond-Film? Connery: Sie werden lachen - einer in denen ich nicht mitgespielt habe: „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ hat nach mehrmaligem Sehen einen sehr guten Eindruck auf mich hinterlassen. Sehr ernsthaft, sehr romantisch und tragisch, wenn Bonds Gattin Tracy, die von der umwerfenden Emma Peel, pardon, Diana Rigg gespielt wird, nach der Hochzeit von Ernst Stavro Blofelds Assitentin Irma Bunt erschossen wird. George Lazenby hat die Szene ja alternativ weinend gedreht, wenn er Tracy tot in seinen Armen hält.

Wir hatten früher auch immer die neuesten technischen Spielereien, aber alles war real gedreht. Heute wird mit Digitaleffekten getrickst, aber die sehen meiner Ansicht nach nicht so überzeugend aus, wie wirklich gedrehte Action-Szenen.

Interview von Marc Hairapetian Auch wenn Sie beim Fernsehfilm „Casino Royal“ aus den 1950er Jahren mit Barry Nelson einen Vorgänger und später von Roger Moore bis Daniel Craig im Kino eine Reihe von Nachfolgern hatten und haben, gelten Sie als James-Bond-Darsteller schlechthin. Was bedeutet Ihnen das im Angesicht des 50-jährigen Jubiläums der weltberühmtesten Agentenserie? Sean Connery: Eine Menge. Ich bin gerührt, aber nicht geschüttelt! (lacht) Als wir vor 50 Jahren „ James Bond jagt Doktor No“ drehten, konnten wir bei weitem nicht ahnen, wie erfolgreich die 007-Filme werden würden. Ich dachte zuerst, ich würde nur einen schönen Urlaub auf Jamaika haben, aber dann hatte ich kurze Zeit später bezahlten Urlaub in aller Welt. Allerdings war es auch harte Arbeit, wie Sie sich denken können. James Bond scheint inzwischen unsterblich geworden zu sein auch ohne mich. Er ist Teil meines Lebens - ihm verdanke ich meinen Durchbruch als Schauspieler, denn vorher war ich nur ein unbekannter Schotte, den viele meiner eng-

lischen Kollegen nicht ernst nahmen. Aber ich bin nicht James Bond - ich bin Thomas Sean Connery. Sehen Sie sich den neuen Bond-Film „Skyfall“ an? Connery: Da komme ich nicht umhin. Der Trailer ist recht vielversprechend. Einen Setbesuch habe ich allerdings abgelehnt - ich wollte nicht die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Die sollten in Ruhe arbeiten. Und ich bin sicher, dass Daniel Craig wieder alle überzeugen wird. Er hat eine neue Härte in die Reihe gebracht, die ich damals angedeutet hatte und die meinen Vorgängern abhanden kam oder nicht so wichtig war. Das ist sehr nobel von Ihnen, hatte Daniel Craig sich doch vor einigen Jahren recht kritisch über sie als Bond-Darsteller geäußert. Connery: Ach, das haben wir längst ausgeräumt. Das wurde von der Boulevardpresse nur künstlich aufgebauscht. Daniel sagte mir ehrlich, dass er mit Roger Moore als 007 aufgewachsen wäre - und das muss ich einfach respektieren. Roger hat das sehr charmant

Er ist Teil meines Lebens – ihm verdanke ich meinen Durchbruch als Schauspieler, denn vorher war ich nur ein unbekannter Schotte, den viele meiner englischen Kollegen nicht ernst nahmen. Aber ich bin nicht James Bond - ich bin Thomas Sean Connery.

Wie sehr hat sich die Bond-Reihe im Laufe der Jahrzehnte geändert? Connery: Na, das liegt doch auf der Hand. Es gab und gibt nicht nur andere Protagonisten und Bösewichte, sondern die Optik ist ganz anders. Wir hatten früher auch immer die neuesten technischen Spielereien, aber alles war real gedreht. Eine viel größere Herausforderung an Pyrotechniker und Filmarchitekten. Ken Adam, der ja auch für Filmgenie Stanley Kubrick arbeitete, hat für „Du lebst nur zweimal“ 1967 mit dem in einem erloschenen Vulkan steckenden Weltraumbahnhof eines der größten Filmsets der Kinogeschichte geschaffen. Heute wird mit Digitaleffekten getrickst, aber die sehen mei-

Doch damals hieß es: „Bond weint nicht.“ Blödsinn! Der instrumentale Main-Title vom leider inzwischen verstorbenen John Barry ist mitreißend und passt perfekt zu den schwungvollen Ski- und Kampfszenen in der Schweiz. Lazenby war gut. Man hätte ihm eine weitere Chance geben sollen, doch dann wurde ich 1971 für „Diamantenfieber“ reaktiviert. Sicher der schwächste Film der Reihe. Warum? Connery: Spannungsarm, albern und vor allem schwulenfeindlich! Mr. Wint und Mr. Kidd waren als Gegenspieler ein überzogen tuntiges Gespann, das alle Homosexuellen


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Feuilleton

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Mr. Wint und Mr. Kidd waren als Gegenspieler ein überzogen tuntiges Gespann, das alle Homosexuellen nur als perverse, bösartige Schwachköpfe diffamierte. Ein bisschen schäme ich mich dafür, da mitgewirkt zu haben. nur als perverse, bösartige Schwachköpfe diffamierte. Ein bisschen schäme ich mich dafür, da mitgewirkt zu haben. Es war damals die Zeit der sexuellen Befreiung, doch der Schuss ging nach hinten los. Und was ist der beste Bond-Film, in dem sie mitgewirkt haben? Connery: Auf jeden Fall „Du lebst nur zweimal“. Die teilweise unter Wasser und im Weltraum spielende Geschichte war packend, Donald Pleasance als Blofeld ein genialer Widersacher und es gab viele Gadgets, die mir gefielen. Zum Beispiel die schießende Zigarette, die mir Tiger Tanaka übergibt. Cool war auch der schwer bewaffnete Tragschrauber „Little Nelie“! Ich habe die Drehzeit in Japan und auf den Bahamas wirklich sehr genossen - alle dort waren so freundlich zu uns! Mit Akiko Wakabayashi als Aki und Mie Hama als Kissy Suzuki hatte ich wirklich die liebreizendsten Partnerinnen, die man sich nur vorstellen kann. Wussten sie, dass Akiko zuerst die Rolle der Kissy Suzuki spielen sollte? Aber aufgrund ihrer internationalen Schauspielerfahrung zog sie ein modernes Mädchen denn einer

traditionellen asiatischen Schönheit vor, musste dafür allerdings einen tragischen Filmtod in Kauf nehmen. Und Eure deutsche Schauspielerin Karin Dor war auch durch und durch eine hinreißend schöne Dame und liebenswerte Kollegin! Der beste Agentenfilm, der je gemacht wurde, ist aber „Der Spion, der aus der Kälte kam“ mit Richard Burton als heruntergekommenen, desillusionierten britischen Geheimdienstler, der sich zu Zeiten des Kalten Kriegs einen verbalen Schlagabtausch mit Oskar Werner als DDR-Vize-Abwehrchef liefert. So etwas wurde mir damals leider nicht angeboten. John Le Carré ist doch anspruchsvoller als Ian Fleming. Sind Sie nicht auch ein wenig betrübt darüber, dass sie erst spät mit „Der Name der Rose“ oder „Die Unbestechlichen“ als Charakterschauspieler wahrgenommen wurden? Schließlich haben Sie schon 1965 in dem britischen Antikriegsfilm „Ein Haufen toller Hunde“ brilliert. Connery: Es freut mich sehr, dass Sie diesen Film von meinem ebenfalls verstorbenen Freund Sidney Lumet genannt haben.

Gab es eigentlich etwas, das sie an den BondFilmen überhaupt nicht mochten? Connery: Ja, dass ich ein Toupet tragen musste. Heute ist zum Glück ein kahles Oberhaupt kein Makel für Männlichkeit. Er bedeutet mir sehr viel. Er war ganz anders als die Bond-Filme. Schwarzweiß im glühend heißen Spanien gedreht, das den Schauplatz für ein Militär-Strafgefangenenlager in Nordafrika im Zweiten Weltkrieg bilden sollte. Als der wegen eines Angriffs auf seinen Vorgesetzten degradierte Sergeant-Major Joe Roberts, lehne ich mich gegen den von Ian Hendry fantastisch verkörperten, sadistischen Sergeant Williams auf und prangere die Missstände im Lager an. Damals wollte man mich nur als Bond sehen, doch einige Kritiken waren gut. Heute ist der Film ein kleiner Klassiker, auf den ich stolz bin.

Gab es eigentlich etwas, das sie an den Bond-Filmen überhaupt nicht mochten? Connery: Ja, dass ich ein Toupet tragen musste. Heute ist zum Glück ein kahles Oberhaupt kein Makel für Männlichkeit. Sehen wir Sie noch einmal vor der Kamera? Harrison Ford will Sie angeblich für Indiana Jones 5 reaktivieren. Connery: An sich habe ich ja 2005 meinen Rücktritt vom Film bekannt gegeben, doch man sollte – wie im Bond-Film mit meinem Freund Klaus Maria Brandauer – niemals nie sagen, wenn Geschichte und Gage stimmen.


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Tangomat GMT, durch und durch Glashütte. Das Design basiert auf dem des NOMOS-Klassikers Tangente. Ausgestattet mit dem Automatikkaliber Xi und so um eine pfiffig konstruierte zweite Zeitzone bereichert, verrät die Uhr, wo man selbst und wie spät es anderswo ist. Für Kenner guter Gestaltung und Uhrmacherei feinsten Kalibers. Für 3080 Euro etwa bei: Augsburg: Bauer & Bauer; Berlin: Christ KaDeWe, Lorenz; Bielefeld: Böckelmann; Bonn: Hild; Bremen: Meyer; Darmstadt: Techel; Dortmund: Rüschenbeck; Dresden: Leicht; Düsseldorf: Blome; Erfurt: Jasper; Hamburg: Becker; Koblenz: Hofacker; Köln: Berghoff, Kaufhold; Ludwigsburg: Hunke; Lübeck: Mahlberg; München: Bucherer, Fridrich, Kiefer; Münster: Freisfeld, Oeding-Erdel; Stuttgart: Niessing; Ulm: Scheuble. Und überall bei Wempe. www.nomos-store.com und www.nomos-glashuette.com


Das Wetter

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das wetter von Nurcan Özdemir wetter@trafficnewstogo.de

USA, SÜDSTAATEN

61° 19' 0'' N, 14° 50' 0'' E Klirrende Kälte mit Schneehöhen

40° 0' 0'' N, 100° 0' 0'' W Schwül mit massiven Gewittereinbrüchen

Eingeschneite Straßen und Häuser, verlassene Autos, ein schmutziger Schneemann, der einsam im Garten steht. Winter in Schweden kann deprimierend sein. Mit diesem Thema beschäftigt sich der Fotograf Lars Tunbjörk. Für seine Serie „Vinter/Winter“, die die Berliner Galerie Swedish Photgraphy im Rahmen des „Europäischen Monats der Fotografie“ zeigt, ist der Schwede zwischen 2004 und 2007 durch sein Heimatland gereist, um die melancholische Winteratmosphäre Nordeuropas einzufangen. Und den mentalen Zustand, der die Menschen Skandinaviens in der dunklen Jahreszeit umgibt. So sind auch Porträts von Menschen zu sehen, in ihrem Zuhause, bei der Arbeit, in Cafés oder auf Partys. Obwohl er mit dem Projekt ursprünglich seine eigene depressive Stimmung bewältigen wollte, die ihn regelmäßig in den Wintermonaten heimsuchte, gelang es Tunbjörk, eine Serie von feinen Beobachtungen zu schaffen, die er ohne jeglichen Pessimismus entwickelte. Sein subtiler Humor mit oft skurrilen Motiven zieht sich dabei wie ein roter Faden durch sein Werk. Zu sehen ist die Ausstellung von 20.Oktober bis 15.Dezember 2012.

