pflichtlektuere_04_2015

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pflichtlekt端re Studentenmagazin f端r Dortmund

SCHON IN

FERIENSTIMMUNG? SOMMEROUTFIT

Die besten Looks f端r jedes Festival

SOMMERSPORT Baseball spielen im Hoeschpark

SOMMERGRIPPE

Sprechstunde mit Dr. Google

042015 04 2015


Aus der redaktion P

rofessionelles Arbeiten bei einem Dreh in einer Bar – so sah der Plan aus. Für ein Uni-Projekt über die BVB-Kultur waren wir während des letzten Bundesliga-Spieltages zu Besuch in einer Fankneipe, abends hatte ich noch einen Interview-Termin für die pflichtlektüre. Es lief auch alles wunderbar, die Leute waren nett und gaben bereitwillig Auskunft. Mitte der zweiten Halbzeit setzten wir uns dann mit dem Wirt zusammen, der der Ansicht war, dass der eine oder andere Schnaps zur Fankultur dazugehört. Nach einer angeheiterten halben Stunde gab ich mich geschlagen: Ich rief meinen (Gott sei Dank) verständnisvollen Interviewpartner an und verschob den Termin. Im Endeffekt klappte aber alles prima, so dass unser feuchtfröhlicher Ausflug ohne Konsequenzen blieb. Till Dörken

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tressige Termine hin oder her – die Lehrredaktion ist nicht nur zum Lernen da, sondern auch, um Spaß zu haben. So kam es bei uns im Fotoressort vor, dass wir die Spielkinder in uns wiederentdeckten, als wir zwei Barbie-Puppen fotografieren sollten. Wir gaben mit den beiden das Lied „Barbie Girl“ zum Besten. Was für den Rest der Redaktion ziemlich skurril aussehen musste, war für uns Arbeit und Vergnügen in einem. Trotzdem gehen wir natürlich mit dem nötigen Ernst an die Sache; gerade wenn unsere Motive menschliche Protagonisten sind und keine Puppen. Eines steht jedenfalls fest: Langweilig wird es bei uns nicht so schnell. Daniela Arndt

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raußen ist Sommer, Sonne, gute Laune – drinnen im LayoutRessort ist das aber leider nicht immer so. Da können schon einmal Gewitterwolken aufziehen. Ob es die Seitenzahlen sind oder die Fotos, irgendwie passt die Gestaltung oft von hinten bis vorne nicht und irgendeiner hat sowieso immer etwas zu meckern. Da verwandeln wir lieben, schüchternen Grundstudenten uns nach wenigen Wochen in fluchende und genervte Wesen. Wer sich in dieser Zeit doch traut einen von uns anzusprechen, sollte besser Schokolade zur Besänftigung dabei haben. Spätestens nach Abgabe in die Druckerei verwandeln wir uns jedoch zurück und wissen gar nicht mehr, was uns so geärgert hat. Dann herrscht wieder Liebe und Harmonie in unserem Ressort. So stellen wir uns das zumindest vor. Aber nach diesem Layout-Prozess kommt ja direkt der nächste ... Stella Venohr


20 BASEBALL-BUNDESLIGA

Der Kampf gegen die Bedeutungslosigkeit

inHALt 04 HINGEGANGEN 07 STUDIEREN MIT KIND 08 ACTIVE OFFICE 12 FLOHMARKT-FUND 16 SAG MAL PROF 19 DR. GOOGLE 26 SPECIAL OPS 29 LIEBER VERSTAND 30 WG-TYPEN 32 OPAS HANDWERKTIPPS 36 ABGEFAHREN 37 HINGESCHAUT 38 FESTIVALS

Get the look: Tipps zum perfekten Outfit

Festival-Tipps im Ruhrgebiet und drumherum

EINS VORAB I

n einer Wohngemeinschaft werden die Kategorien „mein“ und „dein“ ja gerne mal flexibel angewandt. Bei uns in der WG zum Beispiel ist der Inhalt des Kühlschranks langsam aber sicher zum Allgemeingut geworden. Das gilt vor allem dann, wenn eine von uns besonders begehrte Delikatessen darin lagert. In so einem Fall meldet sich dann irgendwann der Käufer des Produkts genervt zu Wort. Nur, wenn es um abgelaufenen Joghurt oder alte Tomatensauce geht, will sich partout kein Besitzer finden. Dann heißt es immer: „Die Tomatensauce? Nee, die ist nicht von mir.“ Solche oder ähnliche Probleme kennt wohl jeder WG-Bewohner zu Genüge – unsere Autorin Melissa Pfeiffer hat die wichtigsten Mitbewohner-Typen für die pflichtlektüre charakterisiert. Und wer weiß, vielleicht hat der eine oder andere ja auch mit dem „Phantom“ oder dem „Reviermarkierer“ zu kämpfen – und findet endlich die passende Methode, um das Zusammenleben erträglicher zu machen. Ansonsten hilft nur eins: Dem WG-Alltag entfliehen, entweder in den Urlaub

VON LARA MERTENS

oder – wenn’s nicht ganz so teuer sein soll – zum Festival. Davon gibt’s im Sommer ja genug. Welche, verrät euch unser Autor Marlon Schulte. Bei Hurricane und Co. geht es aber bekanntlich schon längst nicht mehr nur um Musik und Feiern, sondern vor allem ums Sehen und Gesehen werden. Deshalb hat Marlon für euch auch die wichtigsten Festival-Modetrends des Sommers zusammengestellt. Ich habe den Blumenkranz aus dem vorigen Jahr wieder herausgeholt – der geht nämlich immer noch. Nach dem Lesen dürft ihr dann selbst kreativ werden und euer persönliches LieblingsFestivaloutfit zusammenstellen. Viel Vergnügen beim Basteln und Shoppen.

Ein Leben zwischen Hörsaal und Wickeltisch

Eine Anleitung zum effektiven Lernen

Heikle Entdeckungen auf dem Trödelmarkt

Diesmal: Wie entsteht Muskelkater?

Online-Diagnosen mit Risiken

Immer auf Achse

Ein persönlicher Brief ans eigene Ich

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Eine Analyse der gängigen Charaktere

Werner frischt eine Kommode auf

Die „Kunst“ des Voodoo

Mit dem Touri-Bus durch Dortmund


COME ON, BARBiE ... Blumenkranz und Shorts – die Festival-Saison ist gestartet. Ganz Deutschland wird zur FreiluftDisco. Um auf dem Sommer-Event eine super Figur zu machen, könnt Ihr hier Euren eigenen Festival-Look planen. Ausschneiden, Barbie und Ken (Heftrückseite) anziehen, nachstylen! TEXTMarlon Schulte FOTOSMarlon Schulte&at-SchMucK/herZoeffner Via daWanda


Apropos ...

Festival Outfits Was gehört zum perfekten Festival-Outfit? Wieso auf Festivals überhaupt schick sein? Wir haben gefragt, die Bloggerinnen von „The Fancy Lifestyle“ haben geantwortet. TEXTMarlon Schulte FOTOSAlexander Vejnovic/Düsseldorf

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us Düsseldorf berichten Constance Louisa und Katharina regelmäßig über nationale und internationale Trends aus der Modewelt. Uns haben sie verraten, wie nicht nur Euer Look, sondern auch das Festival zu einem absoluten Highlight wird. Warum werden FestivalLooks immer bedeutsamer?

The Fancy Lifestyle: Festivals stehen für Freiheit, Sommer und Spaß. Einfach mal eine Auszeit vom Alltag nehmen und in eine andere Welt eintauchen. Viele fühlen sich überarbeitet oder gestresst. Viele sind in ihrem Alltag in einem starren Gebilde aus Zwängen und Verpflichtungen. Auf einem Festival kann man sich gehen lassen. Nicht mal duschen ist dann Zwang. Das trifft einfach die im Moment vorherrschende Stimmung. Was macht den Reiz aus, auf einem Festival gut auszusehen? Schliesslich ist es dort oftmals recht schmutzig.

The Fancy Lifestyle: ein bisschen Hippie, ein bisschen rockig, kombiniert mit einem Schuss Lässigkeit. Mit dem richtigen Outfit stimmen dann auch die Bilder für Facebook und Instagram. Das ist sicher ein wichtiger Punkt. Der allgemeine Trend geht in Richtung Selbstinszenierung.

Festival kommen die Leute doch meist aus ganz Deutschland, da ist es dann fast egal, wo das Festival stattfindet.

Was gehoert in diesem Jahr zu Eurem ultimativen Look dazu?

The Fancy Lifestyle: Einfach Spaß haben, die Musik genießen und das Aussehen vergessen. Was nützt es schöne Bilder zu haben, wenn man dafür drei Stunden auf dem Festival verschwendet hat, um das richtige Selfie zu bekommen. Wir sind, obwohl wir Blogger sind, eher die Spaß-Fraktion. Und da kommen wir auch schon zum Wichtigsten: Mit entspannten und witzigen Leuten kann ein Festival nur zum absoluten Highlight werden!

The Fancy Lifestyle: Für sie: Shorts, Fransen und natürlich der obligatorische Blumenkranz. Für Ihn: Skinny Jeans, Shirt mit VAusschnitt und coole Boots. Gibt es Unterschiede zwischen den Party-Outfits beispielsweise in NRW und Berlin?

The Fancy Lifestyle: Vielleicht sind die Looks in Berlin verrückter, aber zu einem 05

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Habt ihr Tipps, damit das Open-Air Event auf jeden Fall zu einem unvergesslichen Erlebnis wird?


... LET‘S GO PARTY! Nicht nur die Mädels bereiten sich kleidungstechnisch auf Festivals vor. Hier gibt’s mögliche Looks für die männliche Party-Fraktion. Einfach Wunsch-Outfit ausschneiden, auf Ken (Heftrückseite) kleben und auf den kommenden Festivals eine super Figur machen! TEXTMARLON SCHULTE FOTOSMARLON SCHULTE&BRACELET BLVD/ELIRAN NARGASSI/OHHO TEXTIL VIA DAWANDA


HINGEGANGEN Gelegenheiten, sein schönstes Festival Outfit auszuführen, gibt es im Sommer so einige. Wir haben Euch fünf NRW-Events rausgesucht, die definitiv tausende Besucher auf die FreiluftTanzflächen locken werden. Egal ob zu Rock, Pop oder Indie. TEXTMARLON SCHULTE FOTOH&H PHOTOGRAPHICS

Farbgefuehle Festival

Juicy Beats

Serengeti Festival

Was? Weltweite Festivalreihe, in Deutschland in 17 Städten Wann? 18. Juli 2015 Rennbahn, Köln und 25. Juli 2015 Galopprennbahn, Düsseldorf/Neuss Wie teuer? Tickets ohne Farbbeutel 20,99 Euro, mit 5 Beuteln 30,49 Euro Line-Up: noch nicht bekannt Musik: Elektro Net: www.the-color-festival.de

Was? 20. Geburtstag, erstmals zweitägig Wann? 24. und 25. Juli 2015 Wo? Westfalenpark, Dortmund Wie teuer? Tagesticket ab 36,40 Euro/ 2-Tages-Ticket ab 61,40 Euro Extra: Camping Ticket 25 Euro, Parkplakette 8 Euro Line-Up (u.a.): Fettes Brot, Fritz Kalkbrenner, SDP, Mighty Oaks, Rhonda, … Net: www.juicybeats.net

Was? 10. Ausgabe des Festivals Wann? 14., 15. und 16. August 2015 Wo? Am Safaripark, Schloss HolteStukenbrock Wie teuer? Tickets ab 79 Euro ohne, ab 89 Euro mit Zelten Line-Up (u.a.): The Offspring, Fünf Sterne Deluxe, Genetikk, Madsen, Antilopen Gang, … Net: www.serengeti-festival.de

Ruhr Reggae Summer

Haldern Pop Festival

Tipp: Auf der Homepage gibt es eine Do’s & Don’ts Liste für die Veranstaltung Wann? 31. Juli bis 02. August 2015 Wo? Am Ruhrstadion, Mühlheim a.d.R. Wie teuer? Tickets ab 56 Euro Extra: Camping Ticket (25 Euro), Caravan Ticket (45 Euro) Line-Up (u.a.): Jimmy Cliff, Die Orsons, J-Boog, Sebastian Sturm, Miwata, … Net: www.ruhr-reggae-summer.de

Was? 32. Ausgabe des Festivals Wann? 13., 14. und 15. August 2015 Wo? Alter Reitplatz, Rees-Haldern Wichtiger Hinweis: Das Festival ist ausverkauft (auf eBay & Co. gibt es aber noch Karten) Line-Up (u.a.): Alcoholic Faith Mission, Bear’s Den, Dan Deacon, Die Sonne, Family of the Year, Dotan, … Net: www.haldernpop.com 07

