TRAFFIC News to-go 41 Dez 2014/Jan 2015

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NEWS TO GO DEZ 2014 ––– Jan 2015 NO 41

ZEITGESCHEHEN S. 6

Year In Review: Von der Krim Krise und Eis Eimern

Mode S. 22

Van Laack: Shirts mit Tradition Mode S. 24

Ebola: Die Pest der Neuzeit

Emanzipation mit roten Lippen und kurzen Röcken

Wetter S. 10

Design S. 26

Feuilleton S. 8

Berlin, Hamburg, München und Köln Sport S. 11

Hull United AFC: Das Social-MediaFussball-Wunder 8-Pages S. 13

Pattern-Portfolio: Kanta Kimura, Tobias Faisst, Moritz Freudenberg und Sascha Bente

free press

Europas beste Adresse für skandinavisches Design Gesellschaft S. 28

15 Menschen für 2015 English Appendix S. 30

Arrogant Bastard: A Year in Review


NX 300h Vollhybrid: Gesamtsystemleistung 145 kW (197 PS). Kraftstoffverbrauch in l/100 km kombiniert 5,3–5,0 (innerorts 5,4–5,0/außerorts 5,2–5,0), CO2-Emissionen in g/km kombiniert 123–116 nach dem vorgeschriebenen EU-Messverfahren. Abb. zeigt NX 300h F SPORT.


UNVERGLEICHLICH DER NEUE NX


impressum Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden des Jahres 2014 Thomas Abeltshauser, Fatih Akin, Awst & Walther, Feo Aladag, Andrea Angelidakis, Maxime Ballesterous, Tyra Banks, Claire Beerman, Lea Becker, Patricia Black, Kat Briones, Olivia Capadose, Irma Cirikovic, Ludwig Cramer-Klett, Conor Creighton, Verena Dauerer, Wibke Deertz, Thorsten Denkler, Oliver Diechmann, Ralf Diesel, Lennart Doering, Alexander Duve, Kathrin Eckhardt, Eike Eckold, Stefan Elfenbein, Dominik Fehrmann, Frauke Fentloh, Julius Errol Flynn, Valente Frazier (FireHouseManagement.com), Juan Gaitan, Go Penthouse, Marc Hairapetian, Robert

Hartmann, Daniell Hayes @ Izaio Models, Julia Hell, Natalie Holmes, Marina Hoermanseder, Henric Hungerhoff, Patrick Jendrusch, Florian Kamprad, VanBo Le-Mentzel, Clara Lindner, Louisa Loewenstein, Alice Phoebe Lou, Peter Magnan, Frances Marabito, Ty-Ron Mayes, Georg Maurer, Romy Maxime, Sara Meerstein, Sophie Mill, Mafalda Millies, Ennio Morricone, Nam, Josia. N, Helena Narra @ Nina Klein, Bobby Kolade, Milicent Nobis, Blasius Okso, Florian Olbrich, Cooper Joel Penn, Nina Pfeiffer, Luciano Pio, Miriam Rauh, Oscar Reyes, Rianna + Nina , Winny Rielly, Gunnar Rönsch, Fluery Rose (Artist by Timothy Priano), Polina Roytman, Claudia Runge, Barbara Russ, Servullo @ Nude Agency, Wolfgang Scherreiks, Dr. Inge Schwenger, Ernie Slaughter, Dirk Spender, Udo Spreitzenbarth, Raimar Stange, Jacques C. Stephens, Superbo, Argy Theofilis, Frank Thiel, Adrian Stanley Thomas, Quynh Tran, Huy-Thong Tran-Mai, Sissel Tolaas, Cornelia Tomerius, Denise Toygar, Saskia

Trebing, Shar Rae Tucker for Anthony Leonard Salon @ Oribe Hair Care, Andrew Tuck, Sutida Vestewig, Anna Wambolt, Tobias Wirth, Jörg Zirman, Christina Van Zon

Impressum Traffic news to go

»Constituting a new read« Gormannstr. 20 A D-10119 Berlin trafficnewstogo.de info@trafficnewstogo.de VERLEGER

Jacques C. Stephens V.i.S.d.P. jacques@trafficnewstogo.de Inhalt / Content

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SCHLUSSREDAKTION

Florian Olbrich gestaltung

Studio Hausherr, studiohausherr.com Creative Director: Sven Hausherr Art Direction: Max Winter, Grafik: Anders Bakken, Jule Escherhaus COVEr imageS

Romy Maxime Webdesgin

Desisn DRUCK

DBM

MITARBEITER DIESER AUSGABE

Robin Hartmann

Sabine Weier

Romy Maxime

ist freier Journalist aus Berlin und seit über acht Jahren mal mehr und mal weniger professionell im Geschäft unterwegs. Er hat schon für fast alle großen deutschen Medien veröffentlicht, darunter ZEIT online, SPIEGEL online, Deutsche Welle, BILD(.de), TAZ, Tagesspiegel und Hessischer Rundfunk. 2012 hat er seinen Abschluss als Online-Journalist gemacht und geht seitdem verlagsunabhängig auf die Jagd nach den Themen, die die lieben Verleger so unverschämt reich machen. Er selbst ist währenddessen lieber arm und glücklich und nutzt jeden verdienten Cent für Reisen in die ganze Welt. Folgt seinen Abenteuern doch auch auf www.gipsytrips.wordpress.com

lebt als freie Kulturjournalistin und Kuratorin in Berlin. Demnächst erscheint im Kehrer-Verlag eine Publikation mit Texten von ihr zu einer Arbeit des Künstlers Emanuel Mathias aus der von C/O Berlin ausgerichteten Reihe Talents. Neben ihren Schwerpunkten zeitgenössische Kunst und Fotografie beschäftigt sie sich mit Architektur und Design, in dieser Ausgabe stellt sie ein paar ikonische Werke der skandinavischen Moderne aus der Sammlung von Paul Jackson vor.

ist eine südafrikanische Fotografin. Die gebürtige Schweizerin lebt zwischen Berlin und Kapstadt. Nach Beendigung ihres Finanz-Studiums an der Wharton School of Business in den USA zog sie nach Berlin und arbeitete als Journalistin, wo sie durch ihre Liebe zum Geschichtenerzählen auf das visuelle Medium der Fotografie kam. Romys Kindheit in der Schweiz, Südafrika und den USA spiegeln sich im internationalen Flair ihrer Bilder wieder. Ihre aktuelle Ausstellung war im Rahmen der International Foundation for Women Artists in New York. www.romymaxime.tumblr.com

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Sascha Bente, Wibke Deertz, Christian von Daniels, Thorsten Denkler, Lennart Doering, Irma Cirikovic, Ludwig Cramer Klett, Kathrin Eckhardt, Tobias Faisst, Dominik Fehrmann, Moritz Freudenberg, Julius Errol Flynn, Robert Hartmann, Marina Hoermanseder, Henric Hungerhoff, Florian Kamprad, Kanta Kimura, Louisa Löwenstein, Alice Phoebe Lou, Peter Magnan, Romy Maxime, Sara Meerstein, Mafalda Millies, Milicent Nobis, Rianna + Nina, Claudia Runge, Barbara Russ, Dr. Inge Schwenger, Jacques C. Stephens, Argy Theofilis, Adrian Stanley Thomas, Cornelia Tomerius, Sutida Vestewig, Sabine Weier. ISSN

1869-943 X In der letzten Ausgabe (No. 40) haben wir vergessen die Helmut Newton Foundation auf der Karte zum Monat der Fotografie mit der Nummer 72 zu markieren.


DRESS: VICTORIA BY VICTORIA BECKHAM | SHOES: MANOLO BLAHNIK

Kanta Kimura Tobias Faisst Sascha Bente Moritz Freudenberg

DESIGNER COLLECTIONS | WOMEN | MEN | ACCESSORIES | BEAUTY FRIEDRICHSTRASSE 71 | 10117 BERLIN | MO - FR, 11 - 20 H | SA, 10 - 18 H

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zeitgeschehen

The Year in Review

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Januar

Februar

Ruhe vor dem Sturm

Blut fließt

Ein seltsamer Monat, dieser Januar 2014. Noch ist die Welt in den Fugen. So sieht es zumindest aus. Aus Sotschi flimmern die Bilder der Olympischen Winterspiele über die Bildschirme. Dass mit dem Putin etwas nicht stimmt, ist da schon klar. Wie weit er noch gehen würde, nicht. Es gibt ja auch weitaus seltsamere Erscheinungen in der Welt als diesen Moskauer Testosteron-Bolzen. Der himmlische ADAC frisiert eine Abstimmung über das Auto des Jahres. Und in Teheran gibt es den Ajatollah Ali Chamenei. Der hat am 7. Januar eine Fatwa erlassen, ein religiöses Gesetz. Sie verbietet das Chatten zwischen Männern und Frauen, wenn diese nicht verheiratet oder verwandt sind. Früher hieß es ja: Kein Sex vor der Ehe. Jetzt: Kein Chat vor der Ehe. Ganz schön freudlos das alles.

Es wird ein blutiges Jahr 2014. Und es beginnt spätestens mit der Eskaltion der Proteste auf dem Majdan Nesaleschnosti in Kiew, Hauptstadt der Ukraine. Im Westen kennt bald jeder die Proteste unter dem Stichwort Euro-Majdan, in der Ukraine nennen sie viele die »Revolution der Würde«. Der Auslöser: Nach jahrelangen Verhandlungen über ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union hat die ukrainische Regierung auf den letzten Drücker einen Rückzieher gemacht. Der Druck aus Moskau war zu groß. An manchen Tagen haben bis zu einer halben Million Menschen auf dem Majdan protestiert. Am 18. Februar soll die Polizei den Platz räumen. Am Ende sterben 80 Menschen. Kurz darauf flüchtet Präsident Janukowitsch. Er wird verfassungswidrig abgesetzt. Es beginnt eine der gefährlichsten Krisen seit dem Ende des Kalten Krieges.

Die Mörderbanden des IS

juli

august

september

Deutschland gewinnt

Erfrischung Tag der mit Eiswasser offenen Tür

Als hätte die Welt nicht genug Probleme rückt plötzlich der Islamische Staat ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Eine erschreckend gut organisierte Truppe von islamistischen Terroristen rückt von Syrien aus in den Irak ein und besetzt schnell weite Teile des Landes. Wer kein IS-treuer Muslim ist wird erschossen, erschlagen, geköpft oder flieht. Am 29.  Juni ruft die Gruppe das Kalifat aus. Sie haben viel Geld und schwere Waffen erbeutet. Außerdem sind wichtige Ölfelder in ihrem Besitz. So bezahlen sie Beamte weiter und sichern die Versorgung der Bevölkerung. Islamisten aus der ganzen Welt auch aus Deutschland schließen sich dem IS an.

