ÖGFLA Sondermagazin Mai 2013

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Zu Gast im Geburtsland der Kartoffel und der Tomate

KOLUMBIEN – PERU

Andalusische Paläste & Feinschmecker-Zentrum die schönsten Seiten der beiden Andenländer


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Politiker und Wirtschaftsleute reisten nach Kolumbien und Peru Zu einer aufregenden Reise nach Kolumbien und Peru kam es vom 1. bis zum 10. März 2013. Unter der Leitung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf, der auch der Präsident der Österreichischen Gesellschaft der Freunde Lateinamerikas (ÖGFLA) ist, fand sich eine hochkarätige Politik- und Wirtschaftsdelegation, die sowohl in Kolumbien als auch in Peru interessante Gesprächspartner traf und die freundschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zwischen Österreich und den Gastländern intensivieren konnte. Mit an Bord waren bei dieser Lateinamerikareise auch der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer und seine Frau Renate, Unternehmer Stephan Wagner, der Büroleiter des Dritten Nationalratspräsidenten Graf, Walter Asperl, sowie der Mitarbeiter des EU-Abgeordneten Mölzer, Dietmar Holzfeind. Die wunderschöne Natur, die vielen historischen Stätten, wie die Inka-Stadt auf dem Machu Picchu oder die für ihre erhaltenswerte Schönheit mit dem Weltkulturerbe ausgezeichnete kolumbianische Stadt Cartagena, und der überaus freundliche Empfang machten die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis. Höhepunkt aber war die Verleihung der Ehrenbürgerschaft für Martin Graf und Andreas Mölzer in der Stadt Cusco.

Inhalt Ländertelegramm

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Das Tiroler Dorf Pozuzo

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Der Guerillakampf der FARC Interview mit Botschafter Padilla

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Cusko und Machu Picchu Pizarro – der Eroberer

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DDr. Zischg über die Andenländer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16/17 Nasca: Geheimnisvolle Sandspuren Studenten wählen den Rektor

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Feinschmecker-Metropole Lima Botschafter Melan über seine Arbeit

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2013

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20/21

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ÖGFLA-Mitgliedschaft

Honorarkonsul Hermoza – Die rechte Hand des Botschafters . . . . . . . . . 22/23 Andalusische Paläste in Cartagena

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Impressum: Herausgeber: Österreichische Gesellschaft der Freunde Lateinamerikas (ÖGFLA). ZVR: 189076111. Trautsongasse 2/6, A-1080 Wien. E-Mail: verein@oegfla.at · www.oegfla.at

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Die ÖGFLA Die Österreichische Gesellschaft der Freunde Lateinamerikas (ÖGFLA) ist ein Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn gerichtet ist. Die ÖGFLA bezweckt die Förderung der bilateralen Beziehungen zwischen den Staaten Südamerikas und Österreich vor allem auf wirtschaftlichem, kulturellem, gesellschaftlichem, sportlichem, wissenschaftlichem und schulischem Gebiet.

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Mit dem Besuch ein Zeichen gesetzt Kolumbien und Peru sind – wie andere Länder in Lateinamerika auch – sehr aufstrebende Länder. Emanzipiert von den USA sind die Völker auf der Suche nach neuen Freunden und da drängt sich Europa für eine verstärkte Zusammenarbeit geradezu auf, gibt es doch sowohl kulturell als auch politisch unübersehbare Parallelen. Südamerika ist wie Europa vom Christentum geprägt und die Demokratie ist auf einem unaufhaltsamen Vormarsch. In meiner Funktion des Dritten Nationalratspräsidenten und als Präsident der Österreichischen Gesellschaft der Freunde Lateinamerikas (ÖGFLA) habe ich die Einladung der beiden Parlamenstpräsidenten von Kolumbien und Peru gerne wahrgenommen, die Länder näher kennenzulernen. Die Förderung der bilateralen Beziehungen zwischen den Staaten Lateinamerikas und Österreich hat sich die 2009 gegründete ÖGFLA zum Ziel gesetzt. Wir wollen Gemeinsamkeiten auf wirtschaftlichem, kulturellem, gesellschaftlichem, sportlichem, wissenschaftlichem und schulischem Gebiet fördern. Seit Jahren wird deshalb eine deutschsprachige Schule in Paraguay von der ÖGFLA konkret mit Geld und Austauschlehrern unterstützt. Beeindruckend auf diesen Reisen nach Lateinamerika ist für mich immer wieder die Begegnung mit den vielen ausgewanderten Österreichern, die hier eine neue Heimat gefunden haben. So wird im Dorf Pozuzo, in Peru, noch immer tirolerisch gesprochen und das Brauchtum mit Blasmusik-Kapellen, Tanz und Tracht hochgehalten. Die vielen interessanten Gespräche mit den Politikern, Wirtschaftsleuten und Organisationen haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Beziehungen weiter zu vertiefen. Mit meinem Besuch konnte ich speziell in Kolumbien, wo in Bogota die österreichische Botschaft (vorübergehend) geschlossen ist, ein Zeichen dahingehend setzen, dass dieses Land für Österreich weiterhin sehr wichtig ist.

Dr. Martin Graf ist Dritter Nationalratspräsident und Präsident der Österreichischen Gesellschaft der Freunde Lateinamerikas (ÖGFLA). Er leitete die Delegationsreise nach Kolumbien und Peru.


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Peru Peru ist ein Staat im westlichen Südamerika und grenzt im Norden an Ecuador und Kolumbien, im Osten an Brasilien, im Südosten an Bolivien, im Süden an Chile und im Westen an den Pazifik.

Fläche: 1.285.220 Quadratkilometer Einwohner: 29.546.963 Hauptstadt: Lima Staatsform: Semipräsidiale Republik Staatsoberhaupt: Staatspräsident Ollanta Humala Regierungschef: Premierminister Juan Jiménez Mayor Unabhängigkeit von Spanien am 28. Juli 1821 Sprachen: Quechua, Aimara und Spanisch

Grafik: wikipedia

Wirtschaft Gemessen an wirtschaftlichen Indikatoren zählt Peru laut Weltbank zur Gruppe der Schwellenländer. In Peru beherrschen vor allem nordamerikanische, europäische und chilenische Unternehmen den Markt. Dies gilt weitläufig für den Handel, die Fischereiindustrie, die Ausbeutung von Bodenschätzen und im Telekommunikationsbereich. Das Land ist reich an Bodenschätzen, vor allem Gold, Silber und Kupfer und gehört weltweit zu den größten Produzenten dieser Rohstoffe. Daneben gibt es auch eine bedeutende Förderung von Naturgas. Peru ist einer der größten Exporteure von Fischerei-Produkten und nach China die zweitgrößte Fischereination. Was die Agrarindustrie anbetrifft, so wird zwischen traditionellen Erzeugnissen (Kaffee) und vor nicht langer Zeit eingeführten Erzeugnissen (Spargel, Weintrauben etc.) unterschieden. Hauptanbaugebiet sind die bewohnten Gebiete im Westen, wo durch künstliche Bewässerung Landwirtschaft betrieben werden kann. In den großen Gebieten der Selva wird größtenteils Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgung) betrieben. Die Industrie konzentriert sich auf die Küste und dort vor allem auf Lima.


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Kolumbien Kolumbien ist eine Republik im nördlichen Teil von Südamerika. Sie grenzt sowohl an den Pazifischen Ozean als auch an das Karibische Meer und auf dem Festland an Panama, Venezuela, Brasilien, Peru und Ecuador. Der Landesname ist von Christoph Kolumbus abgeleitet.

