MFK - Magazin für Kultur Ausgabe 1/2016 - anders

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inhalt

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VOrwort

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uns trennten Welten

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für das leben der anderen

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Kama Salzburg

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rätsel & rezept

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anders als üblich

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bewegungen interview

donauwind und du

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50 Jahre mark

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anders = (Nicht) gleich

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interview rummelsnuff

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flucht punkte. kritische reflexion zum wort „Anders“

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subversive stitching

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blattlinie/ Impressum


Liebe Leserin, lieber Leser! Unser Magazin hat sich mit dieser Ausgabe dem Thema anders angenommen. Anders ist dabei aber nicht nur unser Leitthema, sondern es kam auch zu Umwälzungen in unserer Redaktion. Unser Team freut sich dabei, dass die Koordination an Johanna gegangen ist, die nicht nur durch ihre erfrischende neue Art bei der Gestaltung des Heftes einen Gewinn darstellt, sondern sich auch durch ihre Motivation auszeichnet. I ran. I ran until my muscles burned and my veins pumped battery acid. Then I ran even more. – Chuck Palahniuk, Fight Club

Der subversive Protagonist des Buches gerät krankheitsbedingt in eine andere Welt und lässt seine vorher gelebte Normalität hinter sich. Auch so kann ein Mensch die Welt anders erleben und leben. Das Adverb anders wird mit abweichend, verschieden, fremd, aber auch mit besser und schöner konnotiert. Wir leben in einer Welt, in der jeder anders sein will und dadurch aber wieder in die Massenbewegung der Gleichheit verfällt. Was genau bedeutet nun Anderssein und anders leben für jeden Menschen? Die Welt mit anderen Augen zu sehen und auch einen scharfen Blick für zeitnahe Themen wie die Flüchtlingsdebatte und ihre Nachteile für die betroffenen Menschen zu beweisen, dem haben sich in dieser Ausgabe zahlreiche Autorinnen und Autoren angenommen.

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Dabei geht es ihnen nicht um die Darstellung ihrer Andersartigkeit, sondern um das Aufzeigen von anderen Wegen, wie zum Beispiel Mario Téllez Girón Carmona, der KAMA, ein Projekt von und für Asylberechtigte, MigrantInnen und AsylwerberInnen vorstellt. Christoph Schwalb hat sich mit seinem Text aus dem Sommer 2015 der zu diesem Zeitpunkt noch recht frisch veränderten Situation der Flüchtlingsdebatte auseinandergesetzt, wobei er die Saalachbrücke als Sinnbild für diese wählt. Tina Füchselbauer bespricht die Wichtigkeit der Pro Choice-Bewegung und dass der Einsatz für die Freiheit der Wahl nach wie vor essenziell ist. Alexandra Bründl beschäftigt sich in unserem Leitartikel mit Gewohnheiten und warum es sinnvoll ist, auch manchmal Dinge anders zu machen und Lisa-Viktoria Niederberger und Claudia Maria Kraml tragen mit ihren Kurzgeschichten dazu bei, einen anderen Blick vorzustellen. Eva Krallinger vom Blog Fräulein Floras Favourite Hangouts hat uns dazu auch noch einen DIY-Beitrag zum Subversive Stitching zur Verfügung gestellt. Abschließend ist es uns noch einmal wichtig zu betonen, dass wir weiterhin ein freies und offenes Medium für jedermann/jederfrau darstellen. Schreiberlingen, Journalisten und Journalistinnen oder auch anderweitig künstlerisch Schaffenden, steht es frei, in unserem offenen Redaktionsteam mitzuarbeiten. Wir freuen uns auf eure Beiträge und wünschen viel Spaß beim Lesen! Jeanette Römer


Anders als üblich Gewohnheiten und warum es doch manchmal anders gemacht werden sollte Fotos Pix ab ay dr a bründl Text al ex an

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Wer am Morgen aufsteht, wird kaum darüber nachdenken, wie die Kaffeemaschine funktioniert. Oder in welcher Schublade die Socken sind. Erst, wenn die Maschine nicht das gewohnte Geräusch von sich gibt oder die Schublade leer ist, beginnt es im Kopf langsam zu rattern und man merkt, dass es heute nicht so läuft, wie wir uns das (unbewusst) vorgestellt haben – dass heute etwas anders ist. Routine nennt sich das, was jeden Tag gleich abläuft, was jeden Tag auf dieselbe Art und Weise erledigt wird, worüber gar nicht mehr nachgedacht wird. Dabei weiß man oft gar nicht (mehr), ob dieser Weg der beste, einfachste, schnellste, effizienteste, rationalste ist – weil wir uns eben keine Gedanken mehr darüber machen. Verteufeln kann man Routinen aber nicht. Es ist ja nicht jeden Tag alles anders. Und egal ob bewusst oder unbewusst, all diese Handlungen haben ja doch einen Sinn – einen subjektiven, wie der deutsche Soziologe Max Weber das nennen würde, weil diese Handlungen für einen selbst irgendwo einen Zweck erfüllen, und wenn es nur der Versuch ist, das letzte Bisschen Schlaftrunkenheit aus uns zu vertreiben.

Außerdem haben wir ja irgendwann tatsächlich mal darüber nachgedacht, welches Vorgehen das Beste ist. Und: Wie sehr würden wir daran verzweifeln, jeden Tag darüber nachdenken zu müssen, wo sich denn welches Kleidungsstück befindet, wie das Frühstück auf den Tisch kommt und wie man am besten zur Arbeit oder in die Uni kommt, um möglichst viel Zeit und Kosten zu sparen? Allein diese Denkleistung jeden Tag zu vollbringen wäre dermaßen ineffizient, dass es uns nicht nur verrückt machen würde, sondern wir am Ende des Tages vielleicht immer noch per Smartphone nach dem besten Weg suchen würden, um dahin zu kommen, wo wir schon vor Stunden hätten sein müssen, weil wir am Morgen nicht entscheiden konnten, welches Frühstück denn nun am meisten Nährstoffe hat und gleichzeitig günstig ist und wach genug hält, um bis zur Mittagspause durchzuhalten. mfk 01/2016


Das tägliche gedankenlose Abspulen von Laufmetern (oder Vielleicht kommt am Ende ja sogar eine Alternative heraus, ein Fahrkilometern) in die Arbeit ist Routine. Kleine Veränderungen anderer Weg, der auch ohne diese Baustelle immer schon der am Weg fallen oft gar nicht auf. Bis auf dem Weg dahin plötzlich sinnvollere gewesen wäre? Warum wurde da nicht schon früher eine alles aufhaltende Baustelle ist. Dann ist plötzlich alles anders, daran gedacht? Aus Betriebsblindheit, würde man in Unternehder sonst so schnelle Weg ist versperrt, eine temporäre Ampel- men sagen. Gewohnheiten und Routinen, einmal klug durchregelung, eine Umleitung – vielleicht noch dazu eine, die einen dacht, vereinfachen den Alltag, benötigen keine separate Denkgroßen Umweg für mich bedeuten würde? Möglichkeiten müssen leistung, strahlen Sicherheit aus, an der man sich festklammern abgewogen werden. Verschiedene, andere Alternativen. Möglichst kann, sparen Zeit und Nerven. Gewohnheiten sind etwas Schönes. rationale, schließlich soll der Aufwand ja nicht noch mehr Absolut rational. Aber andersherum trotzdem gefährlich. werden.

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Gefährlich – wenn sich Situationen ändern, nicht aber das Verhalten. Vor lauter „Gewohnheit“ sieht man die plötzlich oder schleichend einsetzende Ineffizienz der immer schon so rational wie sinnvoll erscheinenden Routine gar nicht mehr. Solange alles „normal“ weiterläuft, funktioniert, wird so manche „Baustelle“ einfach übersehen und festgeschriebene Gewohnheiten weiter verfolgt. Bis das Loch, das die Baustelle in den Weg gerissen hat, einfach zu groß wird, um es zu übersehen. Nicht nur auf dem Weg zur Arbeit. Auch in Betrieben, Organisationen und Institutionen wo sich einzelne Handlungen in eingespielten Work-Flows, geordneten Abteilungen und Informationsflüssen verdichtet haben. Oder eine Stufe höher, in übergeordneten Regelsystemen und legalen Gesetzgebungen, durch welche Handlungen Einzelner in „richtungsweisende“ Bahnen für bestmöglichstes Funktionieren von „Gesellschaft“ gelenkt werden. Gefährlich – wenn sich Situationen ändern und zugleich die entsprechenden Mittel fehlen, Ziele noch angemessen erreichen zu können, oder um es mit Robert K. Merton, dem Begründer der Anomietheorie, auszudrücken, regel-konform zu handeln: Folgt man rituell weiterhin legalen Wegen, befolgt vorgegebene Arbeitsabläufe, verwendet nur jene Mittel, die gesetzlich erlaubt sind, nimmt dadurch aber in Kauf, nicht (nicht mehr) alle Ziele erreichen zu können? Zieht man sich vollständig zurück, lässt Ziele wie Mittel aus den Augen und versinkt in Apathie? Oder greift man nun auf neue, innovative Mittel zurück – auch wenn sie illegal sind? Bzw. umgekehrt gedacht, sind diese Mittel, Entscheidungen, Handlungen aus dem Grund illegal, weil die Regeln, nach denen wir alle spielen, einfach nicht mehr zur Situation passen?

