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Nr 10 / Dezember 2016

notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Auf dem Weg Richtung Weihnachten Ein Sigrist und seine Esel /

Seite 10

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Mit Lukas und Matthäus in Bethlehem

Was im Konfjahr zählt

Was die Evangelien über die Geburt Jesu wirklich erzählen

Warum Jugendliche gern in den Konf gehen – und wo es im Unti noch happert 1


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Manchmal wünschte man sich etwas mehr PS im Schlussspurt Richtung Weihnachten. Was es da nicht alles an Zusatzaufgaben und -terminen gerade für Mitarbeitende der Kirche zu bewältigen gilt! Kirchenmusiker und Katechetinnen, Pfarrerinnen und Sozialdiakone, sie alle können ein Lied davon singen, wenn sie von einer Hauptprobe zur nächsten Andacht hetzen. Auch in den Sekretariaten braucht es zum Jahresende hin Sondereinsätze, und manche Hauswartinnen und Sigristen schaffen den Weihnachtsmarathon nur mit hoher Drehzahl und qualmenden Reifen. Mehr Pferdestärken, um zeitig ans Ziel zu kommen? Ein Sigrist in Bülach kennt da noch einen anderen Weg. Natürlich steht auch er wie all seine Berufs-

«Mit mehr Pferdestärken nach Bethlehem?» kolleginnen und -kollegen in der Adventszeit unter zusätzlichem Leistungsdruck. Jürg Küng weiss allerdings aus guter Erfahrung, wie heilsam es ist, sich hin und wieder bewusst bremsen zu lassen und trotzdem, oder gerade deshalb, weiterzukommen. Dass ihm das gelingt, dafür sorgen nicht irgendwelche Mentaltrainer, sondern die Esel vom Bülacher Stadtweiher, die er seit Jahren in seiner Freizeit füttert und pflegt (lesen Sie seine Geschichte auf Seite 15). Bei den Tieren kommt er nach einem Stress2

tag zur Ruhe. Mit ihnen geht er immer wieder auf Wanderschaft, letzten Sommer gar auf eine mehrwöchige Tour Richtung Süden. Er sei selten so gelassen gewesen wie damals auf den Tagesetappen, deren Längen und Rhythmus die Esel vorgegeben hätten, erzählt Jürg Küng. Ohne grosse Vorplanung sei es auch gelungen, jeden Abend in einer Scheune oder unter einem Vordach Unterschlupf und für die Tiere einen Ballen Heu zu finden. Neben der Ruhe und Achtsamkeit hätten die Tiere auf der Reise, die ihn zusammen mit seiner Frau bis nach Bellinzona geführt hatte, auch für viele gute Begegnungen und Gespräche mit Passanten gesorgt. Eben dies tun Jürg Küngs Esel auch jetzt in der Adventszeit, wenn Sie im Auftrag des Bülacher Samichlaus noch etwas mehr als sonst unter die Leute kommen und bei ihren Begegnungen mit den kleinen und grossen Zweibeinern in einer für viele so hektischen Vorweihnachtszeit für einige beglückende Momente der Ruhe sorgen. Mehr Esel- statt Pferdestärken! Das wäre gerade in der Adventszeit und auf dem Weg zu Weihnachten die bessere Lösung, um wohlbehalten anzukommen. Die Idee ist ja nicht ganz neu. Oder wie war das damals in Bethlehem? Mit den besten Wünschen für eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit Christian Schenk Redaktion «notabene»

Aktuell

Nachrichten 3–6 Gastkolumne «Liebe Reformierte»

Mit Martin Heller 5 «Abc der Reformation»

Z wie Zpredigga 6 Schwerpunkte

Eingreifen bei Übergriffen 7

Was im Konfjahr zählt 8–9

Weihnachten für Skeptiker 10 – 12 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Porträt: Lasten- und Sympathieträger 15

Impressum / Bischof zeichnet 16

Doppelnummer: Die nächste Ausgabe des «notabene» finden Sie Anfang Februar wieder in Ihrem Briefkasten. Aktuelle News lesen Sie laufend auf www.zh.ref.ch und auf den Social-MediaKanälen der Landeskirche.

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Budget und Finanzplan / Bessere

Erträge im 2017 und Einbussen durch die Unternehmenssteuerreform sch. Am 29. November (nach Red.Schluss) entscheidet die Kirchensynode über das Budget der Zentralkasse der Landeskirche. Bei einem unveränderten Beitragssatz von 3.2 rechnet das Budget mit einem Aufwandüberschuss von 446 400 Franken. Auf der Ertragsseite rechnet der Kirchenrat mit Staatsbeiträgen im Umfang von knapp 27 Mio. Franken und Beiträgen der Kirchgemeinden von 67 Mio. Letztere wachsen dank deutlich besseren Steuereinnahmen der Kirchgemeinden um rund 2 Mio. Franken im Vergleich zum Vorjahr, dies bei gleichbleibendem Beitragssatz und einer durchschnittlichen Belastung der Kirch-

gemeinden von 30,33 Prozent. Auf der Aufwandseite schlägt der Personalaufwand mit 85,4 Mio. Franken zu Buche. Die Erhöhung gegenüber dem Vorjahresbudget um knapp eine halbe Mio. Franken ist auf höhere Sozialkosten zurückzuführen. Der ab 2017 gültige Anschlussvertrag an die Pensionskasse BVK sieht deutlich höhere Sparbeiträge für die Arbeitgeberin vor. Die effektiven Lohnkosten hingegen sinken wegen rückläufiger Stellenzahl um 1,2 Millionen. Der Kirchenrat will die Stellenentwicklung der Gesamtkirchlichen Dienste (GKD) analog zur Stellenentwicklung bei der Pfarrschaft der Mitgliederentwicklung anpassen.

Kirchensynode / «reformiert.»

für alle

statt für fast alle sch. Sollen in Zukunft alle Reformierten im Kanton Zürich die Zeitung «reformiert.» regelmässig in ihrem Briefkasten vorfinden? Dies fordert eine Gruppe von Mitgliedern der Kirchensynode mittels einer Anfang November eingereichten Motion. Bisher kommen zwar fast alle reformierten Kirchenmitglieder in den Genuss der zweiwöchentlich erscheinenden Zeitung, allerdings nur dann, wenn ihre Kirchenpflege das «reformiert.» für sie abonniert. 170 Kirchgemeinden tun dies und nutzen das Blatt als Kommunikationsmittel, das auch Mitglieder erreicht, die sonst kaum in Kontakt kommen mit ihrer Kirche. «Die Zeitung ermöglicht ihren Leserinnen und Lesern mit redaktionellen Beiträgen aus Kirche und Gesellschaft die Teilnahme am Gesamten des kirchlichen Lebens, auch über die Gemeindegrenzen hinaus», schreiben die Motionäre. Sie verweisen darauf, dass die Zeitung selber und die beigelegte lokale Gemeindeseite als «direkter Draht» zu den Mitgliedern grosse Beachtung finden. Dass «reformiert.» gut gelesen wird, bestätigten in der Vergangenheit auch unabhännotabene

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Künftig Mitgliederzeitung für alle?

gige Umfragen. Vom Konzept «reformiert.» liessen sich jüngst auch die Kirchgemeinden Zumikon und Küsnacht überzeugen, die während einiger Jahre darauf verzichtet hatten, ihren Mitgliedern das «reformiert.» flächendecken zukommen zu lassen. Wenn die Kirchensynode dem Vorstoss zustimmt – voraussichtlich an der Sitzung vom 10. Januar – wird der Kirchenrat beauftragt, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen und neue Modalitäten der Finanzierung auszuarbeiten.

Dort, wo sich neue Aufgaben ergeben oder Aufträge der Kirchensynode umzusetzen sind, soll aber die Möglichkeit der Schaffung neuer Stellen bestehen. Das bedingt, dass andernorts Stellen reduziert werden. Die Sachkosten erhöhen sich gegenüber dem Vorjahresbudget um 1,7 Mio. Franken. Dafür sorgen Aufwendungen für das Reformationsjubiläum, das Projekt Mitgliederdatenbank und das Projekt KirchGemeindePlus.

Einbussen durch Steuerreform Zusätzlich zum Budget präsentieren die Finanzverantwortlichen der Landeskirche den Finanzplan, der die Entwicklung bis 2021 abschätzt. Mit einer deutlichen Zäsur ist ab 2019 zu rechnen: Die geplante Unternehmenssteuerreform III (USR III) dürfte dann zu einem Rückgang der Steuereinnahmen bei den Juristischen Personen von rund 25 Prozent führen. Damit wäre insgesamt mit einem Rückgang der Steuereinnahmen von 7,5 Prozent zu rechnen. Dies dürfte dann ab 2021 zu einem Defizit führen, das durch weitere Reduktion des Aufwandes aufgefangen werden müsste. Diese Prognose sei aber «sehr vorläufig» und müsse bei Vorliegen genauerer Analysen wieder angepasst werden, heisst es im Finanzplan. Im Hinblick auf die Referendumsabstimmung zur Unternehmenssteuerreform III hat der Kirchenrat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die eine Stellungnahme der Landeskirche erarbeitet. Die Vorlage kommt am 12. Februar 2017 vors Volk.

