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Von Mensch Mensch zu Gott zu1/2 Mensch | 2017 Magazin für ein Leben vollzu Hoffnung 2006 ¥ 121. Jahrgang von Mensch zuzu Mensch Gott zu Mensch 65| 2015

h e i l s a rm e e .c h heilsarmee.ch

Mal anders 3 Ethikkommission tagt

„Ich höre mir die Sorgen der Leute an‘‘

Mittendrin 5-6 Liebe in der Fremde

Sandra will ihre Erfahrungen teilen – um andern das zu ersparen, was sie erlebt hat.

Gesellschaft 9 Gärtnern verbindet

Sandra ist weiterhin auf der Strasse anzutreffen, obwohl sie heute clean ist. Weshalb dann ihre Kontakte zu Randständigen? „Mir ist wichtig, den Leuten aufzuzeigen, was passiert, wenn man in die Sucht abrutscht“, erklärt die 44-Jährige. Sandra weiss, wovon sie redet. Sie hat einen weiten Weg hinter sich, seit sie ihre Lehrstelle als Köchin verlor, mit dem Spitzensport aufhören musste und als Drogensüchtige schwanger wurde. Viele Jahre verbrachte sie auf der Schattenseite des Lebens – bis ihr vor drei Jahren ein Streetworker der Heilsarmee begegnet: Er steckt ihr eine CD mit Liedern zu und gewinnt sie damit gleich für seine Musik. Die Aufwärtsspirale be-

ginnt; Sandra fasst Fuss im Archeträff der Heilsarmee, beginnt in der gleichnamigen Band mitzusingen und findet eine neue Aufgabe. Sandra erlebt Hilfe und fühlt sich nicht mehr wertlos. Sie erhält eine Perspektive für ihre Zukunft und hilft heute anderen Menschen. In der Heilsarmee findet sie eine zweite Familie. Mehr dazu auf Seite 10. Die Heilsarmee ist mit 1,68 Millionen Mitgliedern weltweit die grösste Abstinenzbewegung. Dafür ausschlaggebend war das vielfach durch Alkohol verursachte Elend in Ostlondon, wo die Heilsarmee 1865 entstanden ist.

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DI A LO G

Der Mensch denkt, Gott lenkt

(Sprüche 16,9)

In der Alltagssprache gibt es Redewendungen und Ausdrücke, die aus der Bibel stammen. Wir stellen sie Ihnen vor:

Die Grösse Gottes wird mir in diesem Satz immer wieder neu bewusst. Als wir von Hamburg in die Schweiz zurückkamen, wären wir gerne ins Bernbiet, in die Nähe unserer Kinder und Enkel gezogen. Gott beorderte uns nach Rheineck – in die Nähe meines Schwiegervaters, der uns brauchte. Wie gut, dass Gott lenkt! Ernst Benz

Diese Redewendung bedeutet für mich, meinem Herzen zu folgen: Da Jesus, da Gott in mir wohnt, gehe ich davon aus, dass ich seine Stimme in meinem Herzen höre. So will ich achtsam mit dieser Herzensstimme umgehen. Manchmal ist es einfach, sie zu hören und zu verstehen; manchmal ist es ein Suchen. Silvie Reuteler

Die meisten machen sich Gedanken zur Zukunft. So hat jeder Vorstellungen, macht Pläne und setzt Ziele dazu. Doch am Ende entscheidet Gott; deshalb sollten wir uns darauf einstellen, dass Gottes Pläne anders aussehen als die eigenen. Wer sich darauf einlässt, sieht, dass Gott die besten Wege für uns hat! Samuel Feuz

Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin

Wenn liebe Menschen weit weg sind Liebe Leserin, lieber Leser Da liegt weder der Schwatz am Sonntag noch das Vorbeibringen des Grippemittels drin: Wenn Familienangehörige oder Freunde weit weg sind – und zwar nicht nur ferienhalber – verlagert sich die Beziehung auf eine andere Ebene. – Dazu die Seiten „mittendrin“ dieses TRIALOG; auch die Frage nach dem fernen oder nahen Gott greifen wir auf. Im Alten Testament lesen wir die Geschichte von Hanna, 1. Samuel 2,18. Sie kann ihr Söhnchen nicht bei sich haben, weil Samuel weit weg im Tempel beim Priester Eli wohnt. So näht Hanna Jahr für Jahr ein Kleid für ihr Kind: Ich stelle mir vor, wie sie ihr „Längizyti“, all ihre Liebe, ihre Sorge, ihre Hoffnungen für ihren Sohn in das Tuch hineinwirkt. Beim jährlichen Besuch dann legt sie Samuel das wärmende, schützende Kleid über die Schultern. So können auch wir unseren Lieben im übertragenen Sinn den Mantel des Gebets umhängen und Gott bitten, sie zu behüten und zu begleiten. Weiter erfahren Sie in diesem TRIALOG, was die Ethikkommission der Heilsarmee tut. Und neben der Titelgeschichte einer Ex-Drögelerin lesen Sie über die Bodenhaftung und Himmelsnähe des Projekts „Stiftsgarten“ in Bern. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre! Und vergessen Sie nicht, am Mantel des Gebets für Ihre Lieben zu wirken!

