SEKEM Insight 03.15 DE

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Nr. 150 - März 2015

Erntezeit

In Ägypten ist Orangenzeit

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, möglicherweise kennen manche Ihrer Freunde und Arbeitskollegen SEKEM seit Langem, ohne von der ägyptischen Initiative zu wissen. Möglicherweise haben sie bereits Orangen aus SEKEM genossen, die von dem deutschen Fruchtsaftunternehmen Voelkel zu leckerem Orangensaft verarbeitet werden. Oder sie haben ihren letzten Schnupfen mit Kräutertee der Firma Lebensbaum bekämpft, der auch Kräuter aus SEKEM enthält. Die Chancen stehen auch gut, dass sie in einem der zahlreichen Biosupermärkte Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz Zwiebel, Kartoffeln, Sesam oder andere Produkte aus SEKEM erworben haben. Kurz: SEKEM kann auch deshalb gute Arbeit leisten, weil viele Menschen SEKEM-Produkte erwerben und genießen. Das wird in Ägypten mit dem neuen ISIS-Tafelwasser nun noch einfacher. Zwei Artikel in dieser Ausgabe berichten davon, wie das Tafelwasser und die SEKEM-Orangen ihren Weg in ägyptische und internationale Supermarktregale finden.

Ihr Redaktionsteam SEKEM finden sie im Internet auch auf:

ISIS Wasser

Eröffnung der neuen Abfüllanlage

SEKEM Freunde SEKEM-Tag 2015 in Bad Cannstatt

Auf SEKEMs Feldern: Orangenzeit in Ägypten

Das Frühjahr ist auf den Farmen SEKEMs die Zeit Ernte der Zitrusfrüchte, allen voran der Orangen. Sie werden vor allem zu schmackhaftem, naturbelassenem Saft verarbeitet.

Jetzt im Februar sind die Orangenbäume Ägyptens übervoll mit Früchten und warten darauf, geerntet zu werden.

I

m Frühjahr ist in Ägypten Orangenzeit. Ende Januar sind die Bäume im ganzen Land dicht mit den runden Früchten behängt, die in intensiven, goldgelben Farben leuchten. Auch SEKEM besitzt vier Farmen, auf denen Orangen angebaut werden. Die allseits beliebten Früchte sind ein gutes Beispiel für die nachhaltige und faire Produktionsweise, um die sich SEKEM nicht nur in Ägypten bemüht. Produziert werden die kostbaren Früchte auf der Farm Adleja. Hier

werden neben Orangen auch Limetten und Gemüse angebaut. Zwölf Mitarbeiter kümmern sich auf Adleja um das Wohlergehen der Pflanzen. Je nach Bedarf bekommen sie Hilfe von bis zu acht Tagesarbeitern. Unter ihnen sind vier Landwirtschaftsingenieure, die weitere Mitarbeiter anleiten und die Arbeit organisieren. „Viele Bauern sind bereits seit über 25 Jahren bei uns. Sie haben sich ein umfangreiches Wissen über die SEKEM Insight | März 2015 | Seite 1


