SEKEM Insight 08.12 DE

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Nr. 119 - August 2012

Insight

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, am 1. August 2012 setzte ein Vertreter des Bildungsministeriums die letzte noch ausstehende Unterschrift und die offiziellen Genehmigungsunterlagen der ägyptischen Regierung für SEKEMs Heliopolis Universität. Damit kommt ein rund zehnjähriger Zulassungsprozess zum Abschluss. Ursprünglich hätte die damals noch SEKEM University genannte gemeinnützige Hochschule der SEKEM Initiative bereits 2004 eröffnet werden sollen. In den vergangenen Monaten sind bereits die ersten Gebäude am Stadtrand von Kairo fertiggestellt worden. Wie SEKEM Insight in dieser Ausgabe berichtet, wurden die Kerngruppen des Projektteams in mehreren Workshops umfassend auf ihre Aufgaben vorbereitet. Das pädagogische Konzept wurde mit internationalen Experten entwickelt, überarbeitet und bildet nun die Grundlage der Studienangebote, die im September beginnen. SEKEM Insight gratuliert allen Mitarbeitern des Teams und wünscht ihnen und den Studenten einen gelungenen Start!

Ihr Redaktionsteam SEKEM finden sie im Internet auch auf:

Heliopolis Uni

Ägypten

Besucherbericht

Kernteam ist startbereit

Naguib Mahfouz an der Akademie

Reiseeindrücke aus SEKEM

Workshop bereitet Kernteam auf Start der Heliopolis Universität vor Seit Monaten arbeiten verschiedene Teams an der Entwicklung der Kurrikula. Sie haben die Inhalte des Kernprogramms ausgearbeitet und die Verwaltungsstrukturen der Universität aufgebaut.

Unterste Reihe v.l.n.r.: Dr. Kadria Abdel Motaal, Dr. Amira Motaal, Prof. Dr. Ibrahim Abouleish. Zweite Reihe, v.l.n.r.: Prof. Dr. Radwan Abdelhamid, Prof. Dr. Abdelhamid Alzoheiry (Präsident der HU), Helmy Abouleish, Dr. Gihan Saadawi. Dritte Reihe, v.l.n.r.: Dr. Omar Ramzy, Dr. Hani Sewilam, Dr. Ibrahim Elghamry. Letzte Reihe: Birgit Birnstingl, Prof. Dr. Wael Kortam, Bianca Fliss, Dr. Albert Lindermann

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ur wenn alle Organe harmo­ nisch miteinander arbeiten, kann ein Organismus gut funktionie­ ren. Dies gilt auch für den jüngsten „Organismus“ der SEKEM Initiative, der Heliopolis Universität für nach­ haltige Entwicklung. In einem inten­ sivem Workshop vom 3. bis 5. Juli wurden die Vorbereitungsarbeiten für Hochschulbetrieb und Verwaltung jetzt zusammengeführt, um ein ein­

heitliches Ganzes zu bilden. Hauptziel dieses Arbeitstreffens war es, eine gemeinsame Wissensbasis zu schaf­ fen, die es den Kernteams des Projekts erlauben würde, die Besonderheiten von Philosophie und Bestimmung der neuen Einrichtung genauer herauszuarbeiten. Auf der Veranstaltung konn­ ten die Teilnehmer ein gemein­ sames Verständnis ihrer Vision, SEKEM Insight | August 2012 | Seite 1