Quentin Tarantino schlägt wieder zu. Der Kultregisseur arbeitet bereits auf Hochtouren daran, uns definitiv kein besinnliches Weihnachten zu bescheren. Denn in seinem neuen Werk „Django Unchained“, das in den USA pünktlich zum Fest der Liebe am 25.12.2012 erscheint, wird es gewohnt brutal. Da sieht man Schüsse, Explosionen, vor Schreck wiehernde Pferde, panische Männer, abgerissene Arme und Beine. Wir befinden uns auf der blutigen Reise durch die Südstaaten, zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg. Unsere Reiseführer sind der Sklave Django (Jamie Foxx), der an der Seite des deutschen Kopfgeldjägers Dr.King Schultz, gespielt von Christoph Waltz, skrupellose Gangster jagt und zur Strecke bringt. Mit „Django Unchained“ beschert uns Tarantino seinen ersten waschechtern Western, in welchen er sicherlich viel Herzblut gesteckt hat, denn der gehört zweifellos zu Tarantino Lieblingsgenres. Neben sich nach bekannter Tarantino-Manier ins Gedächtnis einbrennende Bilder, wird dieser Film aber wie gewohnt durch seine Dialoge brillieren. Das Drehbuch, das bereits seit Monaten im Netz zu finden ist, hat das bereits verraten. Der Film startet in Deutschland jedoch erst im Januar 2013.

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USA, NORDSTAATEN 40° 0' 0'' N, 100° 0' 0'' W Stürmisch mit kräftigen Schauern

Der stürmische Herbst, der uns im November sicher fest im Griff haben wird, passt zur Thematik des neuen Films von Regiegenie Steven Spielberg. „Lincoln“ erreicht uns pünktlich zum Oscarcountdown und konzentriert sich auf Enthüllungen während der letzten stürmischen Monate im Amt des 16. amerikanischen Präsidenten. Abraham Lincoln, gespielt von Daniel Day-Lewis, führt 1861 bis 1865 die Nordstaaten in den Bürgerkrieg. Während die Nation durch grundlegende Umwälzungen geteilt ist, ist es Lincolns erklärtes Ziel, den Krieg zu beenden, das Land wieder zu einer Nation zu vereinen und die Sklaverei abzuschaffen. Man darf gespannt sein auf ein vermutlich gewaltiges Biopic über einen der bedeutendsten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. „Lincoln“ startet am 9. November in den USA und wird im Frühjahr 2013 in die deutschen Kinos kommen.

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© Mana Verlag

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NEUSEELAND

40° 50' 37'' S, 172° 28' 59'' E Sommerlich heiss

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Neuseeland war der diesjährige Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse. Rund 70 Autoren kamen zur Messe, viele mit deutschen Neuerscheinungen. Unter ihnen Chad Taylor. Der Neuseeländer stellte mit seinem fiktiven Roman „Lügenspiele“ ein literarisches, urbanes Roadmovie vor: Nach einem rätselhaften Überfall in ihrer Wohnung landet die Aucklander Studentin Catrina im Krankenhaus. Kaum entlassen, begibt sie sich mit ihrer besten Freundin auf eine Reise in ein Hotel auf dem Land, um dort deren Geburtstag zu feiern. Doch wo bleiben die übrigen Gäste? Und wer sind die nächtlichen Hotelbesucher? In die Schilderungen der Ereignisse durch die Erzählerin Catrina mischen sich Erinnerungen, Fantasien und großstädtische Mythen. Chad Taylors Novelle ist die Geschichte einer Flucht, von Liebe und Erotik und der Schwierigkeit zu definieren, was Wahrheit ist. Übersetzt von Dietmar Hefendehl, 2. Auflage. MANA-Verlag, 2012

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© sony pictures

SCHWEDEN

© Lars Tunbjörk

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Sport

Ausgabe N°27 • Oktober / November 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

Archive

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Intellectual Fight Club von Helmut Kuhn Ringseile gibt es hier nicht. Wer K.o. geht, knallt auf den Asphalt. Iepe testet den Sound. Das Schachbrett wird aufgebaut. Es wird dunkel. In der vierten Etage des Parkhauses Kreuzberg am Kottbusser Tor soll ein illegaler Demonstrationskampf im Schachboxen stattfinden. Jesus, der kubanische Trainer des Berliner Chessboxing Clubs, erwärmt die beiden Kämpfer an den Pratzen. Da tauchen plötzlich fünf Typen auf. Was wir hier machen. Wer wir sind. Schnell wird klar: Hier ist Gangland. Das ist ihr Territorium und wir sind nicht angemeldet. „Äh, so was wie Fight Club”, erklärt Iepe. „Schachboxen“. Die Typen schauen uns mit großen Augen an. „Wie geht denn das …?“ Nicht das Schach bestimmt das Boxen, das Boxen bestimmt das Schach. Es geht um Kontrolle. Das Adrenalin kontrollieren. Adrenalin schießt in den Kopf. Es sackt beim Boxen in die Beine. Du musst flüchten oder angreifen, auf dem Brett wie im Ring. Der Trick ist es, das Adrenalin beim Schach zu kontrollieren. Das ist Schachboxen. In einem Schachboxkampf treten zwei Sportler abwechselnd im Schach und im Boxen gegeneinander an. Ein Kampf geht über sechs

Runden Schach und fünf Runden Boxen. Zwischen den Runden liegt eine Pause von einer Minute. Der Kampf endet durch Schachmatt, K.o., Ablauf der Bedenkzeit, Disqualifikation oder Aufgabe. Endet das Schachspiel Remis, entscheidet die Punktwertung im Boxen. Die jeweilige Schachrunde hat keinen Einfluss auf die nächste Boxrunde. Die Boxrunde hat einen sehr direkten Einfluss auf die nächste Schachrunde. Nach drei Minuten im Ring ist der Körper auf achttausend Umdrehungen. Das Gehirn hat Erschütterungen mit einer Gewalt zwischen 150 und 320 Kilogramm oder einer Geschwindigkeit von 180 bis 340 Km/h ausgehalten. Das entspricht dem Gewicht eines Ochsen oder einem Tornado der Stufe drei. Gleichzeitig produziert das Nebennierenmark Adrenalin mit dem Ehrgeiz eines Dampfstrahlers, weil es denkt, es wird abgeschlachtet. Es fällt schwer, sich in diesem Zustand auf etwas von der Größe eines Krippe-Josef auf einem irritierenden Muster zu konzentrieren. Wenn das Schachbrett nach der Boxrunde in den Ring getragen und dort aufgebaut wird, hat man seinen letzten Zug vergessen. Man schnappt nur noch nach Luft. Man hat alles vergessen. Es geht um Kontrolle. Das Adrenalin kontrollieren. Schachboxen ist eine Philosophie. Nicht im Sinne von Leben. Im Sinne von Überleben. Er-

funden hat es der holländische Aktionskünstler Iepe Rubingh. Als Junge las er in einem ScienceFiction-Comic von Enki Bilal über einen Helden, der in der Zukunft einen Schachboxkampf zu bestehen hatte. 2003 organisierte Rubingh die erste „Weltmeisterschaft“ in Amsterdam. Aus der Kunstaktion wurde ein Hybridsport, der um die Welt zieht: Schachboxer gibt es in London, Los Angeles, sowie in Indien. Die besten Schachboxer der Welt kommen derzeit aus Sibirien. In Berlin Mitte sind es rund 150. Jeden Abend ist Training in einer Boxhalle unter der Stadt. Es ist ein konzentriertes Boxtraining, dazwischen sitzen sie auf dem Boden, im Ring, vor den Schachbrettern und den Uhren. Es sind freischaffende Anwälte, Webdesigner, Journalisten. Praktikanten, Studenten, Werber, Schauspielerinnen, Teilzeitinformatiker. StartUp-Szene, die gesamte Palette. Schachboxen ist ihre Strategie. Nicht im Sinne von Clausewitz. Im Sinne von Tyson. Schachboxen ist ihre Kommunikation. Nicht im Sinne von Du. Im Sinne von Ich. Die Verabredung ist: ’ne halbe Stunde auf die Fresse hauen ist okay. Tack. Die Verabredung ist: Läuft die Uhr ab, ist’s aus. Tack. Die Verabredung ist: Teil einer Welt zu sein, in der nur der mittelbar nächste Zug zählt. Tack. Mitglied in einem Club zu sein, in dem man lernt,

sich intelligent durchzuschlagen. Tack. Insigne dieser Mitgliedschaft ist ein Ring. Tack. Ein silberner Ring, auf dem ein Boxhandschuh einen Springer hält. Tack. Wie in einer Sekte. Tack. Schachboxen ist eine Utopie. Nicht im Sinne von morgen. Im Sinne von jetzt. Die Jungs von der Kotti-Gang im Parkhaus sind begeistert. Nette Kerle. „Okay. Wir helfen Euch. Zwei von uns machen die Tür, Security“, bieten sie an. Schachboxen verbindet. „And now, ladies and gentlemen, eleven rounds of chessboxing“, grollt der Ring Announcer. Der Intellectual Fight Club ist voll. Das Bier kalt. Der Kampf beginnt. www.cbcberlin.de Training von Mo-Fr. 20.00-21.30 h Franz-Mett-Sporthalle Gormannstraße 13 sport@trafficnewstogo.de

Helmut Kuhn: Gehwegschäden. Roman Frankfurter Verlagsanstalt 2012 22,90 Euro


i a m a n e gat ive m a n i ma k e pos it ive s i am a ne g ati v e ma n not only bl a c k & w hit e bu t a l l sh a d e s of gr ay in be t w e e n i a m a n al c he m is t h i d e y o u r silve r s e rvic e y o u r si lve r je w e l ry befor e i tu r n i t i nt o s ilve r e m ul s ion l i g h t se ns it ive i a m a f r e e z e r of m om e nt s fra c ti o n s o f se c onds m a ke a n im a ge ti me s t ol e n an d i wi l l th r ow it ba c k on y ou d e c a d e s l at e r an d y o u wo n ' t b e l ie ve y our fa c e i a m a thie f of t im e s eco nd b y se c o n d b y fr a c t ion of s e c onds a n d sti l l t im e pa s s e s mi n u s th e m om e nt s i s t e a l b u t what is t im e a n y way

Je rry Berndt

S acred Pro fane C h a pter XX


Wa n n a b e p i m p, 1 0 a m , Wa s h i n g to n S t. T h e C o m b at Z o n e , B o s to n , MA., 1 9 6 8

So it's 1 0 am, an d I' m walking dow n th e s tree t after a night

A h m a n , I t e l l h i m, w h e re w e

of hang in g ou t with pim ps &

gonna d o i t .

prostitu te s , try ing to m ake a

In yo u r c a r h e s a y s .

few sen s ible ph otogr aphs of

B ut I d o n 't h a v e a c a r.

the sce ne wh en t his young guy

Then you're just a jerk he tells me.

comes u p to me, all dr essed out

Yeah , ma y b e I a m, b u t y o u a re

in his p imp s u it, and offer s m e

too c o o l .

hi s girl for $1 0.

