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Diskurs & Räume

Politisch nah

Eine Umfrage zeigt, wie Unterstützer:innen medico wahrnehmen

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Passt es noch? Wird das, was medico tut und von sich gibt, von denen, die es wollen und sollen, auch mitbekommen, verstanden und sogar geteilt? Und wer sind die vielen Menschen, die medico – manche seit Jahrzehnten, andere neu – unterstützen? Solche Frage drängen umso mehr, weil ein Generationswechsel im Gange ist, bei medico ebenso wie im solidarischen Umfeld. Also haben wir 2021 nach über zehn Jahren wieder einmal eine Umfrage durchführen lassen. Fast 20.000 Fördermitglieder und Spender:innen waren gefragt, mehr als jede:r Fünfte hat geantwortet – schon das ein selten erreichter Wert und Ausdruck einer „großen Nähe“. Auch die weiteren Ergebnisse sind außerordentlich. Die Schar derer, die geantwortet haben, ist in höchstem Maß und vielfältig politisch engagiert und am Weltgeschehen interessiert. Sie unterstützen medico als Hilfsorganisation auch und gerade deshalb, weil sie anderes erwarten als „von hier nach dort gelieferte Hilfe“. Sie unterstützen die starke Partnerorientierung und die globale Perspektive von medico. Sie nehmen wahr, dass wir unsere Arbeit kritisch hinterfragen, und erwarten, dass wir Position beziehen. Es scheint zu passen.

Dekolonisieren

Eine Debatten-Reihe zur Kritik der Hilfe eröffnete neue Blicke www.medico.de/decolonizing

Als Hilfsorganisation hat medico frühzeitig begonnen, sich selbstkritisch mit Idee, Art und Folgen der humanitären Hilfe auseinanderzusetzen. Hierfür stehen die Konferenzen „Macht und Ohnmacht der Hilfe“ im Jahr 2003, „Beyond Aid“ 2014 und „Die (Re-)Konstruktion der Welt“ 2021. In dieser Reihe ist der Austausch von Mal zu Mal nicht nur größer, sondern auch globaler und vielstimmiger geworden: 2014 etwa waren deutlich mehr Kolleg:innen aus aller Welt nach Frankfurt geladen als noch 2003. 2021 – auch in Folge der Pandemie – reiste kaum jemand an: Redner:innen und Publikum trafen sich im virtuellen Raum, zugeschaltet aus Bologna, Port-au-Prince, Niamey, Buenos Aires und unzähligen anderen Orten fern und nah. Diese Entwicklung hin zu einer „globalen Kommunikation“ wurde 2022 noch weitergedreht: medico organisierte eine Veranstaltungsreihe – „Decolonizing Aid. Planetary Solidarity beyond Aid“ – diesmal gemeinsam mit einer Partnerorganisation aus dem Globalen Süden, dem indonesischen Institut Mosintuwu. Indonesisch war bei den fünf virtuellen Debatten zwischen November 2022 bis März 2023 auch eine der drei offiziellen Veranstaltungssprachen. Vor allem aber verkörperten und vertraten die geladenen Redner:innen ganz überwiegend Erfahrungen und Perspektiven aus ehemals vom Westen kolonisierten Regionen. All das repräsentierte und ermöglichte gleichermaßen einen geschärften Blick auf koloniale Kontinuitäten der Hilfe und die Perspektive einer wirklich dekolonisierten globalen Zusammenarbeit.