SEKEM Insight

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Nr. 96 - August 2010

Insight

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser mit dem Wachstum desjenigen Anteils der SEKEM-Produktion, der nicht nur in Ägypten, sondern auch international verkauft wird, wächst das Interesse an SEKEM. Auch die kulturellen und sozialen Projekte der SEKEM-Stiftung für Entwicklung vergrößern stetig ihre Wirkungskreise. Daher vertreten Dr. Ibrahim Abouleish, Helmy Abouleish und führende Mitarbeiter die SEKEM-Aktivitäten laufend auf internationalen Veranstaltungen. Helmy und Ibrahim Abouleish stellen SEKEM im September auf der Jubiläumskonferenz des “Alternativen Nobelpreises” in Bonn in öffentlichen Veranstaltungen vor. Im Anschluss wird der “One World Award” auf dem Rapunzel-Festival in Anwesenheit von Helmy Abouleish vergeben, der unter den 5 Finalisten ist. Wir stellen Ihnen die Veranstaltungswoche genauer vor und laden Sie zur Teilnahme ein. Dass nicht nur die Botschaft SEKEMs sich großer internationaler Beliebtheit erfreut, zeigt SEKEMs jährliche Teilnahme auf der GulfFood, der arabischen Schlüsselmesse für Lebensmittel. Auf Seite 4 lernen sie mehr über SEKEMs Bemühen. den Durchbruch biologischer Produkte auf diesem Wege zu fördern.

Ihr Redaktionsteam

Nachhaltigkeit

Veranstaltungen

Neue Produkte

Verantwortungsvoll Wirtschaften in SEKEM

“Alternativer Nobelpreis” in Bonn

SEKEM-Aufstriche helfen der Umwelt

Verantwortungsvoll Wirtschaften in SEKEM Der neue Nachhaltigkeitsbericht SEKEMs konkretisiert, was verantwortungsvolles und ethisches Wirtschaften in SEKEM bedeutet.

Mensch und Wirtschaft: in SEKEM sollen beides harmonisch zusammenkommen. Das symbolisieren die Mitarbeiterkreise, die jeden Morgen vor Arbeitsbeginn und am Ende der Woche (Bild) stattfinden.

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emeinsam mit der sozialen, ökologischen und kulturellen Dimension bildet das Wirtschaftsleben einen der Grundpfeiler des neuen Nachhaltigkeitsberichts der SEKEM-Initiative. Während alle vier Dimensionen ihre im gesellschaftlichen Gefüge einzigartige Rolle spielen, kommt ökonomischen Aspekten beim Erreichen von SEKEMs wirtschaftlichen Zielen naturgemäß eine Schlüsselfunktion zu. Die Herausforderung des neuen Berichts

besteht daher darin zu zeigen, dass und wie sich nachhaltiges Wirtschaften mit den übrigen Aspekten zu einem harmonischen Ganzen fügt. Harmonisches Zusammenspiel Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein ständiger Entwicklungsprozess. Der kürzlich veröffentliche Bericht stellt einen Ausschnitt aus der täglichen Arbeit der SEKEM-Firmen und damit einen SEKEM Insight | August 2010 | Seite 1


Wirtschaft

Ausschnitt aus diesem Prozess dar. Er zeigt ihre Fortschritte auf dem langen Weg zu einem immer nachhaltiger wirtschaftenden Unternehmen. Die Autoren stellte dies vor die Herausforderung, diesen Prozess in Zahl, Wort und Bild sichtbar zu machen. Von der Vision bis hin zu den Firmen, Projekten und Institutionen der SEKEM-Gruppe prüft und bewertet der neue Bericht ausgewählte wirtschaftliche Aspekte anhand des neuen Beschreibungsmodells der „Blüte der Nachhaltigkeit“. Ihre Grundlage bilden Indikatoren, die Fortschritte messbar machen, und Zielvorgaben, die Mitarbeiter motivieren sollen. Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft Ein übergreifendes Ziel der Arbeit SEKEMs ist die Etablierung der biodynamischen Landwirtschaft als einer die natürlichen Ressourcen schonenden und gleichzeitig wettbewerbsfähigen Antwort auf die sozialen und ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die Etablierung und Aufrechterhaltung einer globalen und kooperativen Wertschöpfungskette mit fairen Handelsbeziehungen ist eine Grundlage für den Erfolg SEKEMs und der Transformation zu einem nachhaltigen Wirtschaftsmodell. Nach Jahren zweistelliger jährlicher Wachstumsraten stagnierte der Umsatz der SEKEM-Gruppe 2009. Durch die globale Finanzund Wirtschaftskrise ging die Exportnachfrage im Textilien- und Frischwarenbereich des Bio-Sektors zeitweilig zurück. Dennoch erlebten SEKEMs Firmen auf dem ägyptischen Markt in den Bereichen Phytopharmazie und Nahrungsmittel hinsichtlich Umsatz und Marktanteilen anhaltendes Wachstum. In Zukunft erwarten SEKEMs Betriebe einen erneuten Anstieg der internationalen Nachfrage nach biologischen Produkten, insbesondere jedoch weiterhin in Ägypten. Um sich darauf vorzubereiten, haben sie bereits mit der Urbarmachung landwirtschaftlicher Flächen an drei

