Plastik

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PLASTIK



PLASTIK

EINE SEMESTERARBEIT ZUM THEMA »EMPÖRT EUCH!« VON ELENA HERBERGER



VORWORT SEITE 5

WAS IST PLASTIK? SEITE 7

WELT VOLLER PLASTIK SEITE 15

KRANKMACHER SEITE 23

BISPHENOL A (BPA) SEITE 31

WEICHMACHER SEITE 39

BIO KUNSTSTOFFE SEITE 47

MÜLL IST ÜBERALL SEITE 55

PLASTIKINDUSTRIE SEITE 63

NACHWORT SEITE 86

IMPRESSUM SEITE 89

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SCHAUEN SIE SICH UM. Sie sind umgeben von Plastik: die Zahnbürste, die Kaffeemaschine, das Handy, der Kugelschreiber, die Plastikflasche, die Einkaufstüte im Supermarkt ... Aber der größte Teil des Plastiks befindet sich nicht an der Oberfläche, sondern im Meer. In durch Strömungen entstandenen Meereswirbeln sammeln sich Unmengen von mikroskopische Abfällen. Das Plastik entwindet sich den Strudeln und sinkt auf den Meeresgrund. In meinem Fotobuch habe ich hauptsächlich Plastiktüten als zarte, quallenartige Gebilde inszeniert. Sie treiben im wässrig wirkenden Nirgendwo und entwickeln die Zartheit eines sich auflösenden Farbtropfens. Die Schönheit des Schrecklichen, der im Meer schwimmenden Tüte, wird hoffentlich in 400 bis 500 Jahren passé sein. Viele Nationen haben sogar schon die Tüte verboten. Jetzt müssen sie sich nur noch endgültig zersetzen. VIEL SPASS BEIM LESEN!

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WAS IST PLASTIK? Die Erfindung des Kunststoffs am Anfang des 20. Jahrhunderts hat unseren Alltag tiefgreifend verändert: Wir leben in einer Welt voller Plastik. Das Material verspricht eine endlose Wandlungsfähigkeit, Kunststoffprodukte sind in allen Lebensbereichen anzutreffen: Plastikverpackungen, Plastikflaschen, Plastiktüten, Spielsachen, Autoteile, Laptops, Kunstfaserkleidung, Müllbeutel, Verpackungsmittel, Abdeckfolien ... Trotz ihrer Allgegenwart sind uns aber erstaunlicherweise die Herkunft, die Verarbeitung, die Eigenschaften und auch die Gefahren vieler Kunststoffe weitgehend unbekannt. Was ist Plastik?

Plastik ist der umgangssprachliche Ausdruck für Kunststoffe aller Art. Das Wort Plastik stammt aus dem Griechischen und bedeutet ursprünglich die geformte/formende Kunst. Als Kunststoff wird ein Material bezeichnet, das künstlich, sprich synthetisch, erzeugt wurde. Chemisch gesehen sind Kunststoffe organische Stoffe. Alle Kunststoffe enthalten das Element Kohlenstoff. Weitere Bestandteile sind unter anderem die Elemente Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel.

Woraus wird Plastik gemacht?

Synthetische Kunststoffe werden aus Erdöl, Kohle und Erdgas gewonnen. Das für die Kunststofferzeugung am häufigsten verwendete Ausgangsprodukt ist Rohbenzin (Naphtha). Etwa fünf Prozent des aus den Raffinerien kommenden Erdöls wird in der Kunststoffindustrie verbraucht. Kunststoff kann man auch durch chemische Umwandlung aus Naturprodukten herstellen: zum Beispiel Gummi, der aus dem Saft der Gummibäume (Kautschuk) erzeugt wird, und Fasern, die aus Zellulose gewonnen werden. Der erste Kunststoff, wurde bereits im 16. Jahrhundert aus Milcheiweiß hergestellt, es wurden Gefäße und Schmuckstücke, zum Teil auch bunt eingefärbt, daraus gefertigt.

Kurz gesagt: Ein Stoff wird in einen Stoff mit völlig anderen Eigenschaften verwandelt. Wer es etwas genauer wissen will: Rohbenzin wird in einem thermischen Spaltprozess, der Cracken genannt wird, in Äthylen, Propylen, Butylen und andere Kohlenwasserstoffverbindungen auseinander gebrochen und umgebaut. Durch chemische Reaktionen (Polymerisation, Polykondensation, Polyaddition) ordnen sich die Moleküle des Ausgangsstoffs zu großen netzoder kettenförmigen Molekülen zu Kunststoff. In weiteren Arbeitsschritten werden daraus unzähligeverschiedenartige kleine Plastikpellets gemacht. Diverse Zusatzstoffe wie Weichmacher, Stabilisatoren, Farbmittel, Füllstoffe, Verstärkungsmittel, Flammschutzmittel oder Antistatikmittel werden bei der Verarbeitung beigemischt, um die gewünschte Eigenschaft des Materials zu erreichen.

Plastik ist ein großes Geschäft

Laut Recherchen für den Film Plastic Planet macht die Kunststoffindustrie 800 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Allein in Europa verdienen eine Million Menschen ihr tägliches Brot unmittelbar mit Plastik. Jeder Industriezweig ist heute auf Kunststoff angewiesen.

Alles über Plastik. Für mehr Informationen: www.deutsches-kunst stoff-museum.de www.kunststoffe.de www.plastic-planet.de

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Plastikt체ten sind nicht biologisch abbaubar. Sie zerfallen erst in etwa 20-1000 Jahren. Kunststoff-Produktion erfordern die Verwendung von sch채dlichen Chemikalien.




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Durch das Zerfallen von Plastik werden sogenannte toxische Stoffe freigesetzt, die wiederum die Natur, das Trinkwasser und die Lebewesen sch채digen.


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Über 89 Milliarden Plastiktüten und Säcke werden jährlich weltweit verwendet.



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WELT VOLLER PLASTIK

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Wir spielen damit, wir essen und trinken daraus, wir kleiden uns damit, wir wohnen darin. In den vergangenen Jahrzehnten hat auf dem Gebiet der Kunststoffe eine enorme Entwicklung stattgefunden. Waren die frühen Kunststoffe noch eine Sensation und eher selten im täglichen Gebrauch, so gibt es mittlerweile unzählige Varianten von Kunstfasern für nahezu jeden Zweck. Sei es in der Mode, der Medizin, der Verpackungen oder im Computer. Doch wissen die meisten von uns nur wenig über die Chemie der Kunststoffe.

