012016_Pflichtlektüre_Europa

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pflichtlekt端re Studentenmagazin f端r Dortmund

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Nationalismus. Waffeln.足 B端rokratie. Liebe. Offene Grenzen.

Heimat? Themenheft Europa


Aus der redaktion Gast aus Greifswald

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as habt ihr als erstes gemacht, als ihr an die TU gekommen seid? Ihr seid mit der H-Bahn gefahren, habe ich recht? Dieses Campus-Highlight musste auch ich sofort ausprobieren, als ich für eine Woche meine Heimatuni Greifswald hinter mir ließ. Für unsere Campuszeitschrift moritz.magazin habe ich einen Artikel über Dortmund und die TU geschrieben und dafür Seminare besucht, die Stadt besichtigt und Redaktionsluft bei der pflichtlektüre geschnuppert. Was ich von hier mitgenommen habe? Hafen ist nicht gleich Hafen. Klickt euch mal im Internet durch die Bilder vom gemütlichen, historischen Greifswalder Hafen, dann wisst ihr, was ich meine. Und: Mit dem Fahrrad zur Uni zu kommen, wie es bei uns üblich ist, macht zwar fit – eine H-Bahn-Fahrt aber eindeutig mehr Spaß. Rachel Calé

Ist da jemand?

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uf der Suche nach einem Interviewpartner zum Thema „Internationale Gebärdensprache“ schickte ich Mails an alle möglichen Experten in Deutschland. Und wartete auf Antworten. Einen Tag. Zwei Tage. Am dritten Tag wäre ich fast durchgedreht, weil mein Postfach immer noch „0 neue Nachrichten“ anzeigte. Da alle angefragten Experten gehörlos sind, kam Anrufen nicht in Frage. Dann: Der Lichtblick. Ich stieß auf das Institut für Gebärdensprache der Uni Hamburg. Und auf der Homepage stand eine Telefonnummer! Schnell rief ich an. „Leider ist die Dozentin, die sich mit dem Thema auskennt, heute nicht im Haus“, sagte die Dame am anderen Ende der Leitung. „Schreiben Sie doch eine Mail.“ Argh! Zwei Tage später rief mich die Expertin für Gebärdensprache zurück und beantwortete alle meine Fragen. Endlich! Svenja Kloos

Bloß kein Selfie

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unkel und verwackelt war das erste Foto, das ich von meinen beiden Interviewpartnerinnen machte. So ein Mist. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein Foto zu knipsen – dachte ich. Das zweite Bild wurde noch schlimmer. Zwischen Selfies und journalistischen Fotos liegen eben doch Welten. „Unterschätz’ das Fotografieren nicht“, hatte mir ein Kollege gesagt. Ja, recht hat er. Diese Einsicht half mir jedoch nicht weiter. Zwei Stunden war ich nach Belgien gefahren, um mit zwei Frauen über ihr Leben an der deutsch-belgischen Grenze zu sprechen. Jetzt wollte ich schöne Fotos von ihnen machen, die Umgebung und Atmosphäre einfangen. Ein hoher Anspruch, aber man wächst ja schließlich an seinen Aufgaben. Mit der Zeit wurde ich sicherer. Am Ende des Tages hatte ich 50 Fotos im Kasten. Ich bin zufrieden. Ihr auch? Seht selbst ab Seite 18. Richard Brandt


20 AuF WiederseHen Drei Fernbeziehungen quer über den Kontinent

inHALt 04 MACH‘S KURZ! 06 HINGEGANGEN 07 RACHEL BATYA CALÉ 08 WAFFELN UND VANILLE 10 AUGEN RECHTS! 12 SAG MAL, PROF... 17 GRENZGÄNGER 18 APROPOS... LIEBE 28 SPECIAL OPS 29 FINGERAKROBATIK 30 ZU KURZ GERATEN 33 LUCA GEFÄLLT DAS 34 HINGESCHAUT 37 ABGEFAHREN 38 MOMENTE

Das Erasmus-Domino

Ein Interview mit Terry Reintke

EINS VORAB I

ch bin Europäer.“ Ein Satz, der mir in etwa so oft über die Lippen geht wie „In meinem Nebenjob bin ich völlig überbezahlt.“ oder „Frühes Aufstehen macht mir ja gar nichts aus.“ – nämlich nie! Zugegeben: Ein bisschen mehr Geld im Portemonnaie würde mir sehr gut gefallen und ein Weckerklingeln am frühen Morgen muss auch nicht sein. Aber Europäer sollte ich doch eigentlich gerne sein, oder? Vielleicht fällt es mir schwer, weil mir der Kontinent, auf dem wir leben, im Alltag kaum begegnet. Bei Europa denke ich an den Euro oder die Fußball-Europameisterschaft – danach kommt erst mal wenig. Höchste Zeit also, dass sich die pflichtlektüre-Autoren für diese Ausgabe aufgemacht haben, um unseren Kontinent aus den verschiedensten Blickwinkeln zu beleuchten. Alle mit der gelben Ecke gekennzeichneten Artikel nehmen euch in diesem Heft mit auf Europa-Reise. Dass es junge Menschen gibt, die ihren europäischen Geist (im Gegensatz zu mir) längst entdeckt haben, beweist euch unser Autor Silas Schefers. Um eine junge, begeisterte Europäerin zu finden, musste er gar nicht lange suchen. Luca Bauer studiert Politikmanagement. Mit ihr hat sich Silas über Europas derzeitige Krisen unterhalten

VON HENRIK WITTENBORN

und erfahren warum die EU-Arbeit manchmal wie Pizzabestellen ist. Während Luca die europäische Gemeinschaft also eher theoretisch kennenlernt, leben viele Paare die Völkerverständigung ganz praktisch. Die Autorinnen Svenja Kloos und Daniela Arndt haben mit dreien gesprochen und erfahren, wie Skype zur romantischen Sehnsucht beitragen und gleichzeitig ein Problem werden kann. Was sonst noch alles in Europa steckt, zeigen euch in der Erscheinungswoche übrigens auch die CampusRedaktionen von do1 TV, eldoradio* und pflichtlektuere.com. Also hört, schaut oder klickt euch kreuz und quer über unseren Kontinent! Viel Spaß dabei!

Dortmunder Kultur im Frühjahr

Wer das ist und was hinter diesem Namen steckt

Was bedeutet Heimat? Ein Interview

Was ist eigentlich gerade in Polen los?

Was läuft falsch in der EU?

Eine Grenze, die man wieder merkt

Wie Skype deine Fernbeziehung ruiniert

Bei Anruf Brüssel

Ich kann dich nicht hören

Über Europas Grenzen

Europäerin aus Überzeugung

Wer wird der nächste Kollegah?

Unter Druck! Medien und Politik


Mach’s kurz! Aus’m Pott nach Brüssel: Terry Reintke kommt ursprünglich aus Gelsenkirchen, seit 2014 sitzt die Politologin für die Grünen im Europaparlament – mit gerade einmal 28 Jahren. TEXTSilas Schefers FotosEuropean Parliament&Team Reintke

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Als Studentin war ich am liebsten nicht in der Uni.

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Mein peinlichstes Erlebnis an der Uni war, als ich ein zwei Meter langes Banner für eine Demo mit „No boarder, no nation“ beschriftet habe. „Boarder“ heißt so viel wie „Internatsschüler“ und nicht wie ich dachte, „Grenzen“.

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Wenn ich ein Seminar erfinden müsste, hieße es „gesellschaftliche Körperbilder zwischen Verwertung, Patriarchat und Emanzipation“.

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Wenn ich noch einmal einen Tag lang Student wäre, würde ich mir mehr Zeit im Studium nehmen. Durchzuhetzen war echt für‘n Arsch.

Zu dieser Veranstaltung bin ich immer zu spät gekommen wahrscheinlich zu einer Vorlesung, denn da gab es keine ­richtige Anwesenheitspflicht. Bei Seminaren ging es, die meisten fand ich ziemlich spannend. Europa liegt mir am Herzen, weil ich Vielfalt, Freiheit, Gerechtigkeit und Binnenmarktsubsidiaritätsrichtlinienverordnungen liebe.

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Mit Blick auf Europa bereitet mir im Moment am meisten Sorge, dass die Rechten stärker werden – mit leeren Phrasen, die nichts bedeuten, aber viel kaputtmachen können.

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Ich habe Politikwissenschaft studiert, weil ich verstehen wollte, wie Macht funktioniert. Das hat auch geklappt, auf jeden Fall verstehe ich Macht heute besser als vor dem Studium.

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Im Europaparlament ist es gerade besonders wichtig, dass ein bisschen frischer Wind und konstruktive Kontroverse aufkommen. Deshalb: Mischt euch ein! Und kandidiert für die nächsten Europawahlen! schönste europäische Stadt 10 Die ist für mich Sarajevo: vielfältig, undurchdringlich, tief und wahnsinnig herzlich.


HINGEGANGEN Nichts zu tun in den Semesterferien? Damit ohne Vorlesungen keine Langeweile aufkommt, empfehlen wir für euch Konzerte von Pop bis Ukulelen-Swing, „Rambo“ im Theater und Experimentelle Physik. Und zu gewinnen gibt es auch noch was. TEXTLARA MERTENS FOTOSOLGA KESSLER/KIRILL SEMKOV

TRAUMA IM THEATER

PHYSIK MIT 007

Was? Ein Film aus den 80ern („Rambo“) und ein Theaterstück aus den 70ern („Zement“): Regisseur Klaus Gehre kombiniert die beiden Geschichten zum Live-Film „RAMBOplusminusZEMENT“. Es geht um Kriegsheimkehrer, Traumata und Desillusionierung. Die Live-Film-Technik nutzt Gehre gern: Dabei werden Szenen auf der Bühne gefilmt und auf eine Leinwand übertragen. So sind Close-Ups der Schauspieler möglich. Wo? Schauspielhaus Dortmund (Studio), Hiltropwall 15 Wann? 7. Februar 18 Uhr, 11. Februar 20 Uhr, 21. Februar 18 Uhr Wie teuer? Mit der Theaterflatrate für Studenten der TU und der FH kostenlos, ansonsten Karten ab 8 Euro. Web: theaterdo.de

Was? Das Uni-Kino zeigt den neuesten James Bond, „Spectre“. Klar, dass da ein Vortrag von Metin Tolan nicht fehlen darf. Der TU-Professor für Experimentelle Physik ist bekannt für seine Bemühungen, Studenten sein Forschungsfeld mit Vorträgen über Fußball, Star Trek oder eben James Bond zu erklären. Vor der Vorstellung wird er über die Physik in „Spectre“ sprechen, danach könnt ihr euch den Film angucken – und endlich auch bis ins kleinste physikalische Detail verstehen. Wo? TU Dortmund, Emil-Figge-Straße 50, Hörsaal 1 Wann? 10. Februar, 20.15 Uhr Wie teuer? 2,50 Euro Web: ufc.uni-dortmund.de

INDIE-GEHEIMTIPP

SWING MIT UKULELE Ihr wollt zum Konzert gehen? Dann schreibt uns bis zum 5. März eine PN an unsere Facebook-Seite, ihr landet im Lostopf und könnt ein Mal zwei Karten gewinnen.

