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Collagen - Analog vs. Digital

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Analoge Collagen

Die klassische Collage nutzt Papierfundstücke. Kurt Schwitters, einer der DADA-Mitbegründer und ersten Collagisten sammelte seine Fundstücke auf der Straße und aus Papierkörben ein. Durch Zusammenfügen unterschiedlicher Teile entstehen neue Bilder und Zusammenhänge. Collage darf (aber muss) kein intuitiver Prozess sein, der Zufall spielt oft eine hilfreiche Rolle. Papiersammeln kann fast süchtig machen, und Collagisten diskutieren, wie klein Papierschnipsel sein müssen, damit sie wirklich im Mülleimer landen. Denn man weiß ja nie ...

Und Papierschnipsel finden sich ja fast überall - sei es eine Zeitung oder Illustrierte, ein altes Buch, in dem uns ein ganz bestimmtes Wort ins Auge fällt oder auch nur ein altes Ticket oder eine Fotografie. Manchmal entstehen daraus, ganz wie von selbst, schnelle kleine Collagen.

Genau dieses Prinzip Zufall anzuwenden, macht die Faszination analoger Collagen aus. Manchmal ist es ein zufälliger gefundener Text aus einem Buch oder auch nur ein Windhauch, der irgendeinen Schnipsel auf einer angefangenen Collage bewegt, der den entscheidenden Moment ausmacht.

Digitale Collagen

Digitale Technologien haben der Collage - wie kaum einer Kunstform sonst - völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Rastereffekte, Überblendungen, noch nie war es so einfach (auch ohne teure Profiprogramme) Collagen digital zu gestalten.

Digitale Collagen sind weniger intuitiv und zufällig. Das, was klassische Collagen ausmacht, lässt sich aber auch - falls man keinen völlig anderen Stil ausprobieren will - digital improvisieren. Alle Collagen auf dieser Doppelseite sind digital entstanden. Aus vielen Materialien, die bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts zurückreichen. Eingescannte Papiere lassen sich kombinieren, übereinanderlegen und überblenden. Mixed-Media-Effekte, d. h. malerische Elemente, die wie Gouache- oder Acrylfarbe aussehen (siehe unten), wirken täuschend „echt“.

Analog oder digital? Das ist nicht nur eine Geschmackssache, sondern auch eine Frage von Lust und Laune. Digitale Collagen kommen ohne das Papierschnipselchaos und Klebereste aus. Und wenn man mal etwas falsch platziert hat, lässt sich das einfach und schnell rückgängig machen. Aber manchmal sind es genau das kreative Chaos, die „Zeitreise“ mit Materialien aus vergangenen Jahrzehnten - und selbst der leichte Kellergeruch, der an manchen Materialien haftet, die zu den schönsten Collagen inspirieren.

Digitale Collage ist genauso vielfältig wie die analoge. Auf diesen Seiten seht Ihr Collagen von uns beiden, Sabine und Katrin.

Trotz gleicher Technik und der gemeinsamen Liebe zu Vintagematerialien sehen die Ergebnisse völlig unterschiedlich aus. Collage ist ein sehr freies Medium, spielerisch und experimentell – und das gilt für analog wie digital!

Collage-Collabs

Collaborations, also Kollaborationen, sind etwas, das es jenseits der Collage in wenigen Kunstformaten gibt. Andy Warhol war einer der wenigen, der u. a. mit dem Newcomer Jean-Michel Basquiat und auch Francesco Clemente gemeinsm großformatige Bilder gestaltet hat. Sonst arbeiten Künstler meist allein und teilweise eher gegen- als miteinander.

Umso mehr schätzen wir die großzügige und unterstützende „Collage-Community“, die auf Instagram und darüber hinaus gemeinsame Projekte anregt, sich austauscht, unterstützt - und zusammenarbeitet. In dem, was collage collab genannt wird und immer überraschende Ergebnisse erzielt.

Collab - das bedeutet, dass ein Collage-Künstler anfängt und ein anderer die Collage - im eigenen Stil, aber angeregt vom „Starter“ des anderen - beendet. Auf den nächsten Seiten erzählen wir von unseren persönlichen Erlebnissen dabei und was collabs so spannend macht. Und dann laden wir Euch zu einer collab ein!

