Brasilien 2015

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MAGAZIN 2015

in den schรถnsten Farben


BRASILIEN – ATEMBERAUBENDE NATURWUNDER

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WILLKoMMEN IN brASILIEN!

BRASILIEN

In den kontrastreichen Regionen Brasiliens verschmelzen idyllische Orte mit traumhaften Landschaften – die ungefähr die Hälfte der Fläche Südamerikas einnehmen. Wir möchten Sie in dieser Ausgabe des Brasilien-Magazins in einige dieser Regionen mitnehmen und laden Sie ein zu einer Reise zu den schönsten Orten des Landes. Aber was ist das Schönste, das Beste in Brasilien? Man könnte sagen, der größte Schatz Brasiliens sind seine fast 9 000 Küstenkilometer mit paradiesischen, palmengesäumten Stränden wie der Baía do Sancho auf dem Fernando de Noronha-Archipel, gerade von TripAdvisor zum besten Strand der Welt gekürt, oder die Oasis-Lagunen von Lençóis Maranhenses. An manchen Küstenorten herrscht das ganze Jahr über Sommer. Für andere gelten der Amazonasregenwald mit seiner üppigen Flora und Fauna, das Pantanal, das größte Binnen-Feuchtgebiet der Welt, oder die immer wieder beeindruckenden Iguaçú-Wasserfälle als das Beste in Brasilien. Für wieder andere ist das Beste von Brasilien seine kulturelle Vielfalt: die verschiedenen Volksfeste, wie beispielsweise der Karneval, oder die reichhaltige Gastronomie, die Einflüsse der indianischen, afrikanischen und europäischen Küche in sich vereint. Viele meinen, das wirklich Beste in Brasilien sind die Brasilianer selbst. Lebensfrohe und herzliche Menschen, die trotz unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Rassen glücklich zusammenleben. Die Gastfreundschaft des Volkes beeindruckt viele Besucher noch viel mehr als die kontinentalen Ausmaße des Landes. Ein praktischer Tipp: auf dem offiziellen Tourismusportal www.visitbrasil.com erfahren Sie alles Wissenswerte rund um Land und Leute, Sehenswürdigkeiten und die unterschiedlichen Regionen. Damit können Sie Ihre Urlaubsreise, Sportaktivitäten, Kongresse, Incentive-Reisen, Meetings oder Tagungen individuell und gezielt planen, um einen einzigartigen Aufenthalt in Brasilien zu erleben.

Bild: shutterstock.de

Ihr Spezialist für Reisen nach und in Brasilien – seit über 40 Jahren Auszug aus unserem Tourprogramm 2015: STUDIEN- & ERLEBNISREISEN • Höhepunkte Brasiliens (13-Tage) • Höhepunkte der Atlantikküste (23-Tage) • Brasilien ausführlich (20 bzw 23-Tage) • Große Südamerika-Rundreise (20-Tage)

EXPEDITIONEN . TREKKINGS . AKTIVTOUREN • Amazonas-Boots-Expedition (16-Tage) • Naturwunder Brasiliens (24-Tage) • Mythos Amazonien (22-Tage)

Brasilien bietet seinen Besuchern Leidenschaft und Lebensfreude pur. Ich rate allen Deutschen: leben Sie jetzt Ihren Traum, reisen Sie nach Brasilien und erleben Sie es selbst! Hier werden Ihre Träume und Phantasien wahr. Und, haben Sie sich schon für Brasilien entschieden? Worauf warten Sie noch! Viel Spaß! Karin Luize de Carvalho Manager – Brasilien Repräsentanz in Deutschland Embratur – Brasilianisches Fremdenverkehrsamt

Impressum Herausgeber Grafenstein Freizeit- und Tourismuswerbung GmbH für Embratur Chefredakteur Robin Daniel Frommer, Tel. (07231) 42 54 122, (rdfrommer@grafenstein.net) Gestaltung Grafenstein Freizeit- und Tourismuswerbung GmbH Anzeigen Olga Sanavia Alonso, Tel. (030) 80 58 59 270, (o.sanavia@grafenstein.net), Robin Daniel Frommer (rdfrommer@grafenstein.net) Druck Möller Druck, März 2015 Das Brasilien Magazin ist urheberrechtlich geschützt. Jede urheberrechtswidrige Verwertung ist ohne Zustimmung des Herausgebers Grafenstein Freizeit- und Tourismuswerbung GmbH unzulässig und strafbar. Alle Informationen im Magazin sind unverbindlich. Für die genannten Produkte, Preise, Leistungen, eventuelle Druckfehler und Irrtümer kann leider keine Haftung übernommen werden. Änderungen können jederzeit ohne Vorankündigungen erfolgen.

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© TAP

News, Meldungen, Notizen | BRASILIEN 2015

Codesharing in Brasilien

TAP UND GOL

Neue Kombinationsmöglichkeiten für europäische Fluggäste in Brasilien: Durch die Zusammenarbeit zwischen TAP Portugal und GOL lassen sich noch mehr Ziele innerhalb des größten südamerikanischen Landes ganz bequem buchen und erreichen, denn, so sagt Carlos Lourenco (42), der Leiter der Frankfurter Niederlassung von TAP Portugal, „Reisebüro- Agenten müssen nichts Besonderes beachten, wenn sie die GOL Flüge buchen wollen. Diese sind unter TP Flugnummer ganz regulär in den Reservierungssystemen dargestellt und buchbar”. Ohnehin bietet TAP Portugal wöchentlich bis zu 81 Flüge zu zwölf Zielen in Brasilien an: Fortaleza, Natal, Recife, Salvador da Bahia, Brasília, Belo Horizonte, Rio de Janeiro, São Paulo, Campinas, Porto Alegre, Manaus und Belém do Pará. Das Streckennetz von GOL Linhas Aéreas Inteligentes umfasst insgesamt 69 Destinationen, darunter 15 internationale Ziele in Südamerika, in der Karibik und in den Vereinigten Staaten. Das zwischen den beiden Airlines am 11. November 2014 in Kraft getretene Codeshare-Abkommen zu 17 Zielen von GOL kann auf

Neuer, umfassender Brasilien-Katalog

ZEHN JAHRE GATEWAY BRAZIL Eine Vielzahl an Rundreisen, Reisebausteinen und Hotelangeboten bietet der neue Katalog „Brasilien 2015” von Gateway Brazil. Anlässlich des zehnjährigen Firmenjubiläums des Leipziger Spezialveranstalters wurde die Angebotspalette innerhalb Brasiliens erneut weiter vergrößert. Von Gateway Brazil-Büroleiterin Giselle Beyer-Thó war zu den neuen Reisezielen in Brasilien zu erfahren: „Unsere siebentägige Jeep-Tour im Nordosten – von São Luís nach Fortaleza – liegt offensichtlich sehr im Trend! Auch im Rahmen unserer Jubiläumsreise, die wir neu und exklusiv zu unserem Jubiläum

zahlreichen Flügen innerhalb Brasiliens angewandt werden; beispielsweise bei Flügen zwischen Brasília und São Paulo oder Rio de Janeiro und Salvador. TAP Portugal, die schon bislang über das beste Flugangebot von Europa nach Südamerika verfügt, erweitert mit dieser Kooperation für ihre Kunden das Streckenangebot erheblich. Zu den neuen Zielen im Angebot von TAP Portugal gehören zahlreiche kleinere Zielflughäfen wie Teresina, Aracaju, Curitiba, Florianópolis, Iguaçu, João Pessoa, São Luís Goiânia, Maceió, Porto Seguro, Vitória und Campina Grande. Carlos Lourenco erläutert dazu: „Durch das Codeshare mit GOL Linhas Aéreas Inteligentes können unsere Kunden insgesamt unter 29 Zielen wählen, um Brasilien zu erkunden. Damit sind wir im Wettbewerb sehr gut aufgestellt. Auch die Veranstalter und Reisebüros profitieren von dem erweiterten Streckennetz, da sie nun Reisen nach Brasilien noch besser den individuellen Wünschen und Bedürfnissen ihrer Kunden anpassen können.” Wir haben für unsere Leserinnen und Leser zwei Preisbeispiel angefragt: Die Strecke Frankfurt – Rio de Janeiro – Curitiba – Rio de Janeiro – Frankfurt ist in der Economy-Class ab 1.081 EUR (inkl. Steuern und Gebühren) zu haben, wobei in Rio und Curitiba jeweils ein Aufenthalt möglich ist. Die Strecke Hamburg – Natal – Salvador – Hamburg ist ab 1.077 EUR (inkl. Steuern und Gebühren) zu haben. Auch hier ist in Natal und Salvador jeweils ein Aufenthalt möglich. Weitere Infos: www.flytap.com

ins Programm aufgenommen haben, liegt der Schwerpunkt auf dieser Route”. Der Reiseverlauf sieht nach der Besichtigung von São Luís, der kolonialen Hauptstadt des Bundesstaates Maranhão, einen Abstecher zum Nationalpark Lençóis Maranhenses vor. Dort folgt eine Bootstour auf dem Rio Preguiças und ein Törn durch das größte Flussdelta Amerikas, das Delta do Parnaíba, wo ganze Schwärme scharlachroter Ibisse beobachtet werden können. Den krönenden Abschluss bildet die Fahrt mit einem Buggy, direkt auf dem Sandstrand bis nach Jericoacoara im Nachbarstaat Ceará. Rückblickend sagt Giselle Beyer-Thó zum 2011/2012 vollzogenen Umzug von Gateway Brazil nach Leipzig: Der Standortwechsel in eine größere Stadt war für uns eine gute Erfahrung – und da wir in alle Länder des deutschen Sprachraums verkaufen, hatte unser Ortswechsel erwartungsgemäß wenig Einfluss auf das Geschäft. Natürlich sind wir aber sehr froh, dass uns auch unsere Kunden aus dem Schwabenland treu geblieben sind! Weitere Infos: www.gateway-brazil.de

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Karawane Reisen

ALLGEMEINES 01 02 04-07 19 25 32

Vorwort + Impressum Neue Kooperationen + Jubiläen Highlights + Insider-Tipps Insider-Tipp von Dr. Ney Rosauro Interview mit Dieter Ruppert Tipps und Brasilien Know-how

Sport und Kultur 08-09 Weltkulturerbe: Capoeira 11-12 Opernfestival in Manaus 20-21 Flavia Coelho: Musik aus der Favela

Nordbrasilien 11/13 12 12

Amazonas Acre, Amapá + Roraima Pará, Rondônia + Tocantins

Brasilien

entdecken – erleben – erholen

Nordostbrasilien

Unsere Reiseideen:

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Vielfältiges Brasilien

Alagoas + Ceará Pernambuco Maranhão + Piauí Rio Grande do Norte, Paraíba + Sergipe Bahia

Südostbrasilien 18 Espírito Santo + Minas Gerais 18 São Paulo 18-19 Rio de Janeiro

Brasília + Westbrasilien 22 Brasília + Distrito Federal 23 Goiás + Mato Grosso do Sul 23-27 Mato Grosso + Pantanal

Südbrasilien 28 Paraná + Santa Catarina 28-30 Rio Grande do Sul

Höhepunkte Brasiliens 13 Tage Erlebnisreise inkl. Flug ab/bis Frankfurt, geführte Reise Rio, Iguazu Falls, Amazonas webcode 20159 ab € 3.592

Naturreise Brasilien

Erlebnisreise in drei Regionen 9 Tage Rundreise ab/bis Cuiaba, Tiere und Natur in Savanne, Amazonas und Regenwald webcode 91543 ab € 2.483

Brasiliens Nordost-Küste

Mietwagenreise von Recife nach Salvador 10 Tage Selbstfahrertour entlang der Küste, inkl. Mietwagen, vorgebuchte Unterkünfte webcode 50671 ab € 1.300

Naturparadies Südpantanal

Faszinierendes Feuchtgebiet Pantanal 6 Tage Mietwagenreise ab/bis Campo Grande, vorgebuchte Unterkünfte, Schnorchelausflug webcode 50685 ab € 905 Persönliche Beratung und Buchung: Karawane Reisen GmbH & Co. KG Schorndorfer Straße 149 · 71638 Ludwigsburg Telefon.: (0 71 41) 28 48 - 50 · suedamerika@karawane.de

www.karawane.de


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Brasilien – ein Land wie ein Kontinent

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wischen Äquator und Zuckerhut zeigt sich Südamerikas Natur von ihrer ganz besonders verschwenderischen Seite. Entlang der 7.400 Kilometer langen Küste Brasiliens reihen sich zahllose Badebuchten mit herrlichen Stränden auf. Mittendrin finden sich maritime Stadtschönheiten wie Salvador oder Rio de Janeiro – und überall trifft man auf gastfreundliche Menschen mit ansteckender Lebensfreude. VON ROBIN DANIEL FROMMERI

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BRASILIEN 2015 | Ein Land wie ein Kontinent – die Highlights

1. LOGENPLÄTZE ÜBER RIO Aus der Vogelperspektive wird das einzigartige optische Zusammenspiel der Zuckerhutmetropole mit dem grandiosen Faltenwurf der tropischen Gebirgslandschaft, den breiten Sandstränden und dem Atlantik besonders deutlich. Zwei Besucherterrassen – erhabenen auf Granitfelsen gebettet – belohnen Rio de Janeiros Gäste mit überragender Panoramaaussicht. Im Idealfall jedoch zu ganz unterschiedlichen Tageszeiten! Unterhalb von Rios in der ganzen Welt bekanntem Wahrzeichen, der monumentalen Christus-Statue, trägt der 704 Meter hohe Felsrücken „Corcovado” (der „Bucklige”) eine Besucherplattform, die den Blick nicht nur weit über die zwischen die Hügel geschmiegte Stadt freigibt, sondern im Osten zur Fußballarena Maracanã und weit über die Guanabara-Bucht und ihre Inseln, bis nach Niterói und zum gezackten Orgelgebirge reicht. Da sich der Corcovado nachmittags gerne in Wolken hüllt, lohnt eine frühe Anreise zur Christusstatue. Die Talstation der Zahnradbahn liegt in Rios Stadtteil Cosme Velho. Adrenalin-Junkies finden im Lages-Park den Startpunkt eines Trails, der sie per pedes (und ohne Kletterhilfen) bis zum Gipfel führt. Nachmittags und abends bietet die per Seilbahn zu erreichende Besucherterrasse des Zuckerhuts („Pão de Açucar”) die mit Abstand stimmungsvollste Aussicht. Von hier reicht der Blick westwärts über den Stadtteil Leblon und bis zu den Zwillingsfelsen bei Gávea. Die Talstation der Zuckerhutbahn liegt im Stadtteil Urca. Weitere Infos: www.corcovado.com.br, www.bondinho.com.br

2. DONNERNDES WASSER

(„Söhne Gandhis”), des Bloco „Cortejo Afro” und die mitreißenden Proben der weltweit bekannten Perkussionisten von „Olodum” (dienstags). Die Spielstätten des Viertels – die Innenhöfe Pedro Archanjo, Quincas Berro d’Água und Tereza Batista – nutzen jedoch auch hoch talentierte Musiker aus Bahia, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen – nicht selten bei freiem Eintritt. Weitere Infos: www.pelourinho.ba.gov.br

4. ARCHE NOAH SÜDAMERIKAS/ PIONIERLAND PANTANAL Während der Trockenzeit (Juni bis September) wird der Pantanal wegen seines unvergleichlichen Tierreichtums stark besucht. Kenner wissen aber: Die einzigartige landschaftliche Pracht des mit 210 000 Quadratkilometer größten Feuchtgebiets der Erde erschließt sich gerade in der Regenzeit (Ende Oktober bis Mitte März). In diesem Zeitraum zeigt der Pantanal, weshalb er von den Einheimischen gerne „Arche Noah Südamerikas” genannt wird, denn jetzt ist das Sumpfland weiträumig überflutet und strahlt eine zauberhafte Ruhe aus. Nur höher gelegene Landflächen ragen wie zeitvergessene Inseln aus dem allgegenwärtigen Wasser. Ganzjährig befahrbar ist hingegen die Dammpiste „Transpantaneira”. Manche Fazendas und Pousadas abseits dieser Strecke sind jetzt nur per Kleinflugzeug oder Boot erreichbar – aber dennoch für Pantanal-Besucher geöffnet. Die Zahl der Touristen ist jetzt deutlich geringer als in der Trockenzeit, schon deshalb kommt ihnen ganz besonders hohe Aufmerksamkeit seitens ihrer Gastgeber zu. Weitere Infos: www.pantanalexplorer.com.br, www.pantanal-pocone.net