Chemikalien im Essen

Die Aufnahme von BPA erfolgt hauptsächlich über Lebensmittel, die mit BPA in Kontakt gekommen sind: So ist BPA in Polycarbonat enthalten, aus dem z.B. Mikrowellengeschirr hergestellt wird. Beim Erhitzen kann sich die Chemikalie aus dem Kunststoff lösen. Getränke und Konservendosen, die innen mit Epoxidharz beschichtet sind, sind eine weitere wichtige Belastungsquelle. Epoxidharz schützt die Dosen vor Rostbildung, es enthält als Ausgangsstoff BPA. Die enthaltenen Lebensmittel weisen zum Teil sehr hohe BPA-Gehalte auf.

Plastik im Blut

Obwohl Bisphenol A nicht natürlich vorkommt, ist diese Chemikalie fast überall in der Umwelt nachzuweisen. Es wurde in der Luft, im Hausstaub, in Oberflächengewässern und auch im Meerwasser gefunden. BPA wurde in frischem Treibhausobst und in Trinkwasser aus Kunststofftanks nachgewiesen, ebenso im menschlichen Körper: im Urin, Blut, Fruchtwasser, Gebärmuttergewebe und im Blut der Nabelschnur. BPA wird im Körper zwar relativ schnell abgebaut, trotzdem kann es in jedem Menschen nachgewiesen werden. Das zeigt, dass wir diesem Schadstoff ständig ausgesetzt sind.

Unsichtbare Gefahren

Lebensmittel in Deutschland unterliegen einer strengen Kontrolle durch die staatliche Lebensmittelüberwachung. Bei vielen Obst-, Gemüse- und Getreideprodukten werden Rückstände von Pestiziden festgestellt. Tomaten, Trauben, Erdbeeren oder Paprika sind besonders häufig betroffen, es werden sogar Rückstände von solchen Pestiziden gefunden, die in Deutschland gar nicht erlaubt sind. In fettreichen, tierischen Lebensmitteln kann sich eine ganze Palette von Schadstoffen über die Nahrungskette oder über Kontakt mit diversen Kunststoffmaterialien anreichern.

Gefährliche Zusatzstoffe

Viele Chemikalien, die zur Herstellung von Kunststoffen eingesetzt werden, sind extrem giftig. Gesundheitsgefährdend an vielen Kunststoffprodukten sind vor allem die Zusatzstoffe. Da die Chemikalien im Plastik nicht fest gebunden sind, können sie mit der Zeit entweichen. Sie gehen in die Umwelt über und werden auch vom menschlichen Körper aufgenommen. Besonders weitreichende Auswirkungen haben dabei hormonell wirksame Substanzen. Dazu gehören vor allem Weichmacher (Phthalate), Bisphenol A (BPA), bromierte Flammschutzmittel und Organo zinnverbindungen.

Blut im Essen. Für mehr Informationen: www.richtig-essen.org www.food-detektiv.de www.fairfoodchain.org www.gesundheitlicheauf klaerung.de www.bundjugend.de

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Die Menge an Kunststoff, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht bereits aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal mit Plastikfolien einzupacken.



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KRANKMACHER Wissenschaftler warnen: Chemikalien lösen sich aus dem Kunststoff und gelangen in den menschlichen Körper. Einige Stoffe können gravierende Gesundheitsschäden verursachen, von Allergien und Fettleibigkeit bis hin zu Unfruchtbarkeit, Krebs und Herzerkrankungen. Erfolgreich warb der BUND auch für das europäische Chemikaliengesetz REACH. Dadurch werden erstmals systematisch Informationen über die am häufigsten eingesetzten Chemikalien und ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt gesammelt. Hersteller und Händler von Alltagsprodukten sind verpflichtet, über die gefährlichsten Substanzen in ihren Waren zu informieren. Verbraucher, die wissen wollen, ob ein bestimmtes Produkt einen dieser Schadstoffe enthält, müssen dazu lediglich eine kurze schriftliche Anfrage stellen.

Das Chemikaliengesetz

Seit 1. Juni 2007 ist die EU-ChemikalienVerordnung REACH in Kraft – mit dem Ziel, den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt zu verbessern. Ein wesentlicher Unterschied zum System davor ist, dass die Bewertung der Risiken von Chemikalien nicht wie bisher von den Behörden, sondern von der Industrie durchgeführt wird. Damit ist die lang geforderte Beweislastumkehr gegeben: Nicht die Behörden oder die Gesellschaft müssen die Gefährlichkeit von Stoffen beweisen, um ein Verbot zu erreichen, sondern die Industrie muss nachweisen, dass die Anwendung ihrer Chemikalien ungefährlich ist, um vermarktet werden zu dürfen. Rund 30.000 Chemikalien auf dem Markt müssen auf ihre Auswirkung auf Mensch und Natur untersucht werden.

Künstliche Hormone

Diese unterschiedlichen Substanzen haben eins gemeinsam: Sie sind sogenannte endokrine Disruptoren, das bedeutet, sie können ins Hormonsystem eingreifen, das alle Stoffwechselvorgänge des Körpers steuert. Eine Vielzahl von Erkrankungen wird mit diesen künstlichen Hormonen in Verbindung gebracht.

Kinder in Gefahr

Vor allem Babys und Kleinkinder reagieren empfindlich auf hormonell wirksame Chemikalien. Bei Jungen kann die Belastung mit hormonellen Chemikalien zu Missbildungen der Geschlechtsorgane und Unfruchtbarkeit führen, bei Mädchen können verfrühte Pubertät sowie, im späteren Alter, Brustkrebs die Folge sein. Auch Allergien und Asthmakrankheiten, die in den vergangenen Jahren verstärkt auftreten, können im Zusammenhang mit der Belastung durch hormonelle Stoffe stehen.

Polyvinylchlorid und Polycarbonat

Problematisch sind vor allem die Kunststoffe Polyvinylchlorid (PVC) und Polycarbonat (PC). Weiches PVC besteht meist zu einem großen Anteil aus schädlichen Weichmachern (Phthalaten) und anderen bedenklichen Zusatzstoffen. Polycarbonate werden mit Hilfe von Bisphenol A hergestellt. Die Chemikalien können sich aus dem Kunststoff lösen, besonders stark bei Erwärmung.

Chemikalien. Für mehr Informationen: www.moesta.info/ de/10000-kunststoffe. www.reach-info.de

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Eines der wichtigsten Zutaten bei der Herstellung von Plastikt체ten ist Vinylchlorid. Es ist bew채hrt, jedoch krebserregend und kann zu Leber-, Nieren und Gehirnsch채den f체hren.