Meine analogen Collagen sind oft eher monochrom und in sanften Farben gehalten, oft auch (bis auf Akzente) schwarz-weiss. Das liegt u. a. an den Materialien, die ich verwende - meist Magazine bzw. Illustrierte aus den 50er Jahren. Das Papier ist leicht angegilbt und der Druck ist eher kontrastarm und leicht unscharf. Für Collage gilt: Das Material, das man auswählt, hat einen deutlichen Einfluss auf das Endergebnis.

In meinen collabs mit Sabine habe ich dann festgestellt, dass sie mit meinen dezenten „Startern“ farbenfrohe „Finishs“ hingelegt hat. Offensichtlich war da noch viel mehr möglich! Diese Serie hier ist umgekehrt entstanden: Diesmal habe ich Sabines Starter bunt und lebendig gemacht. Man entdeckt also in den collabs ganz neue Seiten. Und collabs haben mir auch schon aus „creative blocks“ herausgeholfen - dem, was man bei Autoren „Schreibblockade“ nennen würde. Starter sind so anders als das, was man normalerweise macht, dass sie einem helfen, neue und andere Wege zu gehen.

Katrin Klink

Sieben Wochen haben Katrin und ich uns jede Woche eine angefangene Collage geschickt und der Andere hat sie dann fertiggestellt.

Mich hat es sehr inspiriert und teilweise auch herausgefordert. Die große Chance mal völlig andere Materialien als ich in meinem Fundus haben zu benutzen, hat mir gut gefallen. Und die Herausforderung, sich darauf einzulassen, etwas halb Angefangenes fertigzustellen, war eine sehr spannende Erfahrung.

Auf diese Weise schaut man über den eigenen Tellerrand raus – und es entstehen neue Dinge, die man alleine nicht gemacht hätte: Synergie. Sabine Ickler

Katrin Klink

Collage Collab

Habt Ihr Lust bekommen oder wollt vielleicht auch einfach einen Einstieg ins Collagieren finden? Hier hat jede von uns jeweils einen Starter für Euch vorbereitet. Ihr könnt die Dateien hier als A4-PDF herunterladen und ausdrucken (oder natürlich digital weiterverarbeiten)

>>> In Collabs ist alles erlaubt: Überkleben, verändern, das Format auf den Kopf stellen oder auf die Seite drehen ... Ihr habt völlig freie Hand. Am Ende sollte nur zumindest ein kleiner Zipfel des Starters zu sehen bleiben.

Meist teilen die Collage-Künstler ein Vorher-Nachher-Foto auf Instagram. Wenn Ihr das machen wollt, taggt uns mit #artlab.collab

Download Mitmach-pdf

Mitmachprojekt!

Und das hier ist der Platz für Euch!

In jedem Magazin schlagen wir ein Mitmachprojekt vor. Und im darauffolgenden Magazin zeigen wir auf mehreren Doppelseiten Arbeiten, die Ihr dazu gemacht habt. Diesmal sind es sogar zwei Möglichkeiten, wie Ihr im artlab.magazin No2 gefeatured werden könnt: 1. Ihr macht bei der Februllage mit und taggt uns zusätzlich, 2. oder Ihr macht bei unserem Mitmachprojekt mit (siehe Seite 34/35)

Analog oder digital, alles ist möglich. Immer wenn Ihr uns mit #artlab.magazin taggt, finden wir Euch und suchen die schönsten Beiträge aus. Vielleicht seid Ihr schon in unserem nächsten Heft dabei!

Gestaltung, Design und Fotografie:

Katrin Klink und Sabine Ickler Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2022 artlaboratorium / www.artlaboratorium.de Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung von artlaboratorium ist unzulässig.

Vorschau artlab.magazin No2

Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe ist: Material!

Wir verraten unsere besten Quellen füer Collagematerialien und nehmen Euch mit auf eine Zeitreise in die Fünfziger, Sechziger und Siebziger.

Wir zeigen Arbeiten, die Ihr gemacht habt (Hashtag: #artlab.magazin) und natürlich gibt es wieder ein Mitmachprojekt, das Euch dann ins übernächste Magazin bringen kann. In Heft No2 gibt es analoges und digitales Material für Euch!

Und schon ein kleiner Ausblick auf artlab.magazin No3:

Wie Ihr mit Collagen mehr Instagram-Follower bekommen könnt ...

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