45-2019 Ingolstadt informiert

Page 1

AUSGABE 45 22. November 2019

Fast so viel wie Amsterdam Hohe Investitionen in den Fahrradverkehr

Nur Wasserstrom

Heizen im Museum

Neue Fachklinik

Stadt spart kĂźnftig 25 000 Tonnen CO2

Medizinhistorisches Museum setzt auf Bauteiltemperierung

Klinikum erweitert Versorgung fĂźr Patienten mit Lungenleiden

Herausgegeben vom Presseamt der Stadt Ingolstadt


Energie

Spielen für alle

Nur noch Wasserstrom Stadt Ingolstadt spart 25 000 Tonnen CO2 ein

Einen Spendencheck in Höhe von 85 000 Euro überreichte Steffi Praunsmändtl vom Verein „Goals for Kids“ an OB Christian Lösel und die beiden LGS-Geschäftsführer Thomas Hehl und Eva Linder. Das Geld wird für den Bau eines integrativen Spielplatzes im Norden des Landesgartenschau-Geländes genutzt. Der Spielplatz bleibt auch nach der LGS als Teil des Bürgerparks erhalten.

Mit 100 Prozent Strom aus Wasserkraft werden ab dem kommenden Jahr die Ingolstädter Stadtverwaltung und die kommunalen Unternehmen versorgt. Neben der Stadtverwaltung wollen folgende städtische Tochterunternehmen auf Wasserstrom umstellen: Klinikum, INKB, IFG, GWG, Bio-IN, Zentralkläranlage, Stadtwerke Freizeitanlagen, ZRF Region Ingolstadt, Existenzgründerzentrum, INVG & Stadtbus, die Waisenhausstiftung und die Gemeinnützige Veranstaltungs GmbH. Nur ein Prozent teurer

Foto: Rössle

Aufkommensneutral Die auf Bundesebene beschlossene Grundsteuerreform wird von den Kommunen umgesetzt. „Die Reform wird auch bei unseren Einnahmen zu Veränderungen führen. Wir werden die neue Regelung aber aufkommensneutral gestalten. Das heißt, wir nutzen hier nicht eine Gelegenheit, um unsere Einnahmen zu erhöhen, sondern wollen eine verträgliche Umsetzung, die unsere Bürgerinnen und Bürger in der Gesamtheit nicht zusätzlich belastet“, betont Bürgermeister Albert Wittmann.

Zahl der Woche

5

Der Vorschlag zur Umstellung auf Wasserstrom kam von Oberbürgermeister Christian Lösel, nach Prüfung haben sich die Geschäftsführer und Vorstände der großen Stromabnehmer unter den städtischen Unternehmen und Zweckverbänden angeschlossen. Durch die Umstellung auf den CO2-neutralen Stadtwerke-Strom aus 100 Prozent Wasserkraft steht, gemessen am Bundesstrommix, am Ende eines jeden Jahres eine CO2-Einsparung von gut 25 600 Tonnen. Das entspricht in etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß von fast 4200 Ingolstädtern. Die jährlichen Mehrkosten für den Wasserstrom liegen dabei bei rund einem Prozent. „Überschaubarer Aufwand, aber große Wirkung“, freut sich Oberbürgermeister Christian Lösel. „Wir können damit als öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen und unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit und Klimaschutz weiter intensivieren. Überall, wo wir mit vertretbarem Aufwand einen Schritt nach vorne machen können, sollten wir ihn gehen.“ „Grünes Kabel“ nach Deutschland

Prozent weniger Miete für Bestandswohnungen musste man im Frühjahr 2019 in Ingolstadt zahlen (im Vergleich zu Herbst 2018). Bei Doppelhaushälften/Bestand sanken die Mieten um 2,9 Prozent, bei Altbauwohnungen um 2,8 Prozent. Das teilte der Immobilienverband Deutschland (IVD) mit.

