Fazit 179

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fazitmagazin.at

#179

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 179 10/2021 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Leibnitz Dotcom Webmillionär Walter Temmer im Interview

FAZIT

FA ZITESSAY

Maryam Laura Moazedi mit einem Plädoyer für die Politische Korrektheit

Jänner 2022

FA ZIT THEMA TECHNOLOGIEFREIHEIT

Green Technology ist Big Business

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Foto: Studio Louvain


Gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch!

fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin

FAZIT


CONGRESS GRAZ STILL MAKING HISTORY. All in one. Der Congress Graz eignet sich für so gut wie alle Veranstaltungen. Symposien, Ausstellungen, Bälle und Konzerte finden regelmäßig im historischen Ambiente statt. Mit topmoderner Ausstattung und hervorragender Akustik.


Editorial

Von Christian Klepej

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it Beginn des Jahrtausends, also rund ein Jahrzehnt nach Fukuyamas nicht stattgefundenem »Ende der Geschichte«, hat die Linke in Europa und Nordamerika damit begonnen, sich gesellschaftspolitisch immer tiefer und tiefer in abstruse Minderheitenthemen zu verlieren, diese aufzublasen und so darzustellen, als wären sie wichtigster Mittelpunkt aller demokratiepolitischer Überlegungen überhaupt. Und dabei jeden, der nicht bereit war und ist, diese »Überzeugungen« zu teilen, auf das energischste bekämpft. Und ausgegrenzt. Und mittlerweile »gecancelt«. Alles, was nicht links ist, ist der Feind. Erst unlängst hat Jutta Ditfurth auf Twitter zu vermelden gewusst, auch die Mitte wäre zu nichts zu gebrauchen. »Rechts« ist gleich »rechtsextrem« ist gleich Nazi: eine Ableitung, die mittlerweile immer schneller und brutaler Anwendung findet. Dreh- und Angelpunkt ist dabei beinahe immer eine Spielart von »Rassismus«. Ein Begriff, der nunmehr überhaupt keine sinnvolle Bedeutung mehr erfährt, ist doch derjenige, der einer Religion kritisch

Die Linke ist zu weit gegangen und muss sich dem Diskurs stellen!

gegenübersteht genauso »Rassist« wie ein anderer, der nicht die gesamte Welt in Mitteleuropa (und den USA) angesiedelt – also »gerettet« – wissen will. Die Widersprüchlichkeit dieser Orchideenthemen, die die Linke besetzt, wird durch eine sich perpetuierend selbstreferenzierende, ungeheure Zahl von Politik- und Genderwissenschaftlern nonchalant durch immer und immer wieder neue »Studien«, »wissenschaftliche Erkenntnisse«, dummdreiste wie inhaltsleere englische Begriffe oder, wenn es kritischer wird, mit einem knappen »Nazi-Vorwurf« zugedeckt. So sind einerseits in unseren modernen Gesellschaften Frauen durch ein (wohl »systemisches«) Patriarchat furchtbar unterdrückt, gleichzeitig gibt es aber andererseits gar keine »Frauen« in der modernen linken Denke. Denn – wenn überhaupt – dann sind »Frau« und »Mann« ja nur »Konstrukte« einer unterdrückenden Gesellschaft. Der dritte Widerspruch in diesem Thema sind die vielen Geschlechter, die es doch wieder geben soll, und die immer mehr Formulare füllen. Wichtigstes verbindendes Merkmal der linken Themensetzung ist es aber bei aller eben angesprochenen Irrationalität, »Opfer« zu kre­ie­ren. Der Migrant ist Opfer, der Transsexuelle, die Frau, der Transmann, der Nichtheterosexuelle oder eben auch alle – bei uns lebenden! – Muslime. Allen wird ihre Individualität, ihre Eigenständigkeit und vor allem ihre Selbstbestimmung genommen, denn sie alle müssen ja in unserer sie »diskriminierenden Gesellschaft« leben oder wohl besser leiden. Es ist ein fürchterlicher Irrweg, der hier von der Linken beschritten wird. Vor allem der immer enger werdende »Meinungskorridor«, den die Linke zulässt. Beispielsweise in der Flüchtlingsthematik muss es ein Umdenken geben, zumindest aber muss fair und demokratisch darüber diskutiert werden dürfen, ob »Hilfe« für Flüchtlinge auch anders möglich ist, als sie alle bei uns aufzunehmen und zu alimentieren. Ein fürchterlich schwieriges Thema, weil auch mir Rechtem das Herz stehen bleibt, wenn ich ein Kind tot am Strand liegen sehen muss. (Ungeheuerlich, dass jedem Nichtlinken

diese Empathie abgesprochen wird!) Nur möchte ich sichergestellt wissen, dass auch meine Position dazu – die meiner Meinung nach das Leid deutlich besser bekämpfen würde! – gehört werden darf. Ohne mich zum Rassisten, Nazi oder sonstigem Verbrecher zu machen. Am 9. Dezember hat sich im österreichischen Nationalrat der »ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss« konstituiert. Kai Jan Krainer (SPÖ) und Konsorten möchten mit diesem Ausschuss vermessen, »wie breit und tief dieser Korruptionssumpf« sei, der sich durch die »Erkenntnisse« des Ibiza-Untersuchungsausschusses vor allem für Kai Jan Krainer und Konsorten abzeichnet. Ich halte einen Untersuchungsausschuss, der eine der in diesem Parlament vertretenen Parteien »politisch kontrollieren« will, für ausnehmend fragwürdig. Im Grunde sehe ich damit ein weiteres Indiz – hier in der österreichisch-innenpolititschen Variante – dafür, dass sich die Linke nicht bloß verrannt hat, nein, dass sie außer Rand und Band geraten ist. Die Linke ist zu weit gegangen! Die demokratische Linke muss diesem Kurs abschwören, muss auf die demokratische Rechte zugehen und mit ihr wieder sinnvoll in Diskurs treten. Sonst n wird das furchtbar enden.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein hoffentlich glückliches Neues Jahr.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JÄNNER 2022 /// 5


Inhalt Fazit Jänner 2022

Green Business ist Big Business

39 Fotos: Adobe Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, Heimo Binder, Sabine Hoffmann, Rijksmuseum

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Leibnitz Dotcom

Der Leibnitzer Internetmillionär Walter Temmer über das Reichwerden und sein Geschäftsmodell mit Domains.

Mit intelligenten Technologien soll sowohl das Klima geschützt und gleichzeitig unser Wohlstand erhalten werden. Geht das?

Political Correctness

Maryam Laura Moazedi wirft einen unaufgeregten Blick auf dieses Konzept des menschlichen Miteinanders.

Amsterdam direkt

Michael Petrowitsch war auf einem Städtetrip in Amsterdam und hat sich dort im Reichsmuseum und im Rotlichtviertel umgesehen. Seite 78

Ausgabe Jänner 2022 XVIII. Jahrgang Nr. 179 (10/2021) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

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Wirtschaft und mehr. 44

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Schaffen wir die klimaneutrale Transformation, ohne unseren Wohlstand einzubüßen? Steirische Technologieunternehmen arbeiten mit Hochdruck daran. Alles was sie dazu brauchen, ist Technologieoffenheit. Das Fazitgespräch führten wir mit dem Domainhändler Walter Temmer. Zum Imperium des bunten Selfmademillionärs gehören zahlreiche Unternehmen. Nun will er auch anderen dabei helfen, Karriere zu machen und reich zu werden. Die Fazitbegegnung führt uns in den Friseursalon Weiss auf dem Grazer Tummelplatz. Wolfgang Weiss ist Friseur und Menschenfreund mit Leib und Seele. Und er ist sich der vielen Rollen, die er als Friseur für seine Kunden beherrschen muss, bewusst.

Reisen in Lockdownzeiten sind zwar nicht opportun, aber erlaubt. Unabhängig von der pandemietechnischen Sinnhaftigkeit wagte sich Michael Petrowitsch für Fazit mit der mehrmals die Woche von Graz aus fliegenden KLM nach Amsterdam. Coronabedingt waren Museen und andere Attraktionen angenehm schütter besucht. Das Resümee dieser und fast jeder anderen Reise nach Amsterdam: Stadtkultur ist Radkultur. Gutes Lesen! -red-

Einfach Friseur

Volker Schögler war bei Wolfgang Weiss in Graz zum Haareschneiden und stieß auf einen winterradelnden Therapeuten.

IMPRESSUM

Der kleine Rebus

Das Fachgeschäft für Wolle, Bekleidung und Nähzubehör in der Grazer Radetzkystraße im »Best of Fazitportrait«.

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Außenanosvisckyht Seite 38

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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Peter Sichr kehr über die Rück ten. s der Landesfür

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Foto: Adobe Stock

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Fazitthema

Enorme Summen werden in Green-Tech-Unternehmen investiert. Das Ziel: Durch intelligente Technologie die geforderten Einschränkungen für den Klimaschutz hintanzuhalten. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Von Johannes Roth

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Fazitthema

Europäischer Green Deal

Um die Klimaziele zu erreichen, wird man sich jedenfalls sehr ins Zeug legen müssen. Mitte des Jahrhunderts spätestens, also in 28 Jahren, muss es laut übereinstimmender, wissenschaftlich begründeter Meinung gelungen sein, den weltweiten CO2-Haushalt in den Griff zu bekommen. Heißt: Bis dahin soll der Übergang zu einer »modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft« geschaffen werden, die keine Netto-Treibhausgase mehr ausstößt, die ihr Wachstum von der Ressourcennutzung abkoppelt und »niemanden, weder Mensch noch Region, im Stich lässt«. So formuliert es zumindest die Europäische Kommission, die dem sog. »Europäischen Green Deal« Priorität einräumt. Sie lässt sich das auch durchaus etwas kosten: Ein Drittel der Investitionen aus dem Aufbaupaket »NextGenerationEU« und dem Siebenjahreshaushalt der EU mit einem Umfang von insgesamt 1,8 Billionen Euro fließe, so die Kommission, in den Green Deal. Der

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größte Teil fließt in die Erfindung, Etablierung und Implementierung sauberer Technologien. Während also zum Beispiel die »Fridays for Future«-Seite fordert, auf Flugreisen zu verzichten und Flüge ad infinitum zu verteuern, setzt die EU u. a. darauf, nachhaltige Kraftstoffgemische für Flugzeuge zu entwickeln und die Betankung mit diesen nachhaltigen Gemischen dann auch tatsächlich durchzusetzen. Natürlich mit einer zusätzlichen CO2-Bepreisung des Luftverkehrs, der sich ja bislang diesbezüglich über zahlreiche Ausnahmen freuen durfte. Allerdings müssten diese Kraftstoffe erst erfunden werden. Ziel der EU ist es ja, die Emissionen von Pkw bis 2030 um 55 Prozent und die von Lkw um 50 Prozent zu senken, um 2035 nur mehr emissionsfreie Neuwagen zu haben. Nun ist dieses Ziel zwar hehr, seine Erreichbarkeit wird von Fachleuten aber angezweifelt. Hieße das doch, dass Verbrennungsmotoren – die derzeit noch Basis für einen in ganz Europa tragenden Industriezweig sind – in absehbarer Zeit völlig der Geschichte angehören werden. Darauf aber ist niemand vorbereitet. Zu viele Fragen sind ungeklärt. Ein Ansatz, dieses Dilemma zu lösen, besteht aus einer Art Kombinationstherapie: E-Mobilität auf der einen, nachhaltige Kraftstoffe auf der anderen Seite. So wäre den Verbrennungsmotoren zumindest eine Gnadenfrist gegeben, während der sie aber die Umwelt kaum oder gar nicht belasten.

Hoffnungsträger eFuels

Die Überzeugung, dass es diese Kombination unterschiedlicher Ansätze brauche, teilen zahlreiche Organisationen und Institutionen. Unter ihnen ist die eFuel Alliance. Wenn es darum gehe, den Verkehr zu dekarbonisieren, so die Alliance, dann würden Elektroautos allein für das 2030-Reduktionsziel nicht ausreichen. Im Gegenteil: »Der Vorstoß einiger Staaten, ab 2035 die Zulassung von Verbrennungsmotoren zu verbieten, erschwert die Erreichung der Klimaziele«, erklärt die Organisation. Es sind auch Grazer Unternehmen und Unternehmer, die sich des Themas angenommen haben. Jürgen Roth, der Vorstandsvorsitzende der eFuel Alliance, ist eine treibende Kraft dahinter. »Es ist ein Fehler, einen ganzen Technologiezweig, in dem Europa führend ist, an andere Wirtschaftsräume, namentlich an China, abzugeben, anstatt ihn mit der Ausrichtung auf den Klimaschutz zu boosten«, erklärt Roth. Die, weil sie am Anfang steht, noch teure Technologie könne, wenn einmal genügend eFuels vorhanden sind, einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emmissionen leisten. Ebenfalls ein Grazer Unternehmen, die AVL, erforscht gerade im Rahmen eines Pilotversuches, inwieweit die Energieeffizienz von eFuels tatsächlich verbessert werden kann. Das Potenzial ist groß, eine Verbesserung um bis zu 37 Prozent wird angestrebt. Das Engagement ist durchaus gerechtfertigt, zählt doch der Verkehrssektor bekanntermaßen zu den Hauptverursachern der Treibhausgasemissionen. Laut Umweltbundesamt ist der höchs-

Foto: Adobe Stock, Ibex/KlausPressberger, Keinrath

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in bezeichnendes Meme kursiert derzeit in den sozialen Medien. Es zeigt links Greta Thunberg und rechts das Porträt eines jungen Mannes. »Auf dem linken Bild sehen wir die Person des Jahres, Greta Thunberg. Sie ist berühmt, weil sie medienwirksam sagt, jemand müsse etwas zur Rettung des Planeten unternehmen. Auf dem rechten Bild sehen wir Boyan Slat, den 25-jährigen Erfinder und Gründer von »The Ocean Cleanup«, einer Organisation, die sich seit 2014 darum bemüht, die Ozeane vom Plastikmüll zu befreien und dazu natürliche Energie aus Wind und Wellen nutzt. Kaum jemand kennt ihn.« Das Meme bringt ein Dilemma unserer Zeit auf den Punkt: Auf der einen Seite sind diejenigen, die glauben, die Klimaveränderung ließe sich ohne größere Idee aufhalten. Man müsse in erster Linie Verzicht üben und alles werde wieder gut. Einschränkungen der individuellen Bequemlichkeit und Beschränkungen durch die Politik seien unabdingbar, um die drohende »Klimakatastrophe« aufzuhalten. Dem gegenüber steht eine Legion an Technikern, Forschern und Erfindern, die aktiv dazu beitragen, die schädlichen Einflüsse des Menschen auf die Umwelt zu minimieren. Sie suchen und finden neue Möglichkeiten der Energiegewinnung, Plastikvermeidung und CO2-Reduktion, sie lösen Umweltverschmutzungsprobleme und entwickeln effiziente, umweltfreundliche Technologien, die mittelfristig eben jene ersetzen, die derzeit – noch – dazu beitragen, den Klimawandel zu beschleunigen. Es ist eine grundsätzliche Frage, an der sich die Geister scheiden: Soll man, um die Umwelt zu schützen, eher Verzicht auf Konsum, Technologie und Bequemlichkeit üben oder soll man auf Weiterentwicklung, Technologie und Einfallsreichtum setzen, um die gefürchtete Erwärmung der Atmosphäre hintanzuhalten? Reicht es, an Freitagen die Schule zu schwänzen und in den Ferien in die USA zu segeln, um mit möglichst grimmigem Gesichtsausdruck hochrangige Politiker anzublaffen, oder bedarf es doch etwas mehr Weitblick und Anstrengung?


Fazitthema

te Anteil an Emissionen auf den Straßenverkehr, insbesondere auf den Pkw-Verkehr zurückzuführen. Seit 1990 habe man im Verkehrssektor eine Zunahme der Treibhausgase um fast 75 Prozent verzeichnet, so das Umweltbundesamt. Handlungsbedarf scheint gegeben. Das mag auch mit der Entwicklung des Pendlerverkehrs zusammenhängen: Mehr als die Hälfte der 4,3 Millionen aktiv Erwerbstätigen arbeiten nicht in ihrer Wohngemeinde. In einer anderen Gemeinde ihres politischen Bezirkes arbeiten 18,3 Prozent. Ihnen gegenüber stehen 21,6 Prozent, die den Bezirk wechseln müssen, aber immerhin in ihrem Bundesland bleiben, 13,4 Prozent müssen das Bundesland wechseln, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Dazu kommen die Schülerinnen und Schüler: Zwei Drittel müssen ihre Gemeinde wechseln, besonders hoch ist der Anteil der Auspendlerinnen und Auspendler unter den Schülern in Niederösterreich und dem Burgenland.

Die Öffis können die Individualmotorisierung nicht ersetzen

Diese Zahlen sind insofern relevant für jede Klimaschutzdiskussion, als sie den Handlungsbedarf und eine relative Ohnmacht verdeutlichen. Denn mit dem Öffi-Angebot allein lassen sich weder am Land noch in der Stadt solche Massen kaum bewegen, nicht einmal mit einem Klimaschutzticket. Der Individualverkehr, der sich – noch – auf Verbrennungsmotoren stützt, ist eine schlichte Notwendigkeit für Millionen von Menschen. Um dieses Faktum zu ändern, müsste man die Strukturen grundsätzlich ändern. Eine Kraftanstrengung, die – abgesehen von einem breiten gesellschaftlichen Konsens – wesentlich mehr Zeit benötigen würde, als bis zur Erreichung der Klimaziele 2030 noch zur Verfügung steht. Bis dahin sollen die Treibhausgasemissionen um zumindest 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden, der Anteil erneuerbarer Energien auf 32 Prozent des Endverbrauchs erhöht und die Energieeffizienz um 32,5 Prozent verbessert werden. Wer, wie die Europäische Kommission bis zum Jahr 2035 benzin- und dieselgetriebene Pkw und Lkw völlig verbieten will, agiert hier an der Lebensrealität der Bevölkerung vorbei. Ganz abgesehen davon, dass darüber hinaus viele Fragen offen sind – eine davon ist die Frage des Restwertes für Verbrennungsmotor-getriebene

Fahrzeuge. Das Investment in alternative Antriebsformen muss also zwangsläufig mit einem Investment in alternative – synthetische – Treibstoffe einhergehen. Aber auch eFuels allein werden die Treibhausgasemission nicht im notwendigen Maß reduzieren; sie sind aber ein gutes Beispiel dafür, wie sehr der Fokus auf technologische Möglichkeiten gegenüber der reinen Verbotspolitik gerichtet werden sollte. Diese Erkenntnis ist in Österreich – und hier vor allem in der Steiermark – schon seit geraumer Zeit fester Bestandteil jedes politischen Bestrebens, klimaschonende Maßnahmen zu setzen. Schon 2005 wurde der sogenannte »Green Tech Cluster« gegründet, ein Netzwerk von damals 80, heute 250 Unternehmen, die sich der Energiegewinnung und -verarbeitung durch alternative Technologien verschrieben haben. Und das durchaus mit Erfolg: Jede fünfte Kilowattstunde grünen Stroms wird weltweit mittels Wasserkraftturbinen erzeugt, die ihren Ursprung im sogenannten »Green Valley« haben. Der Fünf-Jahresplan des Clusters (2020 bis 2025) sieht vor, Kooperationen mit einem Volumen von 100 Millionen Euro mitzuinitiieren, 1.000 zusätzliche Green Tech-Forschende und -Entwickelnde für den Standort zu gewinnen und weitere 5.000 Beschäftigte in den Unternehmen zu erreichen.

Grüne Technik und ihr Milliardenpotenzial

Green Tech ist also nicht »nur« ein ökologischer, sondern auch ein bedeutender ökonomischer Faktor. Wer sich auf der Website des Clusters die Solutions ansieht, an denen derzeit gearbeitet wird, dem wird schnell klar, dass »Green Innovation« hier nicht wie anders ein bloßes Lippenbekenntnis ist, sondern hundertfach gelebtes Engagement. Dessen Antrieb ist offenbar weniger ökologischer Idealismus als vielmehr auch die Hoffnung auf ökonomischem Erfolg. Die Liste der angeführten Projekte der Clusterunternehmen zeigt aber auch, wie groß das Potenzial der steirischen Innovationen für die Umwelt tatsächlich ist. Nimmt man allein das oben angeführte Beispiel der Zukunft der Mobilität, so eröffnet ein näherer Blick auf das Portfolio der Green-ValleyUnternehmen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, eine überraschende Vielfalt an Perspektiven: Angefangen mit Biotreibstoff über den Klassiker E-Mobilität bis hin zu Grünem Wasser-

»Es ist ein Fehler, einen ganzen Technologiezweig, in dem Europa führend ist, an andere Wirtschaftsräume, namentlich an China, abzugeben, anstatt ihn mit der Ausrichtung auf den Klimaschutz zu boosten.« Jürgen Roth, eFuel-Alliance-Österreich

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Fazitthema

stoff, Karosserieleichtbau und diverser Mobilitätsdienstleistungen. Die ökonomischen Hoffnungen, die sich mit dem Investment in Green Technologies verknüpfen, sind indes durchaus gerechtfertigt, wie zahlreiche Beispiele belegen. Eines davon ist die Blue Minds Company GmbH, das Unternehmen von Ex-Bundeskanzler Christian Kern und seiner Frau Eveline Steinberger-Kern. Kern und seine Gesellschafter haben sich ganz dem Investment in grüne Technologien verschrieben, das gerade Bilanz für das Jahr 2020 gelegt hat: 2018 betrug der Gewinnvortrag noch rund 97.000 Euro, 2019 konnte man schon rund 300.000 Euro in der Firmenkasse lassen – vergangenes Jahr stieg der Bilanzgewinn des Unternehmens um mehr als das Doppelte auf fast 800.000 Euro. (Die Blue Company Holding, an der die GmbH des Ex-Kanzlers und seiner Frau 53,3 Prozent hält und die den Kern der GmbH bildet, steht laut Bilanz (Stichtag 31.12.2019) mit einem dezenten Bilanzverlust von knapp 50.000 Euro, dem jedoch ein Eigenkapital von über einer Million Euro gegenübersteht, noch relativ am Anfang.) Weniger prominent, dafür umso eindrucksvoller belegt die steirische Crowdfunding-Plattform »Green Rocket« den Glauben von Investoren und Kleinanlegern an die Zukunftschancen grüner, nachhaltiger Technologien. Die Plattform vermeldet Rekord um Rekord; der jüngste brachte dem Start-up AVILOO, das sich mit innovativen Batterietests für gebrauchte Elektrofahrzeuge beschäftigt, 1,25 Millionen Euro Investment in nur zehn Tagen. Green Rocket ermöglicht Investments ab 250 Euro und verspricht Zinsen bis zu acht Prozent – entsprechende Risikobereitschaft vorausgesetzt natürlich. Der Branchenmix jener Unternehmen, die – laut Green Rocket – über die Plattform bereits erfolgreich Investoren gesucht und gefunden haben, sind durchwegs gemischt: Die Bandbreite reicht von schwimmenden marinen Solarsystemen auf den Malediven (Investitionsvolumen über Green Rocket heuer: 1.000.000 Euro) über Multi-Use-Bikes (300.000 Euro investiert) bis zu CO2-effizienten Biokunststofflösungen (400.000 Euro investiert). Die Investoren sind so bunt gemischt wie das Branchenportfolio: Studenten, die an die Sache glauben, sind hier ebenso zu finden wie Akademiker, Beamte oder institutionelle Anleger. Viele von ihnen hoffen auf einen gewinnbringenden Exit, wie er heuer der Salzburger E-Mobility-Firma has.to.be gelungen ist: Das Unternehmen durfte sich vor wenigen Tagen über ein Übernahmeangebot in Höhe von 250 Millionen Euro freuen – der Einsatz und das Engagement des Teams, das seit dem Gründungsjahr 2013 auf 120 Mitarbeiter angewachsen ist, hat sich bezahlt gemacht. Es beschäftigt sich mit Services und Tools rund um Ladestationen – ein so attraktives Geschäftsmodell, dass nicht nur Unternehmen wie Volkswagen frühzeitig in has.to.be investiert hatten, sondern nun eben auch Chargepoint, ein Dienstleister, der Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellt. Dank dem nicht unumstrittenen Handel mit CO2-Zertifikaten sollte zumindest in der Theorie in den kom-

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Foto: Adobe Stock

Greentech befeuert die Start-up-Szene


Fazitthema

menden Jahren noch mehr Geld zur Verfügung stehen, um grüne Technologien zu fördern und zu fordern. Der Handel wurde im Rahmen der jüngsten Steuerreform ja auch für die Bereiche Verkehr und Gebäude möglich gemacht. Die Idee ist, dass CO2-intensive Geschäftszweige als eine Art »Strafsteuer« Zertifikate aus einem limitierten Pool erwerben müssen. Vereinfacht gesagt: Je mehr CO2 in die Luft geblasen wird, desto knapper wird die Ressource Zertifikat, die nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage dann im Preis steigen müsste. Das sollte die Verursacher dazu motivieren, CO2-vermeidende Technologien einzusetzen, um sich die teuren »Verschmutzungsrechte« zu ersparen. Auf europäischer Ebene und in der Industrie ist dieser Handel über das sogenannte Emission Trading System (ETS) längst Business as usual, auf nationaler Ebene muss das System erst geschaffen werden. Fest steht zunächst der Preis: Wer eine Tonne CO2 verursacht, soll mit 30 Euro belastet werden. Vorerst. Denn es ist damit zu rechnen, dass sich der Preis für eine Tonne CO2 in den kommenden Jahren deutlich nach oben bewegen wird – die Energieunternehmen und Öllieferanten werden die steigenden Preise selbstverständlich an den Konsumenten weitergeben.

Billiger wird’s nicht

Spürbare Auswirkungen wird das also auf die Bezieher von »unsauberer« Energie haben – die Spritpreise werden weiter steigen, ebenso die Energiekosten für alle, die immer noch mit Gas oder Öl heizen. Das dadurch eingenommene Geld soll umverteilt werden – über den Klimabonus und das Klimaticket, aber auch durch großzügig geförderte Technologien. Allein für die Umrüstung auf Photovoltaikanlagen stehen laut »Der Standard« heuer 132 Millionen Euro zur Verfügung. Zumindest am Anfang also werden weite Teile der Bevölkerung stärker ent- als belastet. Irgendwann aber wird das Pendel in die andere Richtung ausschlagen. Die Umrüstung auf neue Heizanlagen wird Hauseigentümer und Mieter teuer zu stehen kommen, ebenso Pendler, die auf ihr Auto angewiesen sind. Bleibt zu hoffen, dass man rechtzeitig genug die zahlreichen Innovationen auf dem Gebiet des Klimaschutzes zur Marktreife bringt und sie so implementiert, dass die ehrgeizigen Klimaziele tatsächlich erreicht werden. Denn wenn nicht, stehen in absehbarer Zeit Millionen Menschen vor der Erkenntnis, dass sie die schmalen finanziellen Freiräume, die kalte Progression und Covid-bedingte Abgaben ihnen gelassen haben, in einen Klimaschutz investiert haben werden, der aus Asien und den USA systematisch desavouiert wurde …

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Ja, der Baumarkt-Spruch stimmt: Es gibt immer was zu tun!

Olaf Scholz, deutscher Bundeskanzler

Fotos: BKA/Andy Wenzel / Uni-Graz/Tzivanopoulos

Mit Martin Polaschek ist ein profunder Kenner der Bildungspolitik neuer Bildungsminister. Und dann hat’s »Bumm« gemacht Die Opposition hat gewonnen. Kurz ist weg. Das Gemenge aus linker Empörung und gezielter Durchstecherei aus der Staatsanwaltschaft hat gemeinsam mit der seit Jahrzehnten dubiosen Inseratenpolitik der jeweiligen Bundesregierungen das Narrativ geschaffen, dass es sich bei der Österreichischen Volkspartei um eine durch und durch korrupte Partei handeln muss. Natürlich weiß jeder, der die ÖVP kennt, mit ihren Tausenden Bürgermeistern, Abgeordneten, Kammerfunktionären und Regierungsvertretern, dass das nicht stimmt. Der mit Inseratenmillionen von der Wiener SPÖ-Regierung finanzierte Falter hat übrigens seine gewohnte Rolle im »Kurz-muss-weg-Drama« gespielt. Daher verwundert auch der gewohnt gekonnte Doppelpass zwischen dem Falter-Chefredakteur und dem ORFZIB-2-Großinquisitor aller nicht linken Projekte und Ideen wenig. Der Rücktritt von Sebastian Kurz als 14 /// FAZIT JÄNNER 2022

ÖVP-Chef war unabhängig von der strafrechtlichen Relevanz oder wahrscheinlich Irrelevanz der noch jahrelang im Raum stehenden Vorwürfe unvermeidlich. Eigentlich hätten die Landeshauptleute schon viel früher einschreiten müssen. Denn die Chatprotokolle bleiben trotz deren strafrechtlicher Bedeutungslosigkeit zu Recht an Kurz »picken«. Zu Recht nicht etwa, weil es in irgendeiner Form redlich sein kann, die Handys von Zeugen und Verdächtigen nach von der Strafsache völlig abgekoppelten Inhalten zu durchforsten, um dieses dann aus dem Zusammenhang zu reißen und mit dem Ziel, den größtmöglichen Schaden anzurichten, an die Öffentlichkeit zu tragen. Kurz hätte – so wie Verantwortungsträger, die nicht der Generation der »Digital Natives« angehören – den alten Leitsatz »Jedes Schrift’l ein Gift’l« befolgen sollen. Und weil er das nicht getan hat, hat es »Bumm« gemacht.

