Trialog 0/2018 web

Page 1

Von Mensch Mensch zu Gott zu1/2 Mensch 1 | 2018 Magazin für einzu Leben voll Hoffnung 2006 ¥ 121. Jahrgang

heilsarmee.ch Mal anders 3 Perspektivenwechsel

Schutt sammeln und Tränen trocknen

Mittendrin 5–6 Neustart nach Gefängnis So schafft die Heilsarmee Vertrauen: Sie ist nahe bei den Menschen und packt ohne Berührungsängste an.

Am Werk 10–11 Seinen Platz finden

Die Heilsarmee hat sich in Ungarn etabliert und das Werk wächst; auch dank dessen, dass Mitarbeitende und Freiwillige anpacken und mit den Menschen im Alltag unterwegs sind. So setzen Jugendliche der Heilsarmee Bern regelmässig einen Teil ihrer Ferien ein, um in Ungarn tatkräftig Hilfe zu leisten: In einem Dorf, in dem vor allem Roma wohnen, sammeln sie Abfall, verputzen Mauern und spielen mit den Kindern. Diese Nähe zu einer verachteten, vernachlässigten und teils verwahrlosten Bevölkerungsgruppe schafft Vertrauen – bei den Leuten wie bei den Behörden. Und es bleibt nicht beim aufgeräumten Dorfplatz, dem Kindernachmittag und

der Suppenküche. Regina und Bernhard Wittwer, die Regionalleiter der Heilsarmee Ungarn, erleben, wie Menschen durch den Glauben ihr Verhalten ändern, Hoffnung schöpfen und Würde zurückgewinnen: „Der Glaube an Christus verändert die Menschen von innen heraus und gibt neue Lebensperspektive. Das wirkt sich sichtbar auf ihre Lebensweise aus: In gewissen Dörfern gehen die negativen Auswirkungen von Alkoholsucht sowie die häusliche Gewalt so sehr zurück, dass Dorfälteste anderswo die Heilsarmee ebenfalls um Hilfe bitten. Wir erleben, wie Suppe, Seife und Seelenheil Wirkung zeigen!“ Mehr dazu auf Seite 11.

1 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 1

4|2006

19.12.17 11:07


DI A LO G

Das A und das O (Offenbarung 1,8) In der Alltagssprache gibt es Redewendungen und Ausdrücke, die aus der Bibel stammen. Wir stellen sie Ihnen vor:

Jesus Christus ist der Anfänger und der Vollender, der Ursprung und das Ziel aller Dinge. Der Schöpfer allen Lebens ist mein persönlicher Dreh- und Angelpunkt. Er ist meine unerschütterliche Lebensgrundlage. Er ist der Gott, der alles umfasst, meine Vergangenheit, meine Gegenwart und die Zukunft. Manuela Hefti

Ich gebe der Familie höchsten Stellenwert. Denn ich glaube fest, dass man im Zusammenhalt alles – das A und das O – erreichen kann. Damit meine ich nicht finanziellen Reichtum, sondern Zufriedenheit und ein glückliches Leben. Gutes zu tun und etwas zu bewirken, das Sinn macht, ist meine stetige Motivation. Artan Zeqiri

In meinem Job im Immobilienwesen der Heilsarmee ist eine gute Planung das A und O: Wohnungen müssen termin- und budgetgerecht renoviert und übergeben werden. Ich arbeite zwar nicht an der Front, kann aber doch einen wesentlichen Beitrag für die Ärmsten der Armen leisten. Dies ist mein persönliches A und O. Evelyne Hänzi

Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin

Auch Umwege führen zum Ziel Liebe Leserin, lieber Leser Wer den Einstieg ins Berufsleben vermasselt oder verpasst, muss dafür oft teuer bezahlen; die Arbeitswelt ist unerbittlich. Die vorliegende TRIALOG-Ausgabe zeigt Beispiele von Menschen, die nachholen, was ihnen entgangen oder misslungen ist: Das „Projekt 2. Chance für eine 1. Ausbildung“ gibt Späteinsteigern die Möglichkeit, eine Berufslehre zu machen. Lesen Sie dazu die Seite 9! Rudolf Szabo hat es gar geschafft, nach einer mehrjährigen Gefängnisstrafe eine Ausbildung zu absolvieren: Aus dem Scherbenhaufen seiner Vergangenheit hat er ein für ihn und andere gewinnbringendes Leben aufgebaut (Seite 5). Und im Passantenheim Thun finden Menschen aus schwierigen Verhältnissen ihren Platz und häufig auch eine neue Aufgabe: Die Arbeit der Heilsarmee bewirkt, dass Wege mit Um- und Abbrüchen eine gute Richtung nehmen. Aus der Bibel wissen wir, dass Jesus Menschen auf Irr- und Abwegen einen Neuanfang ermöglichte: Im Glauben an ihn finden bis heute viele den Mut, ihr Leben zu ändern. Dies auch deshalb, weil Jesus Halt und Hoffnung, also Wurzeln und Flügel gibt. Die Heilsarmee in Ungarn erlebt diese Tatsache auf ganz eindrückliche Weise (Seite 1 und 11). Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre! Und den Mut, in Ihrem Leben notwendige Richtungsänderungen anzugehen.