Zwar stammt der in Deutschland verkaufte Ökostrom aus Wasserkraft häufig aus Skandinavien, aber das liegt vor allem daran, dass das Wasserstrom-Potential in Deutschland weitgehend erschöpft ist und neue Projekte nur sehr schwer zu realisieren sind. Wo ein Wasserkraftwerk aber letztendlich steht, macht für das Klima keinen Unterschied – in erster Linie ist nämlich wichtig, dass erneu-

erbare Energien kontinuierlich ausgebaut werden. Dass die zunehmende Nachfrage nach Strom aus norwegischer Wasserkraft diesen Ausbau vorantreibt, zeigt beispielsweise das Projekt NordLink. Denn damit soll – neben den bereits bestehenden Verbindungen über die Nachbarländer Holland und Dänemark – die erste direkte Stromverbindung zwischen Norwegen und Deutschland, auch „grünes Kabel“ genannt, noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. So kann garantiert werden, dass die von der Stadt Ingolstadt benötigte Menge Ökostrom nebst Zertifikaten angekauft und letztendlich direkt physisch nach Deutschland geliefert wird. Dass der norwegische Ökostrom dabei aus physikalischen Gründen nicht in Ingolstadt direkt und damit bei der Stadt als Endverbraucher ankommt, spielt dabei keine Rolle, denn auch hier muss das große Ganze betrachtet werden. Dem Klima ist es schließlich egal, wer den Ökostrom verbraucht, wichtig ist nur, dass die Menge an nachgefragtem Ökostrom in Deutschland kontinuierlich steigt und damit der Anreiz, in den Ausbau von CO2-neutralen Energieerzeugungsanlagen zu investieren, ebenfalls weiter zunimmt. Und so trägt jeder einzelne, der sich für Ökostrom entscheidet, auf lange Sicht zu mehr Klima- und Umweltschutz bei. Zudem zahlt jeder Endverbraucher in Deutschland – und damit auch die Stadt Ingolstadt – die EEGUmlage, mit der der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland, und hier vor allem neuer Solar- und Windanlagen, gefördert wird. Stadt und kommunale Unternehmen stellen im nächsten Jahr auf Wasserstrom um. Foto: Betz


2

3

Radfahren

Schneller durchs Glacis Teilstrecke eines Gehweges für Radler freigegeben Für die Radfahrer, die an der Westlichen Ringstraße von Norden in Richtung Süden fahren, endete der Radweg bisher auf Höhe der Einmündung der Neuburger Straße. Hier mussten die Radfahrer mehrere Querungen in Kauf nehmen, um auf der Westseite der Westlichen Ringstraße in Richtung Süden weiterfahren zu können. Diese Radfahrerführung war mit erheblichen Zeitverlusten verbunden. Der Bezirksausschuss Mitte hatte daher beantragt, die vorhandenen Wege im Glacis im Bereich der Einmündung Neuburger Straße bis zur Querung Brodmühlweg für Radfahrer in beide Richtungen benutzbar zu machen. Das wurde nun umgesetzt.

Der Gehweg am Glacis wurde jetzt mit Zusatzschildern „Radfahrer frei“ versehen, so können auch Radler die Strecke nutzen. Foto: Tiefbauamt

Auf drei Meter verbreitert Dazu wurden die vorhandenen Gehwege im Glacis weitgehend bis auf drei Meter verbreitert, damit die Radfahrer die Wege in beide Richtungen befahren können und Konflikte mit Fußgängern vermieden werden. Da die vorhandenen Beläge erhebliche Schäden durch Setzungen, Wurzelaufbrüche, Frost und Benutzung von Unterhaltsfahrzeugen aufwiesen, wurden Tragschicht und Deckschicht über die komplette Wegebreite erneuert. Dies bedeutet einen Komfortgewinn für Fußgänger und Radfahrer. Die Verbreiterung der vorhandenen Wegetrasse wurde so gewählt, dass keine Bäume gefällt werden mussten. Nach dem Ausbau wurden die Wege jetzt als Gehwege mit dem

Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ beschildert. Damit Radfahrer künftig die Furt am östlichen Ende des Fahrbahnteilers der Friedhofstraße in beide Richtungen befahren können, wurde die Ampel zu einer gemeinsamen Fußgänger- und Fahrradampel umgerüstet. Ebenso wird die Installation eines Verkehrsspiegels im Bereich der Einmündung des Weges aus dem Glacis, an der Südseite der Friedhofstraße, zur Erweiterung des Sichtfeldes für die Radfahrer vorgenommen. Damit die Akzeptanz der Wege insbesondere in der Dunkelheit verbessert wird, wurden zusätzlich zwölf LED-Lampen errichtet.