Wie das Jahr bisher zeigte, hat die Menschheit mal wieder nichts kapiert! Dabei hat doch Gott den Fußball erfunden, damit sich die Leute nicht mehr gegenseitig die Köpfe einschlagen. Als Ersatzkrieg, als Ventil für all die dicke Luft, die sich zwischen Regionen und Nationen schnell mal aufstaut – ob zwischen Dresden und Leipzig oder Russland und den USA. Aber natürlich, so zeigte die WM 2014, ist Fußball sehr viel besser als Krieg. Vor allem, wenn am Ende die netten Jungs siegen, die Fair-Player, die wirlich nur spielen und niemanden hauen wollen. Ach, wäre die Welt doch nur ein einziges, großes, schönes Stadion! Zumindest Deutschland war es im Juli für ein paar siegestaumelige, rauschende Tage und das Leben – eine fröhliche Fankurve.

Abkühlung gefällig nach all den heißen Kriegen und nervenaufreibenden Spielen? Bitteschön: Hier kommt die Ice Bucket Challenge. Im August wird gekübelt ohne Ende. Literweise läuft das Eiswasser über verkrampfte Gesichtszüge, lässt das Sommerloch volllaufen und die Feeds im Netz – und spült nebenbei tatsächlich eine Menge Geld in die Erforschung der Amyotrophen Lateralsklerose, kurz ALS, einer seltenen Nervenkrankheit, die pro Jahr bei ein bis drei von 100 000 Menschen diagnostiziert wird. Rund 1,5 Millionen gespendete Euro verbucht allein die ALS-Ambulanz der Charité Mitte September. Wer für Ebola spenden will, hat es in jenen Tagen hingegen nicht so leicht: Hilfsorganisationen wie das Amerikanische Rote Kreuz oder Ärzte ohne Grenzen haben noch nicht einmal eine eigene Spendenseite für den Kampf gegen Ebola eingerichtet. Das Interesse im Westen war einfach nicht groß genug.

Der Krieg ist zurück in Europa. In der Ukraine sterben Menschen, weil ein Mann in Russland nicht will, dass sich das Land der Europäischen Union öffnet. Das Jahr 2014, es ist ein blutiges Jahr. Ein Jahr der Gewalt. Ein Jahr, in dem Diplomatie an ihre Grenzen stößt. Annexion der Krim, Bürgerkrieg im Osten der Ukraine mit russischer Unterstützung. Und als wäre das nicht genug, zieht die islamistische Terrororganisation Islamischer Staat mordend, plündernd und brandschatzend durch den Irak und Syrien. Wie im finstersten Mittelalter. Nur mit modernsten Waffen und viel Geld. Wie eine Nachricht aus einer anderen Welt erscheint da, dass Deutschland in diesem Jahr Fußballweltmeister wird.

juni

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Ein Mann namens Omar Gonzalez klettert über den Zaun vor dem Weißen Haus und rennt auf das Gebäude zu. Die Tür ist offen, das Alarmsystem abgeschaltet. Er durchquert das Foyer und biegt nach links Richtung East Room ab. Eine Mitarbeiterin des Secret Service rennt ihm hinterher, will ihren Schlagstock zücken, greift aber stattdessen zur Taschenlampe. Bis sie endlich eine Waffe in der Hand hat, ist Gonzalez bereits im East Room, in dem der Präsident für gewöhnlich Gesetze unterzeichnet. Schließlich wird der Eindringling von Wachen überwältigt und sein Klappmesser sicher gestellt. Gonzalez, so stellt sich heraus, ist ein Kriegsveteran. Er diente zweimal im Irak und wirkte – wie Familienangehörige beobachteten – schon länger verwirrt. Sein Auto war voller Waffen und Munition.


zeitgeschehen

März

april

Einleitung und Januar ––– Juni von Thorsten Denkler

Putins Angriff

Anfang vom Wieder Ende des BND? Tote

Russische Soldaten marschieren auf der Krim auf ukrainisches Staatsgebiet ein. Die Regionalregierung erklärt die Krim für unabhängig. In einem sogenannten Referendum spricht sich angeblich eine Mehrheit der Krim-Bewohner für einen Anschluss an die russische Föderation an. Die Welt ist geschockt. Der Bruch des Völkerrechtes ist offensichtlich. Aber kaum einer weiß, wie mit einem Präsidenten Putin umzugehen ist, dem internationale Abkommen völlig egal zu sein scheinen. Sanktionen werden beschlossen. Aber sie wirken harmlos im Vergleich zum massiven Militäraufgebot der Russen. In Rom nimmt Papst Franziskus derweil den Amtsverzicht von Tebartz-van Elst als Bischof von Limburg an. Aber wen interessiert das da noch.

Die vom US-Whistleblower Edward Snowden aufgedeckte weltweite NSAAffäre soll vom Bundestag aufgeklärt werden. Am 3. April nimmt der Untersuchungsausschuss des Bundestages seine Arbeit auf. Erst schien es, als würden Regierung und Opposition gut zusammenarbeiten. Mehr und mehr aber wird klar: Die Regierung blockt wo sie kann. Snowden nach Deutschland holen? Keine Chance. Akten? Geschwärzt. Neue Informationen bekommen die Abgeordneten vor allem aus der Presse. Dennoch: In der ersten Befragung von Sachverständigen kommt es zu einem großen Knall. Die namhaften Verfassungsjuristen erklären: Der Bundesnachrichtendienst arbeitet nicht auf dem Boden des Bundesverfassungsgerichtes. Ein Befund wie ein Erdbeben für den BND. Die Ukraine-Krise weitet sich unterdessen auf den Osten des Landes aus. Separatisten besetzen das Polizeikommissariat in Slowjansk.

oktober

november

dezember

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Jagd auf Mädchen

Es geht weiter

Rettet den Christstollen!

Was ist eigentlich aus den über 200 Mädchen geworden, die im April in Nigeria direkt aus der Schule heraus von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram entführt wurden? »Bring back our girls« hatten damals Prominente von Michelle Obama bis Mutter Beimer auf ein Blatt Papier geschrieben und es sich vor die Brust gehalten. Doch der Anführer der Terroristengruppe dachte gar nicht daran, die Mädchen zurückzubringen. Nun erklärt er in einem Video, dass die Mädchen zum Islam übergetreten und verheiratet worden seien. Und dass es einen Waffenstillstand mit der Regierung, wie diese zuvor verlauten ließ, keinesfalls gebe. Seit diesem Statement macht Boko Haram übrigens unvermindert weiter Jagd auf Mädchen. Etwa hundert sollten in den nächsten Wochen von den Terroristen entführt werden.

Stillstand in Deutschland. Der Streik der Gewerkschaft der Lokführer legt das Land lahm – und das ausgerechnet in jenen Tagen, als für das MauerfallJubiläum in Berlin Tausende Ballons aufgepumpt wurden, damit diese den einstigen antifaschistischen Schutzwall nachspielen. Zu viel Druck offenbar für GDL-Chef Weselsky: Bereits am vierten von fünf Tagen bricht er den Streik ergebnislos ab. Die Menschen waren da aber schon alle in Berlin. Die Stadt, sie war so voll wie 1989, und auch die Emotionen von damals stellten sich wieder ein. Nur: Diesmal fiel die Mauer nicht, sie flog. Stück für Stück verschwand sie in der Luft. Mit dem seltsamen Effekt, dass die Menschen diesmal richtig traurig waren, als die Mauer endgültig weg war.

Das Jahresende ruft gewöhnlich die Weltretter auf den Plan. So auch in 2015. Für den guten Zweck singt der von Bob Geldof dazu genötigte Campino mit 29 Musiker-Kollegen »Do they know it’s Christmas« und Jan Böhmerman fragt berechtigt zurück: »Do they now it’s scheiße?« In Dresden marschieren ein paar besorgte Bürger auf die Straße, um das Abendland vor der Islamisierung zu retten und den Christstollen vor einer Umbenennung. Schwierige Ziele, denn weder das eine noch das andere ist tatsächlich in Gefahr. Dafür sehen aber zahlreiche Menschen in den Patriotischen Europäern Gegen die Islamisierung des Abendlandes selbst eine Bedrohung – und formieren sich zur Gegen-Demo. Campino spielt derweil übrigens in Myanmar vor 6000 ekstatischen Menschen. Ach ja, Myanmar...

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mai

42  Tote, 125  Verletzte. So sieht es aus, wenn ukrainische Nationalisten zurückschlagen. Sie stürmen am 2.  Mai ein von Separatisten besetztes Gewerkschaftshaus in Odessa und setzten es in Brand. Die Krise eskaliert zum Bürgerkrieg, in dem Putins Russland kräftig mitmischt. Fast täglich melden die Separatisten, sie hätten ukrainische Militärflugzeuge oder Hubschrauber abgeschossen. Am 11.  Mai wieder so ein Referendum, wie kurz zuvor auf der Krim. Wieder ist das Ergebnis angeblich eindeutig: Die Ost-ukrainer wollen unabhängig sein. So schnell wie auf der Krim geht es diesmal nicht mit der Annexion durch Russland. Aber das Ziel scheint eindeutig zu sein. Putin will auch die Ostukraine für sich.