Stand und Entwicklung: jedem Indikator des Wirtschaftslebens korrespondiert ein Zustand- und ein Entwicklungswert gemäß der drei Ampelfarben.

neuen Standorten begonnen. Dies geschieht auch durch die Umwandlung der Wüstengebiete in fruchtbare Böden mittels SEKEMs bekannter Kompostierungsmethode. Nachhaltigkeit und Sicherheit Das Vertrauen, das SEKEMs Geschäftstätigkeit und Produkten sowie ihrer Handelstätigkeit entgegengebracht wird, beruht in hohem Maße auf der biologischen und standard-konformen Herstellungs- und Produktqualität. Die Wahrung dieser Qualität ist also auch für SEKEMs dauerhaften Erfolg von großer Bedeutung. SEKEM arbeitet daher nicht nur auf der Grundlage von insgesamt 14 internationalen Standards produkt- und prozessorientierter Nachhaltigkeit wie Demeter oder Transfair. Zusätzlich schaffen Kontrollen durch jede Firma sowie die Unterstützung der EBDA, der ägyptische Vereinigung für bio-dynamischen Anbau, die ihren Mitgliedern bei der Einhaltung der Standards hilft, größtmögliche Sicherheit. Nachhaltigkeit und Richtlinien Vor dem Hintergrund der steigenden Preise für Wasser, Öl und Kunstdünger, der wachsenden Knappheit nicht erneuerbarer Ressourcen und sich wandelnder gesetzlicher Rahmenbedingungen wandelt sich auch die globale Bedeutung von SEKEMs innovativem Verständnis von Landwirtschaft und Handel. Die Vorstellung durch ganzheitliche wirtschaftliche Tätigkeit zu einer Globalisierung mit menschlichem Gesicht beizutragen, ist von besonderer betriebswirtschaftlicher Bedeutung. Denn SEKEM soll nicht trotz, sondern gerade wegen ihres ganzheitlichen Modells

wettbewerbsfähiger werden. Vieles deutet darauf hin, dass das gelingt. Beispielsweise setzt sich auch in der durch Wirtschaftstätigkeit verursachten Umweltverschmutzung mehr zunehmend das Verursacherprinzip durch. Das heißt, dass für viele der derzeit noch von der Gesellschaft getragenen Kosten, die bei der Herstellung von Konsumgütern entstehen, durch bessere Gesetzgebung mehr und mehr die produzierenden Firmen aufkommen müssen. Dies verteuert „unsaubere“ Produkte und sorgt im Gegenzug dafür, dass SEKEMs Geschäftsmodell, das die effiziente Nutzung der Ressourcen und den Schutz fruchtbarer Böden betont, preiswerter wird. Auf die richtige Gesetzgebung kann SEKEM jedoch nur indirekt einwirken. Auch andere Vorhaben liegen nicht immer im eigenen Einflussbereich. So ist aufgrund der fehlenden Infrastruktur in Ägypten zum Beispiel die Einführung eines Mehrwegsystems für Flaschen derzeit nicht möglich. Eine Kooperation von SEKEM mit einigen Großkunden soll diese Situation daher zukünftig verbessern. Das Ziel einer hundertprozentigen RecyclingQuote wird daher im neuen Bericht wurde als noch nicht erreicht bewertet. Durch die lange Tradition der BioProduktion besitzt SEKEM heute dennoch ein herausragendes und umweltfreundliches Produktsortiment. SEKEMs jährlicher Bericht wird das wichtigste Kontrollinstrument auf dem Weg zu umfassender Nachhaltigkeit im Wirtschaftsbetrieb bleiben. Olaf Weber, Maximilian Boes Die Autoren arbeiten im Nachhaltigkeitsteam der SEKEM-Gruppe und haben die Produktion des „SEKEM-Berichts für Nachhaltigkeit 2009“ begleitet.