2 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 2

Ist etwas „das A und O“, dann ist es vollkommen, wichtig, das Ein und Alles. In der deutschen Sprache sind die Buchstaben A und O nicht die wichtigsten, aber im griechischen Alphabet ist Alpha der erste und Omega der letzte Buchstabe. Sie umschliessen das ganze Alphabet. Im griechischen Original des Bibelverses steht: „Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott, der Herr“, Offenbarung 1,8. Damit ist gemeint: Gott ist der Anfang und das Ende, er ist ewig und allmächtig, er ist das Zentrum der Geschichte. Für mich ist Gott das A und O, nämlich der Schlüssel zum Verständnis meines Lebens; und Gott umfängt mein Leben vom ersten bis zum letzten Tag. Daniel Imboden Bildungszentrum Biel

Impressum Gründer: William Booth General: André Cox Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Kommissär Massimo Paone Leiter Marketing: Philipp Steiner Redaktionsleiterin: Florina German Heilsarmee Hauptquartier, Postfach, Laupenstrasse 5, 3001 Bern Telefon: 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91, redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch Redaktionsteam TRIALOG: Elsbeth Cachelin, Redaktorin, (elsbeth_cachelin@heilsarmee.ch), Thomas Martin, Debora Galeuchet (Gast) Layout: HQ, Bern Druck: Ast & Fischer AG, Wabern Auflage: 12'000 Jahresabonnement TRIALOG (erscheint siebenmal jährlich) Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–** *Ausland / **Luftpost Bildnachweis: Seite 1: ZVG/Livia Hofer/I like, Flickr CC BYNC-ND 2.0/Werner Tschan; S. 2: ZVG; S. 3: pexels.com/Livia Hofer; S. 4 und 5: ZVG; S. 6: E.Cachelin/Kaibab National Forest_CC BY 2.0 Flickr.com/pexels.com; S. 7: Mal Parkington, Flickr CC BY-NC-ND 2.0; S. 8, 9: pexels.com; S. 10, 11. S. 11 unten: ZVG; S. 12: chimothy27, Flickr CC BY 2.0 Umfrage Seite 2: Elsbeth Cachelin

1| 2 018

19.12.17 11:07


H E I L SA RM E E M A L A N D E RS

Andere Luft schnuppern Aufzeichnung Elsbeth Cachelin

Die Arbeit in der Heilsarmee umfasst soziale, handwerkliche, seelsorgerliche und administrative Bereiche. Damit Angestellte Einsicht in die Arbeit von Kollegen „fremder‘‘ Gebiete nehmen können, gibt es das Projekt Perspektivenwechsel.

Videotipp Marcel Amacher wechselt im Korps Adelboden die Perspektive: info.heilsarmee.ch, Suchwort: Perspektivenwechsel.

Für einmal Handwerk statt Kopfarbeit (Symbolbild). „Mit Kindern ist nichts aufschiebbar“ – Caroline Lutziger, Finanzwesen, schnuppert im Kinderheim (Symbolbild).

Caroline Lutziger, gewöhnlich im Finanzwesen tätig, nimmt im Kinderheim Paradies in Mettmenstetten Einblick in eine andere Welt. Was ihr am meisten Eindruck macht, ist das Unmittelbare der Arbeit mit Kindern: „Mit Kindern ist nichts aufschiebbar. Probleme müssen sofort gelöst werden. Im Finanzwesen können die meisten Probleme eine gewisse Zeit warten. Aber Kinder wollen sofort getröstet werden oder brauchen jetzt gleich Hilfe bei den Aufgaben.“ Zudem sei die Arbeit mit Kindern viel emotionaler als der Umgang mit Zahlen. Ebenfalls frappierend ist für sie, wie Kinder die Arbeit der Betreuenden vorgeben: „Da kommt viel Unerwartetes und Überraschendes – der schöne Plan vom Tagesablauf hin oder her.“ Caroline Lutziger erlebt diesen Perspektivenwechsel als höchst empfehlenswert. Das Verständnis füreinander stärken, Freundschaften aufbauen, sich über die

Sprachgrenzen hinweg austauschen, andere Lebenswelten, Kulturen und Mentalitäten kennenlernen: Genau das ist das Ziel von Perspektivenwechsel. Das Heilsarmee-Projekt will die Zusammengehörigkeit zwischen den Sozialinstitutionen, der Gemeindearbeit und dem Territorialen Hauptquartier fördern und die Identifikation mit dem Gesamtwerk stärken. Der Perspektivenwechsel dient aber auch dem Austausch von Fachwissen, der gegenseitigen Unterstützung und dem Voneinander-Lernen. Mitarbeitende mit trockener Büroarbeit können in die Arbeit mit Menschen Einblick nehmen. Wer üblicherweise in einer Küche oder einem Gärtnereibetrieb mit den Händen arbeitet, erprobt sich bei einer kopflastigen Aufgabe. Nahe bei den Leuten, viel unterwegs Auch Marcel Amacher, Leiter im Sortierbetrieb der Brocki Wetzikon, wollte einen anderen Zweig der Heilsar-

mee-Arbeit kennenlernen. Er verbrachte einen Tag im Korps – der Heilsarmeegemeinde – Adelboden (sh. blauer Kasten). Den grössten Unterschied zu seiner Arbeit sieht er darin: „Der Korpsoffizier ist viel unterwegs und ganz nahe bei den Leuten seines Gemeindegebiets. In Wetzikon arbeiten wir eher abgeschirmt in unserem Betrieb und haben wenig Kontakt zur Bevölkerung.“ – Ein neuer Blickwinkel, der sich auszahlt. So funktioniert das Projekt Die verschiedenen Standorte geben ihr Angebot dem Personaldienst am Hauptquartier in Bern bekannt. Dieser schaltet es in einer Datenbank auf. Mitarbeitende – in Zukunft auch Freiwillige und Ehrenamtliche – die sich für einen Perspektivenwechsel interessieren, wählen auf der Datenbank ein Angebot aus und melden sich an.