Juli ––– Dezember von Cornelia Tomerius


FEUILLETON

Sensemänner

8

11. Jahrhundert: marodierende Söldnertruppen, die Barbazonen, ein Sammelsurium heimat- und perspektivloser junger Männer , ziehen durch Europa und zerstören ganze Landstriche. 2014 schließen sich tausende in Ländern der ersten Welt sozialisierte, vornehmlich schlecht gebildete und beschäftigungslose junge Männer einer marodierenden Terrortruppe an und schleifen unter dem Vorwand der Vernichtung ungläubiger Städte und Ge»So konnte, wer – zumal am Morgen – durch die Stadt gemeinden, meucheln Erwachsene und Kinder, versklaven und vergewaltigen Frauen gangen wäre, unzählige Leichen liegen sehen. Dann ließen sie und Mädchen. Bahren kommen oder legten, wenn es an diesen fehlte, Wieviele Tote auf das Konto der mordenden Seuche gehen ist nicht dokumentiert, wer geihre Toten auf ein bloßes Brett. Auch geschah es, dass auf einer nau aus den Staaten Kuwait, Saudi Arabien, Bahre zwei oder drei davongetragen wurden, und nicht der Türkei und den Emiraten die wenig attraktiven Bartträger finanziert ebenso wenig. einmal, sondern viele Male hätte man zählen können, wo dieselbe Die Frage des Eingreifens der westlichen Bahre die Leichen des Mannes und der Frau oder zweier Welt ist auch die des »wie gefährlich ist das, was dort in der Ferne passiert für uns hier?« und dreier Brüder und des Vaters und seines Kindes trug.« Sicher stapeln sich derzeit nicht die EbolaKranken in den immerhin 60 (!) dafür ausgestatteten Betten in Old Germany und es droht auch Giovanni Boccaccio, Decamerone keine sächsische Kleinstadt in den nächsten Monaten unter das Banner salafistischer Nachthemden zu geraten, aber in beiden Fällen stellt sich die Frage, was haTeams zu behandeln, die in den betroffenen Ländern ben unsere modernen Systeme den potentiell bedroh»Keine Trinkbecher für die von Durchfall und ErbreWestafrikas zahlenmäßig für die Versorgung einer lichen viralen wie sozialen Epidemien entgegen zu chen dehydrierten Kranken. Kaum ein Krankenwagen, ganzen Stadt reichen müssen, scheint das Mittelalter setzen? um Ebola-Infizierte abzuholen. Viel zu viele Leichen, zurück gekommen zu sein: Im Falle des mikrobiellen Angriffs aus Westafrika lässt die ausgerechnet an der Geburtshilfe-Station vorbeigeDa es wie zu Pestzeiten kein Mittel gegen die Erkrandas zuständige Robert Koch Institut vermeintliche tragen wurden. Das Team der Weltgesundheitsorganikung gibt, sieht man Ärzte und Helfer in neonfarbener Muskeln spielen. Die dort veröffentlichte „aktuelle“ sation WHO und der amerikanischen Seuchenbehörde Schutzkleidung vermummt Tote und Infizierte durch Statistik der WHO ist vom diesjährigen August, so dass CDC hatte schon viel gesehen. Aber so schlimm hatten die Dörfer und Städte tragen mit vor allem einem Ziel: sich kaum ein hier ratsuchender Arzt ein wirkliches es sich die Experten nicht vorgestellt.« Jana Schlütter, Die Erkrankten und Toten von den Nichterkrankten zu Bild von der augenblicklichen Situation machen kann. Tagesspiegel vom 15.12.2014 isolieren. Es gilt die WHO Ziele zu erreichen: Dank eines Merkblatts für die Praxis ist durch wenige 70% der Neuinfizierten und die gleiche RelatiFragen determinierbar, ob es sich bei dem auf dem Beon von Verstorbenen zu erreichen um so die Anhandlungsstuhl sitzenden, hustenden Patienten um eisteckungsrate zu verringern. Und ein wenig arnen Ebola-Fall handelt oder nicht. Außerdem ist das beitet das Virus mit: Immerhin scheint die Virus nicht per Luft übertragbar und es gibt keine DiÜbertragungsrate relativ gering, wenn auch die rektflüge aus den betroffenen Ländern. Und zeigt nicht krankmachende Potenz des Virus enorm ist die Tatsache, dass es seit dem Ausbruch der Seuche vor und die Sterblichkeit nach erfolgter Infektion 12 Monaten bislang nicht einen Ansteckungsfall auf noch immer bei 50 – 70% liegt. Daher sind die deutschem Boden gab, dass wir sicher sind? wenigen einheimischen Ärzte und ausgebildeMan fühlt sich an eine Laokoon-Gruppe der Logik erten Pflegekräfte neben der kaum zu bewältiinnert, versucht man den Gedankengängen zur Ebolagenden Menge an Schwerstkranken auch noch Gefährdung der westlichen Welt zu folgen. Als sich von einem für sie erheblichen Ansteckungsrisider deutsche Virologe Jonas Schmidt-Chanasit im Sepko bedroht. Nach aktuellen Presseangaben sind tember dahingehend äußerte, dass die Krankheit in bereits über 600 medizinische Fachkräfte der Westafrika kaum zu stoppen sei und man sich auf die Krankheit zum Opfer gefallen. Vorsorge der Ausbreitung in die 1. Verständlich, dass etliche der Ärzte Welt konzentrieren solle, brandete 1350: die Pest (Pestis : Seuche) rottet ein gutes Drittel und Schwestern nicht mehr zur Arbeit Guinea: der europäischen Bevölkerung aus. Sie wird von Ratten 1 971 ihm eine Welle der Empörung entgeerscheinen. Nicht an Ebola erkrankte gen. Die wesentlichen Aussagen beübertragen, dann auch von Mensch zu Mensch. ErHilfesuchende meiden die wenigen Liberia: staunlicherweise bleibt die Region des heutigen Po2 964 züglich der guten Vorbereitung auf Hospitäler aus Angst vor einer InfektiInfizierte in Europa und den USA lens und der Osten Deutschlands von der Seuche veron. schont. Nach den Vorstellungen vieler Historiker hat Sierra Leone: 1 250 (Glauben Sie es uns, wir sind gut vorDies betrifft vor allem schwangere bereitet und die Gefahr ist gering!) die mit der Pest einhergehende Auslöschung von über Frauen und die in Westafrika zahlrei- nigeria: 25 Millionen Menschen, die Entvölkerung von Städten 8 beziehen sich dann auch immer auf chen Malariakranken. die wissentlich – und dann in Spezialwie Florenz, Hamburg, Bremen und Köln, wesentliIst die Ebola Epidemie nun nur eine Total: chen Anteil an der Einläutung der Renaissance. 6 193 flugzeugen – importierten Erkrankten neue Seuchensau, die durchs Weltdorf sowie auf einzelne Infizierte. ChanaDezember 2013: In einer westafrikanischen Provinz, getrieben wird? Ist die voyeuristische sit erläuterte in einem Phoenix Interwahrscheinlich durch ein erlegtes Tier, kommt es zum Grundhaltung unserer Gesellschaft, die das »Unglück view sehr eindrücklich, welcher Aufwand auch nur die Ausbruch einer Ebola Epidemie, die ein Jahr später beder anderen« aus sicherer Entfernung betrachtet, der Behandlung eines einzigen Ebola-Falls erfordert: Ein reits über 17.000 Infizierte und mehr als 6.500 Tote auf Motor für Medienberichterstattung und das EngageTeam aus ca. 16 Ärzten- und Pflegern, spezielle Beeinem Gebiet von der Größe Norwegens verzeichnet. ment westlicher Regierungen und Hilfsorganisatiohandlungstrakte, so dass eine maximale Anzahl von Allein im derzeitigen Krisenherd Sierra Leone werden nen? 40 – 60 Patienten in Deutschland theoretisch gleichpro Woche etwa 400 Neuinfektionen registriert. zeitig versorgt werden könnte. Ein paar Flugstunden von der westlichen High-TechAlso lässt sich zusammenfassen: Finger kreuzen und Medizin entfernt, die es sich leistet, die wenigen imhoffen, dass die „Ausfuhr“ von Virusträgern an den portierten Ebola Fälle mit Ärzte/Krankenpfleger-

1976 ––– 2014

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FEUILLETON

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Flughäfen, Überlandstraßen und Busbahnhöfen der betroffenen Länder weiterhin effektiv unterbunden wird. So effektiv, wie der Export IS-Wahnsinniger aus Deutschland in den Irak durch Passentzug und Eintragung in den Personalausweis verhindert werden soll. Derartige Maßnahmen sind soweit fast geeint in den parlamentarisch demokratischen Bänken. Schwierig wird es bei der Diskussion um die Infektionsprophylaxe. Und so sind Mitdemonstranten der immer mehr anwachsenden PEGIDA- Truppe eher Angriffspunkte der „fit,fit, fit schäme Dich „ Attacken der Presse und Gut-Menschen-Politik, als diejenigen, die Neukölln rauf – Wedding runter die Predigten der Schariah und Anti-Schweinefleischfresser Agitatoren besucht. Allein gelassen werden damit sowohl die Menschen muslimischer Kultur, die sich ausdrücklich für Deutschland als säkular freier und den Menschenrechten verpflichteter Staatsgemeinschaft entschieden haben, als auch diejenigen, die fernab jeden rechten Gedankengutes einfach Schluss sagen wollen zur Aufweichung demokratischer Grundsätze im Namen eines falsch verstandenen Toleranzansatzes. Keinesfalls kann es an dieser Stelle um Christentum »ja«, Islam »nein« gehen, sondern um diejenigen Freiheiten, Rechte aber auch Pflichten, die viele unserer Mütter und Väter mühselig und Jahrzehnte hindurch auch gegen die hiesigen Vertreter kultureller und menschlicher Barbarei verteidigt und vor ihnen gerettet haben. Sind Sie für eine weitere Parallele zur Ordnung der mikrobiellen Welt offen? Dann schauen wir uns an, was in den Hygienetempeln unseres Gesundheitswesens los ist. Offiziell inzwischen 30.000 an Krankehauskeimen zu Tode gekommene Patienten haben diese pro Jahr zu verzeichnen. Angesichts dieser Zahlen an Infektionstoten wirken die der Ebola-Opfer nicht gerade beängstigend und wir vergleichen hier Menschen, die zumeist in den ärmsten Teilen westafrikanischer Städte leben mit solchen, die in deutschen Krankenhäusern tödlich infiziert wurden. Und das sind Umgebungen, in denen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten alles, was sich mikrobielles Milieu nennen konnte, konsequent bekämpft, abgetötet und vernichtet wurde. Inzwischen ist eine Situation erreicht, in der kaum noch ein Antibiotikum und Desinfektionsmittel gegen die todbringende Keimbesiedlung hilft. Trotzdem geht die Suche nach genau diesen „Vernichtungswaffen“ weiter und nur wenige versuchen den Blick dahin zu richten wo nicht trotz sondern wegen der Vielfalt mikrobiellen Lebens eine gesunde (!) Ordnung besteht. »Der Keim ist nichts, das Milieu ist alles« (Prof.Bernard, Zeitgenosse Robert Kochs) umschreibt nicht nur nahezu jeden lebendigen mit Mikroben in lebenslanger Symbiose lebenden Organismus sondern die für gesunde Prozesse notwendige Ordnung in Form des vorhandenen mikrobiellen Milieus.