Die faszinierenden Wasserfälle von Foz do Iguaçu markieren Brasiliens Grenze zu Argentinien und Paraguay. Sie sind das spektakulärste Naturschauspiel, das Südamerika bereithält – und locken jährlich mehr als sieben Millionen Besucher aus aller Welt an. Donnernd stürzt der Grenzfluss Rio Iguaçu hier in einem von 272 Kaskaden gebildeten und 2,7 Kilometer weit geschwungenen Halbkreis von einem ungefähr 80 Meter hohen Basaltplateau in die Tiefe. Während der Regenzeit prasseln hier bis zu 6.500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde herab. Die spektakulärste Stelle der Fälle von Iguaçu nennen die Brasilianer „Garganta do Diabo” („Teufelsrachen”): Nicht weniger als 14 mächtige Wasserfälle stürzen in diesem von der Natur geformten Kessel in den tiefer liegenden Abschnitt des Iguaçu-Flusses. Dessen Fluten scheinen zu brodeln. Sonnenstrahlen werden hier immer wieder von dem zu feinstem Nebel zerstäubten Wasser als schillernde Regenbogen reflektiert. Flora und Fauna in der Umgebung der Wasserfälle von Iguaçu stehen auf argentinischer Seite (55.000 ha) seit 1934 unter Naturschutz und seit 1939 auf brasilianischer Seite (185.265 ha). 1986 erklärte die UNESCO das gesamte Gebiet zum Weltnaturerbe. 2012 wurden die Fälle durch ein internationales Votum zu einem der sieben Neuen Naturweltwunder erklärt. Besucher können sich den Wasserfällen zu Fuß über Stege, per Schlauchboot oder sogar mit einem Helikopter nähern. Weitere Infos: www.cataratasdoiguacu.com.br

3. PARTYMEILE PELOURINHO Salvador da Bahias barocke Altstadt – rings um den abschüssigen Pelourinho-Platz – ist zugleich Flaniermeile, vielfältige Konzertbühne und Talentschmiede. Hier finden ganzjährig zahllose LiveVeranstaltungen statt, doch während des brasilianischen Hochsommers (Dezember bis Anfang März) tritt hier alles auf, was Rang und Namen hat. Unbedingt im Pelourinho-Viertel gesehen haben sollte man die meist samstags durchgeführten öffentlichen Auftritte des mitgliederstarken Afoxé „Filhos de Gandhy”

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Brasilien für Fortgeschrittene Idealbild der Quadrille-Fans

© MASP

Kein Gemälde verehren Brasilianer mehr als diesen Renoir: Es zeigt die beiden festlich herausgeputzten Schwestern Alice und Elisabeth im Alter von fünf und sechs Jahren. Pierre-Auguste Renoir hat die Töchter des jüdischen Bankiers Louis Raphael Cahen d’Anvers 1881 in Öl gemalt. Das Gemälde der Kinder gelangte über Umwege nach New York, wo es Assis Chateaubriand, der Gründer von São Paulos führendem Kunstmuseum „MASP”, 1952 ersteigerte. Seither sind die „Demoiselles Cahen dʼAnvers” nicht nur eines der impressionistischen Highlights des Kunstmuseums, sondern ein Idealbild, an dem sich viele brasilianische Familien noch heute orientieren, wenn es um die Kleidung ihrer Töchter zu den populären Quadrille-Tänzen während der Juni-Feste geht. Museu de Arte de São Paulo (MASP), Avenida Paulista 1578, Cerqueira César, Sao Paulo, weitere Infos: www.masp.art.br

© Robin Daniel Frommer

Brasilien für Fortgeschrittene | BRASILIEN 2015

HEIMLICHER CHAMPION Brasílias strahlend weißer „Templo da Legião da Boa Vontade” (TBV) ist das größte pyramidenförmige Bauwerk des 20. Jahrhunderts. Doch der 21 Meter hohe „Tempel der Legion des guten Willens” ist keine Kreation des brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer und findet daher in der deutschsprachigen Reiseliteratur kaum Erwähnung – obwohl er laut Brasílias Tourismusbehörde Setur-DF das meistbesuchte Bauwerk der Hauptstadt ist! Jährlich zieht es gut eine Million Pilger unterschiedlichster Konfessionen zur meditativen Einkehr in den Tempel, dessen Spitze einen 21 Kilogramm schweren Kristallblock umfasst. Sieben spitz zulaufende Dreiecke bilden das Dach des Kirchenschiffs, dessen weitläufiges Innere eine barfuß begehbare Spirale bestimmt. Ein „Ägyptischer Saal” und unterirdische Gärten laden rund um die Uhr zum Verweilen ein. Die ökumenische Legion des guten Willens finanziert sich aus Spenden; ihr erklärtes Ziel ist die Verbrüderung der Völker. TBV, Großraumsektor Süd (SGAS) 915, Parzellen 75 und 76, Brasília/DF, Tel. (061) 3114-1070, weitere Infos: www.tbv.com.br

MONTAGS GEHT DIE POST AB

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Musik, Schwof und lebensfrohe Geselligkeit sind aus Fortaleza, der Hauptstadt Cearás, nicht wegzudenken. Selbst montagnachts, wenn in der restlichen Welt der Beruf, Schule oder ein am Wochenende geleerter Geldbeutel zum Leisetreten zwingen, geht im ehemaligen Bohème-Viertel Iracema erst recht die Post ab. Genau – und nur – an diesem Wochentag öffnen sich traditionell die Pforten der PirataBar. Seit 28 Jahren – Ende nicht in Sicht! Das aufgekratzte Publikum mutiert zu Forró-begeisterten Piraten; viele Gäste legen FreibeuterKopftuch, Augenklappe oder eines der T-Shirts mit tanzenden Knochenmännern (aus dem hauseigenen Shop) an und drehen sich im heißen Rhythmus der beiden Hausbands. Die erste Formation „Pé de Chinelo” spielt ausschließlich Forró aus Nordostbrasilien, die zweite, die legendäre „Banda do Pirata”, treibt die Stimmung mit SambaReggae auf die Spitze. Tanzmuffel werden in der Pirata Bar – garantiert – kuriert. Wer durchhält darf sich an der kostenlos verteilten „Sopão da Madrugada” („Suppe des Morgengrauens”) stärken. Pirata Bar, Rua das Tabajaras 325, Iracema, Fortaleza, montags 20 – 05 Uhr, Tel. (085) 4011-6161, weitere Infos: www.pirata.com.br


BRASILIEN 2015 | Brasilien für Fortgeschrittene

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TOP-OVER IM ZOO Viele innerbrasilianische Flüge werden als Umsteigeverbindung über die Hauptstadt Brasília geleitet. Häufig sind Reisende deswegen zu mehr als drei Stunden Aufenthalt gezwungen. Wer die Zeit statt in der Flughafen-Gastronomie (beispielsweise gelangweilter Kinder wegen) mit einem kleinen Erlebnis füllen möchte, kann ein Taxi zum nahe am Airport gelegenen und leicht zu erreichenden zoologische Garten Brasílias nehmen (und mit dem Fahrer die termingerechte Abholung vereinbaren). Der Zoo ist 1957 – drei Jahre vor der Hauptstadt – entstanden und zählt zu den besten des Landes. Er genießt wegen seiner für Südamerika ungewöhnlich geräumigen Gehege für Jaguare, Ozelots und Pumas weltweit hohes Ansehen. Neben brasilianischen Tierarten wie Aras, Ameisenbären und Anakondas werden hier auch Affen und Elefanten aus Afrika gehalten. Kinder unter fünf Jahren haben freien Eintritt. Jardim Zoológico de Brasília, Avenida das Nações, s/n, Via L 4 Sul, Candangolândia, Brasília, Di – So 9 bis 17 Uhr geöffnet, Tel. (061) 3445-7043 und 3445-7037, weitere Infos: www.zoo.df.gov.br

Kompakte Künstlerkolonie Neben den weithin bekannten barocken Klöstern und Kirchen birgt die Altstadt von Olinda eine Überraschung: Kunstinteressierte finden entlang der Rua do Amparo Dutzende Ateliers und Verkaufsräume regionaler Künstler wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht. Ein besonders angenehmer gastronomischer Ausgangspunkt für einen Streifzug durch die teilweise winzigen Ateliers des Amparo-Viertels ist das seit mehr als 20 Jahren immer wieder mit Auszeichnungen bedachte Restaurant „Oficina do Sabor” des einheimischen Küchenchefs César Santos; (montags geschlossen). Folgt man von hier dem Verlauf der absteigenden Hausnummern der Rua do Amparo, so findet man zu beiden Seiten des Sträßchens unterschiedlichste Künstlerateliers: Die Angebotspalette reicht von naiven Ölgemälden über Guache-Malerei auf Palmrinde und Schmiedekunst bis zu Grafik, Keramik und Recycling-Kunst. Mittendrin die Bodega de Veio (Hausnummer 212), halb Galerie, halb Schnapsbar – und täglich von 9 bis 23 Uhr geöffnet. Wer länger bleiben möchte, hat die Wahl zwischen der Pousada Peter (Nr. 215) oder der Pousada do Amparo (Nr. 199) mit dem hauseigenen Restaurant „Flor de Coco”. Oficina do Sabor, Rua do Amparo 335, Cidade Alta, Olinda, Tel. (081) 3429-3331, weitere Infos: www.oficinadosabor.br

KINDERGARTEN DER WALE Zwischen Juli und November steuern Glattwale und Nordkapper die Küste vor Santa Catarina an. Da die Meeressäuger hierher schwimmen, um sich zu vermehren und um ihre Jungen aufzuziehen, wurde der 80 Kilometer lange Küstenabschnitt zwischen Praia da Pinheira und dem Kap Santa Marta seit dem Jahr 2000 zu einer ungefähr 156.000 Hektar großen Wal- und Umweltschutzzone erklärt. Seither steigt die Zahl der bis zu 17 Meter langen und bis zu 50 Tonnen schweren Wale laut dem Instituto Baleia Franca (IBF) kontinuierlich an. Zu den Aktivitäten der IBF-Biologen zählen gemeinsam mit dem Ressort-Partner „Vida Sol e Mar” durchgeführte Törns zur Walbeobachtung. Auf speziell ausgestatteten Schlauchbooten finden bis zu 20 Passagiere Platz. Neben der Crew sind auch Biologen an Bord, die den Gästen bereitwillig alles Wissenswerte zu den gutmütigen Meeressäugern vermitteln. Nicht selten werden sogar Walkühe mit Kalb beobachtet, und manchmal nähern sie sich der Küste sogar bis auf 30 Meter. Vida Sol e Mar, Estrada Geral da Praia do Rosa, Imbituba, Santa Catarina,Tel. (0055) 48 3355-61111, www.vidasolemar.com.br

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Capoeira ist Weltkulturerbe! | BRASILIEN 2015

Die Capoeira ist Weltkulturerbe!

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apoeira ist ein stilisiertes Scheingefecht, ein ästhetisches Duell, die brasilianische Variante der waffenlosen Selbstverteidigung. Akrobatik, Kampf, Musik und Tanz sind die Elemente, die in der Sklavenzeit zusammengefügt wurden und bis heute die Faszination dieses Sports in der ganzen Welt – bei Frauen und Männern gleichermaßen – ausmachen.

© Emanuel Jöbstl

VON ROBIN DANIEL FROMMERI

Seit November 2014 zählt die UNESCO die Capoeira zum immateriellen Weltkulturerbe. Der während der Kolonialzeit entstandene Kampftanz hat seine tradierten Wurzeln in Recife, Rio und Salvador. Die Capoeira ist in Brasilien weiter verbreitet als alle anderen Kampfsportarten zusammen und sie folgt „König Fußball” auf Platz Zwei der Beliebtheitsskala. Die wörtliche Übersetzung lautet übrigens: „Hahnentanz”. Bereits ab den 1980erJahren wurde die Capoeira in der ganzen Welt zu einem brasilianischen Exportschlager. Wer den spielerischen Mix aus Kampf und Tanz heute erlernen möchte, hat die freie Wahl zwischen den „klassischen” Capoeira-Schulen in Brasilien und den Trainingszentren im Ausland. „Die Capoeira wird stark vom Moment bestimmt. In der Regel ist sie spielerisch und spaßbetont – sie kann aber auch zum kampfbestimmten Jogo duro werden”. Luiz Carlos dos Santos Gomes, Capoeira Karlsruhe e.V. (Foto oben links) Was ist das Besondere an der Capoeira? Und warum ist die für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet? Blessuren sind äußerst selten, denn der Körper des „Widersachers” wird bei der Capoeira so gut wie nie berührt: Attacke, Finte, Abwehr und Gegenangriff bleiben allesamt spielerische Andeutungen. Das Duell beginnt stets in Zeitlupentempo und steigert sich kontinuierlich im Rhythmus der kreisförmig angeordneten Perkussionsinstrumente. Eine voluminöse Atabaque-Fasstrommel, zwei Pandeiros (Schellentamburine), eine Agogô-Doppelglocke und bis zu drei der nur mit einer Saite bespannten Musikbögen Berimbau sind bei dem körperlosen Kampftanz ebenso unverzichtbar wie Lobgesang: die sogenannten „Ladainha”.

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Luiz Carlos „Cao” dos Santos Gomes Sobrinho trainiert in Karlsruhe gut 80 Capoeira-Schüler. Der 28-Jährige stammt aus der knapp 500.000 Einwohner zählenden Stadt Campos dos Goytacazes im Staat Rio de Janeiro; sein individueller Werdegang ist geradezu typisch für den weltweiten Export der Capoeira: Er hat in Brasilien Sportwissenschaften studiert und in Deutschland

seine Masterarbeit über die Biomechanik der Capoeira-Bewegungen geschrieben. Er macht deutlich: „Capoeira ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Lebensphilosophie”. Der Sport, so sagt er, habe Einfluss auf alle seine Entscheidungen. „Die Capoeira mag als Kampf entstanden und als Tanz getarnt worden sein, heute ist sie vor allem ein Spiel, das neben der physischen Kondition auch Rhythmus und Musik, demokratische Teilhabe und das Sozialverhalten in einer gleichberechtigten Sportgemeinschaft verbindet. Gerade bei jungen Menschen, die ihren Weg noch suchen, beobachte ich immer wieder, dass Capoeira maßgeblich zum Reifen ihrer Selbstsicherheit beiträgt”. ///

INFO Zur Geschichte der Capoeira Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zur Capoeira stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die Vermutung liegt nahe, dass der Kampfsport von aus Angola und dem Kongo verschleppten Bantus entwickelt wurde. Da die Sklavenhalter Kampftechniken ihrer Leibeigenen drakonisch unterbanden, tarnten die Sklaven ihr Training vorsorglich als Tanz. Der Name „Capoeira” stammt aus Brasilien; er kommt in keiner afrikanischen Sprache vor. Die Obrigkeit begegnete dem Kampfsport noch lange nach der Sklavenbefreiung im Jahr 1888 mit Ablehnung und demonstrativer Härte. Das änderte sich erst 1953, als der damalige brasilianische Präsident Getúlio Vargas die Capoeira „den einzig wahren brasilianischen Sport” nannte. Zu verdanken ist die seither erreichte gesellschaftliche Akzeptanz dem legendären brasilianischen Capoeira-Meister Mestre Bimba (1899–1974) aus Salvador da Bahia, der mit bürgerlichem Namen Manuel dos Reis Machado hieß. Er führte als erster methodisches Training ein. Inzwischen schreibt in Brasilien sogar ein Gesetz vor, dass afrobrasilianische Künste – und damit auch die Capoeira – in den Schulen unterrichtet werden müssen. Heute wird zwischen der traditionellen Variante Capoeira Angola und der durch Mestre Bimba geprägten Capoeira Regional unterschieden. Die in Europa gut vertretenen Schulen der Abadá-Capoeira verbinden beide Stilarten miteinander. Mit über 50.000 Mitgliedern in Brasilien und in 56 Ländern auf allen Kontinenten ist Abadá-Capoeira die größte Capoeira-Vereinigung weltweit.