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Master mit Emmi Lena Grajek (25) ist Mutter, studentische Hilfskraft – und Master-Studentin. pflichtlektüre-Autor Silas Schefers hat sie einen Tag lang begleitet. Über ein Leben zwischen Hörsaal und Wickeltisch und die bewusste Entscheidung, im Studium ein Kind zu bekommen. TEXtSilas Schefers FotosDaniela Arndt&Silas Schefers


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amstagmorgen, 7.50 Uhr: Es ist ruhig im Dortmunder Norden. Die Sonne steht tief – Dortmund schläft noch. Emmi nicht mehr. Im dritten Stock öffnet Lena Grajek mit der einen Hand die Tür, mit der anderen hält sie Tochter Emmi fest: Für Lena beginnt ein neuer Tag zwischen Kind, Haushalt, SHK-Stelle und Masterarbeit. Die Studentin im Master Kulturanalyse und Kulturvermittlung hat sich bewusst für ein Kind im Studium entschieden. 8.30 Uhr: Emmi ist schon seit zwei Stunden wach. Wenn ihr Vater zur Arbeit fährt, muss sie wieder ins Bett. Lena stillt, singt ein Schlaflied, manchmal auch zwei Mal, bis Emmi schläft. Erst dann findet sie Zeit für die Arbeit, den Haushalt und alles, was sonst liegen geblieben ist. Vor vier Jahren lernte Lena ihren Freund kennen und lieben. „Ich hatte schon lange einen starken Kinderwunsch“, sagt die 25-Jährige, „also haben wir uns dazu entschieden, es zu versuchen.“ Den einen richtigen

Zeitpunkt gebe es ohnehin nie. Lange passierte nichts, aber nach einer Weile wurde Lena schwanger. 2014 kam Emmi zur Welt. Lena und David sind glücklich, aber Emmis Geburt bedeutet auch finanzielle Einschränkungen: Ein Kind kostet Geld. „Und davon haben wir im Moment nicht viel.“ Lena hat den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da kommt ein Röcheln aus dem Babyphone, dann ein Schrei. Emmi ist wieder wach. 10 Uhr: Zeit für’s Frühstück. „Banane mag sie in letzter Zeit besonders gern“, sagt die junge Mutter. Emmi, acht Monate alt, mit braunen Haaren, noch etwas verschlafen, matscht mit beiden Händen die Banane klein und verteilt den Rest auf dem Boden. Lena muss lachen, „Ich glaube, Papa muss jetzt mehr Bananen kaufen.“ Papa, das ist David. Der 33-Jährige studiert BWL, arbeitet als Handelsassistent in einem Möbelhaus – und sorgt so für die Familie. „Ich bin David sehr dankbar dafür, dass er da ist“, sagt Lena. 09

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Schön sei es aber nicht, bedingungslos abhängig zu sein. Denn sonst würde es eng: Weil Lena im zweiten Studium ist, bekommt sie kein Bafög mehr. Ihr Elterngeld läuft im Oktober aus. Neben der Unterstützung durch ihre Mutter und dem Kindergeld bleibt so nur das, was sie als studentische Hilfskraft in der Uni verdient. Ihre Couch hat das junge Paar an einen Freund untervermietet, man versuche eben zu sparen, wo es geht, sagt Lena. Im Juli wollen die beiden heiraten – nicht nur, aber auch aus finanziellen Gründen. Immerhin entlastet eine Hochzeit, weil sie so in eine andere Steuerklasse rutschen und sich bei der Versicherung Vorteile ergeben. „Natürlich haben wir uns eine große Hochzeit gewünscht“, sagt Lena, aber die sei im Moment einfach nicht drin. Das Geld ist knapp. 11.30 Uhr: Zeit für den Haushalt. Lena holt den Staubsauger. Mit der einen Hand saugen, mit der anderen dafür sorgen, dass Emmi die Wohnung so lässt, wie sie ist: „Pro Kind sollten


einer Mutter drei Hände zusätzlich wachsen“, sagt Lena scherzhaft und lacht. Eigentlich sei Emmi ein pflegeleichtes Kind – im Moment wolle sie einfach nur alles entdecken, alles sei spannend. Ob sie auch mal an ihre Grenzen stoße? „Ja, definitiv. Aber seltener als gedacht“, sagt die 25-Jährige, „als Studentin mit Kind muss man lernen, eine Herausforderung nach der anderen zu nehmen.“ Und man dürfe um Hilfe bitten – auch das habe sie erst lernen müssen. „Bei wissenschaftlicher Arbeit ist es eben nicht so, dass ich anfange etwas wegzuarbeiten. Es ist eher ein Denkprozess. Um wirklich etwas zu schaffen, muss ich andere bitten auf Emmi aufzupassen.“ Der Boden ist sauber, Emmi spielt ruhig: Lena bleibt Freiraum für die Arbeit. Nach dem Master will sie ins Referendariat gehen, arbeiten, Geld verdienen – und vieles anders machen als ihre ehemaligen Lehrer. Wahrscheinlich werde sie bei Vorgesetzten oft mit modernen Unterrichtskonzepten scheitern, aber das sei egal. „Ich weiß zwar nicht, was ich will. Aber ich weiß, was ich nicht will“, sagt Lena. Während sie das erzählt, beginnt Emmi zu quengeln. Sie wird müde. 12 Uhr: Es hat lange gedauert, Emmi ins Bett zu bringen. Sie war zu unruhig. Lena schleicht ins Esszimmer zum Laptop. In ihrem Studium, sagt sie, habe sie ihre Leidenschaft gefunden, gebe immer 110 Prozent. Im Zweifelsfall müsse man deshalb mit Kind egoistisch sein. „Wenn es gar nicht anders geht, nehme ich Emmi mit in die Uni. Das ist dann eben so.“ Klar, optimal sei das nicht, „aber da müssen die Kommilitonen in Ausnahmefällen eben durch.“ Die meisten Studenten haben kein Problem damit, rollen nicht die Augen oder sind genervt. Auch von Intoleranz gegenüber Müttern in der Uni will die angehende Lehrerin nicht sprechen. „Ich glaube eher: Der Horizont vieler reicht nicht so weit, als dass die verstehen könnten, wo Hilfsbereitschaft angebracht ist. Zum Beispiel, wenn ich mit dem Kinderwagen unterwegs bin und niemand Hilfe anbietet, wenn etwas nicht barrierefrei ist.“ Die Uni – ein familienfreundlicher Ort? „Das hängt ganz von den Dozenten ab“, sagt 10

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Lena. Ihre Fakultät sei wirklich kulant, aber auch schlechte Erfahrungen hat sie schon gemacht. Weil Emmi krank wurde, konnte sie die Vorlesung nicht besuchen. Die Folien habe der Dozent nicht online gestellt, auch auf Nachfrage konnte Lena die Sitzung nicht nacharbeiten. „Ich will als Mutter im Studium einfach nicht immer das Gefühl haben, mich rechtfertigen zu müssen. Manchmal fühle ich mich wie ein Autounfall. Die Menschen finden Emmi süß, sind aber doch insgeheim froh, diese Verantwortung nicht tragen zu müssen“, sagt sie. Es brauche offizielle Regelungen. Was Lena wirklich wütend macht, sind ihre Erfahrungen mit dem Bafög: Wegen hoher psychischer Belastung in der Schwangerschaft konnte Lena ihre Masterarbeit nicht weiterschreiben. Der Förderzeitraum wurde nicht verlängert. Einen Arzttermin, um ihre Leiden attestieren zu lassen, bekam Lena nicht – zumindest nicht schnell genug. Das Babyphone reißt sie aus ihren Gedanken: Emmi wird wach. „Sie hat einfach ein Gefühl dafür, wenn ich anfangen will zu arbeiten“, sagt Lena – und klappt den Laptop zu. 13.30 Uhr: Emmi hat Hunger. „Und wenn Emmi Hunger hat, wird sie sauer und weint.“ Es gibt Gemüsebrei. Die Tagesordnung ist klar geregelt: aufwachen, füttern, stillen, schlafen. Wenn der Plan durcheinander kommt, gibt es Stress. Stress, den andere Studierende nicht haben. Die großen Partys vermisse sie nicht, sagt Lena – eher die kleinen Dinge. „Wenn ich Milch brauche und Emmi schläft, kann ich nicht eben rüber in den Supermarkt. Ich muss immer erst fragen, ob jemand nach Emmi gucken kann. Einen Brief einzuwerfen dauert fünf Minuten. Wenn ich Emmi mitnehmen muss, muss ich sie erst anziehen und fertig machen – dann sind es schon mindestens zehn.“ Trotzdem gönnt sich Lena Auszeiten: Drei Mal in der Woche geht sie abends mit ihrem besten Freund ins Fitnessstudio. Freunde nennt die Studentin heute andere Menschen als vor der Schwangerschaft. Einige hätte ihre Entscheidung, ein Kind im Studium zu bekommen, nicht akzeptieren können – und distanzierten sich von ihr. „Aber zu

wirklich wahren Freunden habe ich dafür ein sehr enges Verhältnis“, sagt Lena. 15 Uhr: Der Versuch, weiterzuarbeiten, scheitert. „Das hat jetzt keinen Zweck mehr.“ Emmi ist zu unruhig. An guten Tagen schaffe es Lena, drei oder sogar vier Stunden zu arbeiten. An schlechten Tagen keine einzige Minute, „dabei sollte eigentlich gerade meine Master-Thesis sitzen“. Lena muss einkaufen, das heißt: Emmi muss mit. Der Supermarkt ist um die Ecke und völlig überfüllt. Mit dem Kinderwagen durchdrängeln, ein „Darf ich mal?“ hier und ein „Entschuldigen Sie?“ da – der Einkauf ist für eine Mutter mit Kinderwagen ein alltäglicher Stress-Test. Lena weiß: Sie ist natürlich nicht allein in ihrer Situation. „Ich suche nicht unbedingt den Kontakt zu anderen Eltern“, sagt sie. Viele Eltern seien deutlich älter als Lena, regulär angestellt und hätten ihre Ausbildung hinter sich. Trotzdem: Das Familienbild ändere sich. „Es kommt eine ganz neue Generation von Eltern. Magazine oder Blogs für junge Eltern machen es vor: Elternsein geht auch modern.“ 16 Uhr: Der Einkauf ist geschafft, Emmi liegt ruhig im Wagen. Jetzt, am Nachmittag, kommt die eigentliche Herausforderung. „Um diese Uhrzeit schläft sie immer sehr schlecht ein“, sagt Lena und schiebt den Kinderwagen durch den

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Dortmunder Norden. Spaziergänge helfen. Emmi schläft ein, und Lena kommt ins Plaudern über ihre Kindheit. Ihr Vater, ein US-amerikanischer Soldat mit japanischen Wurzeln, lernte Lenas Mutter kennen, als er in Deutschland stationiert war. Die Familie zog nach Texas, aber ihre Eltern trennten sich und Lena kam zusammen mit ihrer Mutter zurück nach Deutschland. „Meine Mutter hat viel, viel aufgegeben, um für mich und meine Stiefgeschwister zu arbeiten“, erinnert sich die junge Frau. Es sei nicht gut oder schlecht gewesen – „es war einfach so“. Ab August kommt Emmi zu einer Tagesmutter. „Natürlich wird es mir schwerfallen, mich zu trennen. Aber das ist dann eben so“, sagt Lena. Das kommende Jahr werde arbeitsintensiv: Der Master of Education steht an, damit sie 2016 ins Referendariat gehen kann. 17 Uhr: Schon beim Besteigen der drei Stockwerke zur Wohnung wird Emmi wach – und fängt an zu weinen. Sie hat Hunger. „Und Durst. Alles zusammen“, sagt Lena. Emmi weint und weint und weint. Lena bleibt ruhig und singt ein Lied für sie. Wie wahrscheinlich alle Eltern findet sie: „Die Momente, in denen man für seine Mühen belohnt wird, sind die, wenn Emmi lacht.“ Nach dem Essen wird gebadet. „Gleich kommt Papa nach Hause, und dann kommst du ins Bett“, sagt Lena. Und dann muss Emmi lachen.