Wird die Balance dieser Ordnung zerstört, wird gar diese Ordnung an sich vernichtet, so werden sich auf lange Sicht Krankheitserreger durchsetzen, da ihre natürlichen Widersacher nicht mehr existieren. Die Zeit vor Ausbruch der Pest im Mittelalter war u.a. durch die enorme Steigerung der Bevölkerungszahlen in den Städten und einer damit einhergehenden Destabilisierung des „Milieus“ gekennzeichnet; Flughunde, die symptomlose Träger des Ebola-Virus sind, haben in der Regel keinen Kontakt zu Menschen und in einer vielfältigen demokratisch orientierten sozialen Gemeinschaft, die insbesondere ihren jungen Mitgliedern eine Zukunftsperspektive gibt, findet das Gerede für ein faschistoid organisiertes Kalifat welcher Provenienz auch immer sicher wenig Gehör. 2014 war ein Jahr, das uns in ganz besonderer Deutlichkeit gezeigt hat, wie empfindlich und wenig selbstverständlich eine gesunde Umgebung ist, ob in medizinischer oder sozialer Hinsicht. Als wesentlicher Teil des Milieus können wir alle etwas dafür tun, dass es so bleibt.

6 000

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein gesundes Jahr 2015.

von Dr. Inge Schwenger-Holst

4 500

bild Links EC/ECHO/Cyprien Fabre Bild Mitte Morgana Wingard, 2014 bild rechts Standby Taskforce 1

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Todes-Statistik basierend auf dem Report der WHO (World Health Organization) von 1976 – 2014


das WETTER präsentiert aktuelle Erkenntnisse, Orte oder Produkte der gesamten Welt.

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von Barbara Russ 1

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Berlin

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52° 31‘ N, 13° 24‘ O Schnee von Gestern

»Lanvin in der Pannierstraße, dass ich das noch erleben darf«, äußerte sich eine Langzeitanwohnerin be- und gleichzeitig entgeistert, als Gerda Jünemann hier im Juni 2014 eröffnete. Tatsächlich ist die Pannierstraße eine der hippesten nicht-mehr-geheimen Geheimtipps der Stadt, nahe dem Maybachufer aber doch ein Stück abseits des Kreuzköllner Epizentrums. Hier verkauft Jünemann nur die besten VintageStücke: Jil Sander, Proenza Schouler, A.P.C. oder Acne Studios, mit ein paar Ausreißern von COS und Topshop dazwischen. Das Label ist aber nicht wichtig, »Hauptsache schön«, heißt die Devise. Und weil die Vintage-Einzelteile schon genug visuelle Unruhe reinbringen, bleibt das Interieur extraschlicht: ein paar dekorative Vasen, minimalistische Kleiderstangen und auf die Ladentheke wurde auch verzichtet. thegoodstore.berlin

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Hamburg

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München

53° 33‘ N, 10° 0‘ O Nordwind

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Eigentlich war Mona Cloppenburg bis vor wenigen Jahren Molekularbiologin. Durch die Mutterschaft war sie aber aus dem Beruf raus und wollte auch nicht wieder einsteigen. Was also tun? Die Dänemarkliebhaberin beschloss kurzum, ihre Liebe zu skandinavischem Design zum Beruf zu machen. Wer nun denkt: »Cloppenburg – klar! Mit dem Namen einen Conceptstore in Hamburgs Stadtteil Eppendorf aufzumachen, ist etwa so mutig wie mit Schwimmflügeln vom 1-Meter-Brett zu springen«, der fehlt. Mona Cloppenburg hat keine verwandtschaftlichen Bande zum Kaufhausnamensvetter und kam zum Laden wie die Jungfrau zum Kinde. Vielleicht ist das ihr Geheimrezept: eine gehörige Prise unschuldige Begeisterung. Denn ihr Laden, Swoon, ist genau, was der Name verspricht: zum Schwärmen. Dänische Labels wie by Malene Birger oder Mads Norgard treffen auf französische und deutsche, wie La Fée Maraboutée, das Kölner Jeanslabel Dawn Denim oder den Hamburger Schmuckdesigner Jonathan Johnson. swoonhamburg.de

Henrik Soller und Florian Ranft bekommen offenbar nicht genug. Eine andere Erklärung lässt sich kaum finden auf die Frage, warum man neben einer Modevertriebsagentur und diversen Franchise-Stores auch noch einen Conceptstore für Gents Wear mit angeschlossenem Café eröffnen muss. Noch dazu in bester Lage in der Münchner Residenzstraße, nicht ganz da, wo die Touristen hinfinden, aber auch nicht wirklich weit weg von der neuen Münchner Hipsteria. Und wenn auch heute kein Kir Royal mehr geschlürft wird, sondern eher alkoholfreier Apfelchampagner, so schätzt man doch in der bayrischen Hauptstadt die Patina der Vergangenheit. Deshalb wurden Teile der ehemals hier untergebrachten Confiserie Rottenhöfer liebevoll erhalten. Mit genauso viel Liebe zum Detail selektieren die Macher des Stores auch ihre Brands wie C.P. Company, Trickers oder Mauro Grifoni. kometundhelden.de

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48° 8‘ N, 11° 35‘ O Ziemlich cool

Köln

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50° 56‘ N, 6° 57‘ O Hitzewelle

Wer sonst als eine waschechte Französin mit Garçonne-Haarschnitt sollte den deutschen Damen zeigen, wie intelligenter Sex-Appeal funktioniert? Le Pop Lingerie nennt sich der LingerieConceptstore von Diane-Sophie Durigon, der nicht nur die zartesten Spitzen von Princesse Tam Tam, Blush Berlin oder Maison Close und den fairsten Baumwollschlüpfer von Le Slip Français oder Aikyou führt, sondern auch wohlriechende Öle, Duftkerzen ein paar nette Spielsachen für Sie und Ihn. An eine Sinnlichkeit vergangener Zeiten anknüpfend, ist der Laden im Kölner Stadtteil Ehrenfeld als eine ironisch angehauchte Glorifizierung der 50er Jahre gedacht, komplett mit Pin-Up-Tapete und original 50er Jahre Maßeinbauten. Ganz schön heiß! lepoplingerie.de


SPORT

Das Social-Medi Fußball-Wund

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Humber Premiere League, 11. englische Spielklasse: Wo der Hull United AFC kickt, ist FuSSballNiemandsland. Dass der

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ein, und so griff er zu einer waIrgendwann hatte Jamie WaltClub dennoch mittlergemutigen Maßnahme: Über ham diese verrückte Idee. Undie Lokalzeitung und die sozisere Stadt, so dachte er, unser weile weltberühmt ist, hat alen Medien verbreitete er, geliebtes Hull, braucht wieder dass er jedem Zuschauer, der einen Fußballclub, mit dem er seinem Gründer zu zum ersten Heimspiel von sich wirklich jeder identifizieHull United käme, aus eigener ren kann. Ein Team, das die verdanken –––– und einem Tasche zwei Pfund bezahlen Gemeinde zu einer Gemeinwürde. Fußball als umgekehrschaft formt, ein Team für Trick … tes Geschäftsmodell, das wollden einfachen Mann – für sie te er, den Menschen in der Realle in Hull. Man solle ihn bitgion etwas zurückgeben. Das war drei Tage vor dem te nicht falsch verstehen, alle hier seien unheimlich Match am 21. August. stolz auf die Leistungen von Hull City – der großen PreSein Versprechen machte schnell weltweit die Runde, miere League Mannschaft, die die Arbeiterstadt wiewar bei Twitter sogar in den Top Ten der meistdiskuder auf die Landkarte des Fußballs gesetzt und ihr ein tierten Themen, die internationalen Medien sprangen bißchen Farbe zurückgegeben hat, inmitten all der auf, Waltham hob vorsorglich 4000 Pfund von seiner grauen Fleischerhakenrealitäten. Nur sei Hull City Bank ab. 418 Zuschauer kamen schließlich, neben eben ein Vergnügen, dass sich die Wenigsten hier überzahlreichen Vertretern der Presse, viele wollten Walthaupt leisten könnten. Die Eintrittskarte für das KC hams Geld dann gar nicht, sondern einfach nur mal Stadium kostet momentan um die 50 Pfund. schauen, was das denn jetzt für ein neuer Verein wäre, Waltham kommt selbst von ganz unten, hat sich vom dieses Hull United AFC. Das Match gegen die Hedon Gas-Installateur zum erfolgreichen Geschäftsmann Rangers gewann die Mannschaft mit 4:1, zum nächsten und Leiter von sieben Firmen hochgebissen. Einer, der Heimspiel kamen bereits 231 Menschen. Aus eigenem die Nöte und Bedürfnisse der Arbeiterklasse versteht, Antrieb, und jeder von ihnen zahlte dieses Mal seinerund deshalb sagt: »Viele Leute werden aufgrund solseits bereitwillig zwei Pfund Eintritt. Waltham nennt cher Preise von dem Vergnügen Fußball ausgeschlosseine Mannschaft schon jetzt stolz The People’s Club, sen. Ihnen wollte ich eine Alternative bieten.« Diese das Projekt Integration einer ganzen Stadt läuft auf Alternative heißt Hull United AFC, eine Stadt, ein VerHochtouren. United ist momentan Tabellenführer, das ein, schwarz und weiß die Farben der Hoffnung, das ist erklärte Ziel ist der Aufstieg, irgendwann sogar bis in Walthams Versprechen an die Menschen. Der Self-Madie fünfte englische Liga, dann würde man Profistatus de-Man hat den Club, der vorher St. Andrews hieß, erst erhalten. vor 16 Wochen übernommen und umbenannt – als sich ihm die Chance bot, von der er, wie er sagt, bereits sein ganzes Leben lang geträumt hatte. Als Kind habe er am heimischen Computer stundenlang Fußball-Manager Die Menschen hier gezockt, ein Spiel, bei dem es darum geht, ein Team zu formen und zum Erfolg zu führen. Jetzt war diese Fikverdienen das tion für ihn plötzlich Realität geworden – Waltham ist beim Hull United AFC mittlerweile Manager und TraiMit dem Geld aus seinen Geschäften treibt Waltham ner in Personalunion. den Erfolg des Clubs voran, hat gerade laut eigener Aussage »über eine Million Pfund« in neue Infrastruktur investiert, und sagt trotzdem: »Es geht mir mit der Mannschaft nicht vorrangig darum, in der Zukunft irVersprechen in den gendwann mal Profit zu erwirtschaften. Die Menschen hier verdienen einfach ein Team, das sich jeder leisten sozialen Medien kann.« Über den Verkauf von Fanartikeln denke er freilich dennoch nach, er werde schließlich mittlerweile Da war nur noch dieses eine Problem: Zu Spielen der immer häufiger darauf angesprochen. Und natürlich ist Humber Premiere League, der 11.  Englischen Liga, das Bier und die Stadionwurst bei ihm auch nicht umkommen durchschnittlich so etwa 50 Zuschauer. Das sonst. passte nicht zu Walthams Vision von einem Volksver-

