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Nr 5 / Mai 2015

notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Für Kinder da sein Ein diakonisches Projekt in Winterthur macht erste Schritte Seiten 3 und 6

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Was die Kirche tut, und was die Menschen davon halten

Als Bibeltexte wie warme Weggli weggingen

Das Tätigkeitsprogramm der Landeskirche und die Frage nach dem Ruf der Kirche

Einblicke in die Bibelwerkstatt der Zürcher Reformatoren 1


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Wie steht es um den Ruf der Kirchen in der Öffentlichkeit? Etwas flappsig könnte man antworten: Das hängt davon ab, wen man fragt und welche Kirche und welchen Bereich der oder die Befragte grad vor Augen hat. Insgesamt haben die Kirchen gemäss einer Umfrage des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) einen

«Wie steht es um den Ruf der Kirche?» guten Ruf (Bericht Seite 3). Und so erstaunlich ist das ja eigentlich auch nicht, wenn man bedenkt, was die Kirchen jahrein jahraus auf hohem Niveau leisten. Der Beleg dafür ist allein schon die Tatsache, dass im Kanton Zürich rund 60 Prozent der Bevölkerung Mitglied einer öffentlich-rechtlichen Kirche sind und solidarisch ihre Kirchensteuer bezahlen, auch wenn sie nicht direkt Angebote nutzen. Mehr noch: Die hohe Ablehnung der Kirchensteuerinitiative im letzten Jahr zeigte eindrücklich, dass die Kirchen auch über den Kreis der Mitglieder hinaus in der Gesellschaft grosses Vertrauen geniessen. Diesen Zusammenhang zwischen Reputation und der Beurteilung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat belegt nun auch die SPI-Studie: Je besser es in den Augen der Befragten um den Ruf der Kirchen steht, desto eher lehnen sie eine Trennung von Kirche und Staat ab. 2

Im Blick auf ihre Reputation haben die Kirchen also ein grosses Interesse, ihre Leistungen auszuweisen – auch gegenüber dem Staat, dem sie 2018 ihr nächstes Tätigkeitsprogramm einzureichen haben. Die Vorarbeiten dazu sind kürzlich angelaufen (Bericht Seite 6). So wichtig die Zahlen und die Systematik sind: Die Studie bringt auch zum Ausdruck, dass es letztlich die emotionale Verbindung zu den Kirchen ist, die deren Reputation bestimmt. Hier kommen zwei Befunde in den Blick, die den Ruf der Kirchen mitbestimmen. Zum Einen ist dies das Verhältnis von Anspruch und Wirklichkeit bzw. von Lehre und Leben. Auch wenn diese Kluft bei der katholischen Kirche etwas grösser und in der Studie zu deren schlechterem Abschneiden beigetragen haben mag, so ist doch auch die Landeskirche angehalten, regelmässig zu prüfen, ob das kirchliche Leben den hohen Ansprüchen standzuhalten vermag. Der zweite Punkt steht in direkter Folge zum ersten: Es sind Menschen, die professionell, ehrenamtlich und freiwillig das Leben der Kirche prägen. Je kompetenter und motivierter sie ihre Arbeit tun, desto besser wird die Qualität der kirchlichen Angebote gemäss Studie beurteilt. Die Kirchen verdanken ihren guten Ruf also zu einem wesentlichen Grad ihren Mitarbeitenden. Damit verbindet sich allerdings auch ein Risiko, welches das Marketing bestens kennt: Es braucht zwanzig Jahre, um sich einen guten Ruf zu erarbeiten, und es reichen fünf Minuten, um ihn zu zerstören. Dieser Umstand unterstreicht die Bedeutung und Verantwortung, die jeder und jede Einzelne hat: Wir sind je an unserem Wirkort das Gesicht der Kirche und tragen damit wesentlich zu deren Ansehen bei.

Aktuell

Nachrichten 3–6 Kolumne «Stadtfuchs–Landei»

Stallgeruch und Dörflichkeit 5 Kleines Abc der Theologie

T wie Trinität 6 Schwerpunkte

Tätigkeitsprogramm: Zeigen, was man tut 6

Reform in der Stadt Zürich: Angst vor Stellenabbau 7

SOS-Kinderbetreuung: Diakonieprojekt auf gutem Weg 8 – 10

Zwingli-Nachlass: So arbeitete der Reformator in der Bibelwerkstatt 11 – 12 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

Porträt: Funken und Kirchen pflegen 15

Impressum / Bischof zeichnet 16

Nicolas Mori Leiter Kommunikation notabene

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GKD-Reform 2015 / Grosse

«Züglete» und eingeschränkter Betrieb bei den Gesamtkirchlichen Diensten sch. Auf die Mitarbeitenden der Gesamtkirchlichen Dienste wartet diesen Sommer ein grosser Umzug. Nach der Reorganisation der GKD sollen die Mitarbeitenden der neu gruppierten Abteilungen jeweils alle unter einem Dach arbeiten. Das bedeutet für einen Grossteil der Angestellten, dass sie ihr Büro wechseln. Im Haus an der Blaufahnenstrasse 10 beziehen ab Anfang Juli die Mitarbeitenden der Abteilung Kirchenentwicklung ihre Arbeits- und Sitzungsräume. Die beiden Abteilungen

Kommunikation und Ressourcen wechseln an den Hirschengraben 7. Die Abteilung Lebenswelten zieht zusammen mit dem Kirchenratspräsidenten, dem Kirchenratsschreiber, den Stabsdiensten an den Hirschengraben 50. Die Abteilung Spezialseelsorge arbeitet künftig in den Büros an der Kirchgasse 50. Der Umzug startet am 29. Juni und dauert bis zum 10. Juli. Weil der Umzug für alle zeitgleich erfolgt und einige bauliche Anpassungen erforderlich sind, arbeiten die Dienste in dieser Phase unter

mo. Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) hat 1400 Politikerinnen und Politiker, angehende Primarlehrerinnen und -lehrer sowie Theologiestudierende zur Reputation der Kirchen befragt. Die Ergebnisse wurden in einer Studie veröffentlicht und am 11. Mai an einer Tagung in Zürich vorgestellt. Die Erhebung ist zwar nicht repräsentativ, würde aber nach Überzeugung des Projektleiters Urs Winter-Pfändler auch bei einer Befragung der Gesamtbevölkerung ein ähnliches Bild ergeben. Insgesamt haben die Kirchen gemäss der Umfrage einen guten Ruf. Bei näherer Betrachtung zeigen sich aber deutliche Unterschiede: Festtagsgottesdienste, Taufe, Hochzeiten, Abdankungen, Seelsorge, Kinder- und Jugendarbeit werden gut bewertet. Die Predigten und die Erwachsenenbildung kommen schlechter weg. Von den Studierenden der Pädagogischen Hochschule, die generell strenger urteilen als die Politiker, bekommt insbesondere der Religionsunterricht ungenügende Noten. Auch die Konfessionen werden unterschiedlich bewertet: Insgesamt kommt die katholische Kirche schlechter weg. notabene

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gute Noten für die Kirche

Foto: Uwe Schlick / pixelio.de

Studie zur Reputation der Kirchen / Meist

erschwerten Bedingungen, zum Teil im Home-Office-System, und haben nicht immer Zugriff auf ihre Arbeitsmittel. Das kann auch zu Einschränkungen für die Dienstleistungen für die Kirchgemeinden führen. Dafür bitten die GKD um Verständnis.

Tönt gut: Eine wissenschaftliche Studie attestiert den Kirchen eine guten Ruf.

Auf ihre Reputation wirken sich vor allem die Missbrauchs- und Verschwendungsskandale der letzten Jahre ungünstig aus. Dass insgesamt aber eine positive Sicht auf die Kirchen dominiert, schreibt die Studie dem Engagement der kirchlichen Mitarbeitenden zu. Diese würden als kompetent und motiviert erlebt, was entscheidend zur hohen Reputation der Kirchen beitrage. Selber dort arbeiten möchten dann aber trotzdem nur die wenigsten. Aufgrund der Ergebnisse gibt die Studie schliesslich auch Empfehlungen für die Zukunft ab: Die

Kirchen sollen transparent und ehrlich kommunizieren, sie sollen sich den Entwicklungen nicht verschliessen, sondern sich aktiv auf Veränderungen einlassen, und sie sollen v.a. darauf achten, dass sie ihre Worte auch mit Taten belegen.