I like to move it move it Wenn Klausuren und Tests anstehen heißt es: hinsetzen und lernen, lernen, lernen. Und jeder kennt das: Irgendwann lässt die Konzentration nach. Das Gehirn sagt „Stopp“ und nichts funktioniert mehr. Kann Bewegung der Aufmerksamkeit auf die Sprünge helfen? TEXTCarolin West FOTOSDaniela Arndt


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onntag. Erst einmal die Jogginghose an, Lernen ist schon ungemütlich genug. Dann mein Schreibtisch, 139 Spanisch-Vokabeln und ich. Ich setze mich auf meinen Drehstuhl und schlage mein Vokabelbuch auf. Lektion acht: Erziehung, Schule, Universität – wie passend. Bis zum Ende dieses Semesters muss ich für meine Spanischklausur Vokabeln auswendig lernen. Ich beginne zu lesen, laut, um mir die Betonung so vorzusprechen, dass ich mir die Akzentuierung der Wörter merken kann. La guarderiiiiia (la guardería), der Kindergarten. So lernen sicherlich auch meine Nachbarn gleich mit. Die werden sich freuen. Ich rutsche langsam auf meinem Stuhl nach vorne. Huch, zu weit und außerdem unbequem. Mist. Vielleicht ein Stück weiter nach hinten? Der Stuhl rollt zurück, mein Rücken hängt durch. El comedor universitario, die Mensa. Stimmt, Hunger hätte ich auch und mein Rücken tut weh. Mit einer Klatschzeitschrift halte ich nun die spanischen Vokabeln zu. Die Wandtafel. Ich ziehe die Zeitschrift ein Stück herunter, um das spanische Wort sehen zu können – richtig, la pizarra. Oh, Wladimir Klitschko mit seiner kleinen Tochter am Strand. Halt, so geht das nicht weiter! Es muss doch einen Weg geben, Lernen so zu gestalten, dass es schneller ist und trotzdem effektiv! Dass es vielleicht sogar Spaß macht und ich mich nur auf die Lerninhalte fokussiere!

Aktiv sein ist die Devise Googelt man „besser lernen“, schlägt die Suchmaschine zuerst zweierlei vor: einerseits „besser lernen durch Hypnose“ und andererseits „besser lernen durch Bewegung“. Hypnose? Vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Bewegung erscheint mir sinnvoller und alltagstauglicher. Was aber kann ich mir darunter vorstellen? In einem Zeitschriftenartikel habe ich einmal etwas über das sogenannte „Active Office“ gelesen, das vor allem in den USA weit verbreitet ist. Mithilfe von Ringen an der Decke, Reckstangen und Hindernissen, die es zu überwinden gilt, sollen Mitarbeiter in Büros zu mehr Bewegung animiert werden. Firmenchefs hoffen,

dass sich dadurch Konzentration und Gesundheit ihrer Angestellten verbessern. Ob das auch beim Lernen funktioniert? Gut, mit Ringen an der Decke und Reckstangen an der Wand wird der Vermieter wohl eher nicht einverstanden sein, aber Hindernisse lassen sich doch ganz leicht umsetzen. Aus Ordnern, Katzenspielzeug, Stühlen, Büchern und allem, was ich so finden kann, entsteht ein kleiner Parcours in meinem Zimmer. Bevor ich meinen Test beginne, möchte ich wissen, ob und inwiefern sich Bewegung auf das Lernen auswirken kann. Kann Bewegung überhaupt die Konzentration fördern und wenn ja: Wie setze ich das am besten im Alltag um? Ich frage Ulrike Burrmann, Professorin am Institut für Sport und Sportwissenschaft an der TU Dortmund. Sie hält Bewegung zwischen den Lerneinheiten oder sogar beim Lernen für sinnvoll. Sie könne jedoch nicht einschätzen, wie effektiv sie tatsächlich sei. Bei der Betrachtung von Studienergebnissen sei Vorsicht geboten. Man müsse unter anderem beachten, ob es eine Vergleichsgruppe gebe, die sich gar nicht oder nur wenig bewegt.

Bewegtes Lernen oder bewegte Pausen? „Manche Studien deuten durchaus darauf hin, dass die bewegte Pause positive Effekte haben kann.“ Ob bewegte Pausen oder bewegtes Lernen die richtigen Methoden seien, hänge von jedem selbst ab. Allerdings sollte man in den bewegten Pausen darauf achten, inwieweit man sich anstrengt. Denn ist der Körper zu erschöpft, trage die Bewegung nicht zur Konzentrationsförderung bei. „Nach dem Sport ist man müde und braucht eine Zeit, um sich wieder richtig konzentrieren zu können. Sich auszupowern, um den Kopf frei zu kriegen oder wieder ruhiger schlafen zu können, würde ich dann empfehlen, wenn man weiß, dass man danach erst einmal ein paar Stunden Ruhe hat“, erklärt Burrmann. Laufen zu gehen sei beispielsweise eine Option, um sich nach dem Lernen auszupowern, man könne es in „leichterer“ Form auch in der bewegten Pause einsetzen. Am folgenden Sonntag: mein Parcours, 207 Spanisch-Vokabeln und ich. In 13

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Jogginghose und mit meinem Vokabelbuch bewaffnet stelle ich mich an den Anfang der Teststrecke. Ich schlage das Buch auf, Lektion neun: Berufs- und Arbeitswelt – da will ich hin. Und wenn mich ein Hindernisparcours als VokabelTrainer dahin bringt, warum nicht? Ich gehe los, zwischen den zwei Stühlen hindurch. „La herramienta“ bedeutet „das Werkzeug“. Ich steige über die Ordner – bloß nichts umwerfen – und laufe Slalom um die Bücherstapel. An der Leinwand vorbei, zwischen Tisch und Sofa hindurch, erste Runde geschafft. Ich muss mich auf drei Dinge gleichzeitig konzentrieren: den Parcours einzuhalten, nichts umzuwerfen und meine Vokabeln zu lernen. Mein Gehirn jongliert mit diesen Vorgängen und meistert sie reibungslos. Nein, stopp, ich habe einen Bücherstapel umgenietet. Macht nichts, wiederaufbauen und weiter geht es. La ferreteriiiiia (la ferretería), die Eisenwarenhandlung. Ich gehe zwischen Sofa und Tisch hindurch. Obwohl ich mich in diesem Fall sogar auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren muss, scheint mein Gehirn alles besser zu verarbeiten. Dass ich 68 Vokabeln mehr lernen muss als vor einer Woche fällt gar nicht auf. Beim Lernen am Schreibtisch musste ich mich zwar im Grunde lediglich auf die Vokabeln konzentrieren, wurde jedoch von anderen Reizen abgelenkt. Ich laufe an der Leinwand vorbei. Organizar, organisieren. Fertig. „Nach dem Lernen auspowern“, hatte Frau Burrmann empfohlen. Aber Laufen gehen? Nein, danke. Keine zehn Pferde bringen mich dazu, jetzt noch Laufen zu gehen. Doch Zumba geht immer. Und nach einer Stunde fühle ich mich doch gleich viel wohler.

Die ganz eigene Prüfungsstrategie Aber was ist denn nun der richtige Weg? Gibt es überhaupt DEN einen Weg? Was mir hilft, muss ja nicht unbedingt für jeden das Richtige sein. Professorin Burrmann empfiehlt eine Strategie zur Prüfungsvorbereitung zu entwickeln, die auch auf Dauer in den Alltag integrierbar ist. Jeder sollte individuell für sich herausfinden, wie man das Lernen so gestalten


kann, dass man sich zwischendurch oder währenddessen bewegt. „Häufig ist es nicht nur die Konzentration, sondern auch das Wohlbefinden, das gesteigert wird. Es werden vermehrt Endorphine, also Glückshormone, ausgeschüttet. Wenn man beispielsweise eine halbe Stunde joggen war, fühlt man sich auch oft einfach besser. Das kann wiederum dazu beitragen, mit neuem Elan ans Lernen zu gehen.“ Für alle, die sich nicht für Joggen begeistern können, sei ihre individuelle Lieblingssportart ebenso wirkungsvoll. Erst mit dem Laufen anzufangen sei nicht sinnvoll, da es dann zunächst den „inneren Schweinehund“

zu überwinden gelte. Trotz Lernen in Bewegung empfiehlt die Professorin zwischen den Lerneinheiten mehrere Pausen. „Lern- und gedächtnispsychologische Untersuchungen belegen, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne begrenzt ist und Pausen beziehungsweise bewegte Pausen sinnvoll sind.“ Ich möchte überprüfen, ob sich die Art und Weise des Lernens auch darauf auswirkt, wie gut ich die Vokabeln im Gedächtnis behalten kann. Deshalb bitte ich meine Eltern, je einen Vokabeltest zu den gelernten Lektionen zu erstellen. Jeder Vokabeltest beinhaltet 20 deutsche

Wörter, die ich auf Spanisch übersetzen muss. Das Ergebnis: null Fehler – in beiden Vokabeltests. Zumindest in diesem Fall war das Endergebnis somit identisch. Sicherlich ist bewegtes Lernen nicht in jedem Fall sinnvoll. Ich werde es jedoch für das Auswendiglernen von Vokabeln und Stichpunkten auf Karteikarten verwenden. Und wenn ihr demnächst mal wieder stumpf am Schreibtisch sitzt: Probiert es doch einfach aus!


Übung 2: einbeinstand Füße parallel ausrichten, dann ein Bein anheben und den Fuß an das jeweils andere Bein anlehnen. Entweder nach etwa 10 Minuten die Seite wechseln oder durchgängig auf dem Bein stehen, auf dem ihr die Balance besser halten könnt. Arme locker lassen. Diese Übung kann man während des Lernens ausführen. Man muss sich neben den Lerninhalten auch auf das Halten der Balance konzentrieren.

Übung 1: knee up Füße parallel ausrichten und hüftbreit aufstellen. Abwechselnd ein Knie anheben und wieder absetzen. Arme locker lassen. Diese Übung könnt ihr während des Lernens ausführen. Sie dient einerseits dazu, den Körper in Bewegung zu halten, andererseits kann sie als Eselsbrücke fungieren: • Rechts: Vokabel, Stichpunkt, ... X • Links: Vokabel, Stichpunkt, ... Y Sind beide Füße wieder am Boden, dient dies der „Neutralisation“. Die zuvor gelernte Vokabel wird abgespeichert und das Gedächtnis ist bereit für die Aufnahme einer neuen.

Übung 3: knie und Stirn nähern sich an Füße parallel ausrichten und hüftbreit aufstellen. Ein Knie anheben, mit den Händen umfassen und die Stirn so nah wie möglich in Richtung Knie heranführen. Die Seite wechseln und die Übung wiederholen. Diese Übung könnt ihr vor dem Lernen ausführen. Sie dient dazu, die Aufmerksamkeit zu fokussieren: Vorher ist der turbulente Alltag, den ihr hinter euch lassen sollt, danach folgen wichtige Lerninhalte, auf die ihr euch konzentrieren müsst.

Übung 4: Arme schwingen Füße parallel ausrichten und schulterbreit aufstellen. Den Oberkörper mit Schwung nach rechts und links drehen, die Wirbelsäule befindet sich in einer leichten Rotation und die Arme dabei locker um den Körper „fliegen“ lassen. Der Blick kann entweder nach vorne gerichtet sein oder der Drehbewegung folgen. Diese Übung aus dem Tai Chi und Quigong ist eine Lockerungsübung, die ihr zwischen den Lerneinheiten ausführen könnt.

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HITLER AM LAUFENDEN METER Autor Marlon Schulte suchte auf einem Dortmunder Flohmarkt eine Geschichte. Er fand eine, die überraschte – nämlich die eines Mannes, der an seinem Trödeltisch mit Stücken aus der dunkelsten Zeit der deutschen Vergangenheit handelt. TEXT&FotoMARLON SCHULTE

E

s ist wie ein Gesellschaftsspiel“, sagt Werner Hober*, als er wie üblich auf einem Flohmarkt steht und seine Waren verkauft. Besteck oder Porzellan sucht man auf seinem Trödeltisch vergeblich; Hober verkauft neben alten Bildern auch Überbleibsel aus der NS-Zeit – am laufenden Meter. Obwohl der Flohmarkt heute nicht sonderlich gut besucht ist, stehen immer Menschen vor dem Stand des Trödlers aus dem Ruhrgebiet. Die meisten kaufen nichts. Ihre Gesichter verraten, dass sie wohl eher aus Neugier Halt machen. Viele von ihnen wirken, als könnten sie ihren Augen nicht ganz trauen. Der Trödeltisch des Rentners ist penibel aufgeräumt, und sobald jemand den Artikeln zu nahe kommt, schreitet Hober dazwischen: „Nicht anfassen, sonst gibt’s einen auf die Finger.“ Seine Besitztümer, alte Militär-Anstecker, Münzen oder Fotos, hat er auf einer dunkelblauen Tischdecke drapiert. Von der braunen Vergangenheit, die den Tisch umgibt, kann sie nicht ablenken. Als junger Mann schaffte Hober sein Abitur nicht. Nachdem er bei der Bundeswehr einige Jahre Dienst ableistete,

ging er auf Reisen. Irgendwann packte ihn dann die Sammlerlust. Besonders Münzen hätten es ihm angetan, erzählt Hober. Im Laufe der Jahre brachte er regelmäßig alte Schätze von England nach NRW. Messingstücke und Klapptische bereitete er auf und bot sie anschließend zum Verkauf an. „Ich habe mich nach meiner Rente dazu entschlossen, auf Trödelmärkte zu gehen und weiter zu verkaufen. Wenn ich jetzt Zuhause sitzen würde, stünden neben mir der Kasten Bier und die Tüte Chips. Ich möchte aber raus und noch etwas lernen. Deswegen komme ich hier hin“, sagt der Ruhrgebietler.

