SEKEM Insight 07.14 DE

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Nr. 142 - August 2014

Wie es begann

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, wissen Sie, wie alles begann mit SEKEM? Wissen Sie, wie die lange währende und überaus erfolgreiche Beziehung zwischen Deutschland, Österreich und SEKEM in Ägypten ursprünglich zustande kam? Dr. Hans Werner, der die Arbeit SEKEMs bereits seit Anfang der 80er Jahre persönlich und in Zusammenarbeit mit seiner Frau Elfriede Werner begleitet, berichtet in seinem Beitrag von den Anfängen SEKEMs. Er erinnert sich daran, wie der Grundstein für eine bereits rund 35 Jahre andauernde fruchtbare Freundschaft gelegt wurde. Darüber hinaus berichten wir in dieser Ausgabe von Helmy Abouleishs Reise in die Niederlande, wo er die Studenten eines Bio-Bauernhofes und an der renommierten Universität Wageningen an einer Debatte zur Zukunft der Öko-Landwirtschaft teilnahm. Zuletzt berichten wir von der Neugestaltung des Internetangebots zu SEKEMs medizinischen Produkten, die jetzt erstmals eine eigene moderne Website erhalten haben.

Ihr Redaktionsteam SEKEM finden sie im Internet auch auf:

Der deutsche Förderverein

Bio-Landbau

Helmy Abouleish besucht Niederlande

SEKEM Health Neue Website für Präparate startet

Die Anfänge SEKEMs und seiner deutschen Förderer

Deutsch-ägyptische Beziehungen: Dr. Hans Werner, Arzt und langjähriger Unterstützer SEKEMs, erinnert sich in seinem Beitrag an die Anfänge SEKEMs und den Anlass zur Gründung des deutschen Fördervereins.

Wie alles begann: Elfriede und Hans Werner besuchten Anfang der 80er Jahre SEKEM und legten den Grundstein für eine langjährige Freundschaft.

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m 9.12.1983 gründete Elfriede Werner zusammen mit Renate Raubald, Elke von Laue, Helga Yan, Uta Lochmüller und Christian Helms unseren Verein, der sich die Aufgabe gestellt hatte, die SEKEM-Initiative in Ägypten, eine islamische Initiative, zu fördern. Aber, wie kam es zu diesem Entschluss? Im Januar 1981 wurden Elfriede Werner und Frieda Gögler in der großen Säulenhalle von Karnak (Luxor)

in Ägypten von einer uns damals

unbekannten jungen Frau (der Lehrerin Monika Kuschfeld) darauf aufmerksam

gemacht, dass in der nordöstlichen

Wüste von Ägypten eine anthropo-

sophische Initiative Ärzte, Pharmazeuten

und Landwirte zur Mithilfe suche. Der

Initiator war Dr. Ibrahim Abouleish. Elfriede war fasziniert und setzte alles

daran, dass wir bei unserem Aufenthalt in Kairo diese Wüstenfarm besichtigen

könnten. Und es gelang! Auf einem SEKEM Insight | August 2014 | Seite 1


Soziales

daneben sog er die europäische Kultur in sich auf, insbesondere die Künste. Er bestand seine Prüfungen mit besten Noten, arbeitete als Wissenschaftler in Österreich, Deutschland und Amerika und erhielt dann den Auftrag, in St. Johann ein Forschungszentrum aufzubauen. Dort begegnete er Martha Werth, einer Musiklehrerin und durch sie der Anthroposophie. Eine Reise in die Heimat ließ ihn die großen Veränderungen durch die sozialistische Diktatur Nassers erleben. Dies erschütterte ihn so, dass in ihm die SEKEM-Vision entstand und der Entschluss reifte, nach Ägypten zurückzukehren und für die Probleme Ägyptens beispielhafte Lösungen zu verwirklichen. Die Anfänge der SEKEM-Freunde

Frieda Gögler prägte die Anfänge des deutschen SEKEM-Fördervereins entscheidend mit.