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Der Mensch denkt, und Gott lenkt. Es reimt sich! Gott hat den Menschen die Gabe des Denkens geschenkt, genial! Salomo präzisiert in den Sprüchen 16.9: „Das Herz des Menschen erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.“ Ich plane, träume, mache mich auf den Weg. Und dann stelle ich fest: Es reimt sich im Leben nicht immer alles zwischen meinem Denken und Gottes Lenken. Aber da ist eine Brücke, die Vertrauen heisst, nämlich damit rechnen, dass Gott mein Denken respektiert und mir gleichzeitig Schritt für Schritt auf meinem Weg vorangeht. Schliesslich stelle ich fest: es reimt sich doch. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Ursula Dollé, Heilsarmeeoffizierin im Ruhestand

Impressum Gründer: William Booth General: André Cox Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Kommissär Massimo Paone Leiter Marketing: Philipp Steiner Redaktionsleiterin: Florina German Heilsarmee Hauptquartier, Postfach, Laupenstrasse 5, 3001 Bern Telefon: 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91, redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch Redaktionsteam TRIALOG: Elsbeth Cachelin, Redaktorin, (elsbeth_cachelin@heilsarmee.ch), Thomas Martin, Regula Trummer (Gast) Layout: HQ, Bern Druck: Ast & Fischer AG, Wabern Auflage: 12'000 Jahresabonnement TRIALOG (erscheint siebenmal jährlich) Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–** *Ausland / **Luftpost Bildnachweis: S. 1: Christa Minder; pexels.com; justinbaeder, Flickr.com, ZVG; S. 2, 6: ZVG; S. 3: pexels.com; , Florina S. 4: ZVG, Alexander Egger, S. 7: l.i.l.l.i.a.n. Flickr. German; S. 5: ; S. 8: nina_pic, Flickr.com; S. com, 9: Franziska Rothenbühler, ZVG; S. 10,11: Christa Minder. S. 11: Internationale Entwicklung; S. 12: musical photo man, Flickr.com. Umfrage Seite 2: Elsbeth Cachelin


H E I L SA RM E E M A L A N D E RS

Das Mitdenken fördern Roland Stettler*

Die Kommission für Ethik und soziale Gerechtigkeit der Heilsarmee sieht sich als Dialogpartnerin bei der Orientierung zu wichtigen Fragen der Gesellschaft.

Was ist gut für die Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ethikkommission der Heilsarmee.

Um die Arbeit der Ethikkommission zu verstehen, lohnt es sich, ein Beispiel zu nennen: Seit ihrer Gründung 1865 und bis heute ist Abstinenz ein zentrales Anliegen der Heilsarmee. Gleichzeitig kümmert sie sich um sozialen Probleme: So betreibt die Heilsarmee in der Schweiz verschiedene Heime für alkoholkranke Menschen. Bis anhin achtete man strikt auf die Einhaltung des Abstinenzgebots. Dies führte insbesondere dort zu Herausforderungen, wo schwerstabhängige Alkoholkranke betreut werden. Eine solche Institution stellte den Antrag, den Konsum von Alkohol zu erlauben, aber gleichzeitig ein Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums anzubieten. Darüber berät die Ethikkommission: Sie will bei ethischen Fragen unter den Mitgliedern der Heilsarmee, aber auch in der Gesellschaft, das Mitdenken und Aufeinanderhören fördern – und nicht einfach definitive Antworten liefern. Die Ethikkommission ist zudem Dialogpartnerin für die Direktion der Heilsarmee Schweiz, Österreich und Ungarn bei Entscheiden mit ethischer Dimension. Dazu dienen auch die Stellungnahmen der Internationalen Heilsarmee (salvationarmy.org/ihq/positionalstatements).

Abwägen Macht sich die Heilsarmee nun unglaubwürdig, wenn sie in einer Institution den Konsum von Alkohol erlaubt? Entsteht dadurch eine Verschärfung des Alkoholproblems der einzelnen Bewohner der Institution? Mit diesen Fragen trat die Direktion der Heilsarmee an die Kommission für Ethik und soziale Gerechtigkeit. In einem sorgfältigen Prozess beleuchtete sie das Anliegen. Sie stimmte dem Antrag schliesslich unter der Bedingung zu, dass es sich um einen befristeten – auch wissenschaftlich begleiteten – Versuch handle. Entscheidungsfindung Wichtig war für die Mitglieder der Ethikkommission, dass parallel zur Erlaubnis in der Institution alkoholische Getränke zu konsumieren, ein Kurs zum kontrollierten Alkoholkonsum stattfindet. Ebenso stützte sich der Entscheid auf wissenschaftliche Erkenntnisse, dass bei Schwerstabhängigen die Risikoreduktion und nicht die Abstinenz erstes Ziel sein sollte. Auch hoffte man, dass durch die Erlaubnis Spannungen zwischen den Bewohnern und dem Betreuungsteam, das sich oftmals im Überwachen der Abstinenzregel schwertat, abzubauen. Klar

war jedoch stets, dass die Heilsarmee als Organisation weiterhin am Grundsatz der Abstinenz festhält. Die Ausnahme gilt einzig für Menschen mit schwerster Abhängigkeit. Entspannung Mit nun mehrjähriger Erfahrung zeigt sich, dass der Alkoholkonsum der Heimbewohner sich kaum reduzierte, aber auch nicht zunahm. Alkoholabhängigkeit ist jedoch seither einfacher anzusprechen. Dies führte auch zu einer Entspannung für die Mitarbeitenden, die sich ohne Kontrollfunktion besser der Begleitung der Menschen widmen können. Das Ethikverständnis der Heilsarmee basiert darauf, dass jeder Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist und daher eine unantastbare Würde besitzt. Das biblische Doppelgebot der Liebe (Markus 12,28–31) verpflichtet Christen, sich Gott und dem Nächsten in Liebe zuzuwenden. In diesem Rahmen versucht die Kommission für Ethik und soziale Gerechtigkeit, gute Entscheidungen zu fällen.