Das Buch zum Thema Urs Winter-Pfändler, Kirchenreputation. Forschungsergebnisse zum Ansehen der Kirchen in der Schweiz und Impulse zum Reputationsmanagement, St. Gallen 2015, Edition SPI, 303 Seiten, Fr. 37.90. www.kirchenreputation.ch

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Ideen der Pfarrkonferenz auf dem Prüfstand / Abendmahlsfrequenz

Seelsorge am Ort behalten Besonders umstritten ist der Vorschlag eines regionalen Seelsorgekompetenzzentrums. Drei Pfarrkapitel sprachen sich dafür aus. Neun votierten dagegen, wobei man in einem Pfarrkapitel das Bedürfnis für den Aufbau eines solchen Kompetenzzentrums im städtischen Umfeld für denkbar hielt, nicht aber auf dem Land. Grundsätzlich wird aus der Vernehmlassung deutlich, dass die Pfarrschaft die klassische Seelsorgearbeit bei den Gemeindepfarrämtern behalten will. «Die Pfarrkapitel sind skeptisch, ob ein neues Zentrum nicht Ressourcen aus den Gemeinden abzieht. Ein Kompetenzzentrum Seelsorge müsste deshalb an bestehende spezialisierte Institutionen anknüpfen, diese eng miteinander vernetzen und, um tatsächlich kostenneutral zu sein, teilweise auch ersetzen», heisst es im Vernehmlassungsbericht. Zustimmung finden demgegenüber Vorschläge für das vernetzte diakoni4

Monatlich oder wöchentlich Abendmahl feiern: einer der Vorschläge, die die Pfarrschaft aus ihrer Reformliste streicht.

sche Handeln, die Aufwertung von Teilzeitstellen im Pfarramt, die Stärkung des Zuordnungsmodells oder der Einbezug von Freiwilligen. Im Bereich Gottesdienst und Kasualien wurden die Vorschläge sehr unterschiedlich bewertet: Deutliche Zustimmung fand die Massnahme, in die Gottesdienstarbeit weiter zu investieren, auch wenn die Mittel knapper werden. Die Massnahme, das Abenmahl schrittweise zuerst mindestens einmal im Monat, dann an jedem Sonntag in allen Gemeinden zu feiern, wird von den Pfarrkapiteln deutlich verworfen. Generell zeigen sich die Pfarrkapitel skeptisch gegenüber einer Regulierung und Überstrukturierung ihrer Arbeit und gegenüber zusätzlichen Sitzungen und Retraiten. Die Vernehmlassung zeigte auch: «Je konkreter die Massnahmen sind, die von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet und vorgeschlagen wurden, desto eher laufen sie Gefahr, in der Vernehmlassung abgelehnt zu werden, während umgekehrt eher pauschal formulierte Ziele und Massnahmen auf Zustimmung stossen.»

Wie geht es weiter? An der Pfarrkonferenz vom 26. Juni wird das Ergebnis der Vernehmlassung

präsentiert, und der Kirchenrat wird zu den verschiedenen Thesen und Projektideen der Pfarrschaft Stellung nehmen. www.kirchgemeindeplus.ch

Illustration: Daniel Lienhard

sch. An insgesamt sechs Konferenzen haben die Zürcher Pfarrerinnen und Pfarrer im Mai und Juni letzten Jahres die Weichenstellungen für die Zukunft der Kirche diskutiert und eine ganze Reihe von Vorschlägen ausgearbeitet. Diese konkreten Pläne wurden dann zur Vernehmlassung in die zwölf Pfarrkapitel geschickt. Jetzt liegen die Ergebnisse dieser Vernehmlassung vor. Ein Überblick zeigt, dass die einzelnen Themen in den Pfarrkapiteln kontrovers diskutiert werden. Mehr als die Hälfte der an den Pfarrkonferenzen erarbeiteten Vorschläge sind dennoch mehrheitsfähig. Regional zeigen sich beträchtliche Unterschiede punkto Reformfreudigkeit: Zürich (mit 25 Ja gegenüber 4 Nein) und Meilen (mit 24 Ja gegenüber 4 Nein) tragen die meisten Ja-Stimmen bei, gefolgt von Hinwil (mit 21 Ja gegenüber 7 Nein). Am häufigsten Nein sagt das Kapitel Dietikon (mit 20 Nein gegenüber 6 Ja), gefolgt von Uster und Horgen (mit je 18 Nein gegenüber 11 Ja).

Foto: Gion Pfander

soll nicht gesteigert werden

ganz kurz / unter

uns

sch. «Zwingli ist der wichtigste Beitrag der Schweiz zur Weltgeschichte.» Das sagte nicht der Sprecher von Zürich Tourismus oder der Grossmünsterpfarrer, sondern letzthin Thomas Maissen, renommierter Historiker, Buchautor und Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Paris. Er begründet es im Interview mit «ref.ch» so: «Die Schweizer Reformation wurde zuerst von Zürich aus und später von Calvins Genf aus zu einem weltweit erfolgreichen Exportprodukt.» Das lassen wir Zürcher Reformierten natürlich gern so stehen – auch wenn ich mich insgeheim frage, wer nur schon in Zürich oder in der Schweiz davon weiss oder wissen will. Meine katholischen Freunde – auch historisch beschlagene – hätten womöglich ganze andere weltbewegende Schweizer Exportartikel auf ihrer Hitliste.

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Jahresrechnung 2014 / 3,7

Millionen im Plus: Die Sparbremse zeigt Wirkung sch. An der Synodesitzung vom 9. Juni (nach Redaktionsschluss) verabschiedet das Kirchenparlament die Jahresrechnung 2014 der Zentralkasse. Die Genehmigung wird ihm nicht schwerfallen. Die Finanzverantwortlichen präsentieren einen stolzen Ertragsüberschuss von 3,74 Millionen Franken. Der Druck auf die Sparbremse zeigt offensichtlich Wirkung. Allein der Personalaufwand liegt 1,1 Mio. unter Budget. Im Laufe des Jahres 2014 wurden vakante Stellen bei den Gesamtkirchlichen Diensten nur sehr zurückhaltend oder nicht besetzt – sie sind es auch Anfang 2015 noch nicht. Auch der Sachaufwand wurde um 0,74 Millionen unterschritten. Unter Budget liegen auch die Beiträge des Kirchenrates und die Abschreibungen. Auf der Ertragsseite verbucht man 1,6 Mio. mehr Erlöse und Rückerstattungen

als veranschlagt. Bei einem Teil des Ertragsüberschusses handelt es sich allerdings um Rückerstattungen zuvor angefallener Personal- oder Sachaufwände. Zum positiven Resultat trägt erneut das Kloster Kappel bei. Die Erlöse für Verpflegung und Übernachtungen liegen 0,89 Mio. über Budget. Der gesamte Ertragsüberschuss wird dem Eigenkapital zugeschrieben, damit dieses weiter aufgestockt werden kann. Der Kirchenrat verfolgt seit Jahren das Ziel, das Eigenkapital zu stärken, um bei einem allfälligen ausserordentlichen Ertragsausfall den Betrieb über mehrere Monate aufrechterhalten zu können. Dafür werden pro Monat rund 8,5 Mio. Franken benötigt. Per Ende 2014 verfügt die Zentralkasse über liquide Mittel von 20,9 Mio. Franken.

Dargebotene Hand / 22 000

Mal hat das Sorgentelefon geklingelt

ref.ch. Die Mitarbeitenden der Dargebotenen Hand Zürich haben im letzten Jahr über 22 000 Gespräche mit Hilfesuchenden geführt. 1118 Personen haben online Kontakt zur Beratungsstelle der Dargebotenen Hand aufgenommen. Alltagsbewältigung, psychische Leiden und Einsamkeit waren die Themen, die sowohl Frauen wie Männer am stärksten beschäftigen, wie dem Jahresbericht zu entnehmen ist. Auf dem vierten Platz der Themen-Rangliste folgt bei den Frauen Familie und Erziehung, bei den Männern Arbeit und Ausbildung. Auch übers Internet haben per E-Mail oder Chat am meisten Menschen mit psychischen Leiden Kontakt gesucht. An zweiter Stelle folgt das Thema Suizidalität, das bei der telefonischen Beratung nur relativ selten angesprochen notabene

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wird (11. Stelle). Für die Dargebotene Hand Zürich arbeiten 65 Frauen und 25 Männer als freiwillige Mitarbeitende. Die Freiwilligen und Vorstandsmitglieder leisteten zusammen 16 000 Arbeitsstunden. Das Angestellten-Team besteht aus fünf Personen. Knapp drei Viertel der Kosten wurden von den Landeskirchen, den Kirchgemeinden und Pfarreien abgedeckt. Unterstützung erhält die Dargebotene Hand auch von privaten Spendern.

