pflichtlektüre 04/2014

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pflichtlektüre Studentenmagazin für Dortmund

Titel PINSELSTRICHE GEGEN KREBS Unterzeile

Sam fühlt sich auch ohne Brüste schön

Titel WENN SHREK ROSA IST Unterzeile Nils sieht niemals Grün

042014

Titel Unterzeile

IM FALSCHEN KÖRPER Julia bekennt Farbe


Sudoku

Impressum Herausgeber Institut für Journalistik, TU Dortmund Projektleitung Prof. Dr. Michael Steinbrecher (ViSdP) Redaktionsleitung Sigrun Rottmann Redaktion Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund Tel.: 0231/755-7473, post@pflichtlektuere.com Redaktionsassistent Nils Bickenbach Textchefs Jonas Gnändiger, Julia Knübel Fotoredaktion Stina Berghaus, Thomas Borgböhmer, Miriam Wendland Illustrationen & Zeichnungen Simon Schmitz, Nanna Zimmermann Layout & Grafik Sarah Breidenstein, Alina Fuhrmann, Arne Schleef, Martin Schmitz, Philipp Ziser Redakteure und Reporter Timo Baudzus, Lisa Bents, Julian Beyer, Claudia Brade, Janna Cornelißen, Ricarda Dieckmann, Henrike Fischer, Annika Frank, Kristina Gerstenmaier, Jonas Gnändiger, Alexander Greven, Pierre-Jean Guéno, Rebecca Hameister, Luisa Heß, Johannes Hülstrung, Carolin Imcke, Julia Knübel, Tobias Kreutzer, Stefanie Luthe, Moritz Makulla, Lara Malberger, Katharina Meier, Hendrik Pfeiffer, Philipp Rentsch, Emmanuel Schneider, Alexandra Selzer, Philipp Ziser Die Grafik dankt wigglend... Prof. Dr. Tobias Gostomzyk, Ranja Ristea-Makdisi, der neuen Zeichnerin Nanna Zimmermann, dem Erfinder des Durchhaltevermögens, Vollton- und Abtönfarben, Max Frisch und dem do1-Team für die gelungene Zusammenarbeit. Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Auf dem Brümmer 9 44149 Dortmund

do1-Sondersendung zum Thema „Farbe“

pflichtlektuere @

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* post@pflichtlektuere.com 02

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0231  /  755  -  7473


EINS VORAB

TEXTJOHANNES HÜLSTRUNG ILLUSTRATIONARNE SCHLEEF

Farben sind toll. Deshalb ist die pflichtlektüre nun so bunt wie nie. Für den einen sind alle seine Kleider grün, grün, grün, für den anderen ist rot-weiß nicht nur kulinarisch der Hit. Unser Autor hat vor allem mit einer Farbe ganz spezielle Erfahrungen gemacht.

B

lau ist meine Lieblingsfarbe. Es ist so viel blauer als andere Farben. Keine andere Couleur ist dermaßen vielfältig. Der Himmel, das Meer, die Schlümpfe oder Jenny Elvers auf dem roten Sofa – alle blau. Als einzige Farbe war Blau auf den fast schon fotorealistischen Regenbogen-Zeichnungen aus meiner Kindergartenzeit gleich zwei Mal vertreten (hell- und dunkelblau). Das legendäre Lied „Blue (Da Ba Dee)“ aus den 90er Jahren, herzzerreißend intoniert von einem blauen Alien und niveautechnisch durchaus mit den eben genannten Zeichnungen zu vergleichen, ist der Soundtrack meiner Kindheit. Und dafür, dass Blau zufällig die Vereinsfarbe von Schalke ist, kann es ja nun nichts.

nicht das Blaue vom Himmel lügen: Ich habe selbst schon einmal ... gesehen, wie andere geschwänzt haben. Das gute alte Blaumachen soll den Studierenden aber offensichtlich vermiest werden. Denn dafür, dass es keine allgemeine Anwesenheitspflicht an den Unis gibt, wird diese ganz schön oft kontrolliert. Manchmal arbeiten die Schwänzer-Schnüffler auch noch mit fiesen Tricks. An der Medizinischen Fakultät in Münster etwa wurde die Anwesenheitsliste durch ein elektronisches System mit Chipkarte und tragbarem Scanner ersetzt – Anwesenheit 2.0 anstelle von 2,0 Promille. Doch als Student ist man ja kein Grünschnabel mehr. Statt sich grün und blau zu ärgern, weiß sich der Akademiker von heute zu helfen. Solidarität wurde unter Studenten eben schon immer groß geschrieben. Klar, dass man seinen Kommilitonen nicht hängen lässt, falls dieser Montagmorgen einen wichtigen Termin hat (zum Beispiel ausschlafen), der unglücklicherweise mit einem Seminar kollidiert. Blöd nur, wenn man die Unterschrift des Blaumachers erst noch üben muss – und das mehrere Male auf der Rückseite der Anwesenheitsliste tut. So ist es neulich einem Kommilitonen von mir passiert – eine ziemliche Blaumage. Ob der blauäugige Unterschriften-Fälscher jetzt einen blauen Brief erhält oder noch mal mit einem gleichfarbigen Auge davon kommt? Da müsste ich ins Blaue hinein raten. Der Blaumacher hat immerhin ausreichend Zeit, die neue pflichtlektüre zu lesen.

Natürlich hat Blau auch seine dunkle Seite – dunkelblau sozusagen. Denn blau, blau, blau blüht nicht nur der Enzian, sondern auch der Alkohol. Auf Bollerwagen-Touren am Vatertag, beim Oktoberfest oder in der Kneipe zeigt Blau sein hässliches Gesicht. Für alle, die wissen wollen, wieso man im angetrunkenen Zustand eigentlich blau und nicht etwa orange ist, hat sich unsere Autorin in dieser pflichtlektüre blau, äh, schlau gemacht. Doch bei vielen anderen Ausdrücken tappen wir weiterhin im Dunkel(blaue)n. Macht jemand, der sich betrunken ein wenig ausruht, eine Blaupause? Und was sagt es eigentlich über das Verhältnis zwischen Engländern und Deutschen aus, dass „blue“ im übertragenen Sinne „traurig“ heißt und „blau“ eben „besoffen“? Aber Studenten macht ja nicht nur der Alkohol blau, sie machen es auch selbst – häufig kombinieren sie sogar beides. Ich will 03

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INHALT 02 03 06

REIN IMPRESSUM Hier gibt‘s Sudokus

EINS VORAB Für immer blau

MOMENTE Im Farbrausch

JOB & LEBEN

CAMPUS & WISSEN

FARBEN

10 30 18 ALLE UNIS ECHTE FRAU, BEI ROT 34 FALSCHER KÖRPER 14 GRÜN UND BLAU 20 BITTE FAHREN ROSA, PINK, 23 HELLBLAU SCHWARZE FARBE, ROTE ZAHLEN

Evelyn malt Ameisen

Schminken, shoppen, stylen

GRÜNE NUDELN, GRÜNE WURST

Wie arbeitet ein Food-Stylist?

Wie sieht eigentlich taupe aus?

BLAUMACHEN UNMÖGLICH Anwesenheitspflicht 2.0

Nils hat niemals grünes Licht

Die richtigen Farben für kleine Kinder

ABGEFAHREN Kunst im Gasometer

HINGEHÖRT Bunte Klänge auf dem Juicy Beats

HINGEGANGEN Geh mal wieder an die frische Luft!

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inhalt

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APROPOS... REDEWENDUNGEN

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ar ich Samstag wieder blau! Ein Satz, den jeder schon mal gehört hat. Warum aber blau und nicht pink? Wieso werden wir mit manchen Professoren nicht grün und ärgern uns schwarz über die letzte Klausur? Farben ziehen sich wie ein roter Faden durch viele unserer Redewendungen. Doch bevor es zu bunt wird, kommen wir hier ihrem Ursprung auf die Schliche. TEXTLISA BENTS

Blaumachen Den Wecker klingeln lassen, sich einfach noch einmal umdrehen und Zuhause bleiben. Früher konnten die Mitarbeiter von Textilfabriken das jeden Montag. Um Wolle blau zu färben, musste sie erst in ein zwölfstündiges Farbbad gelegt werden und dann zwölf Stunden an der Luft oxidieren. Da man die Wolle traditionell sonntags badete, durften die fleißigen Arbeiter den Montag blaumachen. Gut vorstellbar, dass der freie Tag für das ein oder andere Bier genutzt wurde, sodass am Ende des Tages nicht nur die Wolle blau war. Blau sein kommt von blau vor den Augen werden, also von einem Rausch oder Ohnmachtsgefühl. Eine zweite, einfachere Erklärung ist die blaue Nase eines Trinkers.

Quelle: Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 1-3. Verlag Herder. Freiburg im Breisgau, 1991/1992.

Auf keinen grünen Zweig kommen Wer auf keinen grünen Zweig kommt, hat keinen Erfolg und kein Glück. Ursprung dieser Redewendung ist ein alter Rechtsbrauch. Der Verkäufer eines Grundstücks schenkte dem Käufer ein Stück Rasen – zusammen mit einem hineingesteckten Zweig. Der Zweig stammte von einem der Bäume, die auf dem gekauften Land standen. Als Sinnbild des Wachsens und Gedeihens sollte er dem neuen Besitzer viel Glück bringen. Ob das Verschenken von grünen Zweigen jedoch der Weg zum Erfolg ist?

Sich schwarz ärgern Sich schwarz ärgern bedeutet ursprünglich, sich – fast – zu Tode zu ärgern. Der Ausdruck stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und bezieht sich auf das dunkle Verfärben von Toten. Zu dieser Zeit war die Beulenpest weit verbreitet. Im Endstadium bedeckte sich der Körper der Sterbenden mit großen schwarzen Flecken. Eine Redewendung mit ernstem Hintergrund, die wir heute für jede Lappalie nutzen. Unsere französischen Nachbarn ärgern sich übrigens rot statt schwarz: Se fâcher tout rouge – eine Anspielung auf das rot anlaufende Gesicht.

Ach du grüne Neune Der rote Faden Man sucht ihn ständig und möchte ihn auf keinen Fall verlieren: den berühmten roten Faden. Den Grundgedanken, der sich als wiederkehrendes Element durch ein Thema zieht. Johann Wolfgang von Goethe erklärt diese Redewendung. In seinem Roman „Wahlverwandtschaften“ beschreibt er einen Brauch, der seit 1776 in der englischen Marine zur Anwendung kommt: Alle Taue und Seile werden mit einem roten Faden verbunden, den man nicht herauswinden kann, ohne dabei alles aufzulösen. In manche Schiffstaue wurde sogar ein roter Faden eingeflochten, so konnte man die Taue eindeutig der englischen Krone zuordnen. 05

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Ein Ausruf des Erschreckens oder der Verwunderung. Doch woher kommt dieser eigenartige, etwas veraltete Ausdruck? Namensgeber ist das alte Berliner Vergnügungslokal „Conventgarden“. Da es in der Blumenstraße 9 lag, sich der Haupteingang jedoch am Grünen Weg befand, wurde es bald in „Die Grüne Neune“ umbenannt. Im späten 19. Jahrhundert galt es als billiges Tanzlokal und wurde oft Stätte von Handgreiflichkeiten. Kein Wunder also, dass das Lokal bei manch einem Berliner Erschrecken hervorrief.



Im Rausch der Farben FotosThomas Borgböhmer, Martin Schmitz & Miriam Wendland

In Gelb, Grün, Blau und Rosa: Die fünf Kilometer beim Color Run sind bunt, laut und verrückt. Impressionen aus Dortmund und Münster.




