SEKEM Insight 12.14 DE

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Nr. 147 - Dezember 2014

Berufsbildung

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, SEKEMs Berufsbildungszentrum (VTC) hat sich in den vergangenen rund 30 Jahren zu einer ernst zu nehmenden Ausbildungsstätte entwickelt, die qualifiziertes Personal in Fachbereichen auf den Arbeitsmarkt entlässt, in denen Personal dringend gebraucht wird. Die Auswahl der möglichen Ausbildungsgänge reicht von Tischlerei bis zu anspruchsvoller Computertechnik und Montage von Fotovoltaik-Anlagen (SEKEM Insight berichtete). In den vergangenen Wochen hat die SEKEM-Stiftung für Entwicklung, die das Zentrum betreibt, nun den Zuschlag für eine finanzielle Unterstützung durch die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit in BadenWürttemberg (SEZ) erhalten. Mit diesen Mitteln soll nun der Ausbildungsgang für Agrartechniker erweitert und technisch noch besser ausgestattet werden. Zukünftig werden 4 zusätzliche Absolventen pro Jahr das VTC verlassen können, um sich in diesem für Ägypten zentralen Wirtschaftsbereich für eine nachhaltige Landwirtschaft einzusetzen.

Ihr Redaktionsteam SEKEM finden sie im Internet auch auf:

Erweitertes Angebot in der Agrartechnik

Produkte

GEPA Pfefferminztee ausgezeichnet

Österreich

Veranstaltungen des SEKEM-Vereins

VTC erweitert Ausbildung für Agrartechniker

SEKEMs Berufsbildungszentrum (VTC) wird in den kommenden Jahren sein bestehendes Ausbildungsangebot für Agrartechniker erweitern. Eine deutsche Stiftung hilft dabei.

Agrartechnische Geräte und Anlagen sind in Ägypten enormen Belastungen ausgesetzt – und in dem immer noch weitgehend agrarisch geprägten Land dennoch unverzichtbar. Kundige Techniker werden dringend gebraucht.

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er fachgerechte Umgang mit moderner Technik ermöglicht eine die natürlichen Ressourcen schonende Landwirtschaft, die gleichzeitig die vielen Vorzüge moderner Technologien nutzbar macht. Dies ist einer der Gründe, warum SEKEM viel Kraft und Zeit in die Förderung der praktischen Aus- und Weiterbildung steckt. Dies trifft vor allem auf die Landwirtschaft zu, auf Ägypten immer noch zu weiten Teilen baut. Ägypten ist immer noch ein Agrarland

und 42% der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Ein Großteil der in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen hat keine qualifizierte Ausbildung und die Folgen sind ineffiziente Produktionsmethoden und Schäden in der Landwirtschaft durch nicht fachgerechten Einsatz der technischen Geräte. Dazu gehören Bodenverdichtung, überhöhter Energieaufwand und eine Verschwendung natürlicher Ressourcen wie Wasser. SEKEM Insight | Dezember 2014 | Seite 1


Wirtschaft

Zu oft kann dieser wichtige Sektor jedoch moderne Technologien noch nicht nutzen, da das nötige Wissen für Wartung und Reparatur von Geräten und Maschinen fehlt. Mit finanzieller Unterstützung der deutschen Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit in Baden-Württemberg (SEZ) soll daher jetzt der bestehende Ausbildungszweig für Agrartechnik an SEKEMs Berufs­bil­ dungs­ zentrum (VTC) weiterentwickelt werden, um so noch mehr junge Menschen in dem besonders gefragten Arbeitsbereich ausbilden zu können. Der dreijährige Ausbildungszweig in der von der SEKEM Development Foundation geführten Einrichtung wird neben der theoretischen Grundausbildung auch weitreichende praktische Unterweisungen beinhalten. Dafür soll auch eine Lehrwerkstatt technisch ausgerüstet werden. Das geplante Projekt wird nicht nur die Ausbil­ dungs­qualität verbessern, sondern die Ausbil­dungskapazität erweitern. Mit der verbesserten praktischen Komponente der Ausbildung besteht die Möglichkeit zur Qualifizierung von Servicetechnikern, für die ein wachsender Bedarf auf dem Arbeitsmarkt besteht. Darüber hinaus sollen weiterführende Ausbil­ dungs­möglichkeiten geschaffen und technische Fort­bil­dungskurse für Klein­ bauern eingerichtet werden. Situation in Region Das Aktionsgebiet der SEKEMStiftung für Entwicklung (SDF) im ländlichen Ägypten liegt in einem besonders strukturschwachen Gebiet im Umkreis der ursprünglichen SEKEM-Farm mit 13 Siedlungen mit vorwiegend kleinbäuerlichen Lebensverhältnissen. Die üblichen Wirtschaftszweige umfassen vor allem einfache Einzelhandelsbetriebe und in sehr geringem Maße produzierendes Gewerbe. Die Arbeitslosenquote ist durch die instabile politische Situation in den letzten 3 Jahren enorm gestiegen und liegt derzeit bei rund 13%. 25% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Besonders betroffen von dieser Situation sind Jugendliche,