Wüstengrundstück trat jener Mann, den alle nur „Dr. Ibrahim“ nannten, aus einem großen, runden Lehmhaus, erhob seine Hände zur Begrüßung und sagte: „Ich wusste, dass Ihr kommt.“ Und er war uns wie ein alter Freund. Elfriede, Frieda Gögler und ich verließen tief beeindruckt die SEKEM-Farm mit dem festen Entschluss, dieser Initiative zu helfen. Aber, wer war dieser „Dr. Ibrahim“? Die Anfänge SEKEMs Als vierzehnjähriger Junge findet Ibrahim Abouleish in der Bibliothek seines Onkels ein Buch Goethes, liest es und weiß, dass er später dort hingehen werde, wo Goethe gelebt und gewirkt hatte. Mit 19 Jahren verlässt er heimlich seine Familie und hinterlässt seinem Vater einen Brief: „Wenn ich wieder nach Hause komme...“ und schildert dann, dass er sein Heimatdorf Mashtul im Delta „zu einem leuchtenden Zentrum in Ägypten aufbauen“ will. Er zählt außerdem in diesem Brief auf, was er alles dort errichten möchte. Es umfasst im Wesentlichen das, was heute in SEKEM entstanden ist. Das österreichische Graz war sein erstes Ziel. Technische Chemie, Medizin und Philosophie studierte er;

Voller Tatendrang kehrten Elfriede, ich und Frieda Gögler nach Deutschland zurück und verbreiteten in Wort und Schrift, was wir erlebt hatten. Frieda Gögler besonders kümmerte sich darum, dass wir ein Jahr später 40 Allgäuer Kühe mit der jungen Sennerin Angela Hoffmann und Martin Abrecht nach SEKEM schicken konnten. Über die Gemeinnützige Treuhandstelle Pforzheim konnte Frieda Gögler einen Kredit über 200.000 DM zum Kauf der Kühe erhalten; dieser Kredit wurde uns später von der GLS-Treuhand geschenkt. So war der Grundstein auch für den deutschen Förderverein gelegt. Die Hauptverantwortung trugen Elfriede Werner (bis 2000) als Vorstands­ vorsitzende und Renate Raubald (bis 2009) als Schatzmeisterin. Die SEKEM-Farm hatte in den ersten 7 Jahren manche Schwierigkeiten durch ihre Nachbarn zu bestehen und am Ende dieses Jahrsiebts kam es erstmals zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen, die zu gesundheitlichen Folgen bei Dr. Ibrahim führten. So verbrachte er 1985 fünf Monate in Öschelbronn, eine wichtige Zeit für seine Gesundung, aber auch für SEKEM. Denn wir konnten dadurch viele Gespräche über die weitere Entwicklung von SEKEM führen und neue Kontakte knüpfen, wie zum SEKEM können sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de www.aventerra.de

Beispiel zu Klaus Fintelmann für die Pädagogik der geplanten SEKEMSchule oder Winfried Reindl als Architekt für einen großen Teil der SEKEM-Bauten. Eine Grundsteinlegung für SEKEM im Oktober 1985 auf der Farm war dann der Beginn eines raschen Wachstums der Wirtschaftsbetriebe. Durch eine intensive Zusammenarbeit unseres Vorstands, zugleich mit den SEKEMVerantwortlichen entstand bis jetzt eine Fülle von kulturellen Einrichtungen in SEKEM, die von einer Vielzahl von Menschen aus Deutschland und später anderen europäischen Ländern gefördert wurden. So konnte sich als Gemeinschaftswerk des Willens eine Initiative entfalten, die in Vielseitigkeit und kultureller Vielschichtigkeit vielleicht