Was? Me And My Drummer, das sind Charlotte Brandi und Matze Pröllochs. Die beiden kommen aus Berlin, machen minimalistisch-tanzbaren IndiePop und sind noch ein Geheimtipp. Brandis Stimme, Klavier und Keyboard, natürlich das Schlagzeug und immer mal wieder Synthesizer-Sounds: mehr brauchen die beiden nicht. Ihre Musik ist eingängig und sticht doch heraus. Im FZW feiern sie das Erscheinen ihres zweiten Albums „Love is a Fridge“. Vorher unbedingt mit „You’re a Runner“ und „Heavy Weight“ einstimmen! Wo? FZW, Ritterstraße 20 in Dortmund Wann? 15. März, Einlass 19.30 Uhr Wie teuer? 16 Euro. Web: fzw.de 07

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Was? Acht Musiker, die eines gemeinsam haben: Sie spielen Ukulele. Und singen dazu. Bis auf eine Bassgitarre kommen beim Ukulele Orchestra of Great Britain keine anderen Instrumente zum Einsatz. Gespielt wird alles von Swing bis Tschaikowski. Das Ganze kombiniert mit britischem Humor und Kabarett – damit hat es das Orchester schon bis zum Glastonbury Festival geschafft. Wo? Konzerthaus Dortmund, Reinoldistr. 14 Wann? 19. März, 20 Uhr Wie teuer? 12,50 Euro für alle unter 27. Für die anderen gibt’s Karten ab 18 Euro. Web: konzerthaus-dortmund.de


Essay

Wiedersehen in Israel

Wo ist meine Heimat? Lange habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. In Stuttgart geboren, in Greifswald aufgewachsen, Punkt. Dass die Geschichte meiner Familie über sechs Länder und zwei Kontinente hinaus geht, macht es etwas kompliziert. TEXTRAchel Calé FotosRamesh Kiani&Rachel Calé­­

Ausflug nach Kapstadt im April 1960: Beatrix Calé mit ihren beiden Söhnen Michael (links) und Peter.

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as ist ja ein interessanter Name. Kommt deine Familie aus Frankreich? Dein Vorname ist doch biblisch, oder?“ Darf ich mich vorstellen? Ich bin 19 Jahre alt und heiße Rachel Batya Calé. Die gängigen Reaktionen darauf sind so vielseitig wie die versuchten Interpretationen. Wie oft habe ich mir einen normalen Namen gewünscht, der nicht erst dreimal falsch ausgesprochen und dann immer noch nicht richtig verstanden wird – vor Vorstellungsrunden graut es mir jedes Mal. Zumindest erweist er sich als leichtes und ungezwungenes Gesprächsthema mit neuen Bekanntschaften. Und ich gebe zu: Hieße ich Lisa oder Anna würde ich mich auch beschweren.

Um den schrecklichen Taten der Nazis zu entkommen, wanderte Edgar 1936 nach Südafrika aus. Die genauen Details seiner Migration waren mir lange nicht bekannt, doch als ich im vorigen Jahr bei einem Besuch des Auswanderermuseums Hamburg nichts ahnend „Edgar Calé“, „1913“ und „Südafrika“ in die Passagierlisten-Datenbank eintippte, staunte ich nicht schlecht. Laut einem Dokument gelangte er von Southampton in England mit einem großen Schiff in die südafrikanische Stadt Port Elizabeth, wo er etwa zehn Jahre später seine Ehefrau kennenlernte.

Über die folgende Zeit in Düsseldorf konnte ich viel erfahren, denn hier verbrachte mein Vater seine Kindheit, besuchte die Schule, war Teil der jüdischen Gemeinde und legte sein Abitur ab, bevor er, genau wie sein Bruder, zum Studium der Psychologie nach Israel ging. Beatrix und Edgar wurden unterdessen in Düsseldorf sesshaft und fühlten sich in der jüdischen Gemeinde gut aufgehoben. Endlich konnten sie ihre Religion frei ausleben. 1993, im Alter von 70 Jahren, starb meine Großmutter an Lungenkrebs. Zwar kannte sie die drei Kinder von Michael – mich und meine Brüder hat sie jedoch nie gesehen.

„Darf ich mich vorstellen?“

Woher kommt mein Name nun? Mit Frankreich hat er rein gar nichts zu tun, so viel vorne weg. Eigentlich ist auch gar nicht Calé mein Nachname, aber gehen wir zunächst ein paar Jahre zurück in die Vergangenheit.

Edgar, mein Großvater väterlicherseits, wurde am 25. März 1913 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Breslau geboren. Im Jugendalter reiste er allein nach Berlin, um sich dort zum Elektriker bei einem deutschen Großunternehmen ausbilden zu lassen. Was er in dieser Zeit genau getan hat, wissen meine Eltern nicht. Und da ich meine Großeltern niemals persönlich kennenlernte, waren sie meine einzige Quelle. Angeblich war Edgar damals kein praktizierender Jude und lebte weitestgehend angepasst im Deutschland vor der Machtergreifung Hitlers. Der beginnende Judenhass ging jedoch nicht spurlos an ihm vorbei und so kam es, dass er seinen Geburtsnamen – Edgar Cohn – in eine weniger jüdisch, mehr westeuropäische Version ändern ließ. Dieser eine Schachzug sorgt in meinem Leben heute für eine ordentliche Portion Verwirrung. Häufig frage ich mich, ob ich mit dem Namen „Rachel Cohn“ ebenso viel Neugier wecken würde? Sollte ich jemals einen Künstlernamen oder eine zweite Identität brauchen – ich müsste nicht lange suchen.

Die zehn Jahre jüngere Beatrix Herman stammte aus einer wohlhabenden lettischen Familie, die ebenfalls vor dem Nazi-Regime in das Land am Kap der Guten Hoffnung floh. Als Tochter eines Rabbiners wurde sie 1923 in Liepaja geboren und wuchs dort wohlbehütet auf, bis sie mit fünf Jahren mit ihrer Familie nach Port Elizabeth auswanderte. Meine Eltern sagen, die Familie gehörte damals der Mittel- oder gar Oberschicht an und unterhielt Hausangestellte. Meine Großmutter hatte das Privileg, etwas in Richtung Literatur- oder Sprachwissenschaft zu studieren. Später war sie Lehrerin in der Erwachsenenbildung und lernte dann Edgar kennen. 1949 heirateten sie und bekamen zwei Söhne: 1954 meinen Onkel Michael und sechs Jahre später meinen Vater Peter. Dass ihre Kinder in Südafrika aufwachsen, das wollten Beatrix und Edgar nicht. Oder war es das Heimweh, das sie zurück nach Europa trieb? Kurz nach der Geburt meines Vaters wanderte die kleine Familie in das sich im Aufschwung befindliche Europa aus, zunächst in die englische Kleinstadt Thetford. Aber auch hier blieb sie nicht lange und so kam es, dass Edgar nach 20 Jahren im Ausland nach Deutschland zurückkehrte. 09

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Nach ihrem Tod hielt es Edgar nicht mehr allein in Deutschland aus und er entschied sich, seinen Lebensabend in Israel, seinem „Sehnsuchtsland“, zu verbringen. Sein endgültig letzter Umzug fand 1994 statt und führte ihn in die Kleinstadt Naharija am Mittelmeer, wo er noch im selben Jahr verstarb. Michael ist nach seinem Studium in Israel geblieben und konnte sich in den letzten Tagen um seinen Vater kümmern. Heute wohnt er mit seiner Familie in einem Ort nahe Haifa. 2012 haben wir ihn besucht und eine Reise in einen bisher unbekannten Teil unserer Familiengeschichte unternommen. In Gesprächen mit meinem Vater merke ich, wie sehr er die Zeit seines Studiums in Israel und das Land mit seiner gespaltenen und gleichzeitig weltoffenen Gesellschaft liebt. Dennoch kehrte er nach vier Jahren an der Universität Jerusalem nach Deutschland zurück, lernte 1988 meine Mutter kennen und gründete einige Jahre später seine eigene Familie in der kleinen Hansestadt Greifswald an der Ostsee. Jetzt wisst ihr, warum es nicht möglich ist, die Herkunft meines Namens und gleichzeitig die meiner Familie in ein paar knappen Sätzen zu verpacken. Ich staune jedes Mal über diese multikulturelle Geschichte und fühle mich ihr auf


sonderbare Weise nicht würdig. Wo war ich schon in meinem Leben? Während sich meine Vorfahren in der Hoffnung auf ein besseres Leben über Grenzen hinwegsetzen mussten, war ich höchstens ein paar Wochen im AuslandsUrlaub und verbrachte ein halbes Jahr in Australien. Ein beachtlicher Vorteil meiner Interkulturalität war und ist, dass ich zweisprachig aufgewachsen bin, was mir sowohl in Australien als auch bereits in der Schulzeit einen ungeheuren Vorsprung gegenüber anderen einräumte. Bis zu meinem fünften Lebensjahr kommunizierten wir in der Familie nur auf Englisch und bis heute spricht mich mein Vater noch in seiner Muttersprache an – für eine gänzlich englischsprachige Verständigung bin ich zugegebenermaßen einfach zu faul. Weiterhin habe ich mich erst vor ein paar Jahren im Sozialkundeunterricht mit der Frage beschäftigt, ob ich als Mensch mit Migrationshintergrund im weiteren Sinne gelte? Strenggenommen zählen meine Brüder und ich zu diesen 20 Prozent in Deutschland, da wir ein zugewandertes Elternteil besitzen. Während unserer Israel-Reise besuchten wir mit Michael und seinen Kindern das Grab von Edgar in Naharija. Von dort aus konnte ich unmittelbar auf die Weite des Meeres blicken und empfand sogleich die Sehnsucht nach der Heimat, die Edgar in so vielen Ländern gesucht, und am Ende genau hier gefunden hat. Selbst konnte ich nie eine Verbindung zu Polen, Lettland, Südafrika oder Israel aufbauen. Gewiss, diese Länder sind ein Teil meiner Geschichte. Meine Heimat ist und bleibt jedoch Greifswald: Der Ort, wo ich zur Schule gegangen bin, meine ersten Freundschaften schloss, Probleme bewältige und Pläne schmiede.

Interview

Heimat mit Vanillezucker Wir alle kennen sie, sehnen uns nach ihr und ziehen trotzdem oft weg aus ihr: Heimat. Martina Plum, Sprecherin der Auslandsgesellschaft Dortmund, erklärt das Heimatgefühl und was der Geruch von Waffeln damit zu tun hat.

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er russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski hat gesagt: „Ohne Heimat sein, heißt leiden.“ Was ist Ihrer Meinung nach schlimmer – heimatlos zu sein oder Heimweh zu haben? Das ist eine schwierige Frage, denn man kann die beiden Begriffe nicht voneinander trennen und sie schließen sich nicht gegenseitig aus. Wenn ich heimatlos bin, dann habe ich keine Heimat mehr, kann dennoch Heimweh haben. Heimweh bedeutet Sehnsucht zu haben. Das ist nicht unbedingt etwas Schlimmes. Letztendlich glaube ich aber, dass Heimatlosigkeit schlimmer ist, als Heimweh zu haben. Ist Heimat mehr ein geografischer Raum oder ein Gefühl? Heimat ist nicht nur ein geografischer Raum, sondern weitaus mehr. Das merkt man in der Regel erst dann, wenn man weit weg von Zuhause ist. Es ist ein Zugehörigkeitsgefühl – es hat generell sehr viel mit Gefühl zu tun. Der Begriff „Heimat“ lässt sich im Übrigen nicht so einfach in andere Sprachen übertragen. Wir als Auslandsgesellschaft haben im vorigen Jahr das Projekt „Heimat132“ organisiert. Die Zahl 132 bezieht sich auf eine Statistik, laut der 132 Nationen zu diesem Zeitpunkt in der Dortmunder Nordstadt lebten. Ein Fotograf aus dem Iran, Peyman Azhari, hat versucht, diese Nationen ausfindig zu machen und sie zu befragen. Er hat ihnen die Fragen gestellt: „Was bedeutet Heimat in deiner Muttersprache?“ und „Wo ist deine Heimat?“ „Ist sie da, wo du herkommst oder da, wo du jetzt bist?“ Dabei haben wir festgestellt, dass der deutsche Begriff „Heimat“ nicht ohne weiteres in jede andere Sprache zu übersetzen ist. Können Menschen ihr individuelles Heimatgefühl durch Gerüche, Geschmäcker oder Bilder nachempfinden? Ja, absolut. Ich war neulich im Rheinland, in meiner Heimat. Dort habe ich das Schwimmbad in dem Ort besucht, in dem ich meine Kindheit und Jugend verbracht habe. Ich habe die Augen geschlossen und hatte sofort dieses kribbelnde Gefühl von Sonne und Hitze, von Geschrei und Vanilleeis und von dem Erfolgserlebnis damals, endlich schwimmen zu können. Gerüche können das auf jeden Fall vermitteln. Wenn ich das Gefühl von Heimat suche, dann

Edgars Grab in Israel. Von dort konnte Rachel aufs Meer blicken.