Landei &

Stadtfuchs

Stadtfuchs Res Peter hat in seiner letzten Kolumne davon berichtet, wie er und die anderen Zürcher Stadtfüchse unterwegs sind: «180 auf einem Haufen.» Klar, sie gehören nun ja auch bald zu einer einzigen Kirchgemeinde. Logisch auch, dass sie unter dem Titel «neue Struktur Reformierte Kirche Zürich» eine neue Vollzeit-Geschäftsleiterin (oder Geschäftsleiter) suchen, die unter anderem den Reformprozess aktiv und innovativ mitgestalten soll. Und wir Landeier? Wir scheinen das mit der Struktur anders zu sehen: «ZusammenArbeiten», das kann man sich ja überlegen; aber «ZusammenSchluss»? Das geht doch eher zu weit. Das tönt nach «Schluss, Aus, Ende, Amen»: Schluss mit Dörflichkeit und Stallgeruch; aus mit Kleinräumigkeit und Überschaubarkeit. Wir auf dem Land leben davon, dass wir viele unserer Gemeindeglieder persönlich kennen und beim Posten oder unterwegs im Dorf antreffen. Es ist herrlich nahe(liegend), die Menschen mit einem «Wie geht’s?» nicht nur oberflächlich anzusprechen und mit ihnen über Leichtes und Schweres ins Gespräch zu kommen: Im Dorf kann es ein Thema sein, dass die Tochter einer kirchlichen Mitarbeiterin plötzlich blaue Haare trägt, und es ist nicht einfach Gschnurr, wenn sich sofort herumspricht, dass bei Nachbars letzte Nacht der Wagen vom Notruf 144 stand. Für die agilen Stadtfüchse passt wohl eine Grossstadtstruktur. Aber die Leute vom Land brauchen klar umgrenzte Näschtli für ihre Eier. Pfrn. Susanne Sauder

www.143.ch Die Dargebotene Hand ist auf freiwillige Mitarbeitende angewiesen und führt regelmässige Ausbildungskurde durch. Mehr erfahren auf: http://zuerich.143.ch/Mitmachen

Als Seelsorger stehen sie mitten im Leben: sie als Dorfpfarrerin von Bonstetten, er als Stadtpfarrer in Neumünster in Zürich. In dieser Kolumne erzählen Susanne Sauder und Res Peter abwechselnd, wie das Kirchenleben dies- und jenseits des Uetlibergs so spielt. 5


Zeigen, was die Kirche tut Tätigkeitsprogramm /

Kleines

gie der Theolo

Mit einem Tätigkeitsprogramm zeigt die Landeskirche, was sie für die Gesellschaft tut. Sie erhält damit Anrecht auf Kostenbeiträge des Staates. Eine Studie legt jetzt die Basis für die Evaluation, an der sich auch die Kirchgemeinden beteiligen. Von Nicolas Mori

T wie Trinität (Dreieinigkeit) Sie kennen das: Sie haben Eltern und / oder sind selbst Eltern; Sie sind vorgesetzt oder haben einen Vorgesetzten, Sie müssen sich unterordnen oder geben selber Anweisungen: Es gibt eine Fülle solcher hierarchischer Beziehungen. Daneben gibt es auch andere Beziehungen: als Freund oder Freundin, Geliebter oder Geliebte; als erwachsene Geschwister leben Sie ebenbürtige, partnerschaftliche Beziehungen. Und schliesslich sind Sie selbstverantwortliches Wesen, autonom in Ihren Entscheidungen, Hoffnungen und Beziehungen. Mehr Grundmuster von Beziehungen kenne ich nicht. Diese drei Formen lebt auch Gott in Beziehung zu den Menschen: Gott begegnet hierarchisch, elterlich: Christlich nennen wir Gott dann «Vater». Auch das Kind in der Krippe gehört zu diesem Begegnungsmuster. Zugleich begegnet Gott auch partnerschaftlich – wo er etwa einen Bund mit den Menschen schliesst oder uns geschwisterlich in Jesus Christus begegnet. Und Gott fordert heraus zu selbstverantworteter Weisheit, zu Freiheit und Autonomie: Christlich nennen wir diese Begegnung «Heilige Geistkraft». So wird deutlich, dass Gott als Dreieiner immer ein und derselbe Gott ist. Doch Gott begegnet in unterschiedlichen Beziehungsweisen. Pfrn. Angela Wäffler-Boveland

T wie Theologiekurs? Mit dem Abc der Theologie öffnen Angela Wäffler und Sabine Stückelberger ein Fensterchen zur Welt der Bibel und Theologie. Möchten Sie mehr Einblick? Der «Evangelische Theologiekurs» vermittelt fundiertes Grundwissen zur Theologie. Infos auf www.zh.ref.ch/eb-th

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Wie können kultische von nicht kultischen Leistungen abgegrenzt werden? Wie lässt sich freiwilliges Engagement in Franken und Rappen umrechnen? Wie misst sich die Wirksamkeit kirchlicher Arbeit? Diese Fragen waren zwar nicht neu, als die Landeskirche und die katholische Kirche 2012 ihr erstes Tätigkeitsprogramm einreichten. Sie akzentuierten sich im ersten Durchgang jedoch in einem Mass, das es Kanton und Kirchen angezeigt scheinen liessen, die Grundlagen systematischer zu erarbeiten. Deshalb gaben sie in diesem Frühjahr beim Institut für Politikwissenschaft der Uni Zürich eine «Studie zu den kirchlichen Tätigkeiten mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung im Kanton Zürich» in Auftrag. Das Kirchengesetz verpflichtet die Kirchen, zum Bezug der staatlichen Kostenbeiträge alle sechs Jahre ein Tätigkeitsprogramm einzureichen. Auf dessen Basis bewilligt der Kantonsrat den entsprechenden Rahmenkredit. Aktuell erhalten die Kirchen für die Beitragsphase 2014–2019 jährlich rund 50 Mio. Franken. Die Gelder dürfen nur für Tätigkeiten mit Bedeutung für die ganze Gesellschaft, insbesondere in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur, eingesetzt werden. Ende 2018 wird der Kantonsrat über die nächste Beitragsperiode 2020–2025 beschliessen. Im Hinblick darauf sollen mit der Studie Grundlagen erarbeitet werden, die von den Kirchen als Leitlinien für die Erstellung und vom Kanton zur Beurteilung der Tätigkeitsprogramme genutzt werden können. Die Studie soll insbesondere folgende Fragestellungen bearbeiten bzw. Aufgaben erfüllen: • Defnition der «Tätigkeiten mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung»

• Bestandesaufnahme

der Tätigkeiten beider Kirchen • Bewertung kirchlicher Tätigkeiten mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung

Alle Gemeinden einbezogen Die Landeskirche hatte bereits bei der Erarbeitung des aktuellen Tätigkeitsprogramms eine Datenerhebung lanciert. Bei jener Evaluation, die Anfang 2012 unter grossem Zeitdruck durchgeführt worden war, sind rund 30 Kirchgemeinden befragt und die Ergebnisse hochgerechnet worden. So stressreich die Erhebung damals für alle Beteiligten war, so wertvoll waren aber die Ergebnisse: Sie lieferten nicht nur die Substanz für das Tätigkeitsprogramm, sondern waren auch im Abstimmungskampf gegen die Kirchensteuerinitiative hilfreich. In die neue Datenerhebung werden nun alle Kirchgemeinden einbezogen. Sie werden demnächst die entsprechenden Instruktionen und den Zugang zu einer Datenbank erhalten. Neben den Kirchgemeinden werden sich wie beim letzten Mal auch die Dienststellen der Gesamtkirchlichen Dienste GKD beteiligen. Geplant sind auch Umfragen bei politischen und Schul-Gemeinden sowie bei der Bevölkerung, um auch deren Einschätzung und Bewertung der kirchlichen Angebote und Leistungen zu erhalten. Die Datenerhebung in den Kirchgemeinden wird bis Januar 2016 laufen. Nach der Auswertung wird das Institut für Politikwissenschaft Ende April 2016 einen Schlussbericht mit Empfehlungen vorlegen. Auf dieser Basis werden die Kirchen dann bis Ende März 2018 ihre Tätigkeitsprogramme erarbeiten. notabene

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Reform mitgestalten: An Grossgruppenkonferenzen und Fachdialogen bringen Berufsgruppen und Behörden ihre Wünsche mit ein.

«Was passiert mit unseren Stellen?»

Die Reform der Kirchgemeinden der Stadt Zürich ist die bisher grösste Zusammenführung innerhalb der Kirchen in der Schweiz. Für Mitarbeitende ist sie auch mit Verunsicherung verbunden. Dies zeigten Dialoge mit den Berufsgruppen. Von Karin Müller*

Aus 34 städtischen Kirchgemeinden soll eine einzige werden. Die Strukturen müssen angepasst und schlankere Zusammenarbeitsformen gefunden werden, ohne die Kraft der Kirche, die sie vor Ort für die Menschen bietet, zu schwächen. Dieser Prozess kann auch verunsichern. Dessen ist sich Andreas Hurter, Präsident des Stadtverbandes der Reformierten Kirche Zürich und Gesamtprojektleiter der Kirchenreform, bewusst. «Aus diesem Grund war es mir wichtig, von Beginn weg die Meinungen der Beteiligten der Kirche abzuholen, transparente Prozesse zu schaffen und die Ideen und Anliegen in den Reformprozess einfliessen zu lassen», erklärt er.