die in einer strukturschwachen Region keine Berufsaussichten haben und als Tagelöhner in der Landwirtschaft oder in ungelernten Tätigkeiten. z. B. in Fabriken erwerbstätig sind. Die Jugend­ ar­ beits­ losigkeit ist mit 77% besonders hoch. Wie in vielen Entwicklungs- und Schwel­len­ländern wird auch in Ägypten noch viel bäuerliche Arbeit von Hand oder mit Tieren erledigt. Auf großflächigen Betrieben kommen auch Traktoren und andere landwirtschaftliche Geräte zum Einsatz. Die nachwachsende Generation soll lernen, vermehrt technische Geräte zur Verbesserung der Ertragslage anzuwenden. Leider fehlt es jedoch an Erfahrung im Umgang mit solchen Geräten, insbesondere in deren fachgerechtem Einsatz, Pflege und Wartung, sowie Reparatur einfacher, solider Arbeitsgeräte. Auch die bisher übliche Überflutungsbewässerung soll durch wassersparende, boden- und pflanzenschonende Sprinkler mit TropfBewässerungssystem ersetzt werden. Auch hier mangelt es an Fach- und Sachkenntnis in der Pflege der Filter, Pumpen und Rohrleitungen, die für den Betrieb der Anlagen notwendig sind. Berufliche Ausbildung in SEKEM Die SDF hat seit der Einrichtung eines Berufs­bil­dungszentrums 1997 mehr als 800 Lehrlinge ausgebildet. Zugangs­ voraussetzung ist der Abschluss der Hauptschule (9. Klasse). Das Abschluss­ zertifikat, das der Lehrling nach 3 Ausbildungs­jahren erhält, ist in Ägypten staatlich anerkannt. Junge Menschen aus der Umgebung von SEKEM können Berufe erlernen, die auf dem lokalen Markt gebraucht werden. Für verschiedene Fachbereiche wurde ein Bildungs­konzept entwickelt, das eine Verbindung von theoretischem Unterricht mit der Anwendung und Vertiefung durch praktische Übungen in der Praxis zum Grundprinzip macht. Lernen und Arbeiten werden eng verknüpft. Die dreijährige praktische Lehre für etwa 250 Lehrlinge wird SEKEM können sie auch besuchen:

www.SEKEM-reisen.de

in einer Reihe von Fachbereichen angeboten: Schreinerei, Installation, Textilverarbeitung, Elektroinstallation, Bürokaufmann, Metallverarbeitung und Agrartechnik. Ein solches praxisorientiertes Aus­bil­ dungs­system ist in Ägypten nicht üblich; die Berufs­ausbildung erfolgt meist rein theoretisch. Daher will die SDF den Ausbildungszweig für Agrartechnik verbessern und erweitern. Bisher wurden 8 Lehrlinge pro Jahr aufgenommen. Geplant ist eine Erweiterung auf 12. Eine praxis­orientierte Ausbildung soll die Abgänger befähigen, das theoretisch gelernte Wissen anzuwenden. Die Ausstattung einer Lehrwerkstatt soll eine Basis schaffen für eine solide und praxis­bezogene Ausbildung, die den theoretischen Unterricht ergänzt. Die SDF kooperiert auch mit dem lokalen Bauern­ verband, in dem die Landwirte zusammenarbeiten und unterstützt die Landwirte bei der Anschaffung und gemeinsamen Nutzung der Geräte sowie bei der Beschaffung von Ersatzteilen. Außerdem berät er sie in der Praxis des öko­logischen Landbaus. In einer strukturschwachen Region wie der SEKEMs ist die Berufstätigkeit in der Landwirtschaft oft die einzige Haupteinnahmequelle. Eine wesentliche Weiterentwicklung kann und sollte durch ein qualitatives, nicht quantitatives Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion gewährleistet werden. Wesentlich ist dabei die agrartechnische Weiter­entwicklung. Die praktische agrartechnische Ausbildung ist deshalb eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine Tech­ nisierung der Landwirtschaft. Seit 1983 setzt sich der deutsche Verein zur Förderung kultureller Entwicklung in Ägypten e.V. mit der SDF dafür ein, solche Aus­bil­dungs­mög­lichkeiten zu schaffen. Das gemeinsame Ziel ist die Verbesserung der Wohlfahrt der ägyptischen Bevölkerung, indem diese in die Lage versetzt werden, ihre besonderen sozialen und kulturellen Fähigkeiten zu entwickeln. Bijan Kafi mit Material der SEKEMFreunde Deutschland

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Impressionen

Impressionen aus SEKEM

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ür bio eine Eins: In der aktuellen Novemberausgabe der Zeitschrift „ÖKO-TEST“ hat der „bio & fair Pfefferminz Tee“ der GEPA die Note „sehr gut“ erhalten. Damit gehört er zu den sieben besten der 23 untersuchten Kräutertees. Die Testsieger waren allesamt Biotees. Konventionelle Kräutertees schnitten dagegen wegen erhöhter Rückstandswerte oft mit „mangelhaft“ oder sogar „ungenügend“ ab. Der Pfefferminztee der GEPA wurde auch in den Teilbereichen mit „sehr gut“ bewertet. Bei den Handelspartnern der GEPA bauen überwiegend Kleinbäuerinnen und Kleinbauern die Kräuter biologisch an und ernten sie per Hand. Zusätzlich sortieren sie die Kräuter vor und nach der Trocknung von Hand. Den Pfefferminztee bezieht die GEPA unter anderem von der ägyptischen Organisation SEKEM. Die Kräuter werden im Nildelta traditionell und ökologisch angebaut. Die bei SEKEM praktizierte bio-dynamische Anbauweise mit Fruchtwechsel erhält in diesem empfindlichen Ökosystem bestmöglich die Bodenfruchtbarkeit und bremst die Wüstenbildung. Zudem schafft sie weitere Einnahmequellen. Von der Fairtrade-Prämie werden unter anderem Alphabetisierungskurse, sanitäre Anlagen und EDV-Ausstattung finanziert. SEKEM Insight | Dezember 2014 | Seite 4


Kurznachrichten

Neue „ÖsterreichStipendien“ für die Heliopolis Universität

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide zu Gast in Graz

Vortrag mit Dr. Ibrahim Abouleish jetzt als DVD erhältlich

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Dr. Mouhanad Khorchide

Eine der geförderten Studentinnen

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m vergangenen Jahr hat der SEKEMFör­der­verein Österreich neben anderen Lan­des­ver­einen damit begon­ nen, Stu­den­­tin­nen der Helio­polis Universität aus bedürftigen Lebens­ver­­ hält­­nis­sen gezielt zu unterstützen. Durch einen Spendenaufruf sind zahlreiche Spenden zusammengekommen, die den Studentinnen unter anderem Praxis­ aufenthalte in Graz ermöglichen. Der Vorstand des Vereins dankt allen Spendern für die Unterstützung, die dieser erhalten hat und weiterhin erhält. Unter den Förderern ist auch die Bürgermeisterstellvertreterin der Stadt Graz, Frau Dr. Martina Schröck, die im Stadtsenat für Wissenschaft und für Frauenfragen zuständig ist, und die dieses Projekt, das sich speziell an junge ägyptische Frauen wendet, großzügig unterstützt. Ihre Hilfe – und die weiterhin erhofften Spenden aus dem Umkreis des Vereins – stimmen den Vorstand optimistisch, dass es uns auch im kommenden Jahr gelingen wird, den Gesamtjahresbetrag von € 7.000,-- aufzubringen. Auch der Bürgermeister der Stadt Graz, Mag. Siegfried Nagl, unterstützt die Heliopolis Universität. So werden im Sommer 2015 zwei Studenten aus Ägypten Praktika an der Technischen Universität Graz absolvieren können.