Bundeskanzler Karl Nehammer – die schwarze ÖVP ist wieder da Seit einigen Wochen ist Karl Nehammer nun Bundeskanzler und designierter ÖVPObmann. Obwohl Fazit den Totalrückzug von Sebastian Kurz bereits Anfang November angekündigt hat, ist es erst Anfang Dezember dazu gekommen. Und zwar deshalb, weil dem Wechsel an der ÖVP-Spitze ein Tauziehen zwischen den ÖVP-Länderorganisationen und den Kurz-Anhängern in der Bundespartei vorausgegangen war. Das Argument, Kurz trete zurück, um sich mehr um seine junge Familie zu kümmern, war natürlich nur vorgeschoben. Und während der Druck der Parteibasis auf die VP-Länderchefs kontinuierlich zunahm, glaubte man im Umfeld des Exkanzlers stärker den eigenen Durchhalteparolen. Man spielte daher auf Zeit, um die Krise irgendwie auszusitzen. Doch das war natürlich undenkbar. Kurz musste auch als VP-Chef und Klubobmann weg. Und mit ihm ging auch der Diplomat in der Rolle des Interimskanzlers. Alexander Schallenberg tat sich sichtlich dabei schwer, das feine Florett der Außenpolitik

mit dem schweren Säbel für die innenpolitischen Gefechte einzutauschen. Dass auch Finanzminister Gernot Blümel gehen musste, dürfte mit dem gerade gestarteten U-Ausschuss zu tun haben, bei dem die Opposition nach Möglichkeiten sucht, der ÖVP ein weiteres Mal den Korruptionsmantel umzuhängen. Und bei diesem Ausschuss wird Gernot Blümel wohl gemeinsam mit Sebastian Kurz im Mittelpunkt der Befragungen stehen. Dass auch Heinz Faßmann als Unterrichtsminister gehen musste, ist irgendwie ein Kollateralschaden und hat einerseits mit seiner politischen Naivität und andererseits mit der Schlitzohrigkeit der VP-Granden zu tun. Faßmann erklärte nämlich ohne Not im Vorfeld der entscheidenden VP-Vorstandssitzung, dass er gegebenenfalls dazu bereit wäre, das Feld zu räumen. Und damit bugsierte er sich automatisch in die Manövriermasse etwaiger weitgehender interessensgetriebener Personalentscheidungen. Es hätte übrigens durchaus auch den hervorragenden Arbeitsminister Martin Kocher treffen können. Auch er hat keine Lobby in den VP-Ländern bzw. Bünden, war aber schlau genug, den Kopf unten zu halten und nicht auf entsprechende Journalistenanfragen über seinen Verbleib zu reagieren. Und so bot sich Innenminister Karl Nehammer die Chance, das schwere Erbe des Jahrhunderttalents Sebastian Kurz anzutreten. Da passte es nämlich wunderbar, dass er wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner aus dem niederösterreichischen ÖAAB kommt. Und in der Realverfassung der ÖVP ist bekanntlich der niederösterreichische Landeshauptmann bzw. die Landeshauptfrau die mächtigste Person in der Parteihierarchie – in der Realverfassung der SPÖ hat diese Rolle bekanntlich der jeweilige Wiener Bürgermeister inne. Nehammer überrascht mit verbindenden Tönen Viele Österreicherinnen und Österreicher werden in Bezug auf Nehammer an einen »Law & Order«-Vertreter gedacht haben, der seine harte Rhetorik nun als Bundes-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

kanzler in reale Politik ummünzen kann. Doch weit gefehlt. Der neue Bundeskanzler überraschte bereits in seinem ersten Statement mit verbindenden Tönen. Wenige Tage vor dem Wechsel vom Innenministerium ins Kanzleramt sagte Nehammer noch zur Umsetzung der Corona-Maßnahmen: »Wir sind sozusagen die Flex, die Trennscheibe für die Gesundheitsbehörden, um die Infektionskette rasch zu durchbrechen.« Inzwischen kehrt das Land – wohl nur vorübergehend – aus dem Lockdown zurück und Nehammer schlägt als Bundeskanzler völlig neue Töne an. Er spricht von besorgten Bürgern und dem notwendigen Aufeinanderzugehen. Obwohl er klar an den Plänen einer Impfpflicht festhält, fordert er ein »Abrüsten der Worte auf allen Seiten«. Auch im Fernsehinterview mit ATV und ORF zeigte sich Nehammer von seiner neuen Seite. Er differenzierte und argumentierte eher hausverstands- als ideologiegetrieben. Außerdem zeigte er, dass er historisch umfassend gebildet ist und durchaus auch witzig sein kann. Von den 100 Tagen, die man in einer neuen Position von den Medien und der Öffentlichkeit weitgehend in Ruhe gelassen wird, kann angesichts der bevorstehenden Omikron-Welle ohnehin keine Rede sein. Stimmen die Berechnungen der Pandemieexperten auch nur annähernd, führt an einem neuerlichen Lockdown ab Mitte Jänner kein Weg vorbei. Außerdem wird die Regierung die Impfpflicht so lange nach hinten schieben müssen, bis ein OmikronImpfstoff entwickelt wurde und in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Damit ist auch der Ski-Tourismus praktisch abgesagt. Wenn Nehammer die nächsten acht Wochen einigermaßen gut bewältigt, kann er ein womöglich sogar ein großer Bundeskanzler werden. Der Steirer Martin Polaschek ist Bildungsminister Im ZIB-2-Interview erklärte der bisherige Rektor der Uni Graz, Martin Polaschek, Karl Nehammer habe ihn am Donnerstag-

Bundeskanzler Karl Nehammer überrascht seit seinem Amtsantritt mit verbindenden Tönen. abend in sein Regierungsteam eingeladen und er habe am nächsten Morgen zugesagt, nachdem er sich mit seiner Familie ausgesprochen hat. Jeder, der Martin Polaschek kennt, weiß, dass er wahrscheinlich ein ähnlich guter Bildungsminister sein wird wie Heinz Faßmann. Aber sogar ein recht sanft agierender Armin Wolf wollte nicht glauben, dass er nicht nur deshalb Minister wurde, weil die Steiermark sonst nicht in der neuen Regierung vertreten gewesen wäre. Hermann Schützenhöfer ist ein Politiker der alten Schule. Und da muss sich ein gutes Verhandlungsergebnis entweder in zugesicherten Millionen für die Steiermark oder eben in guten Köpfen an den richtigen Positionen abbilden. Polaschek ist kein ÖVP-Mitglied und will das auch nicht werden. Er ist aber, anders als etwa der ehemalige Selztaler ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger, bestens in der steirischen Volkspartei vernetzt. Tatsächlich spielt es natürlich eine Rolle, ob ein Bundesland bei den wöchentlichen Regierungssitzungen in Person eines Regierungsmitglieds mit am Tisch sitzt. Jetzt könnte man natürlich argu-

mentieren, dass tut die Steiermark ohnehin, mit Werner Kogler und Leonore Gewessler. Aber die beiden Grünen sind der Steiermark erst kürzlich bei der Entscheidung über den Straßenausbau – zumindest aus Sicht der steirischen Wirtschaft – in den Rücken gefallen. Außerdem geht es der Landesregierung natürlich darum, die eigenen Positionen in Wien durchzusetzen und nicht die einer steirischen Oppositionspartei. In den ÖVPGremien wurde auch noch über andere Steirer als Minister diskutiert. Und zwar über den Oststeirer Andreas Kinsky als Finanzminister und über Barbara Eibinger-Miedl als Wirtschaftsministerin. Dabei soll es nur eine Frage der Zeit gewesen sein, bis der seit vielen Jahren in Wien lebende und bestens vernetzte Vorarlberger Staatssekretär Magnus Brunner einen Regierungssitz erhält. Und es ist auch verständlich, dass Barbara Eibinger-Miedl – sie ist übrigens ÖVP-Bundesparteiobmannstellvertreterin – schon vor der entscheidenden Sitzung abgewunken hat, um mit ihrer Familie in der Steiermark zu bleiben. FAZIT JÄNNER 2022 /// 15


Recht haben Auswirkungen auf Pönalen und Preissteigerungen im Bau

Für die Bauwirtschaft hat die COVID-19-Pandemie weitreichende Auswirkungen, so etwa auf vereinbarte Pönalen sowie auf pandemiebedingte Preissteigerungen bei Baustoffen und Baumaterialien. Vertraglich vereinbarte Konventionalstrafen sind in der Bauwirtschaft ein häufiges Instrumentarium, um den vertraglichen Vereinbarungen Nachdruck zu verleihen. Sie sollen den Schuldner zur ordnungsgemäßen Erfüllung des Vertrages motivieren und dem Gläubiger eine erleichterte Möglichkeit zu einem Schadensausgleich, in aller Regel für Verzugsfolgen, verschaffen. Das Mittel dazu ist die Pauschalierung. Der Schuldner verspricht für zu vereinbarende Verstöße einen bestimmten Geldbetrag. In aller Regel liegen den Vertragskonstrukten die Regelungen der Önorm B 2110 zu Grunde. Diese sehen bei Ereignissen „höherer Gewalt“ – genau um solche handelt es sich bei COVID-19-Fällen – vor, dass derartige Ereignisse in die Risikosphäre des Auftraggebers fallen. Zu beachten ist, dass bei pandemiebedingten Lieferengpässen ein Anspruch des Auftragnehmers auf Bauzeitverlängerung vorliegt. Diese Fristverlängerung verhindert das Eintreten eines objektiven Verzuges und steht daher einer Pönale entgegen. Eine Sonderregel sieht § 4 2. COVID-19-JuBG vor. Sollte der Schuldner mit einer Leistung aus einem vor 1.4.2020 eingegangenen Vertragsverhältnis in Verzug geraten, weil diese auf die Pandemiefolgen zurückzuführen ist, so ist der Auftragnehmer nicht verpflichtet, eine Pönale zu zahlen. Auch dies gilt, wenn eine Pönale verschuldensunabhängig im Vertrag festgelegt wurde. Eine Sonderfrage stellt sich zum Thema pandemiebedingter Preissteigerungen bei Önorm-Verträgen. Wesentlich ist, dass das Risiko unvorhersehbarer und unabwendbarer Ereignisse (höherer Gewalt) grundsätzlich der Auftraggebersphäre zugeordnet werden. Dies gilt auch, wenn zwischen den Vertragsteilen eine Festpreisvereinbarung getroffen wurde. Punkt 7.2.1 Önorm B 2110 spricht dafür, dass eine Festpreisvereinbarung im Zweifel nicht die Übernahme objektiv unkalkulierbarer Risiken durch den Auftragnehmer beinhaltet. Im Lichte dessen, wäre eine solche Klausel in aller Regel sittenwidrig iSd § 879 Abs 3 ABGB. Fazit: Betreffend Pönale und pandemiebedingter Lieferengpässe und Preissteigerungen empfiehlt es sich, rechtzeitig, rechtskundigen Rat einzuholen, weil dabei jeweils der Einzelfall berücksichtigt werden muss. Darauf hier im Detail einzugehen ist aus Platzgründen nicht möglich. Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

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»Es gibt tatsächlich ein gigantisches demografisches Problem. 1963 hatten wir an die 24.000 Geburten in der Steiermark, jetzt sind es nur mehr etwa 11.000. Diese Lücke können wir nur über eine höhere Erwerbsquote und über Zuwanderung schließen.«


Wirtschaft

»Das Interesse, hierher zu kommen, ist geweckt!« Der steirische IV-Präsident Stefan Stolitzka sieht die steirische Wirtschaft gut gewappnet für die Zeit nach der Pandemie. Im Gespräch mit Johannes Tandl führt er aus, dass sich die Chancen für den Standort trotz oder vielleicht sogar wegen der Lieferkettenprobleme verbessert haben. Voraussetzungen für die gute Entwicklung sind aber Technologieoffenheit und der weitere Ausbau der Infrastruktur. Steirische Unternehmen sind in mehreren Greentech-Bereichen Technologieführer. Und auch bei der Digitalisierung sieht er das Land auf einem guten Weg.

Foto: Tschebular

Die produzierende Wirtschaft leidet unter den überlasteten Lieferketten. Einige Großunternehmen befinden sich wegen des Chipmangels sogar in Kurzarbeit. Sehen sie diesbezüglich eine Lösung? Solange wir Corona nicht weltweit und insbesondere in Asien im Griff haben, kann uns das immer wieder treffen. In China wurden im letzten Jahr durch die Pandemie außerdem viele Kapazitäten abgebaut. Fabrikationen wieder aufzubauen dauert ungleich länger, als sie zuzusperren. Besonders betroffen ist die Automobilindustrie. Bis die notwendigen Halbleiterkapazitäten wieder vorhanden sind, vergehen wahrscheinlich noch ein oder zwei Jahre. Die Industrie hat inzwischen einigermaßen gelernt, mit dieser Situation umzugehen, und entsprechende Rohstoff- und Materiallager angelegt. Normalerweise bevorraten wir bei Legero United für ein Monat. Jetzt bestellen wir die Ressourcen für ein halbes Jahr im Voraus. Wir tun alles, um einen Stillstand abzuwenden. Trotzdem bleibt das Risiko noch über einen längeren Zeitraum bestehen.

Jetzt reden alle in der Politik von mehr Resilienz in der Produktion und meinen damit eine Reindustrialisierung. Welche Chancen sehen sie diesbezüglich für die Steiermark und wie ist es überhaupt um unsere Headquartertauglichkeit bestellt? Die Chancen erachte ich als riesengroß. Unsere starke Industrie ist eng mit unserem Forschungsstandort verwoben. Das hilft uns etwa bei der Entwicklung von Lösungen für das Klimaproblem. Wir arbeiten mit Technologien, die uns der Dekarbonisierung Schritt für Schritt näherbringen. Die 25.000 Beschäftigten in den Greentech-Unternehmen haben die Steiermark zur weltweit beFAZIT JÄNNER 2022 /// 17


Wirtschaft

achteten Vorzeigeregion gemacht. Das hier versammelte Knowhow ist der beste Nährboden für weitere Investitionen. Daher ist das Interesse vieler Konzerne, hierher zu kommen, längst geweckt. Die hohen Energiekosten stellen kein Problem für die Wettbewerbsfähigkeit der steirischen Unternehmen dar? Die Energiekosten sind natürlich ein Problem. Sie werden zwar wieder fallen, aber wohl nicht auf das Niveau von vor 2020. Auf lange Sicht rechnen wir daher mit höheren Energiepreisen. Außerdem verursacht der Transformationsprozess hohe Kosten. Das, was es kostet, wenn wir in absehbarer Zeit aus fossilen Energieträgern aussteigen wollten und was dafür an Infrastruktur geschaffen werden muss, wird vielfach unterschätzt.

Wie sehr gefährden überhöhte Umweltstandards den Standort im Vergleich zu den USA oder Asien? Unsere energieintensive Industrie ist ja schon lange vom CO2-Zertifikatehandel der EU erfasst. Dazu kommen zahlreiche andere Auflagen, die nichts mit dem Klimaschutz zu tun haben. Trotzdem sind wir auch gegenüber Standorten mit wesentlich geringeren Auflagen wie etwa die USA konkurrenzfähig. Solange keine weiteren Belastungen dazukommen und unsere Klimakosten nicht weiter einseitig verteuert werden, bleiben wir das auch. Alles andere wäre existenzbedrohend.

Wie sehr leidet der Standort unter den Ideen der Klimaschutzministerin, die erst kürzlich Infrastrukturprojekte wie den Ausbau der A9 oder den Bau der S37 gestoppt hat? Außerdem will sie die Zubringerflüge von Graz aus zu internationalen Hubs aufhalten. Das Risiko für tausende steirische Arbeitsplätze wächst. Was passiert ist, war der unangekündigte Alleingang eines Ministeriums. Wie das passieren konnte, können wir auch noch nicht so richtig überblicken. Jetzt muss man prüfen, welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt. Vor allem auf ausländische Investoren macht das den Eindruck, dass es in Österreich keine Rechtssicherheit gibt und Beliebigkeit vorherrscht. Das klingt so, als würden Sie weiterhin an den Ausbau der A9 glauben? Ich denke schon.

Sie haben kürzlich gesagt, die Entwicklungen der steirischen Industrie sorgen weltweit für 750 Megatonnen CO2-Ersparnis. Das wäre ja fast das Hundertfache der steirischen Gesamtemissionen. Wie kommt dieser Wert zustande und warum wird das unserer CO2-Bilanz nirgends zugerechnet? Ich war selbst überrascht, als ich diese Zahl erfahren habe – dabei ist das noch sehr vorsichtig gerechnet. Tatsächlich gäbe es ohne steirisches Know-how und steirische Produktionen kaum eine nachhaltige Energieproduktion. Die Berechnung der klimaschädlichen Emissionen ist tatsächlich sehr mangelhaft. Das gilt sowohl für die EU als auch für Österreich. Es werden zwar die Emissionen, die bei Herstellung eines Produktes oder Bauwerks entstehen, angesetzt, diese werden aber anschließend nicht auf die Nutzungsdauer aufgeteilt. Das ist leider auch beim EAG (Anmerkung: dem Erneuerbaren-Ausbaugesetz) nicht geregelt. Daher belastet die energieintensive Herstellung von Wasserkraftwerken, Windrädern oder Photovoltaik-Anlagen die CO2-Bilanz unabhängig von der Nutzungsdauer.

Heißt das, wenn ich Kohle mit 20 Tonnen CO2-Emissionen verbrenne, ist das aus Sicht der Klimakontrolleure gleich negativ wie der Bau 18 /// FAZIT JÄNNER 2022

von 10 Windkraftwerken mit ebenfalls 20 Tonnen CO2-Emissionen? Nun, hier gilt es, grundlegend zwischen betriebsbedingten Emissionen und solchen, die bei der Herstellung einer Anlage anfallen, zu unterscheiden. Hinzu kommt die noch nicht einheitliche Berücksichtigung der Nutzungsdauer. Wir stellen faktisch überall in Österreich Produkte im weltweiten Vergleich am klimaeffizientesten her. Wenn der Lebenszyklus aber nicht berücksichtigt wird, kann das dazu führen, dass ein in einem Drittland klimaschädlich hergestelltes Produkt importiert werden muss, da wir es bei uns nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren können.

Und wer so denkt, hält dann auch Verbote und Verzicht für klimafreundlicher als die Entwicklung technologieoffener Lösungen? Die Technologieoffenheit wird sich zwangsläufig ergeben. Wir haben nicht einmal im Ansatz ausreichend erneuerbare Energie verfügbar. Wir erzeugen zwar 75 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren, wenn wir die Prozesswärme, den Verkehrsbereich oder die Raumwärme dazu zählen, werden gerade einmal 30 Prozent regenerativ erzeugt. Dazu muss man wissen, dass Prozess- und Raumwärme ein Vielfaches des derzeitig verfügbaren grünen Strombedarfs ausmacht. In Deutschland setzt man auf Gas als Übergangslösung, in Österreich will man aber auch das nicht. Wenn wir in relativ kurzer Zeit unser Treibhausgasproblem einer Lösung näherbringen wollen, kommen wir daher um zum Beispiel blauen Wasserstoff nicht herum. Der wird im Gegensatz zum grünen Wasserstoff nicht aus erneuerbaren, sondern unter CO2-Absonderung aus fossilen Energieträgern erzeugt. Wir brauchen unglaubliche Energiemengen, die man mit Energiesparen allein nicht zur Verfügung stellen kann. Deshalb müssen wir Technologien wie die CO2-Absonderung bei fossilen Kraftwerken forcieren, bevor wir die vollkommene Transmission zu erneuerbaren Energiequellen vollenden können. Das klingt logisch. Aber wie wollen Sie das einer Regierungspartei erklären, die davon ausgeht, dass wir die Straßentransporte in kurzer Zeit auf die Schiene und auf Lastenräder verlagern können? Wir als Industrie haben mit den Grünen durchaus eine gute Gesprächsbasis. Und die steirische Grünenchefin hat erst kürzlich bei Ihnen im Interview gesagt, dass es darum geht, die Verschwendung zu reduzieren. Da schließe ich mich an. Ein großes Potenzial liegt darin, energieeffizienter zu werden. Unsere energieintensiven Unternehmen betreiben das seit zwei Jahrzehnten. Deshalb haben wir schon jetzt die energieärmsten Prozesse.

Betrifft die geforderte Technologieoffenheit auch die Entwicklung und Herstellung von E-Fuels? E-Fuels sind ein spannendes Thema. Etwa für den Kurzstreckenflugverkehr hoffe ich, dass es in absehbarer Zeit gelingt, die erforderlichen Treibstoffmengen umweltfreundlich herzustellen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in kaum einem Bereich »die eine Lösung« geben wird. Es werden überall viele Lösungen sein, die uns dem Ziel näherbringen. Technologieoffenheit ist dafür eine Grundvoraussetzung.

Die IV hat kürzlich den »Digitalen Aktionsplan 2030+« präsentiert. Worum geht es dabei und hat Corona nicht ohnehin einen gewaltigen Digitalisierungsschub ausgelöst? Das Bewusstsein für die Digitalisierung ist tatsächlich gewaltig gewachsen. Die Leute haben sich im Home Office in kurzer Zeit daran gewöhnt, digital zu kommunizieren. Die erforderlichen Systeme wurden sehr rasch aufgebaut. Und auch wir als IV haben das


Wirtschaft

unterstützt und zum Beispiel in Schulen digitale Endgeräte verteilt. Die Grundvoraussetzung für jede Form von Digitalisierung ist aber die Infrastruktur. Und die ist in Österreich im Gesamten gesehen ungenügend. Der derzeitige Glasfaserausbau versorgt gerade einmal 4,4 Prozent der Bevölkerung, in Schweden sind es 75 Prozent und in Spanien 73 Prozent.

Warum hinken wir da so nach und sehen Sie ein Commitment, um das Problem zu lösen? Ich bin zuversichtlich. Im Jahr 2024 wird in der Steiermark für die Hälfte der Bevölkerung ein Glasfaserzugang errichtungstechnisch möglich sein. Wir sind da endlich auf einem guten Weg. In Zukunft geht es dann nicht mehr um Megabit pro Sekunde, sondern um Gigabit.

Wie sieht die digitale Arbeitswelt der Zukunft aus und was bedeutet das etwa bei der Arbeitskräftesuche? Wir sehen schon heute, dass sich hierarchische Strukturen, bei denen alles von oben herunter bestimmt wird, überlebt haben. In Zukunft werden die Teams, in denen gearbeitet wird, noch wichtiger als jetzt, weil es darauf ankommen wird, wie schnell man Innovationen umsetzt. Im Team lassen sich auch viel schneller neue Lösungen für neue Prozesse und Produkte finden. Der Erfolg wird davon abhängen, wie es gelingen wird, die Teams intrinsisch zu motivieren. Was da kommt, wird weit über das klassische Arbeitsdenken hinaus reichen. Und Sie glauben, unsere Arbeitnehmer werden über die entsprechenden Skills verfügen? Die Pandemie hat uns zusätzlich schmerzlich bewusst gemacht, wie wichtig bestimmte Berufsbilder sind. Das betrifft soziale Skills genauso wie den MINT-Bereich. Wir in der Industrie benötigen derzeit unter anderem am dringendsten Softwareentwickler. In der digitalen Welt müssen Anwendungsmöglichkeiten erst in Algorithmen programmiert werden.

Aber woher wollen Sie die Jobbewerber nehmen? Es gibt ja viel zu wenig junge Menschen in unserem Land. Es gibt tatsächlich ein gigantisches demografisches Problem. 1963 hatten wir an die 24.000 Geburten in der Steiermark, jetzt sind es nur mehr etwa 11.000. Diese Lücke können wir nur über eine höhere Erwerbsquote und über Zuwanderung schließen. Erfüllen die Zuwanderer der letzten Jahre die Anforderungen, denen man für einen qualifizierten Job in der Industrie gerecht werden muss? Wir als Industrie haben sehr gute Erfahrungen mit den Zuwanderern gemacht – auch mit jenen, die 2015 gekommen sind. Leider wurde in Österreich zu wenig hinsichtlich des Spracherwerbs getan, um das Potenzial, das diese Menschen für den Arbeitsmarkt darstellen, voll abschöpfen zu können. Die Sprache habe den Migranten effizient dabei geholfen, sich bei uns zu integrieren. Es gibt Signale, dass diese Deutschkurse wieder ausgebaut werden sollen. Die meisten Menschen, die Deutsch sprechen, können bei uns Fuß fassen, ganz egal, woher sie kommen. Wie sieht es mit Frauen in ehemaligen männlich dominierten Berufsfeldern aus? Auch da tut sich viel. Aber wir müssen die Frauen viel besser dabei unterstützen, damit sie nach einer Babypause wieder zurück in eine Vollzeitarbeit finden. Da geht es immer noch um das leidige Thema der Kinderbetreuung. Selbst wenn ständig neue Einrichtungen errichtet werden, passen die Öffnungszeiten oft nicht mit den Arbeitszeiten zusammen. Und so ist die Steiermark bei der Betreuungsquote der unter Dreijährigen mit 22 Prozent österreichisches Schlusslicht. Aber auch daran wird sich hoffentlich bald etwas ändern. Herr Stolitzka, danke für das Gespräch!

Foto: Tschebular

Und die Jugendlichen wollen diese Jobs? Kürzlich ergab eine Umfrage, dass etwa 60 Prozent der Jugend-

lichen sofort in einen grünen Beruf gehen würden. Die große Herausforderung der Industrie ist, besser aufzuzeigen, wie grün ihre Produkte bereits sind. Die Bereitschaft der Jungen ist also da, um daran mitzuwirken.

FAZIT JÄNNER 2022 /// 19


Graz hat's

Eröffnung der Straßenbahnverlängerungen

Bänke und Bäume wurzeln am Griesplatz

Mit der Eröffnung der verlängerten Linien 4 und 6 in Richtung Reininghaus und Smart City ist eines der größten Grazer Stadtentwicklungsprojekte der letzten Jahrzehnte ab sofort optimal an den öffentlichen Verkehr in der steirischen Landeshauptstadt angebunden. „Die Inbetriebnahme der beiden Linien erfolgt jetzt zeitnah zum Einzug der Bewohner und der Ansiedlung von Geschäften sowie dem Start von Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen“, so Bgm. Elke Kahr. Für sie sind „die Linien 4 und 6 quasi das Rückgrat der beiden Stadtteile im Grazer Westen“ und sie sind „ein ganz wichtiger Schritt im öffentlichen Verkehr der Stadt Graz.“ Möglich gemacht hat dies nicht zuletzt die Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Da wird dem Griesplatz was blühen! Ende November wurden die ersten Bäume für die temporäre Bepflanzung gesetzt. Gemeinsam mit Sitzgelegenheiten aus Granit und Auflagen aus Lärchenholz sorgen sie für mehr Aufenthaltsqualität. Damit tragen die Abteilung Grünraum und die Stadtbaudirektion dem Wunsch nach mehr Grün und mehr Sitzflächen Rechnung. Verwurzelt bleiben die Bänke und Bäume so lange, bis der „große Wurf" für die Griesplatz-Umgestaltung fertig sein wird. Für Bgm-Stv. Judith Schwentner haben Zwischenlösungen wie diese in mehrerlei Hinsicht großen Wert: „Es ist mir ein Herzensanliegen, unsere Stadt für die Menschen und die Natur zu öffnen. ch freue mich aber über jede einzelne Maßnahme, die zum Klimaschutz beiträgt." Die beliebte Wallfahrtskirche in Graz Mariatrost, 300 Jahre alt und seit 1999 offiziell eine Basilika, wird bis zum Jahr 2030 aufwendig renoviert. Spar unterstützte das Projekt „MariaTrost 2030“ mit einer eigenen Aktion: Zwei Monate lang spendete Spar 40 Cent pro verkauftem „Steirerlaib“ für die Renovierung der Kirche. Insgesamt kamen dabei über 12.270 Euro zusammen. Das köstliche „tägliche Brot“, ein Roggenmischbrot, stammt von 18 steirischen Bäckereien. Wer möchte, kann die Basilika auch weiterhin unterstützen. Mit einer originellen Idee geht der Verein „Freunde und Förderer der Basilika Mariatrost“ nun zusätzlich auf Spendensuche – mit der Lego-Baustein-Aktion zum Bauen einer Mini-Basilika.

Im Jahr 2006 zum ersten Mal ausgezeichnet, erhielt die Stadion Graz-Liebenau GmbH, managed by mcg, heuer bereits zum siebten Mal vom Umweltamt Graz die Zertifizierung „Grazer Ökoprofit-Betrieb 2021“. Der Fokus war dabei auf Austausch und Neuverlegung des gesamten Spielfeldrasens in der Merkur Arena gerichtet. Dieser wurde von der Servus Abfall GmbH entsorgt, dem Bio-Kompost beigemengt und auf landwirtschaftlichen Flächen wiederverwertet. Beim neuen Rasen, verlegt von der international renommierten Rasen Richter GmbH, wurde bewusst Naturrasen gewählt, der laut Studien die geringste Umweltauswirkung hat. Weiters wird verstärkt organischer Dünger mit 100 Prozent natürlichen Bestandteilen eingesetzt. 20 /// FAZIT JÄNNER 2022

Fotos: Holding Graz / Foto Fischer, Spar / Werner Krug, Stadt Graz / Fischer

Ökoprofit-Auszeichnung für Stadion Graz-Liebenau

Spar unterstützt Renovierung


Foto: Lunghammer

Kurz im Gespräch mit Alexander Pongratz, Erfolgsmusical gastiert wieder an Oper Graz Der animierte Film „Die Schöne und das Biest“ zählt zu den größten Erfolgen aus dem Hause Disney. Schon der Zeichentrickfilm eroberte mit seinem phänomenalen Soundtrack das Publikum, erhielt eine Oscar-Nominierung als Film sowie zwei Oscars und vier Grammys für die Musik. 2017 stürmte der Realfilm mit Emma Watson weltweit die Kinocharts. Disneys zauberhafte Umsetzung des Märchens verlangte geradezu nach einer Fassung für die große Bühne. Diese schreibt seitdem als Musical eine eigene Erfolgsgeschichte. Die deutschsprachige Inszenierung des renommierten Budapester Operetten- und Musicaltheaters gastiert nach fünf Jahren mit der hinreißenden Liebesgeschichte vom 29. Juni bis 10. Juli 2022 wieder live an der Oper in Graz.

Fotos: Stefan Malzkorn, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder

Schenken leicht gemacht − Steiermark-Gutscheine

Wer die heimische Wirtschaft stärken möchte, ist mit den Steiermark-Gutscheinen von Steiermark Tourismus gut beraten. Die Gutscheine bieten eine Fülle an Möglichkeiten, von Wintersport und Radfahrtouren bis hin zu Erholung und Wellness, vom Gletscher zum Wein. Einlösbar in 80 Unterkunftsbetrieben, über 140 Gastronomiebetrieben und bei elf Ausflugszielen kann man damit die Schätze im eigenen Land besser kennenlernen, ob Bekanntes oder Unbekanntes je nach Vorlieben des Beschenkten. Zudem sind die Gutscheine über den Online-Gutscheinshop individuell gestaltbar und daheim auszudrucken, falls es mit einem Geschenk einmal pressiert. Infos: www.steiermark.com/gutschein

Häuslbauermesse wird auf 2023 verschoben

Nach einem Jahr Pause sollte die Häuslbauermesse 2022 wieder der Start in die Bausaison einleiten. Leider entwickelten sich die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen wiederum anders als erwartet. „Leider müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass ein Abhalten der Häuslbauermesse in der derzeitigen Situation nicht möglich ist. Wir haben die aktuelle Lage mit vielen Ausstellern diskutiert, nahmen jedoch ein Stimmungsbild wahr, das diese Entscheidung bestärkte. Der gewünschte wirtschaftliche Erfolg und gemeinsames Netzwerken, so wie wir uns das für unsere Aussteller, Partner und Besucher wünschen, ist daher in dieser Situation nicht möglich“, betont Armin Egger, Vorstand MCG Graz.

Landesinnungsmeister Bau der WKO Steiermark

Was macht eine Lehre im Baugewerbe für junge Menschen zu einer guten Wahl? Dafür gibt es drei überzeugende Gründe: erstens eine Ausbildung auf der Höhe der Zeit, die überaus anspruchsvoll ist, zweitens hervorragende Jobmöglichkeiten, und drittens ein exzellenter Verdienst. Eines muss man aber dazusagen: Das ganze Image der Arbeit am Bau ist im Wandel. Wir haben es hier mit einer Hightech-Branche zu tun, in der ohne Digitalisierung nichts mehr geht. Das macht auch die dazugehörenden Berufe attraktiv.

Welche sind die wichtigsten Eigenschaften, die man für eine Lehre am Bau mitbringen sollte? Junge Menschen sollten für alles, was sie tun und lernen möchten, Interesse, Einsatz und Fleiß mitbringen. Natürlich schaden auch ein gewisses handwerkliches Geschick und ein technisches Verständnis nicht. Wie wichtig sind Bewerbe wie die EuroSkills 2021, um Jugendliche für eine Lehre zu motivieren? Die EuroSkills sind eine wunderbare Plattform, um Berufe hautnah zu zeigen. Die Wettbewerbsatmosphäre, die Begeisterung und die Spannung machen das Flair dieser Bewerbe aus. Dass Graz 2021 die EuroSkills austragen konnte, verleiht dem Thema duale Ausbildung hierzulande besonderes Gewicht. Die Lehre ist im Aufwind, nicht nur am Bau, und das ist gut so. Natürlich freut es uns besonders, dass der Hochbauer Michael Hofer bei den EuroSkills 2021 Gold geholt hat.

FAZIT JÄNNER 2022 /// 21


Fazitgespräch Von Andreas Neubauer und Fabio Schaupp mit Fotos von Marija Kainzaj

Leibnitz Dotcom Der südsteirische Internetmillionär Walter Temmer

über das Reichwerden, sein Geschäftsmodell mit Domains

und seinen Spaß als Antreiber.

22 /// FAZIT JÄNNER 2022



Fazitgespräch

»Werde erfolgreich.« Dieser Schriftzug auf dem Firmenschild ist das Erste, das uns ins Auge sticht, als sich die Lifttüre im zweiten Stock des Bürogebäudes am Leibnitzer Hauptplatz öffnet.

Darunter eine lange Liste an Namen von Firmen, die alle zum

Imperium von Walter Temmer gehören. Nicht nur Indizien, dass der heute 43-jährige Selfmademillionär weiß, worauf es als

erfolgreicher Unternehmer ankommt, sondern dass es ihm auch ein Anliegen ist, anderen Menschen mit seinem Wissen dabei zu helfen, in ihrer Karriere durchzustarten.

Das Auftreten von Temmer passt zu dem Bild, dass in seinen

Social-Media-Auftritten vermittelt wird: authentisch, eloquent und extrem motiviert. Stillstand ist für ihn wohl ein Fremdwort. »Wir sind gerade dabei, das neue Studio einzurichten. Habt ihr Lust,

einen Blick drauf zu werfen?«, sagt Temmer, der uns im lässigen Philipp-Plein-Outfit mit knallbunten Schuhen gegenübertritt.

Wir spazieren durch stylische Büroräume und finden uns in

einem großen Raum wieder, der problemlos als Newsroom einer

renommierten Fernsehstation durchgehen könnte. In den nächsten Tagen soll alles fertig sein, ein Kameramann sei schon engagiert worden. Damit könne noch leichter zwischen den erfahrenen

Erfolgscoaches und Schützlingen, die sich im Domainbusiness nachhaltig etablieren möchten, kommuniziert werden.

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Fazitgespräch

Dann habe ich mich gefragt, was mich interessiert. Die Antwort war: Saufen, Frauen, Party machen. Walter Temmer

Herr Temmer, Sie sind mit dem Verkauf von Internetdomains reich geworden und wollen nun Menschen erfolgreich machen, indem Sie Ihr Wissen teilen. Wie soll das funktionieren? Ich möchte es so erklären: Ich hab mittlerweile rund 40 Firmen und Beteiligungen. Aber wenn ich mit der falschen Firma angefangen hätte, hätte es nicht funktioniert. Angenommen, ich hätte in Immobilien investiert und Wohnungen vermietet – ich wäre gescheitert, weil dafür viel Know-how und enorm viel Eigenkapital notwendig ist. Ich habe meinen Einstieg mit Internetadressen geschafft, mein Geschäftsmodell war es, Internetadressen einzukaufen und teuer zu verkaufen. Das geht mit Immobilien genauso wie mit Schuhen – nur bei Dienstleistungen ist es etwas komplizierter. Warum Internetadressen? Sie sind aus einem einfachen Grund so optimal: Freie Internetadressen oder jene, die nicht 1A-Premium-Qualität haben, kosten nicht viel. Wenn ich etwas um 30 Euro einkaufe und um 300 verkaufe, hat man eine gute Differenz, die man eingenommen hat. Der noch größere Vorteil ist: Wenn es schiefläuft, geht nicht viel Geld verloren und du hängst nicht dreißig Jahre an einem Kredit wie bei einer Immobilie.