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BISPHENOL A (BPA)

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Bisphenol A gehört zu den hormonellen Schadstoffen, die bereits in winzigen Mengen in unseren Hormonhaushalt eingreifen können. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenig die traditionelle Risikobewertung geeignet ist, tatsächliche Schäden zu erfassen: Viele unabhängige Wissenschaftler meinen, dass BPA durch eine direkte Einwirkung auf die Hormonrezeptoren in geringeren Konzentrationen schädlicher ist als in größeren Mengen. Frühreife, eine reduzierte Spermienzahl oder auch Verhaltensstörungen werden als Folgen diskutiert.

Was ist Bisphenol A?

Bisphenol A kurz: BPA, das A steht für Aceton ist eine der meistproduzierten Industrie chemikalien. Das weltweite Produktionsvolumen beträgt rund 3,8 Millionen Tonnen pro Jahr. 1,15 Million Tonnen im Jahr verbrauchen davon alleine Betriebe in Europa, die Verwendung steigt in der EU jährlich um acht Prozent. BPA wird hauptsächlich für die Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat (PC) verwendet sowie für die Herstellung von Epoxidharzen (z. B. für die Innenbeschichtungen von Getränkeund Konservendosen).

Wie gefährlich ist Bisphenol A?

Ab welcher Dosis BPA die menschliche Gesundheitgefährdet, wird von verschiedenen Behörden,WissenschaftlerInnen und VertreterInnender Kunststoffindustrie seit Jahren diskutiert. Zahlreiche unabhängige wissenschaftliche Studien belegen, dass Bisphenol Abereits in kleinsten Dosen in das menschliche Hormonsystem eingreifen und die Gesundheit gefährden kann. Dabei ist vor allem der Zeitpunkt der Belastung entscheidend: Während Erwachsene wesentlich unempfindlicherreagieren, kann die gleiche Dosis für Föten und Kleinkinder zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden führen. Aufgrund seiner hormonähnlichen Wirkung kann BPA die Gehirn und Or-

ganentwicklung stören. Neben Krankheitenwie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Endome triose, Brustkrebs und Unfruchtbarkeitkann BPA auch Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern auslösen.

Warum ist BPA nicht verboten?

Zuständig für die Bewertung der Risiken ist die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Trotz zahlreicher Studien, die die Gesundheitsgefährdung durch BPA belegen, passt die EFSA ihren viel zu hohen Grenzwert nicht an. Sie ignoriert, dass die Wirkungsweise von hormonellen Schadstoffen wie BPA dem traditionellen toxikologischen Grundsatz: Die Dosis macht das Gift widerspricht. Ganz andere Faktoren, wie das Zeitfenster der Belastung, können statt dessen von Bedeutung sein. Die EFSA berücksichtigt innovative Studien von Forschern aus den Universitäten deutlich weniger als traditionelle Studien, die oft von der Kunststoffindustrie finanziert sind. Auch gibt es Interessenkonflikte bei Mitgliedern der EFSA. So wurde in der Vergangenheit häufig kritisiert, dass manche der Wissenschaftlern gleichzeitig für Organisationen der Industrie tätig sind.

Bisphenol A. Für mehr Informationen: www.efsa.europa.eu.de www.bund.net/bisphenol_a

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Die chemische Substanz Bisphenol A ist in Produkten aus Polycarbonat enthalten, unter anderem auch in Beh채ltern, die zur Lebensmittel-Verpackung verwendet werden.


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WEICHMACHER PVC ist hart und spröde und wird erst durch den Zusatz von Weichmachern (z.B. Phthalaten) geschmeidig und biegsam. Hart-PVC, woraus u.a. Rohre und Fensterprofile hergestellt werden, enthält grundsätzlich keine Weichmacher. Weich-PVC besteht aus 10 bis 50 Prozent Weichmachern. Die klassischen Weichmacher für PVC sind Phthalate. Der Name Phthalat kommt von Naphtha, Rohöl. Daneben sei noch der phthalatfreie Weichmacher DINCH (1,2-Cyclohexandicarbonsäurediisononylester) genannt, der inzwischen häufig als Phthalat-Alternative eingesetzt wird. Viele Produkte enthalten Phthalate

Weich-PVC-Produkte sind z.B.: Bodenbeläge, Schläuche und Kabel, Teppichrücken, VinylTapeten, Duschvorhänge, Wickelunterlagen, Kinderspielzeug, Schuhsohlen, Gymnastikbälle, Turnmatten, Tischdecken, Vinyl-Handschuhe, Auto-Innenverkleidung, Kunstleder, Verpackungen, Regenkleidung, Sexspielzeug, Lacke, Farben, Klebstoff, Kosmetika, Tablettenkapseln.

Wie gefährlich sind Phthalate?

Die Europäische Union hat die Phthalate DEHP, DBP, BBP und DIBP als fortpflanzungsschädigend eingestuft. In Tierversuchen haben diese Stoffe zu einer Beeinträchtigung der Sexualfunktion und Fruchtbarkeit sowie der Entwicklung geführt. Die chemische Industrie setzt deshalb seit einigen Jahren verstärkt DIDP und DINP ein. Aber auch DINP führt im Tierversuch zu ähnlichen Schädigungen. Zudem stehen DIDP und DINP im Verdacht, sich in hohem Maß in Organismen anzureichern und in Boden und Sedimenten langlebig zu sein. Die hohen Einsatzmengen für Weich-PVC lassen eine starke Ausbreitung in der Umwelt erwarten. Einerseits haben diese Massenchemikalien eine enorme wirtschaftliche Bedeutung: Allein in Westeuropa werden jährlich rund eine Million Tonnen Phthalate produziert. Mehr als 90 Prozent werden davon

in Produkten aus Weich-PVC verwendet. Andererseits aufgrund der erwünschten Produkteigenschaft: Erst durch Beigabe von Weichmachern erhält PVC elastische Eigenschaften.

Wie gelangt Plastik in den Körper?

Weichmacher sind im Kunststoff nicht fest gebunden und können verdampfen, ausgewaschen oder abgerieben werden. Phthalate sind überall zu finden, auch im Hausstaub. Bei fast jedem Menschen sind Phthalate und ihre Abbauprodukte im Blut und Urin nachweisbar.

Sind Weichmacher in Flaschen?

Forscher konnten nachweisen, dass chemische Weichmacher in Plastikflaschen Einfluss auf die menschliche Gesundheit nehmen. Um ganz sicher zu gehen, kein Mineralwasser zu trinken, das chemisch belastet ist, sollten Sie vermehrt Getränke aus Glasflaschen konsumieren. Die gemessenen Werte der hormonähnlichen Substanzen waren dort laut Studie nur etwa halb so hoch wie in Plastikflaschen. Wenn Sie lieber eine Plastikflasche verwenden möchten, achten Sie darauf, nur Wasser aus Mehrwegflaschen zu trinken, da diese aus einem festeren Kunststoff bestehen und einen geringeren Anteil an Weichmachern aufweisen.

