WeltraumMission: Deutschlands Elfter im All - Sondernewsletter Mai/Juni 2014

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Neues aus dem

Sondernewsletter Mai/Juni 2014

Land der Ideen

WeltraumMission

Deutschlands Elfter im All


www.land-der-ideen.de / Sondernewsletter Mai/Juni 2014

Holger Lösch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie e. V. und Aufsichtsratsvorsitzender der Land der Ideen Management GmbH

Liebe Leserinnen und Leser, sicher erinnern auch Sie sich noch an das Sommermärchen im Jahr 2006. Die Fußball-WM markierte damals in Deutschland einen Wendepunkt, war sie doch der Auslöser eines neuen, positiven Nationalgefühls. Gleichzeitig hat das gesellschaftliche Großereignis den Anstoß gegeben, das Image unseres Landes im In- und Ausland nachhaltig zu verändern und die Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ zu gründen. Seither hat die Initiative über verschiedene Projekte und mit wichtigen Partnern einen wertvollen gesamtgesellschaftlichen Beitrag für Deutschland geleistet. Dabei hat sie stets viele gute Ideen präsentiert, die hierzulande überall entstehen – aber nicht immer an einen Ort gebunden sein müssen, wie der deutsche Astronaut Alexander Gerst in diesen Tagen beweist. Er nimmt eine große Herausforderung an und forscht für Deutschland auf der Internationalen Raumstation ISS. Mit seinem Engagement leistet er einen wichtigen Beitrag für die Nachwuchsförderung und die Zukunftsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland, schließlich ist die Branche ein zentraler Innovationstreiber und Wirtschaftsmotor unseres Landes. Der Fußballweltmeisterschaft und der Weltraummission widmen wir daher diese Sonderausgabe.

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Experimente im All für Innovationen auf der Erde Wenn am 28. Mai die ESA-Mission „Blue Dot“ startet, beginnt nicht nur für den 11. deutschen Astronauten eine sechsmonatige Reise ins Weltall – es ist auch ein weiterer Meilenstein für die deutsche Luft- und Raumfahrt. Der Geophysiker Alexander Gerst (38) wird an Bord der Internationalen Raumstation ISS naturwissenschaftliche Experimente durchführen und somit für wichtige Innovationen auf der Erde sorgen. Die Mission zeigt, dass Raumfahrt einen wichtigen Beitrag für das Leben der Menschen leistet und mit ihren internationalen Kooperationen Wachstumsmotor und Innovationstreiber ist.

Raumfahrtnation Deutschland Die Raumfahrt begeistert auch viele junge Menschen. Ihnen Lust auf die Branche zu machen, war auch das Anliegen von Reinhold Ewald bei der Aktionsplattform „Tec2You“. Dort sprach der Astronaut mit dem Techniknachwuchs und erklärte, wie es sich als Raumfahrtexperte lebt und arbeitet. Ein zukunftsträchtiger Beruf, bestätigt Brigitte Zypries, Koordinatorin für Luft- und Raumfahrt im Wirtschaftsministerium: „In der Gesamtschau ist die Lage zweifellos gut. Die Raumfahrtindustrie hat sich angesichts gestiegener Budgets in den vergangenen Jahren gut entwickelt“, sagt sie. Die Bedingungen in Deutschland seien exzellent, zudem verfüge die Branche über Forschungsnetzwerke, die international wettbewerbsfähig seien. Die ISS-Mission mit Alexander Gerst und seinem internationalen Team ist deshalb ein bedeutender Meilenstein für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Raumfahrt.

Einen Gruß aus der Heimat Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Europäische Weltraumorganisation ESA arbeiten seit mehreren Jahren zusammen. Zum Start der „Blue Dot“ übergab die Initiative Alexander Gerst einen vom Künstler Stefan Strumbel mit dem Audruck „Space of Ideas“ gestalteten Gruß aus der Heimat. Ariane Derks, Geschäftsführerin von „Deutschland – Land der Ideen“: „Deutschland ist weltweit als das Land der Ideen bekannt. Wir sind froh, dass Alexander Gerst Deutschlands Innovationsreichtum nun auch im Weltall sichtbar macht. Die internationale Mission ist vorbildlich für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Innovationen. Wir wünschen der gesamten Crew faszinierende Blicke auf die Erde und das nötige Glück bei den Experimenten.“ Warum die Mission „Blue Dot“ getauft wurde, welche Experimente Alexander Gerst auf der ISS durchführt und was er an seinem letzten Abend auf der Erde macht, erfahren Sie in dem Interview auf der nächsten Seite.

3, 2, 1 – Anstoß!