Wie sind Sie damals eigentlich auf die Idee gekommen, mit Internetadressen zu handeln? Schule hat mich nicht interessiert, Universität etwas mehr, aber ich habe mir nicht viel erwartet. Es gab dort viele Menschen, die erfolgsbefreit waren in der Wirtschaft. Irgendwann wollte ich etwas machen, aber ich konnte nichts. Aufgrund einer Nachprüfung in der Schule wusste ich, dass Mozart 1756 geboren ist und 1791 gestorben. Und dass er an Syphilis erkrankt, aber schlussendlich an Typhus gestorben ist. Mit dem Wissen kannst du nur Geld verdienen, wenn es die letzte Frage der Millionenshow ist. Dann habe ich mich gefragt, was mich interessiert. Die Antwort war: Saufen, Frauen, Party machen. Also hätte mich interessiert, einen eigenen Klub aufzumachen. Ich hätte zur Bank gehen können, aber ich habe es gar nicht probiert, weil ich auch kein Eigenkapitel hatte und keine Ahnung von der Gastronomie. Irgendwann bin ich zufällig auf eine Internetseite gekommen – das war damals ja noch relativ neu – , die freigeworden.at geheißen hat. Dort waren Domains gelistet, die frei wurden, weil jemanden vergessen

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hatte einzuzahlen oder weil sie gelöscht wurden. Bald habe ich erkannt, dass es jemanden gibt, der immer schneller war als ich. Ich habe ihn kontaktiert und mich langsam raufgearbeitet – und im vierten oder fünften Monat schon sehr viel Geld verdient. Ich habe damals aber auch ohne Übertreibung 18 Stunden am Tag gearbeitet in meiner Wohnung in Graz und hab dem Pizzazusteller Geld gegeben, dass er mir Klopapier und Duschshampoo mitbringt. Meine Freizeit war Zähneputzen und Duschen.

Das Geschäftsmodell beginnt klein, aber welche Tools braucht man, um erfolgreich zu sein? Wir haben den Markt lange analysiert und mit unseren ersten Kunden herumexperimentiert und sind schnell draufgekommen, dass es Probleme gibt, die wir allen unseren Kunden abnehmen können und die anfangs schwierig sind. Ich war zum Beispiel ein total schlechter Schüler in der Mittelschule und hab nach meiner Matura nicht gewusst, was die Mehrwertsteuer ist. Ich habe das gekannt vom Supermarkt, wo das bei der Wurstsemmel dabeigestanden ist, aber nicht mehr und es hat mich auch nicht interessiert. Ich bin AHS gegangen und ich weiß, 90 – oder vielleicht sogar 100 – Prozent jener, die mit mir in der Klasse waren, haben es auch nicht gewusst. Als ich das Unternehmen gegründet habe, war es etwa nicht einfach für mich, wie ich Rechnungen schreiben muss, was da oben stehen muss etc. Wir sind daher draufgekommen, dass wir unseren Kunden eine Art Treuhandservice bieten. Für den Kunden wird die Domain verkauft, er erhält eine Gutschrift und hat das Geld, er muss also nie jemandem nachlaufen, er kann sich konzentrieren aufs Einkaufen und Verkaufen. Wichtig dabei ist: Verkaufen kann man jedem einfach beibringen, das Einkaufen nicht. Wie meinen Sie das? Ein Beispiel: Angenommen ich würde ein Schuhgeschäft eröffnen. Ich glaube, ich wüsste, was ich an Personal bräuchte, wie ich die Buchhaltung mache, wo die Lage des Geschäftslokals sein müsste usw. Aber ich habe keine Ahnung von Schuhen. Deswegen machen wir es unseren Kunden einfach und haben eine geheime Liste mit Internetadressen erschaffen, wo Logarithmen werkeln und Erfahrungen von 20 Jahren. Wir zeigen den Menschen, wie sie die richtigen Kunden finden. Wir zeigen auch Vermarktungsmöglichkeiten und können potenziellen Kunden vollautomatisiert einen



Fazitgespräch Brief schicken. Ich steige gerade bei ganz vielen Dingen auf Postwurfsendungen und Werbeprospekte um, weil es bei so einer Art von Marketing kaum Preiserhöhung gibt über die Jahre. Wogegen bei Facebook und Google die Preiserhöhungen zuletzt – auch aufgrund der Pandemie – extrem waren.

Gibt es Werbung, die nicht oft benutzt wird und extrem gut funktioniert? Ein Beispiel wäre für uns Podcastwerbung. Ja, Podcastwerbung funktioniert extrem gut, wenn du hochpreisig verkaufst, weil Menschen, die einen Podcast hören, viel mehr bei der Sache sind als Menschen, die ein Video anschauen, und weil sie den Menschen, denen sie zuhören, viel mehr glauben, was sie sagen. Was auch extrem gut funktioniert und – auch wenn es blöd klingt – noch immer eine Nische ist: lokale Werbung. Gastronomiebetriebe können über Facebook oder Youtube sehr gut Kunden akquirieren. In Leibnitz gibt es ganz wenige, die das probieren, in Tillmitsch wahrscheinlich keinen einzigen. Sie haben vor Jahrzehnten mit Webdomains angefangen, heute verwenden allerdings viele Menschen und Unternehmen einfach Social-Media-Profile. Ist das Interesse an Webdomains noch gleich groß? Ich würde sagen, die Pandemie hat das Interesse wieder gesteigert. Angenommen, man sucht sich als Grazer ein freies Grundstück für eine Immobilie mit der Partnerin, dann wird man schnell feststellen: Es gibt keines mehr. Das Faszinierende ist, dass die hohen Immobilienpreise nur mehr funktionieren, weil nichts G’scheites mehr frei ist. Beim Domainhandel ist das ganz

gleich. Dadurch, dass es kaum mehr richtig gute Adressen gibt, steigen die Preise weiterhin. Durch die Pandemie sind auch viele Unternehmen draufgekommen, online durchstarten zu wollen. Und bevor man eine Website programmiert, braucht man eine Domain. Auch das bedeutete einen gigantischen Boom. Ich habe zum Beispiel einen Geschäftspartner von mir, der seit über 20 Jahren dabei ist, und nicht Qualität verkauft, sondern Quantität. Er hat im Februar 2021 über 200.000 Euro mit über 300 Domainverkäufen verdient. Der ist bei seinem Rekord durch die Pandemie. Natürlich wird der Trend wieder zurückgehen, aber aktuell zeigt die Kurve nach oben. Der Push bei der Digitalisierung bedeutet auch mehr Konkurrenzkampf. Was hat das für Auswirkungen auf den Domainhandel? Der Konkurrenzkampf ist definitiv härter geworden, überhaupt, wenn man Onlinewerbung schaltet. Im Moment geht jeder online, ich glaube aber auch, dass das wieder weniger wird. Dass jeder online verkauft, ist ein großer Nachteil für die vielen kleinen, aber ein großer Vorteil für die großen Marktplayer. Ich glaube sowieso, dass viele Entwicklungen auch ohne Corona stattgefunden hätten. Corona ist einfach ein Turbobeschleuniger für Digitalisierung. Gibt es erfolgreiche Best-Practise-Beispiele unter Ihren Kunden? Ja. Ich habe zum Beispiel jemandem, der nun bei mir Trainer ist. Er heißt auch Walter und hatte nach den ersten vier Domainverkäufen alle Anfangskosten wieder eingenommen. Zwischenzeitlich hat er eine Domain am Tag für 300 bis 400 Euro verkauft, die

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Fazitgespräch er im Schnitt für 30 Euro eingekauft hat. Ein anderer Kunde hatte eine Fassadenreinigungsfirma, stieg dann aber in das Domainbusiness ein und verkauft nun offline Domains. An Menschen, die er kennt, Geschäftspartner usw. Wir haben sechsmal die Woche Termine, wo Trainer vortragen, einmal die Woche trage ich selbst vor. Was man merkt: Die Menschen, die bei Coachings dabei sind, sind zu einem viel höheren Prozentsatz erfolgreich. Und die, die als Erste fragen, ob man sich den Kurs anschauen muss, sind die, die ziemlich sicher scheitern werden. Von selbst kommt nix.

Ist Walter Temmer eigentlich auch einmal gescheitert? Ich bin persönlich der Meinung, dass das größte Risiko im Leben darin besteht, kein Risiko einzugehen. Ich bin risikoaffin, aber mit dem Alter merke ich, dass ich vorsichtiger werde. Es gibt sehr viele Leute, die risikofaul sind, ich bin ein Learning-by-doing-Typ. Wenn ich scheitere, ist das okay. Ich bin selbst nicht so präpotent, dass ich keine Coachings mache. Es gibt viel Angebot, aber ich muss ehrlich sagen, 90 Prozent ist Schrott, weil es Menschen sind, die in ihrem Leben nie etwas erreicht haben, und dir einen Prozess erklären wollen, den sie selbst nie durchgemacht haben. Da ist die Wahrscheinlichkeit für Erfolg sehr gering. Wir sitzen jetzt in Leibnitz, alles andere als eine Weltstadt. Unternehmer suchen oft die Großstadt oder das Ausland. Warum ist Walter Temmer in der Südsteiermark? Ich habe relativ früh meine ersten Millionen verdient und mit 23, 24 war es ein Thema, nach Cayman Island auszuwandern. Meine damalige Freundin hat sich sehr gefreut, ich habe mir mit Im-

STEIERMARK

mobilienmaklern schon Villen für ein paar Millionen angeschaut und mir gedacht, die bekomme ich geschenkt, weil ich nachher keine Steuern mehr zahlen muss (lacht). Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, mein Umfeld, also meine Familie und meine Freunde, zu verlassen. Ich hänge daran. Mir ist Geld sehr wichtig, aber viel weniger wichtig als den meisten Unternehmern. Ich habe öfter darüber nachgedacht, warum das so ist.

Und warum ist es so? Man nehme an, man ist Fleischer und nimmt Tiere aus, es stinkt und ist dreckig. Es ist ein Job, wo man schnell heimkommen will und das Gefühl hat, Zeit gegen Geld zu tauschen. Bei mir ist es so, dass ich mich nicht so ärgern würde, pleite zu sein – auch wenn das in diesem und wohl auch in den nächsten zehn Jahren sehr unwahrscheinlich ist. Warum? Weil ich so viel Spaß daran habe, zu arbeiten. Ich würde gerne noch einmal 20 Jahre zurück und alles durcherleben, weil es schön war. Unweit von Ihrem Büro in Leibnitz, in Tillmitsch, ist Ihr Vater Mercedes-Händler. Wie hat Sie die Unternehmerfamilie geprägt? Ich habe mich als Fünfjähriger in ein Auto gesetzt und bin gegen die Wand gefahren, weil der Schlüssel gesteckt ist. Mich hat es nie interessiert. Es ist auch heute so, dass ich mich nicht für Autos interessiere. Meine Entscheidungsgrundlage für mein Auto war die Farbe. Warum es ist es dann ein so ausnehmend sportliches Gefährt und nicht etwa ein grüner Clio?

AK.AT/FÜRDICH

GERECHTIGKEIT #FÜRDICH Die Arbeiterkammer ist deine Stimme für mehr Kinderbetreuungsplätze und den Ausbau von Ganztagsschulen.


Walter Temmer wurde am 29. November 1978 in Graz geboren, wuchs in Leibnitz auf und zog nach der Matura nach Graz, um zu studieren. Er absolvierte in Jus den ersten Abschnitt, begann auch mit BWL, wurde aber mit Anfang 20 Unternehmer und bald Millionär. Temmer ist heute an rund 40 Unternehmen beteiligt. Er lebt weiterhin in Leibnitz und ist mit Susi Temmer liiert; ob die Beiden verheiratet sind, wurde uns nicht verraten.


Fazitgespräch

Ich könnte nie nur Investor sein, weil ich das Unternehmertum zu sehr liebe, obwohl ich als Investor aktuell viel mehr verdiene. Walter Temmer

Weil ich es mir leisten kann. Es war aber nie mein Traum. Ich habe nie dafür gearbeitet, um mir dieses Auto oder ein teures Hotel leisten zu können. Ich habe schon einen Plan, aber keine wirtschaftlichen Kennzahlen. Was war das Ziel in den jungen Jahren oder der Traum, den Sie sich verwirklichen wollten? Ich wollte, dass meine Partnerin in meinem Unternehmen mitarbeitet. Und das habe ich jetzt geschafft erstmals. Einerseits, weil ich es großartig finde, zusammen an etwas zu arbeiten, und andererseits, weil es zu Konflikten führt, wenn es anders wäre. Ich habe eine Freundin, die durch und durch Unternehmerin ist und freue mich sehr darüber.

Sie werden bald mit Ihrer angesprochenen Partnerin Susi Temmer in einer Reality-Show im Privatfernsehen zu sehen sein. Sehen wir dort Sie oder eine Person, die Sie erschaffen haben? Ihr werdet darüber lachen. Das bin wirklich ich. Mir ist wichtig, authentisch zu sein. Als ich auf Tiktok angefangen habe, haben die Menschen geschrieben: »Super, musst du uns dein schönes Auto zeigen und so angeben?« Ich habe mir gedacht: Okay, ich habe nur ein schönes Gefährt zum Zeigen. Und genau so habe ich den Leuten das kommuniziert. Mit der Zeit haben die Menschen gesagt: »Du bist der einzige Millionär, dem ich es gönne.« Ich sehe es bei den Geissens, die nicht geschafft haben, den Shitstorm von sich abzuhalten. Das ist auch total schwer, aber es ist ein Spiel, weil die Fernsehsender damit spielen, dass solche Formate provozieren können. Dieses Spiel kann man nie gewinnen, ich bin mir dessen aber bewusst und stehe dazu. Ich bin schon sehr lange reich, ziemlich genau 20 Jahre lang. Ich habe mich daran gewöhnt. Für mich war das Problem eher immer, dass mein Umfeld nicht immer so gut umgehen konnte damit – mittlerweile haben sich aber auch etwa meine Eltern daran gewöhnt. Die Fernsehsendung wird polarisieren, dessen sind wir uns bewusst. Wir halten aber auch was aus. Meine Frau bringt man auch zum Lachen, wenn man sie auf Botox und Silikon anspricht, weil sie dazu steht. Bei ganz jungen Influencerinnen merkt man oft, dass es nicht einfach ist, mit gewissen Kommentaren umzugehen, die sich auf das Äußere beziehen. Für mich ist das ohnehin kein Problem. Mir folgt niemand, weil ich so schön bin. [lacht] Was würde Walter Temmer eigentlich jungen Menschen raten? Ich werde auf Instagram am häufigsten gefragt: Wie kann ich so schnell reich werden? Wenn man die Frage weiterverfolgt, welche Erwartungshaltung sie haben, ist die Frage Bitcoins oder Ak-

tien oder Immobilien. Die Antwort ist aber ganz einfach: Weder Aktien noch Immobilien und schon gar nicht Bitcoins sind am Anfang der Weg, die ersten 10.000 oder 20.000 Euro würde ich immer in mein eigenes Geschäft oder in eine Ausbildung investieren. Es kann genauso ein Studium sein – auch wenn ich selbst nicht der größte Fan davon bin. Einmal 20.000 Euro sparen und in Bitcoins investieren, halte ich nicht für die beste Idee. Sicher können Bitcoins steigen, aber wenn das Geld weg ist, ist es weg. In Fähigkeiten zu investieren, ist viel ratsamer. Ist das ein Problem im Bildungssystem, dass nicht gelehrt wird, sich auszuprobieren und zu finden? Ich finde das Schulsystem katastrophal. Man lernt viel unnützes Wissen und kryptische Werkzeuge. Ein Riesenproblem ist auch, dass es kein Entertainment gibt. Und das dritte Problem: Es sollten nur Leute unterrichten, die praktische Erfahrung haben, auch wenn das bei acht Millionen Österreich schwierig möglich ist.

Sie erreichen hunderttausende Menschen über soziale Medien wie Instagram oder Tiktok. Instagram ist schon längst im Mainstram angekommen, aber warum sind Sie auf Tiktok aktiv? Egal ob Instagram, Tiktok oder Youtube – für mich sind es Werkzeuge, die ich ausprobiere. Niemand kann genau sagen, was die Zukunft ist, auch wenn es dafür gut ausschaut aktuell. Ich bin auf Tiktok groß, weil man mit minimalem Aufwand groß werden kann. Für mich würde Youtube viel besser passen, weil ich viel darüber reden kann. Ich kann über meine Botschaften stundenlang reden, aber es ist zeitlich unmöglich. Aber Anfang Jänner haben wir eine Social-Media-Mitarbeiterin beschäftigt und für Youtube haben wir diese Woche ein Bewerbungsgespräch für jemanden. Ich habe sehr viele Immobilien über Tiktok und Instagram angekauft, da hab ich zu ganz anderen Preisen zugeschlagen als auf Willhaben oder Immobilienscout – weil ich oft der Einzige war, der das Objekt angeboten bekommen hat. Social Media ist einer von vielen Bereichen und Stufen, die sich aufbauen. Ich mache viele Dinge und fühle mich wohl dabei. Ich könnte nie nur Investor sein, weil ich das Unternehmertum zu sehr liebe, obwohl ich als Investor aktuell viel mehr verdiene. Eine letzte Frage noch an den Mann, der mit Domainhandel reich geworden ist: Würden Sie eigentlich waltertemmer.com verkaufen? Nein, den Preis, den ich dafür haben wollte, könnte niemand bieten. Herr Temmer, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JÄNNER 2022 /// 31


Steuerboard

Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

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Zahlreiche früher traditionelle FirmenWeihnachtsfeiern fallen auch 2021 wieder coronabedingt aus. Die damit zusammenhängende Steuerbefreiung des geldwerten Vorteils für Arbeitnehmer soll aber nicht verloren gehen: Weihnachtsgutscheine bis max. 365 € sollen auch dieses Jahr steuerfrei gestellt werden, sofern 2021 der steuerfreie Vorteil aus der Teilnahme an Betriebsveranstaltungen nicht bereits genutzt wurde. Um den Konsum in Österreich zu fördern, sollen sowohl die Arbeitgeber beim Erwerb der Gutscheine als auch die Arbeitnehmer bei der Einlösung der Gutscheine den Fokus auf regionale Unternehmen legen. Voraussetzung für die Steuerfreiheit soll sein, dass die Gutscheine im November bzw. Dezember 2021 oder im Jänner 2022 ausgegeben werden. Natürlich können Gutscheine auch im Zusammenhang mit gesundheitsfördernden Maßnahmen geschenkt werden: Geldwerte Zuwendungen für Mitgliedsbeiträge in Fitnesscentern, Sportanlagen, Yogastudios etc. sind steuerlich nicht absetzbar – allerdings können gesundheitsfördernde Weihnachtsgeschenke in Gutscheinform steuerfrei geschenkt werden. Es ist zu erwarten, dass die „Weihnachtsfeierersatz-Gutscheine“ wiederum – wie bereits im Vorjahr – den Freibetrag für Sachzuwendungen (bis zu € 186,00 jährlich) unberührt lassen werden, d.h. dass die beiden Höchstbeträge (€ 365,00 und € 186,00) voraussichtlich auch in einem Gutschein kumuliert werden können. Die formale Gesetzwerdung der Weihnachtsfeier-Ersatzgutschein-Regelung bleibt noch abzuwarten.

Nachfolgeprobleme bei KMU :

Familienverfassung hilft Das Market Institut hat die Nachfolge bei 157.000 österreichischen Familienunternehmen analysiert. Bei 60 Prozent ist die Nachfolge nicht geregelt und auch der Großteil der restlichen 40 Prozent rechnet mit einem problematischen Unternehmensübergang. Dabei könnte eine Familienverfassung eine reibungslose Nachfolge massiv erleichtern.

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ie Familienunternehmen in Österreich beschäftigen mehr als 1,8 Millionen Erwerbstätige und erwirtschaften Umsätze in der Höhe von rund 414,1 Milliarden Euro. Das Market Institut hat im Auftrag der LGT Bank und dem Consultingunternehmen EY mittels Interviews mit unterschiedlichen Gene-

Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at

rationen entstammenden Angehörigen der Eigentümerfamilien die Nachfolgesituation erhoben. Trotz der großen wirtschaftlichen Bedeutung von Familienunternehmen – ihr Anteil liegt bei über 50 Prozent – haben sich die Eigentümer in den meisten Fällen noch nicht mit der Übergabe beschäftigt.

Foto: Krakenimages on Unsplash

Und auch heuer heißt es: Tschüss, Weihnachtsfeier!

32 /// FAZIT JÄNNER 2022


Davon unabhängig besteht sowohl bei der Übergeber- als auch bei der Übernehmergeneration ein Bewusstsein für die Problematik. Denn über 70 Prozent der Befragten beider Generationen halten etwa eine gemeinsame Übergangsphase mit einem gemischten Führungsteam aus internen und externen Mitarbeitern für sinnvoll.

Große Unkenntnis herrscht hingegen bei der Erleichterung der Unternehmensnachfolge mithilfe einer Familienverfassung. Darunter versteht man ein juristisch nicht bindendes Schriftstück einer Unternehmerfamilie, in dem die zentralen Leitlinien und Werte des familiären und unternehmerischen Denkens zusammengefasst sind. Während bei Unternehmen, die schon seit mehreren Generationen bestehen, diese gemeinsamen Werte sehr oft in einem solchen „Letter of Intent“ formuliert sind, sind 75 Prozent der österreichischen Übergeber und Übernehmer überhaupt nicht mit diesem Instrument betraut. Dabei könnte eine Familienverfassung den Familienunternehmen dabei helfen, die klassischen Interessenkonflikte, die bei der Übergabe immer wieder zu Tage treten, zu vermeiden. Obwohl er rechtlich nicht bindend ist, kann ein so vereinbarter innerfamiliärer Werte- und Verhaltenskodex bei der Übergabe in konkrete und verbindliche Vertragsnormen umgewandelt werden. Die Familienverfassung bildet sozusagen das Gerüst für die Unternehmensübergabe und den Gesellschaftsvertrag. Aus Sicht der mit Nachfolgefragen betrauten Unternehmensberater ist davon auszugehen, dass sich Familienbetriebe, die ihre Nachfolgestrategie rechtzeitig in einer ausformulierten Familienverfassung festlegen, bei der Übergabe wesentlich leichter tun und an wirtschaftlicher Schlagkraft gewinnen.

Europäische Zentralbank im Inflationsdilemma

D

ie Inflation spaltet die Kaste der Ökonomen ähnlich wie Corona die Bevölkerung. Viele glauben an ein baldiges Ende des Preisspuks, weil sie bereits die nächste Wirtschaftskrise am Horizont erahnen. Die optimistischeren sehen die Inflation als Folge der Pandemie und der mangelnden Resilienz der nationalen Volkswirtschaften. Die Teuerung wird sich ihrer Meinung nach daher solange fortsetzen, bis die Lieferkettenprobleme gelöst sind. Und dieses Ende ist noch lange nicht in Sicht, weil mit der Pandemie die Fabriken in vielen asiatischen Ländern nicht nur geschlossen wurden, sondern maßgebliche Kapazitäten gänzlich abgebaut wurden. Weltbankpräsident David Malpass macht daher bereits klar Stimmung für eine entschiedenere Inflationsbekämpfung. Er forderte die weltweiten Notenbanken dazu auf, endlich gegen die Teuerung vorzugehen, um kleineren Unternehmen und ärmeren Ländern zu helfen. Malpass argumentiert, dass der Inflationsanstieg die Armen am härtesten trifft. Diese seien durch die Preissteigerung existenziell bedroht, weil sie kaum in der Lage sind, sich gegen weitere Preissteigerungen zu wappnen. In den USA legten nicht nur die Preise im Jahresvergleich um sieben Prozent zu, im Gegensatz zu Europa hielten in den wesentlich profitableren US-Unternehmen auch die Löhne mit. Daher ist davon auszugehen, das Fed-Chef Jerome Powell, seinen Ankündigungen nach einer raschen Straffung der Geldpolitik bald Taten folgen lassen wird. Zuerst wird er den Anleihenkauf einschränken und bald wohl auch einen deutlichen Zinsschritt setzen. Ganz anders ist die Situation im Euro-Raum. Die EZB hat ihr Stabilitätsziel massiv verfehlt. Statt zwei Prozent betrug die Teuerung zuletzt fünf Prozent. Ein entsprechender Druck auf die Löhne und Gehälter ist jedoch aus-

geblieben. Daher kommt die Teuerung tatsächlich bei den Haushalten an. EZB-Chefin Christine Lagarde plant zwar das zusätzlich wegen Corona initiierte Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) im Laufe des Jahre 2022 auszusetzen. Wegen der wesentlich geringeren europäischen Wirtschaftsdynamik verfügt sie aber über wesentlich weniger Spielraum den Anleihenkauf zu stoppen als ihr US-Kollege. Zuerst unter Donald Trump und jetzt auch unter Joe Biden haben die USA ihre billionenschweren Ausgabenprogramme nämlich nicht nur angekündigt, sondern sogar bis zum Helikoptergeld auch verwirklicht. Außerdem hängen einige hochverschuldete EU-Staatshaushalte von niedrigen Zinsen ab. Da helfen ihnen auch die wegen des EZB-Anleihenkaufs deutlich zu niedrigen Risikoaufschläge nicht wirklich. In den nächsten Wochen und Monaten ist daher mit einer steigenden Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa zu rechnen. Wenn die EZB nicht nachzieht, wird das den Euro weiter schwächen und die Inflation wohl zusätzlich befeuern. Gleichzeitig kann sich dadurch aber auch die internationale Wettbewerbsposition der europäischen Industrie verbessern. Die Börsen befinden sich angesichts dieser Entwicklungen im Wartemodus. Große Gewinnmitnahmen sind nicht mehr drinnen und größere Kurssprünge zeichnen sich weder nach oben noch nach unten ab. Zuletzt hatten die 20 größten österreichischen Unternehmen zusammen übrigens einen Börsenwert von rund 100 Milliarden Euro. Das entspricht knapp vier Prozent des Börsenwerts von Apple oder immerhin der Hälfte jenes des Onlinefinanzdienstleisters PayPal. Größtes österreichisches Unternehmen ist seit Jahren die Erste Group mit einer Marktkapitalisierung von zuletzt 15,8 Milliarden Euro. FAZIT JÄNNER 2022 /// 33


I

m Steuerrecht kommt man aktuell nicht an der – einmal mehr – „größten Steuerreform aller Zeiten“, der Ökosozialen Steuerreform 2022, vorbei. Ein Überblick: Senkung der zweiten und dritten Tarifstufe bei der Einkommensteuer … … ab 1.7.2022: 30% statt 35% für Einkommensteile über € 18.000 bis € 31.000 … ab 1.7.2023: 40% statt 42% für Einkommensteile über € 31.000 bis € 60.000 Ergibt im „Vollausbau“ ab 2024 für jeden betroffenen Steuerpflichtigen eine Steuerersparnis von bis zu 1.230 Euro pro Jahr.

Senkung der Körperschaftsteuer

Der Körperschaftsteuersatz soll für die Veranlagung 2023 auf 24% bzw. ab der Veranlagung 2024 auf 23% gesenkt werden. Das bedeutet ab 2024 bei der Gewinnausschüttung an natürliche Personen eine Reduktion der Gesamtsteuerbelastung von 45,625% auf 43,175% oder 2.450 Euro auf 100.000 Euro Ausschüttung.

Senkung der Krankenversicherungsbeiträge

Der Krankenversicherungsbeitrag für Arbeitnehmer mit einem monatlichen Entgelt bis € 1.100 soll von derzeit 3,87% um 1,7 Prozentpunkte auf 2,17% gesenkt werden. Das Ausmaß der Senkung wird in mehreren Stufen eingeschliffen und be-

34 /// FAZIT JÄNNER 2022

trägt bei einem monatlichen Entgelt über € 2.400 bis zu € 2.500 noch 0,2 Prozentpunkte. Auch bei den Selbstständigen soll die Reduktion bei einer monatlichen Beitragsgrundlage bis € 1.100 (von normal 6,8%) auf 5,1% gestaffelt bis € 2.500 auf 6,6% zum Tragen kommen. Die Änderungen sollen ab 1.7.2022 in Kraft treten.

Erhöhung Gewinnfreibetrag

Der Grundfreibetrag beim Gewinnfreibetrag, der bei einem Gewinn bis 30.000 Euro ohne Investitionserfordernis zusteht, soll ab dem 1.1.2022 von 13% auf 15% erhöht werden. Damit steigt der Grundfreibetrag von bisher € 3.900 auf € 4.500.

Erhöhung Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter

Die Grenze für die Sofortabschreibung von geringwertigen Wirtschaftsgütern soll mit Wirkung ab 1.1.2023 von derzeit € 800 auf € 1.000 angehoben werden.

Wieder im Angebot: Investitionsfreibetrag (mit Öko-Zuschlag)

Der Investitionsfreibetrag (IFB) beträgt grundsätzlich 10% der Anschaffungsoder Herstellungskosten und kann im Jahr der Anschaffung bzw. Herstellung als zusätzliche Betriebsausgabe geltend gemacht werden. Er erhöht sich auf 15% im Falle abnutzbarer Wirtschaftsgüter,

die dem Bereich Ökologisierung zuzuordnen sind. Der IFB soll maximal von Anschaffungs- und Herstellungskosten von € 1 Mio im Wirtschaftsjahr in Anspruch genommen werden können. Umfasst das Wirtschaftsjahr keine zwölf Monate, so ist der Betrag entsprechend zu aliquotieren. Die Wirtschaftsgüter müssen eine betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer von mindestens vier Jahren aufweisen und einem inländischen Betrieb bzw. einer inländischen Betriebsstätte zuzuordnen sein. Keinen Anspruch auf IFB begründen unter anderem Wirtschaftsgüter, die für den investitionsbedingten Gewinnfreibetrag verwendet werden; Wirtschaftsgüter, für die eine Sonderform der AfA vorgesehen ist (das sind insb. Gebäude, Verbrenner-PKW und -Kombi); geringwertige Wirtschaftsgüter; unkörperliche Wirtschaftsgüter, die nicht dem Bereich Digitalisierung, Ökologisierung und Gesundheit/Life Science zuzuordnen sind; gebrauchte Wirtschaftsgüter sowie Anlagen iZm fossilen Energieträgern. Der IFB soll erstmals für Wirtschaftsjahre zur Anwendung kommen, die nach dem 31.12.2022 beginnen.

Steuerfreie Gewinnbeteiligung für Mitarbeiter

Ab 2022 können Gewinnbeteiligungen für Mitarbeiter bis € 3.000 jährlich steuerfrei bleiben, soweit diese grund-

Foto: Hofer Leitinger Steuerberatung GmbH

Spezialitäten zum Jahreswechsel für Unternehmen(r)


Wirtschaft

sätzlich allen Arbeitnehmern oder bestimmten Gruppen von Arbeitnehmern gewährt wird. Die Steuerfreiheit steht nur insoweit zu, als die Summe der gewährten Gewinnbeteiligung den steuerlichen Vorjahresgewinn nicht übersteigt. Ob die Befreiung auch für Lohnnebenkosten und Sozialversicherung gelten wird, bleibt noch abzuwarten.

Besteuerung von Kryptowährungen

Die Besteuerung von Kryptowährungen soll der Besteuerung von Wertpapieren gleichgestellt werden. Zu den Einkünften sollen künftig sowohl die laufenden Einkünfte aus Kryptowährung (Früchte) als auch die realisierte Wertsteigerung (Veräußerungsgewinne) zählen. Es wird der besondere Steuersatz von 27,5% zur Anwendung kommen. Die Regelungen sollen ab dem 1.3.2022 für alle Kryptowährungen gelten, die seit dem 28.2.2021 angeschafft wurden.

Sonderausgaben für thermische Sanierung und Heizkesseltausch

Ausgaben für die thermische Sanierung von Gebäuden bzw. den Ersatz eines fossilen Heizungssystems (Heizkesseltausch) sollen als Sonderausgabe abgesetzt werden können, sofern für diese Ausgaben eine Förderung des Bundes nach dem Umweltförderungsgesetz nach dem

Autor der Unternehmertipps: Mag. Alexander Hofer, Hofer-Leitinger Steuerberatungs GmbH 30.6.2022 ausbezahlt wurde. Die Ausgaben müssen abzüglich aller ausbezahlten Förderungen aus öffentlichen Mitteln (also auch von Ländern und Gemeinden) bei der thermischen Sanierung € 4.000 und beim Heizkesseltausch € 2.000 übersteigen. Diesfalls können über fünf Jahre verteilt Pauschalbeträge von € 800 jährlich (für die thermische Sanierung) bzw. € 400 jährlich (für den „Heizkesseltausch“) als Sonderausgabe abgesetzt werden.

Erhöhung Familienbonus Plus und Kindermehrbetrag

Der Familienbonus Plus wird ab 1.7.2022 für Kinder bis (ab) 18 Jahre auf 2.000 Euro (650 Euro) jährlich angehoben.