© Robin Daniel Frommer

Capoeira-Schulen IN BRASILIEN Salvador da Bahia: Associação de Capoeira Mestre Bimba (Capoeira Regional) Rua Francisco Muniz Barreto 1, Pelourinho www.capoeiramestrebimba.com.br Salvador da Bahia: Associação de Capoeira Angola Navio Negreiro (ACANNE), 3° Travessa das Pintangueiras 54, Fazenda Grande do Retiro www.facebook.com/acanne capoeiraangola/info Capoeira-Schulen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz:

Heidelberg: Professor Nugget www.capoeira-heidelberg.de Heilbronn: Professor Estácio www.abada-capoeira.eu Innsbruck: Graduada Natureza www.abada-tirol.at Karlsruhe: Graduado Cao www.capoeira-karlsruhe.de Kempten: Professor Bronco www.capoeira-allgaeu.de Kolbermoor: Instrutor Valdo www.capoeira-rosenheim.de München: Professor Pretão www.abadacapoeira.de

Augsburg: Graduada Toureira www.capoeira-augsburg.de

München: Professor Bronco www.capoeira-allgaeu.de

Berlin: Professor Zinho www.abada-capoeira.de

Pforzheim: Mestre Saci www.capoeirabrasil-pforzheim.de

Berlin: Instrutora Esmeralda www.abada.net

Reutlingen: Instrutor Marquinho www.capoeira-reutlingen.de

Berlin: Instrutora Nativa www.abada-berlin.de

Salzburg: Instrutor Valdo www.abadacapoeira.at

Burghausen: Graduada Rosa www.tv1868.de/index.php/ sparten/65

Schwetzingen: Instrutora Lilas www.capoeira-schwetzingen.de

Dossenheim: Graduado Baiano www.capoeira-dossenheim.de Esslingen: Professor Estácio www.abada-capoeira.eu Hamburg: Mestre Nelsinho www.capoeira-hamburg-unicar.de

Erlesener Komfort im Herzen von Salvadors historischer Altstadt Der Pelourinho-Platz, das Teatro Miguel Santana und die Capoeira-Schule von Mestre Bimba sind zum Greifen nah.

Sion: Professor Goma www.abadacapoeira.ch Stuttgart: Instrutor Miojo www.capoeira-stuttgart.org Wien: Instrutor Pescoço pescoabada.wix.com/abadacapoeira-wien

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5 Regionen – 26 Staaten | BRASILIEN 2015

NORDEN

Roraima

NORDOSTEN

Amapá

Amazonas Maranhão

Pará

Ceará

Rio Grande Do Norte Paraiba

Piauí

Pernambuco Alagoas

Acre

Tocantins

Rondônia

Sergipe

Bahia Mato Grosso Distrito Federal Goiás Minas Gerais

WESTEN

5 REGIONEN 26 STAATEN BRASÍLIA UND DER BUNDESDISTRIKT

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Espirito Santo

Mato Grosso do Sul

São Paulo

Rio De Janeiro

Paraná

Santa Catarina

Rio Grande do Sul

SÜDEN

SÜDOSTEN


BRASILIEN 2015 | Norden

DER NORDEN

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ropischer Regenwald, der Amazonas-Strom und seine Zubringer prägen den extrem dünn besiedelten und weiten Norden Brasiliens. Der Amazonas ist die wichtigste Wasserstraße – an der Mündung bei Belém ist er mehr als 30 Kilometer breit und selbst an seiner schmalsten und tiefsten Stelle bei Óbidos, oberhalb von Santarém, misst er von Ufer zu Ufer noch immer zwei Kilometer. Reisende sollten in der äquatornahen Region weder auf Mücken- und Sonnenschutz, noch auf MalariaProphylaxe und Gelbfieberimpfung verzichten. VON ROBIN DANIEL FROMMERI

FITZCARRALDOS ERBE Manaus und sein Opernhaus, das Teatro Amazonas, sind untrennbar mit dem Kautschuk-Boom verbunden. Doch der sagenhafte Reichtum der brasilianischen GummiBarone verging fast so rasch, wie er gekommen war: Als es Henry Wickam 1874 gelang, 70.000 Samen des Latexbaums (Havea brasiliensis) nach England zu schmuggeln, war der Niedergang der bis dahin reichsten Stadt am Amazonas besiegelt. Geblieben sind der inzwischen wirtschaftlich wiedererstarkten Dschungel-Metropole ​(1,9 Mio. Einwohner) nur relativ wenige historische Gebäude: Der sehenswerte Prunkbau Palácio Rio Negro des nach 1912 verschollenen Kautschuk-Kalifen Waldemar Scholz, heute ein Kulturzentrum, die schmiedeeisernen Hallen des prächtig ​​ restaurierten „Mercado Adolpho Lisboa” (früher: Mercado Municipal) und eben das 1896 nach zwölfjähriger Bauzeit (und mehreren Unterbrechungen) eröffnete Teatro Amazonas an der Praça São Sebastião. Von Caruso zu Herzog und Schlingensief Gleichgültig, ob Star-Tenor Enrico Caruso nun zu Lebzeiten in Manaus gesungen hat oder nicht – Werner Herzogs zu Beginn der 80er-Jahre unter schwierigsten Umständen gedrehter Spielfilm „Fitzcarraldo” wirkt in den Köpfen bis heute nach und hat zum Ruhm des Opernhauses in Manaus nicht unerheblich beigetragen. Hingegen weit weniger bekannt ist, zumindest unter deutschsprachigen Brasilieninteressierten, dass klassische Konzerte, Singspiele und Opernaufführungen im „Teatro Amazonas” in Manaus seit nunmehr 19 Jahren wieder glanzvoll Einzug gehalten haben – und alljährlich in einem mehrwöchigen Festival (Mitte April bis Mitte Mai) aufwendig zelebriert werden. Im Jahr 1996 hat der aus Stuttgart stammende Geigensolist und Sprachwissenschaftler Michael Jelden (44) in Manaus das „Festival de Ópera” – heute das größte Musikfestival Südamerikas – gegründet. Nachdem er die Geschicke des Festivals zwei Jahre als Intendant gelenkt hatte, übergab er die Leitung an den brasilianischen Staat und die nationale Kulturstiftung „Funarte”. Wer in der internationalen Schauspiel-, Ballett- oder Opernszene Rang und Namen hat, kommt seither zum Festival in Manaus: So inszenierte beispielsweise der deutsche Aktionskünstler Christoph Schlingensief im Jahr 2007 unter großem Medieninteresse Richard Wagners „Fliegenden Holländer” in der DschungelOper von Manaus. Auch 2013 stand Wagner auf dem Spielplan – mit „Parsifal”. Natürlich wurden und werden auch die italienischen Klassiker wie Verdis „Maskenball”, Puccinis

© Robin Daniel Frommer

AMAZONAS

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Norden | BRASILIEN 2015

ACRE, AMAPÁ UND RORAIMA: Reisen in diese Bundesstaaten sind zwangsläufig mit Abstrichen beim Komfort verbunden, denn diese Region ist raues Pionierland. Wer den Weg nicht scheut, findet hier aber Außergewöhnliches, beispielsweise in den Monaten Februar bis Mai bei Neuund Vollmond das „Pororoca” genannte und donnergrollende Meeresbeben an Amapásʼ Küste. Die wahren Adrenalin-Junkies unter den Surfern schätzen dann besonders die auf den Flüssen landeinwärts brausende Flutwelle für einen unvergesslichen Ritt. Weitere Informationen: Noelio Sobrinho, Tel. +55 (0)91 98166-7005 oder noeliopororoca@hotmail.com PARÁ, RONDÔNIA UND TOCANTINS: Die Hafenstadt Belém do Pará gilt als Brasiliens wichtigstes Zugangstor zum Amazonasdelta und wird aus Europa von TAP Portugal angeflogen. Die Millionenstadt ist sehenswert. Sie besitzt mit der Zitadelle „Forte do Presépio”, dem Markt „Ver-O-Peso” („Achte auf das Gewicht”) und in ihrer Altstadt zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Nicht nur Kreuzfahrt-Passagiere schätzen aber besonders die zur Flaniermeile gewandelte Hafenanlage „Estação das Docas” mit Bars, Hausbrauerei, guten Restaurants und zu Rundfahrten ab- und anlegenden Passagierbooten. Rondônia und Tocantins sind aufstrebende Bundesstaaten – ihren Reiz bestimmt die ursprüngliche Natur: Bergsteiger suchen die Tafelberge Rondônias im Grenzgebiet zu Venezuela; in Tocantins zieht es vor allem einheimische Besucher in den Monaten Juni und Juli (in großer Zahl) an die Ufer des Stausees bei Lajeado oder (in kleinerer Zahl) zu den Naturparks „Ilha do Bananal” und „Jalapão”.

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„Manon Lescaut” oder Donizettis Dreiakter „Lucia di Lammermoor” (alle 2014) in Manaus aufgeführt, ebenso Bizets „Carmen” und das Ballett „Carmen Suite” des russischen Komponisten Rodion Shchedrin (das Programm für das am 20.4.15 beginnende Opern-Festival 2015 wird ca. 4 Wochen vor Beginn publiziert. Infos bei: Secretaria de Estado da Cultura do Amazonas, Tel. (092) 3633-2850). Markantes Wahrzeichen des Kautschuk-Booms Architektonisch vereint das eklektische Teatro Amazonas verschiedenste Elemente aus Barock, Renaissance, Neoklassizismus und Jugendstil. Die Treppengeländer des imposanten Opernhauses fertigten englische Schmiede, Marmor und feinstes Porzellan kamen per Schiff aus Italien, die Kuppelverzierungen stammen aus Schottland und selbst einfache Ziegel wurden aus Lothringen eingeführt und profane Pflastersteine aus Portugal. Die Bühnenvorhänge ließ man in Frankreich bemalen, von dort wurden auch die Lüster und Spiegel importiert. Das „Paris der Tropen” wurde Manaus in den rauschhaften Zeiten des Kautschuk-Booms genannt – da schien ein feudaler Musentempel für bis zu 700 Zuschauerinnen und Zuschauer nur angemessen. Besichtigen kann man das vom rotem Samt der Bestuhlung und von Domenico de Angelis‘ Deckengemälde dominierte Innere des luxuriösen Prachtbaus nahezu ganzjährig – außerhalb der Festivalzeiten. Das Tor zu Amazoniens Wasserstraßen Auch an anderen Gebäuden wurde nicht gespart: Im Jahr 1912 erbauten britische Ingenieure am Hafen von Manaus das Zollgebäude Alfândega aus schottischen Back​s teinen. Ihr eigentliches Meisterwerk waren aber die ebenfalls aus importierten Teilen konstruierten, gut 300 Meter langen Schwimmdocks („Cais Flutuantes”), die sich den unterschiedlichen, um bis zu 14 Meter schwankenden Pegelständen der Regen- und Trockenzeit anpassen. Manaus wird sowohl von hochseetüchtigen Containerschiffen als auch von Kreuzfahrtriesen aus Europa (seit 1877) und Nordamerika (seit 1890) angelaufen. Aber inzwischen gehen Passagiere, die eine mehrtägige Bootsreise in den Anavilhanas Nationalpark antreten oder sich zum Zusammenfluss von Rio Solimões und Rio Negro oder zu einer der Urwald-Lodges einschiffen wollen, meist am Kai des Tropical Hotels an Bord. Hier legen auch die kleinen und komfortablen, für bis zu 16 oder 32 Passagiere ausgestatteten Kreuzfahrtschiffe von Amazon Clipper (alle Kajüten haben private Duschen/WCs) an und ab. Kleine Gruppen wie Individualtouristen können an Bord der wendigen Flussboote Flora und Fauna der Uferwälder aus nächster Nähe erleben. Nachtfalken, Kaimane, Affen, Faultiere, Papageien und Schopfhühner lassen sich bei den Wasserläufen besonders ausgiebig beobachten – auch die rosafarbenen Süßwasserdelfine des Janauaca-Sees. ///


INFO Flughafen Den internationalen Airport „Eduardo Gomes” von Manaus fliegen fünf innerbrasilianische Fluglinien an. Außerdem wird er durch Jets der TAP Portugal via Lissabon mit Europa verbunden. Informationen CAT (Centro de Atendimento ao Turista), tägl. geöffnet, Av. Santos Dumont (im Flughafengebäude), Tel. 3182-9850, www.amazonastur.am.gov.br Übernachten Tropical, 594 Zimmer, das weitläufige Resort wird von einem parkähnlich angelegten Garten umgeben (etwas in die Jahre gekommen), Ponta Negra, Manaus, www.tropicalhotel.com.br Taj Mahal, 170 Zimmer, zentral gelegen mit Blick aufs Opernhaus, Manaus, www.grupotajmahal.com.br Da Vinci, Business-Hotel mit viel Chrom und Mar­ mor, Rua Belo Horizonte 240a, Stadtteil Adrianópolis, Tel. 3663-1213, www.davincihotel.com.br Casa Teatro, vierstöckiges Boutique-Hotel mit zehn Suiten, Rua Dez de Julho 632, nahe der Oper, Tel. 3633-8381, www.casateatro.com.br Speisen & Getränke Canto da Peixada, Süßwasserfisch wie Tambaqui sind die Spezialität des Traditionshauses, tägl. geöffnet, So. nur Mittagstisch,

Av. Ayrão 1677, Stadtteil: Praça 14 de Janeiro, Manaus, Tel. 3234-3021, www.cantodapeixada.com O Lenhardo, regionale Gerichte aus Amazonien, Av. do Turismo 2371, Stadtteil: Tarumã, Tel. 32390004 u. 9981-7217, www.olenhador.com.br Búfalo, Churrascaria mit Rodízio, bis zu 26 Sorten Fleisch werden aufgetragen, tgl. geöffnet, So. nur Mittagstisch; Rua Pará 490, Vieiralves, Tel. 3131-9000, www.churrascariabufalo.com.br Rei do Churrasco, Fleischgerichte aus Nordostbrasilien, teils auf Stein, teils auf Gusseisen zubereitet, bis zu 380 Gäste, Av. Castelo Branco 839, Cachoeirinha, Tel. 3633-6216, www.reidochurrasco.com.br Opernhaus Teatro Amazonas, Largo de São Sebastião, Zentrum, Öffnungszeiten für Besucher: Mo – So 9 – 16 Uhr, Tel. 3232-1768 u. 3622-1880 Museen Seringal Vila Paraíso, ehem. Film-Set („A Selva”) und sehenswerter Nachbau einer Siedlung von Kautschukzapfern des 19. Jahrhundert, Mi – So geführte Touren 8 – 16 Uhr, Anfahrt (25 Min.) per Boot ab Marina Davi, hinterm Hotel Tropical, Ponta Negra, Boca do Igarapé São João, Tel. 3633-2850 u. 3234-8755 Museu Amazônico, Bibliothek und Sammlung mit Exponaten von mehr als 20 indianischen

Ethnien, Mo – Fr geöffnet, Rua Ramos Ferreira 1036, im Zentrum, Tel. 3234-3242 Boote & Wasserflugzeuge Amazon Clipper, ein- u. mehrtä­gige Kreuzfahrten auf dem Moskitoarmen Rio Negro und in den Anavilhanas National Park mit traditionellen Passagierschiffen und komfortablen Premium-Kreuzern, unter deutscher Leitung, Rua Sucupira 249, Dom Pedro I., Tel. 3656-1246, www.amazonclipper.com.br Seaplane Tours, angeboten werden Flüge im Cessna-Wasserflugzeug, tgl. 8–17 Uhr geöffnet, Av. Coronel Terxeira 1320, Ponta Negra, im Hotel Tropical, Tel. 8172-2010 u. 9991-1890, www.seaplanetours.com.br Unterhaltung Botequim Bar, nach 22.30 Uhr an den Wochenenden brasilianische Live-Musik, Eintritt ca. 15 R$, Rua Barosso 279, Zentrum, Tel. 99304-2833 Porão do Alemão, Estrada da Ponta Negra 1986, Mi–Sa Rock, Reggae u. MPB, Shows ab 22 Uhr, sicherer als Manausʼ andere Nightspots, von Touristen wie von Einheimischen frequentiert, Eintritt ca. 20 R$, Tel. 3239-2976, www.poraodoalemao.com.br

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Nordosten | BRASILIEN 2015

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DER NORDOSTEN

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ie machen den Löwenanteil der atlantischen Bilderbuchstrände unter sich aus: die neun Bundesstaaten des Brasilianischen Nordostens. Und sie bilden den am frühesten von europäischen Seefahrern, Missionaren und Kolonisten in Besitz genommene Landesteil. Das architektonische Erbe der Portugiesen, Franzosen und Niederländer verleiht der Region vielerorts zusätzlichen Reiz. VON ROBIN DANIEL FROMMERI

PERNAMBUCO ALAGOAS hat unter brasilianischen Touristen den Ruf, mit Maceió die Provinzhauptstadt zu besitzen, in der die schönsten Sandstrände bis an die Viertel mit Atlantikblick reichen. Dennoch lohnt auch hier die Anfahrt zu den besonders idyllischen Badebuchten wie beispielsweise zur Praia do Francês (25 km von Maceió entfernt) oder zur Praia do Gunga (30 km). CEARÁ erinnerte die portugiesischen Seefahrer an die Sahara, so kam der viertgrößte Bundesstaat des brasilianischen Nordostens zu seinem Namen. Dünen, rötliche Klippen und sehr breite und weite Sandstrände dominieren hier die Küste. In der Hauptstadt Fortaleza ist die Praia do Futuro die Badegelegenheit Nummer Eins, außerdem sollte man die traumhaften Strände Canoa Quebrada (163 km von Fortaleza entfernt), Ponta Grossa (ca. 210 km) und die Wind- und Kitesurfer-Hochburg Jericoacoara (ca. 320 km) gesehen haben. Nach Fortaleza bietet TAP Portugal einen Direktflug via Lissabon an.