You lo o k f l y ! ( F ly w a s t h e u l t i ma t e c o mp l i m ent i n t h o s e d a y s . ) S o m a n , l e t me t a k e y o u r p h o t o , and h e s t ri k e s t h i s p o s e .


He y, w h a t a re yo u d o i n g , a n d O n t h e l e f t is An g e l , a n d o n

I sl i p p e d i n to my sp i e l a b o u t

t h e ri g h t M i ssi ssi p p i so me ti me

h o w b e a u ti fu l th e y l o o ke d , a n d

l a t e r i n t h e a fte rn o o n ,

so o n a n d so o n , a n d th e n w e

trying to catch some businessmen

a l l l a u g h e d , a n d b e ca u se b u si -

on their way home from work.

n e ss w a s sl o w, th e y w e n t i n to

I h a d b ra s s b a l l s i n th o se

a b a r to h a ve a d ri n k.

d a y s , I g u e ss, b e ca u se w i th o u t

I n e ve r sa w th e m a g a i n .

saying anything I s i mp l y w a lke d cl o se to th e m a n d t o o k t h is sh o t.

Tw o p r o s t i t u t e s , Wa s h i n g to n S t. , T h e C o mb at Z o n e , 1 9 6 7

In order to gain some sort of credibility in the bars as a hip white kid who just happened to have a camera without a flash I would sit in with the R&B bands, playing blues harmonica. I was pretty good‌good enough to have sat in with Muddy Waters one time. This is afte r the bar closed for the ni ght, an d Mo ne y W illiam s is the guy in t he p ho to . He was the bass play er. Nic e firs t n ame, no? M oney.

3 a m , T h e Co mb at Zo n e c.1 9 6 9


S to r e f r o n t c h u r c h S o u t h C e n t r a l g h e t to, L o s An g eles 2 0 0 5

South Ce ntral L .A ., one of the

D a mn e d i f I w as g o i n g to g e t

toug h es t plac es in the whole

B ut a l o n g w i t h a l l t h e s h o o t i n g

out of the car

L. A. are a. You would sleep with

ther e w e re c h u rc h e s o n

a n d t a k e a p h oto g ra p h , e ve n i n

ear p lu gs for all the gun shots

alm o s t e v e ry c o rn e r.

b ro a d d a y l i g h t .

going on a ll n ig ht long.

T his i s o n e o f my d ri v e b y

Drive b y s h oo tings.

shoo t i n g s .

As I was s ay in g, S outh Centr al L.A . is one tou gh p la ce. B ut it has som e r e a l l y toug h minis ters too. The pre ac he r is in the m iddle of a ser m o n about h ow y o un g gir ls can keep fr om becomin g pre gn ant.... just k ee p y o ur legs together, he said. The word o f God.

Fa me C h u r c h , E a s t e r S u n day, L o s An g eles So u th C en tr al G h etto 1 9 9 9


O u r L a d y o f t h e R o s e s S h r i n e , Q u e e n s , N . Y. 1 9 8 0 . W o man pr ayi n g befo r e vig il.

I t 's N e w Ye a rs e v e , a n d c o l d Queens, N.Y., just near JFK air-

a s a w e l l d i g g e r's a s s , a n d t h i s

port, and a woman claimed to get

o l d w o ma n i s o n h e r k n e e s ,

I a l mo st cri e d a t th e stre n g th

messages from the Virgin Mary.

p ra y i n g f o r h e r s o u l .

o f he r b e l i e f.


L o s A n g e l e s d r u g r e h a bili tat i o n c h u r c h c .1 9 9 9

Drug addicts in a program that

I'm not sure it works but how

uses prayer to cure addiction.

wonderful the sight of fellow junkies helping one old addict hold his arms up in the air in prayer. Perhaps this is what true religion really is.

Same drug addict program, same treatment‌prayer. What more is there to say except I hope she makes it, that her prayers come true.

l o s ĂĄ n g e l e s d r u g r e h a bili tat i o n c h u r c h c . 1 9 9 9


B o s to n , c . 1 9 7 3 B AR

I lived in a squat in Boston for a

It's all the fault of Samuel Beckett

few years. No heat but we had

who wrote, When I read that later one night I

water, and stolen electricity. The FBI was looking for me be-

"Morning is the time to hide...They

started night time shooting,

cause of my radical left wing

wake up then...

and have continued ever since.

past, so I'd sleep during the day

Their tongues hanging out for or-

and go out photographing at night.

der, beauty, and justice".


N e w p o rt, N e w H a m p s h i r e , c . 1 9 8 0 n o t e a s t e r s u n d ay fa me c h u r c h

I can still hear the sounds, and There is something so incredibly

maybe feel the ghosts of all those

lonely in an old town, slowly being

who went through those doors for

abandoned.

the magic lantern.

Je rry B e rndt

S acred Profane 2 no v e mb e r – 16 d e c e m b e r 2 0 1 2 10 am –19 pm o p en i n g 1 no v e mb er 2 0 1 2 , 7 p m ha us a m kle ist pa r k g rune wa l de rs t ra ss e 6 -7 , 1 0 8 2 3 b e r lin – sch ö n e b e r g www. ha us a m kle ist pa r k . d e


Ausgabe N°27 • Oktober / November 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

Erst einmal nachdenken! Interview: Marc Hairapetian Interview mit den Schauspielern Tom Schilling und Marc Hosemann zum Film „Oh Boy“. Was würde dabei herauskommen, wenn John Cassavetes zusammen mit Francois Truffaut in Berlin einen Film über einen Tag im Leben eines jungen Flaneurs, dem die Freundin wegläuft, drehen würde? Vielleicht „Oh Boy“ Das in stimmigen SchwarzWeiß-Aufnahmen gehaltene und mit beschwingten Jazzklängen unterlegte Spielfilmdebüt von Jan Ole Gerster ist eine eigenständige Reminiszenz an die Nouvelle Vague und kommt am 1. November in die deutschen Kinos. Mit Tom Schilling und Marc Hosemann, den herausragenden Schauspielern dieser Komödie mit Tiefgang, unterhielt sich Marc Hairapetian. Es gibt nicht nur Mann-Frau-Traumpaare im Film, sondern auch Männer-Traumpaare wie Matthias Schweighöfer und Friedhelm Mücke in „Friendship“. Nun also Tom und Marc als Niko und Matze in ,Oh Boy‘? Tom Schilling: Ob wir ein Traumpaar sind? Niko ist doch eher ein Loner, ein Einsamer. Aber der Film spielt ja an einem einzigen Tag, wo Niko Fischer von einer Begegnung zur nächsten stolpert. Wenn man von einer Konstante bei ihm reden kann, ist diese Matze. Marc ist ein alter Freund von Regisseur Jan Ole Gerster und mir und so macht man halt als Freunde Filme - und das hat gut funktioniert! Marc Hosemann: Wir sind tatsächlich alle miteinander im wirklichen Leben befreundet. Der Film ist nicht unbedingt autobiografisch, aber er handelt von realen Sachen, die um uns herum passieren. Das Drehbuch gab vor, dass Tom die größere Rolle hat - und damit habe ich als Schauspieler und Freund überhaupt kein Problem. Tom, wie nah ist Dir denn Niko? Hat er etwas mit Dir und Deinem Leben gemein? Tom: Ja, selbstverständlich. Die äußeren Umstände, die ihn in so eine ihm alles entgleitende Situation bringen, ist bei mir nicht gegeben, weil ich meinen Beruf mehr oder weniger gefunden habe. Aber ich glaube, dass ich das Zweifeln und das Hadern an sich selbst nachvollziehen kann. Ich weiß nicht wie viel ich selber davon habe, aber ich mag solche Figuren, die dem Leben abhanden gekommen sind und einen ungefilterten Blick auf alles haben. Menschen, die genauer beobachten, darüber reflektieren, nicht unbedingt was tun, aber nachdenken. So, wie wenn Niko sagt, dass er die letzten zwei Jahre nur nachgedacht habe. Wenn ich als Schauspieler nicht so eingespannt wäre, könnte ich auch zwei Jahre lang nur nachdenken.