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Dennoch, dass er es mit seinem Projekt Volksclub so richtig ernst meint, zeigt eine andere Marketing-Aktion: Waltham will insgesamt 50 000 Mitgliedsausweise für Hull United AFC an Kinder bis zu 18 Kahren verteilen lassen. »Dieser Ausweis garantiert lebenslang freien Eintritt zu Spielen«, so verspricht er. Doch nicht nur das, die Mitgliedskarte soll auch als eine Art Rabattschein funktionieren, und dafür hat Waltham schon über 40 Sponsoren bzw. Partner gewonnen, vom lokalen Busunternehmen bis hin zum Fastfood-Riesen Mc Donald’s. Gleichzeitig weiß er, stärkt ein solcher Mitgliedsausweis natürlich enorm die Identifikation mit dem Club. »Es wird immer Schlaglöcher auf der Straße geben«, sagt er über seine Ambitionen, »aber ich würde das nicht machen können, wenn ich nicht zu 100 Prozent hinter der Idee und dem Club stehen würde.«

United ist der People’s Club Hull United AFC, das solle so eine Art Gegenentwurf zum typischen modernen Premiere League Club sein, der jährlich Millionen von Pfund umsetzt – und dabei längst seine Bindung zu den einfachen Leuten verloren hat, die ihn groß gemacht haben. Waltham will jetzt auch Fußballkurse an Schulen einrichten, um die Menschen wieder mehr mit einzuspannen. »Sie sollen irgendwann voller Stolz sagen können: ‚Ich bin UnitedFan, das ist der People’s Club, weißt du?!‘« Übrigens: Nach dem ersten Heimspiel rief mal einer dieser Marketing-Experte bei Waltham an. Er wolle ihm zu seiner Idee mit den zwei Pfund »Eintrittsprämie« gratulieren, so sagte er. Hätte man eine vergleichbare Werbeaktion gezielt lanciert, um den Club bekannt zu machen, hätte das wohl bis zu 400 000 Pfund gekostet. Waltham hat dafür laut eigener Aussage etwa 800 ausgegeben.

von Robin Hartmann


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MODE

globaler Ebene. Traditionsreiche Marken wie van Laack setzen auf nachhaltige, langfristig wirkende Produktund Service- Faktoren, an erster Stelle steht daher einzigartige Qualität. Statt auf den Zug der schnelllebigen Mode aufzuspringen, setzen wir auf Konsequenz im Stil, handwerkliche Perfektion und modische Kompetenz als permanente Inhalte. R Als deutsches Unternehmen lassen Sie in H Ländern wie Tunesien und Vietnam produzie-

Im gespräch mit van laacks CEo christian von daniels

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R Ihr Unternehmen existiert seit 1881 und hatte seit H jeher den Anspruch, Hemden von königlicher

Qualität zu liefern. Ist es schwieriger, diese Standards heute noch zu erfüllen, seitdem van Laack so gewachsen ist? C Seit über 130 Jahren fertigen wir unsere Hemden V und Blusen ausschließlich in eigenen ProduktionsD stätten. Die Ausbildung unserer Mitarbeiter findet in firmeneigenen Ausbildungszentren statt. Dadurch sichern wir nach wie vor unseren Qualitätsstandard und genügen vor allem unserem eigenen Anspruch an handwerklicher Perfektion. R Bitte geben Sie uns einen Einblick in die ModeH Welt: was sind Schwierigkeiten und was versuchen

Sie anders zu machen als andere Unternehmen? C Tradition und Moderne sind wichtige Faktoren der V Modewelt. Tradition allein wird aber sicher nicht D ausreichen. Genauso ist es mit dem Hype. Gehypte Brands beleben und würzen den Markt zwar stets aufs Neue, verschwinden aber häufig genauso schnell wie sie gekommen sind. Entscheidend ist viel mehr, den Verbraucher zu verstehen und ein Angebot zu formulieren, das bei allen kulturellen Unterschieden die DNA der Marke transportiert. Am Ende entscheiden Qualität, Authentizität und vor allem Kreativität über die Kundenakzeptanz. Damit gelingt uns sicher auch eine entsprechende Wahrnehmung auf

ren Länder, aus denen man immer wieder Horrorgeschichten um die Arbeitsbedingungen dort hört. Bei Millionen jährlich produzierten Hemden, wie geben Sie den Menschen dort Standards und ein sicheres Leben? C Es ist seit 1881 der Anspruch von van Laack, V das beste Hemd der Welt zu fertigen. Als D »The world’s leading shirtmaker« erstreckt sich dieser Anspruch auf kompromisslos höchste Produktqualität, einen nachhaltigen Produktionsprozess und einen für die gesamte Branche vorbildhaften CSR-Standard (Corporate Social Responsibility). Im Unterschied zu anderen Unternehmen in der Textilbranche orientiert sich van Laack nicht nur an den höchsten europäischen CSR Standards, sondern stellt darüber hinaus Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter in den unterschiedlichen Bereichen und Produktionsstandorten des Unternehmens in den Mittelpunkt seiner CSR-Strategie, wodurch CSR zu einem selbstverständlichen Bestandteil des van Laack Unternehmensalltags wird. Die Sicherheit der Mitarbeiter steht bei van Laack an erster Stelle. Die Betriebe werden unter Anwendung europäischer Sicherheitsstandards geführt. Durch regelmäßige Kontrollen wird sichergestellt, dass diese hohen Sicherheitsstandards lückenlos eingehalten werden. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Leistungen, die in der Textilbranche einzigartig sein dürften. Dazu zählen u. a. Voll-Klimatisierung aller Arbeitsräume, freies Mittagessen bei gleichzeitiger Auswahlmöglichkeit zwischen zwei frisch zubereiteten Gerichten, täglicher Bustransfer zu öffentlichen Anschlussverbindungen

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für alle Mitarbeiter und ein Kindergarten, der den Mitarbeitern kostenfrei auf dem Betriebsgelände zur Verfügung steht. van Laacks eigene, staatlich anerkannte Ausbildungszentren bieten darüber hinaus exzellente Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. R In den 90er Jahren verlor Ihr Unternehmen durch H Konkurrenz Millionensummen wie haben Sie

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es geschafft, das Ruder herumzureißen und auf dem Markt erfolgreich zu bleiben? C Das Label vL gilt seit über 130 Jahren als qualitäts- und V stilführend für Hemden und Blusen im PremiumD segment. Das Unternehmen wurde im Jahre 1881 von Heinrich van Laack in Berlin gegründet und wird seit dem Jahre 2002 von mir als Inhaber geführt. Das letzte Jahrzehnt war von einer dynamischen internationalen Expansion mit inzwischen über 150 Stores in aller Welt geprägt. Gleichzeitig wurde die modische Kompetenz gestärkt und die Marke deutlich verjüngt. Dabei bekennt sich das Unternehmen damals wie heute zu seinen industriellen Wurzeln als echter Hersteller mit eigener Produktion ausschließlich in eigenen Werken. Feinste Materialien, innovatives Design, handwerklich perfekte Verarbeitung, Exklusivität und viel Liebe zum Detail zeichnen das van Laack Produkt aus. Mit unserem Gespür für Tradition, Luxus und Stil ist es uns gelungen, die Marke van Laack erfolgreich und ohne Kompromisse in die Zukunft zu führen.

C Als weltweit größter Anbieter von Maßhemden im V Luxussegment beobachten wir seit Jahren ein D deutlich steigendes Interesse entsprechender Ziel-

gruppen an der modischen Selbstinszenierung. Seitdem diese selbstverständlicher Bestandteil des Tagesablaufs der jungen Generation in den Metropolen geworden ist, erleben wir seit einigen Jahren eine deutlich spürbare Verjüngung bei neuen Maßkunden. Sicher spielt hier eine zunehmende Freude an handwerklich perfekt verarbeiteten Produkten eine große Rolle. Viel entscheidender ist aber offensichtlich der Faktor Individualität. Die jüngere Zielgruppe möchte den größtmöglichen Gestaltungsspielraum und die entsprechende Entscheidungsfreiheit. An diesem Punkt funktioniert unser Maßhemd auch in der Zukunft perfekt.Denn das van Laack Maßhemd bietet hochwertigste, italienische Stoffe in großer Design- und Farbvielfalt sowie eine Auswahl von modernen Kragen- und Manschettenformen als auch Passformen. Denn auch in Zukunft steht als Krönung der Individualität das van Laack Maßhemd.

von Robin Hartmann

R Van Laack betätigt sich erst seit etwas mehr als fünf H Jahren auch im Online-Verkauf wie stellen Sie sicher,

dass jeder Kunde, obwohl der BtoC-Kontakt nicht so stark vorhanden ist wie bei einem Kauf in einem Ihrer Geschäfte, dennoch das richtige Hemd bekommt? Wie kann das Internet dafür sorgen, dass ich mein Wunschhemd erhalte? Und werden Sie in Zukunft verstärkt auf dieses Business setzen oder bleibt die Priorität beim Verkauf von Mensch zu Mensch? C Stationär und Online sind für uns kein Widerspruch, V sondern zwei Wege, die Verbraucherwünsche zu D erfüllen. Wir nutzen hier auch in Zukunft die Synergien. R Gibt es Unternehmenspläne für die Zukunft? Was H erwartet Ihre Kunden in den nächsten Jahren?

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2 4 CHILDHOOD PLEASURES Because even when grownup life requires that you arrive to work on time, dry and presentable; walking in puddles never gets old. AIGLE x Paul & Joe 180€ www.aigleboots.com

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Die Frauen feiern sich wieder selber. Die Modewelt entdeckt den Feminismus. Was die neuen Feministinnen auszeichnet und weshalb rote Lippen und kurze Röcke der Emanzipation nicht widersprechen.

