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notabene Nr 10 / Dezember 2014

Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Reformen stemmen Die Landeskirche zwischen Reformdruck und Jubiläumseifer Seite 4

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Lauter Luther rund um Zwingli

«Reformation neu erfinden»

Vorboten aus Deutschland für das Zürcher Reformationsjubiläum

Kirchenratsschreiber Alfred Frühauf über verlorene Mitglieder, die Freude am Gestalten und den Mut zur Veränderung 1


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Aktuell

Nachrichten 3–6

Kolumne «Männersache»

Anders, als Mann denkt 5

Kleines Abc der Theologie

Liebe Leserin, lieber Leser Mindestens zweimal las ich in letzter Zeit in der Presse die Schlagzeile «Kirche wird umgekrempelt». Ein erstes Mal bezog sich der Titel auf den Prozess KirchGemeindePlus, in dessen Verlauf sich grössere Kirchgemeinden bilden werden. Das zweite Mal auf die Umstrukturierung der Gesamtkirchlichen Dienste der Landeskirche und die neuen Ressorts des Kirchenrats. Wenn man noch die Diskussionen um eine Verfassungsreform auf der Ebene des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes berücksichtigt, so könnte man auch dort von Umkrempeln sprechen. Damit sind

F wie Freiheit Minderheit geworden. Zugleich arbeiten sie mit Kirchenbildern und Strukturen des 19. Jahrhunderts, die nicht auf Rückbau, sondern auf basisdemokratische Steuerung des Wachstums ausgerichtet sind. Mit ihren Herausforderungen stehen die Kirchen aber nicht allein: Letztlich stehen auch andere gesellschaftliche Bereiche und Institutionen wie Politik, das Gesundheitswesen oder die Schulen vor Veränderungsprozessen. Es muss überall gleichzeitig reformiert werden, und die Ergebnisse sind aus Prinzip nicht vorhersehbar. Hände in den Schoss legen und abwarten, geschehen lassen statt handeln geht nicht. Die schon kleiner gewordenen Handlungsspielräume würden verschenkt. Stattdessen ist das Hochkrempeln der Ärmel angesagt. Arbeiten wir zusammen und einander in die Hände! Wenn wir alle zugleich auf die Einzelnen und aufs Ganze schauen, so kann aus der Reform auf allen Ebenen wertvolle zusätzliche Kraft entstehen. Es ist zugegeben eine anspruchsvolle Phase, in der sich unsere Kirche befindet, aber sie bietet grosse Chancen. Immerhin könnten wir uns darin unseren Vätern und Müttern vor 500 Jahren nahe fühlen, die die Herausforderungen ihrer Zeit anpackten, ohne zu wissen, dass daraus einmal eine neue Form von Kirche entstehen würde, die bis heute lebt.

«Hände in den Schoss legen und abwarten, geht nicht.» alle drei Ebenen des Kircheseins betroffen: die Kirche vor Ort, die Landeskirche und die Kirchengemeinschaft. Ich höre deshalb Fragen: Warum alles gleichzeitig? Wird da nicht zu viel zugemutet, der Kirchenleitung, aber auch den Einzelnen, die daran arbeiten? Und klingt «umkrempeln» nicht allzu salopp, ja fast ziel- und rücksichtslos? Immerhin betreffen alle Prozesse konkrete Menschen: Mitarbeitende und Mitglieder, denen ihre Arbeit und ihre Kirche am Herzen liegen. Die Entwicklung der religiösen Situation in der Schweiz und gerade auch im Kanton Zürich verläuft seit 50 Jahren dramatisch. Die Reformierten sind von einer klaren Mehrheit zu einer unklaren 2

Michel Müller Kirchenratspräsident

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Schwerpunkte

Bereit für die Zukunft: GKD-Reform 2015 7

Kirchenratsschreiber Alfred Frühauf blickt zurück 8 – 10

Feierlich anbandeln: In Kilchberg probte man das Zusammenspiel 9

Wider das «Nach uns die Sintflut»! 11 – 12

Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

Porträt: Hundetrainerin und Sozialdiakonin 15

Impressum / Cartoon 16

Doppelnummer Das nächste «notabene» finden Sie im Februar 2015 wieder in Ihrem Briefkasten. Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr! notabene

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Zwischenbilanz «KirchGemeindePlus» / Wo mo. Zwei Jahre ist es her, seit der Kirchenrat das Projekt «KirchGemeindePlus» lanciert und damit einen Prozess ins Rollen gebracht hat, der auf eine Reduktion der Anzahl Kirchgemeinden zielt. Anstoss war damals ein Postulat, das die Frage nach vermehrter Zusammenarbeit der Kirchgemeinden aufwarf – dies als Reaktion auf den anhaltenden Mitglieder- und Ressourcenschwund der Landeskirche. Die Kirchensynode hat das Projekt gutgeheissen, es aber auch immer kritisch begleitet. Mit einer Interpellation forderte das Kirchenparlament vom Kirchenrat auch jetzt wieder eine Zwischenbilanz. Insbesondere thematisierten die Interpellanten die Gefahr, vor lauter Strukturdiskussion die Inhalte zu vergessen, oder sie fragten nach den Kriterien zur Beurteilung einer Kirchgemeinde. An der Synodesitzung vom 25. November legte der Kirchenrat seine Anworten vor (vergl. notabene 8/14). Für den Kirchenrat ist das Projekt insgesamt auf Kurs. Trotz der Ablehnung der Kirchensteuerinitiative sieht er die Ausgangslage unverändert, und auch der

ist das «Plus»?

bisherige Prozessverlauf gebe keinen Anlass für einen Kurswechsel. Im Gegenteil: Die gesellschaftlichen und politischen Prozesse hätten die Entscheidung von 2012 bestätigt, wie Kirchenratspräsident Michel Müller vor der Synode ausführte. In der Zwischenzeit sind auch in allen Bezirken entsprechende Prozesse in Gang gekommen. Den grössten Schritt hat im vergangenen September die kirchliche Stimmbürgerschaft der Stadt Zürich gemacht. Sie hat entschieden, die bisherigen 33 Kirchgemeinden zu einer einzigen zusammenzufassen.

Notprogramm oder Aufbruchstimmung? Interpellant Karl Stengel, Feldmeilen, war mit der Antwort des Kirchenrates allerdings nicht zufrieden. Sie sei oberflächlich und vage. Es würden die langfristigen inhaltlichen Ziele fehlen, grössere Verbände seien aufwendiger zu steuern und zudem nicht kostengünstiger. Und schliesslich entstehe die Gefahr eines Exodus von frustrierten Mitglie-

Kirchensynode / 2,8

Millionen für das Reformationsjubiläum Mit grosser Mehrheit hat die Kirchensynode den Bericht und Antrag des Kirchenrates zum Reformationsjubiläum gutgeheissen und eine mit ähnlichen Fragen befrachtete Motion abgeschrieben. Für die zahlreichen Jubiläums-Projekte bewilligten die Synodalen einen Projektfonds, der 2015 mit 800 000 Fr. und in den Folgejahren bis 2019 mit je 500 000 Fr. geäufnet werden soll. Die Finanzierung öffnet den Weg für eine mögliche millionenschwere Beteiligung des Lotteriefonds. Kirchenratspräsident Michel Müller sagte vor der Kirchensynode, dass das Jubiläum kritische Anfragen an die Kirche mit sich bringen werde, dass es aber auch die Chance notabene

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biete, an die enorme Wirkung der Reformation zu erinnern. Ein grosser Schritt Richtung Jubiläum war im März mit der Gründung der «Projektplattform 500 Jahre Zürcher Reformation» gelungen. Zusammen mit Stadt, Kanton und Zürich-Tourismus sorgt die Plattform dafür, dass das Jubiläum nicht ein binnenkirchliches Ereignis bleibt. Zur Ausstrahlung des Jubiläums sollen auch Gesichter beitragen. Die Kirchensynode folgte dem Vorschlag, Botschafterinnen und Botschafter für das Jubiläum zu ernennen – analog zur Rolle von Margot Kässmann in Deutschland. Erster Zürcher Botschafter ist Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist.

dern. Oder es könnten sich in der ganzen Dynamik Strukturen auflösen, die eigentlich noch tragfähig wären, ergänzte Huldrych Thomann, Benglen. Lukas Maurer, Rüti, mahnte an, es gelte, das «Plus» des Prozesses plausibler zu machen. Nicht wegdiskutieren könne man, dass «KirchGemeindePlus» eigentlich ein «Notprogramm» und das «Eingeständnis der Not unserer Kirche» sei, wollte Willi Honegger, Bauma, festgehalten haben. Auf der anderen Seite des Meinungsspektrums wurde demgegenüber gefordert, skeptische Kirchgemeinden stärker auf den notwendigen Prozess zu verpflichten. Kirchenratspräsident Müller wies jedoch mehrfach darauf hin, dass dieser nicht vom Kirchenrat verordnet werde, sondern in der Verantwortung und Autonomie der Kirchgemeinden liege. Dort sei erfreulicherweise viel Aufbruchstimmung festzustellen. Martin Fischer, Hinwil, illustrierte dies mit einem Stimmungsbild aus seiner Region und forderte: «Mischen wir uns ein, wir sind gefragt!»