Wirtschaft

biologisch-dynamische Landwirtschaft erworben, das sehr wertvoll für uns ist“, erklärt Mariam Abouleish. Die studierte Agrarwissenschaftlerin gehört zu den verantwortlichen Ingenieuren. Ihr Kollege Aied Abd El Hamed ist Bauer und gehört seit 26 Jahren zum FarmTeam. Für Aied ist sein Job auch seine Berufung: „In SEKEM habe ich meine zweite Seele gefunden. Ich arbeite sehr gerne hier“, sagt der Vater von vier Kindern. „Ich habe das Gefühl, dass ich dazu geboren wurde, Bauer zu sein.“ Die Feldbewirtschaftung wird in Adleja noch ganz in Handarbeit erledigt. Aied ist daher stets gut beschäftigt, beispielsweise mit dem Jäten von Unkraut, der Sicherstellung der Wasserversorgung oder dem Beschneiden der Bäume. Zusätzlich werden die Plantagen entsprechend den Richtlinien der DemeterLandwirtschaft mit eigens angefertigten Präparaten behandelt. Wasserversorgung bleibt Herausforderung Seitdem die Regierung vor einigen Jahren einen Kanal zwischen Nil und Suez Kanal bauen ließ, erfolgt die Bewässerung der Farm mit Wasser aus dem großen Fluss, der Ägypten der Länge nach durchströmt. „Der Vorteil ist, dass dieses Wasser nicht so salzig ist wie das aus den Brunnen. Die Wüstenböden sind vor allem durch jahrzehntelange Misswirtschaft stark mit Salz belastet“, berichtet Mariam Abouleish. Der mehr als 30 Jahre lang biologisch-dynamisch gepflegte Boden der SEKEM-Farmen kann übrigens bis zu 20 Prozent mehr Wasser aufnehmen, als konventionell bewirtschaftete Erde. Das ist in Ägypten von großer Bedeutung, da hier ganzjährig künstlich bewässert werden muss. Eine weitere Herausforderung ist die Bekämpfung von Pflanzen­schäd­ling­en und Pilzen. Dazu werden die Pflanzen gemäß bio­logisch-­dynamischer Prin­zi­ pien mit Ölen, mikro­ni­sier­tem Schwefel oder anderen natürlichen Präparaten behandelt. In Adleja sind übrigens mehr Menschen beschäftigt als auf einem

Die Orangen gelangen vom Feld direkt zur Verarbeitung in SEKEMs Fabrik.

vergleichbar großen deutschen Hof. Etliche deutschen Bauern vertraute Land­ maschinen sind in Ägypten nicht erhältlich. Viele Farmen sind daher vergleichsweise klein. Der Einsatz großer Ernte­maschinen lohnt sich daher nicht. Die jungen Orangenbäume haben 2014 zum ersten Mal Früchte getragen. „Normalerweise erhalten wir zehn bis 15 Tonnen Ertrag pro Hektar“, weiß Mustafa Al Anwar. Der Landwirtschaftsingenieur gehört bereits seit elf Jahren zum Adleja-Team. „In diesem Jahr erwarten wir mindestens das Doppelte – bis die jungen Bäume den vollen Ertrag liefern, werden noch ein paar Jahre vergehen“. Dem Ingenieur gefällt in SEKEM vor allem der Geist der Zusammenarbeit, auch aufseiten der Leitung. „Wir sind

untereinander ständig in Kontakt und werden oft nach unserer Meinung gefragt. Ich weiß es zu schätzen, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Erfahrungen aktiv einzubringen.“ Respektvoller Umgang, nicht nur unter Mitarbeitern SEKEMs Mitarbeiter profitieren außer­ dem von einer Kranken­ver­siche­rung und regelmäßigen Fort­bil­dungen. Zusätzlich haben sie die Möglichkeit, an vielfältigen kulturellen Angeboten teilzunehmen. Wirft man einen Blick auf die Felder neben Adleja, dann fällt schnell auf, dass SEKEM nicht nur einen respektvollen Umgang mit den Mitarbeitern pflegt, sondern zudem auch auf Sauberkeit und Ordnung viel Wert legt. Außerdem Fortsetzung auf Seite 4

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Wirtschaft

Eröffnung der Abfüllanlage für neues ISIS Tafelwasser Nach vielen Jahren der Planung und Vorbereitung konnte jetzt die Abfüllanlage für ein besonderes neues ISISProdukt eingeweiht werden: das ISIS-Tafelwasser.

E

ndlich ist es soweit: SEKEMs Firma ISIS hat damit begonnen, ein Tafelwasser auf dem ägyptischen Markt anzubieten. Die Abfüllanlage für das neue Wasser liegt auf SEKEMs Farm Adleja, etwa vier Kilometer von der SEKEM-Hauptfarm entfernt. Bereits seit etlichen Jahren warteten die neuen Produktionslinien auf den Startschuss.

