Auf hohem Niveau die Lehre pflegen

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01/02 Januar/Februar 2012

Social Media

Auf hohem Niveau die Lehre pflegen Die Zürcher Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ) hat die erste Fachstelle für Social Media eröffnet. Was erhofft man sich davon – oder anders gefragt: Sitzt man nicht einem Hype auf? «persönlich» hat sich mit Manuel Nappo, dem frischgekürten Studienleiter, unterhalten. Interview: Matthias Ackeret Bild: HWZ

Herr Nappo, Sie leiten seit Jahresbeginn die erste Fachstelle für Social Media in der Schweiz. Hand aufs Herz: Braucht es das überhaupt?

Nach der Lancierung des ersten Zertifikatslehrganges CAS Social Media Management der Schweiz konnten wir bei vielen Unternehmen den Bedarf an fundierter Wissensvermittlung im Bereich der neuen Medien erkennen. Die grosse Nachfrage war für uns ein deutliches Zeichen, dass es eine Fachstelle braucht, welche Praxis, Lehre und Forschung verknüpft und so das Wissen um Social Media in der Schweiz breiter verfügbar macht.

«Von den 142 grössten Schweizer Unternehmen sind 62 Prozent in Social Media aktiv.»

Wen wollen Sie damit ansprechen?

Unsere neue Fachstelle Social Media Management spricht mehrere Kreise an: Zunächst gilt es, auf hohem Niveau die Lehre weiter zu pflegen und für die Studierenden des Zertifikatslehrgangs Social Media Management zu entwickeln. Ihnen wollen wir eine optimale Wissensvermittlung auf aktuellstem Stand bieten. Dabei helfen uns die erstklassigen Dozierenden, die wir für den Zertifikatslehrgang gewinnen konnten. Neu und zusätzlich machen wir in Form massgeschneiderter Schulungen einen Transfer-

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Lernprozess für Unternehmen, Verbände und Verwaltungen verfügbar, welche besonders intensiv mit den kommunikativen Herausforderungen der neuen Medien konfrontiert sind. Hier werden ganz unterschiedliche Vorgehensweisen, didaktische Formen und Erfolgskontrollen nötig sein. Last but not least werden wir uns auch mit Dritten oder im eigenen Hause bei Forschungsprojekten und Tagungen engagieren, um selbst nach den Zielen der Fachstelle zu leben. Gibt es im Ausland Vorbilder für eine solche Fachstelle?

Vorbilder im eigentlichen Sinne sehe ich nicht. Natürlich gibt es auch im In- und Ausland Institute, die das Thema Social Media abdecken – dies jedoch nebst anderen Themen, was ich übrigens nicht qualifizierend meine. Wir hingegen widmen uns ausschliesslich Social Media. Die Fachstelle Social Media Management an der HWZ soll klar Praxis, Lehre und Forschung vereinen und als aktiver Know-how-Aggregator und -Vermittler wirken.

Experten zu, die noch viel weiter gehende Entwicklungen erwarten. Nimmt man beispielsweise eine tolle Unternehmensleistung – sei es ein Produkt oder eine Kampagne –, wird sie potenziell durch Social Media viral weitergetragen, wird geteilt und weitergepostet, und es wird darüber diskutiert. Das sind natürlich Chancen, die es bisher so nicht gab und welche von grosser Bedeutung sind. Die Leute sprechen über eine Kampagne, und ein Unternehmen kann die Reaktionen eins zu eins mitverfolgen und mitdiskutieren. Wobei das Ganze natürlich auch bei negativen Entwicklungen gilt. Und wie immer bei neuen Technologien und Prozessen sind sehr bewusst auch mögliche heikle Aspekte zu beachten. Das will ich mit der Fachstelle unseren Auftraggebern ebenfalls vermitteln.

«Viele Firmen haben nicht ver­ standen, dass Soical Media einen Paradigmenwechsel darstellt.»

Haben Sie eine Ahnung, wie viele Firmen Was verstehen Sie konkret unter

Social Media bereits bewusst einsetzen?

Social Media?