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Wirtschaft

Außergewöhnliche Sonnenfrüchte: besonders und beliebt Die beliebten SEKEM-Fruchtaufstriche fördern den Anbau traditioneller Sorten und bringen besondere Qualität auf den Frühstückstisch.

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eit etwas mehr als einem Jahr verkauft SEKEM in Europa unter dem Namen „Sonnenfrucht“ vier verschiedene Fruchtaufstriche aus Bitterorangen, Mango, Guave und Dattel. In Ägypten werden unter der Marke ISIS außerdem noch Feigen-, Erdbeer- und Aprikosenmarmelade verkauft. In diesen Wochen steht dafür in der Firma ISIS der größte Teil der Arbeit an, denn es ist wieder Erntesaison und die frischen Früchte werden von den demeter-Farmen eingesammelt, sortiert und soweit verarbeitet, dass sie das ganze Jahr über für die Produktion der Fruchtaufstriche verfügbar sind. Für alle Aufstriche werden alte ägyptische Obstsorten verwendet, die den besonders fruchtigen Geschmack garantieren. Bei der Produktentwicklung kam ISIS die langjährige Zusammenarbeit mit den demeter-Bauern zugute. Ein Mangobaum kann nicht schnell gepflanzt werden, wenn bei ISIS Mangos für neue Fruchtaufstriche benötigt werden. So war man froh, genügend Obstbestand auf vielen Farmen zu finden. Die hohen Mangobäume werden auf vielen Farmen gepflegt, weil sie neben dem Obst Schatten spenden für andere Pflanzungen, wie z.B. Bohnenfelder. Die Bitterorange, auch

Pomeranze genannt, ist in Ägypten eine typische Wegesfrucht und hat auf der SEKEM-Farm seit den ersten Jahren gute Dienste als natürliche Hecke zwischen den Feldern und als Windfang zum Schutz von Getreide und Heilpflanzen gedient. So stellte sich die Vielfalt auf den Farmen - ein typisches Merkmal für den biologischdynamischen Landbau - einmal mehr als Vorteil heraus. Während der kurzen Erntezeit werden die Früchte in den Produktionshallen von ISIS sorgfältig ausgelesen und gewaschen und geschält. Ein Teil wird in Stücken tief gefroren, der Rest zu Püree verarbeitet und steht so für die Produktion der Aufstriche zur Verfügung. Mit demeter-Zucker, Pektin als Geliermittel und Limettensaft zur Konservierung wird dann eine Art Marmelade gekocht. Allerdings sind die SEKEM-Produkte auch in dieser Hinsicht etwas Besonderes. Ihr Fruchtgehalt ist nämlich mit 65% so hoch, dass das fertige Produkt laut europäischem Recht weder als Marmelade, noch als Konfitüre bezeichnet werden darf. Denn beide enthalten wesentlich mehr Zucker.

SEKEM unterstützt Welttag für Umweltschutz mit WESC-Initiative Die SEKEM Initiative unterstützte in diesem Sommer den Welttag für Umweltschutz der Vereinten Nationen in Partnerschaft mit WESC, dem WadiZentrum für Unweltschutz und Bildung unter dem Slogan “Viele Arten. Ein Planet. Eine Zukunt.” Die Vereinten Nationen starteten das Projekt des „Welttages für Umweltschutz“ um das Bewusstsein für Umweltschutz in Bevölkerung und Politik zu steigern. Etwa 5000 Menschen nahmen dieses Jahr an der Veranstaltung in Kairos Al Azhar-Park teil. Es ist die Aufgabe des Tages, Themen des Umweltschutzes ein Gesicht zu verleihen, Menschen dazu anzuregen sich aktiv für den Erhalt ihrer Umwelt einzusetzen, die Einsicht zu fördern, das alle Bürger sich gemeinschaftlich für den Umweltschutz einsetzen müssen, und die Bildung globaler Partnerschaften zu unterstützen. Die diesjährigen Veranstaltungen konzentrierten sich auf die zentrale Bedeutung der Artenvielfalt für den Erhalt der weltweiten Ökosysteme. Sie luden die Teilnehmer dazu ein sich darüber auszutauschen, wie viel moderne Gesellschaften davon profitieren können, die Umwelt und den Schutz der Biodiversität in den Mittelpunkt ihrer Anstrengungen zu stellen.