Fläche: 1.138.748 Quadratkilometer Einwohner: 46.413.791 Hauptstadt: Bogotá Staatsform: Präsidialrepublik Staatsoberhaupt und Regierungschef: Präsident Juan Manuel Santos Unabhängigkeit von Spanien am 20. Juli 1810 (1819 anerkannt) Sprachen: Spanisch

Grafik: wikipedia

Wirtschaft Kolumbien gehört zu den größten Wirtschaftsnationen Lateinamerikas und ist der größte Produzent zahlreicher Schnittblumenarten. Bei der Produktion von Nelken steht es weltweit an erster, bei Schnittblumen insgesamt an zweiter Stelle. Mit 3500 verschiedenen Orchideen-Arten hat Kolumbien die größte Vielfalt der Welt. Ebenfalls an erster Stelle steht Kolumbien bei der Produktion von Smaragden und Guadua-Holz. Es ist außerdem der viertgrößte Kaffee-Produzent der Welt und steht bei der Produktion von Bananen weltweit an dritter Stelle. Bei der Produktion von Kartoffeln ist Kolumbien in Lateinamerika führend. Kolumbiens Wirtschaft wächst kontinuierlich und stellt damit in Südamerika den größten Wachstumsmarkt nach Chile dar. In den vergangenen 20 Jahren wurden die Konsumgüter- und die Grundstoffindustrie verstärkt ausgebaut. Heute spielen die Nahrungsmittel- und die Textilindustrie die größte Rolle. Kolumbien hat mit geschätzt rund 21 Mio. Tonnen die größten Kohlereserven in Südamerika, wobei geschätzte 72 Prozent der Vorkommen qualitativ hochwertige Kesselkohle sind.

Foto: kontour-travel.com/flickr


6 Im so genannten Palmatambo-Haus wohnt heute noch eine Verwandte des Pfarrers Josef Egg, der 1857 die Auswanderer nach Peru begleitete.

Ein Tiroler Dorf im Tropenwal

Pueblo tirolés de Pozuzo:

En el pueblo de Pozuzo en Perú se encuentra la única colonia austro alemana en el mundo. Es un pueblo con una historia increíble. En el año 1857, 180 habitantes del Tirol austríaco y 150 de la región de Renania decidieron emigrar. La huida a América representaba para muchos la única salida para escapar de su desolada vida. Sin embargo, la edificación de una nueva vida en la nueva patria resultó ser más difícil de lo que habían imaginado. Sólo la mitad de estos emigrantes, después de dos años de penurias y sufrimientos indecibles alcanzó el valle del Río Pozuzo. Hoy en día, alrededor de mil descendientes de esos aventureros viven en Pozuzo y mantienen vivas las tradiciones de su tierra natal.

Das Land ist gebirgig mit Anhöhen bis zu 2.500 Metern, auf den Straßen ist tirolerischer Dialekt zu hören und auf einem Platz sind Tanzpaare in Dirndln zu sehen, die sich zu Polka-Melodien drehen. Man könnte irgendwo in Tirol sein, würde das tropische Klima auf ca. 800 Meter Seehöhe nicht den wirklichen Ort dieses Schauspiels verraten: Hier in der 8.000 Einwohner zählenden Stadt Pozuzo in Peru befindet sich die einzige deutschösterreichische Kolonie der Welt, ein fast vergessenes Tiroler Dorf mit einer unglaublichen Geschichte. Für die 180 Tiroler aus Silz, Haiming, Zams und Pfunds und den 150 Rheinländer, die sich 1857 entschlossen, nach Peru auszuwandern, war es ein mühsamer und langer

Weg in die neue Heimat. Es war nicht nur Abenteuerlust, denn für viele dieser Menschen stellte die Flucht nach Lateinamerika den einzigen Ausweg aus ihrer trostlosen Lebenssituation dar. Wer den Hof nicht erbte, musste, um zu überleben, im eigenen Elternhaus als Magd oder Knecht arbeiten. Oder er musste als Taglöhner in die Fremde ziehen. Sie alle waren ein „gefundenes Fressen“ für den Agenten Freiherr Damian von Schütz, der vom katholischen Land Peru beauftragt wurde, vor allem Katholiken anzuwerben, um mit Hilfe europäischer Handwerker entlang einer geplanten Eisenbahnstrecke über die Anden bis zum schiffbaren Amazonasfluss Siedlungen anzulegen. Mit den dort wohnenden Indianern konnte dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden.

D E L E G AT I O N S R E I S E In der mit dem Weltkulturerbe ausgestatteten kolumbianischen Stadt Cartagena trifft Martin Graf den Bürgermeister Carlos Otero Gerds (re.). Dolmetscher Fabian Oster (Mitte) ist auch bei der christlich sozialen Stiftung Fundación Madre Herlinda Moises in Pasacaballos tätig. Diese Stiftung wurde von der österreichischen Ordensschwester Maria Herlinda Moises gegründet.


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ld von Peru Als die Auswanderer in Antwerpen in See stachen, dauerte es dreieinhalb Monate, bis sie den Atlantik überquert und in Hoacho, nördlich von Lima, an Land kamen. Von dort begann der Fußmarsch in die neu zu gründende Kolonie Pozuzo. Nur etwa die Hälfte dieser Auswanderer hat nach zwei Jahren unsagbarer Strapazen und Leides das Tal des Rio Pozuzo erreicht. Der von der Regierung versprochene Fußweg war nicht fertiggestellt und so mussten die Geprüften zwischendurch zweimal Getreide anbauen, um nicht zu verhungern. Viele Ledige fielen vom Tross ab und versuchten ihr Glück in den Bergbaugebieten oder in Lima. Manche von ihnen überstanden die Strapazen nicht und starben. Erschütternde Briefe kann man heute noch in den Archiven lesen, aber auch hoffnungs-

volle, welche die Fruchbarkeit des neuen Heimatbodens loben. Ein Mann war damals für den Zusammenhalt der Tiroler Gemeinschaft besonders wichtig. Pfarrer Josef Egg (1820 bis 1905). Er war Antrieb und Stütze zugleich. Ein Verwandter des Pfarrers, Jose Egg Estrada, lebt heute noch im Tiroler Dorf, seine Tante wohnt im Haus der Familie Egg, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde und den Namen „Palmatambo-Haus“ hat. „Die Generation meines Vaters spricht noch tirolerisch, sonst wird hauptsächlich spanisch gesprochen“, erzählt Josef Egg, der – wie die meisten hier – von Rinderwirtschaft, Kaffee- und Kakao-Anbau seine Brötchen verdient.

KO L U M B I E N – P E RU Graf mit dem Präsidenten des kolumbianischen Repräsentantenhauses, Dr. Augusto Posada Sanchez. Wichtigstes Anliegen: Posada Sanchez möchte einen Ansprechpartner in der Anti-Korruptionsakademie, die ja ihren Sitz in Österreich (Laxenburg) hat. Small Talk in Bogota: Honorarkonsul Dkfm. Hans Michael Widhalm, Martin Graf und Delegationsteilnehmer DDr. Stephan Wagner.

V. l. o.: Umgeben von Bergen liegt das Tiroler Dorf Pozuzo mitten im tropischen Urwald. Im Tiroler Verein werden Volkslieder aus der alten Heimat gesungen. Fesche Madl und Buam in Dirndln und Lederhosen tanzen in Tiroler Tracht auf.

Seit mehr als zwölf Jahren versuchen die Tiroler Vereine in Pozuzo mit großer Begeisterung und großem Aufwand die deutsche Sprache aufrecht zu erhalten. Ohne Unterstützung aus der Heimat Tirol wäre das wohl nicht möglich. Dort kümmern sich zwei Vereine, der „Freundeskreis“ und „Gesundheit für Pozuzo“, um die Verwandten und Bekannten in Peru. „Die wichtigste Aktivität für uns ist die Aufrechterhaltung des Deutschunterrichts. Die Kosten dafür liegen bei 30.000 Euro pro Jahr“, sagt Franz Held vom „Freundeskreis“. Fünfzig Prozent dieser Summe leisten die Mitglieder durch Beiträge, Spenden und Veranstaltungen. Der Rest wird von den Partnergemeinden Silz und Zams, sowie dem Unterrichtsministerium (mit zwei bis 3000 Euro) getragen.


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Terror-Organisation FARC soll politische Partei werden La FARC quiere convertirse en partido El Presidente del Senado Roy Barreras acababa de regresar de la Habana donde tuvieron lugar negociaciones de paz con el movimiento guerrillero colombiano FARC, cuando tuvo lugar en Bogotá el encuentro con el Tercer Presidente del Consejo Nacional Martin Graf y el diputado de la UE Andreas Mölzer. Por primera vez en la historia de esta guerra, que dura ya 50 años, las Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, la llamada FARC, quieren reconocer el sistema estatal y transformarse en un movimiento político.