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MARANHÃO UND PIAUÍ sind nur zum Baden viel zu schade! Der historische Kern von Maranhãos 1612 von den Franzosen gegründeten Hauptstadt São Luís steht unter UNESCOSchutz. Schon deshalb treten viele Touristen hier ihre Reise an die Atlantikküste an, zum ungefähr 280 km entfernten Nationalpark Lençóis Maranhenses (155.000 ha). Dieses außergewöhnliche Naturschutzgebiet wird durch hohe Wanderdünen und eine Vielzahl von Lagunen bestimmt, die sich hier in der regenreicheren Jahreshälfte (Dezember und Juni) anstauen. Das Zusammenspiel der Farben und Formen von Sand und Seen ist vor allem zwischen Mai und Juni grandios – angestautes Süßwasser reflektiert alle nur denkbaren Blau-, Grün- und Brauntöne. Eine Alternative für die Anreise ist der von den brasilianischen Airlines Azul und Sete bediente Flughafen von Parnaíba im Nachbarstaat Piauí.

SAKRALE SCHÄTZE UND WEISSE STRÄNDE Portugiesen und Niederländer stritten im 17. Jahrhundert verbissen um Pernambuco. Beide Seefahrernationen drückten der zu dieser Zeit reichsten Provinz Brasiliens ihren Stempel auf – bis heute ist Pernambuco stärker europäisch geprägt als andere Teilstaaten des Nordostens. Das schon 1535 von den Portugiesen gründete Barockstädtchen Olinda steht heute als Weltkulturerbe unter UNESCO-Schutz. Die Altstadt mit den Kirchen und Klöstern der Karmeliter, Jesuiten, Franziskaner und Benediktiner gilt als die bedeutendste Sehenswürdigkeit des kolonialen Pernambucos. Außerdem zählt Olindas Straßenkarneval zu den närrischen Epizentren Brasiliens. Der Attraktivität Olindas mag es geschuldet sein, dass sich die meisten Touristen zu wenig Zeit für die nicht minder sehenswerte Altstadt der unmittelbar benachbarten Provinzhauptstadt Recife nehmen. Recife (1,6 Mio. Einw.) wird wegen seiner gut 50 Kanäle auch „Venedig des Nordostens” genannt. Aber mit dem Boot muss man sich in der Stadt nicht fortbewegen, denn die drei hier mündenden Flüsse und alle anderen Wasserwege werden von nicht weniger als 39 Brücken überspannt. Vielmehr bietet es sich an, den Altstadtkern zu Fuß zu erkunden. Ein idealer Ausgangspunkt ist die Praça da República, die grüne Lunge des Stadtteils Santo Antônio. Hier zieht zunächst die wohlproportionierte neo-klassizistische Fassade des 1850 fertiggestellten „Teatro Santa Isabel” alle Blicke auf sich. Folgt man der Rua do Imperador und lässt den wuchtigen Justizpalast links liegen, erreicht man mit der „Capela Dourada” die Hauptattraktion Recifes. Die „Goldene Kapelle” entstand im 17. Jahrhundert als Teil eines Franziskanerklosters. Ihre aus Holz geschnitzten Altäre sind reich verziert und vergoldet. Weniger bekannt, aber nicht minder sehenswert ist der benachbarte Innenhof des Stifts mit einer Vielzahl von Azuleijo-Kachelbildern, teils aus portugiesischer, teils aus Delfter Produktion. Über die nach Moritz von Nassau benannte Brücke gelangt man in das aufwendig restaurierte Nachbarviertel „Recife Antigo”, bei Einbruch der Dunkelheit ein Szene-Treff der brasilianischen Mittelschicht. Die Stadthäuser an der Rua do Apolo und der erst 1855 errichtete Wehrturm „Torre Malakoff” wurden farbenfroh herausgeputzt. Beim Erneuern der alten Bausubstanz stieß man außerdem auf die Grundmauern der früheren, um 1624 entstandenen Synagoge „Kahal Kados” – unter den Holländern herrschte in Recife Religionsfreiheit, während in Europa der Dreißigjährige Krieg tobte. An gleicher Stelle befindet sich heute ein jüdisches Kulturzentrum (Mo. geschl.). ///


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BRASILIEN 2015 | Lorem ipsum dolor Nordosten

INFO Flughafen Recifes Flughafen Guarapes – Gilberto Freyre ist nur 1 km vom Stadtteil Boa Viagem und ca. 14 km vom Stadtzentrum entfernt. Passagiermaschinen von Condor und TAP bedienen die Verbindungen mit Europa. Übernachten Golden Beach, 125 Apartments mit Kochnische, Av. Bernardo Vieira de Melo 1204, Praia de Piedade, Tel. (081) 2125-9300, www.goldenbeach-pe.com.br Transamérica Prestige, 195 Apartments, Av. Boa Viagem 420, Tel. (081) 3039-9000, www.transamericagroup.com.br Speisen & Getränke Rodízio-Churrascaria Boi e Brasa, Av. Boa Viagem 97, Pina, Tel. 3466-4011 u. 3466-6334, www.boiebrasa.com.br Parraxaxá, Speisen aus dem Nordosten,

Rua Igarassu 40, Tel. (081) 3268-4169, www.parraxaxa.com.br Inseln und Strände 40 km nördlich von Recife zählen die Strände der Insel Itamaracá zu den lohnendsten Badeplätzen. Die dem offenen Meer zugewandten Praia do Fortinho, Lance dos Canções, Forno da Cal und Praia de Fort Orange haben die beste Wasserqualität. 62 km südlich von Recife bietet der Küstenort Porto de Galinhas fast unbegrenzte Möglichkeiten für Wassersport – das Angebot reicht von Segeltörns und Ausflügen auf traditionellen „Jangadas” (flachen Fischerbooten) bis zu Jet Ski. Porto de Galinhas Übernachten Nannai Beach Resort & Spa, 42 Zimmer und 29 Chalets, 2014 u. 2015 von

Condé Nast ausgezeichnet, Praia de Muro alto, www.nannai.com.br Tabajuba Pousada, 25 Zimmer, Praia Borete, Tel. (081) 3552-1049, www.tabajuba.com Tipp Per Mietwagen lässt sich der reizvolle Küstenabschnitt zwischen Recife und Salvador ganz individuell erkunden. Ein vor Abflug gebuchtes Oneway-Arrangement lässt im Rahmen einer zehntägigen Tour viel Freiraum für spontane Zeiteinteilung, während vorab bestellte Übernachtungshotels die notwendige Planungsstruktur geben. Weitere Infos: Karawane Reisen, Ludwigsburg, Tel. (07141) 28480, www.karawane.de

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Nordosten | BRASILIEN 2015

BAHIA PARAÍBA UND SERGIPE sind die nordostbrasilianischen Staaten, die in den meisten Reiseführern praktisch nicht „stattfinden”. Noch nicht, denn neben ausgesprochenen Strandperlen wie Cabedelo und Intermares (Paraíba) oder der Praia do Saco (im Süden Sergipes) besitzen beide Provinzen neben den zum Meer gewandten Hauptstädten João Pessoa und Aracaju weitere Sehenswürdigkeiten. Einzigartig ist ein Bootsauflug in die Schlucht des „Cânion do Xingó”. Die Flussfahrt beginnt in Canindé de São Francisco (213 km nordwestlich von Aracaju). RIO GRANDE DO NORTE ist der Bundesstaat mit der höchsten Buggy-Dichte am Atlantik. Die Kapitale Natal (805.000 Einw.) nennen die Brasilianer auch gerne „Hauptstadt der Buggys”. Tatsächlich knattern die Sandflitzer über fast jeden Strand nördlich wie südlich von Natal. Touristen können Buggys allerdings nur mit Fahrer mieten; jede Hotelrezeption vermittelt gerne zuverlässige „Bugueiros”. Ein kleines Abenteuer ist die Buggy-Fähre bei Tibau do Sul (ca. 85 km von Natal entfernt). Besonders im Trend liegen in den letzten Jahren die Badebuchten beim boomenden Badeort Pipa (ca. 90 km). Natals direkte Anbindung nach Europa übernehmen Passagierjets der TAP Portugal.

SALVADOR – DAS TOR ZU BAHIA Bei Salvador da Bahia sind sich alle Brasilianer einig: Die Stadt ist der Ursprung ihrer Nation, die Keimzelle, in der aus afrikanischen, europäischen und indianischen Elementen etwas Neues, etwas nie Dagewesenes – eben ihr Brasilien – entstand. Als ganz besonderen Reiz Salvadors empfinden sie aber auch die Nähe zum Atlantik. Im Kern von Salvadors barocker Oberstadt liegt der abschüssige Largo do Pelourinho („Platz des Prangers”). Das ihn umgebende Viertel und der benachbarte Stadtteil Carmo stehen als „Lateinamerikas bedeutendstes Ensemble von Kolonialbauten des 17. und 18. Jahrhunderts” unter dem Schutz der UNESCO. Seit der 1992 begonnenen Sanierung – ein beispielloser städtebaulicher Kraftakt – wurde das Viertel Pelourinho zu einer kurzweiligen Flaniermeile, die Touristen aus aller Welt seither gerne frequentieren. Die kürzeste Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt Salvadors ist ein weiß getünchter Aufzug, der „Elevador Lacerda”. Sein Fundament grenzt an den Hafenvorplatz „Praça Cairu”. Nicht weit von hier legen die Schiffe und Fähren ab, die Salvador mit den vorgelagerten Tropeninseln Itaparica, Tinharé und Boipeba verbinden. Die von Palmen gesäumten Strände bei Tinharés autofreiem Städtchen Morro de São Paulo sind paradiesisch. Sie können sich mit den schönsten Badebuchten der weiter in Bahias Süden gelegenen Maruá-Halbinsel durchaus messen. Doch auch das Festland nördlich von Salvador hält mit einem Mietwagen gut zu erreichende Bilderbuchstrände bereit. Das beste Beispiel: Mangue Seco, an der Grenze zur Nachbarprovinz Sergipe. ///

INFO Flughafen Salvadors Aeroporto Deputado Luís Eduardo Magalhães wird durch Jets der Fluglinien Air Europe, Condor und TAP Portugal mit Europa verbunden. Übernachten Sol Victória Marina, 158 Zimmer, mit hoteleigener Seilbahn zum Atlantik, Av. Sete de Setembro 2068, Stadtteil Vitória, Tel. (071) 3418-2000, www.solexpress.com.br Solar dos Deúses, Boutique-Hotel mit sieben Zimmern, Stadtteil Pelourinho, Tel. (071) 33221911, www.solardosdeuses.com.br

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Speisen & Getränke Yemanjá, seit 1975 „die” Adresse für die afro-brasilianische Küche Bahias, Praia da Armação, Tel. 3461-9010, www.restauranteyemanja.com.br Uauá, brasilianische Gerichte, So. geschl., Pelourinho, Tel. 3312-3089 Tipp Vielfach preisgekrönt wurde das Ensemble des Teatro Miguel Santana, Rua Gregório de Matos 49, Stadtteil Pelourinho, Tel. (071) 33221962, www.balefolcloricodabahia.com.br. Die Aufführungen beginnen Mo, Mi und Sa jeweils um 20 Uhr.


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Südosten | BRASILIEN 2015

DER SÜDOSTEN

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etropolen zwischen Küste und Gebirge: Der Südosten ist die wirtschaftlich stärkste Region Brasiliens. Sie besteht aus den Bundesstaaten São Paulo und Rio de Janeiro sowie aus den beiden Provinzen Espírito Santo und Minas Gerais. Natürlich kommt der Zuckerhutmetropole das größte internationale Interesse zu. VON ROBIN DANIEL FROMMERI

RIO DE JANEIRO ESPÍRITO SANTO nimmt, nordöstlich von Rio, die Atlantikküste vor Minas Gerais ein. Espírito Santo ist flächenmäßig größer als Rio de Janeiro, besitzt mit 3,9 Mio. Einwohnern aber nur ein knappes Viertel der Bevölkerung des berühmten Nachbarstaats. Touristisch liegen Espírito Santo und seine Hauptstadt Vitória abseits der üblichen Routen, obwohl die malerische Lage Vitórias unwillkürlich an Rio de Janeiros grün bewaldete, von Granitfelsen überragte Küste erinnert. Der 136 Meter hohe Gesteinskegel „Penedo” in der Bucht vor der Provinzhauptstadt beispielsweise mutet wie ein kleinerer Bruder des Zuckerhuts an. MINAS GERAIS liegt im gebirgigen Hinterland der Region. Bodenschätze haben hier schon früh aus den provisorischen Camps der Gold- und Diamantensucher barocke Städtchen entstehen lassen, die längst von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt werden. Die sehenswertesten Kolonialstädtchen sind Ouro Preto, Congonhas und Tiradentes südlich der Provinzhauptstadt Belo Horizonte, und das beschauliche Diamantina weiter nördlich. Gesehen haben sollte man auch den weitläufigen Museumspark „Inhotim”, 53 km südwestlich von Belo Horizonte – seine Sammlung moderner Kunstwerke, die sich harmonisch in die Natur einfügen, ist zumindest in Brasilien einzigartig.

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SÃO PAULO ist der wirtschaftliche Motor Brasiliens. Die Metropolregion (36 Mio. Einw.) gleicht einem ausufernden Meer aus Hochhäusern. Doch der Bundesstaat São Paulo verfügt auch über einen weit weniger bekannten, aber sehr reizvollen Küstenabschnitt, an dem Strände, Inseln und Hafenstädte wie Guarujá, Santos, Ubatuba, São Sebastião oder die malerische Ilhabela auch Touristen zum Verweilen einladen.

SÜDAMERIKAS SCHAUFENSTER Der grandiose Faltenwurf der Natur ist nur der Rahmen, den Rio mit prallem Leben füllt. Überall flirrt eine unbändige Energie, Musik, Kreativität und Spaß gedeihen hier prächtig. Die Metropole zwischen Atlantik und den grün bewachsenen Tälern betört. Die Einwohner Rios, die Cariocas, lieben ihre Stadt, unabhängig davon, ob sie im noblen Stadtteil Leblon ihr Zuhause haben oder auf einem der unmittelbar benachbarten Hausberge der Armen wie dem „Rocinha”, einer der größten unter den Favelas von Rio de Janeiro. Großartige Kulisse für große Events. So hat sich Rio de Janeiro weltweit in die Erinnerung auch derer gebrannt, die noch nie dort waren. Die mediale Rundumberichterstattung von Papstbesuch und Kirchentag oder vom WM-Finale in der Maracanã-Arena hat immer auch die schönsten Facetten der Zuckerhutmetropole beleuchtet – und das Interesse an der von breiten Sandstränden gesäumten Stadt noch gesteigert. Mit der Sommerolympiade im August 2016 steht in Rio das nächste Großereignis an. Grund genug, dem „Schaufenster” Südamerikas noch im laufenden Jahr, auf alle Fälle vor August 2016, also zwischen den Sportevents, einen Besuch abzustatten, bevor der olympische Tross die Hotels der Stadt belegt. Der Zeitpunkt des Besuchs von Rio de Janeiro sollte aber immer gründlich geplant werden – und den individuellen Interessen entsprechen: Die berühmten Stadtstrände – Copacabana, Ipanema, Leblon und Barra da Tijuca – sind in den besonders heißen Monaten Dezember, Januar und Februar – und in der Silvesternacht („Réveillon”) – der quirlige Lebensmittelpunkt Rios. Da Brasilien auf der Südhalbkugel liegt, erscheinen Sommer und Winter gegenüber der nördlichen Hemisphäre vertauscht. Nähern sich die Temperaturen im Juni oder Juli nur 20° Celsius, tragen die Cariocas aber Pullover. Gerade bei diesen Temperaturen lohnt jeder Besuch von Rios Stadtzentrum mit der großen Auswahl an Museen, Bibliotheken, Kulturzentren, Theatern, Palästen und Restaurants. Immer einen (nächtlichen) Besuch wert ist der restaurierte Bohème-Stadtteil Lapa mit seinen Musik-Restaurants, Tanzböden und „Botequim” genannten Carioca-Stammkneipen entlang der Avenida Mem de Sá, der Rua dos Arcos und der Rua do Lavradio. ///


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INSIDER-TIPP „Was man in Rio de Janeiro keinesfalls versäumen sollte? Den Besuch der öffentlichen Probe einer Sambaschule. Tänze und Rhythmus werden von Juli bis kurz vor Karneval einstudiert – und das ist typisch brasilianische Musik und Lebensfreude pur!” Komponist Dr. Ney G. Rosauro stammt aus Rio de Janeiro. Er ist die international maßgebliche Marimba-Kapazität und gibt weltweit Konzerte.