in der Welt einmalig ist. Für uns war es ein besonderes Erlebnis, in diesen 30 Jahren die Entstehung eines vielfältigen und breit gefächerten Erziehungswesens – von der Kleinkindbetreuungsgruppe bis zur Universität – mit Berufsschule, Behindertenbetreuung und Alpha­ be­ ti­ sie­ rungskursen sowie einem medi­ zi­ nischen Zentrum mit allen Fach­ rich­ tungen verfolgen und miterleben zu dürfen. Besonders muss ein von der EU mitfinanziertes Projekt erwähnt werden, das wir gemeinsam mit SEKEM durchgeführt haben und das das Leben in den umliegenden Gemeinden bis heute vielfältig fördert: Straßenreinigung, Abfall­ trennung und Abfallbeseitigung, Abwas­ser­reinigung, Hygiene­unter­richt, Schwang­eren-, Geburts- und Säug­lings­­ be­treu­ungs­unterricht und Kleinkredite standen im Mittelpunkt. Veränderungen im Förderverein Für den Verein ergab sich 2006 eine größere Veränderung: Der Vereinsstandort wurde nach Stuttgart verlegt. Dort hatte das Vorstandsmitglied Waltraud Bandel mit großem Einsatz Verbindungen zur Stadt Stuttgart hergestellt. Kairo ist die Patenstadt von Stuttgart, und so konnte SEKEM, das seinen Verwaltungssitz auch in Kairo hat, in den Förderkreis Stuttgarts aufgenommen werden. Waltraud Bandel soll für diese Ausweitung unserer Fortsetzung auf Seite 3

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Soziales

Helmy Abouleish besucht niederländische Einrichtungen Auf einer Reise in die Niederlande besucht Helmy Abouleish den Warmonderhof und zwei Hochschulen, um mit den Studenten über die Bedeutung der ökologischen Landwirtschaft zu diskutieren.

D

em niederländischen Verband der Freunde SEKEMs (Vriendenkring SEKEM) ist es kürzlich gelungen, eine Reihe von Treffen zwischen Helmy Abouleish und Studenten der Hochschule für Geisteswissenschaften „Bernard Lievegoed“, dem niederländischen Ausbildungszentrum für biologisch-dynamische Landwirtschaft Warmonderhof, und dem Studium Generale der Universität Wageningen zu organisieren. Bei einem gemeinsamen Abendessen am 16. Mai konnte Helmy Abouleish zunächst seine Ideen für das „Lernen und Handeln aus der Zukunft” mit einer ausgewählten Gruppe von Studenten der Universität Bernard Lievegoed erörtern. Seiner Ansicht nach sollten die Studierenden Fähigkeiten erwerben, noch unbekannte zukünftige Herausforderungen zu erkennen und zu bewältigen, anstatt Lösungen für Probleme zu entwickeln, die bereits eingetreten sind. Im Anschluss berichtete er einem Publikum von über 50 Studenten der Universität und der örtlichen Waldorfschule und ihren Lehrern, wie er nach seinem Umzug von Österreich nach Ägypten die Erkundung der Wüste mit dem Motorrad genossen hatte und Stück für Stück im Laufe der Zeit mehr Verantwortung in der Firma seines Vaters übernehmen konnte – bis er SEKEM schließlich in mehr als 100 nationalen und internationalen Gremien für die ökologische Landwirtschaft, Wirt­ schafts­ reform und nachhaltige Entwicklung vertreten durfte. Erst im Zuge der Revolution im Jahr 2011 erkannte er, dass er sich mit dieser

„Rettung der Welt 24 Stunden am Tag“ von der SEKEM-Gemeinschaft und von seiner Familie entfremdet hatte. Helmy berichtete, wie der die 100 Tage seines Gefängnisaufenthalts als Weckruf verstand, der es ihm ermöglichte, über sein