Mitreden bei der Reform Gelegenheit dazu bietet sich an den Grossgruppenkonferenzen, deren zweite Auflage am 12. und 13. Juni über die Bühne geht. Von April bis Ende Mai fanden zudem auch Fachdialoge mit allen Berufsgruppen der Kirche statt. Das Ziel: Pfarrschaft, Sozialdiakone, Sekretärinnen, Mitarbeitende im Bereich Kirchenmusik, Buchhaltung, Sigristendienst und Katechetik sollen direkt über den Reformprozess orientiert werden und sich aktiv daran beteiligen. notabene

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Gerade die Berufsgruppe der Sigristen und Hauswarte macht sich viele Gedanken, weil bereits heute klar ist, dass alle Liegenschaften ins Eigentum der neuen einen Kirchgemeinde Zürich überführt werden. Bereits zu Beginn der Berufsgruppenveranstaltung stellte ein Sigrist die Fragen, die vielen Mitarbeitenden unter den Nägeln brannten: «Wie viele Kündigungen wird es geben? Und wann wissen wir, mit welchen Kirchgemeinden wir künftig zusammenarbeiten?»

Natürliche Abgänge nutzen Andreas Hurter stellte vor den achzig Anwesenden klar: «Hinter dem Reformprozess steht kein versteckter Stellenabbau.» Jedoch müssten die Strukturen angepasst werden, «so dass wir wieder über eine nachhaltige Finanzierungsbasis verfügen und eine grössere Flexibilität im Einsatz der Ressourcen erhalten.» Das sei nötig, weil die Mitgliederzahlen in den letzten Jahren von 270 000 auf rund 90 000 Mitglieder gesunken seien. Ziel bleibe, dass die Ausübung des evangelischen Auftrages gestärkt werde. «Die Zeitspanne von vier Jahren für die Umsetzung der Reform erlaubt uns, mit den bevorstehenden Pensionierungen und Fluktuationen grösstenteils einen natür-

Foto: © Reformierter Stadtverband

Reform Stadt Zürich /

lichen Abbau zu gestalten.» Die eingesetzte Arbeitsgruppe Personal habe diese Herausforderung erkannt und erarbeite nun sozial verträgliche Lösungen. Hurter führte weiter aus, dass die heutigen Kirchgemeinden durch grössere Kirchenkreise (in der Abstimmung war von Teilgemeinden die Rede) abgelöst werden. Andreas Hurter ist optimistisch, dass die neue Organisationsstruktur und damit auch die Anzahl der Kirchenkreise noch vor dem Sommer 2016 grundsätzlich vorliegt. Aus diesem Prozess resultiert die Kirchgemeindeordnung Stadt Zürich, über die das Volk 2017 noch abstimmen muss. * Karin Müller ist Beauftragte für die Kommunikation der Reform im Zürcher Stadtverband

Stimmen aus den Berufsgruppen Veränderungen zeichnen sich im Berufsfeld der Buchhaltung ab. An der entsprechenden Fachtagung stellte man sich die Frage, ob es die klassische Aufgabe des Kirchengutsverwalters noch geben wird, da Sie Aufgaben Budgetplanung, Controlling und Reporting zentralisiert werden müssen. Gleichwohl: «Eine Budgetverantwortung vor Ort muss aber gewährleistet sein», forderte man. Die Fachgruppe der Sekretariate plädierte ihrerseits für die Erhaltung der Vielfältigkeit der Aufgaben. Bei der Katechetik geht man davon aus, dass die Reform Vereinfachungen bei der Administration und bei den Lohnverträgen mit sich bringt. Die Berufsgruppe Kirchenmusik plädierte für eine Stärkung des Berufsbildes der Kirchenmusiker, und aus sozialdiakonischer Sicht ist wichtig, dass die Reform nicht nur strukturell, sondern auch inhaltlich eine Stärkung bringt: «Das Diakoniekon-

zept 2012 muss auf die Reise mitgenommen werden. Die Arbeit, die wir bereits geleistet haben, soll in die Reform eingespeist werden.» Infos: www.kirchenreform-zh.ch

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Einfach da sein für Kinder, deren Eltern in Krisensituationen geraten. Ein regionales Diakonieprojekt in Winterthur bietet Kinderbetreuung psychisch kranker Eltern an.

SOS-Kinderbetreuung Winterthur /

Da sein für Kinder ©istock

In Krisenzeiten Kinder betreuen, deren Eltern psychisch krank sind: Das ist die Aufgabe von «SOS-Kinderbetreuung» in und um Winterthur. Das von der Zürcher Landeskirche lancierte und von einer Gruppe von Freiwilligen getragene Projekt leistet erste Einsätze. Von Christian Schenk

von der Landeskirche neu lancierten und von Freiwilligen getragenen Dienstes begonnen. Es sind die Hilfesuchenden selber, verzweifelte Mütter oder Väter, oder auch andere mit dem Thema verwandte Institutionen, die beim neuen Betreuungsdienst Hilfe suchen. Im Idealfall kann Christa Egger dann nach einigen Vorabklärungen auf eine Freiwillige ihres jüngst aufgebauten Teams zurückgreifen und ihr den Einsatz übertragen.

Was erwartet mich? Es muss oft schnell gehen. Eine Mutter, ein Vater muss in die psychiatrische Behandlung. Der zurückbleibende Elternteil ist nicht in der Lage, die Betreuung für die Kinder vollumfänglich zu übernehmen. Für die Kinder muss eine Betreuung gefunden werden, ein Nachmittag, ein Wochenende, oder immer wieder mal einige Stunden. Wer kann einspringen? Wer kann kurzfristig für Entlas8

tung in der krisengeschüttelten Familie sorgen? Wer hilft bei der Überbrückung, bis eine langfristige Lösung für die Kinder und die Familie gefunden ist? Es sind solche Fälle, die bei Christa Egger, Koordinatorin des Projektes «SOS-Kinderbetreuung» das Telefon klingeln lassen. Seit Februar dieses Jahres ist sie mit einem 50-Prozent-Pensum im Amt und hat mit dem Aufbau des

Ruedi Höhn, einer aus dem Freiwilligenteam von SOS-Kinderbetreuung, hat nach einer Einführung, die ihn auf die Einsätze vorbereitet hat, bereits erste Erfahrungen in der Praxis gesammelt. An zwei Samstagen in den Sportferien übernahm er die Betreuung von zwei Kindern, um die mittlerweile alleinerziehende Mutter kurzfristig zu entlasten. Der Vater der Kinder ist für längere Zeit notabene

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Was es für den Einsatz braucht Dass der frisch Pensionierte über eine pädagogische Ausbildung und heilpädagogische Erfahrung verfügt, hat ihm geholfen. Wichtig und wertvoll sei auch die Schulung gewesen, die ihn und fünf weitere Freiwillige des SOS-Kinderbetreuungsdienstes gut vorbereitet hätte, sagt Ruedi Höhn. Und ja, dann brauche es die nötige Flexibilität, eine grosse «Offenheit der Augen und des Herzens», um sich auf diesen Dienst einzulassen. Es sei sehr wertvoll, dass die Koordinationsstelle vor dem Einsatz Abklärungen tätigt und den Einsatz überprüft, sagt Höhn. Das hält er für ein wichtiges Korrektiv zur übereifrigen Gutmütigkeit, die einem als freiwilliger Helfer manchmal eigen sei und die einen in schwierige Situationen bringen könnte. Auch das Loslassen könne einem schwerfallen, schliesslich schliesse man die Kinder und Familien schnell einmal ins Herz. Die Einsätze seien aber von kurzer Dauer. Langzeitbetreuungen sind beim SOS-Projekt nicht vorgesehen.