* Roland Stettler ist Heilsarmeemitglied und Vorsitzender der Kommission für Ethik und soziale Gerechtigkeit. MAS in Ethik, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH

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PEO PLE

Herausgepickt. TRIALOG stellt Ihnen vor:

In 34 Dienstjahren als Heilsarmeeoffizierin ist mein Vertrauen in die Gegenwart Gottes stetig gewachsen. Diese Erfahrung beruht auf vielen verschiedenen Situationen – ermutigenden und herausfordernden – die ich in meinem persönlichen Leben und innerhalb der Heilsarmee gemacht habe; sei es bei meiner Arbeit im Sozialwerk, im Personalwesen oder – während der letzten vier Jahre – als Leiterin der Programme Heilsarmee Deutschland, Litauen und Polen. Zu wissen und nicht zu zweifeln, dass Gott beim Sein, Denken und Handeln dabei ist, und eigentlich nichts ausserhalb seiner Gegenwart geschehen kann, ist meine Grundlage: Sie macht verantwortungsvolle Aufgaben innerhalb des Werks der Heilsarmee für mich

möglich. Dieses Wissen um Gottes Gegenwart entlastet, entlässt uns aber nicht aus der Verantwortung von überlegtem und professionellem Handeln. Das ist zusammengefasst, was für mich als Christin und für meine Aufgabe als CEO der Heilsarmee Schweiz, Österreich, Ungarn grundlegende Voraussetzung ist. Ich freue mich auf bereichernde Begegnungen, gute Zusammenarbeit und das gemeinsame Entwickeln der sozialen und kirchlichen Arbeit der Heilsarmee in der Schweiz.

Laura Paganotto: da, wenn Not an Frau ist

Beat Habegger: Hand anlegen bringt‘s Viele berufliche Stationen liegen hinter mir. Als ausgebildeter Primarlehrer arbeitete ich lange in der Weiterbildung als Mediengestalter. Dann war ich in der Produktentwicklung eines Grossunternehmens tätig. Seit September 2016 entwickle ich nun das neue Arbeitsintegrationsprojekt HandsOn für Menschen des Asyl- und Flüchtlingsbereichs des Heilsarmee Sozialwerks: Neues aufbauen, unkonventionelle Wege gehen und pragmatische Lösungen finden – die Heilsarmee bietet mir die Möglichkeit, all dies zu tun.

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Marianne Meyner: Verantwortung mit Gott tragen

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Seit 2015 arbeite ich bei der Heilsarmee in Shop und Spedition als „Mädchen für alles“. Die Arbeit ist spannend, immer wieder gibt es gute Begegnungen mit Kunden: Wir bieten ein vielseitiges Geschenksortiment aus den Heilsarmee Werkstätten an. Daneben verkaufen wir Heilsarmeeuniformen, -musik und -bücher. Da mich die weltweite Arbeit der Heilsarmee beeindruckt, finde ich es toll, meinen Teil beisteuern zu können! Die Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie oder gemeinsam mit Freunden.

Samuel Walzer: am richtigen Ort Mit 22 wurde ich Heilsarmeeoffizier und bin seither überzeugt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – nämlich im Dienst für Jesus. Es begeistert mich, Teil einer weltweiten Organisation zu sein, die an Vielfalt kaum zu überbieten ist. Dies erlebe ich täglich in Geplantem und Spontanem – im Gespräch mit Menschen oder in Aufgaben der Gemeindeleitung. Inzwischen bin ich am siebten Dienstort, habe mehr als das halbe Leben im Offiziersdienst verbracht – und bin nach wie vor am richtigen Ort!

Pascal Weber: vermittelt Freude am Arbeiten Durch negative Erfahrungen in meiner Vergangenheit sind mir meine aufgestellte Persönlichkeit und mein Engagement bei der Heilsarmee für schwächere Menschen wichtig. Als angehender Arbeitsagoge im „Obstgarten“ im Rombach liegt mir beim Umgang mit psychisch beeinträchtigten Menschen am Herzen, Freude und Spass am Arbeiten zu vermitteln. Es freut mich stets, meinen Betreuten ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Dabei decken Empathie und Authentizität einen beachtlichen Teil meiner täglichen Arbeit ab.


M I T TE N DR I N

Zürich oder Tokyo – es gilt, loszulassen Fragen: Elsbeth Cachelin Wenn Familienangehörige im Ausland leben, werden Zugehörigkeit und Gebet besonders wichtig. Heidi Gubler gibt Auskunft über Distanz, „alte Zeiten‘‘ und Teilhabe.