Doch bisher fehlte die offizielle Registrierung des Brunnens. Durch die politische Instabilität und den damit einhergehenden häufigen Wechsel der Verantwortlichen in den zuständigen Ministerien verschob sich die Zulassung immer wieder aufs Neue. Umso größer war die Freude, als die neue SEKEMFabrik am 25. Februar endlich eröffnet werden konnte.

Seit Anfang März verkauft ISIS nun das Tafelwasser in drei verschiedenen Flaschengrößen (600 ml, 1,5 l und 5 Gal.). Einen erheblichen Beitrag zur Realisierung des Projekts hat der langjährige SEKEM-Mitarbeiter Wolfgang Schulz geleistet, der erst kürzlich in SEKEM verstarb. Der ehemalige Inhaber

einer Mosterei in Norddeutschland kam im Sommer 2003 zum ersten Mal nach SEKEM und hat in den Betrieben von ISIS die Saftproduktion maßgeblich verantwortet. Auch beim Aufbau der neuen Abfüllanlage war er der verantwortliche Techniker: Vom Verlegen der Rohre über den Einkauf der Maschinen bis zu den ersten Testläufen war Wolfgang Schulz engagiert und involviert gewesen. Seit Anfang März arbeiten nun zehn Mitarbeiter in drei Schichten rund um die Uhr in der neuen Anlage. „Das Brunnenwasser wird durch Filter aufwendig gereinigt und dann auf­ be­­rei­tet“, erklärt Moham­ med Sami. Der ehemalige Schüler der SEKEM-Schule hat seine Ausbildung zum Mechaniker im Berufs­ bil­ dungs­ zentrum der Initiative gemacht und ist nun für alle technischen Installationen in der neuen Fabrik zuständig. Viele seiner Kenntnisse hat er Wolfgang Schulz zu verdanken, mit dem er lange und eng zusammengearbeitet hat. So haben

sich Wolfgang Schulz und Mohammed Sami auch um den Aufbau des komplexen Filter­sys­tems gekümmert, durch den das Wasser nicht nur von grobem Schmutz, sondern

Wolfgang Schulz verstarb im Februar nach mehr als 10jähriger Tätigkeit für SEKEM.

auch von ungewollten Bakterien befreit wird. Nach der gründlichen und umfangreichen Aufbereitung wird das Wasser in Flaschen gefüllt, verschlossen und mit Etikettenringen versehen, die per Heißluft um den Flaschenhals gepresst werden. „Wir haben uns für ein besonderes Flaschendesign entschieden, um uns von den anderen Wasseranbietern abzusetzen“, berichtet Dr. Mamdouh Abouleish, Geschäftsführer von ISIS. „ISIS ist in Ägypten für natürliche und gesunde Ernährung bekannt. Auch das neue Wasser zeichnet sich durch Sauberkeit und natürliche Frische aus.“ Nach der langen Wartezeit war die Eröffnung ein freudiger Tag und zugleich ein Abschied: „Wir denken heute an unseren Mitarbeiter und Freund Wolfgang Schulz, dem SEKEM viel verdankt. Er wird uns nicht nur für seinen Beitrag zur Entstehung der neuen Fabrik, sondern auch als ein Mitarbeiter in Erinnerung bleiben, dem die vertrauensvolle Beziehung zu seinen Kollegen immer an erster Stelle stand und der sich in besonderem Maße für ihr Wohl engagiert hat“, so Helmy Abouleish. Christine Arlt

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Soziales

SEKEMs Berufsbildungszentrum feiert Welttag der Frau Das Berufsbildungszentrum öffnete Schülerinnen seine Tore und erlaubte einen umfassenden Einblick in die Welt der verschiedenen Handwerksberufe, die hier erlernt werden können.