Podium zur USR III Fünf Stadtzürcher Kirchgemeinden und die Zeitschrift «reformiert.» laden zu einer Podiumsdiskussion zur Unternehmenssteuerreform III. Unter dem Titel «Die Kirche und die Gerechtigkeit» werden unter anderem die Folgen der Steuerreform für die Kirchen diskutiert. 16. Januar, 19.30 Uhr, Kirchgemeindehaus Neumünster, Zürich.

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Video-Serie / Wie

man mit dem Pfarrberuf seiner Frau klarkommt kom. Die Video-Serie «Meine Frau ist Pfarrerin» findet in der Romandie seit bald zwei Jahren grosse Beachtung. Eine wirblige Pfarrerin und ihr wenig frommer Ehemann, der mit dem Beruf seiner Frau gelegentlich seine liebe Mühe hat, versuchen auf sympathische Weise, grosse Ansprüche heiter und lebensnah umzusetzen. Die Episoden sind jetzt auch auf Deutsch zu erleben. «Was macht es mit mir, wenn ich als Mann einer Pfarrerin mehr Künstlermanager bin als etwas anderes und mich nur noch mit Sonnenbrille ins Dorf traue?», fragt sich Thomas, frischgebackener Ehemann der Dorfpfarrerin Clara in einer Mischung aus Besorgnis und Belustigung. Die Szene stammt aus der ersten Episode der Videoserie «Ma femme est pasteure» und ist typisch für das manchmal witzige, manchmal verzweifelte Bemühen des Ehemanns, mit dem Beruf seiner Frau klarzukommen.

«Sie liebt noch einen anderen». Pfarrehemann Victor über seine Frau Carolina. Das Genfer Ehepaar nimmt sich in «Ma femme est pasteure» selbst auf die Schippe.

Die beiden Hauptdarsteller, welche die Idee selbst entwickelt haben und die Filme in ihrer Firma selbst produzieren, sind Carolina Costa, reformierte Pfarrerin in Genf, und Victor Costa. Sie sind auch im realen Leben ein Ehepaar und waren bereits vorher Schauspieler. Sie nehmen in den Filmen gesellschaftliche und existenzielle Fragen, aber auch Episoden aus dem Alltag einer Pfarrerin auf, die der eher agnostisch veranlagte Ehemann humorvoll aus seiner Perspektive erzählt. Die Videos sind in einem dynamischen Stil gedreht und richten sich an ein jugendliches Publikum, das sich mit Kirchen-Klischees auseinandersetzt. Die Filmserie «Ma femme est pasteure» – mit kurzen Videos im Internet

– ist in der Romandie im Februar 2015 gestartet und zu einem grossen medialen Erfolg geworden. Produziert wurden bisher elf Kurzfilme von rund vier Minuten Länge. Die Serie wurde an internationalen Webfestivals nominiert und hat – neben zahlreichen Medienechos – zwei Preise erhalten: «best actress» in Bilbao und «mention spéciale» in New York. Aufgrund des Erfolgs in der Westschweiz wurde die Serie mit Unterstützung des SEK sowie den Landeskirchen Aargau, Bern-Jura-Solothurn und Zürich auf Deutsch übertragen. Die Episoden werden in dreiwöchigem Abstand im Internet aufgeschaltet. Anklicken unter: www.meinefrauistpfarrerin.ch

Vernehmlassung und Organisationsmodelle / KirchGemeindePlus kom. Die Arbeit an der Gestaltung der Kirche im Rahmen von KirchGemeindePlus ist in allen Kirchgemeinden und auf verschiedenen Ebenen in vollem Gang. Seit September und bis Januar 2017 läuft die Vernehmlassung zum Prozess, wie ihn Kirchenrat und Kirchensynode vorgezeichnet haben. Seit November liegen ausserdem die Organisationsmodelle für Kirchgemeinden vor, die aufzeigen, wie sich grosse Kirchgemeinden mit mehreren lebendigen Zentren und einer stattlichen Mitgliederzahl organisieren können, um ihre Aufgaben wahrzunehmen. Die Kirchensynode äusserte sich dazu in einer Aussprache am 29. November. Ab Mitte Januar startet überdies eine Reihe von 4

bewegt

Workshops zu praktischen Fragen, die der Prozess aufwirft. Die Workshops – verantwortet von der Landeskirche und dem Verband des Personals Zürcherischer Evangelisch-reformierter Kirchgemeindeverwaltungen (VPK) – geben Unterstützung in den Bereichen Projektmanagement, Finanzen, Liegenschaften, Personal, Kommunikation, IT und Datenablage. Alle Infos zum Prozess und bewegte und motivierende Bilder (in Form eines Films erstellt an der Kirchenpflege-Konferenz) gibt es auf www.kirchgemeindeplus.ch und neu auch auf Facebook: facebook.com/kirchgemeindeplus Anmeldung Kurse: www.vpk-zh.ch

Stimmen und Sitmmungen von der Kirchenpflege-Konferenz in einem Kurzfilm.

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wegen Kirchenplantage!

«notabene» 9 / 2016: «Ab in den Dschungel» Matthias Krieg rät «der Kirche», nicht in den Plantagen zu verharren, sondern in den Dschungel hinauszugehen. Das finde ich ein schönes und anregendes Bild. Was ich mir allerdings wünschte, ist, dass auch er selber seine Plantage verlassen würde. Dass er also fröhlich und interessiert dem Dschungel der real existierenden Gemeinden und anderen kirchlichen Orten einen Besuch abstatten würde. Er könnte dort nämlich auf eine weit vielfältigere und farbigere Fauna und Flora als fünfzehnminütige Predigten treffen. Er könnte Taizélieder

singen, in Chrabbelgottesdiensten Geschichten hören, meditieren, in Kirchen Kunst auf sich wirken lassen. Er könnte Menschen begleiten, die an Demenz erkrankt sind, für Flüchtlinge kochen und in Zellen Häftlingen zuhören. Wenn er dann in diesen und noch vielen anderen alltäglichen Dschungeln unserer Kirche mit uns Früchte gegessen hätte, zugehört und nachgefragt, geschwiegen und gebetet hätte, wenn er all diese Orte und Erfahrungen geschätzt und gewürdigt hätte – dann würde ich gern von ihm hören, wo es noch versteckte oder übersehene Plantagen gibt. Pfrn. Regula Schmid

Treff für stellenlose Fach- und Führungskräfte /

Ohne Job «auf Kurs bleiben» sch. Arbeitslosigkeit trifft längst nicht nur Erwerbstätige in wenig qualifizierten Jobs. Auch Fach- und Führungskräfte können nach dem Verlust einer Stelle plötzlich Mühe bekunden, wieder eine Anstellung zu finden. Das Umfeld reagiert in solchen Fällen besonders häufig mit Unverständnis. Und auch die gängigen Anlaufstellen für Arbeitslose sind für die Betroffenen nicht immer eine optimale Hilfe. Seit gut elf Jahren springt deshalb eine kirchliche Initiative in die Bresche: Der vom Verband der reformierten Kirchgemeinden der Stadt Zürich getragene «Treffpunkt für stellenlose Fach- und Führungskräfte» ist seit seiner Gründung und bis heute eine wichtige und regelmässig frequentierte Anlaufstelle für Betroffene. Jeden Dienstag von 9 bis 11 Uhr treffen sich rund zwölf Teilnehmende, um «auf Kurs zu bleiben», wie das Motto des Treffs heisst. Myrta Ruf, Initiantin und Teil des hauptsächlich ehrenamtlich geführten Leitungsteams, beschreibt die Stimmung der Treffen als fröhlich, obwohl die schwierige Suche nach einer neuen Stelle das dominierende Thema für alle Beteiligten sei. Gerade weil alle in einer ähnlichen Situation seien, vernotabene

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stehe und motiviere man sich gegenseitig. Jeden Dienstag setzt sich die Gruppe für das nächste Treffen ein neues Thema. Die Moderation liegt beim Leitungsteam, den Einstieg oder auch einmal Themenpräsentationen übernehmen die Teilnehmenden selbst. Hin und wieder sind auch Referenten geladen. «Wir sind im Treff bunt zusammengesetzt, und alle haben ihre eigenen Bewältigungsstrategien entwickelt, die sie im Treff weitergeben. Das bedeutet mir viel», sagt ein Teilnehmer. Naturgemäss ändert die Zusammensetzung der Gruppe laufend. Wer einen Job findet, verabschiedet sich. Neue Interessenten sind jederzeit und ohne Anmeldung an der Stauffacherstrasse 10 in Zürich willkommen. Infos: www.selbsthilfe-zuerich.ch