Wirtschaft

Mission sowie ihrer Ziele entwickeln. Gleichzeitig wurde herausgearbeitet, wie die verschiedenen Komponenten der Universität, die Fakultäten, das Studium Fundamentale und das Zentrum für soziale Innovation im Regelbetrieb einmal zusam­ menarbeiten und gemeinsam zur Verwirklichung der Vision beitragen werden. Im Folgenden stellt SEKEM Insight die tragenden Elemente des Einrichtungskonzepts vor. Nachhaltige Entwicklung als übergeordnetes Ziel Jeder Aspekt der Lehre und des Studentenlebens an der Universität werden darauf ausgerichtet sein, die Idee nachhaltiger Entwicklung zu ver­ mitteln. Prof. Dr. Radwan Abdelhamid, Dekan der inge­nieur ­wissen­schaft­ lichen Fakultät sagt dazu: “Bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es nicht darum, ein theoretisches Konzept nachhaltiger Entwicklung zu vermitteln, sondern darum, die Bedingungen zu schaffen, wie sozi­ aler Wandel erfolgreich auf den Weg gebracht werden kann”. Aus diesem Grund bilden interaktives Lernen, interdisziplinäre Forschung sowie soziale Verantwortung den Kern der Heliopolis Universität. Spezialisierte Kurse und Fakultäten Der Beitrag, den die Fakultäten zur Vision der Heliopolis Universität leisten, spiegelt sich in den ange­ botenen Kursen wieder. Diese ori­ entieren sich unmittelbar an den Herausforderungen, denen Ägypten jetzt und in naher Zukunft gegen­ übersteht. Studiengänge wie nach­hal­tiges Wirt­schaften, Wasser­ ver­sor­gungs­technik oder Pharmazie mit Schwerpunkt Phytopharmazie bereiten die Studenten auf die Zukunft vor. “Fachleute, die ausge­ bildet werden, zukünftige Krisen mit globaler Bedrohung zu verhin­ dern, werden in Zukunft besonders nachgefragt werden. Menschen, die sich für nachhaltige Entwicklung engagieren, stehen oftmals unter Verdacht, in einem Elfenbeinturm zu

sitzen. Dabei sind sie es, die am bes­ ten auf die kommenden weltweiten Herausforderungen vorbereitet sind”, kommentiert Prof. Dr. Wael Kortam, Dekan der wirtschaftswissenschaftli­ chen Fakultät. Dr. Amira Motaal, Juniorprofessorin für Pharmakognosie erläutert die Besonderheiten des Lehrprogramms: „Die Kurrikula sind einzigartig, da sie die Studenten über mehrere Disziplinen hinweg integrativ und graduell langfristig begleiten. Dies beginnt mit einer Einführung in die Naturwissenschaften im ers­ ten Jahr und führt zu einer weiteren Spezialisierung im zweiten und drit­ ten Jahr. Im letzten Jahr wählen die Studenten dann ein Schwer­ punkt­ gebiet, in dem sie sich gezielt auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereiten. Zusätzlich müssen sie ein mehrwöchiges Praktikum absolvieren, ein Element der Hochschulausbildung, das in Ägypten einmalig ist“. Kernprogramm Neben den Fach­ver­an­stal­tungen werden alle Studenten ein huma­ nistisches Kernprogramm absol­ vieren, das etwa 15 Prozent ihrer Stu­dien­leis­tung­en ausmachen wird. Dies Programm ist vollständig in die Fachstudiengänge integriert. Während die Fachveranstaltungen eine spezialisierte Perspektive bieten, zum Beispiel Ingenieurwesen oder Pharmazie, bietet das Kernprogramm eine komplementäre, humanistisch orientierte Ausbildung. Die Studenten aller Fakultäten, belegen in diesem Programm Kurse aus den Bereichen Natur und Gemein­schafts­wesen, Kunst, Kultur und Entwicklung, Wissenschaft und Innovation, sowie Sprache, Kommu­ni­kation und Unternehmertum. Dr. Alexander Schieffer, der das Kern­ programm wesentlich mitgestal­ tet hat, betont : „Fächer wie Kunst sind mit im Kurrikulum verankert, da Kunst das Bewusstsein wecken kann. Insgesamt ist das Kernprogramm jedoch generalistisch angelegt um die ganze Persönlichkeit zu entwi­ ckeln. Daher beschränkt sich das