Aufruf / Flüchtlinge

willkommen

Mit einer Interpellation und einer Erklärung der Religiös-sozialen Fraktion plädierte Jacqueline Sonego Mettner am 25. November für eine Verstärkung der kirchlichen Willkommenskultur für Flüchtlinge. Hintergrund bildet das unsägliche Elend der Flüchtlinge in den Kriegswirren des Nahen Ostens. Sonego Mettner forderte den Kirchenrat auf, auf die Kirchgemeinden zuzugehen und sie zu Gastfreundschaft und Solidarität einzuladen. Gefragt seien Integrationsleistungen und Wohnraum. Die Beschlüsse der Kirchensynode vom 3. Dezember erfolgten nach Redaktionsschluss. Aktuelle Infos auf www.zh.ref.ch

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Löhne und BVG / Keine

Ein Selfie mit Luther: Die Kunstaktion beim Zwinglidenkmal war publikumswirksamer Vorspann zur Verleihung der LutherRose an den Zürcher Unternehmer Dietrich Pestalozzi.

meinden der Schweiz und der Kirchgemeinde Grossmünster. Die beiden echten Reformatoren aus Zürich und Wittenberg hatten sich vor fünf Jahrhunderten nur einmal getroffen. Die Begegnung in Marburg 1525 verlief ziem-

Teuerungszulage

hn. Nach § 70 der Personalverordnung setzt der Kirchenrat gemäss dem Landesindex der Konsumentenpreise vom September jeweils die Teuerungszulage für den 1. Januar des folgenden Jahres fest. Die Jahresteuerung des Landesindexes der Konsumentenpreise, Basis Dezember 2010, betrug im September 2014 -0.1%. Der Ausgleich der negativen Teuerung bei den Löhnen käme einer Lohnkürzung gleich, weshalb der Kirchenrat darauf verzichtet. Die Beträge der 4

Foto: Gion Pfander

sch. So viel Luther gab es selten in der Zwinglistadt: Am 17. November ist die Internationale Martin Luther Stiftung (IMLS) mit einer grossen Delegation und viel Prominenz nach Zürich gereist, um den Zürcher Unternehmer Dietrich Pestalozzi mit der LutherRose zu ehren und um sich zu einer Wirtschaftskonferenz zu treffen. Mit von der Partie waren unter anderen Margot Kässmann, Botschafterin der Evangelischen Kirche Deutschlands für das Reformationsjubiläum, die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und der Botschafter der Schweiz in Deutschland Tim Guldimann. Die Luther-Stiftung ehrte mit Dietrich Pestalozzi eine Persönlichkeit, die, wie es im Text zur Preisverleihung heisst, «in beispielgebender Weise mit ihrem Leben und beruflichen Wirken die reformatorische Tradition von Freiheit und Verantwortung für das Gemeinwohl eingesetzt» hat. Der Preisträger sagte, dass er seine unternehmerische Tätigkeit auch als Dienst an der Gemeinschaft verstehe. Am Wochenende vor der Verleihung hatte eine Kunstinstallation beim Zwinglidenkmal den Besuch der Lutheraner in Zürich bereits angekündigt. 32 Lutherfiguren leisteten dem Zürcher Reformator vorübergehend Gesellschaft. Inszeniert wurde die Aktion von Konfirmanden der ev.-lutherischen Kirchge-

Luther in der Zwinglistadt

Fotos: Vera Markus

Verleihung der LutherRose / Lauter

lich frostig. Streitpunkt war und blieb das Abendmahlsverständnis. Erst 1973 wurde auf dem Leuenberg eine Einigung gefunden und die Trennung der beiden grossen protestantischen Kirchen überwunden.

Internet / Oh

du fröhliches Web

Lohnklassen und Lohnstufen bleiben unverändert. Hingegen hat der Bundesrat die Grenzbeträge der beruflichen Vorsorge angepasst. Der Koordinationsabzug wird von 24 570 Fr. auf 24 675 Fr. erhöht. Die Eintrittsschwelle für die obligatorische Unterstellung erhöht sich auf 21 150 Fr. Deshalb ändern sich in den Lohntabellen die Beträge in der Spalte «Versicherter Lohn». Lohntabellen auf:

sch. Türchen öffnen und staunen – das geht auch im Internet. Mit einem digitalen Adventskalender erfreuen auch dieses Jahr mehr als ein Dutzend Zürcher Kirchgemeinden die Besucher auf ihrer Website. Die technische Unterstützung für die Installation liefern die InternetSupporter der Abteilung Kommunikation der Landeskirche. Beispiele gefällig? Reinklicken bei Zell, Grüningen oder Ottenbach.

www.zh.ref.ch/lohnfragen

www.zh.ref.ch/internet

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Stadt Zürich / Weihnachtsbotschaft

in allen Zürcher Trams mp. Dass Weihnachten eigentlich ein christliches und kirchliches Fest ist, geht im Dezembertrubel oft vergessen. So fragte letzthin der Verein «Weihnachten in Zürich», der im Advent die Kinderchorkonzerte auf städtischen Plätzen und weitere vorweihnachtliche Anlässe organisiert, die Reformierte Kirche Zürich an, ob sie sich ebenfalls an Weihnachten beteiligen möchte… Dass Weihnachten heute allen gehört, kann man positiv sehen. Das Fest der Liebe schliesst alle ein. Deshalb wünschen die reformierte, die römisch-katholische und die christkatholische Kirche der Stadt Zürich mit einer speziellen Aktion auch dieses Jahr wieder der ganzen Bevölkerung gesegnete Weihnachten und ein erfülltes 2015: Ab Mitte Dezember bis Anfang Januar hängen in 400 Trams Hängekartons, die der Grafiker Silvan Meier von Meier Media Design AG gestaltet hat. Der Text ist so geschrieben, dass er Respekt zeigt vor

Männersache Erstens kommt es anders ... Zur ökumenischen Adventsfeier in der Krypta des Grossmünsters (siehe Hinweis Seite 12) treffen sich jeweils Dutzende Männer, um zu singen und zu beten und einander teilhaben zu lassen an ihrem persönlichen Zugang zu Weihnachten. Damit die Weihnachtsbotschaft nicht auf der Strecke bleibt: Aushang in Zürcher Trams.

jenen Menschen, die in ihrer Religion kein Weihnachtsfest kennen, und vor jenen, die nicht gläubig sind. Keine schwierige Aufgabe, denn die Weihnachtsbotschaft ist so aktuell wie universell: Liebe, Hoffnung, Vertrauen.

Dieses Jahr orientieren wir uns an Maria und Josef, deren Leben bekanntlich Wege ging, die sie sich nicht selber ausgedacht hatten: unerwartet in Erwartung, mit Tausenden unterwegs zur Volkszählung, keine Herberge in der Heimatgemeinde, und dann – im Dunkel der Nacht – himmlisches Licht und göttliche Verheissung.

... und zweitens als Mann denkt

Leserbrief / Schreiben, Pfarrberuf / Offen

was Sache ist

für Quereinsteiger

«notabene» 9/14: Huldrych Zwingli würde sich im Grabe umdrehen, wenn er die Formulierung im «notabene» zum Reformationsjubiläum lesen würde: «Ganz sicher nicht könne es darum gehen, das Erbe der Reformation traditionalistisch-triumphalistisch zu feiern. Das Jubiläum soll mit nicht-reformierten Akteuren verschränkt und verbunden sein und die Skeptiker und Distanzierten in den Dialog einbinden. Durch offenen Austausch mit anderen wird die Landeskirche auch das Eigene neu hören und neu sagen können!» Eine so manierierte Formulierung kann nur einem abstrusen Schreiberling einfallen. Bitte so formulieren, dass die eigenen Leute als auch die Skeptiker wissen, von was gesprochen und was Programm sein wird. Ulrich Mannweiler, Zürich Fluntern

kom. Der Quereinstieg in den Pfarrberuf über ein verkürztes Theologiestudium wird Realität. Der Studiengang an den Theologischen Fakultäten Zürich und Basel kann bereits im Herbst 2015 starten. Die Konkordatskirchen rechnen für die erste Durchführung mit mindestens 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Voraussetzung zur Teilnahme ist ein universitärer Mastertitel. Das Zusatzstudium dauert drei Jahre und umfasst 165 ECTS-Punkte gegenüber 300 Punkten des Vollstudiums. Es kann berufsbegleitend absolviert werden. Ein erster Vorschlag für ein Quereinsteigerstudium war am Widerstand der Zürcher Fakultät gescheitert. Daraufhin hatten die Theologischen Fakultäten einen eigenen Vorschlag erarbeitet, der nun auf Zustimmung gestossen ist.

