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notabene Nr 10 / Dezember 2015

Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Kirchenmusik /

Nicht nur «O du fröhliche» Seite 7

Seite 15

Suppe, Seelsorge und Pioniergeist

KirchGemeindePlus

Zu Gast in der «Ladenkirche» in Schwamendingen

Die Kirchensynode fordert mehr Klarheit und mehr Mitsprache

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Editorial / Inhaltsverzeichnis

Aktuell

Nachrichten 3–5

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser Letzthin war ich an einer Tagung, die es in sich hatte – und nicht nur wegen abenteuerlicher wissenschaftlicher Wortschöpfungen. Es ging um kirchlich «Distanzierte», um Menschen, deren «spirituelle Ladungen» nicht so hoch oder nicht erkennbar sind und deren «religiöse Resonanzen» nicht so ausgeprägt. Es ging um Menschen – so übersetzte ich dies bildlich für mich –, die weder über einen prall gefüllten geistlichen Akku verfügen, noch über den inneren Klangkörper einer Bassgeige, der beim leisesten Zupfen und Streichen in tiefes spirituelles Eigenschwingen aus-

«Wie hoch ist Ihre spirituelle Ladung?» bricht. Es ging bei den Referaten um Menschen, die sich manchmal wenig zur Kirche hingezogen fühlen und sich stattessen an ihr «abarbeiten». Es ging um solche, die sich den Fragen nach dem Jenseitigen eher mit dem Intellekt nähern, und um solche, denen «Göttliches» selten begegnet und die sich im Leben nur dann und wann «Eins mit allem» zu sein wähnen. Es kann sein, dass ich mir das so zurechtbiege oder voreilig Schlüsse ziehe: Aber ich hatte bald das Gefühl, dass es an dieser Tagung über Distanzierte eigentlich um Menschen wie dich, Sie und mich ging. Ich hörte von mehreren Referenten, dass es viele von dieser Spezies gibt und immer schon gab. Es wurde beruhigen2

derweise darauf hingewiesen, dass es bei der Definition und Etikettierung von Distanzierten immer auch darauf ankommt, wo man die Messlatte anlegt. Wer sagt denn, wo das Zentrum liegt, und wo der Rand? Weil also die Distanzierten nicht wirklich randständig und schon gar nicht defizitär sind, brauchen sie sich nicht dafür zu entschuldigen, wenn sie mit einem kleineren transzendentalen BassgeigenBauch ausgestattet sind und weniger spirituell geladen agieren als andere. Genau diesem Phänomen begegne ich in meiner Arbeit allerdings immer wieder. Wenn ich mit Mitarbeitenden der Kirche, Kirchenpflegerinnen und Kirchenpflegern oder freiwillig Engagierten ins Gespräch komme über ihre Motivation für die Mitarbeit in der Kirche, dann höre ich immer wieder das entschuldigende Intro «Ich bin ja eigentlich nicht so religiös» oder «Ich bin da vielleicht etwas anders ...» Darauf werde ich das nächste Mal antworten, dass sie oder er damit in guter Gesellschaft ist – auch und vielleicht besonders in unserer reformierten Kirche. Dieses etwas Anderssein und eine gewisse Distanziertheit ist alles andere als ein Makel. Erst recht nicht, wenn es einen trotz vermeintlich geringer «spiritueller Ladung» und Strahlkraft doch dazu bewegt, sich in und um die Kirche für die Menschen ins Zeug zu legen. Christian Schenk Redaktor «notabene»

Was bringt das Corporate Design?

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Kolumne «Stadtfuchs & Landei»

Erhebung und Kaiser Augustus 5

Schwerpunkte

Marschhalt bei KirchGemeindePlus 6

Flüchtlinge: Hilfe beim Helfen

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Zum Zmittag in die «Ladenkirche» 8 –9

O du fröhliche? Im Gespräch mit Kirchenmusiker Eugenio Giovine 10 – 11

Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

Porträt: Kondition für die Kirche 15

Impressum / Bischof zeichnet 16

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für Grossgemeinden möglich machen mo. Bereits im letzten Frühling hat die Kirchensynode zugestimmt, dass grössere Kirchgemeinden künftig die Möglichkeit haben sollen, Parlamente einzurichten. Der Bedarf dafür ergibt sich für die Landeskirche im Zuge der 2014 von den Stimmberechtigten beschlossenen Zusammenlegung der 34 Stadtzürcher Kirchgemeinden zu einer Kirchgemeinde. Die Vorlage für eine entsprechende Teilrevision des staatlichen Kirchengesetzes befindet sich zurzeit in der Vernehmlassung. Die katholische Kirchensynode hat ihr anfangs November bereits zugestimmt. Neben der Möglichkeit zur Schaffung von Parlamenten enthält die Vorlage noch weitere Punkte, welche die Autonomie der Kirchen erweitern. Die Kir-

Umweltzertifikat / Grüner

chen sollen künftig strukturelle Änderungen vornehmen können, ohne dass diese vom Staat bewilligt werden müssen. Das bedeutet eine weitere Entflechtung von Kirchen und Staat. Gebietsveränderungen von Kirchgemeinden, die Festsetzung der Mitgliederzahl der Kirchenpflegen, die Regelung der Pfarrwahlen sowie Umnutzungen von kirchlichen Liegenschaften sollen künftig mit weniger staatlichen Vorgaben möglich sein. Die Kirchensynode stimmte den Änderungen an ihrer Sitzung vom 24. November ohne Gegenstimme zu. Den ausführlichen Bericht zur Synodesitzung vom 24. November und die Debatte über die Zukunft von KirchGemeindePlus lesen Sie auf Seite 6.

Güggel wird flügge

kom. Die Kirchgemeinde Meilen ist am 6. Dezember mit dem «Grünen Güggel» ausgezeichnet worden. Sie ist nach Bülach die zweite reformierte Kirchgemeinde im Kanton, die ein Umweltzertifikat verliehen bekommt. Ebenfalls mit dem Grünen Güggel zertifiziert wurden diesen Herbst die katholischen Kirchgemeinden Arbon, Ermatingen, Güttingen, Romanshorn und Sirnach im Kanton Thurgau. Die Auszeichnung steht

am Schluss eines Weges, den motivierte Umweltteams, kirchliche Angestellte und Gemeindeglieder miteinander gegangen sind, schreibt «oeku Kirche und Umwelt». Neben Pflichtbereichen wie der Einführung einer Energiebuchhaltung oder der Analyse des Papier- und Abfallaufkommens setzen die Gemeinden auch individuelle Schwerpunkte, um ihren ökologischen Fussabdruck zu reduzieren. www.oeku.ch

Reformationsjubiläum / Fotografieren

mit der R-Brille

sal/sch. Zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation stellt der Schweizerische Evangelische Kirchenbund eine FotoApp zur Verfügung. Mit der Gratis-Applikation lassen sich mittels einer Schablone Schnappschüsse in R-Form machen. Die R-Bilder können dann auf eine Internet-Plattform gestellt oder via Twitter und Facebook mit Freunden geteilt und geliked werden. Wer mitknipst, notabene

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bereichert nicht nur die Jubiläumsbildergalerie, sondern tut auch etwas für einen guten Zweck: Jedes Mal, wenn 500 Fotos gemacht und hochgeladen sind, spendet der Kirchenbund 2000 Franken an ein reformiertes Hilfswerk.

Flüchtlingshilfe / Kanton

unterstützt Hilfe der Kirche

sch. Der Zürcher Regierungsrat unterstützt die Arbeit der Zürcher Landeskirche und ihrer Partner in der Flüchtlingshilfe im Nahen Osten. An seiner Sitzung vom 18. November hat der Regierungsrat dafür 100 000 Franken gesprochen, die dem Lotteriefond entnommen werden. Sie sollen für Projekte in Syrien, im Irak, in Jordanien, im Libanon und in der Türkei eingesetzt werden. Die Zürcher Landeskirche arbeitet in dieser Region seit Jahren mit ansässigen Hilfsorganisationen zusammen. Sie leistet Nothilfe vor Ort und versucht, insbesondere religiösen Minderheiten und bedrängten Christen in den Krisengebieten eine Zukunftsperspektive zu geben. Seit 2009 sind rund eine Million Franken durch Kollekten von Kirchgemeinden sowie Spenden von Institutionen, Stiftungen und vielen Einzelpersonen zusammengekommen. Die Landeskirche engagiert sich auch im Kanton Zürich mit der im Frühling lancierten Aktion «Flucht.Punkt». Lesen Sie dazu den Bericht auf Seite 7. Sammelkonto für Hilfe im Nahen Osten: PC 80-2020-8, Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich, Konto 200 510

Foto: Alexander Schenk

Kirchensynode / Kirchenparlamente

www.ref-500.ch/de/photoapp Besondere Augenblicke als «R-Momente» auf die Jubiläumsplattform laden.