Leben neu zu reflektieren. So entschied er sich, mehr Zeit mit seiner Familie und mit den Arbeitern auf der SEKEM-Farm zu verbringen, denn dies sei für ihn in besonderem Maße der Ort, wo sich die „Rettung der Welt“ tatsächlich vollziehe. Über sein Privatleben anstelle von SEKEM zu sprechen, gestand Helmy, sei für ihn eine neue Erfahrung gewesen. Die Gespräche wurde am nächsten Tag auf dem Warmonderhof fortgesetzt, auf dem sich rund 40 erwachsene Teilzeitstudenten zusammengefunden hatten, Näheres über den ökologischen Landbau unter Wüstenbedingungen zu erfahren. Der Kontrast zur landwirtschaftlichen Situation in den Niederlanden, wo 80% der Äcker unter dem Meeresspiegel liegen, könnte kaum größer gewesen sein. Die Studenten zeigten danach Helmy ihre Felder, und er lud sie herzlich ein, die SEKEM-Farm selbst zu besuchen. An der Universität Wageningen, die nach eigenen Angaben ihre Arbeit der „gesunden Ernährung und Lebenswelt“ widmet, tatsächlich aber Großanbaumethoden unter Einsatz von Chemie und GMO unterstützt, nahm Helmy an einer Debatte über die Frage teil, ob ökologische und biologischdyna­ mische Landwirtschaft eine Lösung für Probleme der Umwelt- und Welternährung sein können. Die 80 teilnehmenden Studenten zeigten sich außer­ordentlich interessiert und Helmy beantwortete alle Fragen offen. Er lud alle Beteiligten ein, SEKEM zu besuchen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie die ökologische Landwirtschaft in trockenem Klima funktioniert. Zwischen den Veranstaltungen führte Helmy Abouleish außerdem ein Interview mit der niederländischen Niederlassung von Oikocredit, einer Mikrofinanzeinrichtung, die SEKEM in

den letzten Jahren umfassend unterstützt hat, und an deren Jahressitzung die niederländischen SEKEM-Freunde regelmäßig teilnehmen. Helmy ist es mit seinem Besuch gelungen, die Herzen vieler junger Menschen für die SEKEM-Vision zu begeistern, die in eine engere Zusammen­­ arbeit von SEKEM und Akteuren aus den Niederlanden führen

könnte, wenn diese jungen Menschen ihren Weg in die Landwirtschaft und eine nachhaltige Wirtschaft einschlagen. Hendrik Jan Bakker Vriendenkring SEKEM (Niederlande)

!

Mehr Informationen: http://www.warmonderhof.nl Fortsetzung von Seite 2

Beziehungen besonders gedankt sein. Dr. Roland Schaette ist derzeitiger Vorstandsvorsitzender, Stefan Rivoir ist Schatzmeister und Waltraud Bandel, Magdy Abdalla, Claus-Wilhelm Hoff­ mann engagieren sich ebenfalls im Vorstand. Dr. Bruno Sandkühler ist besonders aktives Vereinsmitglied und auch ich wirke als Senior mit. 30 Jahre Förderung und Mithilfe in SEKEM bedeutet auch 30 Jahre Dank an die vielen Förderer, Helfer und Mitglieder, nicht zuletzt auch an die verschiedenen Vorstandsmitglieder der SEKEM-Freunde. Sie haben zusammen mit den ägyptischen und europäischen Verantwortlichen und Mitarbeitern in Ägypten dazu beigetragen, dass die SEKEM-Vision Dr. Ibrahim Abouleishs sich verwirklichen konnte und weiterentwickeln wird. Hans Werner

!

Mehr Informationen: http://www.sekem-freunde.de

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Wirtschaft

Webseite für SEKEMs pflanzliche Medizin erhält neues Design

S

EKEM vertreibt seit vielen Jahren unter der Marke „SEKEM“ in Ägypten auch rezeptfreie gesundheitsfördernde  Produkte. Nun hat die Marke endlich eine neue und eigene Internetpräsenz bekommen, auf der die Produkte ausführlich vorgestellt werden können.