«Kompass» in Thalwil Einen bewährten Treffpunkt für Stellensuchende bietet unter dem Titel «Kompass» auch die Kirchgemeinde Thalwil. Dort trifft man sich regelmässig am Montag Nachmittag an der alten Landstrasse 93a, ab 13.30 Uhr. www.kirche-thalwil.ch/kompass

Foto: Markus Bertschi

Leserbrief / Von

Liebe Reformierte Am 7. November hat der Zürcher Kantonsrat die Unterstützung des Reformationsjubiläums aus Mitteln des Lotteriefonds bewilligt. Ein Betrag von 8 Millionen Franken soll – zusammen mit den bereits gesprochenen städtischen und kirchlichen Mitteln – die hohen Ansprüche der Programmarbeit sicherstellen. Damit ist die letzte Unsicherheit beseitigt. Ab jetzt versteht sich jede Planung als Realisierungsschritt. Zusammen mit den vielen, die mittun, sind Barbara Weber und ich erleichtert und beflügelt. Zugleich wächst die Verantwortung. Aus dem Antrag des Regierungsrates an das Parlament: «Zahlreiche Wertvorstellungen, die uns selbstverständlich sind, gehen

«Wider das Zerrbild einer lustfeindlichen Vorhölle» auf die Reformation zurück. (...) Das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation ist deshalb weit mehr als ein kirchlicher Anlass. Das Reformationsjubiläum betrifft ebenso die politische, gesellschaftliche und kulturelle Dimension unseres Gemeinwesens.» Das sind starke Worte. Und 8 Millionen Franken für ein kulturelles Projekt sind auch in der reichen Schweiz viel Geld. Deshalb ist die grosszügige Förderung eine Verpflichtung. Für uns, die wir ein anderes Verständnis der Reformation etablieren möchten als jenes unsägliche Zerrbild einer lustfeindlichen Vorhölle, das viele reflexhaft mit Zwinglis Wirken verbinden. Die Verpflichtung schliesst aber auch die reformierte Kirche ein. Der Kantonsratsbeschluss ist Ausdruck eines politisch motivierten Vertrauens. Gerecht werden muss ihm eine ebenso politische Haltung: die kirchliche Bereitschaft, das Jubiläum zur offenen Auseinandersetzung mit dem Gemeinwesen zu nutzen. Martin Heller arbeitet zusammen mit Barbara Weber im Auftrag des Vereins «500 Jahre Zürcher Reformation» an der Gestaltung des Reformationsjubiläums.

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Verfassung SEK / Reformiert

oder evangelisch oder beides?

Aus dem Abc der

Reformation Z wie zPpredigga

Die Reformation, die reformierte besonders, am deutlichsten die Zürcher, hat den Sinn des Gottesdienstes verrückt. Weg vom Kult, der rituell stets dasselbe wiederholt und auch dann noch wirkt, wenn keine Hirnmasse aktiv ist. Weg vom Opfer, das auf dem Altar magisch vollzogen wird. Weg von der Metaphysik, die eine geweihte Person braucht, um stellvertretend nachvollziehbar zu werden. Zürcherinnen und Zürcher gehen seither nicht mehr zur Messe, sondern «zPredig». Hin zum Predigtgottesdienst, in dem das Wort und die Kanzel die Mitte bilden und kein Altar zu sehen ist. Hin zur Interpretation der Bibel, für die es verbi divini ministri braucht, Berufsleute, die akademisch gelernt haben, dem göttlichen Wort zu dienen, indem sie es gegenüber dem Leben interpretieren und das Leben gegenüber ihm, hin und her. Hin zu Hörenden, die mitdenken, weil nun ihr Leben auch zum Stoff des Gottesdienstes gehört, wie das Wort auch ihnen zum Leben gegeben ist. «Nimm und lies», wie der alte Augustin einst vernahm. Die Reformation hat das Privileg von Wort und Mahl zum Privileg jedes Einzelnen gemacht. Seither wirkt es, indem er sich beteiligt. «Glaube, damit du verstehst», wie der alte Augustin einst forderte. Das war und ist ein bisschen verrückt: Ohne eigene aktive Hirnmasse ist bei den Reformierten kein Gottesdienst zu machen. Predigt aber ist Interpretation von Wort und Leben, ob als Kanzelrede in der Kirche oder als Graffititalk in der Halfpipe. Kommt das Leben nicht vor, bleibt das Wort stumm. Kommt das Wort nicht vor, bleibt das Leben leer. Matthias Krieg

sch. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) will sich eine neue Verfassung geben und hat die Mitgliedskirchen zur Vernehmlassung eingeladen. Zur Debatte steht dabei auch der Name des Zusammenschlusses der 24 reformierten Kantonalkirchen, der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Église Évangélique Libre de Genève. Der SEK plädiert für eine Umbenennung in «Evangelische Kirche Schweiz» (EKS), um damit das intensivere Miteinander der Mitgliedskirchen zu unterstreichen. Der Zürcher Kirchenrat begrüsst in seiner Vernehmlassungsantwort zwar, dass das Zusammenwachsen der reformierten Kirchen in der Schweiz auch in der neuen Namensgebung sichtbar wird. Er fordert allerdings, beim neuen Namen die Selbstbezeichnung der «Reformierten» einzubeziehen: «Alle reformierten Kirchen des SEK ausser Thurgau und Genf bezeichnen sich selbst sowohl auf deutsch als auch auf französisch als reformierte bzw. réformée. «Reformiert» habe sich ausserdem im Volksgebrauch und als Wortmarke etabliert und werde im Gefolge des Reformationsjubiläums noch einmal an kommunikativer Kraft gewinnen. Als neuen Namen schlägt der Zürcher Kirchenrat deshalb «Reformierte Kirche Schweiz» (RKS) respektive «Eglise réformée de la Suisse» (ERS) vor. Denkbar wäre auch die Bezeichnung «Reformierter Kirchenbund Schweiz». Auf das Attribut «evangelisch» muss laut dem Kirchenrat im offiziellen Namen nicht verzichtet werden. So wie es

die Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich pflegt, die mit der Wortmarke «Reformierte Kirche Kanton Zürich» auftritt, kann die offizielle Bezeichnung von der kommunikativen abweichen. Die offizielle Bezeichnung hiesse folglich «Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz». Dies hätte den Vorteil, dass die Doppelbezeichnung dem Umstand Rechnung trägt, dass mit der Evangelisch-methodistischen Kirche eine nicht reformierte Kirche ebenfalls Mitglied ist, und allenfalls später auch die Evangelisch-lutherische Kirche zumindest assoziiert ist.

Zürcher weiterhin untervertreten Neben der Namensgebung, der Formulierung der Präambel oder Fragen zur Leitung steht in der neuen Verfassung des SEK auch die Gewichtung der Mitbestimmung der Mitgliedskirchen zur Debatte. Der Verfassungsentwurf sieht eine leicht angepasste Form der Stimmkraftgewichtung vor, die die Grössenverhältnisse unter den Mitgliedskirchen besser abbilden soll. Diesen Vorstoss unterstützt der Kirchenrat. Er weist aber darauf hin, dass die Zürcher Landeskirche auch mit der künftigen Regelung im Verhältnis zur Mitgliederzahl und zur Finanzkraft immer noch deutlich untervertreten bleibt. Die Vernehmlassungsantwort des Kirchenrates wird der Kirchensynode am 29. November vorgelegt und geht dann an den SEK. Die Vernehmlassung endet Ende 2016.

Mehr reformierte Kulturgeschichte In zehn Tranchen hat Matthias Krieg in einem kleinen Abc Begriffe aus der Kulturgeschichte der Reformation durchs Jahr geführt. Zu erzählen gibts dazu natürlich noch viel mehr. Matthias Krieg und Anne Durrer legen mit ihrem Buch «Wolkenalphabet» 365 pointierte Texte vor und behandeln dabei Stichworte zu wichtigen, vergessenen, überraschenden und bewegenden Begriffen der Reformation. Wolkenalphabet. 365-mal reformierte Kulturgeschichte. Mit Illustrationen von Daniel Lienhard. TVZ 2016, 220 Seiten, Fr. 29.80.

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Broschüre gegen die Ausnützung von Abhängigkeiten /

Eingreifen bei Übergriffen Die Landeskirche macht den Umgang mit Abhängigkeiten und Übergriffen zum Thema. Mit einer Broschüre ruft sie zum Hinschauen, Wahrnehmen und Handeln auf.

sch. Ein Pfarrer ist drauf und dran, sich in die Frau zu verlieben, die er als Seelsorger berät und begleitet; ein Mitglied eines Teams von Freiwilligen in der Kirchgemeinde fühlt sich durch ein anderes belästigt; eine Jugendarbeiterin erfährt in einem Seelsorgegespräch von häuslicher Gewalt… Kirchliche Behörden und Mitarbeitende können plötzlich mit solchen Situationen konfrontiert sein. Sie können Zeuge werden, auf Verdächtigungen hingewiesen und zum Handeln aufgefordert werden. Sie können selbst in die Situation geraten, Grenzverletzungen zu begehen oder Opfer solcher zu werden. Wie aber verhält man sich richtig? Was gilt es von Fall zu Fall zu beachten und wie sorgt man für eine Arbeitskultur, in der Ausnützung von Abhängigkeitsverhältnissen verunmöglicht wird?