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Leserbrief / Ab

in den Papierkorb?

Foto: Zürcher Forum der Religionen

Interreligiöser Runder Tisch / Religionen

stehen zusammen gegen den Terror kom. Unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 13. November in Paris haben die Vertreter des Interreligiösen Runden Tisches im Kanton Zürich und das Zürcher Forum der Religionen eine gemeinsame Stellungnahme verfasst. Darin zeigten sich die Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften entsetzt und tief betroffen vom Leid, das die Terrorangriffe angerichtet haben. Den «verblendeten und gewissenlosen Mördern» gehe es darum, Angst, Schrecken und Zwietracht zu verbreiten, heisst es in der Mitteilung. Jede religiös verbrämte Gewalt belaste das Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften schwer. Ausserdem seien die Anschläge Gift für einen menschli-

chen Umgang mit den vielen Flüchtlingen, die zur Zeit in Europa Zuflucht suchten. Dagegen setzten die Mitglieder des Interreligiösen Runden Tisches unter dem Vorsitz des Kirchenratspräsidenten der Zürcher Landeskirche ein deutliches Zeichen: Es gelte, eine grosse «Koalition der Menschlichkeit» zu bilden – und ein «Bündnis gegen die Barbarei». «Wir wollen mit klarem Kopf und offenen Herzen und über alle Religionsgrenzen hinweg zusammenstehen und unsere Grundwerte der Freiheit, der Sicherheit und des religiösen Friedens gemeinsam verteidigen.» www.rundertisch.ch www.forum-der-religionen.ch

Pfarrkapitel Zürich /

Niklaus Peter als Dekan gewählt kom. Das Pfarrkapitel Zürich hat an seiner Herbstversammlung Niklaus Peter, Pfarrer am Fraumünster, für die verbleibende Amtsperiode bis Juni 2016 zum Dekan gewählt. Andreas Peter, Pfarrer in Zürich Neumünster, und Barbara Oberholzer, Pfarrerin im Unispital, wurden zum Vizedekan bzw. zur Vizedekanin ernannt. Die Nachwahl wurde nötig aufgrund des Ausscheidens von Pfarrer Theo Haupt als Dekan und der Wahl 4

der bisherigen Vizedekanin Esther Straub in den Kirchenrat. Dekane vertreten das Pfarrkapitel nach aussen und bilden das Verbindungsglied der Pfarrerschaft des Bezirks zur Bezirkskirchenpflege und zum Kirchenrat. Sie setzen im Auftrag des Kirchenrates die neugewählten Pfarrerinnen und Pfarrer in ihr Amt ein und machen sie mit den Verhältnissen ihrer Gemeinde und der Landeskirche vertraut.

«notabene» 9/15: «Erkennt man uns?» Ob sich die Abteilung Kommunikation der Landeskirche auch schon überlegt hat, was ist, wenn das Corporate Design negativen Wiedererkennungswert vermittelt? Schlechte Erfahrungen in der alten Kirchgemeinde oder zu bestimmten Lebensabschnitten übertragen sich genauso wie gute. Die steigenden Austrittszahlen scheinen darauf hinzudeuten, dass der Brand wenig Positives vermittelt. Die Erfahrung mit Aussenstehenden ist denn auch: Kirchenlogo sehen und ab in den Papierkorb. Das CD der Landeskirche scheint nicht kommunizieren zu können, dass unsere Kirchgemeinden sich ständig neu in die Aktualität unserer Gesellschaft hinein erfinden und so lokal wichtige Lebenshilfe anbieten. Nicht die Einheitlichkeit, sondern die Vielfalt der Aktivitäten bietet neue Chancen der Annäherung. Vielleicht wäre es ratsam, dass statt der Corporate Identity der Landeskirche die Identität der einzelnen Kirchgemeinden betont wird. Jost Ohler, Bülach

Leserbrief / Hürden

beim Helfen

«notabene» 9/15: «Distanzierte» Ich engagiere mich gerne in meiner Arbeit als Organist, zähle mich aber eher zu den Distanzierten. Ein Grund liegt darin, dass mein Interessensgebiet nicht dabei ist. Ich würde gerne in der Seelsorge mithelfen. Nicht als Einzelkämpfer, sondern in einer Gemeinschaft mit anderen und mit Intervision. Die Dargebotene Hand bietet eine Ausbildung für Seelsorge an. Allerdings nur für jene, die auch bereit sind, Nachtschicht zu machen. Das kann ich leider nicht wegen meiner Erwerbstätigkeit. Vielleicht ergeht es anderen auch so, dass man eigentlich gerne mithelfen würde. Aber die Angebote fehlen oder passen nicht. Ekkehard Blomeyer, Zürich notabene

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Leserbrief / Keiner

hat grössere Liebe «notabene» 9/15: «Kann das Christentum auf Opfer gründen?» Leserbriefschreiberin Pfrn. Esther Gisler Fischer hat recht: Gott sass nicht im Himmel und liess seinen Sohn qualvoll auf der Erde leiden. Das ist tatsächlich eine zu menschliche Vorstellung. Gott ist ja nicht wie wir, Er ist Geist. Er kann gleichzeitig im Himmel und auf der Erde weilen. Jesus sagte: «Ich und der Vater sind eins» (Johannes 3). Und: «Wer mich sieht, sieht den Vater» (Johannes 12). Somit ist es Gott selber, der am Kreuz für uns gestorben ist! Aus tiefer Liebe zu uns hat er diese Schmerzen ausgehalten. Er wusste, es gibt keinen anderen Weg, um uns sein Himmelsreich zu öffnen. Das ist ebenfalls geistlich zu bewerten. Wir Menschen wissen schlussendlich nicht, weshalb dies nötig war. Aber wir wissen, dass Gott uns unendlich lieben muss. Keiner hat grössere Liebe als der, der sein Leben für seine Freunde gibt. Welche Freude, wenn wir diese Liebe annehmen können! Claudia Förderer, Zürich

Leserbrief / Rettung

und Gericht

«notabene» 7/15: «Über Brot wird nicht gesprochen» «Die Pfarrschaft mit Fragen löchern», will Irene Gysel. So möchte ich jetzt mein Löchli stopfen und die Frage nach dem Gottesbild aufnehmen. Ich habe das Gottes- und Menschenbild verinnerlicht, welches mir aus der Bibel entgegenleuchtet. Es ist ein hoffnungsvolles Gottes- und Menschenbild, ein soteriologisches: «Sozeïn» – «Retten» ist eine der häufigsten biblischen Vokabeln. Von 1. Mose an bis hin zur Offenbarung Jesu Christi an Johannes wird vor Herz und Augen gemalt: Der Mensch ist ein zu Rettender vor Gottes vernichtendem Urteilsspruch «Die Seele, die sündigt, muss sterben» (Ez 18,4). Ein fürchterliches Gottesbild? Ja, er ist zu fürchten. notabene

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Weil er aber lieber retten denn richten will – schon das Alte Testament ist voll von solchen Beispielen –, hat er seinen Menschen den Retter, Jesus – das heisst: Jahve ist Rettung – geschickt. Bald singen wir es wieder: Christ, der Retter ist da. Und der steht nicht nur an der Seite der Verlierer, wie Irene Gysel sagt, sondern nimmt die Stelle des Verlierers – ist das nicht der Mensch vor Gott? – ein, um das Gericht über unser aller Sünden auf sich zu nehmen. Susanna Schuppli-Kaegi, Evang.-Kirchliche Vereinigung in der Schweiz, Zürich

Leserbrief / Herunter-

gekommener Gott «notabene» 7/15: «Über Brot wird nicht gesprochen» Die Diskussion rund um das Sühnopfer soll geführt werden, doch kann sie den Blick fürs Eigentliche trüben. Viele werden heute zugeben, dass die Satisfaktionstheologie in der mittelalterlichen Kirche mitunter sonderbare Blüten trieb. Um was aber geht es denn? In der frühen Christenheit erhitzte eine Karikatur die Gemüter. Ein Spötter hatte Jesus am Kreuz mit einem Eselskopf gezeichnet. Das Evangelium als Eselei. Aber: Steht nicht dahinter eine göttliche Wahrheit? Der Gott der Christen als ein heruntergekommener Gott, der am Los der Verachteten und Leidenden partizipiert. Seit je und bis heute mangelt es nicht an Gegnern dieses Weges in die Niedrigkeit. Schon als Mose oben auf dem Berg die Thora empfing, liessen sich seine Stellvertreter dazu drängen, einen Stiergott herzustellen, einen potenten Gott aus Gold und Silber. Dann konnte der Tanz beginnen – und er dauert an. Kommt uns das bekannt vor? Der heruntergekommene Gott aber stört den Tanz ums Kalb. Der jüdische Mann aus Nazareth - ein unangenehmer Migrant! Ich meine, dass wir uns in einer orientierungslos gewordenen Gesellschaft nochmals begeistern lassen könnten von der reformatorischen Entdeckung des in Jesus heruntergekommenen Gottes. Hans Corrodi, Wetzikon