Programm nicht allein auf die künst­ lerische Betätigung.” In diesem Zusammenhang betonte auch Dr. Ibrahim Abouleish, dass Intuition und Kreativität diejenigen Faktoren seien, die einen Menschen erfolgreich mach­ ten. Sie würden in dem Moment wir­ ken, indem Kunst und Wissenschaft sich vereinten. Social Innovation Center Nachhaltige Entwicklung kann nur dann wirklich nachhaltig sein, wenn alle ihre Dimensionen - Wirtschaftsleben, soziales Leben und Kultur - gleichbe­ rechtigt betrachtet werden. Aus die­ sem Grunde betont Dr. Ronnie Lessem, Co-Autor des Kern­ pro­ gramms, dass dieses und die Fachveranstaltungen nicht nebeneinander stehen sol­ len. Sie werden ineinander verwoben sein. Dementsprechend wird es inner­ halb der Universität eine Institution geben, die danach strebt, nachhaltige Entwicklung in jedem Aspekt der Lehre, des Lernens und des Uni­ ver­ sitäts­ lebens zu berücksichtigen: das Social Innovation Center. Es stellt sicher, dass alle Universitätsaktivitäten den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung entsprechen und wird Wegweiser für Forschung und Lehre sein. Die Eindrücke der Teilnehmer des Workshops waren durchweg posi­ tiv. Prof. Dr. Abdelhamid Al Zoheiry über das Ergebnis: “Es ist ein beson­ derer Geist, der uns auf ein gemeinsa­ mes Ziel hin orientiert. Die Heliopolis Universität soll eine Hochschule mit tieferer Bedeutung sein. Um dies auch zu leben, muss das Universitätsteam eine wirkliche Gemeinschaft bilden. Ich glaube, der Workshop hat uns dem ein ganzes Stück näher gebracht. Wir stehen nun enger beieinander und freuen uns darauf, im September die­ sen Jahres die ersten Studenten begrü­ ßen zu können.” Bianca Fliss Bianca Fliss ist Mitarbeiterin der SEKEM Stiftung für Entwicklung und betreut das Projekt Heliopolis Universität.

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Mehr Informationen: http://www.hu.edu.eg

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Kultur

Naguib Mahfouz und seine Charaktere Anlässlich des 100. Geburtstags des ägyptischen Literaturnobelpreisträgers Naguib Mahfouz, wurde in der Heliopolis Akademie im vergangenen Juni das Theaterstück „Naguib Mahfouz und seine Charaktere“ aufgeführt. Die Besucher zeigten sich begeistert.

erhielt er als bisher einziger arabischer Autor den Nobelpreis für Literatur. Er gilt außerdem als „Vater des ägypti­ schen Romans“ und war einer der füh­ renden Intellektuellen der arabischen Welt.

Naguib Mahfouz, kurz vor seinem Tod im Jahre 2006.

D

as Stück entstammt der Feder Mohamed Mamdouhs, einem Eurythmielehrer der SEKEM Schule. Es wurde als Projekt der Gruppe „Literatur und Schauspielkunst im Geschäftsalltag“ unter der Leitung von Dorothea Walter (Stuttgart und Kairo) einstudiert. Das Projekt ist Teil der Initiative „Kommunikation, Kreativität & Bewusstsein“. Das Kommu­ni­­ka­­tionstraining innerhalb eines halben Jahres Mitarbeitern der Ver­kaufs­teams der SEKEM Firmen ISIS und ATOS angeboten (siehe SEKEM Insight 07.12). Ergänzt wurde die schauspielerische Darstellung durch den Sprechchor der LehrerInnen der SEKEM Schule und durch arabische Musiker.

Sinne. Es ist ein eigenwilliges und ori­ ginelles Genre; man könnte es eine Collage nennen. Ausgewählte Figuren aus Naguib Mahfouz’ Werken treffen sich und tre­ ten in ein Gespräch ein. Diese Figuren spiegeln nicht nur die ägyptische Gesellschaft wider, die Mahfouz mit größter Meisterschaft literarisch dar­ zustellen verstand. Die auftretenden Personen verkörpern auch Aspekte von Mahfouz’ Persönlichkeit, so die Idee des Autors Mohamed Mamdouh, die am Beginn des Stückes steht. Naguib Mahfouz (1911-2006) gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart. Sein Lebenswerk umfasst mehr als vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen. 1988

Kein gewöhnliches Theater Bei dem Stück handelt sich nicht um ein Theaterstück im herkömmlichen

