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Weißes Gold

Von Oliver Gerhard

Champignons in Knoblauch, mit Käsefüllung oder als Cremesuppe. Champignons am Spieß, gebacken, gebraten – oder als veganes Ceviche: In Spanien kennt man viele leckere Rezepte für die beliebten Speisepilze. Doch wer hätte gedacht, dass sich das Herz des Champignon-Anbaus ausgerechnet in La Rioja befindet, mitten in der Weinregion rund um die Stadt Logroño?

Man schätzt, dass in diesem wichtigsten Anbaugebiet des Landes jedes Jahr rund 60.000 Tonnen Champignons gezüchtet werden, das sind 60 Prozent der spanischen und rund acht Prozent der europäischen Erntemenge. Fast zwei Drittel dieser Pilze landen in Konserven, der Rest wird frisch verzehrt. Jeder Spanier isst im Jahr durchschnittlich 1,7 Kilo davon – nur gut halb so viel wie der Durchschnittseuropäer.

Ein mysteriöser Franzose soll Anfang der 1930er-Jahre begonnen haben, in den Höhlen des Monte Cantabria Champignons zu ziehen. Sein Wissen gab er an einheimische Familien weiter, die den Anbau ausweiteten. Neben natürlichen Höhlen nutzten sie aufgegebene Weinkeller und sogar einstige Luftschutzkeller aus Zeiten des Bürgerkrieges.

Die Region um Logroño in La Rioja ist weltberühmt als Weinbaugebiet. Kaum jemand weiß, dass hier auch Champignons gezüchtet werden — Spaniens weißes Gold. Vielleicht liegt es daran, dass die gesunden Pilze lieber im Dunkeln und bei kühlen Temperaturen gedeihen.

Schmuggel aus Frankreich

Das Mycel, die mikroskopisch kleinen Pilzzellen für den Anbau, stammte anfangs aus Frankreich. Während des Krieges war die Versorgung zeitweise unterbrochen, später schmuggelte man es wieder über die Grenze. In den 50er-Jahren setzte ein bedeutender Entwicklungsschub in der Herstellung ein.

Das Substrat, in dem die Pilze keimen, wurde anfangs noch per Hand hergestellt – mit unsicherem Ergebnis, denn die Beschaffenheit des Komposts mit seinen Nährstoffen und Mikroorganismen ist entscheidend für den Zuchterfolg. Erst die Entstehung von Kompostfabriken löste den bis heute anhaltenden Boom aus. Orte wie Pradejón, Autol und Ausejo sind die Anbauzentren – es gibt aber auch Züchter in Aragonien und Navarra. Der Anbau folgt strengen Abläufen: Jeder Zyklus mit einer Kompostmischung erlaubt drei bis vier Ernten über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten, danach werden die unterirdischen Plantagen gereinigt und neu angelegt. Auf diese Weise sind drei bis fünf Zyklen pro Jahr möglich – bei einer konstanten Temperatur von 18 bis 19 Grad.

Fülle von Vitaminen

Doch warum sind die Champignons eigentlich so beliebt in der Gastronomie? Der Zweisporige Egerling, auf Lateinisch Agaricus bisporus, ist der weltweit am häufigsten angebaute Speisepilz, eine von nur wenigen Arten, die man auch roh essen kann. Champignons bestehen zu mehr als 90 Prozent aus Wasser, außerdem aus Kohlenhydraten und Eiweiß.

Nicht nur der geringe Fett- und Cholesteringehalt macht den Speisepilz interessant für die Ernährung: Er enthält nämlich auch eine Fülle von Vitaminen, darunter das wertvolle D2, sowie Magnesium, Kalium, Eisen und Zink. Seinen Antioxidantien wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben.

Obwohl die Produktion der Champignons im Norden Spaniens nicht so prominent stattfindet wie der Weinbau, kann man auch als Besucher an Pilz-Events teilnehmen. So findet im Mai in Pradejón die jährliche Messe Fungitur mit Konzerten, Ausstellungen und Verkostungen statt. Kulinarik ist auch im Herbst ein Thema bei den Champignontagen in Autol – bestimmt gibt es dann auch Champignons in Knoblauch ...

Die Pilzproduzenten von La Rioja, Navarra und Aragonien mit eigenem Forschungsinstitut informieren unter Informationen www.ctich.com über ihre Arbeit. Die Champignontage findet man unter www.champinonysetadeautol.com, Fungitur unter www.fungiturismo.com.

Kastilien und León

Kastilien und León ist eine der größten Regionen in Europa. Die Gemeinschaft umfasst neun Provinzen: Ávila, Burgos, León, Palencia, Salamanca, Segovia, Soria, Valladolid und Zamora bilden zusammen ein sehenswertes Gebiet voller Kontraste, sehenswerten Highlights und vielen Traditionen.