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Unerwartete Wendungen im Leben kennen auch viele Männer – ob Coup de foudre oder Herzinfarkt, ob Geburt des ersten Kindes oder Stellenverlust. Und mancher machte schon die Erfahrung, dass unverhofftes Stolpern zum Segen wurde. Wie Anfang November bekannt wurde, wird die Fachstelle für Männerarbeit per 2015 aus Spargründen und im Zuge der Reorganisation der Gesamtkirchlichen Dienste aufgehoben. So wird die Adventsfeier für mich persönlich und für die Männerarbeit der Zürcher Landeskirche auch zur Abschiedsfeier und zur Segensfeier für den Weg in eine offene Zukunft. Pfr. Mark Schwyter Pfrn. Sabine Scheuter und Pfr. Mark Schwyter sagen in dieser Kolumne abwechselnd, was in der Kirche Sache ist: aus Männersicht und aus Frauensicht.

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Aufgestellt für die Zukunft Kirchenrat und GKD /

Kleines

gie der Theolo

Zwei Jahre hat der Umbau gedauert. Um manchen Entscheid wurde hart gerungen. Am 1. Januar starten Kirchenrat und Gesamtkirchliche Dienste in neuen Strukturen. Von Nicolas Mori

F wie Freiheit Formulieren Sie, bevor Sie zu lesen anfangen, fünf Begriffe, um Freiheit zu umschreiben. Was macht für Sie Freiheit aus? Was kommt Ihnen in den Sinn? Mir fielen Selbstverantwortung und Selbstbestimmung, Autonomie, Unabhängigkeit und Sorgenfreiheit ein. Biblisch spielt Gottes Akt der Befreiung aus Sklaverei, Fremdheit und Unterdrückung eine grosse Rolle; Freiheit als Zustand ist seltener ein Thema. In seinem Brief an die Gemeinde in Galatien fordert Paulus dazu auf, einen angemessenen Umgang mit der Freiheit zu pflegen: Er warnt davor, sich in neue Abhängigkeiten zu begeben und die Freiheit als «Vorwand für die Selbstsucht» zu missbrauchen (Gal 5,13). Vielmehr solle aus Freiheit ein Dienst am anderen wachsen. Dabei kommt es zum Perspektivenwechsel: Nicht das «Wovon», sondern das «Wozu» der Freiheit ist wichtig. Daran knüpft Luther in seiner Schrift «Von der Freiheit eines Christenmenschen» an, wenn er Freiheit als Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen beschreibt. Nicht Ich-AG, Macht und persönlicher Gewinn sind das theologische Ziel der Freiheit, sondern da zu sein, wo es nötig ist. Mit welchen fünf Begriffen würden Sie Ihre Freiheit nun umschreiben? Pfrn. Angela Wäffler-Boveland

T wie Theologiekurs? Mit dem Abc der Theologie öffnen Angela Wäffler und Sabine Stückelberger ein Fensterchen zur Welt der Bibel und Theologie. Möchten Sie mehr Einblick? Der «Evangelische Theologiekurs» vermittelt fundiertes Grundwissen zur Theologie. Infos auf www.zh.ref.ch/eb-th

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Am Ziel und am Zeitplan hat sich in den zwei Jahren nichts geändert: Auf Anfang 2015 sollen Kirchenrat und Gesamtkirchliche Dienste (GKD) so aufgestellt sein, dass sie für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet sind, dass sie bestehende Aufgaben effizient erbringen und neue Entwicklungen zu integrieren vermögen. Dass erhebliches Verbesserungs-Potenzial vorhanden ist, das hatte eine vorangehende, externe IstAnalyse gezeigt («notabene» 9/2013). Die Grundzüge der neuen Architektur standen dann bald fest: Der Kirchenrat als politisches Leitungsorgan wird sich künftig stärker auf seine strategischen Aufgaben konzentrieren und die GKD als Ganzes führen. Seine Mitglieder nehmen keine operativen Leitungsfunktionen gegenüber einer Abteilung mehr wahr. Dafür wird auf Ebene der GKD der Leitungskonvent gestärkt. Er wird unter der Leitung des Kirchenratsschreibers künftig eine geschäftsführende Funktion haben und so sicherstellen, dass die zahlreichen Aufgaben und Projekte koordinierter und kohärenter als heute gesteuert werden. Die Mitglieder des Kirchenrates sind nach wie vor für ein Ressort strategisch und politisch verantwortlich. Diese neuen Ressorts orientieren sich aber folgerichtig nicht mehr an den Abteilungsstrukturen der GKD, sondern an Themenfeldern (siehe Grafik). Den Ressorts des Kirchenrates stehen wie schon früher vermeldet künftig fünf Abteilungen und ein Stabsdienst gegenüber. In der Zwischenzeit sind die Profile dieser fünf Abteilungen in Leistungsaufträgen geschärft und die einzelnen Themenbereiche, Arbeitsfelder und Projekte definitiv zugeordnet und auch die Bezeichnungen festgesetzt worden (siehe Grafik). Das Strukturierungsprinzip sind Wirkungs-

räume und Zielgruppen und nicht mehr die Handlungsfelder, wie sie die Kirchenordnung vorgibt. Die Handlungsfelder beschreiben aber weiterhin umfassend das Wirken der gesamten Landeskirche mit ihren Kirchgemeinden. Die Abteilungsleitenden bilden zusammen den Leitungskonvent.

Ziele und Werte Um das Zusammenwirken von Kirchenrat und Leitungskonvent zweckmässig zu gestalten und die Zuständigkeiten und Abläufe zu bestimmen, wurde eine Kompetenzordnung erstellt. Die Unterscheidung von strategischen und operativen Geschäften wird dabei nicht immer einfach zu vollziehen sein und zumindest in der Anfangsphase Klärungen benötigen. In Ergänzung dazu wurden weitere Führungsinstrumente erarbeitet, beispielsweise ein Projektmanagement, das die Steuerung abteilungsübergreifender Projekte unterstützt, oder ein Strategiekreislauf, der es ermöglicht, wiederkehrende Aufgaben wie z.B. das Erstellen von Legislaturzielen und deren Umsetzung effektiver zu bewältigen. Das Arbeiten nach Zielvorgaben und nach einheitlichen Kriterien wird künftig mehr Gewicht haben. Dennoch werden Ziele, Strukturen und Normen auch in Zukunft nicht alles sein. Das Projektteam hat auch Grundsätze zu Werten und Kultur erstellt, nach denen künftig gearbeitet werden soll, z.B.: «Alles, was wir tun, fördert eine missionale Haltung, in der zugleich Lebensweltorientierung (Bedürfnisse) und Auftragsorientierung (Evangelium) im Blick sind.» Oder: «Alles, was wir tun, ist darauf ausgerichtet, das Potenzial von Menschen zu fördern.» Dem entspricht auch, dass die Mitarbeitenden der GKD trotz strinnotabene

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genterer Organisation aufgefordert sind, aktiv mitzuwirken, ihre Erfahrungen und ihr Wissen einzubringen und dergestalt «lokale Autonomie» zu nutzen.

Verschärfter Spardruck Was sich im Laufe der zweijährigen Projektphase deutlich verschärft hat, ist der Spardruck. So hat sich erst im vergangenen Juni herausgestellt, dass aufgrund der rückläufigen Steuereinnahmen in den Kirchgemeinden auch das Budget 2015 der Zentralkasse um drei Mio. Franken gekürzt werden muss (vgl. «notabene» 9/2014). Das Projekt «GKD 2015» war ursprünglich nicht mit einem konkreten Sparauftrag auf den Weg geschickt worden. Die finanziellen Vorgaben sind deshalb noch nicht umgesetzt und bleiben eine Herausforderung, die sorgfältig anzugehen ist. In einigen Bereichen kommt es aber schon heute zu Veränderungen. So wird die Landeskirche in Zukunft beispielsweise keine explizite Frauen-Beauftragte

und keinen Männer-Beauftragten mehr führen. Die neue Abteilung «Lebenswelten» wird stattdessen zum Ziel haben, aus einer breiteren Perspektive heraus neue Beteiligungsformen und Angebote zu entwerfen, die auch Menschen ansprechen, die der Kirche ferner stehen. Das ist allerdings nur indirekt eine Folge von «GKD 2015»: Schon vor dem Aus des Projekts Stadtakademie stand fest, dass sich die heutige Bildungsabteilung künftig breiter gefächert aufstellen muss und monothematische Zuständigkeiten mittelfristig nicht zu halten sind. Das heisst aber nicht, dass Themen aufgegeben werden. Die Gender-Thematik wird nicht verschwinden, sondern als Querschnittsthema in allen Abteilungen präsent sein und insbesondere in der Personalentwicklung wieder auftauchen. Ähnliches gilt für den heutigen Bereich «Gottesdienst und Musik», der eine wechselvolle «GKD-Geschichte» mit diversen Anbindungen hinter sich hat, die aber inklusive der jüngsten nicht zu überzeugen vermochten. Auch hier

wird die Fachstelle als solche nicht weitergeführt, das Thema aber weiter beschäftigen. Es werden hier insbesondere überkantonale Kooperationen gesucht, wie überhaupt die Zusammenarbeit mit anderen Landeskirchen in Zeiten schwindender Ressourcen immer wichtiger wird. In weiteren Bereichen wie etwa der Katechetik oder der Migration kommt es zu einer Verminderung der Stellenpensen. Mit allen direkt von Veränderungen betroffenen Mitarbeitenden wurden Gespräche geführt und Lösungen gesucht.