So drückt sich mit der Bezeichnung „Sonnenfrucht“ daher auch aus, was drin steckt: beste Früchte, durch die Sonne zu Reife und vollem Geschmack gebracht. SEKEM-SonnenfruchAufstriche sind in Deutschland im BioFachhandel erhältlich.

WESC ist eine ägyptische gemeinnützige Organisation und langjähriger Partner SEKEMs. Sie fördert die schulische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Fragen, vor allem im Umweltbereich. Seit 2004 unterhält WESC mit SEKEM eine Zweigstelle in der ländlichen Kleinstadt Bilbeis.

Christina Boecker

Samaa Shehab

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Wirtschaft

SEKEMs Datteln: International in vielen Ländern beliebt SEKEMs Bio-Datteln werden nicht nur in Ägypten geschätzt. Sie sind dank des Marketingteams von ISIS mittlerweile in vielen Ländern erhältlich. guten Kunden. Das hat jedoch mit Ramadan natürlich weniger zu tun. Denn unsere SEKEM-Datteln findet man das ganze Jahr über auch in BioLäden in Deutschland, Österreich, Italien, Luxemburg, Frankreich und Spanien sowie hoffentlich bald auch Holland, Belgien und der Schweiz. Die gelieferten Mengen werden sich wahrscheinlich stark unterscheiden? Ja, der größte Auftrag kam in diesem Jahr aus der Türkei: der Kunde bestellte 60 Tonnen, verpackt in Päckchen zu 250 Gramm. Da hatten wir eine ganze Weile mit zu tun. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus? Denken sie an neue Märkte?

SEKEMs Datteln sind überall beliebt. Auch in der Türkei, wo sie in Metro-Supermärkten verkauft werden.

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atteln sind ein gesunder und schmackhafter Snack für Zwischendurch, der in arabischen Ländern besonders während des Ramadans, des jährlichen Fastenmonats beliebt ist. Traditionell brechen Muslime das ganztägige Fasten durch den Genuss einer getrockneten Dattel. Dieser Brauch ehrt die Überlieferung, bereits der Prophet Mohammed habe die Datteln besonders als einen Teil seiner täglich genossenen Speisen geschätzt. Er wurde daher von nahezu allen Muslimen weltweit übernommen. Der heilige Monat beginnt ��������������� in diesem Jahr bereits am 11. August, da sein Beginn im Jahreslauf beweglich ist. SEKEM Insight hat die Gelegenheit genutzt mit Dr. Iman Dawood, ExportManagerin bei ISIS, über den Verkauf biologischer Datteln zu sprechen.

Dr. Iman, nimmt der Absatz der BioDatteln SEKEMs im Ramadan besonders zu? Ja, doch zum größten Teil noch vor dem Beginn des Monats, da sich unsere internationalen Kunden bereits frühzeitig mit ausreichend Datteln versorgen müssen um diese sogar noch vor dem Monatsbeginn anbieten zu können. Aber natürlich liegt der Verkauf auch während des Fastenmonats auf besonders hohem Niveau. In welche Länder exportieren Sie die meisten ISIS-Datteln? Neben einigen arabischen Ländern exportieren wir vorrangig in die Türkei, nach Japan und nach Australien. Seit langem gehört auch Deutschland mit der Ulrich Walter GmbH zu unseren besonders

