Newsletter März 2016

Page 1

Neues aus dem

M채rz 2016

Land der Ideen

Diplomatie digital gedacht


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 2

Einmal Zukunft und zurück

Fotos: Titel: Deutschland – Land der Ideen/Bernd Brundert · Seite 2: Deutsche Messe

Haben Sie den Papierkorb aus Ihrem Büro verbannt? Bewegen Sie sich in der Augmented Reality? Und sind Sie im Besitz eines Wearable Computers? Dann herzlich Willkommen in der Gegenwart, die für den ein oder anderen noch nach Zukunftsmusik klingen mag. Im Rahmen der diesjährigen CeBIT in der Themenhalle „Research & Innovation“ fanden in diesem Jahr die sogenannten „Future Talks“ statt, deren Inhalte aber so weit weg von unserer Lebenswirklichkeit gar nicht waren.

Globalisierung, Digitalisierung, soziale Medien: Im Kontext aktueller Entwicklungen verändert sich nicht nur der Alltag, auch die Rolle zwischenstaatlicher Beziehungen reagiert auf diese Trends. Das Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern erhält durch die weltweite Verfügbarkeit digitaler Kommunikationskanäle eine neue Dimension. Vermehrt treten nicht-staatliche Akteure als politische Entscheider auf, werden Herausforderungen wie Umweltschutz oder Menschenrechte losgelöst von nationalen Grenzen betrachtet und grenzüberschreitende Informationsnetzwerke abseits etablierter Medien genutzt. Auch die Rahmenbedingun-

gen des Nation Brandings von Staaten verändern sich durch die Digitalisierung. Soziale Medien aber auch Blogs, Informationsportale oder Apps sind für die Vermittlung eines positiven Länderimages von zunehmend größerer Bedeutung. Nur wer diese neuen Kommunikationskanäle effektiv, dialogisch und transparent nutzt, kann sich dauerhaft die öffentliche Aufmerksamkeit sichern. Für die Public Diplomacy und das Nation Branding von Staaten ergeben sich daher grundlegende Fragen nach den Chancen und Herausforderungen, die aus dem weltweiten Einsatz digita-


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 3

Ariane Derks, Geschäftsführerin der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“

Liebe Leserinnen und Leser, mit Twitter auf dem diplomatischen Parkett unterwegs sein. Dokumente sicher in die Cloud auslagern. Am Tablet die Fertigung des Autos überprüfen und steuern. In der Arbeitswelt sind digitale Kommunikationskanäle allgegenwärtig. Auch die politische Sphäre muss sich mit Chancen und Herausforderungen der neuen Kommunikationswege auseinandersetzen. Bereits im letzten Jahr beschäftigte sich unser Newsletter mit dem Thema „Diplomatie im Zeitalter der Digitalisierung“. Dass dieser Komplex immer wichtiger wird, bewies der „Future Talk“ am 18. März, der auf der CeBIT die Folgen von Digitalisierung und Globalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtete. Das große Interesse des Publikums zeigt uns, dass die Frage von Nation Branding und digitaler Diplomatie auch für Nicht-Politiker spannende Aspekte bereithält. Für mich war die CeBIT in Hannover zugleich ein Abschied. Nach über zehn interessanten, abwechslungsreichen, wunderbaren Jahren im „Land der Ideen“ möchte ich mich neuen Herausforderungen widmen. Zurückblicken kann ich auf eine überaus prägende Zeit, in der ich vielen inspirierenden Menschen begegnet bin und zahlreiche außergewöhnliche Ereignisse miterleben durfte. Ich hoffe, einige der guten Erfahrungen auch bei meiner neuen Tätigkeit als „Head of CSR“ bei der thyssenkrupp AG einbringen zu können.

Fotos: Reinhard Karger, DFKI

Es ist schön zu wissen, dass die Initiative und alle mit ihr verbundenen Projekte mittlerweile in ganz Deutschland Zukunft gestalten. Ich bin mir also sicher, dass ich weiterhin die ein oder andere Dahlie und jede Menge guter Ideen sehen werde.

ler Kommunikations- und Informationstechnologie resultieren. In fünf Keynotes beleuchteten Experten aus Politik, Medien und Gesellschaft am 18. März auf der weltweit größten Messe für Informationstechnik CeBIT die Auswirkungen der Digitalisierung und Globalisierung auf diplomatische Beziehungen sowie das Nation Branding – unter ihnen auch Dr. Mart Laanemäe, Staatssekretär für Europa und Transatlantische Beziehungen der Republik Estland, der das papierlose Büro vorstellte. Auf Einladung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, dem Ausrichter der „Future Talks“, nahm die Standortinitiative die Chance wahr, das relativ junge Thema der digitalisierten Diplomatie und des virtuellen Nation Brandings einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und zusammen mit den Mitgliedern des Initiativen-Netzwerkes, seien es Partner, Mitglieder oder ehemalige Preisträger, dessen vielfältige Facetten zu beleuchten.

Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an unserem Newsletter! Ihre Ariane Derks

Inhalt Einmal Zukunft und zurück Netzwerk - Besuch auf der CeBIT Ausgezeichnete Orte 2016 NRW-Wirtschaft im Wandel Netzwerk - Austausch Deutschland und Georgien Innovationskraftwerk Janadriyah Festival Termine/Impressum

2-3 4-7 8-9 10 - 11 12 - 13 14 15 16


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 4

Netzwerk Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ knüpft Netzwerke und schafft Synergien, die zu guten Ideen, Innovationen und gemeinsamen Projekten mit Partnern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft führen.

CeBIT

Digitale Brücken bauen

Fotos: Reinhard Karger, DFKI · Deutsche Messe · Deutschland – Land der Ideen/Roman Hänsler

Wer glaubte, auf der CeBIT ginge es nur um die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Informationstechnik, der wurde am 18. März in der Themenhalle „Research & Innovation“ eines Besseren belehrt. Dort standen die Themen „Digitale Diplomatie“ und „Nation Branding“ auf dem Programm. „Ein Treffen unter Freunden“ – so nannte Ariane Derks die Veranstaltung am letzten Tag der CeBIT. „Freunde“ aus dem großen Netzwerk der Initiative waren es, die die Chancen und Herausforderungen von Diplomatie und Nation Branding aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Eine mediale Perspektive nahm der Vortrag von Klaus Bergmann, Leiter Internationale Angelegenheiten bei der Deutschen Welle, ein. „Wenn Außenpolitik auf internationale und Neue Medien trifft: Pressefreiheit und Medienmacht in der Digitalen Diplomatie“ nannte Bergmann seinen Vortrag und beleuchtete damit die Rolle der Neuen Medien und der internationalen Vernetzungskultur im Hinblick auf deren Demokratisierungspotenzial. „Angesichts zunehmender Krisen, Konflikte und Kriege weltweit ist die Bedeutung medial vermittelter Information – insbesondere die Nachfrage nach glaubwürdiger, ausgewogener Berichterstattung – deutlich gestiegen“, so Bergmann. Nicht nur für die Politik, auch im Kulturbereich spielt der Einsatz von Social Media und die digitale Vernetzung heutzutage eine wesentliche Rolle, wie Dr. Odila Triebel, Leiterin des Bereichs „Di-