Senatspräsident Roy Barreras kam gerade von Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Guerillabewegung, FARC, aus Havanna zurück, als es zum Treffen mit dem Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf und EU-Abgeordneten Andreas Mölzer in Bogota kam. Erstmals in der Geschichte dieses Krieges, der schon 50 Jahre andauert, will die Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, wie die FARC sich nennt, das staatliche System anerkennen und sich zu einer politischen Bewegung wandeln. Laut Barreras habe auch die FARC genug vom Krieg und will endlich Frieden. Der längste Guerillakrieg in Südamerika könnte also bald zu Ende sein. Derzeit zählt die terroristische Organisation, die sich selbst als marxistische Volkskampftruppe bezeichnet, noch rund 15.000 Mitglieder. Die FARC gründete sich 1964 und lieferte seither einen bewaffneten Kampf gegen den kolumbianischen Staat, seine Repräsentanten, die kolumbianische Armee sowie gegen rechtsgerichtete paramilitärische Gruppen und Drogenkartelle. Zu den wesentlichen Einnahmequellen der FARC gehören Entführungen, Erpressung der lokalen Drogenkartelle und Schmuggel illegaler Drogen. Parallel zu den erfolgreich verlaufenden Friedensgesprächen versuchen die Vereinten Nationen eine Alternative zum Kokain-Anbau anzubieten. Beim Gespräch mit dem Direktor der UNODC (United Nations Office on Drugs & Crime), dem Dänen Bo Mathiasen, erfährt Martin Graf, wie die Organisation die kolumbianischen Bauern vom Drogen- zum Kakao-Anbau umschulen. Immerhin ist Kolumbien noch immer der größte Kokainproduzent der Welt. 60.000 Familien leben davon, erwirtschaften damit jeweils einen Dollar pro Tag.

Foto: bixentro/flickr

D E L E G AT I O N S R E I S E Martin Graf im Gespräch mit dem Direktor der UNODC (United Nations Office on Drugs & Crime), dem Dänen Bo Mathiasen. Die UNODC schult die kolumbianischen Bauern vom Drogen- zum Kakao-Anbau um.


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Mit österreichischen Geldern wird in Kolumbien Schokolade erzeugt. Es ist Teil des Substitutionsprogramms der UNODC zum Drogenanbau. Bild linke Seite: Die FARC-Führer Raul Reyes, Manuel Marulanda and Ivan Rios (v. l.) werden auf Mauern bildlich verewigt.

Interessant: In dem Gebäude, in dem jetzt die UNODC untergebracht ist, residierte früher das Korli-Kartell, das mit Kokain Geschäfte machte. Heute wird in der Nähe von Bogota Kakao statt Coca angebaut und u.a. nach Österreich geliefert: 10.000 Tonnen jährlich nimmt der bekannte Schokoladenhersteller Zotter ab. 15 Prozent des UNODC-Budgets von 30 Millionen Euro müssen immer noch für die Sicherheit ausgegeben werden. 755.000 Euro trägt Österreich für dieses Projekt in Kolumbien bei. Dafür wird ein Produkt, Chocolates Anori, mit rot-weiß-rotem Emblem und der Aufschrift „Austria“ verkauft.

KO L U M B I E N – P E RU In Bogota kommt es auch zum freundschaftlichen Treffen zwischen dem Geschäftsführer der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), Peter Luhmann, und dem Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf.


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Der kolumbianische Botschafter in Österreich, Freddy Padilla De

„Hoffe, dass österreichische in Kolumbien wieder geöffn Der kolumbianische Botschafter in Österreich, Freddy Padilla de León mit seiner Frau Myriam Hodges de Padilla.

Seit wann leben Sie in Österreich und was schätzen Sie an diesem Land? Ich habe die Funktion als Botschafter von Kolumbien im Oktober 2010 übernommen. Es sind seither fast 30 Monate vergangen und es fällt mir immer schwerer, diese Frage zu beantworten. Österreich gelingt es, mich noch immer zu überraschen. Folgendes möchte ich an Österreich besonders hervorheben: die Lebensqualität und die soziale Inklusion, das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Umweltschutz, den kulturellen Reichtum und die Vielfalt, sowie seine hervorragende geographische Lage in Europa. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen Kolumbien und Österreich? An die Unterschiede zwischen unseren Ländern zu denken, regt mich dazu an, über Gemeinsamkeiten und jene Themen zu reflektieren, bei denen wir zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Die Unterschiede können zahlreich sein. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keine gemeinsamen Interessen gibt. Die größten Unterschiede beziehen sich auf geographische Aspekte und die Artenvielfalt. Kolumbien vereint karibische, pazifische, Anden- sowie Amazonasregionen. Kolumbien gilt als das Land mit der viertgrößten Artenvielfalt weltweit. Es verfügt über die größte Artenvielfalt von Amphibien und Vögeln, über die zweitgrößte Pflanzenvielfalt, die drittgrößte Artenvielfalt von Reptilien und die fünftgrößte im Bereich der Säugetiere. All die genannten Punkte bieten Möglichkeiten für eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Kolumbien und Österreich. Kolumbien besitzt wie Österreich wichtige Berg- und Waldlandschaften sowie Wasserressourcen, die ein großes Potential für die Zusammenarbeit im Hinblick auf ein besseres Ressourcenmanagement bieten. Wie wichtig sind die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern? Österreich ist von großer Relevanz für Kolumbien. Die diplomatischen Beziehungen bestehen bereits seit langer Zeit und wurden durch den politischen Dialog und das gemeinsame Interesse an der Vertiefung der kooperativen Beziehung und an einer besseren gegenseitigen Kenntnis unserer Völker noch verstärkt. In den letzten Jahren wurden diese Beziehungen auf Grund der

D E L E G AT I O N S R E I S E EU-Abgeordneter Andreas Mölzer und der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf treffen den kolumbianischen Senatspräsidenten Roy Barreras und überbringen Gastgeschenke.


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León, im Interview

Botschaft et wird!“ gemeinsamen Ziele im wirtschaftlichen und Handelsbereich verstärkt. Dies spiegelt sich auch in der kürzlichen Eröffnung der Österreichischen Handelsvertretung in Kolumbien wider. Kolumbien konnte sehr wichtige positive Veränderungen in Bezug auf die Wirtschaft und die Sicherheit verzeichnen. Die Ankurbelung der Wirtschaft in Kolumbien und ihre Bedeutung im lateinamerikanischen Raum lässt uns weiterhin darauf hoffen, dass die Österreichische Botschaft in Kolumbien wieder geöffnet wird. Was kann in Bezug auf die diplomatischen Beziehungen verbessert werden? Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kolumbien und Österreich waren stets unproblematisch und entwickeln sich, wie freundschaftliche Beziehungen, ständig weiter, um sich an neue Zeiten und Bedürfnisse anzupassen. Wir schätzen besonders, dass Österreich die Unterzeichnung des Mehrseitigen Abkommens zwischen Kolumbien, Peru und der Europäischen Union unterstützt, das der Ratifizierung der Parlamente unterliegt. Österreich hat großes Interesse gezeigt, einen baldigen Abschluss des Freihandelsabkommen zu erreichen, das zwischen Kolumbien, Peru und der Europäischen Union geschlossen wurde, und Kolumbien beim OECD-Beitritt unterstützt. Wir haben Besuch von mehreren Abgeordneten aus verschiedenen Bereichen in Kolumbien erhalten, zum Beispiel von Dr. Martin Graf oder Dr. Petra Bayr, die sich mit ihren Amtskollegen im Kolumbianischen Kongress und mit Vertretern der einheimischen und afroamerikanischen Gemeinschaften getroffen haben und aus erster Hand über den in Kolumbien stattfindenden Friedensprozess, die Handels- und Investitionsmöglichkeiten, die Kolumbien heute bietet, usw. informiert wurden. Was halten Sie von der Entwicklung Ihres Landes? Denken Sie nicht, dass ich die kolumbianische Entwicklung überschätze, wenn ich Ihnen sage, dass wir eine Erfolgsgeschichte sind. Trotz der Schwierigkeiten im Hinblick auf die menschliche Entwicklung, der großen Last vieler konfliktgeladener Jahre und des Drogenhandels, verfügt Kolumbien heute über eine der stabilsten Demokratien und eines der erfolgreichsten Wirtschaftssysteme in der Region, eine wahre Quelle der Möglichkeiten. Ein internationaler Marktforscher nannte uns „einen funkelnden Stern in der Konstellation von Lateinamerika”. Wir konnten in zehn

KO L U M B I E N – P E RU Die Delegation der Reise nach Peru und Kolumbien beim Gruppenfoto im Kongresshaus in Bogota.

