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Surprise-Porträt

«Im Moment fühlt es sich hier gut an»

«Ich bin in Kanada aufgewachsen, lebe aber schon viele Jahre in Europa. Mein Vater war Schweizer, ein Bauernsohn aus dem Luzerner Hinterland, der sehr gerne reiste und sich schliesslich im Westen von Kanada niederliess. Meine Mutter, eine Mapuche aus Chile, die von einer spanischstämmigen Familie adoptiert worden war, lernte er auf einer Reise durch Chile kennen. Über die Schweizer Bevölkerung hatte sie schon viel Gutes gehört, und aus Kanada stammte ihr damaliger Lieblingssänger Paul Anka – das konnte nur gutgehen, hatte sie sich gedacht, und zog zu meinem Vater nach Kanada.

Leider ging es nicht so lange gut. Die Familie brach auseinander, als mein Bruder und ich Teenager waren. Ich ging bald meinen eigenen Weg, zuerst in Kanada, wo ich unter anderem auf Baustellen jobbte, in einer Sägerei mithalf und als Verkäufer in einem Elektronikgeschäft arbeitete. Später reiste ich südwärts und lebte längere Zeit an einem Ort. Doch irgendwann lief einiges schief, meine Beziehung ging in die Brüche – ich will mich gar nicht mehr an alles erinnern. Jedenfalls stand ich am Ende ohne Geld da. Ich schob dann an einem Flughafen für ein paar Cents so lange Gepäckwagen, bis das Geld für einen Flug zusammen war. Ich entschied, irgendwohin nach Europa zu ziehen, weit weg von dort, wo ich war, und kaufte ein One-way-Ticket nach Newcastle. In England angekommen, in Shorts, T-Shirt und ohne Geld, wollten mich die Behörden gleich wieder ins nächste Flugzeug nach Kanada setzen. Ein mittelloser Kanadier war nicht erwünscht. Schon erstaunlich, gehört Kanada doch zum Commonwealth. Gerettet hat mich schliesslich mein Schweizer Pass; einen Schweizer ohne Geld liessen sie einreisen.

In dieser Zeit war ich in halb Europa unterwegs, bin mal kürzer, mal länger an einem Ort geblieben und habe meinen Lebensunterhalt immer wieder mit dem Verkauf von Strassenmagazinen verdient, unter anderem in England und Schottland, in Hamburg, in Hannover und seit neun Jahren immer wieder mal in der Schweiz.

Im Moment verkaufe ich Surprise in Solothurn, wo ich auch wohne. Der Auslöser, weshalb ich in die Schweiz kam, war Covid-19. Ich war davor recht lange in England und hatte keinen festen Wohnsitz. In Winchester schlief ich ein Jahr lang meistens in einem Lift im FlughafenParking, in Brighton oft auf einem Baum. Auf Bäumen übernachten hat auch schöne Seiten. Denn jeder Baum, jede Umgebung ist anders, und man ist frei, immer draussen an der frischen Luft. Ausserdem finde ich es interessant, was man von oben alles beobachten kann. In der ersten Pandemiephase, während des Lockdowns, habe ich die beste Zeit seit Langem erlebt. Das Wetter war immer schön, der Himmel blau und frei von Flugzeugen, es war alles so ruhig.

Doch dann war ich eines Tages unachtsam, fiel vom Baum und musste mit einem verletzten Rücken und einem gebrochenen Fussgelenk ins Spital. Bei der Entlassung fragten sie mich, wohin ich jetzt gehe, ich dürfe nicht mehr draussen leben. In England mussten in jener Zeit wegen ‹Stay at home› alle zwingend eine Unterkunft haben. Die Lösung, für mich und für viele andere Menschen ohne Wohnung auch, war schliesslich Wohnen im Hotel.

Im Februar 2021 hatte ich genug von England, dem Brexit-Theater und Corona-Regeln, deshalb machte ich mich auf den Weg in die Schweiz, wo ich mich wieder bei Surprise anmeldete. Wie lange ich noch bleibe, weiss ich nicht. Im Moment fühlt es sich hier gut an. Wenn ich Geld für ein Ticket hätte, würde ich auch gerne wieder einmal meine Familie in Kanada besuchen. Lange hatten wir kein gutes Verhältnis und kaum Kontakt, doch in letzter Zeit telefonieren wir wieder regelmässig. Das tut gut.»

Neil Achermann, 43, verkauft Surprise in Solothurn und hat schon an vielen Orten auf der Welt gelebt – auch auf Bäumen.

RUBEN HOLLINGER FOTO:

Entlastung Sozialwerke BEGLEITUNG UND BERATUNG STRASSENCHOR

CAFÉ SURPRISE

Lebensfreude Zugehörigkeitsgefühl

Unterstützung Entwicklungsmöglichkeiten

Job Expertenrolle STRASSENFUSSBALL

STRASSENMAGAZIN

SOZIALE STADTRUNDGÄNGE

Information Perspektivenwechsel

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Surprise unterstützt seit 1998 sozial benachteiligte Menschen in der Schweiz. Unser Angebot wirkt in doppelter Hinsicht – auf den armutsbetroffenen Menschen und auf die Gesellschaft. Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, finanzieren uns ohne staatliche Gelder und sind auf Spenden und Fördergelder angewiesen. Spenden auch Sie. surprise.ngo/spenden | Spendenkonto: PC 12-551455-3 | IBAN CH11 0900 0000 1255 1455 3 Erlebnis

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All das gibt es in der Sozialberatung und -begleitung, die Surprise an seinen drei Standorten in Basel, Bern und Zürich anbietet. Die Verkäufer*innen des Strassenmagazins sowie die Stadtführer*innen, die Spieler*innen des Strassenfussballs und die Chormitglieder erhalten hier nicht nur ihre Hefte, gratis Kaffee oder Internetzugang, sondern wenden sich mit ihren Sorgen und Fragen an die Surprise-Mitarbeiter*innen.

Ob bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, bei Schulden, beim Umgang mit Behörden und administrativer Korrespondenz, bei familiären Krisen oder Suchtproblemen – für rund 450 armutsbetroffene Menschen ist diese umfassende und niederschwellige Begleitung eine unentbehrliche Stütze im Alltag.

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