Seit fast 20 Jahren lebt Heidi Gubler damit, dass mindestens eines ihrer vier Kinder im Ausland wohnt. Es fing damit an, dass sich der älteste Sohn im Gymnasium für ein Auslandsjahr interessierte und nach Japan ging. Schliesslich absolvierte er sein ganzes Studium dort und begann zu arbeiten. Nach Aufenthalten in Trento (Italien) und Seoul (Südkorea) lebt er nun wieder in Tokyo. So war es nichts Aussergewöhnliches, als auch die anderen Kinder längere und kürzere Studien- und Arbeitsaufenthalte in Indien, Deutschland und

England absolvierten. Der jüngste Sohn studiert in London. Wie gehst du mit den grossen Distanzen um? Für mich war immer klar, dass es darum geht, die Kinder im Erwachsenenalter loszulassen. Als unser Sohn fürs Studium nach Japan ging, sagte mir eine Bekannte, ich müsste ihn genauso loslassen, wenn er in Zürich studieren würde (wir wohnten damals im Thurgau). Das hat mir geholfen. Zudem rechne ich damit, dass Gott über der ganzen Familie wacht.

Was ist wichtig, wenn erwachsene Kinder so weit weg sind? Uns hat es geholfen, dass wir selber in Japan waren und so den Lebensalltag unseres Sohnes etwas kennenlernten. Manchmal waren auch Freunde aus dem Aufenthaltsland unserer Kinder bei uns zu Besuch. Ich habe immer versucht zu respektieren, was unsere Kinder mit uns teilen wollten und was sie für sich behielten. Skype, Telefon, Facebook – wo sind die Grenzen? Wir pflegen vor allem über Telefon, WhatsApp und Skype den Kontakt. Dies geschieht aber nicht allzu oft. Dafür wohnen unsere Kinder meist zuhause, wenn sie in der Schweiz sind. In dieser Zeit ist der Kontakt dann sehr intensiv. Wie häufig seht ihr den Japan-Sohn? Er kommt sicher einmal im Jahr zu uns, während dem Studium war er meist einige Wochen in den Sommersemesterferien hier, aktuell kommt er über Weihnachten nach Hause. Der jüngste Sohn – er studiert in London – verbringt seine Sommer- und seine Weihnachtsferien bei uns. Beide waren Anfang dieses Jahr da, um den schwer kranken Grossvater zu besuchen; beide sahen ihn noch, bevor er starb.

Heidi Gubler – hier bei ihrer Arbeit im Bildungszentrum der Heilsarmee – ist dankbar, ihre Kinder Gott anvertrauen zu können.

Entfremdet man sich? Diese Frage kann ich nach den Erfahrungen der letzten Monate klar mit „Nein“ beantworten. In den schwierigen Wochen rund um das Sterben meines Vaters hatte mein Mann einen Herzinfarkt; trotz der geografischen Distanz waren mir die beiden Söhne sehr nahe – oft durch ganz kleine Zeichen.

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M I T TE N DR I N

Bleibt man in den alten, gemeinsamen Zeiten stecken oder entwickelt sich die Beziehung weiter? Natürlich gibt es viele Erinnerungen an die gemeinsamen Jahre und auch an aktuelle gemeinsame Erlebnisse. Mir ist auch sehr bewusst, dass ich den Alltag meiner Söhne nicht teile, doch das trifft ja auch auf die beiden Kinder zu, die in der Schweiz leben. Ich spüre aber, dass die Beziehung lebendig ist, wenn wir einander brauchen und unterstützen können. Was ist dir besonders kostbar an diesen Beziehungen? Es bedeutet mir viel, dass wir uns als ganze Familie treffen und begegnen. Es tut auch gut zu spüren, wie die Söhne Anteil nehmen, wenn es bei uns besondere Herausforderungen gibt.

Etwas, das dich an der Situation überrascht? Ich bin immer wieder erstaunt, wie eng der Kontakt unter den Geschwistern ist. Zum einen tauschen sie unter dem Jahr untereinander aus, zum anderen besuchen uns die „Schweizer“ Kinder auch, wenn die „Ausländer“ da sind. Was bewirkt der Glaube in der Situation? Für mich war und ist immer sehr wichtig, dass ich, auch gemeinsam mit meinem Mann, für unsere Kinder beten kann. Es hilft mir zu wissen, dass Gott über unseren Söhnen wacht und sie behütet. Dann hat es mir geholfen zu wissen, dass unsere Glaubensgemeinschaft, die Heilsarmee, auch in Japan (und anderswo) zu finden ist. So hatte unser ältester Sohn immer wieder Kontakt mit der Heilsarmee in Japan.

Distanz verbindet Das Fernweh in der Muttermilch: Nicolin Lässig ist mit Geschichten anderer Kulturen und der Liebe zur Ferne aufgewachsen.