Regionaler Klimabonus

Zum Ausgleich der erhöhten Ausgaben durch die CO2-Bepreisung erfolgt eine pauschale Rückvergütung über den regionalen Klimabonus, der unter Berücksichtigung der Infrastruktur und der öffentlichen Verkehrsanbindung zwischen € 100 und € 200 pro Person und Jahr liegen soll.

Arbeitsplatzpauschale oder das „Homeoffice-Pauschale für Selbstständige“

Die Aufwendungen aus der betrieblichen Nutzung des privaten Wohnraumes werden ab 2022 pauschal abgegolten, wenn dem Steuerpflichtigen kein anderer ihm zurechenbarer Raum für die Ausübung der betrieblichen Tätigkeit zur Verfügung steht. Das Arbeitsplatz-

pauschale soll € 1.200 pro Jahr betragen bzw. € 300 pa, wenn die Einkünfte aus einer anderen aktiven Erwerbstätigkeit, für die ein anderer Raum zur Verfügung steht, mehr als € 11.000 betragen. Daneben können noch Ausgaben für ergonomisch geeignetes Mobiliar (Schreibtisch, Drehstuhl, Beleuchtung) bis zu insgesamt € 300 pa abgesetzt werden. Sind die Ausgaben dafür höher, können im Jahr 2023 nochmals bis zu € 300 abgesetzt werden.

Sanierungsgewinne

Sanierungsgewinne sollen ab der Veranlagung 2021 auch dann steuerlich begünstigt werden, wenn diese aus einer außergerichtlichen Sanierung stammen.

Alle Jahre wieder: steuerfreie (Weihnachts-)Geschenke für Mitarbeiter

Zu den 186 Euro für steuerfreie (Weihnachts-)Geschenke kommen auch heuer zusätzlich bis 365 Euro hinzu, sofern 2021 der steuerfreie Vorteil aus der Teilnahme an Betriebsveranstaltungen nicht bereits genutzt wurde und die (Weihnachtsfeierersatz-)Gutscheine im November und Dezember 2021 oder Jänner 2022 ausgegeben werden. Up2date bleiben mit Hofer Leitinger Steuerberatung Selbstverständlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer steuerlicher Gestaltungen, die Sie vor dem Jahreswechsel überprüfen sollten. Diese finden Sie auf der Unternehmenswebsite www.hoferleitinger.at. FAZIT JÄNNER 2022 /// 35


Kurz & News

Volksbank wird „Erlebnis-Hausbank“

Das neue Klima-Ticket Steiermark gilt ab 1. Jänner 2022, damit können alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Steiermark benutzt werden. Aufgrund der angespannten Corona-Situation startete der Vorverkauf erst mit 13. Dezember. „Nachdem wir in den letzten Jahren den öffentlichen Verkehr bei uns in der Steiermark weiter ausgebaut und attraktiviert haben, setzten wir mit dem neuen Klima-Ticket Steiermark nun auch in Sachen Tarifgestaltung nachhaltige Impulse. Mit dem unschlagbaren Preis von nur 588 Euro pro Jahr bzw. 49 Euro pro Monat entlasten wir die Geldbörsel unserer Fahrgäste und schaffen so einen optimalen Anreiz für den Umstieg vom Auto auf unsere Öffis“, freut sich Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.

Auszeichnung für Hypo Vorarlberg

Als achtsame Beraterbank ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für die Hypo Vorarlberg. Die Auszeichnung des Fonds „Hypo Vorarlberg Ausgewogen Global“, für welchen die Bank das Fonds Advisory betreibt, als Top-Fonds im Nachhaltigkeitscheck der Wirtschafts-Woche, ist dafür einmal mehr Beweis. „Die Auszeichnung ist eine Bestätigung der hohen Kompetenz unserer hauseigenen Vermögensverwaltung, die ambitioniert die nachhaltige Weiterentwicklung der Anlagestrategien vorantreibt“, freut sich Vorstand Wilfried Amann. Künftig ist eine noch stärkere Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten im Kerngeschäft der Hypo Vorarlberg geplant und das Angebot an nachhaltigen Produkten wird fortlaufend ausgebaut.

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Hochsaison für Schneepflüge Mit dem Wintereinbruch ist der Straßenerhaltungsdienst in Vollbetrieb versetzt worden. „Mit dem Wetterumschwung hat der Straßenerhaltungsdienst steiermarkweit den Vollbetrieb gestartet. Damit werden nicht nur Wetterprognosen oder Kamerabilder beobachtet. Es wird das gesamte Straßennetz zweimal täglich kontrolliert und bei Glättegefahr wird gestreut. Für die gut 5.100 Kilometer Landesstraßen stehen 220 Winterdienstfahrzeuge, die mit Schneepflügen und Streugeräten ausgestattet sind, bereit. Über die gesamte Steiermark verteilt sind rund 30.000 Tonnen Streusalz auf Lager“, so Landesverkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang, der sich bei den steirischen STED-MitarbeiterInnen für ihren großartigen Einsatz bedankt.

Fotos: Marcel A. Mayer, Land Stmk, Karin Bergmann, Land Stmk,

Start für Online-Klimaticket Steiermark

Mit einem völlig neuen Konzept eröffnete in Leibnitz am 29. November auf rund 350 m² die erste Volksbank Erlebnis-Hausbank der Steiermark. Kunden finden hier künftig eine Bank mit Wohlfühlatmosphäre und wickeln ihre Bankgeschäfte in einer neuen Erlebniswelt ab. „Das Planungskonzept verbindet Service- und Beratungswelt in neuer Form“, ist GD Regina Ovesny-Straka überzeugt. Optisch setzte man auf Wohnzimmer-Flair und einladende Green-Lounge. Künftig werden Kunden von einem Servicemanager empfangen. Er ist der Ansprechpartner bei Fragen rund um die Bank-Serviceleistungen. Er unterstützt bei Transaktionen, bei der Bedienung von SB-Geräten, bei Digitalisierungsthemen, Terminvereinbarungen und vielem mehr.


Foto: Peter Drechsler

Kurz im Gespräch mit Doris Kampus,

Landesrätin für Soziales, Arbeit und Integration

(v.l.) WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk, Wifi-Institutsleiter Martin Neubauer und WKO-Steiermark-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg feierten den Erfolg beim „World Chamber Award“.

Wifi-Auszeichnung für »Unconventional Projects« Mit seinen innovativen Projekten schlug das Wifi Steiermark kürzlich auch international Wellen. Beim Kongress der International Chamber of Commerce in Dubai konnte das Wifi Steiermark mit seinem „Extended Reality Hub“ ins Finale der weltbesten „unkonventionellen Projekte“ einziehen.

Foto: Fischer

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m Rahmen des „Extended Reality Hub“ setzt das Wifi Steiermark in der Erwachsenenbildung als Lernbasis virtuelle Realitäten ein und nutzt dafür Geräte aus der Spieleindustrie. „Für uns ist das eine Bestätigung für den bestehenden Weg. Denn gute Weiterbildung geht neue Wege und versucht zu begeistern. Mit unserem Projekt zählen wir zu den vier besten Projekten dieser Kategorie“, erzählt Wifi-Institutsleiter Martin Neubauer stolz, denn die Einsatzgebiete sind äußerst vielfältig. „Damit sind wir in Österreich Vorreiter. Bisher setzte man diese Technologie meist nur beim Militär und bei Einsatzkräften zu Fortbildung ein. Am Wifi verwenden wir virtuelle Realitäten auch

bei der Ausbildung von Masseuren, CNCTechnikern, Elektrotechnikern und bald auch im Mathematik-Unterricht“, so Neubauer. Auch für WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg ist dieses Projekt ein Leuchtturm: „Bereits zum zweiten Mal in Folge konnten wir bei dieser Veranstaltung die steirische Innovationskraft auf dem internationalen Parkett präsentieren.“ Vor zwei Jahren wurde nämlich das Talentcenter der WKO von der International Chamber of Commerce zum besten Bildungsprojekt der Welt gekürt und hat damit das internationale Interesse geschürt. Inzwischen wird auch in Italien ein Talentcenter nach steirischem Vorbild gebaut.

Heuer gab es bereits 30 Tötungsdelikte an Frauen durch Partner oder Ex-Partner. Sind alle Bemühungen gegen Gewalt an Frauen wirkungslos? Ganz sicher nicht. Aber die aktuellen Zahlen sind erschreckend. Wir müssen deshalb alle gemeinsam weiter gegen Gewalt an Frauen auftreten. Wichtig ist, dass wir immer neue Wege finden, um die Information an Betroffene zu bringen. Da wir uns im Dezember in einem Lockdown befinden, machen wir mit Lokalen und Lieferdiensten eine Info-Kampagne mit der Kontaktnummer des Gewaltschutzzentrums.

Welche weiteren Maßnahmen für betroffene Frauen setzen Sie darüber hinaus? Gewalt ist niemals Privatsache, sie geht uns alle an. Daher steht Gewaltschutz ganz oben auf der politischen Tagesordnung. Einige Beispiele: Wir haben in allen Regionen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, in Graz und Kapfenberg gibt es Frauenhäuser. Krisenwohnungen gibt es in den Bezirken sowie in Graz, wo Frauen in der Übergangsphase in ein selbstständiges Leben betreut werden. ExpertInnen arbeiten mit den Tätern, auch ihnen muss man Wege aus der Gewalt aufzeigen. Hat die Pandemie die Situation von Frauen in Bezug auf häusliche Gewalt verschlimmert? Eine deutliche Zunahme an Anrufen bei den Hotlines in den Lockdowns zeigt eindeutig, dass sich die Situation für Betroffene stärker zugespitzt hat.

FAZIT JÄNNER 2022 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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n Zeiten wie diesen warten wir einfache Menschen geduldig auf die Entscheidungen der jeweils zuständigen Landeschefinnen und -chefs bezüglich Öffnung und Schließung von Restaurant, Frisör, Tennishalle und Bordell, auf die Liste der Einschränkungen, Verbote und der späteren Freigabe, wenn uns dann die Fesseln wieder abgenommen werden. Man kann sich an keine Zeiten erinnern, in denen österreichische Landeshauptleute derart selbstgerecht und von sich überzeugt der Bevölkerung gegenüber aufgetreten sind. Als hätte sie jemand von hinten aufgepumpt, zeigen sie sich aufrecht mit ernsten und kontrollierten Gesichtern in den Medien und formulieren Überlegtes, Nachdenkliches, Bedrohliches und Befreiendes. Völlig gleichgültig welche Ausbildung und Erfahrung sie mitbringen, sie präsentieren sich mit einer Selbstgefälligkeit, als wären sie eben erst aus dem Versuchslabor des Institutes für Virologie oder von einer Intensivstation direkt zum Interview gekommen.

Die Rückkehr der Landesfürsten

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Ein kurzer Blick in die Biografien der Landeshauptmänner und -frau lässt einen ehrfurchtsvoll zurück, wie schnell ein ihnen unbekannter Wissensbereich erlernt und einstudiert wurde, dass er inhaltlich so überzeugend wiedergegeben werden könnte. Bei aller Lernfähigkeit muss man dennoch davon ausgehen, dass Politiker mit wenigen Ausnahmen das wiedergeben, was ihnen Fachleute zuflüsterten. Die Erkenntnis wird jedoch nicht wie in der Wissenschaft üblich mit Quellenangabe wiedergegeben, sondern als eigene Überzeugung präsentiert. Konsumenten von Nachrichten sind gewohnt, das Wiedergekaute als Sachkenntnis der Politiker serviert zu bekommen. Stutzig wird man dennoch, wenn wissenschaftliche Tatsachen derart unterschiedlich von ihnen interpretiert werden. Naturwissenschaft muss im Gegensatz zu politischer Meinung dokumentiert und bewiesen werden. Also könnte man davon ausgehen, dass Fachleute, die Politiker beraten, eine inhaltlich vergleichbare Information kommunizieren. Wie kommt es dann dazu, dass jene, die nichts davon verstehen, diese Informationen so unterschiedlich verarbeiten und bei politischen Entscheidungen so unterschiedlich berücksichtigen? In dem Winzig-Land Österreich mit etwa so vielen Einwohnern wie eine chinesische Provinzstadt, aufgeteilt in neun Bundesländer, hat jeder Landesfürst/-fürstin eine eigene, oft unterschiedliche Meinung zu den notwendigen Maßnahmen bezüglich COVID-19. Der Fleckerlteppich, in dem jedes Fleckerl mit dem Auto in wenigen Stunden erreichbar ist, leistet sich unerklärbare, unverständliche Maßnahmen, die weder überzeugend kommuniziert werden noch nachvollziehbar sind. Statt einen nationalen Sicherheitsrat mit Wissenschaftlern zu bilden, der zu einer gemeinsamen Meinung bezüglich notwendiger Maßnahmen kommt und diese verständlich und überzeugend der Bevölkerung erklärt, verlautbaren Politiker Entscheidungen mit regionalen Unterschieden und Widersprüchen, die manchmal kurios, doch meist nur mehr lächerlich wirken. An einem Tag Schifah-

ren am Stuhleck, in einer Stunde mit dem Auto von Wien erreichbar, erlebt man drei verschiedene Vorschriften in Wien, Niederösterreich und der Steiermark. Doch was soll’s, endlich vorbei die langweiligen Zeiten, als Landesfürsten den Tag füllen mussten mit der Eröffnung von Kindergärten und Eislaufplätzen und der Verleihung von Orden an Kapellmeister und pensionierte Oberwachtmeister. Sie zeigten sich bei der Einweihung von Dorfumfahrungen, Papierfabriken und renovierten Theatern, saßen in der ersten Reihe begeistert klatschend beim Karneval und machten ein betroffenes Gesicht beim Besuch eines Kinosaals, der unter Wasser stand. Dafür haben sie nun keine Zeit mehr. Vielleicht wollten sie mit der Verlängerung der Lockdownbestimmungen den 114 Weihnachtsfeiern ausweichen, die Anfang Dezember beginnen und an denen sie teilnehmen müssten. Wer weiss schon, was sie motiviert, dass sie sich mit beschützendem Gesichtsausdruck als Retter wie Supermann mutig und unbeirrt uns ewig zeigen. Nicht zufällig sprechen Politiker gerne davon, die Pandemie zu »besiegen«. Sie fühlen sich als Generäle im Kampf um das Überleben gegen eine unsichtbare Supermacht und erwarten sich Lob und Anerkennung, wie Helden, die uns aus der Gefahrenzone ben gleiten.

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Essay von Maryam Laura Moazedi

Political Correctness: Eine Art Plädoyer. Oder so ähnlich. ch habe ja nichts dagegen, aber, denkt der Doch-prinzipiell-gegen-alles-Mensch mit vermeintlich nuancierter Ablehnung laut in seiner verzögerten Retrospektion. Weil, diese Sache da, mit der Political Correctness, die treibt schon Blüten. Also verstehen Sie mich nicht miss, ein wenig ist schon in Ordnung, aber das geht ja nun wirklich zu weit, wenn ich schon gar nichts mehr sagen kann, ohne mir Gedanken machen zu müssen, wen ich jetzt schon wieder beleidige. Die sind heutzutage aber auch dünnhäutig, diese Anderen. Fragen Sie mich jetzt nicht, wo genau die Grenzen liegen, was zu wenig und was zu viel Political Correctness ist, das ist mehr so eine gefühlte Größe, wissen Sie. Also, wenn es anstrengend wird, dann ist es zu viel. Und wenn ich nicht verstehe, dann auch. Andererseits … vielleicht bleibe ich mit dem Gedanken hier nicht stehen, spinne ihn ein wenig weiter, lege jetzt doch kurz einmal meine Lernresistenz und auf Halbwissen und Affekten basierende pauschalisierende Ablehnung ab, kratze etwas an der Oberfläche des Begriffs, um zu sehen, was sich darunter auftut, gebe mir die Chance, etwas verständiger zu werden und den Diskurs über eine äußerst komplexe Sache mit vielen Grautönen über ein simplifizierendes Schwarz-Weiß-Diskussionsniveau hinauszuheben. Ich muss selbstredend nicht alle Aspekte dieses Zugangs lieben und akzeptieren, aber zumindest ist meine Ablehnung dann eine informierte, differenzierte, vermutlich partielle. Und sicherlich wird der Diskurs ein interessanterer. Was die vielen Lücken anbelangt, die dennoch bleiben, tja, da darf ich guten Wissens sagen: »Gute Frage. Ich weiß es nicht.« Diese Lücken scheinen sich vom Begriff kaum trennen zu lassen, der nicht ganz greifbar sein will. So beschreiben ihn eine Vielzahl an Definitionen, die seit dem 18. Jahrhundert einen permanenten Bedeutungswandel erfahren, und geprägt vom Kulturkontext, mit variierender Intensität und Konsequenz gelebt werden. Hinzu kommt eine launige Deutungsfreiheit je nach politischer Couleur; das polarisierende Potenzial ist nicht zu leugnen, Emotionen färben ihn ein, lassen Meinung vor Information gehen. Man ist dafür oder dagegen, entscheidet sich für ein Lager: Inter oder Milan, Arsenal oder Tottenham, Rapid oder Austria ... Wie sehr man nun diesen Ansatz befürwortet oder ablehnt – es mag wohl mäßig überraschen – hängt auch davon ab, ob man zu einer von Political Incorrectness tangierten Gruppe gehört, sprich, ob man sich betroffen fühlt. Einer 2016 vom Pew Research Center in den USA durchgeführten Studie zufolge, meint ein Gros der Befragten, Menschen fühlten sich heutzutage viel zu rasch gekränkt, während deutlich weniger die Ansicht vertreten, man müsse vorsichtiger im Umgang mit Sprache sein. Wirklich interessant werden die Verhältnisse aber erst, wenn man sie auf die Bevölkerungsdimensionen herunterbricht. Deutlich mehr Männer als Frauen, mehr Weiße als Schwarze, mehr Republikaner (und noch mehr Trumpisten) als Demokraten sehen keine Notwendigkeit für einen reflektierten Sprachgebrauch. In der Forderung orten sie eine Überempfindlichkeit von Minderheiten, sowie den durchschaubaren Versuch einer Zensur und den drohenden Verlust der freien Meinungsäußerung: »Die nehmen uns etwas weg«, dieser Satz vermochte ja schon immer in verquere Richtungen zu mobilisieren. Der Begriff ist parteipolitisch besetzt, ein Austausch findet selten statt, die Gesprächsbereitschaft ist marginal, der Ton kontraproduktiv, es folgen Angriff und Defensio, wer sich an Sprache stößt ist ein »snowflake« mit viel zu dünner Haut und wird mit dem Hinweis auf das Recht auf Redefreiheit mundtot gemacht. So die Gegenseite.

Auf der Fürseite eine Topographie unterschiedlicher Ansätze und Grenzziehungen, die auch hier nicht selten zur Geschmackssache werden, daran geknüpft der Anspruch auf die individuelle Interpretationshoheit, mehr nette Absicht als Stringenz und nicht selten Irritation. Nur über das übergeordnete Ziel von Political Correctness, will heißen, andere nicht kollektiv abzuwerten und einander auf einer Augenhöhe zu begegnen, herrscht Einigkeit. Die große Unbekannte, die Umsetzung im Alltag, sorgt je nach Anlass für Reaktionen, die von flacher bis intensiver Emotionalität reichen – reflexhafte Empörung, Rage

Political Correctness begleitet uns nun schon einige Jahrzehnte und wird dabei oft auch als überschießend und lästig empfunden. Maryam Laura Moazedi macht sich an eine Analyse und wirft einen unaufgeregten Blick auf dieses grundsätzlich durchaus sinnvolle Konzept menschlichen Miteinanders.

Foto: Paperwalker

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Mag. Maryam Laura Moazedi ist Universitätslektorin an der KarlFranzens-Universität, Gastlektorin an der Filmakademie Baden-Württemberg, Werner-Herzog-Begeisterte, Art-Brut-Fan und einiges mehr. Ihre Arbeits- und Interessensschwerpunkte sind Diversität, Stereotypisierung, Ethnozentrismus und Alter als Konstrukt. moazedi.org FAZIT JÄNNER 2022 /// 39


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und kollektives Bashing inklusive. Auch wenn gut gemeint, vermag dieser Umgang dem Konzept nicht durchgehend eine gewinnende Note zu verleihen oder atmosphärisch konstruktiv beizutragen. Und nein, damit ist nicht ansatzweise gesagt, dass Empörung immer deplatziert wäre. Political Correctness ist eine Gratwanderung, fordert Hintergrundwissen zum Verstehen und sensibilisiert, regt zur Reflexion und Selbstreflexion an, lässt uns wachsen, zivilisiert Dialoge führen und hebt das Miteinander auf ein höheres Niveau, so der Idealfall. Sie liefert damit aber kein allgemeingültiges, situationsübergreifendes, praxistaugliches Rezept. Dieser Anspruch wird nicht erfüllt, zu ernüchternd sind die Komplexität der Konstellationen und die poröse Verbindung zwischen Theorie und Anwendung. Irgendwo im Grenzbereich der Wahrnehmungsschwelle wirken historisch gewachsene Machtstrukturen, Beziehungen und Absichten, Unbekanntes, Ängste, Lernprozesse, Versuche einer Wiedergutmachung, zuweilen durchaus auch Hilf-, Orientierungs- und Ratlosigkeit, wie es scheint. Schöne Theorie, schwierige Praxis. Aber ohne geht es ja auch nicht.

Sprache schafft Wirklichkeit. Ludwig Wittgenstein

Political Correctness fordert von uns, zuzulassen was widersprüchlich erscheint, parallele Wahrheiten zu akzeptieren … und macht sich damit wohl eher wenig beliebt.

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Nehmen wir als Beispiel für unterschiedliche Zugänge den sprachlichen Umgang mit Behinderung und die Empfehlung, sich an die »people first language« zu halten, wonach das Faktum Behinderung nicht durch Erstnennung betont werden solle, da sie nicht den Menschen in der Gesamtheit ausmachen würde. Der »behinderte Mensch« wird somit zum »Menschen mit Behinderung«. Die Forderung ist fraglos verständlich, Behinderungen engen das Blickfeld der Umgebung ein; Individulität, Persönlichkeit, Stärken, Interessen, Wünsche, Träume, Leidenschaften werden dem Menschen abgesprochen, er wird auf die Behinderung reduziert, die an erster Stelle steht, ihn überstrahlt, ihn definiert. Daher: Der Zugang ergibt Sinn. Durchaus. Aber. Nicht alle Betroffenen haben die gleiche Sichtweise, nicht jeder empfindet die »people first language«, bei all der nicht zu leugnenden noblen Absicht, als eine glückliche Wahl. Denn, so die Sorge, die Behinderung wird zweitgenannt, gut und schön, dadurch allerdings in den Schatten gerückt und irgendwie verschwiegen, mit der Zeit auch tabuisiert und stigmatisiert bis letzten Endes der Gebrauch so problematisch ist, dass das Wort wahrscheinlich eines Tages durch den nächsten Euphemismus ersetzt wird. Auch dieser Zugang ergibt Sinn. Eine Zeitschrift schickt einen eingereichten Artikel zur Revision zurück, mit der wohlgemeinten Anmerkung, aus dem »Stotterer« müsse eine »Person, die stottert« werden, andernorts wird aus dem »autistischen Kind« ein »Kind mit Autismus« und wieder andere sind »mit Diabetes« und »mit Blindheit«. In seinen Artikeln weist Aktivist Jim Sinclair darauf hin, er sei keine »Person mit Autismus«, sondern sehr wohl eine »autistische Person«, denn gerade sein Autismus mache ihn mitunter zu dem wer und was er ist, sei nicht aus ihm herauszupartialisieren und untrennbar mit ihm verbunden, ein integrativer und prägender Bestandteil, den es nicht zu verstecken gelte. Sprachliche Versuche in diese Richtung würden implizieren, Autismus wäre negativ behaftet. Schließlich, vergleicht er, würde man ja auch nicht von einer »Person mit Männlichkeit«, oder einer »Person mit Kind« sprechen. Diese Liste setzt Lara Schwartz, eine auf Bürgerrechte und Kommunikation spezialisierte Juristin, nahtlos fort: Man sei nicht eine Person mit transgender, mit schwarz, mit jüdisch, mit weiblich, mit gehörlos. Sie zieht den Vergleich mit anderen, aufgrund des gesellschaftlichen Umgangs erschwerenden, Faktoren im Leben, wie Genderidentität und sexuelle Orientierung, und kommt zum Schluss, wir würden kaum auf die Idee kommen, einem Menschen abzuverlangen, diese Aspekte des Ich zu überwinden. Behinderung ist demnach auch als Identitätsmarker zu sehen. Das Resümee: Also doch nicht vorsichtig und zaghaft »people first«, sondern raus mit der Sprache, ganz direkt und unverblümt. Political Correctness fordert von uns, zuzulassen was widersprüchlich erscheint, parallele Wahrheiten zu akzeptieren … und macht sich damit wohl eher wenig beliebt. Da wären noch die »besonderen Bedürfnisse«, ebenso gut gemeint, ebenso nicht uneingeschränkt positiv in der Entfaltung, wie beispielsweise die Kampagnen »Not Special Needs« und »Say the Word« ins Bewusstsein zu rücken versuchen. Denn so beson-


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ders, im Sinne von abweichend und exotisch, seien die Bedürfnisse gar nicht, würden sich diese, ob mit oder ohne Behinderung, durch die uns allen gemeinsamen Wünsche nach Arbeit, Freunden, Liebe und Chancenfairness ausdrücken. Im Gegensatz dazu implizieren »besondere Bedürfnisse« die Forderung nach Extras, nach Zusätzlichem, wo doch Zugang und Teilhabe nicht etwas Besonderes, vielmehr ein Recht sind. Zwar ist »besonders« positiv besetzt, wenn als »außerordentlich« verstanden, »gesondert« oder »getrennt« wird aber meist zumindest ein Nebengeschmack bleiben, eine Lesart, die angesichts der mangelnden Inklusion nicht so weit hergeholt ist: Das Kind mit besonderen Bedürfnissen besucht die Sonderschule, bekommt sonderpädagogische Unterstützung, wird vorbereitet auf eine gesonderte Zukunft in einer Spezialwerkstatt. Es wird für ein ungeniertes Aussprechen des Wortes »behindert« plädiert, anstatt seidenweiche Sprachkreationen zur Umschreibung anzustrengen. Gerade ein gschamiges Sichdrücken vor dem Aussprechen des wertneutralen Wortes »behindert« mache daraus à la longue ein stigmatisiertes.

Gerade ein gschamiges Sichdrücken vor dem Aussprechen des wertneutralen Wortes »behindert« mache daraus à la longue ein stigmatisiertes.

Die Komplexität wird weiter hinaufgeschraubt; es kommt noch eine Komponente hinzu: Betroffenen- versus Fremdperspektive. Diesem Gedanken nach wäre »behindert« doch nicht so neutral wie zuvor festgehalten, sondern aufgeladen mit einer Historie der Entwertung und Entmenschlichung, ein Vehikel, andere Menschen zu unterdrücken. Allerdings hat dies nur Gültigkeit, wenn der Begriff von Nichtbehinderten (bzw. Menschen ohne Behinderung) verwendet wird. Denn als selbstgewählter Marker ist die Bedeutung invers, steht für Identität und Stolz, sowie der Aufarbeitung und positiven Rückforderung einer stigmatisierten Identität.

Den Ansatz der Rückforderung, eine deutliche Spur radikaler, verfolgte auch die Krüppelbewegung im Deutschland der Neunzehnsiebzigerjahre. Durch die bewusste Entscheidung für eine diskriminierende und diskreditierende Eigenbezeichnung setzte sich die Initiative nicht nur von anderen ab. Selbstetikettierungen sind ein, nicht immer frei von Schockmomenten, ironischer Zugang, durch die Einverleibung – in diesem Fall von »Krüppel« – Hoheit über das Wort zu erlangen und dem Beleidiger die Macht zu nehmen zu verletzen. Selbst »nigger«, das in den Vereinigten Staaten aufgrund der davon untrennbaren Geschichte der Sklaverei, Lyncherei, Tyrannei und des anhaltenden Rassismus maximal als verschämtes »n-word« durchgeht, erfährt in Ansätzen die stark polarisierende Entwicklung eines Trotzwortes. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff »queer«, das »eigenartig«, abwertend »schwul« und einiges mehr bedeutete bzw. verschoben noch bedeutet. Auch queer wird zum Teil noch als kontroversiell empfunden, da es die Eigenschaft eines Pejorativums nicht zur Gänze abgeschüttelt hat, allerdings zunehmed eine Neubewertung erfährt und nun positiv konnotiert als selbstgewählter Sammelbegriff, auch im deutschen Sprachraum, für nicht-heteronormative Menschen steht. Als die Huffington Post ihre Gay Voices in Queer Voices änderte, begründete sie die Entscheidung u.a. damit, dass dieser Weg eine Chance zur Selbstentdeckung, Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung sei. Die Bedeutung des Andersseins schwinge mit und würde so den Stolz auf nicht assimilierte Queerness ausdrücken. Man ist anders und das ist gut so, Unterschiede werden zelebriert. Und genau darin liegt ein wesentlicher Unterschied in der Handhabe, zwischen Vorsicht walten lassen, Differenzen nicht wahrnehmen oder wahrnehmen wollen, das Anderssein, aufgrund der Irrelevanz der Unterschiede, ignorieren auf der einen Seite und direkter Ansprache, dem Betonen und Feiern von Anders auf der anderen. Aber wann entscheide ich mich für die Kontrastierung, wann für die Nivellierung von Unterschieden? Die Antwort ist nicht geradlinig. Natürlich nicht.

Alles andere als geradlinig sind auch Antworten auf Fragen, die das Konzept der »kulturellen Aneignung« aufwirft. Der Vorwurf lautet, verkürzt, Güter benachteiligter Kulturen würden in einen fremden Kontext gesetzt und für eigene Kommerzialisierungszwecke instrumentalisiert werden. Dadurch verkommen kulturell aufgeladene Symbole zu bedeutungsleeren Hüllen und karnevalesk inszeniertem Jahrmarktkitsch. Es geht um Profit und Ausbeutung, Rassismus, Identität und Machtunverhältnisse, bzw. nach Michel de Certau, den Handlungsraum der Machtlosen. Irgendwann verließ das Konzept Academia und damit seine definitorischen Grenzen und den zivilisierten Diskurs, landete in den sozialen Netzwerken, erfuhr in Folge eine großzügige und beliebige Ausdehnung des Be-

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griffs und ist seitdem Auslöser von regelmäßigen Wellen der Entrüstung. Die Gründe streuen auf der gesamten Skala der Nachvollziehbarkeit bzw. Willkür.

Ein Beispiel für einen Fehlgriff liefert Victoria’s Secret mit der müden Idee, eine LaufstegAuf-und-Abgeh-Frau im Bikini mit Cowboy-und-Indianer-Film-nostalgischer Federhaube zu schmücken, die dabei auf »sexy Indianerin« macht. Guccis Entscheidung, weißen Models einen Turban aufzusetzen kommt bei Sikhs nicht gut an, der Vorwurf der Respektlosigkeit wird laut, da es sich hier nicht um ein Accessoire handle, sondern eine enge Verknüpfung mit dem Glauben bestehe. Chanel verkauft einen Boomerang um 1.260 Euro, Aboriginals und Torres-Strait-Insulaner sind wenig amüsiert; Chanel stellt klar, das Unternehmen würde alle Kulturen respektieren und drückt Bedauern darüber aus, manche gekränkt zu haben. Marc Jacobs lässt seine weißen Models Dreadlocks tragen, es folgt ein Aufschrei, Jacobs meint, man würde ja auch nicht von kultureller Aneignung sprechen, wenn sich schwarze Frauen die Haare glätten, noch mehr Aufschrei und eine Entschuldigung von Jacobs. Zara malt einem chinesischen Model Sommersprossen auf, Empörung, Asiatinnen hätten doch keine. Das Konzept entwickelt Eigendynamik. Die britische Sängerin Adele trägt einen Bikini mit dem Aufdruck der jamaikanischen Flagge und dazu Bantu Knots. Die Frisur, so die Reaktionen, sei nur Afrikanerinnen vorbehalten, Adele hat sich nicht zu erdreisten. Und überhaupt, für dieses unsensible und verletzende Verhalten gehöre sie ins Gefängnis und würde einmal mehr zeigen, dass weiße Frauen in der Popszene sowieso problematisch seien. Disney zieht das Halloween-Kostüm begleitend zum Film Vaiana zurück; die Ärmel würden tätowierte dunkle Haut simulieren, man trüge Tätowierungen ohne Wissen um ihre Bedeutung und zudem buchstäblich die Identität einer anderen Person, daher Rassismus und Ausbeutung der polynesischen Kultur. Als der Black-Panther-Darsteller Chadwick Boseman verstirbt, posten viele Fans als Hommage Zeichnungen von ihm, darunter auch ein Fan ohne Approbation. Sie weiß, er schwarz, geht gar nicht, erfährt sie, ihn zu zeichnen sei in ihrem Fall kulturelle Aneignung, also irgendwie Diebstahl, was maßt sie sich an. Sie entschuldigt sich und löscht ihren Beitrag.