SEKEM können sie auch besuchen:

www.SEKEM-reisen.de www.aventerra.de

Der studierte Philosoph arbeitete seit den 30er Jahren als Beamter im Bildungsministerium. Neben seiner Arbeit verfasste er Kurzgeschichten und veröffentlichte 1939 den ers­ ten von drei Romanen über die Pharaonenzeit. Angesichts des halb­ kolonialen Status‘ Ägyptens zur Zeit König Faruqs, stellten diese histori­ schen Romane den Versuch dar, mit ihrer Rückbesinnung auf eine große Vergangenheit das Identitätsgefühl der Ägypter zu stärken. Mitte der Vierziger Jahre wandte sich Mahfouz dann realistischen Romanen und zeit­ genössischen Themen zu. Nach „Die Midaq-Gasse“ wurde ihm mit sei­ ner Kairoer Trilogie („Zwischen den Palästen“, „Palast der Sehnsucht“ und „Zuckergässchen“) die uneinge­ schränkte Anerkennung als führen­ der Schriftsteller zuteil. In diesen drei Werken, die ihn weltweit berühmt machten, erzählt er die Geschichte einer Kairoer Kaufmannsfamilie über drei Generationen hinweg. Sie spü­ ren den Wandlungsprozessen nach, welche die Gesellschaft während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund der Modernisierung und des Kontakts mit dem Westen durchläuft. Für die Trilogie erhielt Mahfouz eben­ falls den ägyptischen Staatspreis für Literatur. „An die Türe der Bedeutung klopfen“ „Wissenschaft führt die Menschen mit dem Licht der Ideen und Kunst führt die Gefühle der Menschen zusammen. Wissenschaft und Kunst sind dazu SEKEM Insight | August 2012 | Seite 3


Kultur

da, den Menschen zu helfen, sich zu einer besseren Zukunft zu entwickeln“, heißt es in Mahfouz‘ „Trilogie“. Und: „Kunst transzendiert sich selbst und die Schönheit der Himmel ist verbunden mit dem Gewissen einer Individualität. Die menschliche Gemeinschaft enthält die Tiefen der Erde und alle Schichten des Himmels“, so schreibt Mahfouz in einem Artikel. In eindrücklicher Weise erklangen dieses und weitere aus dem Gesamtwerk ausgewählte Zitate im Verlauf des Theaterstückes, rezi­ tiert durch den Sprechchor aus dem Hintergrund der Bühne. Sie demonst­ rierten die erstaunliche wortschöpferi­ sche Gabe Naguib Mahfouz. Durch die Unsichtbarkeit der SprecherInnen des Chores wurde ein Hörraum geschaffen, der die ganze Konzentration auf das gesprochene Wort lenkte. Visuellen Einblendungen mit Photos aus dem Leben Naguib Mahfouz‘ wurden zu einem lebendi­ gen Szenarium, in dessen Mitte sich das Geschehen des Stückes entfal­ tete. Durch diesen künstlerischen Griff der Choreographie Dorothea Walters wurden die verschiedenen Zeiträume von Vergangenheit und Gegenwart in einem ständigen Wechselspiel inein­ ander verwoben. Dadurch kam letzt die Bedeutung des Werkes Naguib Mahfouz‘ für die Zukunft in herausra­ gender Weise zur Darstellung. Es liegt an uns, diese Bedeutung zu erkennen und an die Tür zu klopfen, von der es wörtlich bei Mahfouz in „Die Reise des Ibn Fatuma“ heißt: „Die Bedeutung will nicht hervortreten, bevor du nicht an ihre Türe klopfst.“ Das Stück stellte auch eine Auf­for­ de­rung dar, eine Reise ins eigene Ich anzutreten und sich mit den einzelnen Charakteren aus Mahfouz‘ Werk selb­ ständig auseinander zu setzen, viel­ leicht zu identifizieren. So konnten am Ende des Stückes alle BesucherInnen den Satz mitsprechen: „Am Ende haben wir sein Leben gelebt und er lebte unser Leben.“ Martina Dinkel, Dorothea Walter

