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BIM Entwicklung

Die Baubranche ist außerordentlich vom Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt betroffen. Sowohl bei den ausführenden Gewerken als auch im IT-Bereich.

Bauen an der Zukunft

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Das Problem des Fachkräftemangels im Bau rollt seit Jahrzehnten wie ein gigantischer Tsunami auf die Baubranche zu. Von den laut Prognos-Studie Demografischer Wandel ermittelten 2,9 Millionen fehlenden Fachkräften am deutschen Arbeitsmarkt, deren Zahl bis 2030 auf drei Millionen anwachsen soll, belastet ein großer Anteil das Bauwesen. Zu Beginn des Jahres 2020 nannten in der Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages 77 % der Unternehmen aus dem Baugewerbe den Mangel an Fachkräften als Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Zum Jahresbeginn 2010 waren es dagegen nur 21 %.

Das Fehlen von Fachkräften erschwert die Arbeit nicht nur bei den ausführenden Gewerken, sondern auch im Bereich der IT-Spezialisten, die für das digitale Bauen und Planen von Tag zu Tag bedeutender werden. Wenn man betrachtet, dass heute auf 100.000 Beschäftigte etwa 2.600 IT-Spezialisten kommen, ist das kein Pappenstiel. Hamburg, Berlin und Hessen verfügen, wie der Digitalverband Bitkom mitteilt, über die bundesweit größte Dichte an IT-Experten. „In allen Branchen sind Unternehmen auf IT- Spezialisten angewiesen“, sagt Bitkom- Präsident Achim Berg. „Das gilt umso mehr angesichts der Corona-Krise, in der die Defizite in der Digitalisierung auch in der Wirtschaft schonungslos offengelegt wurden.“

Die Probleme der Baubranche beim Fachkräftemangel sind weitreichend, aber mit guten Strategien und Innovationsbereitschaft langfristig sicher beherrsch- und lösbar. Das muss auch deshalb sein, weil die Auftragslage ja derzeit kaum besser sein kann. Auch wenn der gewerbliche und der öffentliche Bau in der jüngsten Vergangenheit etwas stagnierte, so hat sich das Bauvolumen im privaten Wohnungsbau nahezu verdoppelt und diese Entwicklung wird nicht so schnell wieder einbrechen. Vor diesem Hintergrund erschreckt und überrascht es schon, dass im Baugewerbe immer mehr Lehrstellen unbesetzt bleiben. Dabei verspräche das für junge Berufseinsteiger beste Karrierechancen. Eine Ausbildung mit Zusatzqualifikationen ist dabei für alle Sparten wichtig. Der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Horst Seehofer sagte erst vor Kurzem: „Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum ist die soziale Frage unserer Zeit. Deshalb will die Bundesregierung alles daran setzen, dass in dieser Legislaturperiode 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen. Dazu brauchen wir ausreichende Kapazitäten in der Bauwirtschaft und den planenden Berufen. Politik und Bauwirtschaft müssen dazu im ständigen Austausch bleiben.“

Die Bundesregierung hat zwar eine branchenübergreifende Fachkräftestrategie erarbeitet, aber letztendlich sind die Branchen mit ihren spezifischen Problemen zudem selbst gefordert, Strategien zu entwickeln.

„Viele Bauprojekte werden gar nicht realisiert oder erst sehr viel später fertiggestellt.“ Hans-Ullrich Kammeyer, Bundesingenieurkammer

Im Rahmen einer Initiative der Bau- Tarifpartner wurde etwa vereinbart, die Ausbildung in neunzehn Kernberufen der Bauwirtschaft zu modernisieren und die herausfordernde Technologieorientierung der Branche und die zunehmende Digitalisierung hervorzuheben. „Wir müssen alle vorhandenen Potenziale im In- und Ausland nutzen und junge Menschen stärker für eine Tätigkeit in der Bauindustrie begeistern. Mit der bevorstehenden Modernisierung sind wir auf dem richtigen Weg“, konstatierte Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, anlässlich der Vereinbarung.

Gerade in der Baubranche wurden Abrechnungen, Bautagesberichte und sonstige Dokumentationen viel zu lange in Papierform erstellt. Das kostet Zeit und Arbeitskraft, die gezielter woanders eingesetzt werden könnte. Immer wieder wurde davor gewarnt, dass ein zu später Sprung auf den Digitalisierungszug besonders im Bauwesen riskant sein kann. Dieser kann nämlich auch bedeuten,

dass Fachkräfte zu anderen Unternehmen wechseln oder sich gar nicht erst anwerben lassen. Betroffen von solchen Fehlern sind dabei natürlich mehr die Kleinen der Baubranche als die finanzstarken Großen. Aber auch für den interessierten Mittelstand gäbe es reichlich Unterstützung. Ein neuer Leitfaden „Personalmarketing im Handwerk: Maßnahmen und Strategien gegen den Fachkräftemangel“ des „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums – Planen und Bauen“ etwa führt Handwerksbetriebe in die Grundlagen des Personalmarketings ein.

Je besser ein Unternehmen aufgestellt ist, desto interessanter wird es auch für Fachkräfte aller Bereiche inklusive der gefragten IT-Spezialisten. Dafür gilt neben dem Auftritt eines Arbeitgebers als zukunftsorientierter Modernisierer auch sein Talent, sich als unverwechselbare Marke zu positionieren. Digitalisierung ist mehr als nur eine neue Infrastruktur. „Sie erfordert ein neues Denken, das erst durch die Verinnerlichung im Team und die Skalierung der Prozesse jenen Spin erzeugt, der ihr volles Potenzial entfesselt“, sagt der IT-Spezialist für Architekten, Baufachleute und Planer „Kaulquappe“ aus Zürich.

Zuallererst aber sollten Unternehmen entweder durch eigene Experten oder IT-Support ihren zielgerichteten Bedarf ermitteln und definieren. Dabei geht es nicht nur um einfache Fragen wie etwa der Kernapplikationen, sondern um wirklich komplizierte Probleme in den Anwendungen, für die dann IT-Spezialisten mit klaren Aufgabenstellungen angeworben werden können und müssen. In manchen Fällen und zur Überbrückung des Fachkräftemangels im IT-Bereich bietet sich vorübergehend auch der Ausweg des Outsourcings in der Zusammenarbeit mit Subunternehmen an. Schreibt man selbst Stellenanzeigen für IT-Arbeitsplätze im eigenen Unternehmen, sollte der Aufgabenbereich so präzise wie möglich beschrieben werden.

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