Stadtfuchs

& Landei

Erhebung! Nichts vereint gegenwärtig Stadt und Land in beiden Kirchen so fest wie der Ärger über die von oben verordnete Zählung ihrer Aktivitäten. Nicht Kaiser Augustus, sondern unsere landeskirchlichen Obrigkeiten, gedrängt von kantonalen Herrschaften, haben es erlassen und angekündigt, notabene zweimal im «notabene». Wir lärmen und schimpfen, und machen uns doch auf mit all unseren Eseln und sitzen nun landauf, stadtab zusammen und überlegen uns, ob Gottesdienstbesucher als Zuhörerinnen, Teilnehmer oder doch als Freiwillige zu zählen sind. Welche tiefen theologischen Fragen! Wir denken und erheben, obwohl wir längst schwanger gehen mit neuen Projekten und Ideen für KirchGemeindePlus oder den Reformprozess und würden die so erheblich aufgewendete Zeit gut und gern anders verbraten. Unsere katholischen Nachbargemeinden St. Anton und Maria Krönung machen vorerst nicht mit. Ich bin neugierig wie ein Kiebitz: Wer wird mehr Widerstandsnester stellen: Stadt oder Land, Katholiken oder Protestanten? Es wird etwas über unser Selbstverständnis sagen. Und doch, es wird keinen «Rugel» spielen. Die Daten aller Gemeinden und Verwaltungsstellen, die mitgezählt haben werden, werden wissenschaftlich völlig ausreichen, damit Transparenz herrschen wird für die Verteilung der Gelder. Offenbar muss man sich manchmal bewegen, damit es Weihnachten wird. Es schläckt kä Geiss wäg: Wir werden alle in Zukunft nur noch transparent zu diesen Geldern kommen. Mit ihrer Hilfe können wir dann verkünden und tun, was wirklich Licht bringt, befreit, zählt und erhebt. Pfr. Res Peter

Als Seelsorger stehen sie mitten im Leben: sie als Dorfpfarrerin von Bonstetten, er als Stadtpfarrer in Zürich Neumünster. In dieser Kolumne erzählen Susanne Sauder und Res Peter, wie das Kirchenleben dies- und jenseits des Uetlibergs spielt. 5


Foto: sch

Mehr Klarheit bei KirchGemeindePlus

Ringen um die Neugestaltung der Zürcher Kirche. Blick auf den Wandteppich im Rathaus, wo das Kirchenparlament tagt.

Kirchensynode fordert /

Die Kirchensynode bekräftigte die Bereitschaft zum Reformprozess «KirchGemeindePlus». Sie wies aber einen Bericht des Kirchenrates zurück und forderte mehr Klarheit und mehr Mitsprache. Von Nicolas Mori Im September hatte der Kirchenrat sein Zielbild für den weiteren Verlauf von KirchGemeindePlus in einem Bericht der Öffentlichkeit präsentiert. Die Kirchgemeinden sollten «Rahmenorganisationen» werden, die zwar institutionell verankert bleiben, aber offener und flexibler sind für neue Formen des kirchgemeindlichen Lebens. Neue Formen der Vergemeinschaftung, die sich nicht streng an der Territorialität ausrichten, sollten intensiviert werden. Der Kirchenrat zeigte sich überzeugt, dass die Kirchgemeinden mit einer solchen Positionierung der heutigen «Vielfalt von Lebenswelten» besser gerecht werden. Er gab diesem qualitativen Zielbild auch den Vorzug vor quantitativen Bestimmungen und verzichtete auf die Festsetzung von fixen Gemeindegrössen. Dennoch rechnete er vor, dass sich am Ende möglicherweise noch 35 bis 40 Kirchgemeinden bilden könnten.

solcher Tragweite; die Kirchensynode müsse mehr Mitsprache haben. Die Kommission brachte stattdessen eine Motion ein, die den Kirchenrat verpflichtet, für mehrere Bereiche neue Rechtsgrundlagen vorzulegen, beispielsweise für neue Gemeindemodelle. Die Geschäftsprüfungskommission, die Finanzkommission und die Fraktionen sahen die Situation ähnlich: Der Prozess KirchGemeindePlus solle keineswegs gestoppt, sondern – so Matthias Reuter, Präsident der Religiös-sozialen Fraktion – «präzisiert, gestärkt und legitimiert werden». Willi Honegger, Präsident der Evangelisch-kirchlichen Fraktion, doppelte nach: Es sei dem Kirchenrat hoch anzurechnen, dass er die wichtigen Themen anpacke, aber der vorliegende Bericht sei zu unklar, als dass die Kirchensynode wirklich wissen könne, zu was sie da eigentlich Stellung nehme.

Mehr Mitsprache

Zu schnell, zu unklar?

Dieser Bericht lag am 24. November der Kirchensynode vor. Die vorberatende Kommission unterstützte zwar die «grundsätzliche Marschrichtung des Kirchenrates», sie beantragte aber dennoch Rückweisung des Berichts, weil gemäss Kommissionspräsident Urs-Christoph Dieterle, Uster, «zahlreiche Fragen ungeklärt bleiben», z.B. im Bereich Kosten oder Leitungsmodelle. Zudem bilde die blosse Zustimmung zu einer Postulatsantwort wie schon 2012 keinen ausreichenden Auftrag für ein Geschäft von

Die Bedenken der Synodalen kamen aus den unterschiedlichsten Ecken und Motivlagen. Da wurde die Geschwindigkeit des Prozesses problematisiert, die Unklarheit der Begrifflichkeiten betont, auf die Autonomie der Kirchgemeinden gepocht, die Vermischung mit dem Thema «nachhaltige Kapitalsicherung» kritisiert oder einfach fehlendes Projektmanagement festgestellt. Letztlich wurde der Bericht mit deutlichen 96 zu 12 Stimmen zurückgewiesen. Es half auch nichts, dass Kirchenratspräsident

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Michel Müller darauf hinwies, dass der Reformdruck hoch sei und die Kirchgemeinden nicht über viele Jahre mit Zusammenlegungsprojekten beschäftigt werden könnten, zumal auch das Reformationsjubiläum vor der Tür stehe. Auch Gerhard Hubmann, Küsnacht, gab zu bedenken, dass der «Zug rolle» und es angesichts der kirchlichen Entwicklung ein falsches Zeichen setze, ihn stoppen zu wollen. Umso mehr betonten sowohl Dieterle als auch Synodepräsident Kurt Stäheli explizit, dass die Rückweisung des kirchenrätlichen Berichts nicht als Absage an den Prozess KirchGemeindePlus verstanden werden dürfe. Stäheli rief die Synodalen dazu auf, die Arbeiten an KirchGemeindePlus nicht einzustellen, sondern beherzt weiterzuführen.

Ja zu Kirchgemeinden Wehn- und Flaachtal nders als die grundsätzlichen Fragen zu «KirchGemeindePlus» gingen die Beschlüsse zur Zusammenlegung einzelner Kirchgemeinden ohne grosse Debatte über die Bühne. Mit grossem Mehr beschlossen die Synodalen sowohl die Vereinigung der Kirchgemeinden Flaach-Volken, Berg am Irchel und Buch am Irchel zur neuen Kirchgemeinde Flaachtal wie auch jene der Kirchgemeinden Niederweningen und SchöfflisdorfOberweningen-Schleinikon zur neuen Kirchgemeinde Wehntal. Hinsichtlich Flaachtal sprach Kirchenratspräsident Michel Müller vor der Kirchensynode zwar von einem beispielhaften, aber nicht unbedingt vorbildlichen Prozess, weil durch das Abseitsstehen der Kirchgemeinde Dorf die übergeordneten Interessen aufgrund lokaler Verhältnisse zu wenig beachtet worden seien. Auch bezüglich Wehntal sei die beschlossene Fusion zwar ein wichtiger erster Schritt, der gesamte Prozess damit aber nicht abgeschlossen.

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Foto: Ursula Markus

Eine afghanische Flüchtlingsfamilie, aufgenommen im Sommerferienlager – einem von vielen Hilfsprojekten der Kirche.

Flucht.Punkt/ «Das Ausmass des weltweiten Flüchtlingselends bewegt und fordert uns heraus. Gerade auch als Christinnen und Christen», schreibt der Kirchenrat in seinem Vorwort zu einem dieser Tage erstellten Leitfaden zur Aktion «Flucht. Punk». Der Kirchenleitung und den mit dem Thema in den Gesamtkirchlichen Diensten betrauten Fachleuten geht es mit der Broschüre allerdings nicht in erster Linie darum, die Verpflichtung der Kirche in dieser Frage in Erinnerung zu rufen. Dieses Bewusstsein ist bei vielen Menschen da.Nur stellt sich die Frage, wie man in der eigenen Kirchgemeinde vorgehen soll. Was sind die Bedürfnisse der Flüchtlinge? Woran fehlt es, das die Behörden nicht bieten können? Wie steht es mit den eigenen Möglichkeiten in der Gemeinde? Und wer engagiert sich sonst noch, mit dem man die Hilfe koordinieren sollte? Auf diese Fragen gibt der Leitfaden «Flucht.Punkt» Antworten, oder besser: Er hilft Kirchgemeinden, Antworten für die eigene Situation zu finden.