Jan Korte von der Zebralog GmbH & Co KG beschäftigte sich in seiner Keynote auch mit dem Thema „Open Government“ – was bei zahlreichen CeBIT-Besuchern auf Interesse traf.

alog und Forschung Kultur und Außenpolitik“ am Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), darlegte. Unter dem Titel „Einer unter vielen – Einer für Viele“ sprach sie über die digitalen Herausforderungen für die interkulturelle Zusammenarbeit und diskutierte im Anschluss mit Moderator Reinhard Karger, Unternehmenssprecher, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH, und Präsident, Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen, DGI e.V. aktuelle internationale Entwicklungen. „Durch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation wird öffentliche Meinung im In- und Ausland schneller sichtbar und gleichzeitig immer weniger steuerbar. Und schließlich nimmt damit die informelle Kommunikation auch in internationalen Beziehungen immer mehr Raum ein – immer mehr Raum gegenüber offizieller, politischer Kommunikation. Diese ist nur noch ‚Eine unter vielen‘“, stellte sie fest. Auch zwei Preisträger des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2015 waren als Redner vertreten und stellten ihre Arbeiten im Bereich der E-Demokratie vor: Die Online-Plattform „Politik Bei Uns“ und das Projekt „opendoors – Plattform für Bürgerbeteiligung“ möchten Bürger dazu ermutigen, digital an politischen Prozessen zu partizipieren. So spricht sich Ernesto Ruge, Leiter des Projektes „Politik bei Uns“ von der Open Knowledge Foundation Deutschland, dafür aus, „Informationen und Vorgänge aus Rat und Verwaltung nutzerfreundlich online darzustellen, damit Bürgerinnen und Bürger politische Entscheidungen nachvollziehen und so frühzeitig mitbestimmen können“. Mit seinem Projekt möchte er wichtige Pionierarbeit leisten, um Deutschland in Richtung einer transparenten und partizipativen E-Bürokratie nach Vorbild Estlands zu entwickeln, in welcher sich „die Bürgerinnen und Bürger auf der Basis von fundiertem Wissen in den öffentlichen Entscheidungsprozess einbringen können“.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 5

Interview

„Wer in den sozialen Medien keine Stimme hat, gerät ins Hintertreffen“ Vito Cecere, Beauftragter für Informationstechnik (CIO) im Auswärtigen Amt, gab in seinem Vortrag Einblicke in die Arbeitsweise des Auswärtigen Dienstes: Wie werden Informationen übermittelt? Wie kommuniziert die Zentrale in Berlin mit ihren rund 230 Auslandsvertretungen, und dürfen Diplomaten die Dropbox benutzen? Bereits im Vorfeld führten wir mit ihm ein Interview.

Fotos: Auswärtiges Amt · Deutsche Messe

Beim Begriff „Soziale Medien“ denken wir an Facebook, Twitter und Co. Welche Rolle spielen diese Kanäle in der Kommunikation des Auswärtigen Amts? Digital Diplomacy wird auch für die deutsche Außenpolitik immer wichtiger. In den sozialen Medien ist in den letzten Jahren eine eigene, weltumspannende Öffentlichkeit entstanden: 1,4 Milliarden Menschen sind weltweit auf Facebook aktiv. YouTube wird monatlich von 1 Milliarde Menschen besucht. Jeweils rund 300

Millionen Menschen nutzen Twitter und Instagram. Im Auswärtigen Amt haben wir uns auf den Weg gemacht. Wir sind auf Twitter und Facebook erfolgreich unterwegs. @AuswaertigesAmt: 362.000 Follower; @GermanyDiplo: knapp 75.000 Follower, Facebook: 128.000 Fans. Auch die Reichweiten sind gut: Vor einigen Wochen hat das Auswärtige Amt mit einem einzigen Post zur Fluchtkrise mehr als 4,5 Millionen Menschen auf Facebook erreicht. Nicht zuletzt für unsere Auslandskommunikation und unsere globale Kampagnenfähigkeit werden soziale Medien immer wichtiger.

Warum muss sich eine transparente Diplomatie Ihrer Meinung nach dieser Kanäle bedienen? Es ist für eine demokratische Außenpolitik heutzutage konstitutiv, die Menschen auch dort abzuholen, wo sie „surfen“ – und mit ihnen im Dialog zu stehen. Wer heute in den sozialen Medien keine ver-

Der Arbeitsplatz der Zukunft wird aus speziell gehärteten mobilen Kommunikationslösungen, also Smartphones und Laptops, bestehen. Aus Plattformen für Wissensmanagement, Kollaboration und Videokonferenzen am Arbeitsplatz in einer weltweit verteilten Infrastruktur des Auswärtigen Amts. Vieles davon haben wir bereits auf den Weg gebracht, um die Arbeitsbedingungen für deutsche Diplomaten stetig zu verbessern. Und vieles wird auch für Deutsche im Ausland nützlich sein, weil sich künftig Wege verkürzen und Die CeBIT bewies, dass trotz der Digitalisierung der analoge Austausch nach bürokratische Hürden im wie vor von großer Bedeutung ist – nicht nur Zuge der fortschreitenden auf dem diplomatischen Parkett. Digitalisierung abgebaut werden.

nehmbare Stimme hat und mit den Instrumenten der sozialen Medien nicht umgehen kann, gerät schnell ins Hintertreffen. Das gilt auch für Außenministerien. Wie haben sich die Anforderungen an die Informationstechnik im Auswärtigen Amt angesichts der neuen Kommunikationswege verändert? Nicht nur die Kommunikationswege sind neu. Neu sind auch die Erwartungen an die Geschwindigkeit, an die 24x7 Verfügbarkeit von Wissen und Informationen, aber auch an den Informationsschutz. Die IT im Auswärtigen Amt muss diese Aspekte aufgreifen und in einen Arbeitsplatz der Zukunft überführen.