Jahren das BIP verdoppeln, die Exporte verdreifachen und wir sind eines der vertrauenswürdigsten Länder in der Region, um Geschäfte abzuschließen. Ist Kolumbien ein sicheres Reiseziel für Österreicher? Kolumbien ist ein sicheres Reiseziel für jeden Besucher aus der ganzen Welt. Dies spiegelt sich in dem bedeutenden Anstieg der Anzahl ausländischer Touristen in Kolumbien wider. Laut Welttourismusorganisation ist der ausländische Tourismus in Kolumbien um jährlich durchschnittlich 10,4% in den letzten acht Jahren (2005-2012) gestiegen, eine Rate, die dreimal höher ist als jene, die in dieser Zeit global verzeichnet wurde. Was sollten österreichische Touristen in Kolumbien auf jeden Fall besichtigen? Wer den magischen Realismus erleben möchte, sollte Kolumbien besuchen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Kolumbien ist Natur. Es gibt die Möglichkeit, Land-Tourismus zu betreiben und Vögel und Wale zu beobachten. Kolumbien ist ein Abenteuer. Touristen können tauchen gehen und verschiedene Extremsportarten betreiben. Kolumbien steht für Sonne und Strand und bietet verschiedenste Schifffahrtsaktivitäten wie Meeres- oder Flusskreuzfahrten. Kolumbien ist Kultur und Vielfalt. Wir haben bedeutende religiöse Veranstaltungen, Messen, Feste und archäologische Stätten. Je nachdem, was jeder Tourist erleben möchte, kann er schöne traditionelle Orte besichtigen, wie Cartagena, San Andrés, Cali, Bogotá, Medellín, die „Zona Cafetera” (ein bekanntes Kaffee-Anbaugebiet) oder Weltkulturerbe-Stätten wie Mompox oder Popayán besuchen. Die archäologischen Parks in San Agustín und Tierradentro sowie der Amazonas sind ebenfalls empfehlenswerte Ausflugsziele. Welche Rolle spielt Kolumbien im südamerikanischen Raum? Kolumbien spielt eine ausschlaggebende Rolle in Lateinamerika, da es Mittel- und Südamerika verbindet. Dadurch ergeben sich wichtige Aufgaben für die lateinamerikanische und karibische Integration. Kolumbien ist die zweitgrößte Wirtschaftsmacht in Südamerika und einer der Hauptinvestitionsempfänger. Südamerika ist einer unserer Naturräume, unser Hauptexportziel und eine Region mit immensen Migrationsströmen in die und aus der Region.


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Machu Picchu – das neue Weltwunder La ciudad inca de Machu Picchu Machu Picchu, la bien conservada ciudad de ruinas del Perú, figura entre las destinaciones turísticas más famosas de Latinoamérica. Machu Picchu, fue inscrita en la lista del patrimonio cultural mundial de UNESCO en 1983. El 7 de julio del 2007 Machu Picchu, fue elegida por 70 millones de personas del mundo como una de las „Siete Nuevas Maravillas del Mundo“, en el marco de una iniciativa privada, según informaciones de los organizadores. La ciudad Inca de terrazas se encuentra 75 kilómetros al noroeste de la ciudad de Cusco, donde Martin Graf y Andreas Mölzer fueron nombrados ciudadanos de honor.

Unzensuriert.at berichtet täglich über ausgewählte Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die von den großen Mainstream-Medien gar nicht oder nur ungenügend behandelt werden.

Foto: Mike Bash/flickr

Machu Picchu, die gut erhaltene Ruinenstadt in Peru, zählt zu den bekanntesten Touristenzielen in Lateinamerika. Wer den Ort schon besucht hat, weiß, dass die Luft hoch oben auf den Anden schon ziemlich dünn ist. Wen wunderts, bauten die Inkas die Stadt im 15. Jahrhundert doch in 2360 Metern Höhe. Die terrassenförmige Anlage findet man 75 Kilometer nordwestlich der Stadt Cusco. Die UNESCO nahm Machu Picchu 1983 in die Liste des Weltkulturerbes auf. Am 7. Juli 2007 wurde Machu Picchu im Rahmen einer Privatinitiative nach Angaben der Veranstalter von weltweit 70 Millionen Menschen zu einem der „neuen sieben Weltwunder“ gewählt. Sowohl die UNESCO als offizielle Hüterin des Weltkulturerbes als z. B. auch Ägypten (Antike Weltwunder: Pyramiden von Gizeh) distanzierten sich von der als „private Kampagne“, also ohne wissenschaftliche Kriterien, bezeichneten Wahl. Ein Weltwunder ist Machu Picchu aber auch ohne offizielle Auszeichnung. Machu Picchu ist eine der größten Touristenattraktionen in Südamerika. Täglich besuchen durchschnittlich etwa 2.000 Personen die Sehenswürdigkeit. Die UNESCO fordert eine Reduktion auf höchstens 800 Besucher, um das Kulturerbe nicht zu gefährden. Da sich die Inkastadt in einem schwer zugänglichen Gebiet befindet und es keine Straßen dorthin gibt, wurde eine Bahnlinie von Cusco bis nach Aguas Calientes, einem Dorf am Fuße des Berges von Machu Picchu, gebaut. Machu Picchu ist am bequemsten von Aguas Calientes aus zu erreichen: Vom Zentrum in Aguas Calientes fährt ein Bus die gut acht Kilometer lange Serpentinenstrecke zur Zitadelle Machu Picchu hinauf. Der ständig wachsende Tourismus belastet die Umwelt sehr. Die UNESCO wehrt sich daher vehement gegen den geplanten Bau einer Seilbahn von Aguas Calientes hinauf nach Machu Picchu. Deren Fertigstellung würde den Touristenstrom weiter ansteigen lassen und außerdem die Erdrutschgefahr erhöhen. Am 10. April 2004 forderte ein Erdrutsch, der auch die Bahnlinie teilweise lahmlegte, elf Menschenleben. Durch einen weiteren Erdrutsch am 14. Oktober 2005 wurde die Bahnlinie auf einer Strecke von 400 Metern erneut verschüttet. Auch 2010 gab es Überschwemmungen und Erdrutsche, woraufhin das Militär zu Aufräumarbeiten eingesetzt und Machu Picchu für mehr als zwei Monate gesperrt werden musste. Erbaut wurde Machu Picchu einer Theorie zufolge um 1450 auf Befehl des Inka-Herrschers Pachacútec Yupanqui, der von 1438 bis 1471 regierte. Er schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches und führte den Kult um den Sonnengott Inti ein. Die


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Martin Graf und Andreas Mölzer sind Ehrenbürger in Cusco Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf und EU-Abgeordneter Andreas Mölzer dürfen sich nach dem Besuch der Stadt Cusco, die Hauptstadt des früheren Inkareiches, Ehrenbürger dieser Metropole in Peru nennen. Beide wurden vom Bürgermeister der Stadt, Luis Florez Garcia, mit dieser Aktion völlig überrascht. Der österreichische Honorarkonsul, Flavio Hermoza, der den Feierlichkeiten beiwohnte, bezeichnete diese Geste als „Auszeichnung und Anerkennung“ für die beiden Politiker. Cusco (auch Cuzco, auf Quechua Qusqu oder Qosqo) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region und der Provinz Cusco im Zentrum des peruanischen Andenhochlandes. Sie liegt in 3.416 m Höhe und hat 348.935 Einwohner. Sie ist Sitz des Erzbistums Cuzco und einer Universität. Die wechselvolle Geschichte als Hauptstadt des Inkareiches, die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung und die Landschaft inmitten der Anden machen sie zum Anziehungspunkt vieler Touristen. Als Ausgangspunkt zu der Inkastadt Machu Picchu, wohin eine Eisenbahnlinie führt, ist sie weltbekannt geworden. 1983 wurde sie in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.

Der Bürgermeister von Cusco, Luis Florez Garcia, überreicht EUAbgeordneten Andreas Mölzer und dem Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf die Urkunde der Ehrenbürgerschaft.

Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Die Forschung geht heute davon aus, dass die Stadt in ihrer Hochblüte bis zu 1.000 Menschen beherbergen und versorgen konnte. Die Anlage, deren ursprünglicher Name unbekannt ist, wurde nach einem der nahe gelegenen Berggipfel benannt, zwischen denen die Ruinenstadt liegt. Teile der Stadt und die für die Landwirtschaft genutzten Terrassen liegen am Fuße des „alten Gipfels“. Hinter ihrem anderen Ende ragt der „junge Gipfel“ (Huayna Picchu) zuckerhutförmig in den Himmel, auf dem sich ebenfalls eine kleine Anlage befindet, die von der Stadt über einen kleinen Bergpfad erreichbar war und ist. Im Südosten liegen, ca. 15 Kilometer entfernt, im Urubambatal in unmittelbarer Flussnähe die Ruinen der Inkastadt Llactapata. Beide Siedlungen sind noch immer mit einem Inka-Pfad verbunden. Über den Sinn und Zweck dieser Stadt wurden verschiedene Theorien entwickelt. Tatsächlich existieren über sie keine Überlieferungen beziehungsweise wissenschaftliche Aufzeichnungen, weshalb auf der Grundlage archäologischer Funde nur mehr oder weniger begründete Vermutungen angestellt werden können. In der Stadtanlage wurden bei ihrer frühen Erforschung über 50 Grabstätten mit mehr als 100 Skeletten gefunden, die man zunächst zu mehr als 80 Prozent als weiblich einordnete. Neuere Untersuchungen hingegen haben eine gleichmäßige Verteilung der Geschlechter gezeigt. Aufgrund dieser Entdeckung entstand die Theorie von einer königlich-religiösen Zufluchtstätte der Inkas, in der sich neben dem Regenten nicht nur die Jungfrauen der Sonne, sondern, auch bei Abwesenheit des Königs und seines Trosses, immer andere verschiedengeschlechtliche Bedienstete aufhielten. Da die Anlage schon nach dem Ausbrechen eines Bürgerkrieges im Inkareich unter Huayna Cápac nicht mehr von einem Inkakönig aufgesucht worden sein soll, hätten die dort lebenden Bediensteten die nunmehr nutzlos gewordene Stadtanlage später aufgegeben. Nach einer weiteren Theorie wird angenommen, zu Zeiten der spanischen Eroberung habe sich Machu Picchu noch im Bau befunden. Demzufolge seien die Bauarbeiten infolge der Eroberung des Inkareiches durch die Spanier nicht fortgesetzt, die Anlage verlassen worden und dann bei den Inkas in Vergessenheit geraten. Der archäologische Befund kann die Annahme einer noch in der Erbauung befindlichen Stadt jedoch nicht bestätigen. Er zeugt von einer weitestgehend ausgebauten und einst voll funktionsfähigen Stadt, in der auch über längere Zeit Menschen lebten. Sie besitzt beispielsweise eine noch heute voll funktionsfähige Wasserversorgung und eine aufwendige Regenwasserableitungsstruktur, die, von sichtbaren Ablauflöchern in den Terrassenwänden abgesehen, zumeist im Terrassenunterboden verborgen liegt.


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Ein Schweinehirte erobert Inka-Reich Wenn von großen Eroberern der Weltgeschichte die Rede ist, fallen einem die Namen Alexander der Große, der das größte Reich aller Zeiten schuf, oder Dschingis Khan, der Gebiete vom Japanischen bis zum Kaspischen Meer unter seine Herrschaft brachte, ein. Kaum jemand kennt aber Francisco Pizarro Gonzáles (1476 bis 1541). Dabei zählt auch der Spanier zu den größten Feldherren der Geschichte, gilt er doch als Eroberer des Inka-Reiches, das sich über das heutige Peru, Ecuador, Nord-Chile und Teile von Bolivien erstreckte.

Francisco Pizarro Gonzáles eroberte mit nur 215 Soldaten das große Inkareich. Fotos: wikipedia

Pizarro war in Spanien der Legende nach ein einfacher Schweinehirte. Ihn lockte im Zeitalter der Entdeckungen das Abenteuer in der Neuen Welt, wo er auch schnell Karriere machte. Pizarro wurde Bürgermeister und Richter von Panama-Stadt und erwarb sich ein kleines Vermögen. Als er von der Existenz des Inkareichs und dessen Goldreichtum erfuhr, war für ihn klar, dieses Land zu erobern. Pizarro wollte es seinem entfernten Verwandten, Hernán Cortés, gleich tun, der über das Aztekenreich herrschte. König Karl I. von Spanien erteilte Pizarro die Erlaubnis zum Feldzug. Für jegliches Land 600 Meilen südlich von Panama erhielt er zudem das Gouverneursamt. Was beeindruckt, ist die niedrige Zahl der Soldaten, mit denen er gegen die zahlenmäßige Übermacht der Inkas antrat. Nur 215 sollen es gewesen sein, die 1532 die Schlacht von Cajamarca für sich entscheiden. Inkaherrscher Atahualpa erwartete zusammen mit etwa 20.000 Kriegern (andere Quellen sprechen sogar von 80.000) auf die Konquistadorentruppe. Allerdings waren Pizarros Leute mit Pferden und Kanonen ausgerüstet, Dinge, die die Inkas bis dahin nicht kannten. Außerdem unterschätzte man offenbar die kleine Gruppe Fremder, die da plötzlich in das Inkareich einbrach. 1533 wurde die Inka-Hauptstadt Cuzco von den Spaniern widerstandslos eingenommen, geplündert und in Brand gesteckt. Francisco Pizarro war ein rücksichtsloser Machtmensch. Er ging tapfer, entschlossen und zielstrebig vor. Schläue zeichnete den Analphabeten aus. Die Niederwerfung von sechs Millionen indianischen Einwohnern mit nur etwa 215 Männern wäre ohne die zahlreichen indianischen Alliierten aber nicht möglich gewesen. Ähnlich wie Cortés in Mexiko schaffte es Pizarro, die vorgefundene schwierige innenpolitische Lage des Inkareiches und die schwelenden Konflikte des Vielvölkerstaats zu seinen Gunsten zu manipulieren. Stämme und Völker innerhalb des Inkareichs, wie die Canaris u.a., erhofften sich durch ihre massive Unterstützung der Spanier die Befreiung vom Inka-Joch.

Pizarros Grab ist heute die touristische Hauptattraktion in der La Catedral in Lima.

Wegen angeblich ungerechter Verteilung der Beute kam es 1537 zur militärischen Auseinandersetzung zwischen Pizarro und seinem Kampfgefährten Diego de Almagro. Dies spaltete die Spanier in zwei unversöhnliche Lager. 1541 wurde Francisco Pizarro in seinem Palast in Lima von Anhängern Almagros und dessen Sohn ermordet. Pizarros Grab ist heute die Hauptattraktion in der wichtigsten Kirche Limas, in der La Catedral.

D E L E G AT I O N S R E I S E Militärischer Empfang für die österreichische Delegation vor dem Kongressgebäude in Lima.


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Pisco-Abend im Parlament Sowohl der Botschafter aus Kolumbien, Freddy Jose Padilla de Leon, als auch der Botschafter von Peru, Antonio Javier Alejandro Garcia Revilla, waren am 29. Jänner 2013 der Einladung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf nachgekommen. In den präsidialen Büroräumen des Parlaments stimmte sich die Delegation bei einem Pisco-Abend auf die bevorstehende Reise nach Kolumbien und Peru ein. Neben den hohen Diplomaten genossen auch viele andere Interessierte und Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft der Freunde Lateinamerikas (ÖGFLA), der als Mitveranstalter auftrat, den stimmungsvollen Abend mit Köstlichkeiten aus den beiden Ländern Südamerikas. Martin Graf mit den Botschaftern von Kolumbien und einem Vertreter des Botschafters von Peru beim Empfang im Parlament.