Fotos: ESA

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine spannende Lektüre.

Teamgeist: Alexander Gerst (2. v. l.) beim Training mit seinen Kollegen Samantha Cristoforetti aus Italien sowie den Russen Anton Shkaplerov und Maksim Surayev.


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„Durch dick und dünn beim Überlebenstraining“

Fotos: oben rechts: Deutschland - Land der Ideen/Roman Hänsler; unten links: Brigitte Zypries; unten rechts: Deutschland - Land der Ideen/Sebastian Gerhard

Während seines letzten offiziellen Pressetermins in Köln hat Astronaut Alexander Gerst uns verraten, wie er sich auf die sechsmonatige Reise ins All vorbereitet hat und was an seinem letzten Abend auf der Erde passiert. Welchen Stellenwert hat die Mission für den Standort Deutschland innerhalb der europäischen Raumfahrt? Deutschland ist eine Hochtechnologienation, die davon lebt, ständig neue Innovationen zu entwickeln. Das gilt auch für die Raumfahrt. Ich bin froh, meinen Teil dazu leisten zu können. Wir haben 162 Experimente an Bord und davon sind 40 mit direkter deutscher Beteiligung. Das zeigt nach wie vor, wie wichtig es ist, solche Experimente durchzuführen. Wir bringen neue Legierungen mit auf die Erde. Wir verbessern das Verständnis von Krankheiten wie Osteoporose und Arteriosklerose. Wir züchten neue Halbleiter und Proteinkristalle. All das, was das Leben hier unten weiterbringt. Gibt es einen deutschen Schwerpunkt in den Experimenten, die Sie durchführen? Wir haben natürlich schon sehr viele Experimente, die auch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt mitentworfen worden sind, zum Beispiel der Elektromagnetische Schmelzofen, den ich oben zusammenbauen und erste Tests durchführen werde. Wir arbeiten daran, dort

oben neue Legierungen zu bekommen, die wir in der Schwerelosigkeit untersuchen. Das funktioniert nur so, weil wir dafür einen geschmolzenen Tropfen von diesem Legierungsmaterial brauchen, der nirgendwo ein Randgefäß berührt – das geht auf der Erde nicht. Mit den Ergebnissen verbessern wir Computermodelle auf der Erde, um in Zukunft neue Legierungen simulieren zu können. Wie haben Sie sich denn auf den interkulturellen Austausch an Bord vorbereitet? Mit viel Training wird man darauf ganz automatisch vorbereitet. Man trainiert in fünf unterschiedlichen Ländern und Kontinenten mit Kollegen, russischen, japanischen, europäischen, amerikanischen. Und man geht durch dick und dünn beim Überlebenstraining. Da bleibt es nicht aus, dass man sich gut kennenlernt. Wir verbringen auch die Wochenenden miteinander, wenn wir in einem Trainingsort sind, und zeigen uns gegenseitig unsere Länder. Es macht Spaß und ich glaube, man ist danach auf einiges vorbereitet. Wird die Mission Ihren Blick auf die Erde allgemein verändern? Das weiß ich erst, wenn ich dort oben bin. Natürlich erfuhr ich von Kollegen, dass es den Blick auf unseren Planeten verändert. Dass es zeigt, wie zerbrechlich unser kleiner blauer Planet ist. Deshalb haben wir

„‚Weiche Landung‘ ist der Wunsch unter Astronauten – die wünsche ich ihm“, sagte Brigitte Zypries bei einem Termin in Köln.

Ausgestattet mit einem Gruß aus der Heimat: Alexander Gerst mit der Land-der-Ideen-Plakette „Space of Ideas“.

die Mission auch „Blue Dot“ genannt, um zu zeigen, dass wir eigentlich alle auf einem kleinen, blauen Raumschiff leben, das sehr zerbrechlich ist. Deswegen sollten wir besser darauf aufpassen. Wissen Sie schon, wie Sie Ihren letzten Tag vor der Abreise gestalten? Er wird relativ ruhig sein. Man hat noch einmal Zeit, seine Angehörigen zu treffen und durch eine Glasscheibe mit ihnen zu sprechen. Dann schaut man traditionell den Film „Die weiße Sonne der Wüste“, ein Kosmonautenfilm, der immer am Abend vor dem Start gezeigt wird. Und dann versucht man natürlich gut zu schlafen und geht vielleicht noch einmal draußen laufen. Und bereitet sich mental auf den Start am nächsten Tag vor. Das Interview gibt es auch als Video unter http://youtu.be/cjMUi3AFT38

Der Physiker und Astronaut Reinhold Ewald sprach auf der Tec2You mit dem Techniknachwuchs.