den Klischees klingt, mit denen der Film auch promotet wird. (lacht) „Oh Boy“ ist kein Film mit dem man Geld verdient, aber vielleicht ist es gerade deswegen ein guter Film geworden. Nach welchen Kriterien geht Ihr als durchaus erfolgreiche Schauspieler der jüngeren Generation bei der Rollenauswahl vor? Kann man es sich heute überhaupt noch leisten, Angebote abzulehnen? Marc: Ich muss von meiner Arbeit leben können. Da ich bei Castorf an der Volksbühne kontinuierlich Theater spiele, kann ich es mir erlauben, bei einem Film wie „Oh Boy“ mitzuwirken, der ein Low-Budget hat. Ich stehe auf Qualität, aber manchmal musst Du auch Geld verdienen - oder willst es auch. Wie selten ist das hierzulande allerdings mit einem Film, den man auch selbst gut findet?. Tom: Für mich sind bei der Rollenauswahl drei Dinge entscheidend: das Drehbuch, die Figur, die ich spiele, und der Regisseur. Es kommt darauf an, habe ich lange nicht gearbeitet und vermisse das Arbeiten, dann mache ich auch Sachen, die ich vielleicht nicht so gut finde. Dann werde ich etwas weniger streng mit meinem eigenen Weg. Auch wenn man als Schauspieler nicht der Quoten-Magnet des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist oder ein absoluter Kinostar wie Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer, habe ich die Freiheit Sachen abzulehnen, die mich belasten würden. Ein Abschlussfilm wie „Oh Boy“ wird mit wenig Geld gedreht. Auch bei „Hai Alarm am Müggelsee“, der 2013 in die Kinos kommt, gab es nicht viel, aber da war es reizvoll für mich mit Regisseur Leander Haußmann und Element-of-Crime-Sänger Sven Regener als Drehbuchautor zu arbeiten. Einmal nachgehakt: Wenn Dir „Keinohrhasen Teil Drei“ angeboten würde, würdest Du annehmen? Tom: Ich habe den ersten Film gesehen und da gibt es durchaus Szenen, in denen man lachen kann. Es kommt auf die Rolle an und was einem dazu einfällt. Hypothetisch wäre ich gespannt, so ein Drehbuch zu lesen und darüber nachzudenken. Figuren, denen „etwas abhanden kommt“ hast du auch als idealistisch-verpeilter Jungmanager in „Verschwende deine Jugend“ gespielt. Welche Erinnerungen hast Du an den Film und wie gefällt Dir die Neue Deutsche Welle? Du wurdest geboren als sie 1982 auf Ihrem Höhepunkt war! Tom: „Verschwende deine Jugend“ ist zahlenmäßig mittelmäßig bis schlecht gelaufen, weil das breite Publikum eher Marcus und sein „(Ich geb‘ Gas!) Ich will Spaß!“ erwartet hat als DAF. Ich habe den Film neulich gesehen und kann ihn erstaunlich gut gucken, was nicht immer so einfach ist bei eigenen Filmen. Und mit der NDW kann ich mit den Sachen, die bei Jürgen Teipels gleichnamigem Buch besprochen werden, viel anfangen. Ich habe Fehlfarben-Platten und sämtliche Alben von DAF zu Hause.

Film

25

Marc, Du hast bereits 2001 international gearbeitet - und zwar mit Regisseur Alan Rudolph in „Investigating Sex“. Was war das für eine Erfahrung für Dich? Marc: Eine sehr gute, auch, wenn die Rolle nicht allzu groß war. Aber zusammen mit Nick Nolte zu drehen war schon der Hammer! Die Hollywood-Schauspieler spielen alles durch und hören erst auf, wenn „Cut!“ gerufen wird, was hierzulande nicht immer der Fall ist. Würde Dich eine internationale Produktion auch reizen, Tom? Tom: Wenn ich für einen französischen Film mit deutschem Akzent drehen könnte, würde ich es gerne machen. Und wenn die Geschichte gut ist, würde ich auch nach Nicaragua gehen. Wo Du gerade fragst: Derzeit drehe ich für eine deutsch-amerikanische Koproduktion mit dem Titel „Posthumous“. In der romantischen Komödie spiele ich mit Brit Marling und Jack Huston, der wiederum mit John und Anjelica Huston verwandt ist. Regie führt die Chinesin Lulu Wang. Warum heißt der Film „Oh Boy“? Wieso der Anglo-Amerikanismus bei diesem Berlin-Film? Marc: Gab es da nicht diesen Beatles-Song, den Jan Ole so mochte? Tom: Marc hat recht. Die Überlegung war, den Film an einem einzigen Tag spielen zu lassen. Und in dem Beatles-Song „A Day in a Life“ heißt es eingangs „I read the news today, Oh Boy“ Niko wird an dem Tag ganz schön malträtiert - und so ist der Ausruf doch ein recht treffendes Zitat! Das Ende von „Oh Boy“ ist sehr offen. Man würde gerne mehr von Niko Fischer sehen... Tom: Jan Ole und ich haben schön häufiger darüber gescherzt, eine an Antoine-Donielle angelehnte Reihe mit Niko Fischer zu starten. Und zwar keine Sequels im gleichen Stil, sondern sehr unterschiedliche Filme, so wie sie Truffaut mit DoinelDarsteller Jean-Pierre Léaud gedreht hat. Jetzt, wo Du es sagst, werde ich mit aller Kraft und Macht, die ich habe, versuchen, das anzustoßen!

FOTOGRAF Alexander Straulino www. shotview.com make-up Benjamin Becher www.ninaklein.com styling Leena Zimmermann www. leenazimmermann.com

Das erinnert mich an Raskolnikoff in Dostojewskis „Schuld und Sühne“. Als er gefragt wird, was er den ganzen Tag so mache, antwortet er: „Ich denke.“ Ist Niko nicht in gewisser Hinsicht ein sympathischer Loser, bei dem im Lauf des Tages trotz seiner Fähigkeit als (Über)Lebenskünstler fast alles schief läuft? Tom: Es wird ein besonderer Tag in seinem Leben erzählt, ich glaube nicht, dass jeder Tag bei ihm so ist. Loser wäre ein Substantiv, das ich nicht benutzen würde. Ich sehe ihn eher als Träumer und Verweigerer. Aber für viele Leute ist er ein Loser, ein Slacker, ein Abhänger. Manche Leute, die den Film gesehen haben, fanden ihn zwar sympathisch, aber auch ein wenig asozial, weil er den Arsch nicht hochkriegt. Ich möchte auch gar nicht soviel dazu sagen, nur dass ich Niko sehr ins Herz geschlossen habe und seine Figur eher traurig, anarchistisch und mutig zugleich finde. was das Publikum davon hält, kann jeder anders empfinden. Und das ist, glaube ich, auch die Stärke an dem Film. Welchen Stellenwert hat der Film für Dich, Marc? Marc: Meine Figur hat Jan Ole komplett erfunden. Ich sehe sehr kompakt aus, auch, wenn ich nicht trainiere. Vielleicht kommt das durch den Hut, den ich die ganze Zeit trage. Was John Cassavetes in „Shadows“ getan hat, hat Jan Ole mit eigener Handschrift in wunderbaren Schwarz-Weiß-Bildern auch hier gemacht - mit seinem Umfeld, das er kennt und liebt. Die Geschichte, die er erzählt, hat er mit der ihm zu eigenen Man Power gemacht. Es ist mehr als der typische Berlin-Film geworden. Ich habe „O Boy“ erst kürzlich ganz gesehen und bin echt begeistert. So einen Film habe ich noch nicht gesehen. Ich finde ihn ziemlich ehrlich, er ist lustig und auch ergreifend. Auch wenn das jetzt alles nach Special thanks for the great support of the impossible project www.the-impossible-project.com


oh BOY

in dem Beatles-Song „A Day in a Life“ heisst es eingangs „I read the news today, oh boy!“ Outfits aus der Diesel Fall / Winter 12 + Pre Collection Spring/Summer 13


O H B OY

S chauspieler: Tom S chilling und Marc H osemann

Ob wir ein Traumpaar sind? Nico ist doch eher ein Loner, ein Einsamer.

Outfits aus der Diesel Fall / Winter 12 + Pre Collection Spring/Summer 13


O H B OY

S chauspieler: Tom S chilling und Marc H osemann

Es ist mehr als der typische Berlin-Film geworden.

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Ich weiSS nicht wie viel ich selber davon habe, aber ich mag solche Figuren, die dem Leben abhanden gekommen sind und einen ungefilterten Blick auf alles haben.

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Mode

Ausgabe N°27 • Oktober / November 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

By Millicent Nobis

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Um zu verstehen, was Daniel Craig als James Bond in „Skyfall“ trägt, müssen wir den Schöpfer seiner Garderobe, Tom Ford kennen. Kennen wir Fords Welt, verstehen wir, weshalb Bonds Kragen 2012 hochgeschlossen und die Anzüge körperbetont sind. Dafür bedarf es einen Blick zurück. Mitte Dreißig hat Ford bereits alles erreicht, wovon ein Modeschöpfer träumt. Er hat Gucci mit seinen Kollektionen aus dem Tief gerettet, für Yves Saint Laurent designt und jährlich 16 Kollektionen entworfen. Materiell erreichte der Modeliebhaber alles, was er sich wünschte. Dann kam die Krise. Ford wusste plötzlich nicht mehr wer er war und was er eigentlich wollte. Er verabschiedete sich von den Mailänder und Pariser Laufstegen und wandte seinen Blick nach

innen. In dieser Zeit, 2009 drehte er auch seinen ersten und bisher einzigen Film, „A Single Man“. Darin verarbeitete der Amerikaner nach eigenen Angaben seine Midlife Crisis. Es ist kein Zufall, dass die Hauptfigur George einige Parallelen zu Ford von damals aufweist: homosexuell, deprimiert und eigenwillig. In den ersten Szenen des Films steht der Hauptdarsteller George auf, macht sich für den Tag fertig und im Monolog heißt es: „Es braucht eine Weile, bis ich am Morgen zu George werde, bis ich in der Erscheinung dem entspreche, was von George erwartet wird. Wenn ich angezogen bin und die letzte Lage Politur auf den steifen, aber ziemlich perfekten George aufgetragen habe, weiß ich wieder, welche Rolle ich zu spielen habe.“ – So ist es auch Ford ergangen, der im Interview mit dem Filmemacher Michael Bonfiglio für die Dokumentarfilmreihe „The Visionaries“ erzählt:

„Wenn es mir richtig schlecht geht, ziehe ich einen tollen Anzug an und schaue, dass ich so gut wie möglich aussehe, dann fühle ich mich besser.“ Überhaupt ist Ford den Anzügen verfallen und im Erschaffen ihrer vielleicht gerade deshalb ein so großes Talent. Seit 2007 verkauft Ford perfekte Herrenanzüge, die für einen stolzen Preis ab 3000 Dollar erhältlich sind, dafür nur aus den allerfeinsten italienischen Stoffen bestehen und teilweise von Hand gefertigt sind. Für ihr Design orientiert sich der Amerikaner an sich selbst. Er ist nach eigener Angabe seine Muse und schafft, was er selbst gerne kaufen würde. Dabei macht Ford keine halben Sachen: „Ich möchte immer das Beste von allem: Die beste Kollektion kreieren, den besten Film machen, das beste Haus besitzen“, sagte er im Dokumentarfilm weiter. Der beste Geheimagent unserer Zeit ist Bond, James Bond, und deshalb passen die beiden so gut zusammen, wie ein Paar rahmengenähte Schuhe zum Gentleman. James Bond ist eine Figur mit ikonischem Status, ein englischer Gentleman, stets perfekt gekleidet und von schönen Frauen umgeben. Die Erwartungen an sein Äußeres sind groß. Doch mit Erwartungen hat Tom Ford keine Probleme, denn seit er Denken kann, hat der Amerikaner den Drang zum Perfektionismus und kann deshalb den Ansprüchen des Publikums locker gerecht werden. Der Designer erzählte Fern Mallis, Gründerin der New York Fashion Week, in ihrer Talkshow, dass er bereits als Kind pedantisch veranlagt war. „Ich war picky“, sagt er und die Grundschule besuchte Tom bereits im Anzug und mit Aktenkoffer, weil er Schultaschen „messy“ fand. Noch heute ist das Erscheinungsbild des Designers so perfekt und aufgeräumt wie eine frisch geputzte Wohnung. So verhält es sich auch mit den neusten Anzügen von James Bond in „Skyfall“: Sie spiegeln alles wider, was in Fords Welt wichtig ist. Bonds Anzüge sind perfekt auf den Körper zugeschnitten, konservative Schneider würden gar behaupten, dass sie etwas zu klein sind. Sie spannen um die Taille und betonen dadurch den perfekt trainierten Körper Craigs. Starke Schultern sind männlich und diese betont Ford gerne extra. Eine fast waagerechte Linie und ein scharfer Schnitt zu den Ärmeln betonen den Body von 007 zusätzlich – ziemlich sexy also, so wie Ford die Männer und sich selbst am liebsten sieht. Dafür lässt Ford den neuen Bond im Tabkragen etwas steif erscheinen, so wie ein echter englischer Gentleman eben auch ist. Dieser Hemdkragen ist der Extravagante unter seinesgleichen und wird meist nur von Männern mit langem Hals und auserwähltem Geschmack getragen. Der Tabkragen stammt, wie Bond, aus England und wird durch eine Kragennadel zusammengehalten, die Spitzen zeigen fast senkrecht zu Boden. Dazu passen nur schmale Krawatten, die Ford für Bond immer in derselben Farbe wie der Anzug auswählte. Und nicht zu vergessen das Einstecktuch – flach blitzt es ungefähr einen Zentimeter aus der Brusttasche hervor. Das Erscheinungsbild des aktuellen 007 ist vom James Bond der 60er Jahre inspiriert: Schmales Revers, schmale Krawatte, Manschettenknöpfe und auch der Tabkragen waren in den 60er Jahren populär, als die ersten JamesBond-Filme in die Kinos kamen. Kein Zufall, denn Ford ist 1961 geboren und hat seit Beginn seiner Karriere ein Faible für die Zeit des Glamours und der freien Liebe. James Bond trägt in „Skyfall“ keinen Firlefanz – er trägt genau das, was minimal notwendig ist, um die maximale Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ford schafft es, seine eigene Überzeugung von Stil auf Bond zu übertragen und den größten Geheimagenten der Gegenwart noch smarter, männlicher und unwiderstehlicher aussehen zu lassen.


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© Kiki Albrecht

1. Soto Store

2. Adidas SLVR Store

4. Yuu

von Kiki Albrecht Von Tag zu Tag verändert sich Berlin ein bisschen mehr. Sei es die stetige Umsiedelung der Bewohner, die sich neu formende Stadtstruktur oder das Wetter, das jede Stunde auf ein Neues treibt, was es will. Mindestens genauso schnell verändert sich auch die Mode, die neue Herbstkollektion hängt bereits in den Läden. In dieser Ausgabe gucken wir einmal darauf, was sich im Shoppingmekka Berlin Mitte getan hat und welche neuen Trendteile auf den Kleiderstangen der schönsten Stores auf uns warten. 1. Die kleine Tour startet im neuen Soto Store, der in der Torstraße 72 den bereits vorhandenen Laden mit einer neuen Verkaufsfläche erweitert. Im großzügigen Raum mit derbem Holzboden kann sich der stilvolle Herr mit Dries van NotenHemden, Dr. Martens-Boots oder Barbourjacken einkleiden. Zwischen den klassischen Steppmustern findet sich ein olivgrünes Wollhemd, das mit seinem knallorangenen Innenfutter zwischen den anderen Bekleidungsstücken hervorsticht. Exklusiv im Soto erhältlich sind auch die ersten Sabrina Dehoff-Lederarmbänder für den Mann. 2. Parallel gelegen zieht die Mulackstraße bereits seit Jahren lokale und internationale Designer an. Seit Januar zeigt sich hier auch der ganz in schwarz und weiß gehaltene Adidas SLVR Store, dessen minimalistisches Interieur den Stil der sportlich-eleganten Linie widerspiegelt. Für den Winter setzt Chefdesigner Dirk Schönberger auf graue Collegejacken für den Mann und schwarze Wintermäntel mit integrierten Lederwesten für die Frau. 3. Der modisch affine und doch unkonventionelle Charme dieser Gegend liegt auch Vivienne Westwood, die ihren kleinen „The World’s End“-Store vor einigen Wochen ebenfalls in der liebevoll genannten Mulackritze eröffnete. Alte Holzmöbel und ein weicher Ledersessel präsentieren auf kleinem Raum die Red Label und World’s End Kollektion mit den politischen Sprüchen der Designerin. Das Konzept sieht aber auch Neuauflagen von Klassikern vor. Saisonun-

3. Vivienne Westwood Store

STIL IN BERLIN H E R B ST FA S H I O N & STO R E G U I D E

abhängiges und zeitloses Design beweist Frau Westwood einmal mehr mit den Unisex Pirate Boots aus den 80er Jahren, die durch einen Mix aus Leder und Stoff, Schnallen und dicke Schnürsenkel überzeugen. 4./5./6. Dem Off-Season-Modell folgt auch der Concept-Store Yuu nur einige Meter weiter. Ungetragene Stücke der bereits vergangenen Kollektionen von Hussein Chalayan, Maison Martin Margiela oder Sonia Rykiel hängen hier von Zweigen oder Leitern. Während diese umfunktionierten Möbel im großen Betonraum bereits auf die kalte Saison einstimmen, wirkt der Drykorn Store auf der Neuen Schönhauser Straße mit einer Kollektion in herbstlich glühenden Farben dem Winter entgegen. Leuchtendes Orange, Petrol und Senfgelb kommen besonders in den Rollkragenpullovern und schlichten Seidenblusen zur Geltung, die als Basic für die Wintergarderobe dienen. Eine andere Version des bunten Farbspiels in den trüben Tagen bieten die Ethno-Applikationen auf den Jeanshemden und –jacken von True Religion, die sich im Store auf der Münzstraße entdecken lassen.

7./8. Wer es schlichter mag, ist wohl mit dem schwarzen, weich fallenden Jumpsuit von Patrizia Pepe besser gestellt, der im Concept Store Orlando zwischen großen Shoppern und Winterboots zu finden ist. Gleich gegenüber versorgt Ben Sherman im eigenen Laden die kühlen Ohren mit Trapperund Ushanka-Mützen, die mit ihrem weichen Innenfell vor dem Berliner Winter schützen. 9./10./11. Der zweite Einkaufspol von Mitte bildet sich rund um die Friedrichstraße. Im kleinen aber feinen Roecklladen sind neben den klassischen Lederhandschuhen die neuen Intelligence-Modelle eingetroffen, die mit einem speziellen Stoff an den Fingerkuppen für das problemlose Bedienen von Smartphones ausgestattet sind und zeigen, dass sich das Familienunternehmen auf Neues einlassen kann. In einer modernisierten Ausrichtung zeigt sich auch der Departmentstore im Quartier 206. Während das Cabinet im Untergeschoss für das hauseigene Outlet Platz gemacht hat, erstreckt sich


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14. Unisex DD1 Glasses by Mykita x Damir Doma

8. Mütze: Ben Sherman

10. Departmentstore Quartier 206

© Georg Roske

5. Blusen/Rollkragen Pullis: Drykorn

15. Voo Store

nun die gesamte Produktpalette in der ersten Etage. Dort entdeckt: Die bezaubernde Céline Trapeze Bag in Farbabstufungen von Beige und der Herbsttrendfarbe Burgunder. Auch an den Prints scheinen die Designer einen nicht mehr vorbeizulassen: Ob auf Shirts, Bundfaltenhose oder Blazer – Muster zieren alleine oder als Gruppe bereits die Werbeplakate und Schaufenster der Stadt. Einen ebenfalls beerenfarbenen Printanzug ziert die Vitrine von Etro. Das italienische Modehaus zählt den gekonnten Mix aus verschiedenen Mustern bereits seit Gründung in den 60er Jahren zu seinem Markenzeichen und perfektioniert die bunte Kombination in diesem Herbst. 12. Von Kunstbüchern bis Lederwaren findet sich im The Corner eine Querstraße weiter bekanntlich alles, was das Designerherz begehrt. Durch die Schaufenster scheinen bereits die gelben Streifen der zweiten Linie von Kenzo für Vans. Die limitierte Sneakeredition gehört neben der letzten Damenlinie von Raf Simons für Jil Sander mit zauberhaft puristischen Kleidern zu den begehrten Stücken des Ladens. 13. Im Dunkel der späten Stunden leuchtet das weiße Interieur der französischen Tennismarke Lacoste. Seit der portugiesische Designer Felipe Oliveira Baptista die kreative Leitung rund um das Krokodil übernommen hat, zeigt sich die Kollektion noch mehr als zuvor in einem gekonnten Spiel aus casual, sportlich und elegant. Für den Winter heißt das: Norwegerpullover, Blousons mit Fellkragen oder taillierte Steppjacken. 14./15. Zuletzt nun zwei Ausreißer, die sich fernab der Mitte dennoch durchgesetzt haben und einen Umweg wert sind: Andreas Murkudis mit seinem gleichnamigen Concept Store, bei dem sich besonders ein Blick auf die Gestelle der Brillenmanufaktur Mykita lohnt. Die Kollaboration mit Designer Damir Doma für die drei Modelle DD1 werden hier ab Februar erhältlich sein. Und im Kreuzberger Hinterhof findet sich zu guter Letzt der Voo Store, in dem sich eine hervorragende Auswahl von Skandinaviern tummelt. Gerade neu angekommen: die gemütlich langen Pullover von Libertine-Libertine.