Raumkonzept und Züglete Noch nicht umgesetzt ist das Raumkonzept. Die GKD arbeiten heute in mehreren Häusern rund um den Hirschengraben in Zürich. Durch die Reorganisation ergibt sich ein erheblicher «Zügelbedarf», der nicht auch noch auf Anfang 2015 bewältigt werden konnte, aber im ersten Halbjahr zügig an die Hand genommen werden soll.

Ressorts des Kirchenrates Präsidiales Identität & Beziehungen

Bildung & Theologie

Gemeinde & Region

Organisation der Gesamtkirchlichen Dienste

Lebenswelten vakant • Bildung und Kultur • Spiritualität und Kloster Kappel • Mittelschularbeit und Hochschularbeit

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Kirche & Gesellschaft

Mitgliedschaft & Lebenswelten

Kirchenratsschreiber Walter Lüssi

Diakonie & Soziales

Finanzen & Infrastruktur

Stabsdienste • Kanzlei / Stragegisches Controlling • Rechtsdienst • Theologisches Sekretariat • Sekretariat Synodales • Sachbearbeitungspool

Institutionen Rita Famos

Kirchenentwicklung Thomas Schaufelberger

Kommunikation Nicolas Mori

• Seelsorge im Gesundheitswesen • Seelsorge im Freiheitsentzug • Seelsorge mit mehreren Trägerschaften • Pfarrämter mit speziellem Auftrag • Beratungsangebote (DFA, Kabel, Paarberatung)

• Gemeindeentwicklung und Partizipation • Personalentwicklung und Pfarrschaft • Diakonie u. Generationen • Katechetik und Bildung in der Gemeinde

• Medien- und Öffentlichkeitsarbeit • Interne Kommunikation • Service und Beratung • Beziehungen

Ressourcen Dieter Zaugg • Finanzen • Personaldienst • Zentrale Dienste • Liegenschaften • IT

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«Die Reformierten müssen sich neu erfinden» Alfred Frühauf /

Dreizehn Jahre Kirchenratsschreiber, 35 Jahre im Dienst der Zürcher Landeskirche. Pfarrer Alfred Frühauf geht Ende Jahr in Pension – «dankbar, nachdenklich und zuversichtlich».

Auf der Schwelle zur nachberuflichen Zeit empfinde ich vor allem Dankbarkeit. Ich bin nachdenklich und zuversichtlich zugleich. Dankbar sein – vielleicht geschieht dies bewusster, jetzt, wo es gilt, Vertrautes loszulassen und in unbekannte Räume aufzubrechen. Aber dankbar war ich immer. Nicht erst jetzt, wo ich auf der Schwelle stehe und den kirchlichen Dienst verlasse, empfinde ich so. Ich habe es immer als Privileg empfunden, in der Zürcher Landeskirche arbeiten zu dürfen. Meine Kirche gewährte mir einen grossen Gestaltungsraum. Das war im Pfarramt so, das blieb in den Aufgaben danach. Einen Gestaltungsraum und das Vertrauen, dass ich damit umgehen könne. Gibt es etwas, das motivierender ist? Es fördert die Bereitschaft, Verantwortung auch wirklich zu übernehmen und zugleich gelassen zu bleiben. Beides, Verantwortung tragen und Gelassenheit üben, symbolisierte für mich die Wappentafel im Pfarrhaus 8

in Elgg, wo ich zwölf Jahre mit meiner Familie lebte. Auf dieser Tafel im Eingangsbereich des Pfarrhauses sind seit 1698 die Familienwappen aller Pfarrer aufgeführt, die in diesem Haus wirkten. Diese Tafel lehrt nicht bischöfliche Sukzession. Sie ist reformiert und sagt schlicht: Du hast Vorgänger. Und du wirst Nachfolger haben. Dazwischen liegt dein Raum, den du füllen und gestalten darfst. Tu es! Zum Privileg kirchlicher Arbeit gehört es, immer Menschen gegenüber zu haben. Mit ihnen unterwegs, in schwierigen Momenten für sie da zu sein. Immer geht es in irgendeiner Form um Anteilhabe am Leben und Zusammenleben der Menschen. Sie in ihrer Vielfalt anzusprechen. Auf dem Hintergrund der biblisch-christlichen Tradition Menschen in ihren Lebenssituationen zu verstehen, mitzuhelfen, neue Perspektiven zu entdecken. Der Dienst der Kirche ist ein Vermittlungsdienst – Vermittlung unter den Menschen und Vermittlung zwi-

schen Mensch und Gott. Dabeisein in diesem grossen Sinnzusammenhang, sich den Lebenssinn nicht erarbeiten müssen, sondern darauf vertrauen dürfen, ist ein Geschenk.

Nachdenklich Meine Zeit als Kirchenratsschreiber stand in einer bewegten Phase der Zürcher Kirche. Es galt, das neue Verhältnis zwischen Kirche und Staat zu gestalten. Dieses Verhältnis hat sich seit der Reformation immer wieder gewandelt: Über drei Jahrhunderte hinweg war die reformierte Zürcher Kirche Staatskirche. Das 19. Jahrhundert brachte dann einen ersten Entflechtungsschritt. Aus der Staatskirche wurde eine Volkskirche – zwar unter staatlicher Aufsicht, aber in der Gestaltung des kirchlichen Lebens frei. Dieses Verhältnis entwickelte sich gut hundert Jahre später mit der öffentlichrechtlichen Anerkennung, nun auch der katholischen Kirche, zu einem partnernotabene

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Kirchenratsschreiber Alfred Frühauf ist seit 2002 Kirchenratsschreiber und geht Ende Jahr in Pension. Ihm obliegt die Verantwortung für den Rechtsdienst und die Kanzlei des Kirchenrates sowie für den Personaldienst und die Personalentwicklung Pfarrschaft. Darüber hinaus leitet der Kirchenratsschreiber Projekte von gesamtkirchlicher Bedeutung und ist zuständig für aufsichtsrechtliche Belange des Kirchenrates. Frühauf studierte in Basel Theologie und war anschliessend als Gemeindepfarrer in Kyburg und Elgg tätig. Frühauf stand dem Pfarrverein des Kantons Zürich als Präsident vor und war von 1991 bis 1996 Mitglied der Kirchensynode. Von 1996 bis 2002 leitete er die Abteilungen Gemeindedienste sowie Pädagogik und Animation der Gesamtkirchlichen Dienste. Alfred Frühauf, wohnhaft in Winterthur, ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern. Zum Nachfolger von Alfred Frühauf hat der Kirchenrat bereits im Mai Pfarrer Walter Lüssi gewählt. Lüssi arbeitet bereits seit zwei Jahren als Fachmitarbeiter und stellvertretender Abteilungsleiter in der Abteilung Bildung der Landeskirche und leitet als designierter Kirchenratsschreiber die Reform der GKD 2015.

schaftlichen Modell Kirche – Staat. Zum eigentlichen Paradigmenwechsel aber führte erst die Ablösung der historischen Rechtstitel durch ein neues Finanzierungsmodell und die Überführung der Pfarrschaft vom staatlichen in den rein kirchlichen Dienst, festgehalten im neuen Kirchengesetz 2007, in der neuen Kirchenordnung 2009. Dies mitzugestalten war herausfordernd und faszinierend zugleich. Dennoch stimmen mich besonders zwei Aspekte nachdenklich: Dieser Entflechtungs-Prozess geschah nicht freiwillig. Die gesellschaftlichen Veränderungen machten ihn notwendig. Als ich Ende der 1970er Jahre in mein erstes Pfarramt eingesetzt wurde, umfasste die Landeskirche über 600 000 Mitglieder oder über 60% der Zürcher Wohnbevölkerung. Jetzt, wo ich 35 Jahre später den Kirchendienst verlasse, sind es 450 000 Mitglieder. Sie umfassen noch etwas über 30% der Gesamtbevölkerung. In einzelnen Gemeinden sind es noch 10%. notabene

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Insbesondere die reformierte Kirche befindet sich in einer ganz neuen Situation. Was heisst es künftig, Volkskirche zu sein, wenn in wenigen Jahren mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung weder reformiert noch katholisch ist? Dies führt mich zur zweiten Nachdenklichkeit. Der Trend, in dem die Kirche steht, ist für die, die Verantwortung tragen, belastend. Alle tragen an dieser Last mit. Aber insbesondere die Pfarrerinnen und Pfarrer bekommen diesen Trend zu spüren. Von ihnen wird Auf-