Schwarze Farbe gegen Rote Zahlen Von der Kunst leben: Das wollen viele und können wenige. Nachwuchskünstler, die sich erfolgreich im Markt etablieren wollen, sind daher entweder auf einen Galeristen angewiesen – oder auf eine originelle Selbstvermarktung. Wenn die funktioniert, führen sogar Ameisenstraßen zum Erfolg, wie eine junge Dortmunder Künstlerin zeigt. TEXTricarda dieckmann Fotosstina berghaus

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iele Menschen ekeln sich vor Ameisen, die Künstlerin Evelyn Bracklow jedoch hat den kleinen Insekten ihren Lebensunterhalt zu verdanken. Längst haben die Ansammlungen von Ameisen, die sie tiefschwarz und lebensecht auf Porzellantassen, -vasen und -zuckerdosen vom Trödelmarkt malt, ihre Fans gefunden. Die sind dann auch dazu bereit, 340 Euro für einen Teller zu zahlen. Erst vor drei Tagen ist eine größere Bestellung in ihrem Shop eingegangen. Mehrere Teller, das sind fast 1000 Euro. Noch immer freut sich die zierliche 27-Jährige und ist zugleich erstaunt. Gerade betupft Evelyn den Hals einer Porzellangans mit kleinen, schwarzen

Farbpunkten – für eine Ausstellung will sie etwas Neues ausprobieren, mal kein Geschirr bemalen. Das Bild, das sie dabei immer vor Augen hat, ist eine sechs Jahre alte Momentaufnahme aus dem Mallorca-Urlaub: Nur ein kurzer Augenblick der Abwesenheit und eine Ameisenstraße erobert ihren Frühstücksteller.

Auf dem Trödemarkt nach Tellern geschaut „Der Anblick hat mich rausgerissen, fasziniert und gepackt“, erzählt Evelyn. Wieder zu Hause angekommen, besorgt sie Porzellanfarbe und hält auf dem Trödelmarkt nach Tellern Ausschau. Stundenlang studiert, skizziert und imitiert die damalige Kunst-Lehramtsstudentin 10 job

die Insekten. Die ersten Teller zeigt sie in der Uni einer Dozentin, doch „da die nichts mit einem Seminar zu tun hatten“, verschwinden sie schnell im Schrank. Das Tageslicht erblicken die Ameisen erst wieder, als sich 2012 in Evelyns Leben viel ändert. Sie wird schwanger, bricht ihr Studium ab und begreift, was sie vom Leben wirklich möchte: Selbstverwirklichung statt Sicherheit. Bestärkt und ermutigt durch ihren Partner traut sie sich als freie Künstlerin mit der Ameisenkunst an die Öffentlichkeit. Mit der ersten Ausstellung im Dortmunder U kommen begeisterte Reaktionen - auch außerhalb des Bekanntenkreises. Evelyns Online-Shop, den sie angelehnt an die Substantivendung für „Vorliebe“


entscheidet, braucht Mut. Denn egal, wie farbenfroh die Projekte auch ausfallen – die Zahlen auf dem Kontoauszug färben sich für viele Künstler schneller rot, als die ersten Werke verkauft sind. Trotzdem kann der Einstieg gelingen, beispielsweise durch eine originelle Idee, die von einer Künstlerin wie Evelyn selbst vermarktet wird. Die Dortmunderin weiß, warum ihre Ameisenstraßen erfolgreich sind: „Das, was ich mache, fällt trotz der Masse an Produkten einfach auf. Da sagen die Leute: ,Geil, sowas hab‘ ich noch nie gesehen.’“

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Der Anblick

hat mich rausgerissen, fasziniert und gepackt.

La Philie nennt, startet vielversprechend, schnell merkt sie: „Das hat Potenzial. Das ist viel mehr als ein ‚Es wäre schön …‘, sondern kann wirklich meine Zukunft sein.“ Danach geht alles ganz schnell. Im August 2013 landet eine Mail in ihrem Postfach. Absender: das ZEITMagazin. „Das war so krass, ich weiß bis heute gar nicht, warum die ausgerechnet auf mich gekommen sind“, sagt Evelyn und lacht. Ihre Arbeit wird als „Entdeckung der Woche“ vorgestellt. Der kurze Text befeuert den kleinen Hype, der um sie entstanden ist.

auf einmal ganz viel über mich geschrieben, insbesondere auf amerikanischen Blogs.“ Die hohen Versandkosten halten die internationalen Interessenten dabei keinesfalls vom Kauf ab: Die meisten von Evelyns Paketen gehen ins europäische Ausland oder in die USA. Einmal hat sie sogar ein komplettes Teeservice von Dortmund aus über den Atlantik geschickt. Der Preis? Vierstellig. Allein eine Zuckerdose kostet 150 Euro.

Die Verkäufe steigen – und durch Evelyns detailverliebt gestaltete Website wird auch das Ausland auf die „hand-painted ants“ aufmerksam. „Anfang 2014 wurde

Hohe Lebenshaltungskosten durch die Selbstständigkeit, viel Konkurrenz und kein festes Gehalt: Wer sich wie Evelyn für ein Leben in der freien Kunst

Selbstvermarktung versus Galerie

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Kunstwerke wie Ameisen-Tassen polarisieren, provozieren und schaffen sich dadurch Aufmerksamkeit – ideale Startbedingungen. Doch was, wenn die Werke eines jungen Künstlers nicht von selbst Aufmerksamkeit erfahren? Wer künstlerisches, aber kein wirtschaftliches Talent besitzt, kann sich beim Verkauf helfen lassen – beispielsweise von Axel Schöber. Der selbstständige Galerist entdeckt Talente, organisiert Ausstellungen in seiner Dortmunder Galerie ARTisotope und ist auf Messen präsent. Außerdem versucht er, Käufer für die Werke seiner Künstler zu finden. Gelingt ihm das, behält er einen Teil der Kaufsumme. „Oberstes Ziel ist es natürlich, seine Künstler in Sammlungen und Museen unterzubringen“, sagt Schöber. Für viele Nachwuchskünstler ist es daher der erste große Karriereschritt, von einem Galeristen vertreten zu werden, denn mit diesem kommt oft die Aufmerksamkeit von Kulturkritikern und Kunstsammlern. Dementsprechend viele der jungen Kreativen begeben sich auf die Suche nach einem Galeristen. „Auf einen Platz gibt es ungefähr 40 Bewerber“, sagt Schöber. Was muss dieser mitbringen, um sein Interesse zu wecken? „Er oder sie muss handwerklich gut sein und es muss eine inhaltliche Übereinstimmung bezüglich der künstlerischen Linie geben. Denn jeder Galerist hat seinen eigenen Geschmack“, erklärt Schöber. Außerdem elementar für eine Zusammenarbeit sei eine Sympathie zwischen Künstler und Galerist.


Tim Wandschneider ist handwerklich gut. Und er ist offen, freundlich und bodenständig. Seine großflächigen Bleistiftzeichnungen hängen in Schöbers Galerie. „Hidden Talents“ heißt die Ausstellung, die mehrere Wochen lang läuft. Der Titel passt, denn Tim ist lange ein unentdecktes Talent geblieben: Nach dem Designstudium an der Fachhochschule Dortmund arbeitete er als Grafikdesigner für Werbeagenturen, bis ihm Ende 2011, mit Mitte 30, die Erkenntnis kommt: „Nur irgendwelche Flyer fürs Deutsche Rote Kreuz zu bauen, das ist keine Erfüllung.“

würde.“ Schöber zeigt Interesse, Tim schreibt kurze Zeit später eine Mail. Seine Zeichnungen kommen gut an und auf einmal hat er einen Galeristen, mit dem er gemeinsam Preise für seine Werke kalkuliert. 1400 Euro pro Bild. Ein Grund, abzuheben? Nein, denn verkauft hat er bis jetzt, einige Monate später, noch kein einziges. Tim muss einsehen, „dass es finanziell einfach nicht klappt. Nur von der Kunst leben, das ist Quatsch.“

Er steigt aus der Werbebranche aus, stellt ein Portfolio aus Bleistiftzeichnungen zusammen und bastelt sich eine Website. Aus dem Bekanntenkreis kommen die ersten Aufträge, alles eher „kleine Sachen“. Schnell wird es finanziell eng. Tim nimmt wieder einige Jobs als Grafikdesigner an. „Aber wirklich nur, weil ich Geld brauchte“, sagt er. Seine Freundin motiviert ihn dazu, sich bei verschiedenen Galeristen vorzustellen. Sie googeln Adressen, fahren quer durch Dortmund.

Er kalkuliert erstmal mit 1400 Euro pro Bild

Wieder als Grafikdesigner zu arbeiten, kann er sich allerdings nicht vorstellen: „Das Zeichnen ist nun mal eine Herzensangelegenheit. Ich möchte nicht mit Mitte 40 in der Kneipe sitzen und meinem besten Kumpel erzählen, dass ich damals etwas Falsches gemacht habe. Wenn ich etwas ändern kann, dann jetzt.“ Tim will weiter zeichnen, seinen Webauftritt professionalisieren, sich bei Galeristen außerhalb von Dortmund vorstellen. Auf die roten Zahlen hat er allerdings schon reagiert. Vor zwei Monaten hat er einen Job angenommen. Tim ist jetzt halbtags Integrationshelfer an einer Schule.

So steht Tim Anfang 2014 auf einmal vor Axel Schöber – ohne Bilder, aber dafür mit dem Satz: „Ich hab‘ da ein PDFPortfolio, das ich Ihnen gerne schicken

Miete, Lebensmittel, Versicherungen – im Gegensatz zu Tim kann Evelyn all das von dem Geld zahlen, das sie als freie Künstlerin verdient. Die 27-Jährige, die

Leben im Hier und Jetzt

Arbeit mit Liebe zum Detail: Die Nachfrage nach Evelyns Ameisen-Kunst ist groß. 12 job

Tim kalkuliert mit 1400 pro Bild, verkauft hat er bislang aber noch keines. gerade ihr zweites Kind erwartet, hat sogar einen Puffer für mehrere Monate angelegt, falls die Nachfrage nach ihren Ameisen abnimmt. Sie weiß: Der Hype um ihr Geschirr kann schneller abklingen, als er aufgekommen ist. Angst vor der Zukunft hat sie keine, Zuversicht hingegen viel. „Irgendwie geht’s immer. Und es ist ja auch schön, nicht zu wissen, was morgen ist“, sagt Evelyn lächelnd, während sie den Pinsel neu ansetzt: Die nächste Ameise für den Lebensunterhalt.

Ameisen fand Autorin Ricarda eigentlich nie wirklich sympathisch. Doch wenn diese beim nächsten Picknick im Park wieder über Decke und Beine krabbeln, wird sie die Insekten mit anderen Augen sehen – und sich an das inspirierende Gespräch mit Evelyn Bracklow erinnern.


SAG MAL, PROF Wie funktionieren Stimmungsringe? TEXT & FOTOPIERRE-JEAN GUÉNO

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anche behalten in jeder Situation ein „Pokerface“, um ihre Laune zu verstecken, andere haben kein Problem damit, ihre Gefühle offen zu zeigen. Stimmungsringe sollen Letzteren ermöglichen, ihre Stimmung schneller zu erkennen und womöglich zu verraten. Sie verfärben sich, erklärt der Hersteller, sodass mit jeder Stimmung eine Farbe verbunden werden kann. Ist der Ringträger gestresst, soll sich das Schmuckstück dunkelrot färben, ist man gerade verliebt, färbt er sich angeblich violett. Esoterische Menschen erklären im Internet diese Verfärbungen mit Zauberei. Die Ringe würden aus dem Seelenstaub der Wunschelfen hergestellt und von ihnen gesteuert.

leküle eine einheitliche Orientierung. Senkrecht zu diesen Ebenen dreht sich die Orientierung der Moleküle kontinuierlich. Betrachtet man einen Molekülstapel, ergibt sich eine Struktur ähnlich einer Wendeltreppe“, so Schmidtke. Die Ganghöhe, also der Abstand der Windungen, ist bei dieser Treppe von großer Bedeutung. Sie nimmt ab, wenn die Temperatur steigt. Schmidtke erklärt weiter: „Wirft man einen Stein in einen Teich, breiten sich Wasserwellen aus. Den Abstand zwischen benachbarten Wellenbergen nennt man die Wellenlänge. Auch Licht breitet sich wellenartig aus und seine Farbe hängt von der Wellenlänge ab. Das Licht, das auf den Ring trifft, ist ein Gemisch aus Licht mit allen möglichen Farben. Für das Licht, dessen Wellenlänge gerade der Ganghöhe der wendeltreppenartig geordneten Moleküle entspricht, wirkt der Flüssigkristall wie ein Spiegel, und der Ring schimmert in der entsprechenden Farbe.“

Die Realität ist allerdings viel pragmatischer: Stimmungsringe haben mehr mit TV-Bildschirmen und Stirnthermometern zu tun, als mit Fantasie und Legenden. Seit Jahrzehnten setzen sie das Verfahren der Thermochromie ein. Wer Altgriechisch gelernt hat, erkennt die Begriffe „thermo“ für warm und „chrom“ für Farbe. Stimmungsringe zeigen also nicht die Laune, sondern die oberflächige Temperatur der Finger des Trägers. Die Ringe enthalten Flüssigkristalle. „Das sind Stoffe, die wirklich flüssig sind aber Eigenschaften von Festkörpern haben. Die Moleküle ordnen sich nach gewissen Richtungen an, wie in Kristallen“, erklärt Dr. Jürgen Schmidtke, Mitarbeiter am Lehrstuhl für physikalische Chemie an der Universität Paderborn.