„Rechtsextremistische Symbole, wie das Hakenkreuz oder das SS-Logo, müssen abgedeckt oder überklebt werden. Für diejenigen, die sich nicht daran halten, gibt es nur ein Statement: Strafverfolgung“, sagt Polizeisprecher Kim Ben Freigang.

Sind die Symbole verboten oder nicht?

Warum genau Hober Überbleibsel aus der Zeit der Nazi-Diktatur verkauft, erklärt er so: „Ich habe mich nie als Nazi, sondern als geschichtlich Interessierter für diese Dinge begeistert. Außerdem bessert es die Rente etwas auf.“

Im Klartext: Die NS-Symbole müssen unkenntlich gemacht werden. Allerdings ist die Rechtslage strittig. Entsprechende Verfahren, unter anderem eines gegen einen Mann, der alte NS-Münzen im Internet verkaufen wollte – und das durch das Landesgericht Koblenz eingestellt wurde – werden oft nicht lange verfolgt. Auch andere Fälle der Justiz zeigen diesen Verlauf. Was als „Verbreitung“ und was zum Beispiel als „Anpreisung“ gilt, ist nicht klar definiert.

In Paragraph 86 des Strafgesetzbuchs steht „das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen“ unter Strafe. Ob dieses Verbreitungs-Verbot auch den Handel mit den Überresten des Hitler-Regimes umfasst, ist unter Juristen aber umstritten. Die Dortmunder Polizei ist bei diesem Thema eindeutiger:

Hober hat entsprechende Symbole mit Klebeband überdeckt. Den so entstandenen Spielraum nutzen viele Interessierte und Sympathisanten aus. Die Nachfrage regelt das Angebot und Erstere scheint es stetig zu geben. Als lukrativ hätten sich da die alten Pässe amerikanischer Soldaten, seltene Waffenmagazine oder

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SS-Helme erwiesen, so Hober. Billig im Einkauf, wertvoll im Verkauf, sozusagen. Viele seiner Kunden begrüßt Hober an diesem Sonntag mit Handschlag und Namen. Dabei betont er: „Ich habe noch nie etwas an jemanden mit Glatze und Springerstiefeln verkauft. Es ist nicht immer diese braune Brühe.“ Was die Kundschaft mit den alten Sachen macht, wisse er nicht. Wenn er mit seinen Kunden spreche, dann überwiegend über geschichtliche Ereignisse und nicht über Persönliches, sagt er.

Es kommt zu landesweiter Kritik Viele der Flohmarkt-Besucher würden ihn aber auch kritisch beäugen. Es komme schon einmal vor, dass jemand gegen ihn hetze oder einen Kommentar ablasse. Ganz gleich, wie man persönlich Hobers

Handel bewerten mag: Das Geschäft mit den Propaganda-Überbleibseln sorgt auch landesweit immer wieder für Diskussionen. Bereits im Mai 2010 titelte die Wochenzeitung „Die Zeit“ auf ihrem Blog: „Nazi-Müll auf Flohmärkten: Was tun?“ Und die Süddeutsche Zeitung zog im August 2014 nach: „Rentner bietet Nazi-Devotionalien auf Flohmarkt an.“ Einige Marktveranstalter reagierten schnell auf die Ereignisse und ergänzten ihre Marktordnung um ein Handelsverbot mit den alten Gütern. Auch der Veranstalter des Trödelmarktes, auf dem Werner Hober regelmäßig mit geschichtlicher Begeisterung handelt, verbietet den Verkauf. Eigentlich. In der Marktordnung des Betreibers heißt es:

Stichwaffen, sowie Printmedien, die Gewalt, Krieg oder den Nationalsozialismus verherrlichen und/oder fördern.“ Zu einer Stellungnahme, warum trotz des Verbots regelmäßig mit den NS-Resten gehandelt wird, war der Betreiber trotz mehrfacher Nachfrage nicht gewillt. Werner Hober steht schon länger auf dem Dortmunder Flohmarkt und wird es wohl auch weiter tun. Ihm mag das Handeln wie ein Gesellschaftsspiel erscheinen. Spätestens bei der genaueren Betrachtung sieht dann jeder, dass an diesem Sonntag ein einfacher Klebesticker über den freien Verkauf von fragwürdigen Erinnerungsstücken entscheidet. *Richtiger Name der Redaktion bekannt

„Verboten sind: Artikel mit NS-Symbolen (auch überklebt) sowie alle laut Waffengesetz verbotenen Schuss-, Hieb- und

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SAG MAL, PROF Wie entsteht Muskelkater und was kann man dagegen tun? TEXTLUKAS ARNDT FOTOCHRISTIANE REINERT ILLUSTRATIONALINA FUHRMANN

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er einen neuen Sport beginnt oder nach langer Zeit eine Sportart wieder aufnimmt, der kennt ihn als unangenehmen, oft schmerzhaften Begleiter. Was beim Muskelkater passiert, ob er ungesund ist und warum der Schmerz erst nach Stunden kommt, erklärt Professor Lutz Pott, Leiter der Abteilung für Zelluläre Physiologie an der medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Sei es die erste Runde auf Inlinern nach einer langen Winterpause oder eine neue Übung im Fitnessstudio, am nächsten Morgen kommt bei vielen das schmerzhafte Erwachen: Der Muskelkater ist da. Dieser entsteht laut Professor Pott vor allem bei exzentrischen Kontraktionen des Muskels. Dies sind Bewegungen, bei denen der Muskel zwar gedehnt wird, aber trotzdem angespannt bleibt und Kraft auf die Umwelt ausübt. Das passiert zum Beispiel, wenn man langsam eine Hantel absenkt oder eine Treppe hinunter läuft. Insbesondere diese Bewegungen sind sehr strapaziös für die ZScheiben, erklärt Professor Pott. Die Z-Scheiben sind winzige Strukturen in den Muskelfasern, die diese der Länge nach in viele kleine Abschnitte unterteilen. „Wenn ein Muskel stark belastet wird, dann kommt es zu kleinen Verletzungen in dessen Innerem und zwar wesentlich im Bereich dieser Z-Scheiben“, sagt der Wissenschaftler. Dadurch können Körperflüssigkeiten in die Muskelfaser eindringen und viele kleine Entzündungen verursachen. In der Faser befinden sich allerdings gar keine Schmerzrezeptoren, deswegen tut es auch noch nicht während des Sports oder direkt danach weh. Erst wenn die

Flüssigkeiten ausgespült werden, setzen sich die durch die Entzündungen entstandenen Stoffe an die Schmerzrezeptoren der Nerven außerhalb der Muskelfaser. Etwa zwölf Stunden nach dem Sport verursacht dann eben dieser Prozess das steife, häufig schmerzende Gefühl. „Es gibt nur eine Möglichkeit dem vorzubeugen: Man darf den bisher nicht geforderten Muskel nur in dem Rahmen belasten, in dem kein Muskelkater entsteht. Nach meinem Kenntnisstand kann man ihn nicht durch Maßnahmen wie Dehnen oder Stretching verhindern“, sagt Professor Pott. Sein unkomplizierter Rat, wie der Muskelkater zu behandeln ist: die beanspruchten Muskeln einfach schonen und somit den automatischen Reparaturmechanismen in unserem Körper Zeit geben, diese zu heilen. Übrigens: Für den Muskelaufbau ist es vollkommen egal, ob man Muskelkater nach dem Training hat oder nicht. Einzig die Trainingsinhalte und das -pensum sind laut Pott entscheidend. Schädlich ist der Muskelkater auch nicht. Selbst wenn man trotz starker Schmerzen den Muskel noch weiter belastet, muss man keine Angst vor Folgeschäden haben, versichert der Experte. Lediglich die Reparaturmechanismen im Muskel benötigen dann mehr Zeit für die Heilung. Prof. Dr. Lutz Pott leitet die Abteilung für Zelluläre Physiologie an der medizinischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum.



DIE „SPINNER“ VOM HOESCHPARK Stell Dir vor es ist Bundesliga und kaum einer geht hin! Die Baseballer der Dortmund Wanderers müssen um jeden Zuschauer, um jeden Euro und gegen den BVB kämpfen. Geld ist dabei aber längst nicht alles. TEXTHENRIK WITTENBORN FOTOSDANIELA ARNDT&CHRISTIANE REINERT


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ie Wanderers liegen in der Baseball-Bundesliga gegen die Hannover Regents knapp mit 3:4 zurück, als ein Mädchen mit ihrer Mutter den Hoeschpark betritt. „Was machen die Männer da?“, fragt die Kleine mit großen Augen. Ihre Mutter schaut ähnlich skeptisch auf das Feld. Eine Antwort hat sie für ihre Tochter nicht. Keine fünf Minuten später drehen die Wanderers das Spiel gegen Hannover mit einem Homerun, bei dem der Ball aus dem Stadion geschlagen wird. Es ist der Erste an diesem Tag. Mutter und Tochter kriegen davon nichts mit, sie haben sich für das Fußballspiel nebenan entschieden. Dort fragt sich niemand, worüber sich die Männer in den weiten Hosen und roten Hemden gerade so freuen. „Es ist wichtiger, dass wir die richtigen Leute im Stadion haben und nicht möglichst viele“, sagt die Dame an der Kasse fast trotzig. Die Wanderers spielen lieber für ihre Fans als für flüchtige Schaulustige? Zum Heimspiel gegen die Hannover Regents hat sie nur knapp 50 Striche auf die Zuschauerliste gesetzt. Wer es drauf

anlegt, muss keinen Eintritt zahlen. Einige Besucher haben ein Schlupfloch in der Absperrung genutzt. Außerdem ist das Gelände im Hoeschpark zu weitläufig, um es mit Sichtschutzzäunen vollständig blickdicht zu machen. Doch auch auf diesen 0-Euro-Plätzen am Kopfende des Stadions hält sich kaum jemand länger als fünf Minuten auf. Willkommen bei den Wanderers.

Bei den Wanderers ist das Geld knapp Ungefähr 30.000 Euro aus Mitgliedsund Sponsorengeldern hat der BaseballClub im Jahr zur Verfügung, mehr ist nicht drin. „Das ist sehr, sehr eng, aber wir kommen über die Runden“, sagt Geschäftsführer Michael Klute. Zum Vergleich: Der Etat der Fußballer von Borussia Dortmund liegt derzeit bei geschätzt 73 Millionen Euro. Bis 2017 soll er auf 120 Millionen angehoben werden. Mit 30.000 Euro könnte der BVB nicht einmal vier Stunden die Kosten für das Profiteam decken.

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Einen Königsweg für die Zukunft hat Klute noch nicht gefunden. Auch weil sich Erfolg doch nicht immer lohnt: 2012 lief es finanziell vermeintlich ausgesprochen gut für die Wanderers. Die Einnahmen aus Catering, Merchandising und Eintrittsgeldern überstiegen die Steuerfrei-Grenze von 17.500 Euro. Seitdem zahlen die Wanderers Umsatzsteuer. Unter dem Strich blieb kaum mehr übrig als nach einer durchschnittlichen Saison. Daher ist Sparsamkeit bei den Wanderers oberstes Gebot. Klute geht ebenso beispielhaft wie alternativlos voran. Für seine Arbeit als Geschäftsführer bekommt er keinen Cent vom Vereinskonto. Genauso wenig für seine Arbeit als Trainer, Webmaster, Projektleiter und Stadionsprecher. Er ist nur einer von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, ohne die der Verein wohl chancenlos wäre. „Baseball ist ein Sport für Spinner. Da braucht es so viel Idealismus. Ein Heimspieltag dauert von Anfang bis Ende oft zwischen zwölf und 14 Stunden“, sagt Klute. Die Bezeichnung Verein fällt im Hoeschpark eher


selten; eine Familie seien die Wanderers. Fehlende Einnahmen werden an anderer Stelle eingespart: Kinder werden damit gelockt, gefundene Bälle gegen kleine Prämien am Imbisswagen zurückzugeben. Ein Spielball kostet sieben Euro. „Auch diese kleinen Beträge tun uns auf Dauer weh“, sagt Pressewartin Ann-Christin Hoffmann.