Was heißt „Radfahrer frei“? Das Zusatzschild bedeutet, dass dieser Weg zwar für Fußgänger bestimmt ist – Radverkehr ist jedoch zugelassen. Fahrradfahrer müssen aber auf Fußgänger Rücksicht nehmen und die Geschwindigkeit an den Fußgängerverkehr anpassen. Fußgänger dürfen weder gefährdet noch behindert werden. Wenn nötig müssen Fahrradfahrer warten, sie dürfen nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Gehwege mit dieser Zusatzbeschilderung gibt es zum Beispiel auch an der Antoniusschwaige und an der Degenhartstraße (Westseite).

Wie viel investieren Großstädte in den Radverkehr? Greenpeace hat Investitionen von Städten in den Radverkehr verglichen. Dabei wurden durchschnittliche Ausgaben pro Einwohner und Jahr anhand von Haushaltsplänen verglichen. Für Ingolstadt können statt der Haushaltsansätze sogar die tatsächlichen Investitionskosten in den Ausbau des Fahrradverkehrs verwendet werden. Demnach wurden in Ingolstadt von 2015 bis 2019 insgesamt rund 6,6 Millionen Euro in Radwegemaßnahmen investiert, somit im Schnitt rund 10 Euro pro Einwohner/Jahr. Alleine 2019 sind Maßnahmen für rund 1,1 Millionen Euro in Umsetzung.

Wie viel investieren Großstädte in den Radverkehr? in Euro pro Einwohner im Jahr Quelle: Greenpeace, Tiefbauamt Stadt Ingolstadt

München Köln Hamburg Frankfurt Berlin Stuttgart

Ingolstadt Amsterdam Kopenhagen

2,30 2,80 2,90 4,30 4,70 5,00 10,00 11,00 35,60


Soziales

Was möchten Senioren? Stadt hat das Seniorenpolitische Gesamtkonzept fortgeschrieben Im Jahr 2013 hat die Stadt Ingolstadt ein erstes Seniorenpolitisches Gesamtkonzept vorgelegt. Das Papier dient zum einen der Bestandsaufnahme. Daraus ableiten lassen sich Potentiale sowie Hilfe- und Unterstützungsbedarfe für ältere Menschen. Damit ist es auch ein Handlungsleitfaden für alle städtischen Ämter und Gremien, die mit Senioren zu tun haben, aber auch für Verbände, Vereine und Gemeinschaften. Nun liegt die fortgeschriebene, aktuelle Fassung vor. Dafür hat das städtische Sozialreferat auch eine umfangreiche Senioren-Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Bedürfnisse älterer Menschen in Ingolstadt.

Ältere Menschen möchten möglichst lange autark in der gewohnten Umgebung leben. Foto: Rössle

Möglichst lang zuhause Wichtigste Erkenntnis der Umfrage: Über 80 Prozent der Befragten, ob verwitwet oder mit Partner lebend, möchten möglichst lange im eigenen Haus, der Wohnung oder Mietwohnung verbleiben. Sollte dies nicht mehr möglich sein, besteht der Wunsch, in einer betreuten Wohnanlage oder bei den Kindern alt zu werden. Lediglich für zehn Prozent der Befragten kommt eine Unterbringung in der stationären Altenhilfe in Betracht. Am liebsten erledigen die meisten befragten Senioren ihre Angelegenheiten selbst, können sich aber vorstellen, Hilfe von Institutionen oder außerhalb der Familie in Anspruch zu nehmen. Diese sind bei Bedarf auch erwünscht. Eine wichtige Aussage ist, dass mehr Informationen über geeignete Hilfen und finanzielle Unterstützung nötig sind. Angebote für Senioren im Freizeitbereich sind meistens bekannt und werden auch angenommen. Es besteht jedoch der Wunsch nach mehr Freizeitan-