Deshalb wird der Ring bei niedrigeren Temperaturen rot und bei höheren Temperaturen violett. Der Ring kann auch innerhalb des sichtbaren Spektrums des Lichtes gelb, grün oder blau werden. „Hinsichtlich der Laune würde ich dem Ring nicht vertrauen“, sagt Schmidtke. Allerdings gebe er Informationen über die Hauttemperatur.

Der Begriff „Flüssigkristall“ fasst all diese „flüssigen Festkörper“ zusammen. Sie haben aber ganz unterschiedliche Formen. „Die einfachsten Moleküle sind stäbchenförmig. Auch wenn sie sich in einer Lösung bewegen können, bleiben sie unter gewissen Bedingungen parallel“, sagt Schmidtke. Deshalb gibt es nur wenige Farbveränderungen. Die Flüssigkristalle im Bildschirm einer digitalen Uhr können zum Beispiel nur schwarz oder durchsichtig aussehen.

Um die Laune zu messen, ist der Stimmungsring zu anfällig für äußere Temperatureinflüsse. So können die Umgebungstemperatur oder zum Beispiel Fieber unsere Körpertemperatur beeinflussen. Auch Wut kann eine Verwechselung verursachen, weil durch sie die Körpertemperatur stark zunimmt – und das passiert ebenso, wenn man frisch verliebt ist.

In Stimmungsringen gibt es kompliziertere cholesterinbasierte Moleküle, die so beschaffen sind, dass sie sich bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad verfärben. Dies entspricht den Schwankungen der Hauttemperatur. „In einzelnen Ebenen haben die Mo-

Physiker Dr. Jürgen Schmidtke entwickelt in Paderborn Laser, die cholesterische Flüssigkristalle einsetzen. 31

wissen


do1-Beitrag zum Thema


„Ich bin eine frau“ Julia Röder (19) ist im „falschen“ Körper groß geworden – als Frau im Körper eines Mannes. Nun kämpft sie für sich und andere um Anerkennung und das Gefühl, sich endlich wohlzufühlen. TEXTPeter Luchtenberg & Evgeniya Lukanova InfoboxJIm Daniel Laage FotosPhilipp Rentsch

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ulia sitzt auf ihrem Bett und blickt auf das Foto eines fröhlichen, verkleideten Jungen. Und auf einen, der stolz einen gebauten Schneemann präsentiert. Sie erkennt sich auf all den alten Bildern nicht wieder. Aber sie erinnert sich – an eine Zeit, die „hart, die extrem war“, in der sie mit sich zu kämpfen hatte. Julia ist mit dem Gefühl groß geworden, im „falschen“ Körper zu stecken: Als Frau im Körper eines Mannes. Mit 13 Jahren outete sie sich zunächst als schwul, doch sie wusste, „dass da mehr ist.“ In der Schule wurde sie jahrelang gemobbt, Julia fühlte sich unwohl. Auch durch den DSDS-Auftritt von Lorielle London wurde Julia langsam klar, was der Hintergrund für ihren Leidensdruck ist. „Der Schritt, mich zu meiner wahren Identität zu bekennen, war wichtig“, sagt Julia. Seit eineinhalb Jahren nimmt sie nun Hormontabletten. Ihre Stimme klingt sehr weiblich, der Körper hat sich verändert. „Ich bin eine Frau. Ich bezeichne mich zum Beispiel nicht als

Transfrau.“ Sie ist stolz darauf, endlich weiblicher geworden zu sein. Gerade am Anfang der Hormonbehandlung habe sich ihr Körper stark verändert. Sie berichtet das mit großer Freude. Sie sei froh, die alten Probleme hinter sich gelassen zu haben.

Aktuell möchte sie erst einmal aktiv Farbe bekennen. Sie geht in die Öffentlichkeit und will mitreden. Sie tritt vor Fernsehkameras, unterstützt unter anderem das Projekt „Queerblick“ für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender.

Schminken, shoppen, stylen: All das sind für Julia mittlerweile große Hobbys geworden. Sie probiert sich aus, verändert sich. Sie habe eine Menge nachzuholen, betont sie immer wieder.

Ein Anstoß für eine breitere mediale Aufklärung könne der Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision-Songcontest sein, meint Julia: „Die Aufmerksamkeit ist schön und wichtig, aber leider verschwimmt in der Darstellung und Diskussion viel zu viel. Kaum einer schaut differenziert auf das Thema, viele Begriffe werden durcheinander geworfen. Conchita Wurst zum Beispiel ist eine Figur, er (Tom Neuwirth, Anm. d. Red.) ist nicht transsexuell.“ Deshalb sei auch keine persönliche Situation mit einer anderen vergleichbar. Nichtsdestotrotz erkenne sie „eine leichte positive Tendenz.“

Julia arbeitet derzeit in einem Kindergarten und schmiedet weiter Pläne für die Zukunft. Modedesign interessiert sie sehr. Doch das ist momentan noch ein Traum. Auch der Gedanke, sich einer angleichenden Operation zu unterziehen, spielt eine Rolle in ihrer Zukunftsplanung: „Für mich spielt die Entwicklung meiner weiblichen Brust eine wichtige Rolle. Dann würde ich mich auch noch wohler fühlen. Und dann könnte ich mich auch mit einer OP beschäftigen. Ob das wirklich sein muss, weiß ich auch noch gar nicht“, erzählt Julia. 15

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Zumindest aus der breiten öffentlichen Aufmerksamkeit, die Conchita Wurst bekommt, müsse das Beste herausgeholt werden – „damit das Thema endlich seinen Beigeschmack verliert.“


Mehr Informationen zum Thema Was ist Transsexualität eigentlich? Ein Mensch ist transsexuell, wenn das körperliche Geschlecht und die Geschlechtsidentität nicht übereinstimmen. Das ist der Fall, wenn sich zum Beispiel eine Person in einem männlichen Körper wie eine Frau fühlt. Im Englischen fällt die sprachliche Unterscheidung leichter – da gibt es für das Wort „Geschlecht“ zwei Übersetzungen: „sex“ (das körperliche Geschlecht) und „gender“ (die Geschlechtsidentität). Wieso ist das Wort „transsexuell“ umstritten? Der Begriff zielt nicht auf die sexuelle Orientierung ab – anders als Hetero-, Homo- oder Bisexualität. Oft wird deshalb lieber der Begriff „Transgender“ verwendet, der deutlich weiter gefasst ist als Transsexualität. Er bezieht sich auf jede Art der Abweichung vom traditionellen Geschlechterverständnis.

Was kann man als Transmann/-frau tun, um die eigene Identität annehmen zu können? Zum einen können Hormone und OPs den Körper der eigenen Identität anpassen. Außerdem ist es möglich, den Vornamen und den Personenstand (also das eingetragene Geschlecht) zu ändern. Das alles ist hochkomplex und ein über viele Jahre andauernder Prozess, der sich sehr individuell gestaltet. Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Für die Vornamensänderung muss man sich seit mindestens drei Jahren und mit hoher Wahrscheinlichkeit für immer dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen. Dies soll durch Psychotherapie und mehrere Gutachter festgestellt werden. Wer seinen Personenstand ändern lassen möchte, muss zusätzlich ledig und fortpflanzungsunfähig sein und die „äußeren Geschlechtsmerkmale“ des „anderen Geschlechts“ haben [Transsexuellengesetz §1 und §9].

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Welche Anlaufstellen gibt es in Dortmund? Die Dortmunder Selbsthilfegruppe Lili Marlene betreibt ein gleichnamiges Lokal in Dortmund und organisiert monatliche Treffen. Der Verein Transbekannt bietet wöchentliche Selbsthilfegruppen in Dortmund an. Das Schwulen- und Lesbenzentrum KCR Dortmund richtet sich ebenfalls an Transsexuelle.


Drei Tipps zum Thema: Gebrauchtwagen

OPAS HANDWERKSTIPPS

Unser Redaktionsopa Werner steht euch in kniffligen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Seite. Heute gibt er Tipps zum Gebrauchtwagenkauf. Worauf ist zu achten und was kann man sogar selbst reparieren? TEXTANNIKA FRANK FOTOSTHOMAS BORGBÖHMER

GRÜNES LICHT VOM TÜV „Zunächst ist es natürlich wichtig, dass das Auto durch den TÜV ist. Dann ist man erst einmal auf der sicheren Seite. Außerdem sollte man immer auf eine Probefahrt mit dem neuen Lebensabschnittsgefährt bestehen. Dabei heißt es: Ohren auf! Bei ungewohnten Geräuschen guckt euch Getriebe und Radlager nochmal ganz genau an.“

WERNER SETZT AUF ROT „Ob alte Autos nur was für reine Sammlerherzen sind? Nein! Oldtimer haben auch ihre Vorteile: Man kann nämlich selbst daran rumschrauben. Bei modernen Autos funktioniert fast alles über Elektronik, die oft sogar nur der Hersteller durch spezielle Computerprogramme prüfen kann. Das ist bei den alten Modellen wie meiner roten Ente ja schöner. Die kann man bis ins Kleinste zerlegen.“

NICHT GLEICH SCHWARZ SEHEN „Bei kleinen Beulen in der Karosserie muss man nicht immer zwingend zum Fachmann. Wenn man die betroffene Stelle mit dem Föhn erhitzt, dann wieder in Form bringt und anschließend mit Eisspray behandelt, bleibt einem die eine oder andere hohe Rechnung erspart. Anfängern empfehle ich eine Mietwerkstatt. Da kann man selbst an seinem Wagen rumwerkeln und erhält dazu nicht nur kompetente Hilfestellung, sondern auch das nötige Spezialwerkzeug.“

UNSER REDAKTIONSOPA Werner ist ein echter Autonostalgiker. Seinen ersten Gebrauchtwagen hat er für ein paar hundert Mark erstanden, heutzutage sind die natürlich etwas teurer. Trotzdem kann man gute Schnäppchen machen und mit ein bisschen Geschick sogar selbst zum Schrauber werden. In seiner Garage in Witten werkelt Opa Werner an einer alten Ente.