INFO Flughafen Rio verfügt über zwei Airports: Der zentrumsnahe Stadtflughafen Santos Dumont wickelt den innerbrasilianischen Flugverkehr ab. Gäste aus Europa treffen in der Regel auf dem Aeroporto Internacional Galeão – Tom Jobim ein, der von zahlreichen Airlines angeflogen wird. Neue Direktverbindung im Vorfeld der Olympiade: Bereits ab dem Winter 2015 will Condor zwischen Rio und Frankfurt eine Boeing 767-300 mit drei Klassen – Economy, Premiun und Business – einsetzen. Der Start in Frankfurt soll montags um 21.55 Uhr und freitags um 20.40 Uhr (MEZ) erfolgen. Für die Rückflüge ab Rio wird der Jet dienstags und samstags um 15.00 Uhr (Ortszeit) abheben. Die Flugdauer wird zwischen 11 Stunden 55 Minuten und 12 Stunden 30 Minuten variieren. Weitere Infos: www.condor.com oder im Reisebüro.

Übernachten Copacabana Palace, historisches Hotel der Luxusklasse, 243 Zimmer, www.copacabanapalace.com.br Porto Bay Rio Internacional, Copacabana, 117 Zimmer, www.portobay.com Best Western Sol Ipanema, Ipanema, 89 Zimmer, www.solipanema.com.br Speisen & Getränke Confeitaria Colombo, sehenswertes Traditionsrestaurant und Café im Zentrum, portugiesische Küche, 1894 gegründet, So geschl., Rua Gonçalves Dias 32, Tel. (021) 2505-1500, www.confeitariacolombo.com.br Villarino, Bar, Café, Delikatessen- und Künstlerlokal in Rios Zentrum, Mittagstisch, abends Snacks, hier traf Bossa Nova-Komponist Tom Jobim im Sommer 1956 auf den Poeten Vinícius de Moraes: Der Beginn einer langjährigen kreativen Zusammenarbeit. Av. Calógeras 6, im Zentrum,

Tel. (021) 2240-9634, www.villarino.com.br Fasano al Mare, gehobene italienische und brasilianische Küche im stylischen Design-Hotel Fasano, Av. Vieira Souto 80, Stadtteil Ipanema, Tel. (021) 3202-4000, www.fasano.com.br Besuche in Samba-Schulen Die meisten Anhänger der Sambaschule Salgueiro kommen aus Rios Mittelschicht. Bei den samstäglichen Proben dieser Escola de Samba sind Touristen willkommen und ihre für bis zu 4.000 Gäste ausgelegte Tanzhalle („Quadra”) ist vergleichsweise einfach zu erreichen, weil sie nahe des Stadtzentrums liegt, während die meisten anderen Sambaschulen ihre Basis in einer der Favelas auf Rios Hügeln haben. Adresse: Quadra G.R.E.S Acadêmicos do Salgueiro, Rua Silva Teles 104, Stadtteil Andaraí, Rio de Janeiro Tel. (021) 2238-9226, weitere Infos: www.salgueiro.com.br

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KLARE KANTE

Fotos © Bernard Benant

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ängerin Flavia Coelho beeindruckt: Auf den Konzertbühnen mit unbändiger Energie und einem StilMix, bei dem verschiedenste Elemente zu neuen Klangstrukturen zusammengefügt werden. Im Gespräch verblüfft die zierliche Brasilianerin – trotz der Fahrt, die ihre Karriere jetzt in Europa aufgenommen hat – mit unverfälschter Natürlichkeit, geschärftem Blick und selten deutlicher Offenheit.

VON ROBIN DANIEL FROMMER / FOTOGR AFIE: BERNARD BENANTI

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Flavia Coelho steht zu ihren Wurzeln: Sie stammt aus São Gonçalo, einer rasch wachsenden Millionenstadt nordöstlich von Rio de Janeiro. Armut war und ist in São Gonçalo weit verbreitet, Wohlstand hingegen extrem dünn gesät. Die Stadt liegt schlicht „auf der falschen Seite” der Bucht von Guanabara; sie blickt nur auf Rios Glamour, nimmt daran aber nicht teil. Wer kann zieht weg von hier. Als Flavias Familie das schafft und in São Luís, Maranhão, heimisch wird, ist sie gerade erst acht Jahre, hört die traditionellen Forró-Kassetten ihres Vaters und „trainiert” auf Anraten ihrer Mutter die Kraft ihrer Stimmbänder unter einem Aluminiumeimer, den sie zum Singen der Hits von Diana Ross, Gal Costa oder Nina Hagen über ihren lockigen Kopf stülpt. Ihr Song „Periferia” schmeichelt sich nach dem markanten Appell eines kurz gefassten Gitarren-Intros auf Reggea-Samtpfoten ins Ohr. Der Refrain „Periferia, Periferia” klingt hingegen ble-

chern, wie durch ein Megaphon gesungen, und sorgt so für einen wiederkehrenden Akzent, der nur scheinbar in Widerspruch zu dem sanft getragenen Song steht. Im Text dieses Liedes verarbeitet Flavia Coelho Eindrücke aus dem rauen Großstadtdschungel und singt von brasilianischen Frauen, die am Rand der Stadt leben – und damit oft am Rand der Gesellschaft. Von Frauen in den Favelas und von dem Druck, unter dem sie aufwachsen, leben und überleben. Oder, wie sie im Gespräch deutlich macht: „Von Müttern, die ihre Kinder beschützen, alle super-katholisch, von wie Müll behandelten Straßenmädchen und von Menschen in kurzen Hosen, die vom Rest der brasilianischen Gesellschaft schon aufgrund ihrer Kleidung als mittel- und wertlos betrachtet werden”. Und die Botschaft von „Periferia” geht noch weiter: „Frauen aus den Favelas sind genauso fähig, genauso begabt, genauso schön


BRASILIEN 2015 | Musik aus der Favela

wie Frauen aus einer besseren Umgebung und haben die gleichen moralischen Grundwerte wie sie!” Flavia Coelho ist sicher, dass es an der Zeit ist, mit den gängigen Vorurteilen über die Menschen in den Favelas aufzuräumen, denn: „Wir haben Eltern und Erziehung, können alles erreichen und verdienen Respekt – Frauen wie Männer!” Flavia Coelho ist 2006 nach Paris gezogen. Von ihrer zweiten Heimat Frankreich sagt sie: „In Brasilien hatten wir davor keine Ahnung, dass es auch in Frankreich Favelas gibt. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich verstanden habe, wie die Menschen in den Banlieus von Paris leben.” Den Blick zurück nach Brasilien hat die 35-jährige Musikerin in ihrem Song „De Paris A Rio” rhythmisch vertont – und nie aufgegeben: Zu der modernen Seilbahn, die seit vier Jahren die zuvor befriedete Favela „Complexo do Alemão” mit dem Rest Rio de Janeiros verbindet, hat Flavia Coelho ihre eigene Meinung. „Ich bin dagegen, dass man die Favela in einen zoologischen Garten umwandelt. Ich denke, Besucher sollten nicht in die Elendsviertel von Rio gehen, nur um einmal in eine Favela geblickt zu haben oder um etwas Exotisches erlebt zu haben. Eine Favela ist nicht exotisch! Menschen leben nicht aus freien Stücken in einer Favela. Niemand ist darüber glücklich, hier wohnen zu müssen. Der Alltag im Slum ist schwierig. Hier gibt’s Drogenhandel, Waffen, Tod, und immer wieder geplatzte Abwasserrohre und Müll. Oft können die Bewohner morgens nicht aus ihrer Favela raus und nach Einbruch der Dunkelheit nicht rein. Es gibt zahllose Einschränkungen.”

Ähnlich optimistisch klingen einige der Songs ihres jüngsten Albums „Mundo Meu” („Meine Welt”) – allen voran das mit Patrice Bart-Williams aufgenommene Reggae-Duett „Espero você” („Ich warte auf Dich”) in dem es um Mädchen geht, die sich unbeabsichtigt und eher zögerlich, aber schließlich doch einigermaßen heftig in ihren besten Freund verlieben. Weitere Highlights sind die Titel „Pai de Santo” („Heiligenvater”), mit perlenden afrikanischen Gitarrenklängen und der Gesangsstimme des Senegalesen Woz Kaly, und die tanzbaren Elektro-Beats des Uptempos „Fora da Lei” („gesetzlos”), die Flavia Coelho geradewegs zu einer Hymne auf alle Straßenkünstler gerät. Einen ganz eigenen Witz besitzt der freche Song „Power Of Money” – eine Satire auf die negativen Auswirkungen des Geldes, inszeniert als beschwingter Balkan-Ska. ///

ALbEN

„Ich denke, Ausländer sollten nicht ohne Anlass in eine Favela kommen – oder nur um deren einwohner wie Tiere zu begaffen. Wer aber die Bewohner kennenlernen möchte und kommt, um sich mit ihnen auf Augenhöhe zu unterhalten, um ein Projekt voranzubringen oder um zu musizieren, der ist immer willkommen!” Flavia Coelho Seit 2008 wurden in 174 Favelas von Rio de Janeiro insgesamt 38 Einheiten der sogenannten Befriedungspolizei (UPP) stationiert. 2014 wurden mehr als acht Polizisten getötet – vier in sogenannten befriedeten Distrikten. Flavia Coelho wünscht den Einwohnern, dass der Einsatz der UPP-Einheiten in den Favelas der Zuckerhutmetropole langfristig erfolgreich ist. Sie sagt: „Was ich bei meinem letzten Aufenthalt vor Ort nicht verstanden habe, ist welche Absprachen die Drogen-Barone und die Polizei getroffen haben. Und um welchen Preis. Wer in einer Favela geboren wird, weiß genau, wie die Dinge laufen und wer das Sagen hat. Wird ein Drogendealer erschossen, nehmen morgen 15 andere seinen Platz ein. Jetzt herrscht wohl eine veränderte Situation und ich bin mehr als zuversichtlich, dass sich die Lebensbedingungen insgesamt verbessern. Ich glaube an mein Land. Brasilien hat sich in den letzten 30 Jahren extrem verändert.” Sie führt an, die Universitäten seien voll, denn jetzt würde auch das Studium von Jugendlichen aus armen Familien unterstützt. „Das Volk glaubt wieder an unser Land. Früher verließen die Brasilianer scharenweise ihre Heimat; heute zieht jedoch niemand mehr weg. Wir haben begriffen, dass wir es schaffen können, vom Schwellenland zu einer wirtschaftlich stabilen Nation zu werden – und zwar durch die Kraft unserer eigenen Arbeit! Wir hängen nicht mehr vom Staat ab. Früher waren viele Brasilianer auf staatliche Zuwendungen angewiesen.” Jetzt, weiß Flavia Coelho, packen Jugendliche schon im Alter von 15 oder 20 Jahren mit an: „Alle wünschen sich weniger soziale Probleme und weniger Gewalt – und sie gehen auch dafür auf die Straße. Außerdem gibt es jetzt neue Berufsgruppen, die sich gezielt um das Wohlergehen und die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen kümmern. Während meiner Kindheit gab es nichts davon. Die Einwohner in der Favela waren von klein auf an Kriminalität gewöhnt. Jetzt werden ihnen endlich Alternativen angeboten.”

Alle Alben Flavia Coelhos sind bei Amazon und JPC erhältlich (was für brasilianische Künstler eher atypisch ist): Mundo Meu – Special Edition (2014), bossa Muffin – Remixes & Ineditos (2013), bossa Muffin – Nosso Diario Edition (2012) Weitere Infos: www.flaviacoelhomusic.com Konzert-Management: Handshake Booking, Berlin www.handshake-booking.com

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© Robin Daniel Frommer

© Robin Daniel Frommer

BRASÍLIA INFO Flughafen Brasílias Aeroporto International – übrigens ein Auftrag, den die brasilianische Militärjunta (1964 –1985) Niemeyer entzog – zählt zu den wichtigsten Drehscheiben des nationalen Flugverkehrs. Maschinen der TAP Portugal bedienen die Direktflüge aus Europa. Übernachten Brasília Palace, das sehenswerte Hotel wurde 1958 nach Plänen von Oscar Niemeyer erbaut und unlängst stilsicher restauriert. Sein Restaurant „Oscar” knüpft an den großzügigen Stil der 50er- und 60er-Jahre ebenso an wie die ungewöhnlich geräumigen Zimmer und Suiten. Für die exzellente Ventilation und den Sonnenschutz des Gebäudes sorgen sog. „Brise Soleil”, verstellbare Lamellen, die Niemeyer dem französischen ArchitekturPapst Le Corbusier abgeschaut hat. Setor de Hotéis e Turismo Norte (SHTN), Trecho 1, Lote 1, Tel. (061) 3306-9100 u. 3319-3543, www.brasiliapalace.com.br Speisen & Getränke Patú Anú, seit 17 Jahren die erste Adresse für ungewöhnliche Gerichte mit brasilianischen Zutaten: Krebse mit Gnocchi an Tomatensoße und selten angebotene Fleischsorten wie Krokodil und Wasserschwein bereichern die Auswahl Setor de Mansões do Lago Norte (SMLN), ML, Trecho 12, Conjunto 1, Lote 7, Tel. (61) 33803239, www.patuanu.com.br Nationalpark Der Parque de Água Mineral wird von den Einwohnern Brasílias vor allem wegen seiner mit kühlem Quellwasser gefüllten Schwimmbecken geschätzt. Er ist tägl. 8–16.30 Uhr geöffnet und liegt an der Fernstraße Epia (BR-040) in Richtung Granja do Torto, zehn Kilometer vor der Stadt. Tel. (061) 3233-4553.

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RESIDENZSTADT VOM REISSBRETT Als Metropole der Zukunft wurde 1960 vom damaligen Präsidenten Juscelino Kubitschek eingeweiht. Jedes Detail der fortschrittlichen Hauptstadt war genau geplant, nichts sollte dem Zufall überlassen bleiben. Brasiliens neue Kapitale sollte das „alte” Rio ablösen und Entwicklungsoptimismus und Fortschrittsglauben widerspiegeln. Vielen Menschen vermittelt das vom legendären Urbanisten Lúcio Costa an seinem Reißbrett in Rio de Janeiro ersonnene Stadtraumkonzept „Plano Piloto” durch seine monumentalen Verkehrsachsen den Eindruck eines Flugzeugs mit gepfeilten Flügeln – gleichgültig, ob sie die Struktur der Kapitale aus der Vogelperspektive oder einfach nur auf einem Stadtplan betrachten. Doch der Schein trügt: „Unsinn”, widersprach Lúcio Costa in seinem letzten Interview am 6. Oktober 1997 dieser weit verbreiteten Ansicht. „Das ist doch lächerlich”, fuhr er energisch fort, „wer gerne ein Kreuz erkennen möchte, wird ein Kreuz sehen, oder eine Libelle, ein Raumschiff oder Pfeil und Bogen. Jeder sieht, was er gerne sehen möchte.” Er selbst nannte zwei Linien, die sich kreuzen, die „einfachste Form der Besitznahme”. Entstanden ist das autogerechte Brasília exakt an der Stelle, die in der brasilianischen Verfassung aus dem Jahr 1823 bereits beschrieben wird und die der Salesianer-Pater Dom Bosco in Turin nach einem Traum am 30. August 1883 schriftlich festhielt. Nach seiner Vision sollte mitten in Südamerika, an einem See, eine neue, strahlend schöne Stadt entstehen und mit ihr eine bessere, humanere Kultur, in der Milch und Honig fließen. Zu Ehren Dom Boscos wurde bereits 1956 ein dreieckiges Kapellchen errichtet – exakt auf dem 15. Breitengrad. Von dort blickt die Statue des von der katholischen Kirche hoch verehrten Salesianers heute tatsächlich über Brasílias – künstlich angelegten – See, den „Lago da Paranoá” und auf den von Oscar Niemeyer gestalteten Präsidentenwohnsitz „Palácio da Alvorada” (Palast der Morgendämmerung). Ein Stück gebaute Eleganz. Auch die meisten anderen Sehenswürdigkeiten Brasílias entstanden nach Plänen Niemeyers. Kein anderer Architekt hat je einer ganzen Hauptstadt so deutlich seinen Stempel aufgedrückt, keiner – außer Niemeyer – durfte seiner Fantasie und seinem expressiven Stil so unbeschränkt und nachhaltig freien Lauf lassen. Die gerne mit Assoziationen spielende bildhafte Symbolik seiner Architektur hat die UNESCO schon 1987 zum Weltkulturerbe erklärt. Der Zahn der Zeit scheint seinen Bauten nichts anhaben zu können. Sie tragen noch immer das strahlende Weiß und die schwebende Immaterialität, die sie bereits vor 55 Jahren zu Meilensteinen der Moderne gemacht haben: Der Regierungspalast „Palácio do Planalto” am Platz der drei Gewalten („Praça dos Três Poderes”) scheint in Beton gegossene Schwerelosigkeit – mit Säulen, die an die vom Wind geblähten Dreieckssegel der Jangadas des brasilianischen Nordostens erinnern. Darüber der stets blaue Himmel der noch immer weitgehend industriefreien Hochebene „Planalto Central”. Schließlich zieht im Foyer des Außenministeriums („Palácio do Itamarati”) eine zeitlos schöne Freitreppe die Blicke auf sich, die schlichtweg alle Gesetze der Statik zu sprengen scheint.