Hautfarbe wird zur bestimmenden Determinante und Grenze, es wird separiert und ausgeschlossen mit dem Beigeschmack der kollektiven Schuld, Erbsünde und Buße.

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Nun ist schon klar, man ist selten gut beraten, Kommentare im Internet zu lesen, die irgendwer geschrieben hat. Aber es sind eben die Irgendwer, die die Entwicklung des Begriffsverständnisses mittragen und prägen, im Rausch einer vermeintlich moralischen Überlegenheit weitreichende Shitstorms auslösen und einen destruktiven und repressiven Umgang mit verstandenen und missverstandenen Fauxpas kultivieren. Ein kleiner Kreis Eingeweihter kennt das Konzept mit allen theoretischen und praktischen Vorzügen und Limitationen, seine Entourage – von Begeisterung und Überschriftenwissen geblendet – reklamiert für sich, die eine Wahrheit zu kennen und richtet. Sie sind die Guten, reparieren, säubern und rächen missionierungseifrig mit erhobenem Zeigefinger, die Verurteilten sind bestenfalls unsensibel, ansonsten rassistisch. Hautfarbe wird zur bestimmenden Determinante und Grenze, es wird separiert und ausgeschlossen mit dem Beigeschmack der kollektiven Schuld, Erbsünde und Buße. Doch der Ton erzeugt Reaktanz, die Schwarz-Weiß-Dichotomie ist zu simpel (und vermutlich gerade deswegen so beliebt) und der Mensch mehrdimensional, die Kategorisierung in Opfer-Täter Rollen perpetuierend, Hautfarbe per se irrelevant, da sie vielmehr für politische Kategorien steht, und der Vorwurf des Diebstahls zu pauschal, so die Kritik an der Kritik.

Bei der Sache mit dem Diebstahl zeigt man sich unter bestimmten Auflagen mild. Der wohlwollende Ratschlag: über die Hintergründe erkundigen, den Dialog suchen, dann das »kulturfremde« Gut wertschätzend tragen. Online findet sich beispielsweise der herzige Hinweis, man solle zuerst mit Rastafaris darüber sprechen, was sie von kultureller Aneignung hielten und nach dem Diskurs entscheiden, ob es einem zustünde, Dreadlocks zu tragen. Nun will Nicht-Weiß nicht automatisch mit Expertise in Sachen kultureller Aneignung gleichzusetzen sein, die Frage nach der Repräsentativität der Antworten bleibt offen und die Vorgangsweise dürfte eher kein nachhaltiger Schutz vor Vorwürfen sein. Auch ist die Sache von außen nicht immer eindeutig. Vieles ist fraglos rassistisch, Vieles klar auf eine entwertende Kommerzialisierung oder Unterhaltung aus. Und Vieles ist von außen schwer zu beurteilen. Denkt man den Ansatz weiter, so landet er dort, wo er nicht hinwill oder ideologisch hinwollen sollte. Durch die Forderungen wird impliziert, dass sich alle auf ihre, wie auch immer definierte, ursprüngliche Kultur zu besinnen und reduzieren haben, als wäre diese »frei« oder – unschön formuliert – »rein«


Essay von Maryam Laura Moazedi

von »fremden« Kultureinflüssen. Kultur lässt keine starren Grenzziehungen zu, entsteht nicht in einem Vakuum, sondern stets in Wechselwirkung mit anderen. Sie steht auch nicht still, ist in ständiger Transformation, entwickelt sich weiter. Im Austausch mit anderen werden Teile übernommen, einverleibt, geändert, an die eigene Kultur angepasst, zur eigenen Kultur gemacht, die bereichert wird. Das machten uns schon Tulpe, Enzian, Kaffee, Schnitzel, Backgammon, Polo, Fußball und das Paisley-Muster vor.

Political Correctness hat es nicht leicht. Wahrscheinlich könnte es auch nicht wirklich anders sein, so unterschiedlich wie die Perspektiven, so heterogen wie die Betroffenen sind. Da gibt es die prinzipielle Gegenseite, weil Angst vor Machtverlust, Lernen, Umdenken und außerdem, »war schon immer so« und »ist eh nur Sprache«. Auf der anderen Seite unterschiedliche Sichtweisen, die einander ausschließen und ergänzen zugleich, gestrenge Fans-Schrägstrich-Richter, die dafür sorgen, dass Political Correctness zu Rüge und Diffamierung wird, der alles andere als fließende Übergang von Theorie zu Praxis, der Umstand, dass Political Correctness beides versteht, zu enthüllen und zu verhüllen. Nach dem Philosophen Slavoj Žižek ist letzten Endes das Ergebnis zwar ein respektvolles, aber auch kühles Miteinander. »Freundliche Obszönitäten«, hingegen, würden Nähe und einen ehrlichen Austausch fördern … und definitiv für Aufschrei sorgen. Empörung über Nichtkorrektes kann ehrlich sein oder inszeniert, angebracht oder deplatziert, lähmend oder einiges in Gang setzend. Vor allem aber ist sie eines, inkompatibel mit Indifferenz. Genau diese Emotionalität, wenn es um Ethnizität, Gender oder Queer geht, vermisse ich, wenn sich Indiskutables um die geradezu verlassenen Dimensionen Alter und Behinderung zentriert, wenn bei tagtäglichen Fällen ungenierter Altersdiskriminierung nicht einmal mehr die Achseln gezuckt werden. Vielleicht gehören unglückliche Dosierungen von Wut und Vorwürfen beim Erkennen und Erkennenwollen von Schieflagen mit allen suboptimalen Konsequenzen für das Diskussionsklima zu den frühen Phasen der Bewusstseinsbildung, als temporäre Begleiterscheinungen, sozusagen. Sie sind laut. Sie werden gehört. Und manchmal machen sie taub. Wenn das Zerreden und einander Aufreiben Teile des Lernprozesses sind, dann sollen sie es sein. Aber wenn unser Ziel ein vorsichtiges Miteinander ist, dann darf auch der Weg dorthin ein vorsichtigerer sein. n

Empörung über Nichtkorrektes kann ehrlich sein oder inszeniert, angebracht oder deplatziert, lähmend oder einiges in Gang setzend.

Ab der nächsten Ausgabe wollen wir die Fazitessays unter das Generalthema »Auf der Suche nach der poltischen Kultur« stellen. Vorliegender Text aus dem Oktober 2020 (erschienen in Fazit #166) erscheint uns als gute Vorbereitung darauf und daher drucken wir ihn nochmals ab. FAZIT JÄNNER 2022 /// 43


Wolfgang Weiss wurde 1956 in Graz in eine Friseurfamilie hineingeboren und besuchte die »Färberschule« Ferdinandeum. Seine Frau Ingrid, die er bereits im ersten Lehrjahr kennengelernt hat, arbeitet im Friseurbetrieb mit, die beiden haben zwei Kinder. In seiner Freizeit widmet er sich der Malerei und der Fotographie, wovon auch ein Fotobuch im Eigenverlag mit Schwarzweißaufnahmen der Altstadt von Graz ohne Menschen und Autos zeugt.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Wolfgang Weiss Fotografiert von Heimo Binder

Einfach nur Friseur G

anze 13 Bundeskanzler lang steht er nun schon in seinem Friseurladen am Tummelplatz. Wobei der Dritt- und Fünftletzte doppelt gezählt ist. Vor genau 50 Jahren (Kanzler Kreisky) begann Wolfgang Weiss die Friseurlehre bei seiner Großmutter Margarethe Zahel, deren Ehemann Adolf das Geschäft bereits 1920 (Renner) gegründet hatte. Voriges Jahr (Bierlein, Kurz) konnte somit das 100-jährige Jubiläum des Familienbetriebes gefeiert werden. Dass Wolfgang das Friseurgeschäft von seiner Mutter Jolanda Weiss 1989 übernommen hat, ist auch schon wieder elf Bundeskanzler her (Vranitzky). Und vier Lockdowns. Zum Glück ist die Welt voller Dinge, auf die man sich verlassen kann, zum Glück gibt es sie, die sprichwörtlichen Felsen in der Brandung. So einer ist Wolfgang Weiss. Allen Moden zum Trotz blieb er immer – Friseur. Oder wie er es selbst ausdrückt: »Nicht Coiffeur, nicht Stylist, nicht Spezialist für irgendwas, einfach Friseur.« Verläßlich wie die Uhr setzt er sich seit Jahrzehnten in der Früh auf sein Fahrrad und fährt unabhängig von Wind und Wetter von Gratkorn in die Grazer Innenstadt und abends wieder retour, zweimal zwölf Kilometer, jeden Tag, fünfmal die Woche. Und im Winter? »Bis minus 13 Grad geht’s, dann beginnen die Augen zu schmerzen.« »Trockene Luft ist besser«, meint er noch, »da geht es bis minus 15 Grad.« Bis vor fünf Jahren sei es aus wettertechnischen Gründen noch notwendig gewesen, etwa zweimal pro Jahr mit dem Zug zur Arbeit zu fahren, »aber inzwischen wird es ohnehin nicht kälter als minus 8, minus 9 Grad.« So kommen bei ihm jedenfalls 6.000 Kilometer pro Jahr zusammen. Als bloßen City-Kurzstreckenradler imponiert mir das, vor allem, weil es ein so geradliniger und einfacher Weg Richtung Gesundheit ist. Wolfgang Weiss denkt dabei auch völlig ideologiefrei an »meinen Blutdruck, mein Herz, meine Fitness«. Wetter und Krankheiten sollen ja sowieso klassische Gesprächsthemen beim Friseur sein.

Der Friseurmeister bestätigt das und auch den psychologisch gut belegten Umstand, dass insbesondere Erst- und Neukunden und -innen erstaunlich offen über ihr Leben plaudern, bis hin zum Todesfall in der Familie. Oder dass ein Neubeginn beziehungsweise Veränderungen im Leben oft der Grund für die Entscheidung zu einer anderen Frisur sind. In den letzten 50 Jahren hat sich in der Branche natürlich einiges verändert. Hatte der Großvater noch bis zu elf Mitarbeiterinnen, so waren es später zumeist zwei. »Und ich habe sieben Lehrlinge ausgebildet«, sagt er nicht ohne Stolz. Aber vorbei die Zeiten, als die Damen wöchentlich zum Friseur gegangen sind: »Viele sind sogar drei- bis viermal in der Woche zum Auskämmen gekommen.« Oder die lukrativen Dauerwellen. Denen Meister Weiss‘ Haarpracht in den achtziger Jahren selbst kurzfristig zum Opfer gefallen ist, wie das auch bei Schneckerl Prohaska und Schoko Schachner der Fall war. Die Mode ist ein seltsames Spiel. Darüber weiß Wolfgang Weiss auch aus anderen Gründen gut Bescheid, zumal er seinerzeit eifriger Teilnehmer an Friseurwettbewerben war, beim sogenannten Preisfrisieren einige Erfolge einheimsen konnte und schließlich im Modebeirat der Friseurinnung mitarbeitete. Als Fels ist er auch in einem immer größer werdenden Meer von Mitbewerbern stabil geblieben und kann nicht zuletzt auf seinen fixen Kundenstock vertrauen. Weiss: »Eine Stammkundin, die sich mit Horoskopen beschäftigt, hat einmal zu mir gesagt: Wolfi, Du wirst nie reich werden, aber Du wirst auch nie untergehen. – Das stimmt bis heute.« Und wann ist man ein guter Friseur? »Man muss Bedürfnisse erkennen und umsetzen, vor allem aber muss man das Gefühl des Angenommenseins vermitteln«, sagt er als Friseur, der bekanntlich immer auch Therapeut sein muss. Und wer soll sich unser annehmen, wenn Du im März in Pension gehst? n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Corona und die Wirte

Über Agilität im Gastgewerbe

Ein Gespräch von Carola Payer mit dem Grazer Gastwirt Rudof Zarfl über die Kunst, Ausnahmezustände zu managen

Fotos: Marija Kani zaj, Stefan Janisch

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

R

udolf Zarfl ist noch ein Gastwirt, wie er im Buche steht. Man hat das Gefühl, hier einfach willkommen zu sein, egal ob Frau Doktor, Student, Schüler, Bürger jeglicher Einkommensstufe. Was zählt, ist »Du bist Gast.« Es wird diskutiert, politisiert, philosophiert, Schach gespielt. Der Backhendl-Salat ist nach wie vor der Favorit. Es zählt nicht das stylische Design, sondern die unvoreingenommene Begegnung. Bei mir werden hier immer die eigenen Kindheitserinnerungen aktiviert, als ich mit meinen großen Brüdern ins Dorfgasthaus mitdurfte und stolz an meiner Limonade schlürfte und mit großen Augen und Ohren den staatstragenden Gesprächen lauschte. Rudolf Zarfl: »Der schwarze Adler ist wie meine zweite Heimat. Trotzdem muss ich schön langsam die Gastwirtschaft an mögliche Nachfolger abgeben. Er oder sie sollte die Gastronomie lieben und eventuell Koch sein. Also ein Koch mit einem Hang zur gutbürgerlichen, österreichischen Küche.«

Ort des Austausches Rudolf Zarfl: »Ich merke jetzt bei jungen Leuten, dass sie wieder mehr Sehnsucht nach Ansprache haben. Da bleibt plötzlich das Handy in der Hosentasche. Ich mag das Gastgewerbe und mein Betrieb liegt mir am Herzen. Es gibt hier sehr viele ideelle und geistige Synergien mit meinen Gästen. Das müsste auch wieder viel mehr in den Fokus kommen, damit Mitarbeiter wieder mit Freude in die Gastro kommen. Das Gastgewerbe ist eine Dienstleistung, die zum allgemeinen Wohlbefinden der Gesellschaft beiträgt. Diese positiven, beziehungsorientierten Werte müssen aktuell verstärkt vermittelt werden. Wie auch in anderen Dienstleistungsberufen haben wir es gesellschaftlich verabsäumt, die Essenz des Berufes und die Wertschätzung zu vermitteln. Das Image und Ansehen müssen gehoben werden, aber auch das Sinnstiftende und die Breite dieser Tätigkeit. Die Zukunft der Gastronomie ist eine Mischung aus gutem Service, guter Ware am Tisch, aber auch die Kommunikation, Spaß und die persönliche Ansprache.« Herausforderung Corona Nichts ist mehr, wie es früher war. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Auf, zu, 2G, 3G. Wie geht es Rudolf Zarfl damit? »Es ist eine enorme und kraftraubende Herausforderung, den Betrieb am Leben zu erhalten. Wir arbeiten mit verderblichen Lebensmitteln. Da brauchen wir eine enorme Flexibilität und ein gutes Händchen für den Einkauf der Waren. Wir sind laufend in der Schadensbegrenzung. Das schnelle Einstellen auf das geänderte Konsumverhalten in der Corona-Zeit war wesentlich. Die Mischung aus Bedienung im Lokal und Lieferservice ist die Zukunft. Daher haben wir auch in unserem Betrieb einen Lieferservice. Die Menschen feiern immer mehr zu Hause und wir liefern ihnen das Catering vom gesamten Geschirr bis zum Essen. Dafür war die Coronakrise ein absoluter Booster. Die Stammgäste nehmen das sehr gut an. Bestellungen werden ausnahmslos telefonisch angenommen. Wir

Der schwarze Adler 8010 Graz, Leonhardstraße 27-29 Telefon +43 316 326498 46 /// FAZIT JÄNNER 2022


Managementserie [46]

haben keine Kooperationen mit großen Lieferservice-Agenturen. Wir machen das selbst. Wir haben die Planung der Vorratshaltung umgestellt. Kleines Lager, öfters einkaufen gehen. Der Zeitaufwand steigt, der Kohlendioxidabdruck ist viel größer, weil wir viel mehr fahren, und die Infrastruktur muss trotzdem voll erhalten werden, obwohl diese nicht voll ausgenützt wird. Das ist eine enorme Ressourcenverschwendung. Als kleiner Unternehmer sind eine effiziente und effektive Nutzung von Ressourcen ein wichtiger Wettbewerbs- und Überlebensfaktor. Ich glaube nicht, dass Entscheidungsträgern auf politischer Ebene bewusst

ist, an welche Grenze der persönlichen Belastung sie kleine Unternehmer führt. Da wir klein sind, haben wir mit Personal, Gott sei Dank, weniger bis keine Probleme.«

Ausblick trotz enger Rahmenbedingungen Rudolf Zarfl: »90 Prozent der Weihnachtsfeiern wurden abgesagt. Auch die Stammtische wurden durch die 2G-Regel zur Gänze storniert. Das ist ein echter Horror! Trotzdem: Ich möchte als uriges Gasthaus so lange überleben, dass ich aufgrund meines Seltenheitswertes zwischen der ganzen System- und Designgastronomie wieder ein Unikat und daher konkurrenzfähig bin. Wie schon erwähnt, erleben wir einen enormen Zulauf von sehr jungen Gästen. Das Bedürfnis nach Geselligkeit und persönliche Ansprache steigt. Vielleicht ist das ja auch ein Vorteil der Krise. Man hat wieder wahrgenommen, dass das Zusammensein und ein reales Gespräch eine Qualität für das eigene Leben haben.« Rudolf Zarfl zum viel diskutierten Personalthema in der Gastronomie: »Das Beste ist, selber Mitarbeiter aus- oder weiterzubilden. Mundpropaganda ist das wichtigste Recruitinginstrument. Persönliche Kontakte zu pflegen und viele Menschen zu fragen ist unabdingbar. Die Küche ist am schwierigsten zu besetzen. Der Job ist sehr stressbeladen, arbeitsintensiv und auch ein großes fachliches und organisatorische Können ist die Grundvoraussetzung.« Rudolf Zarfl zur Regionalität in der Kleingastronomie: »Regionalität ist im Angebot unabdingbar. Im unteren Preissegment ist es schwierig, Produkte zu finden, aber wir schaffen es auch hier. Bei Feiern vereinbaren wir mit unseren Kunden die Qualitätsanforderungen und gestalten dann entsprechend den Einkauf. Der schönste Ausblick ist, dass ich jemanden finde, für den Der schwarze Adler genauso in Zukunft eine zweite Heimat wird und die ‚Grundversorgung Gasthaus‘ in der Leonhardstraße erhalten bleibt. Ich bleibe für die Zukunft optimistisch, alles andere würde meiner unternehmerischen Gesinnung nicht entsprechen.« n

»Regionalität ist im Angebot unabdingbar. Im unteren Preissegment ist es schwierig, Produkte zu finden, aber wir schaffen es auch hier.« RUDOLF ZARFL

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Zu Gast bei Fazit

Gastkommentar von Philipp Jauernik

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hr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr es schmerzt, wenn Leute die COVID-19-Impfung mit der Schoa gleichsetzten« – Fred Kupermann ist 22 Jahre alt und studiert in Köln. Diesen Satz hat er auf der Kurznachrichtenplattform Twitter gepostet. Und die Begründung, warum es wehtut, kam gleich hintendrauf: »Fast meine gesamte Familie ist in KZs umgekommen und ihr heult wegen einer Impfung herum!« Das sitzt. Im aufgeheizten Klima dieser Tage scheint eine Seite die andere in Sachen Radikalität der Sprache übertrumpfen zu wollen. Dabei ist ganz offensichtlich über weite Strecken das rechte Maß aus den Augen verloren worden. Wenn dann Augenzeugen berichten können, wie am Rande der Demonstrationen der Wiener Innenstadt in Richtung jüdischer Mitbürger Ausrufe wie »Wo sind die Gaskammern, wenn man sie braucht« getätigt

Foto: Martin Lahousse

Spaltung oder Zusammenleben?

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werden, ist im Österreich des Jahres 2021 die Frage angebracht, ob das alles nur ein Problem des Anstands, der Sitte und der Moral ist – oder ob wir ein wahrhaft tieferliegendes Problem haben. Hier muss man nicht einmal fragen, ob aus der Geschichte gelernt wurde oder nicht. Das ist einfach zu beantworten: Wer mit Nazis marschiert, ist vielleicht selbst kein Nazi – jedenfalls aber eine Person, die bereitwillig mit Nazis marschiert. Dass das nicht besser sein kann, liegt auf der Hand. Auch die »Es war ja nicht alles schlecht«-Naivität zeigt, dass längst nicht alle längst nicht alles begriffen haben. Aber wir müssen nicht einmal auf das dunkelste Kapitel unserer Geschichte blicken. Wir sehen überfüllte Intensivstationen. Wir sehen zurzeit 50 bis 80 Todesfälle – pro Tag! Und immer noch tun Menschen so, als gäbe es hier eine gefährliche Krankheit nicht, als würde ein »gesunder Lebenswandel« ausreichen, um gesund durchzukommen. Erschaudernd fühlt der Zuhörer sich an eugenisch geprägtes Gedankengut erinnert. Um das klarzustellen: Kritik an den Maßnahmen muss erlaubt sein. Wir leben in einem System, das politologisch betrachtet den Namen »liberale Demokratie« trägt. Hier sind eine wachsame Öffentlichkeit und kritische Medien vital für das Überleben unserer Freiheitsrechte. Und vor genau diesem Hintergrund ist ein stetiges und aufmerksames Hinterfragen staatlichen Handelns mehr als nur »gestattet«: Es ist Bürgerpflicht. Dabei gilt es aber ebenso, das rechte Maß einzuhalten. Liberalität bedeutet nicht Egoismus. Nicht jeder ist Experte für »eh alles«. Die oft gehörte Forderung nach einer Erhöhung der Intensivkapazitäten klingt wie ein Hohn, wenn sie aus dem Mund jener Menschen kommt, die am nächsten Tag wieder über die drückende Abgabenlast (ja, Österreich ist ein Hochsteuerland) schimpfen. Wenn wir kritisieren, sollen wir das mit Augenmaß tun. Wir befinden uns am höchsten Wissensstand, den die Menschheit je hatte, es ist ein exponentielles Wachstum. Rund um das Jahr 2000 hieß

es, alle fünf bis sieben Jahre verdopple sich das Wissen der Welt. 2010 reichten knapp vier Jahre, 2013 700 Tage, 2020 waren es rund 70 Tage. Wir sind so gut ausgerüstet wie noch nie zuvor und werden täglich besser. Das bedeutet aber auch, dass es immer schwieriger wird, sich in allen Bereichen auszukennen. Wir sind darauf angewiesen, auf Experten zu vertrauen. Natürlich sollen wir auch deren Ratschläge hinterfragen – aber hinterfragen heißt nicht »der Wissenschaft grundsätzlich misstrauen«, wie es vielerorts derzeit den Anschein hat. Wissenschaftlern grundlegend zu unterstellen, im Auftrag sinistrer Mächte, böser Konzerne oder der eigenen Pfründe zu agieren, ist jedenfalls kein Beitrag zur Versachlichung der Debatte. Die Spaltung der Gesellschaft wird durch Respektlosigkeit, durch ständiges Negieren der Realität, durch absichtliche und stumpfe Verletzung herbeigeführt. Angenehm sind die Maßnahmen für niemanden – aber einen Grundanstand sollten wir wahren. Wir sägen sonst an den Grundlagen unseres Zusammenlebens. n

Philipp Jauernik ist Historiker und arbeitet heute im Bereich EU und internationale Beziehungen in Wien, nachdem er unter anderem als politischer Berater im Europäischen Parlament tätig war. Er ist Bundesvorsitzender der Paneuropajugend Österreich und Chefredakteur des Magazins »Couleur«. Sie erreichen den Autor unter philipp.jauernik@wmedia.at


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SPAR übergab 1.000 Euro an die Caritas „Aktion Herz“ (v.l.n.r.): GF Christoph Holzer, Marktleiterin Christina Friedl, Markleiter-Stv. Annemarie KarglBernhard mit Hannelore und Wildfried Brosch (Caritas Aktion Herz).

SPAR-Supermarkt Semriach neu eröffnet Der beliebte Nahversorger in Semriach öffnete am 7. Dezember wieder seine Pforten: Nach kurzer Umbauphase erstrahlt der SPAR-Supermarkt nun in neuem Glanz. Das modernisierte SPAR-Frischeparadies bietet eine große Auswahl an regionalen Spezialitäten und Artikeln des täglichen Bedarfs. 47 GratisParkplätze machen den Einkauf bequem. Im Zuge der Wiedereröffnung spendete SPAR 1.000 Euro an die „Aktion Herz“.

Anzeigen Foto links: SPAR / Werner Krug / Foto rechts: LK-Stmk/Danner

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lles neu im SPAR-Supermarkt Semriach: Nach kurzer Schließphase öffnet der Nahversorger wieder seine Türen für die SPAR-Kundinnen und -Kunden. Der Total-Umbau hat dem Markt ein neues, modernes Gesicht gebracht: „Wir nutzen jede Markt-Erneuerung, um frischen Wind in den täglichen Einkauf zu bringen“, betont Christoph Holzer, Geschäftsführer SPAR Steiermark und Südburgenland. Das neue Design besticht durch eine angenehme MarktplatzAtmosphäre, die die Kundinnen und Kunden bereits im Eingangsbereich begrüßt. „Das Auge isst mit – und regionale Lebensmittel werden den Menschen immer wichtiger“, so Holzer.

Nahversorger mit regionalem Fokus Die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln ist be-

sonders seit der Corona-Krise stark gestiegen. „Viele Kundinnen und Kunden möchten auch die heimische Wirtschaft stärken. Wir möchten zeigen, dass Produkte aus der Umgebung wichtig sind“, betont Holzer. Seit Jahrzehnten steht das Familienunternehmen SPAR für ein frisches Produktangebot aus der Region sowie die Sicherheit in der Versorgung. Seit 7. Dezember 2021 können sich Kunden im neu eröffneten SPARMarkt in Semriach wieder Spezialitäten des regionalen Genuss-Sortiments gönnen. Im SPAR-Supermarkt Semriach arbeiten derzeit 17 Menschen, die bei Marktleiterin Christine Friedl und ihrer Stellvertreterin Annemarie Kargl-Bernhard sichere und zukunftsfitte Arbeitsplätze gefunden haben.

Der Vifzack 2022 geht an Franz Neuper und Patricia Zach aus Altirdning für ihr Ennstal Mehl. Präs. Franz Titschenbacher (r.) und Kammerdirektor Werner Brugner (l.) gratulieren.

»Vifzack 2022« für Ennstal-Mehl, Sommerlinde und Fichterl Bereits zum fünften Mal wurde heuer der steirische Innovationspreis für Land- und Forstwirtschaft, „Vifzack 2022“, vergeben.

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nnovation ist kein Zufall, vielmehr ist der Weg von der ersten Idee bis zum Markterfolg ein spannendes und herausforderndes Wagnis“, gratuliert LK-Präsident Franz Titschenbacher den Siegern des Agrarinnovationspreises „Vifzack 2022“ der Landwirtschaftskammer. Auf Platz 1 kamen Franz Neuper und Patricia Zach (Altirdning) mit „Ennstal-Mehl“, Platz 2 erreichten Birgit und Christoph Reinhart (St. Marein/Graz) mit ihrem alkoholfreien fruchtig-spritzigen Trinkgenuss „Sommerlinde“. Den dritten Platz erzielte Dominik Reiter (Wollsdorf) für sein prickelndes Kultgetränk Fichterl, eine ebenfalls alkoholfreie Getränkealternative. Roggenmehl aus der Region „Wir starten voll durch und sind erfolgreich dabei, unser Ennstal-Mehl zu einem regionalen Leuchtturm-Produkt zu etablieren. Das Interesse an

unserem Mehl ist enorm“, betonen die preisgekrönten Sieger Franz Neuper und Patricia Zach. Hinter dem neuen Markenprodukt Ennstal-Mehl steckt ein besonderes Qualitätsmehl aus Roggen, das bereits in Landmarkt-Sparmärkten, in Hofläden der Umgebung, teils auch schon in der regionalen Gastronomie und natürlich direkt ab Hof regen Absatz findet. „Derzeit sind wir auch in vielversprechenden Gesprächen mit Ennstaler Bäckereien, die Interesse an unserem Roggenmehl fürs Brotbacken haben“, freut sich der Absolvent der Höheren Lehranstalt für Landwirtschaft RaumbergGumpenstein. Aus der heurigen Roggenernte wird er bereits 7.000 Kilo EnnstalMehl in seiner Getreidemühle mahlen. „Jede Bestellung wird frisch gemahlen und zugestellt“, verweist Neuper auf die besonderen Vorzüge seines Produkts. FAZIT JÄNNER 2022 /// 49


Kurz & News

Steirer bevorzugen Bäume aus der Region

Versicherungs-Pioniere bündeln ihre Kräfte

Die heimischen Christbaumbauern arbeiten auf Hochtouren, um die verstärkte Sehnsucht nach vorweihnachtlicher Stimmung und einem schönen Zuhause zu erfüllen. 3 T – also drei Trends – kennzeichnen die heurige Christbaumsaison. „Trend 1 ist der frühe Saisonstart, der schon im Vorjahr erkennbar war. Zweitens zeigt sich, dass immer mehr Steirer einen Zweit- oder Drittbaum im Garten, auf dem Balkon oder im Kinderzimmer aufstellen. Und besonders erfreulich ist drittens, dass die Kunden heimische Christbäume bevorzugen“, beschreibt LK-Präs. Franz Titschenbacher die aktuellen Entwicklungen. Der Verkauf erfolgt coronasicher: Die 3G-Regel, das Tragen einer FFP2-Maske sowie der 2-Meter-Abstand sind selbstverständlich.

Die Merkur Versicherung AG aus Graz und die Nürnberger Versicherung Österreich mit Standort in Salzburg gehen in Zukunft gemeinsame Wege, vereint durch dieselben kulturellen Werte und strategischen Ziele: erste Wahl bei der Absicherung des Wunders Mensch zu sein. Ein Kaufvertrag wurde am 13. Dezember unterzeichnet. Der Standort in Salzburg bleibt mit seinen Mitarbeitern erhalten und wird zum Lebensversicherungsspezialisten in der Merkur Gruppe. Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung: „Mit großer Freude wird mit dem Besten aus zwei Welten eine Vision Realität. Mit der Nürnberger Versicherung wird ein Produktpionier Teil unseres Teams. Wir haben vor allem Menschen gefunden, die unsere Werte teilen.“

Steigende Lehrlingszahlen am Bau

Das beliebte österreichweite Lehrlingscasting des Baugewerbes – ursprünglich für den 25. November geplant – wurde bereits vor der Ankündigung des vierten Lockdowns abgesagt. Für die Steiermark ist das besonders bedauerlich, da sich eine Rekordzahl an Schülern gemeldet hat. „225 junge Menschen aus den steirischen Polytechnischen Schulen haben sich gemeldet, mehr als doppelt so viele wie 2019“, so Walther Wessiak von der steirischen Landesinnung Bau. „Wir hatten mit Stichtag 31.10.2021 genau 209 Lehrlinge im ersten Lehrjahr in den Bauberufen. 75 davon, also fast ein Drittel, kommen direkt aus den Castings.“ Die Polytechnischen Schulen spielen bei der Nachwuchssuche eine besondere Rolle, da sie sehr viele Bauklassen haben, in denen der Lehrberuf vorgestellt wird. „Wegen der aktuellen Corona-Situation ersuchen wir Betroffene, sich am besten über das eAMS-Konto, auf der AMS-Homepage oder auch per Post oder Telefon bei uns als arbeitslos zu melden“, ruft AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe angesichts der kommenden Winterarbeitslosigkeit auf. In der Vergangenheit wurden im Dezember eigene Schalter in den AMS-Geschäftsstellen eingerichtet, damit sich betroffene Arbeitskräfte vor allem aus der Baubranche arbeitslos melden konnten. Angesichts der Corona-Situation kommt das jedoch nicht mehr in Frage – die digitale Kontaktaufnahme etwa über das eAMS-Konto oder die Homepage ist hier eine komfortable Alternative und erspart zudem mögliche längere Wartezeiten und zusätzliche Wege.

Ulrich Lenz wird neuer Oper-Intendant

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Der gebürtige Schwabe Ulrich Lenz wird in der Saison 2023/2024 die Intendanz der Grazer Oper übernehmen. Nora Schmid, die derzeit die Oper leitet, wird 2023 an die Spitze der Dresdner Semperoper wechseln. Lenz hat sich unter 21 Mitbewerbern durchgesetzt. Nach einem sorgfältigen Bewerbungsprozess und den Hearings mit Kandidaten wurde Lenz einstimmig als neuer Intendant für die Oper Graz vorgeschlagen. Die Eigentümer sind diesem Vorschlag gefolgt und haben die Bestellung genehmigt. Grundlage dieser Entscheidung war laut Jury die überzeugende Präsentation eines hoch interessanten Konzeptes für die Oper Graz, das für die Zukunft die Strahlkraft dieses Hauses in der Stadt und auch überregional gewährleistet.