Im Monat für 450 Euro Wer bei den Wanderers mitmachen will, darf sich selbst für nichts zu schade sein. Den drei Stunden langen Aufbau der Sichtschutzzäune und Bänke im Stadion erledigt das Bundesliga-Team selbst. Bundesliga, das heißt in Deutschland eine in Nord und Süd geteilte Spielklasse. Erst in den Playoffs treffen die vier besten Mannschaften aus beiden Staffeln aufeinander. Der aktuelle Titelträger kommt übrigens auch aus Nordrhein-Westfalen: Die Solingen Alligators setzten sich 2014 durch. Geld kann in Dortmund kaum 23 leben


jemand mit dem Baseball verdienen. Vor oder nach dem Training geht es zur Arbeit oder an die Uni. Ausgenommen sind die beiden Japaner im Team. Shingo Ono und Keita Komi sind zwei der wenigen Angestellten der Wanderers – für 450 Euro im Monat. Sie leben umsonst in zwei der drei Vereinswohnungen in der Nordstadt, nur ein paar Meter vom Hoeschpark entfernt. Nicht das Geld, sondern die Liebe zu ihrem Sport und die einmalige Erfahrung ließ die Japaner nach Dortmund kommen. Im nächsten Jahr werden sie womöglich von zwei anderen Landsmännern abgelöst. Was nach Saisonende noch so passiert, weiß niemand genau.

Mühsame Sponsorensuche So sehr sich jeder einzelne Wanderer auch reinhängt, ohne Sponsoren geht es nicht. Potenzielle Geldgeber stehen im Hoeschpark nicht Schlange. Die großen Werbeflächen rund um das Spielfeld sind nur spärlich mit Bannern bedeckt. Eine Firma stattet den Club im Gegenzug mit T-Shirts aus, eine andere liefert Getränke. Geld überweisen nur ein Rechtsanwalt und der Inhaber eines Navy-Shops. „Die Unternehmen stehen lieber mit einem

winzigen Logo im BVB-Stadionmagazin, als bei uns Hauptsponsor zu sein“, sagt Hoffmann. Einen Vorwurf will die Pressewartin den Unternehmen der Stadt damit nicht machen. Ein Teil von ihnen würde wahrscheinlich lieber heute als morgen in die Wanderers investieren. Wenn sie denn von ihnen wüssten. „Die Reaktionen auf Baseball in Dortmund sind einfach noch zu häufig: ‚Wie? Das gibt es in unserer Stadt?’“, sagt Hoffmann. Deutschland ist Fußball, Dortmund ist Borussia. Wenn der BVB spielt, ist die Tribüne im Hoeschpark noch leerer. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt der Borsigplatz, Borussias Gründungsstätte. Nach dem Boom in den 80er und 90er Jahren befindet sich der deutsche Baseball in der Abwärtsspirale: Ein kompliziertes und umfangreiches Regelwerk und die 24 leben


nach hinten offene Spieldauer schrecken potenzielle Fans und Nachwuchs ab. TVÜbertragungen gibt es nicht. Doch ohne sie bleibt der Baseball eine Randsportart. Ein in den USA undenkbarer Zustand. Neben Basketball, Eishockey und Football gehört Baseball hier zum „Volkssport“. Nach Angaben der Wanderers gibt es weltweit sogar mehr Baseballer als Fußballer. Auch in Deutschland war der Sport schon lange vor der BaseballBundesliga-Gründung 1984 zumindest bekannt: Das erste offizielle Spiel auf deutschem Boden war eine Showeinlage im Rahmen der Olympischen Spiele 1936. Vor der Rekordkulisse von 100.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion standen sich aber nicht deutsche, sondern zwei US-Teams gegenüber. Etabliert hat sich der Baseball hier nie: Von zwischenzeitlich sechs Vereinen in Dortmund ist nur noch einer übrig. Immerhin wird Baseball auch in Witten, Bochum und Mülheim gespielt. „Da muss man für die gute Sache auch mal das Logo wegwischen und zusammenhalten“, appelliert Klute an die Mitstreiter aus der Region. Ihre Gegner nennen die Wanderers bewusst Mitstreiter, und nicht etwa Konkurrenten. Die Botschaft ist klar: Nur wenn die Baseball-Vereine zusammenarbeiten und sich als Gemeinschaft sehen, besteht eine realistische Chance

auf mehr Aufmerksamkeit für alle. Pläne für gemeinsame Schulprojekte sind längst fertig, bloß die Umsetzung hakt – Zeit und Geld fehlen schlicht. Ein Anfang ist gemacht: Borussia Dortmund hat nach mehreren Anläufen erstmals Interesse an einem gemeinsamen Trainingscamp für Kinder bekundet. Der Traum der Wanderers ist es, Maskottchen Emma schon bald für einen 'First Pitch', den ersten Wurf in einem Spiel, im Hoeschpark begrüßen zu dürfen.

den 70er Jahren. Darin lehnt sich eine Gruppe aufmüpfiger Jugendlicher gegen den Rest der Welt auf und erkennt am Ende, dass der Ernst des Lebens wartet. Im Hoeschpark wird es für die Wanderers jetzt auch wieder ernst. 30 Minuten nach dem Sieg gegen Hannover wartet die nächste Partie, wieder gegen die Gäste aus Niedersachsen. Die Doppelspieltage sollen – na klar! – Kosten sparen.

Ihren Namen haben die Wanderers übrigens aus dem gleichnamigen Film aus

Die regeln auf einen Blick Baseball ist vergleichbar mit Brennball. Es stehen sich zwei Mannschaften mit je neun Spielern gegenüber. Der Werfer (Pitcher) von Team A wirft dem Schlagmann (Batter) von Team B den Ball zu. Dieser versucht an der Homeplate stehend den Ball mit der Keule zu treffen. Im Feld stehen die übrigen Spieler von Team A und versuchen den Schlagmann des Gegners aus dem Spiel zu nehmen. Und das geht so: Trifft der Schlagmann den Ball, lässt er die Keule fallen und läuft zur ersten Base, einem im Boden befestigten „Kissen“. Seine Gegner haben jetzt mehrere Möglichkeiten den Batter aus dem Spiel zu nehmen. Etwa indem sie den Ball direkt aus der Luft fangen, ohne dass dieser den Boden berührt. Oder indem der Ball vor dem Eintreffen des Schlagmannes an der ersten Base ist. Wird der Schlagmann auf seinem Weg zur Base vom Ball berührt, ist er ebenfalls raus. Hat er es an die erste Base geschafft, kommt ein neuer Batter seines Teams auf das Feld.

Der Ablauf wiederholt sich. Sobald ein Spieler auch die zweite und dritte Base erreicht hat und wieder an der Homeplate angekommen ist, erzielt er einen Punkt für sein Team. Das Feldteam hat aber auch die Möglichkeit, den Spieler auf seinem Weg zur Homeplate aus dem Spiel zu nehmen. Bei einem Homerun wird der Ball aus dem Stadion geschlagen. Alle zu diesem Zeitpunkt auf die vier Bases verteilten Angreifer dürfen dann ihre Runde bis zurück zur Homeplate beenden und punkten. Sobald drei Spieler der angreifenden Mannschaft aus dem Spiel sind, darf das andere Team angreifen. Wenn auch hier drei „Aus“ erzielt wurden, ist das Inning beendet. Ein Spiel besteht aus neun Innings. Am Ende entscheidet die Zahl der Punkte. Es gibt kein Unentschieden. Ist der Spielstand nach neun Innings Remis, gibt es ExtraInnings.

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SPRECHSTUNDE 2.0 Das Internet gibt uns das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben: Wir werden sogar zu unseren eigenen Ärzten. Mit Wehwehchen wenden wir uns vertrauensvoll an Dr. Google, der sekundenschnell eine Ursache findet. Doch die Online-Diagnose birgt Risiken. TEXTLARA MERTENSILLUSTRATIONPAYAM BORUMAND

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enig Muskelkraft“ und „lange Gliedmaßen“ tippte Sandra Weber* in die Google-Suchmaske ein. Die Studentin war durch ein Plakat auf eine Erbkrankheit aufmerksam geworden, von der Menschen mit langen Gliedmaßen betroffen sein können. Und tatsächlich bestätigte die Internet-Recherche: Sandras Symptome treffen auf das Marfan-Syndrom zu. „Ich hab gedacht: Oh, Mist, ich hab so die Hälfte der Symptome, mindestens, wenn nicht sogar noch mehr“, erzählt die 19-Jährige. Laut einer Studie des Statistischen Amts der Europäischen Union nutzte 2013 mehr als die Hälfte aller Studenten in Deutschland das Internet, um Gesundheitsinformationen zu recherchieren. 2006 waren es demnach nur 37 Prozent. Das Web ist voll von Gesundheitsportalen und Foren; die Ratgeber-Seite Netdoktor.de registriert 260.000 Besucher pro Tag. Doch immer wieder warnen Experten vor Fehldiagnosen und Panikmache. Eine kurze Recherche bestätigt: Für nahezu jedes Symptom lässt sich im Internet die vermeintlich passende gefährliche Krankheit finden. Dabei kommt es jedoch ganz auf die eigene Wahrnehmung an: Wer „Juckreiz“ in die Suchmaske eingibt, findet zunächst harmlose Ursachen wie trockene Haut oder Lebensmittelunverträglichkeiten.

Nur Panikmache und Fehlalarm? Wer sich damit aber nicht zufrieden gibt und sich weiter durch Foren und Bildergalerien kämpft, dem werden auch die Diagnosen Krätze, Schuppenflechte und Nesselsucht angeboten. Ähnlich breit gefächert sind die Ergebnisse für die Ursachen-Suche nach Kopfschmerzen: Hier finden sich neben Stress und Flüssigkeitsmangel auch Hirntumore und Aneurysmen. Magenschmerzen werden mit gefährlich klingenden Geschwüren und Entzündungen in Verbindung gebracht. Jürgen Margraf, Psychologie-Professor an der Ruhr-Uni Bochum, bestätigt: Es kommt ganz darauf an, wie man selbst die Ergebnisse filtert. Wer schon befürchte, eine schlimme Krankheit zu haben, finde die entsprechende Diagnose auch

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Ein Gesundheitsportal sollte und darf nie den Arztbesuch ersetzen.

online - und verfalle dann möglicherweise in Panik. Er meint: „Das Internet ist ein Verstärker für Krankheitsängste.“ Dies werde oft als „Cyberchondrie“ bezeichnet. Damit ist eine Unterform der Hypochondrie, also der Angst vor Krankheiten, gemeint. Liefen krankheitsängstliche Menschen früher von Arzt zu Arzt, um sich durchchecken zu lassen, klicken sich heute viele von einem Onlineforum zum anderen, erklärt er. Sandra sagt zwar von sich selbst, nicht hypochondrisch veranlagt zu sein. Als sie auf das Marfan-Syndrom stieß, war sie im Grunde sogar froh, eine Ursache für einige ihrer Beschwerden gefunden zu haben. Im ersten Moment war sie von der Diagnose aber doch schockiert. Denn wer von der seltenen Erbkrankheit betroffen ist, hat meist einen Herzklappenfehler, der tödlich sein kann. „Da hatte ich dann echt Schiss vor.“ Also habe sie einen Termin bei einem Spezialisten vereinbart. Die Diagnose war für Sandra nur noch Formsache: „Ich hab wirklich gedacht, ich muss das haben.“ Es seien ein Bluttest, eine Herzklappenuntersuchung und sogar ein Gentest gemacht worden – darauf habe sie bestanden. Das Ergebnis: Alle Tests seien negativ ausgefallen, Sandra hat kein Marfan-Syndrom. Ihre Angst war unbegründet.

„Online-Recherche ist zeitgemäß“ Haben die Kritiker also Recht mit dem Vorwurf, Dr. Google zeige nur Fehldiagnosen an? Nicht unbedingt: Dr. Gudula Berger von der Patientenberatung der Ärztekammer und Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe ist überzeugt: „Je mehr man weiß, desto besser kann man eben auch an einer Therapie mitwirken. Wichtig ist nur, die Grenze zu kennen und zu wissen: Wo informiere ich mich?“ Solange die Online-Recherche 27

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nicht den Arztbesuch ersetzt, kann sie Berger zufolge sehr sinnvoll sein: „Das ist auch heute zeitgemäß, dass man sich über seinen Gesundheitszustand informiert. Man hat ja das Ziel, ein mündiger Patient zu sein.“ Sandra berichtet auch von positiven Erfahrungen. Vor einigen Monaten habe ihr Bruder begonnen, überdurchschnittlich viel Wasser zu trinken und drastisch abzunehmen. Beim Hausarzt habe er kurzfristig keinen Termin bekommen. Also habe Sandras Mutter im Internet recherchiert. Und sei sich bald sicher gewesen: Es kann sich nur um Diabetes handeln. Tatsächlich habe der 13-Jährige zu diesem Zeitpunkt an der Zuckerkrankheit gelitten, sei sogar im Krankenhaus behandelt worden.