Regeln sind vielleicht legal, festgeschrieben, je nach Ebene sogar gesetzlich verankert, waren zum Zeitpunkt ihrer Festlegung (in welcher Weise auch immer) zweckmäßig, haben den Umständen entsprechend „Sinn gemacht“ – aber haben sich diese Umstände erst einmal geändert, erscheinen die Regeln vielleicht nicht mehr so ganz legitim oder schlichtweg ungerecht. Verselbstständigte Regelsysteme passen nicht mehr zu den Vorstellungen von Menschen, weil sich die Auffassung davon, was als in Ordnung gilt, geändert hat. Die auf bestimmte Gegebenheiten ausgerichtete Balance zwischen Rechten und Pflichten – sei es nun innerhalb einer Institution, eines Wirtschaftsbetriebs oder eines Staates – welche die Gerechtigkeit aufrechterhalten sollte, verliert langsam an Legitimität. mfk 01/2016


5 Zwischen Legitimität und Legalität entsteht eine Kluft. Was tun im Zweifelsfall? Innovativ sein oder konform handeln? Legalität und legale Regeln missachten und einen – nach eigenen Vorstellungen legitimen – Weg einschlagen? Oder auf Nummer sicher gehen, Pflichtbewusstsein an den Tag legen, so Schaden von sich selbst abwenden und an formalen Richtlinien festklammern? Ein Festklammern an Regeln, in denen sich Menschen selbst nicht mehr wiederfinden und deren Legitimität infrage gestellt wird? Obwohl ein neues, auf die Situation zugeschnittenes, Recht im Sinne von Gerechtigkeit notwendig wäre und anders gehandelt werden sollte? mfk 01/2016

Natürlich, wenn die Kaffeemaschine am Morgen ihren Dienst nicht tut und der eigene, per-sönliche Ablauf deswegen geändert muss, wird kein innerer Kampf zwischen Legalität und Legitimität entstehen. Und auch nicht, wenn sich der reguläre Weg in die Arbeit ändert, weil für den heißersehnten Kaffee ein Zwischenstopp beim Bäcker eingelegt wird. Aber vielleicht dann, wenn mit Schrecken festgestellt wird, dass man zum dritten Mal diese Woche zu spät kommen wird, und – anders als es sich gehört – eine rote Ampel missachtet und gegen eine Einbahn fährt, um doch noch rechtzeitig einzutrudeln.


Der Käpt'n mit dem Meer in der Seele Interview mit Käpt’n Rummelsnuff

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6 Ende Jänner 2016 spielte Käpt’n Rummelsnuff mit Maat Asbach im MARK. Aber was rede ich. Der Käpt’n spielte nicht, er machte Ernst. Er schwitzte, posierte, salutierte, marschierte. Die Musik changierte zwischen schwelgenden Seemannsballaden, ergreifenden PartisanInnenoden und hämmernden Teknobeats. Nackte Haut wechselte mit strengen Uniformen. Fetisch hing in der Luft. Männlichkeitsklischees wurden aufgebaut und wieder durchbrochen. Was hinter diesem Wechselbad steckt, sol lte ein Gespräc h m it dem Käpt’n klären.

Käpt'n, wie kam's, dass du Käpt'n wurdest? Der Käpt’n kam mit dem Lied „Halt durch!“, da wird gesungen, „ein Käpt’n gibt nie auf“. Dann ne Mütze auf, und schon war der Käpt’n ein Käpt’n. Du bist aus Sachsen, da gibt es doch kein Meer! Doch, Dresden hat einen Hafen an der Elbe und die fließt ins Meer. Aber selbst wenn’s den nicht gäbe, wär’ ich Käpt’n geworden! Es geht um das Meer in der Seele, das einen inspiriert zum Musikmachen und auch zum weiter machen. Und wann warst du zuletzt da draußen? Haha, das möchtest du gerne wissen. Aber da ist der Käpt’n nicht sehr auskunftsfreudig. Aha, wirst du denn in Wahrheit seekrank? Glaub ich nicht, aber es geht ohnehin mehr um die innere Sehnsucht. mfk 01/2016


Es heißt, Frauen auf Schiffen bringen Unglück? Dann wird’s wohl so sein. Ich kann das Gegenteil nicht beweisen. Aber es ist relativ gefährlich, da drauf was zu sagen. Also: Und sonst? Sonst interessiert mich deine Arbeit als Türsteher. (Anm.: Der Käpt'n arbeitet u.a. im bekannten Berliner Technoklub Berghain) Fällt es dir leicht zu entscheiden, wen du in den Klub lässt und wen nicht? Es kommt darauf an, wie der Auftrag des Abends lautet. Manchmal ist man wie eine Litfasssäule, die Fragen beantwortet. Das ist viel wichtiger als arrogant zu tun. Man darf schon wie ein dicker Max aussehen, aber man darf’s nichts rauskehren. Dann läuft es schnell in die falsche Richtung. Was das Selektieren betrifft – so nennt man das schlimmerweise – geht es ja nur um eine Party. Wenn man sieht, dass jemand nicht versteht, was an dem bestimmten Abend im jeweiligen Klub läuft, kann man aussuchen, bevor der Klub zur Ballermannbude verkommt. Aber hey, nichts gegen Ballermann und schlechten Geschmack – würde ich noch Alkohol trinken, wäre ich da mit dabei. Du trinkst keinen Alkohol? Nein, schon seit ein paar Jahren nicht. Nach 45 Jahren hab ich gemerkt, dass ich darauf merkwürdig reagiere. Man erfährt ja immer erst hinterher, was wieder los war. Da gab’s viele Verwicklungen mit der Justiz, weil wieder was kaputt war – und man selbst wusste von nichts.

Dein Lied „Gerüstbauer“ bezieht sich auf das Lied „Bau auf“ der Freien Deutschen Jugend? Ja, da ging es um unsere sozialistische Gesellschaft. Ich fand das damals bei der FDJ ja doof mit „alle müssen das Gleiche anziehen“, aber es hatte nicht nur Nachteile. In die heutige Zeit könnte man davon was mitbringen. Das war aber nicht gewollt. Helmut Kohl hat gesagt: „Wir kaufen den Laden auf!“ Aber die Mentalität bleibt trotzdem. Deine Videos haben eine Ästhetik, die irgendwo zwischen Leni Riefenstahl und Sergei Eisenstein liegt ... Naja, das ist halt so eine Zeit. Zeit an sich ist ja nicht politisch. Aber du spielst schon damit! Vielleicht. Aber bei Leni Riefenstahl ist alles sehr sauber, bei mir nicht. 2008 kam unsere erste Platte „Halt durch!“ raus. Das Video dazu ist in schwarz-weiß mit dem Olympiastadion drin. Aber dann ringen wir mit nacktem Pullermatz1 in einer Schulsporthalle. Ist das Leni Reifenstahl? Ich glaub nicht. Die wären damals abtransportiert worden, hätten sie so was gemacht. Passiert euch, dass Rechte zu eurem Konzert kommen? Maat: Ich glaube, der Käpt’n ist eher bei Joachim Ringelnatz zu verorten. Jedenfalls haben sie einen ähnlichen Humor.

Deine Auftritte sind geprägt von DDR-Anspielungen. Ich komm aus der DDR und das prägt, auch wenn man als Jugendlicher dagegen rebelliert hat. Vor allem gegen das Kleinbürgertum, das sehr ausgeprägt war. Im Stammhirn ist dennoch einiges hängengeblieben, beim Liederschreiben ergreift mich das.

Wer zum Teufel ist Ringelnatz? Ein Surrealist und Dadaist. Der schrieb humorvolle Haikus.

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Okay, anderes Thema: Wieviel trainierst du eigentlich? Großes Training drei- bis viermal die Woche. Findest du, dass Männer stark sein müssen? Sollten, ja! Und Frauen? Wäre zu empfehlen. Sport ist für jeden und jede ratsam. Es macht auch mental stark, wenn man weiß, man kann zwei Kohleeimer tragen und braucht keinen Rollkoffer.

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Aber im Video zur „Bratwurstzange“ schaust du fitter aus als heute! Waaaaas??? Das ist eine Beleidigung! Aber jeder darf ja seine Meinung haben.

Musikvideotipp: „Trägt die Woge dein Boot“ von Stephan Richter (super!), gedreht im m.oë (super Kunstverein), ein „wunderbar unsanierter und patinierter Ort“ (Zitat Käpt’n), der aktuell gegen die Vertreibung durch Gentrifizierung (scheiße!) kämpft.


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Uns trennten Wel Wie uns die Flüchtlingskrise betrifft – und betroffen macht (Herbst 2015)

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SCHWALB Text CHRIST OPH

Es war immer schon eine Brücke. Eine Wir machten Witze über die da drüben, Brücke, die unsere Län der verband. Wenn die Ösis, sie machten Witze über uns, die wir zum Einkaufen, zum Tanken, zum „Piefkes“, die „Deitschn“, die „oargen BayEssen fuhren, Ausflüge machten oder ein- ern“. Und doch oder gerade deswegen fuhfach nur Freunde besuchten und uns ver- ren wir immer wieder jederzeit gerne hingnügten. Manche von uns angelten unter über und herüber, um die Welt der der Brücke, grillten, ratschten, betranken anderen, die doch so viel anders vonunsesich und übergaben sich dort zu späterer rer gar nicht war, zu bestaunen, zu genieStunde. Wir machten uns keine Gedanken, ßen, zu lieben. denn die Brücke war ja immer schon da. Die noch bis Ende 1997 – zum Beginn Zumindest so weit wir zurückdenken des Schengenabkommens – bestehenden, konnten. Seit sie nach dem Zweiten Welt- quasi pro forma durchgeführten Zollkontkrieg von den Amerikanern wieder neu rollen ließen wir mit der nötigen Lässigkeit aufgebaut wurde. über uns ergehen.

