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Pferdesport

Galopprennen in Frankfurt 1922

200 JAHRE GALOPPRENNSPORT IN DEUTSCHLAND

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Eine herausragende Erfolgsgeschichte

Als vor genau 200 Jahren die ersten Rennen mit Vollblütern veranstaltet wurden, konnte niemand ahnen, dass die deutschen Pferde einmal zu den Besten der Welt gehören würden.

Es ist eine echte Erfolgsgeschichte, die am 10. August 1822 in dem kleinen Städtchen Doberan, 15 Kilometer westlich von Rostock, begann. Als vor 200 Jahren auf der Doberaner Rennbahn die ersten Galopprennen mit Vollblütern veranstaltet wurden, war dies die Geburtsstunde der ältesten organisierten Sportart in Deutschland: dem Galopprennsport. Der Deutsche Turnerbund wurde erst 26 Jahre später gegründet.

Drei Tage später wurde der Doberaner Rennverein ins Leben gerufen. Sein erster Präsident war der spätere Großherzog von Mecklenburg Paul Friedrich. 1828 folgte in Berlin der nächste Rennverein, bevor es dann in den 1830er-Jahren einen regelrechten Boom an Vereinsgründungen gab. Der älteste durchgehend bestehende Rennverein ist der „Düsseldorfer Reiter- und Rennverein von 1844“. Mit den Vereinen schossen auch die Rennbahnen wie Pilze aus dem Boden – 1912 gab es im Deutschen Reich mehr als hundert. Die vielleicht berühmtesten in Baden-Baden und Berlin-Hoppegarten wurden 1858 und 1868 gebaut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Köln zur führenden Trainingszentrale, Hamburg aber war die Stadt, in der alljährlich das prestigeträchtigste Rennen, das Deutsche Derby, stattfindet. Nach der Wiedervereinigung gewann Berlin-Hoppegarten erneut stark an Bedeutung. Zum 200-jährigen Jubiläum sind laut deutschem Rennkalender (der erste wurde 1836 erstellt) 136 Renntage mit rund 1000 Rennen mit Strecken zwischen 800 und 4000 Metern geplant.

Ziel und Aufgabe der Rennvereine und Rennen war die Zuchtverbesserung der Rasse „Englisches Vollblut“, einer Kreuzung aus Stuten der engli- schen Landrassen mit orientalischen Hengsten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mit Pferden dieser Rasse, als deren offizielle Geburtsstunde das Jahr 1793 gilt, werden die meisten aller Pferderennen bestritten. Nur Pferde, deren Ahnenreihe auf das offizielle „General Stud Book“ zurückgeführt werden können, gelten als Englische Vollblüter. Schon kurz nach England begann auch in Deutschland die konsequente Vollblutzucht von Mecklenburg aus. 1842 wurde das „Norddeutsche Gestütbuch“ herausgegeben. Darin aufgelistet waren 242 Personen, die mit 779 Vollblutstuten züchteten. Fünf Jahre später wurde das erste „Allgemeine Deutsche Gestütbuch“ veröffentlicht. Die meisten der Züchter verfügten nur über eine oder zwei Stuten, es gab nur wenige große Gestüte. Das ist noch heute so.

Aktuell gibt es hierzulande etwa 460 aktive Züchter mit rund 1300 Mutterstuten.

Im Training sind derzeit deutschlandweit rund 2300 Vollblüter. Sie dürfen ab dem Alter von zwei Jahren an Rennen teilnehmen. Im internationalen Vergleich verfügt Deutschland damit über eine eher kleine Vollblutzucht. Die vielen Erfolge in jüngerer Zeit sprechen aber für ihre hervorragende Qualität.

Torquator Tasso auf der Erfolgsspur

Mit seinem Sieg beim Prix de l’Arc de Triomphe 2021 hat sich der Hengst des Gestüts Auenquelle unsterblich gemacht und ist ein Beispiel für die herausragende deutsche Vollblutzucht.

Torquator Tasso mit René Piechulek im Sattel

Nicht wenige der 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren im ersten Augenblick sprachlos, als Torquator Tasso im vergangenen Oktober auf der Rennbahn Paris-Longchamp den Prix de l’Arc de Triomphe gewann. Denn kaum jemand hatte damit gerechnet, dass der damals vierjährige deutsche Hengst dieses wichtigste Galopprennen der Welt für sich entscheiden würde. Doch mit seinem Jockey René Piechulek im Sattel ging Torquator Tasso als Erster durchs Ziel und schrieb Geschichte, denn er gewann erst als drittes deutsches Pferd in 100 Jahren das Rennen. Mit diesem Sieg hat Torquator Tasso seine Gesamtgewinnsumme auf 3,289 Millionen Euro hochgeschraubt, die zweithöchste Summe, die jemals ein in Deutschland trainierter Vollblüter gewonnen hat.

Der Erfolg ist umso erstaunlicher, weil sein Züchter, Paul H. Vandeberg, mit lediglich einer einzigen Stute züchtet, und Torquator Tasso einst für nur 24.000 Euro an das Gestüt Auenquelle verkaufte. Der heute fünfjährige Hengst ist ein Sohn des bekannten deutschen Deckhengstes Adlerflug, der im vergangenen Jahr überraschend verstarb. Der Sieg Torquator Tassos in Paris ist ein Beleg für die herausragende, im internationalen Vergleich zahlenmäßig kleine deutsche Vollblutzucht.

Das Gestüt Auenquelle am Rande des Wiehengebirges wurde in den 1980er- Jahren gegründet und gehört zu den erfolgreichsten deutschen Gestüten. Trainer Marcel Weiß in Mülheim übernahm das Pferd schon kurz nach dem Kauf und führte es zu bislang sechs Siegen. Der nächste Start des Ausnahmegaloppers ist für den 23. Juli in Ascot bei London geplant, bevor es über Baden-Baden zur Titelverteidigung am ersten Oktoberwochenende wieder nach Paris-Longchamp gehen soll. Noch nie zuvor in der Geschichte des Rennens ist ein deutscher Arc- Sieger angetreten, seinen Titel zu verteidigen.

Auch wenn das internationale Interesse an Torquator Tasso naturgemäß deutlich gestiegen ist, versichert Peter Michael Endres, Inhaber des Gestüts Auenquelle, dass er nicht verkauft, sondern Torquator Tasso im nächsten Jahr in Auenquelle als Deckhengst aufstellen möchte.

» info

Deutscher Galopp e.V. Rennbahnstraße 154 50737 Köln info@deutscher-galopp.de www.deutscher-galopp.de

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