Fortsetzung von Seite 2

Sprecht über das Thema Frauen nicht als wäre es etwas Fernes und Abstraktes. Es geht hier um unsere Mütter, Töchter, Schwestern und Ehefrauen – die wichtigsten Menschen in unserem Leben“. Mit diesen Worten eröffnete Gamal El Sayid, Direktor der SEKEM-Schule, den internationalen Weltfrauentag in SEKEM. Zum ersten

Mal fand aus diesem Anlass in SEKEMs Schule ein sogenannter „Girl‘s Day“ statt: „Unsere Absicht war es, den Schülerinnen Einblicke in Arbeitsbereiche zu geben, die bisher ausschließlich von Männern besetzt sind und ihnen damit gleichzeitig eine Orientierung zur Berufsfindung zu vermitteln“, erklärt Tamer Badr, einer der Lehrer, die den „Girl‘s Day“ in der SEKEM-Schule organisiert haben. „Für uns war dies eine Ehrensache, da wir der Meinung sind, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein grundlegender Pfeiler der nachhaltigen Entwicklung ist.“ So startete der Tag der Frau für die Schülerinnen mit Schnupperkursen in den Werkstätten des SEKEM Berufs­­bildungszentrums und wurde nachmittags mit einer gelungenen Veranstaltung abgeschlossen. Hier berichteten SEKEM Mitarbeiterinnen aus ihrem Alltag. Zwei Gäste in SEKEM taten es ihnen gleich: Die 21-jährige Flugbegleiterin Fatma erzählte, wie sie bereits in jungen Jahren den Wunsch verspürte, neben der Schule Arbeits­ er­fah­rungen zu sammeln. So wollte sie herausfinden, welche Möglichkeiten sie später haben könnte, ein selbstständiges und erfülltes Leben zu führen. Die Installateurin Umm Bassem machte den SEKEM-Schülerinnen Mut, dass es im Leben nie zu spät dafür sei, etwas SEKEM können sie auch besuchen:

www.SEKEM-reisen.de

Neues zu beginnen. Mit 50 Jahren entschied sich die selbstbewusste Frau, eine Lehre zur Installateurin zu machen. Es sei nicht leicht gewesen, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen, berichtete sie. Aber sie habe viel gelernt und sei bei Kunden heute teilweise beliebter als ihre männlichen Kollegen. An SEKEMs „Girl‘s Day“ betreute die Instal­lateurin einen von fünf Workshops im Berufs­bildungszentrum der Initiative. In kleinen Gruppen besuchten die Schülerinnen die Werkstätten für Schreinerei, Elektro­tech­nik, Mechanik, und Instal­la­tions­tech­nik und erhielten Einblicke in die Land­wirt­schaftstechnik.

Die bislang ausschließlich männlichen Auszubildenden gaben den jungen Frauen sowohl eine praktische Einführung in das technische Know-how als auch in allgemeine Lehrinhalte der Handwerksberufe. Nach anfänglicher Zurückhaltung und vor allem Respekt vor den unbekannten Maschinen kam Begeisterung auf. „Die Stimmung in den Werkstätten war wirklich toll. Die jungen Männer hatten viel Freude daran, den Schülerinnen ihre Arbeit zu erklären. Diese wurden immer motivierter, die verschiedenen Handgriffe und Maschinen selbst auszuprobieren”, berichtet Badr.

sind viele der konventionellen Felder Abgasen großer Schnellstraßen ausgesetzt. Adleja findet sich hingegen an einer abgelegenen Landstraße und ist von Baumhecken umgeben. Nachdem SEKEMs Orangenbäume seit fünf Jahren gepflegt und aufgezogen wurden, können sie in Kürze zum zweiten

Mal geerntet werden. Hierzu wird regelmäßig der Zuckergehalt der Früchte gemessen. Die SEKEM-Orangen sind durch die ägyptische Sonne besonders vollfruchtig und besitzen zugleich eine erfrischende, säuerliche Note. „SEKEMs Firma ISIS holt das Obst ab und verarbeitet es weiter“, erklärt Mustafa Al Anwar. „Die Früchte für den ägyptischen Markt werden gewaschen, gepresst und als der beliebte ISIS-Orangensaft abgefüllt.“ Die Orangen für deutschen Kunden müssen allerdings aufgrund besonderer Vorschriften in einer anderen Firma weiterverarbeitet werden. Sie gehen danach zum Beispiel an den deutschen Fruchtsaftproduzenten Voelkel. Für ihn baut SEKEM seit einiger Zeit rund 20 Hektar Orangen der Sorte Valensia Late an. Sorgsame Landwirtschaft für integrative Entwicklung