3 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 3

1| 2 018 19.12.17 11:07


PEO PLE

Herausgepickt. TRIALOG stellt Ihnen vor: Ich liebe meinen Job. Das nach erst zwei Jahren zu sagen, mag entweder als voreilig oder noch enthusiastisch erscheinen. Doch es ist so. Nicht weil die Arbeit ein riesiges Gehalt oder eine steile Karriere mit sich bringt. Das ist für Heilsarmeeoffiziere beides nicht möglich. Aber in keinem anderen Beruf kann ich so viel gestalten, prägen und weiterentwickeln wie als Heilsarmeeoffizier: Ich leite eine Heilsarmeegemeinde, was bedeutet, ein Allrounder zu sein mit den Schwerpunkten pastorale Tätigkeit sowie Organisation und Planung. Ich liebe die Dynamik meiner Aufgabe und das breite Arbeitsfeld, auf dem ich wirken kann. Das hängt stark damit zusammen, dass ich gerne entwickle: Einerseits mich selbst – ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als an einer guten Herausforderung zu wachsen. Andererseits freut es mich, wenn Heilsarmeege-

Timon Stettler liebt die Dynamik seiner Arbeit meinden sich weiterentwickeln. Nicht, weil das Vorhandene schlecht wäre, sondern weil es schlicht natürlich ist, sich zu bewegen. Die Welt dreht sich permanent – wieso sollten wir stehenbleiben? Potenzial erkennen und fördern ist mir wichtig. Weil ich glaube, dass kein Mensch sinnlos auf dieser Welt ist; wir alle wurden in Liebe von Gott erschaffen.

Rubina Russi arbeitet im Immobilien-Service

Thomas Heiniger: vom Unternehmer zum Diener Gottes

Im April letzten Jahres begann ich bei der Heilsarmee im Immobilien-Service zu arbeiten. Als Assistentin des Bewirtschafters kümmere ich mich um die Verwaltung der Liegenschaften in der Westschweiz. Bevor ich diese Stelle antrat, wusste ich gar nicht, dass die Heilsarmee Immobilien besitzt. Schweizweit sind es rund 200 Liegenschaften. Dazu zählen vor allem Korpsgebäude und Institutionen. Ich bin glücklich, mit dieser Arbeit meinen Teil an die Heilsarmee und ihren grossen Auftrag leisten zu dürfen.

Den Grossteil meines Lebens war ich als Unternehmer tätig. Doch stetiger wirtschaftlicher Druck innerhalb der Firma brachten mich 2008 dazu, meine Zeit und Gaben in die vollamtliche Arbeit für Gott zu stellen: Als Leiter einer Heilsarmeegemeinde geht es mir in erster Linie darum, den Menschen zu dienen. Dies braucht Demut und erfordert Mut. In beidem ist mir Christus das grosse Vorbild! So gesehen ist meine Arbeit für Gott und die Mitmenschen die schönste Berufung, der schönste Beruf, den es gibt!

4 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 4

David Berlinger vermittelt Hoffnung Im Begleiteten Wohnen der Heilsarmee Amriswil, wo ich seit 2013 arbeite, schätze ich Folgendes: Ich kann Menschen begleiten und fördern, damit sie ganzheitliche Heilung erleben. Ich darf mich für Menschen einsetzen, die im Leben gestrauchelt und von der Gesellschaft ausgegrenzt sind. Sie sollen Hoffnung und Perspektive schöpfen können; denn oft sind ihre Probleme komplex und schwer lösbar. Wie froh bin ich, dass ich mich immer wieder auf die Hilfe von Gott verlassen und mit seinen Wundern rechnen kann.

Marina Spörri liebt säen und pflanzen Seit fast zehn Jahren mache ich bei der Heilsarmee mit. Hier bin ich seit 2017 Jugendmitarbeiterin. Früher arbeitete ich als Gärtnerin. Jetzt, als Kindersekretärin, beschäftigt mich eine andere Art des Pflanzens und Säens und ich freue mich schon auf die ersten Keimlinge. Ich möchte erleben, wie Kinder und junge Erwachsene im Glauben wachsen, motiviert vorwärts gehen und sich für andere einsetzen. Frei nach dem Motto „Allzeit bereit!“ – In der Freizeit bewege ich mich gerne im Wasser oder auf dem Bike.

1| 2 018

19.12.17 11:07


M I T TE N DR I N

„Ich musste meine Feigheit eingestehen‘‘ Fragen: Elsbeth Cachelin Nach mehreren Raubüberfällen und dem Absitzen seiner Strafe beginnt Rudolf Szabo ein neues Leben; eines, von dem junge Menschen profitieren.

Raubüberfalle, Zuchthausstrafe – wie kann man mit dieser Vergangenheit wieder gesellschaftstauglich werden? Wichtigster Schritt: Ich musste mein kriminelles Handeln als das sehen, was es war: als feige Tat! Was führte zu dieser Einsicht? Eine Therapeutin forderte mich bewusst provokativ auf, mir meine Feigheit einzugestehen: Hatte ich doch mit geladener Waffe auf eine Frau und zwei kleine Kinder gezielt – wahrlich feige! Diese Einsicht brachte meine verzerrte Wahrnehmung zum Einsturz.