Vorsicht bei Behandlungs-Tipps Das bestärkte Sandra in ihrer Überzeugung, vor dem Arztbesuch erst einmal das Internet zu befragen. „Wenn es Kleinigkeiten sind, googel ich eher, weil ich denke, dafür zum Arzt zu gehen, lohnt sich eigentlich nicht.“ Aber sie sagt auch: „Ich merke schon, dass ich mich manchmal darauf verfestige, dass ich denke: ,Ok, ich hab das aber so gelesen, das muss so sein.‘“ Manchmal therapiere sie sich auch selbst mit Behandlungsmethoden, die sie im Internet findet – solange sie diese für harmlos hält. Gegen den Ohrendruck, den sie seit circa zwei Jahren hat, sei sie zum Beispiel mit warmem Olivenöl und Nasenspülungen vorgegangen, bisher ohne Erfolg. Bei Behandlungen ohne Rücksprache mit dem Arzt rät Patientenberaterin Berger zur Vorsicht: Selbst scheinbar harmlose Hausmittel wie Johanniskraut können die Wirksamkeit anderer Medikamente drastisch beeinflussen. Deshalb solle man immer mit einem Arzt sprechen, bevor man ein Symptom selbst behandle.


Auch Julia Zetz, Pressesprecherin von Netdoktor.de, betont: „Ein Gesundheitsportal sollte und darf nie den Arztbesuch ersetzen.“ Darauf weise man auch in jedem Artikel hin. Dennoch müsse man auf einer medizinischen Internetseite alle möglichen Ursachen auflisten, auch wenn sie eher unwahrscheinlich seien und bei Nutzern möglicherweise Ängste schüren könnten.

Vertrauen in Ärzte nicht verlieren Sandra hat sich für ihren Ohrendruck mittlerweile eine neue Diagnose gestellt – mithilfe des Internets: „Jetzt bin ich gerade bei der Theorie, dass es irgendein Pilz ist.“ Solange sie nicht jedem Forumsbeitrag vertraue, sei das Nutzen von Internetforen und Apps kein Problem, sagt Psychologe Margraf. „Wenn Sie das nutzen, um sich gründlich zu informieren und sich beruhigen zu lassen, dann ist das etwas Nützliches.“ Am wichtigsten sei es aber, grundsätzlich auf einen gesunden Lebensstil zu achten und sich nicht zu intensiv mit jedem Wehwehchen zu beschäftigen – und das Vertrauen in die Ärzte nicht ganz zu verlieren. Sandra versucht, beidem skeptisch gegenüberzustehen.

Nicht zu vergessen ist auch: Niemand weiß, wo all die Daten landen, die wir im Internet eingeben. Spätestens seit den Abhörskandalen, die in den vergangenen Monaten ans Licht kamen, sollte man sich das bewusst machen. Laut einer Analyse, die Doktorand Tim Libert von der Annenberg School of Communications in Pennsylvania durchführte, werden im Internet hinterlassene Informationen zu Gesundheitsthemen zum Beispiel gezielt an Werbeanbieter und Datenvermittler weitergegeben. Und wer will schon von irgendeinem Algorithmus mit Krankheiten in Verbindung gebracht werden? *Richtiger Name der Redaktion bekannt

Im Internet finde man sehr viele beunruhigende Diagnosen, Ärzte seien ihr aber oft zu positiv. Wegen ihres Ohrendrucks war sie zum Beispiel bei einem Arzt, der eine Allergie oder Stress als Ursache vermutete. Eine abschließende Diagnose stellte er aber nicht. Sandra sagt: „Da habe ich gedacht: ‚Okay, vielleicht kann ich mich selbst besser diagnostizieren.‘“ Lieber recherchiere sie auf eigene Faust weiter, als sich mit Unklarheit zufrieden zu geben. „Wenn es irgendwo da draußen eine Lösung gibt, dann beruhigt es mich automatisch.“

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HIN UND WEG Er wird für das Fahren von schicken, schnellen Autos bezahlt und kann dabei noch seine Freunde auf der Straße anhupen. Tim Hörster arbeitet als Fahrer und kommt so in Kontakt mit Wagen, von denen man als Student für gewöhnlich nur träumen kann. TEXT&FOTOTILL DÖRKEN

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ie nächste Möglichkeit links abbiegen“, erklingt es aus dem Navi. „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Ein langer Arbeitstag von Tim Hörster neigt sich dem Ende zu. Der 27-Jährige studiert an der Ruhr-Uni Bochum Umwelttechnik und Ressourcenmanagement. Nebenbei arbeitet er als Fahrer. Über eine Ausschreibung des Hochschul-Sozialwerkes kam er an seinen Job bei Drivement. Das Kölner Unternehmen bietet einen Hol-Bring-Service für Autos an. Tim wird zum Beispiel beauftragt, den Wagen eines Kunden in die Werkstatt zu fahren, wenn dieser selbst keine Zeit dazu hat. Je nach Wunsch des Kunden fährt er das Auto dann auch wieder zurück. „Ich habe den chilligsten Job der Welt“, sagt Tim. „Wer gerne Auto fährt, für den ist das der perfekte Job. Mir wird mindestens eine halbstündige Anreise berechnet, danach bekomme ich vom Kunden den Wagen, fahre ihn irgendwo hin und werde dafür bezahlt.“ Die Bezahlung orientiert sich am Mindestlohn: 8,50 Euro verdient er die Stunde. „Das passt aber schon“, sagt er.

„Während ich mit dem Bus oder Zug zur Abholung eines Wagens fahre, kann ich ja machen was ich will.“

ich hupe die dann mal an, wenn ich einen schicken Wagen erwischt hab’ und an ihnen vorbeifahre.“

Ab und zu fährt er auch leistungsstarke Autos: „Das schnellste, was ich bisher hatte, war ein BMW M5. Da hat man dann auch mal ein paar hundert PS.“ Aber schnelle Autos hätten nicht nur Vorteile, erzählt er. „Man fährt dann natürlich gerne mal schneller, tritt auf ’ Gas. Auf der Autobahn ziehe ich dann auch gerne mal 'was höher. Aber meistens orientiere ich mich an der Richtgeschwindigkeit und fahr so 130, 140. Ich werde ja schließlich nach Stunden bezahlt“, berichtet er mit einem Lachen. Seine Freunde darf er auf seinen Touren nicht mitnehmen. „Aber

Da er in Wuppertal wohnt und nach Bochum zur Uni pendelt, arbeitet er hauptsächlich in seiner Heimatstadt, teilweise aber auch in Köln, dem Sitz der Firma. In seltenen Fällen führt ihn sein Nebenjob in entfernte Winkel der Republik und darüber hinaus: „Das Weiteste, was ich gemacht hab, war Kiel. Ich bin aber auch schon mal in die Niederlande gefahren“, erzählt Tim. Viel von den Städten und Ländern sieht er auf seinen Autofahrten aber nicht. Auf der Tour Wuppertal-Kiel-Wuppertal blieb keine Zeit, um sich die Stadt kurz anzugucken. Als er am Ziel angekommen war, wechselte er nur das Auto und musste sofort zurück. Falls während der Fahrten Probleme auftreten oder die Zentrale etwas von ihm braucht, ist er via Freisprechanlage erreichbar. Denn auch er steht in Hauptverkehrszeiten schon mal im Stau: „Beim Autofahren für den Job ist es wie im Privaten. Man hört Radio oder Musik. Etwas Besonderes, um den Stau zu überstehen, gibt es nicht.“


ERNÜNFTIG?

Auch deinem Vorwurf, ich hätte vorschnell und unüb erlegt gehandelt, muss ich Meinung, dass ich eine fun widersprechen. Ich bin de dierte Studienwahl getroff r en habe. Ich habe mich vor weiß, welche Inhalte mich her genau informiert und erwarten. Und du weißt, das s ich praktische Erfahrungen schon mit Berufstätigen un sammle und dass ich d Studenten aus höheren Semestern über das Studiu sprochen habe. Also, was m und die Perspektiven ge willst du mehr? -

SPASS ODER GELD? Als erstes können wir festha lten, dass ich ein Fach studie re, für das ich mich interessie müsste mich durch Physik re. Stell dir vor, ich oder Chemie quälen. Meine Motivation wäre im Keller gleich null. Spaß und Geld und die Erfolgsaussichten mag man gegeneinander ausspielen, sie schließen sic denn, dass ich mit einem Stu h aber nicht aus. Wer sagt dium, das mir Spaß macht , später nicht über die Rund nicht so, dass man gerade en kommen werde? Ist es dann erfolgreich ist, wenn man sich für seine Arbeit int sen Journalisten nicht zwing eressiert? Außerdem müsend beim Radio oder bei de r Zeitung landen. Schau dir an. Da sitzt der Ingenieur neb den öffentlichen Dienst en dem Germanisten und dem Erziehungswissenschaf spielt ihr Studium keine Ro tler. Für die Bezahlung lle. Also, kannst du voraus sagen, wo ich einmal arbeite du mir deine Glaskugel? n werde? Wenn ja, leihst

Ich weiß, du hast mich gew arnt. „Studier‘ etwas Vernü nftiges“, hast du vor einem ich mein Studienfach wähle Jahr zu mir gesagt, als n musste. Bist fast durch die Decke gegangen, als ich mi gegen Jura oder Medizin ent ch für Journalistik und schieden habe. Kunst, ang ewandte Kulturwissenschaf auf Lehramt hast du auch ten, Deutsch und Englisch rigoros abgelehnt. „Komm t nicht in die Tüte“, waren ligst etwas, mit dem du spä deine Worte. „Studier‘ gefälter einen Job bekommst un d viel Geld verdienst.“ Und Mit den Schultern gezuckt was habe ich gemacht? und deine Anweisungen üb er den Haufen geworfen. Jet von dir anhören: „Journalis zt muss ich mir tagtäglich tin ist doch kein Beruf fürs Leben.“ Es gehört wohl zu deinen Aufgaben, in mir Zweifel zu säen. Und was soll ich sag Ich frage mich, ob ich wirklic en? Du hast es geschafft! h das Richtige studiere. We rde ich mit dieser Ausbildung kommen? Wird mir der Job später über die Runden mein Leben lang Spaß ma chen? Lass uns die Dinge ein das machst du doch so ger mal rational betrachten – ne.

TEXTSVENJA KLOOS

Ein Studium wählen, das Sp aß macht. Die leise Stimme im Kopf: „Und deine Zukunf Anfangen zu zweifeln. Einen t?“ Versuch wagen, um aus dem Zwiespalt zwischen Kopf und Bauch herauszukommen. Ei n Brief an den Verstand.