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Kann Europa Heimat sein? Autorin Rachel Calé (links) nach dem Gespräch mit Heimatexpertin Martina Plum.

„Ich bin mir sicher, dass Europa einen Einfluss auf unser Leben hat.“ backe ich mir Waffeln mit Vanillezucker oben drauf. Auch Flüchtlinge fangen an zu kochen, wenn sie sich nach ihrer Heimat sehnen. Eines Tages stand ein junger Mann aus Eritrea in meinem Büro, dem ich geholfen habe, einen Sprachkurs und dann einen Praktikumsplatz zu finden. Er hatte afrikanisches Essen dabei und als ich Besteck aus der Küche holen wollte, schüttelte er seinen Kopf. Wir haben die Mahlzeit dann mit den Händen gegessen, so wie es in seiner Heimat üblich ist. Glauben Sie, dass wir es in Deutschland schaffen können, den Geflüchteten eine neue Heimat zu geben?

Das glaube ich nicht. Eine Heimat ist der Ort, an dem man groß geworden ist und was man zu Beginn seines Lebens erfahren hat. Was wir ihnen geben können, ist eine Zuflucht. Einen Ort, wo sie sich wohlfühlen können und behütet sind. Die Sehnsucht nach der Heimat, so glaube ich, die bleibt für immer bestehen. Ich kenne eine Frau aus Chile, die 1973 hierher kam. Sie hat immer noch Sehnsucht nach der Heimat. Gerade in der heutigen Zeit ist unser Leben durch viele Ortswechsel und ständige Mobilität gekennzeichnet. Was für Auswirkungen hat das auf unser Heimatgefühl und seelisches Wohlbefinden? Je globaler wir denken, desto mehr Sehnsucht nach der Heimat haben wir. Wir leben in einem „globalen Dorf“, aber das Verlangen nach einem Zugehörigkeitsgefühl, die Fragen „Wo gehöre ich hin?“, „Was ist wirklich meins?“ – die werden immer wichtiger. Wenn ich persönlich die Welt als Ganzes betrachte, dann ist das zu weit weg von mir. Ich brauche einen Ort, an dem ich sein kann wie ich bin, und ich denke, dass das doch etwas mit einer Region oder Stadt zu tun hat. Es heißt nicht, dass ich immer an diesem Ort bleiben muss und nie nach draußen gehe. Im Gegenteil: Ich kann nur meine Heimat als schön empfinden, wenn ich 11

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auch mal etwas anderes gesehen habe, aber immer weiß, wohin ich zurück gehen kann. Viele Menschen in Europa sehen ihren Staat als Heimat. Werden sie Europa irgendwann ihre Heimat nennen? Ich glaube nicht. Ich bin mir sicher, dass Europa einen Einfluss auf unser Leben hat, unter anderem da wir eine große Reisefreiheit haben. Gerade in lokalen Projekten kann man sehen, dass Europa zu uns kommt. Der Begriff „Heimat“ ist allerdings nicht so groß wie Europa. Die Heimat ist kleiner: Es ist der Ort oder die Region, in der man aufwächst oder in der man sich wohlfühlt. Worin unterscheiden sich Menschen, die ihrer Heimatsstadt ein Leben lang treu bleiben von Nomaden, Pendlern und Weltenbummlern? Wer führt ein erfüllteres Leben? Es kommt auf die Wahlfreiheit an. Wenn ich mich entscheide, in die Welt hinaus zu gehen und immer weiterzuziehen, ist das meine freie Entscheidung. Das kann ein sehr erfülltes Leben sein. Wenn ich jedoch gar nicht raus will, dann kann dies einen genauso erfüllen. Manchmal ist die Verwandtschaft um die Ecke das, was man zum persönlichen Glück braucht. Ich denke, Nomaden haben ihre Heimat immer da, wo sie gerade sind.


Rechts neben dem REchtsstaat ´´

Fabian auf dem Sopot Pier, dem längsten Holzsteg Europas.


Seit Monaten wird der neuen Regierung Polens vorgeworfen, den Rechtsstaat auszuhebeln. Fabian* aus Dortmund hat ein Erasmussemester in Danzig absolviert – und den Rechtsruck und die Fremdenfeindlichkeit im Land miterlebt. TEXTLukas arndt FotosPrivat

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leich am zweiten Abend in Danzig bekommt Fabian* es am eigenen Leib zu spüren. Er erzählt, wie er in der Septembernacht allein von einem Club nach Hause geht. Er schlendert durch die Straßen der Altstadt. Sie gefällt ihm gut. Dann hört er hinter sich einen Mann, der etwas auf Polnisch sagt. „Ich habe mir nichts dabei gedacht“, sagt Fabian. Er versteht kein Polnisch, mit den Einheimischen unterhält er sich auf Englisch. Ein Wort kann er allerdings deutlich und häufig aus den Ausführungen des Mannes heraus-

hören: „Kurwa“ – zu Deutsch: „Verfluchte Scheiße!“ Fabian denkt sich immer noch nichts dabei. Schließlich dreht er sich doch um – und sieht, wie der Mann auf einmal auf ihn zurennt. „Da bin ich auch losgesprintet. Das ging nicht lange. Nur eine halbe Minute oder so. Dann ist er stehen geblieben und hat auf Englisch gerufen: ,Sprichst du kein Polnisch?’ Aber ich bin einfach weiter gerannt“, erzählt Fabian. Erst, als er den Schlüssel zu seiner Wohnung ins Schloss steckt, fühlt er sich sicher.

Der 23-Jährige studiert Wirtschafts wissenschaften an der TU Dortmund. Er ist für ein Semester als Erasmus-Student in der polnischen Stadt. Fremdenfeindlichkeit ist etwas, das ihm häufig in Danzig begegnet ist, wie Fabian sagt. Polen erlebt einen politischen Rechtsruck. Seit November 2015 ist in Polen eine neue Regierungspartei an der Macht: Die „Prawo i Sprawiedliwosc“ („Recht und Gerechtigkeit“), kurz „PiS“ genannt. Die Partei gilt als konservativ und nationalistisch. Nach nur kurzer Zeit im Amt hat die PiS ein Gesetz verabschiedet, das die Arbeit des Verfassungsgerichtshofs erschwert. Um Entscheidungen zu fällen, braucht dieser jetzt eine Zweidrittel- statt einer einfachen Mehrheit. Experten sind besorgt: „Die Ereignisse um den Gerichtshof haben der Demokratie geschadet, denn dessen Unabhängigkeit *Vollständiger Name der Redaktion bekannt

Im September hat Fabian den Strand in Sopot besucht. Die Stadt liegt im Norden Polens, direkt an der Ostsee.


ist nicht mehr gewährleistet“, sagt Dr. Andrzej Kaluza vom Deutschen PolenInstitut in Darmstadt. Zudem hat die PiS die Kontrolle der Regierung über die Geheimdienste verstärkt. Nachdem die Generäle der vier Dienste zurücktraten, hat ein wegen Amtsmissbrauchs verurteilter PiS-Funktionär die Kontrolle über die Behörden übernommen. Er wurde kurzerhand von Präsident Andrzej Duda begnadigt. Er ist wie sein deutscher Amtskollege kein Regierungsmitglied.

Aus öffentlich-rechtlichen Medien werden Staatsmedien Außerdem verabschiedete die PiS ein neues Mediengesetz, das die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien einschränkt. Laut Kaluza ist diese Einstellung gegenüber den Medien aber nichts, was die PiS erfunden hätte. Vielmehr sei das Gesetz „Ausdruck einer Mentalität, nach der der Wahlsieger staatlich kontrollierte Bereiche für sich beansprucht“. Den Wunsch nach Machterhalt

hätten alle Parteien. Die PiS gehe diesem aber sehr skrupellos nach: Laut Kaluza sollen nun zunächst die Direktoren der öffentlich-rechtlichen Medien von der Regierung ausgetauscht und in einem zweiten Schritt Journalisten überprüft werden. Aus öffentlich-rechtlichen Medien werden Staatsmedien. Die in Polen recht einflussreichen privaten Medien sind davon zunächst allerdings nicht betroffen. Die Europäische Union kritisiert diese Schritte. Die EU-Kommission hat eine Prüfung zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit Polens eingeleitet, im Ernstfall könnte es sein Stimmrecht in der Kommission verlieren. Die PiS wiederum will nicht, dass sich die EU in ihre Politik einmischt. Ministerpräsidentin Beata Szydlo weist Vorwürfe aus dem Ausland als „Verleumdung“ zurück. Die PiS folge einer anderen „nationalen Erzählung“ als die EU-freundlichen Regierungen vor ihr, sagt Kaluza. „Sie stellt das nationale Interesse Polens in den Mittelpunkt.“

„Die Leute, die ein gewisses Maß an Bildung haben, sehen die Regierung derzeit sehr kritisch“, sagt Erasmus-Student Fabian. „Wenn du in einer Kneipe mit Polen ins Gespräch kommst – das ist schon heftig. Da kommt Alltagsrassismus durch und es werden Sachen gesagt wie: ,Wir müssen uns gegen den Islam verteidigen.’ Man merkt schon, dass die PiS irgendwo hier ihre Wähler haben muss.“ Freunde an der Uni sähen die Partei kritischer. Dort herrsche die Angst vor, die PiS könne im Alleingang den Staat umstrukturieren.

Mit der Regierung einer Meinung: Flüchtlingspolitik Obwohl Fabians Kommilitonen mit vielen Ansätzen der PiS nicht einverstanden sind – bei einem Thema sind sie fast einer Meinung mit ihrer Regierung: Flüchtlingspolitik. „Vor allem nach den Terroranschlägen in Paris kam wieder die Flüchtlingsdiskussion auf. Flüchtlinge will man eher nicht haben. Konkrete


Begründungen können viele nicht nennen. Sie argumentieren damit, dass da viele Kriminelle unter den Flüchtlingen seien. Ich glaube, die Angst ist ein wichtiger Faktor“, sagt Fabian. Er berichtet von Anti-Islam-Demonstrationen in Danzig: „Da wird mit Bengalos, Polenböllern und Gesängen durch die Hauptstraße der Altstadt gezogen.“ Erklären kann sich Fabian diese ablehnende Haltung nicht. Kaluza bestätigt die wachsende Fremdenfeindlichkeit, von der Fabian erzählt. Allerdings gebe es dieses Phänomen angesichts der Flüchtlingskrise überall in Europa. Das Problem sei, dass die Polen mit muslimischen Einwanderern bislang keine eigenen Erfahrungen gemacht hätten. Stattdessen würden sie ihre Informationen von Politikern und aus Medien beziehen. „Das Mobilisierungspotenzial der Einwanderungsgegner ist groß. Als Ursache werden vor allem mangelnde persönliche Erfahrungen mit Migranten und antiislamische Vorurteile genannt“, sagt der Experte. Davon unabhängig sei

es allerdings nicht zu mehr Gewalttaten gegenüber Ausländern gekommen, die durch Rassismus motiviert waren. Bei einer Reise der Erasmus-Gruppe nach Warschau wird Fabian ein weiteres Mal Opfer von Fremdenfeindlichkeit. Mit einem niederländischen Freund und einem polnischen Jugendlichen startet er ein unverfängliches Gespräch. Als dieser dann fragt, woher denn die anderen beiden kommen, sagt Fabian, dass er Deutscher ist. Schnell kippt die Stimmung, der polnische Jugendliche ist aufgebracht.