Jedes Jahr nach Lateinamerika Übernehmen Sie eine Schulgeld-Patenschaft Die ÖGFLA unterstützt die Deutsche Schule Independencia mit regelmäßigen Geldspenden, der Überlassung eines Hilfslehrers für ein halbes Jahr und durch Kooperationen mit österreichischen Schulen. Sie können der Deutschen Schule in Paraguay mit der Übernahme einer Schulgeldpatenschaft (Regulär: 400,– €/Jahr, 7. bis 9. Schhulstufe: 750,– €/Jahr) helfen. ÖGFLA hat dafür ein Spendenkonto mit dem Kennwort „Patenschaft“ auf folgendem Konto eingerichtet: BIC: BAWAATWW IBAN: AT081400003210914390

Seit der Gründung der Österreichischen Gesellschaft der Freunde Lateinamerikas (ÖGFLA) gelingt es Jahr für Jahr eine Delegation in den südamerikanischen Raum zu entsenden. Bisherige Stationen waren: 2009: Venezuela, Argentinien. 2010: Costa Rica 2011: Chile, Paraguay, Argentinien 2012: Paraguay, Chile 2013: Kuba, Peru, Kolumbien Es konnten wichtige politische und wirtschaftliche Kontakte geschaffen werden, es entstand eine Schulpatenschaft mit einer deutschsprachigen Schule in Paraguay, wohin regelmäßig ein Austauschlehrer geschickt wird, es findet ein reger Kulturaustausch statt (zuletzt mit einer sehenswerten Bilderschau mit dem obersösterreichischen Künstler Odin Wiesinger in Chile und Paraguay) und es entstanden freundschaftliche Beziehungen in Ländern, wo auch viele Auslandsösterreicher ein neues Zuhause gefunden haben.

KO L U M B I E N – P E RU Fernando Andrade Carmona, Präsident der Kommission für Wirtschaft im peruanischen Kongress, erläutert Martin Graf und der österreichischen Delegation die ökonomische Lage des Landes.


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Die Beziehung mit den Andenländern ausbauen Kolumbien und Peru zählen politisch wie wirtschaftlich zu den wichtigsten Partnern Österreichs in Lateinamerika. Angesichts der inzwischen weitgehend stabilen Verhältnisse und rasch wachsenden Wirtschaft wollen wir die Beziehungen mit diesen beiden Andenländern – im beiderseitigen Interesse – in Zukunft weiter ausbauen.

Zum Autor: DDr. Robert Zischg ist Leiter der Abteilung II.9 (Amerika) im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und war zuletzt als österreichischer Botschafter in Buenos Aires für die Länder Argentinien und Paraguay zuständig.

Zu den innenpolitischen Schwerpunkten des im Mai 2010 mit großer Mehrheit gewählten kolumbianischen Staatspräsidenten Juan Manuel Santos zählen die wirtschaftliche Stabilität, die Bekämpfung der Armut und der sozialen Ungleichheit sowie der Kampf gegen den Drogenhandel und die organisierte Kriminalität. Nach Einschätzung der UNODC konnte die Anbaufläche für Kokain in Kolumbien seit 2000 halbiert werden. Österreich unterstützt sowohl in Kolumbien als auch in Peru UNODC-Projekte, mit denen der Anbau von Kakao anstelle von Kokain gefördert wird. Dieser Kakao soll in Österreich bei der Produktion von Bio Fair Trade Schokolade Verwendung finden. Eine enorme Herausforderung für Kolumbien stellt die Umsetzung des 2011 verabschiedeten „Gesetzes zur Opferentschädigung und Landrückgabe“ dar. Rund vier Millionen Opfer des internen Konfliktes sollen bis 2021 entschädigt werden. Im Oktober 2012 wurden in Oslo Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der Rebellenorganisation FARC aufgenommen. Diese wurden in der Folge in Havanna fortgesetzt und haben bereits in zahlreichen Bereichen zu einer Annäherung der Positionen geführt. Dies lässt hoffen, dass der seit mehr als 50 Jahren andauernde Konflikt in absehbarer Zeit friedlich beigelegt und das gesamte Land befriedet werden kann. Auch der 2011 gewählte peruanische Präsident Ollanta Humala hat die Eindämmung des illegalen Drogenhandels sowie die rasche Verringerung des sozialen Ungleichgewichts im Lande zu zentralen Punkten in seinem Regierungsprogramm erklärt. Neue Sozialprogramme sehen die Einführung eines Mindestlohns und einer Mindestpension sowie höhere Investitionen in den Bereichen Gesundheit und Bildung vor. Insbesondere die ländliche Entwicklung steht dabei im Vordergrund. Das neue Konsultationsrecht für indigene Gemeinschaften soll dazu beitragen, soziale Konflikte zu verringern. Außenpolitisch haben Kolumbien und Peru in der Region wichtige Akzente gesetzt. Peru hat derzeit den Vorsitz in der Union der südamerikanischen Nationen (UNASUR). Kolumbien stellte mit der früheren Vize-Außenministerin Mejia bis Juni 2012 die Generalsekretärin der UNASUR. 2012 haben sich Kolumbien und Peru mit Chile und Mexiko zur „Pazifischen Allianz“ zusammengeschlossen. Diese hat den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen zum Ziel. Präsident Humala hat außerdem angekündigt, sich für eine Revitalisierung der Andengemeinschaft (CAN) einzusetzen. In der 2011 gegründeten Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (CELAC) sind Kolumbien und Peru sehr aktiv. Dies hat sich zuletzt beim EU-CELAC Gipfel Ende Jänner 2013 in Santiago de Chile gezeigt.

D E L E G AT I O N S R E I S E José Luis Martinot, Minister für Außenhandel und Tourismus, im intensiven Gespräch mit dem österreichischen Botschafter Dr. Andreas Melán.


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Nasca – rätselhafte Spuren im Sand Die Atacama-Wüste im Südwesten von Peru ist ein trockener, heißer und lebensfeindlicher Ort. Und trotzdem gibt es dort eine Hochebene, die von zahlreichen Tieren und Menschen bevölkert ist. Klibris, Spinnen, Greifvögel, Äffchen, Menschen mit Flügeln und Schnurrhaaren findet man dort. Allerdings nicht in Fleisch und Blut, sondern als riesige Sandbilder im trockenen Wüstenboden. Geoglyphen nennen Archäologen diese jahrhundertealten, rätselhaften Kunstwerke, denn sie sehen aus wie Hieroglyphen in der Erde. Entdeckt wurden die geheimnisvollen Gemälde im Sand bereits vor mehr als 80 Jahren. Seither rätseln Forscher über Ursprung, Sinn und Zweck der Geoglyphen. Eine wissenschaftlich nicht anerkannte Theorie um die Nasca-Linien stammt von Erich von Däniken. Er geht davon aus, dass diese Zeichnungen nicht von Menschenhand, sondern aufgrund ihrer Komplexität nur von außerirdischem Leben geschaffen worden sein könnten. Wissenschaftler aus Bonn meinen, dass es sich um Kultstätten handelt. Die riesigen Bodenzeichnungen im Süden Perus würden von den Menschen, als es die Stadt Nasca noch gab, von 500 vor Christus bis 600 nach Christus angelegt und für kultische und gesellschaftliche Veranstaltungen genutzt.

Miguel Grau Seminario: „Peruaner des Jahrtausends“ Miguel Grau Seminario Ölgemälde aus dem peruanischem Marinemuseum in Callao.

Vor Beginn jeder Debatte im peruanischen Parlament wird der Name Miguel Grau Seminario aufgerufen, worauf alle Abgeordneten „Anwesend“ rufen. Bis heute wird Perus Nationalheld (1834–1879) im Hohen Haus verehrt, wo für Grau, der auch Abgeordneter war, ein Sessel vor dem Podium frei gehalten wird. Wer war also dieser Miguel Grau Seminario, der im Jahr 2000 von seinen Landsleuten zum „Peruaner des Jahrtausends“ gekürt wurde. Der Nationalheld war ein Admiral und wird trotz Niederlage einer entscheidenden Schlacht posthum verehrt wie kein anderer Held in Peru. Am 8. Oktober 1879 wurde die Huáscar unter Admiral Grau von sechs chilenischen Schiffen beim Seegefecht von Angamos gestellt und geentert. Ganz zu Beginn des Gefechtes waren Admiral Grau und Kapitänleutnant Diego Ferré durch einen Granattreffer auf der Kommandobrücke getötet worden. Die Chilenen kaperten die Huáscar und setzten sie anschließend gegen die Peruaner ein; sie kann heute in der chilenischen Hafenstadt Talcahuano besichtigt werden. Miguel Grau wurde 1967 vom Peruanischen Kongress posthum der Rang eines Großadmirals (Gran Almirante Del Perú) verliehen. Am 21. März 1958 wurden die sterblichen Überreste von Miguel Grau von Chile an Peru zurückgegeben. Mehrere Schiffe der peruanische Marine, u. a. das derzeitige Flaggschiff BAP Almirante Grau, wurden nach Miguel Grau benannt. Auch die jeweils wichtigsten Fußballstadien in Callao und in Piura sind nach Miguel Grau benannt.