12. Kenzo Vans

9. Neue Intelligence Handschuhe für artphone Touch

ES LEBE DIE REBELLION DER JUGEND

13. Parka: Lacoste

Berlin Adresse: 1. Soto Store NEU: Torstraße 72, 10119 2. Adidas SLVR Store Mulackstrasse 31/32, 10119 3. Vivienne Westwood Store Mulackstraße 26, 10119 4. Yuu Steinstraße 26, 10119 5. Drykorn Store Neue Schönhauser Str. 6, 10178 6. True Religion Store Münzstraße 11C, 10178 7. Orlando Rosenthaler Straße 48, 10178 8. Ben Sherman Store Rosenthaler Strasse 31, 10178

9. Roeckl Friedrichstraße 166, 10117 10. Departmentstore Quartier 206 Friedrichstraße 71, 10117 11. Etro Friedrichstr. 71, 10117 12. The Corner Französische Straße 40, 10117 13. Lacoste Boutique Friedrichstraße 158, 10117 14. Andreas Murkudis Potsdamer Straße 81e, 10785 15. Voo Oranienstraße 24, 10999

Was wäre die kulturelle Revolution der westlichen Welt des 20. Jahrhunderts ohne die britische Subkultur? Und was wäre die ohne Mods, Teds, die Schwarzen und Jamaikaner, den Punk? Nicht denkbar. Bands wie The Clash, The Sex Pistols, Debbie Harry, Patti Smith oder Bob Marley verkehrten damals in dem Secondhandladen Acme Attractions, wo der damals 20-jährige Don Letts arbeitete. Es blieb nicht ohne Wirkung: Don mixte als DJ erstmals Punk und Reggae und drehte später seinen ersten Film „The Punk Rock Movie“. Es folgten hunderte Musikvideos für Musiker wie Bob Marley oder Elvis Costello und eine Reihe von Dokumentarfilmen: „Punk: Attitude“ oder „Westway to the World“ über The Clash, wofür er 2003 einen Grammy Award gewann. Nun hat das 1952 gegründete britische Fashion Label Fred Perry anlässlich seines 60. Geburtstags „Subculture Films“ ins Leben gerufen, das die Musik, Straßen- und Gegenkultur der 50er Jahre bis heute dokumentiert. Die einzigartige Serie beginnt mit sechs jeweils 15 Minuten langen, musikorientierten Filmen von Don Letts. Subculture Films 7. November 2012 Villa Elisabeth Invalidenstraße 3,
10115 Berlin Eventdaten in unserer App Berlin Inspires und weitere Informationen auf www.fredperrysubculture.com/film


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Kultur / Reviews

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BÜCHER FÜR DEN HERBST N E U E R S C H E I N U N G E N Z U R F R A N K F U RTE R B U C H M E S S E

von Ralph Diesel Es gibt zwei Schwerpunkte auf der Frankfurter Buchmesse. Der eine ist öffentlichkeitsorientiert, das Gastland Neuseeland. Der andere ist intern, der Rechtehandel. Zu einem Zeitpunkt, an dem die „Piraten“ Land gewinnen und eine Neuordnung von Kopierrechten aufsetzen, wird der Istzustand ausgeschlachtet. Der Handel ist das Signum der Frankfurter Art der Buchmesse. Die Strategien, die entwickelt werden, dienen dem Profit der Unternehmer oder dem Überleben der Idealisten. Da gibt es Sachzwänge, denen man nicht entkommt. Einige Menschen entfliehen diesem Zustand des sich fortschreibenden Stillstands unserer Zivilisation, indem sie fernab ursprüngliche Orte aufsuchen. Das pflegte man früher so zu machen. Hin zu einer Natur, die einem wohlgesonnen ist, die nun aber im Gegenzug Probleme auf ihre Art löst. In Frankfurt geht es um Geschäfte, und in den Produkten, den Büchern, geht es um die Flucht vor den Geschäften und den Zwängen, die sie in der Gesellschaft und

im Menschen anrichten. Da kollidieren zwei Antipoden. Führt man sich diesen Gehalt vor Augen, so landet die Buchmesse diesjährig ihren größten Coup. Sie ist Sinnbild für ein Dilemma. Ein Dilemma ist ein Dilemma, weil man es nicht auflösen kann. Irgendwann kommt man an den Punkt, nicht dagegen, sondern sogar davon zu leben. Wenn man nur den richtigen Dreh findet. Nach dem wird in diesem Herbst expliziter als sonst gesucht. Die Sehnsucht nach einer Lösung reicht tief in diese Messe hinein. Die deutschen Neuerscheinungen neuseeländischer Literatur zur Buchmesse sind zahlreich, doch nichts davon erscheint wirklich neu. Themen wie Auswanderung, Verschiffung, Reisen, Vertreibung, Enttäuschung und Sehnsucht machen sich wohl an Neuseeland am ehesten fest. Das Land scheint aus Wanderschaft und Vertreibung zu bestehen. Die unterschiedlichsten Arten und Gründe lassen sich auf der Messe nachlesen. Der menschlichen Existenz als fortwährende Bewegung und dem Erzählen als fortwährende Um- und Neuerzählung

wird auf der Messe Rechnung getragen. Ob bewusst oder unbewusst von den Organisatoren so gestaltet, sei dahingestellt. Es scheint sich in diesem Jahr zwangsweise eine eigene Poesie zu ergeben, ganz natürlich. (Der auf Neuseeland spezialisierte MANA-Verlag überzeugt mit einer Box, die all diese Aspekte enthält. Doch auch andere haben diesbezüglich zuweilen einzigartige Veröffentlichungen.) Demgegenüber der Klimawandel: Vom Nullpunkt der Tageszählung an verschwindet die Welt. Die pazifischen Inseln saufen vor unseren Augen ab, während der Rest des Planeten in Unwettern deliriert. Der Raubbau an der Natur fordert seinen Tribut. Das Pferd wird von der größten Sehnsucht her abgezäumt, Realismus wird freigelegt. Realismus ist in allen Herbstveröffentlichungen zu finden, die die Themen Flucht, Sehnsucht, Wanderschaft, selbst Träume und Hoffnung behandeln. Im Dokumentarischen, Lyrischen und in der Prosa. Wie nebenher wird unser Istzustand aufgedeckt. Eine spannende Entdeckungsreise.

Multiples Tagebuch

Eine Tiefseemelodie

Das Ende allen Überflüssigen

Ohne viel Gewese

Freya Klier, Gelobtes Neuseeland Neben Karl Popper und Karl Wolfskehl verschlug es auf der Flucht vor den Nationalsozialisten viele nach Neuseeland. Klier speist einen nicht mit einer Schicksalsbeschreibung ab. Aus ihren Recherchen verwebt sie persönliche Details mit historischen. Wolfskehls Erleichterung, endlich wieder schreiben zu können, ist gebunden an Reglementierungen, die das Land im Weltkrieg schützen sollten und jeden deutscher Herkunft wiederum in Bedrängnis brachten. Der Schutz der ersehnten Freiheit geht zu Lasten dieser Freiheit. Das Buch wechselt zwischen Anekdote und Dokumentation. Dennoch gerät es in einen Fluss, mäandert nie, wenn auch Seitenarme durchlaufen werden. Aufbau, Berlin 2012. Neuauflage, 423 Seiten, 9,95 Euro

Esther Kinsky, Aufbruch nach Patagonien Die Gedichte machen staunen. Das Ferne teilt sich mit, man muss nicht hin, es wird hertransportiert, von Raben und Träumen, die wieder dorthin fliegen. Das ferne Patagonien empfängt einen dort, wo man ist, und es bleibt schwebend. Eine extrahierte, explizite Farbsymbolik wie bei Esther Kinsky findet man schon bei Lorca. Kinsky kommt bescheidener daher, ihre Ausdrucksstärke liegt in der Leere, quasi in der Stille. Schwarz und weiß ergänzen sich. Die Sammlung dreht sich von der ersten zur zweiten Hälfte um, von vorausschauender Trauer zum Heiteren. Esther Kinskys Worte sind wie kurze Stationen zu den Dingen, ihrer Schönheit und Vergänglichkeit. Gedichte, Matthes & Seitz. Berlin 2012 88 Seiten, 17,90 Euro

Jeffrey Yang, Ein Aquarium Wasserwesen schauen einen an. Yang verschreibt sich mit dieser Sammlung dem Wesen der Menschen und den Inhalten des Meeres. Einfach und damit umso schöner transportieren Krabben, Hummer und Delfine Sinngehalte. Seitwärtsgeher und Politik, festgehalten wird der Istzustand des Menschen, gleichermaßen das, was der Welt an Tierwelt verloren gehen wird. Plötzlich erscheint Google im Kanon. Wie ein Ersatz, wie eine sterbliche Erscheinung. Unter der Oberfläche trifft Mythologie auf zeitnahe Phänomene, die einen ebenso zoologischen Gehalt aufweisen. Ein Unterwassermobile, greifbar und philosophisch. Realistisch und trotzdem schön. Berenberg, Berlin 2012 96 Seiten, fadengeheftet, 19,00 Euro

Wassili Golowanow, Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens Es ist kalt, karg und Erdöl wird gefördert. So etwas nennt man unwirtlich. Dem Autor ist die Insel Kolgujew in der Barentssee dennoch Wirt. Löcher durch den Erdmantel, dieser bleibt ansonsten unbehelligt. Auch die Sprache der Nenzen, der nomadischen Bevölkerung, ist erhalten geblieben. Die Insel ist kein Ort, an dem sich Fernweh festmacht, kein Flüchtling landet hier. Statt Traum gibt es Mythologie, statt Sehnsucht Bedürfnis. Es ist der Abstieg vom Turm der Zivilisation in die archaische Öde. Ein Ort des Wesentlichen, der die Löcher in der Seele flickt. Auch wenn es hier Beschädigungen gibt. Das Raueste bietet die Erfüllung, die dem pazifischen Raum abhanden kam. Matthes & Seitz, Berlin 2012. 523 Seiten, 29,90 Euro


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Keine Zeit, muss Mark Twain lesen…!

Gefährt in die Zukunft

Robert Sullivan, Sternen-Waka Nichts am Waka, dem seetüchtigen Kanu der Maori, ist unzerbrechlich. Aber es lässt sich erneuern. Die kultische Bedeutung lässt sich nicht aus ihrer Verankerung reißen. Das Waka bleibt vehement, mittlerweile ein Instrument der Identität. Ebenso wie die Erzählweise der Maori, als Langgedicht. Dieses Gedicht ist nicht Ausdruck einer Bewegung weg von etwas. Es ist Ausdruck des Bleibens, des Hierseins, auch zwischen Cola-Flaschen, MaoriMessen und Abwasserröhren durch heilige Gebiete. Es ist nicht der Traum von der Ferne, sondern der vom Weitermachen, in einem Weltraum-Waka raketenschnell zu anderen Sonnen und dabei Waiata singen zu den Sphären. MANA, Berlin 2012. 240 Seiten, 14,95 Euro

Mark Twain, Meine geheime Autobiographie Man kann Bücher verschlingen. Oder man kann von Büchern verschlungen werden. Mehr braucht es eigentlich nicht, um Mark Twains Autobiografie zu beschreiben. Von ihm hundert Jahre unter Verschluss gehalten. So etwas machen nur Jungs wie er, und er ist immer noch der Einzige seiner Art. Der Aufbau-Verlag krönt damit seine Reihe von Twains Romanen und Erzählungen. Keine weiteren Worte. Herzrasen vor Vergnügen wie dieser Mann seine Zeitgenossen und sich selber beschreibt. Von der ersten Seite an ein Abenteuer. Aufbau, Berlin 2012. 2 Bände, reichlich bebildert. 1.129 Seiten, 49,90 Euro (ab Januar 59,90 Euro)