Machten uns lustig über sie, weil wir vielleicht das eine oder andere zu verzollende Gut dabei haben hätten können oder vielleicht sogar dabei hatten. Genaugenommen war es ja sogar schon Steuerhinterziehung, im benachbarten Ausland Briefmarken zu kaufen und sie ins andere Land einzuführen. Was freuten wir uns, wenn wir im Auto von Mama und Papa sitzend über die Grenze zu den Piefkes oder den Ösis fuhren und dabei unsere Ausweispapiere nicht kontrolliert wurden. Wir freuten uns hämisch – hätten wir doch ein potentieller Krimineller oder gar Schmuggler sein können! Ein paar Jahre unserer Kindheit und Jugend ging das noch so, und dann, auf einen Schlag, konnten wir uns fast gar nicht mehr erinnern, wie das war, mit Schlagbaum „ins Ausland“ zu reisen, das doch so nah vor der Haustüre lag. mfk 01/2016


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Für uns sind es wenige Meter, für sie ganze Welten

Wie Bilder aus längst vergangenen Zeiten

Wie aus ferner, tiefer Vergangenheit sehen die Fotos vom ehemaligen Grenzübergang Zollbrücke aus zwischen Freilassing und Salzburg, die auf der Infotafel an der Saalachbrücke zeigen, was jahrelang, jahrzehntelang Alltag war – Zollabfertigungen mit all ihren Vor- und Nachteilen: womöglich weniger Kriminalität, aber auch Wartezeiten und eine gewisse Trennlinie, manchmal auch in den Köpfen einiger. Von heute aus betrachtet, muten die Bilder dieses ehemaligen Grenzüberganges wie der aus einer weit entfernten Welt, so wie es damals die DDR war. Und plötzlich, trotz noch mehrerer Jahre bestehender Grenzkontrollen kamen sie daher: ostdeutsche Flüchtlinge aus Ungarn kommend, über Österreich einreisend suchten sie hier Asyl und Wohlergehen. mfk 01/2016

Knapp 25 Jahre später sind sie wieder da: Flüchtlinge, die sich unter größter Kraftanstrengung und unter Zurücklassung all ihrer Habseligkeit auf den Weg gemacht haben in ein Leben ohne Angst und Terror. Sie strömen zu uns, weil sie an das Gute in uns und in unserer Welt glauben. Die paar Meter, die wir stets und wie ganz selbstverständlich über diese Grenzbrücke zurücklegen, bedeuten für sie Welten. Welten zwischen Krieg und Frieden, zwischen Angst und Sicherheit. Einige wenige unter uns regen sich über die Flüchtlinge auf, weil sie Kosten, Wartezeiten und Chaos in unserer ansonsten heilen Welt verursachen. Sie hauen aus Wut aufs Lenkrad, weil sie am Heimweg im Feierabendverkehr im Stau stehen aufgrund der wiedereingeführten Grenzkontrollen auf der nun sogenannten „Flüchtlingsbrücke“. Ein Begriff, der so skurril und entrückt anmutet für dieses Bauwerk, das jeder von uns doch kaum mehr wahrnimmt.

Erst jetzt, wo die Flüchtlinge aus Syrien und der benachbarten Region zu uns kommen, rufen diese Menschen uns die Saalachbrücke zurück ins Gedächtnis. Ein Bauwerk der Freiheit, das wir schon für zu selbstverständlich befunden haben. Viele gute Menschen helfen den Flüchtlingen, helfen uns, diese Situation zu meistern. Auch wenn das viele „besorgte Bürger“ in den (a)sozialen Medien zu Wut anregt – zu Wut über die Menschen aus der eben noch sehr fern wirkenden Welt, die nun plötzlich so nah ist. Aber auch Menschen aus ihrer direkten Umgebung verachten sie für deren Hilfe an den flüchtenden Menschen. Sie haben Angst, viel zu verlieren – wegen Menschen, die bereits viel verloren haben und jetzt bei uns Schutz und Hilfe suchen. Und sie geißeln ihre Mitmenschen, die diesen flüchtenden Menschen in ihrer Notlage beistehen. Können diese schutzsuchenden Flüchtlinge wirklich schlimmer sein als diese Inländer, die ihre eigenen Landsleute beschimpfen und verfluchen, nur weil sie menschliche Stärke zeigen und helfen – anstatt sich im Internet auszukotzen?

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Bewegungen Interview mit Stefan Soucek über die Flüchtlingsbewegung im Februar 2016

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14 In welchen Bereichen bist du tätig? Also, mein hauptberuflicher Kontext ist, dass ich den Bereich des Suchdienstes und der Familienzusammenführung leite. Wir versuchen, Familien, die durch Migration, Flucht, etc. getrennt worden sind, wieder zusammenzuführen und beraten asylberechtigte Personen in ihrem Verfahren. Von der Antragsstellung bis zur Einreise begleiten wir Personen, damit sie ein gutes Gefühl haben. Und seit 31.08./01.09.2015 hat Salzburg eine Transitflüchtlingsbetreuung. Da bin ich in der Gesamteinsatzleitung tätig. Wir koordinieren den lokalen Einsatz im Land Salzburg, schauen, dass die Leute medizinisch versorgt sind, dass sie was zum Schlafen haben, was zum Essen kriegen und ein Dach über dem Kopf haben.

Ist diese Koordination im Gegensatz zur Anfangsphase leichter geworden? Ja, wenn man leichter als strukturierter und routinierter betrachtet. Man hat von einem Einsatzszenario hin zu einem routiniertem System gefunden, wo man Menschen von den Übertrittsorten nach Österreich z. B. mit Bussen nach Salzburg bringt und versorgen kann. Sie können hier einfach mal durchschnaufen, und sagen, ich habe jetzt einen Teil wieder geschafft. Und dann werden sie strukturiert nach Deutschland gebracht. Sofern sie das wollen. Von wie vielen Menschen spricht man da momentan? Momentan liegen wir, ich würde sagen, bei 1000 bis 1500 Personen pro Tag, die über die Balkanroute schrittweise nach Österreich kommen. Also es schwankt, man kann des recht gut daran erkennen, wie die Wetterbedingungen gerade sind und so.

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Und wie siehst du deine Arbeit jetzt persönlich und was hat sich im Gegensatz zum Anfang verändert? Am Anfang glaube ich, war es einfach etwas, das noch nie da war. Wir fahren den größten Betreuungsdienst seit, täte ich sagen, dem zweiten Weltkrieg. Dass diese Flucht so „vor der Haustür ist“. Ich war jetzt schon lange im DesasterManagement tätig und habe mich viel mit Fluchtbewegungen und Migration beschäftigt, aber man hat z. B. noch nie gesehen, dass so viele Kinder auf der Flucht sind. Was das für Kinder bedeutet. Dass – theoretisch ausgedrückt – dieser „Push-Faktor“ so groß ist, dass Leute über Gleise laufen, um einen Zug zu erwischen. Das hat sich dahingehend verändert, dass jetzt ein sehr ein strukturiertes, vorausschauendes System besteht. Das heißt, Menschen können sich sicher fühlen, wenn sie im System drinnen bleiben, weil sie wissen, wie das funktioniert und für uns ist es einfacher geworden, weil wir Planungskomponenten haben. Ich würde aber sagen, dass es immer noch sehr bewegend ist, in dem System zu arbeiten, da es etwas Unverstehbares ist. Aber man könnte schon sagen, dass es ein bisschen Gewohnheit geworden ist. Ganz eine komische Gewohnheit, aber es ist trotzdem ein bisschen wie eine … Also war anfangs schon eine – wie sagt man – verstärkte emotionale Komponente dabei? Absolut. Man hat am Anfang sehr stark gehört, was machen z. B. die KollegInnen in Wien. Aber man hat es irgendwie selbst nicht einschätzen können. Bis zum ersten Tag, wo auf einmal Menschen in Salzburg hängengeblieben sind. Und ja, da war schon sehr viel Emotionalität dabei, und zwar in dem Sinn, dass man mit etwas konfrontiert war, mit dem ich jetzt persönlich noch nie Berührung gehabt habe. Es hat in Österreich und Deutschland nie so große Fluchtbewegungen gegeben – auf einmal ist die DA. Das hat sich sicher ein bisschen geändert. Das ist jetzt viel auch Routine. mfk 01/2016

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Was bedeutet das für die Arbeit mit den Menschen? Das ist gut, da man sich stärker abgrenzen kann. Es geht ja in dem Ganzen darum, zumindest, was das Rote Kreuz betrifft – zu helfen. Es ist jetzt kein tiefsinnigerer Gedanke dabei. Sondern es sind einfach Menschen, die einfach Hilfe bedürfen. Es ist einfacher für einen persönlich, wenn man ein bisschen mehr Distanz zu dem Ganzen kriegt. Ja, sie sind in einer ganz schwierigen Situation – aber es hilft jetzt nichts, wenn ich in der Nacht wach im Bett liege oder wie auch immer denke: Es ist voll arg! – sondern einfach meine Arbeit machen kann. Drum ist eine Distanz sehr gut.

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Vergleichbar mit Distanz z. B. im Pflegebereich? Ja, aber eine „empathische Distanz“. Also ich kann noch immer nicht nachvollziehen, was es heißt, zu fliehen. Ich kann noch immer nicht nachvollziehen, was es heißt, von meiner Familie getrennt zu werden und nicht zu wissen, wie es ihr geht. Es hat sich nicht geändert, warum man das macht, sondern dass man objektiver herangehen kann und nimmer so dieses – „eigentlich sind sie ja alle voll arm“. Also ich hab am Anfang schon gehabt, bin am Abend heimgekommen und hab mich ins Bett gelegt und gesagt, so: „Was berechtigt mich jetzt, in meinem warmen Bett zu schlafen?“ und irgendwer muss am Bahnhof am Boden schlafen. Und das ist nicht gesund. Wie sieht es denn mit der Verständigung und dem gegenseitigen Verständnis aus? Also, ich habe noch nie ein negatives Erlebnis gehabt. Manche sind vielleicht „dankbarer“ und andere empfinden das vielleicht eher als normal, das ist aber nicht das, worauf man Wert legen sollte. Wenn es irgendwie zu Konflikten gekommen ist, hätte das überall passieren können. Das ist nichts wo man sagen kann, das trifft jetzt nur Flüchtlinge. Es gibt keinen kulturellen großen Gap in dieser Sache und es weiß eigentlich jeder, was ihn, sie erwartet. mfk 01/2016