KO L U M B I E N – P E RU Der wunderschöne SItzungssaal im peruanischen Kongress. Der Sitz vor dem Podium wird für den peruanischen Nationalhelden Miguel Grau Seminario frei gehalten. Grau, der bis zu seinem Tod Abgeordneter des peruanischen Kongresses war, wird bis heute zu Beginn jeder Plenarsitzung gedacht. Immer vor Beginn der Debatte wird sein Name aufgerufen, worauf alle Kongressabgeordneten „Anwesend!“ antworten.


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Kopfschütteln über Botschafts-Schließung Die Schließung der Botschaft in Bogotá, Kolumbien, sorgt nicht nur unter den Diplomaten für Unverständnis. Das Außenministerium hat diesen Standort als Beitrag zum Sparbudget 2012 zusperren lassen, seit damals steht das Haus, das im Besitz Österreichs ist, leer. Warum von den Sparmaßnahmen ausgerechnet die Botschaft im aufstrebenden Land Kolumbien, wo viele Auslandsösterreicher leben, geschlossen wurde, bleibt ein Rätsel. Noch mehr, wenn man weiß, dass Österreich in Kuba wohl aus sozialromantischen Gründen eine Botschaft erhält und in Aserbaidschan eine neue Botschaft eröffnet. Das Land Kolumbien wird jetzt von der Botschaft in Peru mitbetreut. Der Amtsbereich dieser Botschaft umfasst Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru.

Universidad del Rosario:

Der Rektor wird von den 15

Andreas Mölzer und Martin Graf im Gespräch mit dem Rektor der Universidade del Rosario in Bogota, Hans Peter Knudsen.

Eine Universität muss immer auf dem Besuchsprogramm von Martin Graf, der ja auch Wissenschaftssprecher seiner Partei im Parlament ist, in fremden Ländern sein. So hat der Dritte Naionalratspräsident schon viele Hochschulen besucht, doch was er in der Universidad del Rosario erfuhr, war selbst dem weitgereisten und gut informierten Uni-Experten neu: So wird der Rektor dieser katholischen Elite-Universität, die bereits 33 Staatspräsidenten herausbrachte, stets von den 15 besten Studenten gewählt. Hans Peter Knudsen, der jetzige Rektor, war auf einem Flughafen in Europa unterwegs, als ihn die Nachricht erreichte, dass er zum Chef der Universität gewählt wurde. Wer an die Uni in Bogota möchte, muss einen Studienbeitrag von 7.000 Euro pro Jahr leisten. 35 Prozent der Studierenden erhalten von privaten Sponsoren ein Stipendium. Ein interessantes Detail am Rande: Rektor Hans Peter Knudsen zeigte der österreichischen Delegation in seinem Büro auch einen Schrank mit Geheimfächern, in denen man bis vor Kurzem die Gründungsurkunde der Universität aufbewahrt hatte.

D E L E G AT I O N S R E I S E Auftritt der Tanzgruppe aus dem Tiroler Dorf Pozuzo beim Empfang in der österreichischen Residenz in Lima.


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Der Innenhof der Elite-Hochschule Universidad del Rosario wird gerade renoviert

besten Studenten gewählt Ein deutscher Global-Player am Stadtrand von Bogota Die Otto Bock HealthCare GmbH zählt nicht nur zu den 100 wichtigsten Mittelbetrieben Deutschlands, sondern sie hat sich nach der Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Global Player mit Standorten auf der ganzen Welt entwickelt. Ein Betrieb befindet sich auch am Rande der kolumbianischen Hauptstadt Bogota, wo hauptsächlich Prothesen für Kriegsopfer hergestellt werden. Die deutsche Firma aus dem niedersächsischen Duderstadt ist in Lateinamerika in Mexiko, Brasilien, Argentinien und eben in Kolumbien mit einem Standort vertreten. In der Fabrik in Bogota arbeiten 51 Angestellte, die einen Umsatz von 7,4 Millionen Euro erwirtschaften. Der Gewinn macht 0,7 Millionen Euro aus. In Kolumbien, wo es noch mehr als 100.000 Landminen gibt und wo jedes Jahr 2.000 Amputationen durchgeführt werden müssen, gehen 40% der Produkte, die einen Lebenszyklus zwischen drei und fünf Jahre aufweisen, an das Militär, 20% in den privaten Sektor, 30% sind für das Regierungsprogramm in Ecuador und 10% für die staatliche Versicherung IPS.

Ein Patent für Beinprothesen trug wesentlich zum Erfolg der Firma Otto Bock bei.

KO L U M B I E N – P E RU Martin Graf mit dem österreichischen Botschafter für Peru und Kolumbien, Dr. Andreas Melán, beim Empfang in der Residenz, wo die Delegation zu einem Heurigen geladen wird.


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Lima – Lateinamerikas neuer Gourmet-Tempel Lima nuevo templo gourmet Antiguamente los niños soñaban con convertirse en un jugador de fútbol – hoy quieren ser un chef de cocina en Lima, capital del Perú y el templo gourmet de América Latina, al que Lima se ha desarrollado en los últimos años. Perú tiene ahora los mejores restaurantes de América del Sur y una serie de excelentes chefs de cocina, cuyo nombre es sinónimo de la fusión de la cocina indígena, asiática y europea. La cocina peruana tiene la reputación de eclipsar el arte culinario de otros países de América Latina.

Fotos: calafellvalo/flickr, hebam3000/flickr, Daniel Villaronrubia/flickr, BASFPlantScience/flickr

Früher träumten die Jungen davon, Fußballspieler zu werden – heute wollen sie Koch werden in Lima, der Hauptstadt Perus und dem Gourmet-Tempel Lateinamerikas, zu dem sich Lima in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Peru hat mittlerweile die besten Restaurants Südamerikas und eine ganze Reihe Spitzenköche, deren Namen die Fusion der indigen-asiatisch-europäischen Küche spiegeln. Die peruanische Küche steht im Ruf, die Kochkünste anderer Länder in Lateinamerika in den Schatten zu stellen. „Cebiche” (marinierter Fisch), „Pachamanca” (im Erdofen zubereitetes Fleischgericht mit Beilagen), „Chupe de Camarones” (Sandgarnelensuppe), „Aji de Gallina” (scharfes Huhn) und „Juane” (Reisgericht aus dem Regenwald) sind einige Beispiele für die zahlreichen Gerichte, die den Gaumen der Peruaner verwöhnen. Die Qualität und Vielzahl der Gerichte haben mehrere Gründe. Ein Grund ist die ökologische und klimatische Vielfalt des Landes (in Peru findet man 84 der insgesamt 104 verschiedenen Ökosysteme, die man weltweit unterscheidet), die den Anbau vieler Arten und ein reichhaltiges Angebot für die besten Köche sicherstellt. In der peruanischen See findet man ein erstklassiges Angebot an Fischen und Meeresfrüchten, die Grundlage der leckeren Gerichte der Küstenregion sind. Außerdem sind Reisgerichte, Geflügel und Lamm im Norden der Küste beliebt. Ausgezeichnete Erzeugnisse aus den Anden, darunter die vielen Kartoffel- und Maissorten. Meerschweinchenfleisch und die peruanischen Chilischotensorten stellen außerdem die Grundlagen der Gerichte im Hochland dar und sind überall erhältlich. Im Regenwald findet man Flussfische und Wild, mit Beilagen wie zum Beispiel Kochbanane und Maniok. Hiesige Obstarten wie Chirimoya oder Lucuma werden bei der Herstellung von außergewöhnlichen Süßspeisen verwendet. Ein weiterer Grund ist die Vermi-

Die Herkunft der Tomate wird in Peru vermutet, jedenfalls stammt sie aus Mittel- und Südamerika.

D E L E G AT I O N S R E I S E Mit dem Präsidenten der Kommission für auswärtige Beziehungen im peruanischen Kongress, Victor Andrés García Belaunde, treffen sich Martin Graf und das Ehepaar Mölzer zum Abendessen.