© Robin Daniel Frommer

BRASILIEN 2015 | Westen

DER WESTEN

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rei grundlegend verschiedene Landschaftsräume teilen sich den Westen Brasiliens: Die südlichen Ausläufer des Amazonaswaldes, die Savannen des Cerrado und das Schwemmland des Pantanal, das wegen seines außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenreichtums von der UNESCO als Weltnaturerbe geschützt wird.

MATO GROSSO SAVANNE, SUMPF UND REGENWALD Cuiabá, die Hauptstadt von Mato Grosso, wird auch das „Tor zum Pantanal” genannt. Als größtes Binnen-Feuchtgebiet der Erde ist das Pantanal auch das Aushängeschild des modernen Ballungszentrums mit gut 551.000 Einwohnern. Artenvielfalt und Wilddichte des amphibischen Paradieses sprengen so gut wie jede mitgebrachte Vorstellung: Wer könnte sich das friedlich-träge und scharenweise Nebeneinander von Brillenkaiman, Storch und Wasserschwein fern des Pantanal auch nur annähernd ausmalen, wenn er es nicht bereits hier – mit eigenen Augen – erlebt hat?

© Robin Daniel Frommer

VON ROBIN DANIEL FROMMERI

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Cuiabá ist darüber hinaus der Ausgangspunkt für alle Reisen zum stadtnahen Nationalpark „Chapada dos Guimarães” und zu den südlichen Amazonaswäldern. Noch eine weitere Richtigstellung zur Hauptstadt von Mato Grosso: In den modernen Hospitälern von Cuiabá werden auch Malariakranke aus der Amazonasregion behandelt; was zwangsläufig in den lokalen Statistiken festgehalten wird. Doch die trockene Chapada dos Guimarães und die Schwemmlandebene des Pantanal gelten als malariafreie Gebiete – sogar während der saisonalen Überflutung zwischen Januar und März, bei der vier Fünftel seiner (Rumänien entsprechenden) Fläche mit erprobter Gelassenheit „Land unter” gehen. Felsformationen mit Fernsicht Auf der „Rodovia Emanoel Pinheiro”, der gut ausgebauten Fernstraße zur 33.000 Hektar großen Chapada dos Guimarães, ist die in Cuiabá festsitzende Hitze rasch vergessen. Das Asphaltband zieht sich schnurgerade in Richtung Norden – hügelauf und ab – durch eine streckenweise zersiedelte Buschlandschaft. Der Übergang in das teils bizarr zerklüftete Bergland des Nationalparks vollzieht sich abrupt. Die von Wind und Wetter gemeißelten Felsformationen der Chapada überragen das Blattgrün der Baumwipfel in rostrotem Kontrast. Jähe Schluchten, gezackte Berge, Höhlen samt Felszeichnungen, Flüsse und Wasserfälle bestimmen das Bild dieser beeindruckenden Landschaft am Rand

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Westen | BRASILIEN 2015

GOIÁS nimmt mit 340.087 km² fast die Größe Deutschlands ein und umschließt den im April 1960 aus seinem Territorium herausgetrennten Bundesdistrikt mit der Retortenresidenz Brasília fast vollständig. Der Staat zählt nur wenig mehr als 6 Mio. Einwohner – mehr als ein Fünftel der Bevölkerung lebt in der aufstrebenden Provinzhauptstadt Goiânia. Zu den touristischen Attraktionen dieses Bundesstaats zählen die österliche Fackelprozession „Procissão do Fogeréu im Städtchen Goiás und die Reiterspiele „Cavalhada” in Pirenópolis. Sehenswert sind auch die beiden Nationalparks „Emas”, im Südwesten des Staats gelegen, und „Chapada dos Veadeiros” im Norden, der Grenze zu Tocantins. MATO GROSSO DO SUL besteht zu nahezu einem Drittel aus dem südlichen Teil des saisonal überfluteten Sumpflandes „Pantanal”. Sowohl die Grenzstadt Corumbá (104.000 Einw.) als auch die Provinzhauptstadt Campo Grande (787.000 Einw.) sind Ziel brasilianischer Inlandsflüge und damit Ausgangspunkte für Exkursionen ins südliche Pantanal. Seen und kristallklare, fischreiche Flüsse in der Umgebung der Kleinstadt Bonito sind inzwischen die Hauptattraktion für Naturtouristen. Ein auf das Wochenende beschränktes Vergnügen ist die Eisenbahnfahrt mit dem „Trem do Pantanal”. Der Zug startet samstags (8 Uhr) nahe Campo Grande und tritt sonntags (8.30 Uhr) die Rückfahrt von Miranda aus an.

einer steilen, bis zu 350 Meter hohen Bruchkante. Das angenehme Klima des Nationalparks Chapada dos Guimarães genießen an den Wochenenden viele Familien aus der nur 70 Kilometer entfernten Hauptstadt. Manche bevorzugen das Naherholungsgebiet „Salgadeiro” wegen seiner Badeplätze in kühlen Flüssen und Bächen. Andere statten dem fast marktschreierisch beschilderten Aussichtspunkt „Mirante do Centro Geodésico” (dem geodätischen Mittelpunkt Südamerikas) einen Besuch ab – oder der „Cidade de Pedra”, der „Stadt aus Stein”. Auf beiden Seiten der unbefestigten Piste zu dieser spektakulären Tafelberglandschaft halten Kanincheneulen erhabene Ausguckposten besetzt. Ihren Augen entgeht nichts – gelegentlich windet sich eine Jibóia (Boa Constrictor) geräuschlos über den schmalen Weg. Ein anderer Aussichtspunkt, der „Mirador dos Ventos”, lockt viele Ausflügler mit grandioser Fernsicht, einer Besucherterrasse und einem rustikalen Restaurant – während die Wanderung zu den kleineren Wasserfällen wie Andorinha, Degrau oder Prainha eher den Individualisten vorbehalten scheint. Beim Wahrzeichen der Chapada dos Guimarães, dem mit etwas Fantasie tatsächlich an einen Brautschleier erinnernden und 86 Meter in die Tiefe stürzenden Wasserfall „Véu de Noiva”, treffen alle Parkbesucher früher oder später wieder zusammen. Schnupperkurs in Südamazonien Cuiabá und das Amazonasstädtchen São José do Rio Claro trennen ungefähr 370 Kilometer – oder eine echte Tagesreise durch weiträumige Soja-Anbauflächen, auf den von einer Armada aus Sattelzügen stark befahrenen Fernstraßen BR-364 und MT-010. Der Lohn am Ziel der Fahrt? Den hält der vor der Motorsäge bewahrte Wald, beispielsweise rings um die Hotel-Pousada „Jardim d’Amazonia” in vielfältigem tropischem Überfluss bereit. Schon der Willkommensgruß der Natur brennt sich ins Gedächtnis: Wie ein für die Gäste ausgerollter roter Teppich wirken die herabgefallenen Blüten der Piquea-Bäume auf den Waldpfaden! Sie machen Ende Oktober auch am Boden deutlich, welch üppige Blütenpracht die Kronen dieses Galeriewaldes am Rio Claro 25 Meter weiter oben zur Sonne recken. Und es wird nachvollziehbar, weshalb manche Tiere die Beletage des Regenwaldes so gut wie nie verlassen. Unten sprießen blasse Pilzkolonien aus feuchtem Moos und morschem Holz. Der Waldweg gibt bei jedem Schritt sanft nach. Verflochtene Lianen hängen aus den Schatten spendenden Wipfeln herab, als wollten sie ihren Namen „Affenleitern” mit optischem Nachdruck unterstreichen. Ein Gummibaum weist die spitz nach unten aufeinander zulaufenden Schnitte auf, die von Menschen in seine Rinde geritzt wurden, um seine zähflüssige weiße Latexmilch anzuzapfen. Wo einzelne Lichtstrahlen schräg in den Wald dringen, glänzen zwischen manchen Zweigen helle Wassertropfen in weit gespannten Spinnweben. Lautlos transportieren ganze Regimenter von Blattschneideameisen Laubschnipsel und andere Beute in ihren Bau. Laut und spektakulär wird es nahe von São José allerdings kurz vor Einbruch der Dunkelheit: An der Arara-Lagune treffen ganze Scharen von Papageien ein. Nach ein paar Überflügen in Formation beziehen sie mit selbstbewusstem Gekrächze ihre offenkundig sicheren Schlafbäume, die mitten aus dem kleinen See ragen. Schwarz, fast tintig, wirkt sein Wasser, als sich die Sonne glutrot verabschiedet und Frösche und Zikaden hoch und hell in den knatternden Chor einstimmen.

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BACANA TOURS Karin Fricke UG, Berlin


NOCHMAL NACHGEFRAGT Es wird besonders den Tourismus aus Deutschland langfristig fördern. Als weiterer positiver Effekt kommt hinzu, dass die brasilianischen Tour-Operator nicht maßlos an der Preisschraube nach oben gedreht haben.

Die Trendvorhersagen, Einschätzungen und Tipps von Dieter Ruppert sind im Brasilien Magazin bereits beste Tradition – zumal der erfahrene Landeskenner und langjährige Reiseveranstalter (www.ruppertbrasil.de) nie um einen Rat zur Destination verlegen ist und schlüssige Antworten auf komplexe Fragen gibt. Im Vorjahr stand Brasilien ganz im Zeichen der Fußball-WM. Wie haben sich die Preise innerhalb des Landes nach dem Sport-Event entwickelt? Dieter Ruppert: Das Event Fußball-WM betrachte ich für Brasilien als erfolgreich.

Wie wirkt sich aber der aktuelle Höhenflug des amerikanischen Dollars nach Ihrer Kenntnis aus? Dieter Ruppert: Tatsächlich macht der immer teurer werdende Dollar allen Beteiligten zu schaffen. Reiseveranstalter können nur versuchen mit ihrer Hausbank so viele Devisenterminkäufe wie möglich vorzunehmen. Welche Strategien sollten europäische Reiseveranstalter daraus für sich ableiten? Dieter Ruppert: Leider sind auch hier die Möglichkeiten begrenzt. Jedenfalls rechnen wir in der nächsten Zeit wegen des teureren Dollars mit steigenden Preisen.

und zielgerecht bei gutverdienenden und/ oder vermögenden Endkunden zu platzieren. Zu welchen Destinationen innerhalb Brasiliens würden Sie europäischen Brasilienbesuchern 2015 raten? Dieter Ruppert: Nach wie vor zählen gerade die „klassischen” Ziele wie Rio, die IguaçuWasserfälle, der Amazonas und Salvador zu den Rennern. Zu Brasiliens „Klassikern” zählt inzwischen auch das Pantanal. Als „Geheimtipp” lohnt sich der einzigartige Küstenabschnitt der Lençóis Maranhenses immer mehr. Wer hingegen an der urbanen Entwicklung globaler Mega-Cities interessiert ist, sollte sich fraglos São Paulo anschauen und als Ergänzung beispielsweise eine Küstentour bis Rio dranhängen – natürlich mit Abstechern zu den vorgelagerten Inseln wie Ilhabela oder Ilha Grande oder zu historischen Hafenstädten wie Parati.

Was könnte die brasilianische Fremdenverkehrsbehörde Embratur im Hinblick auf die Breitenwerbung besser machen? Dieter Ruppert: Embratur sollte eine Strategie entwickeln, die Werbung für Brasilien wirksam

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Brasília und der Westen Lorem ipsum dolor | BRASILIEN 2015

„Saisonale Regenfälle bedeuten entlang der Transpantaneira keine wesentlichen Einschränkungen, da wir immer Geländefahrzeuge einsetzen.” André von Thuronyi, Pantanal Explorer

Spektakuläre Tierwelt Doch dieses vielstimmige Konzert an der Arara-Lagune ist nur Ouvertüre. Südlich von Cuiabá, im Pantanal, wird das tägliche Naturschauspiel endgültig zum ganz großen Kino. Schon früh am Morgen, ab sechs Uhr, schnarren, zirpen und flöten zahllose Vögel. Irgendwo werden Brüllaffen auf ihren Schlafbäumen wach – und geben das auch lautstark kund. Ein Schwarm grüner Zwergpapageien dezimiert munter krächzend die hellroten Früchte eines Laubbaums. Alleine aus den nächstgelegenen Wasserläufen lugen tausend Kaimane, andere nehmen an den Rändern bereits ein Schlamm- und Sonnenbad. Zwischen ihnen stelzen Sichler, Reiher und große Soldatenvögel. Selbst struppige „Capivaras” (Wasserschweine) zieht es ungeachtet der Nachbarn ans Wasser. In manchen hohen Laubbäumen mit dicken Stämmen brüten königsblaue Hyazintharas. Sie spähen misstrauisch und bisweilen paarweise schimpfend aus ihren Baumhöhlen oder fliegen überraschende Scheinangriffe, um missliebige Störer von ihrem Gelege abzulenken. Gürteltiere, Riesenotter, Ameisenbären, Anakondas und Fischbussarde scheinen eher Einzelgänger zu sein. Jaguare verlassen ihre Jagdreviere im Wald nur während der regenfreien Monate zwischen Juli und September. Mit etwas Glück zeigen sie sich in dieser Jahreszeit an den Wasserläufen.

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Ganzjähriges Pantanal-Erlebnis Die 149 Kilometer lange Dammpiste „Transpantaneira” stellt ganzjährig die Zufahrt ins nördliche Pantanal sicher. Sie führt von der Kleinstadt Poconé bis zum Flusshafen Porto Jofre am Rio Cuiabá. Entlang dieser ungeteerten Stichstraße haben sich einige der Rinderfarmen (Fazendas) ganz oder teilweise auf sanften Natur-Tourismus und internationale Gäste eingestellt. Unter deutscher oder deutschsprachiger Leitung stehen die Araras Eco Lodge bei Kilometer 32 und die Pousada Estância Vitória bei Kilometer 38. Beide haben eigene Aussichtstürme, auf denen man die in den Baumkronen lebenden Affen und Vögel bequem von ganz oben beobachten kann. Außerdem übernimmt ihr zuvorkommendes Personal die Rundumversorgung der Gäste – vom Flughafen-Transfer, über die geführten Exkursionen mitten in die überbordende Tierwelt des Pantanal bis hin zur exzellenten regionalen Küche.