Wohnraum und Jobsuche Für die Flüchtlinge steht die Suche nach Wohnraum und die berufliche und soziale Integration an erster Stelle. Dabei ist wichtig zu wissen, dass sich die Hilfe primär an vorläufig aufgenommene (Status F) und an anerkannte Flüchtlinge (Status B) richten kann. Denn: Sobald eine asylsuchende Person oder Familie den Flüchtlingsstatus oder die vorläufige Aufnahme zugesprochen bekommt, muss sie die Asylunterkunft (die kantonalen Durchgangszentren, respektive die von der Gemeinde gestellte Unternotabene

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Hilfe beim Helfen

Das Flüchtlingselend bewegt die Kirche. Die Hilfsbereitschaft ist da. Manchmal ebenso die Überforderung. Ein Leitfaden klärt wichtige Fragen – und hilft, die Hilfe zu verstärken. Von Christian Schenk kunft) verlassen und eine eigene Wohnung suchen. Eine bezahlbare Wohnung zu finden, gestaltet sich aber schwierig. Deshalb bleiben viele Flüchtlinge länger als vorgesehen in den Asylunterkünften und blockieren diese für Neuankömmlinge. Können Kirchgemeinden also Wohnraum zur Vermietung anbieten oder bei der Vermittlung helfen, leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Lösung der Unterbringungsfrage.

Geeignete Liegenschaften Dabei gilt es gut abzuklären, welche kirchlichen Liegenschaften sich wirklich eignen. Gibt es freien Wohnraum in Kirchgemeindehäusern? Lassen sich auf einem kirchlichen Areal Wohncontainer aufstellen? Lässt sich eine Wohnung anmieten und an Flüchtlinge weitervermieten? Letztere Option hat Vorteile: Oft sind private Vermieter eher bereit, ihre Liegenschaft an die Kirche zu vermieten als direkt an Flüchtlinge. Und womöglich sind Mietwohnungen dann die bessere Lösung, wenn eine kirchliche Liegenschaft erst nach vielen Anpassungen für die Umnutzung bereit wäre.

Diakonie fragt nicht nach Religion Für erste Abklärungen rät die Broschüre, Kontakt mit dem Sozialdienst der Gemeinde aufzunehmen. In der Regel ist dieser für die Betreuung von vorläufig aufgenommenen oder anerkann-

ten Flüchtlingen zuständig. In der Stadt Zürich ist es die AOZ. Wer den Zuschlag für Wohnungen bekommen soll, entscheidet die Kirchgemeinde. Gabriela Bregenzer, Beauftragte der Landeskirche für das Thema Migration, rät dabei davon ab, nach christlichen oder syrischen Flüchtlingen zu fragen: «Diakonie fragt nicht nach Pass oder Religion, sondern nach der Notlage der Menschen.» Die Religionsunterschiede gelte es gleichwohl im Auge zu behalten. Auch wenn die meisten Flüchtlinge Muslime oder orthodoxe Christen sind, haben erfahrungsgemäss die Wenigsten Berührungsängste mit der Reformierten Kirche. Viele nehmen auf Einladung gerne an Gottesdiensten oder Feierlichkeiten teil, manche sind bereit, an einer Veranstaltung über ihre Situation zu reden. Kirchgemeinden können auch bei der Jobsuche Vermittler- oder Türöffnerdienste leisten. Flüchtlinge mit F- und B-Bewilligung haben das Recht, Arbeit zu suchen. Vorläufig Aufgenommene brauchen dafür eine Bewilligung. Wertvolle Hilfe bieten Kirchgemeinden an vielen Orten bereits heute – auch das zeigt der Leitfaden – mit interkulturellen Treffpunkten und Angeboten für Deutschkurse. Auch diese Integrationshilfen sind nötig und willkommen. Download: www.zh.ref.ch/hilfe Kontakt: Abteilung Kirchenentwicklung, Migration: gabriela.bregenzer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 39.

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Ein Schwatz und ein gutes Mittagessen: zu Gast in der «Ladenkirche» in Schwamendingen.

Zum Zmittag in die Kirche Projekt «Ladenkirche» /

Als erste ihrer Art hat die «Ladenkirche» vor zwei Jahren ihre Betrieb in Zürich-Schwamendingen aufgenommen. Die offene Quartier-Kirche hat Fuss gefasst – und muss sich doch immer wieder neu erfinden und erklären. Gut so – finden die Leiterinnen. Von Christian Schenk Die Tütschibahn ist aufgebaut. Aber noch ist es still in Schwamendingen. Erst morgen drängen sich hier zwischen Bratwurstgrill und Magenbrotstand eingesessene, zugezogene und HeimwehSchwamedinger auf dem Chilbiplatz. Jetzt, am Vortag der Chilbi, ist der Zürcher Aussenbezirk fast menschenleer – erst recht die Wohnquartiere an den Ausfahrtsstrassen der Stadt Richtung Stettbach und Wallisellen. Wer hier zu Hause ist, hat nur selten Festbetrieb vor 8

der Haustüre. Und auch im Alltag sind die Chancen für Begegnungen in der Grosssiedlung am Stadtrand begrenzt: Bis zur nächsten Beiz muss man ein rechtes Stück marschieren, für den Einkauf steigt man mangels Quartierladen ins Tram oder Auto. Nicht aber für die nächste Kirche: Die «Ladenkirche» – so heisst die jüngste Niederlassung der reformierten Zürcher Stadtkirche – liegt in Gehdistanz an der Winterthurerstrasse 659. Vor gut zwei Jahren hat sie im

Parterre eines Neubaus ihren «Betrieb» aufgenommen und ist heute einer der wenigen Treff- und Anlaufpunkte für die Bewohner in der Grosssiedlung.

Treffen am Mittag Es duftet nach frischem Basilikum, wenn man die Glastüre an diesem Freitag öffnet. Im Ladenlokal mit den grossen Schaufenstern sind die Tische gedeckt, und in der Küchennische herrscht Hochbetrieb. Kathrin Mages, Sozialdiakonin und Leiterin der Ladenkirche, rührt beherzt die grosse Pfanne mit der kräftigen Minestrone. Zwei Frauen schnipseln Gemüse und Kräuter. Isabelle Schär, angehende Theologin und Fachmitarbeiterin der Ladenkirche, begrüsst die ersten Ankömmlinge und stellt Stühle und Bänke im Freien auf. Eine Gruppe von Spitex-Pflegerinnen nimmt die Sitzplätze kurz darauf in Beschlag. Das Team, das im oberen Stock ihre Büros hat, ist jede Woche hier beim Zmittag. Kurz nach zwölf Uhr sind notabene

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Schulkinder, Mütter mit Babys und ältere Herren: Die Ladenkirch-Gemeinde ist bunt gemischt.

dann fast alle Tische der Ladenkirche besetzt. Mütter mit Schul- und Kleinkinder machen es sich bequem, ältere Männer und Frauen aus dem Quartier kommen an, begrüssen bekannte und neue Gesichter an den Tischen und machen sich mit Appetit ans Mittagessen, das ihnen hier zum Selbstkostenpreis serviert wird.

Mehr als Suppe Gemeinsames Mittagessen im anonymen Stadtquartier. Das kommt an. «Wir könnten jeden Tag Lunch anbieten, und hätten volles Haus», sagt Kathrin Mages später beim Kaffee. Die Ladenkirche wolle aber nicht nur Küche, sondern eben auch Kirche sein. Auf ihre eigene Weise: «Leute erleben in dieser Kirche vielleicht erstmals, dass man ihnen zuhört, dass man sie ernst nimmt», sagt die Sozialdiakonin. Dafür brauche es Raum, Zeit und viel Offenheit. Gerade weil man in diesem neuen Wohnquartier davon ausgehen kann, dass viele Menschen nicht mehr in der Kirche verwurzelt sind, ist die Ladenkirche bemüht, einen möglichst offenen Umgang mit ihnen zu pflegen und vielfältige Begegnungspunkte zu ermöglichen. Niederschwellig heisst das im Konzept – und in der Realität riecht es dann in solch einer Kirche eben einmal nach Basilikum und Minestrone – und ein andermal nach frischer Ölfarbe; nämlich dann, wenn die Ladenkirche jeweils am Donnerstag zum Malatelier wird. Auch Vernissagen, Spielnachmittage und Filmabende finden hier statt. Kirche im gottesdienstlichen Sinn ist die Ladenkirche ebenfalls regelmässig. Beim Feierabendmahl mit notabene

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anschliessender «Teilete» feiert die noch junge Ladenkirch-Gemeinde eine gemeinschaftlichen Mahlfeier, betet und singt gemeinsam.