Bewusstsein schärfen Antworten darauf hält die stark erweiterte Auflage der Broschüre «Hin-

schauen – Wahrnehmen – Handeln» bereit. Die Landeskirche hat sie in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft gegen die Ausnützung von Abhängigkeiten (agava) überarbeitet und ergänzt. Die knapp 60-seitige Broschüre stellt in je zweiseitigen Kapiteln die wichtigsten Zusammenhänge im breiten Feld von Belästigungen und Übergriffen dar. Sie thematisiert Gewalt in spezifischen Situationen und Formen der Ausnützung, beschreibt die Folgen für die Opfer und hält praxisorientierte Handlungsanweisungen für Intervention und Prävention bereit. Kapitel zu Rechtsfragen, ein Anhang ausgewählter Gesetzestexte, ein Sachregister und Adressen für spezifische Anlauf- und Beratungsstellen machen die Broschüre zu einem umfassenden Handbuch. Es richtet sich in erster Linie an Behörden und Mitarbeitende der Zürcher Landeskirche. Die grundsätzlichen Überlegungen und Beispiele sind aber allgemein gültig und schärfen das Bewusstsein generell für Situationen und

Sensibel für eigene Gefühle (Auszüge aus der Broschüre) • Im seelsorglichen Gespräch entsteht eine aussergewöhnliche Nähe, die häufig mit einer Bedürftigkeit und einer grossen Erwartungshaltung seitens der Ratsuchenden verbunden ist. Gespräche finden traditionsgemäss innerhalb der Privatsphäre der Beteiligten statt, was ein sorgfältiges Klären und Einhalten des Settings nötig macht, um allen Beteiligten zu verdeutlichen, dass es sich um eine professionelle Beziehung handelt. • In der Kinder- und Jugendarbeit müssen Aufgaben, Rollen und Funktion vor allem auch mit den Freiwilligen geklärt werden. Sie sind in Lagerwochen aufgrund ihrer altersmässigen Nähe zu den Jugendlichen häufig deren erste Bezugspersonen für persönliche Fragen. Die Lagerverantwortlichen müssen mit den Jugendlichen die Verhaltensregeln festlegen und sie bei Nichteinhaltung durchsetzen.

Rollen, in denen die Gefahr der Ausnützung von Abhängigkeiten besteht.

Grenzverletzung bei der Kirche In seinem Begleitwort schreibt der Kirchenrat: «Sexuelle Gewalt und Grenzverletzungen sind ein aktuelles und hochsensibles Thema. Im kirchlichen Kontext verdient es besondere Beachtung, da die kirchliche Arbeit von und durch Beziehungen lebt. Insbesondere in der Seelsorge und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bestehen Abhängigkeitsverhältnisse, mit denen bewusst und sorgsam umgegangen werden muss.» Die Broschüre stellt einen Baustein dar, um dem Thema Grenzverletzungen im kirchlichen Kontext grössere Beachtung zu schenken und die Präventionsarbeit zu intensivieren. Weitere Elemente werden folgen. So wird das bisherige Merkblatt «sexuelle Belästigung» abgelöst werden durch ein InternetTool, welches zielgruppenspezifische Hilfestellungen geben wird für alle Situationen, in denen Grenzverletzungen erlebt oder beobachtet werden. Auch Hilfestellungen für die kirchliche Jugendarbeit sowie Kurse und Weiterbildungen sind in Planung. Infos und Broschüre zum Downloaden auf: www.zh.ref.ch/ grenzverletzungen Kontakt: sabine. scheuter@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 30.

• Unerfüllte Bedürfnisse von kirchlichen Mitarbeitenden können zu Machtmissbrauch führen, wenn sie sich zur Sehnsucht und Hoffnung auf Erfüllung durch die ratsuchende Person verdichten. Solche Gefühle dürfen in einer professionellen Beziehung nicht ausgelebt werden. Es gilt, eigene Gefühle kritisch zu reflektieren und in Krisensituationen seelsorgliche, supervisorische, psychotherapeutische oder anderweitige Unterstützung zu beanspruchen.

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Fotos: zVg / sch

Konfirmandenarbeit auf dem Prüfstand /

Was im Konfjahr zählt Der Konfunti kommt bei den Jugendlichen erstaunlich gut an. Dies bestätigen jüngste Forschungsergebnisse. Problemzonen gibt es gleichwohl. Markus Beile, neuer Beauftragter für die Konfarbeit der Landeskirche, nimmt Stellung zu fünf Thesen. Von Christian Schenk

Mit 300 Teilnehmenden war die diesjährige Konfnacht in Zürich ein Grosserfolg. Grosse Gemeinschaftsevents sind also ein Schlüssel zum Erfolg in der Konfarbeit, richtig?

Dem kann ich zustimmen. Die jungen Menschen kommen heute mit einer relativ unreligiösen Biografie zu uns in die Kirche, und wir sprechen mit ihnen über Dinge im religiösen Bereich, zu denen sie vielfach gar keinen Erfahrungsbezug haben. Religion hat aber mit Erfahrung zu tun. Macht man sie nicht, dann spricht man über leere Dinge. Während eines Gemeinschaftsanlasses wie der Konfnacht machen die Jugendlichen Erfahrungen, die ihnen zu diesem Zeit-

Gottesdienst erleben, eröffnet für die Jugendlichen eine neue Art der Spiritualität, die sie anspricht. Natürlich gibt es auch auf Ebene der Kirchgemeinden viele Möglichkeiten, erfahrungsorientiert zu arbeiten. Gerade Konflager – das bestätigt auch die Studie – sind sehr wirkungsvoll und sorgen für eine nachhaltige Bindung an die Kirche. Jugendliche geben in der Konfstudie den Gottesdiensten keine guten Noten. Warum lässt man sie nicht selber vermehrt gestalten, zumal sich Jugendliche heute oft gewohnt sind, vor Publikum aufzutreten?

Die Konfirmanden urteilen tatsächlich nicht gut über Gottesdienste, sowohl vor als auch nach der Konfirmandenzeit. Das muss uns zu denken geben. Wir müssen uns überlegen, wie wir Gottesdienste in Zukunft gestalten. Sie müssen ganzheitlicher sein, nicht nur den Verstand ansprechen, sondern auch das Gefühl. Wir müssen Gottesdienste stärker inszenieren. Die Konfirmanden müssen Teil dieser Inszenierung sein. Ich glaube, dass sie das auch gerne tun. Im Konfunterricht, den ich derzeit als Pfarrer in Konstanz erteile, haben wir letzthin zum Thema «Geheimnis Gott» Präsentatio-

«Religion hat mit Erfahrung zu tun. Macht man sie nicht, spricht man über leere Dinge.» punkt vielleicht gar nicht bewusst sind: das Erleben einer Sternennacht, die Erfahrung zusammen mit anderen Gleichaltrigen beim Wandern zu reden und dann zusammen zu schweigen. Auch eine Nacht der Lichter mit einem Taizé8

nen erarbeitet. Ein Teil davon haben wir der Gemeinde im Gottesdienst vorgestellt. Ich war beeindruckt, wie die Jugendlichen ganz selbstverständlich vor die Leute hinstehen. Das gilt es zu nutzen. Mein Vorschlag wäre, die Konfirmanden nicht nur im Schlussgottesdienst, sondern während des ganzen Konfjahres immer wieder partiell an der Gestaltung des Gottesdienstes teilhaben zu lassen. Das ist auch ein Gewinn für die Gemeinde. Sie bekommt etwas mit von den Themen und der Dynamik des Konfunterrichts. Die Beschäftigung mit Bibel und Glaubensinhalten ist für Jugendliche nur dann von Interesse, wenn es persönliche Anknüpfungspunkte gibt. Wie findet man diese?

Das ist die grosse didaktische Herausforderung. Wenn man den Unterricht macht, muss man die Lebenswelt der Konfirmanden kennen lernen wollen. Wir dürfen nicht so tun als ob, sondern es wirklich tun. Wenn wir die Welt der Jugendlichen kennen und wenn wir den Jugendlichen partnerschaftlich begegnen, dann öffnen sie sich auch. Dann sagen Jugendliche, welche Fragen sie im Leben haben, welche Herausforderungen sie bestehen müssen. Als Pfarrperson muss man eine solch vertrauensvolle notabene

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Gemeinschaftserlebnisse wie die Konfnacht (links), aber auch der klassis Unti kommen bei Konfirmandinnen und Konfirmanden gut an.

