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VINYL-Ikonen

19. November 2022 – 5. März 2023 I Kunstsammlung Jena VINYL-Ikonen 60 Jahre Plattencover

Schallplattencover sind Ikonen der Populärkultur, die unsere Geschichte geprägt und in Bilder gebracht haben. Sie wecken Erinnerungen, lassen Songs und Melodien wieder aufleben und eröffnen zugleich ein Panorama von Stilen und Musikrichtungen, Neuorientierungen und Experimenten. Punk und Pop, Rock und Heavy Metal, Funk und Folk und vieles andere mehr finden in den Covern ihren Ausdruck. Nachdem die ersten Schallplattencover lediglich als Schutzhüllen für den empfindlichen Inhalt gedient hatten, entwickelte sich die Cover-Gestaltung ab den 1960er Jahren zunehmend zum Marketinginstrument. In diesem Zuge griff man auch gern auf bildende Künstler zurück, darunter Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Richard Hamilton und Gerhard Richter. Triebfeder dieser Entwicklung waren oft die Musiker selbst, die durch ihre vorherige Ausbildung Kontakt zu Kunstakademien hatten, wie etwa Roger Waters (Pink Floyd), Peter Gabriel (Genesis), Pete Townshend (The Who) oder Keith Richards (Rolling Stones). Die Cover sollten demnach oft auch der Erhebung des gesellschaftlichen Status’ der Musiker dienen. Offensichtlich Pink Floyd wird diese Intention in den zahlreichen Rückgriffen auf Dark Side of The Moon, 1973 die bildende Kunst, wenn etwa Gemälde von Rembrandt, Gestaltung: Hipgnosis Manet, Géricault oder Tizian verarbeitet wurden. Andy Warhol Kunst und Kitsch, Mode und Musik, Film und Fotografie: Für Andy Warhol gehörten diese Elemente zusammen. Daher arbeite er auch mit den unterschiedlichsten Medien und gestaltete neben seiner künstlerischen Arbeit mit Gemälden, Drucken und Filmen auch zahlreiche Plattencover. Die ursprünglich abziehbare Banane des Velvet Underground-Covers und Sticky Fingers der Rolling Stones mit dem aufziehbaren Reißverschluss sind die wohl berühmtesten Beispiele. Die schrill-bunten Bilder von Aretha Franklin und Diana Ross erinnern hingegen eher an seine Monroe-, Mao- oder Mona Lisa-Serien. Pop – Politik – Punk Pop und Politik gehörten immer schon zusammen. Spätestens im Zeitalter des Punk wurden die politischen Botschaften dann auch fordernder. Platten wurden zu politischen Pamphleten, denen Poster, Flugblätter und Plakate beigegeben wurden, um das Programm auch in die Welt zu bringen. Einige Bands wie die englische Anarcho-Punk-Gruppe Crass verwandelten gleich die Cover in Plakate. Andere wie The Pop Group legten ganze Zeitschriften und Folder bei. Und selbst bescheidenere Plakate wie bei Ton, Steine, Scherben oder Floh de Cologne zeigen, dass die Musik vor allem eines sein wollte: politischer Kampf. Die Ausstellung in der Kunstsammlung Jena zeigt Schallplattencover von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart und bietet einen Überblick über diese besondere Form der Ästhetik. Von Kult bis Kitsch und von AC/DC bis Frank Zappa durchreist man die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte bis zur Gegenwart. Nicht unerwähnt dabei bleibt die hiesige Vinylkultur, die neben Covern der DDR auch aktuelle Erscheinungen der überaus regen Musikszene Jenas aufnimmt. The Velvet Underground The Velvet Underground, 1967 Gestaltung: Andy Warhol