Was ist eine Ladenkirche? Die Vielgestaltigkeit und der ungewohnte Name «Ladenkirche» haben auch ihre Tücken. Weil die reformierte Trägerschaft nicht sofort erkennbar ist – vermuten Passanten manchmal auch andere spirituelle Anbieter – und sind entsprechend skeptisch eingestellt. «Wir müssen den Leuten immer wieder erklären, was die Ladenkirche ist», sagt Isabelle Schär. Das sei nicht immer einfach, und das gelte es in Zukunft noch deutlicher zu kennzeichnen. Letztlich sei es eine Chance über die Aufgabe der Kirche nachzudenken und davon zu erzählen: «Die Ladenkirche gibt Raum für Spiritualität und sorgt – ganz im jesuanischen Sinn – für Zugehörigkeit und zwar über alle Alters- und Milieugrenzen hinweg.» Sie biete den Menschen, die Möglichkeit, sich kennenzulernen – auch über Religiöse Grenzen hinweg. Dazu lädt die Ladenkirche monatlich zu einem interreligiösen Friedensgebet, das Anwohner anderer Religionsgemeinschaften mitgestalten. Davon erzählt beim Mittagessen auch eine junge Frau, die hier im Quartier wohnt und im Ladenkirche-Team seit kurzem als Freiwillige mithilft. Sie habe keine enge Beziehung zur Kirche gehabt: «Gebete kannte ich schon, aber die Worte, die da gesprochen wurden, haben mir nie etwas bedeutet. Bei der Friedensfeier in der Ladenkirche habe ich erstmals gespürt, dass die Worte etwas bewegen können.»

In der Kochnische scheppert das Abwaschteam mit Geschirr. Sonst wird es allmählich stiller in der Ladenkirche. Diejenigen, die es im Leben nicht mehr so pressant haben, bleiben noch ein wenig sitzen, an diesem Freitagnachmittag. Am Wochenende – wenn in Schwamendingen Chilbi ist – ist die Ladenkirche geschlossen. Aber wenn der Rummel vorbei ist und am Stadtrand der einsamere Alltag Einzug hält, sind die Türen der Ladenkirche wieder weit offen. Kontakt und aktuelles Programm: www.ladenkirche.ch

Kochen macht lustig: Kathrin Mages (mit Schürze) und Isabelle Schär (ganz rechts) inmitten des Freiwilligenteams.

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Fotos: Christian Schenk

Kirchenmusik /

O du fröhliche?

Kein kirchliches Fest wird so innig besungen wie Weihnachten. Hochstimmung also für Kirchenmusikerinnen und Kantoren? Nicht nur! Kantor Eugenio Giovine über Konzertmarathons in der Adventszeit, die Sorgen mit dem Nachwuchs und über seinen Freude-Schock nach einer G-Moll-Fuge von Bach. Von Christian Schenk

Mit welchen Gefühlen geht ein Kirchenmusiker wie Sie auf Weihnachten zu?

Ich bin ziemlich unter Druck. Und das geht wohl allen Kirchenmusikern in der Vorweihnachtszeit so. Oftmals ist man ja mit kleinen Pensen in mehreren Gemeinden angestellt, und überall finden im Advent zahlreiche Konzerte und Weihnachtsspiele statt. Da ist man sehr gefordert. Nicht nur in musikalischer Sicht – oft ist es auch so, dass die Kirchenmusiker sich um die ganze Organisation, die Werbung, die Finanzierung und ein allfälliges Sponsoring kümmern müssen. Das macht die Sache so stressig! Und allzu oft fehlt die Unterstützung. Gibt es bei allem Stress ein Lied oder ein Werk, das Sie noch in weihnachtliche Stimmung versetzen kann?

Das ist schwierig. Musik wird für einen Berufsmusiker ja zur Arbeit und verliert etwas von ihrer Magie. Ich bin nach wie vor begeistert von vielen Werken, aber mehr vom intellektuellen Zugang her: Ich staune, wie genial die Werke komponiert sind, wie der Text zur Geltung kommt. Aber ich fühle mich bei Konzerten manchmal wie ein Maler, der auf jedes Detail achten muss und dem die Zeit fehlt, vom Bild zurückzutreten und das Werk mit Distanz zu geniessen. 10

Wie geht es Ihnen mit all den Weihnachts-Evergreens wie «O du fröhliche», «Stille Nacht» und Co? Ertragen sie die noch?

Damit habe ich keine Probleme. Ich muss sagen, ich stamme aus Italien und viele Weihnachtslieder – wie «Kommet ihr Hirten» oder «Es ist ein Ros entsprungen» – habe ich erst in der Schweiz kennengelernt: «Stille Nacht» oder «Adeste Fideles» singt man allerdings auch dort. Und die Melodie von «O du fröhliche» kennt man als Marienlied. Ich habe nur Mühe, wenn man im Advent schon Weihnachtslieder singt. Die Lieder bestehen ja aus Texten, die uns etwas sagen. Das sollten wir ernst nehmen. Ich würde mir generell wünschen, dass die Pfarrpersonen auf die Liedertexte eingehen. Leider kommt es manchmal vor, dass einzelne diese als «veraltet und unbrauchbar» abqualifizieren. Bibeltexte bedürfen ja auch der Erklärung, damit wir sie heute verstehen. Warum sollte das nicht auch für den Kirchengesang gelten? Kommt das zu kurz?

Ja. Generell plädiere ich dafür, die Kirchenmusiker und ihre Arbeit stärker wahrzunehmen und ihre Kompetenzen auch im liturgischen Bereich zu nutzen.

Kirchenmusiker und -muskerinnen singen, beten und gestalten die Liturgie massgeblich mit. Sie machen nicht einfach Begleit- und Hintergrundmusik! Das wird niemand behaupten wollen.

Nicht direkt. Aber ich gebe Ihnen ein Beispiel, was man so erleben kann: Am Schluss eines Gottesdienstes sang ich einmal mit dem Chor «Der Herr segne uns, behüte uns, …». Danach sagte der Pfarrer: «Nachdem der Chor so schön gesungen hat, kommt jetzt der Segen.» Da fühle ich mich nicht ernst genommen. Einen Segen kann man – wie das Unservater – auch singen und es gilt! Solche Beispiele höre ich von vielen Kolleginnen und Kollegen. Das kann einen ziemlich frustrieren. Wie könnte man die Zusammenarbeit verbessern?

Ich sitze vor jedem Gottesdienst mit dem Pfarrer zusammen. Ich will wissen, was das Thema des Gottesdienstes ist. Entsprechend bereiten wir die Musik und die Liturgie zusammen vor. Umgekehrt kann auch ein Lied Ausgangspunkt einer Predigt sein – auch das habe ich schon oft erlebt. Es geht nur mit gegenseitiger Wahrnehmung, gegenseitiger Wertschätzung und im Dialog. notabene

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Liegts am Image der Kirche?

«Kirchenmusiker machen nicht einfach Begleit- und Hintergrundmusik!»

Hat die mangelnde Wertschätzung der Kirchenmusik auch etwas mit dem gegenwärtigen Nachwuchsproblem der Kirchenmusik zu tun?

Ich weiss die Gründe nicht. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die wichtigsten Multiplikatoren zur Förderung des Nachwuchses ja die Kirchenmusiker selbst sind. Und wenn diese unter mangelnder Wertschätzung ihrer Arbeit in der Kirche leiden, muss man davon ausgehen, dass sie nicht die besten Werbeträger für diese Sache sind. Abgesehen davon. Warum wollen die Jungen nicht Kirchenmusiker werden?

Vielfach wissen die jungen Künstler gar nicht, was es heisst, als Kirchenmusiker zu arbeiten. Obs am Image liegt, weiss ich nicht. An den Löhnen kann es jedenfalls nicht liegen – die sind im Vergleich mit anderen Kunstschaffenden gut. In dieser Hinsicht ist die Kirche ein guter und verlässlicher Arbeitgeber. Am Jobprofil kann es eigentlich auch nicht liegen. Oder doch?

Nein. Das Profil ist extrem vielfältig. Man arbeitet mit allen Niveaus, mit Kindern, mit Erwachsenen, mit ambitionierten Projektchören, mit Senioren, mit der Gemeinde. Man bringt mit der Kirchenmusik viele Menschen in Kontakt mit der Kirche und leistet so auch einen wesentlichen Teil zum Gemeindeaufbau. Auch das musikalische Spektrum ist breit. Wenn man in einer Gemeinde arbeitet, die den Kirchenmusiker unterstützt, ihm Mitsprache gewährt und Wertschätzung entgegenbringt, kann man Welten bewegen. Wie kamen Sie auf die Idee, Kirchenmusiker zu werden?