Welche Länder nehmen in Sachen digitaler Diplomatie in Ihren Augen eine Vorreiterrolle ein? Großbritannien, Frankreich oder die skandinavischen Länder nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung bereits intensiv für ihre diplomatischen Dienste. Auch das niederländische Außenministerium arbeitet seit einigen Jahren beispielhaft an größtmöglicher Flexibilität, Mobilität und Vernetzung, unabhängig von Ort, Zeit und Endgeräten. Im deutschen Auswärtigen Dienst setzten wir auf hohe technische und regulative Standards, insbesondere bei der sicheren Kommunikation und der Datenhaltung. Wir haben die Chancen der Digitalisierung erkannt. Folglich entwickelt sich die IT des Auswärtigen Amts immer mehr zu einem strategischen Dienstleister und Partner des diplomatischen Dienstes.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 6

Dr. Mart Laanemäe, Staatssekretär für Europa und Transatlantische Beziehungen der Republik Estland, nutzte den Future Talk auf der diesjährigen CeBIT, um das System der papierlosen Verwaltung und dessen Sicherheitsvorteile zu präsentieren.

Interview

„Alles fängt mit politischem Willen an“ In seinem Beitrag über die papierlose Verwaltung, die es in Estland seit 1999 gibt, verdeutlichte Dr. Mart Laanemäe, Staatssekretär für Europa und Transatlantische Beziehungen der Republik Estland, dass es bei diesem System nie darum ging, die Bürokratie zu digitalisieren. Vielmehr wird das Ziel verfolgt, die Bürokratie durch digitale Methoden, die das Leben einfacher machen, zu ersetzen. Wir fragten bereits im Vorfeld der CeBIT nach, wie das funktioniert.

Fotos: Deutsche Messe · Botschaf t der Republik Estland

Wie sieht eine papierlose Verwaltung aus? Haben Sie in den Büros nun keine Papierkörbe mehr? Doch. Wir erhalten natürlich nach wie vor noch Briefe und allein deshalb benötigen wir Papierkörbe für die Umschläge. Die papierlose Verwaltung sieht so aus, dass man Tag und Nacht ständig E-Mails bekommt. Entweder mit Dokumenten oder mit Nachrichten, dass Dokumente im System vorliegen. Dann muss man diese Dokumente öffnen und bearbeiten. Welche Tipps haben Sie für Länder, die Ihre Verwaltung nach estnischem Vorbild optimieren wollen? Alles fängt mit politischem Willen an. Man muss die gesetzliche Grundlage schaffen. Dafür ist auch die Unterstützung der Bevölkerung notwendig. Aber dann muss das System konsequent ausgebaut werden. In vielen Ländern ist E-Government eine Option, die eigentlich von wenigen

Menschen benutzt wird. Sie sollte die Norm sein wie in Estland. Wie geht Estland mit Sicherheitsfragen im Bereich der elektronischen Verwaltung um? Das kann ich aus Sicherheitsgründen nicht sehr ausführlich beschreiben. Wichtig ist aber vor allem, dass die Anwender sich eindeutig identifizieren können. Das ist vergleichbar mit Online Banking. Wenn nur Berechtigte Zugriff haben, ist die elektronische Verwaltung viel sicherer als ein Ordner. Denn: Eine elektronische Identität ist viel sicherer als ein Schlüssel. Ein einfaches Passwort reicht nicht aus, um die Verwaltung vor Angriffen zu schützen. Welche Herausforderungen sehen Sie in der zunehmenden Digitalisierung – und welche Chancen? Die größte Herausforderung ist die Änderung der Gewohnheiten der Menschen,

beziehungsweise die Rückkehr zu bewährten Gewohnheiten. Wenn man einen Text per Hand schreibt, muss man sich genau überlegen, was man schreibt. Man muss auch überlegen, an wen man Kopien schickt. Elektronische Dateien verleiten dazu, lange aber nutzlose Texte einzutippen, diese mit allen möglichen Bildern zu versehen, um sie dann allen möglichen Leuten zu schicken und das Gefühl zu haben, man habe viel gearbeitet. Eigentlich hat man damit sowohl seine eigene Zeit als auch die von anderen Menschen nutzlos verschwendet. Den Nutzen der Digitalisierung sieht man zum Beispiel in den verschiedenen Diensten, mit denen man kurze Texte schnell verteilen kann. Sie gibt uns also die Möglichkeit, uns konzentriert auszudrücken. Diese Möglichkeit auch sinnvoll zu nutzen, bleibt allerdings noch lange unsere Herausforderung.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 7

Ausgezeichnet

Ideen finden Anwendung Der CeBIT Innovation Award 2017

Die Preisverleihung des CeBIT Innovation Award 2016

Fotos: Peecheey.com · Ministerin Prof. Dr. Johanna Wanka: Stef fen Kugler/Presse- und Informationsamt der Bundesregierung · Preisverleihung: Ralf Hansen

Ob „smarte“ Zeitmesser, „mitlenkende“ PKW oder Online-Unterstützer im Haushalt: Unser Alltag ist immer stärker geprägt von digitalen Innovationen. Eine Entwicklung, die den Bedarf an möglichst nutzerfreundlichen IT-Anwendungen hervorruft. Bereits zum fünften Mal verleihen das Bundesforschungsministerium und die Deutsche Messe AG 2017 daher den mit insgesamt 100.000 Euro dotierten CeBIT Innovation Award. Forschung und Entwicklung aus Deutschland setzen auch im IT-Bereich Maßstäbe. Digitale Innovationen, die durch ihr Design und ihre Nutzerfreundlichkeit überzeugen, sind jedoch bis heute vielfach unterrepräsentiert. Dabei ist die einfache Bedienbarkeit von IT-Systemen ein entscheidender Faktor für Markterfolg und Einsatzintensität. Mit dem CeBIT Innovation Award fördern Ministerium und Messe die Entwicklungs- und Gestaltungskompetenz und sichern den Ausbau des bereits vorhandenen Potentials. Im Vordergrund steht die gute Einsatzfähigkeit in der Praxis.