An der Kante

Verheißung

Joachim Ringelnatz, Schöne Nixen knicksen Kraftvoll fliegen einem Verse um die Ohren, die sich mit Salzwasser gewaschen haben. Ringelnatz ist zeitlebens im Seemannsgarn verheddert gewesen, allerdings ohne den Faden zu verlieren. Knallrot zieht sich dieser durch sein Werk: Die pure Lust an der Gischt, die das Leben einem entgegenschleudert. Auch wenn reichlich Unliebsames dabei in den Kragen gerät oder einen gar niederwirft. Mit Versen bespielt er Lebenslust und hievt sich aus seiner Depression. Und manchmal, da geht es nicht anders: „Man muss die Leute in die Fresse knacken.“ Da ist er selber unliebsames Treibgut. Immer an der Kante. Und dann wieder Horizont. Die Meeresgedichte von Ringelnatz gesammelt herauszugeben ist Ehrensache für den mare-Verlag. mare, Berlin 2012, 240 Seiten. 20,00 Euro

Foto: William Vander Weyde (1906)

Kultur / Reviews

Julie Otsuka, Wovon wir träumten Als Frauen aus Japan in den 1920er Jahren zu japanischen Männern in den USA verbracht wurden, so war das eine Verheißung, lange keine Erfüllung. Gewalt und Ausgrenzung wurden zu einer kollektiven Erfahrung der Alleingelassenen. Es gibt kein Ich im Buch, nur ein Wir. Von der ersten Nacht („sie nahmen uns“) bis zur nächsten Generation („wir gebaren“) wird das Unglück, selten das Glück, im Chor vorgetragen. Otsuka beschreibt Frauen, die eine Begegnung mit einem Unbekannten hinter dem Horizont hatten. Die Gesellschaften ließen die Frauen nackt dastehen. Otsuka gibt ihnen ihre Würde. Die Autorin erhielt dafür den PEN/Faulkner Award. mare, Berlin 2012. 160 Seiten, 18,00Euro

@Twain_Tweets

www.aufbau-verlag.de

hre a J 0 0 1 u n t e ru s s hl Versc

Mark Twain meine geheime A u to b i o g r A p h i e Erst 100 Jahre nach seinem Tod darf die Autobiographie erscheinen – so verfügte es Mark Twain über sein letztes, größtes Werk.

erstmAls Auf deutsch

2 Bände im Schuber Einführungspreis: € [D] 49,90 Ab 1.1. 2013: € [D] 59,90 ISBN 978-3-351-03513-6 Auch als E-Book und Hörbuch erhältlich


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15

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38

.

Weissensee

.

A

1

25books Brunnenstraße 152 10115 Berlin T 030 . 43 73 57 07

2

Akademie der Künste Pariser Platz 4 10117 Berlin T 030 . 200 571 000

Klingelhöferstraße 7 10785 Berlin T 030 . 263 95 70

15 BrotfabrikGalerie

Caligariplatz 1 13086 Berlin T 030 . 47 37 08 57

16

3

c. wichtendahl. galerie Joachimstraße 7 10119 Berlin

4 alte feuerwache. projektraum

C/O Berlin Oranienburger Straße 35/36 Postfuhramt 10117 Berlin T 030 . 28 44 41 60

ALFRED EHRHARDT STIFTUNG Auguststraße 75 10117 Berlin T 030 . 20 09 53 33 Marchlewskistraße 6 10243 Berlin T 030 . 293 47 94 26

5 Artificial Image. Berlin

Pistoriusstraße 96 (Seitenflügel) espace 13086 Berlin T 030 . 25 79 99 15

6 aff. atelier freier fotografen

Kochhannstraße 14 10249 Berlin T 030 . 494 74 48

7 Bauhaus-Archiv / Museum

für Gestaltung Klingelhöferstraße 14 10785 Berlin T 030 . 254 00 20

8

Berliner Technische Kunsthochschule Bernburger Straße 24/25 10963 Berlin T 030 . 25 35 87 67

9

Berlinische Galerie. Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur Alte Jakobstraße 124-128 10969 Berlin T 030 . 78 90 26 00

10

BEST-Sabel Bildungszentrum GmbH Littenstraße 109 10179 Berlin T 030 . 656 61 00

11 Botschaft von Irland

Jägerstraße 51 10117 Berlin T 030 . 22 07 20

12 do you read me?!

Auguststraße 28 10117 Berlin T 030 . 69 54 96 95

13

Botschaft von Irland Jägerstraße 51 10117 Berlin T 030 . 22 07 20

14 Botschaft von Luxemburg

17

18 CAMERA WORK

Kantstraße 149 10623 Berlin T 030 . 310 07 73

19 Chert

Skalitzer Straße 68 10997 Berlin T 030 . 75 44 21 18

llee

10119 Berlin T 0179 . 809 65 17

29

f/16 Schule für Fotografie Friedrichstraße 217 10969 Berlin T 030 . 34 39 92 45

30

Fahnemann Projects Fasanenstraße 61 10719 Berlin T 030 . 883 98 97

31

FENSTER61 – Fenster für Fotoprojekte Torstraße 61 Schaufenster 10119 Berlin T 030 . 44 04 12 50

32

Festivalzentrum Pariser Platz 4A 10117 Berlin T 030-24749753

33

20 Club der Polnischen

Fotoatelier Am Schönen Berg Mansteinstraße 16 10783 Berlin T 030 . 365 30 58

21 Collection Regard

Fotogalerie Friedrichshain/ Kulturring in Berlin e.V. Helsingforser Platz 1 10243 Berlin T 030 . 296 16 84

Versager Ackerstraße 168 10115 Berlin T 030 . 28 09 37 79 Steinstraße 12 10119 Berlin T 030 . 84 71 19 47

22 Computerspielemuseum

Berlin Karl-Marx-Allee 93A 10243 Berlin T 030 . 60 98 85 77

23 DAS VERBORGENE

MUSEUM Schlüterstraße 70 10625 Berlin T 030 . 313 36 56

24

Deutsche Guggenheim Unter den Linden 13/15 10117 Berlin T 030 . 202 09 30

25 Deutscher Künstlerbund

Rosenthaler Straße 11 10119 Berlin T 030 . 26 55 22 81

26 exhibeo galerie

Veteranenstraße 14 10119 Berlin T 0179 . 809 65 17

27 Deutscher Künstlerbund

Rosenthaler Straße 11 10119 Berlin T 030 . 26 55 22 81

28 exhibeo galerie

Veteranenstraße 14

34

36 Fotografiesammlung

Arthur de Ganay Köpenicker Straße 10A 10997 Berlin T 030 . 28 09 95 83

37 Fotomarathon Berlin c/o

Kopfkino Berlin Modersohnstraße 63 10245 Berlin T 030 . 57 70 50 47

38 Fotomarathon Berlin c/o

Supermarkt Wedding Brunnenstraße 64 13355 Berlin T 030 . 57 70 50 47

39 Franz-Mehring-Platz 1

Franz-Mehring-Platz 1 Foyer des ND-Hauses 10243 Berlin T 030 . 29 78 33 33

40

September Adalbertstraße 8 Aufgang B 10999 Berlin T 030 . 25 93 06 84

10969 Berlin T 030 . 28 38 79 90

43

Galerie cubus-m Pohlstraße 75 Inhaber Holger Marquardt 10785 Berlin T 030 . 81 49 46 90

44

Galerie Ina Köhler Husemannstraße 27 10435 Berlin T 030 . 81 61 01 52

45 Galerie Jarmuschek +

Partner Invalidenstraße 50/51 Halle am Wasser 10557 Berlin T 030 . 28 59 90 70

46 Galerie Kai Dikhas

Prinzenstraße 85D 10969 Berlin T 030 . 34 39 93 08

47 GALERIE KAI

HILGEMANN Markgrafenstraße 67 10969 Berlin T 030 . 20 45 33 96

48 Galerie Kornfeld

Fasanenstraße 26 10719 Berlin T 030 . 889 22 58 90

49 Kunstkammer Friedenau

Handjerystraße 94 12159 Berlin T 030 . 85 40 72 63

50 Galerie LUX Berlin

Südwestkorso 11A 12161 Berlin T 030 . 89 74 73 44

51

Galerie Pankow Breite Straße 8 13187 Berlin T 030 . 47 53 79 25

52

Galerie WAGNER + PARTNER Karl-Marx-Allee 87 10243 Berlin T 030 . 21 96 01 37

53 Galerie zone B Kunstraum

Berlin | Fotografie Medienkunst Environment Plastik Malerei Brunnenstraße 149 10115 Berlin T 0170 . 463 09 53

54

T 030 . 20 21 58 21

56 HAUS am KLEISTPARK

Grunewaldstraße 6/7 10823 Berlin T 030 . 902 77 69 64

57

Haus am Lützowplatz Lützowplatz 9 10785 Berlin T 030 . 261 38 05

58 Haus der Brandenburgisch-

Preußischen Geschichte Am Neuen Markt 9 Kutschstall 14467 Potsdam T 0331 . 620 85 50

59 Helmut Newton

Foundation Jebensstraße 2

60 Museum für Fotografie

10623 Berlin T 030 . 31 86 48 56

61 Hengesbach Gallery

Charlottenstraße 1 10969 Berlin T 030 . 20 91 37 97

62 ifa-Galerie Berlin / Institut

für Auslandsbeziehungen Linienstraße 139 10115 Berlin T 030 . 28 44 91 40

63

Institut français Berlin Kurfürstendamm 211 10719 Berlin T 030 . 88 59 02 69

64 Instituto Cervantes Berlin

Rosenstraße 18 10178 Berlin T 030 . 257 61 80

65

Investitionsbank Berlin Bundesallee 210 10719 Berlin T 030 . 212 50

66

Italienisches Kulturinstitut Berlin Hildebrandstraße 2 10785 Berlin T 030. 26 99 41 13

67 Johanna Breede

PHOTOKUNST Fasanenstraße 69 10719 Berlin T 030 . 88 68 31 23

68

41 Galerie argus fotokunst

Gallery TAIK Bergstraße 22 10115 Berlin T 030 . 28 88 33 70

Kicken Berlin Linienstraße 161A/155 10115 Berlin T 030 . 28 87 78 82

55

42 Galerie Berinson

Gestalten Space Sophienstraße 21 Sophie-Gips-Höfe 10178 Berlin

Kominek Gallery Immanuelkirchstraße 25 10405 Berlin T 0157 . 71 44 18 41

Marienstraße 26 10117 Berlin T 030 . 283 59 01 Lindenstraße 34

69

70

10119 Berlin T 030 . 28 04 68 62

71

only photography Niebuhrstraße 78 10629 Berlin T 030 . 84 72 02 91

Kommunale Galerie Berlin Hohenzollerndamm 176 10713 Berlin T 030 . 902 91 67 04 The Browse Gallery in der Marheinekehalle Marheinekeplatz 15 10961 Berlin T 030 . 50 58 52 88