Einige der jungen Frauen waren bereits zwei Wochen vor dem Weltfrauentag in den Werkstätten zu Gast gewesen und hatten so die Gelegenheit zu intensiveren Einblicken gehabt. “Viele unserer Schülerinnen waren so begeistert, dass sie uns gebeten haben, bald wieder Trainings

Mit dem nachhaltigen Orangenanbau leistet SEKEM sowohl einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeits­ bedingungen der Menschen in Ägypten als auch zum Erhalt ihrer gesunden Umwelt. Durch die besonders sorgfältigen Anbaumethoden und das Bemühen um ein faires Wirtschaften sind die Orangen

Tamer Badr und Christine Arlt

Christine Arlt

anzubieten”, erzählt der SEKEM-Lehrer Abdelaziz Ibrahim. “Wir planen daher einen weiteren Wokshop und wollen auch Betriebspraktika organisieren.”

ein wichtiger Teil des integrativen Ansatzes der Initiative, Natur und Mensch nicht getrennt voneinander, sondern gemeinsam zu schützen.

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Impressionen vom Weltfrauentag

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Kunst des Miteinander

haftlichen Krisen weltweit zeimals vorhandener Rechtsgleichch des sozialen Zusammenlebens schaftlichen Gefüge bestehen. ales Verständnis füreinander und würden dringend benötigt. ach schreiende Ungerechtiger Menschen an. Die Lösung eht als Zeitforderung und Zivili-

chberechtigtes Miteinander ges der Menschen etwas Gemeinndes verbindet. Es ist eine Kraft, s dem sich sozialverantwortlinn. Aus diesem Impuls handelt

SEKEM-Freunde Deutschland Verein zur Förderung kultureller Entwicklung in Ägypten e.V.

Tag 2015 HANDELN AUS SOZIALER VERANTWORTUNG – Wege zur Bildung einer Sozialkultur Samstag, 18. April 2015, 11.00 Uhr im Kursaal Stuttgart Bad-Cannstatt


Liebe Leserinnen und Leser von SEKEM Insight,

G

erne möchte Sie der SEKEM-Förderverein Deutschland wieder zum SEKEM-Tag 2015 am Sonntag, 18. April, 11:00 Uhr in den Kursaal in Stuttgart-Bad Cannstatt einladen. Mit eingebunden in unsere Veranstaltung ist – wie immer – die öffentliche Mitgliederversammlung 2015 unseres Vereins, der SEKEM-Freunde Deutschland, zu der wir Sie ebenfalls herzlich einladen. Als Thema der Veranstaltung haben wir gewählt: Handeln aus sozialer Verantwortung - Wege zur Bildung einer Sozialkultur. Wir haben dieses Thema gewählt, da es von jeher ein Anliegen des SEKEM-Impulses war, auf das soziale Miteinander aller Menschen in der Initiative große Sorgfalt zu legen. Dies vor allem in einem Land, dessen Menschen in direktem persönlichem Kontakt untereinander große soziale Nähe pflegen, dessen industrieller und staatlicher Bereich jedoch kühl, abweisend und teilweise menschenverachtend auftritt.