Wie gingen und gehen Sie mit Ihrer Schuld um? Da war mal die Zuchthausstrafe – sechs von neun Jahren habe ich abgesessen. Aber da waren riesige Schuldgefühle: Ein Überfall von wenigen Minuten bewirkte jahrelanges, vielleicht lebenslanges Leiden bei meinen Opfern. Das macht mich bis heute zutiefst betroffen. So schrieb ich im Gefängnis Entschuldigungsbriefe. Wie haben Ihre Opfer reagiert? Ein Opfer hat mir verziehen; andere versuchen, meine Tat zur verstehen, auch

wenn sie nicht verzeihen können – was ich durchaus akzeptiere. Mit einem Opfer habe ich kürzlich im Rahmen eines Programms von „Restaurative Justiz“* gesprochen. Dieser Dialog zwischen Opfer und Täter stellt das Opfer in den Mittpunkt und will die Wiedergutmachung fördern. Sie glauben an Jesus Christus, der durch sein Opfer am Kreuz unsere Schuld vergeben hat. Was bedeutet das konkret für Sie? Ich erkannte, dass ich eine zweite Chance hatte! Mit meiner jetzigen Arbeit will ich diese ungeheure Lebenshoffnung weitergeben. Was stand am Anfang dieses Prozesses? Das Bedürfnis nach Wiedergutmachung: Dank eines Seelsorgers wurde mir im Gefängnis wichtig, Gutes zu tun. So bewirkte ich, dass wir – eine Gruppe von Häftlingen – 1999 nach der grossen Überschwemmung am Bodensee als Freiwillige den Zivilschutz unterstützen

Aus dem Scherbenhaufen seiner Vergangenheit hat Rudolf Szabo ein neues Leben aufgebaut. Sein Herzblut gilt jungen Menschen.

5 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 5

1| 2 018 19.12.17 11:07


M I T TE N DR I N

konnten. Nach dem Sturm Lothar halfen wir ebenfalls bei den Aufräumarbeiten.

fliesst sicher in meine Arbeit ein, indem ich das Christsein vorlebe.

Und nach der Entlassung? Ich konnte zunächst eine journalistische und später eine sozialpädagogische Ausbildung absolvieren: Seit zehn Jahren arbeite ich als Anti-Aggressivitätstrainer mit jungen Erwachsenen. Diese wissen um meine Vergangenheit und sehen, wie selbst ein Delikt irgendwo etwas Gutes hervorbringen kann. Was ist Schwerpunkt bei Ihrer Arbeit? Wenn ich sehe, wie diese Jungs oft hoffnungslos sind und etwas ändern wollen, dann entwickle ich Herzblut! Ich lehre sie, ihr Gewaltpotenzial unter Kontrolle zu bringen, das häufig – wie bei mir damals – aus Minderwertigkeitsgefühlen entsteht. Ich motiviere sie, ihre Schwächen anzunehmen, an sich zu arbeiten, nie die Hoffnung aufzugeben und auch bei Rückschlägen dranzubleiben.

Was hat Ihren Weg nach dem Gefängnis besonders geprägt? Mir wurde mir klar, dass Gott einen Plan für mein Leben hat und dass es bei ihm keine hoffnungslosen Fälle gibt. Auch aus einem Scherbenhaufen kann eine neue Zukunft entstehen, wenn wir bereit sind, an uns zu arbeiten. Zudem hatte ich immer wieder Menschen zur Seite, die an mich glaubten und mich unterstützen: Im Gefängnis waren es die Therapeutin, der Seelsorger und der Direktor; nach der Entlassung setzten sich ein Geschäftsmann, ein Journalist und eine Künstlerin für mich ein. So konnte ich nach dem Gefängnis die Ausbildungen absolvieren und fand auch Arbeit. Vieles geschah scheinbar zufällig; aber diese Ereignisse fielen mir von Gott zu! Wie mein Gefängnisseelsorger sagte: „Es gibt keine Zufälle, es ist ein Zu-Fallen!“

Welche Rolle spielt ihr Glaube bei der Arbeit? Wir arbeiten auf säkularer Basis, missionieren also nicht. Aber mein Glaube

* pfch.ch (Prison Fellowship Schweiz) swissrjforum.ch (Swiss Restorative Justice Forum)

Rudolf Szabo: „Gott hat einen Plan für mein Leben.“

Gutes tun fürs Gemeindewohl (Symbolbild).

Am richtigen Ort zur richtigen Zeit? Peter* verlässt wegen eines Termins ausser Haus seinen Arbeitsplatz. Während er weg ist, wird einer seiner Mitarbeiter niedergestochen. Schwierige Fragen bleiben – auch nach Jahren.