Anschuldigungen an den deutschen Studenten „Er hat mich schließlich beschuldigt, ich sei Schuld an der derzeitigen Misere mit der Flüchtlingskrise und am Zweiten Weltkrieg. Ich sei Schuld, dass seine Verwandten im Krieg gefallen seien. Da habe ich ihm gesagt, dass ich ja zu dem Zeitpunkt noch nicht geboren war und ich nur die Verantwortung dafür über-

Ein leerstehendes Gebäude in Gydnia, im Hintergrund die Ostsee.

nehme, dass so etwas nie wieder passiert, aber nicht die Verantwortung für das, was passiert ist“, erzählt Fabian. Doch der junge Pole lässt nicht mit sich reden. Schließlich raten die Freunde Fabian, die Runde zu verlassen. „Du weißt nie, wie die reagieren“, sagt er. Zunächst kann Fabian die Anschuldigungen nicht fassen. „Ich konnte das mit der Schuld an der Flüchtlingskrise und der Merkel-Politik noch ein bisschen nachvollziehen, weil ich ja auch wahlberechtigt bin“, sagt er. „Aber das mit dem Zweiten Weltkrieg hat mich echt geärgert. Wir haben in Dortmund selbst ein großes Problem mit Nazis – und das geht mir tierisch auf den Sack.“ Fabian hat selbst noch kurz vor seinem Abflug nach Polen geholfen, nachts Tüten für Flüchtlinge zu packen, die mit dem Zug am Dortmunder Hauptbahnhof ankamen. Als dort Rechtsextreme aufmarschierten, nahm er an einer Gegendemonstration teil. Umso


unverständlicher sind für ihn die Anschuldigungen des Polen: „In der Situation habe ich das schon persönlich genommen. Das hat mich sehr geärgert.“ Kaluza hält solche Begegnungen für die Ausnahme. Tatsächlich stehe eine Minderheit den Deutschen ablehnend gegenüber, und auch da gebe es einen Zusammenhang zur neuen Regierungspartei: „Die bisherigen polnischen Regierungen haben im Konsens mit der deutschen Politik die Bedeutung Polens in der EU gestärkt. Auch hier ist die Sicht der PiS eine andere. Sie ist in der Außenpolitik unerfahren und steht der EU, vor allem aber auch Deutschland, reserviert gegenüber. Gelegentlich bedient sie auch antideutsche Ressentiments.“ Diese hätten aber bisher nur wenig Anklang

bei den Polen gefunden. Zu eng seien die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland. Fabian ist zwei Mal glimpflich davon gekommen. Andere Erasmus-Studenten hatten dieses Glück nicht. „Fünf bis sechs Leute aus meiner Erasmus-Gruppe haben auch schon eins auf die Mütze bekommen. Teilweise aus richtig nichtigen Gründen. Da muss man aufpassen, viele Polen schlagen schnell zu.“ Fabian vermutet, dass sie vor allem dann schnell gereizt sind, wenn sie merken, dass man kein Polnisch spricht. Er erzählt von einem Freund, der auch aus Dortmund kommt und pakistanische Eltern hat: „Das sieht man ihm aufgrund seiner Hautfarbe auch an. Er wurde in Polen sogar schon von der Innenstadt bis zu

seinem Studentenwohnheim verfolgt.“ So schlimm sei es auch anderen ergangen. Ein Inder sei auf dem Heimweg mit Pfefferspray angegriffen worden. „Das ist nochmal eine Spur heftiger, als das, was uns mit weißer Hautfarbe widerfährt“, sagt Fabian. Seine Begeisterung für das ErasmusSemester haben diese Erfahrungen nicht beeinträchtigt. Nach den Weihnachtsferien ist er wieder nach Danzig geflogen, um dort noch einige Prüfungen zu schreiben. „Die Momente und die Freundschaften, die ich geschlossen habe, sind viel größer, als diese Dumpfbacken, die mir die Freude an meinem Aufenthalt schmälern wollen“, sagt er.

´´ in Danzig. Fabian im „Europäischen Zentrum der Solidarnosc“ Das Museum beschäftigt sich mit der polnischen Gewerkschaftsgeschichte.


SAG MAL, PROF Was läuft falsch in der EU? TEXTLUKAS ARNDT FOTOUNIVERSITÄT DES SAARLANDES ILLUSTRATIONALINA FUHRMANN

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ationalistische Parteien gewinnen in der EU an Zulauf, der Unmut über Brüssel wächst. Laut Professor Dietmar Hüser vom Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte an der Universität des Saarlandes liegt das vor allem an der „mangelhaften Kommunikation darüber, was die EU tatsächlich ausmacht und was sie leisten kann“. Grund dafür könnte das komplexe Institutionensystem Europas sein. „Das ist intransparent und etwas, was man den Leuten einfach nicht vermitteln kann. Die wissen eben nicht, wie dieser ganze Laden funktioniert.“ Dadurch entstünden Vorurteile. „Oft sagen Menschen: ,Brüssel ist an all unseren ganzen Miseren schuld.’ Dann ist es wichtig, Gegenargumente zu bringen“, sagt der Europa-Experte. Wenn in der Europäischen Union etwas nicht funktioniert, werde die Schuld meist auf die Verantwortlichen in Brüssel geschoben. „Zum Beispiel, wenn nationalstaatliche Probleme nicht selbstständig von den Mitgliedsstaaten gelöst werden können“, sagt Hüser. Positive Effekte durch Instruktionen aus Brüssel wiederum würden sich die Mitgliedsstaaten gerne ans eigene Revers heften.

Grundsätzlich fehle es der EU an Kompetenzen. Das Europäische Parlament habe inzwischen zwar deutlich mehr Rechte als noch vor 20 Jahren, aber: „Die sind weiterhin nicht ansatzweise vergleichbar mit den Kompetenzzuschreibungen von nationalen Parlamenten“, sagt Hüser. Zudem gebe es in der EU keine wirklich bekannten Spitzenpersönlichkeiten. Die könnten den Wiedererkennungswert der Gemeinschaft stärken und den Zugang zur Europapolitik erleichtern. Dass nationalistische Parteien immer populärer werden, relativiert der Professor. „Es hat im Laufe der Zeit schon

einige Parteien gegeben, die eine ähnliche Wählerklientel wie die ‚Alternative für Deutschland’ hatten. Meist haben die aber nur eine kurze Zeitspanne überdauert.“ Als Beispiele nennt Hüser unter anderem die „Partei Rechtsstaatliche Offensive“, die von 2001 bis 2004 an der Hamburger Regierung beteiligt war. 2005 hat sich die Partei vorwiegend wegen mangelnden Erfolges und innerparteilicher Schwierigkeiten aufgelöst. Das gleiche Schicksal will Hüser der AfD zwar nicht prophezeien. Aber er schließt nicht aus, dass es mit der Partei genauso schnell zu Ende geht, wie es angefangen hat. Auch den momentan großen Erfolg des französischen Front National ordnet Hüser ein. „Der Front National bekommt seit gut 30 Jahren bei den Parlamentswahlen 10 bis 17 Prozent der Stimmen. Der Zulauf ist also kein neues Phänomen. Die Partei hat nicht mehr Stimmen bekommen, als bei den vorherigen Wahlen.“ Lediglich die sinkende Wahlbeteiligung habe den absoluten Erfolg des Front National ermöglicht. Den Menschen müsse das Besondere an Europa deutlich gemacht werden, sagt Hüser. So werde das Bündnis in der Bevölkerung eher akzeptiert. Auch sei eine deutlichere Abgrenzung gegenüber Nicht-Mitgliedsstaaten wichtig. „Identitätsstiftung funktioniert ja in der Regel in der Form von Abgrenzung“, sagt der Professor. Deswegen hält er die Aufnahme von immer mehr Staaten in die EU nicht unbedingt für den besten Weg, eine konformere und zukunftssichere Union zu schaffen.

Prof. Dr. Dietmar Hüser ist Professor für Europäische Zeitgeschichte an der Universität des Saarlandes.


Aachen

Deutschland

Gänger Grenz Das Schengener Abkommen macht es für viele EU-Bürger einfacher, in einem anderen europäischen Land zu leben oder zu arbeiten. Wie wirkt sich das auf Bewohner von Grenzregionen aus? Die pflichtlektüre hat sich an der deutsch-belgischen Grenze umgeschaut. TEXT&FotosRichard Brandt

V

or fünf Monaten war alles noch ganz einfach. Im Oktober verließ Laura Knethel morgens um acht Uhr ihre Wohnung in Aachen und machte sich auf den Weg ins belgische Eupen. Eine Viertelstunde später überquerte sie mit dem Auto die deutschbelgische Grenze. In Eupen ist sie seit dem 1. Oktober Online-Redakteurin der einzigen deutschsprachigen Tageszeitung in Belgien, dem „Grenzecho“. Vier Wochen lang überquerte sie für den Job jeden Tag zwei Mal die Grenze. Heute arbeitet sie nicht nur in Eupen, sondern wohnt auch dort. „Ich musste alles aufgeben – meinen Wohnsitz und meine Krankenversicherung. Meine Steuern zahle ich jetzt in Belgien“, sagt sie. Trotzdem bereut sie ihre Entscheidung nicht. Denn heute wären die täglichen Fahrten nicht mehr so einfach und das Überqueren der Grenze deutlich zeitintensiver. Seit den Terroranschlägen von Paris kontrolliert die Polizei wieder. In Lauras Augen ist das berechtigt: „Ich finde es gut, wenn die Polizei nach Terroristen fahndet.“

Beruflich und vor allem privat fahren Laura und ihre Kollegin Griseldis Cormann sehr oft über die deutsch-belgische Grenze. Griseldis, die ebenfalls in Eupen wohnt, fährt an diesem Tag zu einem Pressetermin nach Aachen. Im Auto läuft ein belgischer Radiosender, die Moderatoren sprechen Französisch. Von den Kontrollen ist Griseldis genervt: „Ich habe viele Freunde in Aachen und Köln, die ich oft besuche. Wenn die Polizisten bald an jedem Grenzübergang kontrollieren sollten, würde ich ernsthaft darüber nachdenken, gegen diese Maßnahmen zu demonstrieren. Das kann dich bis zu einer Stunde kosten.“ Auch für den Gedanken eines offenen Europas sind die Kontrollen hinderlich, sagt die 26-Jährige. „Sie sollten nur für eine bestimmte Zeit andauern und nicht ohne gegenseitige Absprachen durchgeführt werden.“ An diesem Tag fährt Griseldis über eine Landstraße nach Aachen. Die zweispurige Straße ist voller Baustellen, überall ist die Asphaltdecke aufgerissen. 18

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Die Umgebung ist sehr ländlich. Kleine Dörfer mit vielen Bauernhöfen reihen sich aneinander. Hier ist an diesem Tag keine Bundespolizei. Ein Ende der Maßnahmen ist im Moment nicht in Sicht, sagt Bernd Küppers, Polizeioberkommissar der Bundespolizeiinspektion Aachen. „Fakt ist: Wir sind auf der Suche nach Terroristen.“ Als Griseldis von ihrem Termin zurückkommt, macht sie ihren PC an. Sie muss für die nächste Ausgabe noch einen Artikel fertigstellen. Die belgische Polizei soll der deutschen vorgeworfen haben, die Grenzkontrollen ohne Absprachen durchzuführen. „Das sorgt in der Grenzregion momentan für viel Wirbel, denn deutsche und belgische Medien berichten unterschiedlich über den Fall“, sagt sie. Während sie das sagt, schaut sie auf den Bildschirm und stützt den Kopf mit der Hand ab. Ihre ersten Erfahrungen mit dem Arbeiten im Nachbarland machte Griseldis vor fünf Jahren. Damals war sie ein Jahr lang AStA-Öffentlichkeitsreferentin an der RWTH Aachen. Während


Eupen

Belgien dieser Zeit war sie unter anderem für Bafög-Fragen zuständig und beriet Studenten. „Ich musste die doppelte Arbeit machen. Bei Fragen musste ich sowohl die deutschen als auch die belgischen Behörden kontaktieren, um Probleme mit dem Bafög zu lösen“, sagt sie. Zu dieser Zeit war Griseldis eine sogenannte Grenzpendlerin. Denn sie wohnte in Belgien und versteuerte ihre deutschen Verdienste dort. Dazu musste sie ein spezielles Formular für Grenzpendler ausfüllen. Das war relativ schwierig und neu für sie, sagt Griseldis. Denn Deutschland und Belgien haben unterschiedliche Steuergesetze.