Ich wollte in erster Linie Organist werden. Ich war elf Jahre alt, als ich per Zufall mit einer Schallplatte erstmals in Kontakt mit Orgelmusik kam. Und wie! Als ich Bachs g-Moll-Fuge, gespielt von Albert Schweitzer, hörte, hatte ich einen Schock und wusste, dass ich dieses Instrument lernen wollte. Dass ich später Kirchenmusiker werden würde, war mir damals noch nicht klar. Die Möglichkeiten dieses Berufs lernte ich erst viel später kennen. Eugenio Giovine ist Kantor in der Kirchgemeinde Zürich Affoltern und Beauftragter der Landeskirche für Musik. Kontakt: eugenio.giovine@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 94

Steig ein in die Kirchenmusik! Die katholische und die reformierte Kirche des Kantons Zürich haben zusammen mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) einen Wettbewerb für Kirchenmusik ausgeschrieben. Mit dem Kirchenmusik-Wettbewerb unter dem Titel «Klang & Gloria» werden einerseits neue Ideen für Gottesdienst und Konzert gesucht, andererseits soll die Aktion auf die vielfältigen künstlerischen und beruflichen Möglichkeiten der Kirchenmusik hinweisen und für kirchenmusikalischen Nachwuchs sorgen. In der Schweiz besteht eine grosse Nachfrage nach gut ausgebildeten Organistinnen und Organisten sowie nach Chorleitenden. Die Nachwuchssorgen dürften sich in Zukunft noch vergrössern: Viele Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker werden in den nächsten Jahren pensioniert. Die beiden Wettbewerbsaufgaben lassen gemäss Beat Schäfer, Jurypräsident und Abteilungsleiter Kirchenmusik an der ZHdK, vieles offen: «Ob Rap, Tanz, Klassik- oder Pop-Performance, ob Wort und Musik in freier Kombination, komponiert, arrangiert oder improvisiert – der Stil kann frei gewählt werden.» Der Wettbewerb ist offen für Musikerinnen und Musiker aller Sparten. www.klangundgloria.ch www.zhdk.ch

Vom Himmel hoch Dass Weihnachten das Hochfest der Musik und Weihnachtslieder so populär sind, daran hat auch die Reformation ihren Anteil: Luther übertrug dafür bereits etablierte lateinische Texte ins Deutsche, um seine Texte an die liturgische Tradition anzuschliessen und bekannte Melodien mit verständlichen Texten zu füllen. Er stiess damit eine protestantische Liedwelle an, die sich als Gegenbewegung zum katholischen Kirchengesang verstand. Bei aller reformatorischen Kritik an Formen des volkstümlichen Weihnachtsbrauchs scheute sich Luther nicht, volkstümliche Weisen aufzunehmen, und schuf mit «Vom Himmel hoch» ein Weihnachtslied, das eine Bearbeitung eines Kranzlieds war. (Wikipedia).

Mit Händen und Füssen: Eugenio Giovine während einer Chorprobe.

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Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst Nachhaltig predigen Das ökumenische Kooperationsprojekt «Nachhaltig predigen», das von zwanzig Bistümern und Landeskirchen in Deutschland und der Schweiz getragen wird, bietet auch zum Start dieses Kirchenjahres Impulse, um die Bibeltexte des jeweiligen Sonntags in den globalen Zusammenhang nachhaltigen Lebens und Handelns einzuordnen. Das Schwerpunktthema heisst «Heimat-los». Ist nachhaltige Entwicklung auch eine Lösung für die Flüchtlingskrise? Die Herausgeber versuchen, Zusammenhänge, Ursachen und christliche Perspektiven zum Thema «Heimat-los» zusammenzubringen und geben Impulse, die über die reine Predigtvorbereitung hinausgehen und auch in der Erwachsenenbildung und im Religionsunterricht aufgegriffen werden können. www.nachhaltig-predigen.de

Grooviges Begleiten am Klavier Frühjahrskurs. Popularmusik in der Kirche. Im Einzelunterricht werden Liedbegleitungen eingeübt. Berücksichtigt werden vor allem die Jugendliederbücher «rise up» und «rise up plus». Eigene Lieder können eingebracht werden. Leitung: Eugenio Giovine Start: 29. Februar. Neun Lektionen montags. Ref. Kirche Zürich Affoltern. Anmeldung: esther. lingg@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 34

Sprechen und auftreten im Gottesdienst Die Teilnehmenden erhalten eine lebendige Beziehung zur eigenen Stimme und zu vorzulesenden Texten. Sie lernen Texte aus der Bibel und aus der Literatur mit eigenen Erfahrungen und Vorstellungen so zu verbinden, dass bei den Zuhö-

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renden Bilder entstehen. Sie machen Atem-, Stimm- und Sprechübungen, lernen, auf den Rhythmus eines Textes zu hören und üben, in grossen Räumen aufzutreten. Leitung: Dorothée Reize (Schauspielerin) 16. und 30. Januar, jeweils 9 bis 12.30 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: esther.lingg@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 34

Diakonie & Seelsorge Verantwortung tragen – Gerechtigkeit stärken Ökumenische Impulsveranstaltung 2016 zur Konzernverantwortungsinitiative: Die Schweiz dominiert den weltweiten Goldhandel. Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung durch Minenkonzerne in den Abbauländern sind die Regel. Vergiftete Böden und verseuchtes Wasser sind nur einige der Folgen. Brot für alle und Fastenopfer haben deshalb die Konzernverantwortungsinitiative mitlanciert. Sie verpflichtet Konzerne mit Sitz in der Schweiz, Menschenrechte und Umweltstandards auch im Ausland einzuhalten. Mit der Ökumenischen Kampagne 2016 unterstützt die reformierte und die katholische Kirche die Initiative, damit die Würde der Menschen und die Schöpfung bewahrt werden. Einführung in die Themen

• Goldabbau, ethisch Wirtschaften und die Konzernverantwortungsinitiative • Präsentation der neuen Kam-

pagnenmaterialien • Vorstellung von Filme und Theater zum Thema • Anregungen für Katechese und Gemeindearbeit 16. Januar, 9.15 bis 12.30 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: franziska.schellenberg@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 13, www.zh.ref.ch/oeme-impuls

Jung und extrem Ursachen von politisch-religiösem Extremismus und Handlungsmöglichkeiten in der Jugendarbeit. In dieser Weiterbildung soll der Frage nachgegangen werden, welche psychischen und sozialen Rahmenbedingungen dem Extremismus Vorschub leisten und welche konkreten Möglichkeiten die Jugendarbeit hat, auf eine beginnende Radikalisierung von einzelnen einzugehen. Leitung: Harald Podzuweit, Jugendseelsorge Zürich; Prof. Peter Rieker, Universität Zürich. 28. Januar, 9 bis 13 Uhr. Jugendseelsorge Zürich, Auf der Mauer 13, Zürich. Anmeldung: info@jugendseelsorge.ch

Bildung & Spiritualität «Andersworte» – die Bibel verstehen Bibel, Glauben, Verstehen, Religion, Kirche. Wie waren die Texte der Bibel zu ihrer Zeit gemeint und wie begegnen sie uns heute? Welche Bedeutung haben sie im eigenen Leben und wie verändern sie sich, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen? Willkommen sind alle interessierten Menschen, die neugierig darauf sind, die Hürden zum Textverständnis zu nehmen, die Tiefen eines Bibeltextes auszuloten, von einander zu lernen und überraschende Perspektiven kennen zu lernen. Leitung:

Angela Wäffler-Boveland. 10. Dezember, 18 bis 21 Uhr. 14 Studienabende bis Dezember 2016. Anmeldung: info@lindentor. ch, Tel. 044 258 92 17. www.wtb.ref.ch

Wenn die Tage schwinden Achtsam leben – würdevoll sterben. Eine Bildungsveranstaltung der Kirchgemeinden im Kreis 2. Ein langes und glückliches Leben wünschen sich alle. Was aber wünschen wir für unser Sterben? Wie möchten wir die hochbetagten Eltern begleiten und welche Betreuung erwarten wir für die kranken Menschen, die nicht mehr für sich sorgen und einstehen können? Vorträge von Valeska Beutel, Rita Famos und Heidi Stäheli. 23. Januar, 9.30 bis 12 Uhr. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich. Weitere Veranstaltugen im März und April. www.kirche-enge.ch

Wo Juden beten, lernen und feiern Der Rundgang führt die Teilnehmenden nicht nur zu den grossen Synagogen von Zürich, sondern er macht auch Halt in der jüdischen Schule Noam und gewährt einen Einblick in die Bibliothek der Jüdischen Cultusgemeinde Zürichs. 19. Januar. Start: 8.45 Uhr. Synagoge, Löwenstrasse 10, Zürich. Ende: 17 Uhr. Infos und Anmeldung: www.forum-der-religionen.ch