Bedarf auch in anderen Regionen Dass das regionale Diakonieprojektmit dem nötigen Fachwissen und einer guten Vernetzung in Winterthur auf den Weg gebracht werden konnte, verdankt man der Planung der Fachstelle Familien und Generationen der Landeskirche in der Person von Gerda Zbinden und der Zusammenarbeit mit wikip, dem notabene

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Winterthurer Präventions- und Versorgungsprogramm für Kinder psychisch kranker Eltern – ein Projekt, das von der Integrierten Psychiatrie Winterthur und dem Sozialpädiatrischen Zentrum am Kantonsspital Winterthur ins Leben gerufen wurde. Mit einer Bedarfsanalyse klärte man zu Beginn ab, wie gross die Zielgruppe ist, der man Unterstützung zukommen lassen wollte. Die Studie zeigte auf, dass rund 700 Kinder und Jugendliche in der Region Winterthur mit einem psychisch erkrankten Elternteil zusammenleben und dass in diesem Bereich eine Lücke bei der Unterstützung klafft. Diese Erkenntnis deckte sich mit den Beobachtungen der Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone von Kirchgemeinden der Region, die feststellten, dass die aufsuchende Kinderbetreuung eine dringliche Arbeit sei, die aber von einer Kirchgemeinde allein kaum zu stemmen sei. Projektleiterin Gerda Zbinden weiss von konservativen Schätzungen der Fachwelt, die davon ausgehen, dass es im Kanton Zürich rund 4000 Kinder sind, die mit einem psychisch erkrankten Elternteil zusammenleben. Viele von ihnen bedürften der Unterstützung, wie sie jetzt im Winterthurer Projekt geleistet wird. Nachahmung in anderen Regionen sei erwünscht und nötig. «Beim Aufbau erhalten Kirchgemeinden von uns die nötige Unterstützung», sagt Gerda Zbinden. Erste Erfahrungswerte, wie man die Freiwilligen vorbereitet und wie man die Einsätze im Austausch mit anderen Institutionen und Beratungsdiensten koordiniert, kann man aus Winterthur nun ebenfalls beisteuern.

Freiwillige willkommen Die SOS-Kinderbetreuung Winterthur möchte ihren Pool von Freiwilligen noch erweitern. Haben Sie Interesse oder kennen Sie jemanden, der dies Aufgabe übernehmen könnte? Als SOS-Kinderbetreuerin oder Betreuer entlasten Sie Familien von ihrer Sorge um die Kinder. Sie spielen mit ihnen, basteln, lesen Geschichten vor, gehen zusammen auf den Spielplatz, helfen bei den Hausaufgaben und kochen ihnen je nach Vereinbarung mit den Eltern vielleicht auch das Mittagessen. Vor Ihrem ersten Einsatz erhalten Sie kostenlos eine Schulung von mindestens fünf Tagen. Ihre Betreuungseinsätze können Sie nach Ihren zeitlichen Ressourcen gestalten. Kontakt: Kontakt: Christa Egger, Koordinatorin SOS-Kinderbetreuung Winterthur, Tel. 052 222 08 10, info@sos-kinderbetreuung.ch

Und in Ihrer Region? Kirchgemeinden, die das Betreungsprojekt in Ihrer Region umsetzen möchten, wenden sich an die Projektleitung: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich, Gerda Zbinden, Familien und Generationen, Tel. 044 258 92 05, gerda.zbinden@zh.ref.ch

SOS-Kinderbetreuung gefragt? Die SOS-Kinderbetreuung kann von einer Familie während maximal 200 Stunden in Anspruch genommen werden. Braucht die Familie eine längerfristige Betreuungsmöglichkeit, hilft die Koordinationsstelle bei der Suche. Die Koordinationsstelle erreichen Sie unter Tel. 052 222 08 10 oder oder info@sos-kinderbetreuung.ch Alle Infos: www.sos-kinderbetreuung.ch

©istock

in psychiatrischer Behandlung. Ein Sprung ins kalte Wasser sei das gewesen, sagt Höhn im Nachhinein. Man komme in eine fremde Familie und wisse trotz Vorbereitung und Briefing nicht ganz genau, was auf einen zukomme. Das gelte natürlich auch für die Kinder und die Familie. Wichtig war, dass er mit der Koordinatorin – wie im Konzept vorgesehen – Mutter und Kinder voraus kurz besuchte, um sich kennenzulernen und eine Vereinbarung zu treffen. Am Einsatztag hat ihm die Mutter der Kinder dann die Hausschlüssel in die Hand gedrückt und ist losgezogen. Die Einsätze mit Ausflügen auf den Spielplatz und in den Wald seien schliesslich ganz gut gelungen, sagt Höhn.

Hilfe bei den Aufgaben: Auch das können Freiwillige im SOS-Betreuungsdienst leisten.

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Illustration: Daniel Lienhard

Als Bibeltexte wie warme Weggli weggingen Wie Zwingli die Bibel unters Volk brachte /

Noch ofenfrisch brachte Zwingli die Auslegung der Bibel aus der Expertenrunde direkt unter die Leute auf dem Markt. Wie es in der Bibelwerkstatt Zwinglis zuging, zeigen die letzten, nun frisch edierten Bände von Zwinglis Gesamtwerk. Von Christian Schenk

Mit dem Laptop wäre das Auslegen und Verbreiten der Bibel noch schneller gegangen. Aber auch ohne, legten Zwingli und seine Mitarbeiter ein beträchtliches Tempo an den Tag.

Es ist schon fast wie im Live-Ticker, so schnell reichen die Zürcher Reformatoren in den 1520er Jahren die News aus ihrer Bibel-Auslegungswerkstatt direkt ans Volk weiter. Nur wenige Minuten, nachdem Zwingli mit seinem Übersetzer- und Bibelforscherteam im Grossoder Fraumünster über den Evangelien gebrütet, Abschnitt für Abschnitt sprachlich vermessen und ausgedeutscht hat, tritt er unter die Leute und predigt brühwarm die neusten Erkenntnisse. Das, was er hier am Freitagsmartkttag in Zürich verkündet, auslegt und erklärt, ist für all die Händler, Marktfahrerinnen, Bauern und Bürger faszinierend neu. Und es hat weitreichende Konsequenzen für ihr Leben. Hier predigt der Mann, der die Stadt binnen weniger Jahre auf einen neuen Kurs ge10

bracht hat, der das Denken und Leben der Menschen verändert, den Bischof und den Papst provoziert, jahrhundertealte Gewissheiten und Gebräuche wegwischt und neue Regeln für Zusammenleben aufstellt. Da muss und will man einfach zuhören!

Basis für Predigt Was Zwingli wörtlich predigte, in welche Formulierungen er seine Botschaften packte, ist nicht überliefert. Mitgeschrieben hat niemand. Dokumentiert ist aber die Auslegungsarbeit, die oft unmittelbar vorher stattgefunden hat und auf deren Basis Zwingli danach frei predigt. Diese Auslegungen, die auch die Grundlage für die spätere komplette Zürcher Bibelübersetzung bilden, sind

bruchstückhaft überliefert. Was sich davon rekonstruieren lässt, das enthalten die letzten Bände der wissenschaftlichen Ausgabe der Werke Zwinglis. Sieben dieser Bände sind vor kurzem fertig bearbeitet und herausgegeben worden und bilden den Abschluss einer über hundertjährigen Editionsarbeit von Zwinglis sämtlichen Werken. Der Theologe und Kirchenhistoriker Daniel Bolliger hat im Auftrag des Zwinglivereins und des Instituts für Schweizerische Reformationsgeschichte der Universität Zürich die letzte Wegstrecke dieser monumentalen Editionsarbeit geleitet. Ihm und den Forschergenerationen vor ihm ist es zu verdanken, dass man sich heute genauer vorstellen kann, wie es in der Bibelwerkstatt Zwinglis zu und her ging; wie innerhalb notabene

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und Deutsch wechseln ziemlich unvermittelt, so wie man diesen Sprachwechsel heute von Secondos kennt.» Auch der Inhalt variiert. Da findet man präzise philologische Erläuterungen neben humorvollen bis schroffen Polemiken. «Wenn man das heute liest, erschrickt man über die Schärfe der Aussagen», sagt Bolliger. Was aber heute eine Ehrverletzungsklage nach sich ziehen würde, war damals gängiger Stil. Kennzeichnend für die Auslegungstexte sind auch das Zürcher Lokalkolorit und die Hinweise auf die gesellschaftliche Aktualität in der Limmatstadt: Erklärungen zu Texten über die Pharisäer aus dem MatthäusEvangelium münden dann in scharfer Kritik an den Gegnern der Reformation, an Täufern und Altgläubigen. Auch die Zürcher Ratsherren kriegen ihr Fett weg: Da debattiere man etwa des Langen und Breiten über die Entwicklung der Weinpreise. Wenn es aber um das Wort Gottes gehe, lasse eben dieser Rat jeglichen Eifer vermissen, mokiert sich Zwingli.

«Wenn man das heute liest, erschrickt man über die Schärfe der Aussagen.»

Masshalten im Masshalten

der gut zwölfjährigen Wirkungszeit des Reformators in Zürich das Mammutprojekt einer Bibelübersetzung durchgepeitscht wurde (sie wird noch früher gedruckt als die Lutherbibel) und wie in jenen bewegten Jahren die wissenschaftliche Auslegungsarbeit Hand in Hand mit Predigt-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit geht.