Ich bekomme Anfragen aus den USA, Kanada und dem Fernen Osten. Ich glaube, diese Märkte entwickeln sich sehr viel versprechend sowohl im Hinblick auf das Interesse während des Ramadans als auch zum Beispiel vor Weihnachten. Eine persönliche Frage: was bedeutet Ihnen selbst der Fastenmonat? Die Arbeit wird für mich während des Ramadans ja nicht weniger. Doch mein Team und ich beginnen und beenden den Tag früher als sonst. Versammlungen der Familie und unter Freunden stehen während des Ramadan an erster Stelle. Ich kann dann zahllose Menschen treffen, die ich sonst nur selten sehe. Da dies zur selben Zeit wie das Fastenbrechen geschieht, essen wir oft zusammen zu Abend. Es ist ein wenig wie Weihnachten - doch einen ganzen Monat lang. Und natürlich beginne ich das Festmahl besonders gerne mit einer SEKEM-Dattel. Die Fragen stellte Christina Boecker

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Kultur

Veranstaltungen mit SEKEM-Vetretern im Rahmen der Jubiläumskonferenz des „Alternativen Nobelpreises“ Rund 80 Preisträger des „Alternativen Nobelpreises“ suchen in Bonn Antworten auf die dringenden Herausforderungen der Menschheit. SEKEM ist mit dabei. Vom 14.-19. September 2010 findet in Bonn die Jubiläumskonferenz des „Right Livelihood Award“ - besser bekannt als „Alternativer Nobelpreis - anlässlich seines 30-jährigen Bestehens statt. Fast 100 Preisträger des renommierten Auszeichnung, darunter auch Ibrahim und Helmy Abouleish, werden im Gustav-Stresemann-Institut, an öffentlich zugänglichen Orten und in Institutionen in und um Bonn nach Antworten auf heutige globale Herausforderungen der Menschheit suchen. SEKEM engagiert sich im Rahmen der Veranstaltung vor allem für den interkulturellen Austausch und eine gemeinsame, grenzüberschreitende Forschung, die moderne internationale Krisen ganzheitlich versteht: sie betreffen wirtschaftliche, soziokulturelle und ökologische Aspekte gleichermaßen und bedürfen daher eines integrativen Lösungsansatzes. Dr. Ibrahim Abouleish, Gründer der SEKEM-Initiative in Ägypten, und Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM-Gruppe, werden an verschiedenen Veranstaltungstagen die Preisträger und die Öffentlichkeit in Arbeitsgruppen und mit thematischen Vorträgen ansprechen. Ihr Ziel wird es sein, „kritische Masse“ unter thematisch verwandt tätigen Preisträgern herzustellen und so Kompetenzen global zu bündeln und ein größeres Problembewusstsein in der Öffentlichkeit herzustellen. Ca. 15 Einzelveranstaltungen der Konferenz werden der Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Rahmen eines „Tages der Vernetzung“ (Freitag, 17.09.2010) werden diese in Zusammenarbeit mit zahlreichen namhaften Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und

unter Beteiligung einzelner Preisträger um das Bewusstsein für heutige gesellschaftliche und ökologische Probleme unter jungen Menschen zu schärfen und individuellen Aktivismus zu fördern. Veranstaltungen mit Helmy Abouleish

Unternehmen in und um Bonn ausgerichtet werden. An jeder Veranstaltung werden ausgewählte Preisträger teilnehmen und sich den Fragen des Publikums stellen. Die internationale Bildungsinitiative „Right Livelihood College“ und eine unabhängige Jugendkonferenz werden das Konferenzprogramm begleiten. So soll Generationen übergreifende Zusammenarbeit gefördert werden. Das „Right Livelihood College“ verknüpft als internationale Austausch- und Bildungsinitiative die Preisträger mit jungen und erfahrenen Fachleuten aus allen Bereichen von Wissenschaft, Wirtschaft, und Kultur. Als virtuelles Netzwerk vernetzt es Universitäten und ihre Wissenschaftler mit den Projekten „Alternativer Nobelpreisträger“ und wird in Bonn Forscher und Praktiker zu einer Vielfalt von Themen wie Nachhaltigkeit, Menschenrechte, Konfliktlösung, Globalisierung, oder Gentechnik zusammenbringen um über praxisnahe Lösungen zu diskutieren. Die Jugendkonferenz „Youth Future Project“ wendet sich an SchülerInnen und StudentInnen und organisiert Veranstaltungen für junge Menschen