Gemäss der «Social-Media-Studie-Schweiz», welche im März 2011 auf der Basis einer HWZ-Masterarbeit publiziert wurde, waren von den 142 grössten Schweizer Unternehmen 62 Prozent in den Social Media aktiv. Jedoch verfügten nur 22 Prozent über eine Strategie, und lediglich 30 Prozent evaluierten ihre Aktivitäten. Im Vergleich mit Deutschland schneiden die Schweizer Unternehmen jedoch relativ gut ab, auch wenn international klar Aufholbedarf besteht. Viele Firmen haben noch immer nicht verstanden, dass Social Media ein Paradigmenwechsel ist und kein Hype.

Ich sage meinen Studierenden immer: «Social Media is people talking with people about things they care.» Es sind Menschen, die Social Media zu dem machen, was es ist. In andern Worten: Das Phänomen ist an sich altbekannt, hat nun aber durch moderne individualisierte Massentechnologien ungeahnte Bedeutung in der öffentlichen Kommunikation und insbesondere auch für das Management der Kommunikation von Firmen und anderen Organisationen erhalten. Wird die Wirkung von Social Media gegen­

organisieren Schweizer Unternehmen die Kommunikation in sozialen Medien? der Namics AG.» Welches war für Sie bislang das interessanteste Projekt?

Als aktuelles Beispiel kann ich ein global tätiges, börsenkotiertes Schweizer Unternehmen nennen. In der Organisation wurden zahlreiche dezentrale und unkoordinierte Social-Media-Aktivitäten durchgeführt. Dies war natürlich in vieler Hinsicht suboptimal. Die HWZ konzipierte daraufhin einen massgeschneiderten Kurs und führte diesen auch durch. So konnte ein Beitrag geleistet werden, damit alle Verantwortlichen die gleiche Social-Media-Sprache sprechen und sich einheitlich positionieren. Gerade bei grösseren Organisationen sind eine gemeinsame Basis und ein einheitliches Bewusstsein von Definition und Bedeutung von Social Media wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung. Die HWZ unterstützte ebenfalls am 2. Dezember 2011 die Stadtpolizei Zürich während der Aktion #stapo24, bei welcher die Öffentlichkeit via Twitter 24 Stunden lang direkten Einblick in die Polizeiarbeit erhielt. Wie ist die Resonanz auf Ihre Fachstelle?

Die ersten Reaktionen sind sehr positiv. Der Bedarf ist klar vorhanden. Neue, interessante Projekte laufen bereits, und wir freuen uns, mit unserer neuen Fachstelle Schweizer Firmen und Organisationen Nutzen verschaffen und bald erste Ergebnisse präsentieren zu können.

über den herkömmlichen Informationskanälen nicht überschätzt, oder anders gefragt:

Wie wird Social Media von Schweizer Firmen

Wo gibt es Vorteile?

genutzt?

Social Media schafft im Dialog mit Bezugsgruppen neue Dimensionen. Es steigert die Anforderungen an Cross Media, ja an die ganze Unternehmenskultur nochmals massiv. Wir leben heute in einer mobilen und ständig vernetzten Gesellschaft. Dialog ist insbesondere dank leistungsfähiger mobiler Endgeräte und einfachster Usability sofort und überall möglich. Das ist ein Novum in der Kommunikation, und ich stimme den

Ebenfalls aus der «Social-Media-StudieSchweiz», stammen die Zahlen zur Nutzung von Social Media. Mit Abstand setzen die meisten Unternehmen auf Facebook, gefolgt von YouTube und Twitter. Interessant zu sehen ist, dass international Twitter klar führt. Dialog, Marke und Image sind die Hauptgründe für den Einsatz von Social Media. Weitere aufschlussreiche Informationen hierzu findet man auch in der Studie «Wie

Info

Die nächsten Durchführungen des CAS Social Media Management starten am 17. Februar und 17. August 2012. Weitere Informationen unter www.fh-hwz.ch/fsmm www.facebook.com/fhhwz www.twitter.com/fhhwz www.twitter.com/manuelnappo

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