Nicolin Lässig arbeitet für die Heilsarmee im Norden Norwegens. „Meine Weltreise geriet 2015 bereits am arktischen Meer ins Stocken. Weshalb? – Seit Anfang der Reise betete ich dafür, dorthin zu gehen, wo Gott mich haben will. Ursprünglich hatte ich geplant, lediglich für ein halbes Jahr im arktischen Raum zu bleiben, im Sommer die Mit-

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ternachtssonne und im Winter die Polarlichter zu bestaunen. Und nun beginnt mein drittes Jahr im hohen Norden, mit dem tiefen Frieden, am richtigen Ort zu sein. Ich erfahre bei meiner Arbeit für die Heilsarmee eindrücklich Gottes sicht-

Der Besuch in Japan und das Kennenlernen des Alltags ihres Sohnes verringerten die Distanz.

baren Segen. Er stärkt mich, auch wenn ich weit weg von meiner Familie bin. Fast drei Jahre lang setzten wir uns mit der Krankheit meiner Mutter auseinander. In dieser Zeit hatte ich viele Gespräche mit Freunden, die nicht verstanden, wie ich meine Liebsten hinter mir lassen und verreisen konnte. In die Ferne zu ziehen, im Ungewissen zu sein, wie lange meine Mutter noch leben würde, war für viele unverständlich. Manchmal auch für mich. Doch ich versuchte, im Gebet den Willen Gottes herauszufinden. Und ich verstand, dass mein Ort für den Moment in Norwegen liegt. Klar, ist es nicht immer einfach, und ich habe hier vieles gelernt. Zum Beispiel, dass die Distanz uns auch näher bringen kann. Die Gespräche via Skype oder Mail sind manchmal tiefer als jene, die wir früher unter demselben Dach hatten. Liebe Menschen in der Ferne zu haben, war für mich wie auch für meine Familie nie ein grosses Hindernis. Für uns war immer klar: Wahre Liebe kennt keine Distanz!“ Nicolin Lässig


M I T TE N DR I N

Der Gott der Himmel wird zum Gott der Herzen Daniel Imboden, Heilsarmeeoffizier Bildungszentrum Biel Gott sei jedem Menschen nah, behauptet der Apostel Paulus in einer Predigt, die uns die Bibel überliefert*. Wie begründet sich das?

Erstens spricht Gott mit den Menschen. Immer wieder beschreibt die Bibel die Bemühungen Gottes, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und mit ihnen zu sprechen. Sogar als Adam Gott enttäuscht, geht Gott ihm mit der Frage „Adam, wo bist du?“ nach. Gott sucht die Nähe zu den Menschen. Zweitens lebt Gott unter den Menschen. Während seinem Erdendasein hat Jesus Christus, Sohn Gottes, mit den Menschen hautnah Kontakt. Er lebt unter ihnen, spricht zu ihnen, heilt viele und weist sie auf Gott hin. Es kostet ihn schliesslich das Leben, aber diese Nähe zu den Menschen will er unbedingt: Jesus macht so die Liebe Gottes für die Menschen sichtbar und erlebbar. Drittens erfüllt Gott den Menschen. Das Pfingstfest bringt die Gabe des Heiligen Geistes: Gott will in den Herzen der

Der Name Jesus, lesbar an vielen Orten der Welt, prägt sich in Leben und Herzen der Menschen. Menschen wohnen und so ihr Begleiter und Tröster sein. Auch das ist Zeichen der gewollten Nähe Gottes: Der ferne Gott im Himmel wird zum nahen Gott im Herzen.

reichern will. Er möchte uns nahe sein, sich offenbaren, so dass wir mit ihm in Beziehung stehen können. Glücklich ist, wer diese Nähe Gottes zulässt und immer wieder sucht!

Gott lässt keinen Zweifel daran, dass er das Leben der Menschen teilen und be-

*Apostelgeschichte 17,27

„Ich träume von einer sozialen Kirche‘‘ Sévrine Weber will mit Wort und Tat die Botschaft Gottes weitergeben.

„Seit ich 12-jährig bin, hatte ich den tiefen Wunsch, das Evangelium zu verkünden und mich im sozialen Bereich einzusetzen. Als Jugendliche erkundigte ich mich bereits, wo ich meinen Traum, Pfarrerin in einer sozialen Kirche zu werden, realisieren könnte. Denn auch Jesus hilft den Menschen ganzheitlich. Damals kannte ich die Heilsarmee noch nicht und so ging ich verschiedenen anderen Möglichkeiten nach. Zuerst absolvierte ich ein Praktikum in Frankreich bei einer Organisation, die Kirchen aufbaut. Dann nahm ich mit der Heilsarmee Kontakt auf und machte ein Praktikum in der Heilsarmeegemeinde Arc Lémanique und später in einem Frauenheim

in Lausanne. Diese Erfahrung gefiel mir sehr, denn die Heilsarmee verkündet das Evangelium nicht nur in Wort, sondern auch in Tat; somit ist sie soziale Kirche und bietet den Menschen Hilfe für Leib und Seele an. Jesus gibt meinem Leben Sinn und ist als bester Freund mit mir unterwegs. – Damit andere Menschen dies ebenfalls erfahren können, stehe ich nun in der Ausbildung zur Heilsarmeeoffizierin. So kann ich auch meinen Traum erfüllen, Pfarrerin in einer sozialen Kirche zu werden.“ Sévrine Weber

Sévrine Weber lässt sich zur Heilsarmeeoffizierin ausbilden: heilsarmee-bildungszentrum.ch

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FA M I L I E • FRE I ZE I T • S E RV IC E

Lust auf Ferien? Die Heilsarmee bietet Ferien für Kinder, Teenager, junge Erwachsene und Familien an.