Behördenmitglieder in Gemeinde und Bezirk. Ermutigend ist der Entscheid der Kirchensynode 2012 zu KirchGemeindePlus, sind die vielen Verantwortlichen, die in diesen grossen Veränderungsprozess bereits eingetreten sind, sind die Stimmberechtigten der Stadt Zürich, die am 28. September 2014 sich für eine Kirchgemeinde entschieden haben – nicht weil sie alle Details schon voraussehen konnten, sondern weil sie den Willen zeigten, auf Veränderungen einzutreten. Ermutigend war auch die Abstimmung vom 18. Mai 2014 – über 72% der Stimmenden sprachen sich dafür aus, dass den Kirchen die Mittel aus den Steuern der Juristischen Personen weiterhin zur Verfügung stehen – die Kirchen sollen auch künftig ihrer sozialen Verantwortung nachkommen, nicht als irgendein Sozialinstitut, sondern als Kirchen! Dankbarkeit, Nachdenklichkeit, Zuversicht – diese drei Grundbefindlichkeiten begleiten mich über die Schwelle zur nachberuflichen Zeit. Ich nehme auch manche Geschichte mit, die mir begegnet ist. Abgründe, in die ich Einblick hatte. Sie konnten mir den Respekt vor dem Menschlichen nicht nehmen. Auch dafür bin ich dankbar. In heiklen Situationen Lösungen suchen und oft auch finden, war für mich immer wieder neu eine Form angewandter Theologie. Nun freue ich mich sehr, die Schwelle, auf der ich stehe, zu verlassen und nochmals einen neuen Zeit-Raum gestalten zu dürfen: Zusammen mit meinem Kollegen Frieder Furler konnte ich die F&F Prospektiv GmbH für Projekte, Coaching und Mediation gründen. Im nächsten Jahr schliesse ich die Ausbildung als Coach und Mediator ab. Besonders freue ich mich darauf, meine noch junge Imkerei weiter auszubauen. Das Kirchenjahr wird ergänzt durch den Gang durchs Bienenjahr. Es macht Sinn, beiden «Kulturen» Sorge zu tragen.

«Du hast Vorgänger. Du hast Nachfolger. Dazwischen liegt dein Raum, den du gestalten darfst. Tu es!» bauarbeit erwartet, Gemeindeaufbau, Kirchenentwicklung. Und zugleich wissen sie um dieses «ärmer, kleiner, älter», Jahr für Jahr. Dieser Trend kann quantitativ nicht gebrochen werden. Wachstum gegen den Trend ist eine Illusion. Der Herausforderung kann nur qualitativ, inhaltlich, theologisch begegnet werden. Es geht um eine innere Erneuerung, um eine Neuorientierung. Die Reformierten müssen sich neu erfinden! Haben sie die Kraft dazu? Welche Bedeutung kommt den Reformierten in der Gesellschaft zu? Was kann ihre geistliche, was ihre soziale Kraft sein? Welches ist die Rolle der Pfarrerin, des Pfarrers? Die Antworten auf diese Fragen sind wichtig. Und es bedarf guter Antworten.

Zuversichtlich Trotz dieser Nachdenklichkeiten bin ich zuversichtlich. Diese Zuversicht gründet in den Menschen, die jetzt die Verantwortung für die Kirche tragen. Sie gründet in jungen Leuten, die nach ihrer Ausbildung in den Dienst der Kirche treten. Es ist eindrücklich, wie bei manchen von ihnen ein hohes Engagement, eine starke Verbindlichkeit und ein grosses Potential zu spüren ist. Zuversichtlich stimmen mich auch das Engagement und die Kompetenz vieler

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Feierlich anbandeln

Regionalgottesdienst / Mit einem gemeinsamen Gottesdienst experimentierten die Kirchgemeinden Adliswil, Kilchberg, Langnau am Albis und Rüschlikon an einer intensiveren Zusammenarbeit. Der Stresstest kommt später. Text und Foto: Viviane Schwizer Wird in einer säkularisierten Kirche in Zukunft bald eine Hängematte auf der Empore baumeln? Wird das Gotteshaus zum Hotel umfunktioniert? Muss die Kirchenorgel wegen Geldsorgen auf EBay verhökert werden? Pfarrerin und Vizedekanin Nadja Papis, Langnau am Albis, und Anne-Carolin Hopmann, Rüschlikon, stellten im Regionalgottesdienst am Reformationssonntag in einer Theaterpredigt solche Szenarien zur Diskussion. Falls der Mitgliederschwund der reformierten Kirche nicht gestoppt wird, geht es nämlich auch finanziell ans Eingemachte. Das Gegenrezept heisst sparen, reformieren, zusammenarbeiten und neu begeistern: In Fachkreisen läuft dies unter dem Titel «KirchGemeindePlus».

Reformbedarf seit 2600 Jahren Trotz materiellen und immateriellen Engpässen in der reformierten Kirche sind Hopmann und Papis zuversichtlich. Die beiden Theologinnen sind überzeugt, dass der Turnaround zu schaffen ist, wenn jetzt Reformschritte eingeleitet werden. Im Regionalgottesdienst in Kilchberg unter dem Motto «Anders!?!» gaben sie dieser Zuversicht vor den rund 250 Kirchgängerinnen und Kirchgängern Ausdruck. Denn «Gott braucht die Menschen, um seine Botschaft zu verkünden», ist die Rüschliker Pfarrerin überzeugt. Ihre Langnauer 10

Kollegin pflichtete ihr bei: Auch sie möchte den Reformprozess mit Gottes Hilfe vorantreiben, er brauche aber viel Zeit, Energie und Experimentierfreude. Dass Reformen in der Kirchengeschichte kein Novum sind, zeigten im Regionalgottesdienst auch zwei weitere Pfarrpersonen: In der Theaterpredigt spielte Pfarrer Ralph Miller aus Adliswil den alttestamentlichen König Joschija, der bereits rund 650 Jahre vor Christus darum rang, erstarrte religiöse Formen zu überwinden. Auch Zwingli, gespielt von Pfarrer Martin Keller aus Kilchberg, musste beherzte Schritte tun, um die Reformation einzuleiten. Alternierend zum Theater wurde im Gottesdienst gesungen: Die Musik unter Leitung der vier Organisten der verschiedenen Kirchgemeinden ermutigte und brachte eine Vielfalt kirchlicher Musik zum Klingen. Um den Schmuck der Kirche und den reibungslosen Ablauf sorgten sich die verschiedenen Sigristinnen und Sigriste.

Der Stresstest kommt noch Trotz gelungener Zusammenarbeit beim Gottesdienst war für die Pfarrpersonen, Mitarbeitenden, Behörden und Kirchgängerinnen und Kirchgänger klar: Das Zusammenrücken zwischen den Kirchgemeinden wird nicht einfach werden. Einig ist man sich, dass «engere Zusammenarbeit» in Ordnung ist. Es gibt aber

Pfarrerinnen und Pfarrer probten das Zusammenspiel: Ralph Miller, Anne-Carolin Hopmann, Martin Keller, Nadja Papis.

auch Stimmen, die von «Kooperationen» oder gar «Fusionen» nichts wissen wollen. Besonders ältere Menschen wünschen sich, dass die Kirche im Dorf bleibt, dort, wo man sich kennt. Kilchbergs gastgebender Pfarrer Martin Keller sagte es so: Der «Stresstest» für die Kirchgemeinden werde die Geldfrage, die Aufteilung der Liegenschaften oder allenfalls sogar die Aufgabe der Selbständigkeit der Kirchgemeinde sein.