Gewalt, Krankheit, Alter – ein oft jäher Schlusspunkt der menschlichen Lebenszeit wirft viele Fragen auf. „Darf man dankbar sein, wenn das Messer, das mir hätte gelten können, jemand anderen trifft? – Auch zwei Jahre nach der Schreckenstat mischen sich drängende Fragen in meine Gedankenwelt,

6 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 6

auf die es keine befriedigenden Antworten gibt und die an den Fakten nichts ändern. Auch hallen hie und da die Wut, Trauer und Ohnmacht in mir nach, die der Todesfall bei mir und vielen andern auslöste. In meinen Gebeten denke ich oft an die Ehefrau und die Kinder, die ihren geliebten Partner und Vater auf diese tragische Weise verloren haben. Werden sie Wut und Schmerz überwinden und dem Täter verzeihen können? Werden sie ihre Gedanken und Fragen austauschen und verarbeiten können? Sind ihr Glaube und Vertrauen in Gottes Liebe, Gnade und Gerechtigkeit tief und tragend genug, um den Schmerz und die Trauer in etwas Gutes umzuwandeln? – Gott sei Dank gibt es Hoffnung auf Heilung und Wieder-

herstellung. Auch an den Täter muss ich manchmal denken, der sich selbst wohl ein Leben lang ungerecht behandelt und in der Opferrolle sah. Doch das ist eine andere Geschichte – risikoreich und explosiv – die ich und andere vor mir wohl unterschätzt hatten. Für meinen Teil bin ich unendlich dankbar, dass ich mich in den Wochen nach der Schreckenstat und der damit verbundenen Verunsicherung auf verständnisvolle Menschen sowie eine vertrauensvolle Gottesbeziehung verlassen konnte. Einmal mehr habe ich erfahren, dass mich in schwierigen wie in guten Zeiten Gottes Hilfe trägt.“ *Der Name ist der Redaktion bekannt.

1| 2 018

19.12.17 11:08


M I T TE N DR I N

Die Freiheit gleicht einem Puzzle Ursula Dollé Freiheit hat mit Wahrheit, Würde, Verantwortung und Jesus zu tun. Ein Puzzle aus vielen Teilen.

„Über den Wolken muss die Freiheit grenzenlos sein, alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, bleiben darunter verborgen.“ Dies der Liedtext von Reinhard Mey. Doch macht Freiheit wirklich sorglos und sind wir durch Freiheit unsere Grenzen los? Was ist Freiheit überhaupt? Darüber diskutierte bereits Jesus mit seinen Zeitgenossen. Er sagt in der Bibel, Johannes 8,32: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“ Hat er nicht auch gesagt, dass er die Wahrheit ist? Also hat Freiheit mit Jesus zu tun. Würde und Loslassen Bei der Freiheit geht es weiter um die Würde des Menschen: Gott hat uns wunderbar gemacht. Ich darf so sein, wie ich bin, aber das enthebt mich nicht meiner Verantwortung. Ich bin nicht aller meiner Verpflichtungen los, sonst schränke ich die Freiheit meines Nächs­

ten ein. Somit geht es bei Freiheit auch um Grenzen. - Wenn ich Grenzen nicht respektiere, lauert die Gefahr des Missbrauchs und der zerstörerischen Kräfte. Freiheit hat schliesslich mit Loslassen zu tun. Nelson Mandela, Südafrikas Nationalheld, sagte: „Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meinen Hass und meine Verbitterung zurücklasse, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.“ Jesus macht frei Freiheit wird von Liebe bestimmt: Liebe gibt Würde, Liebe übernimmt Verantwortung. Liebe respektiert

Grenzen. Liebe lässt los. – Das ist die Wahrheit von Jesus, die frei macht. Und wen Jesus frei macht, den macht er wirklich frei. Jesus, der die Liebe ist.

Nicht auf die Schnelle zu haben. Erst verschiedene Aspekte der Freiheit bilden das Ganze (Symbolbild).

Kleine Begebenheit macht grossen Gott sichtbar Nach anstrengenden Wochen nimmt sich Florian Krebs eine Auszeit: Mit dem Velo allein im Tessin unterwegs erlebt er Gott.

„Als erste Station erreichte ich einen kleinen, hübschen Zeltplatz direkt am Lago Maggiore. Anderswo hatte ich schon Holz für ein Feuer gesammelt und freute mich aufs Bräteln. Als dann aber die Dämmerung hereinbrach, begann ich mich einsam zu fühlen. Dazu kam, dass ich es, trotz viel Jungscharerfahrung, nicht zustande brachte, ein Feuer anzuzünden. Die Stimmung sank noch mehr. Ich legte Gott im Gebet alles hin, was mich beschäftigte. Da sah ich plötzlich diese Familie, die am Strand Feuerholz suchte – ohne Erfolg. Ich spürte, dass ich ihnen mein Holz bringen sollte. Die Kinderaugen leuchteten, als der Vater damit ein Feuer

machte. Sie luden mich ein, mit ihnen den Abend zu verbringen. Gott hat diesen Abend für mich zum Guten gewendet. Der Frust verging und ich genoss die Gemeinschaft mit der eben noch fremden Familie. Dieses Erlebnis bestätigt mir, dass Gott im Alltag und in den Beziehungen erlebbar ist. Immer wieder bereichert Gott mein Leben. Dann nämlich, wenn ich mit seiner Hilfe rechne, auf seine Stimme höre und auf andere Menschen zugehe.“ Florian Krebs

Florian Krebs (22) arbeitet als Mechatroniker Nutzfahrzeuge.

7 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 7

1| 2 018 19.12.17 11:08


FA M I L I E • FRE I ZE I T • S E RV IC E

Lust auf Ferien? Die Heilsarmee bietet Ferien für Kinder, Teenager, junge Erwachsene und Familien an.