Weichmacher. Für mehr Informationen: www.weichmacher.de

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Der unbedachte Umgang mit Plastik wird an der t채glichen Verwendung von Plastikt체ten deutlich.


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Vielen Kunststoffen werden in groĂ&#x;en Mengen Weichmacher zugesetzt. Weichmacher enthalten Nervengifte, Hormone und Schwermetalle.




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BIO KUNSTSTOFFE Biologisch abbaubare Kunststoffe – häufig als Bioplastik bezeichnet – können aus unterschiedlichen Rohstoffen bestehen: Zum einen werden Kunststoffe auf Mineralölbasis chemisch so aufgebaut, dass sie als Abfall durch Bakterien mit Hilfe von Sonnenlicht und Wasser zersetzt und damit mehr oder weniger abgebaut werden können. Zum anderen werden Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Milchsäure hergestellt, die dann ebenfalls durch biologische Prozesse zersetzt werden können.

Ist Bioplastik sinnvoll? Die Verwendung von Bioplastik ist in und für viele ökologisch denkende Verbraucher ein wichtiges Kaufargument. Leider ist Bioplastik aber nicht automatisch nachhaltig. So gibt es zum einen Probleme bei der Entsorgung. Denn biologisch abbaubare Verpackungen benötigen zu lange für die Verrottung im Kompostwerk. Biomüll, der in der Biotonne landet, muss im Kompostwerk in rund acht Wochen zu fertigem Kompost verarbeitet sein - für einen vollständigen Abbau des Bioplastiks ist diese Zeit viel zu kurz. Auf dem Komposthaufen im Garten gibt es zwar genügend Zeit, aber die Temperaturen sind zu niedrig. Biofolienbeutel werden zudem häufig von Müllwerkern wie herkömmliche Plastiktüten angesehen und aussortiert. So landet der Biokunststoff im Restmüll und damit in der Abfallverbrennung. Das ist nicht sonderlich Bio, sondern stellt eine Ressourcenvernichtung und Energieverschwendung dar. Plastik aus Nahrungsmitteln Bei dem Begriff nachwachsende Rohstoffe schwingt die Illusion mit, hier handelt es sich um unbegrenzt vorhandene Ressourcen. Das ist ein Irrtum. Denn die Erzeugung pflanzlicher Rohstoffe verbraucht Böden, Dünger und häufig Pestizide. Es besteht die Gefahr, dass nachwachsende Rohstoffe in Konkurrenz zur

Nahrungs- und Futtermittelherstellung treten. Zudem ist eine beträchtliche Menge an Energie notwendig, um Gegenstände wie z.B.: Bioplastiktüten herzustellen. Diese geht genauso wie bei der Verbrennung auch bei der Verrottung vollständig verloren. Plastik steht für Wegwerfkultur Die Vorstellung, man könne Bioplastik einfach wegwerfen, weil es ja doch verrotten würde, fördert die Wegwerfkultur. Stattdessen ist ein Umdenken nötig. Die kostenlose Abgabe von Plastiktüten, gleich aus welchem Material, sollte gestoppt werden. Auch in anderen Bereichen sollte versucht werden, aus der Einwegkultur auszubrechen und Rohstoffe und Energie nicht weiter kopflos zu verpulvern. Für wertige, langlebige Anwendungsbereiche, bei denen der Einsatz von Kunststoffen sinnvoll ist, kann Bioplastik eine gute Alternative sein. Ansonsten gilt: Der beste Abfall ist der, der überhaupt nicht entsteht.

Bio Kunststoff. Für mehr Informationen: www.biowerkstoffe.de www.bio-plastics.org www.umweltbundesamt.de www.organic-plastics.com www.bioeinwegartikel.de

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Plastikbeutel brauchen neuen Plastik zur Wiederherstellung, jedoch nur 1% der Plastikt端ten werden letztendlich effektiv recycled.



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Die R端ckst辰nde von Kunststoffen sind keineswegs nur eine Bedrohung f端r die Umwelt, sie sind eine direkte Gefahr f端r die Gesundheit der Menschen.


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Bioplastik ist auch nicht die Lรถsung aller Plastik-Probleme.



IM PAZI 56


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MÜLL IST ÜBERALL Der Ozean ist unser Lebenserhaltungssystem. Er liefert viel von dem Sauerstoff, den wir atmen, von der Nahrung, die wir essen, und das Klima, das wir zum überleben brauchen. Dennoch bedroht Müll weiter seine Gesundheit. So verwechseln Meeresschildkröten treibende Plastiktüten oft mit Quallen. Die Folgen sind oft tödlich. Die giftigen Schnipsel selbst würden von den kleinsten Organismen am Fuß der marinen Nahrungskette gefressen.

Müll im Meer Achtlos weggeworfener Plastikmüll gelangt häufig über Flüsse ins Meer. Die Meeresschutzorganisation Oceana schätzt, dass weltweit jede Stunde rund 675 Tonnen Müll direkt ins Meer geworfen werden, die Hälfte davon ist aus Plastik. Laut einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) treiben bis zu 18.000 Plastikteile in jedem Quadratkilometer der Weltozeane. Jährlich verenden etwa 100.000 Meeressäuger qualvoll durch den Müll, jedes Jahr sterben über eine Million Seevögel, wie zum Beispiel Albatrosse, die die Plastikteile irrtümlich mit Nahrung verwechseln und damit ihre Küken füttern. Rund 270 verschiedene Tierarten – darunter Schildkröten, Robben, Fische und Krebse – sind vom Müll im Meer bedroht. Sandkörner aus Plastik An jedem Strand der Weltmeere ist Plastik zu finden, diverser Kunststoffmüll und Pellets. Plastik baut sich nicht ab wie natürliche Rohstoffe. Unter Einwirkung von Sonnenlicht, Wellenbewegung und Abrieb zerfallen Plastikstücke in immer kleinere Partikel. Der Sand besteht heutzutage bereits zu einem gewissen Prozentsatz aus Kunststoff.