Youth

FÜR HERZEN

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POUR LES CŒURS

FÜR KÖPFE

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POUR LES PIEDS

FÜR HÄNDE

POUR LES MAINS

Interessiert? Dann verlangen Sie die Lager-Agenda bei der Heilsarmee in Ihrer Nähe oder beim Nationalen Hauptquartier in Bern.

salv y.ch

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Webseite: heilsarmee.ch, Jugendabteilung: salvy.ch

Gott sei Dank! Wenn Sie Ihr Leben Gott anvertrauen möchten, dann sprechen Sie folgendes Gebet: Jesus Christus, ich erkenne, dass ich von Gott getrennt und vor ihm schuldig bin. Komm deshalb in mein Leben und vergib mir meine Schuld. Danke für die Versöhnung mit Gott, die du durch deinen Tod am Kreuz und durch deine Auferstehung erwirkt hast. Danke, dass du mich liebst und dass ich jeden Tag mit dir rechnen darf. Amen.

Korrigendum In TRIALOG 4/2017 hat die Redaktion auf den Seiten 5 und 6 Bildlegenden getextet, die nicht der Vorstellung der interviewten Person entsprechen, wofür wir uns entschuldigen. Dem Wunsch entsprechend lauten die Legenden wie folgt: Seite 5: „Mein neuster Tick: ‚Pro specie rara‘ Pflanzen ziehen.“ Seite 6: „Ehrlich gelogen … Cornet spielen ist in Wirklichkeit anstrengend!“

Abonnement Wir würden uns freuen, Sie zu den Abonnentinnen und Abonnenten von TRIALOG zählen zu dürfen. Sie profitieren von der Lektüre und unterstützen gleichzeitig die Arbeit der Heils­armee!

Das Jahres­abonne­ment mit sieben Nummern kostet Fr. 24.– (Ausland Fr. 44.–) Ja, ich abonniere TRIALOG Name Vorname Strasse PLZ/Ort

BIS ZULETZT SELBSTBESTIMMT ENTSCHEIDEN Kein Traum, sondern machbar. Mit einem Vorsorgeauftrag und einer Patientenverfügung.

Bestellen Sie kostenlos unseren Ratgeber zur Vorsorge- und Nachlassplanung oder fragen Sie nach unserem unabhängigen Vorsorgeberater. Stiftung Heilsarmee Schweiz, Anja Kistler, Tel. 031 388 06 39, vorsorge@heilsarmee.ch

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Datum Unterschrift Bitte schicken Sie diesen Talon an: Redaktion der Heilsarmee Postfach 3001 Bern Tel. 031 388 05 02 Fax 031 382 05 91 redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch


G ES E LL S C H A F T

Von wegen Gärtchendenken! Elsbeth Cachelin Am Hang neben der Münsterplattform in Bern dehnt sich der Stiftsgarten aus. Ein Projekt mit Bodenhaftung und Himmelsnähe.

t Angela Losert: „Gärtnern tut gut – es erdet, heilt und befriedigt, weil etwas entsteht.“

Menschen aus dem Asylwesen, Freiwillige, Patienten des Psychiatrie-Projekts „Chancen“ – alle packen gemeinsam an. q

Angela Losert hat eine Vision: „Ich möchten den Menschen den Garten liebmachen. Denn beim ‚Garten‘ geht es um Natur und Kultur, es geht um Ernährung, ganzheitliches Schaffen, Kreativität und Spirituelles“, so Angela Losert. „All das soll das Projekt ‚Stiftsgarten‘ den Teilnehmenden näherbringen.“

Vielfalt der Teilnehmenden. Da hat es jüngere Patienten mit psychischen Problemen und ältere Frauen aus dem Asylbereich; da packen Schweizer ebenso an wie Menschen aus andern Kulturen. IV-Bezüger und gut situierte Freiwillige bearbeiten das gleiche Beet: Da ist nichts von Gärtchendenken.“

Leute aus allen Lebenslagen Das Terrain – früher ein Familienbetrieb mit Gemüse- und Blumenproduktion – lag mehrere Jahre brach. Dann begann Angela Losert ihren Traum zu verwirklichen: Zusammen mit Freiwilligen, mit Menschen aus dem Asylbereich und mit Teilnehmenden des Psychiatrie-Projekts „Chancen“ bewirtschaftet Angela Losert nun die zirka 2300 Quadratmeter Boden: „Der grösste Gewinn ist für mich die

Gut für Leib und Seele Angela Losert ist überzeugt, dass die Gartenarbeit allen gut tut: „Gärtnern ist sinnhaft, ist ganzheitlich, indem es den Körper fordert und heilend auf die Seele einwirkt; zudem befriedigt es, weil man sieht, was entsteht.“ Und der Anbau von Nahrungsmitteln, die direkt vermarktet oder an lokale Betriebe verkauft werden, habe für viele eine besondere Bedeutung.