PORCELAIN PRESENTS I read divorce rates are down and ‘happily ever after’ is back in vogue, such good news for lovers of crystal and fine china. The Dot Vase, 155€ www.tchilingarian.de

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MODE

bild rechts Stephane Feugere Bild links Olivier Saillant

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Ich bin die Tochter einer Feministin. Der Frauenstreik war für mich so normal, wie das tägliche Glas Milch. Das Beschriften von violett eingefärbten Leintüchern füllte unseren freien Mittwochnachmittag und die Aufschrift: »Wenn Frau will, steht alles still« beirrte mich sowenig, wie die Ballons, die meine Mutter bei einer Nacht- und Nebel Aktion an steinernen Straßenpfosten befestigte, die danach aussahen wie Penisse. Die knapp einen Meter hohen Pfosten wurden mit hautfarbenen Stoffen überzogen und die Ballons mit zweideutigen Sprüchen versehen. Violett war Anfangs der 90er Jahre, zumindest in der Schweiz, die Farbe der politisch aktiven Frauen. Violett: das erwachsen gewordene Rosarot, die Farbe der Mädchen? Das war 1991, ich war gerade einmal acht Jahre alt, meine Lieblingsfarbe: violett. Das prägte mich. Als Mädchen wurde mir gelehrt, mich selbst zu wehren, als junge Frau an meiner Bildung zu arbeiten, damit ich einmal dieselben Chancen wie die Männer haben werde und als erwachsene Frau rät mir meine Mutter noch heute, bei jedem Honorar gleich viel zu verlangen, wie es die Männer tun. Meine Erziehung lebte mir ein selbstbewusstes Frauenbild vor. Feminismus war und ist für mich kein Schimpfwort, sondern eine Weise, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sich nicht zu verstecken hinter einer Opferrolle, sondern im Leben dasselbe zu for-

dern, wie die Männer. Dieses Mann-gegen-Frau-Ding ist nicht meins. Wir sollten alle dieselben Rechte haben: egal welches Geschlecht, welche Religion oder Hautfarbe wir haben. Heute kommen diese Worte bestimmt gut an. Denn das kollektive Bewusstsein steht dem Feminismus gerade positiv gegenüber. In der Musikszene, in der Politik und eben auch in der Mode wird der Feminismus wieder diskutiert und dieses Mal mit weniger bösen Vorurteilen. Doch das war nicht immer so. Viele Jahre wurde das Wort Feministin gleichgesetzt mit Männerhasserin und war ein Schimpfwort im täglichen Diskurs um die Gleichstellung der Frau. Aktuell ist feministisch zu sein in Mode.

von Kathrin Eckhardt, Zürich Karl Lagerfeld, Modedesigner und Provokateur, hat es kürzlich auf den Punkt gebracht. Auf seinem inszenierten Boulevard Chanel liess er seine Mode an Modellen getarnt als protestfreudige Feministinnen am Ende der Show den Boulevard stürmen. An vorderster Front Gisele Bündchen und Cara Delevingne, beide mit Megaphonen ausgestattet, führten den Prostest an. Und damit wählte Lagerfeld zwei Frauen, die für die neuen feministischen Ideale perfekt passten: selbstbestimmt, vorlaut, sexy. Auf den Protestbannern stand »women’s right are more than alright« oder »Boy’s should get pregnant too« gefolgt von »we can match the machos« oder »Be your own stylist«. Diese Parolen regten nicht nur an, sich dieselben Rechte wie die Männer heraus-

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zunehmen, sondern den Männern auch dieselben Chancen wie den Frauen zu geben. Und die Aufschriften fordern die Frauen auf zu mehr Selbstbewusstsein und Individualität. Es geht nicht darum, jemanden besser oder schlechter darzustellen , sondern sich auf die gleiche Ebene zu stellen - genau das bringt den neuen Feminismus auf den Punkt. Mich irritierte Chanels Performance im ersten Augenblick. Die Gedanken »na endlich« und »nun soll Feminismus plötzlich in Mode sein?« vermischten sich sofort. Verliert die Bedeutung des Feminismus dadurch nicht an Stärke? Bagatellisiert die Mode den Feminismus damit? Nein! Mode ist Ausdruck der Gesellschaft und als solches soll sie endlich anerkannt werden. Oder mit den Worten des Topmodels Anja Rubriks, die sich zum Thema Feminismus im W Magazin äusserte: »We need to embrace who we are, inside and out. Fashion really has the power to influence this movement.« Frauen sollten es zu ihren Gunsten nutzen, dass der Markt jetzt sagt: »Feminismus ist cool.« Und der Markt will, dass wir konsumieren. Lippenstifte, Hight Heels, Chanel Kostüme. Das wollte der Modemarkt schon immer. Doch die Motivation des Konsums ändert sich. Eben noch war das Ziel des Konsums, begehrenswerter, schöner, sexier zu sein. Glauben wir dem Chanel-Protest, konsumieren wir nun, um stärker, selbstbewusster, individueller sogar kluger zu sein. Die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen. Die Strategie des neu motivierten Konsums gibt mir aber ein gutes Gefühl. In der oft kritisierten Position der Frau als weibliches Objekt der Begierde ist man mit der Haltung, sich nicht zum Objekt degradieren zu lassen in einer stärkeren Position. It’s all about attitude. Und mit dieser Selbstbestimmung, können hohe Lack-Stiefel und rote Lippen getragen werden, der Jupe etwas zu kurz sein und selbst die Stay-ups dürfen darunter hervorblitzen.


design

Ikonisch wohnen mit Swedish Grace und Midcentury Die Galerie Jacksons ist Europas erste Adresse für skandinavisches Design

2 6 In seinem Stockholmer Lager bewahrt Paul Jackson eine der bedeutendsten Designsammlungen der Welt auf. Dort stapeln sich Raritäten und beliebte Klassiker aus dem vergangenen Jahrhundert, etwa Stühle von Arne Jacobson, organisch geschwungene Liegen von Bruno Mathsson oder Space-Age-Möbel von Verner Panton. Fast alle Stücke in der Sammlung des Wahl-Stockholmers stammen von skandinavischen Architekten und Designern. Sie übernahmen Konzepte des deutschen Bauhauses, interpretierten sie weniger streng, integrierten die Handwerkstraditionen ihrer Länder und setzten auf warme Materialien wie Holz und Textilien. Ein Ansatz, der sich als außerordentlich nachhaltig erwies. Mit skandinavischem Design handelt Paul Jackson schon seit den Achtzigerjahren. Mittlerweile teilen viele Menschen seine Leidenschaft für die gemütliche Variante des modernen Funktionalismus: Midcentury aus Ländern wie Schweden, Dänemark und Finnland boomt in zeitgenössischen Wohnzimmern. Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden Arbeiten des Finnen Alvar Aaltos. Dessen in den Dreißigerjahren für die Firma Artek entworfener stapelbarer Hocker Model 60 wird als einer der ikonischsten Entwürfe des 20. Jahrhunderts gefeiert und bis heute produziert. In Jacksons Lager finden sich aber nur Originale. Neuauflagen kommen für ihn nicht infrage. Im Gegenteil: Er erhalte die Patina der Objekte bewusst, sagt er, und restauriere nur gelegentlich, um schlecht gelungene frühere Restaurierungen wieder gutzumachen. Risse im Lack einer Tischplatte oder abgenutzte Stellen an Polstermöbeln erzählen vom Leben dieser zum Teil über 100 Jahre alten Stücke. In seinen Galerien in Stockholm und Berlin lädt Jackson Besucher dazu ein Objekte anzufassen, die in Ausstellungen von Museen wie dem New Yorker MoMA oder dem Londoner Victoria and Albert hinter Markierungen auf Abstand gehalten werden.

2008 eröffnete Jackson eine Galerie in Berlin, um dort mit thematischen Ausstellungen Designgeschichte zu vermitteln. 2012 etwa gab dort die von Ilke Penzlien kuratierte Ausstellung In Order of Appearance mit so kunst-voll wie didaktisch gruppierten Klassikern einen Überblick über die Evolution des Stuhldesigns des 20. Jahrhunderts. Bei den Designmessen in Basel und Miami präsentiert Jackson auch gerne mal Außergewöhnliches. 2013 hatte er das komplette Interieur eines Zimmers aus dem finnischen Paimio-Sanatorium dabei. Alvar Aalto hatte die Klinik in den frühen Dreißigerjahren gebaut und komplett ausgestattet. Gerade ist in Berlin eine Ausstellung mit seltenen schwedischen Möbelstücken aus den Zwanzigerjahren zu sehen, eine kleine Sensation, denn dieses weitgehend vergessene goldene Zeitalter markierte den internationalen Durchbruch des Landes als Design-Nation. Bevor sie sich dem Funktionalismus zuwendeten, schufen Architekten wie Erik Gunnar Asplund und Carl Malmsten neoklassizistische Gebäude und Interieurs. Bei der Pariser Weltausstellung für Kunstgewerbe und Industriedesign von 1925 räumte der schwedische Pavillon eine Reihe von Preisen ab. 1927 war Schweden das erste Land, das sich mit einer Designausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art präsentierte. Der englische Kritiker Morton Shand prägte später für diesen Stil den Begriff Swedish Grace. Alles kommt wieder, das lehrt nicht nur die Mode. Neuerdings erlebten die Arbeiten dieser Generation ein Revival, sagt Paul Jackson, er bekomme viele Anfragen. Sein Stockholmer Lager ist bestens darauf vorbereitet.

Jacksons Sibyllegaaten 53, 11443 Stockholm; Lindenstraße 34, 10969 Berlin Ausstellung »Swedish Grace« in Berlin noch bis zum 15. Februar 2014

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von Sabine Weier

Schweden, 1922/23 / Designer: Erik Gunnar Asplund (1885 – 1940) Erik Gunnar Asplund gehört zu den einflussreichsten Architekten Schwedens. In den Zwanzigerjahren entwarf er neoklassizistische Gebäude wie die Stockholmer Stadtbibliothek und das legendäre Skandia-Theater. Es wurde ganz im Stil des bei der Pariser Weltausstellung von 1925 gefeierten Swedish Grace ausgestattet. Im Laufe der Zeit wurde der Filmpalast umgestaltet, dieser Sessel stammt noch aus dem Original-Interieur.


design

Meilensteine der Designgeschichte: seltene Stücke

Finnland, 1959 / Designer: Alvar Aalto (1898 – 1976) Mit seinen Ideen schrieb der finnische Architekt Alvar Aalto Designgeschichte. Wie vielen Gestaltern des 20. Jahrhunderts kam es ihm auf das Gesamtkunstwerk Raum an: Er entwarf nicht nur das Gebäude, sondern auch das gesamte Interieur. Licht spielte dabei eine wesentliche Rolle, Tageslicht genauso wie künstliches. Aaltos Lampen, wie diese nach ihrer Form benannte Bienenstock-Lampe, sind weniger bekannt als seine anderen Arbeiten und deswegen für viele eine echte Entdeckung.

aus Paul Jacksons

Dänemark, 1953 / Designer: Poul Kjærholm (1929 – 1980) Dänische Designer verbanden Mitte des 20. Jahrhunderts die Kühle des Funktionalismus à la Bauhaus mit skandinavischer Gemütlichkeit, indem sie etwa viel Holz einsetzten. Poul Kjærholm traute sich trotzdem an Stahlrohr heran. Dieser Stuhl ist ein ganz besonderes Stück: Er wurde ausschließlich für Kjærholms Freunde und Familie gefertigt. Benannt ist der Holscher-Stuhl nach einem befreundeten Schmied, der die StahlrohrKonstruktion lieferte. Dieses Paar ist das wohl letzte der Welt.