geboten, besonders an den Wochenenden. Im Bereich der Pflege sind der Ausbau von Kurzzeitpflegeplätzen, eine bessere und neutrale Pflegeberatung sowie eine verstärkte Beratung von pflegenden Angehörigen erwünscht. Immer mehr Ältere Ältere Menschen sind die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe. Der Anteil der Bevölkerung ab 60 Jahren wird in den nächsten 20 Jahren deutlich ansteigen. Laut der Bevölkerungsprognose für Ingolstadt steigt der Anteil der Menschen ab 60 Jahren bis zum Jahr 2036 um 21 Prozent. Viele Senioren sind häufig bis ins hohe Alter aktiv. Sie übernehmen Verantwortung für Familie und Freunde, in ihrer Nachbarschaft, im Verein, in der Kirchengemeinde, in den Seniorengemeinschaften oder engagieren sich im Bürgerhaus und leisten damit einen wichtigen Anteil für die Weiterent-

wicklung des Gemeinwohls. „Dies heißt aber nicht, dass es keinen Unterstützungsbedarf für kranke und pflegebedürftige Menschen gäbe. Es gibt eine Vielfalt von Lebenslagen und Lebensformen in unserer Stadt. Wichtig ist es, dass wir die vielfältigen Bedarfe kennen und darauf eingehen. Unsere Bürger sollen gut informiert und gut beraten sowie sozial abgesichert sein. Um älteren Menschen ein langes, selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, bedarf es eines Lebensumfeldes in unserer Stadt, das ganzheitlich auf ihre vielfältigen Bedarfe ausgerichtet ist. Mit der Fortschreibung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes stellen wir uns gemeinsam den Herausforderungen der älter werdenden Gesellschaft und den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Mitbürger im Alter“, erklärt Oberbürgermeister Christian Lösel. Das Konzept kann online unter www.ingolstadt.de/SeniorenpolitischesGesamtkonzept2019 abgerufen werden.

Einwohner/-innen ab 65 Jahren in Ingolstadt nach Altersgruppen und Geschlecht am 31.12.2017 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0

5.399

6.199

5.633 4.347

= männlich = weiblich

1.058 65 bis unter 75 Jahre

75 bis unter 85 Jahre

2.146

85 Jahre und älter


4

5

INKB

Wertvoller Biomüll Richtig trennen leicht gemacht Die Anzahl der frei zur Verfügung gestellten Biotonnen orientiert sich am Volumen der gebuchten Restmülltonne. Foto: INKB

Bioabfall ist ein bedeutender Rohstoff für die Biogasgewinnung und ein wertvoller Kompostlieferant. Wird er jedoch durch Fremdstoffe wie Plastik verunreinigt oder nicht über die Biotonne entsorgt, ist er nutzlos. Nur wenn der Abfall richtig gesammelt und getrennt wird, kann er wiederverwertet und recycelt werden. Das gilt auch für alle anderen Wertstoffe wie Glas, Altpapier oder Elektroschrott. Dafür stellen die Kommunalbetriebe ein umfängliches Abfalltrennsystem zur Verfügung. Für die Sammlung von Biomüll beispielsweise, stellen die Kommunalbetriebe die grüne Tonne zur Verfügung. Diese sogar ohne zusätzliche Kosten, denn nur die Restmüllent-

sorgung ist in Ingolstadt gebührenpflichtig. ten vom Bäcker eignen sich sehr gut dafür Außerdem geben sie über verschiedene Aus- und sind somit doppelt nutzbar. gabestellen (siehe untenstehende Auflistung) kostenfreie Papierbiomülltüten an die Keine Plastikbiomülltüten Ingolstädter Bürger aus. Auf keinen Fall dürfen Plastik oder plastikKostenfreie Papiertüten ähnliche Stoffe in den Biomüll gegeben werden, auch nicht die kompostierbaren FolienDiese Papiertüten eignen sich sehr gut für beutel aus „Bio-Kunststoffen“. Die Verrotdie Sammlung von Bioabfällen, da sie nass- tung dieser Stoffe dauert für die Anlagen der fest und relativ stabil sind. Wenn mal keine Biogas- und Kompostierungsanlage zu lanPapierbiomülltüte zur Hand ist, können aber ge. Sie müssen mühevoll händisch aussorauch Alternativen verwendet werden. So tiert werden und verschlechtern zudem die empfehlen die Abfallberater der Kommunal- Qualität der nährstoffreichen Komposterden. betriebe, die Bioabfälle in Zeitungspapier Letztendlich verursachen sie hohe Kosten, oder in benutztes Küchenkrepp einzuwi- die über die Müllgebühren und schließlich ckeln. Auch bereits verwendete Semmeltü- von allen Bürgern getragen werden.