Großhändler und Kunden besuchen SEKEM

V

om 29. April bis 6. Mai 2012 haben wir eine wunderbare, vielseitige und inspirierende Zeit in Ägypten ver­ bracht. Wir, das sind die Großhändler für biologische Lebensmittel Bodan und Handelskontor Willmann. Seit Jahren arbeiten wir mit SEKEM, indem wie die Produkte der Initiative handeln. Daher wollten wir insbesondere unse­ ren Kunden die Möglichkeit geben, sich vor Ort ein Bild über Hintergründe und Herstellung zu machen. Dieses Angebot wurde von 21 von ihnen, die mit uns nach Ägypten reisten, gerne wahrgenommen. Viele von uns wollten Land und Leute kennen lernen und auch die Kultur Ägyptens erleben. Einige hatten zuvor das Buch von Ibrahim Abouleish gelesen oder auf anderem Wege von SEKEM gehört und waren besonders an der Umsetzung der SEKEM-Vision interessiert. Wieder andere inter­ essierte vor allem, wie aus trocke­ nem Wüstenboden eine fruchtbare Landschaft entstehen kann. Lebendige, lebenswerte, menschenund naturgerechte Lebensweise Wir waren herrlich untergebracht in hellen, freundlichen und gepfleg­ ten Räumen. Ein besonders zuvor­ kommende Betreuung wurde uns die gesamte Zeit unseren Besuches über zuteil. Es war hochinteres­ sant, die Gegensätze eines Lands im Umbruch zu erleben, einen kur­ zen Eindruck von dessen historischer Entwicklung zu bekommen und akute aktuelle Probleme kennenzulernen. Was sich jedoch tief in unsere Seelen gesenkt hat, war die Wahrnehmung der Menschen und die tatsächli­ che Verwirklichung der Vision, auf Wüstenerde eine lebendige, lebens­ werte, menschen- und naturgerechte Lebensweise zu entwickeln. Ein greif­ bares, lebendiges Beispiel für zünfti­ ges Leben und Wirtschaften.

Beeindruckend war, zu sehen, dass hier nicht ein Konzept realisiert wurde, sondern im Miteinander, auf die natür­ lichen Gegebenheiten reagierend und mit ihnen arbeitend ein lebendiger Organismus geschaffen worden ist. Dieser orientiert sich einerseits an den landschaftlichen und gesellschaftli­ chen Rahmenbedingungen Ägyptens und bietet andererseits eine Oase, die sich als lebendig gewordene Idee von der Einförmigkeit der Wüstengegend abhebt. Sie bietet Ruhe, Licht und, man darf sagen, „gelebte Liebe“. Bildung für Jedermann möglich machen Jeder von uns war von dem Respekt vor der Leistung, dem Durchhaltevermögen und der Mensch­ lichkeit der Verant­wor­tungs­träger in SEKEM erfüllt. Je nach Individualität, lag einmal das Interesse und die Begeisterung mehr im medizini­ schen Bereich, in der Tierhaltung, der Bodenbearbeitung oder im Kultur- und Schulwesen, das Bildung für jeder­ mann möglich machen will. Wir fanden eine sehr überzeu­ gende Umsetzung bio-dynamischen Landbaus vor. Die Produkte, die dabei entstehen, haben uns von Ihrer Qualität sofort überzeugt. Wir haben leckere Säfte getrunken und haben Gemüse, Getreide und Kräuter gese­ hen, die eine ursprüngliche Kraft ausstrahlten. Mit diesen wurden wir bestens versorgt und konnten auch die Wirksamkeit der pflanzlichen Präparate und Tees testen. Dass ein Großteil der Produkte im Land ver­ bleibt und dort neue Absatzmärkte erschließt, ist nur sinnvoll. Jeder von uns würde gerne wieder kommen und trägt das Bedürfnis in sich, in neuer Weise dazu beizutragen, dass das Begonnene möglichst weit in die Welt getragen werden kann. Pia Müller

SEKEM Insight | August 2012 | Seite 4


Wirtschaft

Die Geschäftsentwicklung der SEKEM-Firmengruppe im Jahr 2012 Umsatz (konsolidiert)

100 Mio. EGP

2011

113 Mio. EGP

2012

Der konsolidierte Umsatz verzeichnete im zweiten Quartal 2012 einen starken Anstieg um rund 13 Prozent. Der Anstieg entstammt einem ausgesprochen robus­ ten lokalen Markt. Im Vorjahreszeitraum hatte sich die­ ser direkt nach den politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen im Land noch schwach gezeigt. Auch signi­ fikant verbesserte Marketing-Aktivitäten (insbesondere Online-Marketing) konnten im Vergleich zum Vorjahr positiv auf das Gesamtergebnis einwirken.