„Changing Course - Towards a Sustainable World Economy“, 16.09.2010, 13:0017:00, Deutsches Institut für Entwicklungshilfe (DIE), Tulpenfeld 6, 53113 Bonn

„Inspirations for Living Change“, 16.09.2010, 09:30–12:30, Gustav-Stresemann-Institute

Veranstaltungen mit Dr. Ibrahim Abouleish •

Eine Kino-Nacht über und mit vier alternativen NobelpreisLaureaten, 15.09.2010, 20.30 Uhr, WOKI, Bertha-von-SuttnerPlatz 1-7, 53111 Bonn

„Re-Orientating Modern Education: Values, Meanings, and Strategies“, 16.09.2010, 13:00-17:00, Alanus Universität, Villestr. 3, 53347 Alfter

„Inspirations for Living Change“, 16.09.2010, 09:30–12:30, Gustav-Stresemann-Institute

„Wissen aktuell - spezial“, Fr. 17.09.2010 17:00–19:00, Event Science Centre Köln

Bitte beachten sie die in der Regel erforderliche Anmeldung. Informationen und Adressen finden sie auf der Website der Konferenz.

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Mehr Informationen: www.kurswechseln.de

SEKEM Insight | August 2010 | Seite 5


Kultur

Sommerschule für Kairoer Kinder betont naturwissenschaftliche Bildung und Erfahrung Kooperation mit „Research, Development and Innovation“ (RDI) nutzt SEKEMs Sommerschule, um das Interesse an den Naturwissenschaften unter Kindern zu fördern. die Grundlagen zur Erstellung eines anspruchsvollen fünfstündigen Programms für die 70 Kairoer Jugendlichen erst erarbeiten. Noch nie eine Kuh gesehen Es begann zunächst mit dem „Entdecken“ des für viele Stadtkinder noch fremden Landes, und zwar durch einen Ausflug zu den Kuhställen. Hier konnten die Kinder selbst entdecken, was eine Kuh zu sich nimmt und woher ihr Futters tammt. Die meisten der Kinder hatten noch nie eine echte Kuh gesehen. In von je 3 Lehrern betreuten Gruppen wurde dann ganz praktisch geschaut, was so alles auf und in dem Boden herumkriecht, auf dem später der Klee für die Kühe wächst. Mit dem Vergrößerungsglas wurden Erdklumpen untersucht, Insekten und Käfer darin gefunden und benannt. Die Erforschung des natürlichen Lebens fand dort statt, wo die Erde auch entnommen worden war: im Schatten der Bäume. Dass auch diese unterschiedlich sind und ihre Arten unterschiedliche Namen tragen, war für viele Kinder, die oft nur den Sammelbegriff „Baum“ kennen, eine Überraschung. SEKEMs Sommerschule wendet sich an Schulkinder und fördert in diesem Jahr insbesondere ihr naturwissenschaftliches Interesse.

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ie Organisation RDI bietet in Kairo Sommerlager für Kinder und Jugendliche an, denen die Begeisterung für Naturwissenschaften durch altersgemäße, praktische Ansätze und eigene Erfahrungen nahegebracht werden soll. In diesem Jahr entsandte RDI erstmals 2 Gruppen von jeweils 70 Jugendlichen von 9 bis 15 Jahren im Rahmen eines Sommerschulprogramms für einen Tag auf die SEKEM Farm. Echte Naturerlebnisse Die Lehrer der SEKEM-Schule nahmen dies als Anlass, auch für weitere Gruppen, die von anderen Kairoer Schulen oder Vereinen im Rahmen ihrer Sommerprogramme die Farm besuchten, ein Natur-Erlebnis-Programm zusammenzustellen. Hierbei bot sich auch die bisherige Erfahrung aus dem SESC (SEKEM Environmental Science Center) an. Den Schülern sollten während ihres Aufenthalts echte Naturerlebnisse als Ergänzung zum theoretischen Unterricht oder Laborversuchen ermöglicht werden. Bereits die Vorbereitungszeit war in das auf selbständiges Prüfen und Forschen ausgerichtete Programm einbezogen worden. Kindergärtnerinnen, Lehrer und Lehrerinnen mussten sich