Fotos: LK-Danner, Marija Kanizaj, AMS Steiermark, Marija Kanizaj

AMS-Meldung bei Winterarbeitslosigkeit


Kurz & News

Die Green Panther-Gewinner stehen fest Der Green Panther ist einer der renommiertesten Werbepreise des Landes. Kein Wunder also, dass eine Auszeichnung mit der kreativen Großkatze in der Szene höchst begehrt ist. In 14 kreativen Kategorien wurden 2021 die besten Arbeiten ausgewählt und der ORF übertrug die Verleihung im Landesstudio Steiermark per Stream. „Das Virus kommt gegen die starke Werbewirtschaft und die Medien nicht an. Und so bieten wir der Werbebranche in den heimischen Medien eine lässige Bühne. Und eines ist auch ganz klar: Ohne Werbung, ohne Kommunikation funktioniert auch kein Comeback“, strich Thomas Zenz, Obmann der FG Werbung und Marktkommunikation der WKO Steiermark, die starke Arbeit der heimischen Kreativwirtschaft hervor.

SPÖ Weihnachtsaktion „Zusammenhalten“ Die SPÖ Steiermark hat am 2. Dezember ihre Weihnachts-Solidaritätsaktion, die unter dem Motto „Alle Jahre wieder: Zusammenhalten.“ steht, vorgestellt. Durch Spenden konnte das Budget der parteieigenen Helpline für die aktuell schwierige Situation auf 30.000 Euro aufgestockt werden. Dieses Geld wird eingesetzt, um möglichst vielen Menschen in Not ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen. „Obwohl wir uns in den letzten Monaten über einen steilen Aufschwung in der Wirtschaft und sinkende Arbeitslosigkeit freuen konnten, befinden sich viele Menschen finanziell immer noch in einer schwierigen Lage. Mir ist aber wichtig, dass wir als SPÖ Steiermark auch selbst direkt helfen“, so LH-Stv. Anton Lang.

Roboter unterstützt Operationen Für noch präzisere und die Patienten schonendere Operationen sorgt im UKH Steiermark-Standort Kalwang der Einsatz von Roboterchirurgie. Der „Mako SmartRobotics“-Roboter kommt ab sofort im Rahmen eines Pilotbetriebes im UKH Steiermark-Standort Kalwang bei Operationen für den Kniegelenksersatz zur Anwendung. Um diesen Gelenkersatz noch personalisierter und sicherer zu machen, setzt das Team um Christian Kammerlander auf ein einzigartiges, roboterarm-assistiertes Operationsverfahren. „Die AUVA steht auch in der medizinischen Versorgung für größtmögliche Qualität und möchte diese Patienten im Rahmen von innovativen Operationskonzepten in der Medizin auch anbieten“. so AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart.

Fotos: SPÖ Stmk, Oliver Wolf, AUVA

Suchtbericht Steiermark 2021 veröffentlicht

Der Suchtbericht 2021 wurde vom Gesundheitsfonds Steiermark im November herausgegeben und beinhaltet Daten des Berichtszeitraumes 2017 bis 2020. „Wir setzen in der Steiermark vielschichtige Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen – der Suchtbericht bestätigt die Wirksamkeit. Immer weniger Menschen greifen zur Zigarette, auch beim Automatenspiel ist seit 2016 ein Rückgang von 20 Prozent zu verzeichnen. Immer stärker zum Thema werden Sucht im Alter, Internetsucht und Essstörungen. Auch die Absicherung der Versorgung außerhalb von Graz ist uns ein großes Anliegen“, sagt Gesundheits-LRin Juliane Bogner-Strauß und verweist auf kürzlich erfolgte Erweiterungen, unter anderem der Ausbau der Suchtberatung in der West- und in der Südsteiermark.

Wir wünschen frohe Weihnachten und eine gute, sichere Fahrt im Jahr 2022! www.gkb.at

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Kurz & News

Weinauktion zugunsten der Krebshilfe Die Wein Steiermark hat die Mitgliedsbetriebe aufgerufen, die Aktion 75 Jahre Krebshilfe Steiermark zu unterstützen. Zahlreiche steirische Winzer stellten dafür exklusive Raritäten und Besonderheiten aus ihrem Großflaschen-Sortiment zur Verfügung. Unter dem Motto „Aus Liebe zum Leben“ wurden Weinliebhaber aufgerufen, diese exklusiven steirischen Weine zu ersteigern. Die Online-Auktion fand mit Unterstützung des Dorotheums von 15. September bis 5. Oktober 2021 statt. Der vollständige Erlös der Weinauktion von 6.390 Euro kommt der Krebshilfe Steiermark und damit von Krebs betroffenen Familien in der Steiermark zu Gute. Die Krebshilfe bedankt sich bei den Unterstützern und wünscht viel Freude mit den edlen Tropfen.

„Die Corona-Pandemie stellt uns alle nach wie vor vor große Herausforderungen. Dass insbesondere Kinder, Jugendliche und Familien immer wieder als besonders stark Betroffene ausgemacht werden, ist allgemein bekannt“, erklärt der Familienstadtrat Kurt Hohensinner, „mit einer groß angelegten Grazer Familienstudie wollten wir eine umfassende Bestandsaufnahme über die Situation in Graz machen und auch die möglichen Einwirkungen und Schlussfolgerungen auf die Kinder- und Jugendhilfe mitbetrachten.“ Die Studie wurde vom Institut für Psychologie der Uni Graz unter Leitung von Paulino Jimenez erarbeitet. Insgesamt haben an der Studie 1.494 Personen teilgenommen, davon 908 Erwachsene und 586 Jugendliche.

Fotos: www.watl.at, Peter Drechsler, Johannes Polt / Fotokuchl,

Studie zu Auswirkungen der Covid-Pandemie

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Hilfe schenken. Mit Ihrer Unterstützung schenken wir Menschen Hilfe im Kampf gegen Krebs.

Helfen Sie uns bitte mit Ihrer Spende: Steiermärkische Bank u. Sparkassen AG, IBAN: AT21 2081 5012 0082 2995, online auf www.krebshilfe.at oder kontaktieren Sie uns für ein gemeinsames Benefiz-Projekt: Birgit Jungwirth, 0699/13 13 0616 Danke!


Foto: Raggam

Kurz im Gespräch mit Elisabeth Meixner,

Steirische Bildungsdirektorin Das Quadriga Consort bringt die herrlichen Landschaften Schottlands, Irlands und Englands in musikalischer Form in die Steiermark.

Styriarte 2022 unter dem Motto »Auf Reisen«

Aufgeregtes Kribbeln im Bauch: Die Styriarte hat das Reisefieber. Die geplante Route ist traumhaft. Mit vielen Chancen auf große Erlebnisse. Vier Wochen lang bereisen die Festspiele mehr als 30 Stationen in Graz und in der Steiermark. Momente und Orte werden zu wundervollen Erinnerungen, charmante Reisebegleitung inklusive.

. Foto: Quadriga Consort

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ngetrieben von diesem Reisefieber eröffnet die Styriarte 2022 in der Zeit von 24. Juni bis 24. Juli unter dem programmatischen Titel „Auf Reisen“. Den Ausgangspunkt bildet eine Opernrarität des steirischen Barockkomponisten Johann Joseph Fux. Seine „Arianna“ führt auf die Insel Naxos, eine nicht erst in der Neuzeit entdeckte Urlaubsdestination allererster Güte. Der Grandseigneur der Alten Musik, Jordi Savall, folgt der Reiseroute der Arianna. Außerdem erzählt Savall in einem großangelegten Projekt von den Reisen des Berbers Ibn Battuta, der im 14. Jahrhundert die gesamte islamische Welt besuchte und faszinierende Berichte darüber hinterließ. Dass Reisen aber keineswegs nur bilden oder beschwingen, sondern in Zeiten von „Overtourism“ und „Flugscham“ ihre Schattenseiten haben, verschweigt

die Styriarte nicht und setzt in einer Serie von Konzerten ganz und gar auf das Fahrrad. So sind Destinationen wie Buenos Aires oder New York gesund und umweltfreundlich auf dem Sattel zu erreichen. Einen wichtigen Schwerpunkt bilden große Komponisten und ihre Reisen: Ob Franz Liszt auf Pilgerschaft geht, Schubert mit einem jungen Müller wandert, Mozart nach London aufbricht oder Fanny Mendelssohn nach Italien, immer war dies Anlass für ganz herausragende Musik. Und dass auch in der Sommerfrische zeitkritische Aspekte stecken können, beweisen Sandy Lopicic und die Seinen bei ihrer Neufassung der satirischen Operette „Im weißen Rössl“ ebenso wie Michael Hell und Ārt House 17 bei einer queeren Interpretation von Johann Sebastian Bachs Leipziger Gastgartenkomödie „Die Kaffeekantate“.

Wie geht es den steirischen Pflichtschülern psychisch im zweiten Corona-Winter? Wie kann die Schule bei der Bewältigung von Problemen helfen? Die kollektiven pandemiebedingten Existenzängste der Eltern übertragen sich leider auch auf die Kinder und Jugendlichen. Die Schulen sind angehalten, sehr sensibel und einfühlsam damit umzugehen und die aktuellen Entwicklungen altersgerecht zu erklären. Von Seiten der Schulpsychologie wird viel Sensibilität an den Tag gelegt, um die Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu stützen.

Und wie schaut es mit den schulischen Leistungen der Kinder aus? Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Einflussfaktoren auf den Erfolg des ortsungebundenen Unterrichts sind das Alter, aber auch die Förderung durch das Elternhaus. Vor allem jüngere und leistungsschwächere Schüler erleiden durch Distance Learning Defizite, daher plädieren wir für einen möglichst durchgängigen Schulbetrieb.

Die hochinfektiöse Omikron-Variante steht vor der Tür. Wie reagieren die Schulen auf diese Bedrohung? Wir haben nun schon viele Varianten miterlebt. Dreimal in der Woche wird getestet, ab Jänner gibt es auch in der Steiermark zwei PCR-Tests. Es werden höchste Hygienestandards angelegt und deren Einhaltung auch laufend kontrolliert. Mit den regelmäßigen Testungen werden Infektionsketten so effizient unterbrochen wie in keinem anderen gesellschaftlichen Bereich. FAZIT JÄNNER 2022 /// 53


Wirtschaft

Lokal shoppen zahlt sich immer aus Eine wahre Erfolgsstory ist die „Grazer Währung“: Der Graz-Gutschein hat sich seit seiner Einführung 2008 erfolgreich als der führende Einkaufsgutschein in der steirischen Landeshauptstadt etabliert.

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ufgrund der Corona-Pandemie sind der Handel, die Gastronomie und Hotellerie auch in diesem Jahr bekanntlich massiv eingeschränkt gewesen. Zu den Kernaufgaben des Grazer Citymanagements, welches seit dem Vorjahr im Marketingbereich der Holding Graz angesiedelt ist, zählen Maßnahmen zur Attraktivierung der Grazer Innenstadt und zur Stärkung der Händlerinnen und Händler. Regionales Schenken Um speziell dem Innenstadthandel im mittlerweile 2. Pandemiejahr zu helfen, hat die Holding Graz auch heuer in der

Umsatzrekord im Vorjahr zeichnet sich auch heuer ein deutliches Verkaufsplus ab. Damit wird letztlich nicht nur das Bewusstsein für „regionales Schenken“ geschärft, sondern vor allem der Innenstadtstandort von Graz in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gestärkt.

Die „Grazer Währung“ Der Graz-Gutschein hat sich seit seiner Einführung 2008 als fixer Bestandteil der Grazer Wirtschaft etabliert und wird mittlerweile in über 700 Grazer

als Zahlungsmittel zugelassen. Beliebte Traditions- und Familienbetriebe, kleine Geschäfte und Boutiquen finden sich ebenso wie zahlreiche internationale Stores in Graz im Kreise der zahlreichen Partnerbetriebe. Noch im Jahr 2019 erzielte der Graz-Gutschein einen Umsatzrekord von 6 Millionen Euro. Mit der Übernahme und zentralen Steuerung des Grazer City-

In der Weihnachtszeit werden Gutscheine gerne als vielseitige Geschenkeform genutzt. Vorweihnachtszeit die Kampagne „Graz als Geschenk“ gestartet. Die Kampagne wiederum versteht sich als Aufruf an alle Grazer und Grazerinnen, Graz-Gutscheine zu Weihnachten zu verschenken und so die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Die gute Nachricht: Nach dem 54 /// FAZIT JÄNNER 2022

Graz-Gutscheine können an fast jeder Ecke eingelöst werden. Geschäften, Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben wie Bargeld akzeptiert. Seit April dieses Jahres ist die „Grazer Währung“ übrigens auch auf allen städtisch organisierten Bauernmärkten

managements durch die Holding Graz im Vorjahr ist es trotz der Corona-Pandemie und zweier Lockdowns gelungen, einen Graz-Gutschein-Umsatzrekord von 8,4 Millionen Euro zu erzielen. Ein Blick auf die Zahl der Rücklösungen zeigt, dass der Graz-Gutschein auch wirklich bei den vielen Partnerbetrieben ankommt: So wurden heuer bis Mitte Dezember bereits rund 7,3 Millionen Euro an Rücklösungen verzeichnet.

Fotos: achtzigzehn/Hinterleitner

Die „Graz Währung“ macht sich auch unter dem Weihnachtsbaum gut.


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Die glücklichen Sieger (v.l.n.r.): Karlheinz Ganster (Platz 2), Andreas Krassnitzer (Platz 1), Niklas Hösl (Platz 3), Verena Schindler und Markus Schatzmayer (Publikumspreis).

Start-ups trotzen Corona mit Innovation

Genuss im Herzen der Grazer Altstadt

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Zum mittlerweile neunten Mal machte sich die Junge Wirtschaft Steiermark im Rahmen des „Elevator Pitch“ auf die Suche nach weißgrünen Jungunternehmen, die sich auch von der Corona-Krise nicht stoppen lassen.

Foto links:Foto Fischer / Anzeige Foto rechts: SPAR / Werner Krug

(v.l.n.r.) SPAR-GF Christoph Holzer, StR Günter Riegler, Marktleiterin Margareta Benczik und K&Ö-Vorstände Martin Wäg und Alexander Petrskovsky bei der Wiedereröffnung des neuen Eurospar-Marktes.

tellen Sie sich vor, Sie haben eine 90 Sekunden lange Liftfahrt Zeit, um Investoren von Ihrer Geschäftsidee zu überzeugen. Vor dieser Herausforderung standen auch heuer wieder die 20 Finalisten des Elevator Pitch. Sie matchten sich beim großen Finale um Preisgelder in der Höhe von insgesamt 9.000 Euro. „Gerade in schwierigen Zeiten ermutigen wir die Jungen, ihr unternehmerisches Denken in die Tat umzusetzen. Deswegen war es uns ein Anliegen, den Elevator Pitch auch heuer durchzuführen“, erklärt Hannes Buchhauser, Landesvorsitzender der JW Steiermark. „Mit diesem Wettbewerb helfen wir unseren Jungunternehmern bei der Präsentation und der Verwirklichung ihrer genialen Ideen. Mit ihren Visionen und ihrem Engagement sind sie die treibende Kraft der steirischen Wirtschaft“, zieht JWGF Bernd Liebminger eine erfolgreiche Bilanz, „wir bedanken uns sehr bei der Steiermärkischen Sparkasse, der SFG und der WKO Steiermark.“

Das sind die Sieger Den ersten Platz und das Preisgeld von 5.000 Euro sicherte sich Andreas Krassnitzer von „clir technologies“. Das Unternehmen entwickelt Produkte, die mithilfe von künstlicher Intelligenz das Sprachverständnis von Audioaufnahmen verbessern. Auf Platz zwei mit einem Preisgeld in der Höhe von 2.000 Euro landete Karlheinz Ganster mit „wizetackle“– einer mobilen Gasheizung. Über den dritten Platz und ein Preisgeld in der Höhe von 1.000 Euro freute sich Niklas Hösl, mit „Chargeprice“, einem Ladetarifrechner für E-Autos. Das Publikum durfte online den Publikumspreis bestimmen, den sich Verena Schindler und Markus Schatzmayr als Nachwuchs-Innovatoren von der Ortweinschule mit ihrer Idee „sella“ sichern konnten.

Am 25. November feierte der EUROSPARMarkt im Kastner & Öhler große Wiedereröffnung. Nach kurzer Umbauphase wurde der EUROSPAR-Markt Kastner & Öhler komplett neu gestaltet, auf großzügige 1.400 Quadratmeter erweitert und bietet nun ein noch weiteres Sortiment.

er Standort im renommierten Haus von Kastner & Öhler hat Tradition. Die Kundinnen und Kunden schätzen den bequemen Einkauf in der Innenstadt. „Der neue Markt steht für noch mehr Frische, noch mehr regionale Spezialitäten und noch mehr Produkten für den täglichen Bedarf “, sagt Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland. Für das Extra an Bequemlichkeit sorgt ein Zustellservice. So steht einem entspannten Einkaufserlebnis in der Innenstadt nichts im Wege. Regionalität und Nachhaltigkeit Das Sortiment bei Marktleiterin Margareta Benczik ist ganz auf Genuss ausgerichtet: Köstliche Weine, Frischfisch in Bedienung, feinste Dry-Aged-Steaks und eine vielfältige Gewürzwelt warten auf die Kundschaft. Dazu kommen Käse- und Feinkostspezialitäten sowie Tramezzi-

ni und Aufstriche der Grazer Manufaktur Cosimo. Brot und Backwaren sowie Konditoreiprodukte kommen von der Hofbäckerei Edegger-Tax. Und auch Sushi- und Moji-Liebhaber kommen im EUROSPAR Kastner & Öhler voll auf ihre Kosten. Delikat und exklusiv zeigt sich die Genusswelt besonders bei Fleisch und Fisch. „SPAR setzt auf enge Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft – das garantiert beste Qualität“, betont Holzer. Für mehr Nachhaltigkeit sorgt die Abfüllstation für unverpackte Lebensmittel: Die Kundinnen und Kunden füllen die gewünschten Mengen an Reis, Nudeln oder Süßigkeiten von Zotter in einen selbst mitgebrachten Behälter oder nutzen die GratisPapiersackerl vor Ort. Das spart Verpackungsmaterial und schont die Umwelt. Im Rahmen der Wiederöffnung spendete SPAR 3.000 Euro an die Grazer Caritas Straßenzeitung „Megaphon“. FAZIT JÄNNER 2022 /// 55


VP-Klubobfrau Barbara Riener sowie VPGemeindesprecher Erwin Dirnberger sehen in den geplanten Novellen und dem Leerstandsabgabengesetz wichtige Schritte zur Eindämmung der Flächenversiegelung und zum Klimaschutz.

Steiermark: Raumordnungs- und Baugesetznovelle sowie eine Leerstandsabgabe kommen N

ach intensiven Verhandlungen haben wir uns auf ein umfassendes Paket für eine neue Raumordnung und ein neues Baugesetz geeinigt“, bestätigen die Klubobleute Barbara Riener (VP) und Hannes Schwarz (SP). Mit den darin enthaltenen Bauland-Mobilisierungsmaßnahmen soll sichergestellt werden, dass dafür vorgesehene Grundstücke verbaut werden. Das weitere Versiegeln von Freiflächen soll verhindert werden. Grundstücke über 1.000 Quadratmeter können zukünftig mit einer Baulandabgabe in Höhe von 2 Prozent des durchschnittlichen Grundstückpreises laut Statistik Austria belegt werden. Grundstücke im Grüngürtel oder im Nahebereich von Tierhaltungsbetrieben sowie landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen und Baugrundstücke im Eigentum von Gemeinden und Wohnbauträgern werden von der Mobilisierungsabgabe ausgenommen. Durch eine Neuregelung der Bestimmungen in Bau- und Raumordnung hinsichtlich Tierhaltungsbetrieben soll gewährleistet werden, dass es heimischen Betrieben weiterhin ermöglicht wird, für die regionale Lebensmittelsicherheit zu sorgen. Gleichzeitig sollen Nutzungskonflikte mit der Wohnbevölkerung aufgrund des bei Tierhaltungsbetrieben entstehenden Geruchs so gering wie

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möglich gehalten werden. Die Gemeinden erhalten damit ein Instrument für eine sinnvolle und langfristige Raumplanung und für effiziente rechtssichere Verfahren. Mit dem Zweitwohnsitz- und Leerstandsabgabengesetz wird auf die Herausforderungen der Gemeinden durch Wohnungsleerstände und Zweitwohnsitze reagiert. Sie erhalten die Möglichkeit, eine entsprechende Abgabe einzuführen: „Durch Zweitwohnsitze und Leerstände entstehen in den Gemeinden hohe Infrastrukturkosten. Mit dieser Abgabe kann ein guter Ausgleich dafür geschaffen werden. Gleichzeitig wird durch diese neue Regelung Wohnraum leistbar und zugänglich gemacht“, erklären Gemeindesprecher Erwin Dirnberger (VP) und Wolfgang Dolesch (SP). Ausgenommen sind unvermietbare Wohnungen oder Wohnungen, die als Vorsorge für ein Kind geplant sind. Diese Abgabe ersetzt gleichzeitig die Ferienwohnungsabgabe. Darüber hinaus planen ÖVP und SPÖ zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen im Raumordnungs- und Baubereich. Photovoltaikflächen und der öffentliche Verkehr sowie die flächensparende Verbauung sind wesentliche Punkte der geplanten Novelle. Die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen sollen im ersten Quartal 2022 im Landtag beschlossen werden.

Anzeigen Foto: Kanizaj

Im Mittelpunkt der Einigung stehen Maßnahmen zur Baulandmobilisierung. Die beiden Regierungsparteien ÖVP und SPÖ sehen darin einen notwendigen Schritt für den Klimaschutz. Mit dem Leerstandsabgabengesetz können die Gemeinden gegen Wohnungsleerstände und Zweitwohnsitze vorgehen.


Pensionszusage statt Gehaltserhöhung? Von einer Firmenpension profitieren Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen.

Betriebliche Vorsorge:

Win-win für Mitarbeiter und Unternehmen Firmenpensionen erfreuen sich großer Beliebtheit – nicht zuletzt weil Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen profitieren. Mit einer lebenslangen Garantieverzinsung ist auch der kontinuierliche Kapitalzuwachs gesichert!

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Anzeigen Foto: Steiermärkische Sparkasse

ie Vorteile eines betrieblichen Pensionsmodells als Ergänzung zur gesetzlichen Altersvorsorge liegen für alle Beteiligten auf der Hand: Eingezahlte Prämien verringern die Steuer- und Abgabenlast sowohl für Arbeitgeber als auch für die begünstigten Dienstnehmer. Daher wird eine Firmenpension immer öfter als vorteilhafte Alternative zu Gehaltserhöhungen gesehen. Und nicht zuletzt wird mit diesem Modell auch die oft diskutierte „öffentliche Pensionslücke“ zunehmend geschlossen.

Garantierter Wertzuwachs ohne Steuern und Abgaben Die Prämienzahlungen für eine betriebliche Pensionsrückstellung stellen für Unternehmen eine reine Betriebsausgabe dar, die unmittelbar den Gewinn und damit die Steuerlast mindert. Die Ansprüche aus der Pensionsrückdeckungsversicherung können zudem auf das Deckungserfordernis des in der Bilanz ausgewiesenen Rückstellungsbetrages im Betriebsvermögen angerechnet werden. Damit ist die betriebliche Pensionszusage ein besonders attraktives Modell, um z. B. verdiente Mitarbeiter und Führungskräfte stärker an das Unternehmen zu binden, ohne zusätzliche Lohnnebenkosten durch Gehaltserhöhungen zu verursachen. Auch für die begünstigten Dienstnehmer – die im Falle von Kapitalgesellschaften auch Vorstandsmitglieder bzw. Gesellschafter sein können – fällt für Versicherungsprämien bis zum Pensionsantritt

bzw. zu einer eventuellen Kapitalabfindung weder Sozialversicherung noch Lohnsteuer an. Und mit einer garantierten Verzinsung in Höhe von 0,5 % p. a. sichert die betriebliche Pensionsvorsorge der Wiener Städtischen Versicherung kontinuierlichen Kapitalzuwachs über die gesamte Ansparphase. Vorteile für das Unternehmen • Versicherungsprämien wirken steuermindernd, da sie als Betriebsausgaben den Unternehmensgewinn reduzieren. • Die Firmentreue wird gestärkt, die Gefahr von Abwerbungen durch konkurrierende Unternehmen reduziert. • Keine Nachschussverpflichtung und keine Entrichtung von Lohnnebenkosten Vorteile für die begünstigte Person • 0,5 % p.a. garantierte Verzinsung • Bei Pensionsantritt kann anstelle der lebenslangen Rentenzahlung auch eine Kapitalabfindung gewählt werden • Bereits erworbene Ansprüche bleiben selbst bei vorzeitiger Auflösung des Beschäftigungsverhältnisses erhalten.

GISA-Zahl: 27507049. Die Steiermärkische Bank und Sparkassen Aktiengesellschaft übt die Tätigkeit eines vertraglich gebundenen Versicherungsagenten der WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group als Nebengewerbe aus und vermittelt ausschließlich Produkte dieser Versicherung. Sie stützt ihren Rat nicht auf eine umfassende Marktuntersuchung und erhält für vermittelte Versicherungsverträge Provisionen, die in den Versicherungsprämien enthalten sind. Versicherer ist: WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group Schottenring 30, 1010 Wien.

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Gesundheit

Nur mit der Impfung Die COVID-19-Impfung wirkt und schützt. Das bestätigen alle seriösen Studien und Institutionen. Davon ist die überwältigende Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte überzeugt. Und offenbar auch an die 900.000 Steirerinnen und Steirer mit aktivem Impfzertifikat. Aber das ist nicht genug. Damit hatten am 14. Dezember 2021 mehr als 72 Prozent jener Menschen, für die ein Impfstoff zugelassen war, ein solches Impfzertifikat. Bis zu über 90 Prozent betrug die Impfbeteiligung in den höheren und höchsten Altersgruppen. Aber das ist nicht genug.

Von Herwig Lindner

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ir reden von einer Impfung, das dürfen wir nie vergessen, die vor Weihnachten 2020 ganz am Anfang stand. Die Impfung gab es nur als Projekt, noch niemand war regulär geimpft. Mittlerweile sind fast 9 Milliarden Impfstoffdosen weltweit in Einsatz gebracht. Das hat nicht einmal ein ganzes Jahr gedauert. Das relativiert auch alle Befürchtungen, die vor allem in den Sozialen Medien kursieren. Die COVID-19-Impfstoffe waren schon vor ihrer Zulassung in Europa und Österreich exzellent erprobt – viel besser als die meisten anderen Impfstoffe, die wir ganz selbstverständlich verwenden, um etwa in einem exotischen Land Urlaub zu machen. Mit der regulären Verfügbarkeit ist die COVID-19-Impfung noch viel besser erprobt – sowohl was ihre Schutzwirkung als auch ihre Sicherheit betrifft. Ja, Impfreaktionen gibt es wohl, bedrohliche Impfnebenwirkungen laut allen ernsthaften Institutionen aber nur im Promille-Bereich. Und was man nie vergessen darf: Alle diese so genannten Impfnebenwirkungen, die zwar zu Recht in diversen Sicherheitsberichten aufscheinen, sind vorderhand erstens nur vermutete und treten nach einer Impfung in weit geringerer Zahl auf als durch die Krankheit selbst. Es gibt ja die bekannten Analogien: Die Autobremse verhindert nicht jeden Unfall, aber ohne Bremse zu fahren, ist dennoch um ein Vielfaches gefährlicher. Daneben gibt es die absurdesten Gerüchte, die gerne weitererzählt werden und sich oft rascher verbreiten als das ansteckendste Virus. Impffeinde – ja, die gibt es – setzen diese Gerüchte als psychologische Waffen ein. Das beginnt bei Warnungen vor der Auswirkung auf die weibliche Fruchtbarkeit und die männliche Zeugungsfähigkeit. Die waren schon bei früheren Impfstoffen falsch, kommen aber als Mittel gegen die COVID-19-Impfung wieder zum Einsatz. Da gibt es die Erzählungen über Arbeiter, die sich in Kanalschächten verstecken, um Anti-Corona-Demonstranten von unten in die Waden zu impfen. Oder das Gerücht vom Impfstoff, der vom Hubschrauber aus über Städte verbreitet wird. Obwohl dieser Impfstoff nicht einmal als Spray zur Verfügung steht. Und das sind nur die weniger seltsam klingenden „Fake News“. Aber kaum eine ist so schlecht erfunden, dass sich nicht doch „Gläubige“ fänden. In ihrer schieren Verzweiflung über die „gläserne Decke“, die wegen solcher Gerüchte eine COVID-19-Impfbeteiligung von weit über 70 Prozent verhindert, ist nicht nur die österreichische Regierung auf die Impfpflicht gekommen: Auch in vielen anderen Ländern wird darüber gesprochen. Ob die Impfpflicht das geeignete Mittel ist, um diese „gläserne Decke“ zu durchbrechen, muss sich erst weisen. Besonders neu ist die Impfpflicht jedenfalls nicht: In vielen Ländern hat sie geholfen, die Pocken zu beseitigen, aber das hat 130

Jahre gedauert. Impfpflichten verschiedenster Art gelten nach qualifizierten Medienberichten in mehr als 100 Ländern der Erde und in mehr als der Hälfte der Staaten in der Europäischen Union. Eine COVID-19-Impfpflicht wäre also ganz sicher nicht einzigartig. Es gibt sogar eine COVID-19-Impfpflicht in Europa, und zwar im Vatikan. Der ist zwar sowohl nach Fläche als auch Einwohnerzahl der kleinste Staat der Welt, aber immerhin ein Staat. Aber es gibt auch ernsthafte Bedenken gegen die Impfpflicht. Einige Wissenschafterinnen und Wissenschafter befürchten, dass eine COVID-19-Impfpflicht zu einer Senkung der Impfbereitschaft gegen andere Krankheiten führen könnte. Dass wir uns eine höhere Impfbeteiligung hier mit einer „Impfflucht“ bei Masern, Diphterie und Co. erkaufen. Eventuell müssen wir das aber jetzt hinnehmen. Es gibt auch jene, die eine Einschränkung der individuellen Freiheitsrechte („Recht auf Unvernunft“, wie es der Mediziner und Moraltheologe Walter Schaupp nennt) nicht für die Impfpflicht preisgeben wollen. Solche Bedenken sind ernst zu nehmen. Der Gesetzgeber hat durch die Befristung der Rechtskraft des COVID-19-Impfpflichtgesetzes bereits im Entwurf eine als vertrauensbildend gedachte Maßnahme gesetzt. Das wird jedoch sicher nicht alle Gemüter beruhigen. Trotz zu erwartender Impfpflicht darf daher die Überzeugungsarbeit für die Impfung nicht weniger werden. Mehr muss sie nicht werden, aber vielleicht besser und zielgenauer. Eines ist jedenfalls klar: So sehr die Impfpflicht zu hitzigen Debatten führen mag, die Impfung als solche ist hilfreich. Sich ihr zu verweigern, ist Selbstgefährdung. Und diese Verweigerung gefährdet die gesamte Gesellschaft. Nicht nur gesundheitlich und medizinisch. Sondern auch wirtschaftlich. Das erste Corona-Jahr 2020 hat nach den Berechnungen der Österreichischen Nationalbank (ÖNB) einen Verlust an Wirtschaftsleistung von 40 Milliarden Euro in Österreich verursacht. Allein die erste Woche des jüngsten Lockdowns im Herbst und Winter 2021 hat laut ÖNB 700 Millionen Euro verschlungen. Es wird Zeit, aus dieser Spirale der Gesundheitsgefährdung, der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belastungen herauszufinden. Das können wir schaffen. Mit der Impfung. Nur mit der Impfung.

Dr. Herwig Lindner ist Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Infektiologie und Präsident der Ärztekammer Steiermark.

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Wirtschaft

Sorge um konjunkturelle Vollbremsung Der neuerliche Lockdown hat die wirtschaftliche Erholung im Steirerland jäh gestoppt. Eine aktuelle Analyse des Instituts für Wirtschaft- und Standortentwicklung beziffert den volkswirtschaftlichen Schaden für das Bundesland mit bis zu 100 Millionen Euro pro Woche. aum hat sich die steirische Konjunktur von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie etwas erholt, ist sie auch schon wieder ins Stocken geraten. Und das bereits vor dem aktuellen Lockdown. Hauptgrund dafür waren und sind Probleme bei den Lieferketten, aber auch der andauernde Arbeits- und Fachkräftemangel. Dementsprechend fallen die Ergebnisse des steirischen Wirtschaftsbarometers aus, das Ende Oktober bzw. Anfang November seitens der WKO im Rahmen einer Umfrage unter 704 steirischen Unternehmen erhoben wurde. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwar sämtliche Saldenwerte noch im positiven Bereich, aber fast überall zeigten die Trendpfeile nach unten. Demnach ist der Saldowert beim weiß-grünen Wirtschaftsklima schon vor dem Lockdown von aktuell +17,5 Prozentpunkte auf +4,7 Prozentpunkte bei den Erwartungen gesunken.

Massiver Schaden für Wirtschaft „Man kann sagen, dass die steirische Konjunktur zum Zeitpunkt der neuerlichen Schließung zwar leicht eingetrübt, aber grundsätzlich stabil war. Nun kostet jede Woche Lockdown bis zu 100 Millionen Euro“, betont WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk. Ein enormer Schaden, der laut einer aktuellen Analyse des Instituts für Wirtschaft- und Standortentwicklung aber unter dem ÖsterreichSchnitt liegt. „Das kommt daher, dass wir in unserem Bundesland überdurchschnittlich viele starke Produktionsbetriebe haben, die von den Folgen des Lockdowns aktuell noch nicht so betroffen sind wie bei den coronabedingten Schließungswellen zuvor“, ergänzt WKO-Steiermark-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. „Dieser Keulenschlag trifft uns zu einer Zeit, in der sich die konjunkturelle Dynamik bereits wieder abgeflacht hat“, verweisen Herk und Dernoscheg auf die Ergebnisse des Wirtschaftsbarometers.