Innovative Entwicklungen sichtbar machen Der Wettbewerb richtet sich an akademisch qualifizierte Nachwuchsforscherinnen und -forscher sowie Nachwuchsentwicklerinnen und -entwickler. Die Teil-

Gewinner die Möglichkeit, sich auf der weltweit größten Computermesse vorzustellen. Der erste Preis wird im Rahmen der CeBIT Welcome Night auf großer Bühne vor einem prominenten Auditorium verliehen. Alle Preisträgerinnen und Preisträger stellen darüber hinaus ihre Innovationen publikumswirksam am „Nutzerfreundlichkeit steht beim CeBIT Messestand des BMBF vor. Innovation Award an erster Stelle. Bei diesem Wettbewerb kommt es auf Technik Auf dem Weg zum an, die auf einfachste Nutzung ausgerichCeBIT Innovation tet ist. Je stärker wir uns auf die Technik Award 2017 verlassen, umso wichtiger ist, dass sich die Technik dem Menschen anpasst – und Zeitgleich mit der Preisvernicht umgekehrt.“ leihung des CeBIT Innovation Award 2016 starteProf. Dr. Johanna Wanka, te die Bewerbungsphase Bundesministerin für Bildung und Forschung 2017. Bis zum 15. Juni werbssieger aus, deren Anwendungsge- 2016 können die Nachwuchsforschebiete vom Klettertraining über die sichere rinnen und -forscher ihre innovativen Verschlüsselung bei der Nutzung von Ideen einreichen. Interviews mit den Cloud-Diensten bis hin zur dialogorien- Preisträgerinnen und Preisträgern der tierten Gestaltung von Wartephasen an Vorjahre sowie weitere InformatioVerkehrsampeln reicht. Und der Gewinn nen zum Wettbewerb finden Sie unter kann sich sehen lassen: Neben dem www.cebitaward.de Preisgeld haben die Gewinnerinnen und nehmenden können sowohl im Bereich Informatik als auch in Spezialisierungen wie Computergrafik, Datenfusion, Design oder Usability tätig sein. Die Jury unter Vorsitz der Berliner Designforscherin Prof. Dr. Gesche Joost wählte auch im Jahr 2016 drei Ideen als Wettbe-


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 8

Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen Mit viel Kreativität, Leidenschaft und Einfallsreichtum entwickeln Menschen in Deutschland zum Thema „NachbarschafftInnovation“ Lösungen für die Herausforderungen von morgen.

Bewerbungsprozess

Jury und Fachbeirat sind am Zug Was bedeutet eigentlich Nachbarschaft im Jahr 2016? Bis zum 3. März konnten kreative und engagierte Menschen Antworten auf diese Frage geben und ihre innovativen Projekte im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ einreichen. Nun beginnt die spannende Phase, denn am 31. Mai werden die 100 Preisträger bekannt gegeben. 17 Experten aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft haben nun die Aufgabe, unter allen eingereichten Bewerbungen die 100 Siegerprojekte auszuwählen. Unterstützt wird die Jury dabei auch in diesem Jahr von einem Fachbeirat, dessen Kompetenzen auf das Wettbewerbsthema zugeschnitten sind. Bereits im Februar trafen sich die Mitglieder zu einer Auftaktrunde, in der das Thema detailliert besprochen und erste inhaltliche

Fragen geklärt wurden. In einer lebhaften Diskussion des Fachbeirats wurden auch einzelne Facetten des Themas durchleuchtet und mögliche Schwerpunkte gesetzt. Einig waren sich alle sechs Fachbeiräte schon jetzt: Die Spannung ist groß, welche Projekte sich am Ende zu den 100 „Ausgezeichneten Orten im Land der Ideen“ zählen dürfen.

Marc Winkelmann, Chefredakteur des Wirtschafts- und Gesellschaftsmagazins enorm

Alle weiteren Bilder: Deutschland – Land der Ideen/Bernd Brundert

Fotos: Maria Reinisch – Siemens AG Pressebilder/Presspictures (Fotograf: Andreas Schoelzel)

„Wirtschaft. Gemeinsam. Denken“ – das ist der Ansatz des Magazins enorm, gegründet unter anderem von Marc Winkelmann, der seit 2013 Chefredakteur ist. Als freier Journalist hat er bereits in den Jahren davor für zahlreiche Zeitungen und Magazine gearbeitet wie zum Beispiel Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt oder Tagesspiegel. Bei der Definition von Projekten, denen nachhaltiges Wirtschaften in gemeinschaftlichen Strukturen gelingt, darf sich die Jury auf die Expertise von Marc Winkelmann freuen.

Maria Reinisch, Vorsitzende der Initiative „Meine Energie für meine Stadt“ und Geschäftsführerin der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler Die Energiewende intelligent zum Erfolg zu bringen ist ihr Thema: Maria Reinisch, Geschäftsführerin der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, hat die Initiative „Meine Energie für meine Stadt“ gemeinsam mit Top-Managerinnen aus unterschiedlichen Unternehmen und Institutionen gegründet. Ziel ist es, die Verbraucher in den Vordergrund zu stellen und verfügbare Windund Sonnenenergie flexibel zu nutzen, statt Windräder zwangsweise abzuschalten und dafür auch noch Milliarden zu bezahlen. Intelligenter Verbrauch ist das Stichwort. Die Auswahl von Preisträgern insbesondere aus der Kategorie Umwelt profitiert sicherlich von der fachkundigen Beurteilung durch Maria Reinisch.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 9

Prof. Dr. Andreas Heinecke, Honorarprofessor für Social Business, Geschäftsführer der Dialogue Social Enterprise GmbH, Hamburg und erster Ashoka-Fellow in Westeuropa Bei Preisträgern insbesondere aus dem Bereich sozialer Geschäftsideen können sich die Wettbewerbsinitiatoren über den Input von einem erfolgreichen und anerkannten Sozialunternehmer freuen. Mit dem Ausstellungskonzept „Dialog im Dunkeln“, in dem blinde Guides nicht-blinden Besuchern einen Perspektivwechsel ermöglichen, bewies Prof. Dr. Heinecke Ende der 1980er Jahre sein Gespür für die unternehmerische und innovative Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen. Er studierte Geschichte und Literatur und promovierte in Philosophie. Seit 2011 ist er Honorarprofessor für Social Business an der European Business School. Zahlreiche Auszeichnungen belegen den Erfolg seines Unternehmertums.

Christine Bleks, Mitgründerin und Vorstandsvorsitzende des Tausche Bildung für Wohnen e.V., „Ausgezeichneter Ort 2013“ und Bundessieger in der Kategorie Bildung Geboren und aufgewachsen im Ruhrgebiet, arbeitet Christine Bleks auch heute noch in ihrer Heimatregion. Im Zentrum steht dabei der Stadtteil Duisburg-Marxloh, in dem das von ihr gemeinsam mit Mustafa Tazeoğlu gegründete Projekt „Tausche Bildung für Wohnen“ umgesetzt wird. Der Verein stellt kostenlosen Wohnraum für junge Bildungspaten in Duisburg-Marxloh zur Verfügung, die sich im Gegenzug intensiv um benachteiligte Kinder des Stadtteils kümmern. Auch ehrenamtliche Unterstützer sind Teil von „Tausche Bildung für Wohnen“. Ab sofort steht das Projekt für Flüchtlinge, Asylbewerber und engagierte Bürger im Ruhestand offen. Die Ziele des mehrfach preisgekrönten Sozialunternehmens mit Modellcharakter sind es, die Chancengleichheit und Stärken von Kindern aus benachteiligten Verhältnissen zu verbessern, jungen Menschen ein lebensnahes, soziales Betätigungsfeld zu bieten und dadurch positiv in schwierige Stadtviertel hinein zu wirken. Im Wettbewerbsjahr 2013/14 erhielt das Projekt im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ die Auszeichnung als Bundessieger. Seit 2015 führt Bleks die Geschäfte des Vereins allein.