Absatzanteile (Inland vs. Ausland)

2011

69%

2012

31%

76% Lokal

24%

Der starke Anstieg des konsolidierten Umsatzes spie­ gelt sich auch in der Zunahme des lokalen Marktanteils am Gesamtumsatz der SEKEM-Unternehmen. Dieser Anteil erhöhte sich deutlich von 69 Prozent auf 76 Prozent. Dies zeigt, dass sich der lokale Markt im Vergleich zu 2011 vielseitiger und robuster entwickelt hat. Die MarketingAktivitäten wurden auch in erster Linie auf den lokalen Markt konzentriert, da die SEKEM-Marketing-Experten hier das größte Potenzial sahen.

Export

Anteile am Umsatz

12% 12% 15%

Landwirtschaft Pharma

62%

Textiles

FMCG

Der Sektor der Fast Moving Consumer Goods (vor allem die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie), in dem die SEKEM-Firma ISIS aktiv ist, ist immer noch die Lokomotive des SEKEM-Absatzes. 62 Prozent des Umsatz-Mix kann diesem Sektor zugeordnet werden. Die Sektoren Landwirtschaft und Pharma haben mit je 11,5 Prozent Anteil am Mix. Vor allem vom Pharma-Sektor mit dem SEKEM-Unternehmen ATOS wird erwartet, dass der Umsatz in Zukunft aufgrund von Veränderungen in den Verwaltungsstrukturen weiter erhöht werden kann. Der Textilsektor (Naturetex) verfügt über einen soliden Umsatzanteil von 15 Prozent.

SEKEM Insight | August 2012 | Seite 5


Impressionen

Impressionen aus SEKEM

G

erade kommt Angela Hofmann, in SEKEM zuständig für den Demeter-Anbau, zurück von der SEKEMFarm in der Oase Baharya. Hier wurde kürzlich die Heuernte mit Maschinen eingeführt: „Wir, das sind Simon Ritzkowsky, unser neuer Landwirt, Simon Merckens und ich. Wie Ihr auf den Bildern seht, war es herrlich - man muss sich nur noch den intensiven Heuduft dazu vorstellen! Wir kamen uns vor wie im Voralpenland. Allerdings waren die Temperaturen extremer: bis 42°, dafür aber trocken bei nur 20% Luftfeuchtigkeit. Da während unseres Aufenthalts der Fastenmonat Ramadan begann, war die Arbeitszeit auf 4-11 Uhr morgens begrenzt worden. Bewässert wurde die ganze Nacht hindurch. Dann wurden alle Generatoren abgestellt und alles legte sich zur Siesta bis abends um 19 Uhr zum Fastenbrechen. Die Farmbelegschaft war stolz auf das Ernteergebnis und glücklich über diese erste, mechanisierte Heuproduktion. Wir haben auch gleich eine Fuhre Heu mitgebracht für die Kühe auf der SEKEM-Mutterfarm!“

SEKEM Insight | August 2012 | Seite 6


Kurznachrichten

Neue Alanus-Professoren jetzt in Mannheim tätig

Alanus-Tagung will Wirtschaft neu denken

World Future Council legt Aktionsplan vor

Zum Ende des Sommersemesters 2012 überreichte Marcelo da Veiga, Rektor der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn, die Ernennungsurkunden an drei neue Professoren des Instituts für Waldorfpädagogik, Inklusion und Interkulturalität in Mannheim.

Im Rahmen einer öffentlichen Tagung des Instituts für Sozialorganik am 19. September 2012 will die Alanus Hochschule Alfter, Partnerinstitution der Heliopolis Universität, Wirtschaft neu denken.