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Der 11. Deutsche im All – unsere Elf aus dem Land der Ideen Die Luft- und Raumfahrt hat für den Standort Deutschland eine große Bedeutung. Dies zeigt sich auch an der Vielfalt der ausgezeichneten Menschen und Projekte, die sich im Netzwerk der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ befinden, sowohl im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“, mit der Deutschen Bank als Nationaler Förderer, als auch unter den „100 Frauen von

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2 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Den Weltraumverkehr regeln: In Oberpfaffenhofen entwickeln Forscher neue Zukunftstechnologien und schicken Satelliten in den Weltraum. Weßling/ Bayern, Ausgewählter Ort 2006, www.dlr.de

Dr. Martina Neises, Ingenieurin, eine der „100 Frauen von morgen“ „Wir machen nichts anderes, als Sonnenergie zu speichern.“ Dr. Martina Neises ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Solarforschung des DLR und erforscht die Wasserstoffherstellung durch Sonnenenergie.

Karriere Center für Luft- und Raumfahrt Das fliegende Klassenzimmer der Zukunft: Im Sachsen-Anhalt lernen junge Menschen neben Physik und Mathematik auch Strömungslehre oder Flugzeugmechanik. Mitteldeutsche Innovations- und Traditions-Stiftung, Bad Bibra/Sachsen-Anhalt, Ausgewählter Ort 2008 www.mit-stiftung.de

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morgen“ befinden sich gute Ideen für die Raumfahrt. Sie zeigen: Deutschland trägt mit seiner Spitzenforschung und seinen wissenschaftlichen Köpfen entscheidend dazu bei, Zukunftstechnologien für die Luft- und Raumfahrt zu entwickeln. Wir präsentieren Ihnen hier elf von uns ausgezeichnete Wegbereiter.

RapidEye Die Nummer 1 aus dem All: Das Satellitensystem RapidEye liefert zeitnah exzellente Aufnahmen von der Erde. RapidEye AG, Brandenburg an der Havel/Brandenburg, Ausgewählter Ort 2009, www.rapideye.de

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Sonneneruptionen Warum so ungestüm? Ein Ballonteleskop liefert Forschern Details über Eruptionen auf der Sonne. Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Kaltenburg-Lindau/Niedersachsen, Ausgewählter Ort 2009, www.mps.mpg.de

Raumstationsexperiment GEOFLOW Kleine Erde mit großer Wirkung: Physiker simulieren in schuhkartongroßen Erdmodellen Strömungen im Erdkern und atmosphärische Bewegungen. Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Brandenburg, Ausgewählter Ort 2012 www.tu-cottbus.de

Global Transmission Services Himmlische Technik: Mit Funksignalen der Raumstation ISS lassen sich irdische Prozesse wie Funkuhrensynchronisation, Autodiebstahlschutz und Lokalisierungsdienste realisieren. Steinbeis Transferzentrum Raumfahrt, Gäufelden/ Baden-Württemberg Ausgewählter Ort 2009 www.tz-raumfahrt.de

Kleinsatellitenplattform TET-1 Zuverlässigkeit im Orbit: Eine Kleinsatellitenplattform ermöglicht Tests von Neuentwicklungen im All, um die technische Ausrüstung vorab zu prüfen. Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH, Berlin, Ausgewählter Ort 2011, www.astrofein.com

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Kristina Wißling, Origami-Designerin , eine der „100 Frauen von morgen“ „Vereine zwei Dinge ohne Beziehung und du bekommst das Unerwartete.“ Die Faltexpertin aus dem Sauerland ist in der Raumfahrt sehr gefragt: Mit der patentierten Miura-Ori-Faltung entwirft sie Sonnensegel für den Einsatz im All.

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Nanoskopie Tiefste Temperaturen, höchste Magnetfelder, absolutes Vakuum – ein Unternehmen entwickelt genaueste Technologien für extreme Bedingungen. attocube systems AG, München/Bayern, Ausgewählter 2008, www.attocube.com

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Dornier Museum Friedrichshafen Pioniergeist mit Tradition: Ein Museum macht 100 Jahre deutsche Luft- und Raumfahrt lebendig. Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt/Dornier Event GmbH, Friedrichshafen/Baden-Württemberg, Ausgewählter Ort 2010, www.dorniermuseum.de

Impressum Deutschland – Land der Ideen, Land der Ideen Management GmbH, Kurfürstendamm 21, 10719 Berlin · V.i.S.d.P.: Ariane Derks Redaktion: Presseteam Land der Ideen Management GmbH Gestaltung: Jutta Schlotthauer


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