WIE VIEL VERNUNFT IST V


Zwei fe Wenn l im Stud ium? ihr seid, ob ih noch am Hier gib t’s Ra Anfa r euch euch ng t! m TU D it euren für das ri eures St chtig ortm udiu Zwei m und e ihr u wend feln an di Fach en s steht u nte tschi e allg en. A http:/ r: ede nd nich e n m sprec / hpar eine Stud n habt, k t sicher Seid www.tuö tner und ienberat nnt ihr Stud ihr im Stu dortmun Spre ie d d chze ung der Beru nberater ium scho .de/uni/s iten fi fs tu e n ndet tiefu bilder, wa ures Fach weiter f dierende ngen ortge bere / s euc b e ratun ichs z schri ihr m wied h im g/zi tten er i us we ög Seid nteressan licherwei iteren Stu prechen. , ist es sin b/ s i H h t d e nvoll e i r i e w r e e . r er Beisp nv ählen her m e i könn erlauf erw fahrt ihr r, mit de nicht el keinen it den Ra m t . a Vielle rtet u mehr ü hme Ansc gut v b er icht w nd w nbed hluss wend erkra e i i l r n c a d f en g he te n das F dortm . Öffnun t, könnt der Uni g ungen un ach d Vergsze ihr eu zufrie efun adur und.d i t d c e ch d h e n e/un e i/stud und Ans an die ps n oder de n, habt i hr zu prech ycho n Au ieren m sz lo p de/b eratu artner fin gische S ug von Z tu u ng/p d sycho et ihr hie dienbera hause t r logis che/i : http://w ung ndex ww.t u.htm l

DIE MISCHUNG MACHT‘S Ich definiere mich nicht aus schließlich über mein Studiu m. Auf das ganze „Drumher Beispiel mein Nebenfach un um“ kommt es auch an. Da d meine Sprachkenntnisse zu zählen zum . Zugegeben, an Portugies fikationen kann man sich isch muss ich noch arbeite von anderen abheben und n. Mit Zusatzqualiin einem Job, der deiner Me nieren. Ob ein Beruf zu mi inung nach brotlose Kunst r passt, hängt aber nicht nu ist, besser positior von meinen Fähigkeiten könnte die großartigste Ing ab. Auch die Persönlichkei enieurin sein. Wenn mein t mu ss stimmen. Ich potentieller Arbeitgeber un die beste Ausbildung nichts d ich nicht auf einer Wellen . länge sind, hilft mir PILLEN GEGEN ZWEIFEL? Seien wir doch ehrlich. Irg endwie bringst du nicht nu r mich, sondern viele Stude Unsicherheit nicht zum Stu nten zum Zweifeln. Aber geh dium dazu? Es gibt keine Pill ört diese en dagegen. Wichtig ist do es tatsächlich das Studium ch eher der Grund, aus de oder sind es die Rahmenb m wir zweifeln. Ist edingungen? Den Umzug jeder mit links. Wer dann kei von Zuhause in eine große nen Anschluss findet, fühlt Stadt packt nicht sich schnell einsam. Die Un allein, sondern an anderen zufriedenheit liegt also nic Faktoren, die den Studienal ht am Studienfach ltag beeinflussen. Und bitte lieber Verstand, komm doch mal zurück auf den Boden. Die Studienen die Wichtigste in meinem tscheidung ist wichtig, abe Leben? Immerhin kann ich r ist sie wirklich sie rückgängig machen un ziehen ist auch keine Schand d mich umorientieren. Ein e. Denn wo sollten sich jun en Schlussstrich zu ge Menschen sonst auspro die eine oder andere Vorle bieren, wenn nicht im Stu sung nicht so spannend. Ab diu m? Sicher ist er solange die Bilanz stimmt chen. Ich bin noch in der Ori , gibt es keinen Grund, das entierungsphase, muss die Stu dium abzubreVerantwortung für meine den Folgen leben. Klar mö Entscheidung übernehmen. chte ich später gut über die Und ich muss mit Runden kommen. Aber mi Spaß habe. Denn für mich r ist es wichtig, etwas zu ma gibt es im Moment keine sch chen, an dem ich limmere Vorstellung als jed ich das nur bis Freitag?“ ins en Morgen mit dem Gedan Büro zu gehen. ken „Wie schaffe Ob meine Entscheidung rich tig war, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht werde ich ist erlaubt. Also, wie wäre scheitern. Aber auch das es, wenn du mir einfach ver traust? Denn eigentlich sin d wir doch ein Team, oder?


WG-typen d n u -mädchen Essensreste in der Küche oder Notizzettel an der Badezimmertür: In einer Wohngemeinschaft bekommt man eine Lektion in merkwürdigen Angewohnheiten. Autorin Melissa Pfeiffer hat das Mysterium „Mitbewohner“ entschlüsselt und bietet Erste Hilfe für den WG-Alltag. TEXT&FOTOSMELISSA PFEIFFER

Der Reviermarkierer

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er Reviermarkierer ist ein besonders familiärer Mitbewohner-Typ. Er liebt es sich häuslich einzurichten. Und zwar überall! Während der normale Mitbewohner damit vorliebnimmt, seinen eigenen vier Wänden eine persönliche Note zu verleihen, hört die Definition von „eigene vier Wände“ beim Reviermarkierer nicht bei der Zimmertür auf. In der Regel beginnt der Prozess damit, dass der Haustürschlüssel auf dem Küchentisch liegt oder die Jacke auf dem Stuhl. Lappalien, so scheint es. Doch in Wirklichkeit sind es die Vorboten des Reviermarkierers, die das Milieu „Gemeinschaftsraum“ von innen heraus erobern wollen. Bald beschlagnahmt dieser Mitbewohner-Typ alle Lebensräume. In der Küche wird etwa das Gewürzregal umsortiert, Töpfe und Pfannen werden umgeräumt und der Kühlschrank wird neu geordnet. Irgendwann ist man nicht mehr Herr der Lage und verzweifelt an der Suche nach dem Schneebesen.

eingreift, dass sich niemand mehr ohne seine Hilfe zurecht findet. Wer das vermeiden will, sollte möglichst früh zum Gegenschlag ausholen, am besten zunächst auf spielerische Art. Es empfiehlt sich, seine Geldbörse an ungewohnte Orte auszulagern. Im Optimalfall ist der Reviermarkierer irgendwann von der Suche so genervt, dass er sich angewöhnt, sein Privateigentum im Zimmer zu deponieren. Wenn das nicht nützt, müssen härtere Maßnahmen her. Dann heißt es: zurückmarkieren! Wer selbst kreativ wird, was die Anordnung

Bevor man Stunden damit verbringt alle Utensilien im neu gestalteten Küchenumfeld zu finden, ist man gezwungen auf die Hilfe des Reviermarkierers zurückzugreifen. Die Falle schnappt zu. Genau das wollte der Reviermarkierer erreichen. Es muss wohl ein Helfersyndrom zu Grunde liegen. Anders ist es nicht zu erklären, dass er derart in den Allgemeinbereich 32

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der Küchenausrüstung betrifft, kann den Gemeinschaftsraum zurückerobern. Nun ist der Reviermarkierer selbst zu sehr auf Hilfe angewiesen, als dass er sich mit der Erschließung neuer Lebensräume beschäftigen könnte. Doch in all dem Chaos sollte man nicht übersehen, warum man den Reviermarkierer trotz allem gerne um sich hat: Erst mit seinem Dekorationssinn wird aus dem lieblos zusammengewürfelten Mobiliar ein echtes Zuhause.


Der Höflichkeitsüberlasser Der Höflichkeitsüberlasser zählt zu den am meisten missverstandenen Mitbewohner-Typen. Denn wie der Name bereits andeutet, handelt es sich hier um einen besonders zuvorkommenden Wohnungsgenossen. Auch bei Hektik und Stress legt er Wert auf die kleinen Gesten im WG-Alltag. Und diese Gesten sind im wahrsten Sinne des Wortes: klein. Die drei Nudeln, die im Topf liegen gelassen werden, haben einen Symbolcharakter: „Ich habe an dich gedacht.“ Die bloße Angst, man könne denken, der Höflichkeitsüberlasser habe jemandem etwas weggegessen, verstößt gegen sein Verständnis von Miteinander. Deswegen neigt er dazu, aus der letzten Portion die Vorletzte zu machen. Von einer direkten Konfrontation mit dem

Problem ist abzuraten. In keinem Fall sollte man sich auf einen Kampf einlassen und selbst den Höflichkeitsüberlasser mimen. Man kann nur den Kürzeren ziehen. Erstens ist dieser WG-Typ schon seit Jahren in seinem Verhalten geschult. Er besitzt also eine Intuition, Weintrauben so zu essen, dass nur noch eine übrig bleibt. In schlimmster Konsequenz könnte dieser Wettbewerb in einem Minimalismus gipfeln, der zu einer Mangelernährung führt. Zweitens wird der Höflichkeitsüberlasser dieses Verhalten als das interpretieren, was ihn selbst zu diesem Verhalten motiviert: als Höflichkeit. Die Chancen, den Höflichkeitsüberlasser zu belehren, tendieren also gen Null. Um im WG-Alltag mit dem Höflichkeitsüberlasser besser klar zu kommen, bleibt nur, das Kauf- und Kochverhalten auf die Neurosen dieses Mitbewohners einzustel-

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len. Bei Brotaufstrichen aller Art kann es zum Erfolg führen, wenn man von allem Reserven hat. Der Höflichkeitsüberlasser kann nun nach Herzenslust schlemmen, ganz ohne die ständige Sorge, etwas wegzuessen. Ansonsten bleibt einem nur, sich ein bisschen von dem Optimismus des Höflichkeitsüberlassers inspirieren zu lassen. Denn mit ein bisschen Zuversicht ist der letzte Tropfen aus der Ketchup-Flasche genau so viel, wie man gebraucht hat.


Der Prozessoptimierer Der Prozessoptimierer ist ein außergewöhnlich hilfsbereiter Mitbewohner-Typ. Er hat ein Faible für Energiesparlampen und kennt von jedem Lebensmittel die Nährwerttabelle auswendig. Dabei hat der Prozessoptimierer ein Feindbild: verschwendete Ressourcen. Zunächst hält sich dieser Weltverbesserer im Hintergrund auf und analysiert das Handeln seiner Mitbewohner. Nach einer gründlichen Anamnese, sei es beim Kochen oder Putzen, geht der Prozessoptimierer in die Offensive. Mit Hilfe von Post-Its kennzeichnet er alle Missstände in der WG und gibt Hinweise, welche Vorgehensweise angebracht ist. Ignoriert man den Verhaltenskodex des Prozessoptimierers, ist das für ihn ein Anzeichen,

dass du seine Botschaft nicht verstanden hast. Gerne erklärt er dir nochmal persönlich, wie du dank einer ausgefeilten Schneidetechnik mehr aus deinem Butterbrot machen kannst. Falls man in eine WG gezogen ist, um ein autonomes Leben fernab von elterlichen Ratschlägen zu führen, kann der Prozessoptimierer zu einer Geduldsprobe werden. Es gibt aber eine Möglichkeit, wie man von den Life Hacks des Prozessoptimierers verschont bleibt: dumm stellen. Wenn man beim nächsten Mal Abwaschen seinen Blick im Nacken spürt, gelassen bleiben. Man sollte warten, bis der Prozessoptimierer damit beginnt, über die perfekte Wassertemperatur zu referieren. Die Aufgabe ist, zunächst zustimmend zu nicken, um Interesse zu simulieren. Ist der Vortrag beendet, ist der Moment

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gekommen. Ungeschickt probiert man seinen Anweisungen Folge zu leisten und macht dabei so viel falsch wie möglich. Nachdem man unter Beweis gestellt hat, dass einem nicht mehr zu helfen ist, wird dieser Mitbewohner-Typ den Abwasch einfach selbst erledigen. Schließlich ist „Zeit“ für ihn eine wertvolle Ressource, die es vor hoffnungslosen Fällen zu schützen gilt. Wer kein Interesse hat, den FähigkeitsLimbo zu tanzen, um den Prozessoptimierer abzuschütteln, probiert es mit Empathie. Denn in uns allen steckt ein kleiner Perfektionist, der gerne in richtig oder falsch kategorisiert. So kann der Prozessoptimierer uns wenigstens eines lehren: Toleranz.


Das Phantom Das Phantom gehört zu den angenehmeren Mitbewohner-Typen. Es fällt nur dadurch auf, dass es nicht auffällt. Wohnungstüren fallen leise ins Schloss, das Bad ist überraschenderweise besetzt.

anderen Menschen zu haben. Das mag zunächst nur wie ein kleiner Missstand erscheinen. Trotzdem bleiben die Zweifel an den eigenen sozialen Kompetenzen. Hat man etwas Falsches gesagt? Ist man vielleicht nicht genug auf das Phantom zugegangen?

Man muss schon genau hinsehen, um etwas vom Phantom im WG-Alltag mitzubekommen. Denn das Phantom richtet sein Leben so aus, dass es möglichst wenig Berührungspunkte mit anderen hat. Das wird dann zum Problem, wenn man in einer WG lebt, um Kontakt zu

Das Phantom fehlt aber nicht nur als vierter Mitspieler bei einer Runde „Mensch ärgere dich nicht“, sondern auch bei allem, was sonst noch zum Wohnen in einer Gemeinschaft dazugehört. Dieser Mitbewohner-Typ scheint sich selbst mit dem Status „nicht existent“

zu identifizieren. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass er weder für die Haare im Abflusssieb noch für den weggegessenen Erdbeerjoghurt Verantwortung übernimmt. Wer sich nicht damit abfinden kann, nur mit einer Erscheinung von Mitbewohner zusammen zu wohnen, muss nicht unbedingt zum Geisterbeschwörer werden. Da das Phantom ein scheues Wesen ist, sollte man von einer direkten Konfrontation absehen. Ein gut gemeintes „Hallo“ kann dieses Naturell derart erschrecken, dass es das nächste Mal lieber durch das Fenster klettert. Man sollte lieber probieren, es mit Futter zu ködern. Falls es gelingt, das Phantom mit Essensgeruch in die Gemeinschaftsräume zu locken: Ruhe bewahren! Wenn sich das Phantom erst an der Futterstelle niedergelassen hat, ist der richtige Moment gekommen, um die mangelnde Beteiligung am Putzplan anzusprechen. Im besten Fall verbindet die Erscheinung von Mitbewohner den positiven Reiz „Essen“ mit dem eher negativ behafteten Akt der Interaktion. Und sollten trotz Bemühungen alle Sozialisationsversuche scheitern: nicht verzagen! Auch wenn das Phantom vielleicht niemals Anteil haben wird an der Gemeinschaft, einen entscheidenden Anteil übernimmt es doch – und zwar an der Miete.