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In dem als Ursprungsland der Kartoffel angesehenen Peru gibt es mehr als 3.000 Kartoffelsorten.

schung von westlichen und östlichen Traditionen. Im Laufe der Jahrhunderte hat man in Peru den Einfluss der spanischen Küche in Form von Suppen und Gerichten mit Soßen übernommen, der arabische Einfluss wird anhand der Süßspeisen deutlich, die Kreolenküche ist afrikanischer Abstammung, man findet italienischen Einfluss bei der Zubereitung von Teigwaren, der japanische Beitrag kommt bei Gerichten mit Fisch und Meeresfrüchten zum Ausdruck, die chinesische Küche, „Chifa” genannt, ist im ganzen Land beliebt. Aber die originelle peruanische Küche ist nicht auf traditionelle Rezepte beschränkt, sondern entwickelt sich ständig weiter, dank der tapferen jungen Kochkünstler und den außergewöhnlichen und einmaligen Schöpfungen der „neoperuanischen Küche”. Aus Peru stammen die Kartoffeln, Avocados, Mais, Tomaten, Erdbeeren. Und das peruanische Essen ist scharf, aber niemals zu scharf, damit die Nuancen der unterschiedlichen Chiliarten, Limetten, von Koriander, Erdnüssen, Süßkartoffeln auch zur Geltung kommen. „Reich zu essen ist Teil unseres Lebens“, sagen die Peruaner. Guten Appetit!

In der peruanischen See ist ein erstklassiges Angebot an Fischen und Meeresfrüchten zu finden.

KO L U M B I E N – P E RU Freundlich empfangen wird der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf vom peruanischen Vize-Außenminister José Beraún Aranibar. EU-Abgeordneter Andreas Mölzer trägt sich ins Ehrengästebuch des „swissotel“ in Lima ein.


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Botschafter Dr. Andreas MELÁN schreibt für d

Boomende Pumasta Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten hat in Lima eine so genannte „Regionalbotschaft für den Andenraum“ eingerichtet. Mein Amtsbereich umfasst daher Peru, Kolumbien, Bolivien und Ecuador. Das ist spannend, vielfältig und eine große Herausforderung nicht nur für mich, sondern für das gesamte Botschaftsteam.

Dr. Andreas Melán ist seit 2012 Österreichischer Missionschef in Peru, Kolumbien, Bolivien und Ecuador.

Zu den ureigensten Aufgaben einer Botschaft gehört der Konsularbereich. Hier geht es in erster Linie um die so wichtige Betreuung unserer Auslandsösterreicher (das sind ca. 2.200 so genannte Passösterreicher im Amtsbereich, wobei die historischen Emigrationsgemeinden in der Regel umfangreicher sind), aber auch die Unterstützung österreichischer Touristen in Notfällen. Die Botschaft Lima wird hier von einem Netz von insgesamt dreizehn Honorarkonsulaten in den vier Andenstaaten unterstützt. Nicht vergessen sollte man auch die Tatsache, dass alle Andenstaaten Schengen-Visapflichtig sind. Der stark steigende Handelsaustausch zwischen unseren Ländern ist heute der wichtigste Teil der bilateralen Agenda. Hier stechen v.a. die boomenden „Pumastaaten“ Kolumbien und Peru, wie wir sie nennen, hervor. Beide Länder haben sich über die letzten Jahre, unbeeindruckt von der globalen Finanzkrise, mit einem dynamischen Wirtschaftswachstum und

D E L E G AT I O N S R E I S E Ansprache von Martin Graf beim Abendempfang auf Einladung vom AC (Außenhandelszentrum) Bogota. Neben Graf: Wirtschaftsdelegierter Mag. Alexander Solar, daneben: Der Franzose Thierry Rostan, Projektleiter – Alternativer Anbau von der UNODC.


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as ÖGFLA-Sondermagazin

aten stechen hervor soliden makroökonomischen Kennziffern interessant gemacht. In wirtschaftlichen Angelegenheiten wird die Botschaft Lima durch mehrere Außenhandelscenter in Bogotá, Caracas sowie Santiago de Chile unterstützt. Ich glaube, dass wir mit dieser Infrastruktur gut aufgestellt sind und vor allem die Chancen der boomenden Wirtschaftsentwicklungen im Andenraum für unsere österreichischen Firmen bestens nutzen können. In allen Bereichen der Botschaftsarbeit geht es uns um die Vermittlung eines positiven, dynamischen und innovativen Österreichbildes, das kann besonders gut durch den kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Austausch erfolgen, durch die Zusammenarbeit der Universitäten und Hochschulen, den Abschluss von Abkommen, die Vergabe von Stipendien (heute besonders die Vermittlung in die großen EU-Stipendienprogramme) und klassische Kultur-Projekte. Das gehört direkt oder indirekt zum täglichen Arbeitsanfall der Botschaft. Im Kulturellen Sektor sind es besonders Musikveranstaltungen, welche die Botschaft im Laufe des Jahres organisiert. Dazu steht uns ein kleines Kulturbudget zur Verfügung. Die ausgezeichnete wirtschaftliche Entwicklung in den Andenstaaten ermöglicht uns aber auch die Finanzierung von Veranstaltungen durch Firmensponsoring: So können wir heuer im Juni schon zum zweiten Mal einen offiziellen Wien-Ball in Lima für ca. 700 Gästen ausrichten. Dafür wird eine eigenes Ballorchester aus Wien eingeflogen. In der globalisierten Informationsgesellschaft gehört auch eine aktuelle Homepage zu unserer Informationstätigkeit: Seien es die umfangreichen und teils komplizierten konsularischen Regelungen oder die wichtigen Reisehinweise für unsere Touristen. Schließlich haben wir auch eine kleine – aber interessante – Kooperationsschiene begonnen: Wir unterstützen ganz unterschiedliche Mikroprojekte, vorwiegend dort, wo es einen besonderen Österreichbezug gibt. In den letzten Jahren konnten wir zahlreiche im Entwicklungsbereich tätige ÖsterreicherInnen unterstützen, die uns nicht nur mit ihrem persönlichen Engagement beindruckt haben, sondern uns auch immer wieder beweisen, dass man mit wenigen Mitteln viel bewirken kann.

Die rechte Hand des Botschafters Flavio Hermoza unterstützt als Honorarkonsul den österreichischen Botschafter Andreas Melan, der Hermoza am 12. Oktober 2011 in das Amt einführte. Das Arbeitsgebiet für den in Cusco geborenen Hermoza erstreckt sich über die Regionen Cusco, Apurimac, Ayacucho und Madres de Dios in Peru. Von Beruf ist er eigentlich Ingenieur, als solcher war er lange Zeit als Berater tätig. Flavio Hermoza ist aber auch Gründungsmitglied der deutschperuanischen Kulturgesellschaft ACUPARI in Cusco, die seit 1991 ein Kultur- und Sprachinstitut für Deutsch, Spanisch und Quechua betreibt.

KO L U M B I E N – P E RU Treffen mit dem Geschäftsführer der Region (Gerente General) und des regionalen Rates (Consejo Regional) der Region Cusco.

Flavio Hermoza ist für die Auslandsösterreicher da.


Ciudad portuaria con palacios Belleza, seguridad y lugares de interés. Con estos atributos se puede describir la ciudad caribeña de Colombia, Cartagena. Con poco más de 900,000 habitantes la metrópolis turística del país dispone de un puerto notable que abarca un volumen de 2,5 millones de toneladas en ventas de contenedores al año. Su objetivo es convertirse en el puerto más grande de América Latina. El centro antiguo de la ciudad completamente amurallado por una fortaleza en forma de anillo con innumerables palacios de estilo andaluz fue declarado en 1959 Patrimonio Nacional y es desde 1984 patrimonio cultural de la humanidad de la UNESCO.

Cartagena: Hafenstadt mit andalusischen Palästen Schönheit, Sicherheit und Sehenswürdigkeiten. Mit diesen Attributen könnte man die Karibikstadt Kolumbiens, Cartagena, ausstatten. Die mit knapp mehr als 900.000 Einwohnern große Touristenmetropole des Landes verfügt auch über einen bemerkenswerten Hafen mit sage und schreibe 2,5 Millionen Tonnen Containerumsatz pro Jahr. Ziel ist es, der größte Hafen Lateinamerikas zu werden. Die Stadt hat sich als eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas behauptet. Cartagena ist die Stadt mit den meisten Touristen und nicht zuletzt wegen der geografischen Lage die sicherste und bestbewachte Stadt in Kolumbien. Das komplett ummauerte alte Stadtzentrum mit Festungsring und zahllosen Palästen im andalusischen Stil wurde 1959 zum nationalen Kulturerbe erklärt und ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe.


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