WhatsApp vs. SMS

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MARKETING & KOMMUNIKATION

werbewoche 03 | 12.02.2016

WhatsApp vs. SMS Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management HWZ (Hochschule für Wirtschaft Zürich). www.fh-hwz.ch/smm

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ie allererste SMS wurde 1992 vom Ingenieur Neil Papworth verschickt. Darin stand ein simples «Merry Christmas». Dazu brauchte es drei Computer, die aufeinandergestapelt so gross wie ein Kühlschrank waren, allerdings nur 10% der Leistung eines heutigen Smartphones besassen. So begann der Siegeszug der SMS rund um die Welt. Ihre Glanzzeit erlebte die Kurznachricht um das Jahr 2012, als allein in den USA über 2 Billionen SMS verschickt wurden. Wenn Ihnen bei dieser Zahl schon schwindlig wird, dann sollten Sie sich jetzt besser setzen. Zu Beginn dieses Monats hat die Messaging App WhatsApp nämlich ihre aktuellen Nutzerdaten bekannt gegeben – und die bewegen sich in einer ganz anderen Sphäre. Eine Milliarde Menschen verschickt weltweit Nachrichten mit WhatsApp. Täglich werden 42 Mia. Textnachrichten versendet sowie 1.6 Mia. Fotos und 250 Mio. Videos. Die gute alte SMS hingegen liegt mit weltweit 20 Mia. verschickter Nachrichten weit hinter der App

zurück – zum Leidwesen der Telekommunikationsanbieter. WhatsApp & Co. bescherten ihnen allein im Jahr 2013 einen Umsatzausfall von ca. 32 Mia. Dollar. Doch von einem Aussterben der SMS kann noch keine Rede sein. Viel eher wird sie heute in anderen Funktionen eingesetzt. Banken nutzen SMS zum Versenden von TAN-Nummern beim Onlinebanking, die Swiss schickt den Boarding-Pass aufs Handy oder man fordert mit einem SMS den SBB-Nachtzuschlag an. Der private Kommunikationskanal wird zum formellen und technischen Tool. Beim Austausch privater Nachrichten liegen die Vorteile von WhatsApp, Line, Threema & Co. hingegen auf der Hand: Sie sind günstiger, schneller und flexibler als die traditionelle SMS-Kurznachricht. Dennoch tun sich Marketingfachleute schwer damit, dieses riesige Potenzial an Aufmerksamkeit für ihre Zwecke zu nutzen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen gehört ein Werbeverbot zur Betriebsphilosophie von WhatsApp. So schreibt das Unternehmen in seinem Blog: «Werbung ist (…) die Störung der Ästhetik, die Beleidigung deiner Intelligenz und die Unterbrechung deines Gedankengangs.» Schlechte Aussichten also für die Werbebranche, je einmal einen Pop-up-Advert auf WhatsApp platzieren zu können. Zum anderen stehen Nutzer Werbung in SMS oder Messaging Apps überaus skeptisch gegenüber, wie diverse Studien beweisen. Wie kann sich also ein Unternehmen den Kanal WhatsApp zu eigen machen?

Eine mögliche Lösung hat NZZ Campus gefunden, die Studierendenplattform der NZZ. Dort verschickt die Redaktion Lesetipps, Fotos oder Wettbewerbseinladungen per WhatsApp. Aber: Die Nutzerinnen müssen sich erst mit einer kurzen Nachricht für den mobilen Newsletter anmelden, bevor sie werbeähnliche Messages zugeschickt bekommen. Ähnlich macht es das SRF, das über WhatsApp Infos zu nationalen Volksabstimmungen verschickt. Doch es gibt auch Raum für verspieltere Ideen. Die Alkoholmarke Absolut Vodka veranstaltete in Argentinien einen Event für ihre Kundinnen und Kunden. Um eine Einladung zu ergattern, musste man den fiktiven Türsteher Sven über WhatsApp kontaktieren und ihn so lange mit Fotos, Text- oder Sprachnachrichten bombardieren, bis er eine Einladung herausrückte. Beim Shopping-Service Outfittery hingegen kann man einem Stylingteam über WhatsApp Fragen stellen, z.B. ob jetzt die schwarzen oder die braunen Schuhe besser zum ausgewählten Kleid passen. Die Beispiele zeigen: Wer kreativ ist, kann die «No Ads»-Policy von WhatsApp durchaus austricksen. Und wer weiss, vielleicht bekommen wir in Zukunft auch den Fitness- oder Coiffeur-Termin direkt als WhatsApp-Nachricht zugeschickt – zusammen mit einem passenden Bild oder einem Coupon für den nächsten Besuch.

«Die Post ist dort, wo die Menschen sind» Jung von Matt/Limmat hat für die Post eine Erlebniskampagne gestaltet, bei der Bastian Baker sämtliche PostDienstleistungen ausprobiert und demonstriert.

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n zwei neuen TV-Spots beweist die Post nicht nur, wie nah bei den Kunden die Post heute ist, sondern zeigt auch ihre neuesten innovativen Angebote: Bastian Baker wird im TV-Spot damit konfrontiert, dass die Band seinen neuen Instrumentenwunsch nicht unterstützt. So wird dieser gleich in der Post-

Agentur im Quartierladen wieder korrigiert. Der zweite TV-Spot soll das Gratis-WiFi im Postauto bewerben. Bastian Baker nutzt dieses intensiv – zu intensiv für den Geschmack des Chauffeurs. Die Erlebniskampagne geht auch nach Abschluss der komplett ausverkauften Konzerttour weiter.

Mit der von Jung von Matt/Limmat konzipierten Kampagne macht die Post ihre Dienstleistungen an der Schnittstelle zwischen digitaler und physischer Welt erlebbar. Damit sollen die neuen Zugangspunkte für Post-Kunden aufgezeigt werden. Ursina Maurer

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