Wussten Sie, dass n ...im Kundencenter Ingolstadt mitunter bis zu 6600 Papierbiomülltüten täglich ausgegeben werden? Leider nehmen manche Besucher sehr große Mengen mit, auch kartonweise, weshalb die später kommenden Ingolstädter keine Tüten mehr vorfinden. n ...fast die Hälfte des Abfalls aus Haushalten Biomüll ist? n ...nur die Größe der Restmülltonne über die Müllgebühren entscheidet? n ...auch Fett und sämtliche Speisereste aus Haushalten in die Biotonne dürfen? n ...Biomüll in der Tonne festfrieren kann? Abhilfe schaffen Zwischenlagen, wie kleine Zweige oder zerknülltes Zeitungspapier.

Ausgabestellen für Biomülltüten n Wertstoffhof Süd (neben IngoPark) n Wertstoffhof Fort Hartmann (Ochsenmühlstraße) n Kundencenter Ingolstadt (Mauthstraße) n Problemmüllsammelstelle (Hindemithstraße)


SWI

Moderne Heiztechnik für barocke Mauern Medizinhistorisches Museum setzt auf innovative Bauteiltemperierung und umweltfreundliche Fernwärme Mit der innovativen Bauteiltemperierung kombiniert mit der umweltfreundlichen Fernwärme der SWI wurde eine moderne und nachhaltige Lösung für die barocken Mauern des Museums gefunden. Foto: Ebener

Wenn man Marion Maria Ruisinger über das Projekt sprechen hört, könnte man meinen, sie sei Bauplanerin für Heizungstechnik. Doch weit gefehlt. Im Hauptberuf ist die promovierte Medizinerin und Medizinhistorikerin Direktorin des Deutschen Medizinhistorischen Museums in der Alten Anatomie in Ingolstadt. Viel mit dem Thema Bauen hatte Ruisinger in letzter Zeit dennoch zu tun. So galt es doch den Museumsneubau und gleich im Anschluss daran die Sanierung der Alten Anatomie zu bewältigen. Ein wichtiges Thema dabei: eine Heizung, die

die komplexen Anforderungen eines Museums berücksichtigt und die sowohl mit neuen Strukturen als auch mit barocker Bausubstanz klar kommt. Die Lösung: ein System, das per Bauteiltemperierung heizt, kombiniert mit umweltfreundlicher Fernwärme.

entscheidend. Wir wollen interessante Exponate ausstellen, keine Heizkörper“, bringt es die Museumleiterin auf den Punkt. Aber auch funktionale Aspekte kamen zum Tragen. „Luftumwälzungen und dadurch aufgewirbelter Staub sind in einem Museum möglichst gering zu halten. Im Altbau ist zudem der Kampf gegen die Feuchtigkeit Ästhetisch und funktional ein wichtiges Thema“, so Ruisinger weiter, die sich ihr großes bautechnisches FachWichtig bei der Entscheidung war auch, wissen unter anderem in „bestimmt 50 Baudass die Heizung dezent im Hintergrund besprechungen“ angeeignet hat. Die Löbleibt. „Die Ästhetik ist für uns schon sehr sung für all die Anforderungen ist die soge-