BRASILIEN 2015 | Westen

INFO

© André von Thuronyi

Als Folge der in den letzten Jahren weniger ergiebigen Regenfälle ist bei einigen regionalen Verantwortlichen die Idee gereift, die althergebrachte Einteilung in Trocken- und Regenzeit durch ein vierteiliges Schema zu ersetzen, die mit den dann jeweils im Pantanal vorherrschenden Farben korrespondiert und die unterschiedlichen Jahreszeiten beschreibt: BLAU kennzeichnet somit das Quartal von Januar bis März, in dem die Niederungen des Pantanal von 20 bis 40 Zentimeter tiefem Wasser bedeckt sind. Nur in diesen Monaten wird nachvollziehbar, weshalb die ursprüngliche Bezeichnung für das Pantanal – „Mar dos Xaraés” – den Begriff Meer im Namen führt. Fische vermehren sich jetzt explosionsartig. Einheimische Angler nutzen in dieser Jahreszeit Boote und auf der „Transpantaneira” Geländefahrzeuge – nur bei Fernreisenden schlummert diese entspannte Jahreszeit noch den Dornröschenschlaf eines sogenannten „Geheimtipps”. GELB ist die vorherrschende Farbe der Zeit zwischen April und Juni: Die Niederungen trocknen zusehends, zahlreiche Pflanzen blühen. Jetzt gibt es besonders viele Früchte – und kecke Vögel, die sich davon ernähren. Der Himmel über dem Pantanal ist nun besonders klar und wird nachts zum funkelnden Sternenmeer. BRAUN charakterisiert das Landschaftsbild während der Monate Juli bis September. Das verbliebene Wasser sammelt sich in letzten Lagunen und wird von den Tieren geradezu belagert. Die Ebenen des Pantanal verwandeln sich in weite, trockene Savannen. GRÜN bestimmt die Zeit von Oktober bis Dezember. Erste Niederschläge überpinseln die Ebenen hellgrün und filtern den Himmel staub- und rauchfrei. Blumen und fröhliche Betriebsamkeit bestimmen jetzt die Region; Schwärme von Zugvögeln wie Schwalben („Andorinhas”) kehren in den Pantanal zurück. ///

Flughafen Der internationale Airport Marechal Rondon liegt in Cuiabás Zwillingsstadt Várzea Grande und ist das Gateway zum nördlichen Pantanal. Jets der brasilianischen Airline TAM verbinden ihn als Umsteigeverbindung u.a. mit Frankfurt. Pousadas Araras Eco Lodge, Transpantaneira, km 32, Poconé, Inhaber: André von Thuronyi; die Gäste der Lodge haben die Wahl zwischen geführten Reit-, Kanu- oder Trekkingtouren, u.a. nisten Hyazintharas vor der Unterkunft. Besucher können außerdem die Arbeit auf der Rinder-Fazenda aus nächster Nähe beobachten. 19 Apartements, Handy (065) 9983-8633, Tel. (065) 3682-2800 (Stadtbüro „Pantanal Explorer”, in Cuiabá), www.araraslodge.com.br Pousada Estância Vitória, Transpantaneira, km 38, Poconé, Inhaber: Rita de Cacia da Silva Stysch und Günter Stysch, Gästen ihrer Lodge stehen ein- und mehrtägige Touren offen, u.a. auch zur Vogelbeobachtung. 11 Zimmer und 5 Chalets mit Blick auf einen kleinen See. Handy (065) 9968-6037, Tel. (065) 3345-1992 (Stadtbüro „Pantanal/Amazon-Tours” in der Av. Dom Aquino 103 Poconé), www.pantanal.ch und www.pantanal.de Rundreisen Der Münchner Spezialveranstalter Ruppert Brasil bietet mehrere Reisen ab Cuiabá an, die zu zwei oder drei Ökosystemen in Mato Grosso führen: ganzjährig die fünftägige Pantanal-Chapada-Tour (ab € 1.345,-) und die zehntägige Mato Grosso Rundreise (ideal Mai bis September, ab € 3.845,-), Preise auf Anfrage, weitere Infos: www.ruppertbrasil.de

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Süden | BRASILIEN 2015

©_Leonid-Streliaev / PPIRS

DER SÜDEN

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ie drei Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Paraná liegen im subtropischen Süden Brasiliens. Sie unterscheiden sich von allen anderen Regionen des Landes klimatisch, landschaftlich und durch die Wurzeln ihrer Bevölkerung. In Paraná haben Einwanderer aus Polen und aus der Ukraine eigene Ortschaften besiedelt, Santa Catarina wurde besonders von deutschen und teils von österreichischen Immigranten geprägt – und im tiefsten Süden Brasiliens, Rio Grande do Sul, haben sich vor allem Siedler aus Deutschland, Italien und von den Azoren niedergelassen – entsprechend nachhaltig und vielfältig sind in den Südstaaten die Einflüsse aus Europa. TEXT: UWE WAGNERI

Rio Grande do sul Paranásʼ wichtigste touristische Highlights sind die Wasserfälle bei Foz do Iguaçu und die von der Hauptstadt Curitiba via Morretes nach Paranaguá an der Atlantikküste führende Stichstrecke des Serra Verde Express. Jährlich bis zu 150.000 Fahrgäste nutzen diese atemberaubend durch das Küstengebirge „Serra do Mar” trassierte Gleisverbindung. Santa Catarina besitzt, so stichelt ein Sprichwort, „was Paraná an Küste vorenthalten wurde”. Zumindest trifft zu, dass erstklassige Badestrände den Reiz Santa Catarinas ausmachen. Die Küste ist das eigentliche Juwel des – mit 95.442 km² kleinsten – brasilianischen Bundesstaats und das mehrwöchige Oktoberfest von Blumenau ist das zweitgrößte Event Brasiliens. Es wird nach Besucherzahlen nur vom Karneval in Rio übertroffen.

EIN KULINARISCHER STREIFZUG Sorry, liebe Vegetarier: Wer in Rio Grande do Sul nicht – wenigstens einmal – an einem waschechten Churrasco-Essen teilnimmt, hat das Beste schlicht verpasst! Und was der südlichste Bundesstaat Brasiliens außerdem an typischen Spezialitäten bereithält, sollte man sich ebenso wenig entgehen lassen. Jeder Teil von Rio Grande do Sul hat sein ganz eigenes kulinarisches Highlight – Grund genug, sich schnellstens auf einen ausgedehnten Streifzug zu den Küchen der Gaúchos, der Einwohner Rio Grande do Suls zu begeben. Aus Europa kommend, erreicht man die Hauptstadt Porto Alegre (zu Deutsch: „den fröhlichen Hafen”) am schnellsten mit dem TAP-Direktflug aus Lissabon. Durch die Zeitverschiebung trifft man am Spätnachmittag oder am frühen Abend ein und kann bereits jetzt die Spezialitäten der Region genießen: Einen ersten „Chimarrão” (Mate-Tee) oder gleich einen „Churrasco” – über Holzkohle gegrilltes, erstklassiges Rindfleisch, das direkt vom Spieß auf den Teller gesäbelt wird. Der von den Gaúchos erfundene „Churrasco” mag längst ganz Brasilien und weite Teile der Welt erobert haben, doch nirgendwo ist das Gegrillte so üppig, vielfältig, geschmackintensiv und so authentisch wie in Rio Grande do Suls Metropole Porto Alegre (1,4 Mio. Einwohner). „Churrascarias” (Barbecue-Restaurants) mit dem Namenszusatz „Espeto Corrido” (frei übersetzt: „Spieße am laufenden Band”) beschäftigen ein wieselflinkes Heer von Kellnern. So erhalten die Gäste kontinuierlich frisch gegrillten Nachschub, bis sie abwinken: Rindfleisch in den allerschönsten Variationen: „Picanha” (Tafelspitz), „Fraldinha Assada” (Bauchlappen) „Contra-Filé”, „Maminha” (aus dem sogenannten Bürgermeisterstück geschnitten), „Filé Mignon com Alho” (Filet mit Knoblauch) oder „Cupim” (aus dem Höcker der Zebu-Rinder). Öfters werden in den Churrascarias auch Hühnerherzen, Lamm, manchmal sogar Fisch und Schweinefleisch gegrillt. Gewiefte Churrasco-Esser verzichten ganz oder fast auf die Beilagen.

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Neben exzellenten Grillrestaurants hält Porto Alegre – schließlich kann man ja nicht ständig essen – natürlich auch urbane Highlights wie das Kulturzentrum „Gasômetro”, den grünen Farroupilha Park oder das Iberê Camargo Institut für Kunst bereit. Gesehen haben sollte man außerdem den neoklassizistischen „Mercado Público” (Zentralmarkt) an der immer quirligen Praça Quinze de Novembro – und den Hafen, idealerweise im Rahmen eines Törns. Unweit der Praça da Alfândega legen (Di – So) Ausflugsboote wie die „Cisne Branco” oder die kleinere „Travessia II” ab.


BRASILIEN 2015 | Süden

Die meisten Sehenswürdigkeiten und Leckereien vor den Toren Porto Alegres lassen sich am einfachsten mit einem Mietwagen erreichen, den man überall im Zentrum zu moderaten Preisen reservieren und buchen kann. Die Rezeptionisten der besseren Hotels helfen dabei. Direkt nach der Ankunft am Flughafen ein Auto anzumieten ist hingegen wegen des dort anfallenden Aufschlags allenfalls bedingt zu empfehlen. Um ein Leihfahrzeug zu mieten, sind Kreditkarte, Führerschein und Reisepass erforderlich. Sind alle Formalitäten erledigt, kann es losgehen. Itaimbezinho, Fortaleza und Malacara Wenig mehr als zwei Stunden – übrigens: auf exzellent ausgebauten Straßen – dauert die Fahrt zum absoluten Natur-Highlight Rio Grande do Suls: Zu den beeindruckenden Canyons des Nationalparks „Aparados da Serra”. Die bis zu 700 Meter tiefen Felsschluchten gibt es kein zweites Mal auf der Welt. Oben auf dem Hochplateau recken uralte Araukarien ihre Äste und Zweige himmelwärts – letzte Repräsentanten des fast verschwundenen Atlantischen Regenwalds – die den umliegenden „Campos de Cima da Serra” („Feldlandschaften über dem Gebirge”) ihre markanten Silhouetten leihen. Die Straßen, die den Nationalpark erschließen, entsprechen nicht immer – besser gesagt niemals – deutschem Niveau, sind aber gut genug, um langsam, aber sicher voran zu kommen. Die spektakulärsten Schluchten heißen Itaimbezinho, Fortaleza und Malacara und liegen eine gute halbe Stunde von Cambará do Sul, dem wirtschaftlichen Zentrum der Region, entfernt. Das lokale Essen ist einfach und preiswert; Unterkünfte sollten vorab reserviert werden. Gramado, Canela und Bento Gonçalves 150 Kilometer südlich des Naturschutzgebiets locken mit Gramado, Canela und Bento Gonçalves die meistbesuchten Gebirgsorte Brasiliens. Das gesamte Mittelgebirge – die „Serra Gaúcha” – wurde von deutschen und italienischen Einwanderern erschlossen, besiedelt und nachhaltig geprägt. Europäische Einflüsse prägen hier auch den Speiseplan: „Café Colonial” nennt sich der üppige Mix aus Brunch und Hausmannskost, der hier in Hotels und Gaststätten angeboten wird. Es kommt tatsächlich alles auf den Tisch, was Küche und Speisekammer hergeben: Viele Sorten Brot, Kuchen und Torten, dazu geräucherte Wurst, Käse, Süßigkeiten und würzige „Salgadinho”-Pastetchen, Crêpes mit allerlei Marmeladen und Waffeln mit Schokolade, Sahne oder Pudding. Soviel man essen kann. Und sobald man glaubt, jetzt geht nichts mehr, steuert eine meist wohlgenährte Dame lächelnd aus der Küche zum Buffet, legt weitere, zuvor noch nicht vertretene Leckereien nach – und stachelt so die Lust zum Probieren wieder neu an.

Porto Alegre Übernachten Plaza São Rafael, Traditionshotel im Zentrum Porto Alegres, www.plazahoteis.com.br Espeto Corrido (Rodízio): Galpão Crioulo, Rodízo und bunte Gaúcho-Folklore, im Parque Maurício Sirotsky Sobrinho, Tel. (051) 32268194, www.churrascariagalpaocrioulo.com.br CTG (Centro de Tradições Gaúchas), Restaurant, Museum, Shop und Bibliothek, Av. Ipiranga 5300, Santa Cecília, Tel. (51) 3336-0035 Speisen & Getränke Barranco, gilt als das beste Fleischrestaurant à la Carte, Av. Protásio Alves 1578, Stadtteil: Petropólis, tgl. 11– 02 Uhr geöffnet, Tel. 3331-6172, www.churrascariabarranco.com.br Hafenrundfahrten Cisne Branco, Tel. (051) 3224-5222 u. 9712-5672, www.barcocisnebranco.com.br Museum Fundação Iberê Camargo, Av. Padre Cacique 2000, Cristal, (Mo. geschl.), Camargos Werk wird in der spektakulären Architektur des Portugiesen Álvaro Siza präsentiert, www.iberecamargo.org.br Aparados da Serra & Cambará do Sul Übernachten Estalagem da Colina, Av. Getúlio Vargas 80, Tel. (54) 3251-1830 u. 3251-1746, einfache Chalets für max. 4 Personen und Restaurant, www.estalagemdacolina.com.br Parador Casa da Montanha, herrlich gelegen, Suiten und Chalets, Estrada do Faxinal, RS 429, Morro Agudo, Cambará Tel. (54) 3504-5302, www.paradorcasadamontanha.com.br Nationalpark Aparados da Serra (nur Mi – So. geöffnet), www.guiaaparadosdaserra.com.br Gramado & Canela Speisen & Getränke Café Colonial Torre, Av. das Hortênsias 2174, Centro, Gramado, (Mo. geschl.), Tel. (054) 3286-1921 u. 9607-0883, www.torrecafecolonial.com.br Gramado Café Colonial, tgl. 11-22 Uhr geöffnet, seit 21 Jahren von der gleichen Familie bewirtschaftet, Av. das Hortênsia, 1168, Tel. (54) 32822317, www.gramadocafecolonial.com.br Weitere Pousadas www.gramadocanela.com.br

© Embratur

Internationalen Ruf unter Cineasten genießt Gramado: Seit 42 Jahren werden auf dem Filmfestival von Gramado (www. festivaldegramado.net) Spielfilme und Dokumentationen aus Südamerika präsentiert – und von Kritikern und einer Publikumsjury beurteilt. Einige Meisterwerke wie beispielsweise „Central do Brasil” oder „Cidade de Deus” sind bei diesem im August stattfindenden Festival ausgezeichnet worden, bevor sie auf den Leinwänden der ganzen Welt gezeigt wurden.

INFO

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©_Leonid-Streliaev / PPIRS

Süden | BRASILIEN 2015

BrasilianischE Lebensmittel – online: Vicios Brasileiros ist ein im bayrischen Dorfen beheimateter Spezialitäten-Shop für brasilianische Getränke, Speisen und Kosmetika. Außerdem stellt der Online-Shop typisch brasilianische Rezepte auf seiner Website ins Netz und bietet seinen Kunden Probier- als auch Präsentkörbe online an. Weitere Infos: www.vicios-brasileiros.de Brasilianische Kultur in Deutschland BERLIN Musik, Tanz- und Kochkurse: Das interkulturelle Zentrum Forum Brasil an der Möckernstraße 72 in BerlinKreuzberg (Tel. 030 7809-6054) ist ein lebendiger Ort der Künste und der Bildung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das vielfältige Programm des Forum Brasil bietet beispielsweise Capoeira- und Sprachkurse, Debatten zum brasilianischen zeitgeschehen, Filmvorführungen, Gesundheitsberatung und Rituale des Candomblé. Weitere Infos: www.forum-brasil.de FRANKFURT Das Brasilianische Kulturzentrum in Frankfurt CCBF e.V. (Tel. 0611 - 61767) führt Veranstaltungen – zu brasilianischer Literatur, Kulinarik, Film und Musik (von klassischen Konzerten über einen eigenen Chor bis zur Música Popular Brasileira, MPB) – in wechselnden Locations im Raum Rhein-Main durch. Das CCBF (Centro Cultural Brasileiro em Frankfurt) nimmt ständig und gerne neue Mitglieder auf, die auf Wunsch zu allen CCBF-Veranstaltungen preisgünstige Tickets erhalten können. Weitere Infos: www.ccbf.info

INFO Bento Gonçalves Dampfeisenbahn Maria Fumaca, Estação Ferroviária, Rua Duque de Caxias, Cidade Alta, (Mi u. Sa, Abfahrt in B. Gonçalves um 9 u. 14 Uhr; Tel. (054) 3455-2788, www.giordaniturismo.com.br Torres Übernachten Dunas Praia Hotel, Rua Marechal Deodoro 48, Praia Grande, nah am Strand, Tel. (051) 3664-1011, www.dunashoteis.com.br Pelotas Übernachten Hotel Alles Blau, Rua Sete de Setembro 354 Pelotas, Tel. (053) 3222-2223, Mittelklasse, mit Restaurant, www.hotelallesblau.com.br Süßwarenmesse www.fenadoce.com.br