Müllstrudel aus Plastik im Pazifik Östlich von Hawaii hat sich in einer Meeresströmung des Pazifiks ein gigantischer Müllwirbel gebildet, in dessen Zentrum drei Millionen Tonnen Plastikmüll rotieren. Er wächst seit 60 Jahren unbeachtet und ist nach Einschätzung von WissenschaftlerInnen doppelt so groß wie der US-Bundesstaat Texas. Unter Einwirkung von Sonne, Gezeiten, Wind und Wellen wird der Plastikmüll zu winzigen Partikeln zerrieben. In mehreren weiteren Wirbeln im Südpazifik, im Atlantik und im Indischen Ozean fahren ebenfalls Plastikabfälle Karussell, wenngleich in etwas geringeren Mengen. Plastik zieht Gift an Wissenschaftler vermuten, dass kleine Plastikteilchen gefährliche Umweltgifte wie DDT oder PCB wie ein Schwamm aufsaugen. ForscherInnen der Universität Tokio haben an der Oberfläche von Pellets Giftkonzentra tionen bis zu einer Million Mal höher als im umgebenden Wasser gefunden. Über die Nahrungskette reichern sich diese Gifte auch in Fischen an, die darüber letztlich auf unseren Tellern landen.

Müll im Meer. Für mehr Informationen: www.oceancare.org www.nabu.de www.greenpeace.de www.abfallspiegel.de

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Im Mittelmeer treiben derzeit rund 250 Milliarden Kunststoffteilchen mit einem Gesamtgewicht von 500 Tonnen.



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Ein EU-B端rger verwendet pro Jahr im Durchschnitt 500 Plastiktragetaschen.


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PLASTIKINDUSTRIE Die kunststofferzeugende Industrie ist ein wichtiger Zweig der chemischen Industrie. 2006 erzielten in diesem Bereich in Deutschland 3570 Unternehmen mit rund 372.900 Arbeitnehmern einen Gesamtumsatz von 79,4 Milliarden Euro. Die Kunststofferzeugung erfolgt zu großen Teilen bei global agierenden Chemiekonzernen wie beispielsweise Basell, BASF, Bayer, Celanese, Dow Chemical, DSM, DuPont und Solvay. Sie liefern ein begrenztes Sortiment an Kunststoffen in Mengen von teilweise mehreren 100 kt.

Wirtschaftsfaktor Plastik Wie viel Plastik jährlich weltweit tatsächlich hergestellt wird, lässt sich nur ungefähr schätzen. Man geht von mehr als 200 Millionen Tonnen und wahrscheinlich sogar bis zu 240 Millionen Tonnen jährlich aus. Ein knappes Viertel des Plastikverbrauchs geht auf das Konto von Europa, wo der jährliche Plastikverbrauch 2008, laut einer Studie von Plastics Europe, bei 48,5 Millionen Tonnen lag. Gefolgt von Italien und Frankreich ist Deutschland mit einem Bedarf von 11,5 Millionen Tonnen der größte europäische Markt für Kunststoffe. Wenn man alle Arbeitsplätze einrechnet, die von der Kunststoffherstellung abhängig sind, kommt man auf die Summe von deutlich mehr als 2 Millionen Menschen in Europa. Europäische Plastikhersteller und Verwerter erwirtschafteten 2008 einen Gewinn von ca. 13 Milliarden Euro. Instustriezweig Plastik Die Einsatzgebiete der Kunststoffe in Europa verteilen sich dabei zu 22% auf Freizeit und medizinische Zwecke, 6% werden für Elektronik und Elektrik, 14% im Automobilsektor und 23% im Bauwesen verwendet. Den größten Anteil am Kunststoffverbrauch haben Verpackungen mit 35%. Diese für Europa gültigen Zahlen gelten sicherlich auch mit leichten Verschiebungen für den Rest der Welt.

Kunststoffverpackungen Der Markt für Verpackungsmaterialen ist der entscheidendste für die Kunststoffindustrie, zumal diese Materialien nur einen einmaligen Verwendungszweck haben und es einen laufenden und offenbar stetig steigenden Bedarf gibt. 2007 wurden in Deutschland über 2,6 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen verbraucht und davon 63% der Wiederverwertung zugeführt. Der Rest immerhin also eine Million Tonnen Kunststoffverpackungen landete allein in Deutschland dementsprechend im Restmüll. Während die Verwertungsquote von Kunststoffverpackungen Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausends deutlich gestiegen ist, hat sich andererseits im gleichen Zeitraum der Anteil von mehrmals verwendbaren Verpackungen (Milch, Joghurt, Mineralwasser) verringert. Plastikmehrwegflaschen Im Bereich Mineralwasser hat sich der Mehrweganteil (Glas oder Plastikmehrwegflaschen) in den Jahren 1993 bis 2007 von knappen 91% auf knappe 47% verringert. Die GesamtMehrwegquote bei Getränkeverpackungen ist in der gleichen Zeit von rund 73,55% auf rund 46,86 % gesunken.

Kunststoffindustrie. Für mehr Informationen: www.plastic-planet.de/ hintergrund_wirtschafts faktor.html

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CELANESE Dallas, Texas, USA Der Celanese-Konzern ist ein großes Chemieunternehmen in den Vereinigten Staaten. Hierzu gehört auch die deutsche Celanese GmbH, eines der Nachfolgeunternehmen der ehemaligen Hoechst AG.

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DALLAS

BRASKEM Sao Paulo, Brasilien Das brasilianische Unternehmen Braskem entwickelte ein Verfahren, mit dem es Polyethylen auf der Basis von Bioethanol herstellen kann und welches die gleichen Eigenschaften wie das konventionelle Polyethylen hat. Das Werk zur Produktion von Bio-PE produziert seit 2010 Bio-basiertes Polyethylen in einer Anlage mit einer Jahreskapazität von 200.000 t. Braskem ist damit weltweiter Marktführer für biobasierte Kunststoffe.

SAO PAULO


SOLVAY Brüssel, Belgien Solvay ist ein multinationaler Konzern mit international tätigen Gruppen von Chemieunternehmen. Er beschäftigt ca. 30.000 Menschen in 40 Ländern und gehört zu den 10 größten Chemieunternehmen weltweit.

TOKIO

SHIN–ETSU Tokio, Japan Shin-Etsu Chemical ist das größte japanisches Unternehmen im Chemiesektor und der weltweit größte Hersteller von Polyvinylchlorid und Silizium-Wafern für die Halbleiter-Industrie. Shin-Etsu Chemical verfügt heute über Produktionsanlagen in 17 Ländern und besteht aus 113 Unternehmen weltweit.

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SOLVAY Brüssel, Belgien Solvay ist ein multinationaler Konzern mit international tätigen Gruppen von Chemieunternehmen. Er beschäftigt ca. 30.000 Menschen in 40 Ländern und gehört zu den 10 größten Chemieunternehmen weltweit.

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DSM Heerlen, Niederlande Das niederländische Unternehmen Koninklijke DSM N.V. ist ein international tätiger Konzern der chemischen Industrie mit Hauptsitz in Heerlen, Niederlande. DSM wurde 1902 als Bergbauunternehmen gegründet. Im Laufe der Jahre orientierte sich das Unternehmen auf dem Chemiesektor.