6

7

Durch die Kupferrohre in den Wänden fließt heißes Wasser – das sorgt für warme Räume und vermeidet zugleich Feuchtigkeit. Foto: Rühle

nannte „Bauteiltemperierung nach Große- sonderheit dabei: Die Heißwasserleitungen des Medizinhistorischen Museums betrieschmidt“, benannt nach ihrem Erfinder, laufen über den Dachboden und liegen in ben wird. Der Ingolstädter Fernwärmevereinem bekannten Restaurator. einer Wanne. „Das muss man sich wie eine bund macht industrielle Abwärme aus der Art Regenrinne vorstellen. Falls es wirklich Müllverwertungsanlage und der Gunvor Geheizt werden nach dieser Methode di- ein Leck geben sollte, sind die Exponate in Raffinerie nutzbar und ersetzt dadurch fosrekt die Wände, genauer gesagt die Außen- den Räumen darunter geschützt. Auch er- sile Brennstoffe. Das spart rund 73 000 Tonwände. Das heiße Wasser läuft in Kupfer- kennt die Heizungspumpe sofort den nen CO2 pro Jahr ein. Mit ihrem Primärenerrohren, die die Wärme besonders gut ans Druckabfall und stoppt“, erklärt Ruisinger giefaktor von 0,0, der das Verhältnis zwiMauerwerk abgeben. Neben warmen Räu- und muss sich um ihre Ausstellungsstücke schen eingesetzter Primärenergie und abmen sorgt die Bauteiltemperierung gleich- keine allzu großen Sorgen machen. gegebener Endenergie beschreibt, erfüllt zeitig für die Vermeidung von Feuchtigkeit. sie alle Vorgaben der EnergieeinsparverordFür ein barockes Gebäude ohne Keller wie Innovation trifft auf nung (EnEV) – das spart dem Bauherren die Alte Anatomie ist dies besonders wichnachhaltige Fernwärme besonders in Sachen Dämmung hohe Kostig. „Das Prinzip findet auch im Germaniten. Vor allem zu empfehlen ist die Fernwärschen Nationalmuseum in Nürnberg und in Dass bei dem Projekt neben der Innova- me für größere Bauprojekte – selbst für Ingolstadt in einigen Schulen Verwendung“, tion auch die Nachhaltigkeit nicht zu kurz solch komplexe wie die Kombination aus weiß Ruisinger. Verlegt sind die Rohre unter kommt, dafür sorgt die Fernwärme der Alt- und Neubau des Medizinhistorischen Putz – und damit für die Museumsbesucher Stadtwerke Ingolstadt, mit der die Heizung Museums. unsichtbar – im Sockelbereich der Wände und an Kälteschleusen. Zum Einsatz kommt das System sowohl im Alt- als auch im Neubau, wo lediglich im zweiten Obergeschoss aufgrund fehlender Wandmasse auf klassische Heizkörper gesetzt werden muss. Die n Beteiligte Unternehmen: Stadtwerke Ingolstadt, Gunvor Raffinerie und MüllverFernwärme der Stadtwerke kommt in der wertungsanlage Heizzentrale im Untergeschoss des Neun 73 000 Tonnen jährliche CO2-Einsparung baus an und wird von dort aus in den neuen n Die Fernwärme mit einem Primärenergiefaktor von 0,0 eignet sich besonders und den alten Trakt des Medizinhistorifür größere Bauprojekte schen Museums verteilt. Eine weitere Be-

Fakten zur Ingolstädter Fernwärme


Klinikum

Klinik für Pneumologie und Thorakale Onkologie eröffnet Klinikum Ingolstadt erweitert Versorgung für Patienten mit Lungenleiden Erkrankungen der Atemwege wie Entzündungen des Lungengewebes, Lungenkrebs, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Asthma bronchiale zählen in den westlichen Ländern zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Nach Prognosen der Weltgesundheitsorganisation WHO wird ihre Bedeutung in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen. Das Klinikum Ingolstadt als Schwerpunktkrankenhaus der Region reagiert auf diese Entwicklung: sie gründet eine neue Klinik für Pneumologie und Thorakale Onkologie. Am 1. November hat Privatdozent Dr. Lars Henning Schmidt als Chefarzt seinen Dienst angetreten. Bereits in der Vergangenheit hat das Klinikum Ingolstadt Patientinnen und Patienten mit Lungenleiden behandelt – allerdings in unterschiedlichen Abteilungen. Weil die Zahl der Lungenkranken kontinuierlich steigt, hat die Leitung des Klinikums entschieden, eine eigene Klinik für Pneumologie und Thorakale Onkologie zu etablieren. Im Rahmen der