«Die Konfirmanden urteilen nicht gut über Gottesdienste. Das muss uns zu denken geben.» Begegnung wollen. Auf der anderen Seite muss man auch eine eigene für sich konsistente Haltung zu den Grundfragen des Glaubens, der Bibel, zu Gott, zu Jesus Christus erarbeitet haben. Und dann geht es darum, diese beiden Welten miteinander zu verknüpfen. Patentrezepte gibt es hier keine.

nen Tellerrand hinaus. Welche Erfahrungen aus Ihren Aufenthalten in Barcelona, Singapur und Deutschland lassen Sie in Ihre Arbeit einfliessen?

Barcelona und Singapur waren deutschsprachige Auslandgemeinden. Ich hatte dort fast ausschliesslich mit Expats zu tun und im Konfunti mit Kindern von reichen und erfolgreichen Eltern. Sinnfragen stehen für diese Menschen im Vordergrund. Davon war dann auch die Konfarbeit geprägt. Logisch war auch, dass wir viel stärker mit anderen Religionen zu tun hatten. Auch das prägte den Unti. Als Minderheit geht es dann darum, die eigene Anschauung zu profilieren im Gespräch mit den anderen Religionen. Und da hat das Christentum eine Menge zu bieten. Insofern mache ich mir also auch keine Sorgen, wenn sich durch die Globalisierung der religiöse Markt auch bei uns installiert.

Für Konfirmanden und «religiöse Nichtschwimmer»

Eine Kirche, die nicht nur redet, sondern handelt, überzeugt auch Jugendliche. Kommt diakonisches Engagement in der Konfarbeit nicht zu kurz?

Ich glaube, dass die Menschen allgemein erwarten, dass die Kirche Position bezieht und ihr Handeln an den christlichen Grundwerten ausrichtet: Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung gehören zu diesen Maximen. Eine handelnde Kirche zeigt der Gesellschaft ihre Plausibilität. Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht das Gefühl vermitteln, Kirche sei nur für die Randgruppen da. Sonst entsteht ein Kirchenbild, das besagt: Wenn es dir gut geht und du erfolgreich bist, ist die Kirche für dich völlig uninteressant. Ich finde es gut, wenn Konfirmanden Kirche als handelnde Organisation erleben. Man sollte aber nicht nur auf diesen sozialdiakonischen Bereich fokussieren.

Markus Beile, geboren 1964, ist seit Frühling 2016 Beauftragter für Konfirmationsarbeit bei der Landeskirche (60 Prozent) und Pfarrer in Konstanz. Er studierte Philosophie und evangelische Theologie, absolvierte das Vikariat in Freiburg, Mannheim und Barcelona. Danach war er Pfarrer in Immenstaad/Bodensee und Allensbach sowie Auslandspfarrer in Singapur. Markus Beile ist Vater zweier erwachsener Töchter. Als Autor machte er sich mit dem Buch «Religion für Nichtschwimmer» einen Namen.

Gute Konfarbeit blickt über den eige-

Kontakt: Tel. 044 258 92 41 markus.beile@zh.ref.ch

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Studie Konfirmationsarbeit Im Rahmen einer europäischen Studie wurden im Jahr 2012 /2013 Jugendliche und Mitarbeitende zur Konfirmationsarbeit befragt. Seit 2016 liegen die Ergebnisse in Buchform vor. Die Autoren legen die Befunde detailliert vor und vergleichen die Erwartungen und religiösen Einstellungen der Jugendlichen und Mitarbeitenden mit deren Erfahrungen und Zufriedenheit am Ende der Konfirmationszeit. Thomas Schlag, Muriel Koch, Christoph H. Maass. Konfirmationsarbeit in der Schweiz. Ergebnisse, Interpretationen, Konsequenzen. TVZ, 2016. 470 Seiten, Fr. 54.–.

Arbeitshilfe Konfarbeit Damit die Arbeit mit Konfirmanden gelingt, hat die Landeskirche 2014 die Arbeitshilfe «Wir leben in Beziehungen» herausgegeben. Das Lehrmittel, entwickelt unter der Leitung von Dorothea MeyerLiedholz, stellt Unterrichtsmaterial in 18 Themen bereit. Die Arbeitshilfe bietet Kurzanleitungen für kreative Methoden in der Konfirmationsarbeit, aber auch Anregungen und Checklisten für Begegnungen und Kurzpraktika in der Kirchgemeinde oder jugendgerechte gottesdienstliche Feiern. Sie berücksichtigt unterschiedliche Anspruchsniveaus für religiöses Lernen in heterogener Gemeinschaft und orientiert sich an den Lebenswelten und Kompetenzen der Jugendlichen. Wir leben in Beziehungen. Arbeitshilfe für die Konfirmationsarbeit. TVZ, 2014. Mit 2 Begleit-DVDs und 103 Karten, 704 Seiten, Fr. 150.–.

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Die Bibel unter der Lupe /

Weihnachten für Skeptiker Nur zwei Evangelisten erzählen von der Geburt Jesu – und erst noch komplett verschieden. Was bedeutet eine solch wacklige Faktenlage für skeptische Bibelleser? Und welche Wege und Lesarten führen sonst noch zur Krippe? Im Gespräch mit Angela Wäffler-Boveland, Pfarrerin und Co-Leiterin von «Werkstatt – Theologie – Bildung». Von Christan Schenk

Nicht gerade weihnachtlich, wenn man sich an der Weihnachtsgeschichte mit wissenschaftlichen Methoden zu schaffen macht … oder doch?

Doch, sehr wohl. Für mich braucht es eine theologische Auseinandersetzung – gerade über solch legendarische Texte, die erst nach einem vertieften Blick preisgeben, was sie eigentlich erzählen wollen. Für mich geht Glauben nicht ohne verstehen zu wollen. Ich brauche diese Texte, um mich selbst immer wieder hinterfragen zu lassen. Erst so wird es Weihnachten – und jedes Jahr neu. Für Theologen gehört es zum Basiswissen, dass Matthäus und Lukas die Geburt Jesu unterschiedlich erzählen. Als Laie hat man das weniger im Blick. Können Sie kurz rekapitulieren, wer was erzählt?

Zuerst möchte ich die Gemeinsamkeiten hervorheben: Beide erzählen die Geburtsgeschichte in einem grösseren Zusammenhang, holen weit aus: Matthäus beginnt mit einem Stammbaum von Josef, bevor die Rede auf die Geburt Jesu kommt. Lukas startet mit der Ankündigung und Geburt von Johannes dem Täufer. Beide erzählen dann auf ihre ganz eigene Art, wie es geschehen konnte, dass Gott Mensch wird. Dafür greifen beide auf Legenden-Elemente zurück, die auch von anderen Helden und Göttern erzählt wurden. Wie erfährt man nun bei Matthäus, wie

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Gott auf die Welt kommt?

Warum erzählt uns Matthäus denn diese haarsträubende Episode?

Matthäus beginnt mit der Geschichte von Josef. Er ist verlobt mit einer Frau, die plötzlich schwanger wird. Josef ist fair genug, sie nicht als Ehebrecherin an den Pranger zu stellen, will sie aber heimlich verlassen. Nun greift Gott ein und fordert von Josef, bei Maria zu bleiben, weil deren Kind von Gottes Geist ist. Josef behält sie also bei sich, und das Kind wird in Bethlehem geboren. Danach kommen die Sterndeuter nach Jerusalem und fragen bei König Herodes nach, wo der neugeborene König der

Er sagt damit, dass das Leben dieses Neugeborenen von Anfang an bedroht war. Gott kommt nicht als privilegierter, sondern als bedrohter Mensch auf die Welt. Und diese Bedrohung ist doppelt. Sie kommt mit Herodes vom Herrscherhaus. Und sie kommt gesellschaftlich zustande, weil Maria unverheiratet schwanger wird und dafür geächtet und ausgegrenzt würde. Ein eigentliches Unterschichten-Schicksal.

«Gott kommt nicht als privilegierter, sondern als bedrohter Mensch auf die Welt.» Juden geboren worden sei, der ihnen von den Sternen angekündigt wurde. Sie lösen damit einen Schrecken am Hof aus, finden später das Kind in einem Haus – nicht in einem Stall –, beschenken es mit Gold, Weihrauch und Myrrhe und kehren heim, ohne bei Herodes vorbeizugehen. Darauf wird am Königshof der sogenannte Kindermord von Bethlehem geplant, für den es allerdings keine historischen Belege gibt.

Und warum dann dieser Vorspann mit dem Stammbaum von Josef?