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BORYSZEW Svitavy, Tschechische Republik Die Boryszew Kunststofftechnik GmbH ist einer der Technologief端hrer in dem hochqualifizierten Kunststoffmarkt. Als Entwicklungs- und Systemlieferant konnte Boryszew in k端rzester Zeit das Vertrauen weltweit f端hrender Automobilhersteller gewinnen und sich als zuverl辰ssiger und kompetenter Partner etablieren.


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MICHIGAN

CELANESE Dallas, Texas, USA Der Celanese-Konzern ist ein groร es Chemieunternehmen in den Vereinigten Staaten. Hierzu gehรถrt auch die deutsche Celanese GmbH, eines der Nachfolgeunternehmen der ehemaligen Hoechst AG.

WILMINGTON DALLAS


DOW CHEMICAL Midland, Michigan, USA The Dow Chemical Company, kurz Dow Chemical ist ein international tätiges Chemieunternehmen mit Sitz in Midland (Michigan) in den USA und am Umsatz gemessen der zweitgrößte Chemiekonzern der Welt nach BASF. Zudem besitzen Dow und Corning Inc. das Joint Venture-Unternehmen Dow Corning, ein Spezialist in der Silizium- und Silikonchemie mit etwa 10.000 Beschäftigten weltweit.

DU PONT Wilmington, North Carolina, USA E. I. du Pont de Nemours and Company (kurz: DuPont) ist ein US-amerikanischer Konzern. Er ist einer der weltweit größten Konzerne der Chemischen Industrie und in ca. 80 Ländern aktiv. DuPont wurde 2010 im Fortune Global 500 an 296. Stelle geführt und auf Platz 4 im Toxic 100 Index.

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BRASKEM Sao Paulo, Brasilien Das brasilianische Unternehmen Braskem entwickelte ein Verfahren, mit dem es Polyethylen auf der Basis von Bioethanol herstellen kann und welches die gleichen Eigenschaften wie das konventionelle Polyethylen hat. Das Werk zur Produktion von Bio-PE produziert seit 2010 Bio-basiertes Polyethylen in einer Anlage mit einer Jahreskapazit채t von 200.000 t. Braskem ist damit weltweiter Marktf체hrer f체r bio-basierte Kunststoffe.


MEDGENCO Kairo, Ägypten Die Medgenco International Trade Co produziert Kunststoffe und Kunststoff-grundformen, Polypropylenfolien, Kunststoffgranulate, Kunststoff-Flaschen und Chemikalien-Produkte.

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FRÖTEK East London, Ostkap Frötek-Kunststofftechnik ist ein weltweit agierendes Unternehmen mit sieben Produktionsstätten, die auf drei Kontinenten verteilt sind. Frötek hat Niederlassungen in Süd Afrika, China und USA. Bereiche und Kompetenzen beinhalten zum Großteil Spritzguss von Hochleistungsthermoplasten und Kunststoffe.


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EAST LONDON


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PWF Singapur, Südostasiens PWF ist eines der führenden Unternehmen im Bau von Spritzgießwerkzeugen und der Produktion von Kunststoffartikeln. PWF verarbeiten im Jahr rund 700t technische Kunststoffe u.a. PBT, PA 66, PEI, PEEK, PPS und PPSU.


JNP Guangdong, China JNP Manufacture Ltd wurde 1983 in China gegründet. Das Unternehmen hat sich auf thermoplastisches Spritzen, das Insertmolding, schnelle Werkzeugausstattung und Plastikeinspritzungen spezialisiert. JNP ist auch ein registrierter Hersteller und ein erfinderischer Führer im Kunststoffspritzen. 77 TOKIO

GUANGDONG

SHIN–ETSU Tokio, Japan Shin-Etsu Chemical ist das größte japanisches Unternehmen im Chemiesektor und der weltweit größte Hersteller von Polyvinylchlorid und Silizium-Wafern für die Halbleiter-Industrie. Shin-Etsu Chemical verfügt heute über Produktionsanlagen in 17 Ländern und besteht aus 113 Unternehmen weltweit.

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ORICA Melbourne, Australien Orica Plastics produziert verschieden Sorten von Sprengstoffen sowie weitere chemische Produkte. Nobel fusionierte mit anderen britischen Chemieunternehmen und es entstand der Konzern Imperial Chemical Industries.


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HELM AG Hamburg, Deutschland Die Helm AG ist ein deutsches Unternehmen mit Firmensitz in Hamburg. Das Unternehmen ist ein Mischkonzern, der in den Bereichen Chemie, Pharmazie, Kunststoffprodukte, Pflanzenschutz und Düngemittel vorwiegend als Händler tätig ist. Die Helm AG betreibt über 60 Niederlassungen in rund 30 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien. Das Unternehmen gehört heute zu den 30 größten Familienunternehmen Deutschlands.

EVONIK Essen, Nordrhein-Westfalen Die Evonik Industries AG mit Sitz in Essen ist eines der weltweit größten Unternehmen der Spezialchemie. Das Unternehmen erwirtschaftet mehr als 80 Prozent des Chemieumsatzes aus führenden Marktpositionen. Evonik beschäftigte Ende 2012 rund 33.600 Mitarbeiter und hatte einen Jahresumsatz von 14,5 Milliarden Euro.

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BAYER AG Leverkusen, Nordrhein-Westfalen Die Bayer AG ist die Holding-Gesellschaft des Bayer-Konzerns, der aus über 350 Gesellschaften mit insgesamt 111.800 Mitarbeitern besteht. Schwerpunkt des Konzerns ist die chemische und pharmazeutische Industrie. Die drei Teilkonzerne, die weitgehend selbstständig operieren, sind die Bayer Health Care, BayerCrop Science und Bayer Material Science.

BASF Ludwigshafen am Rhein Die BASF (ehemals: Badische Anilin- & SodaFabrik) ist der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit größte Chemiekonzern. Weltweit sind etwa 111.000 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern bei der BASF beschäftigt. Die BASF betreibt über 390 Produktionsstandorte weltweit, ihr Hauptsitz befindet sich in Ludwigshafen am Rhein.


HAMBURG

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Australien Kunststofftüten sind im Bundesstaat South Australia und in den Bundesterritorien Australian Capital Territory und Northern Territory verboten. Australien will die Kunststofftüten mit einem Totalverbot abschaffen. Derzeit werden in Australien jährlich etwa 4 Milliarden Kunststofftüten verteilt.

beim Verkauf und dem vorangehenden Wiegen von losem (unverpacktem) Obst und Gemüse zur Verfügung gestellt.