Wie man dieses Bodenleben selbst bereichern kann, war das nächste Thema. Um selbst Kompost herzustellen, durften sie auf der SEKEM-Farm alles zusammengesuchen, was sie dafür benötigten. Einige sammelten trockene Äste und Blätter, andere wagten sich in die Holzwerkstatt, um nach Spänen zu fragen, oder in die Betriebsküchen, um nach Gemüseresten zu suchen. Gemeinsam wurde das Gesammelte dann betrachtet und besprochen. Mit fertigem Kompost von den Anlagen SEKEMs durfte dann jeder einzelne einen Blumentopf füllen, einen Sonnenblumenkern sähen und den Schatz mit nach Hause in die weitere Pflege nehmen. Für die kleineren Kinder gab es Setzlinge von Pfefferminze damit das Warten nicht so lange dauert. Die Teamleiter und Jugendlichen waren von dem Tag, der ihnen viele Möglichkeiten gegeben hatte, Fragen zu stellen und Antworten zu erforschen, sehr beeindruckt. Bei der Abschlussveranstaltung waren die Jugendlichen voll des Dankes und stellten gleich unter Beweis, wie gerne sie aktiv werden. Eine Gruppe von 30 Schülern möchte im nächsten Winter 5 Tage SEKEM erleben, um den Himmel zu entdecken. Ein wunderbarer unmittelbarer Erfolg für die SEKEM-Lehrer, der zeigte, wie begeistert die Schüler die Natur beobachten, wenn ihnen Gelegenheit dazu gegeben wird. Yvonne Floride

SEKEM Insight | August 2010 | Seite 6


Impressionen

Impressionen aus SEKEM

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach ökologisch produzierten Produkten weltweit stark gestiegen. Ebenso sind die Erwartungen an die Qualität dieser Güter heute größer als noch vor wenigen Jahren. SEKEM hat daher bereits früh umfangreiche Investitionen in die Frühphase der Produktion von Gewächshausgemüse getätigt und sich hierfür mit einem Partner zusammengetan. Mit dem europäischen Partner „Grow Group Holland“ konnte eine neue Produktionstechnologie für besonders widerstandsfähige Setzlinge bereits 2007 entwickelt und eingeführt werden. Die “grafting” („Pfropfung“) genannte Technologie stellt eine Alternative zur chemischen Behandlung des Bodens gegen Krankheiten, die Anwendung von Wachstumsregulatoren oder genetisch modifizierter Organismen dar, denn die Wurzelstöcke werden bereits weitgehend resistent herangezogen. Heute trägt SEKEMs Firma „El Mizan“ bereits 1,2% zum Gewinn SEKEMs bei. Relativ zu den übrigen Firmen SEKEMs findet sich ein besonders hoher Anteil weiblicher Führungskräfte in der Mitarbeiterschaft El Mizans. Der Gewinn der Firma ist seit 2007 auf rund 2,7 Mio. LE gestiegen. Mehr als 1,5 Mio. Setzlinge produziert Mizan heute jährlich neben frischen Kräutern, Tomaten, Paprika, Auberginen und anderen Gewächshausprodukten. Auch mit der Produktion von Pilzen experimentiert man.

SEKEM Insight | August 2010 | Seite 7


Kurznachrichten

Rudolf-Steiner-Archiv vernetzt Initiativen online

Film unterstreicht klimatische Bedeutung gesunder Böden

SEKEM auf der “Living Change Conference” vertreten

Zahlreiche Organisationen und Initiativen in ganz Europa bereiten sich zurzeit auf das Jubiläumsjahr vor, in dem sich der Geburtstag Rudolf Steiners zum 150. Mal jährt. Um eine optimale Koordination sämtlicher Ver ans t al t ung s vor hab en , sowie einen einheitlichen und aufeinander abgestimmten Auftritt in der Öffentlichkeit zu ermöglichen, bietet das Rudolf Steiner Archiv in Dornach eine gemeinsame Plattform an.