Daniel Bartel, Gründer und Corporate Startup-Coach bei MAK3it, Redner und Experte zur Share Economy & Innovation Entrepreneur, Design Thinker und Sharing Economy-Experte: Das ist Daniel Bartel. Gebürtig aus Nordrhein-Westfalen lebt er mittlerweile in Stuttgart. Nach einem Dualen Studium bei IBM arbeitete er in verschiedenen Start-ups. Als Coach ist er in der Gründerszene tätig und bringt dort seine Erfahrungen zum Thema Sharing Economy ein. Er organisiert innovative Veranstaltungen wie das Leancamp oder den Business Innovation Hackathon. Vor allem seine Kenntnisse der Start-up-Szene werden für die Jury bei der Auswahl von Preisträgern in der Kategorie Wirtschaft sicherlich von großem Wert sein.

Van Bo Le-Mentzel, Gründer, Architekt, Designer der Hartz 4-Möbel, Gastprofessor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg Mit wenig Geld stilvolle Möbel bauen – das macht der Architekt Van Bo Le-Mentzel vor. Seine sogenannten Hartz-4-Möbel umfassen mittlerweile Stuhl, Sessel, Schlafsofa, Regal und Tisch. Auch eine ganze Hartz-IV-Wohnung hat der Designer bereits entworfen und 2010 im Rahmen des Internationalen Design-Festivals (DMY) in Berlin vorgestellt. 2015 hatte er eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg inne. Partizipation und Bildung bilden die Schwerpunkte seiner Arbeit. Deshalb engagiert Le-Mentzel sich bei der Initiative „DeutschPlus“ und gründete mehrere Bildungsinitiativen wie beispielsweise „Schooltalks.de“ oder „Openschoool.org“. Sein neuestes Projekt ist das Flüchtlingsprogramm „Tinyhouse University“.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 10

Zwischen Zeche und Zukunft

Fotos: Lachende Menschen – Deutschland – Land der Ideen/Simon Büttner · NRW Tourismus

Nordrhein-Westfalen befindet sich inmitten einer industriellen Revolution, die von Unternehmen aller Branchen bereits aktiv gestaltet wird. Mit der Fortführung des Wettbewerbs „NRW-Wirtschaft im Wandel“ wollen die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Rheinische Post gemeinsam mit der Deutschen Bank und PricewaterhouseCoopers die vielfältigen Facetten des anhaltenden Strukturwandels sichtbar machen und den zahlreichen kreativen und innovativen Unternehmen im Westen eine Bühne bereiten. Wo einst rauchende Schlote und graue Zechensiedlungen das Bild der wirtschaftlichen Kernregion Deutschlands dominierten, entwickelt sich seit Jahrzehnten ein moderner und vielfältig aufgestellter Wirtschaftsstandort. Dabei fordert und fördert der andauernde Strukturwandel von Unternehmen aller Branchen kreative Strategien, den Einsatz neuer Technologien und die dynamische Anpassung von Produktionsbedingungen. Diese Kreativität wird durch den Wettbewerb „NRW – Wirtschaft im Wandel“ transparent und soll zur Nachahmung anregen. Ab sofort können sich wieder innovative Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen bewerben. Gesucht werden engagierte Impulsgeber, die den industriellen Transformationsprozess des Bundeslandes vorantreiben. Ob traditionsreicher Großkonzern oder aufstrebender Mittelständler: Mit dem Wettbewerb, der bereits zum zweiten Mal unter der Schirmherrschaft von Wirtschaftsminister Garrelt Duin steht, wollen die Initiative „Deutschland –

Land der Ideen“, die Rheinische Post und die Deutsche Bank den Vorreitern des Wandels eine öffentliche Bühne bereiten und die Innovationskraft des Standortes sichtbar machen. Als neuer Partner wird die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) den Wettbewerb unterstützen. Zu den Preisträgern, die die Ehrung im vergangenen Jahr aus den Händen von Garrelt Duin entgegennehmen durften, zählte beispielweise die Altana AG, die sich in den vergangenen Jahren erfolgreich von einem Chemiemischkonzern zu einem Fachspezialisten in Sachen Lack- und Kunststoffverarbeitung wandeln konnte. Andrea Neumann, Leiterin Unternehmenskommunikation der Altana AG, nahm die Urkunde in Düsseldorf stellvertretend entgegen: „Es ist natürlich vor allem eine Auszeichnung für unsere Mitarbeiter. Das sind die Menschen, die den Erfolg von Altana prägen und darüber freuen wir uns.“ Doch auch Unternehmen vieler anderer Branchen konnten sich mit beeindruckenden Transformationsprozessen gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Roland Schüren, Inhaber der Bio-Bäckerei Schüren aus Hilden, beschreibt: „Wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess, der auch weiterhin stattfindet: Neben der reinen Herstellung wollen wir auch die Auslieferung besonders energieeffizient und CO2-neutral gestalten. Die Auszeichnung motiviert und spornt an, mit Elan weiter zu gehen.“ Engagierte Unternehmen, die den Transformationsprozess bereits erfolgreich gemeistert haben, können sich noch bis zum 10. April 2016 unter www.nrw-wirtschaft-im-wandel.de bewerben. Die Preisträger erhalten im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung eine Auszeichnung von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. In einer großen Porträtserie in der Rheinischen Post wird ihr vorbildliches Vorangehen darüber hinaus der Öffentlichkeit vorgestellt.