Was sich für Arbeitnehmer ändert Anfänger haben oft Probleme mit den verschiedenen gesetzlichen Steuerregelungen, sagt Christina Löhrer-Kareem. Sie arbeitet seit 15 Jahren für den Grenzinfopunkt Aachen und berät Menschen wie Laura und Griseldis, die darüber nachdenken, in dieser Region zu arbeiten oder zu leben. „Fragen zu Steuer- und Sozialrechten sind besonders komplex“, sagt sie. Geregelt werden diese im deutschbelgischen Steuerabkommen. Grundsätzlich gilt, dass Belgier, die in Deutschland ein reguläres Arbeitsverhältnis haben, dem deutschen Sozialsystem unterliegen

und auch ihre Steuern in Deutschland zahlen müssen. Bei den Krankenversicherungen gilt dasselbe. Das Arbeitsland ist entscheidend. Belgier müssen sich deshalb eine deutsche Krankenversicherung suchen und zahlen ihre Sozialversicherungsbeiträge ebenfalls in Deutschland. Löhrer-Kareem kennt viele Menschen, die wie Laura das Land gewechselt haben. „Besonders groß sind die Unterschiede im Gesundheitswesen zwischen Deutschland und Belgien“, sagt sie. „In Belgien sind viele Angebote weniger gut ausgeprägt. Das ist vor allem bei den Krankenversicherungen der Fall.“ In einigen Bereichen ist die Umstellung auf das belgische System für Deutsche deshalb eine Art „Auslandsleid“, da sie andere Standards gewohnt sind. In der Grenzregion Maas-Rhein dürfen Deutsche trotz ihres belgischen Wohnsitzes weiterhin in Deutschland zum Arzt gehen. Laura nutzt dieses Angebot, da viele Spezialisten in Aachen angesiedelt sind. „Gerne würde ich auch in Belgien zum Arzt gehen, aber in Eupen ist es sehr ländlich. Hier gibt es keine Fachärzte. Aachen hingegen ist eine große Metropole.“ Mit der Sprache hat Laura keine Probleme. Sie spricht Deutsch, Englisch und Französisch. „Bei der Arbeit sprechen fast

alle Deutsch und nur vereinzelt Französisch“, sagt sie. Privat unterhält sie sich ebenfalls auf Deutsch. Trotz der Schwierigkeiten beim Umzug lebt sie gerne in Belgien: „Das Verhältnis zu den Kollegen in Belgien ist freundschaftlicher und auch die Hierarchien sind weniger stark ausgeprägt.“ Diese Lockerheit zeigt sich nicht nur im Beruflichen: „Meine Vermieter beispielsweise wollten keinen Mietvertrag. Das wurde alles auf Vertrauensbasis gemacht.“

Belgien nicht attraktiv für Deutsche Trotzdem habe Belgien in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass ausländische Arbeitskräfte fernbleiben, meint zumindest Hans Händler von der Interessengemeinschaft deutscher und belgischer Grenzgänger. „Früher gab es viele Vorteile wie billigere Grundstücke, Mieten und teilweise niedrigere Steuern“, sagt er. „Das ist vorbei.“ Stattdessen gebe es Probleme: Deutsche Studien- und Berufsabschlüsse würden in Belgien zum Teil nicht anerkannt. Das ist unter anderem im Gesundheitswesen der Fall. Händler plädiert für eine große Veränderung: „Der einzige Weg, der aus diesem Dilemma herausführen würde, wären die Vereinigten Staaten von Europa, die aber offenbar nicht realisierbar sind.“ Beraterin Löhrer-Kareem sieht die Lage weniger pessimistisch. Die gesetzlichen Verordnungen seien angemessen, sehe man einmal von den Fragen zum Sozial- und Steuerrecht ab. Laura jedenfalls möchte die Erfahrung, in einer Grenzregion zu arbeiten, nicht missen: „Trotz der vielen Bürokratie bin ich froh, in Belgien zu arbeiten. Die Arbeit macht Spaß und es ist wie ein kleines Auslandserlebnis für mich, obwohl ich direkt an der Grenze lebe.“

Griseldis Cormann und Laura Knethel arbeiten an der nächsten Ausgabe vom Grenzecho.

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P.s. du fehlst

Ein Studium im Ausland bringt viele neue Erfahrungen mit sich – manchmal sogar die große Liebe. Doch irgendwann heißt es Abschied nehmen. Wie es sich anfühlt, einer ungewissen Zukunft entgegenzusehen und wie es danach weitergehen kann: Drei Paare erzählen. TEXTDANIELA ARNDT&SVENJA KLOOS FOTOSDANIELA ARNDT&VERENA HILBERT&PRIVAT


mir


Evin (22) aus Pristina im Kosovo studiert Journalismus, ihr Freund Anil (23) aus Izmir in der Türkei Elektrotechnik.

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im moment

Die Geschichte von Evin und Anil begann bei einem einjährigen Vorbereitungskurs für die Universität in Eskisehir in der Türkei. Dort absolviert Evin genau wie Anil das gesamte Studium. obwohl sie aus dem Kosovo stammt. „Am Anfang waren wir in einer Klasse. Da aber alle zwei Monate die Klassenkameraden wechselten, haben wir uns lange nicht mehr täglich gesehen“, erzählt Evin.

Evin studiert noch bis Ende des Sommersemesters in der Türkei. Solange lebt sie in einer WG. Anil wohnt bei seinen Eltern. „Ich verstehe mich gut mit seiner Familie. Da ich fließend Türkisch spreche, können wir uns problemlos unterhalten“, sagt sie. Im Kosovo war Evin auf einer türkischen Schule, deswegen redet sie auch mit Anil Türkisch. Ihre Muttersprache ist Albanisch, das spricht ihr Freund aber nicht.

Trotzdem sind sie in Kontakt geblieben, bis sie nach einigen Monaten wieder in eine Gruppe kamen. „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Zuerst habe ich es ignoriert, aber ich habe mich in Anil verliebt.“ Als er ihr sagte, dass er sie mag, trafen sie sich auch außerhalb der Schule. Beim ersten Date waren sie im Kino, danach gingen sie noch einige Male aus. Knapp ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung im Vorbereitungskurs wurden sie am 14. Juni 2012 ein Paar.

Ihre eigene Familie in Pristina besucht sie nur zwei Mal im Jahr, dann aber für mehrere Wochen. „Es ist beides schwierig: Ich kann entweder meine Familie sehen oder meinen Freund. Sobald ich anfange, an den jeweils anderen zu denken, kann ich nie zu hundert Prozent glücklich sein“, sagt Evin. Durch die Zeit, die sie aufgrund der Besuche voneinander getrennt waren, lernten die Zwei aber, sich gegenseitig zu vertrauen. Das ist Evin besonders wichtig, denn sie findet: „Treue ist heutzutage

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schwer zu finden. In unserer Beziehung ist Eifersucht kein Problem.“

was kultur angeht Da beide aus südöstlichen Ländern kommen, erkennt Evin keinen großen kulturellen Unterschied. Das alltägliche Leben in der Türkei unterscheidet sich aber von dem im Kosovo: Zum einen ist es teurer, vor allem aber verhalten sich die Menschen anders. „Viele Leute hier sind nicht besonders offen gegenüber ausländischen Studenten, oder aber sie sind ausgesprochen höflich. Ich habe das Gefühl, es gibt nur diese beiden Extreme“, sagt sie. Ein spezieller kultureller Unterschied ist Evin aber doch aufgefallen: Auf der Hochzeit tanzen die Türken den traditionellen Volkstanz „Halay“. Außerdem gibt es den Brauch, der Braut ein rotes Band


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i am really scared of the future um die Taille zu legen, das für ihre Jungfräulichkeit steht. Im Kosovo gibt es diese beiden Rituale nicht. Evin weiß genau: Sollten Anil und sie heiraten, möchte sie nicht, dass diese türkischen Traditionen Teil ihrer Feier sind. Sie kann sich nicht damit identifizieren.

gemeinsame zukunft „Dieses Jahr beende ich mein Studium. Wenn ich bis dahin weder verheiratet bin noch einen Job habe, muss ich die Türkei verlassen. Unsere Beziehung belastet das nicht, wir sind einfach glücklich, dass wir im Moment noch zusammen sind“, sagt Evin. Trotzdem hat sie Angst vor der Zukunft. „Anil und ich waren zwar schon öfter voneinander getrennt – dann aber immer mit dem Wissen, dass wir uns bald wiedersehen. Ich versuche, in diesem Semester Arbeit zu finden, damit ich hier bleiben kann.“ Denn Heiraten kommt für die beiden einfach noch nicht in Frage. „Wir sind noch jung und wollen nichts überstürzen“, sagt Evin.

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a k i _ n r o e r p Ve Jas Veronika (23) aus Hohenfurt an der Moldau in der Tschechischen Republik studiert Politikwissenschaften, ihr Freund Jasper (28) aus Breda in den Niederlanden hat sein Übersetzungs-Studium bereits abgeschlossen.