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ANGRIFF AUF DEN GUTEN GESCHMACK Wer schon einmal mit verbundenen Augen etwas gegessen hat, weiß wie wichtig die Optik dabei ist. Weniger bekannt ist hingegen, dass ein ganzer Berufszweig davon lebt, unseren geistigen Konstrukten vom optisch perfekten Nahrungsmittel gerecht zu werden. TEXTTOBIAS KREUTZER FOTOSTHOMAS BORGBÖHMER

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ai 2010: Der US-amerikanische Ketchup-Riese Heinz plant einen Angriff auf den guten Geschmack der Deutschen. „Ketchup-Attacke“, titelt Sueddeutsche. de. Wenn es nach Heinz geht, soll bald eine grüne Tomatensoße die Fritten der Pommesbuden auch im Ruhrgebiet zieren. Grüner Ketchup, womöglich bald Pommes Grün-Weiß – eine Farce, finden die Deutschen. Der Durchbruch bleibt aus. April 2014: Nach über 90 Jahren Gummibärchengeschichte aus dem Hause Haribo bringt das Unternehmen erstmals blaue Goldbären auf den Markt. Ob das schmecken kann? Die Frankfurter Rundschau wusste immerhin schon zwei Jahre zuvor: „Blaues Essen bleibt meistens liegen. Die Farbe wirkt wie ein Warnsignal und ist appetithemmend.“

Das Aussehen ist uns fast wichtiger als der Geschmack Beide Beispiele zeigen den hohen Stellenwert von Farben in Bezug auf unsere Essgewohnheiten und wie wenig gewillt wir oft sind, uns dabei auf etwas Neues einzulassen. Wie sonst ließe sich erklären, dass deutsche Supermärkte Paprika fast immer nur im ampelfarbenen Dreierpack führen – und das obwohl es sich bei der grünen Variante um nichts ande-

res, als eine zu früh geerntete Frucht handelt. Um es mit Goethe zu sagen: „Essen soll zuerst das Auge erfreuen und dann den Magen.“ Auf diesem Prinzip fußt ein Großteil unserer Lebensmittelwerbung. Essen in Kochbüchern, auf Werbeplakaten und Verpackungsetiketten wird so in Szene gesetzt, dass es unseren – oft nicht gerade realistischen – optischen Vorstellungen entspricht. Udo Einenkel lebt in Berlin und ist Koch und Food Stylist. Er richtet Speisen für Fotos so her, dass sie den Appetit der potentiellen Käufer wecken. Mit seinen Arbeiten hat er es bereits auf das Cover des Tagesspiegel geschafft und ist regelmäßig für eine Vielzahl von Verlagen tätig. „In erster Linie muss es lecker aussehen“, sagt Einenkel. Das weithin verbreitete Gerücht, dass das Essen auf Werbefotos kaum essbar sei, bestätigt er nicht. Er arbeite nur mit echten Lebensmitteln. „Klar ist das nicht immer ganz einfach. Eiscreme zerfließt zum Beispiel sehr schnell und Gemüse verändert sein Aussehen und vertrocknet.“ Dass Werbefotografen deshalb gleich die Schlagsahne durch Rasierschaum ersetzen, hält er für ein Märchen. Um den Erwartungen von Kunden an besonders helle und frische Farben gerecht zu werden, hat er ein paar andere Tricks auf 18 wissen


Lager: „Rhabarber wird beim Einkochen normalerweise grau und verliert seine Farbe. Das sieht dann einfach nicht schön aus. Indem ich Rote Bete-Püree untermische, kann ich die Farbe erhalten.“ Essbar bleibt das kulinarische Fotoobjekt damit allemal. Was Farbgeschmäcker angeht, spricht Einenkel beim Essen wie in der Mode von Trends: „Grünen Ketchup gibt es beispielsweise im Gourmetbereich schon lange. Der Normalverbraucher ist vielleicht erst in zehn Jahren bereit, so eine Umstellung anzunehmen.“ Dieser Meinung ist auch Michael Brauner aus Karlsruhe, der sich in seinem Fotostudio

mit angeschlossener Küche auf Food-Fotografie spezialisiert hat. „Der jeweilige Zeitgeschmack ist sehr wichtig. In den 1980ern hat man Essen vor schwarzem Hintergrund fotografiert, jetzt ist es wieder wesentlich farbiger. Im Moment geht der Trend in Richtung authentisch und rustikal.“ Im Nachhinein bearbeite er seine Fotos kaum. „Für mich bietet sich das selten an. Höchstens Kontrast und Helligkeit variiere ich noch ein bisschen.“

Grüne Weißwurst mit grünem Ketchup?! Food Stylisten und Fotografen wie Einenkel und Brauner arbeiten meistens im Auftrag von Verlagen und Werbeagenturen. Diplomdesignerin Katrin Klunker ist in Dresden bei einer solchen Agentur beschäftigt. Ihr zufolge spielen Farben vor allem eine Rolle, wenn realistisches Fotomaterial auf Verpackungen verwendet wird. „Farben haben sonst eher einen einordnenden Charakter, sie unterscheiden Sorten und Geschmacksrichtungen.“ Aber auch etablierte Markenfarben sind beim Verkauf von Vorteil. „Sicherlich würde man nicht gerade Blau mit Nudeln in Verbindung bringen, aber genau das macht beispielsweise Barilla“, sagt Klunker. Auf der anderen Seite gebe es aber auch Farben, die mitunter zu oft verwendet würden. „Etwas überdehnt ist die typische Farbe, die Bio kommuniziert, nämlich Grün. Alles scheint nur noch natürlich zu sein. Dazu kommen Naturtöne, die gesundes Landleben suggerieren.“

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Auf die Spitze getrieben hat die Sache mit dem Grün nun aber womöglich ein Bayer. Seit kurzem verkauft Werner Gropp aus Unterholzhausen Weißwürste, die er mit einem japanischen Teepulver grün einfärbt. Ob Oberbayern dafür schon bereit ist, das können wohl nur die Oberbayern entscheiden. Vielleicht sollte Gropp aber über eine Kooperation mit Heinz nachdenken. Grün-Grün hätte sicherlich etwas für sich.

Tobias Kreutzer isst eigentlich alles, egal welche Farbe es hat. Im Hofbräuhaus hat ihm aber damals das Bier besser geschmeckt als die weißen (!) Weißwürste.


„DAS LOGO IST SCHRECKLICH“ Mit grünem Ketchup ist die Firma Heinz gescheitert. Das grüne Logo der TU-Dortmund funktioniert hingegen sehr gut. Farbexperte Jörg Winde erklärt, wie Firmen die Wirkung von Farben nutzen. Und warum manche Trendfarbe in der Werbung niemals eine Rolle spielen wird. TEXTCAROLIN IMCKE FOTOSMIRIAM WENDLAND COLLAGEPHILIPP ZISER

Ein riesiger Konferenztisch, Mineralwasser sprudelt in Gläsern. Jörg Winde, Professor für Werbefotografie an der Fachhochschule Dortmund, empfängt mich im Sekretariat. Der Farbexperte soll mir erklären, was es mit der Wirkung von Farben auf sich hat. Mitgebracht habe ich pflichtlektüre-Fotografin Miriam. Als wir Platz nehmen bemerke ich ihn: Da ist ein riesiger, roter Fleck auf meiner Jeans. Marmelade. Ein Überbleibsel meines Frühstücks. Ich schlage die Beine übereinander. Miriam und Professor Winde blicken mich erwartungsvoll an.

Herr Winde, haben Sie eine Lieblingsfarbe? (lacht) Nee, nee. Warum nicht? Weil das so ein komplexes Spiel von Wirkungen und Gefühlen und Verhältnissen ist. Farbe ist für mich so bedeutungsvoll, dass ich das nicht auf ein oder zwei Farben reduzieren kann. Warum werden Farben in der Werbung verwendet? Weil Farben Wirkungen haben. Sie drin-

gen ins Unterbewusstsein des Menschen. Die Menschen, die sich in der Werbung damit beschäftigen, setzen Farben ganz bewusst ein, um bestimmte Dinge in der Psyche des Käufers vorzubereiten. Die Werber fragen sich: Wen möchten wir ansprechen? Und wo wollen wir sie packen? Dann nehmen wir doch zum Beispiel das Logo der Deutschen Bahn.Welche Botschaft soll da vermittelt werden? Bei Rot reden wir über die stärkste Signalfarbe. Das hat


damit zu tun, dass unser Blut und das Feuer rot sind. Rot steht auch für Aktivität, für Bewegung. Das passt natürlich zur Bahn. Die Züge sind aktiv, die fahren schnell, da arbeiten viele Menschen. Es wird also keine Meditationstechnik verkauft. Hier geht es um den Transport von Material und Menschen. In Kombination mit dem Weiß wirkt das Rot nicht so stark, dass es bedrohlich aufgenommen werden könnte. McDonald’s verwendet ebenfalls Rot im Logo, da aber in Kombination mit Gelb. Wie wirken die Farben in dem Fall? Natürlich anders. Wir haben erstmal wieder das warme, aktive Rot in einer sehr großen Fläche. Dann haben wir zusätzlich noch das Gelb in dem stilisierten „M“. Gelb und Rot zusammen lösen ein wohliges Gefühl aus. In Verbindung mit Gelb wirkt Rot hier nicht aggressiv, weil Gelb auch die Farbe der Heiterkeit ist, des Lichtes. Das Weiß bringt ganz sachlich die Information rüber, den Namen. Die Fachhochschulen in Bochum, Dortmund, Düsseldorf haben sich in ihren Logos alle für Orange oder Rot-

Töne entschieden. Die Unis unserer Region nutzen hingegen Blau oder Grün. Warum? Wir müssen ja auch immer die Zeit bedenken, zu denen die Logos entstanden sind. Das Logo der FH Dortmund zum Beispiel ist in den 1990ern entstanden. In der Gestaltung wiederholen sich immer bestimmte Moden. Und Sie wissen vielleicht, dass in den 1970er Jahren Orange, Violett, Braun total beliebte Farben waren. In den 1990ern kam das Orange dann in neuen Kontexten wieder auf. Die Gestalter sagen sich ja nicht: „Für eine Fachhochschule müssen wir jetzt unbedingt Orange nehmen.“ Die Tendenz scheint es aber trotzdem zu geben. Ich fange jetzt mal bei den Universitäten an. Das Grün ist eine kühle Farbe. Es ist ganz klar das Gegenteil zu den Farben Gelb, Rot und Orange. Kühler ist immer sachlicher. Vielleicht benutzt die Uni das ja, um zu zeigen: „Hier wird Forschung gemacht, hier geht es um Wissen, um Theorie.“ Bei Fachhochschulen geht es mehr um das praktisch-angewandte Wissen. Mehr am Leben dran, mehr am Beruf. Ich glaube, da liege ich nicht so falsch.

Unser neues TU Logo haben wir ja noch gar nicht so lange. Eine Verbesserung aus Ihrer Sicht? Ich hatte früher Kontakt zu einem Kollegen von der TU. Zu dem hab ich immer gesagt: „Hör mal, ihr müsst euer Logo ändern. Das ist ja schrecklich!“ Dieses kalte, ernste Blau und dann noch diese geometrischen Kacheln, ohne dass man versteht, warum die da eigentlich sind. Also das war unsympathisch. Als ich das neue Logo dann gesehen habe, dachte ich: „Na endlich.“ Das heißt, die Unis wählen ihre Farben nach dem gleichen Prinzip wie Unternehmen in der freien Wirtschaft? Klar. Wenn das Logo schwarz wäre, würde es ja aussehen wie eine Werbung für ein Beerdigungsinstitut. Würden Sie dann da studieren? Eher nicht. Die Uni Bielefeld nutzt ebenfalls einen Grünton, allerdings einen anderen. Wie unterscheidet sich die Aussage der Uni Bielefeld von der Aussage des TU Logos? Die Uni Bielefeld hat ein Blau-Grün. Der Blauanteil ist hoch, das ist fast schon Petrol. Grün besteht aus Blau und Gelb. Wenn sich der Blauanteil erhöht,


Miriams Kleidung: Schwarz und seriös.

Jörg Winde

überwiegt auch die Wirkung des Blaus. Es wird kühler, seriöser, auch ernster. Das ist deren Aussage: „Wir sind seriös. Wir sind zwar noch emotional, weil wir überhaupt eine Farbe benutzen, aber wir sind sehr seriös.“ Die TU im Vergleich ist ja fast spielerisch. Und die fangen dieses Spielerische in der Farbe wieder durch eine technische Schrift auf. Das, was diese Farbe nicht leisten kann, übernimmt die Schrift.

Was heißt das? Erste Ordnung heißt ungemischte Farben. Wir reden über Blau, Gelb und Rot. Die zweite Ordnung ist dann eben Orange, Grün und Violett. Die dritte Ordnung ist die, wenn noch eine Farbe dazu kommt. Wenn ich noch Schwarz oder Weiß hinzunehme, schwäche ich die Wirkung der Primärfarben enorm ab. Und genau das ist bei Taupefarben der Fall, oder auch bei Mauve. Da Logos aber immer ein Signal aussenden, sind sie immer in Farben der ersten und zweiten Ordnung angelegt. Es ist nicht vorstellbar, dass ein Firmenlogo in einer Farbe der dritten oder vierten Ordnung gehalten ist. Aber jetzt will ich Sie beiden doch auch mal etwas fragen.

