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Barcelona per Rad

Barcelona

per Rad

Von Heidi Siefert

Die katalanische Metropole entwickelt sich zunehmend zur einer beliebten Zweirad-Stadt. Mit einem Leihrad oder auf einer geführten Tour kann man bequem zu den Bauwerken des Architekten Antoni Gaudí oder am Strand entlang radeln.

Der spektakuläre Bau der Sagrada Familia überragt das Häusermeer von Barcelona.

Es ist noch nicht lange her, da war Barcelona ein Albtraum für Radfahrer. Das hat sich in den vergangenen Jahren radikal geändert. Mit einem klug aufgebauten BikeVerleihsystem für Einheimische begann 2007 der Umschwung. Inzwischen gibt es mehr als 250 Kilometer Radwege, eine Vielzahl von Leihrädern und eine Fülle von Sightseeing-Angeboten auf dem Drahtesel.

„Join the Rayvolution“ steht auf dem kleinen Messingschild über der Tür eines Ladens in einer Altstadtgasse. Auf unsere Frage erklärt der quirlige Jaime Pla, der gerade zwischen Fahrradteilen und Surfbrettern an einem Rahmen schraubt, die Wortschöpfung aus „ray“, dem Sonnenstrahl, und „volt“, der Maßeinheit für elektrische Spannung, die der kleinen Fahrradschmiede ihren Namen „Rayvolt“ gab.

Seit drei Jahren bauen der katalanische Ingenieur Pla, der aus Frankreich stammende Bootsbauer Mathieu Rauzier und dessen Frau Ying Zhang stylische und stadttaugliche E-Bikes: Vom edlen Citybike über das wendige Lastenrad, das sie augenzwinkernd „schönstes Cargobike auf der Welt“ nennen, bis zum Cruzer, einer schnittigen Mischung inspiriert aus den ersten Motorrädern des frühen 20. Jahrhunderts und den Café Racer Bikes der 1960er. „Genau richtig für die Mittagspause am Strand“, sagt Pla.

Wir entscheiden uns für lässige Cruzer. Los geht es. Wir biegen zuerst vorsichtig in die nächste Gasse im Barri Gòtic, dessen Häuser so nah aneinander stehen, dass kaum Licht auf die schmalen Passagen fällt. Keiner stört sich an den Rädern. Im Gegenteil: Sie sorgen für Gesprächsstoff, fallen auf unter all den herkömmlichen Modellen.

Kaum sind die Straßen breiter, sind auch wir nicht mehr alleine. Überall sind Radfahrer unterwegs: Einheimische, die zielstrebig vorbeistrampeln, und Gruppen, die auf silbernen, grünen oder orangen Rädern ihren Guides folgen. Auch in Barcelona boomt diese Version der Stadtrundfahrt, bei der man näher an den Sehenswürdigkeiten dran ist als mit dem Bus und weiter kommt als zu Fuß.

Rund 60 verschiedene Touren findet man bei den Anbietern vor Ort. Die beliebtesten führen zu den berühmten Bauwerken des Architekten Antoni Gaudí, steuern lokale Märkte oder TapasLokale an oder besuchen die zahlreichen grünen Plätze der Stadt, die sich auch deshalb so gut zum Radfahren eignet, weil es im Zentrum überwiegend flach ist. Nur wenige Gassen trennen das Barri Gòtic vom Parc de la Ciutadella mit seinen Brunnen, Teichen und dem Eingang zum Zoo. Niemals wäre man hierher zu Fuß gekommen. Mit dem Fahrrad kein Thema und eine schöne Neuentdeckung in einer Stadt, die man zu kennen glaubte.

Den warmen Sommerwind im Gesicht, strampeln wir parallel zum Meer. Zunächst Richtung Norden, wo im Hafen Segelboote vor Anker liegen und der von Frank Gehry anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1992 ans Ufer gesetzte Goldene Fisch in der Sonne funkelt. Dann am Strand entlang zurück. Die Menschen zieht es ans Wasser – zum Surfen, Beachvolleyball oder Flanieren. Skateboarder üben ihre Tricks an einem Mäuerchen.

Wo ein Denkmal für Christoph Columbus mit spitzem Finger aufs Meer hinauszeigt, beginnen rechter Hand die Ramblas, die berühmte, knapp eineinhalb Kilometer lange Flaniermeile. Nun nähern wir uns dem Montjuic. Bis hierher wäre ein E-Bike nicht nötig gewesen, aber jetzt ist die Extra-Power angenehm.

Über die Avenida María Cristina, wo die alten Paläste an die Weltausstellung von 1929 erinnern, geht es hinauf zum Olympiagelände über der Stadt. Die spektakulären Fernsehbilder von den Turmspringern vor der Silhouette Barcelonas werden wieder lebendig. Die Fundació Joan Miró, die Sammlung des Grafikers, Bildhauers und Malers, merken wir uns für einen weiteren Besuch und steuern den Mirador an, an dem uns die Stadt zu Füßen liegt: Die Kreuzfahrtschiffe im Hafen, die Talstation für die Gondel zum Montjuic, die nadelspitzen Türme der Sagrada Familia und der 142 Meter hohe Büroturm Torre Glòries, der an eine Wasserfontäne erinnern soll.