Bangladesch Kunststofftüten sind seit dem Jahr 2000 in Bangladesch komplett verboten. Sie verstopfen während der Monsun-Zeit die Abwasserkanäle und erhöhen das Überschwemmungsrisiko.

Indien In Indien wurden Plastiktüten verboten. Verstöße werden mit bis zu 1500 Euro bestraft.

Chile In Chile ist es nach wie vor üblich, zum Einkauf in kleinen Läden und Supermärkten Plastiktüten kostenlos zum Kauf dazugereicht zu bekommen. Diese Tüten sind nicht immer ausreichend stabil, was dazu führt, dass auch für einen normal großen Einkauf viele Tüten verwendet werden. Ferner ist es verbreitet, ebendiese kostenlosen Tüten daheim als Mülltüten zu verwenden. So gehen sie mit dem Mischmüll zur Entsorgung. China, Volksrepublik Ab dem 1. Juni 2008 ist es chinesischen Supermärkten, Kaufhäusern und Großhandelsmärkten verboten, Plastiktüten kostenlos abzugeben. Sehr dünne Tüten wurden vollständig verboten. Mit dieser Anordnung sollen der Plastikmüll und die daraus resultierende Verschmutzung reduziert werden. Bei Verstößen droht eine Strafe von bis zu 10 000 Yuan. Statistiken zufolge werden in China täglich drei Milliarden Kunststofftüten verbraucht. Die Verbraucher wurden aufgefordert, wieder Stofftaschen und Körbe zu verwenden. Plastiktüten sollen nach dem Gebrauch gesammelt und recycelt werden. Deutschland In Deutschland gibt es keinerlei gesetzliche Beschränkungen. In den meisten Geschäften werden die Waren – teilweise ungefragt – in eine kostenlose Plastiktüte gepackt. In Supermärkten sind diese Tüten dagegen fast immer kostenpflichtig (meist 0,10 Euro pro Tüte). Kostenfreies Verpackungsmaterial wird dort

Frankreich In Paris trat 2007 ein Verbot von Kunststofftüten in Kraft. Ein landesweites Verbot gibt es seit dem 1. Januar 2010.

Irland Am 4. März 2002 hat die Republik Irland eine Steuer auf jede Plastiktüte von 0,15 Euro eingeführt. Dies führte zu einer neunzigprozentigen Verringerung der Verwendung von Plastiktüten und verstärkte den Einsatz von wiederverwendbaren Taschen. Der Erlös dieser Steuer wurde für Umweltprojekte verwendet. Viele Einzelhändler in Irland gaben ihren Kunden Papiertüten oder verzichteten einfach ganz auf Verpackung. Die meisten Supermärkte verwendeten weiterhin Plastiktüten. Nachdem die Steuer am 1. Juli 2007 auf 0,22 Euro erhöht wurde, stiegen viele Supermärkte auf wiederverwendbare Stofftüten oder wiederverwendbare, haltbare Plastiktüten um. Sie verkaufen diese Tüten für ca. einen Euro. Italien Seit dem 1. Januar 2011 ist die Vermarktung herkömmlicher Plastiktüten in Italien verboten. Als Ersatz sollen Papiertüten, Stoffbeutel und andere leicht abbaubare Tüten, z.B. aus Maisstärke, dienen. Kenia und Uganda In Kenia und Uganda gilt für die dünnsten Tüten ein Verbot und für die übrigen eine erhöhte Besteuerung. Österreich In Mode- und Sportgeschäften werden vor allem Textilien an der Kasse routinemäßig in Plastiktaschen gegeben. Wer sie nicht haben will, muss an der Kasse darauf hinweisen. Ähnliches ist in Läden für Unterhaltungselektronik üblich. Verschiedentlich stellen auch Lieferanten Taschen mit Markenwerbung zur Verfü-


gung. Textilien aus der chemischen Reinigung werden meist mit bis zu mantelgroßen transparenten sehr dünnen Schlauchhüllen aus PE übergeben. Daneben sind zum Selbsteinpacken von Gemüse und Obst kleinere, ganz dünne, trüb-durchsichtige aus LD-PE kostenlos meist von einer Rolle abzureißen. Türkische Geschäfte etwa verwenden größere dieser Art von Tüten auch leicht gefärbt. Auch einfachere weiße Plastiktüten sind meist kostenfrei. Papua-Neuguinea Plastiktüten sind im Inselstaat Papua-Neuguinea seit 2003 offiziell verboten. Die Gründe dafür liegen in der zunehmenden Verschmutzung der Umwelt durch weggeworfene Plastiktüten und andere Kunststoffe. Ruanda und Tansania In den ostafrikanischen Staaten Ruanda (seit 2006) und Tansania (2005) sind Kunststofftüten verboten. Bis zu sechs Monate Haft oder eine Geldstrafe von 2000 Dollar drohen Umweltsündern beim Gebrauch von Kunststofftüten auf der tansanischen Insel Sansibar. Es gibt aber keine Kontrollen oder Ähnliches bei der Einreise auf Sansibar. Auch die einheimischen Händler und Verkäufer verteilen Plastiktüten für die Einkäufe, deswegen ist mit Strafen nicht zu rechnen. Schweiz In der Schweiz werden von sämtlichen Detailhändlern wie Coop, Migros, Aldi und Lidl kostenfrei Plastiktüten zum Einpacken des Eingekauften angeboten. Südafrika In Südafrika dürfen Kunststofftüten von Einzelhändlern nicht mehr umsonst verteilt werden. Seit dem Jahr 2003 droht ihnen sogar eine Geld- oder Gefängnisstrafe, wenn sie gegen das Gesetz verstoßen. Türkei Plastikeinkaufstaschen sind in der gesamten Türkei ein großes Umweltproblem. Derzeit verwendet jeder Türke im Durchschnitt 1,2 Beutel pro Tag, von denen viele nicht ordnungsgemäß entsorgt werden.