Motiviert und motivierend Die Gärtnerinnen und Gärtner am Münsterhang – es sind deutlich mehr Frauen als Männer – sind motiviert. Bei Menschen aus dem Asylbereich, die zum Teil alles hinter sich lassen mussten und völlig entwurzelt sind, staunt Angela Losert über die schnelle und tiefe Verbindung mit dem Boden. Sie seien dankbar, Begegnungen mit Menschen aus ganz anderen Lebenslagen zu haben und gleichzeitig arbeiten zu können, statt nur die Zeit totzuschlagen. Und Menschen mit psychischen Problemen, die oft der Arbeitswelt nicht gewachsen sind, könnten sich im Stiftsgarten bestens einbringen, weil kein Druck vorhanden sei. Im Garten kämen zudem ihre Fähigkeiten und Begabungen voll zum Zuge. Die Freiwilligen schliesslich bringen ihre ganze Begeisterung am Gärtnern mit und freuen sich über das soziale Engagement und das interkulturelle Arbeiten. Der biologische Gartenbetrieb läuft im Sommer und Winter, bei Regen wie bei Sonnenschein. „Wenn es aus Kübeln giesst, pflegen oder flicken wir die Werkzeuge. Denn neben dem sorgsamen Umgang mit der Natur stehen Instandhalten und Recyceln des Materials hoch im Kurs“, erklärt die Projektleiterin. „Und für die Leute ist das Dranbleiben wichtig.“ Herzstück Noch kann Angela Losert nur selten ihr Liebstes tun, nämlich im Garten selbst anpacken. Zu sehr ist sie als Projektleiterin mit Administration, Mittelbeschaffung und zurzeit mit Bauarbeiten beschäftigt. Dazu kommt die Arbeitszuteilung: „Ich kenne die Leute, kenne ihre Gaben und Grenzen. Und ich weiss, ob gerade bei den Beeren, den Kräutern oder beim Gemüse die Arbeit drängt“. Doch die Geographin, Biologin und Erwachsenenbildnerin hält auch im vierten Jahr Stiftsgarten am Herzstück des Projekts fest, nämlich soziales Engagement mit Gartenarbeit zu verbinden: „Denn jeder Mensch kann im Garten irgendwie zu sich finden“. stiftsgarten.ch

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A M   W E RK

Aus den Drogen in die Heilsarmee-Küche Tamara Traxler Sandras* grösster Wunsch ist es zu arbeiten. Seit einem Schicksalsschlag fällt es der Mutter von drei Kindern schwer, wieder Fuss zu fassen. In der Heilsarmee Aarau hat sie Gemeinschaft und eine neue Aufgabe gefunden.

Jeden Dienstag kocht Sandra in der Heilsarmee Aarau für 30 Bedürftige.

Sandra hat eine gelbe Kochschürze umgebunden. Heilsarmee-Offizier Lukas Wittwer schaut ihr im Archeträff der Heilsarmee Aarau beim Kochen über die Schulter. Sandra ist 44 Jahre alt und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Schon früh wurde sie mit einem Schicksalsschlag konfrontiert, der sie in eine Abwärtsspirale trieb. Die dunkle Seite der Medaille „In meiner Jugend habe ich Leistungssport betrieben und hatte grosse Ziele“, erinnert sie sich. Ihre Knieprobleme hielten sie nicht auf, bis sie notfallmässig operiert werden musste. Damals war Sandra 16 und in der Ausbildung zur Köchin. „Mein Lehrmeister sagte, dass ich es nicht schaffe, wenn ich immer fehle.

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So habe ich damals meine Lehrstelle verloren.“ Wenige Jahre später erhielt sie die Diagnose Hautkrebs. Sandra fiel in ein tiefes Loch. Sie gab ihre Träume und auch sich selbst auf. „Ich mache niemand anderen für meine Drogensucht verantwortlich. Aber ich fühlte mich oft alleine, wenn meine Mutter arbeiten war. So bin ich mit Leuten von der Strasse rumgehangen. Ich suchte Aufmerksamkeit und stürzte in die Drogen.“ Dann wurde Sandra schwanger. Neue Verantwortung rettet Sandra „Die Schwangerschaft hat mich gerettet“, betont die 44-Jährige. Mit Hilfe eines Methadonprogramms besiegte Sandra ihre Sucht. Sie heiratete und kümmerte sich um die kleine Tochter. Zwei weitere

Kinder folgten. Heute ist Sandra seit 24 Jahren clean. Mit den Leuten von der Strasse hat sie immer noch Kontakt. „Ich höre mir ihre Sorgen an und muntere sie auf“, erklärt Sandra. Einige sehen sie als Vorbild, weil sie es geschafft hat, auszusteigen. Die Jugendlichen am Bahnhof nennen sie „S Bahnhof-Mueti“. „Die Teenager finden Drogen lässig. Viele können nicht über ihre Probleme sprechen“, weiss Sandra. Sie sei da und höre zu. Ihr sei wichtig, den Jugendlichen aufzuzeigen, was passiert, wenn man in die Sucht abrutscht. „Musik wird dir gut tun“ „Als ich Sandra kennenlernte, ging es ihr sehr schlecht“, berichtet Heilsarmee-Offizier Lukas Wittwer. „Das war vor drei Jahren“, bestätigt Sandra. Sie habe befürchtet, dass der Krebs zurück sein könnte. Mehrmals pro Woche fiel sie in Ohnmacht. „Ich fühlte mich wertlos. Manchmal fand mich meine Tochter irgendwo in der Wohnung.“ Die Heilsarmee habe sie in dieser schweren Zeit aufgefangen. Am Bahnhof Aarau drückte ihr der Heilsarmee-Streetworker Marcel Bürgi eine seiner CDs in die Hand. „Er meinte, die Musik würde mir guttun.“ Seine Lieder erzählen vom Leben, von Hoffnung und von Gott. Die Zeilen trafen Sandra mitten ins Herz. Bürgi erkannte ihre Leidenschaft für Musik. Er nahm sie mit in die Arche der Heilsarmee Aarau. „Im Keller hat es ein Tonstudio. Dort proben wir mit der Arche-Band“, sagt Sandra stolz. „Die Band besteht aus Mitgliedern

Leitbild

Die Heilsarmee ist eine inter­ nationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.