Hier sucht SEKEM eine „Mitte“ zu finden und zu entwickeln. Das dem Handeln zugrunde liegende Menschenbild ist entscheidend! Wer ist mein Gegenüber? Wer ist die Schülerin in der Klasse? Befehlsempfänger oder ein Mensch, dem ich in die Augen schauen kann und will? Ein Mensch, den ich auf seinem Lebensweg helfen will, sich zu entwickeln? Und wie dieses Anliegen langfristig „greift“ zeigt u.a. die SEKEM-Schule in ihrer nunmehr 25-jährigen Tätigkeit. Da tritt schon bald die 3. Schülergeneration an – und wie enorm unterscheiden sich die heute eingeschulten Kinder von denen des Anfangs! Aber SEKEM`s Wirken im Sozialen geht inzwischen weit über den lokalen Umkreis hinaus! Es erfasst nicht nur den Entwicklungsweg der Menschen von der Kita bis zur Universität inklusive Berufs- und Behindertenschule, sondern auch die Regelung aller Arbeitsverhältnisse der Mitarbeiter. Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Kriseninweltweit zeiDurch eine weltoffene Diskussion der SEKEM-Akademie wird zum Verständnis unterschiedlicher Standpunkte gen deutlich, dass trotz oftmals vorhandener Rechtsgleichund damit zum Verständnis des „Andersseins“ von Menschen unter Respektierung ihrer jeweiligen Haltungen SEKEM-Freunde beigetragen. heit der Menschen im Bereich des sozialen Zusammenlebens

Soziales Leben ist die Kunst des Miteinander

große Bruchstellen im gesellschaftlichen Gefüge bestehen. Diese Einstellung der „Ökonomie der Liebe“ führte ja zur Verleihung des „Alternativen Nobelpreises“ an Begriffe wie Empathie, soziales Verständnis füreinander SEKEM und der Aufnahme von Dr. Abouleish in den Weltzukunftsrat sowie zur Einladung von SEKEM, den und ZuwendungNachhaltigkeitsgedanken fehlen oft und würden dringend benötigt. im sozialen Umfeld und der Erziehung bei UNESCO-Tagungen vorzustellen. Wir treffen stattdessen vielfach schreiende UngerechtigDiese Aspekte möchte die Tagung beleuchten und in dem Gesprächsforum am Nachmittag mit ausgewählten keiten im Zusammenleben der Menschen an. Die Lösung Persönlichkeiten auf diesem Gebiet unter Einbeziehungen der Tagungsteilnehmer vielfältig darstellen. solcher sozialer Probleme steht als Zeitforderung und Zivilisationsaufgabe vor uns.gewichtigen Abschluss erfährt unsere Zusammenkunft durch das Konzert von Frau und Herr Gleissner mit Einen

Deutschland

Verein zur Förderung kultureller Entwicklung in Ägypten e.V.

der Beethoven Sonate A-Dur op. 69 für Klavier und Cello.

Dort, wo ein friedvolles, gleichberechtigtes Miteinander geneue Tagungsort im Kursaal Bad GemeinCannstatt ergab sich aus Terminkollisionen mit der Liederhalle. Der lingt, entsteht ausDer dem Kreis der Menschen etwas gut zu überschauen! Wir Kraft, werden ein Catering angeboten bekommen und zum Mittagessen sames - etwas, Veranstaltungsort das Trennendesistverbindet. Es ist eine steht uns auch das Restaurant im Hause zur Verfügung. In den Pausen gibt es vielfältige Gelegenheiten zu ein geistiger Nährboden, aus dem sich sozialverantwortlianregenden Gesprächen. ches Handeln entwickeln kann. Aus diesem Impuls handelt die SEKEM-Initiative. Wir hoffen auf Ihr Interesse und zahlreiche Teilnehmer.