Aufgeteilt in die vier Bereiche „Diät“, „Mutter & Kind“, „Heilkräuter“ und „Ernährungsergänzung“, werden die vielfältigen und seit Jahren geschätzten Produkte umfassend dargestellt. Der stets hohe Anspruch an Qualität ist in diesem Produktsegment natürlich ein großes Plus. Die Seite folgt dem Konzept der durch Bilder geweckten Emotionen. So wird der Kunde durch große, farbige, aussagekräftige Bilder angesprochen und durch die Webseite geführt. Die Hauptseiten, also „Über uns“ und „Produkte“, sind nach dem „EineSeite“-Prinzip aufgebaut, bei welchem verschiedene Inhalte auf einer Seite zu finden sind, welche lediglich optisch getrennt sind. Menüs, welche erst bei der Bewegung innerhalb der Seite erscheinen, helfen dabei, sich zurechtzufinden. Der Besucher muss sich nicht durch mehrere ineinander verschachtelte Seiten klicken. Die neue Seite ist nur ein erster Schritt. Sie lebt nur durch Erwei­ terungen und aktuelle Beiträge. So werden die Seiten von „SEKEM“ und von ATOS Pharma künftig von einem Team betreut, welches sich um die Pflege der Seiten sowie um den Service und die digitale Kundenbetreuung kümmern wird. Thomas Abouleish

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Impressionen

Impressionen aus SEKEM

A

uch in Ägypten ist im Frühling Hochsaison der Vögel. Früh morgens bei Sonnenaufgang scheint alles, was Federn hat, sich lautstark zu versichern, wie schön das Leben ist - und das ist es tatsächlich in besonderem Maße gerade im Frühling auf der SEKEM-Farm!

Es beginnt mit dem Nestbau, kaum dass sich ein kleines Vordach, eine Außenlampe oder Ähnliches als nicht geeignet erweist – auf dem Boden kann man dann überall das aussortierte oder heruntergefallene Nestzubehör finden. Die Paarungszeit vor allem der Tauben ist kaum zu übersehen – und zu überhören: Es geht laut zu in den Bäumen auf SEKEM. Etwas später schlüpfen dann die ersten Jungvögel, und im Juni sieht man die farbenfrohsten dieser Gattung: den Braunliest, eine EisvogelArt in grellem Türkis und Papageien in grasgrüner Färbung. Die Alten füttern die Jungen, und Letztere scheinen am offenbar vereinbarten Treffplatz hauptsächlich zu sitzen und zu warten. Für die Papageien ist Ägypten eigentlich nur ein Durchzugsort. Nun scheinen sich jedoch einige bei uns heimisch zu fühlen und auch der Braunliest war vor einigen Jahren seltener zu sehen. Inzwischen gibt es von beiden viele. Sie sind sehr scheu. Aber hat man das Glück, solch einer Schönheit näherzukommen, so fühlt man ein kleines Stück Paradies! SEKEM Insight | August 2014 | Seite 5


Kurznachrichten

Fruchtbares Saatgut als Lebensgrundlage: Nur Gemeinsamkeit verspricht Erfolg der „Charity-Ecke“ herausgeholt werden müsse. „Man muss es als Investition in die Zukunft sehen! Jeder Marktpartner sowie die Gesellschaft an sich [...] sollten Interesse daran haben, die Züchtung von samenfesten Sorten im großen Stil zu ermöglichen.“ Auch Stephan Illi, ehemals im Vorstand von Demeter Deutschland, ist sich sicher, dass dauerhafte Lösungen In ausgelassener Stimmung debattierten die Mitreisenden über Fragen des Saatgutschutzes.