Youth

FÜR HERZEN

Youth

POUR LES CŒURS

FÜR KÖPFE

POUR LES TÊTES

FÜR FÜSSE

POUR LES PIEDS

FÜR HÄNDE

POUR LES MAINS

Interessiert? Dann verlangen Sie die Lager-Agenda bei der Heilsarmee in Ihrer Nähe oder beim Nationalen Hauptquartier in Bern.

salv y.ch

salv y.ch

Webseite: heilsarmee.ch, Jugendabteilung: salvy.ch

Gott sei Dank! Wenn Sie Ihr Leben Gott anvertrauen möchten, dann sprechen Sie folgendes Gebet: Jesus Christus, ich erkenne, dass ich von Gott getrennt und vor ihm schuldig bin. Komm deshalb in mein Leben und vergib mir meine Schuld. Danke für die Versöhnung mit Gott, die du durch deinen Tod am Kreuz und durch deine Auferstehung erwirkt hast. Danke, dass du mich liebst und dass ich jeden Tag mit dir rechnen darf. Amen.

Abonnement Wir würden uns freuen, Sie zu den Abonnentinnen und Abonnenten von TRIALOG zählen zu dürfen. Sie profitieren von der Lektüre und unterstützen gleichzeitig die Arbeit der Heils­armee!

Das Jahres­abonne­ment mit sieben Nummern kostet Fr. 24.– (Ausland Fr. 44.–)

brocki.ch Secondhand makes happy

Ja, ich abonniere TRIALOG Name Vorname

Von Menschen für Menschen

Strasse

Die Heilsarmee Boutique bietet ein vielseitiges Geschenksortiment an, liebevoll gefertigt in Heilsarmee Werkstätten. Die Palette reicht von Apfelschnitzen über Sirup bis hin zu Taschen, Karten und Spielzeug. Sie finden auch Produkte des internationalen Fairtrade-Labels OTHERS.

PLZ/Ort

Heilsarmee Boutique Laupenstrasse 5, Eingang Hof 3008 Bern Dienstag bis Freitag, 9–17 Uhr heilsarmee.ch/shop

8 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 8

Datum Unterschrift Bitte schicken Sie diesen Talon an: Redaktion der Heilsarmee Postfach 3001 Bern Tel. 031 388 05 02 Fax 031 382 05 91 redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch

1| 2 018

19.12.17 11:08


G ES E LL S C H A F T

„Damals fehlten mir Selbstvertrauen und Geld‘‘ Elsbeth Cachelin In der Schweiz verfügen rund 400’000 Menschen im Alter von 25 bis 54 Jahren über keinen Berufsabschluss. Für sie lancierte die Stanley Thomas Johnson Stiftung 2016 das Pilotprojekt „2. Chance auf eine 1. Ausbildung‘‘. Das Projekt finanziert Erwachsenen ohne Berufsabschluss eine erste Ausbildung. Voraussetzungen für eine Teilnahme sind unter anderem ungenügende finanzielle Mittel, Wohnsitz im Kanton Bern und ein Mindestalter von 25 Jahren.

Ältere Lernende sind sich der Wichtigkeit einer soliden Ausbildung im heutigen Arbeitsmarkt bewusst.

Da ist zum Beispiel Anna*, 37. Sie hält sich mit Jobs im Gastgewerbe und in Fabriken über Wasser. Dann sieht sie das Inserat von „2. Chance auf eine 1. Ausbildung“ und bewirbt sich. Ihre Motivation: „Vor rund zwanzig Jahren, nach Schulabschluss, fehlte mir das Geld für eine Lehre; ich musste mich irgendwie durchschlagen. Zudem hatte ich kein Selbstvertrauen. Jetzt möchte ich diese 2. Chance packen.“ Anna ist eine der 30 Personen, die im Herbst 2016 für das Pilotprojekt ausgewählt wurden. Nach einem Praktikum im Bereich Hauswirtschaft fand Anna auch gleich eine Lehrstelle. Oder Max*, 47 . Über Jahre hat er ohne Ausbildung als Hilfskoch gejobbt. Dank dem Pilotprojekt hat er im August 2017 eine Kochlehre begonnen. Hassan* flüchtete 2014 aus Syrien in die Schweiz; er ist ausgebildeter Architekt. Doch an Arbeit auf dem Beruf war vorerst nicht zu denken. Zunächst musste er sich mit der deutschen Sprache und den

hiesigen Verhältnissen zurechtfinden. Nun absolviert er dank „2. Chance auf eine 1. Ausbildung“ eine Zeichnerlehre. Betreuung und Coaching als Schwerpunkt Die Stiftung coacht die Projektteilnehmenden. „Jeder Fall ist ein Einzelfall und bedarf einer individuellen Betreuung“, sagt Danièle Héritier, die Projektkoordinatorin. Bei vielen Teilnehmenden – beispielsweise alleinerziehenden Müttern – sei es zudem wichtig, das Umfeld einzubeziehen. Auch der Umgang mit Stress oder das Aufrechterhalten der Motivation sind Teil des Coachings. Und für einige Teilnehmende gelte es zuerst einmal zu lernen, wie man lernt. „Dank des umfassenden Coaching-Settings“, so Danièle Héritier, „müssen sich zudem die am Projekt beteiligten Arbeitgeber nicht um die privaten oder sozialen Probleme ihrer Lehrlinge kümmern.“ Ausrichtung auf Arbeitsmarkt Bei der Wahl der Berufsrichtung klärt man mit den Projektinteressierten ab,

2. Chance auf eine 1. Ausbildung Die Stanley Thomas Johnson Stiftung startet im Januar 2018 zusammen mit der Gesundheits- und Fürsorgedirektion, dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt der Erziehungsdirektion sowie den Berufs- und Informationszentren die zweite Staffel des Projekts. Alle Informationen finden Sie unter 2chance1ausbildung.ch.

