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DIE HOCHSCHULEN GEGEN CORONA

Wie das Virus Studierende und Forscher bewegt

DIE HOCHSCHULEN GEGEN CORONA

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Die Corona-Krise gilt als größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Aber sie hat auch positive Auswirkungen. Wissenschaftler und Studierende der Frankfurter Hochschulen packen an, starten Studien und entwickeln Lösungen. UniFRIZZ stellt sie euch vor.

›› Text: Daniela Halder-Ballasch

FRANKFURTER GLANZLICHT: FORSCHUNG VON PROF. DR. SANDRA CIESEK Was Prof. Christian Drosten für die Berliner Charité, ist Prof. Dr. Sandra Ciesek für die Goethe-Uni. Die hiesige Koryphäe ist nicht nur Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Uniklinikum Frankfurt, sondern auch Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Uni. Derzeit forscht sie verstärkt zu SARS-CoV-2 – und erhielt dafür im März von der Johanna-Quandt-Stiftung 250.000 Euro. Das hat sich gelohnt. Schon zwei Wochen später präsentierte die Frankfurter Fachfrau für Virologie gemeinsam mit anderen Forschern ein Verfahren zum Testen von SARS-CoV-2 Proben, das die Testkapazität von 40.000 Untersuchungen pro Tag auf 200.000 bis 400.000 erhöht. Doch damit nicht genug: Ciesek und ihr Team suchen außerdem nach Medikamenten und Impfstoffen gegen COVID-19, arbeiten an einer Studie zu Infektionen bei Kindern und überprüfen Antikörpertests auf ihre Wirksamkeit.

GELD-SEGEN: GOETHE-CORONA-FONDS BRINGT FORSCHUNG VORAN ›› goethe-corona-fonds.betterplace.org Mitte März wurde er ins Leben gerufen, Anfang Mai lag er bei 1,75 Millionen Euro: der Goethe-Corona-Fonds. Die Goethe-Uni hat den Spendenaufruf gestartet, um Geld für Forschung, Ausstattung und Versorgung rund um das Thema Corona zu sammeln. Die Mittel werden genutzt für die Forschung in der Frankfurter Virologie und Intensivmedizin, für spezifische Geräte und Fachpersonal, Schulungen für Helfer in der Krise, für die Ausstattung des medizinischen Personals mit Schutzkleidung, Schutzbrillen und Mund-Nasen-Masken, um einen Impfstoff und Medikamente gegen das Virus zu finden und die Diagnoseverfahren zu verbessern. Auch die Lehre soll von den Spenden profitieren: Die Studierenden sollen die Möglichkeit haben, an Trainings und Simulationskursen teilzunehmen, die sie auf die schwierige Situation im klinischen Alltag vorbereiten. Hierfür werden auch weitere Übungspuppen benötigt.

Neben kleinen (2 Cent in Form von PaybackPunkten) und großen Geldspenden (600.000 Euro) konnte sich die Goethe-Uni auch über Sachspenden freuen, etwa über die Finanzierung eines Pipettier-Roboters für über 100.000 Euro, der Prof. Ciesek und ihrem Team die Arbeit erleichtert. Durch die Gelder konnte vieles angeschoben werden, etwa ein Projekt von Prof. Dr. Maria Vehreschild, Leiterin des Schwerpunkts Klinische Infektiologie. Sie baut unter anderem eine Biobank auf, in der klinische und biologische Proben von betroffenen Patient*innen gesammelt werden. Diese kann dann auch anderen Corona-Forscherinnen und -forschern zugänglich gemacht werden, die im Bereich Diagnostika, Impfung oder Therapie arbeiten. um, sondern unterstützen gleichzeitig die Abläufe in der Krankenversorgung des Universitätsklinikums. So können mehr Patienten versorgt und das vorhandene Personal entlastet werden. Über 1.500 Studierende haben sich schon gemeldet. Viele von ihnen werden je nach Vorerfahrungen und Fertigkeiten in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt.

Am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität können Studierende seit März das Wahlfach „COVID-19“ belegen. Eine Initiative, von der viele profitieren: Denn die Studis sammeln nicht nur wertvolle Praxiserfahrungen im Medizinstudilich mit dem COVID-19-Erreger in Kontakt kommen, etwa Kassierer*innen, Bankangestellte oder Erzieher*innen. Das Visier schützt ihre Augen und ihr Gesicht zum Beispiel vor direktem Husten und Niesen, ist wiederverwendbar, leicht zu reinigen und eignet sich sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Es kann schnell reproduziert werden, und das tun die Studierenden nun mit dem neu gegründeten Social Entrepreneurship Unternehmen „Protection Impuls“. Einen Teil der Gewinne stiften sie übrigens an Entwicklungsländer. man Unterstützungsmaßnahmen effizienter planen und umsetzen kann. Sport ist gut für Gesundheit. Aber Fitnessstudios und Sportclubs mussten angesichts der CoronaKrise schließen. Das Institut für Sportwissenschaften arbeitet an einer internationalen Studie zu den Auswirkungen auf das Wohlbefinden. Das Ziel: Die passgenaue Entwicklung kostenfreier Trainingsinhalte, -methoden und -programme. Wie erleben Kinder und Familien die Corona-Zeit? Mit den Auswirkungen auf den Alltag von Familien beschäftigt sich eine Untersuchung des Instituts für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung.