Sind wir bei Trost? «Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten.» Die Jahreslosung aus Jesaja 66,13 steht im Mittelpunkt des Abends. Gemeinsam gehen wir zwei Fragerichtungen nach und geben uns und dem Text Raum: Wasbraucht es, damit wir Jesaja verstehen können? Und: Wie reiben sich Trost und Vertröstung aneinander? 21. Januar, 18 bis 21 Uhr. 1. Februar, 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. www.zh.ref.ch

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Spielpädagogik Spiele und Spieltypen kennen lernen und erproben. Leitung: Pesche Brechbühler. 22. und 29. Januar, jeweils 8.30 bis 16.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: katechetik@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 93, www.rpg-zh.ch/phase-2

Gemeindeaufbau & Leitung KirchGemeindePlus: Verwaltungen zusammenlegen Mit einer Infoveranstaltung möchte der Verband des Personals Zürcherischer Evangelischreformierter Kirchgemeindeverwaltungen (VPK) einen Beitrag dazu leisten, die Komplexität vom KirchGemeindePlus auf die Perspektive der Verwaltung zu reduzieren. Betrachtet werden die Bereiche Personal, Finanzen, Liegenschaften, Kommunikation/ITC, Archiv und Recht. Alle Themenbereiche werden bezüglich landeskirchlicher Vorgaben und aus der Sicht einer möglichen praktischen Umsetzung betrachtet. 11. Januar, 18 bis 22 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: schulung@vpk-zh.ch www.vpk-zh.ch

Neu in der Kirchenpflege Einführung in kulturelle, strukturelle und strategische Merkmale der Landeskirche. Klärung von Fragen rund um den Einstieg ins Amt. Leitung: Peter Wilhelm. 19. Januar und 2. Februar, 18.15 bis 21.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Kappeler Kirchentagung: Reformatinsjubiläum Das anstehende Reformationsjubiläum bietet die Chance,

Antworten aus dem Stoff der Kirchengeschichte neu zu entdecken, zu aktualisieren und zu hinterfragen. Die Kappeler Kirchentagung 2016 will zur oft vermissten Auseinandersetzung mit den Inhalten unseres Glaubens beitragen. Die Reformation hat unsere Kirche geprägt und ihre Ideen sind von vitaler Bedeutung. Wir wollen das Reformationsjubiläum nutzen, um über Gegenwart und Zukunft unseres Glaubens und unserer Kirche nachzudenken. 22. / 23. und 29. / 30. Januar, 5. / 6. und 26. / 27. Februar, 11. / 12. März. Kloster Kappel. Anmeldung und Infos: www.zh.ref.ch/kirchentagung.

Werben für die Kirche Wie können Kirchgemeinden oder Pfarreien Erkenntnisse und Erfahrungen aus der «weltlichen» Öffentlichkeitsarbeit zeitgemäss und effizient nutzen? Der Kurs vermittelt Basiswissen der Kommunikation und ermöglicht den Einstieg in die gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Die Teilnehmenden lernen, wie man Kommunikationsaktivitäten plant, und erhalten Hinweise von Fachleuten aus der Praxis. Leitung: Nicole Zeiter, dipl. PR-Beraterin SPRV. 7. / 8. März und 10. / 11. April 2016. Hirschengraben 66, Zürich. Anmeldung und Infos: www.paulus-akademie.ch www.zh.ref.ch/kommunikation

Das A und O der Sitzungsleitung Sitzungen von Behörden, Kommissionen, Konventen, Arbeitsgruppen oder Projektteams effektiv vorbereiten und leiten. Leitung: Karin Hügli Schweizer und Dietrich Schuler. 26. Januar, 18.15 bis 21.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@zh. ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Social Media für Einsteigende Facebook, Twitter & Co. sinnvoll nutzen in der Kirchgemeinde. Leitung: Barbara Roth. 9. Februar, 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: annemarie.huber@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40

«Kirche auf die Füsse stellen»: 4. Impulstag fresh expressions Am Impulstag geht es um das Thema Empowerment und die Frage, wie Menschen für das Kirche-Sein vor Ort begeistert und gefördert werden können. Die beiden deutschen Theologen Philipp Elhaus und Christian Hennecke geben Impulse aus ihrer Praxis. Philipp Elhaus ist Leiter der Abteilung Missionarische Dienste der Evangelischlutherischen Landeskirche Hannover; Christian Hennecke ist Regens des Hildesheimer Priesterseminars und Leiter des Fachbereichs Missionarische Seelsorge im Bistum Hildesheim. 16. Januar 2016, 9.30 bis 16.30 Uhr. Kirchgemeindehaus Neumünster, Seefeldstrasse 91, Zürich. Informationen: www.freshexpressions.ch Anmeldung: www.bildungkirche.ch/fx

Von & für Gemeinden Musical «Ursprung in die Liebe» Passt die biblische Geschichte von Adam und Eva noch ins 21. Jahrhundert? Paradies, Verbot und Verführung – das kommt uns doch bekannt vor! Wir kennen alle die Sehnsucht nach Geborgenheit, die Neugier, uns selbst zu begreifen und den Schmerz, an Grenzen zu stossen. Getextet von Britta Schönberger, künstlerisch und musikalisch in Szene gesetzt von Carlos Greull nimmt das Musical die Fragen auf, die in der biblischen Geschichte gestellt werden und setzt sie in ganz neuer Weise in Szene. Die Musik von Carlos Greull spiegelt dabei die Vielfalt und Zerrissenheit des Geschehens. Nach der Uraufführung im November in Rafz, geht das Ensemble unter der Leitung von Pfarrerin Britta Schönberger im neuen Jahr auf Tournee. 9. Januar. Predigerkirche Zürich 10. Januar. Ref. Kirche Eglisau

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22. Januar. Ref. Kirche Wetzikon 23. Januar. Ref. Kirche Bülach 29. Januar. Ref. Kirche Wil (ZH) 30. Januar. Ref. Kirche Embrach 31. Januar. Zentrum Tannewäg, Rafz. Infos: www.refkirche-rafz.ch

Kloster Kappel Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

«Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären» Adventsretraite zu Hagar und Ismael. Jutta Wurm und Andreas Fischer. 18. bis 20. Dezember

Dem Advent seine Stille geben Advent – ein Schatzhaus der Stille. Peter Wild. 18. bis 20. Dezember

KlosterTage zu Weihnachten «Denn gross bis zum Himmel 13


ist deine Güte …» (Ps 57,11a). Für alle, die die Festtage individuell gestalten und gleichzeitig in Gemeinschaft verbringen möchten. Pfrn. Elisabeth WyssJenny, Pfr. Markus Sahli. 23. bis 26. Dezember

Kreistänze zum Jahreswechsel Wie ein Mosaik. Rita Kaelin. 29. Dezember

KlosterTage zum Jahreswechsel «…und bis an die Wolken reicht deine Treue». Für alle, die die Festtage individuell gestalten und gleichzeitig in Gemeinschaft verbringen möchten. Pfr. Markus Sahli, Pfrn. Elisabeth Wyss-Jenny.

Musik und Wort – Jomtov Klezmerband Margot Peyer, Gesang; Eva Pedol, Klarinette; Cindy Oppliger, Akkordeon; Marlies Bruhin, Posaune; Eveline Wittwer, Klavier; Susann Brandenberg, Kontrabass. 31. Januar, 17.15 Uhr

Die Seele wiederentdecken Der Weg zu faszinierenden Erfahrungen vom Menschsein. Annie Berner. 12. bis 14. Februar

Kalligrafie – Norm und Eigen-Art Klassische Schriften individuell akzentuieren. Hansulrich Beer. 12. bis 14. Februar

verpflichtet sind? Diesen Fragen geht der Theologe Stefan Grotefeld in seiner Studie nach und referiert dazu die verschiedenen Ansätze in Theologie und Wirtschaftsethik. Er liefert Denkanstösse und Grundlagenmaterial – auch im Hinblick auf politische Stellungnahmen der Kirchen – für die auch in der Öffentlichkeit immer wieder heiss diskutierten Fragen nach den Möglichkeiten, Unternehmen und Grosskonzerne moralisch in die Pflicht zu nehmen. Stefan Grotefeld: Verantwortung von Unternehmen. Überlegungen in theologisch-ethischer Absicht. Theologische Studien 10. TVZ, 2015.