Das ist ein interessanter Kontrapunkt. Der Stammbaum leitet nämlich die direkte Verwandtschaft Josefs von König David ab. Jesus wird dank Josef also zum Nachkommen aus dem Hause Davids. Damit hält Matthäus bewusst in der Schwebe, ob Maria nun wirklich jungfräulich Mutter wurde. Erst die Wirkungsgeschichte hat es dann kippen lassen und zum Dogma erhoben. Wechseln wir zu Lukas: Der erzählt komplett anders…

Lukas berichtet von der Volkszählung unter Kaiser Augustus und Statthalter Quirinius und davon, dass das Ehepaar Josef und Maria deshalb von Nazareth nach Bethlehem, der Stadt Davids, reisen musste. Von jungfräulicher Schwangerschaft ist da nicht die Rede, sondern von Josef und seiner anvertrauten Frau, notabene

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Eine Skulptur (um 1450) inszeniert die Anbetung der «Heiligen Drei Könige». Der Evangelist Matthäus sprach allerdings von «Sterndeutern».

Foto: © epd-bild / Thomas Rohnke

Eintauchen in Bibel und Theologie

die schwanger war. Historisch verbürgt sind Quirinius als Statthalter und Augustus als Kaiser. Die Volkszählung allerdings nicht. Es hat zwar solche Volkszählungen gegeben, aber man muss annehmen, dass Lukas sie hier mit einem theologischen Interesse einbaut, um zu begründen, dass dieser Jesus aus Nazareth in Bethlehem geboren wird. Dann geht die Erzählung so weiter, wie wir sie alle kennen, dass die beiden keine Herberge fanden und dass das Neugeborene in Windeln gewickelt und in eine Futterkrippe gelegt wird. Auch da spielt das Moment der Bedrohung eine wichtige Rolle. Und dann kommt die berühmte Geschichte von den Hirten auf dem Feld, denen die Engel verkünden, dass der Heiland geboren ist. Dass die Hirten hier als erste Zeugen genannt sind, hat seine Gründe...

Ich habe lange gedacht, dass damit vor allem eine soziale Geschichte erzählt wird, dass ausgerechnet die Hirten als Halbnomaden und Aussenseiter der Gesellschaft die Frohe Botschaft erfahren. Die Geschichte hat aber noch eine andere Dimension: nämlich die, dass die Hirten einen Bezug zu David herstellen, der ebenfalls als Hirte zum König gesalbt wurde. Wer das Alte Testament kannte, hörte das damals heraus. Und noch etwas war herauszuhören: Der Ruf der Engel von «Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen» ist ein Gegenentwurf zum damaligen röminotabene

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schen Frieden, der militärisch durchgesetzt worden war. Jetzt wird von den Engeln ein messianischer, gewaltfreier Frieden verkündet. Lukas ist generell interessiert daran, das Geschehen immer wieder historisch zu verorten und andererseits einen Gegenentwurf zur herrschenden Gesellschaft zu zeigen. Bei Krippenspielen wird oft eine Zusammenfassung beider Geschichten aufgeführt. Verschenkt man sich dadurch nicht die unterschiedlichen Perspektiven und Pointen?

Mit der Verknüpfung der beiden Geburtslegenden und auch mit deren liebevollen Ausschmückung habe ich kein Problem. Aber es ist gleichwohl wichtig, nachzufragen, was wir durch die verschiedenen Geschichten alles erfahren können. Über das Kind, das angeblich aus dem Geist Gottes gezeugt wird; über die Bedrohung des göttlichen Lebens. Das sollten wir nicht verniedlichen. Welche der beiden Weihnachtsgeschichten ist Ihnen persönlich näher?

Das wechselt ständig. Und dann mag ich auch die Weihnachtsgeschichte, wie sie Johannes in seinem Evangelium erzählt. Auch der fragt sich, wie Gott in die Welt kommt. Bei ihm ist die Rede davon, dass das Wort in die Welt kommt (Joh 1). Und dann gibt es auch bei Paulus eine sehr kurze Version (Röm 1,3+4). Dort heisst es, dass Jesus nach dem Fleisch aus dem Samen Davids geboren

Wie geht man mit der Bibel um? Wie erfährt man die Grundlagen der christlichen, reformiert geprägten Theologie? Die Fachstelle wtb (Werkstatt – Theologie – Bildung) bietet im Auftrag der reformierten Landeskirchen der Deutschschweiz verschiedene Kurse und Weiterbildungen für Erwachsene an: unter anderem einen dreijähriger Evangelischen Theologiekurs (ETK) oder einen einjährigen Kompaktkurs (Theok). Nächster Infotermin: 19. Januar, 19 Uhr. Alle Infos auf www.wtb.ref.ch

ist, nach dem Geist von Gottes Geist stammt. Da haben wir wieder diese Ambivalenz, wie sie auch in den anderen Evangelien zu finden ist. So unterschiedliche Geschichten, so viel Legendenhaftes – da ist klar, dass es mit den historischen Fakten nicht weit her sein kann. Was weiss man wirklich?

Wenn wir nach Wahrheit fragen, können wir das auf verschiedenen Ebenen tun. Auf der historischen, rationalen Ebene können wir festhalten: Wir wissen nichts über die Geburt Jesu. Jesus ist als No-

«Auf der rationalen Ebene können wir festhalten: Wir wissen nichts über die Geburt Jesu.» body geboren worden. Und damals hat man sich höchstens für die Geburtsgeschichten von Königskindern interessiert. Diese sind dann aber auch immer rückblickend erzählt worden. Den Menschen, die die Evangelien dazumal gelesen haben, war durchaus bewusst, dass auch bei Jesus Geburtslegenden erzählt werden. In ihnen wird zurückdatiert, was die Menschen von Jesus wussten. Das hat damals niemand für bare Münze 11


genommen. Für den damaligen Zuhörer war aber auch klar, dass hier etwas Wichtiges erzählt wird: eine Wahrheit jenseits der historisch-rationalen Ebene. Eine Wahrheit auf der Beziehungsebene der Menschen, und auf einer existenziellen Ebene in der Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Diese Erzählungen verfolgen also immer auch theologische Ziele?

seine Gemeinde ist die Geburtsgeschichte schlicht kein Thema. Das Markus-Evangelium ringt noch vielmehr mit der Frage: Ist dieser Glaube an Jesus eigentlich etwas, was uns guttut oder eher etwas Bedrohliches? Dann ist also Markus der Evangelist für Skeptiker?

In der Tat. Markus ringt ganz besonders. Und eben er lässt die Geburtsge-

Absolut. Und dies auch für unterschiedliches Publikum. Wahrheit kommt nicht in Form von Definitionen daher, sondern in Form von Geschichten. Das Markus-Evangelium, älter als die beiden anderen, weiss gar nichts von einer Geburtsgeschichte – warum ist das für Markus kein Thema?

Markus ist als ältester Evangelist am nächsten am JesusGeschehen dran. Für ihn und

schichte offen. Sie arbeiten in den Theologiekursen mit Erwachsenen, die mehr über die Bibel wissen wollen. Erlebt man dabei eben solche Aha-Effekte?

Die Frage nach den Wahrheitsebenen ist ein ständiges Thema in unseren Kursen. Wichtig ist ebenso, die verschiedenen Bezüge in der Bibel zu finden, die Verbindungen vom Alten zum Neuen Testament. Nur so nebenbei: Genau auf diese Weise kommen auch Ochs und Esel an die Krippe (Jes 1,3). Mir liegt die intellektuelle Beschäftigung mit den Texten am Herzen, das historische Wissen darum, was es mit den Texten auf sich hat, was sie mitteilen wollen. Ich will die Geschichten nicht nur repetieren und einfach glauben müssen, sondern mit ihnen im Gespräch bleiben. Ich will die Bibel beim Wort nehmen, nicht wörtlich. Foto: © epd-bild / Thomas Rohnke

Themen und Termine

Mit dem Reformationsjubiläum auf den Marktplatz Projekte im Rahmen des Reformationsjubiläums eignen sich, um zu den Menschen zu gelangen. Wie können Sie Ihre Themen lustvoll und kreativ auf den «Marktplatz» tragen und an die Öffentlichkeit bringen? Leitung: Simone Strohm Fotos: Vera Markus /flickr.com/zhrefch

Und sie bewegt sich doch… Im Rahmen des Reformprozesses KG+ entstehen grössere Kirchgemeinden. Deren Sozialräume gilt es neu zu entdecken und kreative Wege zu finden, mit den Menschen vor Ort Kirche zu gestalten. Dazu bieten wir den Kirchgemeinden Entdeckungsreisen an. Leitung:

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Mathias Burri, Agnes Joster, Matthias Krieg, Gerda Zbinden

Theater entwickelt und inszeniert werden kann. Leitung: Pesche Brechbühler

Kurse nach Bedarf und Anfrage; Ort und Zeit nach Vereinbarung Informationen: 044 258 92 43 mathias.burri@zh.ref.ch

20. Januar, 8.30 bis 16.15 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung: 044 258 92 93 katja.freese@zh.ref.ch