Tag 2015

HANDELN AUS SOZIALER VERANTWORTUNG –

Das detaillierte Programm zum SEKEM-Tag 2015 finden Sie auf Wege zur Bildungunter: einer Sozialkultur der Webseite der SEKEM-Freunde http://www.sekem-freunde.de Samstag, 18. April 2015, 11.00 Uhr

im Kursaal Stuttgart Bad-Cannstatt


Impressionen

Impressionen aus SEKEM

D

ie Kraft der ägyptischen Sonne ermöglichte es jüngst, die Leistung eines Dieselgenerators auf SEKEMs Farm in der Oase Wahat Al Baharya durch Sonnenenergie zu ersetzen. SEKEM installierte eine Fotovoltaik-Anlage, mit der eine Wasserpumpe betrieben wird, die Dattelpalmen auf einer Fläche von 60 Feddan (ca. 25 Hektar) mit Wasser versorgt. Am 31. März wurde das Solarsystem erstmals in Betrieb gesetzt und im Rahmen eines feierlichen Events eröffnet. Technische Unterstützung bekam SEKEM dabei nicht nur von der deutschen Firma „Aschoff Solar“ und dem lokalen Partner „Egreen“ sondern auch aus den eigenen Reihen: Studenten der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Heliopolis Universität und Schüler der SEKEM Berufsschule konnten ihr Wissen bei der Installation mit einbringen. Zusätzlich nahmen über 60 Gäste an der Einweihungsfeier teil – besonders beeindruckt waren alle Beteiligten dabei von der Stille, die eintrat, nachdem der Diesel-Generator ausgeschaltet worden war. B ereits 2013 wurde mit Unterstützung der DEG (Deutsche Entwicklungsgesellschaft) eine erste PV-Anlage auf dem Dach der Heliopolis Universität angebracht. Das Solar-System versorgt hier nicht nur einen Teil ihrer Gebäude mit Strom, sondern dient den Studenten sowie Partnerorganisationen von außerhalb auch zur Forschung. Angeregt durch das DEG-Projekt und die steigenden Dieselpreise, wurde daraufhin die 60 kWp Photovoltaik-Anlage, die eine 37 kW Wasserpumpe antreibt, auf SEKEMs Farm in Wahat geplant. “Die Errichtung von PV-Anlagen stellt mit einem Investitionsvolumen von 100.000 € eine große Herausforderung dar”, informiert Dalia, eine der verantwortlichen Projekt-Ingenieurinnen. “Bei den aktuellen Diesel-Preisen wird sich die Anlage für SEKEM nach rund zehn Jahren rentieren.” Die ägyptische Regierung hat jüngst beschlossen, Investitionen in Solarsysteme gezielter zu fördern. Bisher sind Solaranlagen in Ägypten hauptsächlich im landwirtschaftlichen Bereich bekannt. SEKEM zählt hier nicht nur zu den Pionieren des Landes, sondern darf nun auch die größte durch Solarenergie betriebene Pumpe Ägyptens sein Eigen nennen. SEKEM betrachtet die nachhaltige Energiegewinnung als fundamental für die Zukunft des Landes und ist zuversichtlich, in Kürze ein weiteres PV-System auf der Wahat-Farm installieren zu können. SEKEM Insight | März 2015 | Seite 8


Kurznachrichten

Dr. Ibrahim Abouleish besucht Konferenz zum Demeter-Landbau

Menschen in SEKEM: Abdullah Ahmed Kundenbetreuer. Abdullah hat die Kundenservice-Abteilung in SEKEM mit aufgebaut.

Abdullah Mohammed arbeitet in SEKEM in der Kundenbetreuung.

Ich glaube nicht an das Unmögliche. Es gibt Herausforderungen im Leben – das ist alles,“ sagt Abdullah Ahmed. Der 28-Jährige ist in SEKEM für den Kundenservice zuständig. Täglich beantwortet er geduldig Fragen zu Produkten, Hintergründen oder Bestellungen und nimmt Beschwerden auf. „Das gibt es bei jedem Unternehmen und ich liebe meinen Job“, sagt Abdullah. „Es liegt mir im Blut, mit Menschen zu kommunizieren und sie von einer guten Sache zu überzeugen.“ Der junge SEKEM-Mitarbeiter fühlt sich mit der ganzheitlichen Philosophie der Initiative zutiefst verbunden. Vor drei Jahren hat er seinen Job bei einem großen internationalen Unternehmen aufgegeben, um sich bei SEKEM für etwas zu engagieren, das einen tieferen Sinn hat. „Ich möchte einer Arbeit nachgehen, die nicht nur mich erfüllt, sondern auch andere Menschen positiv beeinflusst. Außerdem hat mich SEKEMs nachhaltiges und in Ägypten einzigartiges Konzept gereizt – und die Verantwortung, die meine Position mit sich bringt“, so der studierte