Am Anfang Die Geschichte von Veronika und Jasper begann im März 2015 in Maastricht. An einem Dienstagabend nach der Arbeit zog Jasper mit seinen Freunden um die Häuser. In einer Bar sah er sie. Veronika saß mit einigen Kommilitonen am Tresen. Sie lachten und tranken. Jaspers Entscheidung war schnell gefallen: Er musste sie ansprechen. „Wir haben geredet und unsere Facebook-Kontaktdaten ausge-

Im Moment tauscht“, sagt er. Die beiden haben sich die ganze Nacht geschrieben. Am nächsten Tag hatten sie ihr erstes Date. Es war der 24. März 2015. Jasper und Veronika wurden noch an diesem Abend ein Paar. „Wir durften keine Zeit verschwenden“, erinnert sich Jasper. „Schließlich ist sie am 4. April schon wieder zurück nach Tschechien geflogen, weil ihr ErasmusSemester zu Ende war.“ 24

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Seitdem haben die Zwei sich nur sieben Mal getroffen. Das größte Problem ist die Zeit. „Veronika studiert noch in Tschechien und ich arbeite in den Niederlanden. Da die einzigen Direktflüge freitags und montags sind, würde sie entweder ihre Kurse verpassen oder ich müsste mir frei nehmen. So viel Urlaub, wie ich dafür brauche, habe ich leider nicht. Und Flüge, bei denen ich umsteigen muss,


„ We could not waste time because she wouldn’t stay much longer Was Kultur angeht sind zu teuer.“ Also führen die beiden viele Gespräche über Skype und Facebook. Doch Jasper reicht das nicht: „Es ist seltsam, sie nicht jeden Tag sehen zu können. Deshalb bin ich umso glücklicher, wenn sie hier ist.“ Durch die Fernbeziehung kann er zwar sein eigenes Leben führen und hat mehr Freiraum für sich. Trotzdem fehlt es ihm, Veronika zwischendurch einfach mal kurz zu besuchen. Der Niederländer und die Tschechin unterhalten sich auf Englisch. Zusätzlich versuchen sie die Sprache des Partners zu lernen. Jasper macht einen Online-Kurs Tschechisch. Bislang reichen seine Kenntnisse aber nicht, um sich mit Veronikas Familie zu verständigen. „Als ich sie besucht habe, musste Veronika die ganze Zeit übersetzen. Die Situation war zwar seltsam, dennoch war ihre Familie sehr freundlich zu mir“, sagt Jasper. Veronika lernt seine Sprache direkt von ihm – denn er ist Niederländisch-Lehrer für Ausländer. Doch auch sie muss noch viel üben.

Die beiden kommen aus unterschiedlichen Kulturen und ziehen sich gerne damit auf. „Sie sagt immer, Westeuropäer hielten sich für etwas Besseres, während ich ihr vorhalte, dass alle Tschechen Kommunisten sind.“ Sein Vorurteil stammt aus einem Aufenthalt in Russland, erklärt Jasper. „Ich hatte vor unserer Beziehung keine Ahnung von Tschechien. Deshalb habe ich meine Erfahrungen aus Russland einfach übertragen.“ In Wirklichkeit empfinden sie ihre Kulturen als gar nicht so verschieden – letztlich leben sie beide in demokratischen, europäischen Staaten. Unterschiede zeigen sich eher in Kleinigkeiten, zum Beispiel sind Tschechen laut Jasper emotional distanzierter. Da Tschechien außerdem ein überwiegend katholisches Land ist, ist dort der Namenstag wichtiger als in den eher protestantischen Niederlanden. „Dafür feiert man bei uns den Konigsdag, 25

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also den Geburtstag des Königs. Das gibt es in Tschechien natürlich nicht“, sagt Jasper.

Gemeinsame Zukunft „Als Niederländisch-Lehrer finde ich in Tschechien keine Arbeit, deshalb werde ich hier in den Niederlanden bleiben. Veronika kann frühestens in zwei Jahren herkommen, weil sie dann erst mit ihrem Studium fertig ist. Bis dahin muss leider alles bleiben wie es ist.“


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kim frederic _

Kim (22) aus Antwerpen in Belgien hat Journalismus studiert, ihr Freund Frédéric (24) aus Freiburg Informatik.

Am Anfang Die Geschichte von Kim und Frédéric begann für Kim mit einer Absage. Sie wollte für ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer europäischer Universitäten im Juli 2014 nach Portugal reisen. „Aber da war kein Platz mehr frei“, erzählt die Belgierin. Stattdessen kam sie nach Freiburg. Dort war Frédéric Mitglied des Organisationsteams, das sich um die ausländischen Studenten gekümmert hat. Die beiden verbrachten in der Projektwoche viel Zeit miteinander, jedoch immer zusammen mit den anderen Teilnehmern – von romantischen Gefühlen keine Spur. Nach Kims Abreise blieben sie dennoch in Kontakt, „einfach so, ohne Hintergedanken“. Sie schrieben sich mehrere Stunden am Tag bei Facebook. „Irgendwann war da mehr“, sagt Kim. Deshalb hat sie einen Monat später beschlossen, noch einmal die knapp 450 Kilometer nach Freiburg zu reisen. Während ihres Besuchs konnte sie bei ihm schlafen. Frédéric hat ihr die Stadt gezeigt, sie zum Essen eingeladen und zu Partys mitgenommen. Auf einer Feier kam es am 29. August 2014 zum ersten

Kuss. Kurz vor Kims Heimreise Anfang September entschieden sie sich: „Wir wollten der Beziehung eine Chance geben – es einfach versuchen.“

Eine Wende Nach der Abreise folgte ein Jahr Fernbeziehung. Ein Jahr lang alle zwei Monate sieben Stunden Fahrt, 75 Euro pro Stecke – jedes Mal, wenn sie sich sehen wollten. Ein Jahr lang Kommunikation über Skype. „Viele Gespräche waren schnell erledigt, weil die Verbindung zusammengebrochen ist“, sagt Kim. Einmal hatten die beiden einen heftigen Streit, als Skype plötzlich abstürzte. „Wir konnten einander nicht mal mehr in die Augen sehen, um über unser Problem zu sprechen. Ich hab’s gehasst.“ Stattdessen mussten sie den Streit schriftlich klären. „Das war ziemlich schwierig“, sagt sie. Nach einem Jahr war Kim mit ihrem Studium fertig. „Danach mit Frédéric zusammenzuziehen, war für mich ein logischer Schritt. 26

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Länger zu warten wäre in meinen Augen falsch gewesen. Es war einfach ein guter Zeitpunkt, weil ich nach dem Studium unabhängig war.“ Dass sie im August 2015 zu ihm nach Deutschland gezogen ist und nicht umgekehrt, liegt daran, dass Frédéric bereits einen festen Job hat. Außerdem spricht Kim besser Deutsch als er Flämisch. „Er hat mich nie gedrängt, zu ihm zu ziehen. Ich hab’s gemacht, weil ich es wollte.“ Natürlich habe es auch Zeiten gegeben, in denen sie ihren Entschluss angezweifelt habe. Aber „wenn du es nicht versuchst, wirst du auch nie wissen, ob es klappt“.

Im Moment Kim bereut ihre Entscheidung nicht. Sie fühlt sich in Deutschland willkommen und auch das Zusammenleben mit Frédéric funktioniert gut. Gerade ist sie dabei, ihr neues Leben zu organisieren. Drei Tage die Woche arbeitet sie in einem Café. Außerdem plant eine Bekannte


I did it because I wanted to. If you never try, you never know. von ihr, in diesem Jahr eine Sprachschule zu eröffnen. „Vielleicht bekomme ich so einen Job in der Unternehmenskommunikation. Das wäre klasse, denn dann könnte ich das machen, was ich studiert habe“, sagt Kim. In den ersten Monaten in Deutschland war Kim überrascht: Sie empfindet das Leben hier im Vergleich zu Antwerpen als viel teurer. Besonders aufgefallen ist ihr das bei öffentlichen Verkehrsmitteln und der Krankenversicherung.

sagt sie grinsend. Dadurch falle es ihr außerdem leichter, sich in Deutschland einzuleben.

nimmt es mit der Ordnung eben nicht immer ganz so genau.

Zudem kam Kims Großmutter aus Deutschland, sodass sie kaum Vorurteile gegenüber Deutschen hatte. Eines hat sich in ihren Augen jedoch bestätigt: „Die Leute sagen immer, dass die Deutschen pünktlich und gut organisiert sind – und das stimmt definitiv.“ Nur Frédéric

gemeinsame zukunft

Mit der Sprache hat sie kein Problem, nur formelles Schreiben fällt ihr noch schwer. Mit Frédéric spricht sie manchmal Deutsch, meistens jedoch unterhalten sie sich auf Englisch. „Es ist komisch, mit ihm Deutsch zu sprechen, da wir uns auf Englisch kennengelernt haben“, sagt sie. Denn während des europäischen Projekts haben sie ausschließlich Englisch gesprochen. Zurzeit bringt sie ihm Flämisch bei.

Was Kultur angeht In ihrer Beziehung ist er entspannt, sie organisiert. Sie hat manchmal zu viel Stress, er zu wenig. Sie spielt Gitarre und schreibt Lieder, er fährt Skateboard und spielt Lacrosse. Trotz all der Unterschiede sind ihnen die gleichen Werte wichtig: Respekt, seine Chancen nutzen, ein freundlicher Umgangston. Einen „clash of cultures“ gibt es in ihren Augen nicht, da sie beide aus westeuropäischen Ländern kommen. Für Kim ist diese kulturelle Ähnlichkeit ein Vorteil für ihre Beziehung: „Ein Streitpunkt weniger“, 27

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„Wir wollen hier in Freiburg einfach glücklich sein. Und viel reisen. Nächstes Jahr im Sommer vielleicht nach Schottland. Mal schauen, was sich so ergibt“.


APROPOS... FERNLIEBE Fernliebe. Sehnsucht. Züge, Flugzeuge, In-den-Arm-Fallen. Romantisch. Oder? TEXTDANIELA ARNDT ILLUTRATIONALINA FUHRMANN

Voller Vorfreude fährt sie den Laptop hoch. Früher waren Fernbeziehungen grausig: stundenlang die Telefonleitung blockieren! Tage, ach was, Wochen, auf den Brief des anderen warten! (Ein Brief ist übrigens eine lange WhatsApp-Nachricht, die mit der Post verschickt wird. Und die Post ist… Ach, egal.) Heute geht dank Skype alles wunderschön einfach. Ein Klick und das vertraute, langgezogene „Juuup“ gibt das Signal: das zarte Liebespflänzchen kann erblühen.

Sie macht ein Foto von ihrem überschwänglichsten Grinsen und schickt es zu ihm rüber. Neben dem Dateinamen erscheint eine kleine Schnecke. Eine süffisant grinsende, kleine Schnecke.

GLOSSE

Sie: Oh, das darf nicht wahr sein! PC: Skype reagiert nicht mehr. Programm beenden? *mittlerweile durchaus leicht angesäuert* Sie: Ja, verdammt!

Sie: Hallo Schatz. Er: … *krch* Sie: Kannst du mich hören? Hallo? Er: ... krch* lo? Sie: Das ist doch zum Schreien! Er: Schwein? Hast du mich gerade Schwein genannt? Sie: Was? Nein! Ich sagte -

Sie startet Skype erneut. Schließlich ertönt das hämische, langgezogene „Juuup“, wie ein triumphierendes Lachen des Programms. Sie ruft ihn wieder an. Das Bild ist schwarz. *rasend vor Wut* Sie: Ich schwöre dir, du mieses kleines Drecksprogramm, noch ein Sabotageversuch und ich –

SKYPE: Der Anruf wurde beendet. Sie schaut irritiert auf den Bildschirm. Er ruft wieder an.

SKYPE: Der Anruf wurde beendet.

Sie: Warum hast du aufgelegt? Er: … *krch* Sie: Was hast du gesagt?

*im Hulk-Modus* Sie: Aaaargh! Draußen ist es still. Ein alter Mann geht mit seinem Rauhaardackel spazieren. Die Idylle ist perfekt. Plötzlich ein Klirren. Ein Laptop fliegt aus einem Fenster. Wie in Zeitlupe segelt er durch die sternenklare Nacht und donnert mit Karacho gegen einen Müllcontainer.