Neugier und Gottvertrauen Nadja Papis plädiert in dieser Situation für eine gute Portion Offenheit, Neugier und Gottvertrauen, um erste Reformschritte zu unternehmen. Der gemeinsame Gottesdienst in Kilchberg habe dies konkret ermöglicht. Auch Kilchbergs Kirchenpflegepräsident Peter C. Maier findet, «dass der Regionalanlass ein guter Anfang für eine vertiefte Zusammenarbeit unter den Gemeinden des Bezirks ist». Zuversichtlich stimme ihn auch die Tatsache, dass sich rund 150 Personen nach dem Gottesdienst noch die Zeit zum Suppenzmittag im Kirchgemeindehaus nahmen. Dort kamen die Leute ins Gespräch und genossen das Zusammensein, auch wenn die Mitglieder der verschiedenen Kirchgemeinden auch dort meist noch unter sich blieben. notabene

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Das Thema Umwelt kann der Kirche nicht egal sein. Ist es auch nicht: In vielen Kirchgemeinden setzt man auf Nachhaltigkeit. Unterstützung bieten auch die Gesamtkirchlichen Dienste. Von Jeannette Behringer Das Sprachbild «Nach uns die Sintflut» wird in Umweltdiskussionen oft benützt – es steht für die Gleichgültigkeit, mit der heute lebende Generationen Ressourcen für ihre Wirtschafts- und Lebensweise verbrauchen, die zukünftigen Generationen die Lebensgrundlagen raubt. Der jüngste Bericht des internationalen Weltklimarats warnt wie nie zuvor vor einer ökologischen und gesellschaftlichen Katastrophe – gleichzeitig betreiben wir ein Wirtschaftsmodell, das weiterhin auf Massenproduktion und -konsum setzt. Das Thema Umwelt kann deshalb den Kirchen nicht egal sein – und so ist auch in der Kirchenordnung das Ziel formuliert, dass sich die Landeskirche für eine nachhaltige Entwicklung einsetzt, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte umfasst. Diese breite Erfassung des Umweltschutzgedankens erinnert daran, dass im Hinblick auf die Umweltprobleme eine grundlegende Erneuerung unserer kulturellen Grundlagen ansteht, wenn wir die Umweltprobleme wirklich lösen wollen. Diese Erneuerung beginnt im Hier und Heute. Neben den vielen Aktivitäten, die vor Ort in den Kirchgemeinden unternommen werden, existieren auch innerhalb der Gesamtkirchlichen Dienste vielfältige Aktivitäten, die eine nachhaltige Entwicklung voranbringen: Beim Projekt «Nachhaltig predigen» beispielsweise ist die Landeskirche seit diesem Jahr Partnerin und beleuchtet das Thema Nachhaltigkeit auf biblischer Grundlage und aus christlicher Perspektive im Gottesdienst. Zudem hat sich eine Umweltgruppe aus Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen gebilnotabene

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Foto: Annette Fischer / pixelio.de

Nach uns die Sintflut? Umwelt /

Viel zu viel oder viel zu wenig Wasser: Die Klimaextreme nehmen weltweit zu.

det, die Aktivitäten entwickelt, die die Umweltbilanz verbessern und Verhalten verändern soll: mit Anreizen zur Förderung des Veloverkehrs beispielsweise oder bei der Suche nach Catering-Anbieter, die nach ökologischen und sozialen Kriterien arbeiten. Ein weiteres Anliegen ist die Ermutigung von Kirchgemeinden, Wege für eine nachhaltige Entwicklung aufzuzeigen. Die Landeskirche bietet den Gemeinden für eine Erstberatung Unterstützung an (siehe Kasten Seite 12). Sie organisiert fachliche Inputs und schafft die Möglichkeit gegenseitiger Vernetzung: So wurden im Seminar «Zukunftsfähig werden vor Ort» am 12. September verschiedene Ansätze und Vorhaben von Kommunen und Kirchgemeinden vorgestellt. Aktuell ist auch die Bekanntmachung und Verbreitung des

Dürnten / Noch

Umweltmanagementsystems «Grüner Güggel», das heute vor allem in Deutschland durch mehrere hundert Kirchgemeinden angewendet wird. In Kooperation mit dem Verein Kirche und Umwelt oeku sind Bemühungen im Gange, dieses Managementsystem auf schweizerische Kirchgemeinden zu übertragen und die Ausbildung von Beraterinnen und Beratern von Kirchgemeinden zu entwickeln. Die Fachstelle der Landeskirche unterstützt auch hier Entwicklungen auf lokaler Ebene. Kontakte für Umweltfragen: • jeannette.behringer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 82, stefan.grotefeld@zh.ref.ch, Tel. 044 259 92 75. Infos: www.zh.ref.ch/ handlungsfelder/gl/umwelt • Verein Kirche & Umwelt: www.oeku.ch • www.nachhaltig-predigen.de

nicht alles im grünen Bereich

Die Kirchgemeinde Dürnten schenkt ökologischen Fragen grosse Beachtung. Dass trotzdem noch nicht alles im grünen Bereich ist, zeigte eine Umweltberatung. Drei Fragen an Rosmarie Egli, Synodale und ehemalige Präsidentin der Kirchgemeinde Dürnten.

in diesem Punkt in Dürnten mindestens so gut aufgestellt: Wir haben bereits bei Renovationen, beim Einkauf von Nahrungsmitteln, beim Heizen usw. auf Umweltverträglichkeit geachtet. Wir wollten diesen Weg weitergehen und uns auch die Bestätigung holen.

Was hat Sie dazu bewogen, sich mit einer Zertifizierung in Sachen Umweltmanagement zu befassen?

Und was brachte Ihnen die Umweltberatung?

Wir haben gesehen, dass Bülach sich zertifizieren liess und dachten, wir seien

Der Umweltfachmann hat uns zwar gelobt. Er hat uns aber auch gezeigt, dass wir uns etwas früh auf die Schultern ge11


klopft haben. Nach einem Rundgang hat sich gezeigt, dass es für uns noch einiges zu verbessern gibt. Gerade punkto Heizung hat der Umweltberater einen Fehler aufgespürt, den wir leicht korrigieren konnten. Seither sparen wir mehrere Tausend Franken Heizkosten. Er

tate «vorher» und «nachher» zu sehen, ist motivierend. Steuert Dürnten nun auf ein UmweltLabel wie den Grünen Güggel zu?

Ob wir uns zertifizieren lassen, ist noch offen. Dass wir in Sachen Umweltmanagement weiterhin eine Vorbildrolle wahrnehmen wollen, ist jedoch unbestritten und meiner Meinung nach auch die Pflicht der Kirche. Wir als Kirche können wichtige Impulse setzen, auch in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde.

«Die Kirche muss im Bereich Umwelt eine Vorbildrolle wahrnehmen.» hat uns auch gezeigt, wie wir die Verbesserungen im Umweltbereich dokumentieren und ausweisen können. Die Resul-

Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst

Erstens kommt es anders. Adventsfeier für Männer Das hatten Maria und Josef sich wohl auch anders vorgestellt: Unerwartet in Erwartung, Tausende unterwegs zur Volkszählung, keine Herberge in der Heimatgemeinde, und dann – mitten in der Nacht – himmlisches Licht. Ein Muster, das wir auch aus unserem Leben kennen? Wir stolpern über unerwartete Wendungen im Leben – und entdecken vielleicht gerade darin den Schlüssel zu einem Leben in Fülle. Mitten in der Adventszeit wollen wir innehalten, um uns zu besinnen: Was erwarte ich vom Leben? Welche unerwarteten Wendun-

gen fordern mich heraus? Woher nehme ich die Kraft, meinen Weg zu gehen? Leitung: Christian Eggenberger, Mark Schwyter. 15. Dezember, 18.30 bis 20.30 Uhr. Krypta des Grossmünsters, Zürich

Stadtkloster Zürich: Stadtkloster im Advent Gregorianisch gesungenes Morgen- und Abendlob mit anschliessendem Essen. Exerzitienbegleitung in biblischignatianischer Tradition auf Anfrage. 29. November bis 25. Dezember. Laudes jeweils um 7 Uhr und Vesper um 18 Uhr. Bullingerkirche, Zürich Hard. www.stadtkloster.ch

Grooviges Begleiten am Klavier Frühjahrskurs. Popularmusik in

Zuschuss für Umweltberatung Der Kirchenrat unterstützt Kirchgemeinden in ihrem Umweltengagement. Gemeinden, die eine ökologische Erstberatung durchgeführt haben, erhalten hierfür einen finanziellen Beitrag von der Landeskirche (in der Regel CHF 1000, maximal CHF 2000). Für das Vorgehen und die Durchführung der Analyse wenden Sie sich bitte direkt an Andreas Frei, NASKA GmbH, andreas.frei@naska.ch, Tel. 044 241 27 25. Für die Ausrichtung des Beitrages ist der Nachweis der durchgeführten Analyse zu richten an: Dieter Zaugg, Leiter Ressourcen, Tel. 044 258 92 58, dieter.zaugg@zh.ref.ch.

der Kirche. Im Einzelunterricht werden Liedbegleitungen eingeübt. Berücksichtigt wird vor allem das Jugendliederbuch «rise up». Eigene Lieder können eingebracht werden. Leitung: Eugenio Giovine. Ab 23. Februar 2015. Reformierte Kirche Effretikon. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 66

Diakonie & Seelsorge

Weniger für uns. Genug für alle Ökumenische Impulstagung 2015. Die Impulstagung bietet eine abwechslungsreiche Einführung in das Thema der neuen Kampagne von Brot für alle / Fastenopfer mit Referaten, Filmen, Ateliers und Geschichten. Sie präsentiert zudem die Materialien zur Kampagne, u.a. das neue Hungertuch. Der Überkonsum in den wohlhabenden Regionen dieser