Fotos: Garrelt Duin – Hojabr Riah · v.l.n.r.: Institut der deutschen Wirtschaf t Köln e.V., Thomas Ollendorf, Bundesagentur für Arbeit, Andreas Endermann, Evonik, Stephan Brendgen, Bildschön, Maria Schulz, Deutschland – Land der Ideen, Tim Wegner, Henkel AG, Robert Poorten, Kirchhof f Group, Simin Kianmehr

www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 11

„Wie kaum eine andere europäische Wirtschaftsregion verfügt Nordrhein-Westfalen über einen gesunden Mix aus leistungsstarken Großunternehmen und innovativen mittelständischen Firmen. Gleichzeitig gibt es in unserem Land eine der höchsten Hochschuldichten weltweit, ergänzt durch zahlreiche Forschungseinrichtungen von Weltrang. Wir haben also allerbeste Voraussetzungen, bei der Digitalisierung der Wirtschaft ganz vorne mitzuspielen. Wenn wir die Stärke unseres Wirtschaftsstandortes erhalten und sogar ausbauen wollen, müssen wir die Unternehmen unseres Mittelstands mitnehmen in die digitale Zukunft – und dieser Wettbewerb soll dazu einen Beitrag leisten.“

Expertise für die Innovationsstärke NordrheinWestfalens Garrelt Duin, NRW-Wirtschaftsminister sowie Schirmherr und Jurymitglied des Wettbewerbs

Die Experten-Jury auf einen Blick Die hochkarätig besetzte Fachjury besteht aus Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Gemeinsam wählen sie aus allen Bewerbungen 20 Preisträger aus, die mit ihren Transformationsprozessen den Strukturwandel meistern und die Zukunftsfähigkeit des Standorts Nordrhein-Westfalen in besonderer Weise repräsentieren.

Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor und Mitglied des Präsidiums, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG, Europa und Technik

Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit

Dr. Karl Hans Arnold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH

Dr. Klaus Engel, Vorstandsvorsitzender der Evonik Industries AG

Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V.

Uwe Rittmann, Verantwortlicher für die Betreuung von Familienunternehmen und Mittelstand in NRW, PricewaterhouseCoopers

Lutz Goebel, Geschäftsführender Gesellschafter Henkelhausen GmbH & Co. KG, Präsident DIE FAMILIENUNTERNEHMER

Ariane Derks, Head of CSR, thyssenkrupp AG

Martin Renker, Sprecher der Geschäftsleitung Nordwest, Deutsche Bank AG

Dr. rer. nat. Simone Bagel-Trah, Vorsitzende des Aufsichtsrats und des Gesellschafterausschusses der Henkel AG & Co. KGaA sowie Vorsitzende des Aufsichtsrats der Henkel Management AG

Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf

Arndt Kirchhoff, Managing Partner and CEO KIRCHHOFF Holding

Prof. Dr. Klemens Skibicki, Mitgründer von Convidera Strategieberatung für digitale Transformation


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 12

„Georgien kann Brücke zwischen Europa und Asien sein“

Foto: Auswärtiges Amt

Auf Initiative von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier empfing „Deutschland – Land der Ideen“ im Oktober letzten Jahres eine georgische Delegation in Berlin. Auf dem Programm stand der Fachaustausch zum Thema „Standortmarketing“ und die Vernetzung von Akteuren aus den Bereichen „Nachhaltige Landwirtschaft“ und „Nachhaltiger Tourismus“. Der Gegenbesuch einer deutschen Delegation zur Vertiefung der Wirtschaftskooperationen fand im Dezember statt. Im Interview sprechen Bundesaußenminister Steinmeier und der georgische Ministerpräsident Giorgi Kwirikaschwili über Stärken und Herausforderungen für das Land im Kaukasus. Welche Stärken hat Georgien für den deutschen Markt und deutsche Investoren? Giorgi Kwirikaschwili: Die jüngsten Reformen haben ein liberales, stabiles, sicheres und korruptionsfreies Geschäftsumfeld etabliert, das Georgien neben der günstigen geographischen Lage zu einem attraktiven Investitionsstandort macht. Das bestätigen auch die Führungspositionen in vielen internationalen Rankings. Das gute Geschäftsklima ist durch ein einfaches Steuersystem und die Zollverwaltung, die korruptionsfreie und geschäftsorientierte Regierung sowie einen stabilen Bankensektor und Doppelbesteuerungsabkommen mit 44 Ländern gekennzeichnet. Die wichtigsten Wirtschaftssektoren, in die direkte ausländische Investitionen fließen, sind Energie, Industrie, Landwirtschaft, Tourismus, chemische Industrie, Lebensmittelverarbeitung, Transport, Finanzsektor und Logistik. Frank-Walter Steinmeier: Georgien liegt geografisch in einer strategischen Position.

Das Land kann Brücke sein zwischen Europa, Asien und der Türkei – und ist dabei nur drei Flugstunden von uns entfernt. Das EU-Assoziierungsabkommen ist ein Meilenstein bei der Zoll- und Rechtsangleichung, der von deutschen und europäischen Investoren genutzt werden kann. Seit der Unabhängigkeit 1992 hat sich Georgien bemerkenswert entwickelt und verändert. Heute hat es eine gut ausgebildete und weltoffene Bevölkerung, die mehrere Sprachen beherrscht und in Richtung Europa schaut. Gar nicht zu reden von dem wunderbaren südlichen Klima, fruchtbaren Böden und einer jahrtausendealten Weintradition. Welche Schwachpunkte müssen noch gemeinsam überwunden werden? Frank-Walter Steinmeier: Selbstverständlich steht Georgien noch immer vor großen Herausforderungen. Die wirtschaftliche Integration zwischen den Ländern im Südkaukasus bleibt insgesamt unter ihren Möglichkeiten. Auch der Austausch mit Russland, mit Zentralasien und dem sich

öffnenden Iran sollte ausgebaut werden. Manche Investoren klagen auch über einen Mangel an Fachkräften oder unzureichende Rechtssicherheit. Gerade in diesen Feldern kann Deutschland Lösungen anbieten und tut es auch im Rahmen der Entwicklungspolitik. Heute können Investoren aus Deutschland sowohl von georgischer als auch von deutscher Seite erstklassig beraten und unterstützt werden. Giorgi Kwirikaschwili: Die Wirtschaftspolitik der georgischen Regierung zielt auf die Entwicklung eines freien, fairen, umfassenden und nachhaltigen Marktes. Zur Schaffung des freien Wettbewerbs, zum Schutz des geistigen und privaten Eigentums sowie zur Gewährleistung des freien Zugangs zum Justizsystem führen wir zur Zeit umfassende rechtliche und institutionelle Reformen durch. Ein zentrales Element ist die Aktivierung unseres Exportpotentials und damit einhergehend die Förderung des Zugangs für regional produzierte Waren zu den ausländischen Märkten. Damit die in Ge-


www.land-der-ideen.de / März 2016

orgien produzierten Waren vollständig die Anforderungen der europäischen Verbraucher erfüllen, tauschen wir uns mit unseren europäischen Partnern aus, um von ihren Erfahrungen zu lernen.