Dann würde ich die Sache gerne mal umdrehen. Nehmen wir mal die Trendfarbe „Taupe“… Wie bitte? Taupe! Was ist das? Naja, eine Modefarbe. Die begegnet uns als Kunden gerade überall. Taupe als Nagellack, als Wandfarbe, in der Mode… Jörg Winde öffnet mit seinem Smartphone den Wikipedia- Artikel zu Taupe. Er liest vor: ...bezeichnet eine dunkle, graue Farbe, die mit Farbstich ins Braun und Graue geht. Der Begriff Taupe ist jedoch in der Anwendung unscharf. Mhh... Wie lautet Ihre Frage bitte? Ich kenne kein Unternehmen, das Taupe für sein Logo verwendet. Zu was für einem Unternehmen könnte Taupe passen? Eins vorweg: Diese Logofarben sind in der Regel Farben der ersten oder zweiten Ordnung.

Ja, gern. Was haben Sie beiden sich gedacht, als Sie sich heute früh angezogen haben? Das gehört ja auch zum Thema Farbwirkung. Sie beide nebeneinander, zum Beispiel. Sie sind total unterschiedliche Menschen und Sie unterstützen Ihre Persönlichkeit mit diesen Farben. Jörg Winde wendet sich an Miriam. Warum tragen Sie zum Beispiel schwarz?

Carolins Kleidung: Gekonnter Farbklang.

Miriam: Die Jacke trage ich aber auch privat. Wirklich bunt ziehe ich mich nicht an. Gerne Pastellfarben. Winde: Ich erfahre über Ihre Kleidung total viel über Sie, ohne dass Sie etwas sagen. Und was erfahren Sie über mich? Jörg Winde schiebt seinen Stuhl zurück und mustert mich kurz. Auf jeden Fall, dass Sie sehr dezent auftreten, also nicht laut sind, sondern eher ein stiller Typ. Auf der anderen Seite sind Sie aber auch keine graue Maus. Wenn ich Sie mal mustern darf... Jetzt mal abgesehen von der blauen Jeans, haben Sie einen unheimlich gekonnten Farbklang zwischen dem T-Shirt, der Jacke und dem Schal. Das ist eine relativ leise Kombination. Sie tragen drei verschiedene, gedeckte Farben mit einem hohen Weißanteil. Rot, Grün und Grau. Und wenn ich das mal interpretieren darf, würde ich sagen, dass Sie eine sehr differenzierte Person sind. Das machen Sie unterbewusst, aber Sie machen es. Und die Unternehmen machen das ganz bewusst.

Miriam: Das hat tatsächlich einen Grund. Ich gehe gleich noch Kellnern, da wird uns das vorgeschrieben. Winde: Dann ist das eine Berufscodierung, mit der Sie wahrgenommen werden sollen. Der schwarze, seriöse Kellner. Das ist bis heute noch so.

22 job

Carolin Imcke hat gerade erst ihre Wohnung renoviert und dabei eine Wand Grapefruitpink gestrichen. Der Marmeladenfleck auf ihrer Jeans ließ sich entfernen.


KEINE MACHT DEN FARBEN Die Farben unserer Kleidung verraten, wer wir sind. Babys im rosa Strampler: Mädchen. Und mit blauer Mütze? Jungs. Welche Farben wir männlich und weiblich finden, entscheidet die Modeindustrie. Wie bei Lebensmitteln geht es dabei um viel Geld. TEXTKRISTINA GERSTENMAIER FOTOMIRIAM WENDLAND

E

in Besuch in einem beliebigen Bekleidungsgeschäft: Da hängen sie, die Outfits für Babys und Kleinkinder, fein säuberlich nach Geschlechtern getrennt. Sie sind rosa, lila und pink für Mädchen, blau, grün und orange für Jungs. Geschmückt mit Prinzessin Lillifee, Barbie und Hello Kitty in dem einen, mit Capt’n Sharky, Autos und Baggern im anderen Regal. Rosa gilt als sanft, ja lieblich. Blau und Grün als etwas kälter und härter. Doch diese Bedeutungen hatten die Farben nicht immer. Bis in die 1920er Jahre war es genau umgekehrt: Blau für Mädchen, Rot oder Rosa als Abwandlung davon für Jungs. „Rot stand seit dem Mittelalter für Blut, Stärke und Männlichkeit. Es war die Farbe der Könige und des Militärs“, erklärt die Kulturwissenschaftlerin Uta Gewicke. In ihrer Magisterarbeit hat sie sich unter anderem mit diesem Thema auseinandergesetzt. Damals hatten jedoch nur besser gestellte Familien farbige Kinderkleidung, sagt Gewicke. Bei einfacheren Familien sind Kinder – Jungen und Mädchen gleichermaßen – auf Bildern seit dem Mittelalter fast immer in weißer, manchmal rosafarbener, spitzenbesetzter Kleidung zu sehen. Eine Geschlechtertrennung gab es nicht. Denn das Färben der Kleidung war aufwendig; weiße Babykleidung galt als praktisch, da sie sich leicht kochen und bleichen ließ. Erst nach dem Ersten Weltkrieg sollte Weiß für Jungen zu Blau und für Mädchen zu Rosa werden. Warum, lässt sich nicht eindeutig rekonstruieren.

Eine gängige Theorie, die auch Gewicke vertritt: Die Berufskleidung der Männerwelt, etwa Jeans, der Blaumann oder Matrosenanzüge, war vornehmlich blau. Das übertrug sich dann auf den männlichen Nachwuchs.

Autorin Kristina Gerstenmaier wird selbst bald Mutter. Jetzt überlegt sie, Nähen zu lernen. Denn auch Türkis, Gelb und Dunkelrot sind schöne Farben für Mädchen und Jungen, wie sie findet.

Seitdem habe sich die geschlechtsspezifische Farbzuweisung noch extrem verstärkt, sagt Gewicke. Zu dieser Feststellung kommt auch die Wiener Kommunikationswissenschaftlerin Ulli Weish. „Im heutigen Post-Kapitalismus werden Gebrauchswaren geschlechtlich eingefärbt, um Produkte mehrfach zu verkaufen, zu branden und neue Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und Besitz zu erzeugen“, sagt sie und meint, dass sich die Industrie einen doppelten Absatzmarkt geschaffen hat. Sie kann Bekleidung und Spielzeug an Familien mit weiblichem und männlichem Nachwuchs zweimal verkaufen. Denn wenn die Jungs im Kindergarten dazu gehören wollen, sollten sie dort nicht gerade mit einem pinken Lillifee-Shirt auftauchen.

fentlichen Petitionen und protestieren, wenn die Spielwarenindustrie neue pinke Produkte für Mädchen auf den Markt bringen oder auch in Deutschland ein Barbie Dreamhouse eröffnet werden soll.

Rosa und Blau als Marketingstrategie der Industrie? Das kritisiert auch die 2012 von Journalistinnen, Kulturwissenschaftlerinnen, Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen gegründete Initiative Pinkstinks. Auf ihrer Webseite bezeichnet sie sich als „Kampagne gegen Produkte, Werbeinhalte und Marketingstrategien, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen“. Diese „Pinkifizierung“ treffe Mädchen und Jungen gleichermaßen. Unter dem Motto „Mädchen sein kann man auf viele Weisen“, bloggen und twittern sie, veröf23

leben

Mit der Farbstrategie der Industrie „werden Geschlechterstereotype verstärkt. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem noch nie so viele Frauen so gut ausgebildet und selbst versorgend leben wie heute. Die Spielzeug- und Bekleidungsindustrie setzt sich an die Spitze von alten Rollenmustern“, kritisiert Weish. Erst seit einem knappen Jahrhundert also steht Blau für Jungen und Rosa für Mädchen. Wer sich dem widersetzen will, hat kaum eine Chance: denn Kinderbekleidung zum Beispiel in Türkis, Gelb oder Dunkelrot sucht man vergeblich.


IST DAS KUNST ODER

Für die einen ist Graffiti Kunst, für die anderen nervige Schmiererei ode

legal. Er ist hauptberuflicher Graffiti-Künstler. Um die bunten Farben

Schulze. Er ist Graffiti-Entferner und

TEXT & FOTOS ANNABELL BIA

SPRAY-DAY

W

enn Beni Veltum durch die Straßen in Mülheim läuft, gleitet sein Blick aufmerksam die Fassaden entlang. Dann begegnen ihm Wandflächen, die er gerne mit Leben füllen würde – oder die er bereits lebendig gemacht hat: Mit bunten Lettern und überdimensionalen Motiven. Er will Farbe auf eintönige Fassaden und damit in die tristen Ruhrgebiets-Städte bringen.

Beni ist Graffiti-Künstler. Für ihn ist das nicht nur ein Hobby, sondern Beruf. Mit einem Graffiti-Büro hat er sich 2010 parallel zum Studium selbstständig gemacht

und erledigt seitdem Auftragsarbeiten. Vom Kinderzimmer über Schulwände bis hin zum Industriegebäuden: Benis Werke sind an vielen verschiedenen Wandflächen der Region zu finden. Zu seinen Kunden zählen Behörden, Privatunternehmen oder Imbissbuden. Seine Ideen entwickelt er im kleinen Home-Office in seiner Maisonette-Wohnung. Inspiration für seine Werke findet der 27-Jährige im Internet. Auch wenn er heute komplett legal arbeitet: Seine Wurzeln hat er in der illegalen Szene. Mit 13 erwischte ihn die Polizei

beim Sprayen an einer Autobahn-Brücke. Seine Eltern zogen daraufhin Konsequenzen - doch statt Hausarrest bekam er eine Garagenwand, um sein künstlerisches Talent auf legale Weise auszuprobieren. Die ersten Aufträge von Bekannten folgten. Im Nachhinein findet er diese Graffitis amateurhaft. Vor fünf Jahren begann Beni sein GrafikDesign-Studium an der Fachhochschule Dortmund. Nebenbei weitete er seine Tätigkeit als Auftrags-Sprayer aus, bis die Arbeit das Studium überwog. „Nach und nach kam es dazu, dass ich mich selbst-

do1-Beitrag zum Thema


MUSS DAS WEG?

er gar Sachbeschädigung. Beni Veltum macht die Wände bunt – jedoch

n wieder los zu werden, wählen Betroffene die Nummer von Hanspeter

d kriegt fast jede Wand wieder sauber.

ALAS & SUSANNE HOFFMANN

ständig machte, obwohl ich es mir nie ernsthaft vorgenommen hatte“, erzählt der Graffiti-Künstler. Anfangs malte und studierte er parallel, dann aber stand er vor einer Entscheidung: Das Studium absolvieren oder den Kundenstamm pflegen. Er entschied sich für die zweite Variante. Legales Sprayen hat viele Vorteile im Vergleich zur klassischen Graffiti-Kunst. Beni muss nicht mehr ständig auf der Hut sein, von der Polizei erwischt zu werden. Er hat somit mehr Zeit für sein Werk und auch mehr Licht, weil er tagsüber arbeitet. Außerdem kann er von seiner Kunst leben - sogar sehr gut, wie er sagt. „Ich kann vier Mal im Jahr in den Urlaub fahren und Hund, Katze, Hamster und Tochter finanzieren.“ Kürzlich hat der Graffiti-Künstler in der Nähe seiner Wohnung ein altes Viadukt voller Graffiti-Schmierereien entdeckt. Jetzt hat er sich die Erlaubnis der Stadt geholt, den Wänden seinen eigenen Anstrich zu verpassen. Wie in alten Zeiten kann er hier seiner Kreativität freien Lauf lassen, denn bei Auftragsarbeiten bestimmen die Kunden die Motive. Auch in der Zukunft setzt Beni auf sein Faible zum Malen. Am liebsten würde er das Büro weiter ausbauen, um allen Aufträgen nachkommen zu können. Qualifizierte Mitarbeiter zu finden sei jedoch schwierig. Auch ein zweites Standbein

als Tätowierer könnte er sich vorstellen: „Da ist man nicht so abhängig vom Wetter.“


SAUBERMANN TEXTLISA BENTS FOTOMIRIAM WENDLAND

E

s zischt, qualmt und es ist kaum noch etwas von dem zu verstehen, was Hanspeter Schulze zu erklären versucht. Der 48-Jährige zielt mit seinem Hochdruckreiniger auf eine beschmierte Mauer. Unter dem Heißwasserstrahl lösen sich die Farben langsam und fließen in kleinen Rinnsalen die Wand herunter. Noch nicht ganz zufrieden, stellt Schulze das Gerät ab: Kleine Farbschatten sind noch an den Klinkern zu erkennen. Er kramt in seinem weißen Transporter, tunkt einen großen Pinsel in eine klare Flüssigkeit und beginnt die Wand zu benetzen. Jetzt heißt es warten bis die Chemie wirkt. Seit 15 Jahren sorgt Hanspeter Schulze mit seiner Firma „Cleantechnology“ dafür, dass die Welt im Ruhrgebiet nicht zu bunt wird – und macht damit vielen Sprayern das Leben schwer. Dabei wollte er ursprünglich in eine ganz andere Richtung: Schulze hat an der Ruhr-Universität Bochum Architektur studiert und auch

einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Die beruflichen Aussichten für selbstständige Architekten war schlecht, und so orientierte er sich um. Ende der 1990er war es üblich beschmierte Wände einfach mit Farbe zu übermalen. „Das kann es ja nicht sein“, dachte sich Schulze und wurde einer der ersten GraffitiEntferner in Nordrhein-Westfalen.