welches Fachwissen und welche beruflichen Fertigkeiten vorhanden sind, um eventuell eine verkürzte Lehre ins Auge zu fassen. „Damit“, so die Projektkoordinatorin, „vermindern wir die Belastung für die Teilnehmenden und vorzeitige Lehrabbrüche.“ Man versuche aber auch, Berufswünsche der Teilnehmenden zu berücksichtigen. Der Initiant und Geschäftsleiter der Stiftung, Guido Münzel, erwartet vom Projekt eine grosse Breitenwirkung. Die Aus- und Weiterbildung hätten eine immense Bedeutung aus wirtschafts- und sozialpolitischer Sicht. Da unausgebildete Erwachsene häufiger arbeitslos sind und es immer mehr Sozialbezüger und Menschen mit Migrationshintergrund gebe, beobachte man den Arbeitsmarkt genau. Das Projekt „2. Chance auf eine 1. Ausbildung“ richte sich klar auf dessen Bedürfnisse aus. * Die Namen sind der Redaktion bekannt.

9 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 9

1| 2 018 19.12.17 11:08


A M   W E RK

„Nie hätte ich gedacht, dass ich mal bei der Heilsarmee lande.‘‘ Text: Livia Hofer, Tamara Traxler Das Passantenheim in Thun gleicht einem Bienenhaus. Menschen aus verschiedenen Situationen sind froh, hier vorübergehend Unterschlupf zu finden. Momentaufnahmen zeigen den Alltag in der Passantenheimfamilie.

sonders die Jüngeren liegen ihr am Herzen. Drei sind erst knapp über 20 Jahre alt. Sie bringen psychische Probleme und keine Ausbildung mit. Manche von ihnen kiffen. „Ich kann ihre Rucksäcke nicht tragen. Aber ich kann für sie da sein. Jesus weiss, wo ihr Schuh drückt“, meint die Betreuerin.

Daniel und Stefan sind dankbar für praktische Hilfe und menschliche Wärme. „Die Heilsarmee schaut zu den Leuten, zu denen sonst niemand mehr schaut“, sagt Andreas und trinkt seinen Kaffee. Er wohnt schon lange nicht mehr im Passantenheim, kommt aber hie und da auf Besuch. Zwei Jahre hat er hier gelebt. Dabei hatte er einen guten Job gehabt und hätte niemals gedacht, dass er mal bei der Heilsarmee landen würde. Doch dann kam die Scheidung, später der Alkohol. Andreas aber rappelte sich wieder auf: „Damit es im Leben wieder aufwärts geht, muss man zu seinen Fehlern stehen. Bei vielen sind immer die anderen schuld.“ Jetzt arbeitet Andreas als Hausmeister. Er ist handwerklich begabt und betreut Liegenschaften der Heilsarmee und der Wohnhilfe Thun.

10 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 10

Das Essen der Schweizer Tafel Der Lieferwagen der Schweizer Tafel ist da. Er kommt dreimal pro Woche und bringt Lebensmittel, die bei den Grosshändlern liegengeblieben sind. Mit den Lebensmitteln bereitet Mitarbeiter Jakob Wampfler Einkaufstaschen vor. Menschen aus der Umgebung holen sie später ab: alleinerziehende Mütter mit Kindern, ehemalige Bewohner des Passantenheims, Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, eine Teilrente der IV beziehen oder von der Heilsarmee Sozialberatung hierhin geschickt werden. Junge Bewohner Manuela Feilen, Betreuerin, unterhält sich gerne mit den Hausbewohnern. Be-

Der Bewohner aus Zimmer 12 Jeden Tag kommt Wale zum Putzen. Der ehemalige Bewohner hat die Aufgabe, Aufenthaltsraum, Küche, Duschen und Toiletten zu reinigen. Auch holt er das Brot für das Passantenheim beim Bäcker ab. Wale war in jungen Jahren drogenabhängig. „Da war es mir egal, woher das Geld stammte, um den Stoff zu besorgen.“ Und so überfielen er und einige Kollegen eine Post. Das habe ihm fünf Jahre Thorberg eingebracht. Sogar in der Sendung „Aktenzeichen XY“ wurde nach ihm gefahndet. Als er wieder entlassen wurde, lebte er auf den Strassen von Thun ohne feste Bleibe. Als es kalt

Leitbild

Die Heilsarmee ist eine inter­

nationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und in seinem Namen menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

1| 2 018

19.12.17 11:08


A M   W E RK

wurde, fand er den Weg ins Passantenheim der Heilsarmee. Dort wohnte er zehn Jahre lang in Zimmer 12. Mit der Zeit wollte er etwas machen, anstatt den ganzen Tag herumzuhängen. Mit der Unterstützung der Wohnhilfe Thun fand er eine kleine Wohnung. Nun gehört er seit fünf Jahren zum Team des Passantenheims. Er sei jetzt auf der „anderen Seite“ und werde manchmal von den Bewohnern als „Verräter“ taxiert: „Ich muss dafür sorgen, dass die Bewohner die Hausordnung einhalten.“ Das sei hie und da eine Gratwanderung. Kurt Hanhart, der Institutionsleiter, beherbergt eine zusammengewürfelte Gruppe von Menschen und ist froh für Unterstützung von verschiedener Seite: „Die Stadt Thun garantiert den Betrieb des Passantenheims, der Hilfsfonds der Heilsarmee kommt für die zusätzlichen Kosten auf. Dazu hat jeder Bewohner