72 Schwartzsche Villa

Grunewaldstraße 55 Atelier 12165 Berlin

73 KunstBüroBerlin

Uhlandstraße 162 10719 Berlin T 030 . 85 72 62 40

74

Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord Turmstraße 75 10551 Berlin T 030 . 901 83 34 53

75 Kunstverein Wedding Buttmannstraße 16 c/o Rohde 13357 Berlin T 030 . 85 61 51 49

76

Landesarchiv Berlin Eichborndamm 115-121 13403 Berlin T 030 . 90 26 40

77

LAURA MARS GRP. Sorauer Straße 3 10997 Berlin T 030 . 61 07 46 30

78 Freies Museum Berlin -

Projektraum Potsdamer Platz 91 10785 Berlin

79

Loock Galerie Invalidenstraße 50/51 Halle am Wasser 10557 Berlin T 030 . 394 09 68 50

83 84 85

Scotty Enterprises Oranienstraße 46 10969 Berlin T 0176 . 99 03 92 35

Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin T 030 . 39 78 70 Ehemaliges Kaufhaus Maassen Oranienplatz 17 10999 Berlin

86

Pavlov’s Dog – Raum für Fotografie Bergstraße 19 10115 Berlin T 030 . 53 16 29 78

87 Petra Rietz Salon Galerie

Koppenplatz 11A 10115 Berlin T 0172 . 649 15 99

88 St. Johannes Evangelist

Kirche Auguststraße 90 10117 Berlin

89

Pflüger68 Bürogemeinschaft und Galerie Pflügerstraße 68 12047 Berlin T 030 . 78 00 12 81

90

photo edition berlin Ystader Straße 14A 10437 Berlin T 030 . 41 71 78 31

91

PHOTOPLATZ c/o Hotel Bogota Schlüterstraße 45 10707 Berlin T 030 . 881 50 01

92 Pinter & Milch –

80a Galerie MAIFOTO 80b Martin-Gropius-Bau

Plattenpalast Wolliner Straße 50 10435 Berlin T 030 . 40 05 67 40

Niederkirchnerstraße 7 10963 Berlin T 030 . 25 48 60

81

Kunst- und Atelierhaus Meinblau Christinenstraße 18/19 10119 Berlin T 030 . 449 64 57

82

Forum der Neuen Schule für Fotografie Berlin Brunnenstraße 188

97

Sammlung Christian Schwarm Zossener Straße 55 Aufgang A im Torbogen 10963 Berlin T 030 . 346 49 96 37

Galerie für Fotografie Auguststraße 49 10119 Berlin T 030 . 43 05 54 68

Dresdener Straße 18 10999 Berlin T 030 . 21 80 05 20

12169 Berlin T 030 . 319 80 51 00

93

94 Polnisches Institut Berlin

Burgstraße 27 10178 Berlin T 030 . 24 75 81 11

95 RECEPTION

Kurfürstenstraße 5/5A 10785 Berlin T 030 . 26 93 14 55

96

Reha-Steglitz GmbH Bergstraße 1

98 99

Staatsgalerie Prenzlauer Berg Greifswalder Straße 218 10405 Berlin T 030 . 44 32 47 41

100 stattberlin

Lottumstraße 1 10119 Berlin T 0173 . 898 34 51

101 Ephraim-Palais Poststraße 16 10178 Berlin

102 Swedish Photography Karl-Marx-Allee 62 10243 Berlin T 030 . 81 47 37 09

103 SØR

Rusche Sammlung Oelde/Berlin Schlüterstraße 53 10629 Berlin

104 Galerie UF6 Projects Köpenicker Straße 16 Alte Heeresbäckerei 10997 Berlin T 030 . 60 96 21 22 www.uf6projects.com

105 Bahnhof Ostkreuz Markgrafendamm 10245 Berlin

106 Vice Versa Vertrieb Immanuelkirchstraße 12 10405 Berlin T 030 . 61 60 92 36

107 nhow Hotel Gallery Stralauer Allee 3 10245 Berlin

108 WW48 Studio

Weichselstraße 48 12045 Berlin T 030 . 56 73 42 23

109 Zweigstelle Berlin Lehrter Straße 37 10557 Berlin T 030 . 39 88 55 99

110 SEVEN STAR GALLERY Gormannstr. 7 10119 Berlin


38

English Appendix

Ausgabe N°27 • Oktober / November 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

Arrogant bastard

LANGUAGE OF INTENT, PERCEPTION AND TRICKOLOGY

Do you remember this game as a child? Everyone sits in a circle and one person begins the game by whispering a phrase into the ear of the person sitting next to them. The object of the game is to end up with the same exact phrase once it reaches the last person and back to the beginner. Now, this seems like it would be easy enough right, but it’s actually a very difficult game. The reason that it’s so difficult is that everyone’s perception of the truth is different. Sometimes a person will hear what they want to hear. There are other times when, for whatever reason, the person listening will hear something completely different in terms of there interpretation. Why is this? Are we not capable of listening to a phrase and repeating the same phrase to another person? Again, it’s perception. Film, literary novels, by that I mean novels with actual plots, story progression, and structure, music, artwork are all plying at your perceptions. Whether the artist made a visceral attempt to alter your perception, for the point of this argument is irrelevant. Your perception will be challenged nonetheless. Because each of us are so different in our opinions and the way we reason, different conclusions are to be expected with regard to how we view and hear things. I suppose that would justify the foolishness that I see constantly among you general public people. You know the ones that I’m talking about. There are those in the political world who feel the need to use “Trickology” in order to convince the masses that their economic plan, or government proposals are the best and that the money will dry up if they aren’t elected. See, to get you to believe that the money will simply vanish; you need to first use the premise of amnesia to make people forget that they print money all the time. Wait a minute; are you saying that money is always being printed? Yeah, that’s exactly what I’m saying. They print money all the time you dork. How are you going to run out of something that’s being printed all the time? Now, because I’m a gentleman and make an effort to critique the common man before he speaks, you know, to keep things fair. I’ll take the bet that a lot of people actually believe that. How could that be? Well, again, because I’m a gentleman I’ll tell you, it’s trickology, people. Now, how are they doing this? After they tell you that all the money is going to run out, you get a reminder of all the things that you won’t be able to do. You won’t be able to drive anywhere because gas will be cost prohibitive. Food will become too expensive. How will you make it without food? How outrageous. Something must be done! Let’s cut services, that’s the way to become solvent and respected again. But as I look at this situation closely, maybe that is the answer. Perhaps there are too many services. Now the people who have some services and a job are paying a certain amount of money, now those folks are angry at the folks who feel obligated to support folks who are not doing as well as they are. You see my point? It’s trickology, I’m telling you, the masses are hooked on an overdose of twisted information wrapped in a cloak of trickology. What’s the answer for all of this? How can you avoid being duped and swindled for your sanity? There’s really only one honest way to do that. You have to become a mime. You see, a mime doesn’t concern him or herself with all this tawdry intent of the powerful or the preoccupation with a balanced budget. A mime is focused on using their body to relay the meaning behind an intent. Now that’s theatre. Mimes are expressive people. Children and older adults like mimes. I dare you to find one child that doesn’t like a good mime. Perhaps that’s the regression that societies need to take, back to a time where communication with body movements and grunts were king. You’re not going to have any issues with a salty tongue or wasted dialogue with a mime. There’s no need for trickology. How much is a printing press I wonder?

© Karen Bystedt

By Adrian Stanley Thomas

Finding Andy By Natalie Holmes For almost three decades, Karen Bystedt’s portraits of Andy Warhol have laid dormant. Now, they re-emerge to reveal a whole new side to the all-American cultural icon. In 1982 a student at New York University made an audacious call to The Factory to ask Andy Warhol to be part of her photography project. That student was Karen Bystedt, who now recalls, “My project involved shooting some very well-known male models, and when I saw Andy in an ad for Barney's in GQ magazine, I thought it would be interesting to photograph him as a model." To her amazement, Warhol answered the phone and Bystedt had a chance to approach the artist herself. To her even greater surprise and delight, the artist agreed. Bystedt went to The Factory, shot the photos and ended up publishing two of them in her project, entitled NOT JUST ANOTHER PRETTY FACE. Then she put the negatives away in storage, where they remained for almost three decades. As the years went by, Warhol’s legacy was firmly secured in the popular imagination, and by 2011, Bystedt realised it was time to find those photos. Glance at Bystedt’s portfolio and you’d be forgiven for suspecting she has the Midas touch. There’s Brad Pitt, Johnny Depp, Keanu Reeves, Sandra Bullock and so many more young but instantly recognisable faces staring hopefully at the camera, weeks, months or even years before their big break. “I’ve often been told I have a certain intuition, and can spot passion and talent in people,” the photographer explains. Bystedt’s skill clearly extends beyond almost-famous subjects to celebrities like Warhol. “Honestly, I was never intimidated by anyone. I wanted to photograph him as a model. I tried to connect to Andy the person, not Andy the artist, and I realised he was excited about that.” Indeed, the results are a singular insight into Warhol’s personality, until now so elusive despite his fame.

Having moved several times, it took Bystedt days of hunting to find ten of the 30 precious negatives, and then many months of restoration before they were ready. But this time and effort has been well and truly vindicated by the final product: THE LOST WARHOLS, consisting of ten limited edition rare prints and 45 box sets, is a truly extraordinary collection. After the lengthy restoration, Bystedt's first move was to gift two photographs to the Andy Warhol Museum in Pittsburgh. She then sold her first limited edition print to Prince Albert II of Monaco at the prestigious Amber Lounge Grand Prix charity auction. Just as she was ready to ally with an art professional who understood the value of these images, Bystedt fortuitously reconnected with Kristin Hjellegjerde, now curator and owner of ArtEco Gallery in London, during a trip to the UK’s capital last summer. Hjellegjerde immediately sent the images to the Hearst Foundation, who, in addition to arranging a five portrait show called REGARDING ANDY in their executive suites at Hearst Tower, bought Bystedt's photo of Warhol holding a small American flag. Both Bystedt and Hjellegjerde, however, agree that their favourite image is this black and white portrait of Warhol looking like a true model. During the shoot, the artist admitted to Bystedt that modelling had long been one of his ambitions. “He looked so beautiful”, she reflects, “Just like he always wanted to.” For more information on THE LOST WARHOLS collection please contact Kristin Hjellegjerde Founder and Head Curator

ArtEco Ltd, 533 Old York Road London SW18 1TG. T. +44 208 8750110 www.facebook.com/funclubberlin


Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: innerorts 7,7 – 4,4, außerorts 5,1 – 3,6, kombiniert 6,1 – 3,9. CO2-Emission (g/km): kombiniert 140 – 90.

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