Kastilien und León liegt im Nordwesten der Iberischen Halbinsel, wo es Portugal mit dem Rest Europas verbindet. Es verfügt über ein modernes Verkehrsnetz mit Autobahnen und Landstraßen, die es an die wichtigsten spanischen und europäischen Metropolen anbindet. Darüber hinaus bildet es einen wichtigen Knotenpunkt im nationalen Eisenbahnnetz. Die vier Regionalflughäfen mit nationalen und internationalen Flügen sowie die schnelle Erreichbarkeit des Flughafens Madrid-Barajas vervollständigen die Infrastruktur.

Kastilien und León verfügt über einen großen Naturreichtum. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Umweltbedingungen zählen 33 Naturschutzgebiete zum offiziellen Netzwerk seiner Naturparks. Sie machen aus der Region ein Paradies für Flora und Fauna. Die Naturparkhäuser und Besucherzentren helfen dabei, die natürliche Vielfalt von Kastilien und León zu vermitteln.

Kastilien und León mit seinen vielen Jahrhunderten bewegter Geschichte war immer ein Durchgangsort für verschiedene Völker und Kulturen, wovon mehr als 1.000 Jahre alte Routen zeugen: Der berühmte Camino de Santiago wurde vom Europarat zur ersten europäischen Kulturroute und von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Dazu kommen die Via de la Plata, die schon von den Römern genutzt wurde, oder die Route des Duero, die entlang des Flusslaufs die gesamte Region durchquert und für ihren kulinarischen Reichtum bekannt ist. Insgesamt elf Stätten in Kastilien und León wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt: der Jakobsweg, der die Provinzen Burgos, Palencia und León durchquert; die Ausgrabungsstätten der Sierra de Atapuerca in Burgos und die von einer römischen Goldmine hinterlassene Landschaft von Las Médulas in León sowie die gotische Kathedrale der Stadt Burgos, eines der bedeutendsten Beispiele gotischer Architektur in Spanien. Dazu kommen die Weltkulturerbestädte Ávila, Salamanca und Segovia. Die jüngsten Ergänzungen waren die prähistorischen Felszeichnungen von Siega Verde sowie die Buchenwälder Cuesta Fría, Canal de Asotín und Riofrío. Außerdem teilt sich Kastilien und León mit anderen Stätten das immaterielle Weltkulturerbe der Falknerei und der mediterranen Küche. Aufgrund ihrer Geschichte gilt die Region auch als Wiege der kastilischen Sprache. Aus diesem Grund bewahrte man das „Castellano“, die Muttersprache von mehr als 400 Millionen Menschen in aller Welt, hier in seiner reinsten Form. Fast 400 Museen und Dokumentationszentren laden dazu ein, in die Vergangenheit, Geschichte, Kunst oder Ethnographie der Städte einzutauchen. Gleichzeitig erlebt man hier auch avantgardistische Kunst und innovative künstlerische Konzepte. Und manchmal wird der Ausstellungsraum selbst zu einem Museumsstück wie im MUSAC, dem Museum für zeitgenössische Kunst, oder im MEH, dem Museum der menschlichen Evolution von Burgos. Nicht zuletzt verfügt Kastilien und León über 2.473 Kulturdenkmäler, mehr als 300 Burgen, 122 historische Anlagen sowie elf Kathedralen.

Kastilien und León zählt mehr als 100 Festivals, die für Besucher aus aller Welt interessant sind. Hier begeht man alleine acht von 23 besonders bedeutsamen Karwochen in Spanien. Die Ausstellung „The Ages of Man“ ist jedes Jahr ein Muss für Kunstliebhaber, mehr als elf Millionen Menschen haben das Kulturevent bereits besucht. 2021 findet sie unter dem Namen Lux an drei Orten statt: Burgos, Carrión de los Condes und Sahagún. Im Jahr 2021 erinnert Kastilien und León an mehrere historische Ereignisse: das heilige Jakobusjahr, den 800. Jahrestag der Kathedrale von Burgos und den 700. der Kathedrale von Palencia. Diese Events werden von einem attraktiven Programm aus kulturellen, musikalischen und touristischen Aktivitäten begleitet.

Verpassen Sie nicht die Gelegenheit, diese führende Region im ländlichen Tourismus mit mehr als 4.000 zertifizierten Einrichtungen und ihren Qualitätsbetrieben, den Posadas Reales, kennenzulernen! Kastilien und León bietet seinen Gästen ein modernes Angebot an Unterkünften sowie Restaurants, die traditionelle und avantgardistische Küche kombinieren. Es gibt hier 17 Ursprungsbezeichnungen von Weinen und mehr als 60 von landwirtschaftlichen Produkten, mehr als 150 besuchbare Weingüter, acht zertifizierte Weinrouten und über 5.000 Restaurants. Ein vielfältiges Angebot von Aktivitäten wie Wandern, Klettern, Skifahren, Golf und Wassersport, gepaart mit Wellnessangeboten in Kurorten und Thermalbädern sowie die Natur in den Parks machen aus Ihrem Besuch ein wunderbares, einzigartiges und unvergessliches Erlebnis. Kastilien und León ist das pure Leben!