A M   W E RK der Heilsarmee-Gemeinde und Menschen von der Strasse. Hier erleben viele wieder einmal Gemeinschaft“, ergänzt Lukas Wittwer. Sandras zweite Familie Auch Sandra hat in der Heilsarmee Anschluss und sogar einen kleinen Job gefunden. Jeden Dienstag kocht sie mit Freiwilligen ein Abendessen für 30

Menschen von der Strasse. „Die Heilsarmee ist ein Ersatz für mich“, sagt die arbeitslose Mutter. Ihr grösster Wunsch sei es zu arbeiten. Ohne Aufgabe habe sie keine Perspektive. Die Ohnmachtsanfälle machen es ihr unmöglich, regelmässig zu arbeiten und man habe bei ihr eine Herzkrankheit festgestellt. Seit der Scheidung von ihrem Mann sei sie auf Sozialhilfe angewiesen. „Ich helfe

„Jeder kann neu anfangen. Das will ich den Menschen auf der Strasse mitgeben“; so beschreibt Sandra ihre Motivation.

Sandra, ihr Budget richtig einzuteilen und begleite sie zum Amt“, erzählt der Aargauer Heilsarmee-Offizier. Er freut sich, dass Sandra beim Kochen für die Obdachlosen aufblüht. „Die Heilsarmee ist meine zweite Familie“, sagt Sandra mit Tränen in den Augen. *Name der Redaktion bekannt

Singen tut gut! Am liebsten singt die 44-Jährige Mundart-Lieder.

„Aussätzige‘‘ kehren in die Gesellschaft zurück Lepra-Betroffene erhalten durch das Heilsarmeeprojekt finanzielle und praktische Hilfe. Sie werden in ihrer Würde gestärkt und können sich und ihre Familien wieder versorgen.

Um Arbeit zu finden, musste Parvez sein Dorf verlassen. Doch auch in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka hatte er keine Chance: „Meine Hände und Beine sind von der Krankheit so stark angegriffen, dass ich sie kaum benutzen kann. Das Dorf wollte mich nicht mehr – ich war ein Aussätziger. Die Lepra machte mich zum Krüppel und zwang mich, zu betteln. Ich wusste keinen Ausweg mehr und fühlte mich wertlos. Bis mich eines Tages ein Fremder ansprach.“

Dank Spezialschuhen und Mikrokredit der Heilsarmee hat Parvez wieder ein Einkommen.

Mit den Schuhen kam Hoffnung zurück Er erzählte Parvez, dass er – als Leprakranker – in der Klinik der Heilsarmee Hilfe erhalten habe. „Der Mann bot mir an, mich hinzubringen. Dort angekommen, wurde ich gleich untersucht und begann eine Therapie. Zudem erhielt ich Spezialschuhe, die mir passten – eine Wohltat für meine Füsse!

Ich schöpfte neue Hoffnung und lernte, mit meiner Krankheit umzugehen. Denn die Heilsarmee half mir, trotz meiner Einschränkungen Arbeit zu finden. Dank einem Mikrokredit als Starthilfe konnte ich mir eine Rikscha kaufen. Daraus ist mein Geschäft entstanden: Ich vermiete die Rikscha. Endlich kann ich wieder für meine Familie sorgen und auch das Schulgeld für meine Tochter bezahlen. Heute helfe ich sogar anderen: In einer Hilfegruppe für Leprapatienten, die Teil des Heilsarmee-Projekts in Dhaka ist, erzähle ich meine Geschichte und mache anderen Mut.“ ie.heilsarmee.ch André Chatelain, Produktmanager Internationale Entwicklung

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AUF WI ED ERSEH EN

Rätseln Sie mal …

Sudoku-Spass So gehts: Füllen Sie das Rätselgitter mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Zahl darf in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3x3 Blöcke nur ein Mal vorkommen! Viel Spass!

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Conceptis Puzzles

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Wort auf den Weg

Lösungen: Sudoku und Rätsel 1 5 4 3 6 8 7 9 2

Jeder soll dem anderen mit der Begabung dienen, die ihm Gott gegeben hat. Die Bibel, 1. Petrus 4,10

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Was, wenn’s regnet? Wenn’s regnet, kehrt unsere Katze in der für sie geöffneten Balkontüre um und will durch die Wohnungstür ins Freie gelassen werden; wohl in der Hoffnung, es regne auf der andern Seite des Hauses nicht … Ähnliche Manöver, um Unangenehmes zu umgehen, kennt wohl jeder. Als Alternative kann das Motto „ab durch die Mitte“ oder „Flucht nach vorne“ dienen: Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:

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Unangenehmes, Unerwünschtes und Unerfreuliches anpacken und hinter sich bringen. Umso mehr, als Jesus verspricht*, jeden Tag bei uns zu sein – mit seiner Kraft, seiner Weisheit. Das erspart uns nicht das Schwierige, aber wir stehen nicht allein im Regen. *Die Bibel, Matthäus 28,20 Elsbeth Cachelin

Allgemeines Spendenkonto der Heilsarmee

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