2 minute read

EINE BEREICHERUNG“

Uwe Becker, Bürgermeister, Stadtkämmerer und Kirchendezernent von Frankfurt am Main, setzt sich für jüdisches Leben und aktiv gegen Antisemitismus ein. Immer wieder ruft er die Stadtgesellschaft auf, sich gegen Diskriminierung stark zu machen.

„JÜDISCHES LEBEN IN UNSERER STADT IST EINE BEREICHERUNG“

Advertisement

Herr Becker, jüdisches Leben besitzt in Frankfurt am Main eine große und lange Tradition. Inwieweit haben Jüdinnen und Juden Frankfurt geprägt? Dort, wo die historischen Wurzeln Frankfurts in der Altstadt liegen, finden sich seit dem 12. Jahrhundert auch die ersten Spuren jüdischen Gemeindelebens. Viele der besonderen Eigenschaften Frankfurts als Kultur- und Wissenschaftsstadt bis hin zur Wirtschaftsmetropole sind mit dem Wirken großer jüdischer Persönlichkeiten in Geschichte und Gegenwart verbunden. Wichtige Institutionen wie die Goethe-Universität verdanken ihre Existenz diesem Engagement. Damit ist Frankfurt am Main auch die jüdischste Stadt in Deutschland, und jüdisches Leben ist ein fester Teil der Identität Frankfurts.

Sie setzen sich schon lange für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus ein und appellieren immer wieder, dass es nicht die Aufgabe der jüdischen Gemeinschaft ist, sich gegen Antisemitismus stark zu machen, sondern die der ganzen Gesellschaft. Warum ist Ihnen das eine Herzensangelegenheit? Man sollte meinen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Jüdische Bürgerinnen und Bürger haben über Jahrhunderte hinweg immer wieder um ihre Gesundheit und ihr Leben fürchten müssen. Pogrome in der Zeit der Kreuzzüge, während der schwarzen Pest oder im Zeitfenster des Fettmilchaufstandes zeugen schon vor dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte von der Diskriminierung und der Entrechtung, denen Frankfurts Jüdinnen und Juden immer wieder ausgesetzt waren. Die schreckliche Zäsur des Holocaust mit der Vertreibung und Ermordung tausender jüdischer Frankfurterinnen und Frankfurter hat in unserer Stadt gesellschaftlich tiefe Wunden geschlagen, deren Narben bis heute sichtbar sind. Trotzdem gibt es aktuell immer noch Diskriminierung und Rassismus, und es zeigt sich leider, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft wieder breiteren Raum einnimmt. Judenfeindliche Vorfälle bei Demonstrationen, auf dem Schulhof, auf dem Sportplatz und vor allem in den sozialen Medien verdeutlichen, dass wir gemeinsam Sorge für ein friedliches Miteinander tragen müssen. Alle Frankfurterinnen und Frankfurter können letztendlich dazu beitragen, wie unsere Stadt sich entwickelt und ob unser gesellschaftliches Miteinander zerstört wird oder trägt.

Warum ist es für ein gesellschaftliches Miteinander wichtig, jüdisches Leben in Frankfurt sichtbarer zu machen? Jüdisches Leben ist heute glücklicherweise wieder ein wichtiger und deutlich wahrnehmbarer Teil unserer Stadtgesellschaft. Ich möchte jüdisches Leben in unserer Stadt noch sichtbarer machen und einer breiten Öffentlichkeit die jüdische Seite Frankfurts näherbringen. So stärken wir gleichzeitig auch das gesellschaftliche Miteinander. Je mehr wir voneinander wissen und miteinander erleben, umso weniger haben Vorurteile Platz. Einen ersten Eindruck und Überblick gibt die Broschüre „Jüdisches Leben in Frankfurt“ in übersichtlicher Form. Ohne die jüdische Seite Frankfurts gäbe es unsere Stadt heute so, wie wir sie kennen und lieben, nämlich überhaupt nicht.

›› Die Broschüre kann unter buergermeister@ stadt-frankfurt.de kostenlos bezogen werden.