Den Duft der Bäume in der Nase, geht es wieder hinunter zum Port Vell, dem alten Hafen, und im weiten Bogen zurück in die Altstadt, wo Fahrradtüftler Jaime Pla immer noch am neuesten Prototypen schraubt. Zur Präsentation am nächsten Morgen muss er damit fertig sein.

Adressen von Fahrradvermietern unter www.info-barcelona.com. Informationen Cooler Retro-Stil: E-Bike Cruzer von Rayvolt. Architekt Antoni Gaudí entwarf die Rayvolt Bike findet man unter bunte Casa Batlló. www.rayvoltbike.com Der Triumphbogen bildete einst den Eingang zur Weltausstellung 1888.

Abenteuer an der Paradiesküste Asturiens

Im Herzen des Grünen Spaniens erstreckt sich die Region Asturien mit ihrer mehr als 400 Kilometer langen Küste: ein wilder, ursprünglich gebliebener Landstrich mit über 200 naturbelassenen Stränden, authentischen Fischerdörfern und unzähligen Aktivitäten am Meer.

Die Küste Asturiens bietet ihren Besuchern ein vielfältiges Naturschauspiel mit einer unverwechselbaren Mischung aus Sand- und Kiesstränden, Klippen und Kaps, Landengen und Inseln. Die Kraft der Wellen formte dieses einzigartige Ökosystem, das laut einer Studie von Greenpeace zu den am besten erhaltenen Küstenlandschaften in ganz Spanien zählt – nicht umsonst befindet sich hier eines von rund 100 Biosphärenreservaten der UNESCO.

Das asturische Tourismusmodell war dieser Tatsache immer verpflichtet und setzt seit langem auf Authentizität anstelle von Massentourismus. Diese Strategie machte aus der Region ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit, zum Beispiel mit der Wiederansiedlung von Tierarten, die kurz vor dem Aussterben standen, wie dem Braunbär.

Die mehr als 200 Strände am Kantabrischen Meer sind ursprünglich und naturbelassen geblieben, da die Errichtung von Gebäuden entlang der Küste strengen Regeln unterliegt. Gleichzeitig könnten sie kaum unterschiedlicher sein: Besucher haben die Wahl zwischen geschützten kleinen Buchten, die sich in der Felsenküste verstecken, endlos langen Sandstränden oder Badestellen, an denen sich Familien oder junge Leute treffen. Zwölf Blaue Fahnen der EU garantieren die beste Wasserqualität.

Die Möglichkeit für Outdoor-Aktivitäten am Wasser sind unerschöpflich: Sie können baden und tauchen, angeln und windsurfen, Wasserski fahren und kitesurfen, paddeln oder auf eine Bootstour aufbrechen. Außerdem befindet sich hier aufgrund der spektakulären Wellen ein Eldorado für Surfer – sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene finden passende Reviere, zum Beispiel an den Stränden von Tapia, Luarca, Salinas, Gijón/Xixón, Rodiles oder Llanes.

Für Wanderfans steht ein umfangreiches Netzwerk an Küstenwanderwegen zur Verfügung. Ein besonderer Höhepunkt ist der Camino de la Costa, ein mittelalterlicher Pilgerweg, der sich schon lange vor dem Französischen Weg etablierte. Die 815 Kilometer lange Strecke – 280 davon in Asturien – beginnt in Irún und führt parallel zum Kantabrischen Meer bis nach Santiago de Compostela.

Beim Wandern in Asturien stößt man immer wieder auf einzigartige Naturwunder, zum Beispiel Dinosaurierspuren, die an der Küste zwischen Gijón/Xixón und Ribadesella/Ribeseya erhalten blieben. Atemberaubend sind auch die „Bufones“, vertikale Öffnungen an der Felsküste, durch die bei hoher Flut und rauer See Fontänen von Meerwasser nach oben schießen – dieses Schauspiel erleben Sie zum Beispiel in Pría, Arenillas und Santiuste.

Doch egal, wie Sie unterwegs sind, werden Sie unweigerlich in einigen der 18 Fischerdörfern landen, in denen die Männer traditionell in kleinen Booten in See stechen, um dem Meer einen reichen Fang zu entlocken. In den Auktionshallen können Sie bei der Versteigerung der mehr als 150 Arten von Fischen und Meeresfrüchten zusehen: Weißer Thun, Makrelen, Seeteufel und Meerbarben, Entenmuscheln, Hummer, Strandschnecken, Krabben und Kraken.

Selbstverständlich kann man alle diese Köstlichkeiten auch fangfrisch vor Ort verkosten. Die besten Restaurants sind mit dem prestigereichen Qualitätssiegel „Mesas de Asturias“ zertifiziert, einige wurden sogar mit Michelin-Sternen ausgezeichnet. Dazu kommen gastronomische Tage rund um Fisch und Meeresfrüchte, wie das Glasaal-Festival in L‘Arena und das Sardinen-Festival in Candás. Buen provecho und herzlich willkommen in Asturien!

www.asturientourismus.de