Latein und Deutsch Die «Exegetica» – die Auslegungsschriften – bilden die Basis all dieser verschiedenen Vertriebskanäle des «göttlichen Wortes». Wie die in Teamarbeit entstandenen Auslegungstexte abgefasst und komponiert sind, beschreibt Bolliger so: «Der Stil wechselt oft zwischen volkstümlich und gelehrt; die Sprachen Latein notabene

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Nur als Kostverächter und Spassbremse kommt Zwingli in den Auslegungen nicht daher. Daniel Bolliger weist darauf hin, dass die Kommentare Zwinglis zwar oft auf eine Ethik des Masshaltens hinauslaufen. Das Masshalten gelte aber auch für das Masshalten selber. «Zwingli will keine neue Askese, kein neues Mönchtum, er plädiert auch für eine ausgewogene Frömmigkeit, die sich in den bürgerlichen Alltag integrieren lässt», folgert Bolliger. Es sind solche Erkenntnisse, die sich aus der Edition herausschälen und die ein immer deutlicheres Bild jener bewegenden Epoche erahnen lassen. Die Herausgeber haben die nötige Vorarbeit geleistet. Jetzt steht die Türe offen für weitere Forschungen – bei weitem nicht nur theologische: Die Texte sind auch eine riesige Fundgrube für Sprachwissenschaftler, Wirtschafts- und Sozialgeschichtler.

Die Auslegungen geben Einblick in Zwinglis Werkstatt Demnächst werden es 500 Jahre her sein, seit der erste Mitarbeiter der Zürcher Landeskirche, Ulrich Zwingli (1484 – 1531), im Januar 1519 seine Arbeit aufnahm. Das Resultat seines Wirkens war wenige Jahre später die Gründung ebendieser Landeskirche, und damit im Grunde der ersten «reformierten Landeskirche» überhaupt: Eine wichtige Aufgabe für den ersten Mitarbeiter war damit vorgegeben. Er sollte die Bibel auslegen, denn im Zentrum der Zürcher Reformation stand die Bibel. Nicht als eine Sammlung göttlicher Vorschriften, sondern als Ort, an welchem das «göttliche Wort» lebendig und kräftig in die Gegenwart hineinsprach. Die Zürcher Bibelübersetzung, die «Froschauer Bibel» (1531), ist als ein Produkt aus dieser Zeit bekannt. Aber Zwingli hat auch Vorlesungen zu Bibeltexten gehalten, und er hat gepredigt. Diese Auslegungen sind aber leider nur bruchstückhaft überliefert. Die letzten sieben Bände der wissenschaftlichen Ausgabe der Werke Zwinglis – bearbeitet und herausgegeben von Dr. Daniel Bolliger – enthalten, was man davon rekonstruieren kann. Mit ihnen ist gleichzeitig ein Monumentalwerk zum Abschluss gekommen: die «Huldreich Zwinglis sämtliche Werke». Begonnen wurde es im Jahre 1905 mit dem ersten Band. Es versteht sich von selbst, dass viele Generationen von Forschenden daran gearbeitet haben. In der Jahresversammlung des Zwinglivereins am 11. Mai wurde der Abschluss dieser Arbeit in feierlicher Schlichtheit begangen. Prof. Dr. Peter Opitz, Institut für Schweiz. Reformationsgeschichte, Universität Zürich

Zwingli im Originalton «Huldreich Zwinglis sämtliche Werke». Kritische Edition im Rahmen des Corpus Reformatorum (Bde. 15 bis 21). Bearbeitet von Max Lienhard. Herausgeber: Daniel Bolliger. Theologischer Verlag Zürich, 2013. Infos: Institut für Schweiz. Religionsgeschichte: www.irg.uzh.ch

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Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst Predigt des Kirchenratspräsidenten in der Martin-Luther-Kirche Kirchenratspräsident Pfr. Michel Müller ist Gastprediger in der Martin-Luther-Kirche in Zürich. 5. Juli, 9.30 bis 10.30 Uhr. MartinLuther-Kirche, Kurvenstrasse 39, Zürich

«rise up» kennenlernen Das Jugendliederbuch «rise up» besser kennen. Viele Gemeinden besitzen zwar das Buch «rise up», doch sind dessen Lieder oft unbekannt. In einer Stunde singt man gemeinsam verschiedene Lieder und diskutiert über die praktische Anwendung im Gottesdienst. Leitung: Eugenio Giovine Kurs auf Anfrage. Anmeldung: eugenio.giovine@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 94

Ferienlager für Flüchtlingsfamilien Gemeinsam mit «Solinetz» organisiert die Landeskirche im Juli (24. bis 28.) ein Ferienlager für Flüchtlingsfamilien. Gesucht sind Kirchgemeinden, welche eine ihnen bekannte Familie anmelden und wenn möglich auch finanzieren oder teilfinanzieren. Das Lager findet in der Jugendherberge in Beinwil am Hallwilersee statt. Kontakt: gabriela.bregenzer@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 39

Familien und Kirche in Beziehung Intervision. Die Teilnehmenden erhalten Impulse und entdecken neue Handlungsoptionen für die Tätigkeit im Schwerpunkt «Familie und Generationen» in der Kirchgemeinde. Leitung: Gerda Zbinden. 15. September, 15.30 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66

Diakonie & Seelsorge

Bildung & Spiritualität

Tagung zum internationalen Flüchtlingstag 2015 Die Flüchtlingskatastrophe in Syrien und Irak – und die Schweiz? Die Tagung fragt nach Hintergründen und Perspektiven, lässt Betroffene zu Worte kommen und debattiert die Schweizerische Flüchtlingspolitik. Es laden ein: Reformierte Kirche Kanton Zürich, Paulus-Akademie Zürich, G2W, Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien in der Schweiz, Schweizerische Flüchtlingshilfe. Mit freundlicher Unterstützung durch das Staatssekretariat für Migration.

Der Duft der Religionen Von März bis zum September veranstaltet das Zürcher Forum der Religionen Abende zu den Duftwelten der Religionen. Nächste Termine: 26. Juni: Buddhismus: Rauchopfergabe – im Kloster und zu Hause. Ein Mittel zur energetischen Reinigung. 19. August: Die Verwendung

von Weihrauch bei den Serbisch-Orthodoxen. 3. September: Islam: Düfte auf dem Lebensweg. www.forum-der-religionen.ch

Playing Arts mit dem Schöpfergott! Schöpferisch dem Schöpfer begegnen Tagung von wtb – Deutschschweizer Projekte Erwachsenenbildung. Die Tagung dient dazu, die eigenen Ressourcen zu stärken, um Angebote für andere zu generieren. Playing Arts eröffnet eine neue Perspektive auf kreative Prozesse und eine neue Perspektive auf Gott?! Playing Arts regt zu experimentierfreudigen, schöpferischen und offenen Prozessen an. Leitung: Brigitte Becker, Soham Al-Suadi und Angela Wäffler-Boveland. Referentin: Birgit Weindl. 25. Juni, 10 bis 16 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Info: wtb@ref.ch oder Tel. 044 258 92 17

Frauentreff Winterthur «Grüss Gott Frau Regula und Herr Felix» Stadtmeditationen – Zürich einmal anders erfahren. Lesung und Diskussion mit Monika Stocker, ehemalige Zürcher Stadträtin. 27. Juni, 9 bis 11 Uhr. Hotel Krone, Marktgasse 49, Winterthur. www.vefz.ch

Gesprächsnachmittag für verwitwete Frauen In der Trauer Gelassenheit finden. Nichts ist mehr, wie es sein sollte. Leitung: Heidi Hofer Schweingruber. 2. Juli, 14 bis 17 Uhr. «Oase» der

Siedlung Brahmshof, Brahmsstrasse 32, Zürich. www.vefz.ch

Ein Abend im Ramadan Das Forum der Religionen lädt ein zu einem Abend im Ramadan mit dem Besuch von drei Moscheen: «An drei Stationen erwarten uns Vertreter von Moscheen, die uns in je einen Aspekt des Ramadans einführen. Vor dem Einbruch der Nacht werden wir in der Bosnischen Moschee eintreffen – denn: Kein Fastentag ohne das allabendliche Fastenbrechen! Nach einer Einführung in das Almosenwesen werden wir dort gemeinsam mit dem Imam das Fasten bei einer Mahlzeit und Gesprächen beenden.» 4. Juli, 18.15 Uhr. Blaue Moschee, Kochstrasse 22, Zürich. Infos: www.forum-der-religionen.ch, anmeldung@forum-der-religionen.ch