Entnervt verdreht sie die Augen. Er: Ich werde dich nächste Woche doch besuchen kommen. Sie guckt immer noch genervt, weil der Ton verzögert ankommt. Die Bildübertragung hat sich aufgehängt. *mit einem stark sarkastischen Unterton* Er: Schön, dass du so erfreut aussiehst. Noch ist der Flug nicht gebucht. Sie: Doch, ich freue mich riesig! Aber Skype… Ich schicke dir ein Foto.

SKYPE: Videoanruf an „Schatz“. *vielleicht ein klein bisschen verunsichert* Er: Ähm… vielleicht schreibe ich dir doch lieber einen Brief.

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BEI ANRUF BRÜSSEL Pakistan, Bangladesch, Indien – Philipp Heuermann studiert Staatswissenschaften und ist dabei viel herumgekommen. Da erscheint Brüssel bescheiden. Zeit für Sightseeing hatte der 24-Jährige ohnehin kaum. Er machte ein Praktikum im EU-Parlament. TEXT&FOTOHENRIK WITTENBORN

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it dem Klischee des Kaffeekochers hatten diese sechs Monate nichts zu tun“, sagt Philipp. Im Gegenteil: Sein Praktikum im Büro des EU-Abgeordneten Elmar Brok war eine Vollzeitstelle. Täglich von 9 bis 18 Uhr waren Philipps Fähigkeiten als Allrounder gefragt: Reden vorbereiten, Reisen planen, Termine koordinieren, Politiker empfangen, E-Mails beantworten – Raum für Auszeiten blieb da kaum. „Das Vorurteil, dass die Abgeordneten im EU-Parlament den ganzen Tag wenig bis gar nichts zu tun haben, stimmt nicht.“ Sein Chef Elmar Brok ist Abgeordneter für den Wahlkreis in Philipps Heimat Ostwestfalen-Lippe und Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Ein Posten, der den Ausschlag für Philipps Bewerbung gab: „Außenpolitik ist der Schwerpunkt in meinem Studium für Staatswissenschaften.“ Dass Brok der CDU angehört, spielte hingegen keine Rolle. Philipp ist parteilos. Während seines Praktikums bestimmten die TTIP-Debatte, die GriechenlandKrise und die Flüchtlingsfrage die politischen Diskussionen in Brüssel. „So nah am Geschehen im Parlament dran zu sein, hat mir einen ganz anderen Blick auf die EU gegeben.“ Philipp findet es schade, dass die Öffentlichkeit beim Thema EU vor allem an die Bürokratie denke, nicht aber an die Möglichkeiten, die durch diese Gemeinschaft entstehen. „Hier passieren jede Menge positive Dinge, die von außen oft gar nicht wahrgenommen werden.“ In Brüssel sammelte der 24-Jährige wertvolle Erfahrungen für seine berufliche Zukunft.

Finanziell zahlte er allerdings drauf: Sein Praktikanten-Lohn lag etwa bei 400 Euro monatlich. Das reichte gerade so für die Miete in einer WG mit fünf weiteren Mitbewohnern. Den Lebensunterhalt musste er mit seinem Ersparten finanzieren. „Brüssel ist eine sehr schöne und multikulturelle Stadt, aber eben auch eine sehr teure. Es ging mir aber nicht darum, Geld zu verdienen.“ Für das Brüsseler Stadtleben blieb ihm ohnehin wenig Zeit. Viele Menschen wenden sich direkt an Abgeordnete wie Elmar Brok – meistens telefonisch. Beispielsweise rufen ostwestfälische Landwirte an, die sich über EU-Subventionen informieren möchten. Jean-Claude Juncker war auch mal dran, der Kommissionspräsident persönlich. Er wollte Brok sprechen. Worum es genau ging, darf Philipp nicht verraten. Er hat eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben. Was eine berufliche Zukunft in Brüssel angeht, gibt sich Philipp diplomatisch: „Viele Leute, die Staatswissenschaften studieren, landen früher oder später in Brüssel, weil dort einfach die politischen Fäden gezogen werden. Ich kann mir das auch gut vorstellen, wenn auch nicht unbedingt als Politiker.“


FINGERAKROBATIK Wenn sich Gehörlose aus verschiedenen Ländern verständigen wollen, dann müssen sie auf ihr Sprachempfinden vertrauen. Denn eine einheitliche internationale Gebärdensprache gibt es nicht – trotzdem funktioniert die Kommunikation fast immer reibungslos. TEXTSVENJA KLOOS FOTOSJULIA SCHINDLER ILLUSTRATIONFREEPIK.COM

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LIEBE Lena Krächan (20) und Axel Bräuninger (22) gehen beide in Essen auf die Gehörlosenschule und machen 2017 ihr Abitur. Lena kam dafür extra aus Frankfurt ins Internat, Axel aus Nürnberg. Gehörlose können nur an wenigen Schulen in Deutschland Abitur machen. Lena zeigt uns die internationale Gebärdensprache, Axel die deutsche.

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edes Land hat nicht nur eine offiziell anerkannte Lautsprache, sondern auch eine eigene Gebärdensprache. In Deutschland ist das die Deutsche Gebärdensprache, kurz DGS. Diese hat regionale Dialekte, sodass es für manche Wörter im Süden andere Gebärden gibt als im Norden. Fast immer können die aber aus dem Kontext erschlossen werden. Unterhalten sich Gehörlose unterschiedlicher Nationalitäten, ist die Kommunikation allerdings komplizierter.

POLITIK

„Sie müssen bei der Verständigung einen Kompromiss finden“, sagt Simone Scholl, Dozentin am Institut für Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser der Uni Hamburg. Dieser Kompromiss heißt „International Signs“, wobei der Begriff irreführend ist. Er erweckt den Anschein, dass es für jedes Wort auch eine einheitliche, internationale Gebärde gibt – das ist nicht der Fall. „Die Verständigung erfordert sprachliche Pfiffigkeit. Man versucht, so gut mit der Sprache umzugehen, dass der andere einen versteht.“ Das bedeutet zum Beispiel, dass Dinge leichter oder bildhafter dargestellt werden. Was damit gemeint ist, lässt sich anhand des Wortes „Richter“ erklären.

In der deutschen Gebärdensprache werden für die Darstellung dieses Begriffes Zeige- und Mittelfinger der linken und rechten Hand gespreizt und abwechselnd nach oben und unten bewegt. „Gehörlose aus anderen Ländern würden diese Gebärde niemals verstehen“, sagt Simone Scholl. Stattdessen gebärden sie im internationalen Kontext etwa Locken und einen Hammer oder ein Gefängnis, in das jemand geschickt wird. Denn das sind Bilder, die viele mit dem Richter assoziieren.


Dass die Grammatik in den einzelnen Gebärdensprachen sehr ähnlich ist, erleichtert die Kommunikation ein wenig. „Irgendwann bekommt man ein Gefühl, was geht und was nicht. In der Lautsprache wäre so etwas undenkbar“, sagt Scholl. Einige Begriffe sind jedoch zu abstrakt, um dafür passende Bilder zu finden. Dazu zählen zum Beispiel die Wörter „Menschenrecht“ und „erklären“. Deshalb verwenden Gehörlose im Gespräch mit jemandem aus einem fremden Land dafür die Gebärden aus einer anderen Sprache: Gehörlose im europäischen Raum greifen häufig auf amerikanische, manchmal auch auf britische Gebärden zurück. In den meisten deutschen Gehörlosenschulen liegt das Hauptaugenmerk zwar nur auf dem Erlernen der englischen Schriftsprache. „Es ist aber kein Problem, die Gebärden im Vorbeigehen zu lernen,

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denn häufig wird ,International Signs‘ auf internationalen Treffen benutzt. Spezielle Begriffe werden schnell aufgeschnappt und die kann man sich auch merken“, sagt die Dozentin.

Jeder spricht nach eigenem Empfinden Afrikanische Länder hingegen würden sich weniger an der amerikanischen, sondern eher an der Gebärdensprache eines afrikanischen Landes orientieren. „Es gibt kein System, das weltweit funktioniert. Man versucht, die Strukturen, die es in beiden Sprachen gibt, so gut es geht zu nutzen und darauf die Kommunikation aufzubauen. Dass das tatsächlich klappt, ist für Menschen, die keine Gebärdensprache können, nur schwer nachzuvollziehen.“

„International Signs“ ist also nicht standardisiert, jeder spricht es nach seinem eigenen Empfinden. Deshalb hat es keinen offiziellen Status. Unter dem Namen „Gestuno“ wurde probiert, eine einheitliche Sprache zu konstruieren, die Gehörlose aller Länder verstehen. Erfolglos. „Es ist zu künstlich und hat keinen lebendigen Hintergrund, aus dem heraus man die Gebärden verstehen könnte“, sagt Simone Scholl. Amerikanische Gebärden müssen Gehörlose zwar genauso lernen wie „Gestuno“. Da ist die Bereitschaft aber größer, weil es eine wirkliche Sprache ist.


leider zu klein Europa ohne Grenzen – das ist die Idee der europäischen Gemeinschaft. Unser Karikaturist Pierre Pauma ist nicht überzeugt.

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n i r e t ä t s g n u g u e z r e b ü Luca Elena Bauer kennt die Probleme der EU – und ist trotzdem begeistert vom Gedanken an ein gemeinsames Europa. Warum? Und wie geht es weiter mit der Region? Luca steht für junge Befürworter der europäischen Idee. Ein Porträt. TEXTSILAS SCHEFERS Fotosdaniela arndt

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„Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass ich in der längsten Friedensperiode der Geschichte aufgewachsen bin.“

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enn Luca Elena Bauer an Europa denkt, denkt sie auch an ihre Großeltern. An den Krieg, von dem sie berichten. Und an die Flüchtlinge. „Dann weiß ich: Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass ich in der längsten Friedensperiode der Geschichte aufgewachsen bin“, sagt Luca, „und das ist auch der Verdienst der EU. Ganz sicher.“ Sie hat eine klare Position. Die 25-Jährige weiß genau, was sie gut findet – und was ihr nicht gefällt. Europa, das ist für Luca nicht nur ein offener Wirtschaftsraum. Nicht nur ein Zweckbündnis oder ein künstliches Konstrukt. Eher der Versuch, einen Kontinent zu schaffen, geprägt von Frieden und getragen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Europa, das sei eine Herzenssache, sagt Luca und nickt nachdrücklich. „Diesen Gedanken hinter der EU festzu-

halten, ist im Moment ziemlich schwer“, sagt sie. Die europäischen Krisen kennt Luca, die im Bachelor Europäische Studien in Osnabrück studiert hat und jetzt ihren Master in Politikmanagement an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen macht. Aber eine europäische Identität bedeute nicht gleich, bedingungslos an die europäische Politik zu glauben. „Ich kann sagen: ‚Ich als Europäerin finde die Politik in Brüssel gerade nicht gut.‘ Das geht“, sagt Luca.

Ein kompliziertes Konstrukt mit 28 Mitgliedsstatten Sie sei genauso Europäerin wie Deutsche. Aber Luca glaubt nicht nur an Europa, sondern auch an die EU. Dass vielen jungen Menschen die Identifikation mit der EU fehlt, dass sie ihr vorwerfen, nur eine 35

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bürokratische Blase zu sein, sei ihr klar. “Die EU ist ein kompliziertes Konstrukt mit immerhin 28 Mitgliedsstaaten“, sagt Luca. „Jeder, der schon mal versucht hat, für 28 Personen Pizza zu bestellen, weiß: Das ist schwer.“ EU, das bedeute eben: viele Verhandlungen. Und für Luca im Moment auch: Hoffen. Aber die fehlende Identifikation mit Europa sei nur ein Grund für die Probleme in der Beziehung zwischen Europäern und EU, findet Luca. Es gebe keine europäische Öffentlichkeit. Sie selbst schaue sich europäische und deutsche Nachrichten an, für die Mehrheit der Europäer gelte das jedoch wahrscheinlich nicht. „Es gibt den Fernsehsender ‚euronews‘, der für die gesamte EU gedacht ist, aber den hier keiner kennt“, sagt Luca. Ein weiteres Problem: Die nationale


Beispiel durch die Krisen. „Es kommen sogar immer mehr dazu. Und keine wird so richtig gelöst“, sagt Luca. Resignation? „Auf keinen Fall. Die Idee der EU ist richtig.“ Für sie bedeute das nämlich vor allem Freiheit.