vom Sozialdienst seinen Grundbedarf zugute.“ Kurt Hanhart kann auch Kostengutsprachen für einen Aufenthalt von bis zu fünf Tagen in der Notschlafstelle bewilligen, wenn im Passantenheim kein freies Bett vorhanden ist. 365 Tage geöffnet Pina Fedone hilft im Hauswirtschaftsdienst. Sie macht erst einmal Kaffee: „Bei einer Tasse Kaffee entstehen spannende Gespräche – das schätzen die Bewohner sehr.“ Die Schicksale der Bewohner kennt Pina Fedone, die seit zwölf Jahren im Passantenheim arbeitet, gut. An ein Erlebnis erinnert sie sich besonders: Am Stephanstag klingelte ein Mann an der Tür. Da alle Zimmer besetzt waren, liess ihn Pina im Aufenthaltsraum übernachten. „An Weihnachten kann man ja niemanden wegschicken. Wir haben 365 Tage geöffnet!“

Der Betreuerin Manuela Feilen liegen die jungen Bewohner mit ihren Nöten besonders am Herzen.

So gelingt der Start in ein neues Leben Regina Wittwer* Die Heilsarmee in Ungarn bietet Hilfe zur Selbsthilfe.

Da die Bedürfnisse in Ungarn gross sind, besteht die Herausforderung stets darin, das Richtige zu tun. Ziel ist, dass die Menschen nicht von der Heilsarmee abhängig werden, sondern Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. Die Leute brauchen Vorbilder und gute Beispiele, wie Leben gelingen kann, aber auch, was der Glaube an Jesus Christus bewirkt. Die Heilsarmee in Ungarn hat drei Korps (Gemeinden) in Budapest. Hier betreiben wir auch zwei Frauenheime, ein MutterKind-Haus, ein Männerheim sowie Sozialküchen und Aufenthaltsräume für Obdachlose. In Gyöngyös gibt es einen Kinderhort für bedürftige Familien sowie eine Sozialküche. In Debrecen gehört dem Korps eine Sozialküche an: Pro Woche werden rund 6700 warme Essen abgegeben. Im Jahr verteilen wir zudem rund 100 Tonnen Lebensmittel, die wir von der

Das Anpacken der Heilsarmee-Jugend hat Türen für die Arbeit in Ungarn geöffnet. Lebensmittelbank und von Grossverteilern erhalten. Auch in Miskolc gibt es eine kleine Heilsarmeegemeinde. In den letzten Jahren haben Heilsarmee Jugend- und Musikgruppen aus der Schweiz bei uns Einsätze geleistet und gute Spuren hinterlassen: Dass Menschen ihre Ferien einsetzen, um zum Beispiel ein Dorf von Abfall zu befreien, hat auch viele Türen für unsere Arbeit aufgetan.

Wir sind der Heilsarmee Schweiz dankbar für materielle, personelle, fachliche und geistliche Unterstützung. So erleben wir immer wieder, dass Menschen Hoffnung finden und im Leben neu anfangen können. Sie erleben ganzheitliche Hilfe: Suppe – Seife – Seelenheil eben. *Regina Wittwer leitet zusammen mit ihrem Mann die Heilsarmee in Ungarn. udvhadsereg.hu

11 PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 11

1| 2 018 19.12.17 11:08


AUF WI ED ERSEH EN

Rätseln Sie mal …

Sudoku-Spass So gehts: Füllen Sie das Rätselgitter mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Zahl darf in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3x3 Blöcke nur ein Mal vorkommen! Viel Spass!

2 5

9 4

4

7 8 5

8

1

3 8 7 6

2 1

9 6 5

Conceptis Puzzles

8

1

6

4 8 6

4

2

3

06010010514

Wort auf den Weg

Lösungen: Sudoku und Rätsel 2 8 5 7 1 6 9 3 4

Hilf dem, der sich selbst nicht helfen kann; schaffe denen Recht, die für sich alleine dastehen.

Die Bibel, Sprüche 31,8

6 4 1 9 3 2 7 8 5

7 9 3 8 4 5 2 6 1

4 3 8 5 7 9 6 1 2

5 6 7 2 8 1 3 4 9

1 2 9 3 6 4 5 7 8

3 7 2 4 9 8 1 5 6

9 1 4 6 5 3 8 2 7

06010010514

8 5 6 1 2 7 4 9 3

Über Rücklichtslose stolpern Natürlich bin ich beim Lesen der Werbung für Velozubehör gestolpert: „Rücklichtslose“ – sollte das erste l nicht ein s sein? Manchmal stolpern wir auch im Leben. Was gut ist: Es zwingt uns, Tempo rauszunehmen. Es macht uns bewusst, dass nicht alles selbstverständlich und machbar ist. Stolpern lässt uns vielleicht auch

barmherziger werden mit jenen, die nicht nur stolpern, sondern fallen. Alle sind verletzlich! Wie gut ist es da, dass Jesus als Licht der Welt uns begleiten will. Je heller unser Weg ist, desto seltener stolpern wird. Noch was: Falls Sie rücklichtslos sind – kaufen Sie ein Velo-Licht.

Allgemeines Spendenkonto der Heilsarmee

PC 30-444222-5

Elsbeth Cachelin

Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:

PA 1_2018_Trialog_01_LG.indd 12

19.12.17 11:08


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.