Zum 40. Welt-Umwelttag der UNO am 5. Juni hat der World Future Council (WFC), in dem auch SEKEM sich enga­ giert, einen Aktionsplan mit 24 konkre­ ten politischen Maßnahmen vorgelegt, die global umgesetzt werden müssen, um das Leben auf der Erde zu erhalten. Das Dokument trägt den Titel „Unsere gemeinsame Zukunft schützen – Beste Politiken zur Regenerierung unse­ rer Erde“. Es ist das Ergebnis eines fünfjährigen Konsultationsprozesses mit Parlamentariern, nationalen und internationalen Gesetzgebern, Wissenschaftlern und zivilgesell­ schaftlichen Organisationen.

Martin Basfeld wurde für den Bereich Wissenschaftstheorie und philosophi­ sche Anthropologie berufen, Matthias Bunge für die Bildungsphilosophie und Albert Schmelzer ist fortan Professor für Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Waldorfpädagogik und Interkulturalität. Martin Basfeld studierte Physik in Göttingen und war wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Friedrich von Hardenberg Institut für Kul­ tur­­wis­senschaften in Heidelberg. Seit 2011 ist er Dozent am Institut für Waldorfpädagogik, Inklusion und Interkulturalität. Matthias Bunge stu­ dierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Philosophie. Von 1983 bis 2004 war er an der Universität Eichstätt-Ingolstadt in Forschung und Lehre tätig. Seit 2010 ist er an der Freien Hochschule Mannheim und seit 2011 am Institut für Waldorfpädagogik als Dozent für philosophische und ästhetische Grundlagen der Waldorfpädagogik beschäftigt. Albert Schmelzer studierte in Münster, Angers und Tübingen Romanistik, Theologie und Soziologie. Nach Staatsexamen und Magisterabschluss promovierte 1990 an der Universität Bochum. Seit dieser Zeit war Schmelzer an der Freien Hochschule Mannheim in der Lehrerbildung tätig und seit 2011 am Institut für Waldorfpädagogik, Inklusion und Interkulturalität. Quelle: Institut für Waldorfpädagogik

In Vorbereitung auf die Tagung wurden die TeilnehmerInnen der letzten Jahrestagung und andere UnternehmerInnen nach den derzeit dringlichsten Fragestellungen bei der Gestaltung von „Unternehmen der Zukunft“ befragt. Die hier aufgeworfe­ nen Themen werden in den Beiträgen der Referenten Prof. Dr. Helge Löbler, Prof. Dr. Götz E. Rehn und Prof. Götz W. Werner aufgegrif­ fen. Am Nachmittag werden in Arbeits­ gruppen unter­ schiedliche Aspekte vertieft. Gemeinsam sollen so diese Themen bearbei­ tet und auf das Wesentliche fokussiert werden: Die Verwirklichung des freien Menschen. Nur eine Wirtschaft, die diesem Ziel dient, ist sinnvoll, zukunftsfä­ hig und nachhaltig, heißt es von den Organisatoren der Veranstaltung. Alle Interessierten sollen auf der Tagung dazu Inspirationen und Anregungen erhalten sowie auf enga­ gierte Mitmenschen treffen, mit denen gemeinsam die Herausforderungen der Zeit angegangen werden können. Die Tagung richtet sich an alle, die sich in einer unternehmeri­ schen Aufgabe sehen oder sich für eine Neugestaltung der Wirtschaft interessieren. Das ausführliche Programm ist auf den Internetseiten der Alanus Hochschule erhältlich. Quelle: Alanus Hochschule

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Mehr Informationen:

Der Aktionsplan kann unter der unten angegebenen Adresse direkt von der Website des World Future Council heruntergeladen werden. Quelle: World Future Council

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Mehr Informationen: http://www.worldfuturecouncil.org/fileadmin/user_ upload/PDF/WFC_Globaler_Politik-Aktionsplan.pdf

SEKEM Insight abonnieren Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteur: Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com Bildnachweis: Seite 1: SEKEM; 3: Unbekannte Quelle; 6: Angela Hofmann. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

http://www.alanus.edu/726.html?&tx_ttnews%5Btt_ news%5D=620&cHash=c5cf5736b5fe849b41d51e b38b95022b

SEKEM Insight | August 2012 | Seite 7


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