Erde ist zu einem Problem geworden. Er verstärkt den globalen Klimawandel, von dem wiederum die Ärmsten am stärksten betroffen sind. Eine neue Genügsamkeit ist gefragt – um das richtige Mass zu finden. Im Feiern und Lernen, durch Besinnung und Begegnungen will die Ökumenische Kampagne Mut machen, einfacher zu leben, damit andere einfach (über-)leben. 10. Januar, 9 bis 15.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. 14. Januar, 14 bis 17 Uhr. Pfarreiheim St. Peter und Paul, Laboratoriumstrasse 5, Winterthur. Anmeldung und Infos: monika.hein@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 37 www.zh.ref.ch/oeme

Wie Kirchgemeinden Familien stärken können Eine Kindertagesstätte unterm Kirchendach wäre eine Chance, aber …? Die Teilnehmenden können die Bedarfslage und Kooperationsmöglichkeiten vor Ort systematisch klären und kennen die Projektphasen, die Rahmenbedingungen sowie die pädagogischen Qualitätsanforderungen, die für den Aufbau einer Kita wichtig sind. Leitung: Gerda Zbinden. 30. Januar, 16 bis 19 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 66

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KiK-Bolderntagung 2015: Mit Kindern philosophieren und theologisieren: 10. Januar, 15.30 Uhr, bis 11. Januar, 17 Uhr. Tagungszentrum Boldern, Männedorf. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 66

Bühne frei! Lustvolle theaterpädagogische Spielformen. Die Teilnehmenden haben Grundkenntnisse darüber, wie sie mit Kindern Theater machen können. Leitung: Pesche Brechbühler. 23. und 30. Januar. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 93 katechetik@zh.ref.ch

Mit dem neuen KonfLehrmittel arbeiten Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über die Arbeitshilfe und das FaithBook und lernen die Inhalte, die Begleitmaterialien und die Navigationshilfen kennen, um ihre eigene Konfirmationsarbeit zu planen. Leitung: Dorothea Meyer-Liedholz, Barbara Schleuniger. 28. Januar, 9.15 bis 16.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 93 katechetik@zh.ref.ch

Gemeindeaufbau & Leitung Neu in der Kirchenpflege Der zweiteilige Kurs führt neu gewählte Mitglieder der Kirchenpflege in ihr Amt ein und vermittelt nötiges Orientierungswissen. 19. Januar und 2. Februar, 18.15 bis 21.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Detailinfos mit Kursnummer GL1501 auf www.zh.ref.ch Anmeldung: edwin.blumer@zh. ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Kappeler Kirchentagung 2015 «Eure Jungen werden Visionen haben!» Die Tagung 2015 wagt unbekümmert fröhliche Begegnunnotabene

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gen zwischen den Generationen. Sie soll Lust machen auf mehr Jugendmitwirkung und gemeinsames «Visionieren» – auf eine Kirche, die Junge und Alte und die dazwischen mit im Boot hat. Erste der sechs Durchführungen am 23./24. Januar. Infos und Anmeldung mit Kursnummer GL1503 auf www.zh.ref.ch Auskunft: Tel. 044 764 87 84 kirchentagung@klosterkappel.ch

Dialog-Kompetenzen – Das dialogische Gespräch nach Bohm Sie erfahren eine einfache, wirkungsvolle und wohltuende Kommunikationsform. Sie kann im Gemeindeaufbau, in der Erwachsenenbildung oder im Gesprächsalltag eingesetzt werden. Sowohl die Ergebnisse wie die Gemeinschaftserfahrung überraschen und wirken nach. Ab 2. März, sechs Montagstermine, je 17.15 bis 19.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Infos über Kursnummer GL1505 auf www.zh.ref.ch. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 36

Das A und O der Sitzungsleitung Sitzungen von Behörden, Kommissionen, Konventen, Arbeitsgruppen oder Projektteams effektiv und effizient vorbereiten und leiten. Mit vielen praktischen Tipps. 27. Januar, 18.15 bis 21.15 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. Infos über Kursnummer GL1504 auf www.zh.ref.ch. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 36.

Werben für die Kirche Werbung für kirchliche Angebote und Veranstaltungen: Wie können Kirchgemeinden oder Pfarreien Erkenntnisse und Erfahrungen aus der «weltlichen» Öffentlichkeitsarbeit zeitgemäss und effizient nutzen? Mit welchen Mitteln erreicht man neue, auch jüngere Zielgruppen? Wie verschafft man der eigenen Institution einen modernen und glaubwürdigen Auftritt? Der ökumenisch geführte Kurs vermittelt Basiswissen der Kommunikation und ermöglicht den Einstieg in die gezielte Öffentlichkeitsarbeit.

Foto: Peter Hürlimann

Bildung & Spiritualität

Ochs und Esel wissen mehr! Weihnachtsspiel in Thalwil Landauf, landab stehen in der Adventszeit Kinder im Rampenlicht und stimmen mit Theaterstücken und Singspielen auf Weihnachten ein. Auch in Thalwil. Die Kirchgemeinde geht in ihrer diesjährigen ökumenischen Produktion unter der Leitung von Gabriela Schöb einen speziellen Weg: Die Kinder schlüpfen für einmal nicht in Kostüme, sondern liefern die Tonspur des Stücks und die Stimmen für Ochs und Esel und die anderen tierischen Protagonisten aus dem Stall in Bethlehem. Fürs Bühnenbild sorgt die Illustratorin Yvonne Rogenmoser. Sie zeichnet das weihnachtliche Geschehen direkt und live auf die Leinwand. Und das geht so: Ochs und Esel spüren, dass etwas Besonderes in der Luft liegt. Deshalb heulen sie mit dem Hirtenhund Callidus einen hellen Stern an, der schon seit einiger Zeit am Himmel zu sehen ist. Sie erfahren von ihm, dass der Heiland bald in einem Stall auf die Welt kommen wird. Obs der ihre sein wird? Live erleben am 13. Dezember, 18 Uhr, oder am 24. Dezember, 17 Uhr. Infos auf: www.kirche-thalwil.ch

Leitung: Nicole Zeiter (dipl. PRBeraterin SPRV). Ab 22. Januar. Vier Kurstage. Hirschengraben 66, Zürich. www.zh.ref.ch/kommunikation www.paulus-akademie.ch

Von & für Gemeinden Weihnachtsfilme in letzter Minute Zur Adventszeit stellt Relimedia, die Mediathek des Katholischen Mediendienstes und der Reformierten Medien, eine

Reihe von neuen Advents- und Weihnachtsmedien vor: einen «X-mas-Sampler» mit sehenswerten neuen Weihnachtsanimationen, Weihnachtsgeschichten- und -bilderbüchern. Alle Weihnachtsfilme sind überdies im Download verfügbar, was für Last-Minute-Nutzende den Zugang zu jeder Tagesund Nachtzeit ermöglicht. Alle Filme verfügen über das Recht zur nichtgewerblichen öffentlichen Vorführung, was eine Aufführung im Kirchenkino oder im Gottesdienst ohne zusätzliche Bezahlung ermöglicht. www.relimedia.ch

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Kloster Kappel

Bridge. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei/Kollekte. 25. Januar, 17.15 Uhr

Auskunft/Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen Adventsretraite mit Worten aus der Johannesoffenbarung. Jutta Wurm und Andreas Fischer. 12. bis 14. Dezember

Begegnungen Mit Kreistänzen Raum schaffen. Rita Kaelin-Rota. 13. bis 15. Februar

Kalligrafie Schichten – Schaben – Durchbrechen. Kompositionen mit Buchstabenteilen. Hansulrich Beer.

Für acht Stimmen: The Carolinas.

Musik und Wort Besinnliche und festliche Klänge zu Weihnachten mit dem Ilios Quartett: Musik von Schubert, Vivaldi, de Arriaga. 25. Dezember, 17.15 Uhr

KlosterTage zu Weihnachten «Als sich aber die Zeit erfüllt hatte …» (Gal 4,4). Für alle, die die Festtage individuell gestalten und gleichzeitig in Gemeinschaft verbringen möchten. Pfrn. Elisabeth Wyss-Jenny, Pfr. Markus Sahli. 23. bis 26. Dezember

Musik und Wort Tacchi alti (Barbara Bossert, Flöte; Kathrin Bertschi, Harfe; Hannes Bärtschi, Viola) spielen Werke von Franz Schubert, Max Bruch und Carl Reinecke. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei/Kollekte. 1. Januar, 17.15 Uhr

Kurs für Paare Das Geheimnis zufriedener Paare ist das gelungene Gespräch. Kommunikationskurs für Paare. Susanne und Clemens Plewnia.

Ausgesprochen reformiert – Predigten: Herausgegeben von Simon Butticaz, Line Dépraz, Gottfried Locher, Niklaus Peter. TVZ, 2014. 136 Seiten, Fr. 24.80.

20. bis 22. Februar

Englische Weihnachtslieder in der Klosterkirche 17. Dezember, 19.30 Uhr

nierten Fachjury zu vergleichen. Und auch darum, weil sowohl die Herausgeber wie auch eine Mehrzahl der Predigerinnen und Prediger sich einer der wichtigsten Eigenschaften guten Predigens verschrieben haben: der nötigen Kürze.