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EKEM und ihren Förder­vereinen in Österreich und anderen Ländern

ist der inter­religiöse Dialog stets ein besonderes Anliegen gewesen. Daher freut sich der Vorstand des österreichischen Fördervereins besonders, dass es ihm gemeinsam mit der KarlFran­zens-Universität Graz gelungen ist, den bekannten islamischen Reli­gions­ pädagogen Dr. Mouhanad Khorchide zu einem Vortrag nach Graz einzuladen. Der Vortrag zum Thema „Islam ist Barmherzigkeit“ war ausgezeichnet besucht und gab Anlass zu langen Diskussionen. Die Organisatoren danken dem Trainings­ zentrum für Menschen­ rechte ETC der Karl-Franzens-Uni­ver­si­ tät Graz für die Bereitstellung sowohl der einleitenden Worte als auch des Vortrags selbst in vollem Wortlaut als Podcast mit illustrierenden Bildern. Das Buch „Islam ist Barmherzigkeit“, das im Herder-Verlag bereits in 2. Auflage erschienen ist, ist in Graz auch in der Buchhandlung „OASE“ erhältlich, die mit ihren Verkaufserlösen unter anderem SEKEM-Österreich unterstützt. Seit Kurzem ist das Buch auch als E-Book in englischer Sprache erhältlich. Der Vorstand von SEKEM Österreich hofft, dass der Kontakt zu Mouhanad Khorchide zukünftig weiter ausgebaut werden kann.

SEKEM Österreich SEKEM Österreich

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Mehr Informationen:

http://www.sekemoesterreich.at/index.php/ spendenziele-2014/oesterreich-stipendium

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Mehr Informationen:

ie Aufzeichnung von Dr. Ibrahim Abou­leishs Vortrag „Kunst und nach­haltige Entwicklung“, den er am 23. Mai 2014 in Graz gehalten hat, ist jetzt als DVD erhältlich. Die DVD enthält den vollständigen Mitschnitt der großen Fest­ ver­an­staltung, die SEKEM-­Österreich gemeinsam mit der Kunstuniversität Graz aus Anlass des zehnjährigen Bestehens von SEKEM-Österreich organisiert hatte. Auf der DVD ist nicht nur die Rede von Dr. Ibrahim Abouleish zum Zusammenhang zwischen Kunst und nach­haltiger Ent­wick­lung enthalten. Sie enthält auch die einführenden Reden und das vollständige Musik­pro­gramm. Zusätzlich enthält die DVD Fotos von dem an die Fest­ver­anstaltung anschlie­ ßenden Empfang und ein 20-seitiges illus­trier­tes Book­let. Die DVD kann gegen eine Spende von mindestens 25 € für das Sti­pen­dien­ projekt zugunsten der Heliopolis-Uni­ ver­sität (linke Spalte) bezogen werden. Näheres ist auf der Homepage von SEKEM Österreich abrufbar. SEKEM Österreich

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Mehr Informationen:

http://www.sekemoesterreich.at/index.php/ bild-tondokumente/182-dvd-kunst-undnachhaltige-entwicklung-fuer-stipendien

SEKEM Insight abonnieren Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteur: Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight Gotzkowskystr. 15 10555 Berlin Germany bijan.kafi@SEKEM.com Bildnachweis: 5: SEKEM, (c) Peter Grewer - Universität Münster; 4: GEPA - The Fair Trade Company; 1: Bijan Kafi Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

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SEKEM Insight | Dezember 2014 | Seite 5


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