Foto: Karte – Shutterstock/Jktu_21

Was hat der Fachaustausch zum Standortmarketing mit der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ bislang für Georgien erarbeitet und wie soll darauf aufgebaut werden? Giorgi Kwirikaschwili: Wir begrüßen die Bemühungen der deutschen Regierung sehr, da es unser Ziel ist, mehr deutsche Investoren anzuziehen. Daher hoffe ich, dass das gemeinsame Projekt des Auswärtigen Amtes und der Initiative „Deutschland – Land der Ideen” einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unserer Wirtschaftssektoren Energie, Land-

wirtschaft, Tourismus und vieler anderer Bereiche leisten wird. Die deutsch-georgischen Beziehungen umfassen außer den engen wirtschaftlichen Beziehungen auch viele andere Bereiche. Es ist kein Zufall, dass wir 2017 zum Jahr der deutsch-georgischen Freundschaft erklärt haben, da wir in diesem Jahr zugleich den 200. Jahrestag der Ankunft schwäbischer Siedler in Georgien feiern. Mit großer Freude verfolge ich die Vorbereitungen für die verschiedenen kulturellen Veranstaltungen. Frank-Walter Steinmeier: Georgien verfügt wie Deutschland über eine große

Seite 13

Vielfalt an Verbänden, Kammern, Firmen und staatlichen Stellen, die im Standortmarketing aktiv sind. Hier könnte ich mir noch mehr Zusammenarbeit und Synergieeffekte vorstellen. In Vorbereitung der Kampagne von „Deutschland – Land der Ideen“ zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land haben wir selbst gesehen, wie wichtig es ist, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und gemeinsam für einen erfolgreichen Auftritt des Landes arbeiten. Die Buchmesse 2018 mit Georgien als Gastland bietet eine einzigartige Gelegenheit zur Präsentation, die unbedingt genutzt werden sollte.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 14

INNOVATIONSKRAFTWERK Die webbasierte Open Innovation Plattform widmet sich Problemlösungsprozessen aus unterschiedlichsten Perspektiven.

Nachgefragt

„Indische Umweltpolitik hat globale Auswirkungen“

Dr. Alexander P. Hansen, DFG-Direktor Indien und Vorsitzender des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) Indien

Fotos: DWIH New Delhi · pzAxe/Shutterstock

Die Wirtschaft in Indien wächst rasant – und mit ihr die Müllberge in den indischen Städten. Gewässer, Böden und Luft sind verschmutzt und belasten Mensch, Umwelt und Klima. Der nachhaltige Umweltschutz Indiens ist eine nationale sowie globale Herausforderung. Im Rahmen der internationalen Kampagne „Shaping the Future – Building the City of Tomorrow“ ruft deshalb das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ einen deutsch-indischen Ideenwettbewerb auf der Open Innovation Plattform Innovationskraftwerk aus. Vom 27. April bis 10. Juni 2016 werden unter der Fragestellung „Vom Abfall zum Wertstoff – Wie machen wir Gold aus Müll?“ nachhaltige Ideen gesucht. Vor dem Start sprachen wir mit dem Vorsitzenden des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses in Neu-Delhi und DFG-Direktor Indien Dr. Alexander P. Hansen über das Thema. Bei dem Wettbewerb „Vom Abfall zum Wertstoff – Wie machen wir Gold aus Müll?“ werden Lösungen für das Entsorgungsproblem in Indien gesucht. Warum ist dieses Thema dort eine Herausforderung? Indien ist ein Land mit über 1,2 Milliarden Menschen, von denen eine zunehmende Anzahl in Megacities mit Einwohnerzahlen im zweistelligen Millionenbereich lebt. Daraus ergibt sich automatisch ein riesiges Abfallentsorgungsproblem. Das Konzept des weitgehenden Recycling, wie es in Deutschland erfolgreich praktiziert wird, hat sich in Indien noch nicht durchgesetzt. Auch ist das Konzept, Abfall als Wertstoff wieder zu nutzen, bisher noch nicht im großen Umfang angenommen worden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Klar ist jedenfalls, dass dieses Problem angegangen werden muss, um die indischen Metropolen lebens-

werter zu machen, Ressourcen besser zu nutzen und um eine nachhaltige städtische Entwicklung in Indien zu ermöglichen. Aufgrund der Bevölkerungszahl des Landes ist eine nachhaltige Müllentsorgung in indischen Metropolen sogar global von Bedeutung. Der Wettbewerb richtet sich an deutsche und indische Ideengeber. Was wünschen Sie sich für die deutsch-indische Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung? Wenn globale nachhaltige Entwicklung erreicht werden soll, geht dies nur unter Einbeziehung Indiens, da innerinDie DWIH sind Teil der Globalidische Umweltpolitik immer sierungsstrategie der deutschen grenzüberschreitende oder Bundesregierung und der sogar globale AuswirkunInitiative Außenwissenschaftsgen hat. Deutsch-indische politik des Auswärtigen Amts; wissenschaftliche Zusamsie bieten eine Plattform für die menarbeit ist vor diesem deutsche Forschungs- und InnoHintergrund wichtig, und vationslandschaft und präsendeutsche Wissenschaftler tieren die Errungenschaften der können ebenso viel von den deutschen Wissenschaft und der vielen gut ausgebildeten inauf Forschung basierenden Undischen Wissenschaftlern in ternehmen. Gleichzeitig dienen Kooperationen profitieren sie der Förderung von Zusamwie umgekehrt. Eine Intenmenarbeit mit Deutschland und sivierung der Zusammenarden in Deutschland ansässigen beit um fachliche, interdisinnovativen Organisationen. ziplinäre oder auch global Die DWIH sind vertreten in relevante Probleme zu löNeu-Delhi, Moskau, New York, sen, ist daher in höchstem São Paulo und Tokio. AußerMaße wünschenswert und dem gibt es in Kairo ein Deutwird sich für beide Länder sches Wissenschaftszentrum. positiv auswirken.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 15