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Do it yourself: Möbel restaurieren

OPAS HANDWERKSTIPPS

Endlich die erste eigene Wohnung! Nur für eine neue Einrichtung reicht das Geld oft nicht. Da müssen die Kinderzimmermöbel wohl mit umziehen. Gebrauchsspuren? Unübersehbar! Unser Redaktionsopa Werner zeigt, wie ihr eine alte Kommode aufmöbeln könnt. TEXWTSVENJA KLOOS FOTOSDANIELA ARNDT

1 Erster Schliff

2 Fester Stand

„Da die Kommode aus Massivholz ist, bietet es sich an, sie abzuschleifen. Flecken gehen dadurch in der Regel gut weg. Zunächst verwende ich grobes Schmirgelpapier, anschließend gehe ich mit feinerem drüber. Wichtig ist, in Maserungsrichtung zu schleifen, um keine Riefen ins Holz zu reiben. Man kann von der Oberfläche ruhig einiges wegnehmen, bei Massivholz macht das nichts. Tiefe Macken würde ich mit einer Schleifmaschine bearbeiten oder mit Spachtelmasse ausbessern.“

„Die Kommode ist in sich sehr wackelig, also muss sie geleimt werden. Dazu den Leim in die Ritzen füllen und darauf achten, dass er nicht zu dick herausquillt. Wer keine Schraubzwinge zur Hand hat, um die Teile anschließend aneinanderzupressen, kann einen Spanngurt für Lasten verwenden. Nach etwa 20 Minuten ist der Leim getrocknet.“

3 Perfekte Einstellung

„Im Laufe der Zeit verziehen sich die Türen. Mit einem Schraubenzieher kann man sie an den Scharnieren wieder richtig einstellen. Das erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl. Je nachdem, in welche Richtung man die Schraube dreht, kippt die Tür nach oben oder nach unten. “

4 Neuer Glanz

„Wenn die Kommode eine andere Farbe bekommen soll, kann man sie lasieren oder lackieren. Nach der Lasur ist die Maserung noch erkennbar, nach der Lackierung sieht man sie nicht mehr. Vorher muss jedoch eine Grundierung aus dem Baumarkt aufgetragen werden, damit der Anstrich besser haftet. Unsere Kommode soll ihre Farbe behalten, deshalb wachse ich sie. Dafür putze ich sie als erstes mit einem trockenen Lappen ab, um die restlichen Späne vom Schleifen zu entfernen. Das Möbelwachs wird anschließend in kreisenden Bewegungen aufgetragen. Am besten lässt man es über Nacht einwirken und poliert die Kommode zum Schluss noch mit einem Wolllappen. Danach glänzt sie nicht nur, sondern ist auch wasserabweisend. Als Alternative zum Wachs eignet sich mit Terpentin gemischtes Leinöl im Verhältnis 1:3.“

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Unser Redaktionsopa Werner lebt mit seiner Frau Liesel in WittenStockum. In ihrem Wohnzimmer steht ein kleines Tischchen, das die beiden selbst restauriert haben. Als nächstes werden die Hobby-Handwerker die Macken an ihrem alten Küchenschrank ausbessern und ihm einen neuen Anstrich verpassen. Nur antike Möbel lassen sie lieber von den Profis in Stand setzen.


ABGEFAHREN ABGEFAHREN Ihr wollt Kultur, Action und Abenteuer? Wir gehen mit dem NRW-Ticket bis ans Limit und nehmen euch mit auf eine Reise durch das Ruhrgebiet und darüber hinaus. Diesmal: das Voodoo-Museum in Essen. TEXTSOPHIE SCHÄDEL FOTOHENNING CHRISTOPH

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eit Jahrzehnten sammelt Henning Christoph Skulpturen und Geschichten rund um Voodoo. Der 71-Jährige will mit seinem Museum Soul Of Africa diese Religion bekannter machen: „Den meisten ist Voodoo total fremd. Viele sind überrascht von dem, was sie hier sehen, weil sie mit weit verbreiteten Vorurteilen zu mir kommen.“ Wer von Nadeln durchbohrte Puppen sucht, wird eines Besseren belehrt: „Das hat sich Hollywood ausgedacht.“ Stattdessen können Besucher hier im Museum Gottheiten und Bräuche des Voodoo kennenlernen. Auch die Einflüsse der Sklaverei früher und christlicher Missionare heute sind Thema des Museums. Voodoo hat seinen Ursprung in Westafrika rund um den Staat Benin. In ihr spielen Trance und Opfergaben für verschiedene Gottheiten, aber auch der Glaube an Wiedergeburt eine große Rolle. In der Kolonialzeit im 19. Jahrhundert wurden viele ihrer Anhänger als Sklaven verschleppt und brachten Voodoo mit nach Haiti, Brasilien und in die USA. Da sich die Religion überall anders entwickelte und mit anderen Religionen und Kulturen vermischte, sind

die Unterschiede zwischen den Praktiken heute groß. Christoph konzentriert sich in seinem Museum auf den ursprünglichen Voodoo aus Benin. Seine Faszination für Afrika begann schon in der Kindheit. Deshalb hat Christoph Ethnologie studiert und sich den Großteil seines Lebens mit Voodoo beschäftigt. Er selbst praktiziert diesen Glauben nicht, ist aber „akzeptierender und respektierender Beobachter“, wie er sagt. Viele Jahre hat Christoph als Fotojournalist in Westafrika gearbeitet. Einige seiner Bilder sind Teil der Ausstellung. „Mit einem Artikel erreiche ich viele Menschen, aber nach einmal Lesen vergessen sie alles wieder. Die Eindrücke aus meinem Museum vergisst man nie. Hier kann man Voodoo sehen, fühlen, riechen.“ Noch besteht das Museum aus drei Räumen im Erdgeschoss von Christophs Privathaus. Doch in wenigen Monaten steht ein Umzug in ein großes Gebäude an, in dem er auch die Stücke ausstellen kann, die er zurzeit noch lagern muss. Das jetzige Museum ist bis zum Rand gefüllt mit Skulpturen, Bildern, Opferga-

ben und Fundstücken. „Meine Wohnung sieht genauso aus“, sagt Christoph schmunzelnd. Das Soul Of Africa hat monatlich 200 bis 400 Besucher. Die meisten sind Deutsche oder Afrikaner, die hier leben. Bisweilen sind Voodoo-Anhänger darunter, die dort Opfer niederlegen, und Afrikaner, die in Deutschland großgeworden sind und nun „ihre“ Kultur besser kennenlernen wollen. Sogar eine Schamanin des BVB war vor einigen Jahren dort. In Begleitung von vier Hooligans kniete sie am Altar einer Göttin nieder und opferte ihr einen BVB-Schal. Gewonnen hat der BVB damals nicht, aber der Schal liegt bis heute unter den Opfergaben zwischen Fanta-Flaschen, Handcreme und Zigaretten. Opfergaben für Fußballvereine sind häufig, genauso wie die Verfluchung der gegnerischen Mannschaft. Eine Figur mit einem Schloss am Bein soll dafür sorgen, dass der Gegner sich schlechter bewegen kann. Damit die Verbindung zu den Göttern schnell funktioniert, klebt an der Figur ein Funkgerät. Ein Sinnbild dafür, dass Voodoo entgegen der Erwartung vieler eine recht moderne Religion ist, die, wie Christoph sagt, mit der Zeit geht.

Wo? Wann? Wie teuer? Wo? „Soul Of Africa“, Rüttenscheider Straße 26, Essen Wann? donnerstags 14-18 Uhr, freitags 18-22 Uhr, samstags und sonntags 14-18 Uhr Anfahrt? RE1/RE6/RE11 bis Essen Hauptbahnhof, mit U-Bahn/Straßenbahn zur Station „Essen Rüttenscheider Stern“, von dort sechs Minuten Fußweg Wie teuer? Sechs Euro Weitere Infos: soul-of-africa.com

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Hingeschaut Wer Dortmund einmal aus einer anderen Perspektive erleben möchte, kann das bei einer touristischen Bustour tun. Die Aussicht aus dem Doppeldecker bietet einen Blick auf Sehenswürdigkeiten einer Stadt, die eher nicht für Schönheit bekannt ist. TEXT&FotosMelissa Pfeiffer

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ine Busfahrt die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön.“ Ursprünglich wurde mit diesem Volkslied die Schönheit einer Seefahrt besungen. Wer auch immer den Text auf das Busfahren umgeschrieben hat, könnte Gast der Tour durch Dortmund gewesen sein. Denn wenn man erst mal Platz genommen hat im roten Doppeldecker, fühlt man sich ein wenig an alte Klassenfahrten erinnert. Die Bustour führt durch die Besonderheiten einer Stadt, die den meisten nur durch Fußball und Bier bekannt ist. Bevor die Reise losgeht, hat der Reisende die Möglichkeit, zwischen zwei Optionen zu entscheiden: Entweder er genießt die Fahrt am Stück und ist nach circa 100 Minuten wieder am Ausgangspunkt oder er wählt das „HopOn HopOff“-Ticket. Bei dieser zweiten Variante hat man die Chance, an jeder der zwölf Stationen auszusteigen und die Stadt zu Fuß weiter zu erkunden. Im Zweistundentakt kann man mit dem „HopOn HopOff“-Ticket wieder einsteigen und die Tour fortsetzen. Während der Fahrt kann der Gast sich per Audiosystem und Kopfhörer über Fakten und Anekdoten der Stadt Dortmund informieren – und das in zehn verschiedenen Sprachen.

Bei gutem Wetter wird der Doppeldecker zum Cabrio: Bei offenem Dach und im Sonnenschein lohnt sich der Blick auf die Stadt besonders. Manfred Pass meint, dass das auch für eingesessene Dortmunder interessant ist. Er ist einer der Busfahrer und fährt die Route schon seit Jahren. „Trotzdem wird die Fahrt nicht langweilig“, sagt der 66-Jährige. Vor allem der Wandel der Stadt rund um Phönix-West sei interessant. Außerdem sei die Tour auch für die lohnend,

die Freunden von außerhalb die Stadt zeigen wollen. Sein Geheimtipp für den Sommer: der Rombergpark, der zu dieser Jahreszeit mit seiner Blütenpracht beeindruckt. Egal ob man mit dem „HopOn HopOff“-Ticket oder ohne Ausstieg die Fahrt erlebt – wenn man wieder am Hauptbahnhof angekommen ist, hat man das Gefühl, Dortmund besser zu kennen.

Was? Wo? Wann? Wie teuer? Was? Eine Bustour durch Dortmund Wo? Startet am Hauptbahnhof Wann? Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag (10.20 bis 14.20 Uhr im Zweistundentakt), samstags zusätzlich um 16.20 Uhr Wie teuer? 13 Euro ohne Ausstieg, 15 Euro „HopOn HopOff“-Ticket Weitere Infos: cityfahrten.de 38

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Impressum Herausgeber Institut für Journalistik, TU Dortmund Projektleiter Dr. phil. Marco Dohle (ViSdP) Redaktionsleiterin Sigrun Rottmann Redaktion Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund Tel.: 0231/755-7473, post@pflichtlektuere.com Chefin vom Dienst Julia Knübel Redaktionsassistent Christian Kleber Textchef Victor Fritzen Fotoredaktion Daniela Arndt, Christiane Reinert Layout & Grafik Mareike Fangmann, Ramesh Kiani, Anneke Niehues, Martin Schmitz, Stella Venohr, Philipp Ziser Redakteure und Reporter Lukas Arndt, Julian Beyer, Richard Brandt, Till Dörken, Jana Fischer, Lucas Gunkel, Rebecca Hameister, Svenja Kloos, Julia Körner, Lara Mertens, Melissa Pfeiffer, Sophie Schädel, Silas Schefers, Marlon Schulte, Helene Seidenstücker, Carolin West, Henrik Wittenborn, Martina Zagorski, Michael Zdzuj Das Grafikteam dankt ... ... Babsi und Kev Pow für‘s Blankziehen; den externen Beratern für ihre immer freundliche Kritik und die netten Kommentare; Fotografin Alisa Kettner und Bloggerin Vicky Wanka für das coole Festival-Cover-Bild; den „Fancys“ für ihre Spontaneität; dem Mac, der einfach mal so den Geist aufgegeben hat; der Lagerfeuer-Playlist und dem Sommer, der schön brav darauf gewartet hat, dass wir erst unsere Arbeit beenden und ihn dann genießen können. Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Auf dem Brümmer 9 44149 Dortmund

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