Eine von Abdullahs größten Stärken ist seine Sprachbegabung. Die englische Aussprache des Ägypters hört sich so professionell an, dass er nicht selten gefragt wird, ob er Amerikaner sei. „Ich habe die englische Sprache schon als Kind geliebt und immer versucht, amerikanische Filmschauspieler nachzuahmen.“ Der SEKEM-Angestellte fühlt sich aber auch seiner Muttersprache zutiefst verbunden. Seit der Schulzeit schreibt Abdullah Gedichte – in Kürze erscheint sein erstes Buch. „Ich schreibe vor allem über mein Heimatland Ägypten und über Frauen“, sagt der sympathische Kundenbetreuer und Nachwuchspoet. Der gläubige Moslem ist ledig und wartet auf die eine, ganz besondere Frau in seinem Leben. In seinen Gedichten geht es um Inspirationen, die er von unterschiedlichen Begegnungen mit weiblichen Personen erhalten hat. „Ich liebe meine Arbeit, die Poesie und viele andere Aktivitäten. Trotzdem steht der Prophet Mohammed im Mittelpunkt meines Lebens. Mit ihm als Vorbild kann ich meine Lebensziele verfolgen und umsetzen. Darüber hinaus hat mich mein Vater gelehrt für meine Träume zu kämpfen“, sagt der talentierte Dichter. Nachdem Abdullah kürzlich zu einer Veranstaltung für Nachwuchsschriftsteller in Kairo eingeladen wurde, träumt er davon, eines Tages der „Prince of Poets“ zu werden, eine der größten Auszeichnungen für Dichter in der arabischen Welt. Abdullah: „Ich möchte meinen Fingerabdruck in dieser Welt hinterlassen – egal ob als Dichter oder durch meine Arbeit bei SEKEM. Man kann aus allem etwas Besonderes machen. So versuche ich, auch SEKEMs tiefen Nachhaltigkeitsgedanken in mein privates Leben zu integrieren.“

Vom abstrakten Denken zum konkreten Erleben“ – das war das Motto der internationalen Konferenz „Allianzen für die Zukunft des Planeten“, die im vergangenen Monat an der Universität Bocconi in Mailand stattfand. Dr. Ibrahim Abouleish war eingeladen worden, über SEKEMs ganzheitliches Entwicklungskonzept zu sprechen, das von entscheidender Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung nicht nur in Ägypten, sondern in der ganzen Welt ist.

Anlässlich seines Besuches traf Dr. Abouleish auch eine alte Vertraute wieder: Giulia Maria Crespi, die aktuelle Vorsitzende des italienischen Umweltfonds. Vor 38 Jahren wandte sich Dr. Abouleish an Giulia Crespis, um selbst Schulungen in biologischdynamischer Landwirtschaft zu erhalten. So kam der SEKEM-Gründer in Kontakt mit der revolutionären neuen Form der Landwirtschaft, die in den späteren Jahren zu einer tragenden Säule SEKEMs wurde. Ziel der Konferenz war, über neue Wege für nachhaltige Landwirtschaft, Umweltschutz, Tourismus und Handwerk zu informieren. Neben Wissenschaftlern nahmen auch Landwirte, Unternehmer und Fachleute aus Ernährung und Umweltschutz teil.

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben. Redakteure: Bijan Kafi, Christine Arlt Kontakt: SEKEM-Insight Gotzkowskystr. 15 10555 Berlin Germany bijan.kafi@SEKEM.com Bildnachweis: 1: Mariam Abouleish; 2: Bijan Kafi; 3, 7: SEKEM; 8: Karina Boers; 5, 9: Christine Arlt Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Christine Arlt

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