„Ein Auftrag ging über fünf Tage“, erinnert sich Schulze, „danach hatte ich eine Sehnenscheidenentzündung“. Stolz blickt er jetzt auf die blanke Klinkerwand: Die Mühe hat sich gelohnt und alle Farbreste sind verschwunden.

„Rot ist am hartnäckigsten“

Als Graffiti-Entferner hat er es meist mit illegalen Schmierereien zu tun. Auf frischer Tat hat Hanspeter Schulze in den 15 Jahren als Graffiti-Entferner noch keinen der Sprayer erwischt. Kunst würde er ihre Werke nicht nennen. „Kunst sind nur zwei bis drei Prozent der Graffitis von Jungs, die es einfach können“, meint Schulze. Die künstlerischen Bilder finde man meist an freigegebenen Stellen. Für Schmierereien hat er kein Verständnis.

Das erforderliche Know-how eignete er sich per „Learning by Doing“ an, wie er selbst sagt . Anfangs arbeitete er mit einem haushaltsüblichen Hochdruckreiniger, heute zieht er eine sehr viel größere Version als Anhänger hinter seinem Auto her. Pumpen und Durchlauferhitzer machen es möglich, 50 Liter Wasser in der Minute zu verarbeiten. Es wird dabei „Silber geht immer runter, rot ist am hartnäckigsten.“ Fünfzehn Quadratmeter ist die Klinkerwand groß. Um diese zu reinigen, braucht er etwa eine Stunde. Den Kunden kostet jeder Quadratmeter 27 Euro. Ein anstrengender Job, denn die Wasserpistole ist aufgrund des hohen Drucks nicht einfach zu halten.

26 job

„Kunst findet man meistens an legalen Stellen“

Erst ein Mal hatte er bei einem Auftrag das Gefühl, ein künstlerisches Werk zu zerstören. Da tat es schon ein wenig weh zu sehen, wie die Farben nach und nach verschwanden, sagt Schulze. Sattgesehen hat er sich an den bunten Farben allerdings noch lange nicht: Ein Graffiti in New York hat ihn so begeistert, dass er es groß auf eine Leinwand gedruckt hat.


BLAUMACHEN UNMÖGLICH Sieben Uhr, der Wecker klingelt. Wirklich aufstehen oder doch noch ein Stündchen weiterschlafen? Als Student hat man hier scheinbar weit mehr Entscheidungsfreiheit als Schulkinder oder Berufstätige. Ist das wirklich so? TEXTANNIKA FRANK

D

idüt“ macht das Gerät, wenn Medizinstudent Alexander an der Uni Münster seine Chipkarte einscannt. Die neueste Form der Anwesenheitsüberprüfung ist einfacher, schneller, vor allem aber unumgänglicher als eine Unterschriftenliste. Bei der medizinischen Fakultät in Münster besitzen die Studenten neben ihrem Studentenausweis auch eine Chipkarte, die mit einem Barcode gekennzeichnet ist. Der Dozent bringt zu jeder Pflichtveranstaltung einen tragbaren Scanner mit. Damit können die angehenden Mediziner ihren Barcode einscannen statt sich auf einer Liste zu verewigen.

STRESSIGE SCHEINBÜROKRATIE ADE Sich von einem Kommilitonen eintragen lassen während man sich selbst nochmal im Bett umdreht? Das klappt dann natürlich nicht mehr. Trotzdem findet Alexander das System super: „Die Chipkarte ist mit dem Stundenplan verknüpft. Dadurch haben sowohl die Studenten als auch die Verwaltung genau im Blick, bei welchen Veranstaltungen man war. So erspart man sich die stressige Scheinbürokratie.“ Von seinen insgesamt wöchentlich 23 Veranstaltungen muss sich der Medizinstudent in diesem Semester bei fünf elektronisch bemerkbar machen. Noch ist das System freiwillig: „Wenn ein Student weiterhin den Unterschriften-

Weg wählen will, kann er das. Dann lässt man sich die regelmäßige Anwesenheit auf dem Schein abzeichnen. Ich kenne aber ehrlich gesagt niemanden, der das macht“.

WIRD DIE TU AUCH ELEKTRONISCH? Ist das nun das zukünftige System für den Hochschulalltag? Laut Unisprecher Martin Rothenberg kommt ein solches Chipkarten-System für die TU Dortmund nicht infrage – „allein schon deshalb, weil keine flächendeckende Anwesenheitspflicht gilt“, sagt Rothenberg. Die dürfte es laut Hochschulrahmengesetz auch gar nicht geben, da sie einen Eingriff in die Studierfreiheit darstellt. Entgegen der Wunschvorstellungen vieler Dozenten liegt eine Anwesenheitspflicht nicht in ihrem eigenen Ermessen und ist vor allem dann unzulässig, wenn das Lernziel auf andere Weise erreicht werden kann – sei es im Selbststudium oder auch in privaten Arbeitsgruppen. Dass Studierende an der TU genau dieses Recht behalten, dafür setzt sich Johannes Bloemeke vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) ein. „Eine Anwesenheitspflicht muss beim Prüfungsausschuss beantragt werden. Dieser prüft den Sachverhalt und entscheidet von Fall zu Fall, ob eine Präsenzpflicht sinnvoll ist“, sagt Bloemeke. Denn trotz der Grundregel des freien Studierens gibt es einige Ausnahmen, die das beliebte Blaumachen verhindern. Sicherheitsbelehrungen oder Laborversuche in der Chemie können schließlich schlecht zu Hause am Schreibtisch erarbeitet werden. Wie immer gibt es aber auch hier Grauzonen. So

begründet die Fakultät für Anglistik und Amerikanistik ihre häufige Anwesenheitspflicht damit, dass zum Spracherwerb der regelmäßige Sprachgebrauch gehöre und dieser nur durch aktive Teilnahme erreicht werden könne. „Wenn es sich aber um ein Seminar in der Germanistik handelt, in dem Goethe gelesen wird, kann niemand die Studierenden dazu zwingen, das nicht selbst zu erarbeiten“, sagt Bloemeke. Für den AStA-Vertreter stellen die Anwesenheitslisten auch ein datenschutzrechtliches Problem dar – vor allem dann, wenn man sich mit Namen und Matrikelnummer eintragen soll. „Der Sinn einer Matrikelnummer ist es, den Studenten zu anonymisieren. Deshalb sind Listen in dieser Form einfach nicht akzeptabel.“ Alexanders Chipkarten-System in Münster umgeht zumindest dieses Problem. Bloemeke wünscht sich eine allgemeine Anwesenheitsordnung, die alle Ausnahmen schriftlich festhält. An dieser könnten und müssten sich sowohl Dozenten als auch Studenten grundsätzlich orientieren. Bis dahin bleibt den TU-Studenten im Falle einer in ihren Augen unzulässigen Anwesenheitsliste nur der Weg zum zentralen Beschwerdemanagement. „In Zusammenarbeit mit diesem konnten wir schon oft eine Änderung bewirken oder zumindest die Auswirkungen mildern, wie z.B. den Ausschluss von einer Prüfung verhindern“, sagt Bloemeke. Dass die Anwesenheitspflicht völlig aus den Hörsälen verschwindet – damit rechnet er nicht. Und so lange gibt es trotz aller „Blaumachfreiheit“ auch weiterhin Veranstaltungen, für die man um sieben Uhr aufstehen muss.



„Ich brauche

Keine Brüste, um eine

Frau zu sein“


Sam Janssens war Model, der Körper ihr Kapital – aber auch nach ihrer Brustkrebsdiagnose steht sie vor der Kamera.

Verrückte Sachen ausprobieren und das Leben genießen: Seit ihrer Brustkrebsdiagnose und der damit verbundenen Amputation beider Brüste lebt Sam Janssens aus Brügge in Belgien viel bewusster. Schon lange wollte das langjährige Model ausprobieren, wie es sich anfühlt, den nackten Körper mit Farben bemalen zu lassen. Ihre Krankheit hält sie davon nicht etwa ab, sondern ermutigt sie sogar dazu. Die Dortmunder Künstlerin Gesine Marwedel bietet Brustkrebspatientinnen therapeutisches Bodypainting an. Wir durften Sam bei diesem Erlebnis begleiten. TEXTJIL FRANGENBERG & ANNA PALM FOTOSMIRIAM WENDLAND

S

am, du bist jetzt 43. Wann hast du die Diagnose bekommen? Ich habe es im April 2012 erfahren. Vorher habe ich über drei Jahre lang einen Knoten in meiner linken Brust gefühlt. Ich habe mir Sorgen gemacht und meinen Arzt immer wieder gefragt, ob das harte Gebilde gefährlich sei. Mein Arzt hat gesagt, der Knoten wäre kein Problem. Er meinte, ich hätte einfach geschwollene Drüsen.

Ich habe schon mit der Diagnose gerechnet. Als ich sie bekam, hatte ich das Gefühl, endlich eine Antwort auf die große Frage bekommen zu haben.

Was ist dann passiert? Schließlich wurde der Brustkrebs dann doch diagnostiziert. Erst habe ich eine Chemotherapie bekommen. Diese hat sämtliche Nebenwirkungen gehabt. Vor allen Dingen vergesse ich seitdem immer noch vieles, was man mir sagt. Nach der Therapie wurden mir beide Brüste amputiert. Ich habe sie nicht modellieren lassen. Ich habe alle drei Monate einen Kontrolltermin und muss regelmäßig Medikamente einnehmen.

Was denn zum Beispiel? Ich war zum Beispiel schon in den spanischen Pyrenäen. Dort habe ich eine Bergtour gemacht, insgesamt bin ich 3466 Meter hoch geklettert. Das Bodypainting ist auch so eine Aktion. Ich habe zwar Erfahrung mit dem Modeln, aber so etwas habe ich vorher noch nie gemacht.

Wie hast du dich gefühlt, als du die Diagnose erhalten hast?

Warst du nicht schockiert? Natürlich ist das heftig. Plötzlich sieht man sich sterben. Aber seitdem lebe ich viel bewusster. Ich sehe die Diagnose als Einladung, das Leben zu leben. Seitdem mache ich verrücktere Dinge als früher.

Warum reizt dich gerade das Bodypainting? Ich möchte ein Zeichen setzen. Mein Statement ist, dass Frauen ohne Brust immer noch Frauen sind. Damit möchte ich auch andere betroffene Patientinnen mo30

leben

Jil und Anna haben sich schon bei „Germany‘s Next Topmodel“ immer begeistert das Bodypainting angeschaut. Wenn sie die Möglichkeit hätten, sich bemalen zu lassen, würden sie ein Tigermotiv wählen. Um sich groß und stark zu fühlen.

tivieren, ein größeres Selbstwertgefühl zu entwickeln. Trotz allem ist der ästhetische Aspekt des Körpers nicht das Wichtigste; das Innere zählt immer am meisten. Wie bist du auf Gesine Marwedels Projekt aufmerksam geworden? Ich habe sie im Internet gefunden und sie direkt angeschrieben. Gesine Marwedel hat sich dann bei mir gemeldet und wir haben ganz spontan einen Termin ausgemacht. Dieses Projekt ist mir die lange Anreise von Brügge nach Dortmund mehr als wert. Du hast erwähnt, dass du gemodelt hast. Wie hat sich dein Beruf entwickelt?