Buchtipps: Ausgesprochen reformiert sch. Die Predigt gilt als das Kernstück des reformierten Gottesdienstes. Entsprechend wichtig ist deren Qualität. Um einen Anreiz zu schaffen, diese Qualität hoch zu halten, hat der Kirchenbund einen Predigtpreis lanciert und nach der Vergabe die prämierten Predigten in einem Büchlein publiziert. Das ist praktisch für die Profis, die selber Sonntag für Sonntag vor der Herausforderung stehen, die richtigen Worte für die Verkündigung zu finden, und die mit Sicherheit Inspirierendes, vielleicht aber auch Irritierendes im Schaffen ihrer Kolleginnen und Kollegen entdecken werden. Anregend ist die «Best-ofKollektion» auch für Laien: allein schon deshalb, weil es sich lohnt, die eigenen Präferenzen mit dem Urteil und den Kriterien der theologisch domi-

Politik von der Kanzel? sch. «Vorgetragener Allerweltsschmerz bereitet mir mehr Mühe als unbequeme ethische Genauigkeit», sagt Peter Schmid-Scheibler zur Frage, ob Gottesdienste grundsätzlich politisch sein sollten, und wenn ja wie? Peter Schmid-Scheibler hat für diese Fragen ein besonderes Sensorium: Er war Regierungsrat im Kanton Baselland und ist Ratsmitglied des SEK. Er plädiere für Zurückhaltung bei Politik im Gottesdienst. Wenn politische Fragen aber aufgeworfen würden, dann als fassbare Meinung, mit persönlichen und beruflichen Erfahrungen hinterlegt und mit einem «nachvollziehbaren Mut». Schmids Plädoyer ist einer von einem knappen Dutzend Beiträgen, die um das Thema «politischer Gottesdienst» kreisen und den Gegenstand aus den unterschiedlichsten theologischen und historischen Perspektiven betrachten. Spannend

vor allem die Erkenntnis, dass Gottesdienste auch politisch sind, wenn sie sich explizit davon distanzieren; und aufrüttelnd die Erinnerung an kriegstreiberische Gottesdienste in Deutschland in der Zeit der Weltkriege und den Mahnrufen gegen eben diese Haltung der «Bekennenden Kirche». Katrin Kusmierz, David Plüss (Hg.): Politischer Gottesdienst?! Praktische Theologie im reformierten Kontext. TVZ, 2013. 176 Seiten, Fr. 34.–.

Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13 Dietikon 1.05.15 1.11.14 Dürnten Fällanden, 80% 1.01.14 Kilchberg 1.08.13 Maschwanden 1.09.14 Opfikon, 80% 1.11.13 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS* 1.07.12 Steinmaur, 80%, EPS 1.08.14 Volketswil 1.09.14 Weisslingen 1.09.14 Winterthur Mattenbach 1.04.16 Winterthur Seen 1.01.15 Winterthur Wülflingen 1.07.15 Zürich Aussersihl, EPS 1.07.14 Zürich Höngg 1.06.13 Zürich Matthäus, 80% 1.08.13 Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Industriequartier, 50%, EPS 1.09.11 Zürich Saatlen 1.02.14 Zürich Wipkingen, 30%, EPS 1.08.12 Zürich Wollishofen 1.12.15 Zürich Wollishofen, 50%, EPS 15.08.13 *Ergänzungspfarrstelle

9. bis 11. Januar

Was will ich – was ist wichtig? Seminar zur ganzheitlichen Standortbestimmung. Lukas Niederberger.

Weitere Stellen auf: www.zh.ref.ch/stellen

9. bis 11. Januar

Luther & Bach Grosse Köpfe der Reformation. Pfr. Thomas Maurer. 17. bis 18. Januar

Musik und Wort Duo Escarlata (Daniela Hunziker, Violoncello / Viola da Gamba; Ina Hofmann, Akkordeon) spielt Werke von Purcell, Händel, Elgar,

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Wo bleiben die Tiere? Tiere hätten etwas mehr Platz in der Kirche verdient, findet Jacqueline Berger. Die Hundeinstruktorin und angehende Sozialdiakonin über gewaltfreie Erziehung, Franz von Assisi und die Idee vom Spaziergottesdienst. Von Christian Schenk

Fotos: sch

Porträt /

Fühlen sich in Bäretswil pudelwohl: Jacqueline Berger, Tio-Pepe (von hinten) und Quin.

Tio-Pepe ist nicht mehr der Schnellste. Im Treppenhaus verliert der 13-jährige Rüde schon nach den ersten Stufen den Anschluss. Jacqueline Berger und Hunde-Lady Quin müssen auf dem Weg vom Kirchgemeindehaus zur Kirche immer wieder auf den kleinen Podenco-Mischling warten. Die Geduld verliert dabei niemand. Das Trio kennt sich schon Jahre. Und mögen tut man sich auch: Wie eine kleine Familie posieren die drei später fürs Foto vor der Kirchentüre in Bäretswil. Jacqueline Berger ist angehende Sozialdiakonin, arbeitet als Praktikantin in der Kirchgemeinde und hat heute Bürotag. Da dürfen ihre Hunde dabei sein. Das sei so abgesprochen mit den Mitarbeitenden und der Pfarrerin, sagt die 24-Jährige und krault Tio-Pepe das struppige Fell. Ausgerechnet er tänzelt jetzt beim Fotoshooting hin und her und versprüht fast schon jugendlichen Leichtsinn. Das Kraftpaket Quin, ein American Staffordshire Terrier, posiert dagegen gutmütig und unaufgeregt. Dabei wäre gerade Quin von der Sorte, die einem auch das Fürchten beibringen könnte. Dass gerade das nicht passiert, dass Hunde gefürchtet werden müssen, das ist Jacqueline Berger, gelernte Hundeinstruktorin, ein Herzensanliegen. Wenn sie mit ihren Tieren oder mit jenen der neuen Halter in der Hundeschule arbeitet, dann tut sie das mit ganz viel Genotabene

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duld, Guezli und ganz ohne Gewalt. Entscheidend sei, dass die Tierhalter ihre Hunde kennen, ihre Signale zu deuten wissen – und umgekehrt. Dann gelinge mit der nötigen Konsequenz auch die Erziehung. «Jeder Hund verdient es, mit positiver Bestärkung erzogen zu werden», ist Jacqueline Berger überzeugt. Und auch davon, dass man mit dieser Haltung gegenüber den Tieren viel mehr erreicht, als wenn man sie einschüchtert, bedroht oder bestraft. Begegnet man Tio-Pepe und Quin, kommen wahrlich keine Zweifel an dieser Methode auf. Bei der Arbeit von Jacqueline Berger in der Kirchgemeinde sind die Hunde gleichwohl nur sporadisch dabei. Dann schenkt die ehemalige Fachangestellte Gesundheit ihre volle Konzentration den Jugendlichen im Unti oder den Menschen, die sie besucht und begleitet. «Ich habe in dieser Kirchgemeinde die Möglichkeiten, das ganze Spektrum kirchlicher Arbeit mitzugestalten», sagt Jacqueline Berger. Und das ermögliche ihr, die Themenfelder hautnah zu erleben, die sie auch in ihrer Ausbildung am Theologisch-Diakonischen Seminar Aarau bearbeite: von Bibelauslegung, über Katechetik, Jugend- und Altersarbeit bis zur Gottesdienstgestaltung. Und die Tiere, die ihr sonst so lieb sind in ihrem Leben? Kommen die in der

reformierten Kirche überhaupt vor? «Zu selten», findet Jacqueline Berger. In der katholischen Tradition sorgt immerhin Franz von Assisi dafür, dass die Tierwelt in der Kirche Beachtung erhält. Auch Tiersegnungen sind dort keine Seltenheit. «Das würde ich bei uns ebenfalls befürworten. Warum sollte man nicht auch Tiere dem Schutz Gottes anvertrauen dürfen?», sagt Jacqueline Berger. «Es sind auch seine Geschöpfe!» Auch sonst sieht die junge Wetzikerin einiges Potenzial, wenn die Kirche ihr Augenmerk etwas mehr auf die Tiere richten

«Viel Geduld, viel Guezli und ganz ohne Gewalt.» würde, und auf all die Menschen, die mit ihnen unterwegs sind. Ein Kirchentreff für Hundehalter oder eine Art Spaziergang-Gottesdienst? Das sind Ideen, die die angehende Sozialdiakonin gerne einmal ausprobieren möchte. Quin wäre sicher gern mit von der Partie, und Tio-Pepe – wenns nicht zu schnell geht – gewiss auch. Lächeln für die Kamera: Tio-Pepe von vorn.

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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Kommunikation Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 1 / 2015 (Februar, Woche 6) Nr. 2 / 2015 (März, Woche 10) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild: Reformen und Reformatoren stemmen. Kunstaktion mit Lutherfiguren rund ums Zwinglidenkmal in Zürich. Foto: Vera Markus

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch / notabene, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13


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