Die Probleme sind jetzt auch keine Probleme von Personen, sondern systemische Probleme. Die großen Probleme heißen Prekariat, Armut, Nichtteilhabe und nicht „Oberbegriff Ausländer“. Das hab ich sehr spannend gefunden, dass dieser Theorie-Praxis-Transfer ziemlich stimmig war, weil alle Probleme im Endeffekt eben systemisch sind und in allen Betreuungsvarianten auftreten. Ich habe lange jetzt ein Quartier in Salzburg betreut, das 15 Leute hat und die Probleme waren keine anderen Probleme als bei uns in der WG. Es waren die gleichen Probleme! Wenn der andere nicht geputzt hat und der zweite irgendwie laut war in der Nacht oder sonst irgendwas. Dass es, wenn ich 24 Stunden miteinander auf engstem Raum bin, einmal kurz eskaliert, ist völlig verständlich. Wie bist du mit den gegensätzlichen Positionen umgegangen, die sich in den letzten Monaten abgezeichnet haben? Das Spannendste glaub ich dabei ist, man das soziale Umfeld um sich so formt, wie man selbst ist. Ich war immer sehr überrascht, wenn sich irgendwer negativ darüber geäußert hat – weil mein Freundeskreis ist nicht negativ, sondern positiv demgegenüber eingestimmt. Was sicher merklich da ist, ist eine systemische Änderung. Dass diese vermeintliche Willkommenskultur nicht mehr da ist. Der Staat versucht jetzt, harte Barrieren aufzubauen und Österreich unattraktiver zu machen. Ich meine, diese Differenz hat es immer schon gegeben, die rechte und linke Meinung. Und mit dieser rechten Meinung hat man immer umgehen können – jetzt wird es schon schwieriger, weil es in unserer Gesellschaft als Ganzes einfach „rückt“. Es können Gesetze erlassen werden, die wirklich hart sind und es beschwert sich keiner. Also das verändert sich. Es ist ein Thema, das verdammt polarisiert und eines der wenigen Themen auf der Welt, wo man keine „Nicht-Meinung“ haben kann. Man kann nicht sagen, das ist mir egal. Da einfach zwei Meinungen aufeinander treffen. Die Diskussionen gehen um „Obergrenze ja oder nein“. Das sind Spaltungsthemen.

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Du bist in der Familienzusammenführung tätig. Wie „eng“ ist hier der Kontakt oder ist das eher „amtsmäßig“? Beides. Wir arbeiten schon sehr auf professionellem Niveau. Z. B. geht es um eine Rechtsberatung. Also was ist möglich, wie geht man vor – aber ich täte sagen, es ist anders, als auf ein Amt zu gehen. Weil: es geht um meine Familie, meine Geschichte. Dass ich das Beste für meine Kinder, meine Frau möchte und sehr viel Druck auf den Personen lastet, die jetzt da sind. Weil denen ihre Familien sitzen z. B. in Syrien noch immer im Kriegsgebiet fest. Oder im Libanon in einem Riesenlager, wo prekäre Verhältnisse herrschen. Ich würde sagen, dass es eine totale Mixtur ist von „ja wir handeln des jetzt einfach ab“ und einem empathischen Gespräch. Es geht in der Suche noch verstärkt darum, dass wir viele Informationen haben wollen, die nicht öffentlich sind. Wir wollen den „wahren“ Fluchtweg wissen, wo die Familie ist und wie die Trennung vonstatten ging. Das geht so weit, dass wir vor Ort „Dead Body Management“ machen, in Griechenland z. B. wo wir wissen, das Boot ist gekentert, wir wissen aber nicht, ist die Person noch am Leben oder nicht. Und das kannst du nicht abhandeln wie bei einem Amt. Aber trotzdem brauchen wir ein Formular. Weil des Formular für uns Struktur gibt. Das gibt dem Benefizienten ein bisschen das Gefühl, dass es was Förmliches ist. Ich finde das ganz wichtig, dass sie etwas in die Hand kriegen, einen ausgefüllten Suchantrag und trotzdem war es ein nettes Gespräch.

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Und wie funktionieren diese Suchprozesse bisher? Ich stelle mir das wahnsinnig schwierig vor. Der Suchprozess ist momentan das Schwierigste überhaupt. Wir haben noch nie so viele Leute auf der Flucht gehabt wie momentan. Und deswegen ist es ein bisschen die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir haben einen großen Vorteil, wir haben auf der ganzen Welt irgendjemanden sitzen, der für die gleiche Organisation arbeitet wie ich. Und das macht es schön und spannend. Die Suche an und für sich ist schwierig. Weil wir z. B. in Ortschaften suchen, wo die Leute einfach seit Jahren nicht mehr sind und immer noch ein laufender Konflikt dort ist. Dafür sind die kleinen Erfolgserlebnisse viel schöner. Die Familienzusammenführung läuft sehr gut, weil wir uns da an ein rechtliches System halten können und die meisten Familien Kontakt haben, wenn sie in der Familienzusammenführung stehen. Weil es da wirklich nur noch darum geht, dass wir die Organisation machen. Und wir so ein bisschen der Vorschlaghammer für unsere Benefizienten sind, weil es mehr Macht hat, wenn ich als Rotes Kreuz Österreich irgendwo anfrage und nicht als Mahmut, der nicht gut Deutsch oder nur basal Englisch kann. Da spielt uns jetzt ein bisschen die neue Gesetzesnovelle dagegen, die in Kraft treten soll1, weil die wahnsinnige Verschärfung in der Hinsicht bedeuten würde – aber wir trotzdem hoffen, dass wir es hinbringen.

Wie geht ihr mit Sprachbarrieren um? Mit Dolmetschern. Wir lassen unseren KlientInnen offen, ob sie zertifizierte DolmetscherInnen oder eine FreundIn mitnehmen. Viele Leute können englisch, ein paar können auch sehr gut oder so ok deutsch, dass wir unsere Sachen erklären können. Viele nehmen dann wirklich einfach Freunde mit, die dann übersetzen. Die Community ist sehr stark. Das ist ein sehr schönes Solidaritätsdenken. Wir haben viele, die ihre Familie geholt haben und die jetzt ihre Leute unterstützen, dass die ihre Familie holen können. Und die sagen, „Hey, ich kenne da wen, der ist beim Roten Kreuz und ich gehe mit, weil ich kann dir übersetzen und der kennt mich schon“. In der Transitflüchtlingsbetreuung ist es so, dass wir einen Pool von Dolmetschern haben, die ständig dort sind, wenn wir schnell was brauchen. Wie war das am Anfang – jetzt habt ihr diesen Pool, aber war es anfangs nicht etwas überraschend? Das ist relativ schnell gegangen. Das ist so diese Art der Willkommenskultur gewesen. Es haben sich bereits in der ersten Nacht bei uns Leute gemeldet, die gesagt haben, „hey ich würde gerne helfen, ich kann z. B. arabisch, Farsi … brauchts ihr wen?“ Und wir gesagt haben – ja gern, schön dass du da bist! Und die sind seit September auch jetzt noch oft im fast dauerhaften Einsatz. Immer noch die gleichen, die sagen, ja, sie arbeiten da noch gern mit.

Es gibt ja sonst auch viele freiwillige Helferinnen und Helfer. Wie funktioniert hier die Zusammenarbeit? Also man hat sich aneinander ein bisschen gewöhnen hat müssen. Wir als Rotes Kreuz haben gesagt, wir haben jetzt einen Plan … und da sind plötzlich viele unkoordinierte Leute dagewesen, die gesagt haben, „Hey ich will auch helfen“. Ja und das hat sicher ein paar Anlaufschwierigkeiten gegeben, mittlerweile ist es ganz ganz gut koordiniert. Beim Roten Kreuz haben wir beiderlei Strukturen, der Tag wird über Angestellte abgedeckt und die Nacht und das Wochenende machen Ehrenamtliche. Im Dolmetscherpool ist ein Teil immer da, die sind angestellt, dann gibt es einen großen Teil an Ehrenamtlichen, die ihre Stunden zur Verfügung stellen. Und es gibt natürlich neben uns noch andere wie zB die Caritas, oder Train of hope, die Duschcontainer zur Verfügung stellen, bis zu Muslim Hands, die seit Oktober jeden Tag für 1000 Menschen Essen kochen. Völlig ehrenamtlich, ohne jemals einen Cent zu sehen, sind die immer noch da. Das ist sehr beeindruckend. Es gibt immer noch sehr viel Engagement. mfk 01/2016


Gibt es irgendein Erlebnis, das dich besonders bewegt oder beeindruckt hat? Das klingt jetzt vielleicht total hochgestochen oder so – ich glaube, dass das gesamte Ereignis, wenn man jetzt die aktuelle Fluchtbewegung anschaut, allein schon so beeindruckt. Weil ich mir das so in der Art und Weise nie vorstellen hab können und man einfach merkt, was Flucht für Menschen bedeuten kann. Wie wichtig es ist für Leute oder für Personen, die jetzt irgendwo geflohen sind, dass sie das Gefühl haben, sie sind jetzt irgendwo aufgehoben, wo sie sich vielleicht ein bisschen entspannen können, schlafen können. Beeindruckend ist diese Vielzahl an Kindern, die dabei sind. Dass Kinder auf der ganzen Welt immer gleich sind und immer spielen wollen. Egal in welcher Situation sie sind.