Grundwissen Theologie Evangelischer Theologiekurs 2015 in Winterthur. Ab August bietet der Evangelische Theologiekurs interessierten Erwachsenen wieder die Möglichkeit, über drei Jahre den christlichen Glauben und die christliche Theologie in Gegenwart und Tradition kennen und verstehen zu lernen. Theologisches Wissen wird so vermittelt und vertieft, dass die Teilnehmenden dazu befähigt werden, kritisch weiterzudenken und miteinander zu diskutieren. Der Kurs kostet Fr. 1595.– pro Kursjahr und steht allen offen. Anmelden auf: www.zh.ref.ch Auskunft: info@lindentor.ch, Tel. 044 258 92 17

20. Juni, 10 bis 17 Uhr. Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich. Anmeldung: Tel. 043 336 70 41, www.paulus-akademie.ch

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«Solange ich lebe, kriegt mich der Tod nicht» Weshalb betritt Jonathan Franzen Friedhöfe mit Fernglas? Wieso möchte Benoîte Groult einmal von Fischen gefressen werden? Und wie kommt es, dass Ko Un nach vier Selbstmordversuchen heute so glücklich ist? Der Journalist und Fotograf Tobias Wenzel traf Schriftstellerinnen und Schriftsteller auf Friedhöfen und reiste dabei ein paar Mal um die Welt. Entstanden sind grossformatige Schwarz-Weiss-Aufnahmen und Gespräche über Leben und Tod. Das Friedhof Forum zeigt 34 dieser Porträts in einer zweiteiligen Ausstellung. Teil 1: 11. Juni bis 12. September. Teil 2: 17. September bis 23. Dezember. Friedhof Forum, Aemtlerstr. 149, Zürich.

Gemeindeaufbau & Leitung Neu in der Zürcher Landeskirche Einführungstagung für alle, die erstmals in einer Zürcher Kirchgemeinde oder in den Gesamtkirchlichen Diensten arbeiten. Was erwartet die Teilnehmenden? Sie lernen Struktur und Organisation der Zürcher Landeskirche und die Dienstleistungen verschiedener Fachstellen kennen. Sie kommen mit Mitgliedern des Kirchenrates und Mitarbeitenden der Gesamtkirchlichen Dienste in Kontakt. 16. September, 8.45 bis 16.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung mit der Kursnummer GL1532 auf: www.zh.ref.ch/kurse. Auskunft: Tel. 044 258 92 36, edwin.blumer@zh.ref.ch

Vom Protokoll bis zum Archiv Eine Einführung und Vertiefung ins Handwerk der Akten- und Archivführung. Leitung: Karin Hügli und Dietrich Schuler. 16. Juni, 13.45 bis 16.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@zh. ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Präsentationstechniken Flipchart, Pinnwand, Whiteboard und PowerPoint – welche Technik für welchen Zweck? Dieser Kurs vermittelt Tipps und Tricks zu den einzelnen Präsentationstechniken. Mit praktischen Übungen. Leitung: Erik Senz, Bernhard Neyer, Peter Wilhelm. 19. Juni, 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich

Von & für Gemeinden Jubiläumskonzert Der Singkreis Bäretswil-Bauma, feiert sein 125-Jahr-Jubiläum mit drei Konzerten, darunter eine Uraufführung eines Werks von Peter Roth. Peter Roth ist Musiker, Komponist, Chor- und Kursleiter. In seine Kompositionen fliessen Stilelemente der Alpsteinmusik ein. 20. September, 17 Uhr. Reformierte Kirche Bauma. 26. September, 19 Uhr. Katholische Kirche Alt St. Johann/Toggenburg. 27. September, 19.Uhr. Reformierte Kirche Bäretswil. Infos: www.singkreis-bb.ch

Kloster Kappel Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

LAufmerksamkeit – ein Pilgerweg Von Zürich über den Albiskamm nach Kappel am Albis. Liturgischer Beginn, unterwegs kurze Impulse, liturgischer Abschluss in der Kirche Kappel. Treffpunkt: Krypta des Grossmünsnotabene

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Wie die Kirche Zukunft hat Die gegenwärtige Gestalt mancher Kirche wird vergehen. Aber die Kirche Jesu Christi bleibt! Wie wird die Zukunft der reformierten Landeskirchen aussehen? Die Tagung des Landeskirchen-Forums vermittelt wegweisende Impulse. Beispiele gesunden Gemeindelebens werden diskutiert. Als Referenten geladen sind: Michael Herbst, Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung, Theologische Fakultät, Universität Greifswald; Paul Baumann, Leiter Arbeitsstelle Gemeindeentwicklung und Mitarbeiterförderung der Kantonalkirche St. Gallen; Michel Müller, Kirchenratspräsident, Zürich. Samstag, 29. August 2015, 9 bis 16 Uhr, Kirchgemeindehaus Neumünster. Seefeldstrasse 91, Zürich. Infos: Katrin Stalder, Sekretariat LKF. Tel. 044 822 45 14. Anmeldung: www.lkf.ch/events

ters Zürich. Proviant mitnehmen. Infos: Pilgerzentrum St. Jakob, Tel. 044 242 89 15. 20. Juni, 9.30 Uhr

Zeichnen als Weg geschärfter Wahrnehmung Frische Erfahrungen im Umgang mit dem ursprünglichsten gestalterischen Mittel. Marcus Watta. 19. bis 21. Juni

Liebe im Alltag Inspirationskurs für Paare. Sina Bardill und Christof Arn. 19. bis 20. Juni

Pilgersternwanderung Johannisnacht In der (fast) kürzesten Nacht unterwegs zum (fast) längsten Tag. Eine Pilgersternwanderung zum Kloster Kappel, organisiert von den Kirchen Affoltern am Albis, Muri im Freiamt, Oberrieden, Zug, dem Pilgerzentrum St. Jakob Zürich und vom Kloster Kappel. 20. bis 21. Juni

Tai Ji – achtsam im Leben Meditation in Bewegung. Christoph Endress.

Vernissage «Blumenbilder» Ausstellung «Blumenbilder» von Brigitte Lehner. Die Ausstellung ist bis 16. August täglich geöffnet. 28. Juni, 15.30 Uhr

Musik und Wort in der Klosterkirche Choralschola «Linea et Harmonia». Leitung: Prof. David Eben, Prag: Die musikalische Pilgerreise «Homo viator» nimmt die Zuhörer mit zu den wichtigsten Wallfahrtsorten. Die gregorianischen Gesänge des Mittelalters stehen dabei in einem Dialog der besonderen Art mit dem Jazz-Saxophonisten John Voirol. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei/Kollekte. 28. Juni, 17.15 Uhr

Shibashi Qi Gong – Meditation in Bewegung Wenn die innere Mitte bewegt. Barbara Lehner. 3. bis 5. Juli

Kappeler Klostertage «Denn mit Freude werdet ihr ausziehen.» Team Kappeler Freundeskreis. 3. bis 6. Juli

26. bis 28. Juni

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Abendrundgang durch den Klostergarten «Pflanzen selber vermehren». Treffpunkt: Amtshausplatz. Christine Schmid.

Buchtipp: Wie wird es sein?

3. Juli, 17 Uhr

«Gott suchen und finden in allen Dingen» Einführung in die Geistlichen Übungen nach Ignatius von Loyola. Anja Hirt. 17. bis 19. Juli

Jeder Tag der erste – jeder Tag ein Leben Exerzitien (spirituelle Übungen) mit Impulsen von Dag Hammarskjöld. Arnold Steiner und Katharina Zimmermann.

kleine Büchlein sehr kostbar. Es erzählt von dem, was das Leben und das Sterben mit uns macht. Es erzählt bei aller Schwere auch davon, wie kostbar das Erleben, das Begleiten und Aushalten auf dem letzten Wegstück des Lebens ist. Begleittexte von Fachpersonen aus der Seelsorge ergänzen die Berichte und verbreitern die Optik auf das Thema, das uns alle betrifft. Rita Famos, Anne-Marie Müller (Hg.): Wie wird es sein? Was Seelsorge mit hochbetagten Menschen vermag. TVZ, 2015. 124 Seiten, Fr. 26.80.

Mit den Fäden, aus denen das Leben gesponnen ist, spielt und wirkt der Dichter und webt sie zu Textminiaturen, die die «feinmaschige menschliche Existenz abbilden». In seine Textweberei bezieht er auch Meisterwerke der Malerei mit ein, variiert die gemalte Botschaft, spinnt die Fäden weiter mit seiner eigenen lyrischen Sprache. Matthias Müller Kuhn: Frohes Wortgewebe. Hundertzwanzig textile Gedichte mit 20 Meisterwerken der Malerei. Pro Lyrica, 2014. 228 Seiten, Fr. 32.–.