Zur Person PD Dr. Schmidt hat über elf Jahre am Universitätsklinikum in Münster geforscht und gearbeitet. Als Oberarzt war er dort insbesondere für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Lungenkarzinomen, interstitiellen Lungenerkrankungen und Lungentransplantation verantwortlich. Die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Arbeitskolleginnen und -kollegen sind dem Facharzt ein besonderes Anliegen. „Die Neugestaltung der Klinik für Pneumologie und Thorakale Onkologie wird eine interessante Herausforderung“, freut sich der zweifache Familienvater auf seine künftige Tätigkeit im Klinikum Ingolstadt. Auch auf die Stadt selbst und die Region als seine neue Heimat ist der begeisterte Radfahrer gespannt.

Die Geschäftsführer des Klinikums Ingolstadt, Dr. Andreas Tiete und Monika Röther, begrüßen PD Dr. Lars Henning Schmidt (Mitte) als Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Thorakale Onkologie. Die neu gegründete Fachklinik ist auf Erkrankungen der Lunge spezialisiert. Foto: Klinikum

Neugründung investiert das Klinikum Ingolstadt allein über 300 000 Euro in die Modernisierung der gerätetechnischen Infrastruktur. „So können wir Patientinnen und Patienten mit Lungenleiden zukünftig noch besser und spezialisierter versorgen“, erklärt Dr. Andreas Tiete, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Klinikums: „Wir freuen uns, mit Dr. Lars Henning Schmidt einen äußerst qualifizierten Chefarzt für diese Aufgabe gefunden zu haben. Durch seine langjährige Tätigkeit am Universitätsklinikum Münster bietet er unseren Patientinnen und Patienten eine Behandlung auf modernstem wissenschaftlichem Niveau.“

raussetzungen dafür gegeben sind. Aber ich möchte auch mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen vor Ort Hand in Hand arbeiten, um die Übergänge zwischen ambulanter und stationärer Versorgung für die Patientinnen und Patienten möglichst reibungslos zu gestalten“, so der Lungenfacharzt, der zudem auch Facharzt für Hämatologie und Onkologie ist. Auch die enge Kooperation mit hochspezialisierten Lungenzentren ist sein Ziel. „So können wir beispielsweise Patienten, die eine Lungentransplantation benötigen, rasch vor Ort identifizieren und dann gezielt einem entsprechenden Zentrum zuführen“, erklärt PD Dr. Schmidt. Mittel- bis langfristig sollen weiKooperationen für eine tere Versorgungsangebote für komplexere optimale Patientenversorgung Krankheitsbilder wie beispielsweise interstitielle Lungenerkrankungen und LungenPD Dr. Schmidt hat die Leitung der neuen hochdruck im Klinikum entstehen. Klinik am 1. November übernommen und wird den Bereich in den kommenden Monaten auf- und ausbauen. Zu den Behandlungsschwerpunkten zählen akute und chronische Atemwegserkrankungen ebenDas Info-Magazin „Ingolstadt informiert“ wird herausgegeben so wie Lungenkrebs oder Tumoren des Ripvon der Stadt Ingolstadt, penfells. „Um unseren Patientinnen und PaFranziskanerstraße 7, 85049 Ingolstadt. V.i.S.d.P.: Michael Klarner, tienten die bestmögliche Therapie bieten zu Presseamt der Stadt Ingolstadt. können, ist eine fachübergreifende ZusamTitelfoto: Uli Rössle Gestaltung, Satz und Druck: menarbeit sehr wichtig. Ich freue mich, dass Donaukurier Druck GmbH mit den bestehenden Fachgebieten der InStauffenbergstr. 2a, 85051 Ingolstadt neren Medizin, der Thoraxchirurgie, der PaAusgaben online lesen: www.ingolstadt.de/informiert thologie und der Radiologie die besten Vo-

Impressum


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.