Vereinigte Staaten von Amerika 2003 wurde im Staat Kalifornien ein Gesetzesentwurf diskutiert, der vorsah, auf jeder Plastiktüte eine Steuer von 3 Cent zu erheben. Nach Protesten von Handel und Plastikherstellern wurde dieser jedoch nicht umgesetzt. In San Francisco als erste Stadt der USA wurden 2007 Kunststofftüten per Stadtratsbeschluss verboten. Im Jahr 2006 waren dort noch 180 Millionen Kunststofftüten verteilt worden. In Los Angeles beschloss Juli 2008 der Stadtrat ein Plastiktütenverbot, das ab 1. Juli 2010 gilt. Papiersäcke können für 0,25 USD gekauft werden. Mit Wirkung vom 1. Januar 2010 wurde in Washington D.C. eine Regelung eingeführt, die eine Gebühr von 0,05 USD auf Plastiktüten erhebt. Diese Regelung gilt ausschließlich für die Abgabe von Plastiktüten in Lebensmittelläden und hat einige Verwirrung im Handel hervorgerufen. Ein Buchhändler, der für gewöhnlich eine Packung Pfefferminzdrops dem Kunden in die Tüte als Freebie mitgab, hat von dieser Praxis Abstand genommen. Der Händler war sich nicht sicher, ob er in diesem Fall gegen die Regelung verstößt. Vereinigtes Königreich Im Vereinigten Königreich gibt es derzeit keine gesetzlichen Beschränkungen. Plastiktüten werden in der Regel kostenlos in Geschäften und Supermärkten ausgegeben. DDR In der DDR waren westliche Kunststofftüten von offizieller Seite nicht immer gerne gesehen. Schüler wurden manchmal aufgefordert, die Tüte zu wenden, d. h. die Werbeaufschrift nach innen zu tragen. Europäische Union Die Europäische Kommission plant eine zusätzliche Besteuerung oder ein Verbot von Plastiktüten. Die Bürger der EU sind in einer englischsprachigen Online-Umfrage aufgefordert, ihre Meinung zu dem Thema kundzutun. Die Umfrage wurde vom 17. Mai 2011 bis zum 9. August 2011 durchgeführt.

Umgang mit Kunststofftüten weltweit. Für mehr Informationen: www.plasticseurope.de

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EINSATZGEBIETE VON KUNSTSTOFF Plastikproduktion in Deutschland 2012. Verpackungen sind größter Einsatzbereich, gefolgt vom Bau. Sonstige umfasst Haushaltswaren, Möbel,Landwirtschaft, Medizin, Spielwaren etc.

6 % E&E

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9 % Fahrzeuge

26 % Sonstige

24 % Bau

35 % Verpackungen

UMSATZ MIT KUNSTSTOFF Umsatz mit Kunststoff in Mrd. Euro innherhalb von Deutschland 27,1 Mrd. Euro im Jahr 2012

100 %

25,3 Mrd. Euro im Jahr 2011

87 %

23,5 Mrd. Euro im Jahr 2010 17,5 Mrd. Euro im Jahr 2009

76 % 42 %


KUNSTSTOFF-AUSSENHANDEL Importquote = 40 % Exportquote = 57 %

Deutschland 2012

Import: 8,4 Mio. t

Export: 11,9 Mio. t 85

Europa 86 %

Asien 5,5 %

EU 4,2 %

Amerika 3,3 %

Europa 73 %

Asien 9 %

EU 12 %

Amerika 5 %

Afrika 2 %

Quelle: Consultic Marketing & Industrieberatung GmbH Augsburg


DIE VERWENDUNG Kunststoffe zählen oft zu den dauerhaftesten Materialien – aber ein großer Teil von ihnen wird für sehr vergängliche Produkte verwendet. So landet mehr als ein Drittel der Gesamtmenge in Verpackung, die nur einmal benutzt und dann weggeworfen wird.

35 % Verpackung

86 23 % Bau

14 % Fahrzeuge

10 % Sonstiges

6 %

Elektronik 4 % Möbel 3 % Landwirtschaft 3 % Haushalt 2 % Medizin


WENIGER PLASTIK IM ALLTAG Getränkehersteller wissen zumeist nicht über die genaue chemische Zusammensetzung der Plastikflaschen Bescheid. Auf der sicheren Seite ist man mit Glasflaschen! Mehrweg-Flaschen aus Glas werden ca. 40-mal wieder befüllt, das verhindert unnötige Müllberge. Meiden Sie Spielzeug aus PVC und aus stark riechendem Plastik. Plastik-Flipflops enthalten meist zinnorganische Verbindungen, manche sogar das hochgiftige Tributylzinn (TBT). Es schädigt schon in winzigen Mengen das Immunsystem. Duschvorhänge aus PVC enthalten Weichmacher. Kaufen Sie Duschvorhänge aus gewachster Baumwolle oder wasserdichtem PEVA (PVC-frei). Nehmen Sie Stofftaschen zum Einkaufen mit. Damit sparen Sie im Schnitt 60 € im Jahr! Vermeiden Sie Weich-PVC. Darin sind immer Weichmacher enthalten, die sich mit der Zeit herauslösen. Erkennen lassen sich Produkte aus Weich-PVC an ihrer speckigglatten Oberfläche. Verlegen Sie statt PVC-Boden lieber umweltverträglichere Kork-, Linoleum-, Holz oder Kautschukbeläge. Erhitzen Sie keine Lebensmittel in Plastikgefäßen. Verwenden Sie für die Mikrowelle lieber Porzellan- oder Steingutgeschirr. Verwenden Sie keine Küchenutensilien aus Polycarbonat – teilweise ist dieser Kunststoff mit PC oder dem Recyclingcode 7 gekennzeichnet. Kindertrinkgefäße sollten aus Glas, PP oder PE sein. Verwenden Sie keine Gefäße aus Polycarbonat (PC).

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PLASTIKMÜLL BETRIFFT UNS ALLE ... Mehr als 200 Millionen Tonnen Kunststoff werden jedes Jahr weltweit produziert, Tendenz steigend. Die Einsatzmöglichkeiten für Plastik sind genauso groß, wie die Liste der Probleme und Risiken dieses Materials lang ist. Die meisten Kunststoffe des täglichen Bedarfs sind nahezu unvergänglich und geben über die Zeit viele chemischen Zusatzstoffe an die Umwelt ab. Egal ob das Plastik dann als Lebensmittelverpackung oder als Kinderspielzeug dient oder als Abfall im Meer treibt – die Chemikalien belasten mit unabschätzbaren Folgen unsere Gesundheit und das Ökosystem. Um die wachsenden Müllberge in den Griff zu bekommen sollten wir nach neuen, umweltfreundlichen Alternativen fordern, weniger Abfall produzieren, Materialien recyceln oder gar nicht erst verwenden. Allgemein gilt die Faustregel: WER WENIGER KAUFT, MUSS WENIGER ENTSORGEN.

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Semesterarbeit: Elena Herberger 1013664 in Betreuung von Prof. Götz und Prof. Göldner HS Mannheim Wintersemester 2012 Papier: Büttenpapierfabrik Gmund GmbH Druckerei: HS Mannheim Digitaldruck Buchbinderei: Dyroff Buchbinderei Heidelberg Quellen: Umweltbundesamt, Plastic Planet, Öko-Test, Plastics Europe, Bund



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