Janadriyah

Dialog in der Wüste

Fotos: Deutsche Botschaf t Riad

2016 war für das traditionsreiche Janadriyah Festival ein besonderes Jahr. Zum 30. Mal jährte sich das wichtigste und populärste Kulturereignis im Königreich Saudi-Arabien, bei dem sich saudische Regionen und Institutionen der Öffentlichkeit vorstellten. Auf einem riesigen Gelände in der Wüste vor der Stadt Riad zog das Festival vom 3. bis zum 19. Februar über 1.000.000 Besucher an. Deutschland hatte die Möglichkeit, sich als Gastland zu präsentieren. Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut und verschiedenen Wirtschaftspartnern hat die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ einen ganzheitlichen Auftritt Deutschlands realisiert. Der Deutschland-Pavillon erfreute sich großer Beliebtheit und zog während des Festivals rund 400.000 Besucher an. Unter dem Motto „Innovation hat Tradition“ gestaltete Deutschland einen 2.000 Quadratmeter großen Pavillon und bot Einblicke in deutsche Städte, Lebenswelten und gesellschaftliche Strukturen. Entlang einer „deutschen Straße“, die sich architektonisch vom Mittelalter mit seinen Fachwerkfassaden bis zur Neuzeit zog, wurden Innovationen, Produkte und kulturelle Bestandteile des deutschen Lebens vorgestellt – verwurzelt in Tradition, umgesetzt mit innovativster Technologie. Besucher lernten anhand von interaktiven Exponaten, die von den Wirtschaftspartnern gestellt wurden, Aspekte des Lebens in Deutschland kennen und erlebten moderne Infrastruktur, neueste Trends aus Bildung und moderner Arbeitswelt und deutsche Kulinarik. Auch kulturübergreifende Themen wie Fußball, Mode und UNESCO-Weltkulturerbestätten fanden im Pavillon ihren Platz. Mit Ausstellungsinhalten des Museums für Islamische Kunst wurde die Jahrhunderte dauern-

de Freundschaft zwischen Orient und Okzident hervorgehoben. Auszüge aus dem deutschen Grundgesetz verdeutlichten im deutschen Pavillon den Stellenwert der Menschenrechte. Das vom Goethe-Institut realisierte Kulturprogramm mit Musik, Sport, Street-Art und Akrobatik rundete den ganzheitlichen Auftritt Deutschlands als Gastland ab. Mit der Entscheidung, der Einladung nach Riad zu folgen, konnte ein großes Publikum, zu dem auch viele jüngere Menschen, Frauen und Kinder zählten, erreicht werden. Der intensive kulturelle Austausch zwischen den beiden Ländern hat auch für die Fortführung der bilateralen Beziehungen und Diskussionen auf politischer Ebene einen hohen Stellenwert. Deutschland kann auf einen gelungenen Auftritt zurückblicken, der von den begeisterten Besucherinnen und Besuchern gelebt hat. Weitere Informationen zum Festival finden Sie hier: www.riad.diplo.de

Deutschland präsentierte sich in Riad als Wirtschafts-, Wissenschaftsund Kulturstandort, der innovative Lösungen und kreative Ideen für die Herausforderungen der Zukunft bietet.

Eine Ausstellung informierte über Frauen in Wissenschaft und Technik.


www.land-der-ideen.de / März 2016

Seite 16

Termine im Land der Ideen Obama eröffnet Hannover Messe In diesem Jahr sind die Vereinigten Staaten von Amerika das Partnerland der weltweit wichtigsten Industriemesse. Präsident Barack Obama wird gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hannover Messe eröffnen. Rund 5.000 Unternehmen aus 70 Ländern werden in der niedersächsischen Landeshauptstadt zum Leitthema „Integrated Industry – Discover Solutions“ ihre Innovationen präsentieren. Fragen nach der smarten Fabrik, Industrie 4.0 oder der intelligenten Energieerzeugung bestimmen das Programm. Als besonderes Angebot wird auch in diesem Jahr wieder die Tec2You, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, über berufliche Möglichkeiten in den unterschiedlichen Hightech-Branchen informieren. Hannover, 25. bis 29. April 2016. www.hannovermesse.de

Fotos: Dresden – Quirin Leppert/Wissenschaf t im Dialog · Bautzen – Sorbisches National-Ensemble

Originelle Unterrichtskonzepte gesucht

Neue Konzepte und kreative Ideen für den MINT-Unterricht werden im Rahmen des Science on Stage Festivals in Berlin präsentiert. Wer sein originelles Unterrichtsprojekt aus den Bereichen Chemie, Physik, Biologie, Mathematik, Technik oder Informatik präsentieren möchte, kann sich noch bis zum 10. Mai bewerben. Das Festival selbst findet vom 18. bis zum 20. November statt. Die überzeugendsten Projekte dürfen dann 2017 am Europäischen Science on Stage Festival in Ungarn teilnehmen. Science on Stage ist ein gemeinnütziger Verein und gehört zu den „Ausgewählten Orten 2010“. Sein Ziel ist der europäische Austausch und die Vernetzung zwischen naturwissenschaftlichen Lehrkräften. Bundesweit, Bewerbung bis 10. Mai 2016. www.science-on-stage.de

Auf nach Europa In insgesamt acht brasilianischen Städten wird die „Study in Europe Road Show“ im April Station machen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) organisiert dieses Angebot zusammen mit Campus France und Nuffic. Die Besucher erwartet eine Reihe von Messen und Vorträgen. Nationale Bildungsagenturen und Universitäten aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark und weiteren europäischen Ländern werden vertreten sein und beraten zum Studien- und Forschungsstandort Europa. 4. bis 15. April 2016, Brasilien. www.dwih.com.br

Warten ohne Langeweile Die Mitmach-Ausstellung ScienceStation besucht mit dem Thema Meeres- und Ozeanforschung deutschlandweit die Bahnhöfe. Station gemacht wird beispielsweise in München, Frankfurt, Mainz, Erfurt oder Köln. Die Besucher können sich die Wartezeit mit den interessanten Inhalten zu den Weltmeeren vertreiben und auch eigenständig experimentieren. Neben der Tour durch Deutschland werden im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2016 noch zahlreiche andere Formate das Thema Meere und Ozeane aufgreifen. Dresden, 23. Mai 2016. www.wissenschaft-im-dialog.de

Zu Besuch im Märchenwald Das Sorbische National-Ensemble („Ausgezeichneter Ort 2013“) bietet mit dem musikalischen Märchen „Das listige Füchslein“ ein interaktives Stück für die jüngsten Theaterbesucher. Kinder ab vier Jahren können die Geschichte des schlauen Füchsleins und seinen Abenteuern ansehen und auch aktiv mitgestalten. Bautzen, 22. Mai 2016. www.sne-bautzen.de

Impressum Deutschland – Land der Ideen Land der Ideen Management GmbH Charlottenstraße 16 10117 Berlin Tel.: +49 30 - 206 459 - 0 Fax: +49 30 - 206 459 - 168 E-Mail: kontakt@land-der-ideen.de www.land-der-ideen.de

V.i.S.d.P.: Ariane Derks Redaktion: Presseteam Land der Ideen Management GmbH Gestaltung: Jutta Schlotthauer

Melden Sie sich für den Newsletter im PDF-Format gern auf unserer Webseite an: www.land-der-ideen.de/newsletter

Besuchen Sie uns auf Facebook, Twitter & Youtube!

facebook.com/ deutschland.landderideen twitter.com/ Land_der_Ideen Youtube.com/ landderideen


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.