Erst einmal Praktika machen und abwarten

„Natürlich lebe ich in e

iner kleinen Blase. Viele Menschen in meinem Umfeld denken ähnlich wie ich.“ Politik, die gerne Erfolge für sich in Anspruch nehme, die Schuld für Probleme aber auf Brüssel schiebe. Viele Krisen, noch mehr Baustellen – wie kann man dann noch an die EU glauben? „Was ist die Alternative?“, fragt Luca und sagt: „Ich mag das Wort ‚alternativlos‘ nicht. Aber ein besseres Konzept sehe ich nicht.“ Es könne schon sein, dass es Staaten gibt, die ohne die EU gut überleben könnten: „Deutschland gehört bestimmt dazu. Aber was wäre ohne die EU besser?“ Luca findet: Nichts. Ein Rückfall zur Denkweise „Weg von Europa“ sei der falsche Weg. „Ein Zurück zum Nationalismus würde der Geschichte nicht gut tun.“ Zustände wie zu Anfang des 19. Jahrhunderts – Luca fürchtet sich davor. Sie war nicht immer interessiert an Europa. Das erste Mal kommt sie nach dem Abitur mit dem Thema in

Berührung. Luca macht einen Europäischen Freiwilligendienst, in dem sie ein gemeinnütziges Projekt in Schweden unterstützt. Sie trifft andere Freiwillige aus anderen europäischen Ländern und stellt fest: Sie alle haben dieselben Interessen, dieselben Probleme. „Dann wusste ich auch, dass ich mich im Studium mit Europa befassen möchte“, sagt Luca. Auch an der Uni trifft sie auf viele junge Menschen, die an die EU glauben. Wird man nicht unkritisch? „Natürlich lebe ich in einer kleinen Blase. Viele Menschen in meinem Umfeld denken ähnlich wie ich.“ Unkritisch aber werde man durch das Studium nicht, im Gegenteil. „Wir sind alle euphorisch ins Studium gestartet“, sagt Luca und zeichnet einen steigenden Graphen in die Luft, „aber mit der Zeit wird man immer pragmatischer.“ Zum 36

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Dennoch kennt die Idee „EU“ auch Grenzen – zumindest für Luca. „Wie weit die Idee eines zusammenwachsenden Europas gedacht werden kann, ist eine Prinzipienfrage. Ich glaube, dass ein einziger Staat ‚Europa‘ nicht durchzusetzen ist. Es gibt einfach noch zu viele Fehler im System.“ Lucas Lösungsideen? Sie muss lachen. Da könne man eine ganze Doktor-Arbeit drüber schreiben, findet sie. Klären kann Luca diese Frage nicht. Die Menschen müssten sich in der EU besser repräsentiert fühlen, klar, das sei ein wichtiger Ansatz. So ist es, wenn man an die EU glaubt: „Man will ja konstruktive Lösungsansätze liefern, aber es ist sehr, sehr schwer.“ Es gebe eben keine Blaupause, man könne sich nichts abgucken. Genau das macht es so schwer. Die EU ist einmalig in der Geschichte. Gerade deshalb kann sich Luca ein Scheitern der EU nur schwer vorstellen. „Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt“, sagt Luca. Sie glaubt: Im schlimmsten Fall komme man zurück zum rein wirtschaftlichen Verbund von Staaten. Luca sieht ihre eigene Zukunft nicht unbedingt in Brüssel, in die Politik will sie nicht. Ihr Plan lautet: Erst einmal Praktika machen und abwarten, was ihr gefällt. „Europa betrifft Institutionen und Unternehmen, man findet es eigentlich auf allen Ebenen“, sagt sie. Vorher stehe bis Herbst noch die Master-Arbeit an. Ihre Wünsche für die europäische Zukunft: „Dass es viele motivierte Menschen gibt, die das Europabewusstsein stärken, mehr Europa-Gefühl und vor allem mehr Solidarität.“ Auch nach dem Studium will Luca begeisterte Europäerin bleiben. Warum auch nicht? Sie erinnert sich an ihre Zeit in Schweden: „Wir haben doch so viele Gemeinsamkeiten.“


Hingeschaut Das ganze Heft dreht sich um Europa. Diese Seite nicht. Egal. Denn hier haben Newcomer die Chance, beim „Rapslam“ im Duisburger Club „Djäzz“ ihre Fähigkeiten auf der Bühne zu zeigen. Bewerben darf sich jeder. TEXTTim Kröplin COMICLyrico

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eim „Battlerap“ geht es darum, sich mit dem musikalischen Gegner möglichst kreativ zu messen. Dies ist fester Bestandteil im Hip Hop-Genre. Der „Rapslam“ hat einen ähnlichen Wettbewerbscharakter. Allerdings geht es hier nicht darum, sich gegenseitig zu beschimpfen. Stattdessen wird Rap mit Poetryslam kombiniert. „Wir wollen Newcomern eine Plattform bieten, damit sie sich mit anderen Rappern austauschen und sich präsentieren können“, sagt Mitveranstalter André Bartsch. Seit 2012 gibt es in Duisburg regelmäßig Rapslam-Konzerte: Sechs Künstler bekommen jeweils sechs Minuten Zeit, ihre Songs vor Publikum vorzustellen. Dabei plant jeder Teilnehmer seinen Auftritt komplett selbst. Auch die Themenwahl ist den Rappern überlassen. Wenn sie ihr Konzept fertig ausgearbeitet haben, schicken sie eine Übersicht der Songs sowie die einzelnen Beats an die

Veranstalter. Die brauchen diese Details der Künstler, um den Ablauf auf der Bühne an den jeweiligen Newcomer anzupassen. Besonders ist, dass die Jury aus den Zuschauern besteht. Aus dem Publikum werden nach dem Zufallsprinzip fünf Leute ausgesucht, die die Auftritte nach einem Zehn-Punkte-System bewerten.

Gewinn dieses Jahres bleibt noch geheim Jede Runde scheiden zwei Rapper aus, bis nur noch ein Teilnehmer übrig bleibt. Der Gewinner des Abends darf beim Finale am Saisonende antreten. Die bisherigen Sieger der aktuell laufenden Saison sind MC Intifada, Papp Maul und Phillie. Vergangenes Jahr konnte der Rapper Nikkoh das Finale für sich entscheiden. Sein Preis: Die Aufnahme einer EP in einem Bochumer Tonstudio und den professionellen Dreh eines Musikvideos. Welchen Gewinn den Saison-Sieger 37

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dieses Jahr erwartet, bleibt geheim. „Wir wollen die Teilnehmer ein bisschen auf die Folter spannen. Das macht es spannender. Aber wir können schon verraten, dass es sich wirklich lohnt“, sagt André Bartsch. Wer am Rapslam im Djäzz-Keller teilnehmen möchte, kann sich mit zwei Hörproben bewerben unter rapslamruhr@gmail.com.

Was? Sechs Rapslam-Konzerte Wo? Börsenstraße 11, Duisburg Wann? Die nächste Runde ist am 13. Februar, das Finale am 12. März Anfahrt? Mit dem RE 1 bis Duisburg Hbf, von dort sind es 10 Minuten Fußweg Wie teuer? Tickets gibt es an der Abendkasse für sieben Euro, Teilnehmer haben freien Eintritt und bekommen zwei Freigetränke Weitere Infos: www.facebook.com/RapSlam


Abgefahren Ihr wollt Kultur, Action und Abenteuer? Wir gehen mit dem NRW-Ticket bis ans Limit und nehmen euch mit auf eine Reise durch das Ruhrgebiet und darüber hinaus. Diesmal: Die Ausstellung „Unter Druck! Medien und Politik“ im Haus der Geschichte in Bonn. TEXtCarolin West FotoPunctum_Bertram Kober

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ügenpresse-Rufe und Auflagenschwund – das Verhältnis zwischen Medien, Politik und Öffentlichkeit ist schwierig. Wie sich diese Beziehung über Jahrzehnte verändert hat, zeigt eine spannende Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn. Anhand von rund 900 Schaustücken wird die Geschichte des bundesdeutschen Mediensystems erklärt.

Mitarbeiter fest. Nach gut drei Monaten wurde Augstein aus dem Gefängnis entlassen. Dieser Eingriff kostete den Verteidigungsminister sein Amt und stärkte somit die Pressefreiheit. Über ein Drehscheibentelefon kann man Ausschnitte des Buches „Der Aufmacher“ hören, vorgelesen von Autor Günter Wallraff. Er arbeitete unter dem Pseudonym Hans Esser bei der Bild-Zeitung und deckte dort unethische Recherchemethoden auf. Schade nur: Im Ausstellungsteil über Unterhaltungssendungen und Talkshows dürfen Besucher nicht auf den „heißen Stuhl“ aus der gleichnamigen Sendung. Dafür wird das aktuelle Pressegeschehen behandelt. Ein Ranking nach Sendeminuten zeigt, dass das Thema Flüchtlinge im vergangenen Jahr mit 401 Minuten lediglich auf Platz acht lag. Platz eins belegte die UkraineKrise. „Lügenpresse! Halt die Fresse! Das einzige, was stimmt: Der Wetterbericht!“ steht auf einem Plakat. Das Thema erhitzt momentan die Gemüter. Viel mehr bietet die Ausstellung zu Themen wie Pegida und Misstrauen der Presse gegenüber allerdings nicht. Ein Abstecher lohnt sich trotzdem – vor allem für historisch interessierte Besucher.

„Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“ An einer dunkelgrauen Wand ist in weißen Buchstaben der Pressekodex des Deutschen Presserates von 2013 zu lesen. Analog zu den düsteren Wänden beginnt der Rundgang mit den dunklen Zeiten der Presse, in denen es die publizistischen Grundsätze des Presserates noch nicht gab: Während der NS-Zeit dienten die Medien ausschließlich der Regierungspropaganda. Gezeigt wird unter anderem ein „Schriftleiter-Ausweis“, den Journalisten im Dritten Reich tragen mussten, um ihre Schreiberlaubnis zu bescheinigen. Brisante Geschichten und Einschnitte in die Pressefreiheit haben einen Platz in der Ausstellung. „Spiegel tot, die Freiheit tot“ heißt es auf einem Plakat, welches auf einem Foto der Demonstration gegen die Inhaftierung Rudolf Augsteins zu sehen ist. Der Gründer des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ geriet wegen der Titelgeschichte „Bedingt abwehrbereit“ (1962) ins Visier des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß. Die Polizei besetzte die Redaktionsräume und nahm Augstein und sieben seiner

Wo? Willy-Brandt-Allee 14,Bonn Anfahrt? ­Ab Bonn Hauptbahnhof fahren viele Straßenbahnen bis zur Haltestelle „Bonn Heussallee/Museumsmeile“, von dort etwa fünf Minuten Fußweg Wann? Noch bis zum 17. April, dienstags bis freitags 9 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr Wie teuer? Eintritt frei Weitere Infos: www.hdg.de 38

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Alle Zutaten miteinander vermengen und im gefetteten Waffeleisen ausbacken. Waffeln schmecken toll mit Kirschen, Sahne und Eis.


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