Ich habe schon gemodelt, als ich 15 Jahre alt war. Anfänglich stand ich Kunststudenten in Antwerpen an der Königlichen Akademie für schöne Künste als Model zur Seite. Danach habe ich dies auch für Privatkünstler, also Bildhauer und Fotografen, gemacht. Hauptberuflich bin ich in der PR-Branche tätig, aber ich modele auch heute noch nebenbei. Ich stehe dazu, dass ich keine Brüste mehr habe. Allerdings bin ich zur Zeit von meinem Beruf als PR-Mitarbeiterin befreit, um mich erholen zu können. Gab es mal eine Situation, in der dir deine Amputation besonders unangenehm war?

Als ich am Strand war, habe ich kein Bikinioberteil getragen. Viele Leute haben mich seltsam angeschaut, als ob sich das nicht gehören würde. Aber damit kann ich umgehen.

angenehme Stimme. Außerdem mag ich die Idee, dass das Painting eine vergängliche Sache ist. Ich kann das gut mit meiner Gesundheit vergleichen – auch sie ist vergänglich.

Wie blickst du jetzt in deine Zukunft? Ich weiß, dass der Krebs wiederkommen könnte, aber ich darf meinen Alltag nicht von Angst bestimmen lassen. Ich sehe den Brustkrebs als neuen Lebensanfang. Wie hat sich das Bodypainting angefühlt? Der Pinsel hat sich gut auf der Haut angefühlt, sehr sanft. Gesine ist auch gelassen dabei und hat eine 31

leben

do1-Beitrag zum Thema


EINE FARBE, EIN WORT Wir sehen Farben, hören Musik und schmecken, was wir essen. Den meisten von uns geht es so. Bei rund vier Prozent der Menschen sind die Sinne aber vermischt. Sie riechen Farben, hören Gefühle oder schmecken Geräusche. TU-Student Stephan Wolf* kennt das – er hat Synästhesie. TEXTSTEFANIE LUTHE ILLUSTRATIONSIMON SCHMITZ | HELLO@SIMONSCHMITZ.NET

V

or seinem inneren Auge formen sich Kugeln und Blöcke. Die silbrig schimmernden Konturen bilden ein Netz wie die Maschen eines Zaunes. Stephan Wolf konzentriert sich: „Elektrotechnik“. Was sich dabei in seinem Kopf abspielt, passiert nur wenigen, wenn sie über den Namen ihres Studiengangs nachdenken. Aber Stephan ist Synästhetiker.

erklärt er. Nur bei Städte- oder Ländernamen ist die Färbung losgelöst von ihren ersten Buchstaben. Los Angeles verbindet Stephan zum Beispiel mit einem Orangegelb und Dortmund mit einem metallischen Hellgelb. Wissenschaftler nennen das Graphem-Synästhesie.

Der 21-Jährige mit braunen Locken sieht abstrakte Begriffe und Sätze als Formen. „Ich denke viel in Blöcken und Ebenen. Manchmal sehen die Wörter aber auch aus wie Wolken“, sagt er. Zusätzlich sieht er jeden Buchstaben und jede Zahl in einem bestimmten Farbton. Das A ist für ihn gelb, das V orange, die Drei rot und die Sieben grün. „Wörter nehmen die Farbe ihres Anfangsbuchstabens an“,

„Synästhesie ist die Verknüpfung von Sinneswahrnehmungen“, erklärt Christine Söffing, zweite Vorsitzende der deutschen Synästhesie-Gesellschaft. So löst ein Sinnesreiz bei Synästhetikern mehrere Empfindungen aus.

Mehr als 60 Arten der Synästhesie

Die Graphem-Synästhesie ist die häufigste Form. „Bis jetzt wurden 63 verschiedene Arten der Synästhesie entdeckt“, 32

wissen

sagt Söffing. Mirror-touch-Synästhetiker spüren zum Beispiel Berührungen am eigenen Körper, wenn sie sehen, wie eine andere Person angefasst wird. Die Mischung von Sinnen ist ein Phänomen, keine Krankheit. „Es ist einfach eine Art der Wahrnehmung. Viele Synästhetiker wundern sich, wie die anderen Leute in ihrem Leben zurechtkommen“, sagt Christine Söffing. Die geborene Dortmunderin ist selbst Farbenhörerin und hat außerdem Geschmack- und Geruchsynästhesie: Klänge, Geschmäcke und Gerüche bilden für sie farbige Skulpturen. So fühlt sie mit ihren Fingerspitzen, ob eine Oberfläche zum Beispiel flauschig oder rau ist. Früher gingen Wissenschaftler davon aus, dass nur jeder zweitausendste Mensch ein


Synästhetiker ist. Neue Untersuchungen zeigen allerdings, dass das Phänomen viel häufiger auftritt. „Bis in die 80er haben sich viele nicht getraut, zu verraten, dass sie Synästhesie haben. Es gab zu der Zeit fast keine Forschungen dazu“, sagt Söffing.

Viele halten ihre Wahrnehmung für normal Eine genaue Anzahl der Synästhetiker zu bestimmen ist schwierig. Viele wissen es selbst nicht, denn sie halten ihre Art der Wahrnehmung für normal. „Wir bekommen keine Diagnose vom Arzt gestellt“, sagt Söffing. Einige Synästhetiker finden es erst heraus, wenn sie Artikel über das Thema lesen.

Stephan ist erst vor einem Jahr im Internet auf den Begriff gestoßen. „Ich habe dann festgestellt, dass ich jeder Zahl und jedem Buchstaben eindeutig eine Farbe zuordnen kann“, erinnert er sich. 2003 war er mit seiner Familie in einem holländischen Badeort. Während er sich zwar nicht mehr an den Namen der Stadt erinnern kann, weiß er doch, dass dieser auf ihn immer rot gewirkt hat. Christine Söffing hat im Alter von 19 Jahren erkannt, dass sie anders wahrnimmt. „Eine Freundin hatte sich damals auf ihre Musikaufnahmeprüfung vorbereitet und Blockflöte gespielt. Ich habe ihr zugehört und ihr nachher gesagt, an welchen Stellen sie einen falschen Ton gespielt hat. Ich habe dann nämlich eine andere Farbe gesehen“, erinnert sich die 49-Jährige. Die Freundin habe den Begriff dann in der Musikliteratur gefunden.

Es gibt verschiedene Theorien, wie Synästhesie entsteht. Genau geklärt ist die Ursache für das Phänomen aber nicht. Einige Forscher sagen, es entstehe im limbischen System. Das ist der Teil des Gehirns, der für Emotionen und Triebe zuständig ist. Andere Wissenschaftler meinen, es sei genetisch bedingt. Fakt ist, dass Sinnesvermischungen in Familien gehäuft vorkommen. Während einer Untersuchung hatte bei 42 Prozent der befragten Synästhetiker ein naher Verwandter ebenfalls Synästhesie.

Die Synästhesie liegt in der Familie Stephans Vater ist auch Synästhetiker, allerdings sieht er andere Farben als sein Sohn. Denn synästhetische Wahrnehmungen sind sehr subjektiv. Früher sei man davon ausgegangen, dass die Farbzuordnung immer gleich bleibt, erklärt Söffing. Heute wisse man, dass sie sich zwar verändern könne, der Synästhetiker diese Veränderung aber nicht bemerke. Er könne heute auf die Frage, welche Farbe ein A hat, eine andere Antwort als vor zehn Jahren geben. Dem Synästhetiker werde es aber trotzdem so vorkommen, als habe es schon immer dieselbe Färbung gehabt. Für Stephan hat das Wahrnehmungsphänomen einen Vorteil: „Wörter und Sätze in Formen zu sehen hilft mir, sie besser zu verstehen“, sagt er. *Name geändert

Stefanie Luthe hat noch nie eine Farbe gerochen oder ein Geräusch geschmeckt. Wenn sie es könnte: Sie wüsste am liebsten, wie die Stimmen ihrer Freunde schmecken.

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BEI GRÜN SIEHT ER ROT Nils Voskort leidet an einer Rot-Grün-Sehschwäche – wie fast jeder zehnte Mann in Deutschland. Er kann die Farben schwer auseinanderhalten und nimmt sie teilweise anders wahr. Die Probleme fangen schon morgens vor dem Kleiderschrank an. TEXTTOBIAS KREUTZER ILLUSTRATIONENNANNA ZIMMERMANN & SIMON SCHMITZ | HELLO@SIMONSCHMITZ.NET

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ils Voskort war 13 Jahre alt, als er bei einer Routineuntersuchung beim Augenarzt durch alle Farbtests fiel. Der Arzt lachte und sagte, dass er es noch nie erlebt habe, dass jemand bei dem Test keine einzige Zahl und keinen Buchstaben vor dem gepunkteten Hintergrund richtig erkannt habe. Niemals könne Nils Polizist, Techniker,

Pilot oder Busfahrer werden. „Natürlich war ich erstmal ein bisschen geschockt“, sagt Nils. Heute, mit 19 Jahren, nimmt er die Geschichte mit Humor: „Das hat sich aber recht schnell gelegt. Ich wollte sowieso nie Pilot werden.“ Nils hat eine Rot-Grün-Sehschwäche. Normalsichtige Menschen können die ro34

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ten und grünen Zahlen und Buchstaben auf den Farbtafeln beim Sehtest nämlich in der Regel problemlos erkennen. Kerstin Reischl ist Diplom-Ingenieurin für Augenoptik in Dortmund und hat fast täglich mit Betroffenen zu tun: „Wirkliche Farbenblindheit ist sehr selten, Rot-Grün-Sehschwäche in ihren unterschiedlich starken Ausprägungen


hingegen nicht.“ Sie erklärt, dass das menschliche Auge über zwei verschiedene Arten von Lichtrezeptoren verfügt. Die sogenannten Stäbchen befinden sich in der Netzhaut des Auges und sind für das Schwarz-Weiß-Sehen zuständig. Die Farbwahrnehmung läuft hingegen über die Zapfen. Die befinden sich im inneren Bereich der Netzhaut und sind erst ab einer gewissen Lichtstärke aktiv. „Denn nachts sind ja bekanntlich eh alle Katzen grau“, sagt Reischl.

Sache ist besonders ärgerlich: „Beim Fußballkonsolenspiel FIFA konnte ich nie Mannschaften mit roten Trikots nehmen, weil ich die Spieler auf dem grünen Rasen dann nicht erkannt habe.“ Welch ein Glück, dass über die Schwarz-GelbSehschwäche bisher nichts bekannt ist.

Er studiert Management and Economics an der Ruhr-Universität Bochum. Ob seine Kinder den genetischen Defekt einmal erben werden, kann man nicht sagen. Unwahrscheinlich ist es nicht: „Mein Vater, mein Onkel und mein Opa haben auch eine Rot-Grün-Schwäche.“

Im Unialltag bringt die Rot-GrünSchwäche für Nils hingegen keinerlei Einschränkungen. Ansonsten ist sein Sehvermögen völlig in Ordnung.

Bisher gibt es kaum oder nur unausgereifte Behandlungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel spezielle Farblinsen. Möglicherweise werden in den nächsten Jahren in der Forschung in diesem Bereich Fortschritte gemacht. Schon jetzt befinden sich computergesteuerte Farbkorrekturbrillen in der Testphase.