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Was liegt näher, als zu gutem Essen oder zu einem faszinierenden Film einen erstklassigen Tropfen aus brasilianischem Weinbau zu trinken? Das ab 1875 von Einwanderern aus Venetien, Trient und aus der Lombardei gegründete Städtchen Bento Gonçalves (112.000 Einwohner) ist das Tor zum „Vale dos Vinhedos” (Tal des Weins) und das Zentrum der südbrasilianischen Winzer. Hier und in 27 umliegenden Kleinstädten laden zahlreiche Weingüter und Kellereien („Adegas”) zur Degustation ihrer Jahrgansweine. Es liegt nahe, dazu das in der Region angebotene, meist typisch norditalienische Essen zu genießen: „Galeto” (gegrilltes Geflügel), „Polenta” (Maisbrei) und „Macarronadas” (Nudelaufläufe). Wein und Industrie verdanken die Einwohner von Bento Goncalves und der gleichermaßen zu Wohlstand gelangten Weinregion von Rio Grande do Sul eine hohe Lebensqualität und allenthalben sichtbare wirtschaftliche Kraft. Seit 1967 wird das einmal im Jahr – in der zweiten Juli-Hälfte – mit dem weithin populären Weinfest „Festa Nacional do Vinho” ausgiebig gefeiert. Wein, Käse und Volldampf Nicht nur für Familien mit Kindern bietet es sich in Bento Gonçalves an, den Mietwagen ein paar Stunden abzustellen und auf die „Maria Fumaça” (Dampfeisenbahn, wörtlich: die „rauchende Maria”) umzusteigen. Die historische Zuggarnitur des „Trem do Vinho” (auch: „Trem da Uva”) stammt aus den 30er und 50er Jahren und wird meist von einer 1941 in der Industriestadt Schenectady bei New York gebauten und gelungen restaurierten Schlepptenderlok „Nr. 156” amerikanischer Mikado-Bauart (mit vier Antriebsachsen) gezogen. Das imposante Züglein rattert ganzjährig (mittwochs und samstags) über die 23 Gleiskilometer der Schmalspurstrecke nach Garibaldi und Carlos Barbosa. Den Fahrgästen wird einiges geboten – kulinarisch wie musikalisch: Wein, Fruchtsäfte und Käse wird zur Degustation gereicht, ein Chor singt neapolitanische Lieder und ein Trio spielt zum Tanz lebensfrohe Tarantelas. Um die „Maria Fumaça” zu schonen, werden für den ansteigenden Rückweg häufig Busse eingesetzt. Torres und Pelotas Abschließen lässt sich die kulinarische Rundreise durch Rio Grande do Sul an den 30 Kilometer langen Stränden von Torres, dem bekanntesten Atlantikbad des Bundesstaats. Die markanten Felsformationen von Torres – Farol, Meio, Guarita und Sul – zählen zu den meistfotografierten Motiven Südbrasiliens. Natürlich werden hier fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte in allen nur denkbaren Variationen zubereitet. Unbedingt probieren sollte man hier eine „Casquinha de Siri” („Krebsfleisch in der Schale”), um sich dann eine „Seqüência de Camarão” („Garnelen in Reihenfolge”) zu gönnen. Übrigens: In der Hochsaison, zwischen Dezember und Karneval, lockt in Torres außerdem ein erstaunlich vielfältiges Nachtleben. Ihnen steht der Sinn eher nach einem außergewöhnlichen Nachtisch? Kein Problem – Süßigkeiten stehen überall in Rio Grande do Sul hoch im Kurs. Diese Spezialitäten sollten Sie unbedingt probieren: „Olho de Sogra” (das „Auge der Schwiegermutter”, eine Teigtasche mit Pflaumen), „Doces Cristalizados” (eine Art kandierte Früchte), „Queijadinha” (mit Parmesan) oder ein „Beijinho de Coco” („Kokos-Küsschen”). Die neusten Trends zu diesen Leckereien werden alljährlich (Ende Mai bis Mitte Juni) auf der Back- und Süßwarenmesse „Fenadoce” in der 240 Kilometer südlich von Porto Alegre an der Seenplatte „Lagoa dos Patos” gelegenen Großstadt Pelotas (310.000 Einwohner) präsentiert. Bleibt nur noch nachzutragen, dass Sie die zugelegten Pfunde in Rio Grande do Sul natürlich auch wieder loswerden können: Beispielsweise beim Rafting, Klettern oder Abseilen (www.centralsulraft.com.br) in Três Coroas, unweit Gramado, beim Surfen und Schwimmen in Torres oder beim mehrtägigen Wanderreiten auf zuverlässigen und gehorsamen „Criollos”, den traditionellen Pferden der Gaúchos, im Nationalpark Aparados da Serra (www.reit-safari.de). Interessierte Reiter sollten allerdings erfahren und in jeder Gangart sicher sein und weniger als 100 Kilogramm wiegen. Die einheimischen Führer reichen morgens einen „Chimarrão”, den heißen Mate-Tee, den Sie ja schon aus Porto Alegre kennen. ///


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Reise Know-how von A–Z | BRASILIEN 2014

Allgemeines Nach Fläche (8,5 Mio. km²) und Einwohnern (195 Mio.) ist Brasilien der fünftgrößte Staat der Erde. Das Land reicht von 5° nördlicher Breite an der von Dschungel bewachsenen Grenze zu Venezuela bis auf 33° südlicher Breite an seiner subtropischen Spitze und zum Nachbarstaat Uruguay. Die territoriale Ausdehnung Brasiliens übertrifft selbst die Fläche Australiens (7,7 km²) bei weitem. Daher gilt es bei Reisen innerhalb Brasiliens oft, kontinentale Distanzen zu überbrücken. Zur Veranschaulichung: Die Entfernung zwischen Belém im Norden und Porto Alegre im Süden Brasiliens entspricht, übertragen auf Europa, in etwa der Strecke zwischen Spitzbergen und Palermo. Gut 93 Prozent des brasilianischen Territoriums liegen auf der südlichen Erdhalbkugel, daher sind die Jahreszeiten gegenüber unserer (nördlichen) Hemisphäre vertauscht. Der brasilianische Hochsommer fällt in den Zeitraum Dezember bis Anfang März. Ausrüstung und Kleidung Sonnenschutz (mit hohem Lichtschutzfaktor), eine Kopfbedeckung und atmungsaktive Oberbekleidung sind immer empfehlenswert. Moskitonetze sind hingegen nur in der Weite des dünn besiedelten Hinterlands notwendig – nicht an der Küste und in den Metropolen. Brasilien mag zwar leger sein, doch kurze Hosen, Strandkleidung und Sandalen sind in der Innenstadt, in Museen, Behörden und in Kirchen tabu. Und bei einem Besuch des Südens im brasilianischen Winter (Juni bis Sept.) heißt es – immer: Pullover einpacken! Die brasilianische Bademode wird bisweilen das „moralische Minimum” genannt, doch FKK ist an den meisten Stränden nicht erlaubt und wird bestraft. Diplomatische Vertretungen Deutschland Embaixada da Alemanha – Brasília SES - Avenida das Nações, Quadra 807, Lote 25, 70415-900 Brasília, DF Tel.: 0055 (0)61 3442-7000 und 3443-7036 (Rechts- und Konsularangelegenh.) Fax: 0055 (0)61 3443-7508 E-Mail: info@bras.diplo.de Besuchsverkehr: Mo bis Fr 10 –12 Uhr www.brasilia.diplo.de Österreich Embaixada da República da Áustria – Brasília SES - Avenida das Nações, Quadra 811, Lote 40, 70426-900 Brasília, DF Tel.: 0055 (0)61 3443-3111, 3443-3373 und 3443-3231 Fax: 0055 (0)61 3443-5233, E-Mail: brasilia-ob@bmeia.gv.at Besuchsverkehr: Mo bis Fr 9 –13 Uhr www.bmeia.gv.at/botschaft/brasilia.html Schweiz Embaixada da República Federal da Suíça – Brasília SES - Avenida das Nações, Quadra 811, Lote 41, 70448-900 Brasília, DF Tel.: 0055 (0)61 3443-5500, 3443-3922, 3443-3934 und 3443-3969 Fax: 0055 (0)61 3443-5711 E-Mail: vertretung@bra.rep.admin.ch Besuchsverkehr: Mo bis Do 9 –11.30 Uhr und Fr 7.30 –12.30 Uhr www.dfae.admin.ch/brasilia

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Einreise + Dokumente Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen für einen Ferienaufenthalt von max. 90 Tagen kein

Visum; zur Einreise genügt ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepass. Außerdem erhält man vor der Einreise, noch im Flugzeug, zwei unterschiedliche Formulare: ein „Cartão de Entrada / Saída” genanntes Ein- und Ausreiseformular, das ausgefüllt bei der Grenzkontrolle vorgelegt werden muss, sowie die „Accompanied Baggage Declaration”, ein Vordruck, auf dem eingeführte Gegenstände mit einem Wert von mehr als 3.000 US-Dollar sowie eventuell mitgeführte Tiere, Pflanzen und deren Samen aufgelistet werden müssen. Kinder und Minderjährige, die nicht in Begleitung ihrer Eltern nach Brasilien reisen, benötigen immer die beglaubigte Einverständniserklärung beider Erziehungsberechtigten zur aktuellen Reise. Spezifische Auskünfte, darunter auch eine Liste der Notare im jeweiligen Konsulatsbezirk, sind bei den brasilianischen Botschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich. Die amtliche Legalisierung von Reisegenehmigungen für Minderjährige ist – seitens der brasilianischen Konsulate – kostenlos. Gesundheitsvorsorge Entlang der Küste Brasiliens sind keine besonderen Impfungen notwendig. Aber in den nord- und westbrasilianischen Bundesstaaten Amazonien, Amapá, Acre, Maranhão, Rondônia, Tocantins, Pará und in Piauí sind Gelbfieberimpfung, Malaria-Prophylaxe und tropentaugliche Kleidung wichtig. Grundsätzlich sollte man sich vor allen Reisen ins Landesinnere immer von einem Facharzt für Tropenkrankheiten bezüglich der Gesundheitsvorsorge beraten lassen. Bei Reisen an den Oberlauf des Amazonas und ins Grenzgebiet zu Peru oder Venezuela sind Fitness, Gelbfieberimpfung und eine MalariaProphylaxe unverzichtbar. Weitere Gesundheitstipps für Tropenreisen findet man im Internet unter: www.fit-for-travel.de oder www.travelsafe.ch Die Kosten für ärztliche Behandlungen und Krankenhausaufenthalte in Brasilien sind teilweise erheblich höher als in Deutschland. Sie werden von gesetzlichen Krankenversicherungen oft nicht oder nur unvollständig abgedeckt. Deshalb ist die Rücksprache mit der zuständigen Versicherung vor Reisebeginn bzw. der Abschluss einer Reisekrankenversicherung grundsätzlich immer zu empfehlen. Infoquellen zu Brasilien im Internet Brasilianische Botschaft, Berlin www.brasilianische-botschaft.de Brasilien Portal www.brasilien-portal.ch Brasilien Nachrichten www.brasiliennachrichten.de Deutsch-Brasilianische Gesellschaft www.topicos.de Embratur www.visitbrasil.com Institut für Brasilienkunde, Mettingen www.brasilienkunde.de Leihwagen und Straßenverkehr Alle namhaften Mietwagenunternehmen sind an den wichtigsten Flughäfen und in den Großstädten Brasiliens vertreten. Selbstverständlich kann man auch über den Reiseveranstalter einen Mietwagen ordern. Zur Übernahme des Leihfahrzeugs genügt in der Regel (statt Kaution) die Vorlage einer Kreditkarte und eines gültigen Führerscheins. One-Way-Tarife sind bei Mietwagen in Brasilien vergleichsweise teuer. Auf Brasiliens Straßen herrscht Rechtsverkehr. Sicherheitstipps Fotokopien der Reisedokumente reichen für die meisten Erledigungen in Brasilien; Fotokopien der eigenen Tickets sind bei deren Verlust von unschätzbarem Wert; beim Stadtbummel oder beim Sightseeing gehören größere Geldbeträge, Originaldokumente und alle Flugscheine in den HotelSafe. Vorbeugend empfiehlt es sich, eine Liste der wichtigsten Adressen (z.B. des Reisebüros) anzulegen, eine Kopie der Rechnung des Flugscheins im Reisegepäck mitzuführen und echten Schmuck sowie wertvolle Uhren am besten gar nicht mit auf die Reise zu nehmen. Brasilianer kleiden sich für gewöhnlich ganz leger – offensichtlich teure Garderobe kann daher Begehrlichkeiten wecken; Kameras und MP3-Player trägt man am besten nur in blickdichten Taschen und Viertel, die selbst Einheimische meiden, sollte man gar nicht erst betreten. Bei

einem Überfall: Ruhe bewahren und einen zu verschmerzenden Betrag griffbereit halten. Taxis / Rádio-Taxis In den meisten brasilianischen Innenstädten zirkuliert eine Armada von Taxis. Die Wagen sind je nach Bundesstaat in unterschiedlichen Farben lackiert und müssen die Fahrpreise – per Taxameter – nach gefahrenen Kilometern (in der brasilianischen Währung Real) berechnen. Mo-Fr wird tagsüber der einfache Tarif („Bandeira Um”) fällig – dann zeigt sich auf dem Taxameter die Ziffer 1. Der Tarif ab Flughäfen, an Wochenenden, Feiertagen oder während der Nacht („Bandeira Dois” = Ziffer 2) ist höher als der sonst übliche Tagestarif. Die Regelungen, ab welcher Uhrzeit (oder an welchen Tagen) der höhere Tarif zu verwenden ist, unterscheiden sich von Bundesstaat zu Bundesstaat. Rádio-Taxis haben den Ruf, besonders sicher zu sein. Sie fahren von den meisten Flughäfen zu festgeschriebenen Fahrpreisen in die Innenstädte; bezahlt wird am Verkaufsstand der Unternehmen (meist Taxi-Kooperativen) im Voraus, der Fahrer erhält nur einen Abschnitt der Quittung, ggf. mit dem darauf notierten Zielort. Will man mit einem RádioTaxi zum Flughafen zurück, so muss der Wagen telefonisch angefordert werden. Telefon Die Vorwahl für Gespräche nach Brasilien lautet 0055; von Brasilien nach Deutschland wählt man 002149, nach Österreich 002143 und in die Schweiz 002141, danach folgen Ortskennzahl (ohne die führende Null) und die individuelle Rufnummer des jeweils gewünschten Teilnehmers. Die zentrale Notrufnummer für alle deutschen Touristen im Ausland: 002149 30 5000-2000. (Bei Aussprache des Wortes „Notfall” wird der Anruf sofort an einen Mitarbeiter des Krisenreaktionszentrums verbunden.) Die österreichische Notrufnummer lautet: 002143 1 204-8800. Währung Die brasilianische Währung heißt Real. 1 EUR = 3,11 BRL 1 BRL = 0,32 EUR (Stand: 13.01.2015) Geld tauschen kann man in Wechselstuben und Banken mit dem Hinweis „Cambio”. Noch bequemer kommt man in den großen Städten an brasilianische Banknoten: Hier stehen Geldausgabeautomaten („ATMs”) zur Verfügung, die EC-Karten akzeptieren, sofern sie eines der beiden Logos „Maestro” oder „Cirrus” tragen. Zeit Aufgrund seiner kontinentalen Ausdehnung gibt es in Brasilien drei Zeitzonen – zählt man die Inselgruppe Fernando de Noronha mit, sind es sogar vier. Fernando de Noronha: MEZ minus 3 Std.; Norden, Nordosten, Südosten und Süden: MEZ minus 4 Std.; Amazonien, Mato Grosso und Mato Grosso do Sul: MEZ minus 5 Std., Acre und im äußersten Westen Amazoniens: MEZ minus 6 Std. Während der europäischen Sommerzeit vergrößern sich die genannten Zeitdifferenzen um jeweils eine weitere Stunde. Zollbestimmungen Die Gegenstände des persönlichen Bedarfs dürfen in angemessener Menge nach Brasilien eingeführt werden. Pro Person dürfen außerdem eine Foto- oder Videokamera und ein Notebook mit auf die Reise. Geschenke dürfen den Wert von 500 US-Dollar nicht übersteigen. Bei der Rückkehr aus Nicht-EU-Ländern dürfen zollfreie Güter im Wert von bis zu 430 Euro (Flug und Schiff) nach Deutschland eingeführt werden. Kinder unter 15 Jahren dürfen Mitbringsel im Wert von höchstens 175 Euro einführen. Auch bei der Rückreise aus Brasilien sind ggf. mitgeführte Barmittel über 9.999 Euro / 9.999 CHF (sowie gleichgestellte Zahlungsmittel wie Inhaberpapiere, Schecks oder Wechsel) meldepflichtig – in der EU und in der Schweiz. Bei Verdacht auf Geldwäsche und/oder Terrorismusfinanzierung können die Zollstellen auch Auskünfte verlangen, wenn der Betrag der (in- und ausländischen) Barmittel den oben genannten Schwellenwert nicht erreicht. © Copyrighti by Robin Daniel Frommer / 2015i


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