Was geschieht unter unseren Füßen? Weshalb können Böden so riesige CO2-Mengen ein- und ausatmen? Haben wir bisher den vielleicht wichtigsten Klimafaktor übersehen – das Leben in den Böden? Bis vor kurzem waren Qualitätskriterien für Humus weithin unbekannt. Es war nur bekannt, welche Schadstoffe nicht im Boden sein sollten. Bis vor kurzem glaubte man ebenfalls, die Art der Bodenbearbeitung sei für das Weltklima ohne Bedeutung. Bis vor kurzem meinte man, die Natur mit Physik und Chemie beherrschen zu können. Ein Irrtum, wie sich immer öfter zeigt.

Im September feiert der “Alternative Nobelpreis” in Bonn 30. Geburtstag. IFOAM und COLABORA nutzen die Gelegenheit für die Organisation einer Teilveranstaltung mit dem Titel “Visionen und Inspirationen für eine bessere Welt.” Rund 11 Preisträger des „Alternativen Nobelpreises“ werden etwa 300 aktive Veranstaltungsteilnehmer im Rahmen von Plenumsgesprächen und Workshops treffen. Die ganztätige Teilkonferenz ist zweisprachig (de/en) und wird über das Internet übertragen.

Über diese unter www. r udolf-s teiner-20 11 .com abrufbare Website sind ab sofort Veranstaltungen, die einen konkreten Bezug zum Jubiläumsjahr haben, einsehbar. Sie bietet neben den großen Kongressen, Tagungen, Ausstellungen und Aufführungen auch kleinere Veranstaltungen, die einen konkreten Bezug zu dem Festjahr haben. Um dem Anwender eine möglichst rasche Orientierung zu ermöglichen, sind sämtliche Veranstaltungen sortiert nach geografischen, kalendarischen und thematischen Gesichtspunkten. Außerdem bietet die Website grundlegende Informationen zur Biografie Rudolf Steiners sowie Basisinformationen zu allen anthroposophischen Lebensfeldern an. Anliegen ist das Sichtbarmachen der Impulse Rudolf Steiners für das 21. Jahrhundert, die den vielfältigen und unterschiedlichen Initiativen als gemeinsame Kraftquelle zugrunde liegen. Als verbindende Aktion ist zudem ein Rudolf Steiner Zug durch Europa in Vorbereitung.

Der Dokumentarfilm »Humus - Die vergessene Klimachance« informiert über die viel zu wenig beachteten Zusammenhänge zwischen Bodenqualität, Landwirtschaft und Klimaveränderung. Er untersucht die Bedeutung der weltweit immer stärker geschädigten Böden für den Kampf gegen den Klimawandel. Auf der Grundlage zahlreicher praktischer Erfahrungen und den Resultaten wissenschaftlicher Forschungsprojekte spricht man den weltweiten Böden heute ein wesentlich größeres Potential an CO2-Speicherung zu. Und nicht nur das, bei richtigem Umgang mit den Böden vor Ort wird deren Humusschicht nachhaltig fruchtbarer. Gehört die Zukunft einer neuen Landwirtschaft? Sanfte Landwirtschaft, wie sanfter Tourismus oder sanfte Mobilität? Wissenschaftlich begleitete Versuche zeigen, dass es viele Chancen gibt. Der Film wird im Juni in verschiedenen Kinos in Österreich gezeigt und ist auch über die Website des Produzenten als DVD käuflich zu erwerben.

Quelle: Rudolf-Steiner-Archiv

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Mehr Informationen: www.rudolf-steiner-2011.com

Quelle: www.humus-derfilm.at

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Mehr Informationen: www.humus-derfilm.at

Die Veranstaltung umfasst Workshops zu den Themen “Biodiversity versus Monotonie”, “Von der Gentechnik zur Nanotechnologie – Wie bekämpft man die großen Bedrohungen”, “Biologische Landwirtschaft – Der WEg zur nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion”, “Bessere Politik für Lebensmittelsicherheit und das Potential der ‚Eco-Intensification‘” sowie “Die politische Agenda für den Paradigmentwechsel”. Ort: Gustav-Stresemann-Institut, Langer Grabenweg 68, 53175 Bonn, am 16.09.2010, von 9:00-18:00.

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Mehr Informationen: http://www.ifoam.org/events/ifoam_ conferences/Living_Change_en.html

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteure: Christina Boecker Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com Bildnachweis: 1: Christian Labhart; 4, 6: SEKEM; 7: Bijan Kafi Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

SEKEM Insight | August 2010 | Seite 8


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