Sammlung

Dänemark, 1930er Jahre / Designer: Poul Henningsen (1894 – 1967) Er schrieb bissige Kritiken, doch in die Geschichte ging Poul Henningsen wegen seiner Lampen ein. Ihre komplex konstruierten Schirme verteilen das Licht perfekt im Raum. Inspiration fand der Designer häufig in der Natur, eine seiner Leuchten wurde wegen ihrer Form Artischocke getauft. Diese seltene Septima-Leuchte, benannt nach ihrem siebenteiligen Schirm, ist ein früher Entwurf Henningsens. Er gilt vielen Kritikern als dessen Meisterwerk.

Schweden, 1923 / Designer: Anna Petrus (1886 – 1949) Anna Petrus war eine prominente Figur der schwedischen Kunstszene der Zwanzigerjahre. Ihre Werke changierten zwischen Skulptur und angewandtem Objekt. Den Fuß dieses Tisches gestaltete sie als Löwe – das Tier taucht in ihren Arbeiten immer wieder auf, Kunsthistoriker sehen darin einen Verweis auf ihren despotischen Vater. In die Kupferplatte gravierte sie eine archaische Fischerszene ein. 1925 war der Tisch bei der Weltausstellung in Paris zu sehen. Schweden, 1940 / Designer: Josef Frank (1885 – 1967) Schon in seiner Geburtsstadt Wien setzte sich Josef Frank mit moderner Gestaltung auseinander. Doch erst in Schweden, wohin er 1933 vor den Nazis geflohen war, fand er zu seinem außergewöhnlichen Stil. Seine Interpretation moderner Interieurs ließ Raum für künstlerischen Ausdruck und viel Farbe. Möbelstücke dekorierte er gerne mit Mustern. Diese Kommode etwa versah er mit Illustrationen aus einem Pflanzenlehrbuch.

Dänemark, 1953 / Designer: Finn Juhl (1912 – 1989) Dänische Teakmöbel aus dem vergangenen Jahrhundert gehören zu den populärsten Designobjekten der Gegenwart. Zum Erfolg der dänischen Moderne trug vor allem Finn Juhl bei. Er schuf formvollendete Objekte mit dem gewissen Etwas, wie den farbigen Schubladen dieses Schreibtischs. Juhls Stil war so beliebt, dass er eingeladen wurde, Innenausstattungen für den Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York oder für die Terminals der Scandinavian Airlines zu entwerfen.

Dänemark, 1951 / Designer: Hans Wegner (1914 – 2007) Es wäre kaum verwegen zu behaupten, Hans Wegner habe ikonische Werke wie am Fließband geliefert. Über 100 seiner 500 Entwürfe für Stühle gingen in Produktion, viele wurden zu Meilensteinen der Designgeschichte, auch dieser Papa Bear genannte Sessel. Man fühle sich darin, als umarmten einen große Bärenpranken von hinten, beschrieb ein Kritiker das Sitzerlebnis. Daher der ulkige Name.

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Schweden, 1957 / Designer: Nils Landberg (1907 – 1991) Schon seit den Achtzigerjahren kauft Paul Jackson Nils Landbergs Tulpengläser. Heute verfügt er über eine ganze Sammlung dieser Vasen und Trinkgläser. Landberg entwarf sie für die Glaswerke Orrefors. Die schwedische Firma ist nach wie vor bekannt für hochwertig produzierte und gestaltete Stücke. 2011 entwarf sogar Modedesigner Karl Lagerfeld eine Linie Trinkgläser für das Unternehmen. An die Landbergs kommen diese allerdings nicht heran.


GESELLSCHAFT

15 Menschen, Unaufhaltsam neigt sich das Jahr dem Ende entgegen. Die Straßen versuchen vergeblich die Trostlosigkeit der Bäume mit grellen Neonkleidern zu überspielen. Die Konsumlust enthemmt sich überall an diabolisch funkelnden Vitrinen, die anmutig Nächstenliebe dirigieren. Das Radio, stets treuherziger Begleiter des Alltags, huldigt mit trivialer Unschuld die musikalischen Irrtümer vergangener Tage. Und auch das Fernsehen verkommt ungeniert zur Suggestion pathetischer Rückblicke inhaltsloser Ereignisse. Für diejenigen, die bedeutungslose Schaustellungen mit gesellschaftlichen Spektakeln verwechseln, entfesselt sich nun eine Endlosschleife stumpfsinniger Feiern und sinnloser Trunkenheit. Doch für jeden von uns birgt diese Zeit auch eine Chance, gar eine Verpflichtung des Innehaltens. Die Besinnung auf das Tun und das Getane. Niemand kommt wohl umhin die Gedanken schweifen zu lassen. Der Blick zurück sowie der in die Zukunft. Wir wollen ihn wagen, wollen nochmals erleben. Und das, und nur das, durch die Augen derer, die ihn erschaffen haben und für uns gestalten werden.

Mode 2 8

1 Was haben die meisten Leute 2014 gesucht bzw. dann auch wirklich gekauft? 2 Wie siehst Du Berlin im Vergleich zu den etablierten Modehauptstädten New York, Paris und Mailand? Welche Trends aus Berlin schaffen es den Weltmarkt zu erobern?

3  Was uns betrifft wird dies keine große Rolle spielen. Wir setzen auf individuelle Liebhaberstücke, und wer will die schon teilen? 4  Wir freuen uns wie in jedem Jahr auf die Berlin Fashion Week, die Messen und Events. Es ist schön zu sehen, wie sich Berlin mehr und mehr als Modehauptstadt etabliert und dadurch spannendem, deutschen Design eine Plattform bietet.

RIANNA + NINA Rianna Kounou & Nina Kuhn: Eigentümerinnen riannaandnina.com 1  Unsere Produkte sind fast ausschliesslich Einzelstücke, die von Hand in Berlin und Griechenland produziert werden. Das hat auch die Kunden begeistert, die sich für unsere Taschen, Kimonos, Kissen oder Lampen entschieden haben. 2  Wir setzen, wie unsere internationalen Kunden, auf das Mix-and-MatchPrinzip und freuen uns, dass sich internationale Trends immer weiter mischen. Wir möchten hier keinen Trend direkt Berlin zuordnen, sondern Mode als globales Produkt sehen.

Julius Errol Flynn Shirt Designer juliuserrolflynn.com

Wibke Deertz A. D. Deertz Brand and Shop Owner addeertz.com 1  Produkte im A. D. Deertz Shop gibt es Herrenbekleidung in guter Qualität, in einem unaufdringlichen Design alles aus einer überschaubaren, nachhaltigen Produktion. 3  Teilen/Sharing ist riesig und wichtig - nicht nur in der Mode, sondern im Leben an sich - alles kommt auf´s Teilen an. Teilt mehr! 4  Lasst es mich wissen!

1  Alle Marken, die Pharrell Williams getragen hat oder mit denen er zusammengearbeitet hat. 2  Berlin ist unprätentiös und unkompliziert. Ich glaube, dass Eyewear und Accessoires einschlagen werden. 3  Sharing wird das Tor zum Erfolg einer Marke. 4  Die MAN Show in Tokio.

Gastronomie 1 Bio, Regional, Saisonal. Die Menschen werden immer wählerischer. Findest Du der Zugang zu Informationen hat sich in 2014 verbessert? Und wo informierst Du Dich? 2 Welches ist das beste Newcomer Restaurant 2014? 3 Welche Trends siehst Du 2015 im Ess- und Trinkverhalten? 4 Was haben wir 2015 in der Berliner Gastro-Szene zu erwarten?

3 Sharing ist und wird überall ein großes Thema. Was für eine Rolle wird Sharing 2015 in der Mode spielen? 4 Welches Modeevent darf man 2015 nicht verpassen?

4  Die Berlin Fashion Week AW15 im Januar natürlich. Dort werden wieder über 100 Designer und Labels ihre neuen Ideen und Kreationen vorstellen. Auch ich werde dort am 22. Januar wieder meine neuste Kollektion auf dem Laufsteg präsentieren. Darauf freue ich mich schon sehr!

Sara-Felice Meerstein Brand: STORYCOAT facebook.com/STORYCOAT Marina Hoermanseder Fashion Designer marina-hoermanseder.com 1  Aus der AW14/15-Kollektion war wohl am beliebtesten der rote LederBody. Der wurde als High-Fashion Piece aber nicht in Serie gefertigt. Erst seit der SS15-Kollektion biete ich mehrere ausschließlich kommerzielle Stücke an, die dann auf jeden Fall ab März 2015 in meinem neuen Online-Store und im LNFA Store im Bikini Berlin erhältlich sein werden. 2  Das tolle an Berlin im Vergleich zu den etablierten Modemetropolen ist, dass die Möglichkeiten für talentierte, aber noch unbekannte Designer größer sind, wahrgenommen zu werden und sich somit in der Modebranche zu etablieren. 3  Sharing spielt bereits eine Rolle. Plattformen wie Kleiderkreisel haben als Tauschzirkel angefangen und sind damit sehr erfolgreich. Aber auch im Kleinen und besonders dort finden diese Dinge statt - Angefangen bei sozialen Projekten wie den von engagierten Bürgern in Kreuzberg aufgestellte Kleiderboxen für jedermann bis hin zum alltäglichen Kleidertausch unter besten Freunden.