Schnelle und unbürokratische Hilfe Aus diesem Grund müsse man jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um die Auswirkungen des neuerlichen Lockdowns zu begrenzen. „Nun gilt es, die Folgen der neuerlichen Schließung zu begrenzen. Der Gesundheitskrise darf keine Wirtschaftskrise folgen, darum braucht es jetzt rasche und unbürokratische Hilfe, die zeitnah am Konto der Betroffenen ankommt“, betonen Herk und Dernoscheg unisono. „Dann könnten sich auch die wirtschaftlichen Langzeitfolgen in Grenzen halten, unsere Betriebe sind wirtschaftlich ja gesund – nur das Umfeld eben nicht“, betonen Herk und Dernoscheg unisono. Wobei vor allem Handel und Tourismus nun einmal mehr schwer betroffen sind, die Lage ist hier je nach Branche höchst unterschiedlich. Darum sei auch wichtig, dass die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen jetzt schnell und unbürokratisch erfolgen. Angesichts der grundsätzlich positiven Konjunkturdaten sei das möglich, wie ein Blick auf das Wirtschaftsbarometer im Detail zeigt. Höheres Impftempo gefordert Die wirtschaftliche Entwicklung der Steiermark in der näheren Zukunft ist mittelfristig untrennbar mit dem weiteren Verlauf der Coronapandemie verbunden. Darum gelte es jetzt, den Impfturbo zu zünden und die Sozialversicherungen einzubinden. „Die Gesundheitskasse hat sämtliche Daten, die muss man nur verknüpfen und für die Impfaktion nützen, um das Tempo zu erhöhen“, so Herk und Dernoscheg. Hier dürfe man keine Zeit mehr vergehen lassen und vor allem nicht auf eine Impfpflicht warten. „Wir müssen die Menschen überzeugen, Grundvoraussetzung dafür ist ein nachvollziehbares Krisenmanagement“, kritisiert Herk.

WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk (r.) und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg: „Auch in herausfordernden Zeiten wie diesen steht die Wirtschaftskammer ihren Mitgliedern immer zur Seite.“ 60 /// FAZIT JÄNNER 2022

Foto: Foto Fischer

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Mach mehr aus deinem Ingenieur! Wochenends & berufsbegleitend studieren

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eit über 20 Jahren organisiert das Studienzentrum Weiz berufsbegleitende und maßgeschneiderte Studienprogramme in Kooperation mit der Hochschule Mittweida an insgesamt 14 Studienstandorten in ganz Österreich. Zur Auswahl stehen die Diplomstudien in den Fachrichtungen Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Maschinenbau.

WKO-Präs. Josef Herk und LRin Barbara Eibinger-Miedl (v.l.) gratulieren gemeinsam mit Fachgruppenobmann Fabrice Giradoni (r.) Skilifte-Kleinlobming-Betriebsleiter Christoph Leitner (3.v.l.) und Gaaler-Lifte-Geschäftsführer Thomas Hopf zur erstmaligen Verleihung des Pistengütesiegels.

Pistengütesiegel für 16 steirische Skigebiete Das Steirische Pistengütesiegel, der „Oscar“ der Seilbahnbetriebe, geht heuer an insgesamt 16 steirische Skigebiete, die sich gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen über die begehrte Auszeichnung freuen. Zwölf davon wurden eigentlich schon 2020 ausgezeichnet – coronabedingt wird die Verleihung heuer nachgeholt.

Verkürzte Studiendauer für HTL-Absolventen Durch die Anrechnung bereits erworbener Kompetenzen ist mit abgeschlossener HTL-Ausbildung und Praxis (mind. 1 Jahr) der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern möglich.

Optimaler Studienablauf für Berufstätige Die Kombination aus Präsenzveranstaltungen und Fernstudium ermöglicht flexible Zeiteinteilung und macht das Studium für Berufstätige studierbar. Die Vorlesungen finden 6- bis 7-mal pro Semester am Wochenende (Freitag/Samstag) statt, am Semesterende wird eine Blockwoche abgehalten Jetzt anmelden für Studienstarts März 2022: • Wirtschaftsingenieurwesen an den Standorten Graz und Wolfsberg • Maschinenbau am Standort Hollabrunn

Weitere Infos: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz T: +43 3172 603 4020 I: www.aufbaustudium.at

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Foto: Lunghammer

as Pistengütesiegel steht für höchste Qualität, Sicherheit und Vertrauen am Berg ebenso wie für Vielseitigkeit und Innovationskraft und belegt damit die herausragende Arbeit unserer Unternehmen, gerade auch in Zeiten der Krise“, gratulierte FG-Obmann Fabrice Girardoni am 19. November 2021 den Preisträgern vor der WKO Steiermark. Die Branche hofft, dass der bevorstehende Lockdown einen baldigen Start in die Skisaison zulässt. Ein innovatives Beispiel in diesem Winter ist die „Keycard pure“ auf der Riesneralm: ein Premiumticket aus Holz mit einzigartiger Haptik und Maserung. Garantiert kunststofffrei ist dieses Ticket für alle Tagestickets bzw. Saisonkarten verwendbar. Im Inneren der Holzkarte befindet sich ein kleiner Chip, der die Karte wiederverwendbar macht. Qualität, Service und Sicherheit „Mit den zahlreichen Auszeichnungen zeigt sich die Steiermark als vielseitiges und attraktives Wintersportland, das mit Sicherheit, unterschiedlichen Ausrichtungen und stets höchster Qualität punktet“, betont Girardoni. Die Seilbahnen sind ein verlässlicher Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzmotor in den ländlichen Regionen. „Denn von den Seilbahnen profitieren vor allem die Regionen: Der Wertschöpfungsfaktor von 7,4 belegt, dass pro 1.000 Euro an ausgezahlten Löhnen insgesamt 7.400 Euro in der Region bleiben. Auf diesen Effekt sind wir stolz und wir werden alles dafür tun, mit unserem Schaffen auch in Zukunft zum Wohlstand in unserem Land beizutragen.“

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Kurz & News

Unfallprävention bei Forstarbeiten

Floristen sorgen für Weihnachtsstimmung

Auch während des Lockdowns sind die steirischen Gärtner und Floristen für ihre Kunden da: Adventkränze, Gestecke und vieles mehr können einfach online bestellt werden. Die Bestellung kann dann beim Betrieb abgeholt werden oder wird bei Wunsch auch nach Hause geliefert. Gesundheit und Sicherheit gehen vor, auch bei den steirischen Gärtnern und Floristen. Dennoch muss niemand fürchten, heuer ohne Blumenschmuck in die Advent- und Weihnachtszeit starten zu müssen. „Unsere Betriebe sind auch jetzt für alle Kundinnen und Kunden da“, versichert Johann Obendrauf, Innungsmeister der steirischen Gärtner und Floristen. Denn dank Click & Collect kann alles bestellt werden, was es für die kommenden Wochen braucht.

Wer schnell hilft, hilft doppelt. Diesem Grundsatz folgend, hat Soziallandesrätin Doris Kampus ein Winterpaket geschnürt, um betroffenen Steirerinnen und Steirern angesichts der Corona-Pandemie und der stark steigenden Energiekosten unter die Arme zu greifen. „Wir müssen reagieren, wenn wir nicht wollen, dass viele Menschen in diesem Winter in einem kalten Zuhause sitzen, und stocken daher zum einen den Heizkostenzuschuss um 50 Euro auf 170 Euro auf“, erläutert die Soziallandesrätin. Für Härtefälle werden des Weiteren die einmaligen Beihilfen des Sozialressorts ausgebaut. Hier stehen zusätzliche 50.000 Euro zur Verfügung. Pro Antrag gibt es einen maximalen Zuschuss von bis zu 300 Euro.

Weihnachtstrend Regionalität „Regionale Lebensmittel essen und schenken – das ist zu Weihnachten hoch im Kurs und eine wirklich sinnvolle Alternative, um Klima zu schützen, Arbeitsplätze zu schaffen sowie Landwirtschaft zu stärken“, unterstreicht LK-Präs. Franz Titschenbacher. „Heimische Lebensmittel stehen auch als Geschenke hoch im Kurs. Dreifach Gutes tut jeder, der regionale Lebensmittel in den Einkaufskorb legt“, betont Titschenbacher. LR Johann Seitinger mahnt eine saubere Mülltrennung ein, um Ressourcen zu schonen und die Restmüllaufbereitung nicht unnötig zu erschweren. Bis zu fünf Prozent falsche Stoffe – vor allem Plastik – finden sich in der braunen Biomüll-Tonne, ist Hans Roth, AR-Vors. der Saubermacher AG, alarmiert.

Neuer Chief Technical Officer bei AHT

Rekord-Fördertopf sichert Heizungstausch

Der Tiefkühl- und Kühlmöbel Spezialist AHT Cooling Systems erweitert sein Management und darf am Standort in Rottenmann einen neuen CTO begrüßen. Der Japaner Satoshi Ito ergänzt seit Oktober 2021 das Führungsteam und wird die Agenden des Chief Technical Officer übernehmen. Der ausgewiesene Experte Ito ist seit 1994 im AHT Mutterkonzern DAIKIN tätig und verantwortete viele Jahre das Design Department und Product Development Department bei Daikin Japan. „Ich freue mich sehr, ab sofort gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die technischen Agenden der AHT weiterzuentwickeln und unseren Kunden die besten technischen Neuerungen anbieten zu können.“, freut sich CTO Satoshi Ito über seine neuen Aufgaben.

Mit dem neu aufgestellten Umweltlandesfonds 2022 (ULF) hat LRin Ursula Lackner heute einen wichtigen Schritt zum Ausstieg aus fossilen Heizungen vorgestellt: Nicht nur eine Rekordsumme von 11,5 Mio. Euro steht 2022 zur Verfügung, mit bis zu 10.100 Euro Förderung pro Haushalt, sondern außerdem werden für finanziell schwache Haushalte zusätzlich bis zu 100 Prozent der Tauschkosten getragen, um den Umstieg für alle Steirer zu ermöglichen. „Wenn wir die Steiermark lebenswert erhalten wollen, müssen wir weg von fossilen Energieträgern“, erklärt Lackner und ergänzt: „Das kann aber nur gelingen, wenn auch alle Steirer die Möglichkeit haben, mitzumachen. Denn Klimaschutz darf nicht von der Geldbörse abhängen.“

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Fotos: LK-Stmk / Danner, Lebensressort, AHT Cooling Systems, Land Steiermark / Purgstaller, www.watl.at, Peter Drechsler, Johannes Polt / Fotokuchl, Stadt Graz/Fischer

Um die tragischen Forstunfälle in der Steiermark zu reduzieren, braucht es Know-how und die richtige Schutzausrüstung. Trotz der ständigen technologischen Weiterentwicklung besteht bei forstwirtschaftlichen Arbeiten nach wie vor ein erhöhtes Gefahrenpotenzial Insgesamt ereigneten sich in der Forstwirtschaft und beim Holzeinschlag im Jahr 2020 171 Unfälle, drei davon waren tödlich. „In den vergangenen Wochen ist es leider wieder zu einer Häufung von Forstunfällen, teilweise auch mit tödlichem Ausgang, gekommen. Wir haben uns daher dazu entschlossen, unsere Offensive zur Unfallprävention fortzusetzen. Forstarbeit ist und bleibt gefährlich, dessen muss sich jeder bewusst sein", erklärt LR Hans Seitinger.

Sozialressort schnürt Winterpaket


Kurz & News

Steirische Wirtschaft begrüßt den Öffnungskurs Seitens der Wirtschaft wird die Entscheidung der Bundesregierung und der Länder zur Öffnung des Handels und der persönlichen Dienstleister ab 13. Dezember sowie der Hotellerie und Gastronomie ab 17. Dezember begrüßt. „Diese Entscheidung ist ein erster wichtiger Schritt, um Vertrauen wieder herzustellen – auch wenn wir eine Enttäuschung über die Verzögerungen für den Tourismus in unserem Bundesland nicht verhehlen können. Als Interessenvertretung der Wirtschaft haben wir diesen Schritt vehement eingefordert, da er aus unserer Sicht alternativlos ist“, betont WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk. Ein weiterer „Lockdown-Winterschlaf“ wäre volkswirtschaftlich nicht tragbar gewesen, vielen Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals.

Film zum Engagement im Ehrenamt Freiwilliges Engagement hat viele Gesichter: Das Netzwerk zur Förderung des freiwilligen Engagements berät Freiwillige in der Steiermark bei der Auswahl des Engagements und begleitet sie während der Tätigkeit, um Lösungsansätze für die Veränderungen im freiwilligen Engagement zu erarbeiten. Zum Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember präsentierte das Netzwerk nun seinen neuen Film, in dem Freiwillige über die Freuden und Gewinne ihres Engagements sprechen. „Freiwilliges Engagement fördert Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und deshalb ein großes Danke an alle, die sich engagieren“, betonten die Freiweilligen-Manager Bettina Heuser (Caritas) und Dominik Tieber (Rotes Kreuz) bei der Präsentation.

Auf dem Weg zu mehr Inklusion Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus lud die Partnerschaft Inklusion im Vorfeld des Internationalen Tages für Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember zu einem Online-Treffen. „Menschen mit Behinderung wollen leben, arbeiten und wohnen wie Menschen ohne Behinderung. Unsere Aufgabe ist es, dafür die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen“, betonte Kampus. Dabei wurden mit Selbstvertretern, Städte- und Gemeindebund, der Sozialwirtschaft Steiermark sowie dem Monitoringausschuss, dem Anwalt für Menschen mit Behinderung, der Sozialabteilung und Gewerkschaftsvertretern zwei Arbeitsschwerpunkte für das kommende Jahr fixiert: „Alter und Behinderung“ und die „Weiterentwicklung der Behindertenhilfe“.

KlimaTicket Steiermark

Wir verbinden Stadt und Land.

Leistbare Öffis. Intaktes Klima.

Fotos: Andrea Eidenhammer, Peter Drechsler,

WB äußert sich zum Ausbaustopp der A9

Der steirische Wirtschaftsbund weist auf den wirtschaftlichen Schaden durch den Ausbaustopp der A9 hin. Bezirksobmann Graz-Umgebung Michael Hohl: „Das Verkehrsaufkommen nimmt kontinuierlich zu und stößt aktuell an die Grenzen. Wirtschaftlich und ökologisch negative Auswirkungen durch vermehrte Stauaufkommen sowie Produktivitätsverluste für Pendler und Gütertransporte sind die Folge. Wir setzen uns daher vehement für dieses Projekt ein, gleichzeitig möchte ich aber betonen, dass auch ein Ausbau des ÖV im Süden des Bezirks zu forcieren ist.“ Bezirksobmann Leibnitz Johann Lampl: „Ministerin Gewessler sollte auf die Experten der ASFiNAG hören, die bereits vor Jahren vorausgesagt haben, dass es diesen Ausbau braucht! Bis ins Jahr 2040 wird es zu einem Kollaps kommen und schon jetzt stoßen wir tagtäglich an die Grenzen.“

Für Sie erreicht! Landesparteivorsitzender LHStv. Anton Lang Regionalvorsitzende LRin Ursula Lackner und die SPÖ Steiermark

FAZIT JÄNNER 2022 /// 63


Kurz & News

Aufgrund der Lage im Herzen von Rottenmann ergab sich für AHT Cooling Systems das Problem, zu wenige Parkplätze für die Mitarbeiter zur Verfügung stellen zu können. Mit dem Erwerb eines Nachbargrundstückes soll dieser Mangel nun behoben werden. Durch den neu geschaffenen Parkraum werden zudem auch die öffentlichen Parkplätze der Gemeinde Rottenmann entlastet. Was wiederum allen Bürgern und Bürgerinnen sowie Gästen der Stadt zugutekommt. „Mit der Errichtung zusätzlicher Parkplatzflächen stellen wir sicher, dass die Mitarbeiter ohne lange Wege sicher und schnell zu ihren Arbeitsplätzen gelangen können und zugleich legen wir den Grundstein für weiteres Wachstum am Standort Rottenmann“, so AHT-CEO Martin Krutz.

Kooperation gegen Arbeitslosigkeit

Das Interreg-Projekt „Involved“ will Menschen, deren Leben durch lange Arbeitslosigkeit und schwierige Lebensumstände geprägt ist, in die Mitte der Gesellschaft holen. Die grenzüberschreitende Kooperation, an der Caritas-Organisationen aus Kärnten, der Steiermark und Slowenien beteiligt sind, untersuchte von 2018 bis 2021 Möglichkeiten zur Integration der Menschen in den Arbeitsmarkt. „Eine Erhebung in der Zielgruppe durch die FH Kärnten hat für die betroffenen Menschen einen Bedarf an flexiblen Beschäftigungsformen, kontinuierliche Begleitung durch eine sozialpädagogische Fachkraft und den Abbau von Vorurteilen mit einer begleitenden Sensibilisierung für die Problemstellungen dieser Menschen ergeben“, erklärt Petra Prattes, Vizedirektorin der Caritas Steiermark.

Beim „braven Christkind“ regional einkaufen

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Die Grazer Werbeagentur werbelechner hat das mit seinem Onlineshop „brave Christkind“ ins Leben gerufen. Die Produkte sind liebevoll von werbelechner designt und werden sorgsam von Hand verpackt. Hier findet man zahlreiche Artikel, viele von regionalen Betrieben aus der Steiermark. So wurden die Liköre und Schnäpse in der Steiermark hergestellt; der Waldblütenhonig gewann 2020 die Goldmedaille bei der steirischen Honigprämierung. Auch Betriebe aus anderen Teilen Österreichs sind Teil des Konzepts − der Holzstempel „Braves Christkind“ wurde in Handarbeit in Wien gefertigt. Die Christkind-Produkte können sowohl online unter www.braves-christkind. com als auch bei der Agentur werbelechner oder im s’Fachl erworben werden.

Fünf steirische Sauvignons unter den Top 10 Die Online-Suchmaschine „wine searcher“ veröffentlichte im November 2021 eine Liste der besten Sauvignon Blancs der Welt. Fünf der Top 10 bewerteten Sauvignons stammen diesmal aus der Steiermark. Es handelt sich um die Weingüter Tement, Sattlerhof, Groß, Wohlmuth und Neumeister. Bei internationalen Sauvignon-Verkostungen landen die feinsten steirischen Vertreter immer häufiger auf Spitzenplätzen. Einige der weltweit angesehensten Weinautoren haben die Sauvignon Blancs der Steiermark inzwischen in die Riege der besten trockenen Weißweine der Welt aufgenommen. Steirische Winzer holen jährlich Titel, zum Beispiel beim Concours Mondial du Sauvignon oder der internationalen Falstaff-Sauvignon Blanc Trophy 2020.

Fotos: Hobiger / Euroskills 2021, SVGH-Werner Krug, Caroline Knauder, Freisinger, Benedikt Lechner / werbelechner, AHT Cooling Systems, Wiki, Johanna Lamprecht

AHT erweitert Betriebsgelände


Kurz & News

LRin Doris Kampus, SPAR Steiermark-GF Christoph Holzer und Marina Sorgo präsentieren die Gewaltschutzkampagne, die ab Ende November an allen steirischen Spar-Standorten durchgeführt wurde.

3. Landweihnacht bei Gady

Fotos: rechtes Foto: SPAR, Ivo Velchev / weitere Fotos: Gady Family, Peter Drechsler

Die Gady Family verfügt über eine große Auswahl an gebrauchten Landmaschinen. Und man kann sich darauf verlassen, dass sie komplett aufbereitet, pickerlfertig serviciert und in gutem Zustand sind. Selbstverständlich auch bei der Landweihnacht. „Der einzige Unterschied sind von 29. November bis 4. Dezember die Preise“, erklärt Martin Grössbauer – Verkaufsleiter von Gady Landmaschinen. Diese befinden sich in besagtem Zeitraum auf absolutem Schnäppchen-Niveau. „Die Landweihnacht ist bei uns die Gelegenheit für Landwirte, ihren Fuhr- und Maschinenpark zu ergänzen“, fügt er hinzu. Gleichzeitig schont ein Einkauf während der Landweihnacht bei der Gady Family das Budget. Ein richtiges Weihnachtszuckerl!

Kassabon hilft mit beim Gewaltschutz

Gewaltschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der Politik, Unternehmen sowie jede und jeder Einzelne zusammenwirken können. Aus diesem Grund haben SPAR Steiermark und das Sozialressort des Landes Steiermark Maßnahmen initiiert, um Betroffenen ein niederschwelliges Informationsangebot zu bieten.

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ine gemeinsame Initiative wurde im letzten Lockdown umgesetzt: Von 25. November, dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden, bis 10. Dezember war bei den steirischen SPAR-Filialen auf allen Kassabons eine Notrufnummer abgedruckt. Damit wird auf das Gewaltschutzzentrum Steiermark als zentrale Anlaufstelle aufmerksam gemacht. Die GF Martina Sorgo erklärt: „Wir hoffen, dass damit vielen Betroffenen die Scheu genommen wird, sich Rat und Hilfe zu suchen. Wir haben in der Steiermark eine Fülle von Hilfs- und Beratungsangeboten.“

Lehrlingswettbewerb der IV Kärnten Zum zweiten Mal fand der Lehrlingswettbewerb in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik heuer coronabedingt online statt. Diesmal auch mit Livestream und einem spannenden Programm und Videos aus den Lehrwerkstätten der Kärntner Industrie, dazu kurzen Live-Einstiegen in den Bewerb und einer emotionalen Siegerehrung. In Mathematik war die Angelegenheit am schnellsten erledigt. Da trafen die Kopfrechen-Genies aufeinander, wie IV-Kärnten-Bildungsexperte Wolfgang Pucher meinte, der hier die technische Leitung hatte. Es siegte der 18-jährige Zerspanungstechniker Michael Eberhard von Geislinger GmbH vor Xenia Köstinger von der Donau Chemie AG und Markus Egger von der Springer Maschinenfabrik AG.

Gesellschaftspolitische Verantwortung Das Sozialressort setzte bereits in der Vergangenheit gemeinsam mit Spar Maßnahmen, um auf ein gewaltfreies Leben und Hilfe für Betroffene von Gewalt aufmerksam zu machen. „Gewalt ist keine Privatsache, sondern sie geht alle an. Unser Ziel ist es, möglichst vielen Betroffenen zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind und es Hilfsangebote für sie gibt“, betont LR Doris Kampus und ergänzt: „Mein besonderer Dank gilt SPAR Steiermark für die Zusammenarbeit, mit der wir viele Menschen ansprechen konnten.“ SPAR Steiermark-GF Christoph Holzer ergänzt: „Wir sehen es als unsere gesellschaftspolitische Aufgabe als österreichisches Unternehmen, die Bevölkerung für das Thema Gewaltschutz zu sensibilisieren und Betroffenen unauffällig und einfach Informationen über Hilfsangebote zukommen zu lassen. Der Aufdruck der Notrufnummer des Gewaltschutzzentrums Steiermark auf dem Kassabon ist der konsequente Schritt unseres Engagements.“

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Kurz & News

Digitaler Abfuhrkalender 2022

Wintersport und -spaß in Leoben Die Wintersport- und Spaß-Aktion der Stadt Leoben, bei der Leobener Kindern im Alter von sechs bis 14 Jahren in den Weihnachts- und Semesterferien ein abwechslungsreiches Programm mit Veranstaltungen aus den Bereichen Sport, Kultur und Ökologie geboten wird, soll in diesem Schuljahr stattfinden. Die Anmeldung startet ab 17. Dezember ausschließlich online über: https:// partner.venuzle.at/stadt-leoben/courses/ Die Anmeldung für Programmpunkte im Museums-Center ist nur telefonisch möglich unter 03842/ 4062 – 408. Die Veranstaltungen stehen bereits einige Tage vor dem Anmeldebeginn zur Informationseinholung unter dem erwähnten Link zur Verfügung. Infos: sport@leoben.at, 03842/4062 – 458.

Ab sofort können alle Termine per App oder online im Internet abgerufen werden. Da Druck und Transport die Umwelt belasten, forciert die Abfallwirtschaft der Holding Graz das in den vergangenen Jahren massiv ausgebaute digitale Angebot weiter: So können Grazer Hausbesitzer online nachschauen, wann die Müllabfuhr kommt. Der digitale Abfuhrkalender kann in der kostenlosen App „Graz Abfall“ tagesaktuell oder im Internet unter holding-graz.at/abfuhrkalender für jede Grazer Adresse abgerufen werden – zum Ausdrucken zu Hause oder zur Integration in den persönlichen digitalen Kalender. Speziell für ältere Generationen und Personen, die auf diese Online-Angebote nicht zugreifen können, steht der gedruckte Kalender auf Bestellung weiterhin zur Verfügung.

Weichenstellung im Vorstand von Wiki

BKS Bank verzeichnet markantes Ergebniswachstum Die BKS Bank blickt äußerst zufrieden auf das bisherige Geschäftsjahr 2021 zurück. Der Überschuss von 66,0 Mio. Euro liegt um 28,1 Mio. Euro über jenem von 2020. „Mit den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2021 können wir sehr zufrieden sein. Die wirtschaftliche Erholung hat eingesetzt, viele unserer Firmenkunden haben volle Auftragsbücher und investieren wieder – und auch die Baubranche boomt. Davon hat auch unser Geschäft profitiert. Wir können im Zwischenbericht zum dritten Quartal über schöne Zuwächse beim Periodenüberschuss, bei der Bilanzsumme, den Krediten und Primäreinlagen berichten und gehen gestärkt in das restliche Jahr“, erklärt BKS Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer.

Junges Kunstschaffen in der Neuen Galerie

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Heuer präsentiert sich die Ausstellung zum Förderungspreis in der Neuen Galerie Graz unter einem Titel: A Playground Guide to Getting Lost. Gezeigt werden die Arbeiten von zwölf Künstlern und Künstlerinnen, die von der Kuratorin Lina Albrikiene aus insgesamt 152 Einreichungen ausgewählt wurden. LR Christopher Drexler meint: „Die Ausstellung bietet den Künstlern die Gelegenheit, ihr Werk einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren; unter ihnen sind auch die Preisträger des Förderungspreises des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst 2021 vertreten.

Fotos: Stadt Leoben, Universalmuseum Joanneum / J.J. Kucek, Gernot Gleiss

Frischer Wind hält bei „Wiki – Wir Kinder, Bildung und Betreuung“ Einzug: Bei der turnusmäßigen Wahl des Vorstandes wurde mit Michael Pötler ein neuer Obmann gewählt. Der bisherige Obmann Bernhard Ederer zieht sich nach drei Perioden verdient zurück. Nach 13 Jahren als Stellvertreter steigt der 51-jährige Pötler zum neuen Obmann des größten privaten Trägers von Kinderbetreuungseinrichtungen des Landes auf. „Wir haben ein tolles Team von über 1.650 MitarbeiterInnen, einen hohen Qualitätsstandard und eine enorme Verantwortung für die rund 8.200 Kinder, die wir dauerhaft betreuen“, so Pötler. Die Qualität zu halten bzw. zu steigern, aber auch die Weiterentwicklung der Strukturen sind seine zentralen Anliegen.


Foto: Lunghammer

Kurz im Gespräch mit Hermann Talowski,

Spartenobmann Gewerbe und Handwerk der WKO Steiermark CEO Ingo Hofmann (Mitte) und Vorstandsdirektor Christian Kladiva (3. v re.) freuen sich gemeinsam mit Merkur Mitarbeitern über das gelungene Projekt.

Mitarbeiter der Merkur Versicherung spielen Christkind Den weihnachtlichen Monat Dezember widmeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Merkur Versicherung aus ganz Österreich erneut einem Herzensprojekt, bei dem sozial benachteiligten sowie kranken Kindern in Kooperation mit ausgewählten Vereinen und Jugendhilfsorganisationen 223 Wünsche erfüllt wurden.

Foto: Merkur

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ie Reise, die im 222-jährigen Merkur Jubiläumsjahr voriges Jahr begonnen hat, geht heuer weiter. Im Dezember haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Versicherer abermals ihre Zeit der guten Sache gewidmet. Im Rahmen eines Herzensprojekts wurden diesmal 223 Kinderwünsche gesammelt, um sozial benachteiligten oder kranken Kindern eine Freude zu bereiten – und das gemeinsam mit den bewährten Partnern aus dem Vorjahr: der Lebenshilfe Österreich, Rainbows Steiermark, dem Sterntalerhof, Pro Juventute, dem Anton Afritsch Kinderdorf, dem SOS Kinderdorf, dem mobilen Palliativteam Graz und Graz Umgebung und der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. „Anderen eine Freude zu bereiten, ist das größte Geschenk, das man sich selbst machen kann. Besonders schön ist es zu

beobachten, dass sich unsere Mitarbeiter in ihrer Freizeit für jene einsetzen, die es wirklich benötigen. Als Versicherung ist soziales Engagement gelebtes Selbstverständnis, das wir pflegen und weitergeben. Dieses Projekt gemeinsam mit all den Kinder- und Jugendhilfsorganisationen umzusetzen und ein karitatives Bewusstsein zu schaffen, macht uns als Team stolz“, sagt Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung. Nach Zufallsprinzip wurde den teilnehmenden Mitarbeitern jeweils ein von den Kindern selbst verfasster Wunsch zugeteilt. Eigenverantwortlich kümmerten sich die Kollegen um den Kauf und die Verpackung des Geschenks, inklusive persönlichem Weihnachtsgruß. Die Pakete wurden pünktlich zugestellt, damit sie rechtzeitig unter dem Christbaum landen.

Was spricht für die Lehre in einem Gewerbeund Handwerksbetrieb? Gewerbe und Handwerk bedeutet Stabilität, auch in unruhigen Zeiten. Und Ausbildung ist ein Auftrag, den die Gewerbeund Handwerksbetriebe ganz besonders ernst nehmen. Sie bieten traditionell die meisten Lehrlinge aus. Das liegt auch daran, dass sie viel zu bieten haben: interessante Berufe, ein oftmals familiäres Umfeld und größtmögliche Jobsicherheit.

Mit welchen Mitteln kann man das Image der Lehre weiter verbessern? Die Lehre ist im Aufwind. Der Fachkräftemangel führt dazu, dass Lehrberufe immer attraktiver werden. Sie verlieren den Ruf, „zweite Wahl“ zu sein, was ohnehin nie gestimmt hat. Denn die fachlichen Anforderungen an die Lehrlinge steigen kontinuierlich, weil die Berufsbilder immer komplexer werden. Einen Beruf von der Pike auf zu erlernen heißt, ein Profi zu sein! Darauf kann man stolz sein und das müssen wir noch weiter ins Bewusstsein der Menschen bringen. Wie können Maturanten oder Personen auf dem zweiten Bildungsweg für eine Lehre motiviert werden und wo liegen deren Stärken? Wer Matura oder schon Berufspraxis hat und sich dann überlegt, eine Lehre zu machen, wird in den Unternehmen mit Sicherheit mit offenen Armen empfangen. Da liegt ein großes Potenzial und es bieten sich wunderbare Chancen, das zu machen, was man immer schon machen wollte. Und noch etwas: Wir sollten damit aufhören, den Begriff 2. Bildungsweg immer nur mit Matura und Studium zu verbinden. Das kann auch eine Lehre sein! FAZIT JÄNNER 2022 /// 67


LR Hans Seitinger und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz forcieren Sanierungen im Zeichen des Klimaschutzes.

Höheres Sanierungsbudget für Klimaschutz Die Wohnbauförderungen des Landes Steiermark erfüllen vielfältige Aufgaben. Neben der Schaffung von leistbarem Wohnraum können Ortskerne belebt sowie der Energie- und Bodenverbrauch gesenkt werden. In diesem Sinne soll in Zukunft mehr Geld in Sanierungen fließen.

A

uch wenn in der Steiermark bereits viele Aktivitäten gesetzt wurden und das Bundesland zu den Vorreitern zählt, ist der Gebäudesektor nach wie vor einer der größ-

ten Treibhausgas-Verursacher. Durch thermische Sanierungen können der Energiebedarf und somit auch die Emissionen enorm verringert werden. „Durch Umschichtungen vom

Neubau stellen wir im Budget für das nächste Jahr zusätzlich 10 Millionen Euro für Sanierungen zur Verfügung“, so ÖVP-Wohnbaulandesrat Hans Seitinger und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz. Darüber hinaus kann durch Sanierungsmaßnahmen – dazu zählen etwa auch Dachbodenausbauten – neuer Wohnraum geschaffen werden. „Mit dem Vorrang für Sanierungen schützen wir unsere wertvollen Böden und das Klima. Die Bewohner profitieren von niedrigeren Heizkosten“, fasst Seitinger zusammen. „Wer saniert, recycelt Wohnraum. Indem wir die Sanierungsförderung aufstocken, schaffen wir modernen Wohnraum, ohne dafür zusätzliche

Flächen in Anspruch zu nehmen. Das ist nachhaltig, entlastet unser Klima – und die Geldbörsen der Steirerinnen und Steirer“, ergänzt Schwarz. Ebenso im Fokus der Landesregierung steht das Ziel, die Schaffung von Wohnungseigentum für den persönlichen Wohnbedarf zu unterstützen. Neben der Forcierung von Eigentumswohnungen im Geschossbau trägt das Wohnbauressort mit der Sanierungsförderung den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung. Insbesondere durch steigende Grundstückspreise und den gesellschaftlichen Wandel entscheiden sich immer mehr Menschen beim Eigenheim für den Kauf bestehender Immobilien, die saniert werden.