... wenn die Familie dann da ist. Im Suchdienst ist das Beeindruckendste, wenn du Leute findest und du Kontakt herstellen kannst für Personen, die sich monatelang, jahrelang nicht gehört haben und auf einmal findest du diese Person irgendwo in Europa, irgendwo auf der Welt. Und in der Familienzusammenführung natürlich, wenn die Familie dann da ist. Und du weißt so, jetzt haben wir es geschafft, dass A und B mit C, D, F, G gemeinsam in Salzburg wohnen können. Danke für die vielen Informationen und das Gespräch! Nein, ich muss das sagen – danke für das angenehme Gespräch! 1 Mittlerweile

schon in Kraft gesetzt

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FLUCHT PUNKTE. a M. Kr am l Text Cl audi Fotos Pix ab ay

Irgendwann war er einfach losgerannt, keine weiteren Gedanken daran verschwendend, ob das nun eigentlich an und für sich und so im Ganzen betrachtet in Ordnung war, und vor allem ohne einen einzigen Blick auf all die Eisenbrücken, Kartenhäuser und sonstigen Konstruktionen, die er damit möglicherweise zum Einsturz brachte. Ein bestimmtes Ziel war nie im Zentrum seiner Überlegungen gestanden, als er sich an so vielen schneegedämpften Winterabenden seinen Abschied ausgemalt hatte. Ähnlich hoffnungslos effektüberladenen Filmen, voll schicksalhafter Unwahrscheinlichkeiten und eben punktgenau so, wie es sich in der stählern eingefassten Realität auf gar keinen Fall ereignen würde. mfk 01/2016

Und er sollte zumindest in einer Hinsicht Recht behalten: Solche Vorhaben konnte man nicht planen. Den ganzen Tag über hatte er bereits gespürt, dass sich dieser von all den vorangegangenen unterschied, dass er aus einer endlosen Kette an Ereignislosigkeiten hervorstach, ohne jene Besonderheit in irgendeiner Weise definieren zu können. Und vielleicht war es gerade seine definitionsbezogene Unfähigkeit, die es möglich machte, tausend Mal wiederholte Arbeitsgänge zu stoppen und die Monotonie des beharrlichen Alltags mit Farbe zu füllen. Alles, was es dazu bedurft hatte, war ein Riss in der makellosen Fassade – doch Datum und Uhrzeit des endgültigen Schnitts wurden erst im Akt der Rebellion erkennbar. Nun zog die vertraute Fremdheit in rasantem Zeitlupentempo an ihm vorbei, diese ewigkeitsgleiche, jahrelang als schützend empfundene und zudem ohnehin als unveränderlich betrachtete Enge. Alle vorangegangenen Spuren waren im Sande verlaufen, sodass er daran glauben durfte, völlig neue Pfade zu beschreiten. Immerhin hatte er bereits seit geraumer Zeit die Melodie vernommen, die in ihrer sprunghaften Leichtigkeit über der gesamten Szenerie geschwebt war, jeder punktgenauen Organisation, peniblen Auflistung und schließlich auch Beschreibung spottete und zum Aufbruch drängte. All die anderen dynamischen Zahnräder der Großhandelsindustrie kämpften sich weiterhin mit höchstmöglicher Leistungseffizienz und lösungsorientiertem Denken durch die rußbedeckten Tage, ohne das Geringste zu bemerken. Den Aufstand hatte er nie allein geprobt, doch bis zum nebelfreien Morgengrauen war es ein viel weiterer Weg, und um es zu erblicken, musste man sich nicht selten in schwindelerregender Höhe aus dem Fenster lehnen. Er hatte als Einziger den Absprung gewagt.

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Um rationale Argumente zu liefern, bedurfte es keiner weitreichenden Ausblicke mit einer Ahnung von Unendlichkeit. Womöglich fiel es ihm deshalb so schwer, bei Zwischenbilanzen präzise und umweglos eine treffsichere Darstellung der Gegenwart zu vermitteln, wie es die Obrigkeit stets forderte. Und sich dabei bitteschön kurz zu fassen, denn Zeit war Geld. Mit generalverordneter Emotionslosigkeit die tagtäglich gleiche Akkordarbeit zu leisten, der er sich irgendwann in der Hoffnung auf Horizonterweiterung verschrieben hatte. Erweitert war letztendlich nur seine Belastungsgrenze, die sich mit der gewünschten Flexibilität an Zeitgeist und Umstände anpasste. Er hatte sich verloren inmitten all der stichhaltigen Belege und Unterpunkte, doch nun glaubte er, endlich den Ausweg gefunden zu haben – und nein, diesmal war es nicht nur ein frommer Wunsch. Vor ihm ragte nämlich eine Mauer auf, zu seiner Rechten, Linken und bald auch in der Mitte. Sie war nicht übermäßig hoch, nur gerade so, dass er die Welt dahinter nicht erkennen konnte. Doch ein dauerhaftes Hindernis sah anders aus, schließlich musste es wie so oft irgendwo Vorsprünge geben, Schlupf löcher, Anhaltspunkte der unterschiedlichsten Art. Früher oder später kam man immer durch. Genau genommen war er nun doch etwas in Eile, denn bald würde wieder die Dunkelheit über das Tal hereinbrechen und ihn erblinden lassen. Und einen Weg zurück gab es nicht mehr, diese Chance hatte er mit dem ersten Schritt unter freiem Himmel verspielt. mfk 01/2016

Mannshohe Lettern waren ineinander verhakt und widerstrebten jeder Verschiebung ihrer ursprünglichen Konstellation. Er war lediglich einem schmalen Pfad gefolgt, bestehend aus ungeteilten Überzeugungen und dem klangvollen Versprechen einer selbstbestimmten Zukunft. Allein, es gab kein Entkommen. Die Wand, die ihn von der heißersehnten Ungewissheit trennte, war voll von Worten, doch nicht nur äußerlich. Sie bestand auch aus ihnen: Mannshohe Lettern waren ineinander verhakt und widers t r eb te n je d e r Ve r s c h iebu ng i h r e r ursprünglichen Konstellation. Zuerst versuchte er vorsichtig, daran zu ziehen; doch schon bald wurden seine Bewegungen drängender, hektischer, bis sie schlussendlich in rohe Gewalt umschlugen. Während er nun bereits mit der Kraft der Verzweiflung nach natürlich nicht existenten Ausf lüchten suchte, fielen ihm die Aufzählungspunkte ins Auge, die vor manchen Wortgruppen standen.

Trotz der immer stärker in ihm aufsteigenden Panik trat er einen Schritt zurück und las, zum ersten Mal, seit er hier a nge kom me n wa r. Was e r erblickte, war ihm jedoch nicht fremd, ganz im Gegenteil. Unverrückbar und in Stein gemeißelt standen seine eigenen Phrasen und Sätze vor ihm, d ie e r n ie ma ls z u äu ße r n gewagt hatte, die zu früh oder an der unpassendsten Stelle gefallen und genau dort liegengeblieben waren. Die kühle B r i s e au f s e i ne r S c hu lte r erzählte bereits von der Nacht, als er innehielt und letztendlich zur Ruhe kam, denn er hatte erkannt: Die Freiheit ist anderswo.

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Für das leben der anderen 24

chsl baue r Text Tin a fü Joha nn a g. Fotos Le el a,


Bei der letzten Pro Choice-Kundgebung in Wien hörte ich wie eine junge Frau*1 zu ihrer Freundin sagte: „Warum demonstrieren die? Abtreibung ist ja eh erlaubt in Österreich.“ Verständnislos gingen sie weiter. Tatsächlich spüren Mädchen* und Frauen* in Österreich oft erst dann, wie es wirklich um ihre reproduktiven Rechte steht, wenn sie selbst in die Situation kommen, eine Schwangerschaft beenden zu wollen/zu müssen2. In diesem Artikel wird aufgezeigt, dass auch in der sogenannten westlichen3 Welt das Recht der Frau* auf die Selbstbestimmung über den eigenen Körper permanent in Frage gestellt wird und deshalb verteidigt werden muss.

Laut WHO stirbt alle sieben Minuten eine Frau an den Folgen eines illegalen (...) Schwangerschaftsabbruchs. „Laut WHO stirbt alle sieben Minuten eine Frau an den Folgen eines illegalen und medizinisch nicht korrekt ausgeführten Schwangerschaftsabbruchs.“ (Geyer-Hayden 2010) Die 1975 in Kraft getretene Fristenlösung, die die straffreie Abtreibung bis zur 16. Schwangerschaftswoche (bis 3 Monate nach Einnistung), auch ohne medizinische Gründe ermöglicht, hat die Situation von Frauen* in Österreich entscheidend verbessert. mfk 01/2016

In jenen Ländern, in denen Abtreibung völlig verboten ist oder extremen Restriktionen unterliegt, die eine Abtreibung nur nach Vergewaltigungen und bei medizinischer Indikation möglich machen, sind Frauen* nach wie vor darauf angewiesen, heimlich unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen abzutreiben. In Europa stellt beispielsweise Irland ein Schlusslicht in punkto reproduktiver Rechte von Frauen* dar. Es ist dort erst seit 2013 erlaubt, eine Abtreibung vorzunehmen – allerdings ausschließlich dann, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Diese Regelung wurde von Feministinnen* erkämpft, nachdem 2012 eine Frau*, der die medizinisch notwendige Abtreibung verwehrt wurde, in einem Krankenhaus an Blutvergiftung gestorben war. (Amnesty International 2015) Am Beispiel einer Asylwerberin, der 2014, ebenfalls in Irland, eine Abtreibung nach einer Vergewaltigung verboten wurde (ebd.), kann aufgezeigt werden, wie sexualisierte Gewalt gegen Frauen* mit Rassismus und Klassismus verknüpft ist. Als Asylwerberin war es der Frau* nicht möglich, für die Abtreibung nach England zu reisen, wie viele irische Frauen* dies tun. Frauen*, die finanzielle Ressourcen haben, finden Wege, um sichere Abtreibungen vornehmen zu lassen, während weltweit vorwiegend arme und/oder rassistisch diskriminierte Frauen* an den Folgen unsicherer Abtreibungen sterben.

