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Tour de Suisse

Pörtner am Dreispitz in Basel

Surprise-Standort: Dreispitz Einwohner*innen: 201967 Sozialhilfequote in Prozent: 5,9 Anteil ausländische Bevölkerung in Prozent: 36,9 Grosser Plan: am Dreispitz Nord sollen 800 Wohnungen und

4000 Veloeinstellplätze gebaut werden

Das Wichtigste an einem Einkaufszentrum sind die Parkplätze. Hier gibt es zwischen den beiden Hauptgebäuden eine Menge davon, und falls sie nicht reichen, führt eine Rampe hinauf aufs Dach. Wer zu viel einkauft, kann auch gleich einen Anhänger erwerben, um die Ware heimzukarren. Rechts befindet sich das Hobby und Gartencenter, links das traditionelle Einkaufsparadies.

Ein riesiges Plakat am Eingang wirbt für ein Kaffeesystem, das weniger Abfall verursacht, weil es kompostierbar ist. Das ist eine begrüssenswerte Entwicklung, wenn auch Kaffee an und für sich schon immer kompostierbar war. Aber eben nicht das System, und System reimt sich auf bequem. Der Bequemlichkeit ist auch der Aufstieg dieser Systeme zu verdanken, welche die dank Kaffeevollautomaten an sich schon denkbar bequeme Kaffeezubereitung noch weiter vereinfacht haben. Allerdings haben solche Systeme ihren Preis, die praktischen Portionen sind teuer, ihre Herstellung und Verpackung verschlingen Unmengen an Energie und Material, zurück bleibt ein Haufen Abfall. Bis jetzt, zumindest, denn letzteres Problem wurde gelöst, was beweist, dass alles in die richtige Richtung geht.

Die Menschen hier gehen entweder schnell Richtung Parkplatz oder gemächlich Richtung Läden. Ein Handwerker tätigt seine Kundenanrufe vor dem Eingang. Ein älteres Ehepaar sitzt auf einer der nicht allzu einladend wirkenden Betonbänke, die den Fussgängerbereich vom Parkplatz trennen. Die Einkaufswägen werden herummanövriert, ein Teil ist Handarbeit, für den Abtransport gibt es ein rotblinkendes Gefährt, eine Art Roboter, der schiebt von hinten und animiert nicht ganz junge, nicht ganz nüchterne Menschen, so zu tun, als wollten sie aufspringen.

Verlassen stehen ein blauer, mit Klebband zusammengehaltener Koffer und die Tasche eines Möbelhauses neben den Bistrotischen. An einem Flughafen würde dies für Aufsehen und zum Einsatz eines Bombenroboters führen, hier scheint sich niemand Sorgen zu machen, nicht einmal der EinkaufswagenschiebRoboter. Eher misstrauisch beäugen sich hingegen die Personen, die auf dem Platz vor dem Einkaufszentrum auf jemanden oder etwas warten.

Der Besitzer des blauen Koffers kehrt zurück, es ist ein älterer Mann, der einen grossen Rucksack trägt. Wahrschein lich hat er sein ganzes Hab und Gut dabei, auf dem Rucksack ist auch eine Schlafmatte befestigt.

Erstaunlich viele Menschen hinken, gehen gebückt oder gar an Krücken. Als habe vor Kurzem eine Unfallwelle die Gegend heimgesucht. Es mag aber auch daran liegen, dass Menschen, die nicht gut zu Fuss sind, lieber mit dem Auto einkaufen und darum hier vermehrt anzutreffen sind. Bei guter Gesundheit ist hingegen der Mann, der eine dicke Zigarre raucht, als befinde er sich auf der Terrasse eines Jachtclubs, nicht am Aussentisch eines GrossverteilerTakeaways. Auch Familien mit Kindern finden sich ein, wobei es für die Eltern gar nicht einfach ist, die in alle Richtung strebenden Kleinen zusammenzuhalten und sicher zum Familienwagen zu bringen. Eine Frau hievt eine schwere Sacoche aus dem Einkaufswagen und befestigt sie an ihrem Velo. Nicht alle sind mit dem Auto angereist.

STEPHAN PÖRTNER

Der Zürcher Schriftsteller Stephan Pörtner besucht Surprise-Verkaufsorte und erzählt, wie es dort so ist.