Bühne frei! Lustvolle theaterpädagogische Spielformen. Einige theoretische Inputs, vor allem aber viele praktische Übungen zu Theaterspiel und Improvisation. Ausserdem zusätziche Impulse, wie mit einer Kindergruppe ein

Kaufrausch und Onlinesucht Sucht muss nicht an bestimmte Substanzen gebunden sein, die Schlagworte sind bekannt: Workaholic, Sportsucht oder Handyabhängigkeit. Diese Weiterbildung gibt einen

Fotos: flickr.com/zhrefch

Kurse nach Bedarf und Anfrage; Ort und Zeit nach Vereinbarung Informationen: 044 258 92 15 simone.strohm@zh.ref.ch

Kurse & Weiterbildungen

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Überblick über Ursachen und Entstehung von Suchtverhalten und zeigt Möglichkeiten zum Umgang im Alltag der Jugendarbeit. Leitung. Jens van Harten

7. März (1 Tag) Kloster Kappel und 7. Dezember (halber Tag) Hirschengraben 50, Zürich Anmdeldung: 044 258 92 36 edwin.blumer@zh.ref.ch

Zwischen Werbung und Bekenntnis Wie können Kirchgemeinden oder Pfarreien Erfahrungen aus der «weltlichen» Öffentlichkeitsarbeit zeitgemäss und effizient einsetzen, ohne das eigene Glaubensbekenntnis zu missachten? Leitung: Nicole Zeiter

reformiert.regional Die Mitgliederzeitung «reformiert.» mit den lokalen Beilagen ist das zentrale Instrument der Mitgliederpflege. Wie gelingt es, die Beilagen so herauszugeben, dass sie lesefreundlich und praktikabel sind? Leitung: Daniel Kolb, Simone Strohm

26. / 27. Januar, 9.15 bis 17 Uhr Centrum 66, Zürich Anmeldung: 043 336 70 30 e.studer@paulusakademie.ch www.paulusakademie.ch

21. März, 17.30 bis 20.30 Uhr Hirschengraben 7, Zürich Anmeldung: 044 258 92 76 annemarie.huber@zh.ref.ch

Kirche als Bewegung Wie kann Kirche mit Menschen gestaltet werden, die mit Kirche wenig oder nichts am Hut haben? Gemeinsam machen sich die Teilnehmenden auf die Suche nach neuen kirchlichen Ausdrucksformen. Leitung: Mathias Burri, Agnes Joester

Das Gymnasium Unterstrass kennenlernen Informationsabend: 10. Januar, 19.30 Uhr. Tag der offenen Tür: 20. Januar, ab 7.50 Uhr. Seminarstrasse 29, Zürich, Infos: 043 255 13 33 www.unterstrass.edu

3. März, 9 bis 17 Uhr Blaufahnenstrasse 10, Zürich Anmeldung: 044 258 92 43 mathias.burri@zh.ref.ch

Ich schenke euch ein neues Herz… Werkstatt «AndersLesen». Zum dritten Mal realisiert wtb eine Bibelarbeit zur Jahreslosung, damit eine spirituelle und theologische Begegnung mit dem Text möglich ist. Die Vorbereitung dazu stehen jetzt schon elektronisch zur Verfügung. Gleichzeitig lädt wtb zu einem Werkstattabend ein. Leitung: Brigitte Becker, Angela WäfflerBoveland

«Welche Werte gelten?» Fachtagung Interreligiöse Friedensarbeit Werte in Schule und Gesellschaft liegen zwischen Beliebigkeit und Identität. Gerade in der Schule brechen Konfliktlinien auf zwischen Wertbindung und Neutralität. Wie viel Toleranz wollen wir und wo sind Grenzen? Leitung: Mouhanad Korchide, Hans Georg Signer, Seyran Ateş 13. Februar, 9 bis 17 Uhr Missionsstrasse 21, Basel detlef.lienau@mission-21.org www.mission-21.org/fachtagung

Foto: ZVG

12. oder 16. Januar, 18 Uhr Hirschengraben 7, Zürich www.wtb.ref.ch

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Reformationsjubiläum: Mitfeiern im Grossmünster und im HB SEK und Zürcher Landeskirche laden am 5. Januar 2017 zum Deutschschweizer Jubiläumsauftakt «500 Jahre Reformation». Der Festakt beginnt um 17 Uhr auf dem Grossmünsterplatz mit Ansprachen von Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Stadtpräsidentin Corine Mauch, SEK-Präsident Gottfried Locher, Kirchenratspräsident Michel Müller und Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist. Für die musikalische und künstlerische Einstimmung sorgen die Zürcher Sängerknaben und der Lichtkünstler Gerry Hofstetter. Am 6. und 7. Januar (jeweils ab 10 Uhr) gehen die Auftaktfeierlichkeiten weiter im Zürcher Hauptbahnhof mit Attraktionen und Mitmachmöglichkeiten: eine Druckerei mitten in der HB-Halle, in der man Plakate drucken kann, eine Zeitung zum Reformieren, ein Redaktionstisch mit Tischgesprächen und Podien, eine Abendveranstaltung mit über 400 Sängerinnen und Sängern. Dazu der Truck des Europäischen Stationenwegs. Sowohl am Grossmünster wie am HB sind Mitfeiernde herzlich willkommen! Für einen kraftvollen Auftritt der Kirche sind ausserdem noch Freiwillige gesucht. Kontakt: marcel.lehmann@zh.ref.ch

Weihnachtszeit und LutherTag bei «Relimedia» Vor Weihnachten gibt es im ökumenischen Medienzentrum neue Angebote: Das Verleihsortiment wurde um eine grosse Auswahl an Handpuppen erweitert. Zu Beginn des Luther-Jahres präsentiert Relimedia am «Luther-Tag» unterschiedliche Medien zur Reformation.

Gottesdienste & Veranstaltungen Adventskonzert 2016 Pablo Casals (1876 – 1973): Oratorium «El Pessebre» (Die Krippe): Aargauer Kantorei; Collegium Vocale Grossmünster; La Chapelle Ancienne. Leitung: Kantor Daniel Schmid

Luther-Tag: 23. Januar Relimedia, Gemeindestrasse 11, Zürich, www.relimedia.ch

11. Dezember, 17 Uhr Grossmünster, Zürich

Fotos: relimedia

24. Januar, 9 bis 12 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Infos: 044 258 91 79 jens.vanharten@zh.ref.ch

Fotos: sch

(M)eine Standortbestimmung in Zeiten des Wandels Persönliche Reflexion und Zukunftsperspektiven. Wo stehen Sie auf Ihrem Weg? Welche Stärken und Kompetenzen haben Sie und wie könnten Sie diese nutzen? Was sind Ihre nächsten Schritte? Leitung: Agnes Joester, Eric Ryf

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Adventszeit in der Zürcher Altstadt Mitten in der Zürcher Altstadt eine Insel der Ruhe und Stille finden: in der Kirche St. Peter, im Grossmünster, in der Wasserkirche und in der Predigerkirche. Mit Morgengebeten, Texten und Musik am Abend. 2. bis 21. Dezember

Vivaldi, Giger, Piazzolla, Jazzund Volksmusikarrangements sowie Eigenkompositionen gespielt. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. 1. Januar, 17.15 Uhr

Was will ich, was ist wichtig Seminar zur ganzheitlichen Standortbestimmung. Leitung: Lukas Niederberger 6. bis 8. Januar

Kloster Kappel Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

KlosterTage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel Für alle, die die Festtage individuell gestalten und gleichzeitig in Gemeinschaft – mit einem vielseitigen Rahmenprogramm – verbringen möchten (Detailprogramm erhältlich). Leitung: Pfr. Markus Sahli, Pfrn. Elisabeth Wyss-Jenny 23. bis 26. Dezember resp. 30. Dezember bis 2. Januar

Musik und Wort – «Verklärte Nacht» Das Trio Rafale (Maki Wiederkehr, Klavier; Daniel Meller, Violine; Flurin Cuonz, Violoncello) spielt Beethovens «Trio Es-Dur, op. 1 Nr. 1» und Schönbergs «Verklärte Nacht, op. 4». Lesungen: Pfr. Markus Sahli 25. Dezember, 17.15 Uhr

Silvesterabend im Kloster Kappel Gottesdienst um 18 Uhr, festlicher Abend ab 19.30 Uhr im Klosterkeller (um Tischreservation wird gebeten). 31. Dezember, ab 17.30 Uhr

Schreiben wollte ich schon immer Mein Leben würdigen. Leitung: Rosmarie Meier-Dell‘Olivo 7. bis 8. Januar

Achtsamkeit – Momente von Ruhe und Leichtigkeit Leitung: Marc Oberer 14. bis 15. Januar

Kreistänze zum Jahresanfang Leitung: Rita Kaelin-Rota 14. bis 15. Januar

Niklaus von Flüe: Mystiker – Mittler – Mensch Kappeler Auftaktveranstaltung zum 600. Geburtstag von Bruder Klaus mit Kirchenratspräsident Michel Müller, Dr. Roland Gröbli und Pfr. Christoph Hürlimann