1  Lustigerweise hatten Birckenstocks 2014 ein super Revival. Fashion-Leute haben sie zu Cocktaikleidern getragen. Sie sind jetzt auf dem Luxusmarkt! Von der NY Times zum Bestseller des Sommers gewählt worden. 2  Derzeit hat Berlin viel Interessantes zu bieten – und das nicht nur in Hinblick auf einen speziellen Stil oder eine gewisse Szene. Es finden sich neben Haute-Couture-Labels auch andere, die ganz bewusst darauf abzielen, sich nicht in das branchentypische System einbeziehen zu lassen. Berliner Labels wie Lala Berlin und Kaviar Gauche.Ich bin sicher, dass es in den nächsten Jahren immer mehr deutsche und vor allem Berliner Labels schaffen werden, sich auch international zu platzieren. 3  Im privaten Bereich und zu bestimmten Anlässen ist Sharing nichts verwerfliches, jedoch bezweifle ich, dass dieser neu geschaffene Geschäftszweig lange anhält. Persönlich ist es mir wichtig bewusst zu konsumieren. 4  Die Couture-Show von John Galliano fuer Maison Martin Margiela.

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Florian Kampard Bar Owner/Bartender BarCel Torstr. 218, 10115 Berlin 1  Für mich sind das alles Trends die sich mehr oder weniger wiederholen oder notwendig sind. Als Bartender hat man viel Kontakt mit Menschen, mit manchen kann man auch interessante Gespräche führen. Und ich kann lesen. 2  Leider hat mich 2014 nichts überrascht oder beeindruckt. 3  Nach dem ganzen Firlefanz hoffentlich mal wieder etwas bodenständiger und vor allem ehrlicher. 4  Natürlich Ike‘s und meine Bar!


GESELLSCHAFT

Lennart Döring Brand Manager »Papi Crunch« papicrunch.com »Parker Bowles« parker-bowles.com 1  Ich informiere mich beim Händler, im Internet, aber vor allem bei Kollegen. Ich habe mittlerweile ein gutes Netzwerk aus Gastronomen und wir helfen uns gegenseitig wo es geht. 2 Cordobar! 3  Klassische Streetfood Gerichte mit neuer Technik neu interpretieren. So wie wir unsere Rancheros mit Sous Vide gegarten 64° Eiern machen und nicht mit Spiegeleiern. Immer noch sehr einfache Küche nur ein ganz leichter twist. 4  Das Niveau wird noch einmal einen sehr großen Sprung nach oben machen. Die Kunden verlangen es. Wir werden unseren Fokus auf Caterings für Unternehmen und Privatpersonen legen, um unsere Ideen was moderne Küche ist zu verbreiten.

tisch, die Weinkarte super und die Atmosphäre angenehm entspannt. 3  Die meisten Trends kommen nach wie vor aus den USA. Im Moment kommt der Hype für Superfoods und Juices hier an – aus gesundheitlicher Sicht, eine etwas zwiespältige Sache: contemporaryfoodlab.com/hungryworld/2014/06/von-detox-greensmoothies-und-gorillamarchen/ 4  Ich bin selber gespannt darauf. Wir jedenfalls eröffnen ein Slow Food Deli am Anfang des Jahres in Kreuzberg. Der Fokus liegt auf Casual Food, wobei Genuss im Vordergrund steht. Gesundheitliche Aspekte werden auch adressiert, aber nicht dogmatisch oder militant.

Musik 1 Welches war das beste Konzert, auf dem Du dieses Jahr gewesen bist? 2 Welches ist die coolste LiveLocation in Berlin?

Film 1 Erzähle uns von Deinem anstehenden Filmprojekt!

Argy Theofilis DJ / Musiker residentadvisor.net/dj/argy 1  Das ganze Jahr on Tour zu sein heißt auch, sehr wenig Zeit für Konzertbesuche zu haben. Aber in der letzten Zeit haben mich Rufus Wainright und Tindersticks in der Volksbühne beeindruckt. Sade in der O2-World zu erleben war hinreissend, ebenso ein gereiftes Interpol im Postbahnhof. 2  Ich liebe die Volksbühne, insbesondere, wenn sich der Künstler auf den Raum einlässt, ihn interpretiert und zu seinem Eigenen macht. Das Berghain am Mittwoch ist eine hübsche Location für Live-Shows und lebt durch den Kontrast zwischen Musik und industrieller Techno-Atmosphäre. 3  Singer/Songwriter MAMA.

3 Wer ist der heißeste Tipp für 2015?

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2 Was hat Dich dazu bewogen, an wen ist es adressiert und was möchtest Du der Welt mitteilen?

Mafalda Millies Filmemacherin MA in Public Policy 1  Im Sommer habe ich in Ghana in einem Dorf ohne Strom gedreht. Das Erlebnis hat mich so geprägt, dass ich jetzt einen Kurzfilm darüber mache. 2  Ohne Strom muss man sich nach Sonnenuntergang mehr einfallen lassen, als RTL oder X-Box anknipsen. Darauf soll mein Film ein Licht werfen …

Journalismus

9 Ludwig Cramer-Klett Gründer Katz Orange und CFL (Contemprorary Food Lab) katzorange.com und contemporaryfoodlab.com 1  Der Zugang zu Informationen hat sich nicht unbedingt verbessert - die Intransparenz ist immer noch ein großes Problem. Verbessert hat sich der Zugang zu den Produkten selbst, durch Initiativen wie die Markhalle IX, guten BioLäden und Restaurants. contemporaryfoodlab.com/hungryworld/2014/12/mehr-transparenzfur-erdnussbutter-food-scores/ 2  Für mich ist das Newcomer-Restaurant 2014 die Cordobar. Das Restaurant wurde zwar schon 2013 eröffnet, aber es ist bei mir erst in diesem Jahr auf dem Radar aufgetaucht. Das Essen ist fantas-

Peter Mangan Musiker - Sun And The Wolf sunandthewolf.com 1  Das beste Konzert, das ich dieses Jahr gesehen habe war vermutlich GOAT im Postbahnhof. Obwohl die Location nicht so passend war, war es einfach großartig. 2  Festsaal Kreuzberg war der perfekte Ort für gute Livemusik in Berlin bevor es tragischerweise niedergebrannt ist. Immerhin bleibt noch das West Germany als sehr gute Venue. 3  Ich habe gehört, dass Sun and the Wolf ein neues Album raus bringen werden… Ohren offen halten!

nur für einen Augenblick… Kimono’s Rianna + Nina

Fotoassistentin Irma Cirikovic

Bow Ties Oliver Sinz

Hair/Make Up Sutida Vestewig

Fotografin Romy Maxime

und Claudia Runge

Henric Hungerhoff Musiker Hungerhoff & The Wild Roots aka St. Beaufort (Bluegrass/Folk) stbeaufort.com

2 An welchen Projekten wirst Du im nächsten Jahr arbeiten und weshalb?

1  The Lone Bellow im Privatclub im März. 2  Kallasch & in Moabit. 3  Okta Logue. Unser Debütalbum mit dem Titel St. Beaufort erscheint Anfang 2015!

Louisa Löwenstein Autorin brandtales.net pentales.com

Alice Phoebe Lou Musikerin alicephoebelou.com 1  Bombay Bicycle Club im Astra. 2  Ich würde sagen, der Heimathafen in Neukölln. Er ist elegant, architektonisch sehr schön und hat eine unglaubliche Akustik. 3  Merkt euch Jackson Dyer. Er war gerade auf Tournee mit The Mighty Oaks und seine Musik ist unglaublich!

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1 Du lernst bei Deiner Arbeit viele interessante Persönlichkeiten kennen. Was war Dein Highlight in diesem Jahr?

1  Unsere Recherchereise nach Äthiopien, wo wir unglaublich starke und visionäre Menschen, vor allem Kleinbauern, kennenlernen durften. 2  An einem Skript für die Drehbuchwerkstatt München und einem Buch darüber, dass man die Welt ernähren kann, ohne Mensch und Natur auszubeuten.


Arrogant Bastard von Adrian Stanley Thomas, New York.

The Year Hello my little ones.

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It is I, the all knowing and proprietor of majesty. Has the year come to a close already? Are there not more days left to screw up 2014? Surely, we humans have more mischief to make before the year is done. There’s more insider trading to be done. We have more wars to start so we can practice shooting, regulate oil production, and find new spices. War is also a good time to try out new military equipment for functionality. Can we not kidnap more innocent young girls, be completely incompetent in our elected offices, take more money from the middle class and use it for really silly projects like more tax breaks for people who are already rich, take more selfies, take more selfies, take more selfies. That’s not a mistake, this selfie, Instagram, Pinterest, Facebook stuff is out of control. I had no idea so many people loved themselves that much! Well, actually, I did realize that the current collaboration that technology and fame are involved in has resulted in a symbiotic relationship that now consumes everyday life for a number of people. We are in a different time. The maturation of human culture has produced a constant (play by play) of your thoughts so the obsession with the physical appearance is definitely a priority for just about everybody. This is the time to reflect on your accomplishments throughout the year. No matter how small or insignificant they are, you should be reminiscing about the experiences that you have had this year and the enormous contributions that taking pictures of yourself have provided. I on the other hand have made significant contributions in the area of education. Now I’m not saying that I’m worthy of a Nobel Prize, considering I haven’t really pro-moted peace, but certainly educating you modern philanthropic class oriented people about your shortfalls deserves some credit. It’s merely a school lesson of sorts that I provide in order to help you through your day. Perhaps I do deserve a Nobel for my work? Shouldn’t an educator like myself be rewarded

for enhancing the quality of life for the entire world? Clearly, I cannot force you to drink from the well of experience and common sense, but I can shame you into trusting the opulence of my opinions. There are so many things to talk about that have made this year interesting conversation. However, there’s one topic that outshines every-thing. The World Cup silly, okay, okay, there are more important things than the world cup, but you have to admit, the World Cup was very exciting. What is more important than sports? I dare you to find something that has more meaning than sports. Tell me anything that has more relevance to our species than sports. There’s always a loser, the players love the super models and actresses. They make more money than they can spend. Someone always finds a way to take drugs on video! What’s not to love? Even though I should proclaim the World Cup as the pinnacle of everything glorious, it’s not the most engaging story of 2014. Whatever your personal opinion is about this subject, you must agree that ISIS is the story of 2014. It’s almost as if the world has to look at itself in the mirror if only to think about it’s own history. The ISIS folks are aggressive, intent on taking land and people without regard for using violence. Does this sound like the scramble of Africa, slavery, native American slaughter. Merry Christmas!

in Review

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