PUSH FÜR DIE INSPIRATION: STUDIEN VERSCHIEDENSTER FACHBEREICHE Social Distancing, Familien, Sport: Corona-Forschung findet nicht nur im medizinischen Bereich statt, sondern hat viele Facetten. Denn auch zahlreiche andere Fachrichtungen der Goethe-Uni beschäftigen sich mit Phänomenen rund um die Corona-Pandemie. Da ist zum Beispiel eine gemeinsame Studie von Wissenschaftlern aus theoretischer Physik, Ökonomie und Medizin von Hochschulen aus Frankfurt, Berkeley und Berlin über die sozioökonomischen Folgen von „social distancing“. Wie erleben die Menschen die Corona-Krise? Wie geht es ihnen im ungewohnten Homeoffice? Wie gestaltet sich das Privatleben, wenn alles Sozialleben zum Erliegen kommt? Damit beschäftigt sich eine Studie von Frankfurter Sozialforschern, die die sozialen Folgen einer solchen Krise und ihre besonderen Herausforderungen untersucht. Am Fachbereich Psychologie erforschen Wissenschaftler, wie sich die Corona-Pandemie kurz- und langfristig auf das Verhalten und die Stimmung der Bevölkerung auswirkt, welche Berufs- und Bevölkerungsgruppen besonders belastet sind und wie

GEMEINSAM STARK: DIALOGPLATTFORM FÜR INTERDISZIPLINÄREN AUSTAUSCH Um die Ergebnisse der Forschung zur Corona-Krise zu bündeln, braucht es interdisziplinären Austausch. Deshalb haben Frankfurter Forschungsinstitute aus unterschiedlichen Disziplinen die Internetplattform „Frankfurter interdisziplinäre Debatte“ (frankfurter-debatte.de) eröffnet. Der Blog soll Vertreter*innen verschiedener wissenschaftlicher Fachrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen.

WAHLFACH „COVID-19“: MEDIZIN-STUDIS ALS HILFSKRÄFTE

SCHÜTZENDE IDEE: STUDIERENDE ERFINDEN FACESHIELD ›› protection-impuls.de

Gesichtsschutz ist derzeit Mangelware. Gebraucht wird er während der Corona-Pandemie nicht nur von medizinischem Fachpersonal und Pflegekräften, sondern auch von Polizisten oder Menschen im Einzelhandel, die täglich viel Kundenkontakt haben. Diese Not machte Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences erfinderisch. Sie entwickelten in nur wenigen Tagen gemeinsam mit hessischen Unternehmen ein wiederverwendbares Faceshield – und erhielten in Rekordzeit eine EU-Zertifizierung als Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Das transparente Schutzvisier mit Stirnhalterung soll die Sicherheit von Personengruppen fördern, die unausweich

HILFE IN DER NOT: CORONA-KRISENTELEFON ›› (069) 79 84 66 66, Mo-Fr 15-21, Sa+So 16-20 Uhr, psychologie.uni-frankfurt.de/Corona_Krisentelefon

Die verhängten Kontaktbeschränkungen sollen helfen, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Allerdings ist die Isolation für die meisten sehr belastend. Grübeln, Ansteckungsängste, Einsamkeit, Sorgen um die Zukunft und Depressionen können die Folge sein. Das Zentrum für Psychotherapie an der Goethe-Uni bietet derzeit anonyme und kostenlose telefonische Krisenberatung an. Die Psychologinnen und Psychologen geben Menschen Rat, die unter den psychischen Folgen der Corona-Pandemie leiden. Das Angebot haben schon mehrere hundert Menschen angenommen.

RÜCKHOLAKTION: FRANKFURT UAS ORGANISIERT RÜCKREISE FÜR STUDIERENDE UND LEHRENDE

Manch einen Studi oder Lehrenden traf die Krise unterwegs im Ausland. Aufgebrochen zu Exkursionen, Kongressen oder Dienstreisen in Mexiko, Indien, Vietnam oder Kolumbien saßen sie dort fest. Wie etwa eine Professorin der Frankfurt UAS, die mit zehn Studierenden zu einer Bildungsreise nach Indien aufgebrochen war, als die Lage noch stabil war. Als sich die Situation kurzfristig wandelte und die geplanten Flüge ersatzlos gestrichen wurden, bat sie das International Office der Hochschule um Hilfe. Ein achtköpfiges Rückholteam koordinierte innerhalb von knapp zwei Wochen die Heimreise für über 50 Studierende und Lehrende aus Übersee. Sie kontaktierten alle Lehrenden, Studierenden und Exkursionsgruppen, die sich im Ausland befanden, organisierten Rückflüge mit verschiedenen Airlines, klärten die Finanzierung, gaben Anweisungen, wer wann wo zum Abflug bereitstehen soll – und wenig später waren alle zurück in Frankfurt. Für alle Flüge kam übrigens die Frankfurt UAS auf, die betreffenden Studierenden und Lehrenden müssen nichts zurückzahlen.