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Quellen: In Österreich ist Abtreibung nach wie vor im Straf- Frauen*rechte, sondern auch gegen gesetzbuch geregelt und lediglich unter gewissen queere Lebensformen, SexualkunAmnesty International (2015): Irland: Frauen* Bedingungen straffrei gestellt. Die Krankenkassen deunterricht und Verhütungsmitund Mädchen in Lebensübernehmen die Kosten nur beim Vorliegen medizi- tel. In Salzburg ist Weihbischof gefahr. https://www. 4 7 nischer Gründe . In den Bundesländern Tirol und Laun , der jährlich den „Marsch amnesty.de/2015/6/9/ irlands-abtreibungsgesetzVorarlberg werden bisher keine Abtreibungen an für [sic!] das Leben“ organisiert, bringt-frauen-undöffentlichen Spitälern durchgeführt (dieStandard.at einer der extremsten Abtreibungsmaedchen-lebensgefahr 8 2015), an katholischen Krankenhäusern ohnehin nicht. gegner . [Zugriff: 18. 10. 2015]. 2011 war er Redner auf der In Deutschland wurde 2013 sogar bekannt, dass dieStandard.at (2013): einer Frau nach einer Vergewaltigung in zwei katho- FPÖ-Enquete „Lebenswert“. (RiegDeutschland: Katholischen Krankenhäusern Hilfe verweigert wurde, weil ler 2012) Es ist aufgrund thematilische Kliniken sollen Vergewaltigt abgewiesen die Klinikleitungen moralische Bedenken hatten, Ver- scher (und personeller) Überhaben. http://derstandard. gewaltigungsopfern die sogenannte „Pille danach“, schneidungen wenig überraschend, at/1358303770178/ Katholische-Klinikenein Notfallverhütungsmittel, zu verabreichen. (die- dass FPÖ, Väterrecht ler 9 und sollen-VergewaltigteStandard.at 2013) Dies zeigt, dass auch in Ländern, in christliche Fundamentalist_innen abgewiesen-haben denen die Möglichkeit eines Schwangerschaftsab- gerne miteinander kooperieren, [Zugriff: 18. 10. 2015]. bruchs gesetzlich geregelt ist, in der Praxis der Zugang um ihre männlichen Privilegien zum selben erschwert werden kann5 . Bestes Beispiel au f Koste n des Se lbstb est i mdafür sind die USA, wo trotz der Legalisierung der mungsrechts von Frauen* aufrechtAbtreibung seit 1973 Republikaner_innen und funda- zuerhalten. mentalistische christliche Gruppen nicht müde werden, Hürden für Klinikbetreiber_innen und Frauen* zu schaffen und diese einzuschüchtern6. Die selbsterUmso wichtiger ist es, dass sich auch (Pro)Feminist_innen gut vernetzen nannten „Lebensschützer_innen“ von Human Life International, die behaupten, dass Abtreibungen und dass Jugendlichen die Bedeutung feministischer Kämpfe vermittelt wird gesundheitsschädigend wären und verschweigen, dass – damit die Frau, mit Simone de Beauvoir gesprochen, nicht permanent als Frauen* sterben müssen, nur weil ihnen das Recht auf die Andere, der Rechte abgesprochen und über deren Körper entschieden eine medizinisch korrekt durchgeführte Abtreibung wird, dar- und hergestellt wird und feministische Errungenschaften nicht verweigert wird, sind auch in Österreich aktiv. Abtrei- wieder rückgängig gemacht werden. bungsgegner_innen wettern aber nicht nur gegen

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1 Die Schreibweise mit Asterisk (*) soll darauf hinweisen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper für alle gelten muss. Reproduktion sollte, im Sinne von „Sorge für Menschen übernehmen“, nicht ausschließlich biologisch gedacht werden. 2 Entgegen der Meinung von Abtreibungsgegner_innen ist eine Abtreibung ein medizinischer Eingriff und somit nichts, was sich eine Frau* „wünscht“, sondern in gewissen Lebenssituationen schlicht notwendig. 3 Begriffe wie „Osten“ und „Westen“ sind konstruierte Begriffe, die globale Machtverhältnisse widerspiegeln. Ich verwende sie hier, um einen kritischen Blick auf eben jene Länder, die sich selbst als „westlich“ im Sinne von „fortschrittlich“ definieren, zu werfen und aufzuzeigen, dass Frauen*rechte nicht nur im globalen Süden umkämpftes Terrain sind. 4 In manchen Bundesländern gibt es Unterstützung von den Sozialämtern. 5 Dies zeigt auch Sara Diehls Dokumentarfilm „Abortion Policy“. 6 Zur Situation in den USA siehe die Dokumentation: Die gespaltene Nation. Amerikas Glaubenskrieg um die Abtreibung. 7 Zur Verdeutlichung seiner Ansichten siehe: http://www.hli. at/index.php?option=com_content&task=view&id=91 8 Zu den Repressionen, denen Gegendemonstrierende ausgesetzt sind: https://infoladensalzburg.wordpress. com/2014/07/26/salzburg-14-festnahmen-nach-prochoice-demo/. Der Infoladen Salzburg hat eine umfangreiche Broschüre zum Thema mit dem Titel „Pro Choice is ois!“ herausgegeben, die bestellt oder abgeholt werden kann. 9 Zum Thema Väterrechtler siehe Goetz, Judith: https://forschungsgruppefipu.wordpress.com/2013/08/20/ vom-trennungsopfer-bis-zum-frauenhausjager/

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Wir müssen uns treffen, hast du gesagt, und ja, hab ich gesagt, das denke ich auch. Irgendwo in der Mitte, es muss schnell gehen, ich hab nicht viel Zeit, der Franz kommt am Abend, meintest du und ich hab dir gesagt, gut, ich weiß was. Ich zeig dir jetzt einen Platz, wo ich weiß, dass du ihn nicht kennst, und dass er dir gefallen wird. Er liegt schön in der Mitte zwischen mir und dir, aber pass auf, zieh Schuhe an, die dreckig werden dürfen, es ist etwas steil im Anstieg und vielleicht auch rutschig. Und ja, rutschig ist es gewesen, das hab ich mir am Weg hin schon gedacht, weil der Boden noch voller Latschen gewesen ist, es aus dem Wald noch richtig rausgedampft hat vom Regen in der Früh. Wie schon seit ich mich erinnern kann, ist alles voller Springkraut gewesen und Sumpfdotterblumen auch überall, und unter der Brücke, über die man ganz am Anfang gehen muss, ist noch immer der Baumstumpf gelegen, von dem ich als Kind immer gesagt habe, schau mal Papa, der schaut aus wie ein Krokodil. Und wie sich dann nach ein paar Minuten gehen der Bergfried und die Mauern von der Ruine zwischen den Eichen abgezeichnet haben, hab ich kurz vergessen, warum ich hier bin, hab ich dich vergessen – war wieder Kind, vollkommen eingefangen, von längst vergessenen Erinnerungen. Ich bin gelaufen, das letzte Stück, an der kleinen Kapelle mit dem Tisch aus Donaustein vorbei, rauf auf die Böschung, über Wurzeln und durch Brennnesselfelder, erst gerade nach oben und dann immer der Mauer entlang, über die Kante und rein in den Burghof.

Donauwind und du to ria Text Lis a vik

nieder be rg

Den Burghof, in dem ich meine halbe Kindheit verbracht habe, wo sich fast nichts verändert hat, nur ein paar Bäume haben sie umgeschnitten. Und während ich durch die kniehohe Wiese gestreift bin, ist mir so vieles wieder eingefallen. Die Fahrradfahrten hierher von Abwinden weg, die sich immer so ewig lang angefühlt haben. Mein Winnetou Taschenmesser, mit dem ich meinen Namen in den Baum, den es jetzt nicht mehr gibt, geritzt habe. Das Pornoheft, das angekokelte, das mein Bruder und ich einmal hier in einem der Keller entdeckten. Wie ich gesagt habe, geil, Busen, und er gesagt hat, Miri, du bist ein Mädchen, das ist nichts für dich. Am Ende des Burghofes bin ich nach hinten, unter den Mauern durch, bei dem zerbröckelten Torbogen und hin zum Turm. Und ich hab nach oben gesehen, erst auf dieses Loch in der Wand im ersten Obergeschoss, und dann auf meine linke Hand, wo man an den Fingerknöcheln noch immer die Narben sieht von damals, wie mein Papa mich an einem Seil da nach oben rauf gezogen hat und ich abgerutscht bin. Wie schön es wäre, das alles von oben zu sehen, hab ich damals schon gedacht, und auch jetzt wieder. Ich hab es nicht vorgehabt, aber auf einmal bin ich neben einer Mauer gestanden, hab die Ranken von den wilden Brombeeren zur Seite geschoben, bin rauf geklettert, der Stein ist mir unter den Schuhen weggebröselt und ich bin trotzdem immer weiter, bis ich dann auf der Mauern gesessen bin, mfk 01/2016

er


sei still, stress dich nicht

einige Meter hoch oben über allem und alles gut im Blick. Den Burghof und auch die Felder draußen, da wo die Apfelbäume geblüht haben und zwei liegengebliebene Bagger die Idylle zerstört haben. Ich hab mich hingelegt, ins feuchte Moos, mir eine Zigarette angezündet und gewartet auf dich. Und weil du zu spät warst, oder ich zu früh, oder vielleicht beides, weil zu viel Zeit war, bin ich abgedriftet, weg mit den Gedanken, zurück zum Anfang. Vielleicht ist es der Donauwind in meinem Gesicht gewesen, der mich an letztes Jahr denken hat lassen, der Donauwind, der immer gleich riecht, nach Kies und nach Algen, frisch, aber auch ein bisschen komisch. Der Donauwind, der mir die Zeitung weggeblasen hat und dir die Haare ins Gesicht, der dir unters Dirndl gefahren ist, und du hast es dir festgehalten und gelacht, wie du mit dem Tablett auf mich zugekommen bist, da am Heindlkai, und gesagt hast, der Verlängerte, der ist für dich, oder? Und wie wir dann spazieren waren, und ich gesagt hab, weißt du das eigentlich, das mit den Raubrittern, dass die früher im Mittelalter die Donau hier abgesperrt haben, mit einer Kette, so zum Plündern und du gesagt hast, nein, ich weiß gar nichts von hier, ich wohn noch nicht lang da, ich kenn nur das KZ. mfk 01/2016

Und ich gesagt hab, dass wir das ändern müssen, und es auch geändert haben, wir den ganzen Sommer barfuß wie zwei Nymphen durch die Auen und die Steinbrüche gejagt sind, nachts nackt im Freibad getanzt haben. Und ich dich irgendwann geküsst habe, du gesagt hast, Miri, ich weiß nicht, und ich gesagt hab, sei still, stress dich nicht, schauen wir einfach, was das wird. Als ich die Augen wieder aufgemacht habe, hab ich dich da stehen sehen, mitten im Burghof, im Springkraut. Und ich hab gesehen, was los ist, hab gewusst, was du mir sagen willst, alleine an deiner Körperhaltung hab ich gesehen, dass der Franz es geworden ist, dass du dich entschieden hast, und zwar falsch. Ich hab es nicht hören wollen, einfach die Augen wieder geschlossen, ignoriert, dass du meinen Namen gerufen hast. Mich nur wieder auf den Stein unter meinem Rücken konzentriert, die Weichheit des Mooses, das Rauschen des Windes in den Bäumen und den Geruch nach feuchtem Stein und Donau und Brombeeren. Bis du irgendwann aufgehört hast zu rufen.