„Bei Menschen mit Rot-GrünSehschwäche liegt ein Gendefekt vor. Betroffene können Farben oft schlechter auseinanderhalten und sehen Rot zum Beispiel eher als Braun“, so Reischl zu den Ursachen und Auswirkungen der Sehschwäche. Dass Männer fünfmal so häufig betroffen sind wie Frauen hängt damit zusammen, dass die Erbanlagen für die Sehschwäche auf dem X-Chromosom liegen, sagt Reischl. Mit ihrem weiteren X-Chromosom könnten Frauen die Erbkrankheit oft kompensieren, sodass sie sich nicht auswirke. Sei aber das eine männliche X-Chromosom betroffen, so trete die Sehschwäche meist zutage. Eine Kollegin von Reischl erzählt von einem Bekannten, mit dem sie im Kino den Film „Shrek“ ansah. Als in den Outtakes die grüne Hautfarbe des titelgebenden Ogers zur Sprache kam, sah er sie entgeistert an: „Aber der ist doch rosa!“

Keine Probleme im Straßenverkehr Den meisten Menschen macht die Sehschwäche im Alltagsleben kaum ernste Probleme, erklärt Reischl. „Betroffene können zum Beispiel ganz normal am Straßenverkehr teilnehmen. Damit es keine Verwechslungen gibt, ist das Rotlicht bei allen Ampeln dieser Welt immer oben.“ Bei Nils äußert sich die Sehschwäche unter anderem darin, dass er seine Kleidung manchmal schlechter farblich aufeinander abstimmt als andere. Auch die Aufforderung: „Hol mal den grünen Karton aus dem Keller“, bringt nicht immer das gewünschte Resultat. Eine

Shrek in rosa: Für Menschen mit Rot-GrünSehschwäche kann das ein ganz normales Bild sein. 35

wissen


ABgeFAHren ABgeFAHren Der Gasometer in Oberhausen ist gigantisch hoch und bietet viel Raum für komplexe Themen. „Der schöne Schein“ nutzt das und zeigt auf mehreren Etagen Skulpturen, Gemälde und Fotografien in verschiedenen Formen und Farben. TEXTKatharina meier FoTosKatharina meier/ WolFgang VolZ

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chon ganz unten fällt mir auf, dass die Kunstwerke aus unterschiedlichen Epochen stammen. Trotzdem haben sie alle eine Gemeinsamkeit: den Bezug zur Schönheit. Obwohl die Mona Lisa täuschend echt wirkt, ist sie reproduziert – so wie alle anderen Ausstellungsstücke auch. Zu jedem Werk gibt es Informationsschilder über den Künstler und seine Intention. Mein Blick fällt auf ein Gemälde des englischen Malers Sir John Everett Millais. Darauf erkenne ich ein Mädchen, das – umgeben von grünem Dickicht – in einem tiefblauen Bach treibt. Die Augen sind starr in den Himmel gerichtet. Sein leerer Blick, erschreckend leblos, fasziniert mich. Auf dem Infoschild erfahre ich mehr über das Schicksal der jungen Ophelia: Selbstmord aus Liebeskummer. Ein buntes Bild mit einer düsteren Botschaft. Ich sehe es als Symbol für Schönheit im Tod und in der Liebe. Ich gehe weiter, vorbei an Landschaftsbildern, die für den Glanz der Natur stehen. Neben Gemälden einer heilen Welt unter einer strahlenden Sonne entdecke ich Katastrophenbilder mit lodernden Flammen und meterhohen Flutwellen,

die die Macht der Natur verdeutlichen. Oft muss ich genauer hinsehen, um alle Details zu erkennen. Viele Motive, darunter auch religiöse, zeigen nackte Haut und rundliche Frauen – das Schönheitsideal vergangener Zeiten. Auf der zweiten Etage dann der Schockeffekt. Auf einer Fotografie ist ein enthäuteter Mensch abgebildet. Zwar wurde er aus Wachs nachgestellt, doch er wirkt erschreckend echt. Seine einzelnen Blutbahnen sind genau zu erkennen. Ich stelle mehr und mehr fest, dass Schönheit viel mehr bedeutet als idyllische Landschaften oder ein hübsches Gesicht. Apropos hübsches Gesicht: Eine Fotografie der Schauspielerin Greta Garbo zeigt, wie man mit perfekt geformten Gesichtszügen und strahlenden Augen berühmt werden kann. Doch mich ziehen eher die stechend blauen Augen auf einem anderen Foto an. Es wurde 1984 während des Afghanistankrieges aufgenommen und zeigt ein kleines Mädchen. Sein durchdringender Blick drückt für mich gleichzeitig Leid und Lebenskraft aus. In der obersten Etage nehme ich auf einem weichen Kissen Platz und lasse mich auf die schwarz-grauen Effekte 36

raus

der Installation „320°“ Licht ein. Ich habe den Eindruck, dass sich die Wände bewegen. Im Hintergrund höre ich Musik, die hypnotisch wirkt. Auch wenn die Lichtinstallation als das große Highlight der Ausstellung beworben wird: Für mich sind es die Bilder in den Stockwerken darunter, die sie sehenswert macht. Und die Tatsache, dass Schönheit mehr umfasst als ich zunächst dachte. Wir können sie überall finden – ob in der Darstellung freizügiger Menschen, in der Natur, unter unserer Haut oder in den Augen eines Mädchens.

ANFAHRT UND PREIS Ort: Gasometer Oberhausen, Arenastraße 11, 46047 Oberhausen Anfahrt: ERB bis Oberhausen Hbf. Mit SB90/SB91/SB92/SB98 oder 960/966 bis „Neue Mitte“. Von da vier Minuten zu Fuß. Öffnungszeiten: bis 30. Dezember, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Montag nur an Feiertagen und während der Ferien in NRW Eintrittspreis für Studenten: sechs Euro, mit Führung acht Euro


Hingehört Bereits seit 1996 gehört das Juicy Beats im Dortmunder Westfalenpark zum festen Bestandteil des Festivalsommers. Damit die 19. Ausgabe besonders bunt wird, haben die Veranstalter unter anderem den Berliner DJ Alle Farben engagiert. TEXTJohannes Hülstrung FotosKonrad Schmidt/H&H Photographics

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lle Farben alias Frans Zimmer ist einer der angesagtesten Newcomer der deutschen Musikszene. Er verbindet elektronische Musik mit vielen anderen Stilen, sogar mit Klassik. Sein Debütalbum „Synesthesia“ schaffte es bis auf Platz 20 der deutschen Albumcharts. Die erste Single „She Moves (Far Away)“ (feat. Graham Candy) erreichte sogar die Top Ten und läuft auf Dauerrotation im Radio. Gleichzeitig tourt er als DJ durchs Land und legt auch die Lieder anderer Interpreten auf. Sein musikalisches Erfolgsgeheimnis beschreibt er so: „Ich versuche immer, in meinen Sets Geschichten zu erzählen, denen die Leute folgen können. Wichtig ist, nicht nur Hits zu spielen, sondern auch Höhen und Tiefen in ein Set einzubauen. Zwei Stunden durchfeiern kann man nicht, da muss man Höhepunkte schaffen, die dann auch umso mehr als solche wahrgenommen werden.“ Am 26. Juli tritt Alle Farben zum ersten Mal beim Juicy Beats auf. „Das Juicy Beats hat einen ganz besonderen Platz in der deutschen Festival-Landschaft“, sagt der DJ. In Dortmund war der Berliner noch nie. „Ich freue mich sehr darauf,

was diese spannende Stadt alles zu bieten hat“, sagt er. Andere Künstler haben schon mehr Erfahrung mit dem Dortmunder Elektro-Festival. Boys Noize, Frittenbude und Egotronic waren dort alle schon zu Gast. Gemeinsam mit Alligatoah, Milky Chance und Weekend sind sie auf der Hauptbühne als Top-Acts eingeplant. Auf über 20 Bühnen und Floors treten in diesem Jahr insgesamt 150 Künstler auf – an einem einzigen Tag von zwölf Uhr mittags bis vier Uhr nachts. „Manch anderes Festival braucht drei Tage für das, was wir in 16 Stunden abfeuern“, sagt Martin Juhls, Sprecher des Festivals. 37

raus

„Das Programm ist in diesem Jahr so bunt wie noch nie“, sagt Juhls – und meint damit nicht nur den Auftritt von Alle Farben. Der Musikmix reiche von Electro, House und Techno über Hip-Hop, Dubstep und Drum’n’Bass bis hin zu Reggae, Funk und Soul. Die Silent Disco mit 1.000 Kopfhörern, die Schwarzlicht-Arena im Zirkuszelt und Dortmunder Literatur auf der „Sounds and Poetry Stage“ gehörten zu den Besonderheiten des diesjährigen Festivals. „Wenn man dann plötzlich auf einen Floor trifft, der nirgends im Programm steht, dann könnte das unser rollendes Tuk Tuk Soundsystem sein“, verrät Juhls. „Man kann sich also einen ganzen Tag durch den Park treiben lassen und wird immer wieder Überraschungen entdecken.“ Von zwölf Uhr mittags bis vier Uhr nachts wird der Westfalenpark am 26. Juli zum Festival-Gelände. Tickets: ab 31 Euro zzgl. Gebühr; reduzierte Eintrittspreise für Kinder und Jugendliche sowie ab 22 Uhr. Mehr Infos: www.juicybeats.net


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Feuerzauber – der Pyrotechniker-Wettbe werb

Samstag, 16. August, ab 18 Uhr, im Schl osspark Neuhaus in Paderborn Eintritt: ab 9,50 Euro Niemand muss bis Silvester auf das näch ste (Laien-)Feuerwerk warten. In Paderborn treten drei professionelle Pyrotechniker-Teams gegeneinander an. Bedeutet: Dreimal 15 Minuten Feuerwerk inklusive Musik am nächtlichen Himmel über Schloss Neuhaus. Passend dazu werden Feuer-Artisten und Feuerschluck er auftreten. www.feuerzauber-wettbewerb.de

Christopher Street Day in Dortmund

Samstag, 23. August 2014, 12 bis 22 Uhr, rund um die Reinoldikirche in der Dortmunder Innenstadt Eintritt: frei Zehn Stunden Party in der Dortmunder Innenstadt für jeden – das gibt es bei der 18. Auflage des CSD Dortmund. Als schwul-lesbisches Straßenfest gestartet, bietet die Veranstaltung in diesem Jahr ein umfangreiches Bühnenprogramm mit Musik, Comedy sowie einer Open-Air-Disco. www.csd-dortmund.de


Holi Festival Of Colours

Sonntag, 27. Juli, ab 13 Uhr an der Jahrhunderthalle Bochum sowie Sonntag, 10. August, ab 12 Uhr, auf der Trabrennbahn Gelsenkirchen Eintritt: ab 16,65 Euro (Bochum), ab 19,99 Euro (Gelsenkirchen) Wer es besonders bunt mag, ist beim Holi Festival wohl am besten aufgehoben. Im Mittelpunkt des Festivals steht das Bad im Farbpulver, von dem sich die Besucher berieseln lassen, während sie passend zum Fest - bunt gemischter Musik lauschen; vor allem aber Beats aus den Bereichen House, Techno und Electro. Eine indische Tradition, die hierzulande großen Erfolg hat. www.holifest.de & www.holifestival.com

Kunstprojekt Tatort Paderborn

Ab sofort täglich bis zum 7. September in der Fußgängerzone Paderborn, Eintritt: frei Allerorts werden große Einkaufstempel geplant und gebaut – bedeutet das das Aus für die klassisch en Fußgängerzonen? Überall in der Paderborner City sind derzeit Skulpturen und Installationen zu sehen. Sie sollen zeig en, wie die Innenstadt künftig aussehen könnte: Bunte Stühle zum Verweilen, Wäschespinnen, Gemeinschaftsgärten . Ist das Kunst oder kann das weg? www.blog-tatort-paderborn.com

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1. Ok Ab sofort täglich bis zum Bochum-Langendreer aus enh ank skr Knappschaft Eintritt: frei d grau et mancherorts als trist un Tagsüber mag das Ruhrgebi zu – nachts aber gibt es vieles wahrgenommen werden tografin, die h zumindest eine Hobbyfo entdecken. Das dachte sic aufnahmen cht sende Ausstellung mit Na nun eine 30 Bilder umfas te hte ter anderem dabei: beleuc aus’m Pott präsentiert. Un ? wa Dat is echtes Revierflair, Fördertürme und Halden. www.kk-bochum.de



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