B

eim Kulturgutexpress 2014, der erneut unter Beteiligung SEKEMs nach Donji Kraljevec in Kroatien fuhr, wurden mit künstlerischen und sozial-dynamischen Methoden neue Herangehensweisen an das Thema Saatgut im Austausch mit den Experten gesucht und gefunden. In einer Podiumsdiskussion im Sonderzug wurden die verschiedenen Aspekte des Themas beleuchtet. Auch SEKEM setzt sich in Ägypten durch biologischdynamischen Landbau und eigene Zuchtarbeit für den Erhalt fruchtbaren Saatguts ein. Mara Müller vom österreichischen Verein für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt „Arche Noah“ betont, dass Saatgut ein Kulturgut ist: „Es ist entstanden im Gespräch von Mensch und Pflanze. Die Kultur und Bedürfnisse der Mensch4 en haben das Saatgut geprägt.“ Samenfestes Saatgut, das durch züchterische Methoden erhalten bleibt und nicht labortechnisch verändert ist, brauche Führung, so auch Christine Nagel, Gemüsezüchterin von Kultursaat e.V. Das Wissen dazu sei aber fast verloren gegangen, auch den Ausbildungszweig im Rahmen des Gärtnerberufes gebe es nicht mehr. Auch die Finanzierungsfrage ist dabei von Bedeutung. Bisher sind Neuzüchtungen und Erhalt gängiger samenfester Sorten über Vereine und Stiftungsvermögen finanziert worden. Sebastian Bauer von der Software AG – Stiftung betont, dass die Förderung aus

nur durch enge Kooperation aller Anspruchsgruppen entwickelt werden können. „Es entstehen Nischen wie Soli­ darische Landwirtschaft und Genuss­ schein­ mo­ delle, in denen sich Konsu­ menten intensiv und solidarisch mit Bauern verbinden und mehr Qualität und Vielfalt möglich wird. Die Kunden wollen sich engagieren, das gilt es zu nutzen!“ Von den Mitreisenden kam die Idee, Saatgut durch eine Kultur­ gut­ ab­ gabe zu unterstützen. So könnte finanziell Chan­cen­gleichheit hergestellt werden. Hier ist die Politik gefragt: Als schon funktio­ nie­ rendes Beispiel wurde die Ausgleichstaxe angeführt: in Zusammen­hang mit Saatgut vorstellbar ist eine Lizenz­gebühr für jene, die heute Nutz­ nießer der Prozesse sind, die vor zehntausend Jahren Mensch und Natur gemeinsam vollbracht haben. Der ökologische Landbau stellt hohe Ansprüche an das Saatgut, da standortbedingt unterschiedliche Ansprüche

nicht durch den Einsatz von synthe­ tischen Düngemitteln, Pestiziden und Fungiziden eingeebnet werden können und sollen. Vielmehr vereint jede Sorte andere Eigenschaften. Nur aus dieser Vielfalt heraus können immer wieder neue Anpassungen erfolgen. Diese Vielfalt der Sorten kann nur dann sichergestellt werden, wenn Politik, Industrie, Handel und Konsumenten gemeinsam an einem Strang ziehen. Dafür wollte der Kulturgutexpress 2014 werben und dafür wirbt SEKEM täglich durch seine Arbeit und Produkte.

Kairotage 2013 werden neu aufgelegt

D

ie im Januar 2013 in der Stuttgarter Jugendherberge erfolgreich erst-

mals durchgeführten „Stuttgarter KairoTage“ werden auch in diesem Jahr neu

aufgelegt. Vom 13. – voraussichtlich 16.

November werden erneut alle an den aktuellen Entwicklungen in Ägypten Interessierten eingeladen sein, an den

Veranstaltungen, die von den deutschen

SEKEM-Freunden, der Stadt Stuttgart

und anderen Initiativen gemeinschaft-

lich ausgerichtet werden, teilzunehmen.

Bis dahin vermittelt ein Video Eindrücke von den Kairo-Tagen 2013 und das

Programm gibt einen guten Überblick

über die erneut zu erwartende Vielfalt. Nähere Informationen werden bald über

die Website der SEKEM-Freunde in Deutschland abrufbar sein.

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Mehr Informationen:

http://bit.ly/UEQVO4 (Video) http://bit.ly/1nMLl9r (Programm)

SEKEM Insight abonnieren Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteur: Bijan Kafi Kontakt: SEKEM-Insight c/o SEKEM Holding P.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt insight@SEKEM.com Bildnachweis: 1-2: Hans Werner, SEKEM; 6: SEKEM-Freunde Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Bijan Kafi mit Material der Software-AG-Stiftung

SEKEM Insight | August 2014 | Seite 6


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