Der Nebenjob ist futsch und das Geld wird knapp? So geht es gerade vielen Studierenden in der CoronaKrise. Aber wie die finanziellen Engpässe meistern? Hilfe versprechen verschiedene Möglichkeiten, zinslose Darlehen aufzunehmen oder ein Stipendium zu ergattern.

650 EURO KRISEN-DARLEHEN VOM BUND ›› kfw.de/studienkredit-coronahilfe, studentenwerkfrankfurt.de

Das Bundesbildungsministerium stellt eine Nothilfe für Studierende bereit, die aus zwei Teilen besteht: einem KfW-Kredit und einem Zuschuss, der über die Studentenwerke ausbezahlt werden soll. Bei dem Darlehen handelt es sich um den KfW-Studienkredit, der infolge der Corona-Pandemie bis 31. März 2021 zinslos gestellt wird. Studierende können das Darlehen ab sofort online beantragen. Es hat eine Höhe von bis zu 650 Euro im Monat. Angesichts der Krise wird die Empfängergruppe des klassischen KfW-Studienkredits befristet erweitert: So können ausländische Studierende den Studienkredit von Juli 2020 bis März 2021 in Anspruch nehmen. Ergänzend erhält das Deutschen Studentenwerk 100 Millionen Euro für die Nothilfefonds der einzelnen Studierendenwerke. Mit diesem Geld soll den Studierenden geholfen werden, die ganz unmittelbar Hilfe benötigen und keine andere Unterstützung in Anspruch nehmen können.

MAINSWERK-STUDIENDARLEHEN ›› daka-darlehen.de, studentenwerkfrankfurt.de/bafoeg-finanzierung/ finanzierung/mainswerk-studiendarlehen

Das MainSWerk-Studiendarlehen existiert nicht speziell aufgrund der CoronaKrise, hilft aber trotzdem. Bis zu 6.000 Euro zinsloses Darlehen können Studierende beantragen, die vom Studentenwerk Frankfurt betreut werden. Die Rückzahlung beginnt zwölf Monate nach Auszahlung der letzten Rate mit monatlich 150 Euro. Sogar ein zinsloser Aufschub der Rückzahlung bis nach der Regelstudienzeit ist möglich. Das Ganze fußt auf einer Kooperation des Frankfurter Studentenwerks mit der Darlehenskasse der Studierendenwerke (Daka), einem gemeinnützigen Verein der zwölf Studierendenwerke in Nordrhein-Westfalen. Das Daka-Darlehen hat im CHE-Studienkredittest 2018 ein hervorragendes Ergebnis erreicht. Auch in weiteren Tests (Finanztest, u. a.) befindet es sich im Spitzenbereich.

CORONA-HILFSFONDS FÜR STUDIERENDE DER HFMDK ›› Fundraising-Abteilung der HfMDK: Vanessa Seeberg, (069) 154 007 137, Dr. Laila Weigand, (069) 154 007 210, hfmdk-frankfurt.de

Speziell an Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst richtet sich diese Unterstützung: Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK (GFF) hat einen Corona-Hilfsfonds ins Leben gerufen, aus dem Studierende auf Antrag und bei entsprechendem Nachweis einen Sofortzuschuss in Höhe von bis zu 500 Euro erhalten können. Infos gibt es in der Abteilung für Fundraising der HfMDK.

500 EURO MIT DEM ALLTAGSHELDEN-STIPENDIUM ›› mystipendium.de/stipendien/alltagshelden-stipendium

Einkaufshelfer, Telefonseelsorger oder Spargelernter: In der Krise helfen viele ihren Mitmenschen – auch Studierende. Um ihr Engagement zu würdigen, hat die gemeinnützige Organisation myStipendium das „Alltagshelden-Stipendium“ in Höhe von monatlich 500 Euro für zwölf Monate aufgelegt. Voraussetzung ist soziales Engagement in der Krise. Bewerben können sich Studis, die „ihre Zeit, ihre Energie und ihre Gesundheit für ihre Mitmenschen geben“, so heißt es in der Ausschreibung. Deadline für die Bewerbung: 31.5.2020.

CORONA-SOFORTHILFE FÜR CHRISTLICHE STUDENTINNEN ›› hildegardis-verein.de

Der Hildegardis-Verein bietet ein zinsloses Darlehen bis zu 3.000 Euro für Studentinnen. Er fördert die Frauen fächerübergreifend und unabhängig von der Nationalität – vorausgesetzt, sie gehören einer christlichen Konfession an. Alle Studentinnen, denen ein Darlehen des Vereins bewilligt wird, erhalten außerdem Zugang zu einem generationenübergreifenden Frauen-Netzwerk und all seinen Angeboten.

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