Foto: flickr.com/zhrefch

sch. «Heute ist ein trauriger Tag für Daria. Eigentlich möchte sie den Tag gar nicht anfangen. Am liebsten würde sie sich in ihrem warmen Bett verkriechen und dann …» So beginnt eine von 44 Geschichten aus der «Geschichtenkiste», die Kinder nach wenigen Worten in ihren Bann ziehen. Die Erzählung handelt von Daria und ihrer Katze, die von einem Auto überfahren wurde und davon, wie Daria und ihre Familie Abschied nehmen. Sie bringt die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer in Kontakt mit Themen wie Tod, Trauer und Freundschaft und eignet sich als erzählerischer Stoff für den kirchlichen Unterricht. Eben dafür wurden diese und die anderen Geschichten konzipiert. Geschichtenschreiberinnen und -schreiben haben sie im Rahmen eines Erzählprojekts der Landeskirche verfasst – nun liegen sie gesammelt vor und bilden eine Fundgrube für all die Themen, die im Unti zur Sprache kommen. Ausgestattet mit Stichwortverzeichnis, Bibelstellenverzeichnis, Zeit- und Inhaltsangaben ist die «Geschichtenkiste» optimal aufbereitet von Leuten aus der Praxis für die Praxis. Dorothea Meyer-Liedholz (Hg.): Geschichtenkiste – Neue Geschichten für minichile, 3. Klass-Unti und Club 4. Mit Illustrationen von Tanja Stephani. TVZ, 2016. 148 Seiten, Fr. 32.–.

29. Januar, 13.30 bis 16.45 Uhr

Musik und Wort – Ensemble A Cinque Voci «In Gottes namen fara wir» – Pilgermusik aus dem Mittelalter und der Renaissance. Lesungen: Pfr. Markus Sahli 29. Januar, 17.15 Uhr

Timeout statt burnout Die kurze Auszeit mit langer Wirkung – für Männer. Leitung: Christoph Walser 3. bis 4. März

Musik und Wort – «Saitenzauber» Die Hackbrettformation Anderscht und Gast: Bettina Boller (Violine) (ver)führen auf ihre Weise – eben «anderscht» – ins neue Jahr: Auf über 100 Saiten werden Werke von Bach,

Buchtipp: Geschichtenkiste

Stellen im Web Offene Pfarrstellen, Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stellen

Medientipp: Reformierte Städte erleben mit der R-City-Guide-App nn. Sind Sie neu in der Stadt und interessiert an wichtigen Schauplätzen der Reformationsgeschichte? Dann begeben Sie sich auf Spurensuche mit der neue R-City-Guide-App! Profitieren Sie von der vielfältigen Städteauswahl und entdecken Sie deren Reformationsstätten in Basel, Bern, Chur, Genf, Ilanz, Lausanne, Neuenburg, St.Gallen, Wildhaus und Zürich. Schaffhausen soll im kommenden Jahr ergänzt werden. Mittels GPS-geführter Rundgänge und Audioguide erfahren die Nutzer alles Wissenswerte vor Ort. Beim Testen der App fallen einige Dinge auf, die noch verbessert werden könnten: Trotz langer Download-Dauer ist Internet zu jeder Zeit erforderlich, um die Karte anzeigen zu können. Um Touristen die Suche nach der jeweiligen Reformationsstadt zu vereinfachen, müsste eine automatische Wegbeschreibung hinzugefügt werden. Zudem kommen englisch- und französischsprachige Nutzer nicht in den Genuss des Audioguides. Das Fazit fällt trotzdem positiv aus: Die App ist für leicht zu bedienen und bietet kurz und knapp die wichtigsten Informationen. Kostenloser Download bei Google-Play oder im App-Store

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Lastenund Sympathieträger Porträt /

Jürg Küng und seine Esel sind ein eingespieltes Team und gerne unterwegs. Mit seinen Tieren macht der Sigrist von Bülach Menschen glücklich – und das nicht nur im Auftrag des Samichlaus. Text und Bild: Christian Schenk Die Esel vom Bülacher Stadtweiher, umsorgt von Regula und Jürg Küng Zouhour.

Am liebsten würden sie wieder loslaufen. Die drei Esel vom Bülacher Stadtweiher drängen zum Ausgang ihres Geheges und müssen dann enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass Jürg und Regula Küng Zouhour das Gatter vor ihren Nüstern schliessen. Die Zeit reicht heute nicht für eine Wanderung. Zu dicht gefüllt ist die Agenda der Pflegefachfrau und des Sigristen der Kirchgemeinde Bülach. Gerade jetzt, in der Adventszeit, eilt ein Sigrist von einem Termin zum nächsten, ist noch gefragter als sonst beim Organisieren und Einrichten all der Anlässe in der und um die Kirche. Wenn man ausserdem – wie Jürg Küng – so gute Beziehungen zu Eseln pflegt, dann beschert dies ebenfalls zusätzliche Anfragen: Der Samichlaus in Bülach weiss nämlich seit langem, dass ihm die Esel von Jürg Küng viel Arbeit abnehmen können und mit ihrer puren Präsenz am Chlausauszug und bei den Hausbesuchen für Glücksgefühle bei Kindern und Erwachsenen sorgen. Jürg Küng lässt sich auch auf diesen Auftrag ein, und wird sich dafür in den Schmutzlimantel hüllen und seine Lasttiere durch die mit Schaulustigen gesäumten Strassen führen. Dabei ist ihm und den Tieren der Trubel manchmal fast etwas zu viel. «Bei notabene

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den Eseln finde ich sonst oft Ruhe», sagt Jürg Küng und erzählt, wie er nach einem strengen Arbeitstag auf dem Heimweg noch im Stall Halt macht und sich für eine Viertelstunde zu den Tieren setzt. Seit rund einem Jahrzehnt sorgt er in seiner Freizeit für die Tiere. Er kennt ihr Wesen, weiss um ihre Bedürfnisse, ihre Ängste, ihre Freuden und Launen.

Von Bülach bis Bellinzona Noch etwas inniger ist die Beziehung zu den Tieren seit letztem Sommer. Da haben das Ehepaar Küng, die 20-jährige Eselsdame Bettina und der junge Wallach Sharif zusammen die Sommerferien verbracht: auf einem fast siebenwöchigen Marsch von Bülach bis Bellinzona. Eine wunderbare Erfahrung für alle Beteiligten und ein komplett anderes und auf das Wesentliche reduziertes Leben sei das gewesen, sagt Jürg Küng. Man habe kaum an einem Morgen gewusst, wo man am Abend ankommen und Heu und Herberge finden werde. Aber Tag für Tag ist es den Reisenden nach drei bis fünf Stunden Marsch gelungen, Unterschlupf zu finden: mal unter einem Vordach, mal in einer Scheune. Die Route führte das Quartett durchs Unterland bis nach

Zürch-Höngg, von dort bis zum Grossmünster und quer durch die City via Bahnhofstrasse ans linke Seeufer. Später zog man weiter je nach Tagesform in kleineren und grösseren Etappen zum Walensee und hinein ins Bündnerland. Immer eingespielter wurde das Team aus Mensch und Tier. Auch der junge Sharif, anfangs ängstlich und im Windschatten der erfahrenen Bettina, wurde mutiger und reisegewandter. Die Lust am Laufen liess kaum nach – nur bei Regen sackte die Motivation der ursprünglich in Nordafrika beheimateten Esel ab. «Immer wieder suchten die Menschen mit uns den Kontakt und das Gespräch», erzählt Regula Zouhour. Die Esel seien nicht nur Lasten-, sondern bei fast allen Menschen auch Sympathieträger. Bei der fürsorglichen Art, wie die Küngs mit ihren Tieren umgehen, beruht dies offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Sharif lehnt sich minutenlang wohlig an Jürg Küng und lässt sich von ihm kraulen. Nur zum Wandern kann Sharif seinen Meister diesmal nicht bewegen, da hilft kein Stüpfen und Drängen am Gatter. Noch nicht. Die Küngs haben Pläne im Hinterkopf für eine Fortsetzung der Wandertour. Gut möglich, dass Sharif davon bereits Wind bekommen hat. 15


AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8001 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Autorinnen und Autoren Nicolas Niedermann (nn) Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare. Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli und Dezember . Nächste Ausgaben Nr. 1/2017 (Februar, Woche 5) Nr. 2/2017 (März, Woche 9) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web www.zh.ref.ch / notabene

Titelbild Die Esel vom Bülacher Stadtweiher. Foto: Christian Schenk

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Hirschengraben 7, 8024 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Hirschengraben 7, Postfach 673, 8024 Zürich

Warum die Tiere aussen vor bleiben und was die Evangelisten über die Geburt Jesu wirklich erzählen, lesen Sie ab Seite 10.


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