26. Juli bis 1. August

Vakante Pfarrstellen

Lebenskunst und Totentanz Ausstellung in der Klosterkirche Kappel am Albis. Die Ausstellung mit künstlerischen Arbeiten aus sieben Jahrhunderten, die sich mit der Vergänglichkeit des menschlichen Daseins befassen, lädt zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit Sterben und Tod ein. Neben der ins Mittelalter zurückführenden Darstellungsform des Totentanzes zeigen moderne Ausdrucksformen in Film, Tanz, Theater und Literatur die zeitlose Aktualität eines Themas auf, das Menschen berührt wie kaum ein anderes. Die Ausstellung basiert auf einem Konzept, das die Kirchgemeinde Oberwinterthur 2012 erarbeitet und inszeniert hat. Das Kloster Kappel hat sie angepasst und erweitert und präsentiert eine ganze Reihe neuer Begleitveranstaltungen – darunter Konzert, Kurse, Thementage. 20. September bis 22. November. Infos: www.toten-tanz.ch

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sch. «Herr D sei so unruhig, hat man mir gesagt, ob ich eine Stunde Zeit hätte, um bei ihm zu sein. Herr D wird wohl bald sterben. Unsere Begegnung verlief anfangs schwierig. Herr D schien alarmiert über mein Kommen, murmelte dingliche Sätze, die ich nicht verstand, fuchtelte mit den Händen. Ich setzte mich neben sein Bett und versuchte, auf seine Äusserungen irgendwie einzugehen. Aber was ich auch tat und sagte und anbot, alles schien ihn nur noch mehr zu verwirren und aufzuregen. Nur meine Hand hielt er beständig in seiner. Ich verstummte. Schloss meine Augen. Ich kann nichts tun…» Anne-Marie Müller erzählt von ihrer Arbeit als Seelsorgerin in einem Pflegezentrum. Es sind kurze Momentaufnahmen, die es in sich haben. Sie handeln von Begegnungen mit alten Menschen, die das letzte Wegstück ihres Lebens gehen oder bereits im Sterben liegen. Es sind Zeugenberichte von schweren Momenten, von Schmerzen, von Wut auch und von Verzweiflung – und immer wieder von Hilflosigkeit. AnneMarie Müller redet nichts schön. Sie erzählt schlicht, ist sparsam mit Deutungen, aber empfindsam für das, was die Menschen erleben und durchmachen, wenn sie die letzte Reise antreten. Das macht das

Buchtipp: Weben mit Worten

sch. Aus wie vielen Fäden ist dein Leben gewoben, fragt der Dichter und Theologe Matthias Müller Kuhn im Vorwort seines neusten Gedichtbandes. Das Sprachbild der Weberei aus Worten ist gleichsam der rote Faden und strukturgebend für die 120 Gedichte, die nach einem genauen Zahlenmass, immer zwölfzeilig, abgefasst sind. Das Bild der miteinander kunstvoll oder lose verbundenen Fäden ist zugleich inhaltliches Leitmotiv der Gedichte des seit über dreissig Jahren lyrisch wirkenden Pfarrers der Gehörlosengemeinde Zürich.

Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13 Bachs 1.03.15 Bäretswil, 50% 1.04.15 Bülach 1.11.14 Dietikon 1.05.15 Dürnten 1.11.14 Maschwanden 1.09.14 Maur, 50 bis 60% 1.01.15 Opfikon, 80% 1.11.13 Otelfingen 1.11.14 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS* 1.07.12 Schlatt, 70% 1.04.15 Volketswil 1.09.14 Winterthur Mattenbach 1.04.16 Winterthur Seen 1.01.15 Winterthur Wülflingen 1.07.15 Zürich Aussersihl, EPS 1.07.14 Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Industriequartier, 50%, EPS 1.09.11 Zürich Matthäus, 80% 1.08.13 Zürich SaatlenSchwamendingen 1.07.15 Zürich Wipkingen, 30%, EPS 1.08.12 Zürich Wollishofen 1.12.15 Zürich Wollishofen, 50%, EPS 15.08.13 *Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stelle

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Porträt /

Fasziniert vom Funk Kaspar Zbinden ist als Kirchenpfleger und Gemeindeschreiber im Wehntal verwurzelt. Per Funk ist er trotzdem mit der ganzen Welt verbunden. Text und Bild: Benjamin Kuhn Funken verbindet Menschen – Kirche auch. Kaspar Zbinden kennt beide «Kanäle».

«CQ, CQ, this is HB9EGZ from Switzerland», sagt er ins Funkgerät. Nachdem es eine Weile nur rauscht, wiederholt er es. Wieder nichts. «Wenn man einfach ins Leere funkt, kann es eine Weile dauern, bis man einen Funkkontakt hergestellt hat», erklärt Kaspar Zbinden. Der Niederweninger Kirchenpfleger sitzt in der Funkstation des Radio Amateur Club Swissair in Kloten inmitten von Funkgerät, Morsetaste und Computer und führt sein Hobby vor: Er ist einer von schweizweit nur gerade 4500 Amateurfunkern. «Aufgepasst: Amateurfunker und nicht Hobbyfunker», sagt der 43-Jährige mit einem Lächeln. Denn Hobbyfunker sein könne jeder. «Aber um Amateurfunker zu sein, braucht man eine eidgenössische Prüfung.» Dort wird technisches und rechtliches Wissen geprüft.

Völkerverbindendes Funken Das Interesse für Technik wurde bereits früh in seiner Kindheit mit einem Elektronikbaukasten geweckt. Zum Funken gekommen ist Kaspar Zbinden dann in seiner Militärzeit bei der Übermittlungstruppe. Dort hat ihn die Faszination für diese heute etwas aus der Mode gekommene Übermittlungstechnik gepackt und nicht mehr losgelassen. «Das notabene

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Faszinierende ist, dass man mit kleinstem Aufwand überallhin eine Verbindung aufbauen kann und auf der ganzen Welt Funkkollegen hat», sagt Zbinden. Sofort korrigiert er sich: «Fast überall.» Denn es gibt Flecken auf der Erde, zu denen man fast keinen Kontakt hinbekommt. Entsprechend begehrt seien gerade solche Funkkontakte, erklärt er. Nordkorea etwa, die Karibikinsel Navassa oder verschiedene Inseln beim Südpol. Ziel der Funkamateure ist es, eine möglichst hohe Anzahl Länder angefunkt zu haben. Dazu gibt es auch Wettbewerbe. An solchen habe er auch schon teilgenommen, heute funke er aber meist ungezwungen und um seine Kontakte zu pflegen. Die hat Zbinden zu den unterschiedlichsten Leuten: zu einem Computertechniker aus Finnland, einem Sommelier aus Italien, einem Ambulanzfahrer aus Sardinien oder einem Konditor aus dem Libanon. «Das Völkerverbindende beim Funken ist für mich das Schönste», sagt Zbinden.

I seek you In der Funksprache werde viel mit Abkürzungen gearbeitet, sagt Zbinden und schlüsselt auf, was er vorhin ins Mikrofon gesprochen hat: CQ steht für «I seek

you», also «Ich suche dich». Und zur Verabschiedung wird nur «73» (Grüsse) gesagt. Auch die Namen der Funkamateure sind in der Funksprache mit einem Kürzel für das jeweilige Land versehen. «Die Schweiz ist HB9», sagt Zbinden, alias HB9EGZ. Im Berufsleben ist der Amateurfunker fest im Zürcher Unterland verwurzelt, arbeitet als Gemeindeschreiber in Oberweningen und engagiert sich seit 2008 in der Kirchenpflege von Niederweningen. Er sei damals in die Kirchenpflege eingetreten, weil er finde, die Kirche habe eine wichtige soziale Verantwortung, sagt er. Gleichzeitig habe er gerne etwas für die Gemeinschaft machen wollen. Seither ist Kaspar Zbinden in der Kirchenpflege zuständig für das Ressort Finanzen, Personal und Öffentlichkeitsarbeit. «Es gibt sogar Parallelen zwischen dem Funken und der Aufgabe der Kirche», sagt Zbinden und verweist auf das beidseitige Bestreben, Menschen über alle Kontinente und Grenzen hinweg in Verbindung zu bringen. Heute scheint eben dies auf den Funkfrequenzen nicht zu gelingen. Ein letztes Mal versucht HB9EGZ eine Funkverbindung aufzubauen – nichts. «Es hat nicht sollen sein», sagt er achselzuckend. Na dann, «73» und bis zum nächsten «CQ». 15


AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Autorinnen und Autoren Nicolas Mori (mo). Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 6 / 2015 (Juli / August, Woche 28) Nr. 7 / 2015 (September, Woche 36) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web www.zh.ref.ch / notabene

Titelbild: Kinder begleiten, wenn die Familie in Not gerät. Erste Gehversuche eines Freiwilligenprojekts in Winterthur. Foto (Themenbild): © istock

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Eine Studie beschied der reformierten und katholischen Kirche letzhin einen guten Ruf. Wie diese zustande kam und wie sie zu deuten ist, lesen Sie auf den Seiten 2 und 3.


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