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Eine kritische Reflexion zum Wort

sredna ANDERS

s ziska kr au Text Pia fr an a gruber nn ha Jo o Fot

30 Jeder von uns hat dieses Wort schon zigmal in den Mund genommen und eigentlich wusste immer jeder sofort, was wir meinen, wenn wir irgendetwas oder -jemanden als anders bezeichneten. Und obwohl es zunächst so scheint, als wäre anders ein Adjektiv wie beispielsweise auch groß oder klein, verbirgt sich hinter diesem Begriff eine Subjektivität ohnegleichen. Schnell wird jemand als anders bezeichnet, wenn er sich zum Beispiel anders kleidet oder anders spricht, doch woher wissen wir eigentlich, dass nicht wir diejenigen sind, die sich anders verhalten? Ist es nicht ein bisschen egozentrisch von uns, uns selbst als Maßstab aller Dinge zu nehmen?

Ist nicht jeder von uns in einem gewissen Sinne anders? Hierzu ist es immer sinnvoll, den Kontext zu beachten, in dem der Ausdruck verwendet wird. Wenn ich als Dialektsprecher beispielsweise in den Norden Deutschlands reise, werde ich von den dort Ansässigen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als anders empfunden, zumindest was die Sprache betrifft. Besucht mich jedoch eine dieser Personen in meiner Heimat, wird das Umfeld, mit dem sie hier zu tun hat, sie als anders bezeichnen – schließlich wird sie größtenteils auf Dialektsprecher treffen. Dieselbe Person also, die soeben noch mich und womöglich meine Freunde aus der Heimat als anders wahrgenommen hat, wird von ebendiesen genauso als anders wahrgenommen. Hierbei sieht man also, dass es eine Angelegenheit ist, die eng mit dem Kontext, aber auch mit der persönlichen Wahrnehmung ist, wobei wir wieder am Anfang wären, wo von Subjektivität die Rede war. mfk 01/2016


Ist nicht jeder von uns in einem gewissen Sinne anders?

Manch einer mag an dieser Stelle nun einwerfen, man drehe sich im Kreis und die Wortklauberei hätte ja weder Sinn noch Zweck. Dieser Meinung bin ich jedoch nicht. Durch ein so kleines Wort wie anders kann unbewusst viel geschehen, weshalb man sich damit auseinandersetzen sollte. Wie schnell wird nicht über jemanden oder etwas geurteilt, indem man sie/ihn/es als anders abtut und dabei womöglich noch eine gewisse Wertung mitschwingen lässt. Sei es jetzt auf einer sehr offensichtlichen Ebene der Rassismus oder die Beurteilung einer Person, die ein für einen selbst nicht gewöhnliches Verhalten an den Tag legt, welche auf den ersten Blick gar nicht wie eine Beurteilung, sondern vielmehr wie eine Beschreibung aussieht – das Resultat bleibt dasselbe: Oft die Exklusion einer Person aus einer Gruppe. Und auch die meisten Fälle von Mobbing beginnen genau mit dieser Denkweise. Hier wird beispielsweise erst einmal untereinander im Kreis miteinander vertrauter mfk 01/2016

Personen von dem neuen Mitschüler oder dem neuen Kollegen als seltsam, eigenartig und eben einfach anders gesprochen. Der weitere Verlauf eines solchen Szenarios müsste uns allzu gut bekannt sein, da dieses in der Vergangenheit in den Medien schon oft genug thematisiert worden ist. Man wird mir nach diesen Ausführungen vielleicht etwas recht geben, wenn ich behaupte, dass anders nicht nur ein einfaches Wort ist, sondern meist auch eine gewisse Denkhaltung mitschwingen lässt, die erst bei näherer Betrachtung zutage tritt. Das Wort anders – mag es von seiner grammatischen Struktur noch so einfach sein – ist also komplexer, als wir zunächst vielleicht angenommen haben. Dieser Gedanke sollte uns alle letztendlich auch dazu anspornen, das nächste Mal vielleicht etwas mehr zu überlegen, wenn man versucht ist, eine Person als anders zu bezeichnen. Mit etwas Kreativität fallen einem bestimmt Ausdrücke ein, die man ersatzweise verwenden könnte. Wer sich hiermit jetzt vor eine gewaltige Herausforderung gestellt sieht, kann sich auch einfach von einem Hilfsmittel inspirieren lassen. Immerhin gibt ein herkömmliches Wörterbuch, das man für ein paar Euro in jedem Buchladen oder auch online erwerben kann, ein großes Inventar an Wörtern her, dessen man sich sowieso viel zu wenig bedient und das einen die Dinge nicht nur präziser, sondern auch mit mehr Vorsicht beschreiben lässt.

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¿Qué es Kama y qué significa para mí?

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Kama es una iniciativa en favor de aquellas personas que envueltos en un proceso Migratorio como el Asilo Político, encuentran muchas dificultades en el camino y desgraciadamente su situación se torna complicada. Nosotros nos enfocamos en el apoyo a Migrantes, Asilados y RefugiSa lz bu rg Fotos Ka m a n ca rmon a ados Políticos mediante la facilitación de Té ll ez giró Text M ario espacios de trabajo e interacción no remunerado. Estos espacios se crean bajo un concepto y principio básico “dar y recibir”. En estos espacios nuestros amigos Migrantes, Kama representa para mí una alternaAsilados y Refugiados tienen la oportuni- tiva de reivindicación social, una dinámica dad de enseñar a otros, de incentivar el en la que se envuelven nuevamente los interés y la integración entre culturas, esta- compromisos y valores que como indiviblecer una conexión entre la sociedad en duos tenemos hacia la sociedad y hacia general y el contexto social, político y cul- nosotros mismos, solo que muchas veces tural en el que estamos actualmente envuel- son descuidados o no queremos aceptarlos. tos, por medio de cursos basados en alguna En pocas palabras Kama significa para mí habilidad personal, ya sea cocinar, bailar, “ayudar y ser conscientes de nuestro alredealgún idioma, artes plásticas, entre otros. dor”. Porque yo alguna vez necesité ayuda Del mismo modo, quienes desean compar- y alguien que ni si quiera me conocía me tir con nuestros amigos, tienen la opción de la ofreció, porque yo también soy migapoyar esta iniciativa con donaciones rante y entiendo perfecto lo que significa voluntarias no establecidas, las cuales se “dejar el nido” y buscar nuevas oportuniusarán para la promoción de más cursos, la dades así como los retos que esto conlleva. facilitación de más espacios y un apoyo Te invito a probarlo, finalmente es algo económico a nuestros facilitadores. voluntario. mfk 01/2016


Was beDeuteT kama für mich? Kama ist ein Projekt, mit dem wir Asylsuchende, MigrantInnen und Asylberechtige unterstützen, aber was bedeutet Kama für mich persönlich? Kama stellt für mich eine Gelegenheit dar, Solidarität und soziales Bewusstsein in der Gesellschaft wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu bringen. „Geben und nehmen“ ist mein Lebensmotto. Mit KAMA kann ich dieses „Geben und Nehmen“ in der Praxis anwenden. Da auch ich selbst Migrant bin und Hilfe gebraucht habe, bin ich mir sehr bewusst, was es heißt seine Heimat zu verlassen. Ich kann auch all die Herausforderungen, die damit zusammenhängen, nachvollziehen. Viele Leute haben mir geholfen ohne mich zu kennen und jetzt will ich anderen Menschen helfen und zurückgeben, was ich erfahren habe. Ich lade euch ein, an einem K AMA-Kurs teilzunehmen oder KAMA anderweitig zu unterstützen: Es gibt nichts zu verlieren, sondern sehr viel zu gewinnen. mfk 01/2016

KAMA SAL ZBURG

Kurse von Asylsuchenden, MigrantInnen und Asylberechtigten

KAMA organisiert Kurse und Workshops, die VON Asylsuchenden, MigrantInnen und Asylberechtigten geleitet werden und die du gegen eine freiwillige Spende besuchen kannst. In Salzburg gibt es KAMA seit Sommer 2015 – auf www.kama.or.at/salzburg findet ihr das aktuelle Kursangebot, z.B. einen Afrobeat-Tanzkurs, syrische, pakistanische oder mexikanische Kochabende, einen Arabisch- und PersischSprachkurs und vieles mehr. Wer selbst einen KAMAKurs begleiten oder leiten möchte, kann zum monatlich stattfindenden KAMACafé kommen und das KAMA-Team kennenlernen. TIPP! MARK-KAMA Sommerfest am 23. Juli 2016, ab 14:00 Uhr, in der Hannakstraße 17!

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5. - 9. April 2016


Ka Mensch is illegal auf dera Wöd! Kroko Jack Jeda soi hingeh kina, wo er wü!


Subversive stitching So wird sticken wieder Kult.. linge r Text eva kr al in flor a Fotos fr äu le

36 Wir wollen nicht so weit gehen und meinen, dass Sticken retro ist. Aber nachdem urban knitting vor einigen Jahren sogar fades Stricken wieder cool gemacht hat, bilden wir uns ein, für das ebenso fade Sticken strammstehen zu müssen. Subversive stitching ist nämlich auch etwas Altes, Verstaubtes, das unter neuem Namen wieder Spaß macht: Sticken wie es Oma vorzeigt, aber mit lustigen, frechen Motiven.