31. Dezember, ab 17.30 Uhr

Musik und Wort – «beschwingt, beseelt, virtuos – ins neue Jahr!» Noëlle Grüebler, Violine, und André Briel, Klavier, interpretieren Werke von Hubay, Elgar, Waxman, Kreisler, Paganini, Schubert und Bazzini. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. 1. Januar, 17.15 Uhr

Jazz & Dine Ein Abendessen in stimmiger Atmosphäre mit überraschenden Klängen des Ensembles «berner in fusion». 9. Januar, 19 Uhr

Was will ich – was ist wichtig? Seminar zur ganzheitlichen Standortbestimmung. Lukas Niederberger. 8. bis 10. Januar

Achtsamkeit Ruhe und Leichtigkeit schöpfen aus dem Augenblick. Marc Roland Oberer. 16. bis 17. Januar

Hebräischwoche: Esra und Nehemia Religiöse Identitätsbildung aus der Krise. Michel Bollag u.a.

Michèle Minelli, Anne Bürgisser: Kleine Freiheit. Jenische in der Schweiz. Verlag Hier und Jetzt, 2015. 222 Seiten, Fr. 49.–. Die Zürcher Landeskirche trug zum Gelingen des Buches bei und bietet Mitarbeitenden einen Vorzugspreis von Fr. 39.–. Bestellen bei: edith.baechle@zh.ref.ch

Vakante Pfarrstellen

30. Dezember bis 2. Januar

Silvesterabend im Kloster Kappel Gottesdienst um 18 Uhr; festlicher Abend ab 19.30 Uhr im Klosterkeller mit Viergangmenü.

Vorstellung davon, was jenisches Leben, jenische Kultur bedeutet. Sie zeigen in Wort und Bild, was die Menschen, die diese Identität tragen, beschäftigt, wie sie arbeiten, was sie verbindet, worum sie kämpfen und woran sie glauben.

Lesetipp: Handeln Unternehmen verantwortlich? sch. Handeln Unternehmen verantwortlich, wenn sie sich an die gesetzlichen Spielregeln halten und beispielsweise in Steuerfragen ihren beachtlichen Spielraum voll ausschöpfen? Oder braucht es so etwas wie unternehmerische Moral? Was bedeutet dies für Firmen, die global agieren und in Staaten wirtschaften, in denen Bürgerund Menschenrechte vom Staat nur mangelhaft geschützt werden? Inwiefern ist es dort für Unternehmen sinnvoll, sich für den Aufbau fairer gesetzlicher Rahmenbedingungen einzusetzen, wenn sie gegenüber ihren Eignern doch lediglich für die Erwirtschaftung von Gewinn

Lesetipp: Jenische in der Schweiz sch. 30 000 bis 35000 Jenische leben in der Schweiz. Vielleicht noch jeder Zehnte von ihnen pflegt den traditionell fahrenden Lebensstil. Die direkten Kontakte mit uns Sesshaften sind deshalb seltener geworden, das Wissen um Tradition, Sprache und heutige Lebenswelt der Jenischen droht in Vergessenheit zu geraten. Die Autorin und die Fotografin des vorliegenden Buches geben Gegensteuer. Sie suchten und fanden den Kontakt zu den Jenischen auf behutsame Weise. Entsprechend facettenreich sind die Erkenntnisse, die sie zu Tage fördern. Durch Gespräche und Begegnungen gewinnen die Macherinnen des Buches eine

Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13 Bachs, 60% 1.03.15 Bäretswil, 50% 1.04.15 Bülach 1.11.14 Dübendorf 1.09.15 Hinwil 1.04.15 Maur 1.01.15 Neftenbach, 50%, EPS* 1.08.15 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS 1.07.12 Schlatt, 60% 1.04.15 Wetzikon 1.05.15 Winterthur Seen 1.01.15 Winterthur Stadt 1.07.16 Winterthur Veltheim 1.10.15 Zell Kollbrunn, 50%, EPS 1.04.15 Zürich Affoltern, 50%, EPS 1.10.15 Zürich Albisrieden 1.12.16 Zürich Aussersihl, EPS 1.07.14 Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Industriequartier, 50%, EPS 1.09.11 Zürich Matthäus, 80% 1.08.13 Zürich Oberstrass, 50 % EPS 1.05.16 Zürich Wollishofen, 20%, EPS 1.08.13 *Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stelle

24. bis 29. Januar

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Porträt /

Kondition für die Kirche

Monique Blattmann lief in 13 Stunden am Ironman-Triathlon in Hawaii aufs Podest. Ihr Durchhaltewillen hilft ihr auch als Kirchenpflegepräsidentin. Ein Gespräch im Laufschritt in Wildberg. Text und Foto: Christian Schenk Und dann ging dem Journi ziemlich schnell die Puste aus. Dabei war der Aufstieg vom Wöschbachtobel zurück zur Hauptstrasse in Wildberg für Läuferinnen mit grossem Herz (wie sie) ein Klacks. Für ihn allerdings ziemlich giftig. Während er sich also darauf konzentrierte, sie nicht merken zu lassen, dass er nach Luft rang, erzählte Monique Blattmann munter weiter aus ihrem Amt als Kirchenpflegepräsidentin, das sie im Moment mehr auf Trab hält als ihr eigentlich lieb ist. Sie will aber festgehalten haben, dass ihr der Job trotz aller Probleme gefalle. Sie könne schliesslich auf eine tolle Kirchenpflege mit lauter Frauen und einen engagierten Pfarrer zählen. Und sie wolle doch, da sie nun pensioniert sei, der Gemeinschaft etwas zurückgeben. Genügend Lust und Luft dazu hat die ehemalige Sportlehrerin, deren Altersangabe (73) man besonders nach einem gemeinsamen Eilmarsch als Bluff abzutun geneigt ist.

Wildberg auf Sendung «Kampfgeist und Durchhaltewillen helfen mir tatsächlich viel in diesem Amt für die Kirche», sagt die Langstreckenspezialistin und ehemalige Triathletin und kommt auf all die Projekte zu sprechen, die es hier in Wildberg und in der Zürcher Landeskirche zu meistern gilt. Vor allem die kirchenpolitische Grosswetterlage mit Spar- und Fusionsdruck machen dem Gremium in dieser kleinen, aber selbstbewussten Landgemeinde gegenwärtig Sorgen. Man müsse aufpassen, dass darob die Motivation für das Ehrenamt nicht verloren gehe. Ihre Energien investierten die Wildberger und Wildbergerinnen eigentlich viel lieber in Projekte vor Ort. Die «Chilestube» ist ein Beispiel dafür. Der bis vor zwei Jahren leerstehende und heruntergekommene Raum im Haus neben der Dorfchäsi ist auf Initiative der Wild-

berger Kirchenpflege mit Minibudget und tausenden von freiwillig geleisteten Arbeitsstunden renoviert worden. Der alte Parkettboden ist heute freigelegt, darauf stehen ein halbes Dutzend Holztische, die dem Raum das Flair eines Bistros geben. «Das ganze Dorf hat angepackt», erzählt Monique Blattmann, «und das ganze Dorf nutzt heute den Gemeinschaftsraum, für Literatur- und Filmabende, für Jugendtreffs und Apéros, oder letzthin gar als Radiostudio, als diesen Sommer das Projektradio ‹Wildmountain› auf Sendung ging».

Dem Gegenwind trotzen Von der Chilestube gehts im Laufschritt (zum Glück leicht bergab) durchs Dorf zum Haus der Blattmanns. Wie oft sie diese Strecke wohl schon gerannt ist? Erst Mitte vierzig habe sie zum Spitzensport gefunden – angestachelt auch von ihren Söhnen und ihrem ebenfalls sportbegeisterten Mann: Langstreckenläufe, Marathons, Duathlons und nach intensivem Schwimmtraining schliesslich auch Triathlons. Spitzenzeiten, Medaillen und vor 15 Jahren auf Anhieb die Qualifikation am Ironmen Zürich für den weltweit berühmtesten und härtesten Wettkampf des Triathlon-Sports auf Hawaii: die 3,86 Kilometer im welligen Meer, die 180 Km im heissen Gegenwind auf der Radstrecke und den Marathon auf endlosen Asphaltgeraden schaffte die damals 58-Jährige in 13 Stunden. Jetzt trete sie sportlich viel kürzer, die Wettkämpfe seien längst passé. Die Fitness scheint darunter kaum gelitten zu haben. Um die Herausforderungen in ihrer Kirchgemeinde meistern zu helfen und den Journi aus Zürich beim kleinsten Aufstieg abzuhängen, reicht es allemal locker. Auf ihrer Heimstrecke: Monique Blattmann, ehemalige Spitzensportlerin.

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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

Impressum

«notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8001 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Autorinnen und Autoren Nicolas Mori (mo), Alexander Schenk, Mitarbeiter am Zukunftstag (sal). Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 10 / 2015 (Dezember/Januar, Woche 50) Nr. 1 / 2016 (Februar, Woche 5) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web www.zh.ref.ch / notabene

Titelbild: Musik spielt zu Weihnachten in den Kirchen eine Hauptrollle. Foto: Shutterstock

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Dichtestress in den Agenden! Was Kirchenmusikerinnen und Kantoren sonst noch umtreibt, lesen Sie ab Seite 10.


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