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FAZIT JÄNNER 2022 /// 69


Best of Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Sabine Hoffmann

Der kleine Rebus 70 /// FAZIT JÄNNER 2022




Fazitportrait

Ursula Schinko steht im kleinen Rebus und verkauft Wolle. Dieser Satz steht nicht nur da, weil er ein wunderbarer erster Satz ist –

es gibt ganze Bücher über erste Sätze in der Literatur – oder weil er wahr ist – das ist er

natürlich auch – sondern, weil er aus Sicht der

Trendforschung im übertragenen Sinn aussagt, was sich Konsumenten in Zukunft wünschen.

D

er kleine Rebus ist ein Fachgeschäft für Wolle, Bekleidung und Nähzubehör und befindet sich in der Grazer Radetzkystraße. Das klingt so einfach und profan und das ist es auch, wenn man zum Beispiel einfach Wolle oder Knöpfe einkaufen will. Einfachheit ist nach Schiller ja das Resultat der Reife. Hinter der Geschäftsidee, mit Wolle Handel zu betreiben, steht seit 15 Jahren die reifliche wie kluge Überlegung von Ursula Schinko, auch entsprechendes Zubehör in Form von sogenannten Kurzwaren anzubieten und sich mit Bekleidung ein weiteres Standbein zu schaffen. Für den Romantiker bildet der kleine Rebus das Pendant zur großen Welt. Rebus ist der sechste Fall vom lateinischen »res« und bedeutet »durch die/mit den Sachen« und hat nichts mit dem ehemaligen Rebus in der Herrengasse zu tun, nur die Ware ist zum Teil ähnlich. Wir wissen aus Fantasy- und Sciencefictionliteratur, aus Filmbelletristik, aus Fazitabschweifungen im Zuge dieser Portraitserie, aber auch aus wissenschaftlicher Forschung, dass unsere Rolle im Weltganzen sandkornhaft klein und unser Universum möglicherweise nur eines von unendlich vielen ist. Ein anschauliches Bild liefern Hollywoods »Men in Black«-Filme, wenn Tommy Lee Jones und Will Smith ganze Welten im Anhänger eines Katzenhalsbands oder in einem Bahnhofschließfach vorfinden und erkennen müssen, dass auch die unsrige nur in einer unter vielen Boxen existiert.

Bedienung, Beratung und Trost Ursula Schinko wurden die Wollknäuel nicht in die Wiege gelegt. »In der Schule habe ich Handarbeiten gehasst«, gibt sie unumwunden zu. Umso fachkundiger ist sie heute gebildet und bedient ihre Kunden entsprechend kompetent. Welche Wolle für welche Zwecke, welche Nadeln, wenn man fester strickt. Welche Möglichkeiten hier, was tut man da. Was, wenn der oder die Fragende nicht FAZIT JÄNNER 2022 /// 73


Fazitportrait

In der Schule habe ich Handarbeiten gehasst.

Ursula Schinko, Geschäftsführerin

nur Rat, sondern auch Trost sucht oder gar Journalist ist, der von nichts eine Ahnung hat, davon aber sehr viel. Nein, korrekterweise muss es heißen: der von allem etwas weiß, aber von nichts alles. Ich verweise fast ohne Koketterie auf meinen ersten und letzten Pullover, den ich vor dreißig Jahren mit 10er-Nadeln aus Holz zweimal selbst gestrickt habe, bevor er nicht fertig wurde und den dann die Motten gefressen haben. Schinko weiß warum, als ich stolz erzähle, dass ich extra naturbelassene, handgesponnene, ungewaschene Schafwolle auf dem Kunsthandwerksmarkt am Färberplatz gekauft hatte, deren Eigenfett für besonders anhaltende Wärme hätte sorgen sollen: Dies sei eine ausgesprochene Delikatesse für Motten. Interessant auch das Qualitätsbewusstsein dieser Tiere, die sich bis heute die teuersten Stücke aussuchen.

Baumarkt für Frauen? Die Welt des kleine Rebus ist durchaus ergründlich. Das ungeschulte Männerauge identifiziert im Angebot zunächst viel Wolle. Der Düringer würde sagen: »So a G´schicht: a Baumarkt für Frauen.« Er ist eben doch ein Macho. Oder er tut nur so, egal, aber gestrickt hat der nie! Außerdem sind gemäß Aussage der Chefin nur 90 Prozent der Kunden weiblich, fünf bis zehn Männer kämen regelmäßig, um sich mit Material einzudecken. Allein aufgrund des mannigfaltigen Zubehörs ist der kleine Rebus eine echte Fundgrube für Bastelfans und Volksschüler beziehungsweise deren Eltern, denn wo bekommt man heute noch eine Strickliesl? Überhaupt sind die Kurzwaren einen Exkurs wert, nicht nur, weil sie so heißen, wie sie heißen, auch weil sie zum Teil zumindest subjektiv exotisch bis anachronistisch anmuten, zugleich aber auch extrem praktisch. Jedenfalls dann, wenn man genau das braucht, zum Beispiel Druckknöpfe oder spezielle Anorakdruckknöpfe. Oder ein Stopfholz, auch Stopfpilz genannt; manche sammeln so etwas sogar. Etwas spezieller schon die BH-Verlängerungen – nicht jeder Rücken ist schließlich gleich breit – oder BH-Bügel zum Austauschen, Gründe unbekannt, Rost vielleicht? Von der Funktion nicht mehr ganz erinnerlich sind Saumvlies mit Trägerpapier sowie Schrägbandformer, sehr wohl aber der Nahttrenner, ein Must-Have, will man nicht mit der Schere mehr Schaden als Nutzen anrichten. Meine Favoriten seit jeher sind die Aufbügelflicken, sei es für die Ellenbogen oder um ein Loch zu kaschieren, besonders beliebt die kleineren Applikationen zum Aufbügeln mit Motiven wie Eule, österreichische Fahne, Autos oder »Ich war‘s nicht«-Spruch. 74 /// FAZIT JÄNNER 2022

Highlight ist aber eine persönliche Neuentdeckung: Hosentaschen (innen) zum Anbügeln – grenzgenial.

Wolle von Alpaka, Yak und Kamel Zu achtzig Prozent kommen Stammkunden in den insgesamt 130 Quadratmeter großen Laden, der sich die ersten siebeneinhalb der 15 Jahre halb so groß in der Schönaugasse befand, und können sich über die riesige Auswahl an Wolle von Firmen wie Katia, Filati oder Lang freuen. Neben der Wolle vom Merinoschaf, das als Standard gilt, erhält die Kundschaft in der Radetzkystraße auch Wolle vom Alpaka, Kamelhaarwolle, aber auch vom Yak sowie Yak-Seidenmischungen, Seide-Alpaka, Alpaka-Merino, Merino-Seide, reine Seide und Baumwolle. Auch bei Baumwolle legt Ursula Schinko Wert auf Qualität, da es vor allem im Billigsegment auch mit Giften kontaminierte auf dem Markt gibt. Allein bei der Hauptwolle hat man die Auswahl aus bis zu zweihundert Farben. Immer wieder aufkommende Modewellen beleben in unregelmäßigen Abständen das Geschäft. »Ein typisches Beispiel war die Myboshi-Haube. Plötzlich musste sie jeder haben«, so Schinko. Ganze Sets gehen dann über den Ladentisch und regen noch mehr junge Leute an, zu Strick- und Häkelnadel zu greifen. Handarbeiten und insbesondere Stricken hat in der Regel eine beruhigende Wirkung, regt die Kreativität an und schließt mit einem Erfolgserlebnis ab, spätestens, wenn die Haube (leicht) oder der Pullover (schwieriger, siehe oben) dann auch passen. Deswegen haben Stricken, Sticken oder Häkeln auch ein therapeutische Wirkung und folgedessen Eingang in therapeutische Behandlungen gefunden. Natürlich wurde das Stricken in vorigen Generationen viel regelmäßiger gepflogen und gehörte zum Alltag, wie Schinko weiß. »Wenn der Pullover endgültig untragbar war, weil die Ärmel schon Löcher hatten, wurde er aufgetrennt und die Wolle wiederverwendet, zum Beispiel für Socken. Das macht heute natürlich niemand mehr.« Klarerweise war das auch eine Geldfrage. Der durchschnittliche Preis für einen Wollknäuel liegt im kleinen Rebus bei vier Euro. Es beginnt bei 1,90 Euro und geht hinauf bis 30 und 40 Euro. Ein Wollknäuel hat zwischen 40 und 900 Laufmeter. Am Beispiel eines 120 Laufmeter langen Knäuels rechnet man für einen Damenpullover mit 10 Knäuel, das sind somit 1,2 Kilometer. Für einen Herrenpulli können es schnell zwei Kilometer werden. Wer es wünscht, kann seinen Pullover beim kleinen Rebus auch in Auftrag geben, die Chefin strickt persönlich.




Fazitportrait

Hingabe und Begeisterung gegen Online In der persönlichen Betreuung und Beratung liegt auch das Erfolgsgeheimnis dieses Ein-Personen-Unternehmens. Wie so oft im Handel hat Schinko am meisten mit der Online-Konkurrenz zu kämpfen. Nur mit Hingabe kann man Kunden halten und zum Wiederkommen verführen. Dass das wirklich so ist, belegte kürzlich eine wunderbare Kolumne von Nils Minkmar in einer Beilage zum Spiegel-Magazin. Darin schildert er, dass er immer zum gleichen Optiker geht, aber nicht wegen der Qualität und Leistung, sondern aus Mitleid – der Laden steht immer leer. Doch seine Zuneigung wird nicht erwidert. Auch wegen kleinster Servicearbeiten an seiner Brille muss er dieselbe meist über Nacht dort lassen. Er konstatiert ein Muster, das in vielen Geschäften anzutreffen sei: Der eigene, bewährte Ablauf dient als Schutz gegen das Chaos, das mit dem Kunden kommt. Diese Ignoranz in der analogen Welt treibt den Konsumenten geradezu ins Internet, hin zum Onlinehandel. Des Kollegen Gegenbeispiel sei dem Fazit-Leser nicht vorenthalten: Nach dem Kauf einer Hose in Indien, wollte der Verkäufer den Saum anpassen, doch der Journalist sagte, er habe keine Zeit mehr, weil er schon auf dem Weg zum Flughafen war. Der Verkäufer blickte hocherfreut auf seine Armbanduhr, dann zu seinem Kollegen und fragte: »Wieviel Sekunden haben wir?« Zu zweit erledigten sie es, noch während der Journalist bezahlte. Sein Schlusssatz: »Ihnen machte die Arbeit Spaß – und den gibt es nun mal nicht digital.« Diese Begeisterung vermittelt auch Ursula Schinko. Und damit liegt sie, wie eingangs erwähnt, aus Sicht der Trendforschung genau richtig.

Man muss gern arbeiten wollen. Ursula Schinko, Geschäftsführerin

Konsumentenwünsche der Zukunft Ursula Schinko steht im kleinen Rebus und verkauft Wolle. Sie sagt: »Man muss gern arbeiten wollen.« Und genau das spüren ihre Kunden. Punktlandung. Auch für die Zukunft. Die Trendforscherin Lidewij Edelkoort sagt uns warum: Angst vor der Zukunft läßt das Bedürfnis nach Zusammensein wachsen. Die Menschen füllen ihr Leben mit Freunden, Tieren, Filmen und Essen. Das Leben übernimmt die Fersehserie und die Onlinepräsenz ersetzt unser wahres Ich. Wir spüren, dass uns die Welt nicht mehr braucht. Alles ist automatisiert. Das Humane gewinnt deshalb immer mehr an Wert. Deshalb erlebt Handgefertigtes ein Revival. Daran halten wir uns im wahrsten Sinne fest. Das Zusammenkommen von Mann und Frau wird schwieriger, die Chemie zwischen zwei Menschen wird nicht mehr gespürt. Die Aufmerksamkeit, die wir Telefonen schenken, nimmt überhand. Eingehende Nachrichten sind immer wichtiger als das Gespräch, das wir gerade mit jemandem führen. Läden und Geschäfte müssen Refugien sein, die Menschen umsorgen und sich positiv auf Körper und Geist auswirken. Shopping-Stress wird durch bewusste Erlebnisse abgelöst. Töne und Licht sind wichtige Mittel, um das Einkaufen wieder mit dem Leben zu verbinden. Weg von Depression und Angst, hin zu emotionaler Ausgeglichenheit. Ursula Schinko steht im kleinen Rebus und verkauft Bekleidung und Wolle und Knöpfe und Handarbeit n zum Festhalten.

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Dieses Fazitportrait erschien erstmals im November 2018.

FAZIT JÄNNER 2022 /// 77


Mein Lieblingspilot ist immer noch Alan Jones. Er trank Bier, war hinter den Frauen her und hatte vor keinem Angst.

Sir Francis Owen Garbett Williams, bekannt als Frank Williams, 1942–2021, britischer Unternehmer und Formel-1-Rennstallbesitzer

Reisekultur

Amsterdam direkt

Trotz der allseits bekannten Gegebenheiten steuert Graz nach wie vor mehrmals in der Woche Amsterdam an. Flugtechnisch. Ein Grund, sich wieder einmal dorthin zu begeben. Ein Kurztrip im Schnelldurchlauf. Von Michael Petrowitsch

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Fotos: Curt Diener, John Lewis Marshall, Rijksmuseum

eisen in Lockdownzeiten sind zwar nicht opportun, aber erlaubt. Berufliche ohnehin. Und Familienbesuche sind juristisch betrachtet auch ein Grundrecht. Ob es epidemiologisch sinnvoll und gar moralisch tragbar ist, wird im Folgenden nicht weiter diskutiert. Es gibt dazu mittlerweile einige Fachkräfte und Experten, die gefragt und ungefragt Auskunft geben können. Wir machen uns auf alle Fälle dreifach geimpft sowie vor und nach der Reise getestet auf den Weg nach Amsterdam.

Ein Herz für Second Citis Die Fluglienie KLM hat ihr Herz für Second Cities entdeckt. Amsterdam als eine der größten Drehscheiben weltweit fliegt Graz (momentan noch immer) mehrmals wöchentlich an. Städteurlaube in Zeiten der Pandemie haben ein eigenes Momentum. War die innere Befindlichkeit beim Lustwandeln in Venedig dieses Jahr wie in einem Neorealismofilm der Neunzehnvierzigerjahre, so bietet die niederländische Hauptstadt ein ähnliches Bild in punkto Touristenreduktion. Der Umschlagplatz Schiphol hat sich von 70 Millionen auf

78 /// FAZIT JÄNNER 2022

unter 20 Millionen im Jahr reduziert. Ähnlich ist die Situation im Zentrum des, äh, Venedig des Nordens. Das Ausbleiben der Touristen bringt natürlich ein weitaus schöneres Besuchererlebnis mit sich. Das wirkt sich mannigfaltig, aber besonders direkt auf das Wohlbefinden aus.

Ruhig, frostig, angespannt Der Flughafen Schiphol dient Südösterreichern seit über einem Jahr als bequemes Sprungbrett zum Weiterreisen oder spuckt den hungrigen Kurzurlauber für einen perfekten Zweitagebesuch in die hippe, angesagte Stadt. Die Stimmung in der Region dieser Tage darf nach wie vor als ruhig, als frostig und angespannt bezeichnet werden. Riots, also Unruhen zur Lage gab es im November 2021 allerdings eher in Rotterdam und anderen Orten. Das Bild der liberalen, lockeren Niederlande in den vielen bekannten Punkten fand ein abruptes Ende und einen Gegenpart in den gewaltbereiten Demonstrationen, die im Coronavirus nur einen Vorwand suchen, um sich auszutoben. So kann man sich friktionsfrei in der »City of sin« aufhalten. Apropos: Prostitution und Marihuana mag eine marktschreierische Perspektive gewesen sein, als wir zu Studentenzeiten

nach Amsterdam pilgerten, um dann in der Enttäuschung über den eben bestenfalls damals bereits marketingstrategischen Schachzug Abend für Abend im Kulturzentrum Melkweg abzuhängen. Wir hatten andere Prioritäten. Günstig war es, das junge Lotterleben, nunmehr gibt es kaum ein annehmbares Studenten-WG-Zimmer unter 600 Euro. Gewieft, wer hier noch in Grund und Boden investierte, bevor der Immobilienhype zuschlug.

Radkultur Dementsprechend pulsierend und beinahe gestresst wirkt die heutige Radfahrsituation auf den die Grazer Gemütlichkeit gewohnten Vorsichhinradler im Vergleich zu den Neunzehnachtzigern. Vergangenheitsbewältigung. Stadtkultur ist Radkultur. Und zum hierorts immer wieder diskutierten Thema Lastenfahrrad: Der Prozentsatz im Verhältnis zum


Alles Kultur Neben der aktuellen Ausstellung »Remember me« sollte man sich im Rijksmuseum jedenfalls auch die »Dienstmagd mit dem Milchkrug« von Johannes Vermeer anschauen.

klassischen Radler ist weitaus geringer. Die Grachtenhäuser bei Nacht sind nach wie vor idyllisch. In Lockdownzeiten mit Lokalschließungen um 17 Uhr noch idyllischer. Das Rijksmuseum und das Van-Gogh-Museum dank Pandemie angenehm durchschnittlich besucht. Reichsmuseum und Rotlichtviertel Die Sonderschau »Remember me« im Rijksmuseum (Reichsmuseum) ist fabelhaft und eine schwere Empfehlung. Die Kontextualisierung ausgewählter Renaissanceporträts mit aufgeweckt fundierter, kunsthistorischer Bildanalyse ist didaktisch perfekt aufbereitet und informativ in Szene gesetzt. Die Schau läuft noch bis Mitte Jänner und sei jedem Kurzurlauber ans Herz gelegt. Der Rotlichtdistrikt ist momentan auch jedem Urlauber ans Herz gelegt. Und es geht uns naturgemäß nicht um sexuelle

bzw. voyeuristische Auswüchse. Es tut einfach gut, das Viertel ohne Massen genießen zu können. Es ist zudem ein wenig spooky zu erleben, wenn die Einrichtungen ab dem späten Nachmittag geschlossen sind. Den gezielt umherschweifenden vorwiegend männlichen Besuchern ist dann auch eine gewisse Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Das Voyeurhafte bekommt eine eigene Note und schlingert in die Absurdität. Der Lustfaktor ist gedämpft. Die Vorweihnachtszeit mit all ihrer Pracht ist in der entkonsumierten Form doch die allerheiligste Möglichkeit der Ergriffenheit. Sei es in der Grazer Herrengasse, sei es in Amsterdam. Weihnachten wie früher, lieb. Die Pandemie in all ihrer Grauslichkeit hat zumindest diese eine gute, poetische Seite. Grachtensystem, Museumsviertel, Radfahrkultur und Giebeldächer, wir sehen einander wieder, wenn das Wetter besser ist. n FAZIT JÄNNER 2022 /// 79


Rezension » 101 Jahre Bundesverfassung

Festschrift ohne Feierlaune

Herwig Hösele, Heinrich Neisser und Klaus Poier haben Ende September, kurz vor der neuen Klimax der auf Chatprotokolle gestützten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen einen Sammelband veröffentlicht.

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ennen Sie Gender? fragte Birgit Kelle vor fünf Jahren in ihrem Bestseller GENDERGAGA. Heute ist klar: Die Realität hat die Satire längst überholt. Wer heute denkt, er sei normal, steht schon morgen als transphob, homophob, antifeministisch oder natürlich als »rechts« am Pranger. Gefühl sticht jetzt Fakten, Frau sticht Mann, homo sticht hetero, schwarz sticht weiß, trans sticht alles. Dafür ruinieren wir Karrieren und Kindheiten, zensieren Sprache, Wissenschaft, Debatte und freies Denken. Statt Probleme zu lösen, schafft die neue Genderund Identitätspolitik täglich neue Opfer. Wenige Jahre und Millionen Euro später ist klar: Es geht um nicht weniger als um alles. Zeit für Birgit Kelle nachzulegen.

Noch Normal? Das lässt sich gendern! Gender-Politik ist das Problem, nicht die Lösung ISBN: 978-3-95972-364-0 304 Seiten Softcover 19,99 € (D) 20,60€ (A)

Von Thomas Goiser

W

as auf den ersten Blick wie eine coronabedingt um ein Jahr verspätete Würdigung anmutet, versteht sich eher als »Demokratiebefund und Reformanalysen«. Das nämlich gibt einem der Untertitel mit auf den Weg, allerdings gibt es aktuell wenig Reformen zu analysieren. Hinter der Publikation steht die 2008 gegründete Initiative »Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform«. Statt die – je nach Krise – »Eleganz«, »Schönheit« oder gar »Unerschütterlichkeit« der Verfassung zu bemühen, beschreiben die 19 Beiträge von politisch, wissenschaftlich und journalistisch Tätigen (oder einer Kombination bzw. Abfolge daraus) Kritik und Verbesserungsvorschläge. Den Aufschlag macht Heinrich Neisser mit einem Grundlagenbeitrag zur Einordnung, der auch die »Verfassung als Werteordnung« und Reformperspektiven adressiert. Ähnliches macht Theo Öhlinger mit Fokus auf die Verfassung. Danach folgt eine Reihe von fokussierten Fachbeiträgen, etwa von Brigitte Bierlein (als »gelernte« Staatsanwältin zur Staatsanwaltschaft) oder Klaus Poier (zum Parteieneinfluss). Von weiteren Autoren werden Umfragen Zeitverlauf oder andere Forschungsprojekte kurz zusammengefasst oder zeitlosere Leitartikel eingebracht. Der Beitrag vom Chefredakteur der Wiener Zeitung; Walter Hämmerle, sticht hier gedanklich heraus: Auf zweieinhalb Seiten konstatiert er »Ein echter Härtetest steht noch aus« (der ist der Verfassung und uns auch nicht zu wünschen). Im Folgebeitrag bringt Andreas Koller (stellvertretender Chefredakteur Salzburger Nachrichten und Präsident des Presseclub Concordia) die Forderung nach einem neuen Konvent aufs Tapet, um das Verfassungsgebäude

80 /// FAZIT JÄNNER 2022

für die nächsten 101 Jahre bewohnbar zu machen. Ein solches Konventsformat – und zwar zu einer Reform der Grundrechte – forderte Heinrich Neisser bei der Präsentation des Sammelbands Ende September. Immerhin könn(t)e die Regierung im Jahr 2022 relativ unbelastet durch Wahlgänge an Reformen arbeiten, die Gelegenheit wäre grundsätzlich gut. Die aktuellen Entwicklungen dürften aber den Fokus des politischen Spitzenpersonals noch längere Zeit binden, leider. Währenddessen sind wohl einige Folgebände nötig, vielleicht auch mit neuen Schwerpunkten auf Aspekte wie Digitalisierung, Klimakrise, demokratischer Teilhabe und Generationengerechtigkeit im Lichte der Entwicklung unserer Demokratie. n

101 Jahre Bundesverfassung. Demokratiebefund und Reformanalysen Herwig Hösele, Heinrich Neisser und Klaus Poier, Herausgeber Verlag Leykam, 2021 mehrheitswahl.at


Alles Kultur

Rezension » Zeit des Zweifels

Geopolitische Zwischenbilanz

Graz hat den Swing

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m Jahr 2022 wird das »Glenn Miller Orchestra« unter der Leitung von Wil Salden mit neuem Programm durch ganz Europa touren. Glenn Millers Leben und sein musikalisches Wirken boten schon zu seinen Lebzeiten jede Menge Stoff für Legenden. Kein Wunder also, dass Hollywood zehn Jahre nach seinem frühen Tod »Die Glenn Miller Story« auf die Leinwand brachte. Seit 1985 tourt Wil Salden mit seinem Orchester nun schon durch Europa und erlebt immer wieder große Erfolge. Ausverkaufte Häuser, frenetisch von Jung und Alt gefeiert. 4.750 Konzerte mit insgesamt weit über fünf Millionen Besuchern sind es seit 1985. Zu seinen besonderen Verdiensten gehört der Erhalt der Glenn-Miller-Musik und die Bemühung, diese Musik in immer mehr Städte Europas zu bringen, um sie damit weiterleben zu lassen. Das Publikum gut zu unterhalten und einzunehmen ist ihm ein Bedürfnis. Am 23. Jänner wird es im Stefaniensaal des Grazer Congress das nächste Konzert Saldens in der steirischen Landeshauptstadt geben. Das sollten Sie sich nicht entn gehen lassen. Glenn Miller Orchestra Konzert am 23.1.2022, 20 Uhr Stefaniensaal, Grazer Congress mcg.at

Wenn Medienleute wie Hannelore Veit und Peter Fritz Bücher schreiben, dann wird das für gewöhnlich von Medienaufmerksamkeit gewürdigt. »Aus dem Gleichgewicht« im Jahr 2015 folgte jetzt »Zeit des Zweifels«. Von Peter K. Wagner

B

eide Buchprojekte hatten aber das Pech, dass sie zum Zeitpunkt des Erscheinens von den Ereignissen überholt waren; nicht aber von den Analysen und den Schlüssen daraus. War es bei »Aus dem Gleichgewicht« die Migrationskrise, die Europa erschütterte, so schafft gleichzeitig mit dem Erscheinen von »Zeit des Zweifels« die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan auf drastische Art für Klarheit. Beschrieben die beiden im Jahr 2015 aus Brüssel bzw. den USA gemeinsam mit Christian Lininger (Moskau) und Birgit Schwarz (Berlin) die Welt aus Korrespondentensicht, so sind es jetzt die heimgekehrten Fritz und Veit, die ineinander verschachtelt kurze Kapitel schreiben. Der Verweis auf Francis Fukuyama und das vermutete Ende der Geschichte von 1992 darf nicht fehlen, weiters der Schock vom 11. September (der »Ur-Infarkt des 21. Jahrhunderts«), die Entfremdung zwischen den Vereinigten Staaten und Europa nach dem Einmarsch im Irak sowie die Aufteilung der Lasten innerhalb der Nato, der neue strategische Fokus der USA auf die Pazifikregion und schließlich die Verstörung durch die Präsidentschaft Donald Trumps sowie die turbulenten Ereignisse in Washington kurz vor dem Amtsantritt Bidens. Angenehm an beiden Büchern ist die nüchterne Korrespondentensicht, die jeweils die Sichtweise des jeweiligen Landes darstellt, ohne groß auf österreichische Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Der journalistische Alltag kommt dann in das Buch, wenn die Autoren weitere Persönlichkeiten mit Expertise vorstellen, und dann Situationen aus Interviews und Recherchegesprächen schildern und kompakt zusammenfassen. Hier werden auch einige der Kriterien sichtbar, nach denen diese ausgewählt werden: Promi-

Zeit des Zweifels Peter Fritz und Hannelore Veit, Herausgeber Kremayr & Scheriau 2021 mehrheitswahl.at

nente Institution, Zugänglichkeit, gewisser Österreich-Bezug, Sprachkenntnisse, Erklärfähigkeit – mit anderen Worten: Medientauglichkeit. Oft kann man auch direkt gewissermaßen mitfiebern, fühlt sich live eingebunden bzw. erlebt die Korrespondenten-Sicht von fernsehtauglicher Analyselänge. »Können wir lernen, auf diese neue Welt mit offenem Blick und ohne Panik zuzugehen« fragen die beiden im Vorwort im August 2021. Wer weiß. Aber jedenfalls fühlt man sich nach der Lektüre informiert, hat gewissermaßen ein Statusupdate des Wissens erhalten. Auch wenn in nur sechs Jahren seit dem ersten und den zwei Monaten seit dem zweiten Buch schon wieder eine Reihe von Ereignissen die Welt verändert haben. n FAZIT JÄNNER 2022 /// 81

Fotos: Leykam, Billboard Magazine, Kremayr & Scheriau

Konzert


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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aren Sie schon einmal auf einer Corona-Demo? Als Kunde der Grazer Verkehrsbetriebe entkommt man ihnen nicht mehr, den zahlreichen Verschwörungstheoretikern, Schwurblern, Esoterikern und – Gott behüte uns! – bösen Rechtsradikalen, die bei den Impfverweigerern angeblich längst das Kommando übernommen haben. Wenn also die Bim nicht fährt und auch der Schienenersatzbus nicht durchkommt, weil er von allen Seiten von Menschenmassen eingekeilt ist, steigt man halt aus und stellt sich der Gefahr. So angekommen mitten in der Höhle des Löwen stoße ich jedoch auf keine pöbelnden Neonazis, sondern ich treffe auf seltsam gut gelaunte Menschen. Irgendwo weiter vorne im Demonstrationszug werden Sprüche skandiert. Ich kann »Wir sind das Volk!« und »Friede, Freiheit, keine Diktatur« heraushören. Ja selbstverständlich sind wir alle das Volk. Obwohl es mich juckt und ich der älteren Dame, die neben mir demonstriert, gerne klar machen wür-

Acht Millionen bleiben ratlos zurück …

82 /// FAZIT JÄNNER 2022

de, dass wir, wenn wir in einer Diktatur leben würden, jetzt nicht, ohne von der Polizei verprügelt zu werden, über den Joanneumring spazieren würden, halte ich mich zurück. Die Dame ist vielleicht gar keine Schwurblerin, sie kann ja wie ich ein bloßes Opfer der Demonstrationsfreiheit sein und sich ebenfalls zu Fuß auf den Weg gemacht haben, weil die Graz-Linien blockiert sind – diesmal halt nicht wegen einer Kommunistendemonstration, sondern wegen der Impfverweigerer. Schließlich leben wir trotz der scheußlichen Pandemie in Frieden und Freiheit und in keiner Diktatur. Ich versuche weiter nach vorne zu gelangen, und komme recht einfach durch. Die vielen Frauen – manche mit Kinderwägen – und viele Kinder im Volksschulalter unterhalten sich prächtig miteinander. Die meisten von ihnen haben keine Masken auf. Schließlich handelt es sich bei den Leuten ja um Impfverweigerer. Und die werden bekanntlich von Mal zu Mal radikaler. Mitte November wurde bei einer ähnlichen Veranstaltung, zu der ein frustrierter Pizzabäcker aufgerufen hatte, tatsächlich das Haus des Gleisdorfer Bürgermeisters belagert. Und angeblich wurde »Holt ihn raus!« skandiert. Doch statt sich weiter zu radikalisieren, verliefen die weiteren »Corona-Spaziergänge« absolut friedlich und den auf Facebook mit den Impfbefürwortern vernetzten Impfgegnern war die Szene vor dem Haus von Bürgermeister Christoph Stark eher peinlich. Doch zurück in die Grazer Innenstadt. Ich fasse mir ein Herz und ich rede einen lustig verkleideten Demonstranten an. Ich oute mich sogar als Journalist und will wissen, warum er hier ist und mich am Straßenbahnfahren hindert. Statt mir zu drohen, erklärt mir der Verkleidete, dass er Möbeltischler sei und es ihm um die Verhinderung der Impfdiktatur gehe. Die soll, sagt er, mit der »Plandemie« eingeführt werden. Er ist davon überzeugt, dass das »World Economic Forum« (WEF) gemeinsam mit der Gates-Stiftung den sogenannten »Event 201« in die Tat umgesetzt hat. Das war eine WHO-Krisenübung im Jahr 2019. Dort sei nicht wie offiziell verlaut-

bart, die Reaktion auf eine globale Epidemie geübt worden, sondern man habe die Pandemie geplant, um den großen Reset herbeizuführen. Der Verkleidete bleibt dabei freundlich und lässt sich von mir sogar fotografieren. Mir rät er, mich nicht länger an den Mainstreammedien zu orientieren und ich dürfe auch den korrupten Politikern nichts mehr zu glauben. Auf die Frage, ob er wirklich glaubt, dass 95 Prozent aller namhaften Wissenschaftler falsch liegen würden, wenn sie die Impfung als Weg aus der Pandemie empfehlen, sagt er, dass die sowieso alle gekauft seien. Natürlich lässt er sich auch von meinen Ausführungen nicht überzeugen. Die seien alle gekauft, sagt er ein weiteres Mal, und auch ich würde wahrscheinlich dazugehören. Sein Weltbild ist vollständig. Mit Argumenten gibt es bei ihm absolut kein Weiterkommen. Inzwischen denken zehn bis 15 Prozent der Menschen bei uns so oder ähnlich. Bisher haben sie stillgehalten, weil es kaum Konflikte zwischen ihrer und der aufgeklärten Welt gab. Über eine Million Menschen, die weder von den Medien und erst recht nicht von der Politik erreicht werden können, lassen die anderen n acht Millionen völlig ratlos zurück.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 22. FEBRUAR 2022!



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