Die Sticknadel in die Hand genommen haben wir zum ersten Mal, als uns eingefallen ist, dass man die knackigen Lyrics von den SBG Hotboys und ihrem (einzigen und deswegen) Kultlied „Salzburg – meine Stadt“ in Stick-Stoff gießen könnte. Das hat uns gefallen und das hat unseren LeserInnen gefallen. Wir haben also weitergemacht. Und wie bei Omas Stickvorlagen möchten wir unsere streng geheimen Stickkünste im intimen Rahmen weitergeben. Deswegen findet man – liest man weiter – eine Anleitung, wie man unser CorePiece, das „Whatever bitch“-Einhorn selber basteln kann. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich dieses als Geschenk ganz besonders eignet – und bei Jung und Alt auf auf Beliebtheit stößt. mfk 01/2016


Genug mit dem Blabla: Wie stickt man ein Einhorn? 1

Materialien

Wir haben festgestellt: Es ist gar nicht mehr so leicht, in Salzburg an Stick-Materialien zu kommen. Wenn es materialtechnisch schnell gehen muss, fährt man zu „Wenatex – Haus der Stoffe“ in der Münchner Bundesstraße 140. Ein zweiter heißer Tipp: das Wollzimmer am Kajetanerplatz. Wir empfehlen: Bevor man sich auf die Reise macht, kurz anrufen und fragen, ob das Zeug, das man braucht, lagernd ist. Wir haben bei der Materialbeschaffung nämlich schon alle emotionalen Stadien durchgemacht.

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Sticknadel (rund) 1 Stickstoff, auf den man sein Kunstwerk zaubern kann (einfach ausprobieren, womit man gerne arbeitet) Stickgarn Mustervorlage vom Einhorn

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Stoff ausmessen oder wo fange ich an zu sticken?

Diesen Schritt kann man kompliziert machen oder ganz einfach. Unser Ansatz: Wir messen den Bilderrahmen ab, in dem das Kunstwerk landen soll, übertragen sodann diese Maße auf unseren Stoff, schneiden je nachdem ein Rechteck oder Quadrat aus und schätzen, wo sich in etwa die Mitte befindet, von der aus wir zu sticken beginnen. Korrekterweise werden die vielen kleinen Kasteln, aus denen der Stoff besteht, ge-zählt. Im Anschluss wird fein säuberlich ausgerechnet, wo exakt der erste Stich gesetzt werden muss.

Wie man sein Stickdebüt gibt, bleibt einem selber überlassen. Unser Motto ist und bleibt: aus Fehlern lernen!

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der Kreuzstich

Der Kreuzstich ist simpel. Das Stickgarn durchs Nadelöhr fädeln. Von unten durch den Stoff den ersten Stich machen. Zwei Löcher nach rechts, von hier aus zwei Löcher nach oben zählen. Einen diagonalen Stich in den Stoff von oben nach unten setzen. Von hier aus zwei Stiche nach unten zählen, mit der Nadel von hinten nach vorne durch den Stoff stechen. Danach noch einmal zwei Löcher nach links und von hier aus zwei Löcher nach oben zählen, von vorne nach hinten durchstechen.

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das Muster nachsticken

Der Kreuzstich wird jetzt so oft wiederholt, bis das Einhorn fertig ist. In der Vorlage, die es unter bit.ly/28OrnWG zum Download gibt, sieht man unterschiedliche Farben. Die Kreuzstiche müssen jeweils in den vorgegebenen Farben durchgeführt werd e n, d a m it s ic h i m E nd e f fe k t d a s gewünschte Bild ergibt.

Gratulation. Ihr könnt jetzt sticken!

Beim Farbwechsel einfach die Anleitung vom Kreuzstich mit der passenden Farbe wiederholen. Ist man mit einer Farbe fertig, diese sauber vernähen (auf der Hinterseite) und verknüpfen, damit sich das Garn nicht lockert.

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Nachdem das Bild fertig ist und visuell ein angenehmes Ganzes ergibt, fehlt nur noch, einen passenden Rahmen zu finden. Für die Rahmensuche eignen sich die WABE oder andere Flohmärkte, weil Rahmen dort nicht nur billig sind, sondern sich mit Goldspray leicht ansprayen lassen und so einen charmanten Used-Look ergeben. Wir wünschen ganz viel Spaß beim Nachsticken und freuen uns über Fotos der Meisterwerke an info@fraeuleinflora.at mfk 01/2016


Illustrationen ALEXANDRA BRĂœNDL

Finde die 5 Fehler

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Cashew Frischkäse mit Bärlauch gustav – ned fisch, ned fleisch mfk 01/2016

ZUTATEN 300g Cashews (über Nacht eingeweicht) 1/2 Tasse Bärlauch fein geschnitten (oder Schnittlauch) 1/2 Tasse gehackte Petersilie 1/2 Tasse gehackten Dill Saft einer halben Zitrone

Zubereitung Die Cashews abspülen und mit ca.150 ml frischem Wasser (je nach gewünschter Konsistenz) und dem Zitronensaft mixen bis eine geschmeidige Masse entsteht. Die Kräuter darunter heben und mit Salz und Pfeffer abschmecken, fertig :-)

Rezept von GUSTAV Wolf-Dietrich-Straße 33, 5020 Salzburg

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anders = (nicht) gleich

Die Existenz einer wie auch immer gearteten Andersartigkeit setzt die Existenz einer Gleichheit voraus. Und jetzt die Frage: Wo bist du „gleich“? Mit wem? Wo „anders“? Als wer? Und wen interessiert’s? „Anders“ ist doch das neue „Gleich“!

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aser Text Silvi a gl

und wen interessiert 's?

Außer vielleicht in St. Obereferdingerhintergodlingen, wo die Mitglieder der „Wir-sand-wir – und glai pick i da oane“ – Stammtischbrüder immer donnerstags zehn Halbe saufen und danach mit dem Traktor ein Wettrennen am Acker vom Huaberbauern veranstalten bis die Alte vom Huaber Fronz dem Spektakel ein Ende bereitet, indem sie mit der Schrotflinte die Reifen kaputtschießt. Na gut – das wär jetzt zugegeben auch ein wenig „anders“ ... Aber ernsthaft: Anderssein ist weder cool, noch schlimm und wer sich traut er/sie selbst zu sein, ist per se immer ein Bisschen von Beidem ...

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Politik die wirkt FRITZ COLA Service das hilft 43


Blattlinie

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as MFK – Magazin für Kultur ist ein gesellschaftsliberales und von allen politischen Parteien, Institutionen und Interessensvertretungen unabhängiges Kultur-Magazin mit Redaktionssitz in Salzburg. Das Printprodukt wendet sich vor allem an Leser/innen aus der alternativen Kunst- und Kulturszene. Inhalt und Fotos bzw. Illustrationen werden selbstständig von den freien Redakteur/innen der jeweiligen Ausgabe des Magazins recherchiert und ausgewählt. Das Magazin distanziert sich von Gewaltverherrlichung, Rassismus, Populismus, Sexismus, Beleidigungen und Beschimpfungen gegen ethnische Volksgruppen und Religionsgemeinschaften, sowie von diskriminierenden Inhalten. Herausgeber ist der Verein MARK für kulturelle und soziale Arbeit. Das Magazin erscheint zweimal pro Jahr in einer Auflage von 500 bis 1.000 Stück. Es wird kostenlos in Kultur- und Bildungseinrichtungen verteilt. Wer die ehrenamtliche Arbeit aller Beteiligten durch eine Spende, einen Druckkostenzuschuss oder den Kauf eines Inserats in der nächsten Ausgabe unterstützen möchte, schreibt bitte an redaktion.mfk@marksalzburg.at.

Kreative Köpfe gesucht!

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it Offenheit für Originelles veröffentlicht das MFK – Magazin für Kultur Beiträge verschiedenster Formen bisher unbekannter Künstler/innen, Autor/innen und Journalist/ innen. Es stellt eine Plattform dar, für all jene, die sich künstlerisch und journalistisch ausprobieren, entdecken und verwirklichen wollen. Die Vielfältigkeit des Magazins bietet kreativen Freiraum! – für alles, was auf Papier möglich ist. Schickt uns eure Ideen, Vorschläge, Anregungen an redaktion. mfk@marksalzburg.at, liked unsere Facebook-Page MFK – Magazin für Kultur oder kommt zu unseren offenen Redaktionssitzungen ins MARK.freizeit.kultur in der Hannakstraße 17 und arbeitet mit, damit das Magazin mit einem breiten Spektrum an Berichten und Reportagen aufwarten kann. Die Abgabe oder Zusendung von Beiträgen für die nächste Ausgabe ist jederzeit möglich. Voraussichtlicher Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe zum Thema „Strom“ ist November 2016. mfk 01/2016


impressum

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HERAUSGEBER Verein MARK für kulturelle und soziale Arbeit Hannakstraße 17 | 5023 Salzburg, Austria ZVR-Zahl: 471905195 Online-Ausgabe: www.marksalzburg.at VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT/REDAKTION DIESER AUSGABE Alexandra Bründl, Johanna Gruber, Ruth Mayr, Jeanette Römer Silvia Glaser, Tina Füchselbauer, Eva Krallinger, Claudia Maria Kraml, Pia Franziska Kraus, Lisa Viktoria Niederberger, Christoph Schwalb, Mario Téllez Girón Carmona

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BILDER/ILLUSTRATIONEN Alexandra Bründl, Leela, Johanna Gruber, KAMA Salzburg, Pixabay COVER, LAYOUT UND GESTALTUNG Johanna Gruber LEKTORAT Alexandra Bründl, Ruth Mayr KONTAKT redaktion.mfk@marksalzburg.at | +43 650 743 17 99

herausgegeben von


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Online-Version unter www.marksalzburg.at


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